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Arbeit & Soziales Verschwörungsideologie

Gemeinsam für ein solidarisches Potsdam!

Neues Jahr — neue Schwurbelei…

Gegen­protest darf nicht fehlen: Wir machen eine eigene Demo!
Los geht’s am Mon­tag, 03.01.22 um 16:30 Uhr Vor­platz Bran­den­burg­er Tor!

Am let­zten Mon­tag haben wir den Impfgegner*innen und Coronaleugner*innen in Pots­dam nicht die Straßen über­lassen! 5 x 💯 Antifaschist*innen und Men­schen aus der ganzen Stadt­ge­sellschaft haben laut­stark protestiert und eine Schwurbel-Demo in der Innen­stadt erfol­gre­ich blockiert.
Damit bekam Pots­dam eine über­re­gionale Bedeu­tung in den Nachricht­en. Während es in vie­len Städten zu immer mehr und oft auch gewalt­tätigeren Protesten von Schwurbler*innen kommt, zeigt unsere Stadt­ge­sellschaft, dass es auch anders geht!

Deshalb wer­den wir weit­er machen. In ein­er gemein­samen Onlinekon­ferenz haben die 20 im Bünd­nis „Gemein­sam für ein sol­i­darisches Pots­dam“ zusam­mengeschlosse­nen Ini­tia­tiv­en entsch­ieden, sich den recht­sof­fe­nen Schwurbel-Demos auch am näch­sten Mon­tag ent­ge­gen zu stellen.

Natür­lich gibt es auch bei uns Diskus­sio­nen und Fra­gen dazu, wer eigentlich die Leute in Pots­dam sind, denen ihre indi­vidu­elle, ego­is­tis­che Frei­heit wichtiger ist als die Gesund­heit und das Über­leben ihrer Mitmenschen.
Wir wis­sen von der Teil­nahme von Coronaleugner*innen, Verschwörungserzähler*innen, AfD und Nazis — im Netz und auf der Straße.
Natür­lich wis­sen wir auch, dass hier Men­schen dabei sind, die von ein­er wis­senschaftlich nicht begründ­baren Angst vor ein­er Imp­fung auf die Straße getrieben wer­den. Ger­ade für die gilt aber: Demon­stri­ert nicht mit Nazis und anti­semi­tisch motivierten Verschwörungserzähler*innen!

Unser Wider­stand richtet sich gegen eine Bewe­gung, die zunehmend die Demokratie bedro­ht, deren ide­ol­o­gis­che Basis immer stärk­er rechte Nar­ra­tive enthält und die das gesellschaftliche Kli­ma zerstört.

Unsere Kri­tik richtet sich auch gegen eine Coro­n­apoli­tik, welche Konz­erne schützt und die Las­ten der Pan­demie den Men­schen auf­bürdet. Wir fordern eine Gesund­heit­spoli­tik, welche den Beschäftigten in den Kranken­häusern und Pflegeein­rich­tun­gen eine gesicherte finanzielle Per­spek­tive gibt und den vorhan­de­nen Impf­stoff gerecht in der ganzen Welt verteilt.

Dies wer­den wir am Mon­tag, den 3. Jan­u­ar 2022 wieder auf die Straße tragen.
📢Wir rufen auf, ab 16:30 Uhr zu ein­er gemein­samen Demon­stra­tion zu kom­men. Sie startet am Bran­den­burg­er Tor und wird durch die Innen­stadt zum Nauen­er Tor führen. Damit block­ieren wir die Innen­stadt für die Coronaleugner*innen und wer­den sie nicht laufen lassen.

Bitte organ­isiert Euch auch bei dieser Aktions­form in Kle­in­grup­pen, seid mobil, tragt Masken und hal­tet Abstand.

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

Radikaler Einfluss auf Corona-Proteste in Rathenow

In Rathenow (Land­kreis Havelland/Brandenburg) wird seit Wochen gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men der Bun­desregierung demon­stri­ert. Die Demon­stra­tio­nen scheinen bürg­er­lich. Doch extrem Rechte fachen die Proteste an. Ihr selb­sterk­lärtes Ziel: „Die BRD muss weg“.

Feind­bild Bundesrepublik

Coro­na-Proteste in Rathenow: „Kein­er herrscht, wenn kein­er gehorcht“

Eine größere Gruppe Men­schen: Män­ner, Frauen und Kinder, bürg­er­lich gek­lei­det, vere­inzelt mit Kerzen in der Hand, ver­sam­meln sich am frühen Abend, im Schutze der Dunkel­heit auf dem Märkischen Platz in Rathenow. Aus einem eben noch andächti­gen Tre­f­fen entwick­elt sich dann aber plöt­zlich ein Demon­stra­tionszug, aus dem laut­stark: „Frieden, Frei­heit, keine Dik­tatur“ skandiert wird und der auch recht schnell hand­grei­flich gegen jeden wird, der ver­sucht sich ihm in den Weg zu stellen, auch gegen Polizeibeamte. Trans­par­ente und Plakate gibt es kaum, Reden wer­den keine gehal­ten. Doch Allen ist klar worum es geht: Auflehnen gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men der Bun­desregierung. Denn die Aktion auf der Straße ist eigentlich nur noch der let­zte Schritt im Pro­tokoll der  medi­al stark bee­in­flussten Protestkul­tur der Pan­demie-Ver­harm­losenden. Der entschei­dende Prozess des gegen­seit­i­gen Gedanke­naus­tausches find­et im Social­me­dia statt: oft bei Face­book, jedoch immer öfter bei Telegram. „ Freie Bran­den­burg­er“ nen­nt sich dort beispiel­weise ein bran­den­burg­weites Net­zw­erk von Pan­demiev­er­harm­losern. Die für das havel­ländis­che Rathenow zuständi­ge Net­zw­erk-Unter­sek­tion trägt das Kürzel „HVL“ und hat momen­tan 318 Mit­glieder (Stand: 28.12.2021, 9:30 Uhr). Hier wird – im Gegen­satz zu den Demon­stra­tio­nen auf der der Straße – Klar­text gesprochen, Strate­gien aus­ge­tauscht und Aktio­nen vor­ab geplant. Ein­er der dort aktiv­en Wort­führen­den aus Rathenow ist Chris­t­ian Kaiser. Er bringt es auf den Punkt: „Die BRD muss weg“. Und: „Die Proteste müssen von uns ange­facht wer­den“. Sich sel­ber sieht er dabei als „poli­tisch geschul­ten Deutschen“, dessen Auf­gabe es sei „so viele Land­sleute wie möglich“ in seine Rich­tung zu ziehen.

Chris­t­ian Kaiser fordert in einem Telegram-Kanal, dass die „BRD“ weg müsse.

Der „Dritte Weg“ stellt die Systemfrage

Chris­t­ian Kaiser mit „III. Weg“ Hut (links)

Doch Chris­t­ian Kaiser ist nicht irgendw­er. Der Rathenow­er beken­nt sich seit Monat­en offen zur neon­azis­tis­chen Kader­partei „Der Dritte Weg“. Am 3. Juli 2021 marschierte Kaiser beispiel­sweise, mit einem T‑Shirt der Partei gek­lei­det, beim „Tag der Heimat­treue“ in Olpe (Nor­drhein-West­falen) mit. Bei ein­er Coro­na-Mah­nwache am 26. Novem­ber 2021 in Rathenow trug er außer­dem ein Base­cap des Drit­ten Wegs.  Am 20. Dezem­ber  2021 filmte Kaiser die Coro­na-Proteste in Rathenow mit seinem Handy und veröf­fentlichte das Video unter seinem Namen bei „HVL – Freie Bran­den­burg­er“. Wenige Minuten später veröf­fentlichte „Der dritte Weg“ das­selbe Video inklu­sive Parteil­o­go in seinem Telegram-Kanal für Berlin und Brandenburg.

Kaiser (oben) erstellt uA Pro­pa­gan­davideos für den III. Weg

Die Neon­azi-Partei hat momen­tan ein starkes Inter­esse an die Coro­na-Proteste anzu­dock­en, sieht sie doch darin die Chance einen Wan­del des poli­tis­chen Sys­tems her­beiführen zu kön­nen. Offen wurde bei einem größeren Parteiaufzug am 15. Dezem­ber 2021 in Witt­stock (Dosse) die Sys­tem­frage gestellt. Und auch bei ähn­lich großen Aufzug der Partei am 23. Dezem­ber 2021 in Wit­ten­berge  lautete die Kern­pa­role: „Das Sys­tem ist gefährlich­er als Corona“.

Für die bei­den Aufzüge in Nord­bran­den­burg wur­den übri­gens zeitweise inak­tive extrem rechte Struk­turen wieder zum Leben erweckt. Ähn­lich erscheint dies auch in Rathenow.

