Seit Sonntag war bekannt, dass mehrere hundert Geflüchtete in Potsdam in der Heinrich-Mann-Allee ankommen werden. Seitdem sind Freiwillige zusammen mit dem DRK dabei, alles Notwendige zu organisieren. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln, der Aufbau der Schlafstätten, sowie die Begrüßung der Geflüchteten und die Organisation der Spenden. Die Möglichkeit Menschen aufzunehmen und die Herstellung der Arbeitsfähigkeit der neuen Unterkunft war nur durch das ehrenamtliche Engagement möglich.
Damit übernehmen ehrenamtliche Helfer*innen klassische Katastrophenschutzaufgaben, es muss von Staatsversagen gesprochen werde.
Die hier innerhalb weniger Tage geschaffenen ehrenamtlichen Strukturen lernen schnell mit der Situation umzugehen. Aber der Zustand, dies im nahezu ausschließlich im Ehrenamt zu organisieren ist auf Dauer nicht haltbar. Es bedarf eines verstärkten Engagement Seitens des Landes und der Stadt Potsdam. Sinnvoll wäre, die geschaffenen Strukturen hauptamtlich zu unterstützen, um den Geflüchteten zumindest einen Hauch von Kontinuität und Alltag zu bieten zu
können.
Was tun die staatlichen Stellen in dieser Zeit? Sie planen, völlig an der Realität vorbei, die Zweig-Erst-Aufnahmestelle in Potsdam zu schließen. Die hier willkommen geheißenen Geflüchteten sollen nach Eisenhüttenstadt in die Erst-Aufnahmestelle verlegt werden. Das ist nicht nur auf kafkaesker Ebene absurd, sondern eine absolute Zumutung für die Menschen, die hier zum ersten Mal seit Tagen oder Wochen Ruhe finden können. Dem Ministerium geht es einzig und allein darum Dinge zu verwalten, ob es sich dabei um Gehälter, Etats oder Menschen geht, spielt dabei offenkundig keine Rolle.
Wir möchten den hier Zuflucht suchenden Menschen auch weiterhin eine größtmögliche Kontinuität bieten, wir möchten, dass sie in Deutschland ankommen und endlich einmal durchatmen können.
Dafür fordern wir, dass die Geflüchteten hier in Potsdam bleiben können, bevor sie auf die brandenburgischen Kommunen und Städte verteilt werden! Dazu sagt Lea Michalski die als Freiwillige vor Ort ist: “Wenn weder das BAMF noch das Bundesinnenministerium gewährleisten können und wollen, dass mit den Geflüchteten menschenwürdig umgegangen wird, werden wir dafür Sorge tragen, das die Menschen die hier Zuflucht gesucht haben hier zunächst bleiben können”
Pressemitteilung der Linken Struktur Potsdams
unterstützt u.a. durch: Spartacus Potsdam, antifaschistische linke Potsdam, ak_antifa_potsdam, Zusammenschluss der linken Wohnprojekte in Potsdam, Filmstadtinferno 99
Autor: Simon
Wie wir heute im Laufe des Tages erfahren haben, plant das Bundesamt für Migration und Flucht (BAMF) zusammen mit dem brandenburgischen Innenministerium die in Potsdam angekommenen Geflüchteten in die Erstaufnahmestelle nach Eisenhüttenstadt zu verbringen. Die Menschen, die hier Zuflucht suchen und erstmalig seit Tagen, Wochen oder Monaten durchatmen können, sollen eine erneute Reise auf sich nehmen, um sich in Eisenhüttenstadt registrieren zu lassen und dort auf ihre spätere Verteilung auf Landkreise zu warten. Sie sollen dann mehrere Tage oder gar Wochen dort verbringen, um diese bürokratische Prozedur abzuschließen.
