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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Neonaziaufmarsch zum 18. März

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Sol­i­dar­ität­skundge­bung für verurteilte Neon­azi-Funk­tionäre geplant / Kaser­nen in Elstal als Kulisse für Mobil­isierungsvideos / Freie Kräfte spie­len Haup­trol­le / Gefan­gene­nun­ter­stützung bei Neon­azis Dauerthe­ma / Ver­such der Beset­zung von linken und  anti­ras­sis­tis­chen Aktion­sta­gen /  Gegen­proteste angekündigt

Am kom­menden Son­ntag beab­sichti­gen Neon­azis in Pots­dam eine Kundge­bung abzuhal­ten. Für diese geplante Ver­anstal­tung wird derzeit in den sozialen Medi­en u.a. mit Video­clips und Aktions­fo­tos gewor­ben. Tat­säch­lich liegt, laut Infor­ma­tio­nen von PNN und MAZ, eine Ver­samm­lungsan­mel­dung bei der Polizei vor. Dem­nach beab­sichtigt eine nicht näher genan­nte Pri­vat­per­son eine Kundge­bung vor dem Jus­tizzen­trum in der Jäger­allee durchzuführen. Hin­ter­grund der Ver­samm­lung soll der „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ sein. Gegen die Kundge­bung wur­den bere­its zwei Protestver­anstal­tun­gen angemeldet.

Sol­i­dar­ität­skundge­bung für verurteilte Neonazi-Funktionäre

02_2012.08.04 Bad Nenndorf Ursula Haverbeck spricht auf Neonaziaufmarsch
Kult­fig­ur des neon­azis­tis­chen Milieus: Holo­caustleugner­in Ursu­la Haver­beck. Hier während eines Neon­azi­auf­marsches am 4. August 2012 in Bad Nen­ndorf (Nieder­sach­sen)

Wer sich hin­ter den Organ­isieren­den der Neon­azi-Kundge­bung am kom­menden Son­ntag ver­birgt ist jedoch derzeit noch nicht abschließend gek­lärt. Die Ver­anstal­tenden sel­ber hal­ten sich auf ihren Mobil­isierungs­seit­en jeden­falls eher bedeckt. Sie fordern dort u.a. allerd­ings die Freilas­sung von verurteil­ten Führungs­fig­uren aus dem neon­azis­tis­chen Milieu, darunter der Holo­caustleugner­in Ursu­la Haver­beck und des Anti­semiten Sascha Krolzig (DIE RECHTE). Bei­de wur­den unlängst wieder wegen Volksver­het­zung verurteilt. Haver­beck hat­te am 30. Jan­u­ar 2016 in ein­er Berlin­er Gast­stätte wieder­holt den Holo­caust geleugnet, Krolzig den Vor­sitzen­den der jüdis­chen Gemeinde Herford/Detmold in einem Online Bericht 2016 als „frechen Juden­funk­tionär“ bezeichnet.

02_2017.03.18 Leipzig Sascha Krolzig sprucht bei Aufmarsch Die Rechte
Anti­semit Sascha Krolzig (DIE RECHTE) beze­ich­nete den Vor­sitzen­den der jüdis­chen Gemeinde Her­ford / Det­mold als „frechen Juden­funk­tionär“. Das Foto zeigt Krolzig während eines Neon­azi­auf­marsches am 18. März 2017 in Leipzig (Sach­sen).

Bei­de besitzen auch über neon­azis­tis­che Partei­gren­zen hin­aus eine gewisse Pop­u­lar­ität im Milieu, so dass beispiel­sweise der kür­zliche Rück­tritt des gesamten Bran­den­burg­er Lan­desvor­standes von DIE RECHTE sowie dessen Empfehlung an alle 36 Mit­glieder des Lan­desver­ban­des bis Ende Jan­u­ar 2018 die Partei zu ver­lassen nicht unbe­d­ingt eine Rolle spielt.

Andere Bran­den­burg­er Neon­azistruk­turen küm­mern sich offen­bar um die Bewer­bung der geplanten Ver­anstal­tung in Potsdam.

Kaser­nen in Elstal als Kulisse für Mobilisierungsvideos 

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Die Löwen-Adler-Kaser­nen in Elstal nutzten Neon­azis als Kulisse für Mobilisierungsaufnahmen.

Als Aus­drucksmit­tel dienen offen­bar in der Region gefer­tigte Aktions­fo­tos und Video­clips. Ein Großteil der auf der entsprechen­den Social­me­dia-Seite zum „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ veröf­fentlicht­en Auf­nah­men ent­standen beispiel­sweise in den leer ste­hen­den Löwen-Adler-Kaser­nen in Wuster­mark OT Elstal (Land­kreis Havelland).

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Auch dieses Gebäude auf dem Kaser­nen­gelände diente als Kulisse

Auf den Fotos und Videos sind mehrere ver­mummte Per­so­n­en erkennbar die wahlweise Parolen an Wände schreiben, Luft­bal­lons steigen lassen oder Fah­nen und Ban­ner zeigen. Auf einem Spruch­band wurde u.a. ein­mal mehr die Freilas­sung von Ursu­la Haver­beck gefordert. Weit­er­hin sind auf den Auf­nah­men die Bran­den­bur­gis­che Lan­des­flagge, eine schwarz-weiß-rote Reichs­fahne sowie eine schwarze Fahne von „Freien Kräften“ deut­lich erkennbar.

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In einem Raum ein­er mehrstöck­i­gen Kaserne hin­ter­ließen die Neon­azis einen Aufruf für den 18. März

Die ehe­ma­li­gen Mil­itärein­rich­tun­gen in Elstal wur­den in den 1930er Jahren ursprünglich für das Heer des NS Staates errichtet. Unter anderem waren dort Infan­terie­ver­bände der Wehrma­cht sta­tion­iert. Nach dem Zweit­en Weltkrieg wur­den dort zunächst Geflüchtete unterge­bracht. 1947 bis 1992 war das Gelände Teil ein­er großen Gar­ni­son der sow­jetis­chen Armee.

Seit dem Abzug des Mil­itärs ste­hen die Kaser­nen leer. Sie sind heute in einem ver­wahrlosten Zus­tand und rel­a­tiv leicht begehbar.

