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Punks planen Chaostag(e) in Prenzlau

Anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus gibt es in der Uck­er­mark mehrere Gedenkver­anstal­tun­gen. Sog­ar Pren­zlaus Punks zeigen sich von ihrer spaß-poli­tis­chen Seite.

Am Sonnabend, dem 8. Mai, um 9.30 Uhr, wird der Bürg­er­meis­ter der Stadt Pren­zlau, Hen­drik Som­mer, am pol­nis­chen Gedenkstein auf dem Städtis­chen Fried­hof eine Ansprache hal­ten und ein Gesteck nieder­legen. Im Anschluss daran wird im Stadt­park am sow­jetis­chen Ehren­mal ein Kranz niedergelegt.


Aufruf zu den Chaosta­gen in Pren­zlauscreen­shot: ipr

In Schwedt find­et eine öffentliche Gedenkver­anstal­tung mit Kranznieder- legung um 10:00 Uhr am sow­jetis­chen Ehren­mal auf dem Neuen Fried­hof statt. Die Worte des Gedenkens spricht dort Anke Grodon, Lei­t­erin der städtis­chen Museen der Stadt Schwedt/Oder.

Pren­zlaus Punks haben für den 8. Mai einen ganz beson­deren Tag der (indi­vidu­ellen) Befreiung aus­gerufen. Sie pla­nen in der Pren­zlauer City soge­nan­nte Chaostag(e). Los­ge­hen soll es um 12:00 Uhr am Haupt­bahn­hof. Ab 14:00 Uhr ist Work­shop mit dem The­ma „Wie würft man weit­er Steine!?!“ vorge­se­hen. Gegen 16:00 Uhr ist Kul­tur­saufen ange­sagt und enden sollen die Feier­lichkeit­en mit einem Fack­elumzug um 20:00 Uhr. Immer­hin haben auf der Web­site “abgefuckt.de” 17 Bunte ihr Kom­men angemeldet.

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Aktuelle Infos zum NPD Aufmarsch am 8. Mai in Brandenburg an der Havel

Für den 8. Mai 2010 hat der NPD Kreisver­band Hav­el Nuthe in Bran­den­burg an der Hav­el einen Auf­marsch im Stadt­ge­bi­et angemeldet und bewirbt diesen, seit ger­aumer Zeit im Inter­net und durch A5-große Handzettel als Post­wurf­sendung. Unter­stützt wird die Parteisek­tion dabei bish­er durch den NPD Lan­desver­band Bran­den­burg, dessen Kreisver­bände, den JN Lan­desver­band Sach­sen-Anhalt sowie diverse „freie“ nation­al­is­tis­che Grup­pen aus Bran­den­burg und Berlin, die eben­falls für den geplanten Aufzug werben.

Die von der NPD erwartete Teil­nehmerzahl von unge­fähr 200 (Neo)nazis, die ver­mut­lich über­wiegend über die Bah­n­verbindung Magde­burg – Bran­den­burg – Pots­dam – Berlin – Frankfurt/Oder (Regional­ex­press RE 1) und die Märkische Region­al­bahn (MR 51) von Bran­den­burg nach Rathenow zum bewor­be­nen Tre­ff­punkt, die Bahn­hal­testelle Brandenburg/Altstadt, anreisen wer­den, scheint somit real­is­tisch zu sein.

Als Schleusungspunk­te fungieren dann ver­mut­lich die Haupt­bahn­höfe in Bran­den­burg an der Hav­el und in Rathenow (Anbindung an den Regional­ex­press RE 2).

Die genaue Marschroute der (Neo)nazis von ihrem Aus­gangspunkt Bran­den­burg-Alt­stadt zum anvisierten End­punkt Ban­den­burg-Haupt­bahn­hof ist hinge­gen noch offen. 

Einen Marsch durch die Innen­stadt will jedoch das bürg­er­liche Bünd­nis aus Stadt, DGB, VVN-BdA, evan­ge­lis­che Kirche, Bünd­nis für Fam­i­lie, Kinder­schutzbund, Human­is­tis­ch­er Ver­band und Jugend­kul­tur­fab­rik (Juk­u­fa) möglichst nicht zulassen und hat­te bere­its vor ger­aumer Zeit eigene Ver­anstal­tun­gen anlässlich des „Tages der Befreiung“ angemeldet.
Um 13.00 Uhr ist z.B. eine Kundge­bung mit Rede­beiträ­gen und Kranznieder­legung am sow­jetis­chen Ehren­mal in der Ste­in­straße Ecke Kurstraße geplant.

Ab 13.30 Uhr wird es einen Fahrrad­ko­r­so durch die Innen­stadt geben, für den fol­gende Streck­en­führung geplant ist: Ste­in­straße (Stein­tor­turm), Jacob­straße, Bauhof­s­traße, Neuen­dor­fer Straße, Nico­laiplatz, Plauer Straße, Rit­ter­straße, Haupt­straße, Neustadt-Markt, Ste­in­straße, Theaterpark.

Im The­ater­park ist dann ein Bürg­er­fest mit Stän­den und Live­musik geplant. Hier wird es auch eine Möglichkeit geben, bei der Inter­essierte Infor­ma­tio­nen zum aktuellen Stand des (Neo)naziaufmarsches sowie Info­ma­te­r­i­al erhal­ten wer­den.
Weit­ere Ver­anstal­tun­gen oder Aktio­nen sind in Pla­nung, ein Über­sicht­s­plan zur besseren Ori­en­tierung im Stadt­ge­bi­et kann hier (pdf) run­terge­laden werden.

Der Notruf des Ermit­tlungsauss­chuss­es (EA) wird ab 11.00 Uhr geschal­tet und ist über fol­gende Tele­fon­num­mer: 0331/9510714 erreichbar. 

Eine druck­bare Ver­sion eines Fly­ers find­et ihr hier.

[AFN] Antifaschis­tis­ches Net­zw­erk: Bran­den­burg-Prem­nitz-Rathenow, 2010.05.06

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Antifaschismus

Cottbus: Anhaltende Gewalt gegen alternative Jugendliche

Inner­halb kürzester Zeit erfuhr die Opfer­per­spek­tive von mehreren Angrif­f­en. Sie alle richteten sich gegen alter­na­tive Jugendliche.

Mitte Feb­ru­ar gelang es, in Dres­den den größten Neon­azi­auf­marsch in Europa erfol­gre­ich zu block­ieren. Durch das Engage­ment Zehn­tausender kon­nte der soge­nan­nte Trauer­marsch der recht­en Szene ver­hin­dert wer­den, der in der säch­sis­chen Elb­metro­pole seit Jahren am Jahrestag der Bom­bardierung der Stadt im Zweit­en Weltkrieg organ­isiert wird. Zwei Tage später fand in Cot­tbus aus gle­ichem Anlass eine – wen­ngle­ich sehr viel kleinere – von der NPD angemeldete Demon­stra­tion statt. Rund hun­dert Neon­azis ver­sam­melten sich am Bahn­hof der Stadt.

