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Antifaschismus

Potsdam bewegt” sich nicht – Potsdamer Sportvereine und ihre Neonazis

Thomas Pecht (Bildmitte) am 2. März 2014 als Stürmer für die “SG Eintracht 90 Babelsberg”
Thomas Pecht (Bild­mitte) am 2. März 2014 als Stürmer für die “SG Ein­tra­cht 90 Babelsberg”

 
Für das Jahr 2015 wid­met die Lan­deshaupt­stadt Pots­dam ihre Jahreskam­pagne – unter dem Mot­to “Pots­dam bewegt” – dem Sport. Sport sei wichtig für die Leben­squal­ität der Stadt und außer­dem habe Pots­dam viel zu bieten auf diesem Gebi­et, heißt es in der Selb­st­beschrei­bung. [1]
Auch aus antifaschis­tis­ch­er Per­spek­tive eine inter­es­sante Sache, hat­te Pots­dam in den let­zten Jahren doch tat­säch­lich einiges zu bieten – allerd­ings nicht so, wie die Köpfe hin­ter der Kam­pagne “Pots­dam bewegt” sich das gedacht haben. Wir fin­gen Anfang 2012 an, über ver­schiedene Pots­damer Neon­azis in unter­schiedlichen Sport‑, meist in Fußbal­lvere­inen, zu bericht­en. Bere­its in den Jahren zuvor berichtete das Antifaschis­tis­che Pressearchiv Pots­dam in seinen Jahres­bericht­en von Neon­azi-Fußball­turnieren, an denen sich Pots­damer Neon­azis beteiligten oder diese selb­st organ­isierten. [2]
Zulet­zt ver­anstal­tete der Lan­desver­band der “Junge Nation­aldemokrat­en” (JN) Bran­den­burg am 31. März dieses Jahres ein Fußball­turnier, an dem sieben ver­schiedene Teams, darunter auch eines aus Pots­dam und ein weit­eres aus Pots­dam-Mit­tel­mark, teil­nah­men. Let­zteres belegte dabei den ersten Platz und kon­nte sich im Finale gegen die Junioren-Mannschaft des “Bunker 88? aus Lübben (Dahme-Spree­wald) durchsetzen.
Ver­anstal­tun­gen wie diese dienen neben dem Spaß am Spiel und Sport auch der Stärkung ein­er ide­ol­o­gisierten Vorstel­lung der Kör­perzüch­ti­gung. Vor allem aber dienen sie der Ver­net­zung von Neon­azi­grup­pierun­gen und nicht, oder nur lose, organ­isierten Neon­azis. Eine Bindung an die JN bzw. die NPD oder Nicht-Partei-Struk­turen ist die Hoff­nung der Organisator_innen solch­er Turniere.
Die in den let­zten zwei Jahren daraufhin als Reak­tio­nen veröf­fentlicht­en State­ments, Pressemit­teilun­gen und Artikel ver­schieden­er Organ­i­sa­tio­nen und Vere­ine offen­baren unser­er Mei­n­ung nach allerd­ings ein Ver­ständ­nis der The­matik, welch­es wir als ein Symp­tom des Prob­lems wahrnehmen, das es eigentlich anzuge­hen gilt.
Ver­schiedene Vere­ine und Ein­rich­tun­gen (u.a. Jugend­club Alpha, Tre­ff­punkt Fahrland, MBT Pots­dam, Stadt­sport­bund Pots­dam, Lan­dess­port­bund Bran­den­burg, Sports­chule Pots­dam) erar­beit­eten bere­its im Mai let­zten Jahres eine “Hand­lungs­ma­trix”, die einen Umgang “mit Vor­wür­fen recht­sex­trem­istis­ch­er Betä­ti­gung in öffentlichen und zivilge­sellschaftlichen Ein­rich­tun­gen” erle­ichtern soll.
Das von den Vere­inen sowie dem Stadt- und Lan­dess­port­bund vorgeschla­gene, disku­tierte und offen­bar bis heute prak­tizierte Vorge­hen ist unser­er Ansicht nach deshalb so kri­tik­würdig, da es die eigentlichen Prob­leme ver­schleiert und zu kri­tisierende Posi­tio­nen dethe­ma­tisiert; also an den völ­lig falschen Stellen anset­zt. Es geht auf zwei A4-Seit­en “Hand­lungs­ma­trix” eben nicht darum, wie mit der Per­son, der neon­azis­tis­che Aktiv­itäten vorge­wor­fen wer­den, umge­gan­gen wird, son­dern lediglich um den Umgang mit den Vor­wür­fen. Feigen­blattpoli­tik kann schw­er greif­bar­er illus­tri­ert werden.
Instru­men­tal­isierung von Migrant_innen zur Dethe­ma­tisierung ras­sis­tis­ch­er Verstrickungen
Immer wieder fällt uns auf, so auch in den hier ver­han­del­ten konkreten Fällen, dass die auf die Neon­azis in ihren Vere­inen und Ini­tia­tiv­en Ange­sproch­enen mit dem Scheinar­gu­ment der doch “im Vere­in inte­gri­erten Migrant_innen” reagieren – eine Anspielung auf die Repräsen­ta­tion ein­er vorge­blichen Offen­heit und Diversität.
Dabei sind für uns zwei Aspek­te prob­lema­tisch: Ein­er­seits spielt die Tat­sache, dass Migrant_innen eben­falls in den Vere­inen sind, keine Rolle. Dies ist noch keine klare Aus­sage über den Charak­ter der Vere­ine und sagt eben­so nichts über das Wirken der Neon­azis inner­halb der Vere­ine aus. Darüber hin­aus kön­nen auch aktive Neon­azis mit Migrant_innen befre­un­det sein, sie zumin­d­est tolerieren oder sich ein­fach im Kon­text ihres eige­nen Sportvere­ins zurücknehmen.
Das zweite, und unser­er Ansicht nach noch prob­lema­tis­chere an diesem Argu­ment ist die dabei aktiv vorgenommene VerAn­derung der ver­meintlichen Migrant_innen. Mit dem Begriff der VerAn­derung (vgl. “oth­er­ing”) ist hier­bei gemeint, dass die als nicht weiß und damit “nicht deutsch” wahrgenomme­nen Jugendlichen, von denen in vie­len Fällen über­haupt nicht bekan­nt ist, ob sie Migrant_innen sind, also z. B. vielle­icht eine Migra­tions­geschichte in der ersten oder zweit­en Gen­er­a­tion haben [3], und in vie­len Fällen durch ihr Äußeres zu Migrant_innen gemacht wer­den, also in der Kon­se­quenz durch ras­sis­tis­che Zuschrei­bun­gen erst als diese hergestellt werden.
Wenn diese Kon­struk­tion des Migrant_in­nen-Begriffs Anwen­dung find­et, so befind­en wir uns klar im Fahrwass­er ras­sis­tis­ch­er Diskurse und Pro­duk­tio­nen ein­er weißen [4] Mehrheits­bevölkerung gegenüber den ver­meintlich “Anderen”. Dass und wie diese “Anderen” dabei hergestellt wer­den, ist eines dieser von uns benan­nten Symp­tome des Prob­lems, das hier eigentlichen ange­gan­gen wer­den soll.
*Sozialar­beit lieber den Sozialarbeiter_innen überlassen?*
Ein weit­eres unser­er Mei­n­ung nach gefährlich­es und unre­flek­tiert vorge­bracht­es Argu­ment ist, was sich im Titel “Die eine und die andere Hand” eines Artikels der Lausitzer Rund­schau (LR) vom 27. Okto­ber 2013 ver­birgt, der sich mit den von uns veröf­fentlicht­en Tat­sachen um den Pots­damer Neon­azi Thomas Pecht beschäftigt. Hierin wird Markus Mey­er, der Vor­sitzende des Vere­ins “SG Ein­tra­cht 90 Babels­berg”, in dem der besagte Neon­azi spielt, zitiert: “Wenn wir unsere Hand von ihm wegziehen, dann bleibt ihm doch nur noch die andere.” [5] Damit spielt er auf die ver­meintliche Ver­ant­wor­tung des Vere­ins gegenüber dem Neon­azi Pecht an und meint zu wis­sen, dass dieser son­st noch mehr Zeit für die Neon­aziszene hätte.
Dass dieses Argu­ment, bei dem sich der Vere­in als let­zte Instanz vor Pechts “Abrutschen” in die Neon­aziszene aus­gibt, angesichts der tiefen Ver­strick­un­gen ihres Stürm­ers in die organ­isierte völkische Neon­aziszene Pots­dams, Bran­den­burgs sowie darüber hin­aus und seine eige­nen Kadertätigkeit­en in ver­schiede­nen Neon­azi­grup­pierun­gen wie ein schlechter Witz klingt, täuscht beina­he darüber hin­weg, dass dies ver­mut­lich ernst gemeint war.
Wir lehnen diese Umgangsweise strikt ab. Wer glaubt an dieser Stelle eine sozialar­bei­t­er­ische Prax­is anzuwen­den, die max­i­mal bei so genan­nten Mitläufer_innen greift, die_der hat entwed­er sehr wenig Wis­sen über die deutsche Neon­aziszene oder bewegt sich dabei bewusst auf einem sehr schmalen und gefährlichen argu­men­ta­tiv­en Pfad. In jedem Fall ist es eine Über­schätzung der eige­nen sozialpäd­a­gogis­chen Kom­pe­ten­zen und eine absolute Fehlein­schätzung der Sit­u­a­tion. Nicht ohne Grund hat das Konzept der so genan­nten akzep­tieren­den Jugen­dar­beit bezüglich rechter Cliquen und Neon­azis in der Ver­gan­gen­heit mehr als deut­lich ver­sagt und wird von Expert_innen und Pädagog_innen seit vie­len Jahren nicht mehr propagiert; wenn auch, wie im offen­bar unbelehrbaren Jugend­club Tre­ff­punkt Fahrland e.V., noch praktiziert.
Fotografisches Statement der “SG Eintracht 90 Babelsberg” gegen “Rechtsextremismus” – ohne Neonazi Thomas Pecht
Fotografis­ches State­ment der “SG Ein­tra­cht 90 Babels­berg” gegen “Recht­sex­trem­is­mus” – ohne Neon­azi Thomas Pecht

