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(Anti-)Rassismus Law & Order

Trauer und Zorn in Wandlitz und im Landkreis Barnim

Wir sind trau­rig und zornig, weil vier Kinder und Jugendliche zwis­chen acht und 17 Jahren
abgeschoben wur­den, die wir ken­nen­ler­nen durften, mit denen wir zusam­men spiel­ten,
san­gen und her­zlich lacht­en, mit denen wir im April einen „echt coolen“ Aus­flug in den
Wild­park Schorfhei­de macht­en (s. Fotos unten). Von ihnen hörten wir immer wieder, wie froh
sie waren, dass sich Men­schen aus Wan­dlitz und Umge­bung für die Flüchtlinge inter­essieren,
aber auch wie trau­rig sie waren, dass sie nicht reg­ulär eine Schule besuchen kon­nten und
dadurch nicht so rasch deutsch lern­ten. Sie wur­den vertröstet mit der „kurzen Über­gangszeit,
bis Sie eine Woh­nung bekom­men und dann Ihre Kinder eingeschult wer­den“…
Nach einem hal­ben Jahr in Wan­dlitz mussten sie sich am 15.07.2013 um 5.00 Uhr im
Über­gangswohn­heim bere­it hal­ten. Die Aus­län­der­be­hörde des Land­kreis­es Barn­im hat­te die
Eltern mit ein­er schriftlichen Belehrung, die sie zu unterze­ich­nen hat­ten, informiert, dass sie
dann abge­holt und zum Flughafen Berlin-Tegel gefahren wer­den. Weit­er hieß es:
„Für den Fall, dass Sie zum genan­nten Ter­min nicht in Wan­dlitz sind, kann angenom­men
wer­den, dass Sie sich der Aus­reise entziehen wollen.
Ich wurde heute darüber informiert, dass in diesem Fall die jew­eilige zuständi­ge
Aus­län­der­be­hörde die Haft zur Sicherung der Abschiebung beantra­gen wird.
Über die Mit­nahme von 31 kg Reisegepäck (23 kg Gepäck und 8 kg Handgepäck) wurde ich
gle­ich­falls belehrt.“ (fett gedruckt im Orig­i­nal)
Die mitlei­d­slose Amtssprache und die nur noch vage Hoff­nung auf Erfolg der anwaltlichen
Schreiben und Peti­tio­nen bewirk­te let­ztlich ein läh­mendes Gefühl von Bedro­hung durch eine
für die Betrof­fe­nen unfass­bare geset­zliche Macht.
Keine Rolle spiel­ten im konkreten „Fall“ bei dieser Auf­forderung solche Kleinigkeit­en wie die
Fluchtur­sachen, die mögliche Bedro­hung in Polen und in Rus­s­land, der 40. Geburt­stag des
Vaters am Tag vor der Abschiebung, diverse Vor­erkrankun­gen und eine drin­gend notwenige
Oper­a­tion der Mut­ter in der Woche davor, sie wurde erst am 12.07. aus dem Kranken­haus
ent­lassen.
So wun­dert es auch nicht, wenn die erneute Erkrankung der Mut­ter, die einen weit­eren
Aufen­thalt im Kranken­haus notwendig machte, wenn die verzweifelte Inter­ven­tion des Vaters
und das Weinen der Kinder bei der Abhol­ung in Wan­dlitz, auf der Fahrt nach Berlin, auf dem
Flughafen Tegel und beim Eincheck­en („Wir wollen nicht ohne unsere Mut­ter fliegen!“)
ignori­ert wur­den.
„Es hat alles seine Richtigkeit, wenn deutsche Geset­ze ange­wandt und umge­set­zt wer­den“,
wird die innere Recht­fer­ti­gung der vol­lziehen­den Bedi­en­steten sein. Aber wie immer gab es
auch hier einen Spiel­raum, ein Ermessen, das den Abbruch der Abschiebung wegen der
dro­hen­den Tren­nung der Fam­i­lie erfordert und gerecht­fer­tigt hätte. Um weit­eren seel­is­chen
Schaden von der Fam­i­lie abzuwen­den, sollte dieser Fehler durch Rück­kehr der Fam­i­lie rasch
geheilt wer­den. Geset­ze und Verord­nun­gen, die solche Maß­nah­men wie die durchge­führte
legit­imieren, kön­nen nicht weit­er hin­genom­men wer­den. Sie müssen geän­dert wer­den!
„Wo du herkommst, ist doch egal, du hast doch sowieso keine Wahl
Du fällst vom Him­mel, irgend­wann-irgend­wo, das nen­nen die dann Heimat oder so.“ singt Udo
Lin­den­berg in „Keine Natio­nen und keine Staat­en mehr“
Damit sie nicht als namen­lose Objek­te der Abschiebung ver­schwinden, und weil wir wollen,
dass sie hier in Deutsch­land eine Chance bekom­men, zeigen wir sie hier als Men­schen, als
Per­sön­lichkeit­en die uns fehlen. Wir fordern ihre sofor­tige Rück­kehr in den Barn­im!
Trau­rige und zornige Mit­glieder der Verbindungs­gruppe Bernau, der Barn­imer Kam­pagne
„Light me Amadeu“ und des Kreisju­gend­kon­vents Barn­im, die sich im Rah­men der
evan­ge­lis­chen Jugen­dar­beit um akzep­tierende Kon­tak­te bemühen.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Kein Vergeben – kein Vergessen

Am 28.07.1993 war­fen sie ihn zwis­chen Straus­berg und Peter­sha­gen aus der fahren­den S‑Bahn.

