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Antifaschismus

Die verschiedenen Leben des Siegfried „Siggy“ Pauly

Jugendtrainer, Nazi-Schläger, NPD-Kader, V‑Mann oder Wolfsdompteur – die verschiedenen Leben des Siegfried „Siggy“ Pauly

Siegfried Pauly

 

Nach einem Lebens­ab­schnitt am Bodensee ist Siegfried „Sig­gy“ Pauly, bis zu sein­er Schei­dung trug er den Nach­na­men Gün­ther, wieder zurück nach Frank­furt (Oder) gekehrt. Hier ver­sucht er sich nun in eine führende Posi­tion inner­halb der Neon­azi-Szene zu drän­gen. Nach dem Wieder­au­fleben eines längst in der Bedeu­tungslosigkeit ver­sunke­nen NPD-Kreisver­ban­des – mit ihm an der Spitze – und der Grün­dung ein­er neuen kam­er­ad­schaft­sähn­lichen Brud­er­schaft „Wolf­ss­char“, ist Siegfried Pauly als Organ­isator von mehreren Neon­azi-Ver­samm­lun­gen und Ver­anstal­tun­gen öffentlich in Erschei­n­ung getreten.

Siegfried Pauly ist 47 Jahre alt, in Freiburg geboren, nen­nt aber Frank­furt (Oder) seine Heimat­stadt. Er ist Beruf­skraft­fahrer und war früher ver­meintlich ein erfol­gre­ich­er Ama­teur­box­er. Er soll in seinen jun­gen Jahren Box-Jugend­meis­ter in der DDR, später Süd­deutsch­er Meis­ter, Deutsch­er Meis­ter, erfol­gre­ich­er Bun­desli­ga­box­er und Europacup-Sieger gewe­sen sein. [1] Ein Box-Europacup existiert allerd­ings nicht, für die anderen Errun­gen­schaften gibt es keine Belege – im Gegen­teil, auf Nach­frage des Online-Mag­a­zins „seemoz“ wusste wed­er die Sport-Förder­gruppe in Frank­furt (Oder), noch der Präsi­dent des Lan­desver­ban­des Bran­den­burg, welch­er die Box-Lizen­zen erteilt, noch ein Zuständi­ger des Lan­desver­ban­des Baden-Würt­tem­berg, wer Siegfried Pauly sein soll. [2] Dessen ungeachtet erhielt Siegfried Pauly Arbeitsstellen als Box­train­er. Nach eige­nen Angaben ist er mit Manuela Kuprel­la verlobt.

Kupral­la neben Pauly am NPD-Info­s­tand am Syn­a­gogenge­denkstein in Frank­furt (Oder).

Er lebte seit 2011 am Bodensee, soll aber schon 1989 bis 1993 dort gelebt und geboxt haben. [3] Er gibt selb­st an, seit den 90ern in Freien Kam­er­ad­schaften aktiv gewe­sen zu sein. [4] Am Bodensee angekom­men schloss er sich für mehrere Jahre der „Kam­er­ad­schaft Höri/Bodensee“ an. [5] Im Jahr 2016 war er Vor­sitzen­der des NPD-Kreisver­ban­des Kon­stanz und kan­di­dierte im sel­ben Jahr bei der Land­tagswahl Baden-Würt­tem­berg für die NPD im Wahlkreis Sin­gen [6] und im Wahlkreis Kon­stanz [7]. Nach Bekan­ntwer­den sein­er Land­tagskan­di­datur gab er, auf Nach­druck, seinen Train­er­posten beim Turn­vere­in Bietin­gen auf. [8] Bis Anfang 2017 trainierte er als Jugend­train­er den Box­nach­wuchs in Blum­berg, bis er auch dort raus­flog, nach­dem er erneut wegen ein­er Gewalt­tat verurteilt wurde. [9] Der mehrfach vorbe­strafte Siegfried Pauly wan­derte wegen ein­er bru­tal­en Attacke auf einen Jugendlichen für mehrere Monate ins Gefäng­nis. Er hat­te im Jan­u­ar 2017 zusam­men mit zwei weit­eren Neon­azis in Sin­gen Jagd auf junge Antifaschist:innen gemacht und einen Jugendlichen kranken­haus­reif geschla­gen – nach­dem dieser bere­its schw­er ver­let­zt war, schlug ihm Pauly erneut mit der Faust ins Gesicht. [10] Siegfried Pauly war u.a. auch an den HoGeSa-Krawallen 2014 in Köln gewaltvoll beteiligt, was ihm ein Jahr später eine Geld- und Bewährungsstrafe ein­brachte. [11] Im Jahr 2017 zog er zurück nach Frank­furt (Oder). Noch vor Antritt sein­er Haft­strafe nahm er dort bere­its am 1. Mai auf ein­er Quer­front-Kundge­bung des neon­azis­tis­chen Lie­der­ma­ch­ers Björn Brusak teil [12]. Seit Novem­ber 2020, als er auf der Quer­denken-Demon­stra­tion in Frank­furt (Oder) neben Andreas Suchanow (AFD) abgelichtet wurde, tritt er wieder regelmäßig öffentlich in Erscheinung. 

Siegfried Pauly (2.v.l.) zusam­men mit Andreas Suchanow (AFD, schräg dahin­ter) auf der Quer­denken-Demon­stra­tion im Novem­ber 2020 in Frank­furt (Oder)

 

Pauly soll aber noch in 2017 eine „Ersatz-Train­er­l­izenz“ in Baden-Würt­tem­berg beantragt haben, da er seinen Train­er­schein ver­meintlich ver­loren habe – diese wurde ihm dort ver­wehrt. [13]

Und nun – im Jahr 2021 – scheint er Moti­va­tion und Zeit gefun­den zu haben, sich wieder als Neon­azi an die Ober­fläche zu begeben und startete im April 2021 im Namen der NPD, eine Fly­er-Aktion gegen den „Coro­na-Wahnsinn“. Kurz danach hielt er mit eini­gen Kamerad:innen am 24.04. eine Spon­tandemon­stra­tion (mit Fack­eln) vor einem Wohn­haus ab, in dem ver­meintlich ein verurteil­ter Sex­u­al­straftäter wohnen soll. Wenige Wochen später, am 08.05. organ­isierte er, unter dem Deck­man­tel der NPD, eine Kundge­bung am Bahn­hof Frank­furt (Oder) gegen Kindesmiss­brauch. Auf dieser Kundge­bung waren Neon­azis aus Frank­furt (Oder) und Umge­bung, was seine Ver­net­zung in der extrem recht­en Szene vor Ort verdeutlicht.