Freie Kräfte spie­len Hauptrolle

2016.03.22 Potsdam POGIDA Marsch Aktionsgemeinschaft Asylhuette
Pots­damer Neon­azis und Sym­pa­thisierende der „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ liefen im Früh­jahr 2016 als Aktion­s­ge­mein­schaft „Asyl­huette in Pots­dam? Kannste Knick­en!“ bei POGI­DA-Aufmärschen in Pots­dam mit.

An Hand der bish­er veröf­fentlicht­en Mobil­isierungsaufrufe zum geplanten „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ , ins­beson­dere dem Video­ma­te­r­i­al aus Elstal, scheinen vor allem so genan­nte „Freie Kräfte“ aus West­bran­den­burg  eine fed­er­führende Rolle in der Organ­isierung der Ver­samm­lung zu spielen.

Ins­beson­dere die „Freien Kräfte Prig­nitz“ und die „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ (FKN) treten darüber hin­aus bei der Bewer­bung der Kundge­bung auf ihren Social­me­dia-Seit­en in den Vorder­grund. Einzelne bekan­nte Akteure dieser Grup­pierun­gen sind zu dem, trotz Ver­schleierung der Gesichter, auf Mobil­isierungsauf­nah­men, die auf der Social­me­dia-Seite „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ erstveröf­fentlicht wur­den, erkennbar.

Aktivis­ten der FKN trat­en in der jüng­sten Ver­gan­gen­heit auch gemein­sam mit Pots­damer Neon­azis unter dem Label „Asyl­huette in Pots­dam? Kannste knick­en!“ in Erschei­n­ung. Mehrfach wur­den Ban­ner dieser Aktion­s­ge­mein­schaft beispiel­sweise bei Aufzü­gen des Pots­damer PEGI­DA-Ablegers POGIDA im Früh­jahr 2016 gezeigt.

Gefan­gene­nun­ter­stützung bei Neon­azis Dauerthema

04_2015.10.24 Neuruppin Kundgebung von NPD und Freien Kraeften
Braune Gefan­genen­hil­fe: Neon­azikundge­bung am 24. Okto­ber 2015 vor dem Amts­gericht in Neuruppin.

Es ist übri­gens auch nicht das erste mal das Neon­azis aus West­bran­den­burg Sol­i­dar­ität­skundge­bun­gen für verurteilte und/oder inhaftierte Gesin­nungsgenossen organisieren.

Am 5. Juli 2014 ver­anstal­tete eine „Alter­na­tive Jugend Havel­land“ eine Kundge­bung mit 25 Teil­nehmenden, der Großteil bekan­nte Sym­pa­thisierende der „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“, in Bran­den­burg an der Hav­el. Dabei wurde sich u.a. mit dem in ein­er örtlichen JVA inhaftierten Holo­caustleugn­er Horst Mahler solidarisiert.

Am 25. Okto­ber 2014 ver­anstal­tete die neon­azis­tis­che „Gefan­genen­hil­fe“ unter dem Mot­to: „Sol­i­dar­ität gegen staatliche Repres­sio­nen – Gemein­sam gegen Iso­la­tion“ eine Ver­samm­lung in Bran­den­burg an der Hav­el. Unter den 80 Teil­nehmenden waren vor allem Partei­funk­tionäre von NPD und JN, vom III. Weg sowie bekan­nte Akteure „Freier Kräfte“ aus Westbrandenburg.

Am 24. Okto­ber 2015 ver­sam­melten sich 80 Neon­azis unter dem Mot­to: „Die Gedanken sind frei…“ zu ein­er Kundge­bung vor dem Amts­gericht in Neu­rup­pin (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin). In einem Rede­beitrag erin­nerte u.a. ein führen­der Kopf der „Freien Kräfte Neu­rup­pin-Osthavel­land“ an die Inhaftierten Holo­caustleug­nen­den Ursu­la Haver­beck, Horst Mahler und Ernst Zündel.

Ver­such der Beset­zung von linken und anti­ras­sis­tis­chen Aktionstagen

Bemerkenswert ist jedoch, dass Neon­azis ihre Gefan­genen­hil­fe erst­mals am 18. März zu propagieren und damit offen­bar ein­mal mehr ver­suchen einen Aktion­stag der radikalen Linken für die Ver­bre­itung  neon­azis­tis­ch­er Ide­olo­gie zu besetzen.

Der 18. März wurde näm­lich ursprünglich 1923 unter dem Mot­to: „Inter­na­tionaler Tag der Hil­fe für die poli­tis­chen Gefan­genen“ von der „Inter­na­tionalen Roten Hil­fe“ ins Leben gerufen und 1996 als „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ von der Roten Hil­fe eV wiederbelebt.

Das Datum soll an den Auf­s­tand der Paris­er Kom­mune im Jahr 1871, deren Zer­schla­gung sowie an die anschließende Verurteilung von mehreren tausend Kom­mu­nar­den zu meist lebenslanger Haft erinnern.

Des Weit­eren find­en im Zeitraum vom 12. zum 25. März 2018 die „inter­na­tionalen Wochen gegen Ras­sis­mus“ statt. In Pots­dam wird es in diesem Rah­men u.a. Work­shopange­bote und Lesun­gen geben. Hin­ter­grund dieser Ver­anstal­tun­gen ist der „Inter­na­tionale Tag für die Besei­t­i­gung ras­sis­tis­ch­er Diskri­m­inierung“ (21. März).

Gegen­proteste angekündigt 

Indes rief das zivilge­sellschaftliche Aktions­bünd­nis „Pots­dam beken­nt Farbe“ im Social­me­dia zu Protesten gegen die neon­azis­tis­che Ver­samm­lung auf. „Wenn neona­tion­al­sozial­is­tis­che Kräfte in unser­er Stadt Geschicht­sre­vi­sion­is­mus betreiben, müssen sie selb­stver­ständlich mit entsch­ieden­em Wider­spruch rech­nen“, so das Bünd­nis im Socialmedia.

Ab 14:00 Uhr ist beispiel­sweise eine Kundge­bung unter dem Mot­to: „Für eine men­schen­fre­undliche Gesellschaft ohne Hass“ in der südlichen Jäger­allee, in der Nähe der Neon­aziver­samm­lung, geplant.