Ein Vor­bild für die Coro­na-Proteste in Rathenow: Das Bürg­er­bünd­nis Havelland

Ehe­ma­lige Akteure des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ während der Coro­na-Proteste im Dezem­ber 2021 in Rathenow: Ralf Maasch, Chris­t­ian Kaiser, Wolf­gang H

Chris­t­ian Kaisers poli­tis­che Lauf­bahn begann näm­lich bere­its 2015. Damals war er der Anführer des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“, ein­er ver­meintlich bürg­er­lich aus­gerichteten Ini­tia­tive mit klar flüchtlings­feindlichen Posi­tio­nen, welche sich an den Aufzü­gen der PEGIDA in Dres­den ori­en­tierte und sich wie diese wöchentlich ver­sam­melte. Die regelmäßi­gen Ver­samm­lun­gen in Rathenow zogen damals bis zu 600 Men­schen in ihrer Spitzen­zeit. Ihr Tre­ff­punkt war der Märkische Platz, wo bere­its im Novem­ber 1989 die wöchentlichen Demon­stra­tion des Neuen Forums für Refor­men in der DDR, Proteste gegen Ras­sis­mus im März 2000 oder gegen die Agen­da 2010 im August 2004 stat­tfan­den. „Wir erhoben uns – Gestalt zu sein“ wird der ehe­ma­lige DDR Kul­tur­min­is­ter Johannes R. Bech­er auf dem markan­testen Gebäude am Platz – dem Kul­turhaus – zitiert. Ein Zitat, unter welchem sich viele Protest­be­we­gun­gen gerne zeigen. Doch keine Bewe­gung hat sich dort länger öffentlich präsen­tiert als das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“. Vier Jahre lang, von 2015 bis 2019, wurde sich dort wöchentlich ver­sam­melt und große Teile der Stadt mit dumpfen Ras­sis­mus, Ver­schwörungserzäh­lun­gen und Reichs­bürg­er-The­sen laut­stark beschallt. In dieser Zeit entwick­elte sich das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ von ein­er losen Ini­tia­tive zu einem fes­ten, einge­tra­ge­nen Vere­in. Ab 2017 ord­nete der Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg den Vere­in in den Phänomen­bere­ich „Recht­sex­trem­is­mus“ ein. Chris­t­ian Kaiser führte das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ bis zur offiziellen Vere­in­sauflö­sung im Jahr 2019 als Vere­insvor­sitzen­der. Im Pro­tokoll der Grün­dungsver­samm­lung des Vere­ines vom 1. Mai 2016 find­en sich neben Kaisers Namen aber auch noch zwei weit­ere Akteure, welche heute bei den Protesten gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men aktiv sind : Wolf­gang H und Ralf Maasch. Während H meist nur zweitrangige Vor­stand­sämter aus­führte und in der Regel nur als ein Art Adju­dant des Vor­sitzen­den wahrnehm­bar war, machte Maasch, der inner­halb des Vere­ins unter anderem für dessen Face­book-Seite (2017) ver­ant­wortlich war, eine nicht unbe­deu­tende Parteikarriere.

Die Rolle der lokalen AfD

Ralf Maasch nahm näm­lich seit spätestens 2016 an Ver­samm­lun­gen der AfD teil. Im Rah­men der Kom­mu­nal­wahlen im Mai 2019 wurde er auf ein­er Wahlliste dieser Partei in die Rathenow­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung (SVV) gewählt. Daraufhin wurde Maasch Vor­sitzen­der des Auss­chuss­es für Kli­maschutz, Umwelt, Ord­nung, Sicher­heit und Brand­schutz. Im Okto­ber 2019 avancierte er sog­ar zum Vor­sitzen­den des AfD Ortsver­ban­des Rathenow.

Doch auch in diesen Ämtern blieb Maasch vor allem eines: ein Straße­nak­tivist. Bere­its bei den ersten Protesten gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men im Mai und Juni 2020 in Rathenow ver­suchte er gemein­sam mit seinem alten Wegge­fährten Chris­t­ian Kaiser  Ein­fluss zu gewin­nen. Die zügi­gen Lockerun­gen der Bun­desregierung ließen die Fre­quen­tierung der lokalen Ver­samm­lun­gen jedoch schnell abebben und bedeu­tungs­los werden.

Erst ab dem 26. Novem­ber 2021 fan­den in Rathenow wieder Proteste gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men statt. Neben Chris­t­ian Kaiser gehörte auch Ralf Maasch zu den ersten Poli­tak­tivis­ten, welche sich in die Ver­anstal­tun­gen ein­rei­ht­en. In den fol­gen­den Wochen mobil­isierte Maasch von seinem pri­vat­en Face­book-Pro­fil aus mehrfach für die stets unangemelde­ten Aufzüge, eben­so wie auch seine  Frak­tion­skol­le­gen  aus der SVV, Dirk Przed­wo­jew­s­ki und Ingo Willimzig. Vere­inzelt flossen in diese zum Teil geteil­ten Aufrufe auch tak­tis­che Über­legun­gen mit ein, wie beispiel­sweise „Polizeikräfte der BRD bun­desweit an so vie­len Punk­ten wie irgend möglich zu binden“. Ein deut­lich­er Hin­weis, dass die lokale AfD bewusst ver­sucht  die öffentliche Ord­nung zu desta­bil­isieren und damit auch radikaleren Kräften, wie dem „Drit­ten Weg“, in die Hände spielt.

Tat­säch­lich nah­men dann auch einige AfD Funk­tionäre an den zuvor bewor­be­nen Ver­anstal­tun­gen teil. Neben Maasch, Przed­wo­jew­s­ki und Willimzig, beteiligten sich unter Anderem auch Dr Uwe Hen­drich (Vor­sitzen­der der AfD Frak­tion in der SVV Rathenow), Ger­ald Hüb­n­er (Vor­sitzen­der der AfD Frak­tion im Kreistag Havel­land), Daniel Dege (Abge­ord­neter der SVV Nauen), Torsten Fis­ch­er (Vor­sitzen­der des AfD Ortsver­ban­des Nauen) sowie Felix Nie­der­mey­er (Beisitzer im Lan­desvor­stand der „Jun­gen Alter­na­tive“) an den unangemelde­ten Demon­stra­tio­nen in Rathenow.

Funk­tionäre der AfD Havel­land bei den Coro­na-Protesten in Rathenow

Proteste gegen Coro­na-Poli­tik der Bun­desregierung seit­ens der AfD oder ihrer Akteure sind übri­gens auch kein lokales Phänomen. Der Lan­desvor­stand der AfD Bran­den­burg führt seit Monat­en beispiel­sweise eine eigene Kam­pagne gegen Corona-Schutzmaßnahmen.

Ein­flussnahme von „Bran­den­burg ste­ht auf“

Über­re­gionale Unter­stützung erfahren die Rathenow­er Proteste gegen die Coro­na-Poli­tik übri­gens auch durch die Ini­tia­tive „Bran­den­burg ste­ht auf“. Die informelle Vere­ini­gung  ist im Novem­ber 2020 aus dem lokalen Quer­denken-Ableger „Quer­denken 338 BRB“ ent­standen und führt vor allem im Stadt­ge­bi­et von Bran­den­burg an der Hav­el regelmäßige Aufzüge gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men durch. Auch Chris­t­ian Kaiser nahm mehrfach an diesen Ver­samm­lun­gen teil.

Akteure von „Bran­den­burg ste­ht auf“ während der Coro­na-Proteste in Rathenow

Bei den Aufzü­gen von „Bran­den­burg ste­ht auf“ kommt es regelmäßig zu Ver­stößen gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz sowie gegen die Coro­na-Aufla­gen. Vere­inzelt wur­den bei Spon­tan­märschen auch schon Polizeiket­ten durch­brochen. Wirk­liche Kon­se­quen­zen hat­te dies bish­er jedoch für die beteiligten Akteure noch nicht.

Der Ini­tia­tive ste­ht die AfD de fac­to als Schutz­macht zur Seite. Partei­funk­tionäre, vere­inzelt auch Land­tagsab­ge­ord­nete laufen bei „Bran­den­burg ste­ht auf“ mit. Akteure von „Bran­den­burg ste­ht auf“ find­en sich umkehrt dann auch bei Ver­anstal­tun­gen der AfD in Bran­den­burg an der Hav­el ein.

Im Land­kreis Havel­land ist „Bran­den­burg ste­ht auf“ vor allem durch einzelne Akteure, wie zB durch Mar­tin, Maik und Markus W aus Milow­er Land OT Milow präsent. In dem kleinen Ort bei Rathenow fand am 25. Novem­ber 2021 auch eine kleine Mah­nwache von „Bran­den­burg ste­ht auf“ statt.

In den fol­gen­den Wochen konzen­tri­erte sich die Gruppe aber vor allem aber auf die Proteste in der havel­ländis­chen  Kreis­stadt Rathenow. Neben Mar­tin, Maik und Markus W aus Milow, reis­ten dor­thin auch die Köpfe von „Bran­den­burg ste­ht auf“ aus Bran­den­burg an der Hav­el: Torsten Veit, Jan T sowie Den­nis A und nah­men Ein­fluss auf den Ver­lauf der Proteste. Auf Fotos vom 3. Dezem­ber  2021 sind Jan T und  Den­nis A beispiel­sweise der Spitze ein­er Spon­tandemon­stra­tion zu sehen. Auf einem Video vom sel­ben Tag ist weit­er­hin Markus W zu erken­nen, wie er Teil­nehmende der unangemelde­ten Coro­na-Mah­nwache in Rathenow auf­fordert, sich der Spon­tande­mo anzuschließen und zwar durch eine Polizeikette hin­durch. Sein Han­deln erscheint dabei dur­chaus zielsteuernd.

