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(Anti-)Rassismus

Gutscheinboykott: Demonstration zum Gesprächstermin am Donnerstag

Don­ner­stag: Gespräch von Flüchtlin­gen mit Sozialdez­er­nen­ten Michael Garske – Posi­tion­ierung des Kreis­es erwartet / 2. Boykottwoche hat begonnen Gutschein­boykott: Demon­stra­tion zum Gespräch­ster­min am Donnerstag 

Demon­stra­tion am Don­ner­stag zum Sozialamt Oranienburg 

Am Don­ner­stag wer­den die Flüchtlinge, die seit ein­er Woche in Ober­hav­el die Aus­gabe von Wertgutscheinen boykot­tieren, und Unterstützer_innen mit ein­er Demon­stra­tion durch Oranien­burg zum Sozialamt ziehen und das Gespräch mit dem Sozialdez­er­nen­ten Michael Garske mit ein­er Kundge­bung begleit­en. Um 13 Uhr wird sich eine Del­e­ga­tion beste­hend aus Flüchtlin­gen, Unterstützer_innen sowie einem Anwalt mit Her­rn Garske tre­f­fen und eine Umstel­lung auf Bargeldzahlun­gen fordern.

Argu­men­ta­tion der Kreisver­wal­tung mit Span­nung erwartet 

Mit Span­nung wird die Argu­men­ta­tion des Sozialdez­er­nen­ten erwartet, da die bish­er von der Kreisver­wal­tung vertretene Posi­tion, eine Umstel­lung auf Bargeld sei nicht erlaubt, nicht mehr halt­bar ist. Die Del­e­ga­tion ist mit einem Rechtsgutacht­en, ein­er Stel­lung­nahme der Lan­desregierung zur Recht­mäßigkeit der Bargel­dauszahlung und dem Wis­sen um die Recht­sprax­is in weit­en Teilen Bran­den­burgs, sowie in Berlin und anderen Bun­deslän­dern, auch für eine rechtliche Argu­men­ta­tion gut gerüstet. Seit Barn­im vor weni­gen Wochen zu Bargeldzahlun­gen überge­gan­gen ist, gibt es neben Ober­hav­el nur noch vier Land­kreise in Bran­den­burg, die Flüchtlin­gen Bargeld ver­weigern. Die Protestieren­den hof­fen angesichts der aktuellen Entwick­lun­gen in Bran­den­burg, dass die Kreisver­wal­tung ihre Recht­sauf­fas­sung über­prüft und der Argu­men­ta­tion fol­gt, dass es nicht sin­nvoll ist, mit hohem Ver­wal­tungsaufwand ein Sys­tem aufrecht zu erhal­ten, das aktuellen Inte­gra­tionszie­len wider­spricht, men­sche­nun­würdig ist und die bei sein­er Ein­führung genan­nten Ziele ver­fehlt – zusam­menge­fasst also nur noch eine teure Schikane darstellt.

Kundge­bung Mon­tag vor dem Sozialamt Oranienburg 

Am ver­gan­genen Mon­tag fand vor dem Sozialamt in Oranien­burg bere­its eine Kundge­bung von Flüchtlin­gen und deren Unterstützer_innen statt. Die Forderung war ein­fach: „Bargeld jet­zt!“. Zwei Mitarbeiter_innen des Sozialamtes stell­ten sich einem Gespräch mit den Protestieren­den, vertrösteten diese aber lediglich auf das für Don­ner­stag zuge­sagte Gespräch mit dem Sozialdez­er­nen­ten Michael Garske. „Die Hin­hal­te­tak­tik des Sozialamtes wird nicht aufge­hen. Don­ner­stag ist ganz schön spät, aber die Stim­mung bei uns ist gut und wenn die Spenden­bere­itschaft annäh­ernd so bleibt, kön­nen wir den Boykott noch eine ganze Weile aufrecht erhal­ten!“, so Patri­cia Boku (Name geän­dert), eine Bewohner­in des Flüchtling­sheims in Hen­nigs­dorf. Auch am Dien­stag besucht­en einige Flüchtlinge das Sozialamt und forderten die Mitarbeiter_innen auf, Bargeld auszuzahlen. Aber­mals ver­wiesen diese auf den Gespräch­ster­min am Donnerstag.

Boykot­tkundge­bung Mittwoch 

Am heuti­gen Mittwoch fand das angekündigte „Nach­holen“ der Gutschein­aus­gabe durch das Sozialamt statt. Ca. 100 Flüchtlinge und Unterstützer_innen protestierten trotz Platzre­gens mit Trans­par­enten, Megaphon und Per­for­mances für Bargeld. Mit vere­inzel­ten Aus­nah­men hat die über­wiegende Mehrheit der Flüchtlinge im Heim aber­mals die Annahme von Wertgutscheinen ver­weigert und damit die zweite Woche des Boykotts ein­geläutet. Neben der mar­tialis­chen Polizeipräsenz viel vor allem neg­a­tiv auf, dass der Mitar­bei­t­erin ein­er Kreistagsab­ge­ord­neten das Verteilen des eigens eingekauften Früh­stücks auf dem Heimgelände ver­boten wurde.

Details zu Demon­stra­tion und Kundgebung 

Demon­stra­tion zum Sozialamt / Kundge­bung während des Gesprächs mit dem Sozialdezernenten:

Don­ner­stag, 9.6.2011 11:30 Uhr: Demon­stra­tion zum Sozialamt

Start: S‑Bahnhof Oranien­burg ca. 12:30 Uhr: Kundge­bung vor dem Sozialamt Oranienburg

(13 Uhr: Gespräch mit Her­rn Garske) Adolf-Dechert-Straße 1, Oranienburg

 

 

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Antifaschismus

Schwarz-braune Sonderbarkeiten in Westbrandenburg

Die let­zte „Mah­nwache“ der NPD in Bran­den­burg an der Hav­el, bei der die Stadtver­wal­tung und ihre Anti-Extrem­is­mus Koor­dinierungs­gruppe ein­mal mehr zum „Wegschauen“ gegenüber (Neo)nazis aufgerufen hat­te, war erst eine Woche her, da sorgte ein Faux­pas von Bran­den­burgs Ober­bürg­er­meis­terin Dietlind Tie­mann (CDU) erneut für Unmut in der Stadt.

Reich­skriegs­flagge“ gezeigt

Bei ein­er Bik­er­pa­rade am Him­melfahrt­stag posierte die Rathauschefin näm­lich in einem Motor­rad, das deut­lich erkennbar mit der so genan­nten „Reich­skriegs­flagge“ (1867–1921) geschmückt war. Ein Sym­bol, das (Neo)nazis gezielt ver­wen­den um damit das Ver­bot des Zeigens von Kennze­ichen des Nation­al­sozial­is­mus zu umgehen.

