Kategorien
Antifaschismus

Noch ein brauner Box-Champion

Nach­dem INFORIOT vor weni­gen Tagen über die braunen Ver­wick­lun­gen des deutschen Kick­boxmeis­ters Markus Walzuck aus Cot­tbus berichtete, wurde heute ein ähn­lich­er Fall pub­lik. Hier­bei geht es eben­falls um den Kick­box­er André Selt­mann. Dieser kämpft für das KZR Sem­lin und ist „Ger­man Cham­pi­on“ nach Ver­sion der IBBO 300. Der 31-jährige Rathenow­er tritt auch bei so genan­nten „Fight Nights“ an.

Am 17. April 2011 kämpfte er beispiel­sweise während ein­er der­ar­ti­gen Ver­anstal­tung im „Blauhaus“ in Pots­dam. Hier unter­lag er dem  Ham­burg­er Muay Thai/K‑1 Kämpfer Hakan Kil­inc, deutsch­er Meis­ter der WKN,  durch K.O.

Neben der Box­tätigkeit im Ring fiel Selt­mann in den let­zten 14 Jahren aber immer wieder durch (neo)nazistische Aktiv­itäten auf, die ihm einige Ermit­tlunsver­fahren ein­bracht­en. 1998 wurde gegen ihn und seinem Kumpan Michel Müller, dem heuti­gen Vor­sitzen­den des NPD Kreisver­ban­des Hav­el Nuthe, wegen Sachbeschädi­gung ermit­telt. Am Him­melfahrt­stag 1999 soll Selt­mann an einem Land­friedens­bruch in Rathenow beteiligt gewe­sen sein, bei dem auch „Sieg Heil“ gerufen wurde.

Im sel­ben Jahr wurde er beobachtet, als er und weit­ere (Neo)nazis NPD-Aufk­le­ber in Rathenow ver­bre­it­eten. Am 1. Dezem­ber 2001 nahm Selt­mann an einem (Neo)naziaufmarsch gegen die Wehrma­cht­sausstel­lung in Berlin teil. Auch gehörte er damals zur Kam­er­ad­schaft „Hauptvolk“.

Nach dem Ver­bot dieser Vere­ini­gung im Jahr 2005 wurde es um Selt­mann zeitweise ruhiger. Erst 2010 tauchte er wieder aktiv im (neo)nazistischen Milieu auf und nahm wiederum an (Neo)naziaufmärschen teil. Am 16. Jan­u­ar 2010 und am 14. Jan­u­ar 2012 wurde Selt­mann in diesem Zusam­men­hang als Ord­ner auf Großver­anstal­tun­gen der (neo)nazistischen „Ini­tia­tive gegen das Vergessen“ in Magde­burg einge­set­zt. Dabei marschierten allein in diesem Jahr über 1.100 (Neo)nazis durch die Elbestadt.

Kategorien
Antifaschismus

Break the Silence!

Am ver­gan­genen Sam­stag macht­en engagierte Bürger_innen auf dem Neustädtis­chen Markt in Bran­den­burg an der Hav­el durch die Verteilung ein­er neuen Info­broschüre mit dem Titel „Break the silence!“ auf die kon­tinuier­lichen (Neo)naziaktivitäten in der Stadt aufmerksam.

Die elf­seit­ige Doku­men­ta­tion lis­tet, begin­nend in den 1990er Jahren, eine Vielzahl von (Neo)nazis durchge­führten Aktio­nen, began­genen Delik­ten und verübten Ver­brechen auf, die den Ein­druck hin­ter­lassen, dass in Bran­den­burg an der Hav­el ein gün­stiges Kli­ma für das (neo)nazistische Milieu herrsche. Auf­fäl­lig dabei ist die starke Zunahme von Pro­pa­gan­daak­tiv­itäten bei ein­er gle­ichzeit­ig rück­läu­fi­gen Zahl der Gewalt­straftat­en. „Dies“, so die Verfasser_innen der Broschüre, hänge „mit dem zunehmenden Engage­ment der NPD zusam­men“. Diese (neo)nazistische Organ­i­sa­tion set­ze „im Zuge ihres Struk­tu­rauf­baus auf ein ver­meintlich friedlich­es Image, dass sie jedoch bei Betrau­ung mit poli­tis­ch­er Ver­ant­wor­tung – gemäß ihrer Pro­gram­matik – able­gen wird.“ Tat­säch­lich würde dann die „Gewalt“ in „Unrechts­ge­set­ze“ ver­packt und qua­si legal­isiert. „Der“ momen­tan „rück­läu­fige Trend bei Gewalt­de­lik­ten“ ver­leite „somit zu einem Trugschluss“.

Dutzende der neuen Broschüren wur­den am ver­gan­genen Sam­stag an inter­essierte Men­schen verteilt. Einige Ange­sproch­ene schienen jedoch der mit Quellen belegten Auflis­tung nicht zu trauen. Sie beriefen sich auf die etablierten Medi­en, in der über der­ar­tige Dinge kaum oder nur herun­ter­spie­lend berichtet wird. Erst im Dezem­ber titelte beispiel­sweise die Lokalaus­gabe ein­er großen Tageszeitung, dass es in Bran­den­burg an der Hav­el zwar (Neo)nazis gäbe, jedoch „keine feste(n) Nazi-Struktur(en)“ bekan­nt seien, obwohl lokale Antifaschist_innen in den Vor­monat­en immer wieder auf Aktiv­itäten der NPD Orts­gruppe sowie örtlich­er „Freier Kräfte“ hin­wiesen. Ein alter­na­tives Infor­ma­tion­sange­bot durch die Bere­it­stel­lung der neuen Broschüre war deshalb unbe­d­ingt erforderlich.