Jung­neon­azi Den­nis Kunert (vorn mit Rück­en zur Kam­era) ließ es sich auch nicht nehmen, auf der Demo von Siegfried Pauly am Bahn­hof in Frank­furt (Oder) zu erscheinen

 

Am 19.06. organ­isierte er einen NPD-Stand am Syn­a­gogenge­denkstein am Brun­nen­platz in Frank­furt (Oder). Am 17.07. soll erneut eine Kundge­bung (mit Demon­stra­tion), organ­isiert von Siegfried Pauly, stat­tfind­en. Dies­mal aber ohne den Deck­man­tel der NPD und unter dem Namen der „Kam­er­ad­schaft Wolfsschar“.

Mar­tin Wal­mann (ganz links vorn) neben Siegfried Pauly und weit­eren „Kam­er­aden“ der Kam­er­ad­schaft Wolfsschar

 

Wegen sein­er augen­schein­lich erfun­de­nen Box-Erfol­gs­geschichte wurde 2015 in der recht­sradikalen Szene in Blum­berg der Ver­dacht geäußert, dass Siegfried Pauly ein bezahlter Infor­mant des Ver­fas­sungss­chutzes sei. [14] Außer­dem soll er engen Kon­takt zum Naz­i­bomben­wer­fer Oliv­er Rösch gepflegt haben, in der Clique um Rösch und weit­eren Neon­azis war zudem von durch Pauly angelegten Waf­fen­lagern im Wald die Rede. [15]

 

 

[1] https://www.seemoz.de/lokal_regional/npd-mann-pauly-nicht-mehr-im-boxring/

[2] https://www.seemoz.de/lokal_regional/npd-mann-pauly-nicht-mehr-im-boxring/

[3] https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/blumberg/Boxsportverein-Blumberg-Linksausleger-mit-rechter-Gesinnung;art372508,9186016

[4] https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/blumberg/Boxsportverein-Blumberg-Linksausleger-mit-rechter-Gesinnung;art372508,9186016

[5] http://linksrhein.blogsport.de/2017/12/16/nazischlaeger-zu-mehreren-monaten-haft-verurteilt-einer-mit-und-einer-ohne-bewaehrung/

[6] https://www.lrakn.de/lrakn/wahlen/wahldat/335000l-057‑2016.htm

[7] https://www.lrakn.de/lrakn/wahlen/wahldat/335000l-056‑2016.htm

[8] https://www.seemoz.de/lokal_regional/npd-mann-pauly-nicht-mehr-im-boxring/

[9] https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/blumberg/Boxsportverein-Blumberg-Linksausleger-mit-rechter-Gesinnung;art372508,9186016

[10] http://linksrhein.blogsport.de/2017/12/16/nazischlaeger-zu-mehreren-monaten-haft-verurteilt-einer-mit-und-einer-ohne-bewaehrung/

[11] https://www.seemoz.de/lokal_regional/wenn-der-npd-mann-ausserhalb-des-boxrings-zuschlaegt/

[12] https://inforiot.de/querfront-kundgebung-am-1-mai-in-frankfurt-oder-ohne-gegenprotest/

[13] https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/blumberg/Boxsportverein-Blumberg-Linksausleger-mit-rechter-Gesinnung;art372508,9186016

[14] https://www.seemoz.de/lokal_regional/npd-mann-pauly-nicht-mehr-im-boxring/

[15] https://autonome-antifa.org/?breve5620

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Antifaschismus

Frankfurt (Oder) bleibt wolfsfrei!

Am 17.07. möchte die recht­sex­treme Brud­er­schaft „Wolf­ss­char“ in
Frank­furt (Oder) um 13 Uhr vom Bahn­hofsvor­platz in die Innen­stadt demon­stri­eren. Schon am 08.05. diesen Jahres hat­te der neu gegrün­dete Stadtver­band der NPD eine Kundge­bung organ­isiert. Nun möchte der gle­iche Per­so­n­enkreis rund um Siegfried Pauly und Mar­tin Wal­mann unter dem Label „Wolf­ss­char“ durch die Stadt marschieren.
Den Ver­such der örtlichen Neon­azi-Szene erneut durch Aufmärsche und Demon­stra­tio­nen in die Öffentlichkeit zu gelan­gen gilt es entsch­ieden abzuwehren! Wir wer­den es nicht zulassen, dass Recht­sex­treme-Möchte­gern-Wolfs­fans ungestört durch die Stadt laufen kön­nen. Es führen nur wenige Wege vom Bahn­hof aus in das Stadtzen­trum, lasst uns diese blockieren!
Wir rufen alle Antifaschist*innen auf sich an diesem Tag den Nazis in den Weg zu stellen!
#ffo1707 #wolfs­frei
Reist gemein­sam an, seid kreativ und achtet auf weit­ere Ankündigungen!

Es wird an dem Tag auch angemelde­ten zivilge­sellschaftlichen Protest des Bünd­niss­es Kein Ort für Nazis geben. Weit­ere Infor­ma­tio­nen darüber find­et ihr unter:
kein-ort-fuer-nazis.org

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Antifaschismus

Dossier: Bruderschaft Wolfsschar

Der Brud­er­schaft Wolf­ss­char gehören knapp 20 Per­so­n­en an. Es gibt inzwis­chen auch Ableger in Berlin und Sach­sen-Anhalt. Sie insze­niert sich als parteiun­ab­hängige Neon­azi-Gemein­schaft. Mehrere Akteure der Brud­er­schaft haben aber auch eine Biogra­phie in der NPD. Dazu gehört zum Beispiel Wort­führer Siegfried Pauly. 2011 trat er der NPD in Frank­furt (Oder) bei.

Während eines zeitweisen Wohnortwech­sels nach Baden-Würt­tem­berg stieg der Beruf­skraft­fahrer mit den Hob­bies „Poli­tik“ und „Box­en“ in den dor­ti­gen Lan­desvor­stand der Partei auf. 2016 kan­di­dierte Pauly erfol­g­los für ein Man­dat im würt­tem­ber­gis­chen Land­tag. 2017 wurde er nach einem Faustschlag gegen einen Jugendlichen in Sin­gen zu mehreren Monat­en Gefäng­nis verurteilt. Danach zog Pauly zurück nach Frank­furt (Oder).