Eine weit­ere Demon­stra­tion gegen die Neon­azis wurde von ein­er Poli­tik­erin der Partei DIE.LINKE angemeldet und soll außer­dem ab 13.00 Uhr am Platz der Ein­heit starten. End­punkt dieser Ver­samm­lung wird das nördliche Ende der Jäger­allee, eben­falls in Nähe zur Neon­aziver­samm­lung, sein.

Foto­ma­te­r­i­al auf Flickr: HIER

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Arbeit & Soziales

Spendenaufruf: Bus nach antirassistischer Demo zerstört

Nach der Demon­stra­tion „Frauen* gemein­sam gegen Ras­sis­mus und Ungerechtigkeit“ am Samstag
10.03.2018 in der Cot­tbuser Innen­stadt wurde der Bus des Pro­jek­ts „OTTO“ von Chance e.V.
ver­mut­lich durch Rechte mutwillig zer­stört. Der Sach­schaden beläuft sich auf mehrere Tausend
Euro. Daher rufen die Vere­ine Chance e.V., die Opfer­per­spek­tive e.V. und Women in Exile &
friends drin­gend dazu auf für die Reparatur zu spenden.
Auf­grund eines leicht­en tech­nis­chen Defek­ts blieb der Bus zunächst nach dem Ende der Demon­stra­tion am Sam­stag auf dem Park­platz am Oberkirch­platz in Cot­tbus ste­hen. Bere­its in der Nacht zu Son­ntag wurde dort durch Unbekan­nte der Aus­puff mit Bauschaum aus­ge­sprüht. Der Bus war dadurch nicht mehr fahrtauglich. In der Nacht zu Mon­tag wur­den dann, von ver­mut­lich mehreren Tätern, zwölf Scheiben eingeschla­gen. Da der Bus sehr klar der sol­i­darischen Demon­stra­tion am Sam­stag zugerech­net wurde, kann von einem geziel­ten Vorge­hen von recht­en Tätern aus­ge­gan­gen wer­den. Der Bus wurde als Sym­bol und stel­lvertre­tend für Alle ange­grif­f­en, die an dem Tag in Cot­tbus für eine sol­i­darische Gesellschaft und gegen Ras­sis­mus auf die Straße gegan­gen sind.
Der Bus wird aktuell für das Kul­tur- und Begeg­nung­spro­jekt „OTTO – der Bus“ des Vere­ins Chance e.V. in der Region Märkisch-Oder­land gebraucht und ste­ht diesem auf­grund der Beschädi­gun­gen derzeit nicht mehr zur Ver­fü­gung. Das Pro­jekt wird von der Robert-Bosch-Stiftung finanziert und gehörte zu den Gewin­ner­pro­jek­ten im Pro­gramm „Neu­land“, welch­es sich für eine demokratis­che Entwick­lung des ländlichen Raums stark macht.
Der Vere­in Chance e.V. will unbe­d­ingt das Pro­jekt weit­er führen und bit­tet daher um finanzielle Unter­stützung für die Reparatur des Busses.
Spenden bitte auf fol­gen­des Konto:
Opfer­per­spek­tive e.V.
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE34100205000003813100
BIC: BFSWDE33BE
Betr­e­ff: Bus-Schaden Cot­tbus (bitte unbe­d­ingt angeben!)

