Kategorien
Antifaschismus

Wittstock/Dosse: Neonazikundgebung von Protesten begleitet

Impressionen
Am Sam­stagvor­mit­tag ver­anstal­teten Neon­azis eine Kundge­bung auf dem Mark­t­platz in Wittstock/Dosse. Die Ver­samm­lung stand in Zusam­men­hang mit der Unter­bringung weit­er­er Flüchtlinge im Stadt­ge­bi­et. The­ma­tisch dazu pla­nen Neon­azis auch am 6. Dezem­ber 2015 einen Fack­el­marsch durch Wittstock/Dosse. An der heuti­gen neon­azis­tis­chen Ver­anstal­tung nah­men unge­fähr 50 Per­so­n­en aus den Land­kreisen Ost­prig­nitz-Rup­pin, Prig­nitz und Havel­land teil. An ein­er Protestver­anstal­tung des zivilge­sellschaftlichen Bünd­niss­es „Witt­stock beken­nt Farbe“ in Hör- und Sichtweite beteiligten sich unge­fähr 60 Menschen.
Fotos: hier

Kategorien
Flucht & Migration

Stadtwerke zerschlagen Porzellan im freiLand

Bei der Errich­tung der Notun­terkün­fte für Flüchtlinge im frei­Land ver­stoßen die Ver­ant­wortlichen rüde gegen Absprachen und riskieren nicht nur eine gute Koop­er­a­tion und die Betrieb­s­genehmi­gung des Kul­turzen­trums son­dern auch das gemein­same Pro­jekt zur Unter­bringung der Flüchtlinge in neuen Unterkün­ften, die kein Zelt oder Con­tain­er sind.
Obwohl die Vertreter der Lan­deshaupt­stadt und der Stadtwerke öffentlich stets ver­sich­ern, eine gute Koop­er­a­tion mit dem frei­Land anzus­treben, wer­den nun­mehr gegebene Zusagen zum wieder­holten Male gebrochen. Eine ver­trauensvolle Zusam­me­nar­beit ist so nicht möglich.
Die Stadtwerke pla­nen die Park­plätze und die Wiese, die teil­weise zum Pacht­gelände gehören, durch einen Zaun abzutren­nen und mit­tel­fristig zu verkaufen. Das frei­Land hat hier­von erst erfahren, als Aufträge bere­its aus­gelöst waren und auch das nur durch Zufall und hart­näck­iges Nachfragen.
Wer­den diese Pläne Wirk­lichkeit, geht die Möglichkeit ver­loren, das von der FH Pots­dam, der Stadt und vom frei­Land geplante Make­Space Pro­jekt umzuset­zen. Ziel des Pro­jek­ts ist es, gute und preiswerte Unterkün­fte für Flüchtlinge auf der Wiese des frei­Land zu real­isieren. Aus den uns bekan­nt gewor­de­nen Pla­nung­sun­ter­la­gen wird deut­lich, dass nicht, wie abge­sprochen, bei­de Leicht­bauhallen auf den Beton­flächen errichtet wer­den sollen, son­dern eine der Hallen auf der Wiese.
Unter­stützung für das gemein­same Anliegen ein­er besseren Unter­bringung und schnellen Inter­gra­tion der Neu-Pots­damer_in­nen ver­sicherte zum Beispiel Frank Thomann, Leit­er der Task­force Flüchtlinge, unter anderem auf ein­er Pressekon­ferenz im freiLand.
Die jet­zige unabge­sproch­ene Vorge­hensweise von SWP und KIS, zwei Gesellschaften, die sich im Eigen­tum der Lan­deshaupt­stadt befind­en, führt diese Ver­sicherun­gen jedoch völ­lig ad absurdum.
Offen­sichtlich ist es ihnen egal, wie lange Men­schen im wun­der­schö­nen Pots­dam im Con­tain­er aushar­ren müssen, solange nur der Druck der Sit­u­a­tion genutzt wer­den kann, um das städtis­che Grund­stück an der Friedrich-Engels-Straße für einen gewin­nver­sprechen­den Verkauf vorzu­bere­it­en. Dies ist beson­ders bizarr in ein­er Sit­u­a­tion, in der öffentlich nutzbare Flächen und Gebäude hän­derin­gend gesucht werden.
Das Plenum des frei­Lan­des erlebt hier in beispiel­los­er Weise, wie in kürzester Zeit Ver­sprechen gebrochen, hin­ter­rücks Absprachen getrof­fen und Beschlüsse vor­bere­it­et wer­den, während der Öffentlichkeit gegenüber der Geist der Koop­er­a­tion und Inte­gra­tion beschworen wird.
En pas­sant erfahren wir, dass nicht nur der Raum für Make­Space nicht zur Ver­fü­gung ste­ht, son­dern auch unsere Park­plätze aus dem Pachtver­trag gelöst und auf das Innere des Gelän­des ver­legt wer­den sollen.
Die Park­flächen sind unverzicht­bar für die Betrieb­s­genehmi­gung, und so plant man mit einem Inge­nieur­büro offen­bar bere­its fleißig, die in ehre­namtlich­er Arbeit ent­stande­nen Grün- und Spielflächen auf dem frei­Land-Gelände ganz ein­fach zu planieren. Wed­er der respek­t­lose Umgang mit dem Engage­ment viel­er Men­schen noch die Ver­nich­tung von Bäu­men und öffentlichen Aufen­thalt­sorten passt in irgen­dein­er Weise in die Zeit oder eine offene, tol­er­ante und demokratis­che Stadt. Park­plätze statt Spielplätze ist 1960er.
Dieser Umgang mit den dem frei­Land ist indiskutabel und hochgr­a­dig irri­tierend. Die Nutzer*innnen des frei­Lands wer­den sich diese unfre­undliche und vordemokratis­che Ver­fahrensweise nicht gefall­en lassen.
Damit die Geflüchteten so gut wie möglich vor Ort inte­gri­ert wer­den kön­nen und das frei­LAND weit­er­hin seinem soziokul­turellen Auf­trag gerecht wer­den kann, sind unabdingbar:
Die Sicherung der seit Auf­nahme des frei­LAND-Betriebs mit­genutzten Wiese zur Friedrich-Engels-Straße für die Real­isierung des Make-Space-Pro­jek­ts wie vereinbart.
Den Verzicht auf einen Zaun, der die Flüchtlinge vom frei­LAND abschot­tet, was dem Ziel der Inte­gra­tion entgegenwirkt.
Die Ein­rich­tung von Schallschutz zum Schutze der Flüchtlinge vor Störun­gen durch Ver­anstal­tun­gen und Besucher*innen des freiLands.
Die Sicherung der frei­Flächen zwis­chen den frei­Land-Häusern für Ver­anstal­tungs­be­trieb und vorhan­dene Pro­jek­t­gärten und Spielflächen.
Fotos der Spiel- und Garten­flächen im frei­Land, die Park­plätzen weichen sollen:
https://goo.gl/photos/6KgPhtT5Qoq6zK9P7
Die Fotos sind aufgenom­men von Max Dali­chow und ohne weit­ere Bedin­gun­gen für kom­merzielle und nichtkom­merzielle Nutzung, Weit­er­ver­ar­beitung und Änderung jeglich­er Art frei. Die Nutzungsrechte wer­den soweit zuläs­sig aufgegeben.
( https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/ )