In der Bil­dun­ter­schrift eines Mannschafts­fo­tos, was im Zuge der Auseinan­der­set­zun­gen um das The­ma ent­standen ist, heißt es: “Gesicht und Hal­tung zeigen – auch mit einem Recht­sex­trem­is­ten im Vere­in. Der Fußbal­lvere­in Ein­tra­cht 90 Babels­berg mit Ban­ner des Landessportbundes.”
Was hier als ver­meintlich selb­st­be­wusster Umgang mit einem wider­sprüch­lichen The­ma sug­geriert wird, resul­tiert unser­er Ansicht nach aus ein­er ver­schobe­nen Per­spek­tive, die zu ein­er Dethe­ma­tisierung führt.
Dass Pecht keine Lust hat­te, auf dem Foto zu sein, ist aus sein­er Per­spek­tive kon­se­quent und nicht ver­wun­der­lich. Dass dies darüber hin­aus auch ein klares State­ment sein­er­seits ist, wird nicht gese­hen oder ver­schwiegen. Wenn sich ein aktiv­er Neon­azi zu solch ein­er Posi­tion­ierung nicht ver­hält und fern­bleibt, ist das kein Zufall, son­dern ein klares State­ment. Desweit­eren ist das Foto ein, wenn auch vorge­blich kri­tis­ches, Beken­nt­nis zum Neon­azi Pecht seit­ens des Vere­ins und ver­schleiert einen Nicht-Umgang mit der Thematik.
Wir denken, dass dies genau der falsche Umgang der “Sport­ge­mein­schaft Ein­tra­cht 90 Babels­berg” mit diesem Prob­lem ist und meinen auch, dass diese beim Fall Thomas Pecht nicht um einen Vere­in­sauss­chluss herumkommt. Alles andere wäre so skan­dalös, wie die Sit­u­a­tion bere­its seit min­destens März 2012, genauer gesagt aber seit Pechts Beginn bei der “SG Ein­tra­cht” vor über sieben Jahren, ist. [6]
“[S]olange er sich an die Regeln hält”, so der Vere­insvor­sitzende Mey­er, wollen sie ihn nicht auss­chließen. Damit bezieht er sich offen­bar auf die Regeln, die für das Spiel an sich gel­ten – nicht solche, die einen möglichst diskri­m­inierungsar­men Umgang inner­halb der Gesellschaft gewährleis­ten kön­nten. Men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie, wie Pecht sie ver­tritt, ste­ht diesen Zie­len kon­fronta­tiv gegenüber.
*Foul­spiel der Pots­damer Antifa oder legit­ime Grätsche gegen Mario Schober?*
In der Tageszeitung PNN wird Anfang Juni 2014 über eine Sprühak­tion an einem Sport­platz am Stern berichtet. Darin heißt es: “Unbekan­nte haben auf der von dem Vere­in genutzten Sportan­lage in der New­ton­straße in Großbuch­staben das Wort ‚Naz­i­un­ter­stützungsvere­in‘ gesprüht.” [7] Weit­er heißt es in dem PNN-Artikel: “For­tu­na-Schatzmeis­ter und Vor­standsmit­glied Gert Laß­mann sagte, es sei ihm ‚völ­lig schleier­haft, warum unser Vere­in in die Naziecke gestellt wird‘. So sei For­tu­na am Bun­de­spro­gramm ‚Inte­gra­tion durch Sport‘ beteiligt, viele Kinder in den Jugend­mannschaften hät­ten einen Migrationshintergrund.”
Unsere Kri­tik, zumin­d­est was den let­zten von Laß­mann vorge­bracht­en Punkt ange­ht, dürften wir bere­its klargemacht haben. Auch dass ihm “völ­lig schleier­haft” sei, warum der Vere­in “in die Naziecke gestellt wird”, ist uns völ­lig schleier­haft. Denn die Kri­tik am Tor­wart der 2. Män­ner-Mannschaft Mario Schober sollte ihm spätestens seit dem Feb­ru­ar 2012 bekan­nt sein. [8]
Ins­ge­samt ist festzustellen, dass Pots­dam sich über­haupt nicht bewegt. Seit Jahren sind aktive Neon­azis in Vere­inen und wer­den dort nicht nur geduldet, son­dern seit den öffentlichen Debat­ten auch noch aktiv in Schutz genom­men. Aber nicht nur das, es wird sich weit­er­hin prob­lema­tis­ch­er ras­sis­tis­ch­er Argu­men­ta­tion­slin­ien bedi­ent, die meinen, weil Men­schen als Migrant_innen wahrgenom­men wür­den, bedeute dies ein Vorfind­en ein­er tol­er­an­ten Vere­insstruk­tur. Dabei wird nicht erkan­nt, dass schon das Vor­brin­gen eines solchen Argu­ments ras­sis­tis­che Bilder erzeugt und Grup­pen wie “Wir-Deutschen” und “Die-Migrant_in­nen” schafft. Sich solch­er plat­ten Bilder zu bedi­enen und dabei zu vertei­di­gen, dass Neon­azis in den Vere­inen aktiv sind, zeigt ein­mal mehr, wohin sich hier die Sportvere­ine Pots­dams bewe­gen: ins Abseits.
 