Ist das man­gel­nde Engage­ment der Stadt Bran­den­burg an der Hav­el, unter Führung der derzeit­i­gen Ober­bürg­er­meis­terin, gegen den (Neo)nazismus etwa auf klammheim­liche Sym­pa­thien zurück­zuführen? Ist die CDU-Frau ein Fall für den Staatsschutz?

Eigentlich hätte Tie­mann ein­schre­it­en müssen. Zwar ist das Zeigen der „Reich­skriegs­flagge“ (1867–1921) keine Straftat, jedoch im Land Bran­den­burg seit 1993 eine Ord­nungswidrigkeit. Die Flagge ist, so das Bran­den­burg­er Innen­min­is­teri­ums aus dem­sel­ben Jahr, „ein Sym­bol neo­faschis­tis­ch­er Anschau­un­gen oder der Aus­län­der­feindlichkeit“. Sie ist deshalb durch die Ord­nungs­be­hör­den einzuziehen. (1.)

Abge­se­hen von diesem rechtlichen Faux­pas, trägt Frau Tie­mann als Ober­bürg­er­meis­terin aber auch eine moralis­che Ver­ant­wor­tung. Ihr Stad­to­ber­haupt mit “Reich­skriegs­flagge” posieren zu sehen, weckt mit Sicher­heit bei vie­len Bürger_innen der Stadt ganz andere Emo­tio­nen als “Bik­er­ro­man­tik”.

Gedenken zum 8. Mai „unangemessen“

Ein man­gel­haftes Sym­bol­ver­ständ­nis scheint aber auch im unge­fähr 20 km nördlich gele­ge­nen Prem­nitz zu herrschen.

Dort hat­te sich zunächst ein umstrit­ten­er Bürg­er der Stadt mit Hil­fe eines Leser­briefes in ein­er Region­alzeitung über die städtis­che Ignorierung von Gedenkver­anstal­tun­gen zum 8. Mai beschw­ert. (2.)

Statt den Hin­weis als Chance zu nutzen, fühlte sich jedoch eine vom Prem­nitzer Bürg­er­meis­ter Roy Wal­len­ta (partei­los) geführte merk­würdi­ge Allianz aus SPD, CDU und regionalem Bürg­er­bünd­nis brüskiert und ver­suchte das Fern­bleiben der Stadt auch noch durch ein abstruses Geschichts­bild zu recht­fer­ti­gen. Der 8. Mai sei in dieser Region ange­blich gar kein Tag der Tag der Befreiung, so Wal­len­ta und seine Sympathisant_innen in einem Leser­brief, weil er „lei­der mit der Errich­tung eines neuen total­itären Regimes ver­bun­den war“. (3.) Deshalb sei „unter diesen Umstän­den“ ein Verzicht auf die „öffentliche Kranznieder­legung“ dur­chaus „angemessen“. (4.)

Eine schal­lende Ohrfeige für die Opfer des Faschis­mus, die zu Tausenden im Prem­nitzer IG Far­ben Werk zur Zwangsar­beit gezwun­gen, von den Scher­gen des NS Regimes geschun­den und erst im Mai 1945 von der Roten Armee befre­it wur­den. Sind sie Schuld am DDR-Trau­ma der jet­zi­gen Stadtführung?

Und was ist mit denen, die in Prem­nitz, von den Nazis sys­tem­a­tisch entkräftet, ihrem Lei­den erla­gen oder gar ermordet wur­den? Ist die Wahrung ihres Andenkens „unangemessen“?

Quellen:

(1. ) Sen­atsver­wal­tung für Inneres und Sport, Abteilung Ver­fas­sungss­chutz (Berlin) / Min­is­teri­um des Innern des Lan­des Bran­den­burg, Abteilung Ver­fas­sungss­chutz: „Sym­bole und Kennze­ichen des Recht­sex­trem­is­mus“, 6. Auflage, August 2010, Abschnitt 3.2. Flaggen (Seite 10–11)

(2.) Gün­ter Deg­n­er: „Ins Vergessen ger­at­en“ (Leser­brief), Märkische All­ge­meine Zeitung, 12. Mai 2011

(3.) Roy Wal­len­ta (Bürg­er­meis­ter), Chris­tine Milde (Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung), Hans-Joachim Maaß (Vor­sitzen­der der SPD Frak­tion), Klaus-Wolf­gang Warnke (Vor­sitzen­der der Unab­hängi­gen Wäh­lerge­mein­schaft DMP), Johannes Wolf (Vor­sitzen­der der CDU Frak­tion): „Verzicht auf Kranznieder­legung ist angemessen“ (Leser­brief), Märkische All­ge­meine Zeitung, 24. Mai 2011

(4.) wie (3.)

 

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Antifaschismus

Aus DVU- wird NPD-Fest

Mit deutsch­er Bratwurst, Bier, Kinder­schminken und einem hal­ben Dutzend Naz­imusik­ern organ­isieren die Nazi­parteien DVU und NPD am 25. Juni ein Som­mer­fest in der Schorfhei­de. Seit nun­mehr vier Jahren nutzen die Nazis dafür das Gelände des DVUlers Klaus Mann im Ort­steil Finowfurt.

Das Som­mer­fest um die soge­nan­nte Som­mer­son­nen­wende wird seit über 10 Jahren vom Lan­desver­band der DVU aus­gerichtet. Mit der Fusion von NPD und DVU auch im Land Bran­den­burg sowie dem Über­tritt von Mit­gliedern und Mandatsträger_innen, wird das Fest in diesem Jahr erst­mals offiziell durch den NPD-Kreisver­band Barn­im-Uck­er­mark ausgerichtet.

Auf der Inter­net­seite des DVU- Lan­desver­ban­des heißt es den­noch: „Auch in diesem Jahr organ­isieren wir wieder ein Som­mer­fest in der Schorfhei­de.“ Unter­schrieben haben die Ein­ladung Klaus Mann und Bär­bel Redl­ham­mer-Raback, bei­de sind eifrige Befür­worter der Partei­fu­sion [siehe auch: Infori­ot “NPD von Innen”].

Klaus Mann, Ansprech­part­ner der DVU für Nord­bran­den­burg forciert seit Jahren eine enge Zusam­me­nar­beit zwis­chen DVU, NPD und Kam­er­ad­schaften. Sein Gelände in der Schorfhei­de ist Dreh- und Angelpunkt für parteiüber­greifende Aktiv­itäten [siehe AAB “Prag­ma­tismus im Barn­im”]. In den ver­gan­genen Jahren hat­ten nach eigen­er Aus­sage bis zu 500 Gäste an dem Fest teilgenommen. 