René B. war schon vorher für sein gewalt­tätiges Ver­hal­ten bekan­nt; im Umfeld des S‑Bahnhofs Vorstadt attack­ierte er gemein­sam mit anderen Neon­azis regelmäßig Men­schen, die nicht in ihr Welt­bild passten.

Die Angriffe von Ros­tock-Licht­en­hagen ein Jahr zuvor hat­ten gezeigt, dass Neon­azis zusam­men mit oder unter dem Applaus der Bevölkerung Gewalt gegen Men­schen ausüben kön­nen – ungestört von Polizei, als eine Kon­se­quenz des gesellschaftlichen Kli­mas. Und genau als das sehen sich Neon­azis oft: als diejeni­gen, die den Wun­sch ein­er schweigen­den Mehrheit kon­se­quent umsetzen.

Wenn Neon­azis mor­den, trifft es die Opfer, deren Fam­i­lie und Fre­unde. Es trifft die, die nicht in das Men­schen­bild von Neon­azis passen. Ein Welt­bild, das Men­schen­leben in wert und unwert ein­teilt. Wenn Neon­azis mor­den, sind auch die gemeint, die gegen ihre men­schen­ver­ach­t­en­den Worte und Tat­en aufstehen.

Wir kan­nten Hans Georg nicht. Aber wir wollen an ihn erin­nern und wir wollen für eine Gesellschaft kämpfen, in der sein Weg ein ander­er gewe­sen wäre; in der er vielle­icht noch am Leben wäre.

Deshalb kommt am 28.07.2013 zur Kundge­bung um 14 Uhr am Bahn­hof Straus­berg (Vorstadt).

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Skandalöse Bedingungnen für Flüchtlinge müssen offengelegt werden!

Auf­grund der Vorkomm­nisse und Neg­a­tivberichte der let­zten Wochen errichteten am heuti­gen Dien­stag ca. 30 Refugees und Aktivist*Innen ein Informations‑, Kom­mu­nika­tions- und Sol­i­dar­ität­szelt vor dem Ein­gang der Zen­tralen Auf­nahmestelle für Asylbewerber*Innen (ZAST) in Eisen­hüt­ten­stadt. Poli­tisch motivierte Aufhe­bung der Gewal­tenteilung, Hunger­streik im Abschiebek­nast, Abschiebun­gen, unter­lassene aus­re­ichende rechtliche und medi­zinis­che Ver­sorgung sowie Suizid­ver­suche sind die Haupt­gründe dafür. Wir möcht­en durch unsere Aktion die unhalt­baren Zustände in Eisen­hüt­ten­stadt weit­er offen­le­gen und mit den Flüchtlin­gen in einen dauer­haften Kon­takt treten, um Iso­la­tion zu brechen und fehlende unter­stützende Infra­struk­tur auf- und auszubauen. Das Zelt, dass wir direkt vor dem Ein­gang der ZAST aufge­baut haben, dient als Informations‑, Kom­mu­nika­tions und Ver­net­zungszen­trum, als Zeichen für eine erste Infra­struk­tur. Wir wollen mit den Flüchtlin­gen in der ZAST und dem Abschiebek­nast in engeren Aus­tausch treten und die Flüchtlinge, die sich seit fünf Tagen im Hunger­streik befind­en, in ihren Forderun­gen weit­er unter­stützen. Wir fordern von der herrschen­den Poli­tik und ihren Behör­den, diese legit­i­men Proteste ein­schließlich der Kon­tak­tauf­nahme und die Unter­stützung für die Flüchtlinge zuzu­lassen. Von uns wird dabei keine Eskala­tion aus­ge­hen! Wir unter­stützen fol­gende Forderun­gen: — Aufhe­bung der Haft! — Aufhe­bung aller Abschiebebeschei­de! — fair­er Zugang zu einem Asylver­fahren! — freier Zugang zu extern­er, unab­hängiger medi­zinis­ch­er und psy­chotrau­ma­tis­ch­er Ver­sorgung! — freien und kosten­losen Rechtss­chutz ermöglichen! — Zugang zu unab­hängi­gen Dolmetscher*Innen! Wir wer­den uns nicht wie der Leit­er Herr Wen­dorf an Hunger­streiks gewöh­nen! Jed­er Hunger­streik ist ein Hunger­streik zu viel! Den men­schen­ver­ach­t­en­den Iso­la­tion­sprak­tiken muss ein entschlossenes und sol­i­darisches Zeichen ent­ge­genge­set­zt wer­den! Das Abschiebe- und Schweigekartell sowie das intrans­par­ente Ver­schwinden von ille­gal­isierten Men­schen muss been­det wer­den. Wir möcht­en alle Akteure der Eisen­hüt­ten­städter Abschiebe­maschiner­ie öffentlich unter Druck set­zen. Es kann nicht sein, dass Men­schen einges­per­rt wer­den, weil sie ihr Grun­drecht auf Asyl wahrnehmen. Wir fordern den Stop aller Abschiebun­gen und die Schließung des Abschiebek­nastes in Eisen­hüt­ten­stadt! Kommt nach Eisen­hüt­ten­stadt und unter­stützt den Kampf der preotestieren­den Flüchtlinge und ihrer Unterstützer*Innen. Heute find­et um 20:00 Uhr in Berlin auf dem refugee-camp am Oranien­platz eine Infover­anstal­tung statt. Für mor­gen ist eine gemein­same Busan­reise um 09:00 Uhr vom Oranien­platz nach Eisen­hüt­ten­stadt geplant. Der Zugtr­e­ff­punkt für die gemein­same Anreise ist um 10:00 Uhr am Ost­bahn­hof! Wir haben vor, vor­erst bis Fre­itag zu bleiben. Außer­dem ist für Fre­itag eine Demon­stra­tion ab 14.00 Uhr in Eisen­hüt­ten­stadt geplant. Let­zte Info: Gena­di Koko­ladze, der sich im trock­e­nen Hunger­streik befind­et, wurde soeben von der Bun­de­spolizei ins Kranken­haus gebracht! Sol­i­dar­ität muss prak­tisch wer­den! Asyl ist Menschenrecht!

