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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Abwärtstrend: AfD-Kundgebungen im Brandenburgischen Neuruppin kommen die Teilnehmer abhanden

Unter dem Titel „Kundge­bung gegen das Poli­tikver­sagen“ ver­anstal­tete der AfD- Kreisver­band Ost­prig­nitz-Rup­pin am 23. Mai ihre bere­its vierte Ver­anstal­tung dieser Art auf dem Neu­rup­pin­er Schulplatz. Als Red­ner waren neben dem Vor­sitzen­den des Kreisver­bands Ost­prig­nitz-Rup­pin, Michael Nehls, der Vor­sitzende der AfD-Frak­tion im Bran­den­bur­gis­chen Land­tag und Bun­desvor­stand, Alexan­der Gauland, sowie sein Frak­tions-Vize, Andreas Kalb­itz, vertreten.
Demge­genüber mobil­isierte das Bünd­nis „Für Tol­er­anz und Demokratie“ unter dem Mot­to „Unsere Alter­na­tive zu Gauland: Neu­rup­pin bleibt bunt!“ die eben­falls vierte Demon­stra­tion gegen die Kundge­bung der AfD. Dem Bünd­nis gelang es über 100 Ein­wohn­er Neu­rup­pins zum Protest gegen die Kundge­bung der AfD zu mobil­isieren, die ihrer­seits lediglich 90 Per­so­n­en anziehen konnte.
Die Ver­anstal­tung
Als Haup­tred­ner wieder­holte Alexan­der Gauland seine bere­its Mitte April in einem Inter­view der Frank­furter All­ge­meinen Son­ntagszeitung aufgestell­ten These, dass die „islamis­che Reli­gion (…) nicht mit dem Grundge­setz vere­in­bar“ sei. Die fortschre­i­t­ende Islamisierung der Bun­desre­pub­lik sei jedoch mit­tler­weile daran zu erken­nen, dass beispiel­sweise in eini­gen Schulen kein Schweine­fleisch mehr auf dem Speise­plan ste­he. Besorgt gab er zu bedenken, dass auf­grund diesen Trends bald auch christliche Feiertage wie Ostern und Wei­h­nacht­en abgeschafft wer­den könnten.
Bere­its zum wieder­holten Male nahm auch Gaulands Vize der Land­tags­frak­tion, Andreas Kalb­itz, teil. Offen­siv­er als Gauland, wet­terte Kalb­itz hin­sichtlich der Flüchtlingspoli­tik der Bun­desregierung gegen den “hirn­losen Willkom­mens-Fetis­chis­mus”. Unter den Gegen­demon­stran­ten machte er offen­bar „Hor­den rot­lack­iert­er Links­faschis­ten“ aus. Michael Nehls vom Kreisver­band Ost­prig­nitz-Rup­pin lancierte Gerüchte darüber, dass mus­lim­is­che Flüchtlinge in aktuellen Asylver­fahren ange­blich gegenüber christlichen bevorzugt behan­delt wür­den. Außer­dem kam er auf den Fall des in Bad Godes­berg getöteten Niklas P. zu sprechen, den Medi­en­bericht­en zufolge Mitte Mai bere­its etwa 50 Recht­sex­treme eben­da zum Anlass ein­er Demon­stra­tion gegen „Aus­län­derkrim­i­nal­ität“ nah­men. In Anlehnung daran beze­ich­nete Nehls Tatverdächtige als „Gesocks“. Im Gegen­satz zur Selb­st­wahrnehmung einiger AfD-Funk­tionäre – zumeist aus den West­län­dern – als Vertreter eines wirtschaft­slib­eralen Kurs­es, machte Nehls Anlei­hen am völkischen Antikap­i­tal­is­mus – „Feinde“ seien die „Weltkonz­erne“.
Der Hin­ter­grund
Kalb­itz, der zuvor der recht­en Klein­partei “Die Repub­likan­er” ange­hörte, ist nach Infor­ma­tio­nen des rbb eben­falls Mit­glied in dem von Alt­nazis gegrün­de­ten Vere­in „Kul­tur- und Zeit­geschichte, Archiv der Zeit“ e. V., dessen erk­lärtes Ziel die „Sicherung eines wahren deutschen Geschichts­bildes“ sei, „ins­beson­dere [bezüglich der] Zeit vor 1945“. Der Vere­in ste­ht außer­dem in Verbindung mit der eben­falls von ehe­ma­li­gen NSDAP- und SS-Mit­gliedern gegrün­de­ten „Gesellschaft für freie Pub­lizis­tik“, der nach Angaben des Ver­fas­sungss­chutzes größten recht­sex­tremen „Kul­turvere­ini­gung“ der Bundesrepublik.
Neben Dauer­gast Kalb­itz, deutet auch die Zusam­menset­zung der Teil­nehmer darauf hin, dass die AfD zumin­d­est in Teilen Bran­den­burg auf einen klaren Recht­saußenkurs set­zt. Auf Pressean­fra­gen, wie die AfD Ost­prig­nitz-Rup­pin dazu ste­he, dass ihre Kundge­bun­gen auch von Mit­gliedern der recht­sex­tremen NPD besucht wür­den, reagierte der Kreisver­band bere­its Ende März. Mit Hin­weis auf das Diskri­m­inierungsver­bot im Artikel 3 des Grundge­set­zes erk­lärte er, dass Mit­glieder und Funk­tionäre der NPD aus­drück­lich nicht von der Teil­nahme aus­geschlossen wür­den. Dies sei nicht nur die einzige ver­fas­sungskon­forme Ver­fahrensweise, son­dern ger­ade der Beleg dafür, dass der AfD gegenüber erhobene Vor­würfe des Recht­sex­trem­is­mus halt­los seien.
Dies scheint sich auch in der Entwick­lung der Teil­nehmerzahlen auszu­drück­en. Diese waren seit Beginn des Jahres 2016 bere­its rück­läu­fig. Zulet­zt zog jedoch der Auftritt des thüringis­chen Lan­deschefs der AfD und Vertreter des recht­en Partei­flügels, Björn Höcke, im April erneut etwa 150 Zuschauer an. Dass nun mit dem promi­nen­ten Bun­desvor­stand Gauland lediglich 90 Teil­nehmer mobil­isiert wur­den, kön­nte als Hin­weis darauf inter­pretiert wer­den, dass selb­st dessen Kurs weit­en Teilen der Sym­pa­thisan­ten des KV Ost­prig­nitz-Rup­pin nicht rig­oros genug ist. Beobachter des JFDA kon­nten dementsprechend im Umfeld der aktuellen Ver­anstal­tung lediglich einige Per­so­n­en aus dem Spek­trum der recht­sex­tremen „Freien Kräfte Neu­rup­pin“, sowie den Organ­isator des “Bürg­er­bünd­nis Havel­land”, Chris­t­ian Kaiser aus Rathenow (Foto links), ausmachen.
Angesichts dieser Entwick­lung war der Vor­sitzende des Kreisver­bands Ost­prig­nitz-Rup­pin, Michael Nehls, ver­mut­lich erle­ichtert die Som­mer­pause verkün­den zu kön­nen: Erst im Herb­st dieses Jahres wird die AfD wieder nach Neu­rup­pin kommen.