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Sonstiges

Anzahl rechter Gewalttaten ungebrochen hoch

Der Vere­in Opfer­per­spek­tive e.V. hat 2017 im Land Bran­den­burg 171 rechte Angriffe reg­istri­ert. Dies stellt einen Rück­gang gegenüber den Vor­jahren (2016: 221, 2015: 203) dar. Die Zahl der recht­en Gewalt­tat­en liegt immer noch deut­lich über dem Niveau des Zeitraums von 2002 bis 2014. Die Summe der gezählten Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­te (148) ist die zwei­thöch­ste Zahl, die jemals im Rah­men des Mon­i­tor­ings durch die Beratungsstelle erfasst wurde.
Das häu­fig­ste Tat­mo­tiv war 2017 Ras­sis­mus: 84 Prozent aller Tat­en lag diese Moti­va­tion zu Grunde. Dies ist ein erneuter Anstieg gegenüber 2016 (79 Prozent). In der Mehrzahl dieser Fälle waren Geflüchtete von den Attack­en betrof­fen. Hierzu erk­lärt Judith Porath, Geschäfts­führerin der Opfer­per­spek­tive: „Die ras­sis­tis­che Gewaltwelle, die vor allem geflüchtete Men­schen bet­rifft, muss endlich gestoppt wer­den. Eine Gesellschaft, in der sich Alteinge­sessene und Neuangekommene auf Augen­höhe begeg­nen kön­nen, ist nicht möglich, solange die Orte fehlen, an denen sich Geflüchtete angst­frei bewe­gen können.“
Neben den 143 durch die Opfer­per­spek­tive reg­istri­erten ras­sis­tis­chen Gewalt­tat­en (2016: 175) wur­den 25 (2016: 24) Angriffe durch Rechte auf poli­tis­che Gegner_innen verübt. Zwei Über­griffe auf nicht-rechte und alter­na­tive Per­so­n­en (2016: 14) wur­den erfasst, außer­dem ein Angriff aus ein­er sozial­dar­win­is­tis­chen Moti­va­tion her­aus. Mehrheitlich han­delte es sich bei den der Beratungsstelle bekan­nt gewor­de­nen Gewalt­tat­en um Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­te, davon 79 ein­fache und 69 gefährliche Kör­per­ver­let­zun­gen (2016: 85/101). In Bran­den­burg wur­den 2017 zwei rechtsmo­tivierte Brand­s­tiftun­gen, in Tem­plin und Krem­men, verübt (2016: 9). Der Molo­tow­cock­tail-Anschlag von Krem­men wird durch die Opfer­per­spek­tive als ver­sucht­es Tötungs­de­likt gew­ertet. Des weit­eren wur­den eine ver­suchte schwere Kör­per­ver­let­zung, 13 Fälle von Nöti­gung und Bedro­hung (2016: 13), 3 mas­sive Sachbeschädi­gun­gen (2016: 6), ein rechtsmo­tiviert­er Raub und ein Fall von Land­friedens­bruch sta­tis­tisch erfasst. In zwei Fällen ver­sucht­en ras­sis­tisch motivierte Täter mit­tels Kraft­fahrzeu­gen, Per­so­n­en zu verletzen.
Von den Angrif­f­en waren 2017 264 Per­so­n­en direkt betrof­fen (2016: 335) und 161 Per­so­n­en indi­rekt (2016: 196), z.B. als Zeug_innen oder Ange­hörige. Von einem großen Dunkelfeld ist nach Ansicht der Opfer­per­spek­tive auszuge­hen. Deut­lich zugenom­men hat die Zahl der betrof­fe­nen Kinder (vol­len­detes 13. Leben­s­jahr oder jünger). Die Opfer­per­spek­tive erlangte Ken­nt­nis von 35 Kindern, die 2017 Opfer rechter Gewalt­täter wur­den – eine deut­liche Zunahme gegenüber 2016 (22) und 2015 (26).
Der schon 2016 erkennbare Trend der regionalen Aus­d­if­feren­zierung bezüglich rechter Gewalt­tat­en hat sich auch 2017 fort­ge­set­zt und weit­er ver­stärkt. Die kre­is­freie Stadt Cot­tbus ist mit 32 rechtsmo­tivierten Angrif­f­en erneut der Ort mit den meis­ten reg­istri­erten Angrif­f­en. Dies stellt die zwei­thöch­ste Zahl rechter Über­griffe dar, die durch die Opfer­per­spek­tive jemals in einem Land­kreis bzw. ein­er kre­is­freien Stadt reg­istri­ert wurde (Höch­stzahl 41, eben­falls Cot­tbus, 2016). Gle­ichzeit­ig gibt es in anderen Regio­nen teils erhe­bliche Rück­gänge: In Spree-Neiße (von 27 Angrif­f­en auf 8 Angriffe), Frank­furt (Oder) (von 16 Angrif­f­en auf 5 Angriffe), in Märkisch-Oder­land (von 13 Angrif­f­en auf 2 Angriffe) und im Havel­land (von 11 Angrif­f­en auf 2 Angriffe) zeigt sich diese Entwick­lung beson­ders deut­lich. Dem ent­ge­gen ste­hen Steigerun­gen der Angriff­szahlen in Tel­tow-Fläming (14, 2016:11), Ober­hav­el (12, 2016:11), Barn­im (11, 2016: 5) und der Prig­nitz (8, 2016: 5). Neben Cot­tbus bleibt der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin mit 16 recht­en Gewalt­de­lik­ten (2016: 21) ein Schw­er­punkt rechter Gewalt in Brandenburg.
In Cot­tbus hat sich in der Stadt eine gewalt­tätige Stim­mung, vor allem gegenüber Geflüchteten, ver­fes­tigt. Mit den Demon­stra­tio­nen des ras­sis­tis­chen Vere­ins „Zukun­ft Heimat“ ist eine Mobil­isierungsplat­tform ent­standen, die unter­schiedlich­ste Strö­mungen des lokalen, regionalen und über­re­gionalen recht­en Spek­trums vere­int und ver­net­zt. „Ras­sis­tis­che Gewalt wird durch die aktuelle Straßen­mo­bil­isierung legit­imiert, indem sie als „Notwehr“ gegen einen ange­blichen, durch Zuwan­derung bed­ingten „Volk­saus­tausch“ umgedeutet wird“, erläutert Judith Porath. Auch die örtliche rechte Hooli­gan­szene besucht die Demon­stra­tio­nen in Cot­tbus. So kommt es im Umfeld dieser Ver­anstal­tun­gen wieder­holt zu Über­grif­f­en auf poli­tis­che Gegner_innen aus diesem Per­so­n­enkreis. Die Opfer­per­spek­tive sieht die Gefahr, dass Cot­tbus zum Vor­bild für ras­sis­tis­che Kam­pag­nen in weit­eren Kom­munen im Land Bran­den­burg wird.
Anbei Sie das Hin­ter­grund­pa­pi­er der Opfer­per­spek­tive zur Veröf­fentlichung der Jahressta­tis­tik 2017 mit aus­führlichen Analy­sen sowie die grafis­che Aufar­beitung der Sta­tis­tik. Die Grafiken sind unter Nen­nung der Quelle (Peer Neumann/ Opfer­per­spek­tive) frei verwendbar.

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Bildung & Kultur Gender & Sexualität