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Solidarität mit den Flüchtlingen in Eisenhüttenstadt!

*Pressemitteilung*vom Net­zw­erk Lager Eisen­hüt­ten­stadt – Net­zw­erk protestieren­der Refugees und Unterstützer*Innen aus Berlin und Bran­den­burg vom *13.07.2013*

+++ Sol­i­dar­ität mit den hunger­streik­enden Flüchtlin­gen in Eisen­hüt­ten­stadt! +++ Keine Abschiebe­haft für den suizidge­fährde­ten
Gigi Gri­galashvili! +++ Asy­lantrag von Usman Manir abgelehnt – Wider­spruch eingelegt +++ 

Seit Fre­itag, dem 12. Juli, befind­en sich 11 von momen­tan 13 inhaftierten Geflüchteten auf­grund der unhalt­baren Zustände im
Abschiebege­fäng­nis von Eisen­hüt­ten­stadt im Hungerstreik. 

*Fol­gende Per­so­n­en beteili­gen sich an dem Hungerstreik:* 

Gena­di Koko­ladze – 33 Jahre alt 

Gior­gi Chechelashvili – 25 Jahre alt 

Giorgie Machi­tidze – 24 Jahre alt 

Wach­tang Dev­dar­i­ani – 30 Jahre alt 

Gotscha Kik­nadze – 28 Jahre alt 

Ismet Muraci – 20 Jahre alt 

Sat­nam Singh Dhil­ion – 31 Jahre alt 

Usman Manir – 27 Jahre alt 

John Etto Adumek­weche – 30 Jahre alt 

Eli­na Imakae­va – 25 Jahre alt 

Gigi Gri­galashvili – 21 Jahre alt 

*Ihre Forderun­gen sind:* 

- Aufhe­bung der Haft! 

- Aufhe­bung aller Abschiebebescheide! 

- fair­er Zugang zu einem Asylverfahren! 

- freier Zugang zu extern­er, unab­hängiger medi­zinis­ch­er und
psy­chotrau­ma­tis­ch­er Versorgung! 

- freien und kosten­losen Rechtss­chutz ermöglichen! 

- Zugang zu unab­hängi­gen Dolmetscher*Innen!

Wir unter­stützen die hunger­streik­enden Flüchtlinge in ihren Forderun­gen und fordern die Aus­län­der­be­hörde in Eisen­hüt­ten­stadt, das
Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge (BAMF) in Eisen­hüt­ten­stadt und BOSS — die Betreiber­fir­ma der ZAST und des Abschiebege­fäng­nis, diese zu erfüllen! Die Lan­desregierung von Bran­den­burg fordern wir dazu auf, die Forderun­gen aktiv zu unter­stützen und sich nicht auf Nicht-Zuständigkeit­en zurück­zuziehen! Men­schen­rechtsver­let­zun­gen gehen alle an!

*Keine Abschiebe­haft für den suizidge­fährde­ten Gigi Grigalashvili!* 

Wir sind betrof­fen über einen weit­eren Suizid­ver­such in Eisen­hüt­ten­stadt am ver­gan­gen Mittwoch. Der 21-Jährige Gigi
Gri­galashvili ver­let­zte sich mit ein­er Rasierklinge mit zahlre­ichen Schnit­ten an den Armen und am Bauch. Laut eigen­er Aus­sage wurde er danach bei dem Ver­such, sich die Halschla­gad­er aufzuschnei­den, vom Wach­per­son­al über­wältigt. Gigi schilderte, dass er unter anderem an Klaus­tro­pho­bie lei­det und trau­ma­tisiert ist. Während seines Aufen­thalts im Abschiebege­fäng­nis hat­te er keinen Zugang zu psy­chotrau­ma­tis­ch­er Betreu­ung. Nach­dem er zwei Nächte im Kranken­haus ver­brachte, wurde Gigi am Fre­itag in das Abschiebege­fäng­nis zurück­ge­führt. Laut anwe­senden Zeug*Innen war er zu diesem Zeit­punkt immer­noch suizidge­fährdet und keineswegs haft­tauglich. Durch dieses unver­ant­wortliche und intrans­par­ente Ver­hal­ten spie­len die Bun­de­spolizei und die Aus­län­der­be­hörde in Eisen­hüt­ten­stadt mit dem Leben nicht nur dieses suizidge­fährde­ten Flüchtlings. Der Suizid­ver­such von Gigi Gri­galashvili ist kein Einzelfall, son­dern trau­riger All­t­ag. Nicht zulet­zt der Suizid von Dja­maa Isu am 28. Mai macht deut­lich, dass die Zustände in Eisen­hüt­ten­stadt Men­schen regelmäßig in den Tod treiben kann. 