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Neuruppin: Der AfD den Strom abgestellt

Titel
Eine Kundge­bung von unge­fähr 90 Funk­tionären und Sympathisant_innen der recht­spop­ulis­tis­chen Partei „Alter­na­tive für Deutsch­land“ in Neu­rup­pin wurde am frühen Abend von unge­fähr 15 Gegendemonstrant_innen laut­stark gestört. Einem AfD-Geg­n­er gelang es dabei anscheinend auch die Stromzu­fuhr für die Laut­sprecher­an­lage zu kap­pen, so dass zeitweise keine Rede­beiträge mehr möglich waren. Daraufhin schritt die Bere­itschaft­spolizei ein. Die Gegendemonstrant_innen wur­den abge­drängt. Eine Per­son wurde kurzzeit­ig in Gewahrsam genommen.
An der offiziellen Gegenkundge­bung von „Neu­rupp­pin bleibt bunt“ beteiligten sich unge­fähr 100 Men­schen. Diese fand weiträu­mig, u.a. durch Absper­r­git­ter und Polizeis­per­ren getren­nt von der Ver­samm­lung der AfD statt. Mit einem bun­ten Pro­gramm aus Rede­beiträ­gen und vor allem viel Musik gelang es dem zivilge­sellschaftlichen Aktions­bünd­nis wieder Flüchtlinge und Neu­rup­pin­er Bürger_innen zusammenzubringen.
Die AfD und ihre Red­ner, darunter die Land­tagsab­ge­ord­neten Andreas Kalb­itz und Alexan­der Gauland, ver­sucht­en hinge­gen wieder Äng­ste vor dem Islam und Flüchtlin­gen zu schüren. Zu deren aufmerk­samen Zuhörer_innen gehörten auch am Mon­tagabend wieder Abge­sandte der lokalen NPD bzw. der neon­azis­tis­chen „Freien Kräfte Neu­rup­pin“ sowie des recht­en „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“. Let­zt genan­nte präsen­tierten sich u.a. mit offen­bar selb­stange­fer­tigten Ban­nern auf denen flüchtlings- und EU-feindliche Parolen aufge­sprüht waren.
Fotos: hier

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

7. Mai: Zwischen Berlin und Slubice

Für den 7. Mai mobil­isierten pol­nis­che Nationalist*innen über­re­gion­al in die Gren­zs­tadt S?ubice, der Nach­barstadt von Frank­furt (Oder). Es sollte der größte islam­feindliche Auf­marsch in West­polen wer­den, so die Organisator*innen von „Nar­o­dowe S?ubice“ („Nationales Slu­bice“). Mehr als 1.000 Ras­sistIn­nen aus ganz Polen und Frank­furt (Oder) wur­den erwartet. Am Ende kamen nicht ein­mal 200.[1] Der­weil beteiligten sich min­destens 6 Frank­furter Neon­azis an einem ras­sis­tis­chen Großauf­marsch am sel­ben Tag in Berlin-Mitte.

Ras­sis­tis­ch­er Auf­marsch in Slu­bice ohne Frank­furter Beteiligung

Haupt­säch­lich Jugendliche und Hooli­gans, u.a. die anti­semi­tis­che „Allpol­nis­che Jugend – Lebuser Land“, aber auch extreme Rechte aus den fer­nen Städten Byd­goszcz und ?ary beteiligten sich an dem Auf­marsch, der sich gegen Islamisierung, Angela Merkel, EU und deutsche Hege­mo­ni­al­in­ter­essen richtete. Dass es ihnen aber vor allem um ein völkisches Europa der Vater­län­der geht machte Bar­tosz Janow­icz von „Nar­o­dowe S?ubice“ in einem Inter­view deut­lich: „Wir kämpfen gegen die Islamisierung Europas und wollen, dass sich die Kul­turen nicht ver­mis­chen. Polen soll pol­nisch bleiben, die Ukraine ukrainisch, Deutsch­land deutsch“.[2]

Am 7. Mai 2016 marschierten etwa 200 polnische NationalistInnen durch Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Am 7. Mai 2016 marschierten etwa 200 pol­nis­che Nation­al­istIn­nen durch Slu­bice. (Quelle: slubice24.pl)

Hin­ter „Nar­o­dowe S?ubice“ steckt u.a. Micha? Czwerwi?ski, der als dessen Anführer gilt. Bere­its auf der face­book-Seite der Grup­pierung het­zte er in Ver­gan­gen­heit immer wieder gegen Geflüchtete, die ange­blich pol­nis­che Frauen* verge­walti­gen wür­den und forderte die Schließung der Gren­ze zu Deutsch­land. Aus Wroc?aw war der bekan­nte pol­nis­che Nation­al­ist und Anti­semit Piotr Rybak angereist.[3] Im Novem­ber let­zten Jahres ver­bran­nte er während ein­er Kundge­bung des Nation­al­radikalen Lager (ONR) und der Allpol­nis­chen Jugend in sein­er Heimat­stadt eine lebens­große Puppe, die mit Schläfen­lock­en, schwarzem Hut und Kaf­tan einen ortho­dox­en Juden darstellen sollte.[4] Ein weit­eres bekan­ntes Gesicht auf der Demon­stra­tion war Syl­west­er Chruszcz. Von 2004 bis 2009 Europa-Abge­ord­neter der nation­al­is­tis­chen katholisch-klerikalen »Liga Pol­nis­ch­er Fam­i­lien« (LPR) und seit 2015 Abge­ord­nter im Sejm für Kukiz’15. Die nation­al­is­tis­che Partei des bekan­nten Musik­ers erzielte bei der let­zten Wahl 8,8 % (37 Sitze) der Stim­men und wurde drittstärk­ste Kraft in Polen.
Auch im Sejm sind extrem rechte Stimmen vertreten: Der Abgeordnete Sylwester Chruszcz der rechten Sammelpartei Kukiz’15 gehörte am 7. Mai 2016 zu den RednerInnen in Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Auch im Sejm sind extrem rechte Stim­men vertreten: Der Abge­ord­nete Syl­west­er Chruszcz der recht­en Sam­mel­partei Kukiz’15 gehörte am 7. Mai 2016 zu den Red­ner­In­nen in Slu­bice. (Quelle: slubice24.pl)

Auf­takt der Demon­stra­tion war auf dem zen­tralen Plac Bohaterów, dem Helden­platz. Von dort aus zog die Demon­stra­tion durch die Innen­stadt bis zum Kreisverkehr an der Brücke zu Frank­furt (Oder), wo in unmit­tel­bar­er Nähe in der Fussgänger*innenzone die Abschlusskundge­bung statt fand. Der Plac Bohaterów wurde dabei ganz bewusst von den Nationalist*innen gewählt. Erin­nert dieser doch an den Wider­stand der Pol*innen gegen die NS-Beset­zung ihres Lan­des. Die Organisator*innen der Demon­stra­tion woll­ten sich mit dem Ort der Auf­tak­tkundge­bung in der Tra­di­tion der pol­nis­chen Wider­stands­be­we­gun­gen im Zweit­en Weltkrieg set­zen. Ob mit diesem Gedanken auch die 22-jährige Anmelderin Syl­wia Janu­cik spielt, darf bezweifelt wer­den. Die Frank­furter Polizei nahm sie und einen Bekan­nten am Vortag kurzzeit­ig fest. Sie sollen den Hitler-Gruß gezeigt haben.[5] Auch mit ihrem face­book-Pro­fil zeigt sie ihre Sym­pa­thie für den deutschen Diktator.[6] Der Auf­marsch am Sam­stag soll der Beginn ein­er län­geren Mobil­isierung sein. 
Führer einer extrem rechten Bewegung: Der Antisemit Piotr Rybak auf dem Lautsprecherwagen, u.a. geschmückt mit dem Fantransparent der örtlichen Fussballmannschaft Polonia Slubice am 7. Mai in Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Führer ein­er extrem recht­en Bewe­gung: Der Anti­semit Piotr Rybak auf dem Laut­sprecher­wa­gen, u.a. geschmückt mit dem Fantrans­par­ent der örtlichen Fuss­ball­mannschaft Polo­nia Slu­bice am 7. Mai in Slu­bice. (Quelle: slubice24.pl)

Gegen­proteste blieben indes aus. Bere­its im Vor­feld hat­ten die pol­nis­chen Nationalist*innen ihren Gegner*innen gedro­ht. Darunter auch dem Bürg­er­meis­ter der Stadt S?ubice Tomacz Ciszewicz, der gemein­sam mit dem Ober­bürg­er­meis­ter von Frank­furt (Oder) Mar­tin Wilke zu Tol­er­anz und Respekt gegenüber Geflüchteten aufgerufen hatte.[7]
„Nar­o­dowe S?ubice“ wird auch von den Neon­azis der Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ unter­stützt. Diese mobil­isierten auf ihrer face­book-Seite zum ras­sis­tis­chen Auf­marsch in der pol­nis­chen Nach­barstadt. Bere­its am 20. Feb­ru­ar beteiligte sich eine kleine Gruppe von „Nar­o­dowe S?ubice“ an einem ras­sis­tis­chen Auf­marsch in Frank­furt (Oder). Ein Gegenbe­such am ver­gan­genen Sam­stag blieb trotz Ankündi­gung aber aus, was nicht ohne Unmut auf der pol­nis­chen Seite blieb. Die Gruppe um Peer Koss beteiligte sich lieber an der „Merkel muss weg“-Demonstration in Berlin.
Schick im Anzug: Kopf der extrem rechten “Narodowe Slubice” Micha? Czwerwi?ski als Redner am 7. Mai in Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Schick im Anzug: Kopf der extrem recht­en “Nar­o­dowe Slu­bice” Micha? Czwerwi?ski als Red­ner am 7. Mai in Slu­bice. (Quelle: slubice24.pl)