In der Telegram-Chat­gruppe „HVL – Freie Bran­den­burg­er“ schreibt er später zB in Bezug auf den Umgang mit der Polizei: „Wir müssen jet­zt zeigen das wir viele sind u das wir stärk­er sind“.

Neon­azis­tis­ches Kam­er­ad­schaftsm­i­lieu und NPD eben­falls präsent

In die informelle Allianz radikaler und extrem rechter Grup­pen rei­ht sich darüber hin­aus auch das tra­di­tionelle neon­azis­tis­che Kam­er­ad­schaftsm­i­lieu aus dem Havel­land. Dieses hat­te sich Anfang der 2000er Jahre in den Kam­er­ad­schaften „Hauptvolk“ und „Sturm 27“ zusam­men gefun­den. Bei­de Vere­ini­gun­gen wur­den im April 2005 ver­boten. Die Bestre­bun­gen der Kam­er­ad­schaften richteten sich, laut Ver­botsver­fü­gung, gegen die ver­fas­sungsmäßige Ord­nung. In den Vere­in­spub­lika­tio­nen wur­den der Nation­al­sozial­is­mus und dessen Vertreter glo­ri­fiziert sowie ras­sis­tis­che und anti­semi­tis­che Inhalte ver­bre­it­et. Darüber hin­aus waren Mit­glieder der Kam­er­ad­schaften an diversen Gewalt­tat­en beteiligt.

Trotz des Ver­botes blieben die ehe­ma­li­gen Mit­glieder der aufgelösten Vere­ine als Fre­un­deskreis ver­bun­den. Auch nach 2005 beteiligten sich Akteure der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaften immer wieder an  Aufzü­gen der NPD oder bei Chris­t­ian Kaisers „Bürg­er­bünd­nis Havelland“.

An den Mah­nwachen gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men ab dem 26. Novem­ber 2021 in Rathenow beteiligten sich unter anderem fol­gende, von den Ver­bots­maß­nah­men 2005 betrof­fene Ex-Kam­er­ad­schaftsmit­glieder: Clau­dia M, Frank Peter F, André K, Mau­rice K,  Jens R, Andreas S,  Mar­i­an S  und Michel Müller.

Akteure der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaften „Hauptvolk“ und „Sturm 27“ während der Coro­na-Proteste in Rathenow

Von diesen hat aktuell aber nur noch Müller ein poli­tis­ches Amt inne. Er zog 2014 über eine NPD Liste in die Rathenow­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung ein und wurde 2019 wiedergewählt. Allerd­ings war Müller nicht der Einzige mit ein­er NPD Biogra­phie bei den Coro­na Mah­nwachen in Rathenow. An den Ver­anstal­tun­gen nah­men auch Mar­cel H  (2005 Vor­sitzen­der des NPD Ortsver­ban­des Rathenow) und Sab­ri­na B (2011 Vor­sitzende des NPD Ortsver­ban­des Rathenow)  teil. Fern­er beteiligten sich weit­er­hin auch  Dave Trick (Ex-Stad­trat der SVV Neu­rup­pin) sowie Partei­funk­tionär Pierre B aus Nauen an den Versammlungen.

Akteure mit NPD Biogra­phie während der Coro­na-Proteste in Rathenow

Die NPD Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Nation­al­is­ten“ (JN) zeigte sich Anfang Dezem­ber erfreut, dass „immer mehr Bürg­er den Mut find­en sich gegen das herrschende Sys­tem zur Wehr zu set­zen“. Unter Ver­wen­dung eines Fotos von den Coro­na-Protesten in Rathenow wurde außer­dem erk­lärt, dass sich auch in Zukun­ft in das bun­desweite Geschehen ein­gerei­ht werde.

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Inklusion & Ableism Verschwörungsideologie

Gedenken an Corona-Tote in Cottbus

Gedenken an Coro­na-Tote und Dank für Unter­stützende in Cottbus/Chóśebuz am 02. Januar
In Gedenken an die Coro­na-Toten und als stillen Dank für die Unter­stützen­den, möchte das Bünd­nis Unteil­bar Süd­bran­den­burg, gemein­sam mit vie­len Men­schen am 02. Jan­u­ar um 18.00 Uhr auf dem Alt­markt Kerzen entzün­den. Allein in Cottbus/Chóśebuz star­ben während der Pan­demie bis heute 252 Men­schen und viele mehr in Süd­bran­den­burg. Durch den Ein­satz von Ärzt*innen und Pflegkräften sowie den gel­tenden Schutz­maß­nah­men und Imp­fun­gen wur­den Men­schen­leben gerettet. 
“Wir wollen wieder etwas Ruhe in die Debat­te brin­gen und auf den Kern aller Maß­nah­men hin­deuten: die Ret­tung von Men­schen­leben!” erk­lärt Bar­bara Domke für das Bünd­nis. „Viele Men­schen sind sol­i­darisch mit den Schwäch­sten der Gesellschaft, ihnen gebührt der wieder­holte Dank. Aus gegeben­em Anlass kön­nen wir uns alle und die Unter­stützen­den nicht in ein­er Par­ty feiern, son­dern gedenken im Stillen den­jeni­gen, die es nicht geschafft haben.”
Die Organ­isieren­den bit­ten deshalb, eine Kerze zu entzün­den und eine stille Minute lang den Men­schen zu gedenken, die an Covid-19 erkrankt oder ver­stor­ben sind, deren Ange­hörige und den großar­ti­gen Men­schen im Kranken- und Pflege­bere­ich, die seit Monat­en um die Leben der erkrank­ten Men­schen kämpfen.
Um die Infek­tion­s­ge­fahr möglichst ger­ing zu hal­ten, ist es geset­zlich vorgeschrieben, eine Maske zu tra­gen und den Min­destab­stand von 1,50m  einzuhal­ten. Zusät­zlich wird darum gebeten, nur geimpft oder gene­sen und zusät­zlich getestet an der Ver­samm­lung teilzunehmen.
Im Vor­feld der Aktion am 02.01.2022 wer­den alle Men­schen in Süd­bran­den­burg aufgerufen, mit Beiträ­gen auf allen Social Media-Kanälen (Face­book, Twit­ter, Insta­gram) unter dem Hash­tag #Cot­tbus­Cares für das #Lichterge­denken zu wer­ben. Postet ab dem 27.12.2021, Mon­tag, 18 Uhr, ein Video mit den Hash­tags #Cot­tbus­Cares #Unteil­bar #yeswe­care. Das Bünd­nis freut sich auf unter­stützende Gedanken zu den Hash­tags und dem Aufruf zum #Lichterge­denken am 02.01.2022.
Ähn­liche Aktio­nen gab es auch in anderen Städten zum Beispiel in Wien oder eben­falls in unser­er Region wie am 27.12. ab 18.00 Uhr in Forst/Baršć.
Das Bünd­nis Unteil­bar Süd­bran­den­burg ist ein regionaler Zusam­men­schluss des deutsch­landweit­en über­parteilichen Unteil­bar Bünd­nis. Das Bünd­nis ste­ht für eine sol­i­darische, gerechte und offene Gesellschaft. Bere­its vor der Bun­destagswahl wur­den einige Aktio­nen, so z.B. die Nacht­tanzde­mo in Cottbus/Chóśebuz organisiert.
Kon­takt
Mobil­tele­fon: 0159–05661163
Aufruf #cot­tbus­cares
Wir danken allen Men­schen, die das gesellschaftliche Leben mit ihrem täglichen Ein­satz aufrecht erhalten.
Wir sind sol­i­darisch mit allen, die im Gesund­heitssys­tem für das Leben unser­er Nachbar:innen und Lieb­sten kämpfen. Wir sind sol­i­darisch mit allen, die durch die Pan­demie und die Maß­nah­men zu ihrer Eindäm­mung am Rand ihrer Exis­tenz ste­hen. Es ist unser gemein­sames Ziel, diese Pan­demie so schnell als möglich zu been­den und zu einem lebendi­gen und sol­i­darischen All­t­ag zurück zu kehren.
Wir trauern um die vie­len Men­schen, die weltweit auf­grund des Virus ver­stor­ben sind, aktuell trauern wir um mehr als 250 Cottbuser:innen. Wir ste­hen an der Seite der Ange­höri­gen. Wir wollen in ein­er Stadt leben, in der wir aufeinan­der auf­passen und uns umeinan­der sor­gen. Wir wollen nicht in ein­er Stadt leben, in der Impfgeg­n­er gewaltvoll die Straßen dominieren und ver­suchen, unser demokratis­ches Sys­tem zu sabotieren.
Cottbuser:innen, die sich selb­st der bürg­er­lichen Mitte zuord­nen, haben kein Prob­lem mehr damit, an Demos teilzunehmen, die von Recht­sex­tremen organ­isiert wer­den. Wir wider­sprechen dem Anti­semitismus, Umsturzphan­tasien, Sozial­dar­win­is­mus und anderen For­men der Men­schen­ver­ach­tung. Das ist keine berechtigte Kri­tik an der Coro­n­apoli­tik! Die Demonstrant:innen sind laut und sie prä­gen aktuell lei­der wieder das Bild von Cot­tbus. Das schadet unser­er Stadt bei den großen Zukun­ft­sauf­gaben massiv.
Mit Ver­schwörungserzäh­lun­gen, Fake-News, Diskri­m­inierung und Gewalt wird ver­sucht, unser Miteinan­der in der Stadt sys­tem­a­tisch zu zer­stören. Wir ver­trauen kri­tis­ch­er Wis­senschaft und prak­tis­ch­er Sol­i­dar­ität. Egal ob Pflege, Geflüchteten­hil­fe, Umweltschutz oder andere For­men der Sorge: was uns verbindet, ist die Lei­den­schaft für das gute Leben und die Menschlichkeit.
Dafür brauchen wir deine Unterstützung:
LICHTERGEDENKEN: Am 02. Jan­u­ar wer­den wir, unter Beach­tung der dann gel­tenden Vorschriften, um 18 Uhr auf dem Alt­markt zusam­menkom­men. Mit ein­er Kerze/Licht in der Hand gedenken wir eine Minute lang den Ver­stor­be­nen der Pandemie.
Postet ab dem 27.12. ‚Mon­tag, 18 Uhr, ein Video oder Foto mit den Hash­tags #cot­tbus­cares #unteil­bar #yeswe­care. Wir freuen uns auf eure Gedanken zu den Hash­tags und dem Aufruf zum Lichterge­denken am 02. Jan­u­ar! Ver­linkt dabei gerne eure Freund*innen und die Kanäle von #unteil­bar-sued­bran­den­burg, damit wir euch reposten können.
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Antifaschismus Verschwörungsideologie