Ein weit­er­er Partei­funk­tionär in den Rei­hen der „Wolf­ss­char“ ist Jens Czer­s­ki aus Magde­burg. Er ist Beisitzer im Lan­desvor­stand der NPD Sachsen-Anhalt.

Zwis­chen Kam­er­ad­schaft und Out­law Gang

Recht­sex­treme Brud­er­schaften ori­en­tieren sich häu­fig an den hier­ar­chis­chen Organ­i­sa­tion­sprinzip­i­en von Out­law Motor­cy­cle Gangs. Nach außen hin soll die Zuge­hörigkeit zu einem elitären Zirkel angedeutet wer­den. Aus­druck der hier­ar­chis­chen Ran­gord­nung sind bes­timmte Hin­weise auf der ein­heitlich getra­ge­nen Kleidung.

Bei der Wolf­ss­char ist dies durch unter­schiedliche Klei­dungsauf­drucke zumin­d­est ansatzweise erkennbar. Jedoch erscheint ihre Hier­ar­chie nach außen hin rel­a­tiv flach. Es wird dort beispiel­sweise lediglich zwis­chen ein­fachen Gemein­schaft­szuge­höri­gen, die T‑Shirts mit den Sek­tion­sauf­druck­en „Bran­den­burg“, „Berlin“ und „Magde­burg“ tra­gen, sowie dem „Sup­port“ unterschieden.

In manchen „Brud­er­schaften“ ist die Hier­ar­chie etwas stram­mer, zum Beispiel bei der mit der Wolf­ss­char ver­bun­de­nen Brigade 8 – Sek­tion Mittel/Elbe. So wird dort zwis­chen dem „Krieger“ und dem „Anwärter“ unter­schieden. Darüber hin­aus gibt es den „Unter­stützer“, welch­er dem „Sup­port“ bei der Wolf­ss­char ähnelt.

Viele recht­sex­treme Brud­er­schaften sind langfristig konzip­iert und existieren teil­weise über Jahrzehnte. Die Aryan Broth­er­hood (Arische Brud­er­schaft) in den USA ist beispiel­sweise bere­its seit den 1960er Jahren aktiv. Die im Stil ein­er Out­law Motor­cy­cle Gang organ­isierte Ari­oger­man­is­che Kampfge­mein­schaft der Van­dalen aus Berlin (Ost) existiert seit 1982.

Zum Bre­it­en­phänomen inner­halb des recht­sex­tremen Milieus der Bun­desre­pub­lik wur­den „Brud­er­schaften“ aber erst in den 2010er Jahren. Diese Entwick­lung ste­ht im Zusam­men­hang mit dem Nieder­gang der freien Kam­er­ad­schaften. In eini­gen Fällen erset­zt das noch rel­a­tiv unver­brauchte Label „Brud­er­schaft“ aber auch bloß den unat­trak­tiv gewor­de­nen Kameradschaftsbegriff.

Auch bei der Wolf­ss­char sind deut­liche Ähn­lichkeit­en zum klas­sis­chen Kam­er­ad­schaftsm­i­lieu erkennbar. Über­schnei­dun­gen gibt es vor allem in ihren Aktionsfeldern.

Anspruch: Ord­nungs­macht mit Kümmereroption

Haup­tak­tions­feld der Wolf­ss­char ist, wie bei den freien Kam­er­ad­schaften, die Ver­anstal­tung von Aufmärschen. Erst­mals gab sich die Brud­er­schaft während eines Neon­azi-Auf­marsches am 12. Juni 2021 in Dessau-Roßlau zu erken­nen – ins­beson­dere durch das ein­heitliche Tra­gen ihrer Gemeinschaftsshirts.

Der erste eigene Auf­marsch der Wolf­ss­char ist für den 17. Juli 2021 geplant. Ver­samm­lung­sort soll Frank­furt (Oder) sein – das Hauptwirkungszen­trum der Brud­er­schaft. Dort möchte sie ver­meintlichen „Linkster­ror­is­mus“ und „Kindesmiss­brauch“ bekämpfen. Hierin zeigt sich der Anspruch der Wolf­ss­char als Ord­nungs­macht. Dabei wer­den bewusst polar­isierende The­men gewählt, welche eine gewisse gesellschaftliche Anschlussfähigkeit bieten und im weit­eren Ver­lauf ein Ein­fall­stor für radikale Forderun­gen bilden könnten.

Im Sinne ihres angestrebten Wirkens in die Gesellschaft hinein ver­sucht die Wolf­ss­char, auch milieuüber­greifend an andere demokratiefeindliche anti­demokratis­che Protest­be­we­gun­gen anzu­dock­en. Am 3. Juli 2021 beteiligte sich die Brud­er­schaft zum Beispiel in Berlin an ein­er Ver­samm­lung ver­schieden­er Split­ter­grup­pen aus dem PEGIDA‑, Reichsbürger‑, Hooli­gan- und Quer­denken-Milieu. Die Ver­sam­melten forderten gemein­sam den Rück­tritt der Bun­desregierung. Die Wolf­ss­char zeigte während der Ver­anstal­tung schwarz-weiß-rote Reichsfahnen.

In einem Inter­view mit ein­er YouTu­berin sagte Siegfried Pauly anschließend, dass „jed­er Wider­stand für Deutsch­land“ eine Aktion sei, welch­er die Brud­er­schaft fol­gen sollte. Ziel sei es, so Pauly im Ton eines Küm­mer­ers weit­er, füreinan­der und „für den Bürg­er“ da zu sein. Seine Art der Wort­wahl und seine medi­en­wirk­same Selb­stin­sze­nierung erin­nern an Auftritte der NPD, für die Pauly par­al­lel zu sein­er Funk­tion als Wort­führer der Wolf­ss­char auch weit­er­hin aktiv ist. Im Mai 2021 verteilte er Info­post der Partei. Am 19. Juni 2021 betreute Pauly zusam­men mit ein­er weit­eren Per­son aus dem Wolf­ss­char-Sup­port einen Info­s­tand der NPD Frank­furt Oder. Die NPD bemüht sich zurzeit um Unter­stützung­sun­ter­schriften für den Antritt zur Bun­destagswahl im Sep­tem­ber 2021.

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Antifaschismus

Am 17. Juli Nazis entgegen treten!


Das zivilge­sellschaftliche Bünd­nis Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder) ruft für Sam­stag, den 17. Juli 2021, um 12 Uhr zu einem bun­ten und vielfälti­gen Protest mit Reden, kul­turellen Beiträ­gen und Infos­tän­den gegen die geplante Demon­stra­tion der extrem recht­en Kam­er­ad­schaft Wolf­ss­char auf.