Wir fordern die zuständi­gen Behör­den auf, Gigi in das Kranken­haus zurück­zuführen und ihm eine angemessene psy­chotrau­ma­tis­che Betreu­ung zuzu­sich­ern, sowie einen freien Zugang zu einem Asylver­fahren zu ermöglichen! 

*Asy­lantrag von Usman Manir abgelehnt – Wider­spruch ein­gelegt*

Das BAMF hat den am Don­ner­stag am Ver­wal­tungs­gericht Frankfurt(Oder) gestell­ten Eilantrag zur Aus­set­zung der Haft abgelehnt. Es wurde Wider­spruch eingelegt. 

Wir kündi­gen im Falle der Abschiebung von Usman Manir schon jet­zt Proteste an!

vor­läu­figer Pressekon­takt: 01771768633

Kein Men­sch ist illegal! 

Abschiebung ist Mord! 

Bleiberecht und Bewe­gungs­frei­heit für alle Menschen! 

Net­zw­erk Lager Eisen­hüt­ten­stadt – Net­zw­erk protestieren­der Refugees und Unterstützer*Innen aus Berlin und Bran­den­burg — 13.07.2013

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Antifaschismus

Rathenow bleibt Tummelplatz für Neonazis und wehrt sich dennoch

INFORIOT — Bei ange­blich „120 zahlen­den Gästen“ bedank­te sich gestern der NPD Kreisver­band Hav­el Nuthe via Pressemit­teilung für ihre Anwe­sen­heit auf dem Som­mer­fest des Region­alver­ban­des in Rathenow. Ohne vorherige Ankündi­gung in der Öffentlichkeit ver­anstal­tete die Partei am ver­gan­genen Sam­stag die Feier­lichkeit auf dem Gelände ein­er ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft.

Gemäß Pressemit­teilung wurde mehrere Rede­beiträge gehal­ten, Aktivis­ten aus­geze­ich­net, neue Mit­glieder aufgenom­men und Gelder, ange­blich für die „Geschädigten der Hochwasser­flut“, wahrschein­lich aber eher für die Ver­band­skasse, gesam­melt. Von der Straße aus war ein NPD Schirm zu erken­nen. Anson­sten war das Fest­gelände, bis auf den Ein­lass­bere­ich, vor neugieri­gen Blick­en der Öffentlichkeit geschützt.

Ob tat­säch­lich 120 Gäste das Fest fre­quen­tierten bleibt unklar, Augen­zeu­gen sprechen von unge­fähr 40 Per­so­n­en. Auf Fotos sind hinge­gen weniger als 10 zu sehen.

Lokale NPD Funk­tionäre über­re­gion­al höchstaktiv

Den­noch ist die NPD im Raum Rathenow nicht zu unter­schätzen. Hier ist ein Großteil der Aktivist_innen des Kreisver­ban­des Hav­el Nuthe, ein­er der größten Parteiun­ter­gliederun­gen im Land Bran­den­burg, behei­matet. Auch Michel Müller, regionaler Sek­tion­sleit­er und Mit­glied des NPD Lan­desver­ban­des wohnt hier. Er eröffnete, laut Pressemit­teilung, das Som­mer­fest am ver­gan­genen Sam­stag. Zuvor führte Müller an diversen Woch­enen­den im März, April und Mai 2013 mehrere Parteikundge­bun­gen in den Stadt- und Land­kreisen Pots­dam, Pots­dam-Mit­tel­mark, Havel­land, Ost­prig­nitz-Rup­pin und Prig­nitz durch, bei denen inhaltlich vor allem gegen Asylbewerber_innen gehet­zt wurde.

Zudem bere­it­en sich offen­bar mehrere Mit­glieder des NPD Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe in Schu­lungsver­anstal­tun­gen auf kün­ftig angestrebte Man­date in Kreis- und Gemein­de­par­la­mente vor, um Ein­fluss in der Kom­mu­nalpoli­tik der Region zu erhalten.