Zu diesem unnötigen technokratischen Verfahren sagen wir ganz klar “Nein!” Und wir werden diesem Nein auch Taten folgen lassen. Wir werden nicht zulassen, dass schwerst traumatisierte Menschen einmal mehr unnötig hin und her geschickt werden. Wir fordern das BAMF auf, die Registrierung in Potsdam umgehend zu ermöglichen und warnen den Brandenburger Innenminister Schröter: Wir werden uns allen staatlichen Maßnahmen entgegenstellen, die sich gegen unsere Forderung richten.
Zur Zeit übernehmen und tragen wir klar sozialstaatliche Aufgaben. Die Unterkunft in der Heinrich-Mann-Allee funktioniert und bietet aufgrund unseres Engagements eine Herberge für mehr als 250 Personen. Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln durchsetzen, dass die von staatlicher Seite als notwendig erachtete Registrierung der Flüchtlinge in Potsdam erfolgt.
Unsere Strukturen sind zur Zeit bestens aufgestellt und schnell mobilisierbar. Wir warnen hiermit alle zuständigen Stellen uns herauszufordern!
Heute, am Montag den 14.September, werden mehrere hundert Gefluechtete zur Erstaufnahme in Potsdam ankommen und im ehemaligen Ministerium in der Heinrich-Mann-Allee/Ecke Horstweg untergebracht. Um die Gefluechteten in Empfang zu nehmen und ehrenamtlich Hilfe als Unterstuetzung staatlicher Strukturen zu organisieren, haben sich heute morgen ca. 150 Unterstuetzer*innen getroffen. Neben einem großen Plenum haben sich Arbeitsgruppen (u.a. Sprachunterstützung, Spendenkoordination, Kinderbetreuung) zusammengefunden, die auch hoffentlich für die nächste Zeit arbeitsfähig sind und werden.
Aktuelle Informationen:
WO? Heinrich-Mann-Allee 103; Zugang über Horstweg http://osm.org/go/0MY19uJIQ–?m=
WANN? AB JETZT (Montag, 14.09. 12 Uhr)
WAS? Tatkraeftige Hilfe bei der Herrichtung der Notunterkunft (Putzen, Betten aufbauen, etc.)
1. Direkte ehrenamtliche Hilfe vor Ort erfolgt in Zusammenarbeit mit dem DRK. Weitere interessierte Helfer*innen melden sich heute bitte vor Ort am alten Ministerium oder unter refugeesinpotsdam@freiland-potsdam.deFür direkte Helfer*innen: Bitte beachtet eine aktuelle Impfimmunisierung.
2. Sprachunterstuetzung: Es werden weiterhin Personen mit folgenden Sprachkenntnissen gesucht: Arabisch, Franzoesisch, Dari, Farsi
3. Geldspenden können über ein Spendenkonto des FreiLand getätigt werden. Die Informationen dazu findet ihr unten.
4. Der Bedarf an Sachspenden wird in Kooperation mit dem DRK organisert. Bitte nicht unaufgefordert spenden. Der Bedarf wird zeitnah auf refugeesinpdm.tumblr.com und per twitter @inpdm bekannt gegeben. Die Koordination von Sachspenden wird zeitnah bekannt gegeben.
5. Informiert euch! Wir versuchen Informationen so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen. Kommunikationsstrukturen entstehen zurzeit.
6. Wir sehen uns als praktische Helfer*innen. Uns genügt Symbolpolitik mit Luftballons am Bahnhof nicht. Wir möchten, dass die Menschen, die heute oder in den nächsten Tagen hier ankommen nicht verwaltet, sondern menschenwürdig aufgenommen werden.
Kontakt:
E‑Mail: refugeesinpdm@freiland-potsdam.de
Website: refugeesinpdm.tumblr.com
twitter: @inpdm
Mobil: 01573 66 77 936
Bitte überlegt ob eure Wort-/Schriftbeiträge konkret sachdienlich sind. Bitte seht von unkoordinierten Spenden ab. Unsere Kommunikationsstruktur ist gerade erst im entstehen, aber wir versuchen so schnell wie möglich auf Kontaktaufnahme zu reagieren.