Nach dem neu gegrün­de­ten NPD-Stadtver­band ver­sucht nun auch eine offen faschis­tis­che Kam­er­ad­schaft in Frank­furt (Oder) Fuß zu fassen und ruft zu ein­er Kundge­bung auf. Bünd­nis­sprech­er Jan Augusty­ni­ak sagt dazu: “Wir kön­nen und wollen es nicht zulassen, dass sich erneut offen neon­azis­tis­che Struk­turen in Frank­furt etablieren. Ein­mal Base­ballschläger­jahre sind genug. Wir rufen deshalb alle Frankfurter*innen und Unterstützer*innen dazu auf, an diesem Tag ein Zeichen gegen neon­azis­tis­ches Gedankengut zu setzen!”

Organ­isiert wird die recht­sex­treme Kundge­bung von dem Frank­furter Neon­azi Siegfried Pauly. Dieser war zulet­zt in Kam­er­ad­schaften und NPD-Struk­turen in Süd­west­deutsch­land aktiv und wurde dort 2017 wegen Kör­per­ver­let­zung an einem Jugendlichen zu ein­er Haft­strafe verurteilt. 

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Erich Mühsam Gedenktag in Oranienburg

Dieses Jahr jährt sich der Todestag von Erich Müh­sam zum 87ten Mal. Er wurde 1934 im KZ Oranien­burg von Faschis­ten grausam gefoltert und ermordet.

Wir möcht­en sein­er gedenken und sicht­bar machen, dass es dieses KZ (was viele nicht ken­nen) mit­ten in unser­er Stadt gegeben hat. Kein Men­sch kann mehr sagen, er hätte davon nichts gewusst.

Gegen das Vergessen!
Nie wieder Faschismus!

Eine Koop­er­a­tion des Forums gegen Ras­sis­mus und rechte Gewalt Oranien­burg mit der Linksju­gend, den Jusos und dem JBR.

Die Ver­anstal­tung wird gefördert im Rah­men des Jugend­fonds der Part­ner­schaft für Demokratie im Land­kreis Oberhavel.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Zwischen Gedenken und Gefahr

Gün­ter Morsch ist 68 Jahre alt, aber er sieht jünger aus. Er hat eine kräftige Statur, Voll­bart und trägt eine Horn­brille. Der His­torik­er hat die Gedenkstätte und Muse­um Sach­sen­hausen geleit­et. Nun ist er in Rente und kön­nte seinen Ruh­e­s­tand genießen, doch da ist noch etwas.

Gün­ter Morsch stand auf ein­er der Lis­ten des NSU, auf denen die Ter­ror­is­ten um Beate Zschäpe aufgeschrieben hat­ten, wer in ihr Ziel­raster passte, wen sie töten woll­ten oder zumin­d­est ins Auge gefasst hat­ten: Türken, sozial engagierte Men­schen – und eben Gün­ter Morsch.

Bis zur E‑Mail aus dem Reporterteam von CORRECTIV hat nie­mand mit ihm darüber gere­det, dass er ein möglich­es Opfer der Recht­ster­ror­is­ten war. Gün­ter Morsch wusste nichts. Nie­mand hat ihm Bescheid gesagt, mit ihm gere­det. Und das beschäftigt ihn.     

Angesichts der guten Zusam­me­nar­beit mit der Polizei in mein­er Zeit als Gedenkstät­ten­leit­er und Stiftungs­di­rek­tor war ich wirk­lich ent­täuscht“, sagt Morsch. Das tut weh. Die guten Kon­tak­te zu den Behör­den waren ein wichtiger Bestandteil sein­er Arbeit, sagt His­torik­er Morsch. Immer wieder war Recht­sex­trem­is­mus sein The­ma. Von 1993 bis 2018 leit­ete er die „Gedenkstätte und Muse­um Sach­sen­hausen“ in Bran­den­burg. Jährlich kom­men rund 700.000 Men­schen hier­her. Ab 1997 war Morsch als Direk­tor der Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstät­ten (SBG) zusät­zlich für vier weit­ere Orte verantwortlich.

Ursprünglich kommt Morsch aus dem Saar­land, das hört man heute noch. Er kam sieben Jahre nach Kriegsende auf die Welt. „Wir sind in der Auseinan­der­set­zung mit der nation­al­sozial­is­tis­chen Ver­gan­gen­heit groß gewor­den, das prägte meine Jugend stark“, sagt Morsch. In sein­er Gemeinde lebten damals rund 2.000 Leute, zu ver­steck­en gab es da nicht viel: „Anders als in ein­er Großs­tadt sind in einem über­schaubaren Dorf, in dem jed­er jeden ken­nt, die Anhänger und Träger der NS-Bewe­gung und des NS-Staates auch viele Jahre später noch namentlich bekan­nt.“ Es war selb­stver­ständlich, dass der Bürg­er­meis­ter früher bei der NSDAP war und die lokalen Eliten bei SA, SS und anderen Organ­i­sa­tio­nen, sagt Morsch. Die meis­ten hät­ten sich damit arrang­iert, eine Auseinan­der­set­zung damit sei immer eine Sache von Min­der­heit­en gewe­sen. „Von daher war man immer das, was man bis heute Nest­beschmutzer nen­nt.“ Der Stre­it um die NS-Ver­gan­gen­heit sei deshalb lei­der nicht immer nur mündlich, son­dern „vere­inzelt auch physisch“ aus­ge­tra­gen worden.

Später studierte er in Berlin, arbeit­ete an his­torischen Ausstel­lun­gen mit und war Ref­er­ent für Erwach­se­nen­bil­dung. Dann ver­brachte er fünf Jahre am Indus­triemu­se­um im nor­drhein-west­fälis­chen Ober­hausen. Als His­torik­er und Ausstel­lungs­mach­er, der sich viel mit dem Nation­al­sozial­is­mus beschäftigt hat­te, kam er schließlich zum früheren „Konzen­tra­tionslager bei der Reichshaupt­stadt“, wie Sach­sen­hausen zur NS-Zeit genan­nt wurde.