Bere­its einige Tage vor dem »Trauer­marsch« in Cot­tbus war ein Lokalpoli­tik­er der Partei DIE LINKE im Inter­net mas­siv bedro­ht wor­den. Er hat­te während der Tagung des Stadt­par­la­ments am 27. Jan­u­ar das Ver­hal­ten der zwei NPD-Abge­ord­neten scharf kri­tisiert. Die bei­den NPD-Vertreter Ron­ny Zasowk und Frank Hüb­n­er waren bei ein­er Schweigeminute für die Opfer des Holo­caust demon­stra­tiv sitzen geblieben. Nach diesem öffentlichen Protest war in Inter­net­foren eine wüste Het­ze gegen den LINKEN-Poli­tik­er ges­tartet wor­den, die bis zu Mord­dro­hun­gen reichte.

Welle der Gewalt nach Neonazidemonstration im Februar

Am Abend des »Trauerzugs« der Neon­azis am 15. Feb­ru­ar grif­f­en etwa 15 Rechte einen jun­gen Mann an und schlu­gen mit Flaschen auf ihn ein. Am Boden liegend trak­tierten sie ihn mit Fußtrit­ten. Später am Abend beobachteten Jugendliche, die sich im linken Tre­ff­punkt Zelle 79 aufhiel­ten, eine große Gruppe Rechter, die sich dem Haus näherten – offen­bar in der Absicht, das Alter­na­tivzen­trum anzu­greifen. Die Polizei griff rechtzeit­ig in das Geschehen ein.

In der Wahrnehmung alter­na­tiv­er Jugendlich­er treten die Neon­azis seit der Demon­stra­tion am 15. Feb­ru­ar aggres­siv­er und sicht­bar­er auf. Sie bericht­en von zunehmenden Ein­schüchterungsver­suchen auf der Straße, in Schulen und Aus­bil­dungszen­tren. Es gibt musternde Blicke bei Zufalls­begeg­nun­gen auf der Straße, Jugendliche wer­den fotografiert und mit Sätzen wie »Warst du auf der Antifa-Demo? Pass auf!« bedro­ht. Autos mit Recht­en patrouil­lieren an alter­na­tiv­en Tre­ff­punk­ten oder stop­pen demon­stra­tiv vor den Wohn­häusern ihnen bekan­nter link­er Jugendlich­er. Im Sozialen Net­zw­erk Stu­di­VZ erscheinen Dro­hein­träge gegen namentlich genan­nte jugendliche Antifas. Mehrmals schon ran­nten kleine Grup­pen Rechter einzel­nen Jugendlichen hinterher.

Drei Tage nach dem Neon­azi­auf­marsch war­fen am 18. Feb­ru­ar in Drebkau bei Cot­tbus Unbekan­nte nachts die Scheibe eines Asia-Mark­ts ein und zün­de­ten das Geschäft an. Der Markt bran­nte kom­plett aus. Bere­its in der Ver­gan­gen­heit war das Geschäft von Recht­en attack­iert wor­den. Die Polizei schließt einen poli­tis­chen Hin­ter­grund nicht aus.

Am 20. Feb­ru­ar wurde eine junge Frau im Cot­tbuser Stadtzen­trum von zwei jun­gen Män­nern geschla­gen und getreten. Drei Tage später beschimpften Rechte in der Puschk­in­prom­e­nade einen 19-Jähri­gen auf dem Weg zur Schule als »Zecke«. Die Angreifer, die szene­typ­is­che Klei­dung tru­gen, schlu­gen mehrfach auf den Schüler ein. Der her­beigerufe­nen Polizei gelang es nicht, die Täter festzunehmen.

Nach ein­er kurzen Ruhep­hase wurde am Abend des 8. April in der Nähe des Puschk­in­parks ein Jugendlich­er von ein­er Gruppe Rechter vom Fahrrad geris­sen und mit einem Schlag­stock attack­iert. Wenig später bedro­hte ein Rechter Jugendliche im Park und ver­suchte sie mit einem Schlag­stock anzu­greifen. Die Grü­nan­lage wird seit Jahren ins­beson­dere von alter­na­tiv­en Jugendlichen in ihrer Freizeit genutzt. Immer wieder kam es zu Bedrohungen.

Gewaltbereite Szenerie

Die Neon­azistruk­turen in Süd­bran­den­burg kon­nten sich über lange Zeit fast ungestört entwick­elt. In ihnen wach­sen immer wieder neue AktivistIn­nen der recht­en Szene her­an, die ihre men­schen­ver­ach­t­en­den Ziele auch mit Gewalt verfolgen.

In Cot­tbus existiert eine aktive Neon­aziszene. Aus dem Stadt­bild sind Rechte nicht wegzu­denken. Das ist nichts Neues, doch das Aus­maß von Gewalt und Ein­schüchterun­gen seit der Demon­stra­tion im Feb­ru­ar ist beun­ruhi­gend. Die rechte Szene selb­st ist in vie­len Bere­ichen des gesellschaftlichen Lebens präsent, die jet­zige Gewalt nur eine Facette des Problems.

Im Cot­tbuser Stadtzen­trum resi­diert in der Tauben­straße der Szeneladen The Dev­ils Right Hand. Die Anfang der 1990er Jahre in Sprem­berg gegrün­dete Recht­srock­band Frontalkraft ist in Cot­tbus gut ver­ankert. Eine rel­e­vante Min­der­heit der Fans des Zweitligis­ten FC Energie Cot­tbus pflegt Verbindun­gen in die Neonaziszene.

Seit den Kom­mu­nal­wahlen im Jahr 2008 ist die NPD mit zwei Verord­neten im Cot­tbuser Stadt­par­la­ment vertreten. Frank Hüb­n­er war schon zu DDR-Zeit­en Mit­glied ein­er neon­azis­tis­chen Wehrsport­gruppe. Ron­ny Zasowk ist Vor­sitzen­der des NPD-Kreisver­ban­des Spree­wald und gilt als auf­streben­der Kad­er der NPD. Die Partei tritt immer wieder mit Infor­ma­tion­sstän­den in Cot­tbus und Umge­bung in Erschei­n­ung, zulet­zt am 13. März in Burg, eine Woche später auf dem Vor­platz der Cot­tbuser Stadthalle.

