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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Wittstock/Dosse: Gespenstischer Fackelmarsch gegen Asylsuchende / Polizei verhindert Blockaden / Proteste nur am Rande

Am frühen Abend marschierten unge­fähr 130 Per­so­n­en, der Großteil davon Neon­azis aus Bran­den­burg und Berlin, anlässlich eines so genan­nten „Fack­elspazier­gangs gegen die Flüchtlingspoli­tik“ durch die nord­bran­den­bur­gis­che Stadt Wittstock/Dosse. Der Auf­marsch wurde von einem mas­siv­en Polizeiaufge­bot, unge­fähr 500 Beamt_innen sollen vor Ort gewe­sen sein, begleit­et und let­z­tendlich auch durchge­set­zt. Ein Block­ade­v­er­such von jugendlichen Antifaschist_innen scheit­erte in der Ringstraße. Er soll von der Polizei recht rabi­at vere­it­elt wor­den sein. Zu Fes­t­nah­men sei es aber nicht gekom­men sein.
Proteste am Rande
2014.12.06 Wittstock Fackelmarsch gegen Asylsuchende (12)
Polizeilich geduldete Protestkundge­bun­gen in Hör- und Sichtweite der Asylgegner_innen gab es hinge­gen nur am angemelde­ten Info­tisch in der Pritzwalk­er Straße Ecke Ringstraße. Dort ver­sam­melten sich zulet­zt unge­fähr 50 Men­schen und protestierten mit Fah­nen und laut­stark­er Stimme gegen den daran vor­beiziehen­den Fackelmarsch.
In der Ringstraße Ecke Wiesen­straße gab es zu dem einen Andacht durch Mit­glieder kirch­lichen Gemeinde. Diese fand unter dem Mot­to: „Ras­sis­mus wider­sprechen! Denn vor Gott sind alle gle­ich.“ statt.
Am Bahn­hof, dem Start­punkt des Fack­el­marsches der Asylgegner_innen waren zu dem Trans­par­ente der Ini­tia­tiv­en „Witt­stock beken­nt Farbe“ sowie „Schön­er leben ohne Nazis“ angebracht.
Etwas abseits des Geschehens, aber dafür im Kern der his­torischen Alt­stadt, wurde sich eben­so gegen Nazis und Ras­sis­mus posi­tion­iert. Hier, auf dem Mark­t­platz der Stadt, fand die Eröff­nung des Wei­h­nachts­mark­tes statt, die vom Bünd­nis „Witt­stock beken­nt Farbe“ eben­falls genutzt wurde um Luft­bal­lons mit den Slo­gans „Kein Ort für Nazis“ und ähn­lich­es unter die Bevölkerung zu verteilen. Bürg­er­meis­ter Jörg Gehrmann nutze zu dem seine Eröff­nungsrede auf dem Markt, um seinen Unmut für die Ver­anstal­tung der Asylgegner_innen auszudrücken.
Die Marschier­er außer­halb der Innen­stadt hielt dies freilich nicht auf.
Braune Allianzen
2014.12.06 Wittstock Fackelmarsch gegen Asylsuchende (60)
Zu diesem Fack­el­marsch hat­ten übri­gens mehrere Ini­tia­tiv­en, Vere­ini­gun­gen und Organ­i­sa­tio­nen mobil­isiert. Alleine aus Wittstock/Dosse fie­len zwei Social­me­dia-Grup­pen auf, die vor allem um Teilnehmer_innen aus der Stadt bemüht waren. Zum einen war dies die Gruppe „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN Danke“ mit 397 Mit­gliedern, die zwar ein bürg­er­lich­es Antlitz vortäuscht, jedoch stark von neon­azis­tis­chem Gedankengut vere­in­nahmt wird, und zum anderen die Gruppe „IN WITTSTOCK AUFGEWACHSEN UND DARAUF BIN ICH STOLZ“ mit 54 Mit­gliedern, die von dem ein­schlägi­gen Neon­azi Oliv­er M. betrieben wird und im Titel­bild auch unter dem Namen „Nationale Sozial­is­ten Wittstock/Dosse“ fir­miert. Wobei die Gruppe der in WITTSTOCK AUFGEWACH­SE­Nen, nicht mit ein­er  gle­ich­lau­t­en­den, aber kleingeschriebe­nen Gruppe mit über 2.000 Mit­gliedern, ver­wech­selt wer­den sollte.
Darüber hin­aus warb auch die NPD Pots­dam-Mit­tel­mark aus Bad Belzig sowie die Ini­tia­tive „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ für die Ver­anstal­tung. Ins­beson­dere let­zt­ge­nan­nte Gruppe macht seit eini­gen Wochen ver­mehrt von sich Reden. Am Volk­strauertag 2014 marschierte sie unangemeldet mit Fack­eln durch die Kle­in­stadt Gransee (Land­kreis Ober­hav­el). Des Weit­eren beteiligten sich Sym­pa­thisan­ten der Ini­tia­tive am ver­gan­genen Woch­enende an einem Auf­marsch von Asylgegner_innen im säch­sis­chen Schnee­berg (Erzge­birge). Auch in Witt­stock nah­men heute Vertreter_innen von „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ teil. Diese rel­a­tiv neue Gruppe scheint ein Net­zw­erk von Neon­azis aus Pots­dam-Mit­tel­mark, Bran­den­burg an der Hav­el, Ober­hav­el und Ost­prig­nitz-Rup­pin zu sein, dass mut­maßlich von dem Grabow­er Neon­azi Maik Eminger gespon­nen wurde. Eminger, der ursprünglich aus dem Erzge­birge stammt und dort in neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaften sozial­isiert wurde, trat auch als mut­maßlich­er Sprech­er dieser Ini­tia­tive in Schnee­berg auf. Auch in Wittstock/Dosse war er heute zuge­gen und hielt während der Zwis­chenkundge­bung im Bere­ich Friedrich Schiller Straße einen Rede­beitrag. Eminger, dessen Brud­er André sich zurzeit beim NSU Prozess in München ver­ant­worten muss, ste­ht für den mil­i­tan­ten Flügel des neon­azis­tis­chen Milieus und ver­fügt über zahlre­iche Kon­tak­te zu Gle­ich­gesin­nten in NPD, JN, III. Weg, Gefan­genen­hil­fe und anderen Neonaziorganisationen.
Zu diesem Net­zw­erk hal­ten offen­bar auch mehrere Stadtverord­nete der nation­aldemokratis­chen Partei. So waren heute u.a. auch Dave Trick aus Neu­rup­pin (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin), Robert Wolin­s­ki aus Vel­ten (Land­kreis Ober­hav­el) und Pas­cal Stolle aus Bad Belzig (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) nach Wittstock/Dosse gereist.
Anson­sten waren weit­er­hin bekan­nte Gesichter der „Nationalen Sozial­is­ten Wittstock/Dosse“, der „Aktion­s­gruppe Nord Ost“ und der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ vertreten. Die „Freien Kräfte Prig­nitz“ waren zu dem mit eigen­em Ban­ner angereist.
So genan­nten „Bürger_innen“ waren hinge­gen nur zu einem kleinen Teil vertreten. Unge­fähr 20 bis 30 Per­so­n­en kön­nen diesem Spek­trum zuge­ord­net wer­den. Der Rest war mehr oder weniger als Neon­azi oder Hooli­gan erkennbar. Für let­zt­ge­nan­nte Gruppe wurde übri­gens auch extra der Titel „Hooli­gans gegen Salafis­ten“ von „Kat­e­gorie C“ über den Pkw-Laut­sprecher­wa­gen abgespielt.
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Sonstiges