Demo-Woche für Frank­furter Neonazis

Unter dem Mot­to „Merkel muss weg“ wollte der „Pro-Deutschland“-Aktivist Enri­co Stubbe am 7. Mai 5.000 Teil­nehmerIn­nen gegen Geflüchtete und die Poli­tik der Bun­desregierung in Berlin auf die Strasse brin­gen. Jedoch beteiligten sich mit etwa 1.800 sog­ar noch weit weniger als bei der erster Demon­stra­tion am 12. März.[8] Wie beim let­zten Mal ver­sam­melte sich eine krude Mis­chung aus Neon­azis, Hooli­gans, Reichs­bürg­ern, Putin-Fans, Flüchtlings- und Islam­fein­den sowie recht­spop­ulis­tis­chen
Wer will denn böse gucken? Romano Gosda (links, mit “Kinderschänder”-Pullover) und Justin Dominik Kleinert (mitte, mit Nasenring) laufen am 7. Mai in Berlin neben dem Berliner NPDler Jan Sturm (rechts).
Wer will denn böse guck­en? Romano Gos­da (links, mit “Kinderschänder”-Pullover) und Justin Dominik Klein­ert (mitte, mit Nasen­ring) laufen am 7. Mai in Berlin neben dem Berlin­er NPDler Jan Sturm (rechts).
Grup­pierun­gen am Wash­ing­ton­platz, dem Auf­tak­tort vor dem Berlin­er Hauptbahnhof.[9] Zu diesen gehörte auch eine kleine Gruppe Neon­azis von der Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“. Durch ein­schlägige T‑Shirts und der schwarzen Fahne mit dem Auf­druck „Frankfurt/O.“ deut­lich erkennbar liefen u. a. Peer Koos, Romano Gos­da, Den­nis Kunert, Dirk Wein­ert, Justin Klein­ert und Nor­man Joost mit dem Demon­stra­tionszug durch das Regierungsvier­tel und skandierten ein­deutig neon­azis­tis­che Parolen, wie „Frei, Sozial und Nation­al“ und „Hier marschiert der nationale Widerstand“.[10] Peer Koss bedro­hte dabei immer wieder Journalist*innen, die den Auf­marsch doku­men­tierten. Für die Frank­furter Neon­azis war es bere­its die zweite Demon­stra­tions­beteili­gung inner­halb ein­er Woche. Dem Aufruf der Partei „III. Weg“ zu ein­er Demon­stra­tion am 1. Mai im säch­sis­chen Plauen fol­gten min­destens 8 Per­so­n­en aus dem Umfeld der ras­sis­tis­chen Grup­pierung „Frank­furt (Oder) wehrt sich“.[11]
Schönes Wetter auch für Nazis? Peer Koss (mitte, mit “Weiße Macht”-Shirt) am 7. Mai auf der “Merkel muss weg”-Demonstration in Berlin.
Schönes Wet­ter auch für Nazis? Peer Koss (mitte, mit “Weiße Macht”-Shirt) am 7. Mai auf der “Merkel muss weg”-Demonstration in Berlin.

Quellen:
1 Vgl. MOZ: 200 Flüchtlings-Geg­n­er auf Demon­stra­tion in Slu­bice, http://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1480355/, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
2 Vgl. rbb aktuell 07.05.2016: Demo gegen Flüchtlinge, https://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/archiv/20160507_1930/demo-gegen-fluechtlinge-slubice.html, Minute 0:38, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
3 Vgl. Gaze­ta Lubus­ka: „Stop islamiza­cji”. W S?ubicach protestowali prze­ciw imi­grantom, http://www.gazetalubuska.pl/wiadomosci/slubice/a/stop-islamizacji-w-slubicach-protestowali-przeciw-imigrantom-wideo-zdjecia,9965140/, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
4 Vgl. Jüdis­che All­ge­meine: Der Mob ist los. Vor dem Bres­lauer Rathaus ver­bren­nen Nation­al­is­ten eine »Juden-Puppe« mit EU-Flagge, http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/24006, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
5 Vgl. MOZ: 200 Flüchtlings-Geg­n­er auf Demon­stra­tion in Slu­bice, http://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1480355/, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
6 Vgl. https://www.facebook.com/adolfinamruczek, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
7 Vgl. Nowak, Peter: „Nationales Slu­bice“ ohne Res­o­nanz. Ent­täuschend ver­lief für die extreme Rechte in Polen am Sam­stag ein flüchtlings­feindlich­er Marsch in der Gren­zs­tadt Slu­bice, http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/nationales-slubice-ohne-resonanz, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
8 Vgl. rbb online: Recht­spop­ulis­tis­che Demo in Berlin fällt größer aus als erwartet, https://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2016/03/rechte-gruppierung-demonstriert-in-berlin-12-maerz.html, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
9 Vgl. Schnei­der, Theo: Rechte Mis­chung bei Berlin­er „Großde­mo“, http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/rechte-mischung-bei-berliner-gro-demo, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
10 Vgl. Zeit Online: Rechte Demo erfährt große Gegen­wehr, http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016–05/demonstration-rechtsextreme-berlin-regierungsviertel-raven-gegen-nazis, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
11 Vgl. https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2016/05/12/1‑mai-in-plauen-iii-weg-aufmarsch-mit-beteiligung-frankfurter-beteiligung/
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Kaffeekränzchen mit Pogida

Am Mittwochabend haben rund 30 Pogi­da-Anhänger in Pots­dam demon­stri­ert – zum mit­tler­weile 11. Mal seit Beginn des Jahres. Ihnen haben sich mit drei Kundge­bun­gen mehrere hun­dert Men­schen entgegenstellt.
Am heuti­gen Mittwoch lud Pogi­da nach mehrwöchiger Pause zu ihrem 11. „Abendspazier­gang gegen die Islamisierung des Abend­lan­des“ ein. Am Pots­damer Haupt­bahn­hof sam­melten sich gegen 18.30 Uhr unge­fähr 20 Pogi­da-Demon­stran­ten mit Deutsch­land und Rus­s­land­fah­nen. Weitaus weniger als die 150 Teilnehmer_innen, die der Anmelder und Ver­samm­lungsleit­er Hol­ger Schmidt erwartete.
Da noch nicht so viele Teil­nehmer eingetrof­fen waren, wurde auf Vorschlag von dem Pegi­da Anwalt Jens Lorek erst­mal eine Runde Kaf­fee bestellt, in der Hoff­nung durch die Verzögerung, die Rede von Eric Graziani Grün­wald vor größerem Pub­likum zu beginnen.
Während die Anzahl der Pogi­da-Demon­stran­ten sehr über­schaubar blieb, gab es über 300 Gegen­demon­stran­ten. Das Tol­er­anzbünd­nis „Pots­dam beken­nt Farbe“ unter dem Vor­sitz von Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs (SPD) rief zu einem friedlichen Protest auf und betonte, dass Pots­dam eine offene und tol­er­ante Stadt sei. Rich­tung Pogi­da gewandt sagte Jakobs „Wir sind zehn­mal mehr als die paar Hanseln“. Neben den Gegen­demon­stran­ten und den gezählten 19 Pogi­da-Teil­nehmer_in­nen gesell­ten sich noch 600 Polizis­ten aus Berlin und Bran­den­burg dazu.
Trotz der weni­gen Teilnehmer_innen begann Graziani seine Rede über Merkel und den Ein­fluss der „Roth­schilds- und die Sor­usc­sclan-Fam­i­lien“. Schon auf der 7. Mai Demon­stra­tion „Merkel muss weg“ hielt er eine Rede zu dem The­ma. Zudem behauptete er linke Parteien seien „viel gefährlich­er als der Nation­al­sozial­is­mus während des Drit­ten Reiches“.
Mit einiger Verzögerung ging der „Abendspazier­gang“ mit mit­tler­weile rund 30 Per­so­n­en Rich­tung Zen­trum Ost los. Dabei kam es zu einem Zwis­chen­fall, indem ein Pogi­da-Red­ner eine Demon­stran­tin laut PNN mit „zieh doch eine Bur­ka an oder geh nach Afri­ka“ beschimpfte. Die Polizei schirmte Gegen­demon­stran­ten anson­sten weitest­ge­hend ab. An ein­er Baustelle musste sie dabei mehr als 70 Gegen­demon­stran­ten zurück­drän­gen. Polizeis­prech­er Heiko Schmidt zieht jedoch ein entspan­ntes Faz­it: es sei größ­ten­teils ruhig geblieben. Bei einem Tumult auf dem abges­per­rten Gelände kam es zu Rangeleien. Die Demon­stran­ten klet­terten unberechtigt über Zäune und war­fen offen­bar mit herum­liegen­den Bauteilen.
Auf der Abschlusskundge­bung am Haupt­bahn­hof gab es einen Rede­beitrag von dem bekan­nten Neon­azi Alexan­der Kurth aus Leipzig. Als ehe­ma­liger NPD-Kad­er gehört er zu den führen­den Neon­azis in Leipzig und Umge­bung und saß wegen divers­er Gewalt­de­lik­te im Gefäng­nis. Auf der Kundge­bung forderte er dazu auf, die Poli­tik­erin Clau­dia Roth in die Türkei abzuschieben. Slo­gans wie „Wer Deutsch­land nicht liebt, soll Deutsch­land ver­lassen“ und „Wir sind das Volk“ heizten dabei die Stim­mung auf. Zum Abschluss lobte Ord­ner Lorek noch die 30 Teilnehmer_innen mit Sätzen wie „Ihr seid die Elite“ und „artikulierte Sätze sind nur von hier gekom­men, nicht von der Gegen­seite“. Bevor sich die Demon­stra­tion auflöste, wurde „Deutsch­land Deutsch­land über alles“ anges­timmt und bot damit der Sam­ba-Musik der Gegen­demon­stra­tion nur wenig akustis­che Konkur­renz. Bei der Abreise wur­den die Pogi­da-Demon­stran­ten im Haupt­bahn­hof mit „Nazis raus“ begleitet.
Pogi­da geht erst seit Mitte Jan­u­ar diesen Jahres auf die Straße. Trotz­dem nahm die Teil­nehmer_in­nen-Anzahl stetig ab – bei der let­zten Kundge­bung am 7. April fan­den sich immer­hin noch 60 Teilnehmer_innen ein. Ein Zeichen dafür, dass Pogi­da keinen Raum in Pots­dam findet.