[1] http://www.pnn.de/potsdam/880836/
[2]
a. http://arpu.blogsport.eu/2012/02/20/cheer-for-ns-potsdamer-neonazi-mario-schober/
b. http://arpu.blogsport.eu/2012/02/22/neonazi-mario-schober-mehr-als-unglaubwurdig-verein-verharmlosend/
c. http://arpu.blogsport.eu/2012/03/27/thomas-pecht-volkssport-fur-die-volksgemeinschaft/
d. http://arpu.blogsport.eu/2012/05/30/gewaltromantik-trifft-auf-neonazidenken-crimark-neonazi-hools-in-rot-weis/
e. http://arpu.blogsport.eu/2012/06/04/schober-und-pecht-noch-immer-etabliert-vereine-hofieren-neonazis/
f. http://arpu.blogsport.eu/2013/04/08/potsdamer-neonazis-auch-2013-sportlich/
g. http://arpu.blogsport.eu/2013/04/29/stadtsportbund-unterstreicht-seine-ohnmachtigkeit-gegen-neonazis-in-den-eigenen-reihen/
und http://apap.blogsport.eu/publikationen/
[3] Hier eröffnet sich die Frage, bis wann Men­schen, deren Eltern oder Großel­tern eine Migra­tions­geschichte haben, sel­ber Migrant_innen bleiben oder eben ein­fach Men­schen mit der Staats­bürg­er­schaft ihres jew­eili­gen Geburts‑, also Herkun­ft­s­lan­des sind.
[4] Der Begriff wird hier­bei nicht als Markierung ein­er Haut­farbe, son­dern als soziale Posi­tion­ierung verstanden.
[5] http://www.lr-online.de/regionen/cottbus/Die-eine-und-die-andere-Hand;art1049,4370586
[6] http://arpu.blogsport.eu/2012/03/27/thomas-pecht-volkssport-fur-die-volksgemeinschaft/
[7] http://www.pnn.de/potsdam/861186/
[8] http://arpu.blogsport.eu/2012/02/20/cheer-for-ns-potsdamer-neonazi-mario-schober
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Antifaschismus

Nacht&Tanz&Demo – Für ein grenzenloses Leben ohne Rassismus!

Die Demon­stra­tion soll den öffentlichen Raum nutzen, um dem Ras­sis­mus in Cot­tbus eine bunte Feier ver­schieden­er Lebensen­twürfe ent­ge­gen­zuset­zen. Für die Organ­isieren­den ist es wichtig, sich mit den von Ras­sis­mus Betrof­fe­nen sol­i­darisch zu zeigen. „Die Antwort auf Ras­sis­mus ist das gemein­same Leben von Alter­na­tiv­en – und dazu gehört auch feiern. So wollen wir Angsträume vor allem für Geflüchtete und inter­na­tionale Studierende in Cot­tbus abbauen“, so Jakob Lupus von Cot­tbus Nazifrei!.
Ras­sis­mus ist ein Phänomen, das beständig aktuell ist – auch in Cot­tbus und der Region, was Beispiele bele­gen. Erst let­zte Woche wurde der Antrag ein­er Gruppe von Geflüchteten aus Eritrea abgelehnt, die nach Cot­tbus umziehen woll­ten. Die jun­gen Män­ner sind zur Zeit in Guben unterge­bracht, sind dort allerd­ings mas­siv­en ras­sis­tis­chen Belei­di­gun­gen und Über­grif­f­en aus­ge­set­zt. Gle­ichzeit­ig bericht­en nicht-weiße Studierende, dass sie immer wieder von geziel­ten Per­so­n­enkon­trollen am Bahn­hof betrof­fen sind. „Selb­st wenn ich mit weißen Fre­un­den unter­wegs bin, werde ich als Einziger kon­trol­liert, was offen­sichtlich an mein­er Haut­farbe liegt,“ so ein inter­na­tionaler Studieren­der, der lieber anonym bleiben möchte. Diese ras­sis­tis­chen Kon­trollen, auch racial pro­fil­ing genan­nt, wur­den schon von mehreren Gericht­en als gegen den Gle­ich­heits­grund­satz ver­stoßend verurteilt, find­en jedoch nach wie vor statt. „Solange ras­sis­tis­che Kon­trollen durch die Polizei stat­tfind­en und Geflüchteten Schutz durch die Stadt Cot­tbus ver­wehrt bleibt, wer­den wir weit­er gegen den alltäglichen Ras­sis­mus in unser­er Stadt auf die Straße gehen müssen und unsere Füße nicht still hal­ten.“, so Lupus weiter.
Auf dem Cam­pus der BTU wird es ab 19.00 Uhr ein Vor­pro­gramm geben. Der Start­punkt der Demon­stra­tion ist bewusst gewählt, denn Hochschulen sind ein selb­stver­ständlich­er Ort interkul­turellen Ler­nens und Lehrens. Nach dem Zug quer durch die Cot­tbuser Innen­stadt und ein­er Zwis­chenkundge­bung am Stadthal­len­vor­platz, endet das Ganze mit ein­er Tanz-Kundge­bung vor dem Staat­sthe­ater und wird mit ein­er After­show-Par­ty im Scan­dale bis in die Mor­gen­stun­den fortgesetzt.
Die Nacht&Tanz&Demo für ein gren­zen­los­es Leben ohne Ras­sis­mus wird gefördert vom Studieren­den­par­la­ment der BTU Cottbus-Senftenberg.
Weit­ere aktuelle Infor­ma­tio­nen gibt es unter www.cottbus-nazifrei.info
Specher*innenrat, Tele­fon: 0152–23631243, E‑Mail: kontakt@cottbus-nazifrei.info

