Kategorien
Flucht & Migration

Der Landkreis Barnim handelt völlig unverantwortlich

In einem Artikel der Märkischen Oderzeitung vom 13.10.2020 verkün­dete der Land­kreis Barn­im in diesem Jahr bere­its 6 Men­schen abgeschoben zu haben. Abschiebun­gen sind unmen­schlich und die Angst davor verur­sacht sehr viel Leid. Trotz der weltweit­en Covid19-Pan­demie Abschiebe­flüge zu organ­isieren ist unverantwortlich.
Die Ini­tia­tive “Barn­im für alle” fordert vom Land­kreis einen sofor­ti­gen Abschiebestopp. Die für Abschiebun­gen zuständi­gen Mitar­bei­t­erIn­nen der Aus­län­der­be­hörde soll­ten stattdessen in der Gesund­heits­be­hörde bei der Bekämp­fung der Covid19-Pan­demie einge­set­zt werden.
Der Land­kreis spricht auch weit­er­hin von “frei­willi­gen” Aus­reisen. Ehrlicher­weise sollte hier aber von “erzwun­genen” Aus­reisen gesprochen wer­den. Die Mitar­bei­t­erIn­nen der Aus­län­der­be­hörde üben so viel Druck auf die Betrof­fe­nen aus, dass diese keinen anderen Ausweg sehen und statt auf ihre Abschiebung zu warten, sich dann für die Aus­reise entscheiden.

Deut­lich wird in dem Artikel auch, dass der Land­kreis weit­er­hin nicht bere­it ist, wirk­lich etwas dafür zu tun, die Geflüchteten men­schen­würdig unterzubrin­gen. Es wird nur an die Kom­munen appel­liert, doch bitte Woh­nun­gen zur Ver­fü­gung zu stellen, statt selb­st bezahlbare Woh­nun­gen zu bauen. Die Wohn­ver­hält­nisse in den Heimen sind viel zu beengt, erzeu­gen einen enor­men sozialen Druck und führen so zu zahlre­ichen psy­chis­chen Prob­le­men. Beson­ders für Kinder sind die Lebens­be­din­gun­gen in diesen Heimen katas­trophal. In den Mehrbettz­im­mern und den von vie­len Men­schen genutzten Küchen und san­itären Ein­rich­tun­gen ist es auch nicht möglich, Abstand zu hal­ten. Der Land­kreis Barn­im set­zt die Bewohner­In­nen so einem sehr hohen Risiko aus, an Covid19 zu erkranken. Men­schen, die Risiko­grup­pen ange­hören, wer­den kaum iden­ti­fiziert und anders unterge­bracht. Immer ist das Argu­ment, es gäbe ja keine Wohn­gen, als ließe sich daran nichts ändern. Es fehlt hier der poli­tis­che Wille.

Wir fordern ein Ende der Heimunter­bringung am Beispiel von Pots­dam, wo die Stadtverord­neten­ver­samm­lung beschlossen hat, alle Geflüchtete in Woh­nun­gen unterzubrin­gen. Und das, obwohl in Pots­dam der Woh­nungs­markt min­destens so anges­pan­nt ist wie im Barnim.
Es müssen mehr bezahlbare Woh­nun­gen für Men­schen mit und ohne Fluchthin­ter­grund gebaut wer­den, fremde Men­schen sollen sich nicht länger (über Jahre) ein Zim­mer teilen müssen.

Und zulet­zt noch: die Höhe der Leis­tun­gen, die der Land­kreis für Geflüchtete zahlt, ließe sich sehr gut reduzieren, wenn mehr Men­schen eine Arbeit­ser­laub­nis bekä­men. Was wir im Barn­im erleben, ist aber das Gegen­teil. Geflüchtete mit laufend­en Arbeits- und Aus­bil­dungsverträ­gen bekom­men ein Beschäf­ti­gungsver­bot von der Aus­län­der­be­hörde, so dass die Arbeit­ge­ber gezwun­gen sind, ihnen zu kündi­gen. Das sorgt auch für viel Unver­ständ­nis von Seit­en der Arbeit­ge­ber. Für die Betrof­fe­nen ist die erzwun­gene Untätigkeit aber noch viel schlimmer.

Kategorien
Verschwörungsideologie

Maskenball statt Corona-Leugner

Weltweit bedro­ht das Coro­n­avirus Men­schen und die Gesund­heitssys­teme. Es wer­den weltweit Maß­nah­men ergrif­f­en, um die Schwäch­sten der Gesellschaft zu schützen und die Fol­gen der Eindäm­mungs­maß­nah­men abzu­mildern. Wir sind sol­i­darisch mit den Men­schen, die zu den Risiko­grup­pen gehören. Wir sind sol­i­darisch mit den Beschäftigten, die im Kranken­haus jeden Tag um die Gesund­heit aller Covid19-Patient*innen kämpfen. Wir sind sol­i­darisch mit den­jeni­gen, deren Exis­tenz durch die Ein­schränkun­gen bedro­ht ist. Die sozialen und wirtschaftlichen Ver­w­er­fun­gen sind enorm – in Polen, in Deutsch­land, genau­so wie in vie­len anderen Län­dern der Welt. Ger­ade deshalb braucht es Sol­i­dar­ität, die über unsere Gren­zen hinausreicht!

Wir tra­gen Masken, denn sie schützt uns und unsere Mit­men­schen. Wir hal­ten Abstand, denn wir wollen helfen, das Virus einzudäm­men. Die Mehrheit der Bürger*innen in Frank­furt (Oder) und Słu­bice und weltweit zeigen jeden Tag dieses sol­i­darische Ver­hal­ten und unter­stützen im Grund­satz die ergrif­f­e­nen Eindäm­mungs­maß­nah­men der Staaten.