Kategorien
Antifaschismus

Velten: „Abendspaziergang“ knüpft an NPD-nahe Aufzüge in Oranienburg an

Impressionen
Impres­sio­nen aus Velten

An öffentlichen Ver­samm­lun­gen im Stadt­ge­bi­et von Vel­ten (Land­kreis Ober­hav­el) haben sich am frühen Abend ins­ge­samt 300 Men­schen beteiligt. Die Ver­anstal­tun­gen bewegten sich im Kon­text der bun­desweit debat­tierten Kon­tro­verse um die Auf­nahme von Asyl­suchen­den. Am so genan­nten „1. Abendspazier­gang für eine angemessene Asylpoli­tik“, der sich gegen die Unter­bringung von Flüchtlin­gen in Vel­ten richtete, beteiligten sich unge­fähr 200 Per­so­n­en. Diese Ver­anstal­tung wurde im Vor­feld haupt­säch­lich durch die NPD-nahe Inter­ne­tini­tia­tive „Nein zum Heim in Oranien­burg“, bewor­ben und durch nation­aldemokratis­che Partei­funk­tionäre pro­te­giert. Das Design des Inter­ne­taufrufs für den Abendspazier­gang sowie Konzept und Ablauf knüpften zudem sehr deut­lich an ähn­liche Ver­samm­lun­gen in Oranien­burg und Zehdenick (eben­falls Land­kreis Ober­hav­el) an. Unter dem Mot­to: „ Herz statt Het­ze! Vel­ten ist anders, weltof­fen, bunt!“ protestierte die „Ini­tia­tiv­gruppe gegen Ras­sis­mus und Gewalt Vel­ten“ mit unge­fähr 100 Men­schen gegen die flüchtlings­feindliche Demonstration.
Abendspazier­gang nach NPD Konzept
Der so genan­nte „Abendspazier­gang“ begann indes auf dem Vel­tener Mark­t­platz mit ein­er Auf­tak­tkundge­bung. Dabei wurde recht schnell klar, dass die gesamte Ver­samm­lung auf einem kom­plett aus Oranien­burg importierten Konzept basierte. In der Kreis­stadt des Land­kreis­es Ober­hav­el hat­ten so genan­nte „besorgte Bürger_innen“ bere­its seit Dezem­ber 2014 ähn­liche Aufzüge durchge­führt. Die regionalen NPD und JN Struk­turen hat­ten dabei stets entschei­den­den organ­isatorischen Anteil, ver­mieden es jedoch offen für die nation­aldemokratis­che Partei zu wer­ben. Die Mobil­isierung lief stattdessen über deren virtuelle Tarn­seite „Nein zum Heim in Oranien­burg“, auf der auch für Vel­ten mobil­isiert wurde. Entsprechend deut­lich war der Ein­fluss der von NPD und JN auch dort zu spüren. Zwar mögen auf dem „1. Abendspazier­gang“ in Vel­ten mehrheitlich tat­säch­lich so genan­nte „besorgte“ und „verängstigte“ Bürger_innen gewe­sen sein, viele Aus­drucksmit­tel, wie Schilder und Ban­ner, verdeut­licht­en jedoch einen ganz offen­sichtlichen Bezug zur Ide­olo­gie der extremen Recht­en. „Über­frem­dung ist auch eine Form von Völk­er­mord“ stand beispiel­sweise auf einem Papp­schild geschrieben. Ein mit­ge­führtes großes Ban­ner mit der Auf­schrift „Asyl­be­trug macht uns arm“ entsprach nahezu exakt dem Werbe­ma­te­r­i­al der NPD, bis auf das deren drei Buch­staben nicht enthal­ten waren. Des Weit­eren beteiligten sich auch wieder mehrere Kom­mu­nalpoli­tik­er der Partei, allen voran deren örtlich­er Stadtverord­neter Robert Wolin­s­ki an der Demonstration.
Darüber hin­aus wurde der Abendspazier­gang auch von ein­er Gruppe Neon­azis aus dem Land­kreis Havel­land, um den verurteil­ten Ter­ror­is­ten Christo­pher H., unter­stützt. H. wurde Anfang März 2005 zu ein­er mehrjähri­gen Haft­strafe verurteilt, weil er eine Organ­i­sa­tion namens „Freiko­rps Havel­land“ aufge­baut, geleit­et und in diesen Rah­men Bran­dan­schläge auf Dön­er­stände und Asia-Imbisse durchge­führt haben soll.
Aus Berlin waren heute eben­falls viele Per­so­n­en nach Vel­ten gereist. Ein „besorgter Bürg­er“ aus Marzahn-Hellers­dorf ergriff bei der Abschlusskundge­bung beispiel­sweise das Mikro und klagte sein Leid über die ver­meintliche Über­frem­dung durch die Auf­nahme von Flüchtlin­gen. Beson­ders übel stieß ihm dabei u.a. auf, dass „man heute nicht ein­mal mehr ‚Neger‘ sagen dürfe“.
Stadt beken­nt sich gegen Rassismus
Für ein buntes und weltof­fenes Vel­ten trat­en hinge­gen heute die Bürger_innen ein, die sich am Abend an der evan­ge­lis­chen Kirche in der Vik­to­ri­as­traße ver­sam­melt hat­ten. Diese Ver­anstal­tung begann bere­its eine Stunde vor dem „Abendspazier­gang“ mit einem Friedens­ge­bet. Später sprach dort auch Vel­tens Bürg­er­meis­terin Ines Hüb­n­er. Sie begrüßte die Gegen­ver­anstal­tung und betonte das Vel­ten „eine weltof­fene Stadt ohne Ras­sis­mus“ sei.
Auf der Ver­samm­lung „Ini­tia­tiv­gruppe gegen Ras­sis­mus und Gewalt Vel­ten“ war heute weit­er­hin u.a. auch vom Kreis­brand­meis­ter der Feuer­wehr unter­stützt, der heute demon­stra­tiv Präsenz zeigte. Im Vor­feld war näm­lich bekan­nt gewor­den das ein­er sein­er Feuer­wehrmän­ner nicht nur Fly­er für die NPD verteilt, son­dern auch den „Abendspazier­gang“ angemeldet haben soll.
Fotos: hier
Kategorien
Sonstiges

Rechte Demonstrationen in Oranienburg und Velten

INFORIOT Nach sieben Monat­en Pause marschieren wieder Neon­azis und Ras­sistIn­nen in Oranien­burg auf. Zu einem sog. “Abendspazier­gang” am Mittwoch, den 4. Novem­ber, hat­te die ver­meintlich NPD-ges­teuerte Face­book­seite “Nein zum Heim in Oranien­burg” aufgerufen. Zuvor wur­den in der Stadt großflächig Fly­er für die Ver­anstal­tung verteilt. Eine weit­er­er Aufzug wur­den am Fol­ge­tag, den 5. Novem­ber, im benach­barten Vel­ten durchge­führt. Am kom­menden Sonnabend wollen die Ras­sistIn­nen in Rheins­berg (OPR) auf­marschieren, am 25. Novem­ber soll der näch­ste Auf­marsch in Oranien­burg folgen.
Oranien­burg: Busi­ness as usual
Nach mehreren Monat­en Absti­nenz und des klaren Abdriftens des bun­de­spoli­tis­chen Diskurs­es nach recht, dürfte man annehmen, dass die Zahl der Demon­stri­eren­den gegen Asyl, unter dem Vor­wand der Forderung “nach angemessen­er Asylpoli­tik”, in der Kreis­stadt Oranien­burg steigen sollte. Mit 300 bis 350 Per­so­n­en blieb die Anzahl der Teil­nehmerIn­nen weit­er­hin auf kon­stan­tem Niveau.

Rechte Demonstration in Oranienburg. Bild: Sören Kohlhuber
Rechte Demon­stra­tion in Oranien­burg. Bild: Sören Kohlhuber

Auch bei dem Auf­marsch wurde wieder Mal ersichtlich, dass die ras­sis­tis­chen Proteste weit­er­hin von der örtlichen NPD ges­teuert wer­den. Wie auch die Demon­stra­tio­nen zuvor, wurde die Tech­nik durch ver­meintliche NPD-Mit­glieder bzw. Sym­pa­thisan­tInnen gestellt. Die mut­maßlichen NPDler Maik N. und Mar­co F. bedi­en­ten die mobile Musikan­lage auf dem Fahrrad. Die Fah­nen der Demon­stra­tion wur­den durch das JN-Mit­glied Philipp Bad­c­zong verteilt. Zeitweise trug der NPDler Robert Weg­n­er ein Hochtrans­par­ent. Weit­ere Per­so­n­en, die an eine NPD-Kundge­bung am 17. Okto­ber in Vel­ten teilgenom­men haben, über­nah­men Ord­nertätigkeit­en. Die Fotos, die später auf der “Nein zum Heim in Oranien­burg” Face­book­seite veröf­fentlicht wur­den, wur­den mut­maßlich durch den Vel­tener NPD-Stadtverord­neten Robert Wolin­s­ki ange­fer­tigt. Er lief mit ein­er Spiegel­re­flexkam­era herum und fer­tigte Bilder von dem “Abendspazier­gang”, Pressevertreter_innen und den Gegen­protest an.
Robert Wolin­ski beim Abfo­to­gra­fie­ren der Gegen­de­mons­tra­tion in der Ber­nauer Straße / Ecke Sach­sen­hau­se­ner Straße. Bild: Sören Kolhuber
Robert Wolin­ski beim Abfo­to­gra­fie­ren der Gegen­de­mons­tra­tion in der Ber­nauer Straße / Ecke Sach­sen­hau­se­ner Straße. Bild: Sören Kohlhuber

Wie auch die Demon­stra­tio­nen zuvor trat das JN-Mit­glied Mar­tin Ulbricht bei der Auf­tak­tkundge­bung als Red­ner auf und ver­bre­it­ete erneut ras­sis­tis­che Het­ze. In seinem Rede­beitrag the­ma­tisierte er einen ange­blichen Messeran­griff von min­der­jähri­gen Geflüchteten auf deutsche Fußball­fans in Berlin. Eine Quelle für die Geschichte nan­nte Ulbricht, der bewusst ohne Namen auf den Demon­stra­tio­nen auftritt, nicht. Eine entsprechende Presse- oder Polizeimel­dung find­et sich wed­er im Web, noch auf der “Nein zum Heim”- Seite. Bere­its in der Ver­gan­gen­heit wurde soge­nan­nte “Vor­fälle” durch die Red­ner­In­nen der “Abendspaziergänge” in Oranien­burg the­ma­tisiert, ohne einen richti­gen Beleg. Im Früh­jahr kur­sierten im Inter­net Gerüchte darüber, dass Bewohner_innen der Sam­melun­terkun­ft in Lehnitz im Rewe-Markt in der Lehnitzs­traße Dieb­stäh­le bege­hen wür­den, ohne dafür belangt zu wer­den. Diese Mel­dung wurde eben­falls auf den Demon­stra­tio­nen im Früh­jahr in Oranien­burg the­ma­tisiert. Die Geschichte erwies sich als ein Märchen, wie der Fil­ialleit­er vom Rewe gegenüber der Presse erk­lärt hatte.
Als weit­er­er Red­ner trat der Oranien­burg­er Car­lo-Eik Christopeit auf. Er trat in der Ver­gan­gen­heit als Anmelder der “Abendspaziergänge” auf. In sein­er Rede sprach er von “Asy­lanten” und het­zte gegen eine mul­ti­kul­turelle Gesellschaft. Er sprach von der “Lüge der Bere­icherung” und “Ver­räter am eige­nen Volk”, die es zu “ent­tar­nen” gilt. Auf der Abschlusskundge­bung rede­ten weit­ere dubiose Gestal­ten. Ein Red­ner aus Berlin been­dete seinen Beitrag mit dem oblig­a­torischen “Merkel muss weg”, die Menge tat es ihm gle­ich und rief eben­falls die Parole.
An ein­er Gegen­demon­stra­tion nah­men etwa 150 Men­schen aus dem demokratis­chen Spek­trum teil. Zu ein­er Demon­stra­tion hat­ten das “Forum gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt” aufgerufen. Die Demon­stra­tionsstrecke führte vom Bahn­hof in die Bernauer Straße / Ecke Sach­sen­hausen­er Straße, wo die Abschlusskundge­bung stat­tfand. Sym­bol­isch wur­den die Straße vom “braunen Dreck” gekehrt.
Gegendemo in Oranienburg. Bild: Sören Kohlhuber
Gegen­de­mo in Oranien­burg. Bild: Sören Kohlhuber