Eine beson­dere Rolle spielt die Süd­bran­den­burg­er Kam­er­ad­schaftsstruk­tur Spreelichter. Sie ist maßge­blich in Cot­tbus aktiv und betreibt eine mod­ern gestal­tete Web­site, die mit ihren kurzen Video­clips, Aktions­bericht­en und anderen Veröf­fentlichun­gen weit über die Region hin­ausstrahlt. Eine Art Marken­ze­ichen ist ihre ständig wieder­holte Botschaft »Demokrat­en brin­gen uns den Volkstod«.

Die Parole ist in Cot­tbus nicht nur durch Aufk­le­ber und Sprühereien weit ver­bre­it­et. Ende Feb­ru­ar prangte sie meter­hoch an einem abriss­fer­ti­gen Hochhaus in Cot­tbus-Sach­sendorf. Beim Karneval­sumzug am 14. Feb­ru­ar führten mit Tier­masken verklei­dete Kam­er­ad­schaftsmit­glieder ein Trans­par­ent mit der Parole mit sich. Im Herb­st ver­gan­genen Jahres störten sie eine Wahlkampfver­anstal­tung der Linkspartei. Zu den Aktiv­itäten der Kam­er­ad­schaft gehören regelmäßig Schu­lun­gen, Heldenge­denken mit Fack­eln und Son­nen­wend­feiern. Dies alles soll auf die rechte Szene fes­ti­gend wirken.

Nicht zum ersten Mal häufen sich Vor­fälle rechter Gewalt in Cot­tbus. 2005 wurde eine Antifa-Ver­anstal­tung im Jugend­klub Frageze­ichen über­fall­en, 2007 eine Par­ty am gle­ichen Ort. Vor drei Jahren kam es immer wieder zu Angrif­f­en auf aus­ländis­che Studierende, Flüchtlinge und Migran­tInnen. Im Früh­jahr 2007 häuften sich eben­falls Angriffe, Bedro­hun­gen und Pöbeleien gegen alter­na­tive Jugendliche im Puschkinpark.

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Nach durchzechter Nacht

Tem­plin (ipr) Aus bish­er unbekan­ntem Grund haben zwei 24- und 25-jährige Män­ner am Don­ner­stagfrüh ver­gan­gener Woche in Tem­plin einen 21-Jähri­gen ver­prügelt. Bei dem Opfer dieser Gewalt­tat han­delt es sich um einen Men­schen mit Behin­derung. Die bei­den Tatverdächti­gen sym­pa­thisieren nach Infor­ma­tio­nen der Polizei mit der recht­en Szene.

Zum Grad der Behin­derung wollte San­dra Urland von der Press­es­telle der Polizei des Schutzbere­ich­es Uck­er­mark keine Auskun­ft geben. Allerd­ings soll die Behin­derung nicht offen­sichtlich sein.

Dass es sich bei dem 25-Jähri­gen gegen den bere­its am Fre­itag Haft­be­fehl erlassen wor­den war um den in Berlin wohnen­den Nino S. han­delt, der eine Woche zuvor vor dem Amts­gericht Pren­zlau eben­falls wegen ein­er gefährlichen Kör­per­ver­let­zung zu sechs Monat­en Haft auf Bewährung verurteilt wor­den war, wollte San­dra Urland eben­falls nicht bestätigen.

Nur leicht verletzt

Der Geschädigte war kurz vor 8 Uhr zu Fuß in der Robert – Koch – Straße unter­wegs, als er plöt­zlich und ohne ersichtlichen Grund von den bei­den Män­nern ange­grif­f­en wurde. Sie ris­sen ihm den Ruck­sack von den Schul­tern und schlu­gen auf ihn ein. Am Boden kauernd wurde ihm dann auch noch von einem der Bei­den in den Bauch getreten. Anschließend flüchteten die Tatverdächti­gen. Der junge Mann wurde bei dem Über­griff glück­licher­weise nur leicht verletzt.

Im Zuge der Nah­bere­ichs­fah­n­dung gelang es der Polizei, die bei­den stark alko­holisierten Tatverdächti­gen zu stellen. Bei­de waren in der Ver­gan­gen­heit bere­its mehrfach polizeilich in Erschei­n­ung getreten. Gegen sie wird nun wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung ermit­telt. Der 24-Jährige wurde nach Aus­nüchterung, sowie Beendi­gung der polizeilichen Maß­nah­men wieder entlassen.

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Eure Repression macht uns nur stärker

Wie schon Jahre zuvor ver­sucht der deutsche Staat­sap­pa­rat vor Großereignis­sen, wie dem aktuellen 1.Mai in Berlin, linksradikale Pro­jek­te, Grup­pen, Bünd­nisse und Einzelper­so­n­en einzuschüchtern. Dazu nutzen sie meist die Mit­tel der Razz­ien, öffentliche Krim­i­nal­isierung und Hausdurchsuchungen.

Auch in diesem Jahr, kurz vor dem 1.Mai, beka­men linke Pro­jek­te Besuch von der Polizei, darunter der bekan­nte Laden M99 in Kreuzberg (24. April 2010, 28.April 2010), der Buch­laden Schwarze Risse in Kreuzberg und Pren­zlauer Berg (19.April 2010, 24.April 2010, 29.April 2010), der Antifa-Laden Red Stuff (24.April 2010, 29.April 2010), der Serv­er So36 (28.April 2010). Grund hier­für waren Anti­mil­i­taris­tis­che Schriften und eine Inter­im Aus­gabe in der zu Straftat­en aufgerufen wurde, bzw. in der eine Bauan­leitung für Molo­tow-Cock­tails zu find­en sein soll.

Dies betraf in den meis­ten Fällen Objek­te, die sich mit Razz­ien ausken­nen, doch auch Einzelper­so­n­en ste­hen unter beson­der­er Beobach­tung. In Berlin gab es daher schon erste „Gefährder­ansprachen“ durch Mitar­beit­er des LKA Berlin. 

Wenn es dreimal klingelt…

Im südlich von Berlin liegen­dem Königs Wuster­hausen fand am Dien­stag, dem 27.April 2010, ein Haus­durch­suchung bei einem stadt­bekan­ntem Antifaschis­ten statt. Mor­gens um sechs, wie üblich, häm­merten Mitar­beit­er des Bran­den­burg­er sowie des Berlin­er LKA an die Tür von Steven G.*, wobei beson­ders die Berlin­er Beamten sich aggres­siv her­vor­tat­en und nur durch das Ein­wirken der
Bran­den­burg­er Kol­le­gen an einem Auf­brechen gehin­dert wurden. 