Morsch betont immer wieder, wie her­vor­ra­gend in seinen Augen seine Koop­er­a­tion als Gedenkstät­ten­leit­er nicht nur mit Poli­tik und Lan­deskrim­i­nalamt (LKA), son­dern auch mit dem Ver­fas­sungss­chutz lief. Und das, obwohl ger­ade das Lan­desamt in Bran­den­burg im Zusam­men­hang mit dem NSU beson­ders in der Kri­tik ste­ht, da es die Fes­t­nahme von Beate Zschäpe, Uwe Mund­los und Uwe Böhn­hardt behin­dert haben soll. Als die Thüringer Polizei die drei 1998 per Haft­be­fehl suchte, ver­weigerten ihr die bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chützer Infor­ma­tio­nen zu einem V‑Mann aus dem NSU-Umfeld, der die Ermit­tler zum Aufen­thalt­sort des Trios hätte führen können.

Als Morsch von dem Ein­trag mit seinem Namen erfuhr, schrieb er einen Brief an den Innen­min­is­ter von Bran­den­burg, Michael Stüb­gen (CDU). Ein per­sön­lich­er Ref­er­ent antwortete inner­halb weniger Tage, kurz darauf auch jemand von der Polizei: Wir küm­mern uns, hieß es. Einige Wochen später wollen zwei Beamte vom Bun­deskrim­i­nalamt (BKA) aus Meck­en­heim in Nor­drhein-West­falen anreisen, um mit ihm in der Polizei­hochschule in Oranien­burg zu sprechen. Es sind einige Wochen des Wartens, des Nachdenkens.

Schon ein­mal war Morsch auf ein­er Fein­desliste, Anfang der Nuller­jahre bei „Alter­me­dia“: ein inter­na­tionales Neon­azi-Por­tal, das 2016 ver­boten wurde. „Wenn der Name ‚Morsch‘ fällt, geht das Mess­er in der Tasche auf“, hieß es dort über ihn. Auch über diesen Ein­trag wurde Morsch nie informiert, er ent­deck­te ihn selb­st. Weil er wusste, dass er für Recht­sex­treme eine exponierte Fig­ur war, suchte er früher sys­tem­a­tisch nach seinem Namen im Inter­net. Angst hat­te er nie, sagt er, auch beson­dere Sicher­heitsvorkehrun­gen traf er nicht: Kein Name auf dem Klin­gelschild, keine Num­mer im Tele­fon­buch – das war‘s.

Gün­ter Morsch hat viel erlebt in seinen mehr als 25 Jahren als Leit­er der Gedenkstätte im 1936 errichteten Sach­sen­hausen. SS-Chef Hein­rich Himm­ler nan­nte es ein „vol­lkom­men neues, jed­erzeit erweiterungs­fähiges, mod­ernes und neuzeitlich­es Konzen­tra­tionslager“. Mehr als 20.000 Men­schen kamen dort bis Kriegsende ums Leben. Von 1945 bis 1950 diente es dann als sow­jetis­ches Spezial­lager. Dort waren rund 60.000 Men­schen inhaftiert, vor allem „untere und mit­tlere NS-Funk­tionäre“. Cir­ca 12.000 von ihnen star­ben in den fünf Jahren, vor allem an Hunger und Krankheit­en, Anfang der 90er wur­den Mas­sen­gräber ent­deckt. An den Gräbern der Häftlinge kam es später zu Ver­anstal­tun­gen mit Hak­enkreuzen und Hit­ler­grüßen. Neon­azis ver­sucht­en, Lager und Opfer für nation­al­sozial­is­tis­che Pro­pa­gan­da zu instru­men­tal­isieren. Seit­ens der Opfer­ver­bände gab es kaum Wider­stand, erzählt Morsch. Im Gegen­teil, sie hät­ten die Toten­zahlen über­trieben, wis­senschaftliche Erken­nt­nisse über die Geschichte des Spezial­lagers bestrit­ten und manche Per­so­n­en aus dem Vor­stand von Ver­bän­den hät­ten sog­ar die Exis­tenz von Gaskam­mern in Zweifel gezo­gen. Er ver­mutet, dass es diese per­ma­nente Auseinan­der­set­zung um die Geschichte war, die ihn zur Zielscheibe von Recht­sex­tremen machte.

Wir haben vor allem in den 90er Jahren in der Stadt und in den Gedenkstät­ten Bran­den­burgs fast die gesamte Palette an recht­sex­tremen, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Aktiv­itäten erfahren müssen“, sagt er. Im Herb­st 1992 zün­de­ten zwei Neon­azis eine Baracke an, in der früher Juden inhaftiert waren. Prak­tisch genau zehn Jahre nach der Tat fand ein weit­er­er Bran­dan­schlag statt, dies­mal auf die KZ–Gedenkstätte im Below­er Wald, für die Morsch eben­falls ver­ant­wortlich war. Auf eine Erin­nerungsstele sprüht­en die Täter SS-Runen und ein Hak­enkreuz, daneben schrieben sie: „Juden haben kurze Beine.“ Auch andere Gedenk­tafeln in Bran­den­burg wur­den immer wieder beschädigt. Ins­ge­samt seien die Angriffe seit Ende der 90er Jahre aber deut­lich zurück­ge­gan­gen, sagt Morsch. Zwei Aspek­te seien damals entschei­dend gewe­sen und auch heute noch wichtig beim Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus: die Her­aus­bil­dung ein­er „Bürg­erge­sellschaft“, die sich deut­lich posi­tion­iert – und eine entsch­iedene Poli­tik des Staates.

Als Morsch in Oranien­burg anf­ing, war die Stadt ein Neon­azi-Hotspot. So ste­ht es im Bericht des Ver­fas­sungss­chutzes. Bürg­er­meis­ter hät­ten das Prob­lem anfangs nicht wahrhaben wollen. Das änderte sich irgend­wann: „Entschei­dend war, dass die Men­schen anerkan­nten, dass die Neon­azis zum Teil ihre eige­nen Kinder sind und dass es sich um ein struk­turelles Prob­lem han­delt, das man nicht ein­fach irgend­wohin abschieben kann.“ Auch Polizei und Jus­tiz seien entsch­ieden gegen Recht­sex­trem­is­mus vorge­gan­gen. Zum Ende sein­er Amt­szeit hin habe es dann keine nen­nenswerten Skan­dale mehr gegeben – mit Aus­nahme ein­er Besucher­gruppe, die 2018 auf Ein­ladung von AfD-Bun­destags­frak­tion­schefin Alice Wei­del in der Region war. Sie wur­den wegen Störun­gen der Gedenkstätte ver­wiesen, ein Mann zweifelte die Exis­tenz von Gaskam­mern an und wurde später zu ein­er Geld­strafe von 4.000 Euro wegen Volksver­het­zung und Störung der Toten­ruhe verurteilt.