Daten für das Spendenkonto:
Kontoinhaberin: CULTUS UG
Kontonummer: 1000 8649 83
Bankleitzahl: 160 500 00
IBAN: DE54160500001000864983
Überweisungszweck: Spende Refugees in Potsdam
INFORIOT Um die 150 Rassist*innen versammelten sich heute in unmittelbarer Nähe der Zentralen Aufnahmestelle (ZAST) in Eisenhüttenstadt. Anlass war unter anderem die Ankunft von 1.000 Geflüchteten am vergangenen Montag, die mit einem Sonderzug aus Richtung München die Oderstadt erreichten. Sie gehörten zu denjenigen Geflüchteten, die am vergangenen Wochenende aus Ungarn aufbrachen. 200 Menschen folgtem dem Aufruf der IG Metall auf eine Gegenkundgebung. Knapp 40 Antifaschist*innen demonstrierten spontan in direkter Nähe zur asylfeindlichen Kundgebung.
Wie auf Facebook angekündigt, schloßen sich zahlreiche Eisenhüttenstädter*innen dem flüchtlingsfeindlichen Mob an. Aufgerufen hatte die Facebookgruppe „Nein zum Heim in Eisenhüttenstadt“. Anmelder war der Frankfurter Neonazi Peer Koss, der bereits in Frankfurt (Oder) und Beeskow rassistische Versammlungen initiierte. Knapp 100 Menschen nahmen an der Kundgebung teil. Die NPD’lerin Manuela Kokott inszenierte sich wie schon in der Vergangenheit als „besorgte Anwohnerin“. Auch der Liedermacher Björn Brusak, ein bekannter Neonazi aus Brieskow-Finkenheerd, trat als Redner auf. In dem Plattenbaugebiet in der Poststraße befanden sich neben den Kundgebungsteilnehmer*innen einige dutzende Schaulustige, teils stark alkoholisiert, die den Aussagen von Kokott und Brusak applaudierten.
Unangenehm war die Situation für vorbeilaufende Geflüchtete, die direkt an den Rassist*innen vorbeilaufen mussten, bis die Polizei sie umleitete. Die Gegenkundgebung der IG Metall befand sich in einiger Entfernung. Ein Vertreter, der in Eisenhüttenstadt traditionell stark aufgestellten Gewerkschaft, wies in einer Rede zwar auf die momentan schwierigen Lebensbedingungen für Geflüchtete in der ZAST hin, betonte aber auch im selben Atemzug, dass es auch eine Belastung für die Eisenhüttenstädter*innen sei. 40 Antifaschist*innen verließen nach kurzer Zeit die Kundgebung. Sie begaben sich in Sicht- und Hörweite des rassistischen Aufzugs und konnten zumindestens verbal die Veranstaltung stören. Nach anderthalb Stunden war die flüchtlingsfeindliche Kundgebung vorbei.
INFORIOT Am gestrigen Montag erreichten ca. 1.000 Geflüchtete Eisenhüttenstadt um in der Zentralen Aufnahmestelle (ZAST) registriert zu werden. Sie waren mit mehreren Tausend anderen am vergangenen Wochenende aus Ungarn aufgebrochen. Derweil wird zu einer rassistisch-motivierten Kundgebung in der Nähe der ZAST in der Poststraße für den morgigen Mittwoch aufgerufen. Auch Gegenprotest ist angekündigt.
Für Aufsehen sorgten vergangenes Wochenende mehrere selbstorganisierte Märsche von Geflüchteten, die aus Budapest und anderen Orten Ungarns, größtenteils zu Fuß, in Richtung der österreich-ungarischen Grenze liefen. Die ungarischen, österreichischen und deutschen Behörden sahen sich somit gezwungen die Dublin-III Verordnung vorübergehend außer Kraft zu setzen. Über Wien und München gelangten knapp 1.000 Menschen nach Eisenhüttenstadt. Nach einer medizinischen Erstversorgung wurde der Großteil in die ZAST gebracht. Einige konnten nach Berlin weiterfahren.