Naz­ibands aus Berlin, Bran­den­burg und Thüringen 

Auch in diesem Jahr ste­hen Fam­i­lien­festcharak­ter mit Kinder­schminken, Basteln und Hüpf­burg und neon­azis­tisch, mar­tialis­ch­er Recht­srock nebeneinan­der. Für den 25. Juni kündigt die NPD die Band „Legion of Thor“ aus Berlin an, die mit­tler­weile schon als Haus- und Hof­band von Klaus Mann gel­ten kann. Mann zeigt deut­lich seine Ver­bun­den­heit mit der Band durch T‑Shirts und diverse Konz­erte in den let­zten Jahren. Die neon­azis­tis­che Band ruft in ihren Lied­tex­ten zu Gewalt gegen Migrant_innen auf. Eines ihrer Lieder wur­den wegen dem „Aufruf zum Rassen­hass“ indiziert [Mehr zur Band bei Oireszene].

Neben dem Lie­der­ma­ch­er „Toralf“, der im Juli für die NPD in Ober­bay­ern auftreten soll, wer­den die bei­den Bran­den­burg­er Naz­ibands „Preußen­stolz“ aus Pots­dam und „Exzess“ aus Straus­berg auftreten.

Nach Angaben der Antifa-Recherchegruppe Pots­dam ist Sänger von „Preußen­stolz“ der Neon­azi Patrick Danz. Die Band, die nach eige­nen Angaben seit 2007 in wech­sel­nder Beset­zung zusam­men spielt, sollte 2008 bei einem Konz­ert für den kreb­skranken Lie­der­ma­ch­er Michael Müller auftreten – am sel­ben Abend wollte man eine CD und DVD für das „Net­zra­dio Ger­ma­nia“ aufnehmen. Die Ver­anstal­tung, die nach dem Ver­bot in der Schorfhei­de in die Schönow­er Dor­fkneipe „Alter Dor­fkrug“ (Bernau) auswich, wurde von der Polizei aufgelöst.

Die Band „Exzess“ aus Straus­berg, deren Drum­mer Patrick Alf sich 2008 bei den Bran­den­burg­er Kom­mu­nal­wahlen für die DVU auf­stellen ließ, trat erst­mals auf dem Sam­pler „Gefahr im Verzug des Neon­azi­l­abels „Panzer­bär Records“ in Erschei­n­ung. Die junge Band covert gern Lieder der Landser-Nach­fol­ge­band „Lunikoff Ver­schwörung“. In diesem Jahr soll die Band beim Presse­fest der Deutschen Stimme auftreten. Das Fest der NPD-Parteizeitung gilt als der größte Recht­srock­event in Deutsch­land. Durch eine Vielzahl von Konz­erten in den ver­gan­genen Jahren, unter anderem bei einem NPD-Fest in Biesen­thal (Barn­im), hat die Band bun­desweit an Bedeu­tung gewonnen.

Die Thüringer Band „KinderZ­im­merT­er­ror­is­ten“ hält eben­falls Kon­tak­te zur NPD. Eines der Band-Mit­glieder ist Nor­man Hel­bing, Schatzmeis­ter der NPD im Kyffhäuserkreis. Die eben­falls recht junge Band, bewarb 2008 eine Demo-CD im Naz­i­fo­rum Thi­azi. Außer­dem heißt es, der Sänger sei vorher bei der Band „Celtic Dawn“ gewe­sen.

Kon­ti­nu­ität des Recht­srock im Barnim 

Als Ort für Recht­srock­konz­erte und neon­azis­tis­che Feste ist das Gelände in der Schorfhei­de seit mit­tler­weile vier Jahren etabliert. Gele­gentlich wur­den Ver­anstal­tun­gen durch die Polizei unter­bun­den oder been­det. Eine wirk­liche Hand­habe gibt es gegen das Treiben auf dem Pri­vat­grund­stück von Mann jedoch nicht. Mit sechs Konz­erten im Jahr 2010 ist es nach ein­er Zäh­lung des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes der Ver­anstal­tung­sort Num­mer 1 für rechte Konz­erte im Land.

Auch der Preußen­tag der NPD am 2. Okto­ber 2010, mit Naz­ibands wie „Preußen­front“ aus Bernau oder „Preußen­stolz“ aus Pots­dam, fand auf dem Gelände in der Nähe der Stadt Eber­swalde statt. In den Jahren zuvor fan­den die Feste auf Manns ehe­ma­ligem Grund­stück in Seefeld (Barn­im) statt. Neben der Schorfhei­de, spie­len im Barn­im der „Alte Dor­fkrug“ in Schönow (Bernau) und das Gelände in Biesen­thal, das seit 2008 durch die NPD genutzt wird, eine bedeu­tende Rolle für die Musik­szene in Brandenburg.

NMV Ver­sand mit Inhab­er­wech­sel beim Fest dabei

Auch beim Fest vertreten sein wird neben dem Zen­tralver­sand von Rene Her­rmann, Admin­is­tra­tor der Home­page der NPD Barn­im-Uck­er­mark, auch der Eber­swalder NMV Ver­sand. Der bish­erige Inhab­er des Ver­sandes, Gor­don Rein­holz, betreibt im nahe­liegen­den Eber­swalde einen Laden für die Naziszene. Immer wieder heißt es, der Laden ste­he kurz vor der Pleite. Auch der Ver­sand scheint in der Krise zu steck­en, seit Kurzem wird auf der Inter­net­seite des NMV Ver­sand der Joachim­sthaler Chris­t­ian Banask­iewicz als Ver­ant­wortlich­er geführt. Banask­iewicz, wie Rein­holz ehe­ma­liger Aktivist des 2006 selb­st aufgelösten Märkischen Heimatschutzes, betreibt die Inter­netver­sände „Rockshop66“, „4Skins“ und „FightBack24“.

Son­nen­wend­feier als fes­ter Bezugspunkt der Naziszene 

Das Datum des Som­mer­festes ist wie immer um den 21. Juni gelegt. Die Son­nen­wend­feier gilt in der Naziszene als Rückbesin­nung auf ger­man­is­che, hei­d­nis­che Wurzeln; das Volk sowie Blut und Boden. Nicht zufäl­lig wird daher in der Pro­gram­mankündi­gung beson­ders hingewiesen „Nicht zu vergessen zur Son­nwende die tra­di­tionelle Feuerrede.“ 

Gegen­proteste und Wahrnehmung in der Region

Auf Grund der abgele­ge­nen Lage von Manns Grund­stück waren antifaschis­tis­che Proteste in den ver­gan­genen Jahren wenig kon­fronta­tiv. Auch die öffentliche Wahrnehmung blieb beschränkt. Zwar gab es in den Jahren 2008 und 2009 Proteste in Form von Kundge­bung und Demon­stra­tion, doch ließen sich die Nazis von DVU, NPD und Kam­er­ad­schaften davon nicht beeindrucken.