[Sa 6.12.] Proteste gegen Fackelmarsch in Wittstock: Letzte Infos

Wittstock Plan
Der für Sam­stag, den 6. Dezem­ber 2014, in Wittstock/Dosse geplante Auf­marsch von Asylgegner_innen wird höchst­wahrschein­lich ohne beson­dere rechtliche Ein­schränkun­gen stat­tfind­en. Lediglich der Start­punkt des Aufzuges wurde von der Stadthalle zum Park­platzbere­ich vor der Bahn­hal­testelle umver­legt. Von dort aus soll es zunächst in die nördlichen Stadt­ge­bi­ete, bis zur Friedrich Schiller Straße gehen. In diesem Bere­ich ist dann eine Zwis­chenkundge­bung geplant.
Asylgegner_innen wollen direkt zu Flüchtlingsunterkünften
Wie bere­its befürchtet, führt diese Marschroute bis in unmit­tel­bar­er Nähe zu Woh­nun­gen, in denen Geflüchtete unterge­bracht sind. Auch der Marsch mit Brand­fack­eln scheint bish­er polizeilich nicht unter­sagt zu sein. Vielmehr bekräftigte die Revier­führung, dass die Polizei mit einem großen Aufge­bot vor Ort sein wolle und die Sicher­heit ange­blich so garantieren könne.
Jedoch sind für den Fack­el­marsch unge­fähr 500 Per­so­n­en angekündigt, von denen ein großer Teil gewalt­bere­ite Neon­azis sein kön­nten. Im Inter­net wur­den in ein­er öffentlichen Ver­anstal­tungs­gruppe bere­its 362 Per­so­n­en ein­ge­laden. Nach neun Stun­den hat­ten heute allerd­ings erst 41 poten­tielle Versammlungsteilnehmer_innen, darunter aber viele ein­schlägig bekan­nte Neon­azis aus den Land­kreisen Prig­nitz und Ost­prig­nitz-Rup­pin, zuge­sagt. Eine reelle Teilnehmer_innenzahl schwankt möglicher­weise zwis­chen 100 und 250 Personen.
Protes­tak­tio­nen geplant
Gegen den Auf­marsch sind aber auch Protes­tak­tio­nen geplant. Ziel dieser ist es, die Asylgegner_innen möglichst fern von den Flüchtling­sun­terkün­ften zu halten.
Als Anlauf­punkt für alle die, die gegen den geplanten Fack­el­marsch protestieren wollen, wurde inzwis­chen auch ein Info­tisch in der Pritzwalk­er Straße Ecke Ringstraße angemeldet. Dieser befind­et sich an der Brücke über die Glinze und somit in unmit­tel­bar­er Nähe des Anlauf­punk­tes der Asylgegner_innen. Der Info­tisch wurde für die Zeit von 15.00 bis 22.00 Uhr angemeldet. Protest auf Augen­höhe scheint also in jedem Fall möglich.
Des Weit­eren plant die Kirche eine öffentliche Andacht in der Zeit von 15.00 bis 18.00 Uhr in der Wiesen­straße Ecke Meyen­burg­er Chaussee, einem möglichen Passier­punkt der Asylgegner_innen.
Die his­torische, von der Stadt­mauer umschlossene Alt­stadt schei­det hinge­gen offen­bar als Auf­marschfläche aus. Da die Stadt Witt­stock dort eine Wei­h­nachtsver­anstal­tung durch­führt, bleibt den Asylgegner_innen der Zugang zur Innen­stadt ver­wehrt. Dafür will das Bünd­nis „Witt­stock beken­nt Farbe“ zusät­zlich auf dem Markt Präsenz zeigen, um dort mit Bürger_innen ins Gespräch zu kom­men und ihnen Mate­r­i­al für ein Beken­nt­nis zu ein­er weltof­fe­nen Stadt zu übergeben.
Karte als PDF: Witt­stock Plan 6.12

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Antifaschismus

Wittstock/Dosse: Mehrheit auf Bürgerversammlung für Flüchtlinge / Asylgegner_innen kündigen Fackelmarsch an