Die Coro­na-Pan­demie ver­langt uns allen viel ab. Aber unsere Antwort sollte Sol­i­dar­ität laut­en. Wir sagen Nein! zu Angst­macherei, Falschbe­haup­tun­gen, Rück­sicht­slosigkeit und Ver­schwörungsmythen. Wir sagen Nein! zu Anti­semitismus, der Ver­höh­nung der Opfer des Nation­al­sozial­is­mus und zur Ver­harm­lo­sung von Dik­taturen, die sich mit Kri­tik an den Maß­nah­men­verbinden. Die Dop­pel­stadt Frank­furt (Oder) — Słu­bice darf nicht als Kulisse miss­braucht wer­den von Men­schen, die die Maß­nah­men kri­tisieren und gemein­sam mit Reichsbürger*innen und Rechtsextremist*innen auf unseren Straßen laufen.

Frei­heit ist kein Recht auf Rück­sicht­slosigkeit gegenüber Men­schen, die unsere Rück­sicht und Sol­i­dar­ität brauchen.

Deshalb rufen wir unter dem Mot­to „Sol­i­dar­ität statt Rück­sicht­slosigkeit – Masken­ball statt Coro­na-Leugn­er!“ zur Demon­stra­tion am Sam­stag den 28.11.2020 12:30 Bahn­hof Frank­furt (Oder) auf.

Wir möcht­en sich­er und sol­i­darisch demon­stri­eren. Tragt Maske und hal­tet Abstand!

Kategorien
Flucht & Migration Gender & Sexualität

Lager Eisenhüttenstadt — Hotspot für sexuelle Übergriffe

Im ver­gan­genen Jahr trauerten wir während des Inter­na­tionalen Tages gegen Gewalt an Frauen um unsere Schwest­er Rita in Hohen­leip­isch. Wir forderten Gerechtigkeit vor den Behör­den in Herzberg und Pots­dam. In diesem Jahr bericht­en uns Frauen, die in der Erstauf­nahme in Eisen­hüt­ten­stadt wohn(t)en: Das Lager ist nicht nur ein gefährlich­er Coro­na-Hotspot. Es ist auch ein Hotspot für sex­uelle Über­griffe und Beläs­ti­gun­gen gegen Frauen, ins­beson­dere Les­ben. Les­ben und Transper­so­n­en wer­den diskri­m­iniert und von den Behör­den nicht geschützt.

Dies geschieht nicht nur in Eisen­hüt­ten­stadt, son­dern auch in Wüns­dorf und anderen Lagern. M., eine 21-jährige les­bis­che Frau aus Georgien. Sie erzählt, was es bedeutet, in dem so genan­nten “Schutzhaus” in Eisen­hüt­ten­stadt zu leben. M. wurde von anderen Geflüchteten belästigt, die wussten, dass sie les­bisch ist. Einige woll­ten sie schla­gen und sie zum Sex mit ihnen zwin­gen, während andere sie belei­digten. Sie wurde depres­siv und benötigt psy­chol­o­gis­che Begleitung. Die Secu­ri­ty und die Zen­trale Aus­län­der­be­hörde sagten ihr, sie solle in ihrem Zim­mer bleiben, um sich in Sicher­heit zu brin­gen. Für uns zeigt dies: Das so genan­nte Schutzhaus ist kein sicher­er Ort, son­dern eher ein Ort der haus­gemacht­en Krise und das Zim­mer wie ein Gefäng­nis. In diesem Bewusst­sein bat M. um ihre Ver­legung nach Wüns­dorf, in der Hoff­nung, dass die Dinge anders sein kön­nten. In Wüns­dorf ste­ht sie vor den gle­ichen Prob­le­men. Sie sucht nun nach Unter­stützung, um aus dem Lager her­auszukom­men und die LGBT com­mu­ni­ty hier ken­nen zu lernen.

Wir, von Women in Exile and Friends, kämpfen seit langem dafür, dass Frauen und Kinder nicht in Lagern unterge­bracht wer­den und dass alle Lager abgeschafft wer­den. Denn wir wis­sen, was in diesen Lagern geschieht und teilen die Erfahrung. Wenn ein Mann eine Frau angreift, wird er in ein anderes Lager ver­set­zt, wo er auch weit­er­hin leicht Andere angreifen kann. Aktuelle Berichte über den Mord an Rita besagen, dass der Verdächtige in ein anderes Lager ver­legt wurde. Dieses behördliche Han­deln macht uns wütend. Warum wer­den diese Über­griffe ver­schwiegen? Warum wer­den Frauen in Sit­u­a­tion gezwun­gen, in denen sie solchen Gräueltat­en viel mehr aus­geliefert sind?

Wir fordern Schutz für geflüchtete Men­schen und die Achtung unser­er Würde, ins­beson­dere für Frauen, Les­ben und Kinder! Sie wer­den durch Unter­bringung in Lagern gefährdet.

Auch wollen wir uns anlässlich des 25. Novem­ber, dem Tag gegen Gewalt an Frauen*, mit Geflüchteten an den europäis­chen Außen­gren­zen sol­i­darisieren. Beson­ders geflüchtete Frauen*, Min­der­jährige und Per­so­n­en der LGBTIQ* — Gemein­schaft sind vielfältiger Gewalt aus­ge­set­zt. Wir fordern deshalb auch dort die sofor­tige Evakuierung aller Men­schen aus den über­füll­ten Lagern an der EU-Außen­gren­ze und eine würdi­ge Unter­bringung in auf­nah­me­bere­ite Län­der und Kommunen.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Lufthansa, werde #Abschiebefrei!