Auf der Facebook-Seite „Nein zum Heim in Eisenhüttenstadt“ kursiert seit gestern Mittag ein flüchtlingsfeindlicher Aufruf für eine Kundgebung am morgigen Mittwoch. Mutmaßlicher Organisator ist der Neonazi Peer Koß. Koß gilt als mutmaßlicher Administrator der Facebook Seiten „Beeskow wehrt sich“ und „Frankfurt(Oder) wehrt sich“ und Initiator zahlreicher Aufmärsche und Kundgebungen in den beiden Städten. Gegen Koß liegt mittlerweile eine Anzeige wegen Volksverhetzung vor.

Rassistische Mobilisierung und Gewalt in Eisenhüttenstadt
Eisenhüttenstadt und die Bewohner*innen der ZAST standen in der Vergangenheit schon des Öfteren im Fokus asylfeindlicher Gruppen. Für Aufsehen sorgte der Versuch eine „Bürgerwehr“ in der Oderstadt zu etablieren, der von Neonazis mitinitiiert wurde. Die Partei „der Dritte Weg“ mobilisierte Ende Februar diesen Jahres zu einer Mini-Demo im Eisenhüttenstädter Stadtzentrum. Der NPD Kreisverband Oderland führte 2013 und 2014 mehrere Kundgebungen in direkter Nähe zur ZAST durch. Erst im August 2013 griffen mehrere NPD’ler bei einer Kundgebungsfahrt Gegendemonstrant*innen in Eisenhüttenstadt an.
An den bisherigen Versammlungen beteiligten sich außer stadtbekannten Neonazis nur vereinzelt rassistische Anwohner*innen. Möchte man Aussagen auf Facebook glauben, wollen sich am Mittwoch zahlreiche Eisenhüttenstädter*innen der flüchtlingsfeindlichen Kundgebung anschließen. Die Stimmung in der Stadt scheint sich derweil zuzuspitzen. Erst Sonntag kam es zu einem gewalttätigen Vorfall in einem Bistro in der Fröbelringpassage. Laut einer Polizeimeldung griff ein 38-jähriger einen Mitarbeiter des Bistros an und verletzte ihn so schwer, dass dieser mit einer Kopfwunde ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Später kam der Angreifer zurück und beschimpfte die Gäste mit volksverhetzerischen Sprüchen.
Gegenprotest angekündigt
Die rassistische Kundgebung soll laut eigenen Angaben in der Poststraße in direkter Nähe zur ZAST stattfinden. Beginn ist um 19:00 Uhr. Die IG-Metall ruft zu einer Gegenveranstaltung unter dem Motto: “Eisenhüttenstadt für Toleranz und Menschlichkeit” an der Freilfläche Poststraße/Karl Marx Straße auf. Start ist um 18:30 Uhr.


Ein Teil der bundesdeutschen Bevölkerung zeigt dieser Tage wieder das Gesicht des „besorgten“ Deutschen, der sich um Heim, Familie und sein Land sorgt und dabei Hass und Gewalt gegen Geflüchtete und deren Unterstützer*innen richtet. So auch in Frankfurt (Oder), wo die von Neonazis dominierte Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“ seit Januar bereits viermal auf Demonstrationen und Kundgebungen gegen deren Unterbringung in der Stadt aufmarschierte. Einer der regelmäßig an diesen Versammlungen teilnimmt und des öfteren dort als Redner auftritt ist der in Brieskow-Finkenheerd wohnende Neonazi Björn Brusak.