Titelbild
Zu ein­er Bürg­erver­samm­lung zum The­ma „Unter­bringung von Flüchtlin­gen“ hat­te am Abend die Stadt Wittstock/Dosse und der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin geladen. Die Ver­anstal­tung fand in der Stadthalle an der Ringstraße statt. Unge­fähr 250 Men­schen aus dem Stadt­ge­bi­et und der näheren Umge­bung von Witt­stock, darunter 30 Mit­glieder des Bünd­niss­es „Witt­stock beken­nt Farbe“, aber auch genau­so viele mut­maßliche Sym­pa­thisan­ten der Ini­tia­tiv­en „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ und „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN DANKE“, nah­men daran Teil.
In der anschließen­den Diskus­sion ergrif­f­en sowohl Flüchtlings­be­für­worter als auch Asylgegner_innen das Wort.
Bish­erige Kontroverse
Die Stadt Witt­stock hat im Zuge der momen­tan durch Krieg und Ver­fol­gung ansteigen­den Flüchtlingszahlen, ähn­lich wie andere Gemein­den im Land­kreis, Ver­ant­wor­tung über­nom­men und unge­fähr 45 Flüchtlinge aufgenom­men. Diese wur­den im so genan­nten „B3 – Cen­ter“ (Bett, Bike, Bowl­ing), östlich des his­torischen Stadtk­erns unterge­bracht. Obwohl dadurch, laut Stadt, wed­er der Betrieb des Cen­ters noch son­stige Beein­träch­ti­gun­gen im öffentlichen Leben oder sozialen Gefüge zu erwarten sind, zieht seit eini­gen Wochen eine Bürg­erini­tia­tive mit Namen „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ sowie seit neuesten eine Gruppe mit dem Arbeit­sti­tel „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN DANKE“ haupt­säch­lich im Social­me­dia-Bere­ich gegen diesen Akt der Men­schlichkeit zu Felde.
Am 8. Novem­ber 2014 führte die NPD zu dem eine Kundge­bung mit 100 Teilnehmer_innen auf dem Witt­stock­er Markt durch, bei der zum einen ein im näch­sten Jahr anste­hen­der Neon­azi­auf­marsch in Neu­rup­pin und zum anderen die Unter­bringung von Flüchtlin­gen in Witt­stock the­ma­tisiert wur­den. Im Rah­men dieser Ver­samm­lung wur­den auch Flug­blät­ter verteilt, die offen­bar ein bürg­er­lich­es Pub­likum ansprechen sollen, jedoch auch klar mit neon­azis­tis­ch­er Ter­mi­nolo­gie aus­gestal­tet wur­den. Auch der Inhalt ist mehrdeutig ver­fasst. Zum einen wird der Stadt, trotz ein­er umfassenden, im Netz nach­les­baren Pressemit­teilung vom 24. Okto­ber 2014, eine man­gel­nde Informierung der Bevölkerung zur Unter­bringung von Asyl­suchen­den vorge­wor­fen und zum zweit­en den Flüchtlin­gen sel­ber, ohne das bere­its nur ein einziger Fall vor Ort nachgewiesen wurde, „Asyl­be­trug“ unter­stellt. Ein Umstand der dem Straftatbe­stand der Volksver­het­zung schon sehr nahe kommt und ein Beispiel für die gefährliche, mitunter explo­sive Anspan­nung und Polar­isierung in der Stadt ist. Außer­dem heizt das neon­azis­tis­che Milieu durch Social­me­dia-Pro­pa­gan­da und die erk­lärte Unter­stützung eines geplanten „Fack­elspazier­gangs“ gegen die „Flüchtlingspoli­tik“ am kom­menden Sam­stag die Debat­te zusät­zlich an.
Die Ver­samm­lung
Stadt und Land­kreis hat­ten deshalb am heuti­gen Abend ab 18.30 Uhr zu einem Dia­log ein­ge­laden. Asyl­be­für­worter und Geg­n­er mobil­isierten eben­falls. Alle Parteien, ein­schließlich bekan­nter Vertreter des lokalen Neon­az­im­i­lieus, waren dann auch erschienen.
Zunächst leit­ete Bürg­er­meis­ter Jörg Gehrmann die Ver­anstal­tung mit der Vorstel­lung der Podi­ums­beisitzer von Stadt, Land­kreis und Polizei ein, erk­lärte die Spiel­regeln der Diskus­sion und betonte, dass Witt­stock für Tol­er­anz ste­ht. Anschließend über­gab er das Wort an eine Vertreterin des Land­kreis­es, die nun erst ein­mal einen all­ge­meinen Fak­tenüberblick zum The­ma Asyl ver­mit­telte. Dem­nach wird für das Jahr 2014 von 5.862 Flüchtlin­gen im gesamten Land Bran­den­burg aus­ge­gan­gen, die zunächst in Eisen­hüt­ten­stadt aufgenom­men und von dort auf die einzel­nen Stadt- und Land­kreise aufgeteilt wur­den. Im Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin gibt es derzeit eine dauer­hafte Unterkun­ft mit 208 reg­ulären Plätzen und 16 Not­fallplätzen in der Kreis­stadt Neu­rup­pin. Ab Mitte Dezem­ber wird eine weit­ere größere Unterkun­ft mit Platz für unge­fähr 100 Men­schen in Wusterhausen/Dosse dazukom­men. Außer­dem gibt es ein Wohn­ver­band von Flüchtlin­gen in Lenzke bei Fehrbellin sowie drei Notun­terkün­fte, darunter eine, das B3-Cen­ter, in Wittstock/Dosse. Hauptziel des Land­kreis­es ist jedoch die Asyl­suchen­den in Woh­nun­gen unterzubrin­gen, um damit eine bessere Inte­gra­tion zu ermöglichen. Dies­bezüglich wur­den bere­its auch vier Woh­nun­terkün­fte in Wittstock/Dosse angemietet.
Dann plöt­zlich ein Zwis­chen­ruf aus dem asy­lablehnen­den Lager. „Wurde über gefragt, ob wir die Flüchtlinge über­haupt wollen?“, ruft ein Mann mit poliert­er Glatze, Brille und einem Wolf­s­tat­too am Hals. Es ist der Bürg­er Sandy Lud­wig der sich da bemerk­bar macht. Er ist beken­nen­der Nazi und trat als Wort­führer der anwe­senden Asyl­geg­n­er auf. Bürg­er­meis­ter Gehrmann weißt ihn jedoch zu Recht. Er solle sich ordentlich ver­hal­ten und sich mit Namen vorstellen. Lud­wig gehorcht, lässt die Land­kreis­mi­tar­bei­t­erin ausre­den, stellt sich dann brav vor und for­muliert seine Frage erneut. Bürg­er­meis­ter Gehrmann, der in Punk­to Flüchtlingsauf­nahme die Stadtverord­neten hin­ter sich hat, lässt die Frage jedoch kalt und wiegelt den Glatzkopf ab. „Die Frage ent­behrt jede Antwort“, so der Herr im Rathaus.
Eine Bürg­erin nutzt jedoch die Gele­gen­heit nun und beken­nt: „Wir haben die Pflicht Men­schen auf der Flucht zu helfen. Uns geht es gut. Wir kön­nen helfen“. Applaus von Zwei­drit­teln der Zuhörer_innen im Saal. Weit­ere Beken­nt­nisse für die Flüchtlinge folgen.
Für diese Men­schen ste­ht eher die Frage im Vorder­grund: wie kann konkret geholfen wer­den? Ins­beson­dere das sprach­liche Aufeinan­derzuge­hen liegen ihnen offen­bar am Herzen. Dies­bezüglich ergreift der Bürg­er Schmidt, ein Schulleit­er, das Wort und weißt darauf hin, dass es ein Anrecht auf schulis­che Förderung auch für Asyl­suchende gäbe.
Anschließend meldet sich der Bürg­er M. Schu­mann aus den Rei­hen der Asyl­geg­n­er und fragt, wer dann, wenn die Flüchtlinge kämen, für die „Sicher­heit unser­er Kinder und Frauen“ sorgt. Gelächter und Buh-Rufe erfüllen den Saal. Offen­bar ent­behrt auch diese Frage jeglich­er Grund­lage. Doch der Polizeibeamte Weich­mut nutzt diese Gele­gen­heit, um den Stand­punkt der Polizei in der Kon­tro­verse darzustellen. So gab es im Jahr 2013 unge­fähr 8.000 Straftat­en im Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin bei denen 3.200 Tatverdächtige ermit­telt wur­den. 200 davon sollen Aus­län­der gewe­sen sein, also Gas­tar­beit­er, andere EU-Bürg­er, Reisende etc. Lediglich acht Straftat­en wur­den 2013 von Asyl­suchen­den began­gen und dies waren meis­tens Stre­it­igkeit­en untere­inan­der. Insofern sieht die Polizei kein beson­deres Sicher­heit­srisiko durch mehr Flüchtlinge und momen­tan sowieso nicht, da höch­stens zehn in Witt­stock leben.
Wohl aber beobachtet die Polizei die Kon­tro­verse um die Flüchtlinge und kündigt Präsenz zum geplanten „Fack­elspazier­gang“ der Asylgegner_innen an.
Auch die Mehrheit der zur Bürg­erver­samm­lung anwe­senden Wittstocker_innen sehen sich nicht durch steigende Flüchtlingszahlen bedro­ht. Sie applaudierten der Bürg­erin Borg, die dies offen­bar stel­lvertre­tend für den Großteil der Anwe­senden aussprach. Ein weit­er­er Bürg­er bekräftigte sog­ar, dass gerne noch mehr Flüchtlinge kom­men kön­nten. Schließlich sei auch der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin von der Abwan­derung viel­er Men­schen betrof­fen. Der Zuzug von Flüchtlin­gen kön­nte so auch ein Garant sein, dass die vorhan­dene Infra­struk­tur erhal­ten bleibt und nicht noch mehr Men­schen dem Land­strich den Rück­en kehren.
Dann ver­sucht­en sich die Asylgegner_innen aber­mals durch die Wieder­gabe von „Gerücht­en“, Halb­wis­sen und Vorurteilen in Posi­tion zu brin­gen. Scheit­erten aber wieder, da ihnen offen­bar die Sachken­nt­nis zu den The­men fehlt und „Gerüchte eben kein Gericht“ sind, wie der Bürg­er­meis­ter ihnen zu ver­ste­hen gab.
Weit­ere Fra­gen fol­gen nicht. Die Mehrheit im Saal ist für die Auf­nahme von Flüchtlin­gen, die Asylgegner_innen ver­lassen frus­tri­ert den Saal.
Bürg­er­meis­ter Gehrmann resümiert: Witt­stock ist nicht nur tol­er­ant, son­dern auch bere­it sich um Flüchtlinge zu kümmern.
Näch­ste Runde: Fackelmarsch
Doch ganz so ein­fach scheint es nicht zu sein. Immer­hin mobil­isieren die Asylgegner_innen weit­er für ihren geplanten „Fack­elspazier­gang“ am Sam­stag. Ihre Social­me­dia-Präsenz „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ hat­te bis zur gestri­gen Abschal­tung sog­ar über 1.300 „Gefällt mir“-Angaben. Und auch in der Ersatz­gruppe „Asylpoli­tik in Witt­stock NEIN DANKE“ sind bere­its über 300 Mit­glieder. Ein Mod­er­a­tor fast den Abend bei der Bürg­erver­anstal­tung bere­its als Mis­ser­folg zusam­men und ver­traut nun um so mehr auf ein „Zeichen“ auf der Straße am kom­menden Samstag.
Tat­säch­lich fehlen auch der Stadt bish­er wirk­same Konzepte gegen die angemeldete Demon­stra­tion der Asylgegner_innen. Als Alter­na­tive soll der jährliche Wei­h­nacht­saufzug durch die Innen­stadt zeit­gle­ich stat­tfind­en und dem „Fack­elspazier­gang“ so zumin­d­est die Aufmerk­samkeit entziehen.
Konkrete Proteste hat hinge­gen die Ini­tia­tive „West­bran­den­burg Naz­ifrei“ auf dem alter­na­tiv­en Por­tal „Infori­ot“ angekündigt. Genaueres ste­ht aber offen­bar auch hier noch nicht fest.
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Arbeit & Soziales