Mit Hil­fe der Doku­men­ta­tion wird jedoch nicht nur informiert, son­dern auch zu „einem gemein­samen, präven­tiv­en und auch aktiv­en Han­deln gegen den (Neo)nazismus in Bran­den­burg an der Hav­el“ aufgerufen. „Prob­leme wer­den nicht gelöst, indem sie aus­ge­sessen wer­den, es sind Her­aus­forderun­gen, denen wir uns sou­verän stellen und diese dann natür­lich auch bewälti­gen müssen“, so die Verfasser_innen der Broschüre.

Am 15. Feb­ru­ar 2012 find­et übri­gens um 18.00 Uhr in der Bran­den­burg­er Havel­straße eine Gedenkver­anstal­tung für den im Jahr 1996 von einem (Neo)nazi ermorde­ten Sven Beuter statt.

Down­load Broschüre „Break the Silence!“ (PDF 524 kB)

Kategorien
Arbeit & Soziales

Vermieterterror nicht länger hinnehmen!

Weil sie die hohen Mieten, die Kirsch anstrebt, nicht zahlen kann und sich der immer prof­itableren Ver­w­er­tung von Wohn­raum in dieser Stadt wider­set­zt, wird ihre Woh­nung demoliert, wird ihre Pri­vat­sphäre ver­let­zt und Psy­choter­ror gegen sie aus­geübt. Dies sind Meth­o­d­en, für die Wolfhardt Kirsch in Babels­berg seit Jahren berüchtigt ist. Wieder zeigt sich, was es bedeutet, dass halb Babels­berg an Kirsch ver­scher­belt wurde.

Der AK Recht auf Stadt wird in näch­ster Zeit einen detail­lierten Bericht über das Vorge­hen des Ver­mi­eters auf sein­er Home­page www.rechtaufstadt-potsdam.de veröf­fentlichen. Ein weit­er­er Bericht über einen ähn­lich gelagerten Fall wird dort eben­falls dem­nächst erscheinen.

Wir rufen alle von der­ar­tigem Ver­mi­etert­er­ror betrof­fe­nen Men­schen, ob sie nun Mieter bei Kirsch, Sem­mel­haack, der Gewo­ba oder anderen öffentlichen und pri­vat­en Ver­mi­etern sind, auf, uns auch ihre Berichte an die Adresse kontakt@rechtaufstadt-potsdam.de zuzuschicken.

Der AK Recht auf Stadt erk­lärt seine Sol­i­dar­ität mit allen von der­ar­ti­gen Meth­o­d­en Betrof­fe­nen und wird sie in ihrem Wider­stand unterstützen.

Wir rufen alle betrof­fe­nen MieterIn­nen auf, mit ihren Fällen an die Öffentlichkeit zu gehen, sich zusam­men­zuschließen und sich gemein­sam gegen die Schika­nen und den Ter­ror der Ver­mi­eter wehren.

Die Ver­mi­eter in dieser Stadtweisen wir fre­undlich daraufhin, dass die Gren­ze des Belast­baren erre­icht ist und der „soziale Friede“ in dieser Stadt in ihrer Hand liegt.

Kategorien
Geschichte & Gedenken

Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus

In Rathenow waren unge­fähr 30 Bürger_innen, darunter auch Vertreter_innen der Parteien, der Stadtverord­neten­ver­samm­lung und des Kreis­es, am 27. Jan­u­ar 2012 dem Aufruf des Rathenow­er Bürg­er­meis­ters gefol­gt und nah­men an der Gedenkver­anstal­tung zum 67. Jahrestag der Befreiung des Ver­nich­tungslagers Auschwitz teil.

Pünk­tlich um 15 Uhr richtete sich der Bürg­er­meis­ter Ronald Seeger (CDU), vor dem Denkmal für die Opfer des Faschis­mus, mit mah­nen­den Worten an die teil­haben­den Per­so­n­en. Seine Ansprache begann er hier­bei mit Worten aus Roman Her­zogs Rede zum Gedenk­tag für die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus von 1996. Der Begriff Auschwitz ste­he als Syn­onym für den Rassen­wahn der 1940er Jahre, wo alleine in Auschwitz etwa eine Mil­lion Men­schen ihr Leben lassen mussten. Es liege an der heuti­gen Gen­er­a­tion, dieses nicht in Vergessen­heit ger­at­en zu lassen.

Anschließend wies die Bun­destagsab­ge­ord­nete Diana Golze (Die LINKE) auf die Gedenkver­anstal­tung des Deutschen Bun­destages hin, bei der auch der Lit­er­aturkri­tik­er Mar­cel Reich-Ran­ic­ki als Über­leben­der des Warschauer Ghet­tos eine ergreifende Rede hielt.

Abschließend hob der stel­lvertre­tende Lan­drat Roger Lewandows­ki (CDU) nochmals die Wichtigkeit des  stat­tfind­en­den Gedenkens her­vor. Vor allem die aktuellen Ereignisse, in Hin­blick auf die (Neo)nazistische Ter­rorzelle „Nation­al­sozial­is­tis­ch­er Unter­grund“ (NSU),  zeigen, dass auch noch in der heuti­gen Zeit (Neo)nazis bere­it seien für ihre Überzeu­gun­gen zu morden.

An ein­er Gedenkver­anstal­tung in Prem­nitz nah­men eben­falls unge­fähr 30 Men­schen teil. Dort rief Bürg­er­meis­ter Roy Wal­len­ta in Anbe­tra­cht der Mor­dan­schläge des NSU zur Wach­samkeit gegenüber (neo)nazistischen Ten­den­zen in der Gesellschaft auf und kri­tisierte die Ver­harm­lo­sung des „Recht­sex­trem­is­mus“ durch Begriffe wie „Dön­er­morde“.