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Antifaschismus

OPR: NPD Kundgebungen gegen Flüchtlinge in Wittstock/Dosse und Neuruppin

Unter dem Mot­to „Unser Sig­nal gegen Über­frem­dung“ führte die NPD heute in zwei Städten im Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin Kundge­bun­gen durch. Auf dem Mark­t­platz in Wittstock/Dosse ver­sam­melten sich unge­fähr 100 Sym­pa­thisan­ten der Partei, in der Otto Grote­wohl Straße in Neu­rup­pin unge­fähr 25. Gegen bei­de Kundge­bun­gen gab es Protes­tak­tio­nen von Antifaschist_innen und der Zivilgesellschaft.
2014.11.08 Wittstock_Dosse Neonazikundgebung und Protest (3)
In Wittstock/Dosse wurde der Kundge­bungsplatz der NPD mit Bauzäunen einge­friedet und daran Plakate und Trans­par­ente gegen Neon­azis und Gewalt, für Vielfalt und Tol­er­anz ange­bracht. Unge­fähr 40 Bürger_innen, darunter auch der Witt­stocks Bürg­er­meis­ter Jörg Gehrmann, sowie 20 Antifaschist_innen protestierten zu dem auf Augen­höhe gegen die neon­azis­tis­che Ver­samm­lung. Plakate gegen Nazis wur­den gezeigt und die Red­ner der NPD Ver­anstal­tung ausgepfiffen.
In Neu­rup­pin organ­isierte das lokale Bünd­nis „Neu­rup­pin bleibt bunt“ die Proteste. An diesen beteiligten sich unge­fähr 25 Men­schen, also eben­so viele wie an der NPD Kundge­bung teilnahmen.
Entwick­lun­gen in Wittstock/Dosse
2014.11.08 Wittstock_Dosse Neonazikundgebung und Protest (28)
Nach­dem die NPD oder dieser Partei nah­este­hende Per­so­n­en bere­its im ver­gan­genen Jahr vor allem in den Land­kreisen Ober­hav­el, Havel­land, Pots­dam-Mit­tel­mark und Dahme-Spree­wald so genan­nte „Nein zum Heim — Bürg­erini­tia­tiv­en“ ini­ti­ierte, zogen jet­zt lokal organ­isierte Neon­azis im Nord­west­en Bran­den­burgs nach. In Karstädt (Prig­nitz) existiert mit „Karstädt WEHR DICH“ seit dem 25. Juli 2014 eine dem örtlichen Neon­az­im­i­lieu entsprun­gene Kam­pagne, in Wittstock/Dosse (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin) mit der Ini­tia­tive „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“  seit dem 6. Novem­ber 2014 eine weit­ere. Let­zt genan­nte hat im sozialen Net­zw­erk bere­its über 900 „gefällt mir“ Markierun­gen. Die Mes­sage der Betreiber richtet sich, wie in Karstädt, nur zweitrangig gegen die Unter­bringung der geflüchteten Men­schen, haupt­säch­lich wird gegen die Asyl­suchen­den sel­ber gehet­zt. „Wir sind aufge­brachte Bürg­er Witt­stocks und wir wollen KEINE Flüchtlinge“, so die Parole ein­er „Aktion­s­gruppe Wittstock/Dosse“ auf ein­er Fotomon­tage auf der Inter­net­präsenz der Witt­stock­er Initiative.
Das plöt­zliche Auftreten von „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ scheint mit der geplanten Unter­bringung von Flüchtlin­gen im Stadt­ge­bi­et zusam­men­zuhän­gen. Die Stadt Wittstock/Dosse hat­te sich näm­lich am 24. Okto­ber 2014 dazu bere­it erk­lärt, den Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin hier­bei zu unter­stützen. Zunächst sollen die Flüchtlinge über­gangsweise in ein­er Jugend­her­berge unterkom­men, ab Dezem­ber 2014 jedoch auf  „geeigneten und angemesse­nen Wohn­raum“ verteilt werden.
Den Neon­azis im Ort, allen voran ihrem mut­maßlichen Anführer Sandy Lud­wig, der sich im sozialen Net­zw­erk unter seinem Spitz­na­men „Lui“ als Per­son des öffentlichen Lebens vorstellt und dort auch erlaubt ihn als „Nazi“ zu beze­ich­nen, scheint dies jedoch über­haupt nicht zu schmeck­en, sehen sie doch dadurch die Exis­tenz „Deutsch­lands“ gefährdet.
Schon seit Wochen postet „Lui“, der eigentlich Tätowier­er ist,  beispiel­sweise zu diesem The­ma auf sein­er Seite und sieht sich dabei offen­bar selb­st als „Kämpfer“. Seit 2012 ist er wieder oft bei Neon­azi­aufmärschen in der Region zu sehen und sym­pa­thisiert mit dem mil­i­tan­ten „Nation­alkollek­tiv Weisse Wölfe Ter­ror­crew“ aus Ham­burg. 2014 nahm er u.a. an neon­azis­tis­chen Ver­samm­lun­gen in Wit­ten­berge, Bad Wilsnack und Bran­den­burg an der Hav­el teil. Auch auf der Seite „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ ist er rel­a­tiv oft aktiv. Dort wurde übri­gens, genau wie auf Lud­wigs „Lui“-Seite für die heutige Ver­anstal­tung auf dem Markt in Wittstock/Dosse gewor­ben. Offen­bar mit Erfolg. Von den 100 Kundgebungsteilnehmer_innen kom­men unge­fähr 70 % aus der Stadt. Den Rest bilde­ten zugereiste Neon­azis aus Neu­rup­pin, Bran­den­burg an der Hav­el, Bad Belzig, dem Havel­land, der Prig­nitz, aus Tel­tow Fläming und Berlin.
Als beson­dere Choreo hat­ten sich die Witt­stock­er Neon­azis schwarze „T‑Hemden“ mit weißen Buch­staben aus­gedacht, die bei ein­er entsprechen­den Per­so­nen­zusam­men­stel­lung die Wort­grup­pen „Asylflut aufhal­ten“ (Vorder­an­sicht) und „Deutsch­land blutet“ (Rück­an­sicht) ergaben. Anson­sten blieb die Stadtju­gend eher im Hin­ter­grund. Die Red­ner kamen mit Pierre Bod­din und Mar­vin Koch  eher aus dem Umfeld der „Freien Kräften Neuruppin/Osthavelland“.
NPD Kundge­bung in Neuruppin
2014.11.08 Neuruppin NPD Kundgebung und Protest (16)
Die zweite Kundge­bung der NPD zum The­ma „Unser Sig­nal gegen Über­frem­dung“ fand heute in Neu­rup­pin, Kreis­stadt des Land­kreis­es Ost­prig­nitz-Rup­pin, statt. In einem Neubau­vier­tel am Ortrand ver­sam­melte der NPD Orts­bere­ich­leit­er Dave Trick seine Sym­pa­thisan­ten aus der Stadt, mit denen er, in der Mehrheit, zuvor in Wittstock/Dosse war. Dazu gesell­ten sich weit­ere Gesin­nungsgenossen aus Ost­prig­nitz-Rup­pin, aus Bran­den­burg an der Hav­el, Tel­tow Fläming und dem Havel­land. Die Reden hiel­ten Beat­rice Koch und Dave Trick.
Neben der Het­ze gegen Flüchtlinge wurde hier auch ein­mal mehr auf die kom­mende Neon­azi­großver­anstal­tung in Neu­rup­pin hingewiesen. Zum so genan­nten „Tag der deutschen Zukun­ft“ am 6. Juni 2015 wer­den bis zu 500 Neon­azis erwartet.
Weit­ere Fotos hier:  Wittstock/Dosse und Neu­rup­pin
 