Der Grund für die Krim­i­nal­isierung und Haus­durch­suchung war, dass G. im Novem­ber 2009 an einem Angriff auf den Schönewei­der Neon­aziladen „Zum Henker“ aktiv dabei gewe­sen sein soll und ihm die Tat des Land­friedens­bruchs ange­hangen wird. Es
gab min­destens drei unab­hängige Zeug_Innen, die dies anders sehen. Fakt ist, dass G. von min­destens fünf Neon­azis vor der Nazikneipe zusam­mengeschla­gen wurde und als er am Boden lag, diese ver­sucht­en ihm auf dem Kopf zu treten, so dass er
kurzzeit­ig das Bewusst­sein ver­lor. Die Polizei stellte trotz Zeu­ge­naus­sagen die Ermit­tlun­gen gegen die iden­ti­fizierten
Ex-Front­bann-Aktivis­ten ein, da G. keine Aus­sage zu Täter_Innen machen konnte.

Der weit­ere Grund für die Haus­durch­suchung durch die Bran­den­burg­er Beamten kam daher, da G. beim Verkleben eines Stick­ers „erwis­cht“ wurde. Auf dem Aufk­le­ber war ein blu­ten­der Neon­azi zu sehen mit der Unter­schrift „Nazis aufs Maul“. Laut den
Polizeibeamten ist dies ein Aufruf zur Straftat. 

Welchem Zweck diente also diese Hausdurchsuchung?

Bei der Haus­durch­suchung wur­den Handys, Aufk­le­ber, Plakate und linke Zeitschriften beschlagnahmt. Dabei han­delte es sich nicht um das oben erwäh­nte Motiv, son­dern um ver­schiedene typ­is­che Antifa-Aufk­le­ber, die keine strafrechtliche Rel­e­vanz haben.

Der Haupt­grund dient nur zur Ein­schüchterung der sehr aktiv­en antifaschis­tis­chen Szene in Königs Wuster­hausen, Zeuthen und den übri­gen Gemein­den. Seit län­ger­er Zeit ste­hen junge Antifaschist_innen in dieser Gegend unter Obser­va­tion durch VS und
polizeilichen Staatss­chutz und es gab einige Anquatschver­suche und Einschüchterungen.

Enough is Enough

Das gesamte Jahr über sind ger­ade prov­inzielle Antifaschist_innen und Grup­pen Repres­sio­nen von Seit­en „Anti- Extremistischer“-Polemik der Lokalme­di­en und Nazian­grif­f­en aus­ge­set­zt. Meist sind die weni­gen alter­na­tiv­en Jugendlichen, die einzi­gen aktiv­en Akteure im Ort, die sich gegen eine rechte Hege­monie stellen. Im Fall von G. gin­gen die Nazis in den ver­gan­genen Monat­en soweit, dass sie sein Haus mehrfach attack­ierten und beschmierten. Der vor­läu­fige Höhep­unkt war die Zer­störung des Fahrzeuges sein­er Eltern in der Nacht zum 13.03.2010. 

Am kom­menden Sam­stag wollen nach sechs Jahren Pause wieder ein­mal Neon­azis aus vie­len Bun­deslän­dern und Europa auf die Straße gehen. Wir wer­den dies nicht dulden und rufen ger­ade auch wegen den Prob­le­men in den Berlin­er Vororten dazu auf, an Block­aden teilzunehmen und den Nazi­auf­marsch in Berlin Pankow mit allen Mit­teln zu verhindern.

Darüber hin­aus ist am Abend die rev­o­lu­tionäre erste Mai Demo, welche nicht nur eine Tra­di­tion ist,  son­dern eine der weni­gen Demon­stra­tion im Jahr ist, in der wir uns für die übers Jahr verteilte Repres­sion revanchieren können. 

Aus diesem Grund kann die eigene Zielset­zung fürs Woch­enende, an der wir uns sel­ber messen soll­ten, nur lauten:

Keinen Meter Freiraum für Nazis und Bullen. Nicht
in Pankow, nicht in Kreuzberg, nirgendwo.

Unsere Straßen — Unsere Kieze – Unsere Stadt ! ! !

 

*(Name geän­dert)

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NPD will am 8.Mai in Brandenburg an der Havel aufmarschieren

Am Sam­stag, den 8. Mai 2010, will der NPD Kreisver­band Hav­el Nuthe in Bran­den­burg an der Hav­el unter dem Mot­to: „Frei­heit, Frieden und Selb­st­bes­tim­mung“ einen Auf­marsch durch­führen. Eine Entsprechende Anmel­dung durch den Kreisver­bandsvor­sitzen­den, Michel Müller aus Rathenow, liegt inzwis­chen der Polizei vor.

Mit der Wahl des Ter­mins und dem entsprechen­den Mot­to provoziert die NPD bewusst. Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus und ein her­aus­ra­gen­des antifaschis­tis­ches Eck­da­tum zu dem sich selb­st, seit der weltweit beachteten Rede von Bun­de­spräsi­dent Richard von Weizsäck­er im Jahr 1985,  auch die Bun­desre­pub­lik offiziell bekennt. 

(Neo)nazis ist dieser sym­bol­is­che Tag jedoch ein stechen­der Dorn im Auge, ste­ht er doch für die größte Nieder­lage ihrer geisti­gen Vorgänger und als Unter­gang ihres weltan­schaulichen Ideals. 

Das Mot­to „Frei­heit, Frieden und Selb­st­bes­tim­mung“ ist deshalb irreführend. Gemeint ist hier nicht das Beken­nt­nis zur Nachkrieg­sor­d­nung und zur Ver­fas­sung der Bun­desre­pub­lik, son­dern eher die Forderung nach ein­er Entledi­gung dieser. Zu diesem Zwecke will die NPD auch ihre Struk­turen in Bran­den­burg an der Hav­el aus­bauen und bere­it­et seit Anfang 2010 die Grün­dung eines Stadtver­ban­des vor. Für „volks­feindliche Akteure“ soll dann „die Luft“ in der Stadt „dünn(er)“wer­den, so deren Kreisver­band Hav­el-Nuthe auf dessen Internetseite.

Als Red­ner für den Auf­marsch am 8. Mai wer­den der stel­lvertre­tende Vor­sitzende des NPD Lan­desver­ban­des Bran­den­burg, Ron­ny Zasowk aus Cot­tbus, sowie der JN Lan­desvor­sitzende von Sach­sen-Anhalt, Andy Knape aus Magde­burg, erwartet. Sie trat­en bere­its im ver­gan­genen Jahr bei Ver­anstal­tun­gen des NPD Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe auf, Zasowk am 18. April 2009 in Rathenow und Knape am 25. April 2009 in Treuen­bri­et­zen. In ihren dama­li­gen Rede­beiträ­gen stell­ten sie die Befreier, die Alli­ierten der Anti-Hitler-Koali­tion, als „Kriegsver­brech­er“ und „Täter“ dar, ver­sucht­en dadurch die his­torischen Abläufe zu ver­drehen und die Ver­brechen des Nation­al­sozial­is­mus zu rel­a­tivieren bzw. in die Vergessen­heit zu drängen.