Die Gemeinde Schorfhei­de liegt 20 Kilo­me­ter von der Barn­imer Kreis­stadt Eber­swalde ent­fer­nt. Eine Demon­stra­tion mit 200 Antifaschist_innen, wie wir sie 2009 gemein­sam mit weit­eren Bran­den­burg­er Grup­pen organ­isiert hat­ten, hat­te im ent­fer­n­ten Eber­swalde wenig Wirkung. Während mit Sybille Mann sog­ar eine DVU­lerin in der Gemein­de­v­ertre­tung sitzt, scheint die Gemeinde Schorfhei­de, genauer der Bürg­er­meis­ter Uwe Schoknecht, kein Prob­lem mit dem Naz­ifest zu haben – in der Ver­gan­gen­heit hat­te er sich sog­ar gegen antifaschis­tis­che Gegen­proteste vor Ort ausgesprochen.

Antifaschis­tis­che Aktion Bernau, Juni 2011. 

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(Anti-)Rassismus Arbeit & Soziales Law & Order

Gutschein-Boykotts in Hennigsdorf: Kundgebungen und Gespräche

Seit Mittwoch boykot­tieren die Flüchtlinge in Hen­nigs­dorf die Annahme von Wertgutscheinen. Eine Ver­samm­lung der Flüchtlinge und ihrer Unterstützer_innen hat nun das weit­ere Vorge­hen beschlossen.

Kundge­bun­gen Mon­tag und Mittwoch
Bere­its am Mon­tag mor­gen wollen sie vor dem Sozialamt demon­stri­eren und die Auszahlung der den Flüchtlin­gen zuste­hen­den Leis­tun­gen in bar ver­lan­gen. Es beste­ht weit­er­hin die Bere­itschaft mit dem Sozialdez­er­nen­ten Michael Garske zu ver­han­deln. Auch für kom­menden Mittwoch wurde eine Kundge­bung angemeldet. Das Sozialamt hat für diesen Tag einen weit­eren Ver­such der Gutschein­aus­gabe angekündigt. Flüchtlinge und Unterstützer_innen wer­den den
Mitarbeiter_innen des Sozialamtes noch ein­mal klar machen, dass sie ihre diskri­m­inieren­den und erniedri­gen­den Gutscheine behal­ten können.

Spal­tungsver­suche der Ver­wal­tung und anste­hen­des Gespräch mit Sozialdez­er­nen­ten Garske
Bere­its bei dem erfol­gre­ichen Auf­takt zum Boykott der Wertgutscheine unter­bre­it­eten die Protestieren­den dem Sozialamt ein Gespräch­sange­bot. Sozialdez­er­nent Michael Garske hat daraufhin ein Gespräch für Don­ner­stag, den 9.6.2011 um 13 Uhr, zuge­sagt. Gle­ichzeit­ig wurde von Seit­en des Sozialamtes ein Nach­holen der Gutschein­aus­gabe für kom­menden Mittwoch „ange­boten“. Eine Ver­samm­lung der Protestieren­den hat dies als „Hin­hal­te­tak­tik“ beze­ich­net. Die Flüchtlinge leben in diesen Tagen prak­tisch ohne Lebens­grund­lage, weshalb eine schnelle und langfristige Lösung gefun­den
wer­den muss.
Am Fre­itag haben Mitarbeiter_innen des Sozialamts begonnen, schwan­gere Frauen und Frauen mit Kindern gezielt anzus­prechen und ihnen Gutscheine anzu­bi­eten. Keine der Ange­sproch­enen ist auf dieses „Ange­bot“ eingegangen.

Erfol­gre­ich­er Boykot­tauf­takt und Kundge­bung ver­gan­genen Fre­itag
Der angekündigte Boykott der Wertgutscheine durch die Bewohner_innen des Flüchtling­sheims in Hen­nigs­dorf hat am Mittwoch, den 1.6. begonnen. Auf Grund der Proteste fand keine Gutschein­aus­gabe statt. Eine Barauszahlung der Leis­tun­gen wurde aber nach wie vor ver­weigert. Daher wer­den nun alle
Bewohner_innen durch Spenden ver­sorgt. Am Fre­itag, 3.6., fand eine Kundge­bung auf dem Post­platz in Hen­nigs­dorf statt, auf der etwa 120 Men­schen
– Flüchtlinge und Unterstützer_innen – die Bevölkerung über den Boykott informierten und sie darüber aufk­lärten, wie ihre Nachbar_innen im Flüchtling­sheim behan­delt werden.

Hin­ter­grund: Argu­men­ta­tion des Land­kreis­es nicht mehr halt­bar
Ober­hav­el gehört zu den let­zten fünf Land­kreisen in Bran­den­burg, die Flüchtlin­gen die Auszahlung der – ohne­hin weit unter dem „Exis­tenzmin­i­mum“ liegen­den – Leis­tun­gen in Bargeld ver­weigert. Auf Grund eines fak­tis­chen Arbeits- und Aus­bil­dungsver­botes für die meis­ten Flüchtlinge sind sie auf diese Leis­tun­gen angewiesen. Zulet­zt hat­te der Nach­bar­land­kreis Barn­im im Mai die diskri­m­inieren­den Gutscheine abgeschafft. Auch die Lan­desregierung befür­wortet eine Umstel­lung auf Bargeld, hat aber keine Weisungs­befug­nis. Der bran­den­bur­gis­che Land­tag hat am 14. April beschlossen, im Bun­destag darauf hinzuwirken, Sach­leis­tun­gen gän­zlich abzuschaf­fen. Berlin und einige andere Bun­deslän­der geben schon länger nur noch Bargeld aus. Die Argu­men­ta­tion des Land­kreis­es, die Auszahlung von Bargeld sei nicht erlaubt, ist jeden­falls nicht halt­bar. Die Forderung nach Bargeld kann ohne­hin nur eine Min­i­mal-Forderung sein angesichts der vie­len darüber hin­aus­ge­hen­den Missstände: Das fak­tis­che Arbeitsver­bot, die Lagerun­ter­bringung, Res­i­den­zpflicht und schlechte medi­zinis­che Ver­sorgung, sowie die Unter­stützung, die nur 65% des HartzIV-Satzes beträgt. Wir fra­gen: Wie sollen Men­schen von 2/3 des Exis­tenzmin­i­mum existieren?