Laut und Bunt“ gegen Nazis

Obwohl gegen das NPD Som­mer­fest kaum Proteste möglich waren, engagieren sich mehrere Jugendliche bere­its seit eini­gen Jahren gegen die zunehmende Ein­flussnah­mev­er­suche durch Neon­azis in Rathenow und Umge­bung. Sie hat­ten deswe­gen u.a. 2008 das „Laut und Bunt“ — Fes­ti­val ins Leben gerufen. Auch in diesem Jahr find­et diese – für Inter­essierte kosten­lose – Ver­anstal­tung statt. Am kom­menden Sam­stag, den 13. Juli 2013, ste­hen ab 16.00 Uhr im Rathenow­er Optik­park, Am Schwe­den­damm, wieder mehrere unter­schiedliche Live-Acts laut und bunt auf der Bühne. Nähere Infos zum Fes­ti­val gibt es hier.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Rassismus und Widerstand in Eisenhüttenstadt

Seit eini­gen Monat­en schon ste­hen die ZAST (Zen­trale Erstauf­nahmestelle) und die Abschiebeprak­tiken der Eisen­hüt­ten­städter Behör­den in der Kri­tik. Nun offen­barte eine ARD-Reportage weit­ere Meth­o­d­en des insti­tu­tionellen Ras­sis­mus in der Oder­stadt. Die Rich­terin Hei­de­marie Pet­zoldt verurteilt Geflüchtete nach ein­deutig ras­sis­tis­chen Argu­men­ta­tion­s­mustern. So beze­ich­nete sie angeklagte Asyl­suchende u.a. als “Asyl­touris­ten” und als ein “Heer der Ille­galen”.

Doch auch die anti­ras­si­tis­chen Proteste gegen die Zustände in Eisen­hüt­ten­stadt lassen nicht ab. Nach der Demon­stra­tion Anfang Juni, bei der auf­grund der unhalt­baren Zustände in der ZAST und des Suizids von Dja­maa Isu 250 Men­schen protestierten, sol­i­darisierten sich am Mon­tag Antira-Aktivist*Innen vor dem Amts­gericht mit dem von Abschiebung bedro­ht­en Usman Manir. Auch inner­halb des isolierten Are­als in der Post­straße regt sich weit­er Wider­stand. Drei in Abschiebe­haft befind­liche Asyl­suchende aus Georgien befan­den sich ver­gan­gene Woche für fünf Tage im Hungerstreik.

Jus­tiz Gnadenlos”

Unter diesem Titel veröf­fentlichte am 02. Juli das ARD Polit­magazin “Report Mainz” einen sieben minüti­gen Beitrag über die ras­sis­tis­chen Urteile der am Amts­gericht Eisen­hüt­ten­stadt täti­gen Rich­terin Hei­de­marie Pet­zoldt. Geflüchteten werde sys­tem­a­tisch und in aus­fal­l­en­der Art und Weise ihr Grun­drecht auf Asyl abge­sprochen. Teil­weise wer­den angeklagte Flüchtlinge inner­halb von zehn Minuten verurteilt. Weit­er unter­stellt sie Asyl­suchen­den, dass “deren Leben­sun­ter­halt in der Regel durch Straftat­en ver­di­ent wird.[…] meist Schwarzarbeit”. Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg spricht von “ras­sis­tis­chen Ent­gleisun­gen” und fordert Aufk­lärung. Wed­er Sprech­er des Amts­gerichts, noch das Jus­tizmin­is­teri­um in Pots­dam woll­ten sich zu den Vor­fällen äußern. Mit­ter­weile beschäftigt sich jedoch die Staat­san­waltschaft Frankfurt(Oder) mit den umstrit­te­nen Urteilen und der Art der Rechtssprechung. Auch der Repub­likanis­che Anwältin­nen und Anwaltsvere­in und der Recht­san­walt Volk­er Gerloff kri­tisieren die Vorgänge am Amts­gericht und beze­ich­nen die ras­sis­tis­chen Urteils­be­grün­dun­gen “als eine Art richter­lichen nationalen Wider­stand”.

Ver­hand­lung vor dem Amts­gericht am Montag

Am ver­gan­genen Mon­tag ver­sam­melten sich um 8:30 Uhr zehn Unterstützer*Innen des von Abschiebung bedro­ht­en Usman Manir vor dem Amts­gericht in Eisen­hüt­ten­stadt. In ein­er nicht-öffentlichen Ver­hand­lung sollte entsch­ieden wer­den, ob die derzeit­ige Haft ver­längert und eine Abschiebung am 18. Juli durchge­führt wer­den kann. Zwar war bei dieser Ver­hand­lung Hei­de­marie Pet­zoldt nicht ver­ant­wortlich, doch tat sich die Jus­tiz in Eisen­hüt­ten­stadt durch einen ein­deuti­gen Rechts­bruch her­vor. So wurde der Recht­san­walt des Betrof­fe­nen nicht über die anste­hende Ver­hand­lung vom Amts­gericht informiert, erfuhr durch Zufall einen Tag vorher von der Verhandlung.