Feminismus geht uns alle an!“

## queer­fem­i­nis­tis­che Aktion­stage am 16. und 17.03. ## Konz­ert und Workshops ##
Am 16. und 17.03.2018 find­en die vom Utopia e.V. organ­isierten, queer­fem­i­nis­tis­chen Tage in Frank­furt (Oder) statt. An bei­den Tagen wird sich dabei einge­hen­der mit den The­men Queer­fem­i­nis­mus und Fem­i­nis­mus auseinandergesetzt.
„Wir wollen ein Bewusst­sein für Geschlecht­si­den­titäten fernab gängiger Rol­len­vorstel­lun­gen von Mann und Frau schaf­fen. Es gibt viele Men­schen, die sich von der Gesellschaft eingeschränkt fühlen, wenn sie einzig und allein nach het­ero­sex­uellen Nor­men und ihrem biol­o­gis­chen Geschlecht beurteilt wer­den. Die Per­sön­lichkeit eines Men­schen macht noch viel mehr aus.“, so Paula Schnür­pel, für den Utopia e.V.
Am 16.03 geht es um 20 Uhr los mit einem queer­fem­i­nis­tis­chen Spek­takel mit ver­schiede­nen Bands im „Frosch – Der Club“ (Ziegel­straße 36, 15230
Frank­furt (Oder)). Gym Ton­ic, Bechamel und Boston Cur­tis wer­den Songs quer durchs Punkrock­genre zum Besten geben. Am 17.03. fol­gen, ein­geleit­et von einem Ein­führungsvor­trag zum The­ma Queer­fem­i­nis­mus, zwei Work­shops zu den The­men „Schwanger­schaftsab­bruch? — Mein Kör­p­er gehört mir! Fem­i­nis­tis­che Per­spek­tiv­en auf eine umkämpfte Debat­te“ sowie „Let‘s talk about Sex!“, einem Work­shop, der sich spez­i­fisch an Men­schen mit Frauen*Lesben*Trans*Inter* (FLTI*) — Geschlecht­si­den­titäten richtet und in dem den Teil­nehmenden Wege aufgezeigt wer­den sollen, wie sie offen über ihre Sex­u­al­ität kom­mu­nizieren kön­nen. Zum krö­nen­den Abschluss des Woch­enen­des wird es ein Queer-Din­ner für die Teilnehmer*innen der Bil­dungsver­anstal­tun­gen mit der Möglichkeit, Erfahrun­gen auszu­tauschen und sich weit­er ken­nen­zuler­nen, geben. Bei­de Work­shops und das Din­ner find­en im Kon­tak­t­laden des Utopia e.V. in der Berlin­er Straße 24 in 15230 Frank­furt (Oder) statt.
„Fem­i­nis­mus geht uns alle an! Wir wollen dazu beitra­gen, die Unter­drück­ung durch das Patri­ar­chat zu über­winden und für Gle­ich­berech­ti­gung und Chan­cen­gle­ich­heit aller ein­ste­hen. Nicht nur die aktuelle ‘Me too‘ — Debat­te, die in den Medi­en aufge­grif­f­en wurde, zeigt uns, dass es Zeit ist, daran etwas zu ändern.“, so Tony Poes­dorf weit­er für den Utopia e.V.
Das Pro­jekt wird aus Mit­teln des Quartiers­fonds im Rah­men vom Städte­bauförderung­spro­gramm „Soziale Stadt“ finanziert.
Weit­ere Infor­ma­tio­nen zum Ver­anstal­tungswoch­enende unter:
http://utopiaffo.blogsport.de/category/queerfeministische-tage-2018/
Frank­furt (Oder), den 12. März 2018

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(Anti-)Rassismus Arbeit & Soziales Flucht & Migration Law & Order Sonstiges

Geflüchtete haben ein Recht auf Leistungen!

Das Barn­imer Grund­sicherungsamt zahlt zahlre­ichen Geflüchteten sys­tem­a­tisch zu wenig Geld aus und macht mit Bargel­dauszahlung den Betrof­fe­nen das Leben schw­er. Men­schen im Kirchenasyl wer­den die Leis­tun­gen kom­plett gekürzt, die Betrof­fe­nen bleiben dadurch sog­ar ohne Krankenversicherung.
Kundge­bung, 27.3.2018, 17 Uhr
Eber­swalde, Friedrich-Ebert-Straße
direkt vor dem Grund­sicherungsamt (Paul-Wun­der­lich-Haus)
Offen­er Brief an den Barn­imer Lan­drat Bodo Ihrke
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Grund­sicherungsamt: L@s refugiad@s tienen el dere­cho a la ayu­da social!
La ofic­i­na de asis­ten­cia social (Grund­sicherungsamt) Barn­im, sis­tem­ati­ca­mente no paga el dinero sufi­ciente, y con pago en efec­ti­vo en vez de trans­fer­en­cia difi­cul­ta la vida de las per­sonas afec­tadas. A las per­sonas acogi­das por la igle­sia inclu­so se les recor­ta la ayu­da por com­ple­to, l@s afectad@s ya ni siquiera tienen seguro medico.
Man­i­festación: 27 de mar­zo 2018, 5 p.m.
Eber­swalde, Friedrich-Ebert-Straße
delante del Grund­sicherungsamt (Paul-Wun­der­lich-Haus)
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Grund­sicherungsamt: Qax­oo­tigu wax­ay xaq u leey­i­hi­in gar­gaar lacageed!
Sooshiyaal­ka Deg­ma­da Barn­im nidaam ahaan wax­ay qox­ooti badan siiyaan lacag aad u yar oo gacan­ta laga siiyo taas oo saa­mayn adag ku yee­lanaysa nolosha.
Dad­ka hela mag­a­l­galya­da kani­isa­da wax­aa laga jara dhamaan gar­gaar­ka ay xaqa u leey­i­hi­in, taasne dad ayay saa­maysay oo xata aan helin caymiska caafimaadka.
Kulan­ka 27.03.2018 saa­ca­da 17:00
Goob­ta Eber­swalde, Friedrich-Ebert-Straße.
Wax­ay toos uga soo hor­jee­da dhis­ma­ha sooshiyaalka.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Gender & Sexualität Law & Order

Demonstration „Frauen gegen Rassismus und Ungerechtigkeit“

Anlässlich des Inter­na­tionalen Frauen­t­ages demon­stri­erten am Sam­stag, den 10. März, rund 250 Men­schen durch die Cot­tbuser Innen­stadt. Das Net­zw­erk, welch­es zur Demon­stra­tion aufgerufen hat­te, machte in Rede­beiträ­gen und Sprechchören deut­lich, dass Ras­sis­mus in Cot­tbus und über­all ein Ende haben muss. Der bunte Protest wurde durch Über­griffe von Geg­n­ern der Demon­stra­tion über­schat­tet. In der Nacht von Son­ntag auf Mon­tag wurde der von der Organ­i­sa­tion Women in Exile genutzte Omin­bus auf dem Oberkirch­platz in Cot­tbus schw­er beschädigt.