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Arbeit & Soziales Klima & Umwelt Law & Order

Protestaktion am 14.11.- Eberswalde gegen TTIP

Eber­swalde, 5. Novem­ber 2014 – Unter dem Mot­to „Eber­swalde gegen TTIP“ ruft ein Ini­tia­tiven­bünd­nis aus NaturFre­unde Eber­swalde e.V., Green­peace Eber­swalde, AfIE (Antifaschis­tis­che Ini­tia­tive Eber­swalde), Energie- und Kul­turini­tia­tive Wan­del­BAR, NABU Barn­im, SofA (Sol­i­dar­ität für Asyl­be­wer­ber), Freiraum Ini­ta­tive Eber­swalde und Tauschring Eber­swalde zur Demon­stra­tion gegen die geplanten Frei­han­delsabkom­men TTIP und CETA auf. 

Tre­ff­punkt ist um 13:30 Uhr im Ammon­park (Pfeil­straße), wo eine erste Kundge­bung stat­tfind­en wird. Es fol­gt eine Zwis­chenkundge­bung auf dem Bahn­hofsvor­platz. Die Abschlusskundge­bung find­et in der Friedrich-Ebert-Straße neben der Hochschul­bib­lio­thek statt.

Der Aufruf wird von einem bre­it­en Eber­swalder Net­zw­erk getra­gen, da die geplanten Frei­han­delsabkom­men diverse Lebens­bere­iche betreffen.

TTIP bedro­ht Regelun­gen des Umwelt- und Verbraucher‑, Dat­en- und Arbeit­nehmer­schutzes, die als soge­nan­nte „Han­delshemm­nisse“ gese­hen wer­den und abge­baut wer­den sollen. Statt Men­schen­rechte und natür­lich­er Lebens­grund­la­gen sollen Investi­tio­nen geschützt wer­den: der Investi­tion­ss­chutz, der Konz­erne zum Verk­la­gen von Staat­en vor außer­staatlichen Schieds­gericht­en berechtigt, würde dazu führen, dass sich in jedem Bere­ich die niedrig­sten Stan­dards durch­set­zen. Gewin­ner dieser Verträge sind multi­na­tionale Konz­erne, die der Demokratie die Hände binden, Bürg­er mit ominösen Geheimhal­tungsstrate­gien ent­mündi­gen und die gesamten Ressourcen der Erde unter ihre Prof­it­gi­er stellen. 

Die EU-Kom­mis­sion set­zt diesen Ver­hand­lun­gen nicht genü­gend Wider­stand ent­ge­gen. Das Eber­swalder Ini­tia­tiven­bünd­nis ruft deshalb die Bürg­er auf die Straße, um bunt, laut und entschlossen zu protestieren. 

Auf der Demon­stra­tion wer­den ca. 100 Men­schen und ver­schiedene promi­nente Red­ner erwartet. Neben Eber­swalder Bürg­ern wer­den Uwe Hiksch, der stel­lvertre­tende Vor­sitzende der NaturFre­unde Berlin, Axel Vogel, Frak­tionsvor­sitzen­der im Bran­den­burg­er Land­tag, sowie Nel­ly Grote­fendt von Pow­er Shift, ein­er der führen­den Organ­i­sa­tio­nen im europäis­chen Bünd­nis gegen TTIP ihr Wort zum The­ma kundtun.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Kundgebungen am 08.11.2014 in Wittstock und Neuruppin

Die Über­frem­dungs-Para­neua ist ein schlechter Witz angesichts eines Aus­län­der­an­teils von zwei Prozent in unser­er Region. Sie entspringt dem ras­sis­tis­chen Gedankengut neon­azis­tis­ch­er Köpfe. Solche verlogenen
“Mah­nwachen” wer­den wir nicht unwider­sprochen lassen!
****************
Infor­ma­tion von “Witt­stock beken­nt Farbe”:
“Um diese Ver­anstal­tung nicht unkom­men­tiert zu lassen, wer­den wir am *Sam­stag um 7:00 Uhr den Mark­t­platz deko­ri­eren*, mit Schüler­plakat­en und weit­eren Mate­ri­alien. Die Stadt Witt­stock wird an diesem Tag Bauzäune o.ä. auf­stellen, Sie sind her­zlich willkom­men, vorhan­dene Trans­par­ente mitzubrin­gen und beim Deko­ri­eren zu helfen.
Die Zeit *zwis­chen 10.00 Uhr und 13.00 Uhr* ist sich­er eine gute, um dort am Mark­t­platz Geld abzuheben, einen Brief einzuw­er­fen oder im Spiel­waren­laden nach Ras­seln oder Trillerpfeifen für die begin­nende Karneval­szeit zu schauen.
Ich freue mich, wenn Sie diese Infor­ma­tion an alle Inter­essierten weiterreichen.”
****************
Infor­ma­tion von “Neu­rup­pin bleibt bunt”:
10 bis 13 Uhr Kundge­bung in Neu­rup­pin am REIZ-Eingang
Otto-Grote­wohl-Straße unter dem Mot­to “Die Welt zu Gast bei Fre­un­den — Ras­sis­ten nach Hause schick­en”. Unter anderem wer­den wir Flug­blät­ter verteilen gegen den so genan­nten “Tag der deutschen Zukun­ft” (angekündigt für 06.06.2015 in Neuruppin).
Wir freuen uns über fan­tasievolle Beteili­gung mit Plakaten,
Trans­par­enten und anderem Demobesteck.