Niemand hat die Absicht eine Fläche zu tauschen

Ihr ken­nt sie wahrschein­lich, fahrt oder lauft an ihr vor­bei oder seid vor ein­er Weile noch mit dem Fahrrad darüber gefahren, als es die Schnell­straße­nauf­fahrt im Zen­trum Ost noch gab. Vielle­icht habt ihr auch schon ein­mal hier Fußball gespielt, gegrillt oder getanzt. Gemeint ist die Grün­fläche zwis­chen dem Babels­berg­er Park und der Schnell­straße, die selb­st­be­nan­nte Nowaw­iese- ein Ort, an dem sich die Bewohner_innen der Stadt genom­men haben, was sie braucht­en. Zuerst ent­stand ein Hun­deaus­lauf­platz, vor über sechs Jahren wurde die „la Datscha“ beset­zt und real­isiert seit­dem selb­stver­wal­tet diverse Pro­jek­te und Ver­anstal­tun­gen, es wurde ein Beachvol­ley­ballplatz geschaf­fen, welch­er von unter­schiedlich­sten Grup­pen genutzt wird, ein klein­er Strand ent­stand direkt an der Hav­el, der Kinder- und Jugend­fußbal­lvere­in „Con­cor­dia Nowawes 06“ beset­zte vor 5 Jahren einen Bolz­platz und 2011 gab es sog­ar einen Ideen­work­shop, in welchem Nutzer_innen und Inter­essierte gemein­sam ver­schiedene Vari­anten zur Gestal­tung der Nowaw­iese für Sport und Erhol­ung disku­tierten und herausarbeiteten.
Und vielle­icht habt ihr auch schon die schwarz-weißen Plakate gese­hen, die daraufhin­weisen, dass die Stadt Pots­dam Pläne hat, u.a. das Grund­stück auf dem sich die Datscha befind­et, wort- und bedin­gungs­los an die Stiftung Preußis­che Schlöss­er und Gärten (SPSG) abzugeben. Hin­ter­grund des Ganzen ist eine schein­bar ewig währende Diskus­sion zwis­chen Stadt und eben jen­er Stiftung um die Eigen­tum­srechte der Flächen zwis­chen Babels­berg­er Park und der Schnell­straße — der Nowaw­iese. Aber nicht nur uns bet­rifft dieser Plan, son­dern auch “Con­cor­dia Nowawes 06”, der nach lan­gen Diskus­sio­nen, Vorschlä­gen bei Bürg­er­haushal­ten, dem ille­galen Erricht­en eines Bolz­platzes und eini­gen Kinderdemon­stra­tio­nen vor dem Rathaus, erre­icht hat, dass auf diesem Grün­streifen ein Fußballplatz neu gebaut wer­den soll. Erk­lärte Geg­ner­in dieses Pro­jek­tes und eigentlich aller Pro­jek­te, die vom preußis­chen Ein­er­lei abwe­ichen und sich zu nah an ihr Hoheits­ge­bi­et her­an­wa­gen, war von Beginn an die SPSG. Im Raum ste­ht nun ein Flächentausch.
Wer kommt eigentlich auf solche Ideen? Das fra­gen wir uns auch!
Bezug nimmt die Stadtver­wal­tung auf einen Kom­pro­miss, der im Zusam­men­hang mit dem Neubau des erwäh­n­ten Fußballplatzes geschlossen wor­den ist. Um die Diskus­sion zu been­den, wurde als let­zte Instanz die Kul­tus­min­is­terin des Lan­des Bran­den­burg Sabine Kun­st um Min­is­terbescheid gebeten. Diese hat sich dann zwar für den Bau des Sport­platzes aus­ge­sprochen, sich aber in ihrer Dop­pel­rolle als Vor­sitzende des Stiftungsrates der SPSG auch noch gle­ich ein dick­es Geschenk gemacht. Der als Kom­pro­miss verkaufte Flächen­tausch besagt, dass der Platz nur dann gebaut wer­den dürfe, wenn im Gegen­zug die gesamte Rest­fläche in den Besitz der Stiftung überge­he. Ist schon etwas eige­nar­tig, wenn der Bei­s­tand aus dem Vor­stand ein­er der Stre­it­parteien kommt. Da wurde der min­is­te­ri­ale Bock wohl zum Gärt­ner gemacht.
Wir aus “La Datscha” befürcht­en das Schlimm­ste, sollte die Stiftung zur Eigen­tümerin des Are­als wer­den auf dem sich unser Pro­jekt befind­et. Denn das hat die Stiftung immer wieder klar gemacht, sie will Pro­jek­te wie das unsere nicht im direk­ten Umfeld der Weltkul­turerbe-Parks dulden. Zu befürcht­en wäre, dass die Stiftung uns räu­men lassen würde, um die Datscha abreißen zu lassen, um ihrem Plan ein­er Puffer­zone um alle Parks ein Stück näher zu kom­men. Und auch diverse andere nicht in das Bild der Stiftung passende Ini­tia­tiv­en kön­nen so bess­er ver­drängt wer­den. Und nun haben wir den Salat!
Wie das so ist in Pots­dam, wer­den in dun­klen Kam­mern und Hin­terz­im­mern Ideen aus­ge­heckt und kom­men über die Bevölkerung, wie ein unabän­der­lich­es Naturge­setz. Es wird so getan, als sei dieser Beschluss eine unum­stößliche Sache, denn schließlich hat eine Min­is­terin das alles so gewollt, da würde Wider­sprechen ja einem Obrigkeitsver­rat gleichkommen.
In den let­zten Jahren ist nicht nur die Datscha ent­standen, nicht nur Kinder spie­len Fußball, auch die Wiesen wer­den zur Erhol­ung, zum Pick­nick oder Feiern genutzt und das alles ohne Reg­ulierun­gen, Vorschriften oder Ver­bote. Damit ist sie eine der weni­gen Eck­en Pots­dams, wo so etwas noch möglich ist.
Dass es mehr als irra­tional ist, genau die Stiftung als Geg­ner­in ein­er Bele­bung des Grün­streifens zur Besitzerin zu machen, erk­lärt sich ja eigentlich fast von selb­st. Die Stadt Pots­dam will aber nicht nur die Diskus­sion um das The­ma abwür­gen, son­dern sich wiedere­in­mal aus der Ver­ant­wor­tung ziehen. Es ist gar nicht so abwegig, das nach diesem Eigen­tümer­wech­sel, die Datscha geräumt wird und die Nowaw­iese nicht mehr durch Anwohner_innen genutzt und gestal­tet wer­den kann. Und Alles, ohne das sich die Stadt schmutzig macht oder der Bürg­er­meis­ter sich erk­lären muss, denn schließlich hat es die Min­is­terin ja so gewollt.
Aber wir ken­nen die aber­witzi­gen Pläne der Stiftung und wis­sen wie es weit­er gehen soll. Das Strand­bad soll raus aus dem Babels­berg­er Park und zwar an die Schnell­straße, die Datscha wird dann zum Park­platz und das bish­erige Strand­bad zur Sich­tachse. Das soge­nan­nte Nuthe-Ohr, die ehe­ma­lige Abfahrt der Schnell­straße, wird abge­tra­gen- der Berg war zu Zeit­en Friedrichs des Großen schließlich auch noch nicht da und bei näch­ster Gele­gen­heit wird dann bes­timmt der Fußballplatz wieder planiert und das Zen­trum Ost gesprengt? War da nicht noch ’ne Sich­tachse? Und dann müssen nur noch diese lästi­gen Bewohner_innen weg und schon ist Pots­dam ein Museum.
Aber scheiß drauf! Wir über­lassen diesen Leuten nicht die Stadt­pla­nung, denn schließlich gibt es die Datscha und das drumherum nur, weil uns der Klün­gel und all der preußis­che Quatsch gestört hat. Die Stadt Pots­dam ist Besitzerin des größten Teils der Flächen und es gibt keinen vernün­fti­gen Grund an diesem Zus­tand etwas zu ändern. Die ver­ant­wortlichen Stellen in der Stadt und eben auch allen voran der Bürg­er­meis­ter soll­ten sich klar machen, dass sie sich nicht immer vor der Ver­ant­wor­tung gegenüber den Men­schen die hier leben, drück­en können.
Die Datscha ist beset­zt und wird es bleiben!! Wenn die Stadt Pots­dam meint sich auf diesem Wege aller Prob­leme rund um die Nowaw­iese entledi­gen zu kön­nen, ohne das unser Unver­ständ­nis und die Wut darüber an ihre Adresse gerichtet sein wird, hat sie sich getäuscht!! Wir ver­schließen nicht die Augen und Ohren. Wir lassen uns auch nicht den Mund ver­bi­eten und nie­mand räumt still und heim­lich die Datscha. Wir lassen uns nicht ver­arschen und schauen nicht ein­fach zu, wie die Stadt­poli­tik ver­sucht eine “Befriedung”, wohl eher “Ver­preußung” vorzu­bere­it­en. Und uns ist es her­zlich egal ob da irgendwelche Minister_innen mitre­den wollen.
Wir haben uns in der Ver­gan­gen­heit nicht dafür inter­essiert, was solche Leute wollen und das wird auch in Zukun­ft so bleiben!!
Nie­mand been­det dieses Pro­jekt ohne Ärg­er! Datscha Bleibt! Fußballplatz für Con­cor­dia Nowawes! Wir bleiben Alle!