Mit einer bundesweiten Posteraktion und
einem heute gestarteten Twittersturm geht die Kampagne Lufthansa
#Abschiebefrei in die zweite Runde.  Die Berliner Gruppe "No Border
Assembly" fordert Lufthansaauf, keine Abschiebungen mehr durchzuführen
und sich klar gegen Rassismus zu positionieren. Mehr als 20
Organisationen haben sich bereits zum Kampagnenstart im Juli Lufthansa
#Abschiebefrei angeschlossen. 

Nicht nur mit einem Twittersturm, auch in der Offline-Welt machen
Aktivist*innen in ganz Deutschland auf die rassistische Abschiebepraktik
der Lufthansa aufmerksam. In den letzten Wochenhaben sie den
öffentlichen Raum mit Plakaten verschönert. Am Samstag und Sonntag
werden sie den digitalen Sturm auf Instagram fortsetzen. Ihre Botschaft:
Die Lufthansa profitiert seit Jahren davon, Menschen das Recht auf
Bewegungsfreiheit zu entziehen. Das muss aufhören. 

„Die rassistische Polizeigewalt auf Abschiebeflügen ist symptomatisch
für den neokolonialen Charakter von Abschiebungen", erklärt Nadija
Martin, Sprecherin der Gruppe "No Border Assembly". "Um den Zugang zum
europäischen Reichtum auf die weißen Nachfahren der Kolonialmächte zu
begrenzen, wird Reisefreiheit zum Privileg gemacht, und die zwangsweisen
Abschiebungen mit Gewalt durchgesetzt. Es ist höchste Zeit, dass
Abschiebungen als das anerkannt werden, was sie sind: rassistische
Gewaltakte“, so Martin weiter. 

22.097 Menschen wurden im Jahr 2019 aus Deutschland abgeschoben, unter
ihnen 3.806 Minderjährige. Mit 5.885 führten die Lufthansa und ihre
Tochtergesellschaftenmehr als 25 Prozent allerAbschiebungen durch. Auch
während der Coronapandemie gab es keinen Abschiebestopp: Seit mehreren
Monaten erfolgen wieder Abschiebungen etwa nach Albanien, Pakistan,
Nigeria, Georgien, Serbien oder in die Republik Moldau. Nur auf Bitten
der afghanischen Regierungkonnte eine Sammelabschiebung
insCorona-geplagte Landzu Beginn dieser Woche abgewandt werden. Nach
ihrer Abschiebung sind die Betroffenen damit nicht nur in existenzieller
finanzieller Not und müssen häufig um ihr Leben bangen, sondern auch
durch das Virus besonders gefährdet.

Indes werden immer mehr Abschiebung unter massiver Gewaltanwendung
durchgeführt. Laut einer Anfrage der Linken im Bundestag sind es im Jahr
2019 offiziell 1.764 Personen, gegen die „Hilfsmittel der körperlichen
Gewalt" eingesetzt wurden. Die Dunkelziffer rassistischer Polizeigewalt
bei Abschiebungen dürfte noch signifikant höher sein. Für zwei Menschen
endete die Abschiebung durch Lufthansa tödlich: 1999 erstickte der
Sudanese Aamir Ageeb bei einer Abschiebung in einem Lufthansa-Flugzeug
durch Fesselung der Polizei. Kola Bankole aus Nigeria starb 1993 auf
ähnliche Weise bei einer Lufthansa-Abschiebung.

Dabei istdie Lufthansa keineswegs dazu verpflichtet, Abschiebungen
durchzuführen. Fluggesellschaften haben das Recht, den Verkauf von
Sitzplätzen zu verweigern, wenn dadurch Passagiere gefährdet werden.
Virgin Atlantic verkauft bereits seit 2018 keine Tickets mehr für
Abschiebungen aus Großbritannien und Australien. Im Jahr 2019
informierten sechs US-Fluggesellschaften, darunter United, Delta und
American Airlines, dass sie keine Kinder mehr befördern, die an den
US-Grenzen von ihren Familien getrennt wurden. Pilot*innen der
Lufthansa-Group weigerten sich im Jahr 2019 in 309 Fällen,
Abzuschiebende zu befördern. 

Anlässlich des Kampagnenstart von Lufthansa #Abschiebefrei erklärte die
Fluggesellschaft, dass sie Abschiebungen gegen den Willen der
Betroffenen grundsätzlich ablehne. No Border Assembly bezweifelt, wie
ernst es Lufthansa mit dieser Aussage ist. "Wir wollen keine warmen
Worte mehr, wir wollen Taten sehen", erklärt Martin,"Oder hat die
Lufthansa etwa 9 Milliarden Euro an staatlicher Hilfe bekommen, um
weiter Menschenrechte zu verletzen? Die Lufthansa muss endlich von ihrem
Recht Gebrauch machen, niemand gegen den eigenen Willen zu transportieren". 

Zwar gibt die Bundesregierung inzwischen nicht mehr bekannt, welche
Fluggesellschaften Abschiebungen durchführen. Doch nichts deutet darauf
hin, dass Lufthansa nicht mehr an Abschiebungen beteiligt ist. "Es ist
ein Skandal, dass das Innenminsterium verschleiert, welche
Fluggesellschaften an Abschiebungen beteiligt sind", so Martin, "Solange
wir die genauen Zahlen zu Abschiebungen per Flugzeug aus Deutschland
nicht kennen, werden wir weiterhin davon ausgehen, dass Lufthansa die
meisten von ihnen durchführt."