Die Angriffe während und nach der Demon­stra­tion von Frauen und Geflüchteten zeigen erneut, wie hem­mungs­los in Cot­tbus gegen Ander­s­denk­ende vorge­gan­gen wird. Vor den Augen der Polizei und trotz erhöhter Polizei-Präsenz in Cot­tbus wurde die Demon­stra­tion von zahlre­ichen Vor­fällen über­schat­tet. „Für uns ist klar, dass die Zer­störung des Busses ein geziel­ter Angriff war. Genau die ras­sis­tis­chen und frauen­feindlichen Zustände in Cot­tbus, die von uns kri­tisiert wur­den, haben sich hier wieder ein­mal bestätigt. Wir lassen uns davon aber nicht ein­schüchtern und fordern die Politiker*innen der Stadt auf, endlich Posi­tion zu beziehen und einzu­greifen.“, so Eliz­a­beth Ngari von Women in Exile and Friends. Sie fährt fort: „Die anti­ras­sis­tis­che Arbeit im all­ge­meinen und ins­beson­dere für Frauen ist und bleibt notwendig!“

Die Demon­stra­tion führte von Sandow in die Cot­tbuser Innen­stadt. Am Blechen Car­ree fand eine Zwis­chenkundge­bung statt, bei der eine Demon­stran­tin noch ein­mal expliz­it über die Ras­sis­muser­fahrun­gen berichtete, die sie täglich in Cot­tbus machen muss: „Nicht einen Tag kann ich in Cot­tbus ungestört auf die Straße gehen. Wenn ich mich in der Straßen­bahn in mein­er Mut­ter­sprache unter­halte, fordern mich fremde Men­schen dazu auf, Deutsch zu sprechen. Das erlebe nicht nur ich so. Vie­len anderen Frauen in Cot­tbus erge­ht es ähnlich.“

Auf der Route zum Ort der Abschlusskundge­bung wurde die Demon­stra­tion in der Berlin­er Straße von einem Mann mit Blu­men­töpfen attack­iert. Nie­mand wurde getrof­fen. Der Vor­fall wurde der Polizei gemeldet und der Angreifer von Beamten gesichtet. Den­noch schrieb die Polizei im Nach­gang, dass es während der Ver­anstal­tung keine Vorkomm­nise gab. Nur wenige Stun­den später wurde der Begeg­nungs­bus, der dem Jugend­fördervere­in Chance e.V. gehört und mit dem einige Demon­stri­erende nach Cot­tbus gekom­men waren, beschädigt.

Der Bus kon­nte wegen eines tech­nis­chen Defek­ts zunächst nicht weit­er fahren und wurde an der Oberkirche abgestellt. Laut Aus­sagen eines Anwohn­ers wurde der Aus­puff des Busses bere­its am Abend nach der Demon­stra­tion mit Bauschaum verklebt. In der Nacht von Son­ntag auf Mon­tag wur­den dann die Scheiben eingeschla­gen – ver­mut­lich durch min­destens zwei Personen.

Auch Christoph Berndt, Vere­insvor­sitzen­der von Zukun­ft Heimat, zeigte sich pro­voka­tiv bei­der Abschlusskundge­bung auf dem Oberkirch­platz. Nach­dem die Protestieren­den laut­stark gefordert hat­ten, dass Berndt die Demon­stra­tion ver­lassen solle, wurde er von der Polizei des Ortes ver­wiesen. Er beobachtete diese von einem ent­fer­n­teren Punkt aus weiter.

Es zeigt sich, dass der Hass, der durch Zukun­ft Heimat und andere in die Stadt getra­gen wird, auch zu Gewalt wird. Was haben Men­schen gegen Frauen, die vor Gewalt hierher
geflo­hen sind? Warum sollen ger­ade sie wieder zu Opfern wer­den – im All­t­ag oder am Rande von Demon­stra­tio­nen? Wir wer­den diese Frauen weit­er unter­stützen, um sich zur Wehr zu set­zen gegen Gewalt und Unter­drück­ung – hier und über­all!“ so Luise Mey­er von Cot­tbus Nazfrei.

Der bis­lang geschätzte Schaden am Bus beläuft sich auf mehrere Tausend Euro. Um finanzielle Unter­stützung wird gebeten.

Spenden kön­nen auf fol­gen­des Kon­to über­wiesen werden:

Opfer­per­spek­tive e.V.

Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE34100205000003813100

BIC: BFSWDE33BE

Betr­e­ff: Bus-Schaden Cot­tbus (bitte unbe­d­ingt angeben)

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Gender & Sexualität Law & Order