Bilder: hier
Vel­ten: The same procedure
Auftaktkundgebung in Velten. Bild: Sören Kohlhuber
Auf­tak­tkundge­bung in Vel­ten. Bild: Sören Kohlhuber

In Vel­ten nah­men am ersten sog. “Abendspazier­gang” 200 Neon­azis und Ras­sistIn­nen teil. Zusam­men mit dem Auf­marsch in Oranien­burg wurde die Ver­anstal­tung auf Fly­ern bewor­ben. Dabei sind in Vel­ten noch keine Geflüchteten unterge­bracht. Als möglich­er Stan­dort für eine dezen­trale Unter­bringung ist Vel­ten jedoch seit eini­gen Monat­en im Gespräch.
NPD Transparent in Velten. Vermummt in der Mitte: Maik N., rechtsaußen: Robert Wolinski von der NPD Oberhavel. Bild: Presseservice Rathenow
NPD Trans­par­ent in Vel­ten. Ver­mummt in der Mitte: Maik N., recht­saußen: Robert Wolin­s­ki von der NPD Ober­hav­el. Bild: Press­eser­vice Rathenow

Bere­its im Vor­feld der Demon­stra­tion wurde der NPD-Hin­ter­grund der Ver­anstal­tung deut­lich. Die Demon­stra­tion wurde durch den in Vel­ten leben­den Maik Neu­ber angemeldet. Nach­weis­lich hat Neu­ber für die NPD im Oranien­burg­er Ort­steil Mar­witz Fly­er verteilt. Ein entsprechen­des Bild find­et sich auf der Face­book­seite der NPD Ober­hav­el. Eben­so hat er am 17.Oktober an der NPD-Kundge­bung in Vel­ten teilgenom­men und hielt dort ein Trans­par­ent der neon­azis­tis­chen Partei. Zu dem kam her­aus, dass er Ober­feuer­wehrmann der Frei­willi­gen Feuer­wehr Oberkrämer-Mar­witz ist.
Maik Neuber am NPD Transparent am 17.10. in Velten. Bild: Ney Sommerfeld
Maik Neu­ber am NPD Trans­par­ent am 17.10. in Vel­ten. Bild: Ney Sommerfeld

Und auch auf der Demon­stra­tion in Vel­ten wurde deut­lich, dass die NPD Ober­hav­el in die Organ­i­sa­tion der ras­sis­tis­chen Proteste im Land­kreis fest einge­bun­den ist, bzw. diese anführt. Wie in Oranien­burg wurde auch in Vel­ten die Tech­nik von der NPD gestellt. Der Kreisvor­sitzende der NPD Ober­hav­el, Burkhard Sah­n­er, holte diese im Anschluss an die Demon­stra­tion mit seinem PKW ab. Weit­ere NPD-Mit­glieder über­nah­men Auf­gaben auf der Demon­stra­tion. Auch die mit­ge­führten Schilder sind die sel­ben Schilder, die am 17. Okto­ber bei der NPD-Kundge­bung in Vel­ten gezeigt wur­den. In Vel­ten rede­ten exakt die sel­ben Red­ner, wie einen Tag zuvor in Oranien­burg. Per­son­ell wurde die Demon­stra­tion außer­dem von Neon­azis aus Berlin und dem Havel­land unter­stützt, darunter auch von dem verurteil­ten Recht­ster­ror­is­ten Christo­pher Hart­ley aus Falkensee.

An ein­er Frieden­san­dacht und Kundge­bung an der evan­ge­lis­chen Kirche in der Vik­to­ri­as­traße gegen den Auf­marsch nah­men über 120 Men­schen teil. Unter dem Mot­to “Herz statt Het­ze” hat­te die “Ini­tia­tiv­gruppe gegen Gewalt und Ras­sis­mus” aufgerufen. Auch nah­men an der Kundge­bung eine Vielzahl von Feuer­wehrmän­nern teil, sichtlich aus Protest gegen die geistige Hal­tung ihres Kam­er­aden Neu­ber. Laut PNN-Recherchen soll in der Frei­willi­gen Feuer­wehr Oberkrämer-Mar­witz die poli­tis­che Gesin­nung Neu­bers nicht unbekan­nt gewe­sen sein.
"Herz statt Hetze" Gegenprotest in Velten. Bild: Presseservice Rathenow
“Herz statt Het­ze” Gegen­protest in Vel­ten. Bild: Press­eser­vice Rathenow

Bilder: hier und hier
Weit­ere Ver­anstal­tun­gen am Wochenende
Nach den Ver­anstal­tun­gen in Oranien­burg und Zehdenick, sowie erst­ma­lig in Vel­ten, weit­et sich der Aktion­sra­dius der ras­sis­tis­chen Proteste über die Gren­zen des Land­kreis­es hin­aus. So soll am fol­gen­den Sonnabend, den 7. Novem­ber, ein ähn­lich­er Aufzug in Rheins­berg, Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin, stat­tfind­en. Bei dem Lay­out des Fly­ers ist iden­tisch mit denen in Ober­hav­el. Dies lässt ver­muten, dass es sich ein­er­seits um einen Ableger der Ver­anstal­tun­gen in Ober­hav­el han­deln kön­nte und ander­er­seits, dass die ras­sis­tis­chen Proteste in Rheins­berg von Ober­hav­el aus ges­teuert werden.
Ankündigung für die Demonstration in Rheinsberg. Quelle: Facebook.
Ankündi­gung für die Demon­stra­tion in Rheins­berg. Quelle: Facebook.

In weit­eren Städten Bran­den­burgs sollen dieses Woch­enende flüchtlings­feindliche Ver­anstal­tun­gen stat­tfind­en. Am Fre­itag ruft der ver­meintliche Reichs­bürg­er Rico Hand­ta zu ein­er Demon­stra­tion in Cot­tbus auf. Dieses Mal soll die Demon­stra­tion durch die Cot­tbuser Innen­stadt ziehen. Am Sam­stag wollen Neon­azis um die Face­book­seite “Witt­stock SAGT NEIN ZUR Asylpoli­tik” eine Kundge­bung zwis­chen 10 und 12 Uhr auf den Witt­stock­er Mark­t­platz abhal­ten. In Eisen­hüt­ten­stadt will die ras­sis­tis­che Grup­pierung “Beeskow wehrt sich” erneut eine Kundge­bung vor der ZAST in der Post­straße abhal­ten. Am Son­ntag soll eine weit­ere flüchtlings­feindliche Kundge­bung in Bad Freien­walde stattfinden.
Kategorien
Antifaschismus

Bis zu 500 Menschen setzen Zeichen der Solidarität und Vielfalt

Über­griff nach der Demon­stra­tion auf dem Altmarkt.
500 Men­schen fol­gten am Mittwochabend dem Aufruf von Cot­tbus Naz­ifrei! und beteiligten sich an der Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Herz statt Het­ze“. In Zusam­me­nar­beit mit anderen gesellschaftlichen Akteuren wie dem Cot­tbuser Auf­bruch, dem Film­fes­ti­val Cot­tbus, dem Human­is­tis­chen Jugendw­erk Cot­tbus e.V. und der Ini­tia­tive Flucht und Migra­tion Cot­tbus wurde ein vielfältiges Pro­gramm gestal­tet. Auch Per­so­n­en des öffentlichen Lebens wie der Uni­ver­sität­spräsi­dent Dr. Jörg Stein­bach fan­den klare Worte. Im Anschluss kam es zu einem Über­griff auf einen Demonstrationsteilnehmer.
Bis zu 500 Men­schen set­zten in den Abend­stun­den ein kraftvolles Zeichen für Sol­i­dar­ität und Men­schlichkeit. „Wir ste­hen gemein­sam für eine vielfältige Stadt ohne Hass und rechte Gewalt!“, so Jakob Lupus von Cot­tbus Naz­ifrei!. Sämtliche Plätze in der Innen­stadt wur­den von der Demon­stra­tion ein­genom­men, sodass die Kundge­bung der recht­spop­ulis­tis­chen „Alter­na­tive für Deutsch­land“ auf den Viehmarkt ver­drängt wurde.
Ein engagiert­er Demon­stra­tionsteil­nehmer beobachtete im Anschluss an die Demon­stra­tion, wie Einzelper­so­n­en ein Trans­par­ent auf dem Alt­markt zer­störten, das im Laufe der Demon­stra­tion ent­standen war. Er forderte
die Stör­er auf, dies zu unter­lassen und wurde daraufhin von bis zu 10 Men­schen bedro­ht und tätlich ange­grif­f­en. „Wir lassen Betrof­fene von solchen Über­grif­f­en nicht allein und lassen uns nicht ein­schüchtern,“ so Lupus weit­er. Auch in Zukun­ft wird das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! gegen rechte Gewalt und Het­ze mobil machen.