Der 27. Jan­u­ar ist seit 1996 ein Gedenk­tag für alle Men­schen, die durch die Nationalsozialist_innen aus­ge­beutet und ermordet wur­den. Dies schließt nicht nur das Gedenken für die Opfer der Ver­nich­tungslager im Osten, son­dern auch die Bewahrung der Erin­nerung an die Ver­brechen der Nazis in unser­er Region mit ein. In Rathenow existierte beispiel­sweise bis zur Befreiung 1945 ein Außen­lager des KZ Sach­sen­hausen, deren Häftlinge in den ARADO Flugzeug­w­erken geschun­den wur­den. Darüber hin­aus wur­den tausende Zwangsarbeiter_innen in der Rathenow­er optis­chen Indus­trie sowie im Prem­nitzer IG Far­ben Werk zur Arbeit gepresst.

Kategorien
Antifaschismus

Lasst uns einstehen für eine neue, bessere Gesellschaft”

Die Tra­di­tion des Gedenkens in dieser Form beste­ht nun schon seit eini­gen Jahren: Auch am ver­gan­genen Fre­itag, die Befreiung des KZ Auschwitz jährte sich zum 67. Mal, ver­sam­melten sich Pots­damer Antifaschist_innen am Mah­n­mal der Opfer des Faschis­mus zum würdi­gen Gedenken.

Etwa 70 Men­schen hörten die Rede eines Genossen vom VVN-BdA, der anmah­nte, dass eine aktive und wirk­same Gedenkpoli­tik nur im Herzen der Stadt und nur mit wirk­lichem Engage­ment stat­tfind­en kann. Nach dem Vor­tra­gen eines Gedicht­es von Paul Celan, ein­er Minute des Innehal­tens und dem Nieder­legen von Blu­men und Kerzen wurde das Gedenken am sow­jetis­chen Ehren­fried­hof fort­ge­set­zt. Auch die dort gehal­tene Rede der [a] antifaschis­tis­chen linken pots­dam forderte ein, aus der Ver­gan­gen­heit Schlüsse zu ziehen, sich heute aktiv gegen reak­tionäre Entwick­lun­gen einzuset­zen und ein Wegschauen und Hin­nehmen kein weit­eres Mal zu
akzep­tieren.


Text der Rede der [A] Antifaschis­tis­chen Linken Potsdam

Wir haben uns heute, nach mit­tler­weile langer link­er Pots­damer Tra­di­tion, zusam­menge­fun­den um an die Befreiung des Konzen­tra­tionslagers Auschwitz vor 67 Jahren zu erinnern.

Damals erre­ichte die Rote Armee das größte Ver­nich­tungslager der deutschen Konzen­tra­tionslager, die wie ein Netz über­all im deutschen Ein­fluss­bere­ich nach der Machtüber­nahme durch die Nation­al­sozial­is­ten ab 1933 errichtet wurden.

In ihnen wur­den Mil­lio­nen Men­schen zur Arbeit gezwun­gen, gequält, gefoltert, viele getötet. Auch in Auschwitz waren bei der Ankun­ft der Befreier_innen ger­ade noch um die 7000 Men­schen am Leben, von denen viele in den fol­gen­den Tagen, Wochen und Monat­en durch Entkräf­tung und Krankheit starben. 

Doch diese Men­schen legten Zeug­nis über den Massen­mord in Auschwitz ab. Zeug­nis über die ca. 1,5 Mil­lio­nen Toten, die in Auschwitz vor allem ver­gast, aber auch erschla­gen, ver­hungert oder an Krankheit gestor­ben sind. Eben­so wurde bekan­nt, dass an Erwach­se­nen und Kindern unmen­schliche und sinnlose medi­zinis­che Exper­i­mente durchge­führt wurde, die den Betrof­fe­nen maßlose Qualen, oft­mals aber sog­ar den Tod bracht­en. Trotz allem formierte sich auch hier Widerstand.

Die schein­bare Auswe­glosigkeit brachte Sol­i­dar­ität unter den Gefan­genen her­vor, aber auch spon­ta­nen Auf­stände oder Fluchtversuche. 

Auschwitz — der wirk­liche gewor­dene Alp­traum des Has­s­es. Hass vor allem auf Men­schen, die als Jüd_innen klas­si­fiziert wur­den. Der in Deutsch­land sich seit langer Zeit entwick­elte Anti­semitismus machte es möglich, dass so viele Men­schen­leben in Lagern wie Auschwitz, Maj­danek, Buchen­wald, Sobi­bor, Belzec, Tre­blin­ka aber auch in den Wälder Osteu­ropas ver­nichtet wur­den. Dies geschah nicht nur durch überzeugte Nationalsozialist_innen, auch viele Bürger_innen sowohl in Deutsch­land, als auch Unterstützer_innen in den beset­zten Län­dern halfen beim Massen­mord: als Polizeibeamt_innen, die Men­schen fes­t­nah­men, schlu­gen und erschossen, als Mitar­beit­er _innen der Reichs­bahn, welche die Massen­trans­porte in die Lager organ­isierten, als Nachbar_innen von Fein­den des NS-Regime, die denun­zierten, als Anwohner_innen ein­er Straße, die wegschaut­en oder applaudierten als die Trans­porte an ihnen vor­bei führten, als Ange­hörige der deutschen Wehrma­cht oder mit ihr ver­bün­de­ten Armeen, die das Fort­führen des Mor­dens mil­itärisch ermöglicht­en, sich an Erschießun­gen beteiligten oder Aktio­nen der Ver­nich­tung absicherten. Die Schuld betraf eine ganze Gen­er­a­tion. Und sie bet­rifft uns heute. Als Verantwortung.