Lufthansa #Abschiebefrei #LockdownLufthansa
#SayNoToDeportations #AmBodenBleiben 

*Pressekontakt: *
Nadija Martin 
noborderassembly@riseup.net

*Über uns: *
In der Gruppe "No Border Assembly" organisieren sich Menschen für das
Recht auf Bewegungsfreiheit für alle und gegen Abschiebungen. Viele der
Aktivist*innen aus Berlin und Brandenburg kämpfen gegen ihre eigene
Abschiebung.
Mehr Informationen: https://noborderassembly.blackblogs.org/
<https://noborderassembly.blackblogs.org/>
Kategorien
Law & Order

Bericht über Widerstand und Organisierung im Knast

Der fol­gende Bericht von Chris­tine Schwenke zeigt auf, welche Mit­tel u.a. von Knästen genutzt wer­den, um wider­ständi­ge Gefan­gene zu unter­drück­en und eine Organ­isierung von Gefan­genen zu verhindern.

Chris­tine, Gefan­gene der JVA Luck­au-Duben, ver­sucht sich auf mehrere Art und Weisen gegen die Ver­hält­nisse im Knast zu wehren. So stellte sie zum Beispiel seit Mai 2015 3700 Anträge an den Knast (das sind kleine Zettel, welche von Gefan­genen aus­ge­füllt wer­den und dann durch ver­schiedene bürokratis­che Abteilun­gen im Knast wan­dern), welche kri­tis­che Fra­gen und Antworten zum Knast(alltag) bein­hal­ten. Ein immer wieder aufk­om­mendes The­ma ist dabei die Inter­essen­vertre­tung von Gefan­genen, d.h. eine Gemein­schaft von Gefan­genen, welche sich ange­blich für die Inter­essen aller ein­set­zt. Wichtig anzumerken: Inter­essen­vertre­tun­gen wer­den, wenn sie sich in Knästen über­haupt etablieren, von den Knästen abso­lut überwacht und kon­trol­liert. Sie gehören zum Knast­sys­tem und sind nicht unab­hängig davon zu betra­cht­en (§ 113 BbgJVol­lzG).

Dazu merk­te Chris­tine in ihren Anträ­gen z.B. an:

Warum find­et seit 4 Jahren keine Inter­essen­vertreter­wahl statt? Warum wird eine Inter­essen­vertreterin durch die JVA Luck­au-Duben einge­set­zt, die kein­er ken­nt? Wed­er Aushänge noch Sprechzeit­en wer­den ange­boten. Inter­essen der Gefan­genen wer­den somit bewusst und ganz gezielt unterbunden!“

Der Knast ließt solche Fra­gen und Antworten natür­lich nicht gerne. Knastver­hält­nisse zu hin­ter­fra­gen bedeutet auch das Sys­tem zu hin­ter­fra­gen, welch­es ihn her­vor­bringt: den Staat. Deswe­gen ist es Staatsknecht­en ein drin­gen­des Anliegen, jegliche kri­tis­che Stimme zum schweigen zu brin­gen, selb­st, wenn es nur um Anträge geht, die lediglich intern im Knast herum­fliegen und die Anstalt­store nicht ver­lassen. Dafür hal­ten sich Staatsknechte ver­schiedene Repres­salien bereit.

So wurde Chris­tine am 21.März 2019 beispiel­sweise mit ein­er Zellen-Razz­ia kon­fron­tiert, es fol­gte ein seit August 2018 gel­tendes „Notiz-Zettel-Ver­bot“ bei Besuch­ster­mi­nen. Weit­er ging es mir der Nicht­genehmi­gung ein­er Schreib­mas­chine, zusät­zlich muss Chris­tine 7,5 Monate auf einen Besuch bei ihrem Sohn im Knast Tegel warten. Ein möglich­er Drei­monat­srhyth­mus wird eben­so abgelehnt, wie ein direk­ter Tele­fonkon­takt zu ihrem Sohn. Außer­dem wird Chris­tine bei der Vor­bere­itung ihres Wieder­auf­nah­mev­er­fahrens behin­dert, indem ihr das Lesen der Ver­fahren­sak­ten und Geset­zes­texte ver­boten wird: „Seit 4 Jahren wird das Lesen der Ver­fahren­sak­ten nicht genehmigt. Während der U‑Haft in der JVA Luck­au-Duben war es am PC möglich, da alle 80 Akten dig­i­tal­isiert sind. Seit dem 28. Feb­ru­ar 2019 ist mir das Lesen der für Gefan­gene angeschafften Geset­zbüch­er eben­so unter­sagt, wie z.B. die Nutzung von Wikipedia im Bil­dungs­bere­ich. In Briefen mit­geschick­te Infos (Geset­ze­sauszüge u.ä.) wer­den mir nicht aus­ge­händigt! Mir wird jegliche Möglichkeit der Infor­ma­tion untersagt!“

Chris­tine ist sich bewusst, dass der Knast sie mit alltäglichen Schika­nen mund­tot machen will. Beu­gen will sie sich dem aber nicht, im Gegen­teil: stetig ver­sucht sie, andere Gefan­gene zu motivieren, sich dem Knast­sys­tem nicht zu fügen, son­dern wider­ständig zu sein. Allein der Ver­such der Organ­isierung wird allerd­ings vom Knast durch mehrere Meth­o­d­en im Keim erstickt:

Ich habe verzweifelt ver­sucht wenig­stens auf der Sta­tion 31 eine Ein­heit zu schaf­fen. Völ­lig zweck­los. In vier Jahren auf Sta­tion 31 (Durch­gangssta­tion) waren hier über 1300 Gefan­gene, bei 15 Haft­plätzen unterge­bracht. Der Durch­lauf ist zu schnell. Es kommt noch hinzu, dass wir untere­inan­der, damit meine ich zwis­chen den vier Sta­tio­nen mit je 16 Plätzen, kaum Kon­takt haben, nur die eine Stunde Freigang.“ Was das für Gefan­gene im All­t­ag bedeutet, erk­lärt sie eben­falls: „Eine Gefan­gene von Sta­tion 21 hat­te Geburt­stag – ein Geschenk muss zur Freis­tunde geschmuggelt wer­den. Ein Stück Geburt­stagskuchen rüberzugeben wird verboten.“

Durch starken Durch­lauf und der Isolierung der Gefan­genen wird eine Organ­isierung dementsprechend kaum ermöglicht. Hinzu kommt, dass die Vol­lzugsabteilungslei­t­erin anderen Gefan­genen dro­ht: wer Kon­takt mit Chris­tine hat, würde Nachteile riskieren.