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Kloster Lehnin: Erinnerung an Rolf Schulze

Erinnern in Lehnin
Im Rah­men ein­er Gedenkkundge­bung auf dem Mark­grafen­platz in Kloster Lehnin (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) erin­nerten gestern unge­fähr 25 Men­schen an Rolf Schulze.
Der Obdachlose wurde in der Nacht vom 6. zum 7. Novem­ber 1992 von drei Neon­azis zunächst schw­er mis­shan­delt, dann ertränkt und abschließend angezün­det. Seine Leiche wurde später am Kolpin­see in der Gemeinde Kloster Lehnin gefun­den. Die Täter wur­den ermit­telt und recht­skräftig verurteilt.
Da aber wed­er Opfer noch Täter aus dem Ort stammten und die Umge­bung von Lehnin nur durch einen Zufall zum Tatort wurde, geri­et die Tat lange in Vergessen­heit. Erst seit 2012 erin­nern Men­schen an die bru­tale Tötung Rolf Schulzes.
Im Rede­beitrag eines Sprech­ers der Gedenk­ini­tia­tive wur­den noch ein­mal die bekan­nten Fak­ten aus dem Leben Rolf Schulzes zusam­menge­tra­gen und die beson­ders grausame Art seines Todes ange­sprochen. Des Weit­eren wurde auf derzeit­ige Ver­drän­gung­sprozesse in den urba­nen Zen­tren hingewiesen, von denen vor allem einkom­menss­chwache Schicht­en der Gesellschaft betrof­fen sind. Expliz­it wurde auf den Tod von Rose­marie F. in Berlin hingewiesen, die nach der Zwangsräu­mung ihrer Woh­nung im let­zten Jahr verstarb.
Auch halte die Gewalt gegen Woh­nungslose nicht an. Erst im Okto­ber  wurde ein 55 jähriger Mann aus Ruan­da in ein­er Notun­terkun­ft in Lim­burg an der Lahn (Hes­sen) tot­geprügelt. Die Tat habe zudem möglicher­weise einen ras­sis­tis­chen Hin­ter­grund. Drei der sechs Täter sollen eine frem­den­feindliche Gesin­nung haben.
Auch der Kreisvor­sitzende der Partei DIE.LINKE Pots­dam-Mit­tel­mark, Jan Eck­hoff, hob in sein­er kurzen Rede her­vor, dass Neon­azis­mus nach wie vor ein aktuelles gesellschaftlich­es Prob­lem ist. Erst während des Wahlkampfes sei er beim Anbrin­gen von Wahlplakat­en sein­er Partei von einem heuti­gen NPD Kreistagsab­ge­ord­neten bedro­ht worden.
Der Land­tagsab­ge­ord­nete Dr. Andreas Bernig, eben­falls DIE.LINKE, hob hinge­gen lobend das stetige Engage­ment der Gedenk­ini­tia­tive her­vor. Hier werde wichtige Arbeit für eine lebendi­ge Erin­nerungskul­tur geleis­tet. Möglicher­weise werde es unter dieser Voraus­set­zung  in Zukun­ft auch gelin­gen einen dauer­haften Ort des Erin­nerns, beispiel­sweise in Form ein­er Gedenkplat­te für Rolf Schulze, zu schaffen.
weit­ere Fotos: hier
 

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Karstädt (Prignitz): Hetzkampagne gegen Flüchtlinge