Kategorien
Antifaschismus

Rathenow: „Bürgerbündnis“ plant Marsch durch die Stadt

Titel
An Ver­samm­lun­gen im Stadt­ge­bi­et von Rathenow nah­men heute mehrere hun­dert Men­schen teil. Die Kundge­bung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ zog unge­fähr 450 Versammlungsteilnehmer_innen, etwas weniger als let­zte Woche. Die zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tive „Rathenow zeigt Flagge“ zog mit ihrem Ver­anstal­tungskonzept unge­fähr 250 Men­schen an, eben­falls weniger als am ver­gan­genen Dien­stag. Zu nen­nenswerten Zwis­chen­fällen kam es nicht. Für den näch­sten Dien­stag wurde seit­ens des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ eine weit­ere Kundge­bung mit Demon­stra­tion durch die Stadt angekündigt. „Rathenow zeigt Flagge“ wird wahrschein­lich eben­falls wieder präsent sein. Eine genaue Aktions­form ste­ht zur Stunde aber noch nicht fest.
Bürg­er­bünd­nis polar­isiert weiter
Die 450 Sym­pa­thisan­ten des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“, darunter wieder unge­fähr 50 Neon­azis, hat­ten sich, wie in der ver­gan­genen Woche, wieder ab 18.30 Uhr auf dem Märkischen Platz ver­sam­melt. Sich dort einzufind­en wurde zuvor u.a. wie Ver­anstal­tungs­seite in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk sowie gedruck­ten und als Post­wurf­sendung verteil­ten Fly­ern kom­mu­niziert. Gemäß State­ment des „Bürg­er­bünd­niss­es“ ging es bei der mas­siv­en Wer­beak­tion vor allem darum, mehr Versammlungsteilnehmer_innen anzu­lock­en als in der Vor­woche. Die Zahl von 500, wie in der ver­gan­genen Woche, wurde jedoch heute nicht erre­icht. Auch die Stim­mung war deut­lich weniger eupho­risch. Lediglich wenn die Redner_innen Begriffe, wie „Lügen­presse“, „Volksver­räter“, „Merkel muss weg“ und „Wir sind das Volk“, in ihren Beiträ­gen nutzten, war eine mitreißende Atmo­sphäre erleb­bar. Als Redner_innen trat­en heute haupt­säch­lich Chris­t­ian Kaiser und Nico Tews auf. Des Weit­eren wen­de­ten sich eine Frau namens Susanne sowie ein älter­er Herr an das ver­sam­melte Volk. Erst­mals wur­den vom „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ auch Forderun­gen an die Poli­tik gerichtet. Diese hat­ten haupt­säch­lich mit dem The­ma Asyl zu tun. Unter anderem wurde ein Lim­it bzw. eine Höch­stzahl für die Auf­nahme von Flüchtlin­gen gefordert. Anson­sten wurde sich auch wieder von Nazis dis­tanziert, ohne dass sich die Veranstalter_innen aber tat­säch­lich an ihre Worte gebun­den sahen.
Neon­azis verteil­ten Fly­er für Demo des „Bürg­er­bünd­niss­es“
Für die heutige Ver­samm­lung hat­ten näm­lich auch wieder bekan­nte Neon­azis mobil­isiert. Der Nauen­er Kom­mu­nalpoli­tik­er Maik Schnei­der (NPD) hat­te beispiel­sweise im Vor­feld auf sein­er öffentlich ein­se­hbaren Seite in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk verkün­det „die Rathenow­er“ wieder „unter­stützen“ zu wollen. Bere­its in der ver­gan­genen Woche sei, seinen Angaben zu Folge, „ein klein­er Trupp der Nauner NPD“ vor Ort gewe­sen. Dieser hat­te dort mehrere Ban­ner mit ras­sis­tisch motivierten Parolen gezeigt. Die Aktion sollte nun offen­bar nicht nur plan­mäßig wieder­holt wer­den, son­dern auch noch mehr Gesinnungsgenoss_innen anlock­en. Schnei­der dazu auf sein­er Seite: „Dass es dies­mal noch mehr Bürg­er wer­den die gegen dieses asoziale Sys­tem demon­stri­eren, haben wir im Vor­feld hun­dert von Briefkästen in Nauen mit Info­ma­te­r­i­al verse­hen.“ Als Foto­be­weis für die Verteilak­tion präsen­tierte Maik Schnei­der mit Infofly­ern des „Bürg­er­bünd­niss­es“ bestück­te Briefkästen. Soll­ten die Fotos und seine Angaben dazu authen­tisch sein, sind dies klare Indizien für eine Zusam­me­nar­beit zwis­chen dem „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ und der NPD.Tatsächlich nahm heute auch wieder eine Del­e­ga­tion Neon­azis aus Nauen an der Kundge­bung des „Bürg­er­bünd­niss­es“ teil. Diese hat­ten sich vor den Redner_innen mit Ban­nern präsen­tiert, schwenk­ten Fah­nen oder waren als Ord­ner eingesetzt.
Neon­azis als Ordner 
Rathenow­er Neon­azis waren übri­gens eben­falls auf der Kundge­bung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ als Ord­ner erken­ntlich, darunter der mehrfach wegen Gewalt­de­lik­ten vorbe­strafte Peer D. Er saß mehrere Jahre in ein­er JVA ein, weil er sich u.a. mit weit­eren Gesin­nungsgenossen im Juni 2005 dazu verabre­dete, den Jugend­club in Prem­nitz anzuzün­den. Des Weit­eren hat­te er 2008 einen Prem­nitzer Stadtverord­neten der Linkspartei mit Reiz­gas ange­grif­f­en. Als Ord­ner wird D. offen­bar trotz­dem gerne genom­men, nicht nur vom „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“. Auch bei Kundge­bun­gen der NPD ist er öfter mit ein­er Ord­nerbinde zu sehen.
„Rathenow zeigt Flagge“ sucht Dialog
Trotz des weit­er­hin sehr polar­isieren­den Charak­ters der Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ sucht das zivilge­sellschaftliche Aktions­bünd­nis „Rathenow zeigt Flagge“ weit­er die Ver­ständi­gung. Bewusst sei die Gestal­tung der Kundge­bung auf dem August-Bebel-Platz nicht als „Gegen­ver­anstal­tung“ bewor­ben wor­den. Es würde weit­er der Dia­log gesucht. Vorurteile, Sor­gen und Äng­ste, soll­ten, so die Veranstalter_innen, dadurch aus­geräumt wer­den. Es gab auf der Kundge­bung auch die Möglichkeit, entsprechende Fra­gen oder Anre­gun­gen schriftlich und anonym zu stellen. An dem Mot­to: „Mein Rathenow, mit Herz statt Het­ze“ hielt das Aktions­bünd­nis jedoch weit­er­hin fest, frei nach dem von Bürg­er­meis­ter Ronald Seeger am heuti­gen Abend ver­wen­de­ten Reim: „Mein Rathenow mit Herz und Ver­stand: bunt und tol­er­ant“. Ein­fach über die andere Ver­anstal­tung hin­wegse­hen und warten was da komme, woll­ten aber viele Men­schen auch nicht. Vor allem junge Leute zeigten sich noch immer schock­iert von der Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ am vorherge­hen­den Dien­stag. Eine junge Frau, die sich als Maria vom „Laut und bunt“-Jugendiniative vorstellte, meinte: „Was ich da gese­hen habe, erin­nerte mich an Szenen die ich nur aus Doku­men­ta­tio­nen und Geschichts­büch­ern kenne.“ Und für sie noch schlim­mer: „…dass da drüben Men­schen ste­hen, die ein­mal Fre­unde waren, meine Ansicht­en teil­ten und jet­zt diesem Blödsinn zujubeln“.Der Ohn­macht ergeben wollte sich die junge Frau jedoch nicht, vielmehr sei es sehe jet­zt an der Zeit „zu han­deln“ und „ein Zeichen für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit sowie gegen Ras­sis­mus und Frem­den­hass zu setzen“.
Klare Trennlin­ie zwis­chen Versammlungen
Nach dem es in der ver­gan­genen Woche zu ver­balen Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen Neon­azis und Antifaschist_innen am Rande bei­der Ver­anstal­tun­gen gekom­men war, zeigte die Polizei heute mas­sive Präsenz. Zwis­chen bei­den Lager wurde nicht nur eine Polizeikette aufgestellt, son­dern auch eine Sperre aus Fahrzeu­gen errichtet. Zu nen­nenswerten Zwis­chen­fällen kam es nicht. Auch die ver­bale Auseinan­der­set­zung war deut­lich abgeschwächter als in der ver­gan­genen Woche.
Fotos: hier
 