Mehrfach wurde mir zuge­tra­gen, dass die Vol­lzugsabteilungslei­t­erin S. andere Mit­ge­fan­gene vor mein­er Per­son warnt – der Kon­takt mit mir kön­nte son­st Nachteile bringen.“

Spal­tungsver­suche wie diese zeigen die Angst der Staatsknechte auf: zwar geht es nur im mick­rige Anträge ein­er Gefan­genen, wenn sich deren Inhalte aber erst ein­mal im Knast herum­sprechen wür­den und andere Gefan­gene auch auf die Idee kämen, ähn­liche Fra­gen zu stellen und Antworten zu geben, wäre der Knast mit mehreren kri­tis­chen Gefan­genen kon­fron­tiert. Wenn diese Gefan­genen jet­zt auch noch auf die Idee kom­men wür­den, sich zu ver­bün­deln, gemein­sam Kri­tik zu äußern und sich Gegen­strate­gien ein­fall­en ließen, käme das ein­er Organ­isierung gle­ich, welche für jeden Knast eine Gefahr darstellt. Jed­er Anfang ein­er Organ­isierung, fol­glich einzelne kri­tis­che Gefan­gene, sollen daher, z.B. mit­tels alltäglich­er Schikane, mund­tot gemacht wer­den. Weit­er­hin wer­den die Gefan­genen voneinan­der isoliert. Durch Dro­hun­gen wie in Christines Fall soll Angst geschürt und damit Spal­tung vor­angetrieben werden.

Diese Repres­salien sind nicht nur All­t­ag in der JVA Luck­au-Duben, son­dern gehören zur Logik eines jeden Knastes, eines jeden Staates. So wie herrschafts­freie Per­spek­tiv­en und Organ­isierun­gen dem Staat ein Dorn im Auge sind, so ver­suchen auch Knäste jegliche Kri­tik und Organ­isierung von Gefan­genen zu unter­drück­en. So wie wir uns draußen an vorherrschende Regeln hal­ten sollen und bestraft wer­den, wenn wir bei Mis­sach­tung erwis­cht wur­den, so sollen auch Gefan­gene zu einem angepassten Ver­hal­ten gezwun­gen wer­den. „Angepasst“ bedeutet dabei immer, vorherrschende Regeln und Machtver­hält­nisse nicht zu hin­ter­fra­gen, son­dern sich ihnen stillschweigend zu beu­gen. Wehren sich Gefan­gene gegen die Logik „Herrschende und Beherrschte“, indem sie Machtver­hält­nisse z.B. mit­tels ein­er Organ­isierung ver­schieben wollen, schwingt die Repres­sionskeule noch stärk­er, als eh schon. So auch bei Christine.

Ent­ge­gen dieser Logik ist es deswe­gen umso wichtiger, Chris­tine zu zeigen, dass sie nicht alleine ist. Schreibt ihr, fol­gt den Infos aus dem Knast auf Twit­ter (ger­ade lei­der ges­per­rt) und informiert euch auf ihrer Home­page (geht nicht über Tor zu öff­nen). Lasst euch vieles ein­fall­en, um ihr zu zeigen, dass wir sie nicht vergessen und unsere wider­ständi­gen Herzen bei ihrem sind.

Chris­tine Schwenke
Lehmki­eten­weg 1
15926 Luck­au                         

schwenke52(at)gmx.de

Kategorien
(Anti-)Rassismus

Aufstehen gegen Hass und Gewalt!

Eber­swalde, Halle, Hanau, Kas­sel, Mölln … nur eine Auswahl von Orten, an denen ras­sis­tisch-motivierte Morde und Angriffe ein trau­riger Teil der Stadt­geschichte sind. Es sind Orte und Ereignisse, die uns daran erin­nern, dass noch nicht genug gegen men­schen­feindliche Stim­mung und Gesin­nung getan getan wor­den ist und die uns auch weit­er­hin aufrüt­teln soll­ten, mehr zu tun. Denn nur zu oft vergessen wir, dass schon
abfäl­lige und aus­gren­zende Blicke, Bemerkun­gen, Belei­di­gun­gen und Bedro­hun­gen erste Alarm­sig­nale für All­t­agsras­sis­mus sind. Wir wollen, dass sich alle Men­schen gegen Ras­sis­mus und Frem­den­feindlichkeit posi­tion­ieren, ein­schließlich jen­er, die nicht selb­st von Ras­sis­mus und Frem­den­feindlichkeit betrof­fen sind bzw. diese erfahren haben!

Anlässlich des 30. Todestages von Amadeu Anto­nio möchte die Barn­imer Kam­pagne „Light Me Amadeu“ in Koop­er­a­tion mit der Stadt Eber­swalde und dem Land­kreis Barn­im gemein­sam mit möglichst vie­len Men­schen ein deut­lich­es Zeichen gegen Ras­sis­mus, Hass und Het­ze, für Sol­i­dar­ität, Demokratie und Men­schen­rechte setzen.