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Karstädt ist – ent­ge­gen des urban klin­gen­den Eigen­na­mens – keine Stadt, son­dern „nur“ eine aus einem ursprünglichen Anger­dorf her­aus ent­standene und dann durch Bah­nan­bindung sowie Indus­tri­al­isierung gewach­sene Sied­lung am west­lichen Rande des bran­den­bur­gis­chen Land­kreis­es Prig­nitz, an der Gren­ze zum Bun­des­land Mecklenburg-Vorpommern.
6.000 Men­schen wohnen hier, immer­hin 3.500 mehr als in der Nach­barstadt Lenzen (Elbe).
Durch die Sied­lungsen­twick­lung in den let­zten hun­dert Jahren hat Karstädt einen sehr urba­nen Charak­ter. Es gibt ein großes Neubau­vier­tel mit mehrstöck­i­gen Plat­ten­baut­en aus den 1960er bis 1980er Jahren, mehrere Super­märk­te, eine Post­fil­iale und ein großes, mod­ernes Gemein­dezen­trum gle­ich neben dem ver­fal­l­enen, alten Bahn­hof­s­ge­bäude an der heuti­gen Bahn­hal­testelle. Nicht weit davon ent­fer­nt erstreckt sich auch ein großes Indus­triege­bi­et. Ein Unternehmen aus Karstädt pro­duziert hier in wei­thin sicht­baren Werk­shallen Hafer­flock­en, ein großer Mate­ri­al­liefer­ant für Dachdeck­er im Karstädter Werk Dachziegel und eine Fir­ma aus Düs­sel­dorf in einem Milchver­ar­beitungs­be­trieb Molkereiprodukte.
Ländlich wirkt hier allen­falls die Umge­bung: End­los weite und dünnbe­siedelte Land­schaften aus Ack­er­land, wenig Wald. Gele­gen zwis­chen Elbe und Meck­len­bur­gis­ch­er Seen­plat­te, ein Teil davon als Land­schaftss­chutzge­bi­et „Agrar­land­schaft Prignitz-Stepenitz“.
„Karstädt WEHR DICH
Hier in dieser Prig­nitzer Idylle, mehr als 100km von der näch­sten Großs­tadt ent­fer­nt, find­et er also statt der so genan­nte „Asyl­wahnsinn“. Zumin­d­est unter­stützen unge­fähr 60 Per­so­n­en, die eine der berüchtigten, gegen Asyl­suchende het­zen­den Seit­en im sozialen Net­zw­erk mit „gefällt mir“ markiert haben, diese Mei­n­ung. In der virtuellen Welt nen­nt sich diese Ini­tia­tive „Karstädt WEHR DICH“. Ihr Pro­fil­bild zeigt ein Pro­pa­gan­dadoku­ment, das vor kurzem auch in Papier­form als Post­wurf­sendung in Karstädter Briefkästen auf­tauchte. Ent­ge­gen der landläu­fi­gen Strate­gie der vielfachen „Nein zum Heim“ Ini­tia­tiv­en, die in erster Lin­ie Vorurteile gegen Asyl­suchende durch ange­blich steigende Krim­i­nal­ität­szahlen und Sozial­neid schüren, ver­sucht „Karstädt WEHR DICH“ gar nicht erst seine ras­sis­tis­che und pron­azis­tis­che Inten­sion zu ver­ber­gen. Unter der Über­schrift: „Asyl­wahnsinn stop­pen! Schliesst nicht die Augen, Volk­stod – die Law­ine rollt!“ wird sich ganz klar in Neon­az­i­jar­gon an die Ein­wohn­er­schaft der Gemeinde gewandt.
Has­sob­jekt: Syrische Flüchtlinge in Karstädt
Auf dem Naz­i­fly­er ist als Hin­ter­grund ein Wohn­block im Karstädter Neubau­vier­tel abge­druckt. Hier leben seit Juli 2014 drei Fam­i­lien aus Syrien. Sie waren auf­grund des Bürg­erkrieges aus ihrer Heimat geflüchtet und wur­den vom Land­kreis in reg­ulären Woh­nun­gen unterge­bracht. Ein Heim­bau, wie ander­norts in Bran­den­burg, ist nicht vorge­se­hen. Den­noch scheinen die drei Fam­i­lien für manche Karstädter schon zu viel zu sein. Hin­ter vor gehal­tener Hand gedei­ht der Sozial­neid. So manchem stört beispiel­sweise schon die Zurver­fü­gung­stel­lung von Mobil­iar aus dem AWO-Möbel­lager für die Woh­nung­sein­rich­tung. Objek­tiv gese­hen, ste­hen natür­lich ähn­liche Leis­tun­gen auch deutschen Staats­bürg­ern im Rah­men des ALG II („Hartz IV“) auf Antrag zu. Aber Objek­tiv­ität spielt bei Asylkon­tra­hen­ten ja eigentlich nie eine Rolle.
Immer­hin gibt es nicht nur neg­a­tive Stim­mungen im Ort. Zu weilen scheint die Stim­mung sog­ar pos­i­tiv­er zu sein als in manch anderen Gemein­den in Bran­den­burg. Schon die Unter­bringung der Flüchtlinge in Woh­nun­gen ein­er reg­ulären Woh­nungs­ge­sellschaft ist ein sehr pos­i­tiv­er Aspekt Karstädts. Auch ist es nicht selb­stver­ständlich, dass sich, wie hier geschehen, ein Bürg­er­meis­ter für die Unter­bringung der dem Krieg Entkomme­nen ein­set­zt. Selb­st der her­zliche Emp­fang der Flüchtlinge mit Vertretern des Land­kreis­es, der Gemeinde, der Woh­nungs­bauge­sellschaft, der AWO, der Diakonie, der örtlichen Kita und der Presse ist hierzu­lande eher ungewöhn­lich, dafür um so mehr pos­i­tiv zu werten. „Dem Wahnsinn entkom­men“ titelt „Der Prig­nitzer“ am 25. Juli 2014 in einem Zeitungs­bericht zur Ankun­ft der Syr­er im ver­meintlich sicheren Asyl dazu.
Doch bere­its wenige Stun­den nach erscheinen des Presseartikels hat­ten sich Unbekan­nte in der Nacht vom 25. zum 26. Juli 2014, dazu berufen gefühlt, ihrem Hass auf Asyl­suchende durch ein­schlägige Slo­gans und Sym­bo­l­ik Aus­druck zu geben. An der Bahn­hal­testelle sind noch mit Sprüh­sch­ablo­nen ange­brachte, inzwis­chen aber weit­ge­hend über­malte Sten­cils mit Parolen, wie „Aus­län­der Stopp sofort!“, erkennbar. Eben­falls bere­its über­strichen sind diverse Hak­enkreuze und SS Runen aus der jüng­sten Zeit, nicht nur am Bahn­hof, son­dern auch im Neubau­vier­tel. An Straßen­leucht­en und Verkehrss­childern sind immer noch Reste von Aufk­le­bern mit Slo­gans wie „Asyl­wahnsinn stop­pen“ und „Nein zum Heim“ zu erkennen.
Vere­inzelt sind aber auch frische Stick­er zu erken­nen, die mit Auf­schriften, wie „Refugees wel­come“, offen­bar dage­gen halten.
Auch die Polizei ermit­telt mit­tler­weile wegen den neon­azis­tis­chen Schmier­ereien. Sie scheint in let­zter Zeit öfters in Karstädt zu sein. Neben den Schmier­ereien ver­anstal­teten Neon­azis Anfang Okto­ber 2014 eine Kundge­bungs­tour durch die West­prig­nitz. Die Polizei sicherte die Ver­anstal­tun­gen, gab jedoch im Vor­feld dazu nichts bekan­nt. Die Ver­samm­lun­gen fan­den u.a. in Lenzen (Elbe) und in Karstädt statt. Im sozialen Net­zw­erk sind entsprechende Pro­pa­gandafo­tos bei den „Freien Kräften Prig­nitz“ zu finden.
Neon­azis­tis­ch­er Ver­sand­han­del aus Karstädt
Weit­er­hin führte die Polizei offen­bar unlängst einen Schlag gegen den lokalen neon­azis­tis­chen Ver­sand­han­del „ITSH84U“ (Kurz­form für engl.: „it’s hate for you“, „es ist Hass für euch“) durch. So ist es zumin­d­est aus dessen entsprechen­der Kom­men­tierung im sozialen Net­zw­erk zu ent­nehmen. Hier­bei sollen diverse Druck­er, Plot­ter und der Haup­trech­n­er beschlagnahmt wor­den sein.
ITSH84U“ bietet vor allem bedruck­te Tex­til­waren an. Auf einem T‑Shirt ste­ht z.B. ganz stolz „Ich bin Nazi und nun?“. Andere enthal­ten Has­s­botschaften gegen die „Antifa“ oder gegen Linke („Good Night Left side“), sowie Auf­drücke wie „Nationaler Sozial­is­mus“, „Nationaler Wider­stand“ oder „Volk­stod stop­pen“. Des Weit­eren wer­den Mer­chan­dise Artikel der Recht­srock-Grup­pen „Pom­mern­klang“ und „Kom­man­do Ost“ angeboten.
Domain­in­hab­er des Inter­netver­sand­han­dels ist ein Robert L. aus Magde­burg, der Wurzeln in Karstädt haben soll. Haupt­be­treiber von „ITSH84U“ scheint jedoch Alexan­der Ulrich aus Karstädt zu sein. Er wird im Impres­sum des Inter­ver­sand­han­dels expliz­it aufge­führt und unter­hält dies­bezüglich ein Post­fach in Per­leberg (Land­kreis Prig­nitz). Wohn­haft ist Ulrich allerd­ings im Karstädter Neubauge­bi­et, unweit des Wohn­block­es, in dem die syrischen Flüchtlinge unterge­bracht sind. Auf­fäl­lig ist dies­bezüglich auch die Ähn­lichkeit von State­ments auf der Face­book-Präsenz des Ver­sand­han­dels mit der von „Karstädt WEHR DICH“. Ulrich selb­st gibt sich im sozialen Net­zw­erk aber eher kon­spir­a­tiv und nen­nt sich hier beispiel­sweise „Davil Rosen­bein“. Auf dem öffentlich ein­se­hbaren Teil dieses Pro­fils beken­nt er sich durch „gefällt mir“ Markierun­gen, außer zu seinem Ver­sand­han­del, aber auch zu „Karstädt WEHR DICH“.
Eben­falls dazu beken­nt sich die Karstäd­terin Stef­fi B.. Sie arbeit­et, gemäß eige­nen Angaben, genau wie Alexan­der Ulrich, bei „ITSH84U“. Anson­sten ist die sta­bile junge Frau mit dem run­den, gepiercten Gesicht und dem blondierten Reneé Haarschnitt eben­falls im regionalen Neon­az­im­i­lieu ver­ankert. Am 5. April 2014 nahm sie unter anderem an einem Neon­azi­auf­marsch in Wit­ten­berge (Land­kreis Prig­nitz) teil und marschierte dort in einem Block mit Neon­azis aus Wittstock/Dosse (Land­kreis Ost­prig­nitz Rup­pin), von denen inzwis­chen einige wiederum die Seite „Karstädt WEHR DICH“ mit „gefällt mir“ markiert haben.
weit­ere Fotos zum Artikel: hier

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Antifaschismus

Prenzlau: Neonazis sagen Demonstration ab

INFORIOT Der für Sam­stag geplante Auf­marsch “gegen Kinder­schän­der” in Pren­zlau fällt wahrschein­lich aus. Auf der Face­book-Mobil­isierungs­seite hat am Don­ner­stag-Nach­mit­tag Anmelder Enri­co Pridöhl erk­lärt: “Auf Grund des Warn­streiks muss diese Ver­anstal­tung lei­der abge­sagt werden”.