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Antifaschismus

1. Mai in Plauen: „III. Weg“-Aufmarsch mit Frankfurter Beteiligung

Am 1. Mai demon­stri­eren tra­di­tionell extrem rechte Parteien, um den Tag die deutschen Arbeit­er zu feiern, den die Nation­al­sozial­is­ten 1933 als nationalen Feiertag einge­führt haben.[1] Zum diesjähri­gen „Tag der Arbeit“ mobil­isierte u.a. die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ zu einem bun­desweit­en Auf­marsch ins vogtländis­che Plauen. Etwa 1.000 Neon­azis kamen dann auch aus nahezu dem gesamten Bun­des­ge­bi­et nach Sach­sen, um gegen Kap­i­tal­is­mus und für einen deutschen Sozial­is­mus zu demon­stri­eren (dass sich hin­ter diesen Parolen keine emanzi­pa­torischen oder egal­itären Ansätze ver­ber­gen, sollte klar sein).[2] Obwohl die Partei noch recht jung ist und nur wenige hun­dert Mit­glieder bun­desweit besitzt, war der diesjährige Auf­marsch der größte am 1. Mai in 2016. Bere­its im ver­gan­genen Jahr kon­nte „Der III. Weg“ die meis­ten Neon­azis für ihren Auf­marsch in Saalfeld gewin­nen.[3] Angemeldet wurde der Auf­marsch von Tony Gentsch, stel­lvertre­tender Leit­er des Gebi­etsver­band „Mitte“, zu dem, mit Aus­nahme Meck­len­burg-Vor­pom­merns, alle neuen Bun­deslän­dern sowie Berlin gehören.[4] Der im uck­er­märkischen Anger­münde wohnende Matthias Fis­ch­er, Leit­er des sel­bi­gen Gebi­etsver­bands, war die zweite zen­trale Per­son an diesem Tag.
Den eben­falls bun­desweit­en Auf­marsch der NPD in Schw­erin fol­gten lediglich 400 Men­schen.[5] Weit­ere Ver­samm­lun­gen der Partei mit weit weniger Res­o­nanz fan­den in Bochum (180), Wurzen (80) und Berlin (50) statt.[6] Die vor allem in Nor­drhein-West­falen aktive Neon­azi-Partei „Die Rechte“ mobil­isierte in die thüringis­che Lan­deshaupt­stadt Erfurt; dort kamen 250 Neon­azis zusam­men.[7]

Imme den "III. Weg": Peer Koss (mitte) auf der 1. Mai-Demonstration der neonazistischen Kleinstpartei in Plauen. Links von ihm Jessica Kautz (mit Flasche). Rechts seine Frau Franziska (rote Haare). (Photo: Presseservice Rathenow)
Imme den “III. Weg”: Peer Koss (mitte) auf der 1. Mai-Demon­stra­tion der neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei in Plauen. Links von ihm Jes­si­ca Kautz (mit Flasche). Rechts seine Frau Franziska (rote Haare). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

 
Frank­furter Neon­azis auch in Plauen
Unter den angereis­ten Neon­azis waren auch auf­fal­l­end viele aus Bran­den­burg.[8] Neben den bei­den Land­kreisen Uck­er­mark und Pots­dam-Mit­tel­mark, in denen „Der III. Weg“ bere­its Stützpunk­te aufge­baut hat, waren auch Anhänger aus anderen Regio­nen erschienen. Darunter waren auch bekan­nte Neon­azis aus Frank­furt (Oder) und dem angren­zen­den Land­kreis Oder-Spree. Laut Beobachter_innen ist von min­destens elf Neon­azis aus der Region Frank­furt (Oder) auszuge­hen, die nach Plauen anreis­ten. Neben Peer und Franziska Koss, bei­de Organ­isatorIn­nen der extrem recht­en Grup­pen „Frankfurt/Oder wehrt“ und „Beeskow wehrt sich“, waren dies vor allem jün­gere Neon­azis. Zu ihnen gehörten Den­nis Kunert, Romano Gos­da, Justin Dominik Klein­ert und Patrick Fer­tig, aber auch der bere­its bei den soge­nan­nten „Autonomen Nation­al­is­ten Oder-Spree“ (ANOS) aktiv gewe­sene Mar­tin Schlechte[9] sowie Jes­si­ca Kautz. Die Fleis­chereiverkäuferin aus Frank­furt (Oder) gehörte beim hiesi­gen Neon­azi­auf­marsch am 1. Novem­ber 2015 zu den Ein­peitscherIn­nen und gab für die Teil­nehmerIn­nen die Parolen vor.[10] Gemein­sam liefen sie im mit­tleren Block zusam­men mit weit­eren Neon­azis aus Bran­den­burg. Gos­da trug zudem eine in neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaften ver­bre­it­ete schwarzen Fahne mit der kleinen Auf­schrift „Frankfurt/O.“, was eine regionale Zuord­nung für Außen­ste­hende deut­lich machte. Allen gemein­sam ist ihre regelmäßige Teil­nahme an den ras­sis­tis­chen Aufmärschen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, die seit Jan­u­ar 2015 ins­ge­samt sieben Mal in der Oder­stadt stat­tfan­den.[11] Dass sie sich nun in größer­er Gruppe an der zen­tralen „III. Weg“-Demonstration beteiligten, ist da nur fol­gerichtig. So gehörte die Neon­azi-Partei, die in Bran­den­burg bis­lang vor allem von Maik Eminger geführt wurde, von Anfang an zu den Unter­stützern der Frank­furter Aufmärsche. Anfangs noch bedeckt, wur­den sie im zunehmenden Maße präsen­ter. Immer wieder reis­ten auch AktivistIn­nen aus dem Stützpunkt Potsdam/Mittelmark an.[12] Zu ihnen gehört auch Pas­cal Stolle. Das ehe­ma­lige NPD-Mit­glied, welch­es Anfang let­zten Jahres zum „III. Weg“ wech­selte, gehört zu den regelmäßi­gen Red­ner­In­nen auf den extrem recht­en Ver­anstal­tun­gen in Frank­furt und ist inzwis­chen auch nach Eisen­hüt­ten­stadt gezo­gen. Auch er war in Plauen anwe­send, lief aber getren­nt von den übri­gen Bran­den­burg­erIn­nen im ersten Block.