Kategorien
Sonstiges

Braunes Wochenende in Brandenburg

INFORIOT In mehreren Städten Bran­den­burgs fan­den an diesem Woch­enende ras­sis­tis­che und flüchtlings­feindliche Ver­samm­lun­gen statt. Dabei erre­ichen die Teilnehmer_innenzahlen, die sich bei den meis­ten Ver­anstal­tun­gen im dreis­tell­gen Bere­ich bewe­gen ein neues Höch­st­niveau. Während am Sonnabend in Bran­den­burg an der Hav­el “nur” 50 NPDlerIn­nen und Sym­pa­thisan­tInnen eine Kundge­bung abhiel­ten, marschierten nach Polizeiangaben 700 Ras­sistIn­nen in Lübbe­nau (Dahme-Spree­wald) gegen Asyl­suchende auf. Der fol­gende Artikel fasst die Ereignisse des Woch­enen­des zusammen.
Fre­itag: Cot­tbus, Senftenberg
NPD-Het­ze in Cottbus
Erneut marschierte am Fre­itag, den 30. Okto­ber, die Bran­den­burg­er NPD in Cot­tbus-Sach­sendorf auf. In üblich­er Manier wurde im Vor­feld der Demon­stra­tion ver­sucht die Parteinähe der Ver­anstal­tung zu ver­tuschen. Mit einem Mobil­isierungsvideo ohne Parteibezug sollte eine Ein­druck des “bürg­er­lichen Protestes” erzeugt wer­den. Doch sowohl Video, als auch die Red­ner­In­nen vor Ort offen­barten klar, dass es sich um eine NPD Demon­stra­tion han­delt. Auf der Demon­stra­tion, zu der schätzungsweise 300 Men­schen zusam­menge­fun­den waren, rede­ten der Bran­den­burg­er NPD-Vize Ron­ny Zasowk, die Press­especherin und Chefin der NPD Barn­im-Uck­er­mark Aileen Rokohl und die NPD Funk­tionärin Manuela Kokott. Eben­so sprach der ras­sis­tis­che Lie­der­ma­ch­er Björn Brusak auf der Demon­stra­tion. Nach Schilderung des Bünd­niss­es “Cot­tbus Naz­ifrei” soll ein beträchtiger Teil der Demon­stran­tInnen den Aufzug zum Ende hin ver­lassen haben. Auch kon­nte die Demon­stra­tion nicht das Poten­tial an Men­schen auf­fan­gen, die sich Wochen zuvor jew­eils auf den Nor­ma Park­platz in der Boxberg­er Straße ver­sam­melt hat­ten. Bei den vor­wiegend ille­galen Ansamm­lun­gen kamen bis zu 400 Bürg­erIn­nen (Infori­ot berichtete). Für den Cot­tbuser Raum scheint die NPD kein wirk­lich­es Zugpferd der ras­sis­tis­chen Anti-Asyl-Bewe­gung zu sein. In zwei Wochen will die Partei erneut eine Demon­stra­tion in Cot­tbus abhal­ten. Laut Polizei wurde im Anschluss an die Demon­stra­tion eine Gruppe von Demon­stran­tInnen über­prüft und zwei davon in Gewahrsam genom­men. Sie sollen zuvor laut­stark “Heil Hitler” skandiert haben.
BraMM-Auf­marsch in Sen­ften­berg zeitweise blockiert
Die Gegen­proteste an dem Fre­itagabend ver­lagerten sich eher in das benach­barte Sen­ften­berg. Dort hat­te der Bran­den­burg­er PEGIDA Ableger, die “Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit und Mitbes­tim­mung” (BraMM) zu ein­er Demon­stra­tion mit dem Mot­to “Es hat sich Aus­ge­merkelt” aufgerufen. Knapp 200–250 Men­schen nah­men an dem Aufzug teil. Etwa 300 Gegendemonstrat_innen nahm an mehreren Gegen­ver­anstal­tun­gen teil. Auf den Kirch­platz hat­ten sich Vertreter_innen ver­schieden­ster Organ­i­sa­tio­nen und Parteien ver­sam­melt. Auf dem Neu­markt fand eine weit­ere Kundge­bung statt. Zum Beginn der Demon­stra­tion formierte sich eine Men­schen­block­ade in der Bären­gasse und zwang so den BraMM-Aufzug zum Stopp. Ihre Demon­stra­tion kon­nte BraMM jedoch trotz­dem durch die Stadt führen.
Unter­stützung aus Sachsen
Auf der Demon­stra­tion redete der BraMM-Chef und Vor­sitzende der Frei­heitlichen Liga e.V., Haiko Müller. Weit­ere Gas­tred­ner aus Sach­sen kamen außer­dem zu Wort. Unter anderem sprach Engel­bert Merz aus Hoy­er­swer­da, der für das Bürg­er­meis­ter­amt im säch­sis­chen Bautzen kan­di­diert hat. Merz war bis 2011 Mit­glied der CDU und grün­dete 2013 in Hoy­er­swer­da die Kle­in­st­partei “die Alter­na­tiv­en”. Zur Bun­destagswahl wurde die Partei nicht zuge­lassen. Anderthalb Jahre später kan­di­dierte er im Kreis Bautzen–Hoyerswerda–Kamenz und erlang 2.000 Stim­men, was einem Anteil von 1,3% der Wähler_innenstimmen entsprach. Anfang 2014 grün­dete er mit weit­eren Mit­stre­i­t­erIn­nen den Vere­in “Mündi­ge Bürg­er”, für den er als Bürg­er­meis­terkan­di­dat in Bautzen antrat. Er ist Anhänger der islam­feindlichen PEGI­DA-Bewe­gung. Laut der Säch­sis­chen Zeitung (SZ) soll er seit Okto­ber 2014 regelmäßig an den Aufmärschen in Dres­den teil­nehmen. In Bautzen trat er in Ver­gan­gen­heit als Haup­tred­ner der asylfeindlichen PEGI­DA-Demon­stra­tio­nen auf.
AfD-Offen­sive in Südbrandenburg
Am 27. Novem­ber will BraMM erneut eine Demon­stra­tion in Sen­ften­berg durch­führen. Zufäl­lig will auch die AfD eine Ver­anstal­tung am sel­ben Tag in Sen­ften­berg abhal­ten. Zu dem wollen die Recht­spop­ulistIn­nen am kom­menden Mittwoch, den 4. Novem­ber, eine Anti-Asyl-Demon­stra­tion in Cot­tbus durch­führen. Als Zugpferd ist der Bran­den­burg­er Frak­tionsvor­sitzende und Bun­des-Vize Dr. Alexan­der Gauland angekündigt. Gegen die AfD-Demon­stra­tion in Cot­tbus hat sich bre­it­er Protest formiert. Die Bünd­nisse “Cot­tbus Naz­ifrei” und “Cot­tbuser Auf­bruch” wollen unter dem Mot­to “Herz statt Het­ze” mit vielfälti­gen Aktio­nen ein pos­i­tives Zeichen set­zen. Vom Heron­platz soll eine Demon­stra­tion abge­hal­ten wer­den, die am Alt­markt und dem Oberkirch­platz, wo weit­ere Ver­anstal­tun­gen stat­tfind­en, Halt machen soll.

Sam­stag 270 Neon­azis in Bad Freien­walde gegen Geflüchtete
Am Sam­stag, den 31.Oktober, demon­stri­erten etwa 270 Ras­sistIn­nen gemein­sam mit den neon­azis­tis­chen Parteien NPD und Die Rechte unter dem Mot­to „Ost­bran­den­burg erwacht! Für den Schutz unser­er Heimat und Werte — gegen die unkon­trol­lierte Massenein­wan­derung“ gegen die Entste­hung von Asy­lun­terkün­ften in Bad Freien­walde (Märkisch-Oder­land). Auf der Face­book­seite „Bran­den­burg erwacht”, wurde, wie bere­its zu der Neon­aziver­anstal­tung vor zwei Wochen in Wriezen, zur über­parteilichen Ver­samm­lung auf dem Mark­t­platz in Bad Freien­walde aufgerufen. Am 8. und 21. Novem­ber sollen weit­ere Proteste stattfinden.

Ob "Brandenburg" oder "Ostbrandenburg erwache": Neonazis mobilisieren rassistische AnwohnerInnen in Bad Freienwalde
Ob “Bran­den­burg” oder “Ost­bran­den­burg erwache”: Neon­azis mobil­isieren ras­sis­tis­che Anwohner­In­nen in Bad Freienwalde

Über­parteilich = NPD, Die Rechte und AfD 
Als Red­ner­In­nen trat­en der Anmelder Lars Gün­ther, der NPD ?ler Andrew Stel­ter, NPD-Funk­tionärin Manuela Kokott und NPD-Lan­deschef Klaus Beier. Zwar stellte sich Let­zter­er als Vertreter ein­er „deutschfre­undlichen Partei“ und nicht expliz­it der NPD vor, um den „über­parteilichen“ Charak­ter der Ver­samm­lung zu unter­stre­ichen, den­noch waren anhand der Ord­ner­In­nen, Red­ner­In­nen, Plakat­en und Fah­nen die poli­tis­che Parteinahme für NPD und Die Rechte deut­lich: Neben Neon­azis aus der Region, wie Robert Geb­hardt (Die Rechte MOL), Rene Her­rmann (Zen­tralver­sand, Die Rechte), Jan-Paul Jäpel (ex-Freie Nation­al­is­tis­chen Uck­er­mark) oder Kai Has­sel­mann (Klänge des Blutes) waren auch Gesine und Ron­ny Schrad­er als VertreterIn­nen von Die Rechte Berlin vor Ort. Unter den Ver­samm­lung­steil­nehmerIn­nen befan­den sich neben den genan­nten Parteiak­tivistIn­nen von NPD und Die Rechte ins­beson­dere viele Anwohner­In­nen. Außer­dem nahm an der Ver­samm­lung der Bran­den­burg­er AfD-Press­esprech­er Detlev Frye mit drei weit­eren älteren Män­nern teil.
Applaudierte der rassitischen Hetze: Detlev Frye, Pressesprecher der Brandenburger AfD
Applaudierte: Detlev Frye, Press­esprech­er der Bran­den­burg­er AfD

Der übliche ras­sis­tis­che Stumpfsinn 
Anmelder Lars Gün­ther aus Berlin, der bere­its in sein­er Heimat­stadt in Wriezen die Ver­anstal­tung angemeldet hat­te, schwadronierte in sein­er Rede vom Schutz der „Exis­tenz unseres Volkes und unser­er deutschen Kinder“, in Anlehnung an die soge­nan­nten 14 Words — das ras­sis­tis­che Beken­nt­nis des US-amerikanis­chen Neon­azis David Lane. Außer­dem lobte Gün­ther die Abschot­tungspoli­tik des ungarischen Präsi­den­ten Vic­tor Orbán.
Anmelder Lars Guenther aus Wriezen
Anmelder Lars Gün­ther aus Berlin, ging in Wriezen zur Schule