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Antifaschismus

Aufmarsch am kommenden Samstag: Mit Fackeln gegen Flüchtlinge / Proteste angekündigt

Witt­stock – eine kleine Stadt im Nord­west­en Bran­den­burgs. 15.000 Einwohner_innen leben hier und seit kurzem auch 45 Geflüchtete.  Zuviel wie manche finden…
Fack­el­marsch am Samstag
Eine „Aktion­s­gruppe Witt­stock“ ruft deshalb auf ihrer Präsenz „Asylflut in Witt­stock NEIN DANKE“ für Sam­stag, den 6. Dezem­ber 2014, zu einem „Fack­elspazier­gang“ – um nicht zu sagen „Fack­el­marsch“ – auf. „Bürg­er­wut“ soll auf die Straße getra­gen wer­den. Bis zu 500 „Bürger_innen“ wer­den erwartet. Das hier aber vor allem Neon­azis und deren Sympathisant_innen aus nah und fern erscheinen wer­den ist abse­hbar. Bei ein­er ähn­lichen Ver­anstal­tung am 8. Novem­ber 2014 nah­men bere­its Abge­sandte des neon­azis­tis­chen Milieus aus ganz West­bran­den­burg teil. Auch für den kom­menden Marsch wird weiträu­mig in der Szene gewor­ben. U.a. ruft auch die NPD Pots­dam-Mit­tel­mark aus dem 140km ent­fer­n­ten Bad Belzig zur Teil­nahme auf.
Angemeldet soll der Fack­el­marsch von ein­er bish­er polizeilich nicht in Erschei­n­ung getrete­nen Per­son wor­den sein. Möglicher­weise um die Spur der tat­säch­lich han­del­nden Akteure zu ver­schleiern. Als Tre­ff­punkt wird die Stadthalle in der Ringstraße, ab 16.00 Uhr, bewor­ben. Möglich ist aber auch ein Vor­ab­tr­e­ff am Bahn­hof. Die endgültige Route des geplanten Marsches ist bish­er nicht bekan­nt, kön­nte aber wegen ander­er Ver­anstal­tun­gen um die Innen­stadt herum, in die nördlichen und/oder südlichen Stadt­ge­bi­ete führen. Wahrschein­lich ist nach derzeit­igem Stand sog­ar das Szenario, dass die (fre­undlich for­muliert) Asylgegner_innen mit ihren Fack­eln sog­ar bis zu den Woh­nun­terkün­ften der Geflüchteten ziehen dür­fen. Und dies ist nicht unproblematisch.
Neon­azis­tis­ch­er Szeneschw­er­punkt Wittstock
Witt­stock gilt seit mehr als zwei Jahrzehn­ten als Stadt mit ein­er extrem gewalt­bere­it­en und dom­i­nant auftre­tenden neon­azis­tis­chen Jugend­szene. Angriffe auf Men­schen oder deren Ein­rich­tun­gen waren und sind keine Sel­tenheit. Extreme Neg­a­tivbeispiele dafür sind u.a. die Tötung von Kajrat Batesov im Mai 2002, ein vol­len­de­ter Bran­dan­schlag auf einen türkischen Imbiss im Feb­ru­ar 1999, ein ver­suchter Bran­dan­schlag auf einen Dön­er­stand im Sep­tem­ber 2009 sowie dutzende Fälle ras­sis­tisch oder neon­azis­tisch motiviert­er Kör­per­ver­let­zun­gen und Sachbeschädi­gun­gen in den let­zten 25 Jahren.
Nach ein­er rel­a­tiv­en Ruhep­hase in den let­zen Monat­en ist das lokale Neon­az­im­i­lieu im Zuge der Unter­bringung von Geflüchteten in der Stadt zu neuem Aktion­is­mus erwacht. Noch kam es zu keinen Über­griff, jedoch wird die Stim­mung, so kann es auf der Inter­net­seite „Asyl­fut in Wittsock NEIN DANKE“ ver­fol­gt wer­den, zunehmend aggres­siv­er. Gezielt wer­den falsche, ein­seit­ige, unsach­liche oder polar­isierende Infor­ma­tio­nen ver­bre­it­et und dadurch ein extremer Ver­bal­radikalis­mus gefördert, der sich in der Aufhitzung der Sit­u­a­tion, auch durch ver­gle­ich­bare, medi­al präsente Prozesse in andern Orten, dur­chaus dem­nächst lokal ent­laden könnte.
Gegen Het­ze und Rassismus
Damit wollen wir uns jedoch nicht abfind­en und am 6. Dezem­ber 2014 in Witt­stock gegen die Het­ze und gegen Ras­sis­mus protestieren.
Wir wollen nicht hin­nehmen, dass Men­schen in Angst leben und ohn­mächtig ihrem Schick­sal über­lassen werden.
Wir wollen auch in Witt­stock zeigen, dass eine andere Welt, ohne Ras­sis­mus möglich ist.

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Flucht & Migration

Menschenrechte sind nicht verkäuflich?