Heute sei für ihn das Beun­ruhi­gend­ste, wenn der Staat von Recht­sex­tremen durch­set­zt werde. „Jed­er Vor­fall, der belegt, dass der Staat und die Gesellschaft auf dem recht­en Auge schwäch­er sehen oder blind sind, ist eine ern­sthafte Bedro­hung für die Demokratie“, sagt Morsch hin­sichtlich der aktuellen Entwick­lun­gen in der Bun­deswehr, der Polizei und der Jus­tiz. Recht­sex­trem­is­mus und Recht­ster­ror­is­mus wür­den unter­schätzt. „Es erbost mich immer wieder, wenn ich zu sehen glaube, dass es offen­sichtlich erst durch den Mord an einem bedeu­ten­den Poli­tik­er ein wirk­lich­es Umdenken in maßge­blichen Teilen unseres Staates und der Gesellschaft gegeben hat“, sagt Morsch. Er macht sich Sor­gen, ist aber auch Opti­mist: „Ich ver­traue den Regeln der Demokratie und des Rechtsstaates und darauf, dass die In-
stru­mente, die wir zur Ver­fü­gung haben, wenn wir sie denn auch nutzen und auss­chöpfen, zu einem pos­i­tiv­en Ergeb­nis let­ztlich führen.“

Morsch befür­wortet eine Weit­er­bil­dungspflicht für Bedi­en­stete in öffentlichen Stellen, etwa Polizei, Jus­tiz, Bun­deswehr. Wer in den höheren Dienst der Polizei in Bran­den­burg will, beschäftigt sich in der Regel mit der Geschichte der Polizei im NS-Staat –  in Koop­er­a­tion mit der Gedenkstätte. Das Pro­jekt sei damals ein Pio­nier­pro­jekt gewe­sen, heute werde Ähn­lich­es in mehreren Bun­deslän­dern gemacht. „Solange unsere Gesellschaft mit Min­der­heit­en so umge­ht, wie sie es tut, so lange bleibt auch die Geschichte des Nation­al­sozial­is­mus aktuell“, sagt Morsch. Als Lehrbeauf­tragter zu NS-The­men an der Freien Uni­ver­sität in Berlin leis­tet er auch in der Rente noch immer seinen Beitrag dazu.

Wie angekündigt tre­f­fen sich im Herb­st zwei BKA-Beamte mit Morsch, um über seinen Namen auf der Fein­desliste zu sprechen. Zwei LKA-Beamte sind bei dem Gespräch in der Polizei­hochschule Oranien­burg eben­falls dabei.

Ich habe das Tre­f­fen als sehr nüt­zlich und auf­schlussre­ich emp­fun­den und bin nun doch einiger­maßen beruhigt“, sagt Morsch. Die Beamten hät­ten für ihn überzeu­gend dargelegt, dass die aus ver­schiede­nen Doku­menten beste­hende Samm­lung von Namen noch keine „Todesliste“ darstelle, wie das häu­fig berichtet wor­den sei. Die Beamten hiel­ten eine Weit­er­ver­wen­dung der vom NSU angelegten Daten­samm­lun­gen in der recht­sex­tremen Szene für höchst unwahrschein­lich. Morsch zufolge sagten die Behör­den­vertreter zudem, das Kreuz hin­ter seinem Namen habe keine Her­vorhe­bung bedeutet, „son­dern eher im Gegen­teil“. Schließlich habe der NSU sich entsch­ieden, in erster Lin­ie Migranten zu töten, daher sei die hand­schriftliche Notierung seines Namens, mut­maßlich durch Uwe Böhn­hardt, ohne Kon­se­quen­zen geblieben, ein Anschlag nicht ern­sthaft erwogen worden.

Über die Ver­gan­gen­heit Bescheid zu wis­sen, sei heute noch hil­fre­ich, sagt Morsch. Aber man dürfe sie auch nicht als Topfdeck­el nehmen, in den man die Gegen­wart hinein­presse. Morsch for­muliert es so: „Wer die Geschichte nur als ein Instru­ment von aktueller Poli­tik begreift und nicht nach his­torischen Ursachen und Zusam­men­hän­gen fragt, der kommt erst gar nicht darauf, bes­timmte Fra­gen an die Gegen­wart zu stellen.“

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Antifaschismus Law & Order

Verfahren gegen Akteur der Cottbuser rechten Szene geplatzt

Das für gestern ange­set­zte Ver­fahren gegen den Cot­tbuser Recht­en Hen­ry K. endete mit ein­er Ein­stel­lung ohne Aufla­gen. Hen­ry K. war beschuldigt im Jan­u­ar 2018 im Anschluss an einen recht­en Auf­marsch des Vere­ins „Zukun­ft Heimat“ in Cot­tbus die Geschäfts­führerin der Opfer­per­spek­tive bedro­ht und sex­is­tisch belei­digt zu haben, da er diese als poli­tis­che Geg­ner­in wahrnahm. (Pressemit­teilung Opfer­per­spek­tive, 22.01.2018 Ein­schüchterungsver­such gegen Berater_innen der Opfer­per­spek­tive in Cottbus)

Das Ver­fahren wurde vom Gericht eingestellt, da die Cot­tbuser Staat­san­waltschaft es ver­säumte der Vertei­di­gung des Beschuldigten inner­halb von drei Jahren die Ver­fahren­sak­ten frist­gerecht zuzustellen.

Erneut platzt ein Ver­fahren gegen einen Akteur der Cot­tbuser recht­en Szene wegen Ver­fahrens­fehlern der Staat­san­waltschaft Cot­tbus. Es ist nicht zu akzep­tieren, dass die zuständi­ge Strafver­fol­gungs­be­hörde nicht in der Lage ist, inner­halb der geset­zlichen Frist Aktenein­sicht zu gewähren und dadurch die Rechts­durch­set­zung ver­hin­dert.“ so Mar­tin Vese­ly von der Opfer­per­spek­tive. “Trotz der jüng­sten Per­son­alauf­s­tock­un­gen in Staat­san­waltschaft und Gericht müssen wir in Cot­tbus weit­er­hin von einem struk­turellen Prob­lem bei der juris­tis­chen Strafver­fol­gung poli­tisch rechtsmo­tiviert­er Tat­en aus­ge­hen. Selb­st wenn die seit vie­len Jahren anhängi­gen Ver­fahren nun Stück für Stück abgear­beit­et wer­den soll­ten, führen die über­lan­gen Ver­fahrens­dauern let­ztlich zu Straf­frei­heit für rechte Täter und zum Ver­trauensver­lust der Betrof­fe­nen in die Funk­tions­fähigkeit des Rechtsstaats. Hier braucht es Lösun­gen, die jet­zt greifen und die so gestal­tet sind, dass in den Ver­fahren der Opfer­schutz angemessen berück­sichtigt wird. Die jahre­lang grassierende rechte Gewalt, vor allem zwis­chen den Jahren 2015 bis 2018, ist in der Stadt wed­er juris­tisch, noch gesellschaftlich aufgear­beit­et wor­den“, so Mar­tin Vese­ly, Berater für Betrof­fene rechter Gewalt der Opfer­per­spek­tive in Südbrandenburg.