 
 
Tatkräftige Hil­fe beim Auf­bau von Strukturen
Die Unter­stützung des „III. Weg“ von Anti-Asyl­protesten, zu dem sie auch einen Leit­faden ver­fasst hat,[13] zielte auch auf eine weit­ere Rekru­tierung von Parteian­hän­gerIn­nen ab. Dies scheint bei den Teil­nehmerIn­nen der Frank­furter und Beeskow­er Aufmärsche Früchte getra­gen zu haben. Seit der ersten großen Kundge­bung der neon­azis­tis­chen Partei am 21. Feb­ru­ar 2015 in Eisen­hüt­ten­stadt nahm Peer Koss regelmäßig an ihren Ver­anstal­tun­gen teil.[14] Er gehörte zu den Teil­nehmerIn­nen der Mobil­isierungsver­anstal­tun­gen in Beelitz und Brück (bei­de Pots­dam-Mit­tel­mark) zum Auf­marsch am 1. Mai;[15] eben­so war er bei der Vorstel­lung des „III. Weg“ durch Matthias Fis­ch­er in Beeskow im März diesen Jahres dabei.[16] Peer und seine Frau Franziska sind inzwis­chen Mit­glieder gewor­den und tru­gen ihre Parteizuge­hörigkeit am 1. Mai in Plauen auch offen zu Schau.

Bald ein neuer Stützpunkt im Oderland?: "III. Weg"-Kader Matthias Fischer stellt die Arbeit seiner Partei im März in Beeskow vor. (Photo: der-dritte-weg.info)
Bald ein neuer Stützpunkt im Oder­land?: “III. Weg”-Kader Matthias Fis­ch­er stellt die Arbeit sein­er Partei im März in Beeskow vor. (Pho­to: der-dritte-weg.info)

Mit dem „III. Weg“-Kader Pas­cal Stolle als regelmäßiger Red­ner und der regelmäßi­gen Teil­nahme des „III. Weg“ an der Neon­azi­aufmärschen in der Region gelangt es der extrem recht­en Partei, neue Anhän­gerIn­nen zu find­en. Mit der Mit­glied­schaft der bei­den Haup­tor­gan­isatorIn­nen der Ver­samm­lun­gen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ und „Beeskow wehrt sich“ wer­den diese in Zukun­ft noch stärk­er an der Poli­tik der Partei aus­gerichtet sein. Es bleibt nur noch eine Frage der Zeit, bis sich nach den Stützpunk­ten Potsdam/Mittelmark, Mit­tel­mark (Hav­el) und Uck­er­mark ein vierten Stützpunkt auch im Oder­land grün­den wird. Für die immer weit­er schwächel­nden NPD in Bran­den­burg wird sie damit zunehmend zur Gefahr. Dies zeigt sich nicht zulet­zt daran, dass bekan­nte NPD-Kad­er die Teil­nahme an dem parteieige­nen Auf­marsch im näheren Schw­erin der „III. Weg“-Demonstration im fer­nen Plauen vor­zo­gen.[17]
 
 
Quellen

1 Vgl. Gesetz über die Ein­führung eines Feiertags der nationalen Arbeit, http://www.verfassungen.de/de/de33-45/feiertag33.htm, abgerufen am 3. Mai 2016.

2 Vgl. arbeiterkampftag.info, abgerufen am 3. Mai 2016.

3 Vgl. Witz­gall, Thomas: 1.Mai in Saalfeld: Unver­ant­wortliche Polizeis­trate­gie im Umgang mit dem größten Neon­azi-Auf­marsch des Tages. In: End­sta­tion Rechts. Bay­ern, https://www.endstation-rechts-bayern.de/2015/05/1‑mai-in-saalfeld-unverantwortliche-polizeistrategie-im-umgang-mit-dem-groessten-neonazi-aufmarsch-des-tages/, abgerufen am 3. Mai 2016.

4 Vgl. „Der III. Weg“: Gebi­etsver­band „Mitte“ der Partei „Der III. Weg“ gegrün­det!, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/1/thema/69/id/6062/akat/1/infotext/Gebietsverband_Mitte_der_Partei_Der_III._Weg_gegruendet/Politik_Gesellschaft_und_Wirtschaft.html, abgerufen am 3. Mai 2016.

5 Vgl. Freiers, Horst: NPD: Bedin­gungslos­er Wahlkampf. In Blick nach Rechts,
http://www.bnr.de/artikel/hintergrund/npd-bedingungsloser-wahlkampf, abgerufen am 3. Mai 2016.

6 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Nach­be­tra­ch­tung des 1.Mai: ??Bran­den­burg­er? ?Neon­azis? zog es vor allem ins säch­sis­che ??Plauen?. In: inforiot.de, https://inforiot.de/nachbetrachtung-des-1-mai-%E2%80%AA%E2%80%8Ebrandenburger%E2%80%AC-%E2%80%AAneonazis%E2%80%AC-zog-es-vor-allem-ins-saechsische-%E2%80%AA%E2%80%8Eplauen%E2%80%AC/, abgerufen am 3. Mai 2016.

7 Eben­da.

8 Eben­da.

9 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): Neon­azis­tis­che Jugend­kul­tur im Wan­del am Beispiel der “Autonomen Nation­al­is­ten Oder-Spree”, https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2012/05/19/neonazistische-jugendkultur-im-wandel-am-beispiel-der-autonomen-nationalisten-oder-spree/.

10 Vgl. inforiot.de: Braunes Woch­enende in Bran­den­burg, https://inforiot.de/braunes-wochenende-in-brandenburg/, sowie Presse­di­enst Frank­furt (Oder): Bild 19, https://www.flickr.com/photos/pressedienst_frankfurt-oder/22064405754/in/album-72157660679120421/, bei­de abgerufen am 3. Mai 2016.

11 17. Jan­u­ar, 14. Feb­ru­ar, 25. April, 25. Juli, 3. Okto­ber, 1. Novem­ber (alle 2015), sowie am 20. Feb­ru­ar 2016. Vgl. hierzu auch die Artikel auf inforiot.de und recherchegruppeffo.noblogs.org.

12 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): „Frank­furt (Oder) wehrt sich“ mit dem „III. Weg“, https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2015/05/21/frankfurt-oder-wehrt-sich-mit-dem-iii-weg/.

13 Vgl. „Der III. Weg“: KEIN ASYLANTENHEIM IN MEINER NACHBARSCHAFT! Wie be- bzw. ver­hin­dere ich die Errich­tung eines Asy­lanten­heims in mein­er Nach­barschaft. Bad Dürkheim, Stand 08/2015.

14 Vgl. Presse­di­enst Rathenow: Eisen­hüt­ten­stadt: Auf­marsch von III. Weg, NPD und „Freien Kräften“, https://inforiot.de/eisenhuettenstadt-militante-neonazis-hetzten-gegen-asylsuchende/, abgerufen am 3. Mai 2016.

15 Vgl. Presse­di­enst Rathenow: Beelitz / Brück: Neon­azis mobil­isierten für Auf­marsch am 1. Mai, https://inforiot.de/beelitz-brueck-neonazis-mobilisierten-fuer-aufmarsch-am-1-mai/, abgerufen am 3. Mai 2016.

16 Vgl. „Der III. Weg“: Parteivorstel­lung im Raum Beeskow, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/1/thema/69/id/6279/akat/1/infotext/Parteivorstellung_im_Raum_Beeskow/Politik_Gesellschaft_und_Wirtschaft.html, abgerufen am 3. Mai 2016.