Usman Manir floh über Ungarn nach Deutsch­land. Er war dort Opfer eines höchst­wahrschein­lich von Neon­azis verübtem Über­griffs. Er erlitt dabei einen Schädel­ba­sis­bruch. Seit dem lei­det er unter teil­weisem Gehörver­lust, Panikat­tack­en und Schlaf­störun­gen. Mehr als 50 Tage lang befand sich der 27-jährige in Abschiebe­haft, ohne die Chance einen Asy­lantrag stellen zu kön­nen und ohne Zugang zu psy­chol­o­gis­ch­er Betreu­ung und aus­re­ichen­der medi­zinis­ch­er Ver­sorgung. Die geplante Abschiebung am 20. Juni am Flughafen Berlin-Tegel kon­nte durch die Unter­stützung von Antira-Aktivist*Innen und eines couragierten Flug­pas­sagiers ver­hin­dert wer­den. Danach wurde eine Online-Peti­tion ini­ti­iert, die mit­tler­weile von mehr als 1600 Men­schen unter­schrieben wurde. Nach Über­gabe der Peti­tion an das Bun­desin­nen­min­is­teri­um am ver­gan­genen Don­ner­stag wurde ihm die Über­stel­lung von Antragspa­pieren und die Möglichkeit ein­er psy­chol­o­gis­chen Betreu­ung zugesichert. Trotz der Zusagen strengten die Behör­den ein erneutes Ver­fahren gegen ihn an, ohne dass er vorher einen Asy­lantrag stellen kon­nte. Die Ver­hand­lung am Mon­tag ergab, dass die Haft bis zum 17. Juli ver­längert wurde. Ein neuer Abschiebeter­min wurde jedoch nicht fest­gelegt. Eins haben die Proteste bish­er trotz­dem erre­icht: ein unab­hängiger Arzt hat­te am Mon­tag die Möglichkeit Usman Manir im Abschiebek­nast zu untersuchen.

Die Aus­län­der­be­hörde in Eisen­hüt­ten­stadt geri­et Anfang Juni in die Kri­tik, weil sich der 20-jährige, aus dem Tschad geflüchtete, Dja­maa Isu das Leben nahm. Auch er hat keinen Zugang zu psy­chol­o­gis­ch­er Betreu­ung erhalten.

Besuch uner­wün­scht

Nach der Ver­hand­lung am Amts­gericht woll­ten die Aktivist*Innen auf das Gelände der ZAST, um sich mit Bewohner*Innen auszu­tauschen. Dies wurde jedoch durch den zuständi­gen Leit­er der Ein­rich­tung, Nor­bert Wen­dorf, behin­dert. Ohne konkrete Begrün­dung ver­wehrte er den zehn Per­so­n­en den Zugang zum Gelände, auf Nach­frage begrün­dete er seine Entschei­dung mit der Aus­sage: “Ich bin hier der Haush­err!”. Nach ein­er halb­stündi­gen Diskus­sion ließ er die Gruppe jedoch hinein.

Drei geor­gis­che Flüchtlinge befan­den sich ver­gan­gene Woche für fünf Tage im Hunger­streik. Ein Grund dafür war unter anderem die nicht-Zustel­lung von benötigten Beschei­den durch die Aus­län­der­be­hörde. Sie befind­en sich weit­er­hin in Abschiebehaft.

 

Update: Seit Mittwoch ste­ht eine län­gere und umfan­gre­ichere Ver­sion des “Report Mainz”- Bericht zur Verfügung

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Antifaschismus

NPD-Flagschiff-Tour floppt in Südbrandenburg

Antifaschis­tis­che Proteste ver­mas­sel­ten die Tour durch ins­ge­samt 5 Städte. Von den angekündigten 50 Teilnehmer_Innen, nah­men bei kein­er der Kundge­bun­gen mehr als die üblichen bekan­nten 15 Neon­azis teil.

Am Sam­stag, den 15. Juni 2013, soll­ten kurzfristig NPD-Kundge­bun­gen an zwei Stan­dorten in Cot­tbus und an einem in Forst (Lausitz) stat­tfind­en. In Cot­tbus ver­sam­melten sich 30 Antifaschist_Innen vor ein­er Naz­ifreien-Stadthalle. Die NPD wurde durch eine Dop­pel­bele­gung des Platzes spon­tan an den Rand der Stadt ver­ban­nt. Im Stadt­teil Schmell­witz bekam die Kundge­bung wenig Aufmerk­samkeit und wurde von den Ein­wohn­ern kaum wahrgenom­men. So standen sich die weni­gen Neon­azis einein­halb Stun­den die Beine in den Bauch.

Ernüchternd erre­ichte der NPD-Kon­voi unter Polizeis­chutz später die zweite Sta­tion in Cot­tbus, jedoch nicht wie erwartet den Gelsenkirch­n­er Platz, son­dern einen weniger attrak­tiv­en Park­platz in der Nähe. Auch dort ver­sam­melten sich mit Trans­par­enten und Fah­nen mehr als 20 Protestierende und tröteten unun­ter­brochen die ras­sis­tis­chen Reden von NPD-Funk­tionären Ron­ny Zasowk und Klaus Beier nieder. Deut­lich desil­lu­sion­iert macht­en sich die Neon­azis nach ein­er Stunde Ver­steck­spiel zwis­chen den gepark­ten Autos auf den Weg nach Forst.

Es bleibt dabei – Kein Heim­spiel für Nazis in Forst

Schon vor der Ankun­ft der Neon­azis erwarteten sie auf ein­er Gegenkundge­bung mehr als 60 Antifaschist_Innen auf dem Berlin­er Platz. Nach­dem sich die NPD auf engem Platz postiert hat, wur­den sie schon von bei­den Seit­en zwis­chen den Gebäu­den eingekesselt. Über einein­halb Stun­den hin­weg wurde den Neon­azis jegliche Präsenz genom­men und die Reden übertönt. So wur­den deprim­ierte Neon­azis im Ver­lauf aggres­siv, es kam vere­inzelt zu Rangeleien und Flaschen­wür­fen und sie been­de­ten die Veranstaltung.