Das hier ist kein Spaß mehr“

In der bran­den­bur­gis­chen Kreis­stadt Eber­swalde rufen QAnon-Aktivist:innen zum Wider­stand und Kampf gegen das Sys­tem auf. Auf der Straße fol­gen dem recht­sex­tremen Net­zw­erk, das neben anony­men Mes­sen­ger­di­en­sten auch mit Fly­ern aber vor allem über eine öffentliche Face­book-Gruppe mobil­isiert, bere­its gut 1.500 Men­schen. Mar­cel Dit­trich alias Timo Tanzt ist Admin dieser recht­sex­tremen und ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Face­book-Gruppe “Eber­swalder Wider­stand für DemQkratie und Frei­heit” und auch der Ver­anstal­ter der ver­schwörungside­ol­o­gis­chen und wis­senschaftleug­nen­den Demon­stra­tio­nen in Eber­swalde, vorge­blich gegen die Coro­na­maß­nah­men. Jet­zt fordert er Wider­stand gegen das Sys­tem — bis zum Schluss. Denn da ist viel Hass zwis­chen all den Herzchen…

Der recht­sex­treme Ver­schwörungside­ologe Mar­cel Dit­trich mobil­isiert seit Anfang Dezem­ber 2021 in Eber­swalde zu Demon­stra­tio­nen vorge­blich gegen die Coro­na­maß­nah­men, maßge­blich über seine Face­book-Gruppe „Eber­swalder Wider­stand für DemQkratie und Frei­heit“, für deren Inhalte er als Admin­is­tra­tor unter dem Pseu­do­nym „Timo Tanzt“ ver­ant­wortlich zeich­net. Bere­its der Vor­läufer dieser Face­book-Gruppe „Eber­swalder Ini­tia­tive für DemQkratie und Frei­heit“ find­et im Ver­fas­sungss­chutzbericht des Lan­des Bran­den­burg 2020 Erwäh­nung (Vgl. Presse­fas­sung S. 25f). Nach­dem die alte Face­book-Gruppe mit 670 Mit­gliedern gelöscht wurde, wächst die neue in aller Öffentlichkeit stetig weit­er und hat bere­its wieder über 1.500 Mit­glieder. Neben der Mobil­isierung für die eige­nen regionalen Demon­stra­tio­nen, der bun­desweit­en Ver­net­zung und dem mit­tel­fristi­gen Ziel die Haupt­stadt Berlin mit bun­desweit­en Mobil­isierun­gen wieder stärk­er in den Fokus zu nehmen, wer­den hier wis­senschaft­sleug­nende, ver­schwörungside­ol­o­gis­che und recht­sex­treme Inhalte bzw. Inhalte von eben­solchen Drit­ten geteilt. Demokratis­che Insti­tu­tio­nen, Prozesse und Akteur:innen wer­den eben­so wie die muti­gen antifaschis­tis­chen Inter­ven­tio­nen vor Ort verächtlich gemacht. Es gibt dort auch Tipps zum Ver­hal­ten bei 2‑G-Kon­trollen und was zu tun ist bei Polizeikon­takt auf nicht angemelde­ten Demos. Und alle kön­nen mit­machen beim Fly­er verteilen in der Stadt. Gemein­sam wird sich am social-medi­al insze­nierten bun­desweit­en Quer­denken-Demo-Geschehen berauscht. Die Rede ist vom Great Reset, der NWO und ein­er Dik­tatur gegen die man sich im Wider­stand befinde. Zwis­chen Herzchen und Smi­lies wer­den die gewalt­täti­gen Angriffe der extrem recht­en Querdenker:innen auf die Polizei und der darin zum Aus­druck kom­mende Rück­zug des demokratis­chen Rechtsstaates abge­feiert. Für die Mit­glieder der Face­book-Gruppe „Eber­swalder Wider­stand für DemQkratie und Frei­heit“ liegt völkische Rev­o­lu­tion in der Luft.

Mit dem Bekan­ntwer­den des Lock­down Light in Bran­den­burg ab dem 27.12.2021, ruft der anti­demokratis­che QAnon-Het­zer Mar­cel Dit­trich jet­zt in sein­er Face­book-Gruppe die Eber­swalder „Wider­stand­skämpfer“ zum finalen Kampf gegen das Sys­tem „BIS ZUM SCHLUSS“.

Fatal­is­tisch heißt es in seinem Aufruf: „Wenn wir Jet­zt nach­lassen… Wenn wir uns jet­zt einsper­ren lassen.… Dann ist es vor­bei!!!!!!!!!!!! Dann haben wir ver­loren!!!!!!! Dann war alles umson­st!!!!! WACHT JETZT AUF UND KOMMT RAUS!!! (…) DAS IST DER MOMENT.… JETZT KÖNNEN WIR ES KIPPEN.… JETZT ODER NIE!!!! WENN WIR ES JETZT NICHT TUN, DANN IST ES VORBEI FÜR UNS UND UNSERE KINDER!!!! Ich würde gerne ein­fach so weit­er­ma­chen wie bish­er.… Tolle Stim­mung… Tolle Gespräche.… Aber das reicht nicht mehr!!!!! (…) Das hier ist kein Spaß mehr.… (…) Alles andere ist kein Wider­stand, son­dern gewollt… Vom gle­ichen Sys­tem, welch­es wir bekämpfen!!!!!!!!“ (Mar­cel Dit­trich alias Timo Tanzt)

Cir­ca 1.500 „Wider­stand­skämpfer“ waren am 20.12.2021 in Eber­swalde auf der Straße, zusam­men mit Mar­cel Dit­trich, dem regelmäßi­gen Ver­anstal­ter der mon­täglichen Demo, die angemeldet und behördlich genehmigt wurde und trotz sein­er Vorankündi­gung die Aufla­gen nicht einzuhal­ten quer durch Eber­swalde spazieren durfte, ohne Abstände, ohne Masken, mit wenig Polizei, zu wenig um die Coro­naschutzverord­nung des Lan­des Bran­den­burg durchzuset­zen. Die völkische Quer­front in Eber­swalde reicht dabei von Bürger:innen der soge­nan­nten Mitte über gewal­ter­fahrene Mittvierziger und ‑fün­fziger der Base­ballschläger­jahre, das Café Klein­schmidt, das Glüh­wein an die Quer­front verteilt und demokratis­chen Repräsentant:innen ein Hausver­bot erteilt, bis hin zur recht­sex­tremen AfD, die fleißig mit mobil­isiert und „spaziert“. Nach PEGIDA wit­tert der par­la­men­tarische Arm des Recht­ster­ror­is­mus in Deutsch­land auch in Eber­swalde eine weit­ere Chance, seinen reak­tionären Bürg­erkriegsap­pa­rat gegen die offene und plu­ral­is­tis­che Gesellschaft und die par­la­men­tarische Demokratie in Stel­lung zu bringen.