Flüchtlingsrat Bran­den­burg kri­tisiert den Schlingerkurs der neuen Lan­desregierung zur Asyl­bLG-Nov­el­le scharf
Statt, wie öffentlich angekündigt, das neue diskri­m­inierende Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz im Bun­desrat abzulehnen, hat sich die rot-rote Koali­tion enthal­ten. Nun begrüßt der bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­ter Schröter den faulen Kom­pro­miss der Län­der. Das Gesetz schreibt die medi­zinis­che Min­i­malver­sorgung und andere Diskri­m­inierun­gen von Flüchtlin­gen fort, genau so wie die Zuständigkeit der Län­der für alle Kosten.
“Mit der heute abgeschlossene Vere­in­barung haben die Län­dern das Men­schen­recht der Flüchtlinge auf gesund­heitliche Gle­ich­be­hand­lung gegen kurzfristig bemessene Finanz­zusagen des Bun­des verkauft”, sagte Ivana Domazet vom Flüchtlingsrat Bran­den­burg. Dass der neue Bran­den­burg­er Innen­min­is­ter Schröter den faulen Kom­pro­miss nun pos­i­tiv bew­ertet, sei beson­ders absurd, nach­dem das Sozialmin­is­teri­um noch vor weni­gen Tagen den Geset­zen­twurf scharf kri­tisierte und für „nicht zus­tim­mungs­fähig“ erk­lärte. Schon wenige Wochen nach Regierungsantritt zeigt sich die Unvere­in­barkeit ein­er men­schen­recht­sori­en­tierten Flüchtlingspoli­tik mit dem Wirken des Innen­min­is­ters Karl-Heinz Schröter.
Schon in der let­zten Leg­is­laturpe­ri­ode schrieb sich die rot-rote Lan­desregierung die Abschaf­fung des Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­set­zes auf die Fah­nen. Erstens, weil es festschreibt, dass die Län­der für die Kosten, ein­schließlich der Hil­fe zum Leben­sun­ter­halt aufkom­men müssen und zweit­ens, weil es dafür sorgt, dass Flüchtlinge medi­zinis­che Behand­lun­gen, die über Akutver­sorgun­gen hin­aus­ge­hen, in jedem Einzelfall müh­sam erkämpfen müssen, wenn es ihnen über­haupt gelingt, angemessene Behand­lung zu bekom­men. Angesichts dessen sind Aus­sagen von Her­rn Schröter zynisch, der geschlossene Kom­pro­miss gehe zugun­sten betrof­fen­er Flüchtlinge. Hier wurde ein Grun­drecht gegen ein anderes ausgespielt.
Die vom Bund bei diesem Kuh­han­del gemachte Finanz­zusage von 1 Mil­liarde Euro für die Auf­nahme und Unter­bringung von Flüchtlin­gen gilt für den Zeitraum 2015 bis 2016. Die vere­in­barten Geset­zesver­schär­fun­gen wer­den hinge­gen über viele Jahre ihre diskri­m­inieren­den Wirkun­gen im Leben von Asyl­suchen­den und Migran­tInnen ent­fal­ten. Hätte man im Bun­desrat an der Ablehnung des Geset­zes fest­ge­hal­ten, wäre darüber hin­aus ohne­hin der Bund für einen Großteil der Leis­tun­gen zuständig gewor­den – und das nicht nur für zwei Jahre, son­dern langfristig.
Die Asyl­blG-Nov­el­le pfeift weit­ge­hend auf das Urteil des Bun­desver­fas­sungs­gerichts aus 2012. Auch kün­ftig soll gel­ten, dass an unbe­fris­teten Leis­tung­sein­schränkun­gen und Sank­tio­nen, entwürdi­gen­den Sach­leis­tun­gen und ein­er ggf. lebens­ge­fährlichen Min­i­malmedi­zin fest­ge­hal­ten wird. Die Behör­den kön­nen fak­tisch nach Belieben entschei­den, in welch­er Höhe sie Leis­tun­gen kürzen. Dies stellt einen ver­fas­sungswidri­gen Ein­griff in das Grun­drecht auf ein men­schen­würdi­ges Exis­tenzmin­i­mum dar.
Der Entwurf der Änderung zum Freizügigkeits­ge­setz soll mit den Instru­menten von Wiedere­in­reis­es­per­ren und Kurzbe­fris­tun­gen des Aufen­thalts zur Arbeitssuche den europäis­chen Gedanken eines Raums der Frei­heit und des Rechts auch für gren­züber­schre­i­t­end Arbeit und Zukun­ft Suchende konterkarieren.

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Sonstiges

Sinterklaasfest in Potsdam: Veranstalter kehrt von Rassismus nicht ab

Beim heuti­gen Pres­seter­min zum Sin­terk­laas-Fest hat der Ver­anstal­ter erk­lärt, dass er die ras­sis­tis­che Darstel­lung der Fig­uren des „Zwarte Piet“ (Schwarz­er Peter) beibehält und mehrere dieser Fig­uren beim Umzug am 13. und 14. Dezem­ber durch die Stadt Pots­dam laufen lassen will.
Anfang Okto­ber wandte sich die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg, ange­siedelt beim Vere­ins Opfer­per­spek­tive, an die Stadt Pots­dam, weil mehrere schock­ierte Beschw­er­den über das vom “Fördervere­in zur Pflege Nieder­ländis­ch­er Kul­tur in Pots­dam” geplante „Sin­terk­laas Fest“ bei ihr einge­gan­gen waren. Auf diesem Fest will der Vere­in mehrere Fig­uren der soge­nan­nten „Zwarten Pieten“ (Schwarz­er Peter auf nieder­ländisch) auftreten lassen. Es han­delt sich dabei um weiße Schausteller, die schwarz ange­malt, mit großen Lock­en­perück­en, über­großen rot geschmink­ten Lip­pen, großen gold­e­nen Ohrrin­gen und in eine Art Nar­renge­wand gek­lei­det durch die Pots­damer Straßen laufen und zur Erheiterung der Zuschauer beitra­gen sollen. Sie sollen die „Helfer“ des weißen Sin­terk­laas darstellen, der mit dem Schiff in Pots­dam ankommt und dann mit ihnen von der Anlegestelle durch Pots­dam zieht.
Diese Präsen­ta­tion ist eine Nachah­mung kolo­nialer Fig­uren, die schwarze Men­schen in entwürdi­gen­der, lächer­lich machen­der Art und Weise darstellt. Es gibt seit Jahren inter­na­tion­al Proteste dage­gen und ein Ams­ter­damer Ver­wal­tungs­gericht wertete die Fig­uren als ein­deutig diskriminierend.
Wir haben vor 5 Wochen die Ver­ant­wortlichen in der Stadtver­wal­tung auf all das aufmerk­sam gemacht und den Ver­anstal­ter um ein Gespräch gebeten, um Vorschläge zu unter­bre­it­en, wie zum Beispiel nach Vor­bildern aus
Hol­land, die Fig­uren in kreativ­er Weise bunt oder ganz anders darzustellen, um eine ras­sis­tis­che Her­ab­würdi­gung zu ver­mei­den, die schließlich auch dem Image der Stadt Pots­dam wider­sprechen würde, die sich — auch bei diesem Fest — tol­er­ant und weltof­fen präsen­tieren will.
Der Ver­anstal­ter hat auf unser Gespräch­sange­bot nicht reagiert. Die Stadt bemüht sich auch, zu erre­ichen dass es nicht zu ein­er ras­sis­tis­chen Darstel­lung der Fig­uren kommt. Gestern Nach­mit­tag erfuhren wir kurzfristig durch die Stadtver­wal­tung, dass der Ver­anstal­ter heute früh eine Presseerk­lärung ver­lesen wird. Uns selb­st hat der Ver­anstal­ter davon nicht in Ken­nt­nis gesetzt.
Der Vere­in, vertreten durch den Vor­standsvor­sitzen­den Hans Göbel, erk­lärte bei seinem heuti­gen Pres­seter­min, es sei ihm bekan­nt, dass es bere­its seit den 1970er Jahren Proteste gegen die „Zwarte Pieten“ in den Nieder­lan­den gibt und dass auch hier in Pots­dam Grup­pen und Pri­vat­per­so­n­en Kri­tik geübt hät­ten. Die Kri­tik, dass der Vere­in eine ras­sis­tis­che Darstel­lung betreibe, hätte ihn also nicht über­rascht. Jedoch: das würde der Vere­in nicht so sehen und weil man die Fig­uren nicht ras­sis­tisch meine, kön­nten sie auch nicht ras­sis­tisch sein und erst Recht kein Ver­stoß gegen die UN-Anti-Ras­sis­mus-Kon­ven­tion. Man betra­chte die vorge­brachte Kri­tik als Einzelmei­n­un­gen und wenn sich Men­schen durch die „Zwarten Pieten“ ver­let­zt fühlten, seien das „Befind­lichkeit­en“, auf die sie „keine Rück­sicht nehmen“ oder deswe­gen ihre „kul­turellen Tra­di­tio­nen ändern“ wür­den. Wer sich dadurch gestört füh­le, könne Pots­dam ja während der Ver­anstal­tung fern bleiben.
Damit blieb der Ver­anstal­ter ganz auf sein­er bish­eri­gen Lin­ie, auf die seit Wochen zum Teil öffentlich geäußerte Kri­tik, unter anderem von den Grup­pen Postkolo­nial Pots­dam und Pan-African Women’s Empow­er­ment & Lib­er­a­tion Organ­i­sa­tion (PAWLO) e.V., oder auf unsere Gespräch­sauf­forderung nicht zu reagieren und sich nicht auseinanderzusetzen.
Es wäre ein Leicht­es, sich kreative andere For­men der Darstel­lung zu über­legen und die Fig­uren anders zu gestal­ten. Der Vere­in hat dies heute aus­drück­lich und mit großem Selb­st­be­wußt­sein ver­weigert. Er will lediglich zusät­zlich zu den altherge­bracht­en Fig­uren auf dem Fest auch ein paar Fig­uren herum­laufen lassen, die nicht wie beschrieben geschminkt, son­dern “nur” rußver­schmiert auftreten. Es wird aber wie geplant eine große Anzahl der üblichen „Zwarten Pieten“ durch Pots­dam laufen und damit in men­schen­ver­ach­t­en­der Weise zur Repro­duk­tion ras­sis­tis­ch­er Bilder in der Pots­damer Öffentlichkeit beitragen.
Die Stadt Pots­dam ist seit dem Jahr 2006 Mit­glied in der Europäis­chen Städtekoali­tion gegen Ras­sis­mus und hat sich verpflichtet, alles zu tun, um Ras­sis­mus abzubauen. Wir fordern die Stadtver­wal­tung dazu auf, dem Ver­anstal­ter die Auflage zu machen, Darstel­lun­gen, die Men­schen entwürdi­gen und die Ras­sis­mus befördern, zu unterlassen.