Cottbus: Bus einer Initiative geflüchteter Frauen zerstört

INFORIOT – Anlässlich des inter­na­tionalen Frauen*kampftages fand am ver­gan­genen Sonnabend, den 10. März, eine anti­ras­sis­tis­che Frauen*demonstration in Cot­tbus mit etwa 250 Teil­nehmenden statt. Über­schat­tet wurde die Ver­anstal­tung durch einen mut­maßlich von Neon­azis verübten Anschlag auf den Bus von “Women in Exile”, eines Vere­ins geflüchteter Frauen, die zur Demon­stra­tion aufgerufen hatten.
Foto: Inforiot
Frauen* demon­stri­eren gegen Ras­sis­mus und Ungerechtigkeit
Neben Women in Exile wurde die Demon­stra­tion unter­stützt durch Cot­tbus Naz­ifrei! und der Opfer­per­spek­tive e.V. und richtete sich gegen den durch den neu-recht­en Vere­in „Zukun­ft Heimat“ geschürten Ras­sis­mus in der Stadt. Bei „Zukun­ft Heimat“ han­delt es sich um eine nach außen als heimatver­bun­den darstel­lende Ini­tia­tive, die jedoch mit Unter­stützung des Crowd­found­ing­pro­jek­ts „Ein Prozent“ eine völkisch-nation­al­is­tis­che und ras­sis­tis­che Kam­pagne in Cot­tbus aus­trägt. Teil dieser Kam­pagne sind Demon­stra­tio­nen, an denen in jüng­ster Ver­gan­gen­heit bis zu mehreren Tausend Men­schen aus dem ver­schieden­sten ras­sis­tis­chen und neon­azis­tis­chen Spek­tren aus der Region, aber auch über­re­gion­al teilnahmen.
Foto: Inforiot
Cot­tbusser Drohkulisse
Die Demon­stra­tion startete am Muskow­er Platz in Sandow, einem Ort­steil am Rande von Cot­tbus. In mit­ten ein­er Plat­ten­baukulisse trafen die Demonstrant*innen auf die Cot­tbuser Real­ität, denn im gesamten Ort­steil rangen asylfeindliche Parolen an den Wän­den und Stromkästen, die dort mut­maßlich nicht erst zur Demon­stra­tion ange­bracht wurden.
Foto: Ney Sommerfeld
Nach ein­er kurzen Auf­tak­trede bewegte sich die Demon­stra­tion in Rich­tung des Einkauf­szen­trums Blechen-Car­ré, eines der Haup­taus­tra­gung­sorte gewalt­tätiger Auseinan­der­set­zung in der Cot­tbusser Innen­stadt zwis­chen deutschen Jugendlichen und Geflüchteten. Dort wurde eine Zwis­chenkundge­bung abge­hal­ten. Am Rande der Kundge­bung echauffierten sich einige Anwohner*innen über das Demon­stra­tions­geschehen, schließlich sei das Aus­bleiben der Kund­schaft an den Demon­stra­tionsta­gen ein Ver­lust­geschäft für den Einzel­han­del. Andere Neon­azis, augen­schein­lich aus der Secu­ri­tygewerbe und dem Hooli­gan-Milieu schaut­en sich das Geschehen am Rande der Demon­stra­tion an, darunter auch der IB-Aktivist Mar­cus W. Laut Augen­zeu­gen­bericht­en flo­gen im späteren Ver­lauf der Demon­stra­tion Blu­men­töpfe auf den Aufzug.
Screenshot: Twitter
Vom Blechen-Car­ré aus ging es dann in die Innen­stadt zum Oberkirch­platz, wo die Demon­stra­tion mit ein­er Abschlusskundge­bung mit Rede­beiträ­gen, Live-Musik und Essen been­det wurde. Auch der Vor­sitzende von „Zukun­ft Heimat“, Christoph Berndt, ver­suchte in Mit­ten der Abschlusskundge­bung auf den Oberkirch­platz zu stören. Friedlich, aber bes­tim­mend wurde er von den Organisator*innen und den Demonstrant*innen von der Kundge­bung verwiesen.
Foto: Ney Sommerfeld
Bus von Aktivist*innnen zerstört
Wie im Nach­gang der Demon­stra­tion bekan­nt gewor­den ist, verübten mut­maßlich Neon­azis einen Angriff auf den Bus von Women in Exile. Wie die Lausitzer Rund­schau berichtet, blieb der Bus wegen eines Schadens an der Elek­trik zunächst am Sam­sta­gnach­mit­tag am Oberkirch­platz liegen. Abends soll dann Bauschaum in den Aus­puff geschüt­tet, später dann Scheiben eingeschla­gen wor­den sein. Das Fahrzeug ist kom­plett fahrun­tüchtig und musste am heuti­gen Mon­tag vom Oberkirch­platz abgeschleppt werden.
Foto: privat
Am kom­menden Sonnabend will „Zukun­ft Heimat“ erneut durch Cot­tbus demon­stri­eren. Von Gegen­protesten ist derzeit­ig nichts bekannt.
Weit­ere Bilder zur Demon­straion: hier.

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Antifaschismus Law & Order

Neonaziaufmarsch in Potsdam – No Way!

Am 18.03.2018 wird im preußis­chen Dis­ney­land Pots­dam eine Kundge­bung von Neon­azis stat­tfind­en. Wen über­rascht es? – Der Bau der Gar­nionkirche hat ja auch begonnen. Neon­azis aus Bran­den­burg haben angekündigt den Tag der poli­tis­chen Gefan­genen feiern zu wollen, um an ihre ras­sis­tis­chen Kamerad*innen – ein­schließlich Holocaustleugner*innen und Antisemiten*innen – zu erin­nern. Das wer­den wir nicht zulassen!
Ihre Kundge­bung soll gegen 14 Uhr vor dem Jus­tizzen­trum in der Jäger­allee stattfinden.
In Zeit­en, in denen nation­al­is­tis­che und recht­skon­ser­v­a­tive Ansicht­en der Groß­parteien immer mehr Zus­pruch find­en und die AfD im Bun­destag ohne Wider­spruch offen gegen „Nicht-Deutsche“ het­zt, ist es um so wichtiger sich Neon­azis entgegenzustellen.
Doch wer steckt dahinter?
Derzeit geschieht die Haup­tor­gan­i­sa­tion über die Face­book­seite „Tag des poli­tis­chen Gefan­genen“. Bis jet­zt haben sie bere­its mehrere Bilder und Videos gepostet. Darunter sind Forderun­gen wie die Frei­heit für die Holocaustleugner*in Ursu­la Haver­beck oder auch die Abschaf­fung des Volksver­het­zungspara­graphen §130. Aus Face­book lässt sich außer­dem schließen, dass die Kundge­bung sowohl von den soge­nan­nten „Freien Kräften“ aus dem west­lichen Bran­den­burg, als auch von anderen nation­al­is­tis­chen Seite bewor­ben wird. Erstere wer­den ver­mut­lich organ­isatorische Auf­gaben übernehmen.Doch auch die Pots­damer Neon­azis um „Freies Pots­dam“ herum bewer­ben diese Ver­anstal­tung. Das heißt, dass sich bei der Kundge­bung Neon­azis aus ganz Bran­den­burg & Berlin sam­meln wer­den und ihre Scheiße von sich lassen wollen.
Nazis in unser­er Stadt? Bildet Ban­den macht sie platt!
Es wird am 18.03.2018 mehrere Kundge­bun­gen und Demon­stra­tio­nen gegen das Neon­azi­aufge­bot geben. Wir kön­nen uns nicht darauf ver­lassen, dass schon irgendw­er die Kundge­bung ver­hin­dern wird. Dafür sind wir alle gemein­sam ver­ant­wortlich! Also geht auf die Straße! Seid mobil unter­wegs! Wir wer­den diese Kundge­bung zu ver­hin­dern wissen!
Achtet auf den Tick­er Pots­dam (#Tick­er­Pots­dam) und weit­ere Ankündigungen!
Kein Neon­azi­auf­marsch in dieser Stadt!
Aler­ta Antifaschista!