Spende­naufruf
Die Ver­sorgung der Flüchtlinge, die sich mutig für eine Verän­derung ihrer Sit­u­a­tion ein­set­zen, wird über Spenden gesichert.
Die Koor­di­na­tion von Sach­spenden erfol­gt über uri-hennigsdorf@riseup.net

Drin­gend benötigte Geld­spenden bitte auf fol­gen­des Kon­to:
Fördervere­in des Bran­den­bur­gis­chen Flüchtlingsrats e.V.,
Mit­tel­bran­den­bur­gis­che Sparkasse Pots­dam,
Kon­to Nr.: 350 1010 000,
BLZ: 160 500 00,
Wichtig: Mit dem Ken­nwort „Hen­nigs­dorf“ als Verwendungszweck.

 

Details zu den Kundge­bun­gen am Mon­tag und Mittwoch 

Kundge­bung vor dem Sozialamt Oranien­burg
Mon­tag, 6.6.2011, 10 Uhr
Adolf-Dechert-Straße 1, Oranien­burg
Boykott der Gutschein-Aus­gabe II

Mittwoch, 8.6., 8:30 Uhr
Flüchtling­sheim Stolpe-Süd,
Rup­pin­er Chaussee 19, Hen­nigs­dorf
(Tre­ff­punkt für nicht-Ort­skundi­ge: 8:00 Uhr S‑Bahnhof Hennigsdorf)

Kon­takt
Für Nach­fra­gen ste­hen wir gerne per Mail unter uri-hennigsdorf@riseup.net zur Verfügung.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Geld- und Sachspenden benötigt

Wie bere­its mit­geteilt, haben die Bewohner­In­nen des Flüchtling­sheims Hen­nigs­dorf gestern, am 1. Juni 2011, die Annahme der Warengutscheine ver­weigert und die Auszahlung von Bargeld gefordert. Der Auf­takt gestern war sehr erfol­gre­ich. Die Kreisver­wal­tung hat den Bewohner­In­nen für die näch­ste Woche einen Gespräch­ster­min zuge­sagt und zumin­d­est die Beratung über die Umstel­lung auf Bargeld angekündigt. Nun kommt es darauf an, wie entschlossen die Flüchtlinge bleiben bzw. bleiben kön­nen, denn bis es zur Entschei­dung kommt, haben sie keine Mit­tel, um sich zu ver­sor­gen. Deshalb – und um ggf. den Boykott aufrechtzuer­hal­ten — brauchen  sie unbe­d­ingt materielle Unterstützung.

Wir rufen alle dazu auf, diesen muti­gen und kraftvollen Schritt der Flüchtlinge zu unterstützen!

Geld­spenden kön­nen mit dem Stich­wort „Hen­nigs­dorf“ als Ver­wen­dungszweck auf das Kon­to des Flüchtlingsrates bei der

Mit­tel­bran­den­bur­gis­che Sparkasse Pots­dam
BLZ: 160 500 00
KtoNr.: 350 10 10 000

über­wiesen werden

Sach­spenden wer­den auch gerne ent­ge­gen genom­men. Bitte wen­den Sie / wen­det Euch an den Flüchtlingsrat Bran­den­burg (0331–716499 oder 0176–61026443), wir leit­en dann an die Koor­di­na­torIn­nen vor Ort weiter.

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Antifaschismus

Antifa-Spontandemo in Cottbus

Am Mittwochabend (01.06.2011) ver­sam­melten sich ca. 60 Antifaschist_innen spon­tan in der Cot­tbuser Innen­stadt um ihre Wut gegenüber der steigen­den Nazige­walt in Süd­bran­den­burg zum Aus­druck zu ver­brin­gen. In den let­zten Wochen und Monat­en kam es wieder­holt zu recht­en Über­grif­f­en, vor allem in Cot­tbus und Sprem­berg. Hier­bei wur­den ver­mehrt linke Jugendliche sowie alter­na­tive Tre­ff­punk­te ange­grif­f­en und Men­schen zum Teil lebens­ge­fährlich ver­let­zt. Trau­riger Höhep­unkt dieser Welle der Gewalt ist der Angriff und das Ein­drin­gen in die ehe­ma­lige Woh­nung eines Antifaschis­ten, organ­isiert und durchge­führt von mehreren ver­mummten Neon­azis. Dabei ver­schafften diese sich Zutritt zur Woh­nung und bedro­ht­en eine im Bett liegende Per­son. Dieser Angriff ste­ht zeitlich in direk­ten Zusam­men­hang mit dem NPD Auf­marsch in Sprem­berg (21.05.2011), der von Antifaschist_innen erfol­gre­ich gestört wurde. 

Mit dieser Spon­tandemon­stra­tion wurde gezeigt, dass solche Tat­en nicht unbeant­wortet bleiben und das Angriffe auf einzelne immer einen Angriff auf uns alle bedeuten. Mit Pyrotech­nik, Trans­par­enten, Fly­ern und kämpferischen Sprechchören macht­en Antifaschist_innen auf die alarmierende Zustände in Süd­bran­den­burg im All­ge­meinen und in Cot­tbus im Beson­deren aufmerksam. 

Wir wer­den nicht taten­los und still zu sehen, wie sich neon­azis­tis­che Machen­schaften ver­bre­it­en und Neon­azis weit­er­hin ver­suchen engagierte Men­schen einzuschüchtern. 

Nazige­walt stop­pen – Auf allen Ebe­nen, mit allen Mit­teln! Fight back!

Fotos von der Spon­tandemon­stra­tion | Foto­bericht vom Nazi­auf­marsch in Sprem­berg | Bericht zum Nazi­auf­marsch in Sprem­berg 1 | Bericht zum Nazi­auf­marsch in Sprem­berg 2 | Bericht zum Nazi­auf­marsch in Sprem­berg 3 | Bericht zum Nazi­auf­marsch in Sprem­berg 4

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(Anti-)Rassismus

Abschiebehaftanstalt Eisenhüttenstadt muss 1000 Euro zahlen

Die Abschiebe­haf­tanstalt Eisen­hüt­ten­stadt zahlt 1000 € an die Keni­aner­in Alice Kamau, die von Bedi­en­steten der Anstalt im Jahr 2003 ins­ge­samt 42 Stun­den gefes­selt wurde. Die Anwältin der Geschädigten bestätigte den Ein­gang der Zahlung. In einem Ver­wal­tungs­gerichtsver­fahren, mit dem die Rechtswidrigkeit der Maß­nahme fest­gestellt wer­den sollte, ver­trat das Oberver­wal­tungs­gericht Berlin-Bran­den­burg am 01.10.2010 die Auf­fas­sung, dass es keine Rechts­grund­lage für die Fes­selun­gen gab.

Die Maß­nahme wurde zudem als unver­hält­nis­mäßig eingeschätzt. Die Aus­län­der­be­hörde hat­te den Anspruch der Klägerin auf Fest­stel­lung der Rechtswidrigkeit der Fes­selun­gen daraufhin frei­willig anerkan­nt. Auf Grund der frei­willi­gen Anerken­nung, wurde kein Urteil gesprochen.