Small cities, nice action – NPD-Kundge­bun­gen ver­hin­dert und mas­siv gestört

Eine Woche später ver­suchte die NPD einen zweit­en Anlauf um die „NPD-Flagschiff-Tour“ zum Erfolg zu brin­gen. Am 22. Juni melde­ten diese für die Städte Elster­w­er­da, Lauch­ham­mer und Sedlitz Kundge­bun­gen an. Nach­dem sie im beschei­de­nen Elster­w­er­da noch störungs­frei Trans­par­ente hal­ten kon­nten, mussten die Neon­azis ihre Kundge­bung in Lauch­ham­mer auf­grund heftiger Proteste abbrechen, bevor sie über­haupt anfan­gen kon­nten. Ca. 80 Antifaschist_Innen beset­zten den Platz und macht­en somit die NPD-Ver­anstal­tung unmöglich. Am drit­ten Ort, in Sedlitz, wollte die NPD anfangs ihre Kundge­bung vor einem Geflüchteten-Heim abhal­ten, was jedoch seit­ens der Stadt nicht genehmigt wurde. So standen Neon­azis auch hier am Stad­trand vie­len Protestieren­den gegenüber, die NPD-Auf­führung wurde erneut zu einem Desaster.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Gedenkkränze für Emil Wendland geschändet

Am 2. Juli mussten wir fest­stellen, dass die Gedenkkränze, welche anlässlich des 21. Todestages von Emil Wend­land niedergelegt wur­den, geschän­det wor­den sind. Erst einen Tag zuvor hat­ten etwa 40 Men­schen – in der Mehrheit Jugendliche aus Neu­rup­pin und Brandenburg/Havel – der Ermor­dung Wend­lands durch eine Gruppe Neon­azis im Neu­rup­pin­er Rosen­garten gedacht.

Wend­land war 1992 auf­grund seines sozialen Sta­tus von den Faschis­ten als “unwert” ent­men­schlicht, zusam­mengeschla­gen und schließlich erstochen worden.

Die Täter der Kranzschän­dung sind mit hoher Wahrschein­lichkeit im recht­en Spek­trum der Stadt zu find­en. Für uns ist dieser Vor­fall ein erneuter Angriff auf antifaschis­tis­che Gedenkkul­tur in der Region mit dem Ziel die Opfer rechter Gewalt weit­er zu ver­höh­nen und Antifaschist_Innen einzuschüchtern. Wir wer­den die Schän­dung von Orten der Erin­nerungskul­tur nicht hin­nehmen – wed­er in Neu­rup­pin, noch in Witt­stock, wo vor kurzem das dor­tige OdF-Denkmal wieder­holt beschmiert wurde.

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Arbeit & Soziales Law & Order

Glaubt bloß nicht, dass wir heulen!“

INFORIOT Etwa 70 Unterstützer_innen und Sympathisant_innen hat­ten sich am son­ni­gen Dien­stag­mor­gen vor dem Amts­gericht Pots­dam ver­sam­melt. Sie bekun­de­ten ihre Sol­i­dar­ität mit den Beschuldigten eines gle­ichzeit­ig stat­tfind­e­nen Prozess­es: Gegen 15 Per­so­n­en wurde wegen der Stift­straßen-Beset­zung 2011 ver­han­delt. Draußen gab es Kaf­fee, Kuchen und gute Laune — trotz des großen Polizeiaufge­bots. In drei Grup­pen soll­ten sich die Beschuldigten in einem über­vollen Gerichtssaal dem Vor­wurf des Haus­friedens­bruch stellen.

2011: “Eigen­nutzungs­be­darf” für Haus behauptet, dann fol­gte der Verkauf

Hin­ter­grund war die Beset­zung und die kurz darauf fol­gende Räu­mung eines Haus­es im Dezem­ber 2011.Nur kurze Zeit später wurde die Immo­bilie durch die Eigen­tümerin Lafim (“Lan­desauss­chuss für innere Mis­sion”) gewinnbrin­gend verkauft, obwohl als ein Grund für die Räu­mung, ein Eigenutzungs­be­darf, angegeben wor­den war. Die Lafim, die sich in der Öffentlichkeit gern als “sozial engagiert” darstellt, hat­te Anzeige erstat­tet, um die im Haus Angetrof­fe­nen zu krim­i­nal­isieren. Im Prozess erk­lärten die Angeklagten, sie sähen eine Haus­be­set­zung nicht als Straftat an, son­dern lediglich als ein bewusstes Über­schre­it­en von geset­zten Grenzen.

Die Stadt­poli­tik Pots­dams zog und zieht sich aus der Affäre: Man sei ein­flus­s­los. Gle­ichzeit­ig wur­den jedoch auch keine Lösungsan­sätze vorgelegt oder Raum für alter­na­tive Wohn- und Lebensen­twürfe geschaffen.

Ver­fahren wegen Form­fehlern eingestellt

Der heutige Prozesstag endete mit ein­er Ein­stel­lung auf­grund von Form­fehlern, die bei der Strafantrag­stel­lung seit­ens der Lafim gemacht wor­den waren.