Trotz der Coro­na-Pan­demie wird dieses Gedenken stat­tfind­en. Nicht so, wie wir es ursprünglich geplant haben, son­dern dezentral.

Wir rufen deshalb dazu auf, sich in der Zeit zwis­chen dem 25. Novem­ber (Tag nach dem Angriff) und dem 6. Dezem­ber 2020 (Tag seines Todes) an einem dig­i­tal­en und dezen­tralen Gedenken zu beteiligen.

Legt in dem gesamten Zeitraum einzeln oder in kleinen Grup­pen am Gedenkstein Blu­men und Botschaften nieder! Streamt Videobotschaften!

Ver­bre­it­et eure State­ments und Fotos unter dem Hash­tag #amadeuan­to­nio. Schickt bitte alles auch an palancaev(at)gmx.de.

Eine kleine Gedenkver­anstal­tung mit begren­zter Teil­nehmerzahl find­et unter Beach­tung der Coro­na Aufla­gen statt am

Son­ntag, den 6. Dezem­ber 2020 um 14 Uhr in Eberswalde

Geplant ist eine Auf­tak­tkundge­bung am ehe­ma­li­gen “Hüt­ten­gasthof” (Ecke Lichter­felder / Eber­swalder Straße) mit anschließen­dem Demon­stra­tionszug zur etwa 250 m ent­fer­n­ten Mahn- und Gedenk­tafel für Amadeu Anto­nio. Dort kön­nen nach den kurzen Wort- und Musik­beiträ­gen Kerzen oder Blu­men nieder­legt werden.

Um 17.00 Uhr find­et ein dig­i­taler Work­shop zum The­ma All­t­agsras­sis­mus statt. Achtet auf aktuelle Ankündi­gun­gen. Wir laden alle Men­schen zur Teil­nahme ein, die für Respekt und Sol­i­dar­ität, gegen Hass, Het­ze und Gewalt einstehen.

Kategorien
(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Ein Appell anlässlich der Angriffe vonseiten der AfD

Zeichen set­zen für unsere Bran­den­burg­er Zivilgesellschaft.
Ein Appell anlässlich der Angriffe von­seit­en der AfD-Landtagsfraktion

Autokratis­che, anti­demokratis­che und nicht zulet­zt faschis­tis­che Ten­den­zen sind weltweit ein Prob­lem. Zwar ist das Ver­trauen in die demokratis­chen Insti­tu­tio­nen nach wie vor hoch. Doch die vie­len Debat­ten, Demon­stra­tio­nen und gar Ter­ro­ran­schläge darüber zeigen auch: Die Zwi­etra­cht ist gesät und viele begin­nen, das Selb­stver­ständliche mit anderen Augen zu betra­cht­en. Und manche über­legen bere­its: Wenn man die Demokratie zer­stören wollte – wie und mit wem wäre zu agieren? Und nicht wenige Beziehun­gen, glob­al oder auch in Frank­furt Oder und Słu­bice, führen zur AfD.

So wird klein Ange­fan­gen. Und dafür kann man auf die demokratis­chen Insti­tu­tio­nen selb­st zurück­greifen. Etwa, indem man im Land­tag „Kleine Anfra­gen“ zu Akteur*innen der Zivilge­sellschaft stellt, die vor allem eines demon­stri­eren sollen: „Wenn wir kom­men, wird „aufgeräumt“!“ So getan hat es kür­zlich die bran­den­bur­gis­che AfD-Frak­tion, indem sie die Lan­desregierung nach „Erken­nt­nis­sen“ zum „Utopia e.V.“ aus Frank­furt (Oder) fragt – und Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen (wie The­men­t­age zu Nation­al­is­mus und Anti­semitismus),  Demon­stra­tionsvor­bere­itun­gen (wie zur Pride oder See­brücke), Sem­i­nare und Konz­erte sowie Kul­turver­anstal­tun­gen in die Nähe des extrem­istis­chen drän­gen möchte. Als seien solche Aktiv­itäten nicht die Grund­lage der Demokratie.

Die AfD „fragt“ gerne und oft zu Vere­inen und Ini­tia­tiv­en, die sich gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus ein­set­zen, vor allem wenn sie im zivilge­sellschaftlichen Net­zw­erk „Tol­er­antes Bran­den­burg“ engagiert sind oder ein­fach nicht in ihr Welt­bild passen wollen. Wie zum Beispiel die Beratungsstelle „Opfer­per­spek­tive“, die seit über 20 Jahren Betrof­fene rechter Gewalt im Land Bran­den­burg unter­stützt. Die AfD scheut auch nicht davor zurück, eine Anfrage zu den demon­stri­eren­den Schüler*innen von „Fri­days for Future“ zu stellen. Dies erscheint auf den ersten Blick harm­los, doch muss man nie­man­dem erk­lären, welch­es Ziel hin­ter diesen Anfra­gen ste­ht: die Diskred­i­tierung, Läh­mung und Ein­schüchterung ein­er sol­i­darischen Zivilge­sellschaft. 2019 waren es die Antidiskri­m­inierungsar­beit und Teile der Umwelt­be­we­gung, 2020 das mus­lim­is­che Gemein­deleben an der Oder und der „Utopia e.V.“. Näch­stes Jahr wer­den sie ver­suchen, die Legit­im­ität weit­er­er Vere­ine, Ini­tia­tiv­en und demokratis­chen Net­zw­erke zu untergraben.