Mit der Anerken­nung der Rechtswidrigkeit wäre eine Schadenser­satzk­lage von Alice Kamau aus­sicht­sre­ich gewe­sen. Gegen Zahlung der Gericht­skosten sowie 1000 € “Schmerzens­geld” verzichtete Frau Kamau jedoch auf die Durch­set­zunger ihrer Ansprüche. Bekan­nte von Alice Kamau, die eine Unter­stützungs­gruppe gegrün­det und auch nach der Abschiebung Kon­takt mit der Keni­aner­in gehal­ten hat­ten, erk­lärten, dass Frau Kamau den zer­mür­ben­den Rechtsstre­it endlich abschließen wolle.

Ein Mit­glied der Unter­stützungs­gruppe zur Zahlung: “Das lange Ver­fahren von Frau Kamau zeigt deut­lich, wie schwierig es ist auch nur den ele­men­tarsten Grun­drecht­en von Abschiebe­häftlin­gen Gel­tung zu ver­schaf­fen.” Nur die wenig­sten Abgeschobe­nen hät­ten die Möglichkeit sich wenig­stens im Nach­hinein gegen eine erniedri­gende und rechtswidrige Behand­lung zu wehren. Auch wenn die Rechtsvertreterin von Frau Kamau mit der Abschiebe­haf­tanstalt “um jeden Cent” habe feilschen müssen, so sehe man in der nun erfol­gten Zahlung ein gewiss­es Schuldeingeständ­nis, so der Vertreter der Unterstützungsgruppe.

Kon­takt: eisenhuettenstadt@mailfish.de

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Brunch statt (NPD) Stand

Als Gege­nak­tion zu einem Info­s­tand des NPD Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe hat­ten heute mehrere Men­schen zu einem spon­ta­nen Polit­brunch auf dem Neustädtis­chen Markt in Bran­den­burg an der Hav­el eingeladen.

Kuchen gegen Nazipropaganda

Bei her­rlichen Son­nen­schein kamen zeitweise bis zu 50 Men­schen zusam­men, um bei Kaf­fee und Kuchen lock­er und leicht gegen (Neo)nazismus in Bran­den­burg an der Hav­el zu protestieren, während die erschienen NPD Aktivisten_innen müh­selig ver­sucht­en ihre aufhet­zende Pro­pa­gan­da unter die Leute zu bringen.

Um die elf, aus den Land­kreisen Havel­land, Ost­prig­nitz-Rup­pin und Pots­dam-Mit­tel­mark angereis­ten, Mitleid erre­gen­den braunen Parteikad­er, die ihren Stand am Rande des Innen­stadtensem­bles aufge­baut hat­ten, den­noch die Möglichkeit zu geben ihre Flug­blät­ter los zu wer­den, wurde schließlich eine beson­dere Tauschbörse initiiert.

Dabei wurde eine große Zahl Passant_innen ani­miert sich zunächst am NPD Info­tisch (Neo)nazipropaganda geben zu lassen,  diese dann am Kuchen­stand zu entsor­gen und dafür ein Stück Kuchen oder einen Kaf­fee zu erhalten.

NPD het­zte gegen Ausländer

Angemeldet wurde die NPD Aktion übri­gens als so genan­nte „Mah­nwache“ unter dem Mot­to „Beendi­gung der deutschen Krankenkassen­leis­tun­gen für im Aus­land lebende Fam­i­lien­ange­hörige hier leben­der Aus­län­der“ (1.) und knüpft an ähn­liche Empörungsver­suche aus dem kon­ser­v­a­tiv­en bürg­er­lichen Lager an. Bere­its im April 2003 forderte so beispiel­sweise die umstrit­tene Vor­sitzende des „Bun­des der Ver­triebe­nen“ (BdV), Eri­ka Stein­bach (CDU), gemäß der Zeitung „Die Welt“, die „Bevorzu­gung aus­ländis­ch­er Fam­i­lieange­höriger in der kosten­losen Mitver­sicherung deutsch­er Krankenkassen abzuschaf­fen“. (2.)

Die Forderung nach der Abschaf­fung dieser ver­meintlichen Vergün­s­ti­gun­gen ist jedoch pur­er Pop­ulis­mus bzw. grober Unfug, da gemäß des dies­bezüglichen  „Abkom­men zwis­chen der Repub­lik Türkei und der Bun­desre­pub­lik Deutsch­land über soziale Sicher­heit“ aus dem Jahr 1964 (3.) sowie ähn­lich­er bilat­eraler Vere­in­barun­gen mit anderen Staat­en bei­de Ver­tragspart­ner von den Regelun­gen profitieren.

Der Aufruf der NPD zielt also nur vorder­gründig gegen die ver­meintlichen finanziellen Belas­tun­gen  der Bundesbürger_innen durch „Aus­län­der“.  Tat­säch­lich will die Partei mit falschen Behaup­tun­gen Ras­sis­mus schüren.

Erstaunlich­er Weise hat dies auch die Stadt Bran­den­burg an der Hav­el erkan­nt: „(…)Wenn die NPD mit solchen Forderun­gen auf den Platz tritt, ver­birgt sich dahin­ter weit mehr als nur die Verän­derung der deutschen Krankenkassen­leis­tung für im Aus­land lebende Fam­i­lien­ange­hörige. In erster Lin­ie ist es ihr Anliegen die Unzufrieden­heit der Men­schen über Poli­tik und Wirtschaft, auf Migranten und die demokratis­che Gesellschaft­sor­d­nung zu ver­schieben. Dabei ist die NPD im Wesentlichen frem­den­feindlich und ras­sis­tisch. Die NPD betra­chtet die Gesellschaft als Volk­skör­p­er der organ­isch-biol­o­gisch entwick­elt ist. Sie ver­wen­det Ras­sis­mus als eine poli­tis­che The­o­rie, in der sie immer wieder mit frem­den­feindlichen und frem­denängstlichen Stim­mungen in der Bevölkerung Gewalt und Aus­gren­zung befördern will. Die Krankenkassen­leis­tun­gen gel­ten für die NPD als volk­spoli­tis­che Maß­nahme des Staates und dür­fen in ihrem Sinne nur an deutsche Fam­i­lien aus­gezahlt wer­den.(…)“  (4.)

Stadt ignori­ert zunehmende (Neo)naziaktivitäten

Es ist allerd­ings sehr bedauer­lich, dass den offiziellen Vertreter_innen der Stadt und ihrer „Koor­dinierungs­gruppe bei rel­e­van­ten extrem­istis­chen Aktiv­itäten“ Konzepte für effek­tive und plaka­tive Gege­nak­tiv­itäten zu den seit 2007 zunehmenden Aktio­nen der NPD sowie ihrer Sympathisant_innen fehlen und lediglich dazu aufgerufen wird  die uner­wün­scht­en Gäste „mit Nich­tach­tung zu strafen“. (5.)