Der Ton macht die Musik
Björn Brusak ist einigen Frankfurter*innen eher bekannt als Ehrenamtlicher des American Football-Vereins „Red Cocks“, in dem er bis mindestens 2013, u.a. als Jugendtrainer, aktiv war. Das er sich nebenbei politisch extrem recht orientierte zeigen seine Aktivitäten als Liedermacher. Zum ersten Mal als solcher auffällig geworden ist er am 9. August 2013 in der von Neonazis beliebten Frankfurter Eckkneipe „Die Bierbar“ in der Berliner Straße. Dort hatte er bei einem Geburtstagsabend volksverhetzende Lieder, u.a. der als kriminelle Vereinigung verbotenen Band „Landser“ und des Neonazi-Liedermachers Frank Rennicke, gespielt.1 Die daraufhin eintreffende Polizei untersagte das Konzert und leitete ein Strafverfahren wegen Verstoß des § 130 StGB, sowie wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gem. § 86a StGB ein. Am 25. Februar 2015 musste er sich deswegen vor Gericht verantworten. Der Prozess wurde gegen eine Zahlung von 1.800 € eingestellt.2 Doch nicht erst seit diesem Abend war bzw. ist der etwa 30jährige Brusak als extrem rechter Liedermacher aktiv. Unter dem User-Namen „MrBrusi86“ besitzt er seit dem 8. März 2012 einen Youtube-Channel.3 Hier finden sich drei selbsterstellte Videos bzw. Songs von denen zwei auf der von den südafrikanischen Buren verwendeten Sprache Afrikaans. Das vermutlich selbstkomponierte Lied „Afrikaanse taal is pragtig en monumental“ stammt aus dem ebenfalls 2012 in

Selbstproduktion erschienenen Album „Van Frankfurt toe Suid Afrika“.4 Das er mit diesem Song bzw. Album Sympathien zum alten Südafrika der Apartheids-Ära hegt zeigt das im Youtube-Video zusehende Bild von Brusak mit Gitarre vor der ehemaligen Flagge des Landes, welche bis zum Ende des rassistischen Regimes 1994 die Nationalfahne darstellte. Afrikaans, welches heute noch einer der Nationalsprachen Südafrikas ist, hatte der selbstständige Versicherungsvertreiber und gelernte Beton- und Stahlbetonbauer vermutlich während seiner Zeit bei der Bundeswehr gelernt, wo er laut eigenen Aussage für die NATO aktiv war. Ein weiterer Blick auf die abonnierten Youtube-Kanäle zeigt seine Vorliebe für verschwörungstheoretische und neonazistische Beiträge.5
Seit August 2013 trat er bei zahlreichen neonazistischen Veranstaltungen auf. Ob bei Liederabenden der „Kameradschaft Kommando Werwolf“ oder auf Demonstrationen, u.a. bei einem rassistischen Aufmarsch am 16. April 2015 in Nauen.6 Inzwischen ist Björn Brusak Gast bei zahlreichen Veranstaltungen der extrem Rechten.

Eine besondere Verbindung hat er dabei auch zur neonazistischen Zeitung „Recht & Wahrheit“.
Mit der Braunen Elite per Du
Etwa zweimal jährlich finden die sogenannten „Lesertreffen“ der neonazistischen Zeitschrift „Recht & Wahrheit“ von Meinolf Schönborn statt. Diese Veranstaltung gilt als bundesweiter Treffpunkt für neonazistische Führungspersonen und als Schnittstelle der verschiedenen Generationen.7 Zu den regelmäßigen Referierenden gehört u.a. die Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck. Die Tagung findet dabei jeweils im als bundesweit bekannten Szenetreffpunkt Hufhaus-Harzhöhe in Harztor-Ilfeld statt. Ein weiterer regelmäßiger Teilnehmer ist „Brusi“, der bei den vergangenen „Lesertreffen“, zuletzt vom 17. bis 19. April 2015,8 für die musikalische Unterhaltung sorgte. Dahinter verbirgt sich, nicht unschwer zu erahnen, Björn Brusak. Das er dabei nicht nur als Liedermacher teilnahm, ist anzunehmen. Im Sommer 2014 tauchte die damals aktuelle Ausgabe von „Recht & Wahrheit“ in vereinzelten Frankfurter Briefkästen auf. Es ist auch hier anzunehmen, dass Björn Brusak dahinter steckt. Vom 25. bis zum 27. September 2015 findet das nächste „RuW-Lesertreffen“ im Harz statt. Auch diesmal wird „Brusi“ zugegen sein.9
In den Themen der „Recht & Wahrheit“ finden sich immer wieder verschwörungstheoretische und antisemitische Darstellungen. Diese finden sich auch in anderen Publikationen die Brusak gerne zu lesen scheint. Das in der Truther-Szene beliebte Buch „Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen: erkennen erwachen verändern“ von Heiko Schrang empfiehlt Björn Brusak in einer Rezension auf amazon.de als „geniales Buch“, welches „unbedingt mehrmals zu lesen und auch zu erleben“ ist.10 Auch eine andere, extrem rechte Gruppierung, der Brusak nahe steht verbreitet solche Inhalte.