Facebook-Notiz zur Absage des rechten Aufmarschs in Prenzlau
Face­book-Notiz zur Absage des recht­en Auf­marschs in Prenzlau

Update 7.11.: Nach Angaben des “Bun­ten Bünd­nis Couragiertes Pren­zlau” ist die rechte Demon­stra­tion auch bei der Polizei abgemeldet wor­den. Der Gegen­protest soll weit­er­hin stat­tfind­en: ab 11.30 Uhr vor der alten Kreissparkasse.
Bere­its am 1. Novem­ber war eine per Inter­net angekündigte rechte Demon­stra­tion aus­ge­fall­en, die in Frankfurt/Oder geplant war.
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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Gedenken an Neonazi-Opfer in Lehnin

In der Nacht auf den 7. Novem­ber 1992 zogen die zwei Neon­azis Daniel Krüger und Thomas Sduzj los, um auf dem Bahn­hof Schöne­feld (Dahme-Spree­wald)  “auf Patrouille” zu gehen und um “Pen­ner zu ver­scheuchen”. Dort fan­den sie den schlafend­en Woh­nungslosen Rolf Schulze. Sie lock­ten ihn in ein zuvor gestohlenes Auto, holten ihren Fre­und Mar­co Wen­zel ab und macht­en sich auf den Weg zum Kolpin­see bei Lehnin (Pots­dam-Mit­tel­mark).

Gedenken an Rolf Schulze
Gedenken an Rolf Schulze (Foto aus 2012)

Dort trat­en und schlu­gen sie auf ihr Opfer ein, hiel­ten seinen Kopf minuten­lang unter Wass­er, über­gossen ihn mit Ben­zin und zün­de­ten ihn an. Die drei Mörder kon­nten wenig später gestellt wer­den und ver­büßten mehrere Jahre im Gefängnis.
Der Mord an Rolf Schulze war jahre­lang von geringem Inter­esse für Bürger_innen und Antifaschist_innen. Zum 20. Todestag gab es dann erst­ma­lig eine Gedenkkundge­bung. In diesem Jahr wollen wir daran anknüpfen.
Gedenkkundge­bung
Lehnin — Markgrafenplatz
7. Novem­ber, 18.30 Uhr
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Antifaschismus

Nazis wollen in Prenzlau demonstrieren — “gegen Kinderschänder und Frauengewalt”

INFORIOT Für den kom­menden Sam­stag, den 8. Novem­ber, pla­nen Neon­azis eine Demon­stra­tion in Pren­zlau. Es sollen “härtere Strafen für Kinder­schän­der” gefordert wer­den. Auf Face­book wird für den Auf­marsch mit dem bemerkenswert grotesken Mot­to “Gegen Kinder­schän­der und Frauen Gewalt” gewor­ben. Gegen “Kinder­schän­der” zu sein ist eine bekan­nte wie durch­schaubare Ansprache, mit der Neon­azis jen­seits aller Fak­ten aus dem The­ma der sex­uellen Gewalt gegen Kinder Prof­it schla­gen wollen. Was aber wohl mit “Frauen Gewalt” gemeint ist?
Demon­stra­tionsan­melder ist der 39-jährige Enri­co Pridöhl, der laut ein­er Mel­dung des Uck­er­märk­er Por­tals “Gegenrede” aus Neukirchen bei Old­en­burg (Hol­stein) stammt. Bei Face­book postete er ein Bild, das dem ver­stor­be­nen Neon­azi-Anwalt Jür­gen Rieger gedenkt. Eine Mitor­gan­isatorin, die bei Face­book unter dem Namen Yvonne Leine auftritt, gehört (wie auch Pridöhl selb­st) zur Gruppe “Fre­un­deskreis NPD Schleswig-Holstein”.
Laut Gegenrede bestre­it­et die Polizei­in­spek­tion Uck­er­mark, dass der Anmelder “recht­slastig sei”. Gegenüber der Pren­zlauer Zeitung hat Pridöhl dies mit­tler­weile selb­st eingeräumt, meint aber, dass seine Demon­stra­tion damit nicht in Zusam­men­hang ste­he. Auss­chlaggebend sei gewe­sen, dass er mit ein­er Pren­zlauerin befre­un­det war. Laut Gegenrede hat sich der ursprüngliche Organ­isierungskreis inzwis­chen teil­weise zer­strit­ten — am Demo­plan wird den­noch fest­ge­hal­ten. Als Startzeit ist 13 Uhr vorge­se­hen. Ver­mut­lich ist mit ein­er eher gerin­gen Zahl von Teil­nehmenden zu rechnen.

"Gegen Kinderschänder und Frauen Gewalt": Facebookgruppe, die zur rechten Demonstration in Prenzlau aufruft
“Gegen Kinder­schän­der und Frauen Gewalt”: Face­book­gruppe, die zur recht­en Demon­stra­tion in Pren­zlau aufruft

Mit­tler­weile wird auch für eine Gegen­demon­stra­tion gewor­ben, zu der das Bünd­nis “Buntes Bünd­nis Couragiertes Pren­zlau” auf Face­book aufruft. Auch hier­für wurde ein groteskes Mot­to gewählt: “Pren­zlau liebt Kinder — keine Nazis”. Warum nur wird “Liebe” zu Kindern als Argu­ment ins Feld geführt, wenn man sich gegen pop­ulis­tis­che Anti-“Kinderschänder”-Demos wen­det? Der kurze Aufruf­text betont weit­er­hin, dass man bei der Gegen­de­mo “keinen Black Block” wolle — die Leute soll­ten lieber “Stelzen, Luft­bal­lons, Kon­fet­ti, Perück­en und anderes Clowns­gedöns” mit­brin­gen. Los geht es am Sam­stag um 11.30 Uhr an der alten Kreiss­parkasse (Stet­tin­er Straße 21).
"Prenzlau liebt Kinder" - Aufruf zum Gegenprotest
“Pren­zlau liebt Kinder” — Aufruf zum Gegenprotest

Die Agi­ta­tion “gegen Kinder­schän­der” ist ein seit Jahren etabliertes Kam­pag­nen­the­ma in Neon­azi-Kreisen. Von 2008 bis 2010 gab es beispiel­sweise in Joachim­sthal (Barn­im) eine ganze Auf­marschserie. Zum The­ma hat die “Amadeu Anto­nio Stiftung” eine Broschüre veröf­fentlicht, die hier als PDF zur Ver­fü­gung steht.
Eben­falls für Sam­stag sind zwei Mah­nwachen von Neon­azis angekündigt. In Witt­stock (Mark­t­platz, 10 bis 11.30 Uhr) und in Neu­rup­pin (Grote­wohl-Straße, 12 bis 13.30 Uhr) soll Wer­bung für den “Tag der deutschen Zukun­ft” im näch­sten Jahr gemacht werden.
Inforiot