Die Reden von allen vier Neon­azis waren ins­ge­samt ein­fall­s­los, gespickt mit den immer wieder gle­ichen falschen Behaup­tun­gen und dem gle­ichen ras­sis­tis­che Sprech, der vielerorts in Bran­den­burg zu hören ist. Die Menge jubelte zur Het­ze gegen Poli­tik, Geflüchtete und Demokrat_innen, die von den Neon­azis spot­tend als „Gut­men­schen“ beze­ich­net wur­den. Kokott ließ keinen Zweifel daran, dass sich ihre Ablehnung der Asylpoli­tik gegen alle Geflüchteten richte. So meinte sie in ihrem Rede­beitrag, dass es sich bei den Flüchtlin­gen ohne­hin nicht um poli­tisch Ver­fol­gte, son­dern um „Ille­gale Ein­wan­der­er und Asylschmarotzer“ han­dele. Klaus Beier, der als let­zter Red­ner auf­trat, rief die Polizei auf an die Gren­zen zu fahren und diese zu sich­ern, denn er meinte an die anwe­sende Polizei gerichtet: „hier wer­den Sie nicht gebraucht, wir sind friedlich“.
Vor der Kirche, gegenüber des Mark­t­platzes, sam­melte sich der Gegen­protest aus etwa 100 Men­schen aus Stadt­poli­tik, Kirche und anti­ras­sis­tis­chen Ini­tia­tiv­en. Die Ver­samm­lun­gen, die vom Bürg­er­meis­ter angemeldet wor­den war, übertönte zeitweise die Neon­aziver­anstal­tung mit lauter Musik und Redebeiträgen.
NPD floppt in Bran­den­burg an der Havel
Die teil­nehmerIn­nen­schwäch­ste Ver­samm­lung fand am Sonnabend in Bran­den­burg an der Hav­el statt. Unge­fähr 50 NPDlerIn­nen und ver­meintliche Sym­pa­thisan­tInnen hiel­ten eine Kundge­bung “gegen Asyl­be­trug” am Neustädtis­chen Markt ab. Zu dem wurde die Kundge­bung von “freien Kräften” und Mit­gliederIn­nen der Kle­in­st­partei “III.Weg” unter­stützt. Als Red­ner auf der Kud­nge­bung trat­en auf der Rathenow­er NPD Stadtverod­nete und Chef des Kre­siver­ban­des Hav­el-Nutze Michel Müller und das Bad Belziger Stadtverord­nete André Schär auf. Zur Gegenkundge­bung ver­sam­melten sich hinge­gen knapp 200 Bürger_innen und Antifas.
NPD Kundgebung in Brandenburg/Havel. Bild: Presseservice Rathenow
NPD Kundge­bung in Brandenburg/Havel. Bild: Press­eser­vice Rathenow

Weit­ere Bilder: hier.
Blau-braune Allianz in Lübbenau
In Lübbe­nau hiel­ten knapp 700 Men­schen eine asylfeindliche Demon­stra­tion ab. Zur Ver­anstal­tung hat­te der Afd-nahe Vere­in “Zukun­ft Heimat e.V.” aufgerufen. An der Demon­stra­tion nah­men eine Vielzahl promi­nen­ter AfD-Funk­tionäre, darunter Andreas Kalb­itz und Jens-Birg­er Lange teil. Lange kan­di­dierte am 11. Okto­ber für das Amt des Lan­drates in Dahme-Spree­wald und erzielte mit 22,9% das zweitbeste Ergeb­nis. Auch die NPD-Jugen­dor­gan­i­sa­tio­nen, die Jun­gen Nation­aldemokrat­en (JN) Bran­den­burg und zahlre­iche weit­ere Neon­azis nah­men an dem Aufzug teil. Lokale Szenekenner_innen gehen davon aus, dass die Ini­tia­tive “Zukun­ft Heimat e.V.” und die Ver­anstal­tung stark durch die ehe­ma­li­gen Mit­glieder der “Wider­stand­be­we­gung Süd­bran­den­burg” geprägt sein soll.
Links am Transparent: Andreas Kalbitz, Mitte: Jens-Bringer Lange
Links am Trans­par­ent: Andreas Kalb­itz. Foto: Sören Kohlhuber

imVordergrund: Mitglieder der JN auf der Demonstration in Lübbenau
im Vorder­grund: Mit­glieder der JN auf der Demon­stra­tion in Lübbenau

Weit­ere Bilder: hier
Son­ntag: Neon­azis mit mehr Zulauf in Frank­furt (Oder)
Zum 1. Novem­ber riefen erneut Neon­azis der Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ zu ein­er Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Stopp dem Asyl­wahn“. Für die Frank­furter extrem Rechte um den inzwis­chen in Beeskow wohnen­den Peer Koss war es bere­its die sech­ste Ver­samm­lung in diesem Jahr. Unter­stützt wurde sie dabei von Anfang an vom extrem recht­en „III. Weg“, aber auch von der NPD. Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ mobil­isierte gegen den Aufmarsch.
Wieder mehr Neon­azis auf der Straße
Die Demon­stra­tion der Neon­azis sollte, wie bere­its bei ihrem Auf­marsch im April, an der Strassen­bahn­hal­testelle „Sta­dion“ starten und von dort in die Innen­stadt ziehen. Die Mobil­isierung war damals wegen erneut angekündigter Proteste recht kurzfristig angekündigt wor­den und kon­nte nur 55 Neon­azis auf die Strasse brin­gen. Auch son­st nahm die Teil­nehmenden­zahl seit dem ersten Auf­marsch am 17. Jan­u­ar kon­tinuier­lich ab und lag bei ihrer let­zten Kundge­bung am 3. Okto­ber bei nur noch 40. Dies­mal kon­nten jedoch deut­lich mehr Per­so­n­en mobil­isiert wer­den. Ins­ge­samt nah­men an dem Auf­marsch knapp 150 Per­so­n­en teil. Darunter waren neben Neon­azis aus ver­schiede­nen Teilen Bran­den­burgs auch erst­mals seit Feb­ru­ar wieder eine erkennbare Zahl an soge­nan­nten „besorgten Bürg­erIn­nen“. Auch die Anzahl der jugendlichen Teil­nehmerIn­nen war auf­fal­l­end hoch gewe­sen. Die Partei „Die Rechte“ um Robert Geb­hardt aus Bad Freien­walde bildete einen eige­nen Block. „Der III. Weg“ und die NPD waren eben­so per­so­n­en­stark vertreten.
Die Demon­stra­tion startete kurz nach 15 Uhr und zog über die Wal­ter-Kors­ing-Straße und Paul-Feld­ner-Straße vor­bei an der Arbeit­sagen­tur auf die Logen­straße ins Stadtzen­trum. Anders als vorher befürchtet, war das Ziel der Demon­stra­tion nicht die geplante Unterkun­ft für geflüchtete Fam­i­lien am Karl-Rit­ter-Platz am nördlichen Rand der Innen­stadt, son­dern der Vor­platz des Kau­fland-Einkauf­szen­trum, auf dem sich bei den let­zten extrem recht­en Ver­anstal­tun­gen immer die Gegen­demon­stri­eren­den ver­sam­melt hat­ten. Anheiz­er der Neon­azis war erneut der Finken­heerder Björn Brusak, der gegen Geflüchtete und die sog. “Lügen­presse” het­zte. Am zweit­en Mikro­fon stimmte eine Frank­furter Fleis­cherverkäuferin die Menge mit „Krim­inelle Aus­län­der raus“ ein und ergänzte „und die Anderen hin­ter her“. Am Rande wur­den dabei immer wieder Pressevertreter_innen bedro­ht und gegen die Region­alzeitung „MOZ“ gehet­zt, während zeit­gle­ich die ras­sis­tis­che Menge „Presse­frei­heit“ fordere.
Etwa 150 Neonazis und "besorgte BürgerInnen" zogen am Sonntag durch Frankfurt (Oder).
Etwa 150 Neon­azis und “besorgte Bürg­erIn­nen” zogen am Son­ntag durch Frank­furt (Oder).

Auf dem Kau­fland-Vor­platz fan­den an diesem Tag die einzi­gen inhaltlichen Beiträge der Neon­azis statt. Neben Haup­tred­ner Björn Brusak standen erneut Manuela Kokott (NPD) und Pas­cal Stolle („III. Weg“) am Mikro­fon. Ein weit­er­er Red­ner, ver­mut­lich eben­falls vom „III. Weg“, het­zte in ein­er kurzen Rede gegen Geflüchtete. Auch son­st unter­schieden sich die Reden inhaltlich kaum voneinan­der. Het­ze gegen Geflüchtete, die Bun­desregierung sowie Belei­di­gun­gen in Rich­tung der Gegen­demon­stri­eren­den, gar­niert mit ein paar ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Ele­menten in Brusaks Beitrag, sind die Quin­tes­senz der Reden. Im Anschluss zogen die Neon­azis weit­er zum Haupt­bahn­hof, wo sie ihre Demon­stra­tion kurz nach 17 Uhr beendeten.
Zulauf zu Gegen­protest stagniert 
Zu der Kundge­bung des Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ am Oder­turm ver­sam­melten sich ab 14 Uhr etwa 200 Antifaschist_innen, darunter auch der Ober­bürg­er­meis­ter, der zu einem friedlichen Miteinan­der und Protest gegen Neon­azis aufrief. Am Rande provozierte der ein­schlägig vorbe­strafte Neon­azi Sven Lemke mit zwei Begleit­ern den Protest gegen ihren Auf­marsch. Aufmerk­same Antifaschist_innen ver­trieben die Recht­en, die sich anschließend hin­ter Polizeikräften ver­steck­ten. Lemke erstat­tete zudem Anzeige wegen Körperverletzung.
"All Ctas are beautiful" - Nazis not!
“All Ctas are beau­ti­ful” — Nazis not!