Und Abgren­zung nach Rechts, daran ist gar­nicht zu denken. Für den mit­laufend­en Teil der Eber­swalder Stadt­ge­sellschaft ist das gemein­same Ziel — die Diskus­sion um eine Ein­führung ein­er all­ge­meinen Impf­pflicht zu ihren Gun­sten zu entschei­den — zumin­d­est eine strate­gis­che Gemein­samkeit, die ein Zweck­bünd­nis mit der organ­isierten extremen Recht­en recht­fer­tigt. Da haben sie alle von PEGIDA gel­ernt: der demokratis­che Staat ist mit völkisch­er Straßenge­walt erpress­bar (gewor­den). Wie in vie­len kleineren und größeren Städten sind Polizei und Innen­min­is­teri­um nicht bere­it die Coro­naschutzverord­nun­gen durchzuset­zen. Ver­hält­nis­mäßigkeit heißt es dann oft, wo der poli­tis­che Wille zur wehrhaften Demokratie bei den Repräsentant:innen ebendieser ver­loren gegan­gen ist. Und wenn dies der Grund für die Arbeitsver­weigerung von Innenminister:innen und Polizeiführer:innen ist und die Zivilge­sellschaft im Lock­down weit­er­hin so ver­s­tummt bleibt, dann sind wir wirk­lich wieder back to the 90s. Dann bleibt als Antwort auf den völkischen Mob nur noch antifaschis­tis­che Mobac­tion. Schade eigentlich. Ich dachte wir wären als Gesellschaft weit­er. Sind wir auch, aber es bleibt sehr zäh.

Darum unter­stützt die pro­gres­siv­en antifaschis­tis­chen Akteur:innen in Eber­swalde und der Prov­inz, ob auf der Straße oder online. Kein Fußbre­it der völkischen Quer­front — Nicht in Eber­swalde, nicht in Bran­den­burg, nicht im Inter­net und auch nicht in unseren Familien!

Zum Hin­ter­grund von QAnon in Deutsch­land: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2020/11/01-dehate-report-QAnon.pdf

Mar­cel Dit­trich het­zt im RBB (ab Minute 2:19): https://www.ardmediathek.de/video/brandenburg-aktuell/radikalisierte-corona-demos/rbb-fernsehen/Y3JpZDovL3JiYi1vbmxpbmUuZGUvYnJhbmRlbmJ1cmdha3R1ZWxsLzIwMjEtMTItMjBUMTk6MzA6MDBfYTVmYWEzOTItZDE3NC00NmU1LWFjNjEtMzVlYzViZDM3ZmU5L2Nvcm9uYS1kZW1vcw/

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

Gemeinsam für ein solidarisches Potsdam!

Am let­zten Mon­tag waren in Pots­dam über 700 Men­schen auf der Straße, ohne sich und andere vor dem Coro­n­avirus zu schützen. Unter den Teilnehmer*innen waren nicht Spaziergänger*innen, son­dern Coronaleugner*innen, Verschwörungs-ideolog*innen, Umsturzphan­tas­ten. AfD und andere Nazis ver­suchen, die Sor­gen und Nöte der Men­schen in der Pan­demie für ihre Zwecke mit Haß und Het­ze zu mißbrauchen.

 

Die Zivilge­sellschaft in unser­er Stadt, die Pogi­da ver­jagt hat, die sich als „sicher­er Hafen” für Geflüchtete ver­ste­ht, die eine Stadt der Wis­senschaft ist und die stolz auf ihre sol­i­darische Stadt­ge­sellschaft und ihre Freiräume ist, wird damit her­aus­ge­fordert, ein Zeichen gegen diesen Spuk aus Igno­ranz, Ego­is­mus, Haß und Wis­senschafts­feindlichkeit zu setzen!

 

Diese „Spaziergänge” sind ein Schlag ins Gesicht der medi­zinis­chen Pflegekräfte, die in den Kranken­häusern am Lim­it arbeit­en. Sie ver­höh­nen alle, die an ein­er Coro­n­aerkrankung ver­stor­ben sind. Sie spal­ten die Gesellschaft, weil sie mit ihrem ego­is­tis­chen Ver­hal­ten auch diejeni­gen unter uns mit­ge­fährden, die sich an Kon­tak­tbeschränkung hal­ten und durch die Imp­fung gegen Coro­na eine Rück­kehr zur Nor­mal­ität wollen. Sie sind zynisch gegenüber allen Men­schen im Einzel­han­del und in der Gas­tronomie, in der Kul­tur, im Sport oder in der Ver­anstal­tungs­branche, die von den notwendi­gen Ein­schränkun­gen exis­ten­tiell bedro­ht sind.

 

Dabei geht es uns nicht um eine kri­tik­lose Akzep­tanz der Coro­n­apoli­tik. Es ist nötig, über die Auswirkun­gen der Ein­schränkun­gen der Frei­heit in unserem Land zu reden. Es ist nötig, Kon­se­quen­zen aus der Wucht zu ziehen, die unser Land durch die Pan­demie erschüt­tert hat. Es wird längst Zeit für einen Per­spek­tivwech­sel, für eine andere Verteilung der Las­ten und Einschränkungen.

Wir treten dafür ein, daß alle Men­schen geschützt wer­den, daß die Men­schen, welche die Haupt­last in der Krise tra­gen, endlich auch die entsprechende Anerken­nung bekommen.

 

Die über­wälti­gende Mehrheit Pots­dams ist sol­i­darisch. Wir meinen, JETZT muss diese Mehrheit dies deut­lich machen und zeigen, daß wir Pots­dam nicht den Egoist*innen und Schwurbler*innen überlassen.

 

Deshalb muss am näch­sten Mon­tag, den 27. Dezem­ber 2021 das sol­i­darische Pots­dam sicht­bar werden.

 

Wir rufen alle Men­schen in der Stadt auf, diesem Spuk am näch­sten Mon­tag etwas ent­ge­gen­zuset­zen! Werdet aktiv, zeigt auf kreative und vielfältige Weise, was wir von Men­schen­ver­ach­tung und Igno­ranz hal­ten. Hängt z.B. Trans­par­ente, bunte Schals, oder Tüch­er aus den Fen­stern. Macht mit Trillerpfeifen, Töpfen und Pfan­nen Musik und Lärm an Fen­stern und Türen. Macht auf den Wegen deut­lich, was ihr von den Egoist*innen und Schwurbler*innen hal­tet. Nehmt Euch die Straßen zurück!

 

u   Infos zu den Kundgebungen 

 

Datum: Mon­tag, 27. Dezem­ber 2021 ab 16:30

 

  • Am Platz der Einheit
  • am Nauen­er Tor
  • am Bran­den­burg­er Tor
  • am Film­mu­se­um Potsdam

 

Und ganz wichtig im Gegen­satz zu den Schwurbler*innen: Hal­tet Abstand, set­zt Masken auf, agiert in

Kle­in­grup­pen, schützt Euch und andere.

 

u  Unterstützer*innen:

 

  • Bünd­nis „Pots­dam beken­nt Farbe”
  • Patient*innen gegen kap­i­tal­is­tis­che Leidkultur
  • Lan­desver­band AndersARTiG
  • la datscha
  • Linke Pots­dam
  • Net­zw­erk „Stadt für alle”
  • GEW Stud­is
  • Utopia e.V. Zep­pelin­straße 26
  • Neue Far­ben e.V. Char­lot­ten­straße 28
  • Die Partei Potsdam
  • VVN-BdA Pots­dam
  • SJ — Die Falken Brandenburg
  • See­brücke Potsdam
  • Polar Pots­dam
  • Tre­ff­punkt Freizeit
  • Emanzi­pa­torische Antifa Pots­dam / EAP
  • Wäh­lerge­mein­schaft DIE aNDERE
  • Linksju­gend [’sol­id] Potsdam
  • Archiv Pots­dam

 

Weit­ere Grup­pen kön­nen sehr gern aufgenom­men werden

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Gender & Sexualität Verschwörungsideologie

Mord in Senzig aufklären

Mit großer Betrof­fen­heit haben die Mitarbeiter:innen der Opfer­per­spek­tive e.V., wie auch andere Men­schen in Bran­den­burg, am Sam­stag aus den Medi­en erfahren, dass in einem Haus in Königs Wuster­hausen fünf Mit­glieder ein­er Fam­i­lie erschossen aufge­fun­den wur­den. Zu diesem Zeit­punkt gin­gen wir, als Bran­den­burg­er Fach­ber­atungsstelle für Betrof­fene rechter Gewalt, nicht davon aus, dass es sich bei diesem Ver­brechen um einen Fall han­delt, der unseren Auf­gaben­bere­ich berührt.