Nie wieder darf geschehen, was damals passierte. 

Ger­ade 2011 wurde uns vor Augen geführt welch einen lan­gen Weg wir noch vor uns haben.

Eine nazis­tis­che Mord­gruppe tötet über Jahre ungestört in Deutsch­land und ver­höh­nt seine Opfer aufs Unmen­schlich­ste.- Und das alles unter den Augen der Repressionsorgane. 

Während in Dres­den bei antifaschis­tis­chen Demon­stra­tio­nen Tausende von der Staats­macht überwacht, ver­prügelt und gejagt wur­den, scheint es so, dass Nazis mit staatlichen Geldern und trotz 182 Toten seit 1990 hofiert wer­den. Dies muss uns wieder daran erin­nern, dass in Deutsch­land Antifaschis­mus keine Uni­form trägt und nicht beim Ver­fas­sungss­chutz arbeit­et. Nur die Men­schen, die Faschis­mus als Mei­n­ung ablehnen und diesem mit allen Mit­teln ent­ge­gen­treten, Men­schen, die die Gefahren ein­er faschis­tis­chen Gesellschaft auch als eine Gefahr aus der so genan­nten „Mitte der Gesellschaft“ erken­nen und den Extrem­is­mus­be­griff ablehnen, weil dieser Antifaschis­mus krim­i­nal­isiert und mit Faschis­mus gle­ich­set­zt, kön­nen Nazis in Deutsch­land dauer­haft bekämpfen. 

Ger­ade in Ungarn kön­nen wir sehen wie eine kon­ser­v­a­tive Regierung im Bünd­nis mit neuen Nazis an die Macht kam. Diese kann selb­st als Mit­glied der EU ein­fach­ste demokratis­che Zugeständ­nisse an seine Bürger_innen abschaf­fen ohne, dass ein Auf­schrei durch andere Staat­en ging. 

Pogrome gegen Roma und Sin­ti, die ins­beson­dere auch in Osteu­ropa stat­tfind­en sowie steigende Mor­drat­en an so genan­nten „Aus­län­dern“ und linken Oppo­si­tionellen in vie­len osteu­ropäis­chen Staat­en, ja nicht ein­mal die Ehrung von Ange­höri­gen der Waf­fen-SS in Est­land, führt zu irgen­dein­er Reak­tion der bürg­er­lichen Demokrat_innen.

Daher lasst uns heute nicht nur an die Betrof­fe­nen des Unrechts, die Opfer der Gewalt durch die Nationalsozialist_innen, die Soldat_innen der alli­ierten Armeen und an die vie­len Men­schen denken, Wider­stand leis­teten.

Lasst uns auch gemein­sam kämpfen gegen die nazis­tis­che Bedro­hung, gegen jede Verk­lärung oder Ver­harm­lo­sung des Geschehenen. Lasst uns ein­ste­hen für eine neue, bessere Gesellschaft ohne Krieg und Faschismus.

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Gedenken in Fehrbellin

Anlässlich des 67.Jahrestages der Befreiung des Ver­nich­tungslagers Auschwitz durch die Rote Armee fand heute in Fehrbellin ein Gedenken an die Ermorde­ten statt. Das Gedenken wurde vom Aktions­bünd­nis “Neu­rup­pin bleibt bunt” und “Fehrbellin bleibt bunt” organ­isiert. Eben­so beteiligte sich das Bünd­nis aus Witt­stock und wir als JWP-MittenDrin.

Die etwa 50 Teilnehmer_Innen zogen zuerst zum his­torischen Ort des ehe­ma­li­gen “Arbeits- und Erziehungslagers Fehrbellin” (PDF-Link) in welchem Men­schen aus ganz Europa zur Arbeit für ein lokales Unternehmen gezwun­gen wur­den. Die Geschichte dieses Lagers ist bis heute weit­ge­hend unbekan­nt. Es ist ein­er Fehrbelliner Jugen­dini­tia­tive zu ver­danken, dass nun eine Aufar­beitung stattfindet.

Im Anschluss zogen wir zum Denkmal der Opfer des Faschis­mus, wo ver­schiedene Rede­beiträge und Gedichte vor­ge­tra­gen wur­den. Das “Antifa Work­ing Camp Ravens­brück” stellte sich vor und lud alle Anwe­senden ein,
das Pro­jekt im Juli zu besuchen. Eben­so wurde auf die kom­menden Nazi­aufmärsche in Cot­tbus, Frankfurt/Oder und Witt­stock hingewiesen und so die Verbindung zu heuti­gen faschis­toiden Ein­stel­lun­gen hergestellt.

Im Gedenken an die Ermorde­ten der faschis­tis­chen Bar­barei! Kein Vergeben und kein Vergessen den Nazis­mördern und ihren Helfern! Nie wieder Faschismus!

Kategorien
Antifaschismus

Kickboxer im Hitler-Shirt

INFORIOT Markus Walzuck, deutsch­er Meis­ter im Kick­box­en, ist am 26. Jan­u­ar vom Dres­den­er Amts­gericht wegen Volksver­het­zung zu ein­er Geld­strafe verurteilt wor­den. Dies berichtete die Lausitzer Rund­schau am Fre­itag. Der 28-jährige Cot­tbusser war im Mai 2010 mit 17 weit­eren Per­so­n­en zusam­men am Dres­den­er Flughafen aufge­fall­en. Er und die anderen tru­gen Adolf-Hitler-Gedenk-T-Shirts mit den Auf­schriften “A.H. Memo­r­i­al Tour 2011 — Pro­tec­torat Mal­lor­ca” und “Seit 66 Jahren ver­misst. Du fehlst uns. Wir brauchen dich”.