17 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Nach­be­tra­ch­tung des 1.Mai: ??Bran­den­burg­er? ?Neon­azis? zog es vor allem ins säch­sis­che ??Plauen?. In: inforiot.de, https://inforiot.de/nachbetrachtung-des-1-mai-%E2%80%AA%E2%80%8Ebrandenburger%E2%80%AC-%E2%80%AAneonazis%E2%80%AC-zog-es-vor-allem-ins-saechsische-%E2%80%AA%E2%80%8Eplauen%E2%80%AC/, abgerufen am 3. Mai 2016.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

28. Mai: Antifa-Kaffeefahrt in den Spreewald

Seit Ende Okto­ber let­zten Jahres ver­anstal­tet der rechte Vere­in „Zukun­ft Heimat“ (ZH) im Spree­wald mehrere Demon­stra­tio­nen. Im monatlichen Rhyth­mus demon­stri­erte „ZH“ in Lübben (Dahme-Spree­wald) und Lübbe­nau (Elbe-Elster). Die Demon­stra­tio­nen verze­ich­neten anfangs bis zu 800 Teil­nehmende, während die Zahlen in den let­zten Monat­en rück­läu­fig waren. Zunehmend weichen die Organisator_innen auf weit­ere Städte im Spree­wald aus und bieten damit eine Bühne für nation­al­is­tis­che und ras­sis­tis­che Grup­pierun­gen ver­schieden­ster Spek­tren. Wir wollen das Treiben nicht hin­nehmen und rufen zu ein­er antifaschis­tis­chen Kaf­fee-Fahrt am 28. Mai in den Spree­wald auf!
Who the f*** is „Zukuft Heimat“?
Der Vere­in „ZH“ hat seinen Urspung in der Bürg­erini­tia­tive aus dem Dorf Zützen, einem Ort­steil der Stadt Golßen. Im Som­mer 2015 hat­te „Pro Zützen“ eine Unter­bringung von 100 Geflüchteten in dem 350-Ein­wohn­er-Dorf kri­tisiert, aber nicht grund­sät­zlich abgelehnt. Am 30. Juni fand eine Demon­stra­tion von Zützen nach Golßen unter dem Mot­to „Demokratie wagen“ statt, an der mehr als 150 Men­schen teil­nah­men. „Mehr Bürg­er­beteili­gung“ und eine dezen­trale Unter­bringung von Geflüchteten wurde gefordert. Aus „Pro Zützen“ hat sich dann im August 2015 der einge­tra­gene Vere­in „Zukun­ft Heimat“ entwick­elt. Den Vor­sitz des Vere­ins hat Christoph Berndt inne, der als Vor­sitzen­der des Fakultätsper­son­al­rats an der Berlin­er Char­ité tätig ist. Am 11.04.2016 beobachtete er die Kundge­bung von Bärgi­da am Berlin­er Hauptbahnhof.
Sie sind ja keine Nazis, aber…
Nach außen präsen­tiert sich „ZH“ bürg­er­nah, lehnt formell jegliche Form von soge­nan­nten „Extrem­is­mus“ ab. Allerd­ings offen­baren die Bündnisparter_innen des Vere­ins, zu denen die Bran­den­burg­er AfD, Pegi­da-Ableger aus der Region und die Grup­pierung der Iden­titären gehören, die deut­lich rechts­gerichtete Aus­rich­tung von „ZH“. Schon frühzeit­ig kon­nte „ZH“ eine per­son­elle Verbindung zum ver­bote­nen Spreelichter-Net­zw­erk nachgewiesen wer­den, was das Image ein­er schein­bar harm­losen Protest­be­we­gung schnell bröck­eln ließ. Auch Mit­glieder der JN Bran­den­burg kon­nten die Demon­stra­tio­nen im Spree­wald mobil­isieren. Als Redner_innen bei Demon­stra­tio­nen und Vor­tra­gende bei Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen über die “Heimat” lud man sich Aktivis­ten der neurecht­en Zeitung “Com­pact” ein.
Die Radikalität des Umfeldes von „ZH“ wurde erst vor eini­gen Wochen im Nach­barort Vetschau deut­lich. Unbekan­nte verübten in der Nacht zum 30. April einem Bran­dan­schlag auf eine sym­bol­is­che Protes­tak­tion des „Net­zw­erks für ein tol­er­antes Vetschau“. Das Net­zw­erk hat­te in Zusam­me­nar­beit mit Geflüchteten im Vor­feld der ersten Demon­stra­tion von „ZH“ in Vetschau bunte Luft­bal­lons und Trans­par­ente am Ein­gang zur Stadt befes­tigt, um zu zeigen, dass ras­sis­tis­che Het­ze im Ort nicht erwün­scht ist. Unbekan­nte ver­wüsteten die Protes­tak­tion und set­zten den Maibaum und einen Heuschober in Brand. Zudem wur­den „Nein zum Heim“ Plakate an Ortein­gangss­childern angebracht.
Es gibt kein ruhiges Hinterland!
In Lübben, Lübbe­nau und Vetschau blieben Gegen­proteste zu den Demon­stra­tio­nen von „ZH“ fast gän­zlich aus. Doch so langsam regt sich Wider­stand. Erst im März diesen Jahres grün­dete sich in Lübbe­nau die Ini­tia­tive „Laut für den Spree­wald“ und ver­anstal­tete am 9. April eine erste eigene Demon­stra­tion. Am 28. Mai soll eine weit­ere Demon­stra­tion der Ini­tia­tive fol­gen. Wir rufen auf sich der Demon­stra­tion anzuschließen und die lokalen Akteuer_innen vor Ort zu unterstützen!
Auch wenn es sich um eine eher bürg­er­liche Demon­stra­tion han­delt, sehen wir darin die Chance den recht­en Struk­turen im Spree­wald etwas ent­ge­gen zu set­zen. Über den eige­nen Teller­rand zu schauen und ver­schiedene Men­schen in ihren Kämpfen zu unter­stützen. Lasst uns gemein­sam eine antifaschis­tis­che Kaf­fee-Fahrt in den Spree­wald unternehmen und den anti­ras­sis­tis­chen Wider­stand auf die Straße tragen!

28.05 | 14:00 | Mark­t­platz Lübben | „Laut für den Spreewald“-Demonstration
FB: facebook.com/events/1685565481712188/
 
Gemein­same Anreise:
12:30 | Bhf. Ostkreuz | Gleis 13 | Abfahrt 12:53
 
Infover­anstal­tung:
12.05. | 20:00 | Schreina47 (Schrein­er­straße 47, Berlin)
Web: http://agbrb.blogsport.eu/brandenburg-abend/
FB: facebook.com/events/646489095508614/
 
Mai 2016,
Antifa goes Bran­den­burg [AGB]

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Antifaschismus

Hakenkreuz an Dutschke-Gedenktafel

Schmiererei an Dutschke-Gedenktafel in Luckenwalde, Mai 2016 INFORIOT In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai sind in Luck­en­walde zahlre­iche neon­azis­tis­che Parolen geschmiert wor­den. Unter anderem wurde ein Hak­enkreuz an der Gedenk­tafel für Rudi Dutschke am Friedrich-Gym­na­si­um ange­bracht. Dutschke, in Luck­en­walde geboren, war ein wichtige Per­sön­lichkeit in der 68er-Bewe­gung. Er starb 1979 an den Fol­gen eines bere­its 1968 verübten Atten­tats eines Recht­sradikalen. Weit­ere Schmier­ereien aus der Nacht:  Eben­falls am Friedrich-Gym­na­si­um wurde die Parole „Deutsch­land dem Deutschen!“ (inklu­sive des hier wiedergegebe­nen Gram­matik­fehlers) gesprüht, wieder mit Hak­enkreuzen. Mit Sprüh­sch­ablone wurde der Code “HKN KRZ” ange­bracht, das Schild “Schule ohne Ras­sis­mus” war über­sprüht. Am Job­cen­ter wur­den die Parolen “Frei – sozial — nation­al” und “Deutsch und frei” hin­ter­lassen. Über Sprüh­sch­ablo­nen aufge­bracht wur­den die Sprüche “Unser Kiez – unsere Regeln”, verse­hen mit mit Ham­mer und Schw­ert sowie “Ein Ring geschmiedet uns zu knecht­en”, verse­hen mit EU-Ster­nen. Am Stadtthe­ater wurde “Luck­en­walde bleibt braun” geschmiert. Laut eines Presse­berichts ermit­telt die Polizei wegen Sachbeschädi­gung und dem Ver­wen­den von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen. Erwäh­nt wer­den auch Schmier­ereien an einem “ori­en­tal­is­chen Lebens­mit­telgeschäft”. Schmiererei in Luckenwalde, Mai 2016 luckenwaldemai2016_3 luckenwaldemai2016_4