Ver­schwörungside­olo­gien als ein möglich­es poli­tis­ches Tatmotiv

Mit­tler­weile wurde öffentlich bekan­nt, dass in diesem Haus ein Mann seine Frau und seine drei Töchter erschossen haben soll. Es liegen zudem Anhalt­spunk­te dafür vor, dass sich der Vater, eventuell auch bei­de Eltern­teile, in Kreisen soge­nan­nter „Quer­denker“ bewegt haben. Durch die Staat­san­waltschaft Cot­tbus wurde öffentlich bekan­nt gemacht, dass es einen Abschieds­brief gebe. In dem Brief soll als Motiv der Tat benan­nt wer­den, dass die Frau bei ihrem Arbeit­ge­ber einen durch den Mann besorgten gefälscht­en Impf­nach­weis vorgelegt habe, was aufge­fall­en sei. Aus diesem Grund hät­ten die Eltern eine Inhaftierung und den Entzug ihrer Kinder befürchtet. Diese im Abschieds­brief for­mulierte Begrün­dung lässt befürcht­en, dass die Tathand­lung von poli­tis­chen Ver­schwörungsmythen gelenkt war.

Öffentlich wird derzeit spekuliert, ob die Zuge­hörigkeit der Eltern zum Milieu der Quer­denker für diese Tat aus­lösend war. Die Opfer­per­spek­tive e.V. fordert die Ermit­tlungs­be­hör­den deshalb drin­gend auf, gründlich zu prüfen, ob in diesem Fall ein poli­tis­ches Motiv vorliegt.

Psy­chis­che Erkrankun­gen schließen poli­tis­ches Tat­mo­tiv nicht aus

Zu berück­sichti­gen ist dabei unseres Eracht­ens die u.a. in der wis­senschaftlichen Diskus­sion um den Anschlag am Münch­en­er Olympia-Einkauf­szen­trum 2016 gewonnene Erken­nt­nis, dass sich psy­chis­che Erkrankun­gen des Täters und poli­tis­che Motive nicht gegen­seit­ig auss­chließen, son­dern dass poli­tis­che Motive vielmehr Teil eines Motivbün­dels sein kön­nen. Ein­be­zo­gen wer­den müsste Fach­wis­sen darüber, wie die Vorstel­lun­gen eines begin­nen­den End­kampfes gegen einen als total­itär agierend wahrgenomme­nen Staat, wie sie in Teilen des Quer­denker­m­i­lieus vertreten wer­den, irra­tional erscheinende Gewalthand­lun­gen aus­lösen kön­nen. Gründlich zu prüfen ist fern­er, ob die Entschei­dung, die Kinder zu töten und aus dem Leben zu schei­den von bei­den Eltern geteilt wurde, oder ob hier ein Tötungs­de­likt des Mannes gegen alle Fam­i­lien­mit­glieder vorliegt.

Auch wenn in diesem Fall nie­mand mehr für die Tat juris­tisch zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den kann, erfordert unseres Eracht­ens die derzeit­ige, von Befürch­tun­gen ein­er Gewal­teskala­tion geprägte poli­tis­che Sit­u­a­tion, eine beson­ders gründliche Prü­fung und trans­par­ente Kom­mu­nika­tion der Ermittlungsergebnisse.

Die Erfahrung zeigt — Externe Gutacht­en ver­helfen zu adäquater Einschätzung

Sollte es sich hier um eine Tat han­deln, bei der poli­tis­che Motive eine wesentliche Rolle spiel­ten, würde es sich um ein in Bran­den­burg neuar­tiges Phänomen poli­tis­ch­er Gewalt han­deln. Im Angesicht dessen und unter Berück­sich­ti­gung des Umstandes, dass die Staat­san­waltschaft Cot­tbus seit eini­gen Jahren mit der strafrechtlichen Aufar­beitung poli­tisch motiviert­er Gewalt über­fordert war, regen wir an, ins­beson­dere für die psy­chol­o­gis­che Autop­sie, externe Expert:innen mit Exper­tise auch im The­men­feld poli­tisch motiviert­er Krim­i­nal­ität hinzuzuziehen.

Bei Nach­fra­gen wen­den Sie sich an:

Hannes Püschel: 0151–50768549

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Gender & Sexualität Verschwörungsideologie

Verschwörungswahn und autoritäre Männlichkeit

Das Nar­ra­tiv in ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Pandemie-Leugner:innen- und Maßnahmen-Gegner:innen-Gruppen ist seit Anfang 2020 geset­zt und wird seit­dem nur in immer schrilleren und schrilleren Tönen vor­ge­tra­gen – und geglaubt: Der Staat has­st Dich. Er ver­sucht nicht, Dich vor ein­er tödlichen Bedro­hung zu schützen. Er ist eine Dik­tatur, die Dich in Dein­er Frei­heit unter­drück­en will. Die Pan­demie gibt es nicht, deshalb brauchst Du keinen Schutz – außer vor dem Staat, der Deine Fam­i­lie ver­let­zen will, etwa durch Imp­fun­gen. Wer etwas Anderes sagt, dem ist nicht zu trauen. Du gehörst zu den Guten, der Staat ist der Feind, und jede:r, der oder die es anders sieht, auch.

Men­schen, die das im Inter­net lesen oder auf Demon­stra­tio­nen hören, fan­gen bisweilen auch an, es zu glauben. Eine furcht­bare und tödliche Folge der wahn­haften Abwen­dung von der Wirk­lichkeit zeigt sich nun im bran­den­bur­gis­chen Sen­zig. Hier hat ein Mann nach aktuellem Ermit­tlungs­stand offen­bar sein­er Frau einen gefälscht­en Impf­nach­weis besorgt, als deren Arbeit­ge­ber einen solchen ver­langte. Die Fälschung erregte Ver­dacht. Hätte der sich erhärtet, hätte es möglicher­weise eine Geld­strafe gegeben, vielle­icht wäre der Arbeit­splatz der Frau in Gefahr gewe­sen (vgl. B.Z.). Das ist unan­genehm, pein­lich sich­er auch. In einem Hirn, dass aber den Staat als das ulti­ma­tive Böse abge­spe­ichert hat, ist kein Platz mehr für so eine real­is­tis­che Abschätzung der Fol­gen. Stattdessen glaubte der Vater zumin­d­est laut seines Abschieds­briefs, dass ihm der Staat nun die Kinder weg­nehmen werde. Diese Vorstel­lung war offen­bar so über­wälti­gend unvorstell­bar, dass der Vater zur Tat schritt: Er ermordete seine Frau und die gemein­samen zehn, acht und vier Jahre alten Töchter, dann sich selb­st. Das ist kein „Fam­i­lien­dra­ma“, denn die Entschei­dung zur Tat traf der Mann und dies auch bewusst, wenn auch unter wahn­hafter Fehlein­schätzung der Situation.

Ein Fach­be­griff für Män­ner, die ihre Fam­i­lien ermor­den, wenn sie sich selb­st umbrin­gen wollen, ist der „erweit­erte Suizid“. Im Nation­al­sozial­is­mus wurde er, als das Ende des Drit­ten Reichs dro­hte, als Lösung propagiert und von hun­derten Men­schen, teil­weise von ganzen Dör­fern umge­set­zt (vgl. Deutsch­land­funk). Auch seit­dem zeigt sich in den doku­men­tierten Fällen: Die Men­schen, die ihre Fam­i­lie aus­löschen, sind in über­wälti­gen­der Mehrheit männlich. Immer hat dieser erweit­erte Suizid etwas mit hege­mo­ni­alen Vorstel­lun­gen von Männlichkeit, oder viel mehr dem Scheit­ern an diesen, zu tun: hier der Ver­lust von Achtung, und der Ver­lust von Kontrolle.

So beschreibt es Veroni­ka Kracher, Exper­tin für tox­is­che Männlichkeit­en: „Für viele Män­ner, ger­ade wenn sie ein­er autoritären Per­sön­lichkeit ange­hören, ist der Gesichtsver­lust eine kaum erträgliche Zumu­tung. Die para­noide Angst eines Quer­denkers, Frau und Kinder nicht dem Zugriff des Staates entziehen zu kön­nen, und darüber seine Kinder auch noch zu ver­lieren, hat sich hier als über­wälti­gend erwiesen. Hinzu kommt, das habe ich aus meinen monate­lan­gen Recherchen im Milieu gel­ernt: Die Szene ver­tritt extrem rigide Vorstel­lun­gen von Fam­i­lie und Eltern­schaft. Eltern ste­hen auf, Eltern gegen Impfzwang, Eltern gegen Früh­sex­u­al­isierung und Gen­der­ga­ga: Querdenker:innen nehmen die Kon­trolle über das Leben ihrer Kinder unter dem Deck­man­tel, sie vor bösar­ti­gen frem­den Ein­flüssen schützen zu müssen, aus­ge­sprochen ernst. Es ist pathol­o­gisch. Ich glaube, dass der Täter inner­halb seines Selb­st­bildes also nicht nur als Vater, son­dern auch als Kämpfer gegen Impflob­by / das Merkel­regime / den Feind generell ver­sagt hat, und ihm dieses Ver­sagen und die daraus fol­gen­den Kon­se­quen­zen – Ver­haf­tung und Weg­nahme der Kinder – zu unerträglich waren, um weit­erzuleben. Seine eigene Fam­i­lie wird mit in den Tod geris­sen, da man als guter und all­wis­sender Patri­arch a) bess­er weiß als die Kinder, dass der Tod ehren­voller ist als das Über­leben unter der Coro­na-Dik­tatur, und b) es nicht verkraften kann, wenn die eigene Fam­i­lie Zeug:innen des Ver­sagens des Patri­archen wer­den. Scham ist inner­halb der cis-männlichen Sit­u­a­tion nicht vorge­se­hen.“ So habe es bere­its Sex­is­mus-Forscherin Kate Manne beschrieben: „Statt sich zu ver­steck­en, kann man den Zuschauer beseit­i­gen.“ Kracher schlussfol­gert: „Quer­denken kann töten. Und es wird weit­er Men­schen töten, wenn Poli­tik, Medi­en und Zivilge­sellschaft diese wahn­hafte und gewalt­tätige Ide­olo­gie weit­er­hin als legit­ime Sor­gen abtun.“

Nicht nur die Hand­lung des Vaters zeigt, dass er sich im Impfgegner:innen-Spektrum bewegt hat. Recherchen bele­gen, dass er etwa in der ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Coronaleugner:innen-Gruppe „Frei­heits­boten Königs Wuster­hausen“ Mit­glied war. Nach Angaben in der Gruppe „Frei­heits­boten Königs Wuster­hausen“ war der Vater selb­st Mit­glied von „Die Basis“.