Von Europäischer Aktion zum „III. Weg“
Die extrem rechte und antisemitische „Europäische Aktion“ (EA) ist eine kleine, etwa 2009 gegründete Gruppierung des Holocaustleugners Bernhard Schaub.11Auch in Brandenburg gibt es einen kleinen Ableger, der in der Vergangenheit jedoch kaum in Erscheinung trat. Ausnahme bildete die Beteiligung an den sogenannten Montagsmahnwachen von Lars Mährholz im vergangenen Jahr in Berlin durch mehr oder weniger bekannte Neonazis aus Brandenburg. Zu diesen gehörte auch Björn Brusak. Er baute Anfang 2014 einen Stützpunkt der EA in Frankfurt (Oder) auf und versuchte mittels kleiner Veranstaltungen und Gemeinschaftsabenden Mitglieder zu rekrutieren. Auf der Facebook-Seite des Frankfurter Ablegers wurden regelmäßig antiamerikanische und antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet. Seit Anfang diesen Jahres verzeichnete die Seite bislang kaum neue Aktivitäten.
Vielmehr scheint sich die wichtigste Person der Brandenburger EA Björn Brusak an anderen extrem rechten Veranstaltungen zu beteiligen. Oft als Redner und Liedermacher.
Diese Aktivitäten intensivierte er seit Anfang diesen Jahres. Bei den neonazistischen Aufmärschen der Gruppierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ war er im Januar, Februar und Juli jeweils als Redner zu Gast.12 Bei Kundgebungen der neonazistischen Partei „Der III. Weg“ am 1. August in Zossen und Damsdorf hetzte er ebenfalls gegen Geflüchtete und verbreitete seine Verschwörungstheorien.13
Sein eigenes asylfeindliches Projekt verfolgt er derzeit in seinem Heimatort. Am 18. Juli rief er unter dem Motto „Finkenheerd sagt Nein“ zu einer offenen Diskussionsrunde. Anlass war die anstehende Unterbringung von drei Flüchtlings-Familien. Hierzu hatte er lokale Politiker*innen eingeladen. Diese folgten dem Angebot jedoch nicht. Dafür sprachen neben Björn Brusak selbst auch der NPD-Landesvorsitzende Klaus Beier und die NPD-Aktivistin Manuela Kokott aus Markgrafpieske (Landkreis Oder-Spree). Beide begrüßte er vor Beginn der Veranstaltung freundschaftlich. Auch zahlreiche Anwohner*innen Finkenheerds nahmen an der Veranstaltung teil.14
Für den kommenden Samstag, den 5. September kündigte der umtriebige Neonazi Björn Brusak erneut eine offene Diskussionsrunde an. So wurden in Brieskow-Finkenheerd und den umliegenden Ortschaften Flyer verteilt die zwar auf den ersten Blick den Eindruck vermitteln sollen das es sich um eine Kundgebung für „besorgte Bürger*innen“ handelt. Jedoch ist aufgrund der Beteiligung Brusak’s der neonazistische Charakter nicht von der Hand zu weisen. Auch diesmal sind Kommunalpolitiker*innen eingeladen und es ist auch diesmal davon auszugehen, dass die NPD ans Mikrofon treten wird. Obwohl Brusak in der Vergangenheit betonte, dass es sich dabei um keine Neonazi-Veranstaltung handelt, ist sie genau das: Eine von einem Neonazi organisierte Kundgebung auf denen Neonazis sprechen. Der auf Dialog setzende Bürgermeister Frank Richter ließ bisher vermissen sich klar von der rassistischen Veranstaltung zu distanzieren. Er sei dabei besser beraten, wenn er keine Almosen von Befürworter*innen und Tonangeber*innen rassistischer Hetze anzunehmen. Zu diesen gehört in der Region Frankfurt (Oder) und dem Landkreis Oder-Spree zweifelsfrei Björn Brusak.