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

200 Menschen gedenken und feiern den 8. Mai in Bernau

An die Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus und das Ende des Zweit­en Weltkriegs in Europa gedacht­en etwa 200 Men­schen am Son­ntagabend in Bernau. Der 8. Mai ist fes­ter Bestandteil antifaschis­tis­ch­er Gedenkkul­tur und wurde, wie auch in den Vor­jahren durch das Bernauer Net­zw­erk für Weltof­fen­heit organisiert.
8. Mai in Bernau - Sowjetisches EhrenmalWir als Bernauer Antifaschist_innen erin­nern am 8. Mai an die Opfer der schreck­lichen Tat­en der Nation­al­sozial­is­ten. Der Tag ist eben­so ein Anlass den Frauen und Män­nern der Roten Armee und der alli­ierten Stre­it­macht für die Zer­schla­gung Nazi-Deutsch­lands zu danken und die Befreiung vom deutschen Faschis­mus zu feiern.
Das Gedenken teilete sich in drei Sta­tion: Die erste Kundge­bung begann am Denkmal für die Gefall­en der Roten Armee mit Rede­beiträ­gen des Bürg­er­meis­ters André Stahl (Die Linke) sowie einem Vertreter der rus­sis­chen Botschaft. In der Eröff­nung von Thomas Sohn (Die Linke) wurde deut­lich, dass es nicht an diesem Tag nicht nur um das Erin­nern an die Ver­gan­gen­heit geht, son­dern auch um die heutige poli­tis­che Sit­u­a­tion. Hass und Gewalt gegen Geflüchtete sind dieser Tage mehr denn je präsent. Die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land, als eine der größten Waf­fen­ex­porte der Welt, sei mitver­ant­wortlich für die vie­len Mil­lio­nen Men­schen, die auf der Flucht vor Hunger, Gewalt und Ter­ror sind.
8. Mai in Bernau - Blumen
An der zweit­en Sta­tion, dem Deser­teur­denkmal auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite, erin­nerten Mit­glieder der evan­ge­lis­chen Gemeinde an jene Kriegs­di­en­stver­weiger­er, die gefoltert und ermordet wur­den. Sie forderten „Nie wieder Faschis­mus, Nie wieder Krieg!“. Auch an dieser Sta­tion war die aktuelle Politk ein The­ma: Am Rande wur­den Unter­schriften gegen Waf­fen­han­del gesammelt.
Festessen zum Tag der Befreiung
 
Zum Abschluss feierten die Anwe­senden, bei strahlen­dem Son­nen­schein, auf dem Mark­t­platz. Der Jugendtr­e­ff DOSTO lud zum Festessen ein — denn der 8.Mai ist nicht nur ein Tag des Gedenkens, son­dern auch des Feierns.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Keine Bühne für Rassismus — Protest gegen Sarrazin

Kundge­bung
Don­ner­stag, 12. Mai um 18:30 Uhr
Welt­spiegel Cottbus
(Rudolf-Bre­itscheid-Straße 78, 03046 Cottbus)
Der Stich­wort­ge­ber des Recht­srucks, Thi­lo Sar­razin, ist auf Wer­be­tour für sein neues Buch. Wie kein ander­er hat er in der Ver­gan­gen­heit dazu beige­tra­gen ras­sis­tis­che und sozialchau­vin­is­tis­che Het­ze in Deutsch­land wieder salon­fähig zu machen. Zu seinen Feind­bildern gehören Muslim*innen, Flüchtlinge und Men­schen, die von Armut betrof­fen sind. Seine Büch­er und Vor­tragsreisen sind Teil ein­er Kam­pagne, die diese Men­schen in der öffentlichen Wahrnehmung her­ab­würdi­gen soll. 
sarrazincb120516
Getarn­ter Rassismus
Die Bild-Zeitung bewirbt Sar­razins neues Buch „Wun­schdenken“ tatkräftig und beze­ich­net ihn als „Klar­text-Poli­tik­er“, dabei ver­bre­it­et er vor allem Ras­sis­mus, den er mit Fach­sprache tarnt. Statt von „Rasse“ spricht Sar­razin von „Kul­tur“ und „kog­ni­tiv­er Intel­li­genz“. Er begrün­det die Ein­stu­fung unter­schiedlich­er Men­schen als höher- und min­der­w­er­tig mit Ver­satzstück­en der Gen­forschung. Für ihn ist es unvorstell­bar, dass Men­schen mit unter­schiedlich­er Herkun­ft und Reli­gion in der Lage sind friedlich zusam­men zu leben, dabei war genau das in Europa für Jahrtausende Real­ität. Erst durch den aufk­om­menden Nation­al­is­mus und seine Vorstel­lun­gen von eth­nis­ch­er und kul­tureller Rein­heit ist es zu Pogromen und Genozi­den gekom­men. Die Enthu­man­isierung und Entin­di­vid­u­al­isierung der ver­meintlich „Frem­den“ recht­fer­tigt in let­zter Kon­se­quenz die Aberken­nung der Men­schen­rechte und ihre Aus­löschung. Die Forderun­gen nach der Entrech­tung von Muslim*Innen in Deutsch­land und die Abschot­tung gegen Flüchtlinge an den europäis­chen Außen­gren­zen sind wieder ein Aus­druck dieser nation­al­is­tis­chen Rein­heits- und Vernichtungsphantasien.
Soziale Spal­tung
Sar­razins Grenzziehun­gen ver­laufen nicht nur ent­lang ras­sis­tis­ch­er Trennlin­ien. Er ist auch ein­er der radikalsten Vertreter ein­er neolib­eralen Ide­olo­gie, die Men­schen die Lebens­grund­lage entziehen will, wenn sie sich nicht bedin­gungs­los dem kap­i­tal­is­tis­chen Ver­w­er­tungs­druck unter­w­er­fen. Den staatlichen Ein­satz für sozialen Aus­gle­ich dif­famiert er als „Gle­ich­heit­side­olo­gie“, die den deutschen Wirtschafts­stan­dortes im glob­alen Wet­tbe­werb schwächt. Die Ver­ant­wor­tung für Armut und Arbeit­slosigkeit soll stattdessen von der Gesellschaft auf die einzel­nen Indi­viduen ver­lagert wer­den. Dies entspricht der Strate­gie der sozialen Spal­tung, wie sie mit der Agen­da 2010 umge­set­zt wurde. Sar­razin gehörte Anfang der 2000er-Jahre zu den lautesten Vertretern ein­er Dif­famierungskam­pagne gegen Erwerb­slose und sozial Schwache. Als SPD-Mit­glied, Finanzse­n­a­tor von Berlin und Vor­standsmit­glied der Deutschen Bank wirk­te er aktiv beim Radikalum­bau des Sozial­staats mit.
Teile und Herrsche
Sar­razin ist kein Ras­sist unter vie­len. Er insze­niert sich als neu­traler Kom­men­ta­tor, Tabubrech­er und Rebell gegen das Estab­lish­ment, dabei war und ist er selb­st Teil der herrschen­den Elite. Nur deswe­gen hat er die Möglichkeit seine men­schen­ver­ach­t­en­den The­o­rien über die großen Medi­en zu ver­bre­it­en. Beson­ders der Axel-Springer-Ver­lag und die Bild-Zeitung prof­i­tieren von diesen immer wieder selb­st pro­duzierten Schlagzeilen und auch Sar­razin kann durch den Bücherverkauf sein Ver­mö­gen weit­er ver­größern. Die Karten für die Ver­anstal­tung im Welt­spiegel wer­den für 15 € pro Stück verkauft. Der Mod­er­a­tor des Abends ist Dr. Klaus Rost. Er war von 1995 bis 2012 Chefredak­teur der Märkischen All­ge­meinen Zeitung. Alexan­der Gauland, der heutige Kopf der AfD Bran­den­burg, war dort 10 Jahre lang sein Arbeit­ge­ber. In dieser exk­lu­siv­en Runde geht es nicht um eine offene Debat­te, son­dern um die Selb­st­bestä­ti­gung von Rassist*innen und Sozialchauvinist*innen. Hier wer­den die Argu­mente für die Gewalt auf der Straße und in den Amtsstuben zurechtgelegt.
Sie wollen HarzIV-Empfänger*Innen und Flüchtlinge gegeneinan­der ausspie­len! Ohne uns! 
Wir bleiben sol­i­darisch gegen die ras­sis­tis­che und soziale Spal­tung unser­er Gesellschaft!