Im ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Spek­trum ist das Fram­ing als „Tragödie“ noch harm­los. In anderen Telegram-Grup­pen, etwa der von Ignaz Bearth, wird der Fall so disku­tiert, dass die Fam­i­lie in den Tod getrieben wor­den sein, dass eine „Coro­na Kristall­nacht“ bald bevorste­he (in Anspielung auf die Reich­s­pogrom­nacht im Nationalsozialismus).

Das Grundge­fühl dieser Per­son ist: Es herrscht Krieg.

Andere möcht­en der Presse entwed­er nicht glauben oder sie als Schuldige in diesem Fall darstellen.

Wer übri­gens ein men­schen­ver­ach­t­en­der Recht­sex­tremer ist, wie der Kopf der Iden­titären Bewe­gung, Mar­tin Sell­ner, der veröf­fentlicht ein Foto der Fam­i­lie (!), nen­nt den Vater einen „Massen­mörder“, gibt die Schuld aber der Regierung: „(… ) der Psy­choter­ror der Regierung war der Aus­lös­er. (…) Solche tragis­chen Fälle wer­den sich häufen und die Regierung kalkuliert das ein.“ Immer­hin ist die Pro­pa­gan­da-Absicht hier klar zu erkennen.

Selb­st eine solche Tat ist also in der ver­schwörungside­ol­gisch-wahn­haften Pandemieleugner:innen-Szene nicht geeignet, ein Nach­denken zu ermöglichen, ob der Weg der Angst und des Has­s­es, der den Tod ein­er ganzen Fam­i­lie zur Folge hat, wirk­lich zielführend und lösung­sori­en­tiert ist.

In der „Freiheitsboten“-Gruppen, in der auch der Täter war, kom­men­tiert ein ander­er Mann die Ermor­dung der Kinder ver­ständ­nisvoll und zeigt damit, dass diese Tat hof­fentlich ein Einzelfall bleibt, es aber nicht muss:

Die Admins der „Freiheitsboten“-Gruppen posten derzeit Texte, die von ein­er „begin­nen­den Hex­en­jagd“ sprechen, aber wenig­stens dazu aufrufen, sich gegen­seit­ig zu helfen, wenn Men­schen nicht mehr weit­er wüssten. Immer­hin, aber ob das wirk­lich hil­ft? Das ist näm­lich eine weit­ere fatale Folge der ver­schwörungside­ol­o­gis­chen „Alle anderen sind Feind“-Propaganda: Dass Betrof­fene sich nicht mehr an Beratungsstellen wen­den, weil sie diese eben­falls als feindlich wahrnehmen.

Im Tagesspiegel wird die Direk­torin der Klinik und Hochschu­lam­bu­lanz für Psy­chi­a­trie und Psy­chother­a­pie mit den Worten zitiert, solche Täter hät­ten oft schwere psy­chis­che Störun­gen, wie wahn­hafte Depres­sio­nen, Wah­n­erkrankun­gen oder schwere narzis­stis­che oder para­noide Persönlichkeitsstörungen.

Das spricht keines­falls gegen eine wahn­hafte poli­tis­che Instru­men­tal­isierung, denn es gibt keinen Auss­chluss zwis­chen psy­chis­ch­er Erkrankung und poli­tis­ch­er, ide­ol­o­gis­ch­er Verblendung: Sie führt ja dazu, bes­timmte Hand­lungsstrate­gien zu ergreifen, Opfer entsprechend auszuwählen. (vgl.: Belltower.News). Bekan­nte der Fam­i­lie erzählten gegenüber der Märkischen All­ge­meinen, dass der durch die Pan­demie beschäf­ti­gungslose Ver­anstal­tung­stech­niker sich zulet­zt „ger­adezu man­isch“ mit dem The­ma „Impfzwang“ auseinan­derge­set­zt habe.

Dazu kommt hier auch zwin­gend das Männlichkeits­bild, das instru­men­tal­isiert wird, wie es die „Fach­stelle für poli­tis­che Bil­dung und Entschwörung“ der Amadeu Anto­nio Stiftung beschreibt: „Die ver­schwörungside­ol­o­gis­che Szene nutzt bes­timmte Män­ner­bilder, um Demokratiefeindlichkeit und anti­semi­tis­che Mythen zu ver­bre­it­en. Mit tradierten Vorstel­lun­gen von Geschlecht wer­den so viele Men­schen von Ver­schwörungside­olo­gien erre­icht und leichter radikalisiert. Gekränk­te Männlichkeit, die Angst vor Sou­veränitätsver­lust und das Bedürf­nis bess­er als alle anderen ‚Bescheid zu wis­sen‘ ergeben dabei einen tox­is­chen Nährbo­den, der zur Gefahr für Andere wer­den kann.“ Mit tödlichem Aus­gang für die Familie.

Noch ein Video-Tipp: Die fak­ten­re­sistente Wahn­haftigkeit der Bewe­gung zeigt auch dieser sehenswerte Kon­traste-Beitrag aus Sachsen:
https://www.youtube.com/watch?v=reNZSzh9mBE&feature=youtu.be

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Antifaschismus Flucht & Migration Verschwörungsideologie

Solidarität mit Schutzsuchenden statt rechte Hetze

Um dem Ernst der Covid-19 Pan­demie gerecht zu wer­den, wer­den wir als vielfältige und antifaschis­tis­che Akteur*innen keine eigene Ver­samm­lung durch­führen. Trotz­dem möcht­en wir uns zu diesem Anlass und der aktuellen Sit­u­a­tion äußern:

Auf der Suche nach Schutz und Sicher­heit befind­en sich Men­schen zwis­chen Belarus, Polen und Deutsch­land seit Monat­en in fatal­en Sit­u­a­tio­nen. So scheint ihre aktuelle Lage schlim­mer zu sein denn je: die pol­nis­che Regierung riegelt die EU-Außen­gren­ze und damit den Weg zu Asylver­fahren immer weit­er ab. Zugle­ich wer­den Hil­f­sor­gan­i­sa­tio­nen, Journalist*innen und aktuell auch par­la­men­tarische Abge­ord­nete der EU vom Gren­zge­bi­et rig­oros abgewiesen und Schutz­suchende sind der Willkür des pol­nis­chen Gren­zschutzes ausgesetzt.

Bei Tem­per­a­turen, die jet­zt im anbrechen­den Win­ter unter dem Gefrier­punkt liegen, über­leben einige ihre Flucht nicht. Ein Aus­maß der Not und Toteszahlen sind auf­grund der Krim­i­nal­isierung und Abschot­tung der Schutz­suchen­den kaum bes­timm­bar. Und es wäre demokratis­che Auf­gabe, nicht nur eine genaue Berichter­stat­tung zu ermöglichen, son­dern solche Ver­hält­nisse erst gar nicht zuzulassen.

Recht­spop­ulis­tis­che bis faschis­tis­che Akteur*innen nutzen die Lage von Schutz­suchen­den, um ihre ras­sis­tis­che Het­ze und Gesin­nung zu ver­bre­it­en. So auch die AfD am kom­menden Sonntag.

Kim von No Bor­der­land meint: “Dass diese Ver­anstal­tung am Gren­züber­gang zu Polen und damit auf einem Zugangsweg Flüch­t­en­der nach Deutsch­land enden wird, ist eine zutief­st zynis­che und ras­sis­tis­che Landnahme.”

Politiker*innen ander­er Parteien auf allen Ebe­nen scheit­ern aktuell jedoch daran, eine humane Antwort zu find­en. So will die Kom­mis­sion zulet­zt keine Ver­stöße Polens gegen human­itäre EU Rechte sehen und will dage­gen sog­ar Schutzrechte von Migranten ‘vorüberge­hend aussetzen’.