Wir Bran­den­burg­er Akteur*innen der Zivilge­sellschaft machen unsere wichtige Arbeit in der Nach­barschaft, im Sport, im sozialen und im kul­turellen Bere­ich. Ob ehre­namtlich, haup­tamtlich oder in kleinen Gesten – wir beziehen im All­t­ag Stel­lung für eine sol­i­darische und emanzi­pa­torische Gesellschaft.  Die meis­ten von uns sind es dabei nicht gewohnt, sich in der poli­tis­chen Öffentlichkeit laut Gehör zu ver­schaf­fen. Doch kein Vere­in, keine Ini­tia­tive, kein Net­zw­erk oder Einzelper­son soll sich von den lär­menden Recht­saußen unter Druck geset­zt fühlen. Nie­mand sollte sich die Frage stellen müssen, wie die eigene Arbeit wohl aussähe, wenn die AfD „das Sagen“ hätte

Deswe­gen unterze­ich­net diesen Appell und ladet alle ein, es uns gle­ich zu tun! Wir sind bunt, sol­i­darisch und ste­hen zusam­men! Bei „kleinen Anfra­gen“ und bei großen Her­aus­forderun­gen, vor denen wir über­all gle­icher­maßen ste­hen: den Stimmungsmacher*innen am recht­en Rand die Stirn zu bieten. Und unsere vielfälti­gen Kul­turen in der Stadt und auf dem Land zu verteidigen.

Kategorien
Antifaschismus

III. Weg inszeniert “Heldengedenken” in Strausberg

Am Vor­abend des soge­nan­nten “Volk­strauertag” besucht­en Neon­azis den Sol­daten­fried­hof  auf dem Fried­hof in der Fontanes­traße in Straus­berg. Am „Sol­daten­fried­hof“, auf dem gefal­l­ene Wehrma­chtssol­dat­en liegen, legten Neon­azis ein in schwarz-weiß-rot gehaltenes Blu­mengesteck nieder, an dem eine Schleife mit der Auf­schrift „Eure Helden­tat­en bleiben Unvergessen“ ange­bracht war. Außer­dem fan­den sich neben dem Blu­mengesteck Grabkerzen mit Stick­ern der neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei der III. Weg sowie eine aus Holz selb­st­ge­baute, gestürzte Leben­srune, die den Tod sym­bol­isiert. Sie posierten mit einem Fack­el­marsch für Fotos zur Veröf­fentlichung auf der Web­site des III. Weges.

Diese Aktion kann als Ersatz gese­hen wer­den für das von Neon­azis seit Jahren vol­l­zo­ge­nen Aufmärsche in Wun­siedel in Ober­franken. Das offen­sive Auftreten der Neon­azis mit Fack­eln und klar­er Bezug­nahme auf den NS in dieser Größenord­nung ist bedrohlich und besorgnis­er­re­gend. Sie verken­nen die Ver­brechen der Wehrma­cht und glo­ri­fizieren die Morde und Ver­brechen gegen die Men­schheit, die auch die Wehrma­cht began­gen hat. Dass Neon­azis mit öffentlichen Aktio­nen und Blu­men­sträußen am heuti­gen Tag ihre Ide­olo­gie ver­bre­it­en, geschieht bun­desweit und ist auch nicht das erste Mal in Straus­berg erfol­gt. Immer wieder waren ähn­liche Gebinde und Aktio­nen auf dem „Sol­daten­fried­hof“ zu find­en. So haben in der Ver­gan­gen­heit die “Kam­er­ad­schaft Märkisch-Oder Barn­im (KMOB)”, als auch Straus­berg­er Nazis zusam­men mit Nazis aus umliegen­den Land­kreisen Kränze und Ähn­lich­es niedergelegt. Die ca. 20 anwe­senden Per­so­n­en lassen ver­muten, dass auch hier Neon­azis aus ganz Märkisch-Oder­land und darüber hin­aus zusam­mengekom­men sind. Zwar war der III. Weg bish­er in der Region wenig präsent, wenn von Aus

Exzess-Ver­sand bietet das Aktivis­ten Hand­buch vom III. Weg an.

flü­gen in die Märkisch-Schweiz durch Aktivis­ten aus anderen Regio­nen wie im Okto­ber 2017 abge­se­hen wird. Es tauchen immer mal wieder Stick­er der Partei in Straus­berg und Umge­bung auf, aber die geringe Quan­tität lässt nicht auf eine aktive Zelle des III. Weges in der Region schließen — aber immer­hin zu Verbindun­gen, über die das Mate­r­i­al verteilt wird.

Den­noch: Straus­berg blickt auf eine lange und aktive Kam­er­ad­schaftsszene zurück. Auch wenn es nach dem Ver­bot der „ANSDAPO“ 2005 ruhiger um die Nazis gewor­den ist, so sind sie immer noch unter dem Label der Brud­er­schaft „AO Straus­berg“ aktiv und gut ver­net­zt. Ihr Hang zur NS-Sym­bo­l­ik und Gewaltaffinität verbindet sie zumin­d­est the­o­retisch mit dem III. Weg. Darüber hin­aus gibt es auch mit der bun­des- und europaweit bekan­nten Straus­berg­er Recht­srock Band “Exzess” weit­ere Akteure vor Ort, die auch Kon­tak­te in das mil­i­tante Neon­azi-Spek­trum haben, zu dem auch der III. Weg gezählt wer­den kann. So verkauft Exzess über ihr eigenes Label auch das Hand­buch für die Aktivis­ten des III. Weges “Nation­al, Rev­o­lu­tionär, Sozial­is­tisch”. Der Front­mann von Exzess Tobias Vogt wird auch dem Organ­isatorenkreis des neon­azis­tis­chen Kampf­s­portevent “Kampf der Nibelun­gen” zugerech­net. Da hier auch regelmäßig Aktivis­ten des III. Weges antreten und involviert sind, kön­nte hierüber ein Kon­takt nach Straus­berg ent­standen sein.