Die T‑Shirts wur­den bei der Rück­ankun­ft der Reiseg­ruppe beschlagnahmt. Zur Ver­hand­lung kam es, weil Walzuck gegen einen bere­its ver­hängten Straf­be­fehl vorge­gan­gen war. Vor Gericht hat­ten Walzuck und sein Vertei­di­ger Ron­ny Krautz ver­sucht, das Shirt als harm­losen “Par­tys­paß” im Zusam­men­hang mit ein­er Urlaub­sreise darzustellen. Wer das fragliche Shirt hergestellt hat­te, wollte Walzuck laut “Lausitzer Rund­schau” vor Gericht nicht erläutern. Immer­hin war er es gewe­sen, der das Motiv vor der Urlaus­reise juris­tisch von seinem Anwalt auf ver­meintliche Unbe­den­klichkeit hat­te prüfen lassen.

Vere­in reagiert auf Urteil 

Der Sportk­lub “Kick­box-Team Cot­tbus 09”, in dem Walzuck aktiv war, hat Walzuck in Reak­tion auf das Gericht­surteil umge­hend ausgeschlossen.

Die Nähe von Walzuck zur recht­en Szene war schon vorher kein Geheim­nis. So war er bei einem Kampf im Elbe-Elster-Kreis zur Musik der Recht­srock­band “Blitzkrieg” in den Ring marschiert.

Noch Ende 2011 hat­te Walzuck ein Glück­wun­schschreiben des Cot­tbusser Ober­bürg­er­meis­ters Frank Szy­man­s­ki (SPD) erhal­ten, in dem ihm zur Vertei­di­gung des deutschen Meis­ter­ti­tels (in der Ver­sion des “World Kick­box­ing Net­work” WKN) grat­uliert wurde, berichtet die Lausitzer Rund­schau fern­er. Ein Fußball-Sta­dion­ver­bot wegen “recht­sex­trem­istis­ch­er Hand­lun­gen” gegen den Energie-Cot­tbus-Fan war erst kurz zuvor — im Som­mer 2011 — ausgelaufen.

Ide­ale besiegen das Geld” 

Markus Walzuck ist laut dem entsprechen­den Web­seit­en­im­pres­sum auch Inhab­er des Unternehmens “Tex.Fabrik”, welche die Klei­dungs­marken “Box­ing Con­nec­tion” beziehungsweise “Label 23” pro­duziert. Ver­trieben wird Klei­dung mit Kampf­s­port­mo­tiv­en, die teil­weise in der Hooli­gan­szene, aber auch unter Recht­en beliebt ist. Sie wird im Inter­net beispiel­sweise gemein­sam mit Pro­duk­ten von “Thor Steinar” verkauft. Im Inter­net wirbt “Box­ing Con­nec­tion” mit dem Slo­gan “Ide­ale besiegen das Geld”.

Spätestens nach dem jet­zi­gen Gericht­surteil wegen der Hitlerverehrung von Walzuck dürfte deut­lich­er gewor­den sein, was mit zu diesen “Ide­alen” gezählt wer­den darf.

All­ge­mein gibt es in Süd­bran­den­burg und Sach­sen immer wieder Berührungspunk­te zwis­chen Neon­azi- und Kampf­s­port­szene. So richtete das Neon­azi-Net­zw­erk der “Spreelichter” schon mehrfach “nationale Kampf­s­port­tage” unter Mot­tos wie “Leben heißt Kampf” aus.

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Holocaust-Gedenkdemonstration am 26. Januar in Fürstenwalde/Spree

300 Men­schen erin­nern an die Opfer des Holo­caust in Fürsten­walde. „British Cor­ner“ rückt wieder in die öffentliche Aufmerk­samkeit. Neon­azis ver­suchen mehrmals die Demon­stra­tion zu stören und zeigen Hitlergruß.

Am Vor­abend des Inter­na­tionalen Holo­caust-Gedenk­tages beteiligten sich knapp 300 Men­schen an ein­er Holo­caust-Gedenkdemon­stra­tion durch die Stadt Fürsten­walde. Dazu aufgerufen hat­te die Stadtverord­neten­ver­samm­lung und die Ver­wal­tungsspitze der Stadt Fürsten­walde. Ver­schiedene Parteien, zivilge­sellschaftliche Akteure, so auch der Vere­in Bil­dungs­ban­den aus Storkow,  linksju­gend [’sol­id] Oder-Spree und Antifaschist_Innen aus der Region schlossen sich dem Aufruf an.

Nach­dem die Demon­stra­tion um 16:30 Uhr am Mark­platz, ange­führt durch den Bürg­er­meis­ter, startete, set­zte sich schnell eine Gruppe von 50 Antifas an die Spitze des Aufzuges. Entschlossen und laut­stark macht­en diese ihre kon­se­quente Ablehnung von Neon­azis, Ras­sis­mus und Anti­semitismus deut­lich. Auf der Eisen­bahn­straße machte die Demon­stra­tion vor dem Bek­lei­dungs­geschäft „British Cor­ner“ halt, in welchem auch die Neon­az­i­marke „Thor Steinar“ verkauft wird. Mit einem Rede­beitrag wurde noch ein­mal auf das aktuelle Prob­lem, das diese Stadt mit Neon­azis hat, einge­gan­gen und im Beson­deren darüber aufgek­lärt, dass Thor Steinar im besagtem Geschäft  immer noch zum gängi­gen Sor­ti­ment gehört.