Statt nach Lösun­gen zur sol­i­darischen Auf­nahme zu berat­en, wollen der bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­ter Michael Stüb­gen und das Innen­min­is­teri­um Sach­sens auf der ger­ade stat­tfind­en­den Innen­min­is­terkon­ferenz in Stuttgart einzig über ‘Ille­gale Migra­tion’ und noch höhere Strafen für Fluchtun­ter­stützung sprechen.
Wir schließen uns den europaweit stat­tfind­en­den Protesten für eine men­schen­würdi­ge Grenz- und Migra­tionspoli­tik an. Daher zeigen wir unsere Sol­i­dar­ität gegen ihren Hass!
No Borderlands

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

PM: Solidarische Antworten statt rechter Schwurbelei!

Ini­ti­iert wurde die Kundge­bung durch die ‘Patient:innen gegen die kap­i­tal­is­tis­che Lei­d­kul­tur’, welche seit let­ztem Win­ter wieder­holt mit Aktio­nen auf die Straße geht. Die Ini­tia­tive fordert eine sol­i­darische Coro­na-Poli­tik. Ihrer Mei­n­ung nach muss ein Umdenken geschehen — nicht mehr der Prof­it, son­dern die Bedürfnisse der Men­schen und der Natur sollen im Vorder­grund der Coro­na-Poli­tik stehen.

Aus der Ini­tia­tive erk­lärt Kas­par Som­o­gyi: “Die AfD ver­bre­it­et bei ihrer Mah­nwache Falschin­for­ma­tio­nen und Het­ze. Für sie ist die Impfthe­matik nur eine weit­ere Gele­gen­heit, Aufmerk­samkeit für ihr rück­wärts­ge­wandtes und wis­senschafts­feindlich­es Gesellschafts­bild zu bekom­men. Sie sorgt sich nicht um diejeni­gen, die am meis­ten unter der Pan­demie lei­den. Wir dage­gen sind heute hier mit der Unter­stützung von unter anderem der See­brücke, der Emanzi­pa­torischen Antifa Pots­dam, der Ini­tia­tive ‘Gesunde Zukun­ft Pots­dam’ sowie pro­gres­siv­en Jugend- und Studieren­den­ver­bän­den und Kul­tur­orten wie dem frei­Land. Wer wirk­lich einen sol­i­darischen Weg aus der Pan­demie fordert, der muss mit uns demon­stri­eren und nicht mit der AfD!”

Die Ini­tia­tive übt gle­ichzeit­ig Kri­tik an der aktuellen Coro­na-Poli­tik: “Wir rufen dazu auf, sich impfen zu lassen und sich an Hygien­e­maß­nah­men zu hal­ten. Wir denken aber auch, dass der aktuelle poli­tis­che Kurs viele Men­schen zurück­lässt. Wir wollen, dass alle Men­schen diese Krise gut über­ste­hen und die Fol­gen nicht auf diejeni­gen abgewälzt wer­den, die sowieso wenig haben. Die AfD will nur alle aufhet­zen, die bis­lang Angst vor ein­er Imp­fung hat­ten. Sie ver­schlim­mert damit die Über­las­tung der Inten­sivs­ta­tio­nen. Wir wollen ein Ende der Aus­beu­tung in den Kranken­häusern, die Freiga­be aller Impf­patente sowie eine niedrigschwellige und umfassende Impfkam­pagne, die ihren Namen auch ver­di­ent hat. Darüber hin­aus fordern wir eine radikale Umverteilung von Ver­mö­gen von oben nach unten, sowie Wohn- und Arbeits­be­din­gun­gen, die keine Infek­tion­s­ge­fahr darstellen!” ergänzt Somogyi.

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Gegenprotest zur Dauerkundgebung der AfD in Potsdam

Raus auf die Straße -
Werdet aktiv und kreativ, lasst die Recht­en nicht in Ruhe!
Raus zur Gegenkundge­bung am 04.12. um 16 Uhr -
Sol­i­darische Antworten statt rechter Schwurbelei!

Die AfD will „gegen die Spal­tung der Gesellschaft“ auf die Straße gehen – was für ein Witz! Für diese Partei gehört die Spal­tung der Gesellschaft zum Kerngeschäft. Soziale Gerechtigkeit und eine wirk­liche Beteili­gung aller Men­schen an dieser Gesellschaft sind für die AfD Fremd­wörter. Stattdessen set­zt die AfD ihre Energie in Ver­schwörungsmythen und Feind­bilder. Die AfD sorgt durch die Ver­bre­itung von Fake News für Verun­sicherung — tödlich angesichts der Pandemie.

Jedoch ist die herrschende Poli­tik nicht min­der ver­ant­wortlich für die aktuelle Sit­u­a­tion – trotz ihrer teils verzweifel­ten Appelle für‘s Impfen. Impfen ist momen­tan sehr wichtig und ret­tet Leben. Aber wer seit Jahren die Aus­beu­tung im Gesund­heitssys­tem und eine Entsol­i­darisierung in der Gesellschaft betreibt, darf sich über das aktuelle Mis­strauen nicht wundern.

Die aktuelle Ablehnung der Umset­zung des Pots­damer Bürg­er­begehrens für eine Arbeitsent­las­tung im städtis­chem Klinikum ist ein Beispiel für eine Poli­tik, die Prof­it über das Leben von Men­schen stellt. Auch der Fakt, dass die deutsche Bun­desregierung die stärk­ste Stimme weltweit gegen die Freiga­be von Impf­paten­ten ist, zeigt den ver­ant­wor­tungslosen Impf­na­tion­al­is­mus. Hier gehen wirtschaftliche und nation­al­is­tis­che Inter­essen über Leichen. Nicht zulet­zt durch die neue Omikron-Vari­ante sollte allen klar sein, dass diese Pan­demie glob­al bekämpft wer­den muss.
Doch es bleibt das gle­iche Muster wie bei der Kli­makrise: Große Reden schwin­gen und am Ende doch nur knall­harte nation­al­is­tis­che Wirtschaft­spoli­tik betreiben.

Die AfD inter­essiert sich nicht für diese realen Prob­leme. Sie stimmten nicht für eine Lohn­er­höhung und Arbeitsent­las­tung im Klinikum. Die AfD will offen­sichtlich nicht das Ende der Pan­demie und fordert keine Freiga­be der Impf­stoffe weltweit. Auch die Kli­makrise ist der AfD her­zlich egal.

Wir wollen, dass die Las­ten und Ver­ant­wor­tung der Coro­na-Poli­tik nicht auf diejeni­gen abgewälzt wer­den, die ohne­hin wenig haben.

Statt nun einen Teil der Bevölkerung zu Fein­den zu erk­lären und die Ver­ant­wor­tung über die Fol­gen der Coro­na-Pan­demie auf einzelne Men­schen abzuwälzen, wollen wir echte sol­i­darische Alternativen:
— Wer Impfen für eine Lösung hält, muss auch Schlussmachen mit der Prof­it­mache mit Impf­stof­fen — für eine bedin­gungslose Freiga­be aller Impf­stoffe und Impf­patente weltweit!
— Wer Impf­pflicht sagt, muss auch Schlussmachen mit der Aus­beu­tung in den Krankenhäusern!
— Wer Kon­tak­tbeschränkun­gen sagt, muss auch Schlussmachen mit der Aus­beu­tung in den vie­len schlecht bezahlten Jobs, wo nur müde über Kon­tak­tbeschränkun­gen gelächelt wird.
— Wer Abstand sagt, muss auch Schlussmachen mit beengten Wohn­ver­hält­nis­sen in Wohnkaser­nen und Sam­melun­terkün­ften von Geflüchteten.
— Wer an den Zusam­men­halt in der Coro­n­akrise appel­liert, muss auch Schlussmachen mit der krassen Ungerechtigkeit zwis­chen Arm und Reich.
— Wer Ver­ant­wor­tung fordert, muss auch Schlussmachen mit den sozial ungerecht­en Schein­lö­sun­gen, nicht nur in der Coro­n­akrise son­dern auch in der Kli­makrise. Stattdessen brauchen wir einen Sys­temwan­del hin zu ein­er sol­i­darischen Gesellschaft ohne Aus­beu­tung von Men­sch und Natur.

Mit unserem unten ste­hen­den Aufruf haben sich ver­schiedene Ini­tia­tiv­en aus Pots­dam und Bran­den­burg solidarisiert:
— Auf­ste­hen gegen Ras­sis­mus Brandenburg
EAP — Emanzi­pa­torische Antifa Pots­dam, https://www.e‑a-p.org
— Frei­Land Pots­dam, https://freiland-potsdam.de/
— Gesunde Zukun­ft Pots­dam, https://gesunde-zukunft-potsdam.de/
GEW Stud­is Brandenburg
— kuze — Das stu­den­tis­che Kul­turzen­trum, http://kuze-potsdam.de/
— linksju­gend [’sol­id] Pots­dam, https://www.instagram.com/linksjugend_potsdam
— polar, https://polar.noblogs.org/
— See­brücke Pots­dam, https://seebruecke.org/mach-mit/deutschland/brandenburg/potsdam
— Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes — Bund der Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten in Pots­dam, https://potsdam.vvn-bda.de/

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