INFORIOT Freital, Meißen, Heidenau und jetzt Nauen (Brb): In der heutigen Nacht wurde ein mutmaßlicher Brandanschlag auf die Turnhalle des Oberstufenzentrums in Nauen verübt. Die Turnhalle befand sich im Umbau zu einer Asylnotunterkunft und sollte noch in dieser Woche bezogen werden. Das Gebäude brannte komplett aus. (Hintergrundinformationen: http://www.maz-online.de/Brandenburg/Nauen-Alles-deutet-auf-Brandanschlag-hin)
Der Brandanschlag ist die traurige Spitze einer Serie von rassistischer Schikane im Internet, Nazidemonstrationen und Anschlägen auf Parteibüros und Geflüchtetenunterstützer_innen in der Stadt. Es gilt: Wenn Rassist_innen angreifen, sorgt dafür, dass sie es nie wieder tun!
Heute:
Kundgebung gegen Rassismus 18:00 Uhr – Waldemardamm/Kreuztaler Straße; Nauen
Zugtreffpunkt aus:
DI 25.08.2015 | Potsdam Hbf | 16.45 | Gleis 4 | Abfahrt: 16:55
DI 25.08.2015 | Bhf. Alexanderplatz | 17:00 | Gleis 2 | Abfahrt: 17:19
Antifa! Here we Are
Hallo Wittstock!
Wir sind heute hier um gegen die rassistischen Mobilisierung gegenüber Geflüchteten und anhaltender Nazischeiße in der Dossestadt Wittstock zu demonstrieren. Wir, das alternative Jugendcamp aus dem mecklenburgischen Lärz, wollen uns mit all denen solidarisieren, die sich in Wittstock und andernorts nicht von Neonazis einschüchtern lassen und für eine offene Gesellschaft kämpfen.
Wittstock und die Nazis
Wittstock ist über seine Grenzen hinweg bekannt für seine vielschichtige, bundesweit gut vernetzte Naziszene — insbesondere nach Mecklenburg-Strelitz. Mit ihrer äußerst gewaltbereiten Szene mit offener Gegnerschaft zur NPD, erinnert die Kulisse an Mecklenburg in den 90ern. Ein Zeichen der guten Verbindung stellt der neue Tattooladen eines AfD-lers aus dem Müritzer Raum in Wittstock dar, welcher von dem lokalen Neonazikader Sandy „Lui“ Ludwig geleitet wird.
Seit dem der Landkreis Ostprignitz-Ruppin Ende 2014 in Wittstock mehrere syrische Familien dezentral in Wohnungen untergebracht hat, kocht die Stimmung in der Stadt. In der Vergangenheit kam es oft zu Pöbeleien und versuchten Angriffen auf Geflüchtete und nicht-rechte Jugendliche. Auf der Facebook-Seite „Wittstock sagt nein zur Asylpolitik“ und der Gruppe „Asylpolitik in Wittstock? Nein Danke!“ lassen die Rassist*innen und Nazis offen ihren Hass freien Lauf und schüren vermeintliche „Ängste“ und Ressentiments gegen Geflüchtete und nicht-Deutsche in der Bevölkerung. Seit Dezember des vergangenen Jahres veranstalten die Neonazis nahezu monatlich sogenannte „Fackelaufmärsche“, bei denen regelmäßig bis zu 250 Rassist*innen und Neonazis teilnehmen.