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Sie nannten mich Benjamin – Erhard Stenzel“

Die Pots­damer Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes – Bund der
Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten (VVN-BdA) zeigt im Rah­men der
jährlich im April stat­tfind­en­den Gedenkver­anstal­tun­gen zur Befreiung der
nation­al­sozial­is­tis­chen Konzen­tra­tionslager in Bran­den­burg am 13.04.2018
im Pots­damer Buch­laden Sput­nik den Doku­men­tarfilm „Sie nan­nten mich
Ben­jamin – Erhard Sten­zel“. Der Film berichtet aus dem Leben von Erhard
Sten­zel, dem let­zten noch leben­den deutschen Résis­tance-Kämpfer und
Wehrma­cht­de­ser­teur. Als 17jähriger wurde Erhard Sten­zel zur Wehrmacht
einge­zo­gen. Als seine Ein­heit nach Frankre­ich ver­legt wurde, desertierte
er und lief zum Wider­stand über.
Generell ste­ht bei der Ver­anstal­tung the­ma­tisch der Wider­stand­skampf der
Résis­tance im Vorder­grund. Etwa 1000 Men­schen unterschiedlichster
Herkun­ft kämpften seit 1940 an der Seite der franzö­sis­chen Résistance.
Zu ihnen zählten neben Erhard Sten­zel auch die Eltern unseres Gastes
Charles Melis.
Dr. sc. Charles Melis, 1944 in Süd­frankre­ich geboren, ist der Sohn der
Résis­tancekämpfer Ernst Melis und der Nieder­län­derin Reina
Wes­sels-Melis. Seine Eltern waren von Anbe­ginn des deutschen
Nation­al­sozial­is­mus aktive Wider­stand­skämpfer an unter­schiedlichen Orten
in Europa. Ernst Melis über­nahm 1943 die Leitung der deutschsprachigen
Zeitung „Sol­dat am Mit­telmeer“, mit der Aufk­lärungsar­beit unter den
Wehrma­cht­sol­dat­en geleis­tet wurde. Er war zudem Mit­glied des Komitees
„Freies Deutsch­land“ für den West­en. Reina Melis hat­te Kon­tak­te zu einer
MOI-Par­ti­sa­nen­gruppe, arbeit­ete als Kranken­schwest­er in Car­cas­sonne und
hat­te Verbindun­gen zum Wehrma­cht-Verbindungsstab 682 in Carcassonne.
Ihre Infor­ma­tio­nen lieferte sie der Résis­tance. 1947 kehrten bei­de nach
Deutsch­land zurück und lebten und arbeit­eten in Berlin.
Der Ein­tritt ist frei.
Wann: Fre­itag, der 13.04.2018, 19 Uhr
Wo: Buch­laden Sput­nik, Char­lot­ten­str. 28, 14467 Potsdam

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Frauen gemeinsam gegen Rassismus und Ungerechtigkeit”

Anlässlich des Inter­na­tionalen Frauen­tags am 08. März ver­anstal­tet ein
Net­zw­erk von bran­den­bur­gis­chen Organ­i­sa­tio­nen die erste Demonstration
zum Frauenkampf­tag seit Jahren in Cot­tbus. Am Sam­stag, dem 10. März
2018, startet die Demon­stra­tion mit ein­er Kundge­bung ab 11.30 Uhr in
Sandow am Muskauer Platz. Unter dem Mot­to “Frauen gemein­sam gegen
Ras­sis­mus und Ungerechtigkeit”, wer­den ver­schiedene Vere­ine und
Ini­tia­tiv­en auf die ras­sis­tis­chen Zustände in Cot­tbus hinweisen.
Die Demon­stra­tion bewegt sich am Blechen Car­ree, an der Stadthalle und
am Alt­markt vor­bei, bis zum Oberkirch­platz, wo die Abschlusskundgebung
statt find­en wird.
„Wir nehmen die Lage in Cot­tbus sehr ernst. Seit Anfang des Jahres führt
die mas­sive rechte Het­ze von Zukun­ft Heimat zu weitre­ichen­den Folgen.
Geflüchtete und beson­ders geflüchtete Frauen fühlen sich in der Stadt
unwohl und bedro­ht. Der Frauenkampf­tag bietet die Möglichkeit, um auf
diese Zustände aufmerk­sam zu machen!”, so Eliz­a­beth Ngari von Women in
Exile. Frauen fliehen in vie­len Fällen vor patri­ar­chaler Gewalt und vor
der Bedro­hung durch Män­ner. Nach­dem viele gefährlich­ste Routen nach
Europa über­lebt haben sind sie in Deutsch­land wieder patriarchaler
Gewalt sowie ras­sis­tis­chen Dro­hun­gen aus­ge­set­zt. Frauen sind weltweit
betrof­fen und das einzige Mit­tel kann sein, sich gegen diese Zustände
zusammenzuschließen!
Cot­tbus ist als ras­sis­tis­che Hochburg bekan­nt und die Neurecht­en wissen
das strate­gisch zu nutzen. Obwohl Gewalt gegen Frauen keines­falls ein
neues oder “importiertes” Prob­lem ist, sorgt nun die Herkun­ft in
bes­timmten Fällen für Aufmerk­samkeit, wo son­st kein Inter­esse an der
The­matik bestand. Die Rassist*innen von „Zukun­ft Heimat“ gebrauchen
immer wieder das Bild von der „bedro­ht­en deutschen Frau“, um ihre
ras­sis­tis­che Pro­pa­gan­da zu legit­imieren. Davon lässt sich auch die
Stadt­poli­tik leit­en und reagiert mit der Umset­zung der
flüchtlings­feindlichen Forderun­gen, indem sie zum Beispiel einen
Auf­nahmestopp für Geflüchtete verhängte.
„Wir müssen uns mit den Men­schen und Organ­i­sa­tio­nen verbinden, die der
recht­en Bewe­gung etwas ent­ge­gen set­zen wollen. Zusam­men­halt schafft
Stärke — darauf wollen wir uns besin­nen”, so Luise Mey­er von Cottbus
Nazifrei.
Zur Demon­stra­tion rufen Women in Exile, Flucht und Migra­tion Cottbus,
Cot­tbus Naz­ifrei, das Geflüchteten Net­zw­erk Cot­tbus, die Feministische
Antifa Bran­den­burg und der Vere­in Opfer­per­spek­tive Bran­den­burg e.V.
auf.
Die Organ­i­sa­tio­nen im Net­zw­erk demon­stri­eren am Sam­stag zusam­men für die
uneingeschränk­te Sol­i­dar­ität von Frauen, Lesben*,Transsexuellen* und
Inter­sex­uellen* und eine Stadt, in der sich alle Men­schen ohne Angst
bewe­gen können.

Inforiot