Bere­its am 26. März 2011 kon­nten  sich so unge­fähr 250 Holocaustleugner_innen unter Führung eines NPD Mit­gliedes rel­a­tiv ungestört vor der JVA im Ort­steil Gör­den ver­sam­meln und mit Unter­stützung von Gesinnungsgenoss_innen aus der ganzen Welt eine Kundge­bung für die Frei­heit des dort inhaftierten (Neo)nazis Horst Mahlers abhalten.

Wo ist der „Wind“ der „Zivilge­sellschaft“ welch­er der „NPD“ in „Bran­den­burg“,  laut dem Inlands­ge­heim­di­enst „Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg“, ange­blich am „härtesten ins Gesicht“ weht? (6.)

Polizei ver­bot Mei­n­ungsäußerun­gen gegen (Neo)nazis

In Bran­den­burg an der Hav­el wehte der Wind bish­er anscheinend nur in die andere Richtung.

Um möglicher­weise die „Nich­tach­tung“ der (Neo)nazis zu zemen­tieren wur­den den Kuchenstandbetreiber_innen polizeilich nicht ges­tat­tet poli­tis­che State­ments an ihrem Stand zu ver­an­schaulichen. Beson­ders „schlimm“ wurde von den einge­set­zten Polizist_innen dabei ein Plakat mit der Auf­schrift „Brauner Müll gehört in die Tonne!“ erachtet. Es musste nach mehreren Dro­hun­gen ent­fer­nt werden.

Die Anmel­dung ein­er spon­ta­nen Kundge­bung wurde eben­falls nicht ges­tat­tet.  Jegliche kurzfristig angemeldete Ver­samm­lun­gen seien aufzulösen und dabei eventuell ver­wen­detes Mate­r­i­al zur poli­tis­chen Mei­n­ungsäußerung zu beschlagnah­men, so der Ein­sat­zleit­er vor Ort nach ange­blich­er Rück­sprache mit seinen Vorgesetzten.

Kuchen­stand trotz­dem Erfolg

Trotz der polizeilichen Schika­nen wur­den die Gege­nak­tiv­itäten gegen den NPD Info­s­tand den­noch von den Beteiligten als Erfolg gew­ertet. Schließlich fre­quen­tierte eine große Anzahl von Men­schen den Kuchen­stand und entsorgte dabei noch dezent die erhaschte Nazipropaganda.

weit­ere Fotos hier:

[AFN] Brunch statt (NPD) Stand

Quellen:

1.) Stadt Bran­den­burg:  „Pres­se­in­for­ma­tion der Koor­dinierungs­gruppe“ http://www.stadt-brandenburg.de/aktuelles/presseservice/details-der-presseinformation/artikel/presseinformation-der-koordinierungsgruppe-npd-infostand-am-28052011/?no_cache=1&cHash=38766bdda2d090825624c70f03c14e3f

2.) Die Welt: „Krankenkassen müssen für Eltern von Aus­län­dern in deren Heimat zahlen“, 13. April 2003, Rechtschrei­bung im Orig­i­nal, http://www.welt.de/print-wams/article128252/Krankenkassen_muessen_fuer_Eltern_von_Auslaendern_in_deren_Heimat_zahlen.html

3.) Deutsch-Türkisches Sozialver­sicherungsabkom­men,  http://www.deutsch-tuerkisches-recht.de/Rechtsverkehr/Internationale-%C3%9Cbereinkommen/Sozialversicherungsabkommen

4.) wie 1.)

5.) wie 1.)

6.) Märkische All­ge­meine Zeitung: „Aufat­men in Bran­den­burg nach NPD-Mis­ser­folg bei der Land­tagswahl in Sach­sen-Anhalt“,  22. März 2011,

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12042766/62249/Aufatmen-in-Brandenburg-nach-NPD-Misserfolg-bei-der.html

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Gutschein-Boykott in Hennigsdorf

Für den 1.6.2011 pla­nen die Bewohner_innen des Flüchtling­sheims Stolpe Süd in Hen­nigs­dorf einen Boykott der ihnen monatlich aus­gezahlten Wertgutscheine. Das Sozialamt wurde bere­its postal­isch informiert, dass es die Leis­tun­gen für Juni als Bargeld auszahlen soll und die Erniedri­gung und Aus­gren­zung durch Gutscheine nicht weit­er hin­genom­men werden.

Um diesen Boykott zu unter­stützen und unserem Protest gegen das Gutschein­sys­tem Aus­druck zu ver­lei­hen, wird es am 1.6., ab 7 Uhr eine Kundge­bung vor dem Flüchtlingslager Stolpe Süd in Hen­nigs­dorf geben. An diesem Tag sollen ab ca. 9 Uhr die Gutscheine für Juni verteilt wer­den. Tre­ff­punkt für Unterstützer_innen ist 8 Uhr S‑Bahnhof Hen­nigs­dorf. Des Weit­eren wird am 3.6. um 15 Uhr eine Kundge­bung auf dem Post­platz direkt beim S‑Bahnhof in Hen­nigs­dorf stat­tfind­en. Weit­er Aktio­nen für den Zeitraum des Boykotts sind in Pla­nung. Die Entschei­dung darüber, ob die Ver­sorgung von Flüchtlin­gen mit Bargeld, Gutscheinen oder anderen Sach­leis­tun­gen stat­tfind­et, liegt beim Land­kreis Ober­hav­el. In zwei Drit­tel (12 von 18) der Land­kreise in Bran­den­burg wurde schon auf Geldleis­tun­gen umgestellt. Flächen­deck­end eben­so in den Bun­deslän­dern Ham­burg, Berlin, Bre­men, Hes­sen, Sach­sen-Anhalt, Meck­len­burg-Vorp. und Rh-Pfalz. Mit weni­gen Aus­nah­men auch in NRW und
Schleswig‑H. und Sach­sen (12 von 13 Kreisen). Dass der Land­kreis Ober­hav­el die Umstel­lung auf eine Bargel­dauszahlung ver­weigert, verken­nt die Not der Flüchtlinge und die Nachteile von Gutscheinen.