Allem voran eint die landesweiten Kampagne „Ein Licht für Deutschland gegen Überfremdung“ der pseudoelitäre Kleinstpartei der „III. Weg“ die hiesigen Nazistrukturen. Mit dem Zuzug von dem Neonazikader Matthias Fischer seit Ende 2014 versucht die Kleinstpartei, die als Nachfolgeorganisation des verbotenen militanten Netzwerks „Freies Netz Süd“ aus Süddeutschland gilt, in Brandenburg Fuß zu fassen. Mit ihren „25-Punkte-Programm“ ähneln die Forderungen des „III. Weg“ inhaltlich dem Parteiprogramm der NSDAP.
No-Go-Area Wittstock? Nicht mit uns!
Wir wollen über die Ländergrenzen hinweg ein deutliches Zeichen setzen für eine alternative Jugendszene in Wittstock und eine offene Willkommenskultur, in der niemand Angst haben muss aufgrund seiner Herkunft, Religion, politischer oder sexueller Orientierung physischen oder psychischen Angriffen ausgesetzt zu sein.
Wittstock steht exemplarisch für viele Kleinstädte, Dörfer und Gemeinden auf dem Land, in denen Nazis die Subkulturen dominieren und es den Jugendlichen an alternativen Räumen fehlt. Viele junge Menschen ziehen oft nach jahrelanger Anfeindungen und Ausgrenzungen durch Nazis nach den Erwerb des Abiturs oder der Ausbildung in die nächsten Großstädte. Was bleibt sind Freiräume für Nazis in den örtlichen Feuerwehren, Fußballvereinen, Jugendclubs und anderen Institutionen. Es gilt diese Freiräume einzudämmen durch die Erschaffung und Verteidigung einer starken antifaschistischen Gegenkultur!
Support your local Antifa!
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INFORIOT Spontanen Besuch ereilte Wittstock/Dosse an diesem vergangenem Sonnabend. Eine Gruppe von knapp 100 Antifaschist_innen veranstaltete eine Demonstration unter dem Motto „Antifa! Here we Are“ durch die historische Altstadt. Bei den aus Mecklenburg-Vorpommern angereisten Antifaschist_innen handelte es sich um die Teilnehmer_innen des Alternatives Jugendcamp (AJUCA), welches diese Woche in der Müritzregion campieren.
Mit lauten Sprechchören, Transparenten und Fahnen zogen die Demonstrant_innen vom Wittstocker Bahnhof eine Runde durch die Altstadt und beendeten ihren Aufzug auf den Marktplatz. Ursprünglich sollte die Demonstration aus dem Plattenbauviertel um die Käthe-Kollwitz-Straße durch die Innenstadt zum Bahnhof führen. Doch die Brandenburger Polizei machte den Campern einen Strich durch die Rechnung. Unter den fadenscheinigen Grund, dass die Polizei an dem Tag unterbesetzt sei, wurde eine deutlich kürzere Route verhandelt.
In einem Redebeitrag und Flyern wurde die anhaltende rassistische Mobilisierung und Bedrohungen gegen Geflüchtete und nicht-rechte Jugendliche thematisiert. Die Demonstrant_innen bekundeten in einem Redebeitrag u.a. ihre Solidarität über die Ländergrenzen hinweg mit den alternativen Jugendlichen in der Stadt und forderten mehr Alternativen gegen die rechten Hegemonialbestrebungen und mehr Willkommenskultur in ländlichen Gebieten. Nachdem die Demonstration auf dem Marktplatz aufgelöst wurde, besuchten die Demonstrant_innen das Sommerfest der Linken am Amtshof.
Im Anschluss fuhren die Demonstrant_innen weiter zur Burg Stargard (Mecklenburg) um ihre Solidarität mit den dort untergebrachten Geflüchteten zu bekunden. Einen Tag zuvor veranstaltete die NPD dort eine flüchtlingsfeindlichen Kundgebung. Die Kundgebung am Sonnabend musste allerdings durch anhaltende Neonaziprovokationen abgebrochen werden. Bei der Abfahrt wurden die Busse von Neonazis, die mit Flaschen, Steinen und Zaunlatten bewaffnet waren, attackiert.
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