Vergessen sind die Schand­tat­en der Nationalsozialist_innen in Bran­den­burg an der Hav­el jedoch nicht, zu tief haben sich die Qual und das Leid der Opfer und deren Ange­hörige in die Stadt­geschichte einge­bran­nt. Ins­beson­dere die massen­hafte Ver­nich­tung von psy­chisch kranken Men­schen der städtis­chen Lan­desanstalt Gör­den als „leben­sun­wertes Leben“ ste­ht dabei hier beispiel­haft für die men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie des NS Regimes. 9.772 Men­schen wur­den dabei allein in Bran­den­burg an der Hav­el ermordet.

Vergessen sind nicht die 1.798 Wider­stand­skämpfer gegen den Nation­al­sozial­is­mus, darunter Anton Sae­fkow, Wern­er See­len­binder und Bernard Bästlein, die auf­grund Ihres Engage­ments gegen das NS Regime im Zuchthaus Bran­den­burg hin­gerichtet wurden. 

Vergessen sind nicht die 200 Jüd_innen, denen im Zuge des Novem­ber­pogroms 1938 erst ihre Syn­a­goge und nach der Wannseekon­ferenz 1942, deportiert in die Ver­nich­tungslager des NS Regimes, sys­tem­a­tisch ihr Leben genom­men wurde.

Vergessen sind nicht die tausenden Zwangsarbeiter_innen, die in der städtis­chen Rüs­tungsin­dus­trie zur Sklave­nar­beit gezwun­gen wur­den und von den min­destens 819 an den Fol­gen der unmen­schlichen Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen starben.

Vergessen sind nicht die Soldat_innen der sow­jetis­chen und pol­nis­chen Armee, die ihr Leben für die Befreiung von Bran­den­burg an der Hav­el opferten.

Sie nicht zu vergessen und den (Neo)nazis am 8. Mai nicht die Deu­tung­shoheit für diesen Tag zu über­lassen sind ver­schiedene Ver­anstal­tun­gen und Aktio­nen in Pla­nung, zu den nähere Infor­ma­tio­nen noch fol­gen werden.

Momen­tan­er Start­punkt der NPD Ver­anstal­tung ist die Bahn­hal­testelle Brandenburg/Altstadt, ab 12.00 Uhr.

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Mit dem Fahrrad auf den Spuren ehemaliger Zwangsarbeiter_innen

Eber­swalde – Am Son­ntag gedacht­en junge Men­schen mit ein­er Fahrrad­tour den ehe­ma­li­gen Häftlin­gen und Zwangsarbeiter_innen des KZ, sein­er Außen­stellen und Fab­riken. Ein Vertreter des „Geschichtswis­senschaftlichen Insti­tuts Eber­swalde“ (GWI) führte die Gruppe zu mehreren his­torischen Orten und benan­nte Zahlen von Opfern, Namen von Über­leben­den, aber auch die Namen der Täter, die nahezu unbe­hel­ligt nach 1945 weit­er­lebten. Das GWI arbeit­et seit Jahren an der Aufar­beitung der NS-Geschichte im Raum Eber­swalde. Im Zeitraum von 1939 bis 1945 waren mehr als 20 000 Zwangsarbeiter_innen in Eber­swalde und Umge­bung beschäftigt.

 

 

Wichtige Sta­tio­nen der Tour waren die ver­schiede­nen Arbeit­slager und Wohn­barack­en, die sich durch die gesamte Stadt verteil­ten, so z.b. das Ostar­beit­er­lager am Mäck­ersee, das Gemein­schaft­slager in der Wolf­swin­kler Straße sowie das Ost­lager in der Anger­mün­der Straße. Unter den Insassen befan­den sich vor allem bel­gis­che, franzö­sis­che, pol­nis­che, hol­ländis­che und tschechis­che Frauen und Män­ner. Die Zwangsarbeiter_innen waren u.a. in Betrieben wie der „Fir­ma Seif­fert & Co“, den Märkischen Stahlformw­erk, den Ardeltwerken, der Brodt´schen Filz­fab­rik sowie der Muni­tions­fab­rik der „Finow Indus­trie GmbH“ beschäftigt. Let­ztere war direkt angegliedert an das Außen­lager des KZ Ravens­brück, der soge­nan­nten „Eisenspal­terei“.

 

Für Ort­sunkundi­ge und ver­mut­lich für den Großteil der Eber­swalder und Eber­swalderin­nen, ist die Geschichte der Stadt und der Umge­bung unbekan­nt Keine bis kaum Über­reste und auch kein­er­lei Gedenk­tafeln erin­nern heute an die Grauen der NS- Zeit. Allein zwei Barack­en der „Eisenspal­terei“, die dem Konzen­tra­tionslager ange­hörten, ste­hen noch heute. Eine Gedenk­tafel wurde allerd­ings erst 2009, an die heute als Jugend­club „Exil“ genutzten Barack­en angebracht.

 

Am 29. April 1945 wurde Eber­swalde nach lan­gen Kämpfen durch die Rote Armee befreit.

 

Die Fahrrad­tour fand im Rah­men der Ver­anstal­tungsrei­he „65. Jahrestag der Befreiung von der deutschen Bar­barei“ statt. Mit ver­schiede­nen Ver­anstal­tun­gen soll an die Ver­brechen der Nazis sowie an die Befreiung durch die Alli­ierten erin­nert wer­den. Mehr Infor­ma­tion zur Rei­he: www.inforiot.de/65jahre

 

Infor­ma­tio­nen zu den his­torischen Orten in Eber­swalde und Umge­bung sind beim GWI zu erfahren.

 

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An die Befreiung erinnert

Trans­par­ente am Bernauer Bahn­hof erin­nern heute an die Befreiung der Stadt Bernau am 20./ 21. April 1945. Zu lesen ist auf diesen „Befreiung der Stadt Bernau vor 65 Jahren. Danke – Rote Armee“, „Deutsche Täter sind keine Opfer! 20./21.April 45 Befreiung Bernaus“ sowie „Gegen Nazis und Ras­sis­ten, auch 65 Jahre nach der Befreiung“. 

Die Rote Armee hat­te am 20./21. April 1945 unter Führung des Kom­man­dan­ten Leonid S. Daniljuk die Stadt Bernau auf ihrem Weg nach Berlin ein­genom­men. Nur wenige Tage später kapit­uliert das „Deutsche Reich“ bzw. das was noch vom ihm übrig war. Die Kapit­u­la­tion Nazi-Deutsch­lands am 8. Mai 1945 ste­ht für die Befreiung viel­er KZ- Häftlinge, Zwangsar­beit­er und Ver­fol­gter des Nazi-Regimes. Mit dem „Tag der Befreiung“ enden 12 Jahre einzi­gar­tiger – deutsch­er– Grausamkeit. 