Als die Demon­stra­tion sich auf der Höhe des Bahn­hofes befand, postierten sich mehrere Neon­azis in unmit­tel­bar­er Nähe der Demonstrant_innen. Eine Per­son zeigte den Hit­ler­gruß, es wurde Anzeige wegen Ver­wen­dung ver­fas­sungs­feindlich­er Kennze­ichen gestellt. Danach endete die Demon­stra­tion am Ottmar-Geschke Platz, wo sich der sow­jetis­che Ehren­fried­hof und ein Denkmal für die antifaschis­tis­chen Wider­stand­skämpfer befind­et. Hier wurde eine Mah­nwache für die Opfer des Holo­causts abge­hal­ten. In ein­er Rede machte der Bürg­er­meis­ter erfreulich­er Weise darauf aufmerk­sam, dass diese Stadt ein beste­hen­des Prob­lem mit Neon­azis hat. Weit­er­hin gab es einen Rede­beitrag über die Ver­fol­gung von Jüdin­nen und Juden in Fürsten­walde während des Nationalsozialismus.

Während der Demon­stra­tion ver­sucht­en immer wieder Neon­azis, teil­weise stark betrunk­en, sich unter die Teil­nehmenden zu mis­chen. Des weit­eren waren zwei Neon­azis in Begleitung des ort­san­säs­si­gen NPD-Kaders Frank Odoy unter­wegs. Diese woll­ten Auf­nah­men der Demonstrationsteilnehmer_Innen machen, ent­fer­n­ten sich jedoch nach der Hälfte der Strecke, als engagierte Antifaschist_innen eingriffen.

Für die Antifaschist_Innen aus der Region war es ein sehr erfol­gre­ich­er Tag. Es wur­den mehrere hun­dert Fly­er an Jugendliche und Passant_Innen verteilt, welche über den British Cor­ner, Thor Steinar und die aktuelle Neon­azisi­t­u­a­tion aufklärten.

Nach­fol­gend der Rede­beitrag, welch­er vor dem British Cor­ner gehal­ten wurde:

ANTIFASCHISTISCH DENKEN! – HANDELN! – LEBEN

Am morgi­gen Tag, den 27. Jan­u­ar 2012, wird mit dem Inter­na­tionalen Holo­caust-Gedenk­tag den Mil­lio­nen Opfern der deutschen Gewaltherrschaft während des Nation­al­sozial­is­mus gedacht. Auch hier in Fürsten­walde wurde 1938 die Syn­a­goge zer­stört, gab es ein Aussen­lager der KZs Buchen­wald, hier wur­den Men­schen schikaniert, deportiert und ermordet.

Dass die Stadt offiziell zu einem Gedenken aufruft, ist für eine bran­den­bur­gis­che Prov­inzs­tadt keine Selb­stver­ständlichkeit. Das Erin­nern an die Ver­brechen der Ver­gan­gen­heit ist notwendig, um heute noch exis­ten­ten men­schen­ver­ach­t­en­den Welt­bildern zu begeg­nen. Ein Gedenk­tag allein reicht jedoch nicht aus, um auf die ras­sis­tis­chen Morde der Neon­aziter­ror­gruppe NSU, einen Thor-Steinar-Laden in der Fürsten­walder Eisen­bahn­straße oder den All­t­agsras­sis­mus, dem Men­schen in Deutsch­land jeden Tag aufs Neue begeg­nen, zu reagieren. 

Dass Fürsten­walde ein Prob­lem mit Neon­azis hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Neben neon­azis­tis­chen Sprühereien an Hauswän­den oder Spielplätzen, beste­ht immer die Gefahr, dass Men­schen auf­grund ihres alter­na­tiv­en Ausse­hens, ihrer Haut­farbe, ihrer sex­uellen Ein­stel­lung oder ihrer ver­meindlichen Herkun­ft belei­digt, eingeschüchtert oder gewalt­tätig ange­grif­f­en wer­den. So zum Beispiel am 3. Okto­ber 2008, als 2 Jugendliche vor einem Super­markt in der Eisen­bahn­straße von einem Neon­azi mit einem Mess­er teil­weise schw­er ver­let­zt wur­den, nach­dem sie zuvor ras­sis­tis­chen Belei­di­gun­gen aus­ge­set­zt waren. Vor eini­gen Jahren traf sich die jugendliche rechte Szene noch an Plätzen wie dem „Dop­pel­gänger“, dem „British Cor­ner“ oder dem Bah­nüber­gang, und es war möglich, bevorste­hen­den Über­grif­f­en aus dem Weg zu gehen. Mit­tler­weile tauchen immer mehr Neon­azis im Stadt­bild auf und erzeu­gen somit einen noch größeren Angstraum für alle, die nicht in ihr men­schen­ver­ach­t­en­des Welt­bild passen. 

Auch die organ­isierte rechte Szene fühlt sich in Fürsten­walde wohl. Die bei­den NPD Mit­glieder Frank Odoy und Manuela Kokott sind schon seit eini­gen Jahren in der Stadt aktiv. Let­ztere ist nicht nur im Kreistag für die Neon­azi­partei aktiv, son­dern nimmt eine wichtige Rolle als Vor­sitzende im sehr aktiv­en NPD-Kreisver­band Oder­land ein und ist seit kurzem Schatzmeis­terin des NPD-Lan­desver­ban­des Bran­den­burg. Auch wird vie­len noch das 2007 geplante „Zen­trum für Jugend- und Erwach­se­nen­bil­dung“ in Rauen in Erin­nerung sein. Das NPD-Bun­desvor­standsmit­glied Andreas Molau hat­te das „Gut Johan­nes­berg“ gekauft, um in diesem ein recht­es Schu­lungszen­trum zu erricht­en. Dass er mit seinem Konzept gescheit­ert ist, bedeutet nicht, dass es keine Nazis mehr in der Region Fürsten­walde gibt. 