Andrew R. Stel­ter (hell­blaues Hemd, mit schwarz­er Maske) auf dem Auf­marsch vom III. Weg in Berlin Hohen­schön­hausen am 3. Okto­ber 2020

Ähn­lich ver­hält es sich mit Andrew Stel­ter. Der schon in den 90er Jahren aktive Neon­azi war lange Jahre NPD-Kad­er und rund um die ver­botene Heimat­treue Deutsche Jugend aktiv. Stel­ter, der auch am 3.Oktober 2020 bei dem bun­desweit mobil­isierten Auf­marsch des III. Weg in Berlin-Hohen­schön­hausen anwe­send war, war in Straus­berg bis vor kurzem als Box­train­er im „Box­club Straus­berg e.V.“ vom KSC Straus­berg aktiv. Es lässt sich ver­muten, dass dieser auch an der Aktion zum “Volk­strauertag” beteiligt war. Es ist davon jeden­falls davon auszuge­hen, dass die Aktion aus einem ähn­lichen Per­so­n­en­spek­trum kommt bzw. über die Kon­tak­te der Straus­berg­er Kam­er­ad­schaftsszene und Exzess organ­isiert wurde.

 

 

Wir haben das einzig sin­nvolle mit dem Naz­izeug gemacht: die Rune wurde zu Feuer­holz und die Blu­men wer­den kompostiert.

Kategorien
Antifaschismus Gender & Sexualität

#femizidestoppen

Am 25. Novem­ber ist der inter­na­tionale Tag gegen Gewalt gegen Frauen. Ein einziger Tag, der lange nicht aus­re­icht, um der Dimen­sion von Gewalt, die Frauen 365 Tage im Jahr erleben genug Aufmerk­samkeit zu schenken. Diese patri­ar­chale Gewalt find­et in der Öffentlichkeit statt. Auf der Straße in Form von Street Harasse­ment und sex­u­al­isiert­er Gewalt. Im Inter­net, in dem Frauen regelmäßig Mord- und Verge­wal­ti­gungs­dro­hun­gen bekom­men, wenn sie den patri­ar­chalen Nor­malzu­s­tand angreifen. Und patri­ar­chale Gewalt find­et im Pri­vat­en statt, in Form von häus­lich­er und sex­u­al­isierte Gewalt und Fem­iziden, die meist nicht ein­mal als das gese­hen wer­den, was sie sind: das Ergeb­nis puren Frauenhasses.

Der Staat trägt als Stütze des Patri­ar­chats diesen Nor­malzu­s­tand mit, wenn er uns durch das Ver­bot von Abtrei­bun­gen unsere kör­per­liche Selb­st­bes­tim­mung abspricht und unsere Selb­st­geschaf­fene­nen Schutzräume räu­men lässt. Indem er geflüchtete Frauen in Gemein­schaft­sun­terkün­fte steckt, in denen sie noch stärk­er Gewalt durch Per­son­al und Mit­be­wohn­er aus­ge­set­zt sind.

Die Coro­na-Pan­demie ver­schlim­mert die Sit­u­a­tion für alle Frauen, Zahlen zu häus­lich­er Gewalt steigen nach­weis­bar an.

Lasst uns den Kampf gegen patri­ar­chale und sex­is­tis­che Gewalt auf die Straße und ins Netz tra­gen! Stellen wir uns den Ein­schränkun­gen von der kör­per­lichen Selb­st­bes­tim­mung von Frauen entgegen!

Ver­schön­ert bis zum 25.11. eure Städte und Dör­fer mit euren Botschaften gegen die ganze Scheiße. Postet entsprechende Plakate, Ban­ner, Stick­er und Graf­fi­tis in den sozialen Medi­en. Zum Beispiel unter dem Hash­tag #fem­izidestop­pen

Wenn ihr Inspi­ra­tion braucht, gibt es hier ein paar Vorlagen.

Wir schweigen nicht. Fem­i­nis­tis­ch­er Wider­stand jet­zt und hier!

Kategorien
(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

25.11.- Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen!

Wir, Women in Exile & Friends organ­isieren mit­tags eine Kundge­bung vor dem BAMF und dem Lager Eisen­hüt­ten­stadt (Erstauf­nah­mezen­trum).

Wir verurteilen, dass das Lager in Eisen­hüt­ten­stadt nicht nur ein gefährlich­er Coro­na-Hot-Spot ist, son­dern auch ein Hot-Spot für Gewalt gegen Frauen, ins­beson­dere Les­ben. Die Dunkelz­if­fer ist sehr hoch. In diesem Som­mer gab es zwei Verge­wal­ti­gung und eine ver­suchte Verge­wal­ti­gung in den Bran­den­burg­er Erstauf­nah­men – auch in Eisen­hüt­ten­stadt. Dazu kom­men sex­uelle Beläs­ti­gun­gen und Über­griffe, Kör­per­ver­let­zun­gen jed­er Art, häus­liche Gewalt, psy­chis­che Gewalt und Stalk­ing. Wir kön­nen unsere Augen nicht vor dieser Gewalt ver­schließen, die durch das ras­sis­tis­che Asyl­sys­tem mit verur­sacht wird.

Let­ztes Jahr am 25.11., während des inter­na­tionalen „Tages gegen Gewalt an Frauen“, trauerten wir um unsere ermordete Schwest­er Rita in Hohen­leip­isch und forderten Gerechtigkeit vor den Behör­den in Herzberg und Pots­dam. Dieses Jahr wer­den wir laut und deut­lich vor dem Lager in Eisen­hüt­ten­stadt sein. Wir wer­den weit­er­hin Gerechtigkeit für Rita fordern und immer wieder zeigen, dass Lager keinen sicheren Ort für Frauen und Kinder sind.

Inforiot