Wie schon vor zwei Jahren prangerte der The­menkom­plex „Stift­straße“ die Mieten­poli­tik der Stadt an und zeigte, dass sich Oppo­si­tion regt und dass sozialer Druck nicht durch Leug­nen der Prob­leme gelöst wer­den kann.

Beschuldigte: “Wir lassen uns unser Engage­ment nicht nehmen!”

Dazu aus ein­er Erk­lärung der Betrof­fe­nen: „Nicht die Außenseiter_innen, die mit solchen Aktio­nen in der Öffentlichkeit auftreten sind eine Gefahr für die Men­schen­rechte. Son­dern ein stark­er und autoritär­er Staat mit ein­er ‘law-and-order’ Ide­olo­gie, welch­er so weit rechts ste­ht, dass Rechtsterrorist_innen über viele Jahre hin­weg geschützt und gefördert wer­den, ist eine der größten Gefahren. […] Wir lassen uns unser Engage­ment nicht nehmen und erk­lären unsere Sol­i­dar­ität mit allen beset­zten Häusern und den Haus­be­set­zun­gen, die noch kom­men mögen, den Kämpfen von Mieter_innengemeinschaften und den Men­schen, die durch ein Aufzeigen von Missstän­den eine Verän­derung der herrschen­den Ver­hält­nisse her­beiführen wollen.“

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Antifaschismus

Erinnerung an getöteten Obdachlosen

Unter dem Mot­to: „ Nie­mand ist vergessen!“ erin­nerten gestern Abend in Neu­rup­pin unge­fähr 40 Men­schen, darunter viele Mit­glieder und Fre­unde des JWP Mit­ten­drin e.V. sowie des Aktions­bünd­niss­es „Neu­rup­pin bleibt bunt“, an den Tod von Emil Wend­land. Der Obdachlose wurde am 1. Juli 1992 in ein­er Grün­fläche am alten Gym­na­si­um von mehreren Neon­azis ange­grif­f­en, mis­shan­delt und erstochen.

Gegen das Vergessen

In einem ersten Rede­beitrag von zwei Vertreterin­nen des JWP Mit­ten­drin e.V. wurde ver­sucht sich der Per­son Emil Wend­land anzunäh­ern und die let­zten Stun­den seines Lebens zu rekon­stru­ieren. Doch die Erin­nerung an ihm ist nur in Frag­menten erhal­ten, selb­st sein Tod scheint nicht abschließend aufgek­lärt zu sein. Lediglich zwei, der bis zu sieben Täter, wur­den wegen „Totschlag“ oder „gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung“ verurteilt, so die Vertreterin­nen des JWP Mit­ten­drin.
Den­noch will sich der Vere­in nicht mit der Erin­nerungslücke zu diesem düsteren Kapi­tel der Neu­rup­pin­er Stadt­geschichte abfind­en. Zwar wurde die Forderung nach Umbe­nen­nung ein­er Straße zum Gedenken an Emil Wend­land von der Stadt abgelehnt, im let­zten Jahr jedoch auf Betreiben des JWP Mit­ten­drin eine Gedenk­tafel am Tatort errichtet. Auf ihr ist übri­gens auch ver­merkt, dass Neon­azis für den Tod des Obdachlosen ver­ant­wortlich waren. Ein wichtiges Detail, denn Emil Wend­land wird von den Behör­den nicht als „Opfer rechter Gewalt“ anerkan­nt. Entsprechend forderten die bei­den Vertreterin­nen des JWP Mit­ten­drin wieder­holt die Auf­nahme in die entsprechen­den Sta­tis­tiken und somit ein Ende der Bagatel­lisierung der Tat.

Kein Einzelfall

Denn die Tötun­gen von Obdachlosen sind keine drama­tis­chen Einzelfälle, wie ein Vertreter der Antifa West­bran­den­burg in einem weit­eren Rede­beitrag dar­legte. Neun woh­nungslose Men­schen wur­den allein im Land Bran­den­burg aus sozial­dar­win­is­tis­ch­er Moti­va­tion umge­bracht. In der öffentlichen Erin­nerungskul­tur erfährt dies jedoch kaum Beach­tung, so der Antifa-Vertreter weit­er, denn „im Gegen­satz zu Opfern, welche aus ras­sis­tis­chen oder poli­tis­chen Motiv­en ermordet wur­den, haben sie keine Com­mu­ni­ty“. Um so wichtiger erscheint auch die in diesem Rede­beitrag geforderte Anerken­nung Emil Wend­lands als „Opfer neon­azis­tis­ch­er Gewalt“. Staat, Poli­tik und Behör­den sollen sich nicht mehr vor ihrer Ver­ant­wor­tung im Umgang mit dem Neon­azis­mus drück­en kön­nen, so der Vertreter der Antifa West­bran­den­burg. Und den Mördern soll nicht der Erfolg gegön­nt sein, eine Exis­tenz spur­los ver­nichtet zu haben.

Kranznieder­legun­gen als Zeichen der Erinnerung

Anschließend wur­den zwei Kränze zur Erin­nerung an den gewalt­samen Tod von Emil Wend­land neben der Gedenk­tafel nieder­legt und nach ein­er Schweigeminute die Kundge­bung beendet.

weit­ere Fotos: hier

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