Gründe gegen die Gutscheine gibt es viele. Flüchtlinge wer­den dadurch ent­mündigt. Sie kön­nen über ihr Geld nicht frei entschei­den. Zum Beispiel sind Büch­er, Kinder­spielzeug, Medika­mente, Tele­fonkarten, Brief­marken,
Ein­tritte in kul­turelle Ein­rich­tun­gen oder Sport­stät­ten mit Gutscheinen nicht bezahlbar. Auch Fahrtkosten kön­nen mit Gutscheinen nicht bezahlt wer­den, was die (oft willkür­lich ein­berufe­nen) Ter­mine beim weit
ent­fer­n­ten Sozialamt zu einem enor­men Kosten­punkt macht (bei 40 nur Euro „Taschen­geld“!). Sparen wird durch das Ver­falls­da­tum der Gutscheine ver­hin­dert. Rest­be­träge (Rück­geld) wer­den nur bis zu 10% des Einkaufs erstat­tet  und selb­st das wird von eini­gen Geschäften in Hen­nigs­dorf ver­weigert. Die Flüchtlinge müssen also in der Regel auf einen Teil des Wertes verzicht­en oder nicht unbe­d­ingt benötigte Pro­duk­te zusät­zlich
kaufen. All diese Gründe zwin­gen die Flüchtlinge zu ver­suchen, möglichst viele ihrer Gutscheine in Bargeld einzu­tauschen. Die Folge ist ein inof­fizieller Markt für Gutscheine, bei dem die Flüchtlinge oft um einen
Teil ihrer ohne­hin extrem gerin­gen Lebens­grund­lage gebracht werden.

Dieser Umstand trifft Fam­i­lien mit Kindern am härtesten, da ger­ade diese dem Druck aus­ge­set­zt sind, neben der Lebenser­hal­tung auch die kindliche Entwick­lung mit Spielzeug und Unternehmungen fördern zu müssen. Denn ist dies über die gesamte Dauer der Ver­sorgung mit Gutscheinen von drei Jahren nicht möglich, sind die Entwick­lungss­chä­den durch die fehlen­den Betä­ti­gungsmöglichkeit­en (in Kom­bi­na­tion mit der inner­famil­iären
Stress­si­t­u­a­tion durch unver­hält­nis­mäßige Armut bei nur knapp 70% des Hartz-IV Satzes) kaum mehr zu beheben.

Darüber hin­aus fördern die Gutscheine die Stig­ma­tisierung und Aus­gren­zung der  Flüchtlinge. An der Kasse müssen die Flüchtlinge jedes Mal zeigen, dass sie fremd sind und von Sozialleis­tun­gen leben. Dies fördert Tag für Tag das ras­sis­tis­che Vorurteil „Die wollen nicht arbeit­en“. Das fak­tis­che Arbeits- und Aus­bil­dungsver­bot für Flüchtlinge ohne gesicherten  Aufen­thaltssta­tus wird hier­bei jedoch stets unterschlagen.

Die Ver­sorgung der Flüchtlinge, die sich an dem Boykott beteili­gen, soll über pri­vate Spenden, sowie durch Spenden von Organ­i­sa­tio­nen gesichert wer­den. Zu diesem Zweck ist ein Spendenkon­to beim Flüchtlingsrat
Bran­den­burg eingerichtet: 

Fördervere­in des Bran­den­bur­gis­chen Flüchtlingsrats e.V.
Mit­tel­bran­den­bur­gis­che Sparkasse Pots­dam
Kon­to Nr.: 350 1010 000
BLZ: 160 500 00
KENNWORT: Hen­nigs­dorf

Nach­fra­gen kön­nen per Mail an uri-hennigsdorf@riseup.net oder per Tele­fon unter der Num­mer 017644567767 gestellt werden.

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Antifaschismus

Randale in der Hauptstadt

Nazirandale am 14. Mai 2011 in Berlin
Nazi­ran­dale am 14. Mai 2011 in Berlin

 

INFORIOT Am vorver­gan­genen Sonnabend ver­sucht­en rund 140 Neon­azis eine heim­lich vor­bere­it­ete Demon­stra­tion durch Berlin-Kreuzberg durchzuführen. Trotz der Geheimhal­tung gelang es rund 500 Men­schen mit­tels ein­er Block­ade, die Neon­azis am Marsch durch Kreuzberg zu hindern.

Die inzwis­chen bekan­nt gewor­de­nen Absprachen zwis­chen Polizei und Neon­azis und eine all­ge­mein völ­lig ver­fehlte Poli­tik­tak­tik ermöglicht­en den Neon­azis, Gegen­demon­stran­tInnen und unbeteiligte Pas­san­tInnen anzu­greifen. Es kam zu mas­siv­en Gewalt­tat­en, begleit­et von den ras­sis­tis­chen Parolen der Neonazis.

Wegen des Gewal­texzess­es wird der Demon­stra­tions­ablauf in Berlin derzeit bre­it disku­tiert. Nun haben Berlin­er Antifas eine Bildga­lerie mit Fotos der neon­azis­tis­chen Demo-Teil­nehmerIn­nen veröf­fentlicht. Für viele wer­den auch Namen und Wohnort benannt.

Vielle­icht nicht über­raschend aber dur­chaus inter­es­sant ist: Ein gar nicht so klein­er Anteil dieser Neon­azis stammt aus Bran­den­burg. 18 von 144 Fotos der Demon­stran­tInnen zeigen Bran­den­burg­er Neon­azis — jed­eR achte auf der Ran­dalede­mo kam also aus Bran­den­burg. Die meis­ten dieser 18 wer­den in der Berlin­er Antifaauf­stel­lung dem Land Bran­den­burg zuge­ord­net, andere wur­den von Bran­den­burg­er Antifa­grup­pen identifiziert.

Dies zeigt, dass die Bran­den­burg­er Szene an die inter­nen Kom­mu­nika­tion­skanäle der — organ­isatorisch schwachen aber stark gewaltaffinen — Berlin­er Neon­azis angeschlossen ist. Son­st hät­ten kaum so viele Neon­azis aus Bran­den­burg den Weg zur geheim vor­bere­it­eten Demon­stra­tion find­en können.

Mit dabei war auch der NPD-Kom­mu­nalpoli­tik­er Maik Schnei­der, der für die Neon­azi­partei Abge­ord­neter in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Nauen ist.

Der Anmelder der Demon­stra­tion wurde für diese Auf­stel­lung übri­gens nicht mit­gezählt. Sebas­t­ian Schmid­k­te, derzeit Kad­er des “Nationalen Wider­stands Berlin” und Vize­landeschef der Haupt­stadt-NPD, ist ursprünglich eben­falls Bran­den­burg­er. Er stammt aus Straus­berg, war Mit­glied des 2006 selb­st aufgelösten “Märkischen Heimatschutzes” und ver­zog vor etlichen Jahren nach Berlin.

 

Sebastian Schmidtke (1.v.l.) 2003
Auch der Demoan­melder stammt ursprünglich aus Bran­den­burg: Sebas­t­ian Schmidtke war in Straus­berg Mit­glied des “MHS”. Hier (1. von links) 2003 bei einem NPD-Stand in Fürstenwalde.

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