Einen weit­eren Schw­er­punkt neon­azis­tis­ch­er Aktiv­itäten stellt das Bek­lei­dungs­geschäft „British Cor­ner“ in der Eisen­bahn­straße dar. Dieses dient nicht nur als Einkauf­s­möglichkeit, son­dern ist auch Tre­ff­punkt für Neon­azis aus Fürsten­walde und Umge­bung. Von außen nur schw­er erkennbar, wird neben weit­eren Labels die bei Neon­azis sehr beliebte Mode­marke „Thor Steinar“ verkauft. Dass es sich dabei um keine gewöhn­liche Bek­lei­dungs­marke han­delt, son­dern um neon­azis­tis­chen Lifestyle mit völkisch-ras­sis­tis­chem Inhalt, sollte eigentlich bekan­nt sein.

Die Antwort auf das Naziprob­lem, dass diese Stadt offen­sichtlich hat, kann nur eine selb­st­be­wusste, antifaschis­tis­che Jugend­kul­tur sein. Engagiert euch gegen Ras­sis­mus, Sex­is­mus, Homo­pho­bie und Anti­semitismus, schließt euch zusam­men und unter­stützt diejeni­gen, die von Diskri­m­inierung und Gewalt betrof­fen sind! Kämpft für ein Leben, in denen alle Men­schen ver­schieden sein kön­nen, ohne Angst zu haben!

Kategorien
(Anti)militarismus

Gelebte Toleranz zum Friedrich-Geburtstag

Am 24. Jan­u­ar 2012 fan­den sich mehrere Aktivist_innen im Park Sanssouci ein, um die Feier­lichkeit­en zum 300jährigen Geburt­stag des Despoten Friedrich II. kri­tisch zu begleit­en. Als die Ersten gegen 8.50 Uhr die Kranznieder­legung führen­der Bran­den­burg­er und Pots­damer Poli­tik­er mit ein­er satirischen Aktion unter­malen woll­ten, wur­den sie sofort durch das riesige Aufge­bot von Polizei, LKA-Beamten und des Sicher­heits­di­en­stes der Schlösser­s­tiftung des Platzes ver­wiesen. Sie wur­den von der Ver­anstal­tung geschub­st und erhiel­ten für den Park Aufen­thaltsver­bote. Ein­er Per­son wurde der Ruck­sack mit zwei Tetra­paks Milch wegen ange­blich­er „Sicher­heits­ge­fährdung“ für die Länge sein­er Teil­nahme an der Ver­anstal­tung abgenommen.

Als gegen 11 Uhr die lan­gen Kerls, eine Abteilung alter Her­ren von Burschen­schaften und Heimatver­bän­den in den Park ein­marschierten, um ihrem König zu huldigen, ver­sucht­en Aktivist_innen Trans­par­ente zu zeigen und mit Musik gegen den preußis­chen Taumel zu demon­stri­eren. Dau­raufhin grif­f­en mehrere Teil­nehmer des Aufzuges die Demonstrant_innen mit Fah­nen­stöck­en an, zogen ihnen an den Haaren, nah­men Men­schen in den Schwitzkas­ten und ver­sucht­en so den friedlichen Protest zu ver­hin­dern. Mit Beschimp­fun­gen à la „Ihr seid doch alle krank“, „Sozialschmarotzer“ und Bedro­hun­gen wie „Man sieht sich immer zweimal im Leben“ pöbelte der Mob der „tol­er­an­ten“ Preußen­fans. Eben­so wur­den Teile der Musikan­lage geklaut. Danach verteilte die Polizei auf Anweisung der Stiftung Preußis­che Schlöss­er und Gärten großzügig Platzver­weise für den Park und es wurde eine Anzeige gegen eine Preußenkri­tik­erin wegen ange­blichen Dieb­stahls aufgenom­men. Wieder ein­mal zeigte sich, dass es im soge­nan­nten Friedrich-Jahr nicht um eine reflek­tierte Auseinan­der­set­zung mit Geschichte geht, son­dern um die hero­isierende Darstel­lung Friedrich II. als Muster­monar­chen, bekan­nten Aufk­lär­er und Menschenfreund.

So sieht sie aus, die gelebte preußis­che Toleranz!

Men­schen, die eine Auseinan­der­set­zung mit Geschichte ein­fordern und ver­suchen auch andere Aspek­te des Lebens Friedrich II. zu beleucht­en, wer­den ange­grif­f­en und ver­sucht, mund­tot zu machen. Doch wir lassen uns nicht ein­schüchtern und wer­den das Preußen­spek­takel weit­er kri­tisch begleit­en. Wir haben kein Ver­ständ­nis, dass in ein­er bürg­er­lichen Demokratie einem Monar­chen gehuldigt wird, die Toten der Kriege Preußens vergessen und die Geschichte Preußens von allen Gräueln reinge­waschen werden.

In diesem Sinne: Preußen bleibt Scheisse! Fuck off Fritz!