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Flucht & Migration Gender & Sexualität

ausgegrenzt, ausgelagert, ausgeliefert… Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter

Flüchtlings­frauen erleben tagtäglich struk­turelle Gewalt:
Sie wer­den durch ein Leben in Sam­melun­terkün­ften mit Essenspaketen oder Gutscheinen entwürdigt und ent­mündigt. Sie lei­den darunter, um jede Kranken­be­hand­lung für sich oder ihre Kinder beim Sozialamt bet­teln zu müssen. Auch durch Arbeitsver­bote und man­gel­nde Möglichkeit­en Deutsch zu ler­nen wer­den asyl­suchende Frauen aus­ge­gren­zt und ans Haus gefes­selt. Viele Flüchtlings­frauen warten jeden Tag auf ihre Abschiebung in andere europäis­che Län­der wegen „Dublin III“. Das bedeutet sie wer­den wie Stückgut durch ganz Europa hin und her geschickt und kön­nen sich nie sich­er fühlen.
Als Frauen sind sie aber auch mit Gewalt gegen Frauen kon­fron­tiert, eine der häu­fig­sten Men­schen­rechtsver­let­zun­gen weltweit.
Dieses Schick­sal teilen sie mit vie­len Frauen auf der ganzen Welt. Gle­ichzeit­ig wer­den Flüchtlings­frauen durch die Unter­bringung in Lagern vor Gewalt noch weniger geschützt, als andere Frauen.
Schutz und Hil­fe vor Gewalt gegen Frauen?
Asyl­suchende Frauen erhal­ten wenig oder keine Infor­ma­tion über die Recht­slage und Hil­f­sange­bote. Das Per­son­al in den Sam­melun­terkün­ften ver­hält sich oft unsol­i­darisch oder ist über­fordert und häu­fig schlecht informiert.

Eine junge Frau wird von ihrem Ex-Part­ner, der in der­sel­ben Unterkun­ft lebt, schw­er mis­shan­delt und bedro­ht. Sie wen­det sich hil­fe­suchend an Mitar­bei­t­erIn­nen des „Heims“ und bekommt den „Rat“, sie solle sich zu ihrem Schutz in ihrem Zim­mer ein­schließen. Für ihren Schutz während der Benutzung der Gemein­schaft­sküche und der San­itär­räume fühlt sich vom Per­son­al der Unterkun­ft nie­mand zuständig. 

Hinzu kommt, dass asyl­suchende Frauen ihren All­t­ag und ihre Lebensper­spek­tiv­en in einem Ämter­d­schun­gel organ­isieren müssen, der für sie schw­er zu durch­schauen ist: Hau­sor­d­nung, Gutscheine, Unter­bringung in Sam­melun­terkün­ften, Res­i­den­zpflicht, Wohn­sitza­u­flage, Arbeit­ser­laub­nis oder Arbeitsver­bot, Asylver­fahren, Aufen­thalt­ser­laub­nis oder Abschiebung… Jedes indi­vidu­elle und exis­ten­zielle Bedürf­nis von Asyl­suchen­den wird von Behör­den oder von ver­meintlichen oder tat­säch­lichen Autoritäten ver­wal­tet. Ob Waschschutz, Heim­leitung, Sozialamt, Aus­län­der­be­hörde, Jugen­damt, Polizei oder Beratungsstelle …welche dieser Autoritäten für was zuständig ist, ist für Asyl­suchende nur schw­er zu durch­schauen und nur sel­ten wer­den sie als unter­stützend erlebt. Umso schw­er­er fällt es asyl­suchen­den Frauen, sich vorzustellen, dass eine dieser Autoritäten oder Insti­tu­tio­nen für ihren Schutz zuständig sein könnte.
Tat­säch­lich scheinen sich Behör­den oder Insti­tu­tio­nen auch oft nicht zuständig zu fühlen. Denn häu­fig ist die Auf­nahme in ein Frauen­haus an eine Finanzierungszusage des Sozialamts geknüpft, die wiederum unter Bezug­nahme auf das Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz, die Res­i­den­zpflicht oder die Wohn­sitza­u­flage ver­weigert wer­den kann.

Eine allein­erziehende Asyl­suchende flieht aus Angst vor den gewalt­täti­gen Über­grif­f­en ihres 17-jähri­gen Sohnes zunächst zu ein­er Fre­undin und ver­sucht dann tele­fonisch einen Platz in einem Frauen­haus zu bekom­men. Nach zahlre­ichen Tele­fonat­en hat sie endlich Tage später ein Frauen­haus in einem anderen Land­kreis gefun­den, das Platz für sie hat. Das zuständi­ge Sozialamt ver­weigert die Finanzierung, deshalb wird sie nicht aufgenom­men. Wochen später nimmt ein Berlin­er Frauen­haus sie zunächst auf und teilt ihr dann aber unter Ver­weis auf die Res­i­den­zpflicht und die beste­hende Wohn­sitza­u­flage mit, sie könne nur bis Ende des Monats bleiben. Das zuständi­ge Jugen­damt ver­langt die Rück­kehr der Mut­ter in die Sam­melun­terkun­ft und block­iert alle Anträge auf Umverteilung. Die betrof­fene Frau “wohnt” daraufhin monate­lang mal hier mal da bei Freundinnen.


Wer schlägt, muss gehn?

In der bran­den­burg­er Behör­den­prax­is wer­den wesentliche Bestandteile des Gewaltschutzge­set­zes in Sam­melun­terkün­ften nicht einge­set­zt und asyl­suchende Frauen bleiben damit ungeschützt.
Zum einem erlässt die Polizei in der Regel keine Schutzanord­nun­gen, die den Gewalt­täter vorüberge­hend aus dem gemein­samen Haushalt mit dem Opfer, in diesem Fall in ein­er Sam­melun­terkun­ft, weg weist.
Und zum anderen sehen bürokratis­che Regelun­gen der Lan­desregierung eine dauer­hafte sichere räum­liche Tren­nung von Täter und Opfer, nur dann vor, wenn das Opfer in einen anderen Land­kreis umverteilt wer­den möchte.
Diese Prax­is ste­ht aus unser­er Sicht in ekla­tan­ten Wider­spruch zum Gewaltschutzge­setz und häu­fig auch dem Kindeswohl.

Pots­dam: Eine schwan­gere Frau mit zwei kleinen Kindern muss durch mehreren Frauen­häusern des Lan­des wech­seln, ehe sie mit den Kindern schließlich, nach der Eröff­nung ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Frauen, in Pots­dam unterge­bracht wer­den kann. Der gewalt­tätige Ehe­mann verbleibt die ganze Zeit in der Gemein­schaft­sun­terkun­ft. Seine Umverteilung in eine andere Unterkun­ft in einen anderen Land­kreis ist nach Recht­sauf­fas­sung der Aus­län­der­be­hörde und des Innen­min­is­teri­ums nur auf seinen eige­nen Wun­sch hin möglich. 