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(Anti-)Rassismus (Anti)militarismus Antifaschismus Bildung & Kultur Flucht & Migration

Frontex wegbassen!

FRONTEX WEGBASSEN!
Stoppt die Beteili­gung der Bun­de­spolizei an der tödlichen  EU-Abschottungspolitik!

Im Rah­men der bun­desweit­en Aktion­stage der See­brücke „Wir kla­gen an! —  Men­schen­rechte sind #Unver­han­del­bar“ machen wir Krach gegen Fron­tex  und die Bun­de­spolizei. Wir wollen gle­ichzeit­ig Spenden für  medi­zinis­che Ver­sorgung der Flüch­t­ende auf der Balkan-Route einsammeln.

Kommt zur Kundge­bung mit Konz­ert am Sam­stag, den 19. Juni ab 17 Uhr  zum Bass­in­platz in Pots­dam. Euch erwarten Rede­beiträge, Musik  handgemacht und aus der Dose und viel Aus­tausch darüber, was Pots­dam  mit dem Ster­ben im Mit­telmeer und an den EU-Gren­zen zu tun hat, und  was wir dage­gen machen kön­nen. Bringt eure Sparschweine mit, wir  sam­meln vor Ort Spenden!

An den europäis­chen Außen­gren­zen herrscht Chaos: Brände, Stürme,  Über­schwem­mungen und Polizeige­walt sind All­t­ag für die Men­schen in den  griechis­chen Lagern. Auch neun Monate nach dem Brand in Moria leben  zehn­tausende Men­schen unter unwürdi­gen und lebens­bedrohlichen  Bedin­gun­gen. Hun­derte Geflüchtete sind allein in diesem Jahr bere­its  im Mit­telmeer gestor­ben. Tausende wur­den ille­gal zurück­gewiesen,  sys­tem­a­tisch wird der Zugang zum Ter­ri­to­ri­um der EU und zum Recht auf  Asyl blockiert.

Pots­dam – Mit­ten­drin im Krieg gegen flüch­t­ende Menschen
Mit dem Bun­de­spolizeiprä­sid­i­um der Bun­de­spolizei in Pots­dam, in der  Hein­rich-Mann-Allee 103 und bald mit einem riesi­gen Neubau im  „Horst“weg (sic!), ist Pots­dam ein­er der Aus­gangspunk­te für die  organ­isierte Men­schen­ver­ach­tung an den Gren­zen Europas. Die  Bun­de­spolizei stellt mit 1.200 Polizist*innen den Großteil des  Fron­tex-Per­son­als von momen­tan 6.500 Per­so­n­en¹. Dabei soll Fron­tex  trotz aller Kri­tik weit­er­hin stark wach­sen. Auch reich­lich Aus­rüs­tung  und organ­isatorische Hil­fe für die Fron­tex-Ein­heit­en wer­den von  Schreibtischtäter*innen in der Pots­damer Hauptzen­trale der  Bun­de­spolizei abgewick­elt². Darüber­hin­aus gehören Abschiebun­gen zum  Tages­geschäft der Bundespolizei.

Fron­tex, Bun­de­spolizei und Bun­desregierung: An euren Hän­den klebt Blut!
Erst kür­zlich wur­den Unter­suchun­gen öffentlich³, dass min­destens 2.000  Tote auf ille­gale Push­backs durch EU-Ein­heit­en und Fron­tex  zurück­zuführen sind. Die europäis­chen Mis­sio­nen Fron­tex und IRINI  unter­stützen die soge­nan­nte libysche Küstenwache bei ihren  men­schen­rechtswidri­gen Push­backs, ver­weigern die Ret­tung aus Seenot  und lassen schutz­suchende Men­schen ertrinken. Men­schen­rechte wer­den  mis­sachtet und von europäis­chen und deutschen Politiker*innen als  Ver­hand­lungs­ge­gen­stand missbraucht.
Das nehmen wir nicht länger hin — wir kla­gen diese  Men­schen­rechtsver­let­zun­gen an!

Wir fordern von den Pots­damer Spitzenkandidat*innen Baer­bock und  Scholz klare Unter­stützung für:
•    Schließung der Fron­tex- und Abschiebe­abteilun­gen des  Bun­de­sprä­sid­i­ums der Bun­de­spolizei – Fron­tex raus aus dem Sicheren  Hafen Potsdams!
•    Die sofor­tige Evakuierung aller Lager an den EU-Außen­gren­zen und die  selb­st­bes­timmte Auf­nahme der Men­schen in auf­nah­me­bere­ite Län­der und  Kommunen
•    Das Ende deutsch­er Beteili­gung an allen Fron­tex– und EUNAVFOR MED-Einsätzen
•    Staatlich organ­isierte Seenotret­tung und ein Ende der  Krim­i­nal­isierung zivil­er Seenotrettung
•    Sichere und legale Fluchtwege und die Gewährleis­tung des  indi­vidu­ellen Rechts auf Asyl

Gemein­sam zeigen wir der aktuellen sowie der neuen Bun­desregierung,  dass Menschenrechte
#unver­han­del­bar sind. Komm am 19. Juni zum Bassi! Starte Aktio­nen  gegen Fron­tex , Bun­de­spolizei & Co und gehe der*n (zukün­fti­gen)  Kanzler*in auf die Nerven!

¹  https://www.deutschlandfunk.de/eu-grenzsicherung-und-menschenrechte-frontex-und-die.724.de.html?dram:article_id=491339
²  https://www.bundespolizei.de/Web/DE/03Unsere-Aufgaben/04Internationale-Aufgaben/Frontex.html?nn=6475536
³  https://www.theguardian.com/global-development/2021/may/05/revealed-2000-refugee-deaths-linked-to-eu-pushbacks

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Antifaschismus

Kein Marktplatz der AfD in Wriezen!