Die Erin­nerung wach zu hal­ten und auf Nazis­mus, Ras­sis­mus und eben­so Geschicht­sre­vi­sion­is­mus aufmerk­sam zu machen um ihnen entschlossen ent­ge­gen­zutreten, ist unsere Auf­gabe, auch 65 Jahre nach der Befreiung! 

Wir danken der Roten Armee für die Befreiung Bernaus sowie den Alli­ierten Stre­itkräften für die Zer­schla­gung Nazi-Deutschlands.

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NPD Aktionen im Havelland

Am Dien­stag, den 20. April 2010, ver­anstal­tete die NPD in der Zeit von 19.30 Uhr bis 21.00 Uhr im osthavel­ländis­chen Nauen eine so genan­nte „Mah­nwache“, mit der vorge­blich an den Bombe­nan­griff vor 65 Jahren erin­nert wer­den sollte.

Am 20. April 1945 hat­ten 82 B‑17 Bomber der 8.USAF in der Zeit von 9.48 – 10.10 Uhr unge­fähr 192,5 Ton­nen Bomben im Bere­ich des Nauen­er Bahn­hofs abge­wor­fen, dadurch das Bahn­hof­s­ge­bäude, umliegende Klein­be­triebe sowie einige in der Nähe befind­liche Wohnge­bäude beschädigt. Unge­fähr 60 Men­schen kamen dabei ums Leben.

Für die NPD und hier ihr Stadtver­band Nauen bzw. deren Sympathisant_innen aus den so genan­nten „Freien Kräfte“ ist dieser Angriff, wie auch ähn­liche Ereignisse aus dieser Zeit, ein Beleg für ver­meintliche „Kriegsver­brechen“ der Alli­ierten im zweit­en Weltkrieg. Sie sollen die von der Partei nicht the­ma­tisierten Ver­brechen des Nation­al­sozial­is­mus aus dem öffentlichen Bewusst­sein ver­drän­gen und gle­ichzeit­ig nation­al­sozial­is­tis­che Weltan­schau­un­gen wieder „hof­fähig“ machen.

In immer dreis­ter­er Weise ver­sucht die NPD bzw. hier hiesiger Kreisver­band Hav­el-Nuthe, zu dem eben auch der Nauen­er Stadtver­band zählt, dabei auch his­torische Abläufe gezielt zu ver­fälschen. So wur­den beispiel­sweise erst in der ver­gan­genen Woche Flug­blät­ter der Kreisver­band Hav­el-Nuthe in den west­havel­ländis­chen Städten Rathenow und Prem­nitz ver­bre­it­et, welche unter dem Titel „Bere­it für die Wahrheit?“ die Schuld des nation­al­sozial­is­tis­chen Deutschen Reich­es am zweit­en Weltkrieg klar in Abrede stellen. Der Repub­lik Polen wird dage­gen indi­rekt unter­stellt den Kriegs­be­ginn am 1. Sep­tem­ber 1939 provoziert zu haben. 

Hitler, als ober­ster Repräsen­tant des NS Staates, argu­men­tierte ähn­lich. Seine berüchtigte Rede am ersten Kriegstag, in der er erk­lärt, dass „seit 5.45 Uhr … zurück geschossen“ werde, ste­ht beispiel­haft dafür. Nur waren es, wie ein­deutig his­torisch belegt, Hitlers Trup­pen sel­ber, die mit dem Über­fall auf den Sender Glei­witz die Pro­voka­tion für den lange vor­bere­it­en Ern­st­fall lieferten.

Bei dem Über­fall auf die Sow­je­tu­nion, am 22. Juni 1941, machte sich die NS Führung dann weniger Mühe. Ohne ersichtlichen Grund oder Kriegserk­lärung und unter Mis­sach­tung des gel­tenden Nich­tan­griff­s­pak­tes marschierten die Trup­pen der nation­al­sozial­is­tis­chen Armeen sowie deren faschis­tis­che Ver­bün­dete in sow­jetis­ches Staats­ge­bi­et ein. Ihnen fol­gten die berüchtigten Ein­satz­grup­pen und son­stige Mord­kom­man­dos, die hin­ter der Front sys­tem­a­tisch die dort leben­den Jüd_innen ermorde­ten sowie im Zuge der so genan­nten „Ban­den­bekämp­fung“ die Bevölkerung terrorisierten.

In den April­t­a­gen des Jahres 1945 kam dann der Krieg spür­bar an seinen Aus­gangspunkt zurück. Die Rote Armee stand inzwis­chen an der Oder, die US Armee an der Elbe und trotz­dem woll­ten Hitler und sein Gen­er­al­stab, trotz abzuse­hen­der Nieder­lage, nicht kapitulieren. 

Um die nation­al­sozial­is­tis­chen Aggres­soren endgültig zu schla­gen und gle­ichzeit­ig die zum Regime kon­trären Bevölkerung­steile, die Zwangsarbeiter_innen, die Kriegs­ge­fan­genen sowie die  poli­tisch, religiös oder ras­sisch ver­fol­gten Häftlinge in den Haf­tanstal­ten und Konzen­tra­tionslagern zu befreien, set­zten auch die Alli­ierten ihre Angriffe auf das noch verblieben NS Herrschafts­ge­bi­et fort. Dabei wid­me­ten sich die amerikanis­chen, englis­chen und franzö­sis­chen Ver­bände haupt­säch­lich der Eroberung der so genan­nten „Alpen­fes­tung“, während sow­jetis­che und pol­nis­che Ein­heit­en im Zuge der „Berlin­er Oper­a­tion“ den Hauptschlag gegen das NS Regime ein­leit­eten und die Haupt­stadt des nation­al­sozial­is­tis­chen Deutschen Reich­es, Berlin, mit­tels ein­er Zan­gen­be­we­gung zunächst einkessel­ten und dann Stück für Stück, nach schw­eren Kämpfen, einnahmen.