Deshalb fordern wir von Poli­tik und Ver­wal­tung Maß­nah­men zum Schutz von asyl­suchen­den Frauen:
» Jede Frau hat ein Recht auf Schutz vor Gewalt! Insti­tu­tio­nen, die Unter­stützung für betrof­fene Frauen anbi­eten, müssen mit aus­re­ichend Mit­teln aus­ges­tat­tet wer­den, um ihre Ange­bote auch auf asyl­suchende Frauen auszuricht­en. Es muss gewährleis­tet wer­den, dass alle von Gewalt betrof­fe­nen Frauen – unab­hängig vom Aufen­thaltssta­tus – und ihre Kinder sich­er, schnell, unbürokratisch und bedarf­s­gerecht Schutz und qual­i­fizierte Hil­fe in einem Frauen­haus ihrer Wahl erhal­ten können.
» Das Gewaltschutzge­set­zes muss auch für asyl­suchende Frauen gel­ten! Dafür brauchen Polizei und Ver­wal­tungs­be­hör­den eine Weisung aus dem Sozial- und dem Innen­min­is­teri­um und eine entsprechende Klarstel­lung im Landespolizeigesetzes.
» Lebens­be­din­gun­gen von Asyl­suchen­den in den Sam­melun­terkün­ften befördern Gewalt gegen Frauen. Deshalb sollen asyl­suchende Frauen in Pri­vat­woh­nun­gen am Ort ihrer Wahl leben können.

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Antifaschismus

Gipfeltreffen in Berlin: Compact, Alexander Gauland und die NPD

INFORIOT An dem gestri­gen Sam­stag fand im Berlin­er Nobel-Hotel Mar­itim eine Ver­samm­lung unter dem Titel „Friedenkon­ferenz – für Frieden mit Rus­s­land“ des Com­pact Mag­a­zins statt. Das Com­pact-Mag­a­zin ist eine recht­spop­ulis­tis­che Zeitschrift und wird durch den neurecht­en Ver­schwörungs­the­o­retik­er Jür­gen Elsäss­er herausgegeben.
Als ein Haup­tred­ner trat der Bran­den­burg­er AfD-Vor­sitzende Alexan­der Gauland auf. Das Spek­trum an Besucher_innen reichte bis zur neon­azis­tis­chen NPD. Der NPD-Bun­desvor­sitzende Frank Franz, der Berlin­er NPD-Chef Sebas­t­ian Schmidtke und der Bran­den­burg­er Vor­sitzende Ron­ny Zasowk nah­men alle­samt teil. Auf sein­er Face­book-Seite kom­men­tierte Schmidtke einen BILD-Artikel zur Ver­anstal­tung mit den Worten: „Ich werde mich natür­lich nicht von ein­er der Anwe­senden Parteien dis­tanzieren, ander­srum wird es lei­der wohl schon brodeln. Frieden ist jedoch nicht parteiab­hängig. Die NPD ste­ht nun­mal für Frieden, Frei­heit und Souveränität.“

NPD bei der Compact Veranstaltung am 22.11.2014
NPD bei der Com­pact Ver­anstal­tung am 22.11.2014

Dass die NPD immer öfter mit der AfD agiert zeigte sie Anfang des Monats, als die im Kreistag Dahme-Spree­wald für deren Antrag gegen Asyl­suchende ges­timmt hat. In dem Antrag forderte die AfD eine „kon­se­quente Abschiebung“ und eine „geregelte Ein­wan­derung“ – Forderun­gen, die auch im NPD-Parteipro­gramm zu find­en sind.
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Antifaschismus Flucht & Migration

Potsdam und Gransee: Lichtermärsche gegen Asylsuchende

INFORIOT Ras­sis­tis­ch­er Auf­marsch für den Fre­itag, den 19. Dezem­ber in Pots­dam angekündigt / Am Woch­enende marschierten 70 Neon­azis mit Fack­eln gegen Asyl­suchende in Gransee (Ober­hav­el)

Screenshot der Veranstaltung
Screen­shot der Veranstaltung

Unter den Mot­to „Lichter­marsch gegen Asylpoli­tik!“ soll in Pots­dam am 19. Dezem­ber demon­stri­ert wer­den. Ab 17 Uhr soll es vom Johannes-Kepler-Platz aus einen Marsch zum Pots­damer Land­tag gehen. Der Ver­anstal­ter, der bei Face­book unter den Namen „Ulf Bad­er“ auftritt, ruft zu einem Auf­marsch gegen die Errich­tung von Asyl-Con­tain­erdör­fern in Pots­dam auf. Auf seinen pri­vat­en Account teilt er Post­ings für die „Hooli­gans gegen Salafis­ten“ (HoGeSa), Artikel der Recht­saußen-Zeitung “Junge Frei­heit”, Demon­stra­tionsaufrufe und Fotos der extrem recht­en Aufmärsche gegen die Unter­bringung von Asyl­suchen­den in Berlin-Marzahn, Köpenick und Buch und mehrere Video der extrem recht­en Musiker_innen “Vil­lain 051” und “Dee Ex”. Auch ein NPD-Plakat find­et sich in sein­er Time­line, allerd­ings ohne das Parteilogo.

In der Ver­gan­gen­heit organ­isierte die NPD in Pots­dam zu den Land­tagswahlen eine nicht unähn­lich aus­gerichtete Kundge­bung gegen Asyl­suchende. Die Aktion wurde von bre­it­en Protesten von Zivilge­sellschafte und Antifa begleitet.

Neon­azis marschierten am Woch­enende in Gransee (Ober­hav­el)
Screenshots der Fotos der Demonstration in Gransee auf der Facebook-Seite "Unser Licht gegen Überfremdung"
Screen­shots der Fotos der Demon­stra­tion in Gransee auf der Face­book-Seite “Unser Licht gegen Überfremdung”

Am ver­gan­genen Woch­enende marschierten knapp 70 Neon­azis unangemeldet unter dem Mot­to „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ mit Fack­eln in Gransee. Auf der gle­ich­nami­gen Face­book-Seite find­en sich dazu Fotos und ein Flug­blatt, für das der bekan­nte Neon­azi Maik Eminger ver­ant­wortlich ist. Es han­delt sich um den Zwill­ings­brud­er des in München angeklagten NSU-Unter­stützers André Eminger. Ursprünglich hat­te Eminger eine Kundge­bung für den Sonnabend zwis­chen 18–19:30 Uhr in Werder angemeldet. Die Ver­anstal­tung wurde jedoch durch die Polizei ver­boten. So wichen die Neon­azis schein­bar spon­tan nach Gransee aus. Eminger selb­st war den Sonnabend noch neben weit­eren Neon­azis aus Berlin, Neu­rup­pin und dem Havel­land im bay­erischen Wun­siedel bei einem „Helden­gen­denken“ zu Ehren von Hitler­stel­lvertreter der Rudolf Hess.

Die Face­book-Seite „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ wird haupt­säch­lich von Neon­azis aus Pots­dam-Mit­tel­mark fre­quen­tiert. Mit dabei sind etwa die NPD-Abge­ord­neten Andre Schär und Pas­cal Stolle, sowie der Account der NPD-Pots­dam-Mit­tel­mark. Auch der Mörder und Neon­azi Sascha Lücke, welch­er 1996 den Punk Sven Beuter in Bran­den­burg an der Hav­el tot schlug, zeigt sich sehr aktiv auf der Seite.
Screenshot des Postings auf der Facebook Seite "Unser Licht gegen Überfremdung". Unter den Likes: Sascha Lücke und Andre Schär
Screen­shot des Post­ings auf der Face­book Seite “Unser Licht gegen Über­frem­dung”. Unter den Likes: Sascha Lücke und Andre Schär

Eben­falls find­et sich ein Bericht zur Demon­stra­tion auf der Seite „Licht und Schat­ten“. Die Neon­azi-Struk­tur ist eine Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tion der Freien Kräfte Pots­dam, die nach dem Vor­bild der Spreelichter die “Volkstod”-Kampagne auf­greifen. „Wir erken­nen die Gefahr. Die Gefahr zunehmender Über­frem­dung, die Gefahr des dro­hen­den Kul­turz­er­falls, die Gefahr des nahen­den Volk­stodes“, hieß es im Bericht. Einen ähn­lichen Auf­marsch hiel­ten sie am 8. Mai des ver­gan­genen Jahres in Kloster Lehnin ab.
Bericht zur Demonstration in Gransee auf der "Licht und Schatten" Webseite
Bericht zur Demon­stra­tion in Gransee auf der “Licht und Schat­ten” Webseite
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