Kundge­bung als Event bei Facebook

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Antifaschismus

Nachbetrachtung des 1.Mai: Brandenburger Neonazis zog es vor allem ins sächsische Plauen


Im neon­azis­tis­chen Milieu zeich­net sich momen­tan wieder eine deut­liche Hin­wen­dung zu aggres­siv kämpferischen Aktions­for­men ab. Während der par­la­men­tarische Raum der extremen Recht­en, ins­beson­dere auf Lan­desebene, immer mehr durch die AfD ein­genom­men wird und der NPD in Meck­len­burg-Vor­pom­mern bei den kom­menden Wahlen am 4. Sep­tem­ber 2016 gar der Rauswurf aus dem Schw­er­iner Land­tag dro­ht, scheint sich der mil­i­tante Teil der Szene immer weit­er vom vor allem nation­aldemokratisch geprägten Konzept des „Kampfes um die Par­la­mente“ zu ent­fer­nen und stattdessen zum „Kampf um die Straße“ zurück­zukehren. Eine Entwick­lung die vor allem die neon­azis­tis­che Klein­partei „Der III. Weg“ begün­stigt. Diese ist zum einen bestrebt in aggres­siv­en PEGI­DA-ähn­lichen Bewe­gun­gen Fuß zu fassen und gle­ichzeit­ig sowohl aktion­sori­en­tierten, freien Kräften als auch straff organ­isierten Neon­azis eine neue Heimat zu geben. Die Teilnehmer_innenzahlen bei den entsprechen­den neon­azis­tis­chen Ver­anstal­tun­gen zum 1. Mai unter­mauern diesen Trend.
Bun­desweit größter Neon­azi­auf­marsch am 1.Mai 2016 in Plauen
Zwar führte die NPD immer­hin sechs Ver­anstal­tun­gen in vier Bun­deslän­dern durch, kam aber bei ihrer meist besucht­en Ver­samm­lung in Schw­erin ger­ade ein­mal auf 400 Versammlungsteilnehmer_innen. In Bochum (Nor­drhein-West­falen) sollen es 180, in Wurzen (Sach­sen) unge­fähr 80 und bei drei Kundge­bun­gen in Berlin jew­eils um die 50 gewe­sen sein. Auch die Partei DIE RECHTE kam bei ihrem zen­tralen Auf­marsch zum 1. Mai in Erfurt (Thürin­gen) lediglich auf ca. 200 Per­so­n­en. Die mit Abstand größte Neon­azi-Ver­samm­lung zum Tag der Arbeit fand hinge­gen in Plauen (Sach­sen) statt. Dem Aufruf des III. Weges zur „Arbeit­erkampfde­mo“ waren bis zu 1.000 Neon­azis, darunter auch größere Per­so­n­en­grup­pen aus Bran­den­burg gefolgt.
Bran­den­burg­er Neon­azis zog es zum III. Weg
Der größte Teil der Bran­den­burg­er Versammlungsteilnehmer_innen war aus den kre­is­freien Städten Pots­dam, Bran­den­burg an der Hav­el und Frank­furt (Oder) sowie aus den Land­kreisen Pots­dam-Mit­tel­mark, Oder-Spree und Uck­er­mark angereist. Viele dieser Per­so­n­en hat­ten sich bere­its schon in den Vor­monat­en an Ver­samm­lun­gen der Partei in Bran­den­burg beteiligt. Struk­turell ist der III. Weg im Land allerd­ings noch weit­ge­hend unter­en­twick­elt. Lediglich zwei aktive Stützpunk­te kon­nte die Partei hier erst entwick­eln. Allerd­ings wohnt mit Matthias Fis­ch­er, der partei­in­tern auch als „Gebi­et­sleit­er Mitte“ fungiert, ein­er der wichtig­sten Funk­tionäre der Partei in Bran­den­burg. Nach dem in den ersten Zeit vor allem der Mit­telmärk­er Maik Eminger den Parteiaus­bau im Land forcierte, rückt nun offen­bar immer mehr Fis­ch­er in den Vorder­grund bzw. tritt als Haup­tred­ner bei Ver­anstal­tun­gen auf. Zudem haben Ver­samm­lun­gen des drit­ten Weges in Bran­den­burg im ersten Hal­b­jahr 2016, im Ver­gle­ich zu den let­zten sechs Monat­en im Jahr 2015 wieder zukom­men. Am 9. April gab es sog­ar in Beelitz und Brück, bei­des Orte im Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark, zwei Mobil­isierungsver­anstal­tun­gen für den Auf­marsch am 1. Mai in Plauen. Bis auf die üblichen Kad­er, zogen diese Ver­samm­lun­gen jedoch keine weit­eren Inter­essen­ten. Umso bemerkenswert­er ist es dann, dass neben den bekan­nten Funk­tionären und Sympathisant_innen des III. Weges auch eigentlich NPD-nahe freie Kräfte aus den Land­kreisen Ost­prig­nitz-Rup­pin und Havel­land nach Plauen reis­ten. Selb­st der nation­aldemokratis­che Neu­rup­pin­er Stadtverord­nete Dave Trick zog die Ver­samm­lung des III. Weges offen­bar den Ver­anstal­tun­gen sein­er eige­nen Partei in den viel näher liegen­den Städten Schw­erin, Berlin und Wurzen vor. Mit der Reise von Autonomen Nation­al­is­ten aus dem Raum Wittstock/Dosse nach Plauen war hinge­gen schon vorher gerech­net wor­den. Schließlich hat­te eine im Nor­den Bran­den­burgs aktive neon­azis­tis­che Aktion­s­gruppe expliz­it für eine Teil­nahme im „schwarzen Block“ des Plauen­er Auf­marsches gewor­ben. Ins­ge­samt waren aus Bran­den­burg übri­gens unge­fähr 30–40 Per­so­n­en nach Plauen gereist. Dage­gen waren in Schw­erin, Berlin und Wurzen lediglich jew­eils eine Hand voll Bran­den­burg­er Neon­azis anwe­send. Zum Auf­marsch ins Meck­len­bur­gis­che waren ins­beson­dere „Freie Kräfte“ aus dem Land­kreis Prig­nitz gereist. An der Ver­samm­lung in Wurzen nah­men u.a. der Stel­lvertre­tende NPD Lan­desvor­sitzende Ron­ny Zasowk und der nation­aldemokratis­che Stadt- und Kreis­rat André Schär aus Bad Belzig (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) teil. In Berlin beteiligten sich NPD Sympathisant_innen aus den Land­kreisen Barn­im und Oder-Spree an den Kundge­bun­gen zum 1. Mai. Damit nah­men die meis­ten Bran­den­burg­er Neon­azis, die am 1. Mai an Ver­samm­lun­gen teil­nehmen woll­ten, den für sie, wird von den für sie nicht rel­e­van­ten Aufzü­gen in Bochum und Erfurt abge­se­hen, läng­sten Weg in Kauf.
Erleb­niswelt 1. Mai
Eine Rolle für die weite Reise ins säch­sis­che Plauen dürfte dabei auch der Erleb­n­is­fak­tor bzw. der wortwörtliche „Kampf um die Straße“ gespielt haben.
Bere­its beim let­ztjähri­gen Auf­marsch des drit­ten Weges zum 1. Mai in Saalfeld (Thürin­gen) hat­ten Neon­azis einen so genan­nten schwarzen Block gebildet und im späteren Ver­lauf der Ver­samm­lung ver­sucht in dieser For­ma­tion Polizeiket­ten zu durch­brechen. Daraufhin war die Sit­u­a­tion eskaliert. Die Polizei schritt ein, schoss sog­ar mit Tränengas-Kartuschen.
Ähn­lich die Sit­u­a­tion in diesem Jahr in Plauen. Aber­mals formierte sich ein „schwarz­er Block“, aber­mals wurde ver­sucht Polizeiket­ten zu durch­brechen und aber­mals eskalierte die Lage. Die Neon­azis war­fen mit Pyrotech­nik und Flaschen, die Polizei antwortete mit Pfef­fer­spray und Wasserwerfereinsatz.
Fotos der neon­azis­tis­chen Versammlungen:
1. Mai in Plauen: Press­eser­vice Rathenow
1. Mai in Schw­erin: AST West­meck­len­burg und Ney Som­mer­feld
1. Mai in Berlin: Theo Schnei­der und Neuköllnbild

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