Zur Unter­stützung der bei­den sow­jetis­chen Angriffskeile über­nah­men die amerikanis­che und die englis­che Air­force die Bom­bardierung zahlre­ich­er Verkehrsknoten­punk­te, um die Trup­pen­be­we­gun­gen des nation­al­sozial­is­tis­chen Heeres zu stören und einen möglichen Entsatz von Berlin oder Aus­bruchsver­suche zu ver­hin­dern. Ins­ge­samt neun Ziele, u.a. in Elster­w­er­da, Falken­berg, Treuen­bri­et­zen, Bran­den­burg an der Hav­el, Sed­din, Neu­rup­pin, Oranien­burg und Wuster­mark hat­ten die alli­ierten Luft­stre­itkräfte deshalb am 19. und 20. April 1945 anvisiert. Nauen war eben­falls in diesem Zusam­men­hang strate­gis­ches Angriff­sziel. Die Stadt lag zu diesem Zeit­punkt an der einzi­gen noch intak­ten Bah­n­verbindung zwis­chen Berlin und dem verbliebe­nen nation­al­sozial­is­tis­chen Herrschafts­bere­ich. Der Bombe­nan­griff auf Nauen am 20. April 1945 brachte diesen Eisen­bah­n­verkehr schließlich zum erliegen 

Am 24. April 1945 erre­ichte die Spitze des nördlichen Angriffskeils der sow­jetis­chen und pol­nis­chen Trup­pen Nauen und schloss gemein­sam mit dem südlichen Angriffskeil am 26. April 1945 unge­fähr 16 km südlich von der Stadt ent­fer­nt, bei Ket­zin, den Ring um Berlin. Hitler nahm sich am 30. April 1945 das Leben, die verbliebene NS-Führung kapit­ulierte am 8. Mai 1945 bedingungslos.

Trotz­dem ver­suchen (Neo)nazis immer wieder an ihre his­torischen Vor­bildern anzuknüpfen und deren ver­brecherische Ide­olo­gie als Ide­al für die Her­aus­forderun­gen unser­er Zeit anzupreisen, kön­nen sich aber auf­grund des weit ver­bre­it­eten Bewusst­seins über die Abscheulichkeit dieser Weltan­schau­ung nicht wirk­lich durch­set­zen. Sie spie­len deshalb auf Zeit, hof­fen ein­er­seits auf das nach­lassende Gedächt­nis der inter­essierten Öffentlichkeit oder greifen sprich­wörtlich nach „Stro­hhal­men“.

Die Kriegss­chuld des nation­al­sozial­is­tis­chen Deutschen Reich­es wird, wie in der aktuellen, regionalen NPD Pub­lika­tion „Bere­it für die Wahrheit?“,  ein­fach als „unge­heure Geschicht­slüge“ dargestellt um damit das gesamte Sys­tem in Frage zu stellen. Wobei der NPD vor allem die aktuelle „Fam­i­lien­poli­tik“ der Bun­desregierung ärg­ert, bei der, laut Pub­lika­tion, ver­sucht wird „die niedrige Geburten­rate durch Aus­län­der auszu­gle­ichen“ und malt in diesem Zusam­men­hang düstere Bilder „eth­nis­che® und kul­turelle® Konfrontationen“. 

Die Argu­men­ta­tion ist aber nur zum Schein. „Aus­län­der“ sind näm­lich für die NPD nicht ein­fach nur Men­schen die aus anderen Staats­ge­bi­eten in den Gel­tungs­bere­ich des Grundge­set­zes gelan­gen, son­dern sind und bleiben für die (Neo)nazis „Art­fremde“ (im ras­sis­tisch (neo)nationalsozialistischen Sinne), auch wenn diese als Einwander_innen nach erfol­gre­ich­er Inte­gra­tion die deutsche Staats­bürg­er­schaft erhalten. 

Um sie den­noch verächtlich zu machen und dabei Zus­tim­mung in bre­it­en Bevölkerungss­chicht­en zu erlan­gen, wird fast auss­chließlich von „krim­inellen Aus­län­dern“ gesprochen, wobei das Adjek­tiv „krim­inell“ aber eher zweitrangig auf­grund eventueller Ver­stößen gegen beispiel­sweise latent ras­sis­tis­che Asylge­set­ze oder Verord­nun­gen der Bun­desre­pub­lik ver­wen­det wird, son­dern haupt­säch­lich zu erwartende Beziehun­gen mit Ange­höri­gen der ein­heimis­chen Bevölkerung diskred­i­tieren soll. 

Wie mit den ins Bun­des­ge­bi­et gelangten „Aus­län­dern“ oder „Mis­chlin­gen“  dann zu ver­fahren ist, deutete die NPD bere­its 2006 in ein­er partei­in­ter­nen Argu­men­ta­tion­shil­fe an: sie wer­den, so die Partei, das „rena­tion­al­isierende Deutsch­land über kurz oder lang frei­willig ver­lassen, weil ihnen der nationale Kli­mawan­del nicht passt“. Der für das Flug­blatt mit der Über­schrift „Bere­it für die Wahrheit“ ver­ant­wortliche Vor­sitzende des NPD Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe, Michel Müller, hat diesen „nationalen Kli­mawan­del“ bere­its in sein­er Heimat­stadt Rathenow vorgelebt. Er saß in drei Jahre wegen gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung in Tatein­heit mit Bei­hil­fe zum ver­sucht­en Mord in Strafhaft, weil er und weit­ere Gesin­nungsgenossen pak­istanis­che Flüchtlinge gejagt, gestellt und bru­tal zusam­mengeschla­gen hatten.

Zur Zeit des Nation­al­sozial­is­mus unter Hitler ist ähn­lich ver­fahren wor­den. Zunächst wur­den Regimegeg­n­er durch Schlägertrup­ps der NS Sturmabteilung (SA) auf offen­er Straße ange­grif­f­en, drangsaliert und ab 1933 in deren Konzen­tra­tionslager, wie das im Nauen­er Ort­steil Bör­nicke ver­frachtet, gefoltert und ermordet. 

Die heutige Ver­anstal­tung der NPD in Nauen in Zusam­men­hang mit den zuvor in Rathenow und Prem­nitz ver­bre­it­eten Flug­blät­tern stellt somit eine Pro­voka­tion, auch im Hin­blick  auf das Datum (Hitlers Geburt­stag), dar. 

Ein bre­ites Bünd­nis aus Bürger_innen, Parteien, Vere­ini­gun­gen und antifaschis­tis­chen Grup­pen hat­te deshalb zu Gege­nak­tiv­itäten mobil­isiert. Daran nah­men ins­ge­samt unge­fähr 80 Per­so­n­en teil.

Mit vielfälti­gen, bun­ten und laut­en Aktio­nen gelang es dem Bünd­nis dabei den unge­fähr 30 (Neo)nazis aus den Stadt- und Land­kreisen Pots­dam, Havel­land, Ost­prig­nitz-Rup­pin und Ober­hav­el die Show zu stehlen.