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken Law & Order

Happy Birthday Fritz“ — eine Absage nach der Anderen

Hin­ter­grund war die zu erwartende und jet­zt einge­tretene Total­ität des Spek­takels um den Geburt­stag eines abso­lutis­tis­chen Monar­chen, deren Sinn darin beste­ht, den in der Mod­erne ori­en­tierungs­los umherir­ren­den Men­schen eine Iden­ti­fika­tions­fläche zu schaf­fen und TouristIn­nen nach Pots­dam zu locken.

Das Han­deln und Wirken des Fritz soll in einen emanzi­pa­torischen Kon­text gestellt wer­den. Dage­gen wollen wir mit unseren Ver­anstal­tun­gen und Aktio­nen die „preußis­chen Tugen­den“ als das ent­lar­ven was sie sind: autoritär­er Gesellschaft­skitt, der den Grund­stein für den deutschen Son­der­weg legte und bekan­nter­maßen im NS mün­dete. Weit­er­hin soll aufgezeigt wer­den, wie die jew­eilige Machtelite (seien es Nation­al­sozial­is­ten, die realex­istieren­den Sozial­is­ten in der DDR als auch aufrechte Demokrat­en im wiedervere­inigten Deutsch­land) ver­sucht, die Geschichte für ihre Zwecke umzuschreiben.

Los ging das Preußen-Tan­tam mit dem typ­is­chen Ver­anstal­tungs­marathon, welch­er am 24. Jan­u­ar 2012, dem 300. Geburt­stag des Königs Friedrich II., seinen Höhep­unkt erre­ichen soll. Hierzu wird es am Abend in der „his­torischen Innen­stadt“ einen Fes­takt nach dem anderen geben. Neben dem üblichen Preußenkitsch ver­sucht­en die Ver­anstal­terIn­nen dem soge­nan­nten „Tol­er­anzgedanken“ gerecht zu wer­den und einige mod­erne, alter­na­tive Kün­st­lerin­nen und Kün­stler einzuladen.

Nach dem ersten Schreck­en über das Pro­gramm mit u.a. Dota Kehr (Klein­geld­prinzessin) und Brezel Göring (Stereo Total) schrieb das sich in der Grün­dung befind­ende Bünd­nis einen Offe­nen Brief (im Anhang) an eben jene. Erle­ichtert nahm das Bünd­nis die Antworten und Web­site-State­ments auf: Dota Kehr: „… Als ich zusagte, hat mich nur ein Ver­anstal­ter gefragt, ob ich am 24. Jan­u­ar in Pots­dam spie­len würde. Als ich dann erfuhr, dass es um eine Ver­anstal­tung in Zusam­men­hang mit Friedrich geht, hab ich gle­ich wieder abge­sagt.” und “ICH SPIELE NICHT (!!!) IN POTSDAM. und auch son­st nicht für Despoten (…) und sowieso nicht zu Ehren von jemand, der mehrere Kriege an gefan­gen hat!“

Hal­lo, ich bin Brezel Göring. Ich bin am 24. sowieso nicht mit dabei. Grüße, Brezel”

Lara Wern­er vom Bünd­nis „Fuck off Fritz“ kom­men­tiert die Absagen fol­gen­der­maßen: „Ich bin froh, dass Dota und Brezel Rück­grat bewiesen haben und ihre Teil­nahme an der Ver­anstal­tung abge­sagt haben. Es tut gut zu wis­sen, dass wir mit unser­er Ablehnung des Preußen­quatsches nicht so allein sind, wie es hier in Pots­dam oft den Anschein hat.“

Zwei Punk­te sind bei dieser Geschichte beson­ders zu beto­nen. Zum einen das prov­inzielle The­ater um einen König, der heute wegen Ver­brechen an der Men­schlichkeit vor dem Haager Kriegsver­brecher­tri­bunal ste­hen würde. Fast alle rel­e­van­ten gesellschaftlichen Akteure stört dieser Umstand über­haupt nicht. Das Spek­takel muss weit­erge­hen. Glück­licher­weise wird außer­halb Pots­dams die preußis­che Geschichte in einem größeren Kon­text gese­hen und so wer­den wir am 24. Jan­u­ar nur staatlich bezahlte Akteure und kuriose Akteure wie Michael Gebühr erleben. Dieser ist der Sohn des „bekan­nten“ Otto Gebühr, welch­er von 1920–1942 als Schaus­piel­er 15mal Friedrich II. verkör­perte. Also keine Berührungsäng­ste mit den grausam­sten und unmen­schlich­sten Ver­brech­ern der Welt­geschichte hat­te. Fast schon tra­di­tionell räumt das Film­mu­se­um Pots­dam diesem Nazi, sein­er Geschichte und den Anek­doten seines Sohnes einen großen Raum in der aktuellen Son­der­ausstel­lung ein.

Zum anderen spricht das Vorge­hen der Organ­isatorIn­nen der „Fes­tak­te“ Bände. Statt deut­lich klar zu stellen, in welchem Kon­text promi­nente, linke Kün­st­lerIn­nen auftreten sollen, wird ver­schämt eine Ver­anstal­tungsan­frage gestellt. Hier scheint ein Bewusst­sein für die tat­säch­liche Sichtweise auf Friedrich II. außer­halb Bran­den­burgs vorhan­den zu sein. Für uns ist klar, dass diese Erken­nt­nisse am 24. Jan­u­ar nicht aus­ge­sprochen wer­den und Pots­dam wieder mal in seinem „Preußisch Disneyland“-Spektakel versinkt. Nicht für Pots­dam, son­dern für eine Gesellschaft mit klarem Bewusst­sein und für ein lebenswert­eres Dasein für alle wer­den wir dies nicht stillschweigend ertragen.

Bünd­nis „Fuck off Fritz“

Inforiot