Das massive Polizeiaufgebot schirmte den Gegenprotest deutlich von den Neonazis ab.
Das mas­sive Polizeiaufge­bot schirmte den Gegen­protest deut­lich von den Neon­azis ab.

Wie in anderen Städten, die mit regelmäßi­gen ras­sis­tis­chen Aufmärschen in den let­zten Monat­en kon­fron­tiert sind, stag­niert eben­so in der Oder­stadt die Anzahl der Gegen­demon­stri­eren­den. Waren am 17. Jan­u­ar, beim ersten Auf­marsch von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, noch 700 Men­schen gegen Neon­azis auf der Straße gegan­gen, kon­nten bei den fol­gen­den Aufmärschen immer weniger Leute mobil­isiert wer­den. So sind Block­aden, zu denen das Frank­furter Bünd­nis immer wieder aufruft, kaum noch möglich. Die Bran­den­burg­er Polizei war in Frank­furt mit einem Großaufge­bot vor Ort um mögliche Auseinan­der­set­zun­gen zu ver­hin­dern. Sog­ar ein Hub­schrauber war im Ein­satz. Über die Press­es­telle waren, wie üblich, keine Infor­ma­tio­nen zum Ein­satz zu erfahren.
Weit­ere Bilder: hier.
Kategorien
Antifaschismus

Rathenow: Demo-Neuauflage am morgigen Dienstag

2015.10.31 Rathenow Rathaus
In Rathenow wird es am kom­menden Dien­stag eine Neuau­flage der Kundge­bun­gen des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ und des Aktions­bünd­niss­es „Rathenow zeigt Flagge“ geben. Hin­ter­grund ist die auch bun­desweit kon­tro­vers disku­tierte Flüchtlingspoli­tik. Für die Geg­n­er von pauschal­isieren­der Het­ze gegen Flüchtlinge sei es zudem wichtig, am Dien­stag wieder ein klares Zeichen gegen Ressen­ti­ments zu setzen.
Bürg­er­bünd­nis läutet zur zweit­en Runde
Nach dem das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ am ver­gan­genen Dien­stag, aus dessen Sicht, erfol­gre­ich gegen „die Islamisierung des Abend­lan­des“ und „unkon­trol­liert­er ´Zuwan­derung“ sowie für die kon­se­quente Abschiebung abgelehn­ter Asyl­be­wer­ber“ protestiert hat­te und dabei unge­fähr 500 Sympathisant_innen auf dem Märkischen Platz ver­sam­melte, hat­te Ver­anstal­ter Chris­t­ian Kaiser noch am sel­ben Abend die Fort­set­zung der Ver­anstal­tung angekündigt. Diese erneute Ver­samm­lung soll nun wieder an einem Dien­stag, genauer gesagt am 3. Novem­ber 2015, zur gle­ichen Zeit und am gle­ichen Ort stat­tfind­en. In einem sozialen Inter­net­net­zw­erk wird bere­its dafür aus­führlich gewor­ben. Des Weit­eren ließ das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ auch heute wieder bedruck­te, in schwarz-rot-gold­e­nen Far­ben gehal­tene Fly­er als Ver­anstal­tung­sh­in­weis in Briefkästen pri­vater Haushalte einwerfen.
Vom Immo­bilien­mak­ler zum Volkstribun
Auf­grund seines Engage­ments für das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ weit­er in den Fokus des öffentlichen Inter­ess­es gerutscht ist, neben Ver­samm­lungsleit­er Chris­t­ian Kaiser, inzwis­chen auch der aus dem osthavel­ländis­chen Sen­zke stam­menden Immo­bilien­mak­ler Nico Tews. Er ist geset­zlich­er Vertreter der Lat­inum Hausver­wal­tungs GmbH und in einem Mak­ler­haus in der Fontanes­tadt Neu­rup­pin inte­gri­ert. Als Hausver­wal­ter set­zte er in der Kreis­stadt des Land­kreis­es Ost­prig­nitz-Rup­pin im Jahr 2011 u.a. die Räu­mung ein­er insol­ven­ten Kindertagesstätte durch. Auf der let­zten Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ auf dem Märkischen Platz soll er dage­gen bekräftigt haben, sich ange­blich für die Zukun­ft „unser­er Kinder“ einzuset­zen. Darüber gefiel er sich offen­bar in der Rolle des Tri­buns, der im Sinne des ein­fachen Volkes die ver­meintliche „Lügen­presse“ und die Regierung Merkel anklagte. Auch die weit­er­hin in der Bun­desre­pub­lik angekomme­nen Flüchtlinge wur­den the­ma­tisiert. Tews Mei­n­ung nach seien es zu viele, die in „unser Land“ kom­men. Der­ar­tige Ansicht­en wider­sprechen allerd­ings der von der Bun­desre­pub­lik rat­i­fizierten UN Men­schen­recht­serk­lärung, dem­nach Flüchtlinge, egal wie viele es sind, ein Recht auf Schutz vor Krieg und Ver­fol­gung haben, und somit nicht nur demokratis­che, son­dern übri­gens auch auf christliche Werte. Bei seinem Pub­likum, das freilich nicht nur aus bekan­nten Neon­azis bestand, kam Tews trotz­dem gut an. Dies heißt allerd­ings nicht, dass sein Rede­beitrag unbe­den­klich ist. Tat­säch­lich hat­te Tews Rede zum Teil recht dem­a­gogis­che Züge.
Die Scham des Erkannten
Im Gegen­satz zu seinem selb­st­be­wussten Auftreten und sein­er recht freizügi­gen Rede vor seinem „Volk“ im Dunkel des Märkischen Platzes gab sich Tews, im Nach­gang zu der Ver­samm­lung auf dem Märkischen Platz, ein­er­seits getrof­fen und ander­er­seits recht angriff­s­lustig gegenüber Medi­en, die über ihn auch im Lichte der Öffentlichkeit berichteten. So ver­langte er u.a. die Anonymisierung seines Namens und die Löschung von Bildern, auf dem sein Kon­ter­fei abge­bildet sei. Als Unternehmer bzw. Hausver­wal­ter hat­te er allerd­ings bish­er keine Prob­leme damit im Licht der Öffentlichkeit zu ste­hen. Im Impres­sum sein­er Fir­ma ste­ht er mit vollem Name und Adresse, eben­so bei sein­er Landin­er Ferien­woh­nungver­mi­etung. Und im Team des Mak­ler­haus­es Neu­rup­pin ist er sog­ar mit Porträt­fo­to zu sehen. Nicht ein­mal als er die besagte Kindertagesstätte in der Fontanes­tadt zwangsräu­men ließ und daraufhin in ein­er Lokalzeitung mit vollen Namen über ihn berichtet wurde, störte ihm das offen­bar. Anders hinge­gen bei Bericht­en über die flüchtlings­feindliche Kundge­bung auf dem Märkischen Platz. Anscheinend sind ihm einige sein­er dort vertrete­nen Posi­tio­nen, möglicher­weise im Zusam­men­hang sein­er beru­flichen Stel­lung, inzwis­chen pein­lich. Für die näch­ste Ver­anstal­tung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“, am 3. Novem­ber 2015, wirbt er, im Gegen­satz zu ersten Ver­samm­lung am 27. Okto­ber 2015 auch nicht mehr unter seinem eigen­em Namen. Denkbar ist aber, dass die Fly­er mit Hil­fe von Tews Kap­i­tal finanziert wer­den. Das „Bürg­eründ­nis“ hat sich übri­gens mit­tler­weile auch eine eigene Seite in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk zugelegt, mit der Anonym für die näch­ste Kundge­bung gewor­ben und Het­ze gegen Flüchtlinge geschürt wird. Die dort veröf­fentlicht­en, aus­nahm­s­los in ein­seit­igem Kon­text veröf­fentlicht­en Zeitungsar­tikel erin­nern übri­gens an die so genan­nten „Nein zum Heim“-Seiten der NPD.
Die Rolle der NPD
Die nation­aldemokratis­che Partei sel­ber scheint somit zwar einen gewis­sen Ein­fluss auf die Gestal­tung der „Bürg­er­proteste“ zu haben, Ver­anstal­ter Chris­t­ian Kaiser sym­pa­thisiert in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk ja auch recht deut­lich mit dieser Organ­i­sa­tion, den Ton geben ihre Funk­tionäre jedoch bish­er nicht an. Tews ist als Immo­bilien­mak­ler schon beru­flich höhergestellt als der ranghöch­ste regionale NPD Funk­tionär Michel Müller. Außer­dem ist in Rathenow auf­fäl­lig, dass an der Ver­anstal­tung des Bürg­er­bünd­niss­es ver­stärkt eher klein­bürg­er­lich­es Klien­tel, also kleinere Lädenbesitzer_innen oder Dienstleistungsunternehmer_innen, teil­nah­men. Prekari­at, prekarisiertes Pro­le­tari­at oder Alko­ho­lab­hängige, wie beispiel­weise bei den klar von der NPD dominierten ras­sis­tis­chen Aufmärschen in Nauen, war in Rathenow anteilsmäßiger deut­lich weniger vertreten. Auch wurde in der havel­ländis­chen Kreis­stadt offen­sichtlich, dass die nation­aldemokratis­che Partei bish­er nur auf die Proteste aufge­sprun­gen ist und möglicher­weise nur aus tak­tis­chen Grün­den mit dem „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ sym­pa­thisiert. Die NPD ist näm­lich momen­tan in der Region die einzige poli­tis­che Partei der extremen Recht­en die bei poli­tis­chen Wahlen antritt und offen­siv gegen Flüchtlinge het­zt. Das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ ist dage­gen bish­er nur eine lose Vere­ini­gung, ohne konkreten poli­tis­chen Ein­fluss oder entsprechen­den Ambi­tio­nen. Die Option, dass die NPD, diese Organ­i­sa­tion­ss­chwäche aus­nutzt, um zum einen in die so genan­nte gesellschaftliche „Mitte“ vorzus­toßen und zum andern sel­ber poli­tis­ches Kap­i­tal daraus zu schla­gen ist zumin­d­est vorstellbar.
Einzelne Antifas machen mobil
In jedem Fall hat die Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ auch zu ein­er extremen Polar­isierung der Lager geführt. Eine in Rathenow nicht näher bekan­nte Gruppe namens „Writer Antifas Rathenow“ mobil­isiert beispiel­sweise seit let­ztem Fre­itag im Inter­net unter dem Mot­to „dem deutschen Volksmob ent­ge­gen­treten“ für direk­te Proteste gegen die flüchtlings­feindliche Kundge­bung. Als Vor­ab­tr­e­ff­punk­te wer­den u.a. Bahn­höfe in Berlin und Pots­dam angegeben.
Rathenow will wieder Flagge zeigen
Auch das zivilge­sellschaftliche Rathenow­er Aktions­bünd­nis für Demokratie und Tol­er­anz will am kom­menden Dien­stag wieder Flagge zeigen. Mit „Zivil­courage und Entschlossen­heit“ wollen die Akteure „den vie­len Gerücht­en, den Ressen­ti­ments und der Igno­ranz“ ent­ge­gen­treten. Die Ver­samm­lung des Aktions­bünd­niss­es soll wieder um 18.00 Uhr auf dem August-Bebel-Platz (Post­platz) stat­tfind­en. Neben dem Beken­nt­nis für ein Rathenow „mit Herz statt Het­ze“ wird aber auch Gesprächs­bere­itschaft gegen über allen Inter­essierten sig­nal­isiert. Es sei, so das Aktions­bünd­nis in ein­er Pressemit­teilung, „wichtiger, miteinan­der in Gespräch zu kom­men, als nebeneinan­der Parolen nachzu­rufen“. „Äng­ste“ soll­ten so „besprochen und möglichst aufgelöst wer­den“ und so beste­hende Ressen­ti­ments abge­baut werden.
 