Sehr beliebt bei passieren­den Aut­o­fahrern war auch das „Hupen gegen Nazis“, dass die kläglichen Ver­suche der (Neo)nazis unter­band, ihre Ver­anstal­tung musikalisch zu unter­mauern. Dabei hat­ten sich die Organ­isatoren extra Tonauf­nah­men der Fan­faren­stöße aus Franz Liszts sym­phonis­ch­er Dich­tung „Les Pre­ludes“ beschafft, die bere­its während der Zeit des Nation­al­sozial­is­mus den „Wehrma­chts­bericht“ im Rund­funk und in den Wochen­schauen einleiteten. 

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Potsdamer Neonazis gut organisiert ; NPD als treibende Kraft

Gut zu sehen war dies an den Nazi­ak­tiv­itäten um den 14.04.2010, dem 65.
Jahrestag der Bom­bardierung Pots­dams im Zuge des 2. Weltkrieges. Wie in
den let­zten drei Jahren zuvor kam es auch 2010 zu zahlreichen
Nazi­ak­tiv­itäten in der Lan­deshaupt­stadt. Bere­its einige Tage zuvor wurden
die Pots­damer Neon­azis aktiv. So wur­den am Abend des 11.04. zeit­gle­ich auf
den drei Inter­net­seit­en – der „Freie Kräfte Potsdam“,
NPD Pots­dam“ und „Alter­na­tive Jugend Potsdam“
– Updates zum 14.04. hochge­laden. Weit­er­hin ent­standen erste
Pro­pa­gan­daak­tio­nen in der Nacht zum 12.04. in den Stadtgebieten
Zen­trum-Ost, dem Stern, Drewitz und der Wald­stadt. Hier­bei wurden
vornehm­lich Aufk­le­ber, dessen Motiv bere­its beim oben genan­nten Update auf
der Home­page der „AJP“ auf­tauchte, verklebt und
Krei­de­malereien auf Straßen und Wän­den hin­ter­lassen. Auch verteilten
Neon­azis am Abend des 13.04. in Pots­dam-West das NPD-Flugblatt
„Pots­damer Fack­el“. (siehe Bild 1)

Den linken Struk­turen in Pots­damer gelang es am Abend des 14.04. durch
Präsenz einen Auf­marsch im Stadt­ge­bi­et zu ver­hin­dern. So waren viele
Antifaschist_innen in den ver­schieden­sten Gebi­eten Pots­dams unter­wegs. Die
Neon­azis waren es hinge­gen nicht, sie trafen sich nach eige­nen Angaben
wieder in einem Wald. Dadurch wird schnell klar, dass sie es nicht
geschafft haben die von ihnen gewün­schte Außen­wirk­samkeit zu bekommen.
Diese kündigten sie durch einen Auf­marsch auf “Pots­dams Straßen” im
Vorn­here­in mit­tels eines Inter­netvideos großspurig an. Jedoch darf nicht
ver­schwiegen wer­den, dass sie es trotz­dem geschafft haben unge­fähr 40
Neon­azis zu ihrer “Gedenkak­tion” zu mobil­isieren. Dies kann was die Anzahl
der Teil­nehmenden ange­ht sub­jek­tiv natür­lich sowohl als Erfolg aber auch
als Mis­ser­folg gese­hen werden. 

NPD Stammtisch als Knoten­punkt der Pots­damer Neonaziszene 

Eine wichtige Rolle für die derzeit­ige Organ­isierung der Potsdamer
Neon­azis spie­len die Stammtis­che des NPD Stadtver­ban­des Pots­dam, welche
seit Feb­ru­ar diesen Jahres ein Mal monatlich stat­tfind­en. Hier kommt
zusam­men was zusam­men gehört. Beim ersten Stammtisch trafen sich ihren
eige­nen Angaben zufolge „[…] Mit­glieder des
NPD-Stadtver­ban­des Pots­dam, NPD-Mit­glieder befre­un­de­ter Verbände,
Vertreter des JN-Stützpunk­tes Pots­dam und viele Vertreter der Freien
Struk­turen aus Pots­dam und Umge­bung. […] Die NPD hat es sich zur
Auf­gabe gemacht, die vie­len Pots­damer Aktivis­ten des Nationalen
Wider­standes an einen Tisch zu brin­gen um die Kampfkraft in der
Lan­deshaupt­stadt zu bün­deln.“ (1)
Wie die Bün­delung dieser „Kampfkraft“ aussieht ist deutlich
zu sehen. Gemein­same Mobil­isierung und Fahrten zu Demon­stra­tio­nen (Vgl.
13.02.2010 Dres­den, 27.03.2010 Neu­rup­pin), das Ver­linken ihrer
Inter­net­seit­en untere­inan­der, ver­schieden­ste Nazipro­pa­gan­da in den
Straßen Pots­dams, gemein­same Durch­führung von Aktio­nen (12.04.2010
Gedenkstein-Putza­k­tion von „FKP“ und NPD) und eine
kam­pag­ne­nar­tige Auf­machung der Aktio­nen zur „Bomben­nacht von
Potsdam“. 

Weit­er­hin sollen beim ersten Stammtisch der NPD die Bereiche
„Öffentlichkeit­sar­beit und Pro­pa­gan­da“ sowie „Kon­takt
zu Freien Kräften und JN“ besprochen wor­den sein, wie es Marcel
Guse auf der Home­page des Kreisver­band Hav­el-Nuthe ver­laut­en lässt. (1)

Die Fol­gen hier­von kön­nen wir momen­tan sehen. Doch die Ein­bindung der
„Freien Kräfte“ durch die NPD funk­tion­iert nicht ein­seit­ig. So
zu beobacht­en am 27.03.2010 in Neu­rup­pin. Hier kon­nten ca. 300 Neonazis
trotz Straßen­block­ade und ein­er höheren Anzahl an
Gegendemonstrant_innen, unter Polizeis­chutz demon­stri­eren. Bei der durch
die „Freie Kräfte Neu­rup­pin“ organ­isierten Demo kam es zu
ein­er Auseinan­der­set­zung mit der Polizei, bei der auch der Pots­damer NPD
Vor­sitzende und Stadtverord­nete Mar­cel Guse mit­mis­chte. (siehe Bild 2)(2)

Auch wenn Neon­azi es zunehmend schaf­fen sich zu organ­isieren bleibt klar,
dass sie mit entschlossen­em antifaschis­tis­chen Wider­stand rech­nen müssen.
So waren am 14.04.2010 Pots­dams Straßen Naz­ifrei — dank aktivem
Antifaschismus. 

Wir wer­den auch weit­er­hin dafür sor­gen, dass dies so bleibt. 

[a] antifaschis­tis­che linke pots­dam — April 2010 

[a] antifaschis­tis­che linke pots­dam | www.antifa-potsdam.de | www.myspace.de/politresen

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