Am 16.Juni 2021 ver­sam­melten sich erst­ma­lig seit dem Beginn der regelmäßi­gen AfD-Kundge­bun­gen auf dem Wriezen­er Mark­platz 50 Gegendemonstrant_innen, um der AfD laut und gut gelaunt etwas ent­ge­gen zu setzen.

 

Anlass war die Anwe­sen­heit von Andreas Kalb­itz. Der ehe­ma­lige AfD-Poli­tik­er und gemein­sam mit Björn Höcke Mit­be­grün­der des extrem recht­en „Flügels“ sprach neben Matthias Schmidt, dem Ortsvor­sitzen­den der AfD Wriezen. Außer­dem am Mikro­fon war Hannes Gnauck, Kan­di­dat für den Bun­destag der völkischen „Jun­gen Alter­na­tive“ (JA) Brandenburg.Auch anwe­send war Flo­ri­an Jach­now, der aus Wriezen stam­mende JA Botschafter in Märkisch Oder­land, sowie der Besitzer des Gasthaus­es „Zur Jope“ aus Bad Freien­walde. Dieser wirbt auf Face­book damit, dass seine Kneipe „Nur für Deutsche“ sei und grat­uliert am 20.April zum Führerge­burt­stag. Neben den AfD-Vertretern ver­sam­melte sich eine Mis­chung aus recht­en Wähler_innen und erkennbaren Neon­azis aus dem Mark­t­platz, die immer wieder bedrohlich in Rich­tung der Gegen­proteste gestikulierten.

Der kurzfristig organ­isierte Gegen­protest ver­sam­melte Men­schen unter­schiedlichen Alters und ver­schieden­er Partei- und Vereinszugehörigkeiten.

 

Laut­stark, mit Trillerpfeifen, Musik und Sprechchören wurde die AfD begleit­et. Neben Men­schen aus dem gesamten Land­kreis schlossen sich viele Per­so­n­en aus Wriezen dem Protest an, denen die wöchentlichen Kundge­bun­gen der AfD schon länger ein Dorn im Auge ist.

Gemein­sam wurde Posi­tion bezo­gen und gezeigt, dass auch Wriezen ein Ort ist, wo Men­schen sich gegen Ras­sis­mus und Men­schen­ver­ach­tung engagieren.

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Antifaschismus Bildung & Kultur Wohnen & Stadt

Club.Kultur.Leben — Endlich wieder tanzen!

Wir – der Spar­ta­cus Pots­dam — laden zu dieser Demon­stra­tion ein, um auf die nach wie vor missliche Lage von Clubs und anderen kul­turellen Orten aufmerk­sam zu machen sowie Forderun­gen an Poli­tik und Ver­wal­tung zu for­mulieren, durch trans­par­ente, konkrete und umsichtige Regelun­gen eine zügige Wieder­eröff­nun­gen von Dance­floors, Musik- und The­ater­büh­nen zu ermöglichen.
In den let­zten 10 Jahren war es nie so ruhig um den Spar­ta­cus Club und das frei­Land Pots­dam wie in den ver­gan­genen 15 Monat­en. Die Pan­demie kappte von einem auf den anderen Tag Kun­st, Kul­tur, Lebenslust und Leichtigkeit. Wir alle ver­mis­sen laute Bässe auf dem Dance­floor, wir ver­mis­sen Konz­ert- und The­ater­erleb­nisse, wir ver­mis­sen das ungezwun­gene men­schliche Beisam­men­sein in unseren Soziokul­turzen­tren und DIY-Läden.
Fal­l­ende Inzi­den­zen führen zu vor­sichti­gen Öff­nun­gen. Das ist gut. Ein Licht­blick am Ende des Tun­nels. Doch bis Orte wie der Spar­ta­cus wieder Indoor Konz­erte und Par­tys ver­anstal­ten kön­nen, wird es noch eine ganze Weile dauern. Das liegt zum einen an der andauern­den Pan­demie, zum anderen aber auch an ein­er ver­fehlten Poli­tik, die es wed­er schafft, die Impf­s­trate­gie zügig und zuver­läs­sig umzuset­zen, noch konkrete und verbindliche Per­spek­tiv­en für den Kul­turbere­ich zu for­mulieren. Unser gemein­sames Ziel ist es mit angemessen­er Vor­sicht und Hygien­ekonzepten möglichst bald wieder in ein schillern­des Kul­tur­pot­pour­rie ein­tauchen zu können.
Wir fordern:
- ein Recht auf Kul­tur im Grundgesetz
- eine bre­it­ere Förderung zum Erhalt aller Kulturorte
- mehr Gehör für die Inter­essen­vertre­tun­gen der freien Szene
- den Erhalt beste­hen­der Kulturorte
- die Unter­stützung bei der Wieder­eröff­nung von Kul­tur­orten sowie bei der Durch­führung von Open-Air-Ver­anstal­tun­gen, z.B. durch Bürokratieab­bau, einen trans­par­enten Umgang mit Hygien­ekonzepten, durch Unter­stützung von Poli­tik und Ver­wal­tung für Outdoor-Events
- die Schaf­fung von mehr dauer­haften Ver­anstal­tungs­flächen im Freien
- eine offene Kom­mu­nika­tion und Ver­ant­wor­tungsüber­nahme durch Land und Kommunen
Mit diesen Anliegen wer­den am Sam­stag, d. 19.06. Men­schen bun­desweit unter dem Mot­to „Kul­turnot – wie kul­tur­rel­e­vant ist das Sys­tem?” auf die Straße gehen, u.a. in Leipzig, München, Erfurt, Ham­burg, Frank­furt Main und Mannheim.
Der Spar­ta­cus Pots­dam lädt alle, denen eine reflek­tierte Par­tykul­tur am Herzen liegt und die sich nach unbeschw­ertem Kul­tur­genuss sehnen, ein, sich an der Demo zu beteiligen.
Mit dabei:
Galax­au­ra (Spar­ta­cus, Galaxunity)
Jami­da (Spar­ta­cus, Valian Kollektiv)
Syn­drolin
Bran­den­burg Mur­der Boys (Ein­stürzende Altbauten)
Wann & Wo: 19.06.2021 um 14 Uhr am Lustgarten
Bringt Masken und genug zu trinken mit!
Achtet auf Abstände!
Inforiot