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Auswertung der NPD-Kundgebung am 31.10.2015

Die heute von der NPD durchge­führte Kundge­bung unter dem Mot­to „Gegen die Über­frem­dung unser­er Heimat“ ste­ht stel­lvertre­tend für Kundge­bun­gen der NPD. Nach dem Verteilen der drei Ban­ner, sechs Fah­nen und fünf Schildern startete die Ver­anstal­tung mit Musik, anschließend fol­gte die erste Rede, vorge­le­sen durch den NPD-Kreisver­bandsvor­sitzen­den Michel Müller. Nach weit­er­er Musik fol­gte der Rede­beitrag des NPD-Kom­mu­nalpolitk­ers André Schär. Nach­dem auch er seinen Beitrag ver­lesen hat­te, wurde recht zügig zusam­mengepackt und die ersten kleinen Grup­pen der 29 Teilnehmer_innen, haupt­säch­lich aus dem Havel­land und Mit­tel­mark, ent­fer­n­ten sich. Min­destens sieben Per­so­n­en kamen aus der kre­is­freien Stadt. Vier von diesen nehmen regelmäßi­gen an ras­sis­tis­chen und neon­azis­tis­chen Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen im Land Bran­den­burg teil. Auch das restliche Klien­tel war von ide­ol­o­gisch gefes­tigten Per­so­n­en, etwa aus dem Umfeld der NPD, des III. Weges oder der Freien Kräfte, bes­timmt. Die The­men der Rede­beiträge stam­men, wie das Mot­to der Ver­anstal­tung, aus dem Stan­dard­reper­toire der NPD: es wurde gegen Geflüchtete gehet­zt und der Unter­gang Deutsch­lands durch die gestiegene Zuwan­derung kon­stru­iert. Für Abwech­slung sorgte nur der spon­tane Ver­such auf den Protest einzuge­hen, da im Rah­men der Gegenkundge­bung ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift „Gebt den Nazis die Straße zurück – Stein für Stein“ ent­fal­tet wurde. Nach 90 Minuten war die NPD verschwunden.

Bunter Gegen­protest
Der Gegen­protest kann, für Bran­den­burg­er Ver­hält­nisse, als voller Erfolg beze­ich­net wer­den: es kamen ca. 200 Per­so­n­en. Den­noch war effek­tiv­er Protest kaum möglich, da die Kundge­bun­gen so weit wie auf dem Neustadt Markt nur möglich voneinan­der ent­fer­nt waren und Rufe oder Pfiffe kaum bei der NPD angekom­men sein dürften. Die Lage war so eher für die Polizei opti­mal, als für den Protest.

Polizei – partei­isch as usual?
Die An- und Abreise von Teilnehmer_innen der NPD-Kundge­bung erfol­gte fast unkon­trol­liert. Kleine Grup­pen kon­nten nah an der Gegen­ver­anstal­tung vor­bei und anfangs sog­ar durch sie hin­durch laufen. Erk­lären lässt sich diese Zurück­hal­tung der Polizeibe­di­en­steten wom­öglich dadurch, dass diese von Anfang an recht stark damit beschäftigt waren den Gegen­protest im Auge zu behal­ten. Ohne Gefährdungssi­t­u­a­tion wur­den dem Protest keine spon­ta­nen Möglichkeit­en eingeräumt, als Antifaschist_innen einen Meter auf die Ste­in­straße gin­gen, wur­den diese zurückgeschickt.

Seit Beginn der Ver­anstal­tun­gen lagen mehrere lose Pflaster­steine auf dem Platz der Gegen­ver­anstal­tung, gegen Mitte der Ver­anstal­tung wur­den von ein­er Per­son, weil ein­er der Steine zufäl­lig in sein­er Nähe lag, die Per­son­alien aufgenom­men. Anschließend sam­melten mehrere Polizeibe­di­en­stete die ver­streut herum­liegen­den Steine ein. Eben­falls war fast durchgängig eine Kam­era auf die Ver­anstal­tung gerichtet, es ist davon auszuge­hen, dass sie min­destens teil­weise filmte. Durch der­ar­tige Maß­nah­men soll antifaschis­tis­ch­er Protest eingeschüchtert und krim­i­nal­isiert wer­den. Wir wer­den uns durch solche Pro­voka­tio­nen nicht ein­schüchtern lassen, son­dern weit­er­hin gegen Neon­azis und Rassist_innen auf die Straße gehen und für eine Gesellschaft ohne Diskri­m­inierung kämpfen.

AG Antifa [BRB]

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken Sonstiges

Gedenkkundgebung für Rolf Schulze

Am 07. Novem­ber jährt sich der bru­tale Mord an Rolf Schulze. Er wurde im Jahr 1992 von drei Neon­azis auf dem Bahn­hof Schöne­feld aufge­grif­f­en und zum Kolpin­see in der Nähe des Dor­fes Lehnin gebracht. Dort quäl­ten die drei jun­gen Män­ner den woh­nungslosen 52-jähri­gen stun­den­lang: sie trat­en und schlu­gen ihn, hiel­ten seinen Kopf unter Wass­er und zün­de­ten ihn schlussendlich an. Anschließend ließen sie Rolf Schulze am Strand des Sees liegen und fuhren nach Hause. Am darauf­fol­gen­den Tag wurde die Leiche gefun­den. Die Neon­azis prahlten mit ihrer Tat, sodass es schnell gelang sie festzunehmen und ihnen den Prozess zu machen. Alle drei ver­büßten daraufhin lange Gefängnisstrafen.
 
Das Opfer geri­et danach nahezu in Vergessen­heit. Der Name Rolf Schulze tauchte zwar immer wieder in den Sta­tis­tiken zu /Todesopfern rechter Gewalt/ auf, eine Gedenkver­anstal­tung oder die weit­ere Aufar­beitung des Mordes geschah bis zum Jahr 2012 jedoch nicht. Zum 20. Todestag organ­isierte das /Antifaschistische Net­zw­erk: Bran­den­burg-Prem­nitz-Rathenow/ Infover­anstal­tun­gen und, gemein­sam mit der Partei Die LINKE, eine Kundge­bung. Sei­ther find­en jährlich Ver­anstal­tun­gen statt um den Mord nicht in Vergessen­heit ger­at­en zu lassen.
 
In diesem Jahr will die Antifa Jugend Bran­den­burg gemein­sam mit der Linksju­gend [’sol­id], der AG Antifa und der Partei Die LINKE daran anknüpfen. Ger­ade die Entwick­lung der GIDA-Bewe­gun­gen, die nahezu täglich stat­tfind­en­den Bran­dan­schläge auf geplante Geflüchtete­nun­terkün­fte und die Bedro­hun­gen gegenüber Geflüchteten und deren Unterstützer_innen zeigen deut­lich, dass sich das poli­tis­che Kli­ma wan­delt. Gewalt­tätige Über­griffe sind fast wieder an der Tage­sor­d­nung und wir sehen die real­is­tis­che Gefahr, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis nicht nur geplante son­dern auch bewohnte Unterkün­fte bren­nen und wieder Men­schen ster­ben. Der Tod von Rolf Schulze zeigt deut­lich, wohin ras­sis­tis­che und klas­sis­tis­che Het­ze führt. Gegen diese gilt es am 07. Novem­ber auf die Straße zu gehen.
 
Novem­ber – 10 Uhr – Markgrafenplatz/Lehnin
 
Antifa Jugend Bran­den­burg | AG Anit­fa [BRB] | linksju­gend [’sol­id] BRB

Inforiot