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Arbeit & Soziales

Bekleidungsindustrie? Upcycling!

jwp
Ob Pri­mark, H&M, C&A oder die Nobel-Marke — auch deine Klei­der sind wahrschein­lich zu 90% in Entwick­lungs- oder Schwellen­län­dern wie Bangladesh, Indi­en, Chi­na und der Türkei pro­duziert. Schau mal nach, ste­ht auf dem Label. Ob bil­lig oder teuer — für die Pro­duk­tion zahlen vor allem die Arbeiter*innen in diesen Län­dern die Zeche für den Prof­it der Konz­erne. In unserem zweit­eili­gen Work­shop am 16. und 17. Okto­ber wollen wir uns am Don­ner­stag mit den Arbeits­be­din­gun­gen an den Pro­duk­tion­stät­ten der Bek­lei­dungsin­dus­trie auseinan­der­set­zen und kreative Aktion­sid­een gegen die herrschen­den Ver­hält­nisse vorstellen. Am Fre­itag wollen wir ein bissl tech­nis­ches Know-How ver­mit­teln, damit ihr dem Kon­sum ein Schnip­pchen schla­gen kön­nt — näht doch mal ein­fach sel­ber! Alte Klam­ot­ten sind ein paar vor Ort, bringt mit wenn ihr welche zuhaus rum­liegen habt. Näh­maschienen und Anleit­er stellen wir — Ihr müsst nur die Ideen für neue Sachen, Taschen oder vielle­icht einen selb­st­de­sign­ten Aufnäher mit­brin­gen. Upcy­cling ist angesagt.
Ter­mine:
Do, 16.10.2014, 16:00 Uhr im Café. Fr, 17.10.2014, 15:00 im Sem­i­nar­raum. Im MittenDrin!

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(Anti-)Rassismus Arbeit & Soziales Flucht & Migration Law & Order

In der Sackgasse der Sammelunterkünfte – die Brandenburger Landesregierung im selbst produzierten Aufnahmenotstand

Seit gut zwei Jahren beschwört die Brandenburger Landesregierung einen
so genannten Aufnahmenotstand herauf. Man sucht „händeringend“ nach
Unterbringungsplätzen und warnt medienwirksam vor Zeltstädten. Trotz
offensichtlich andauernder Krisen und Kriege werden die Augen davor
verschlossen, dass auch weiterhin mehr Flüchtlinge nach Brandenburg
kommen werden und die meisten von ihnen hier bleiben – und dass man
diesen Menschen eine dauerhafte Lebensperspektive bieten muss. Jahrelang
wurden Unterbringungskapazitäten konzeptlos abgebaut, statt sich von der
Sammelunterbringung zu trennen und auf die flexiblere und
menschenwürdige Wohnungsunterbringung umzustellen. Dass die Zahl der
Asylsuchenden nicht so niedrig bleiben würde, wie in den Jahren 2005 –
2009, in denen sie weit unter 1000 pro Jahr lag, war spätestens seit
Beginn des Bürgerkriegs in Syrien absehbar. Angemessen reagiert wurde
darauf weder von den Kreisen noch von der Landesregierung.
Wie vergessen ist der Auftrag des Landtags, rechtskräftig die
Mindeststandards für die Betreibung kommunaler Unterkünfte anzuheben
(derzeit sind 6qm Wohnfläche und ein sozialarbeiterischer
Betreuungsschlüssel von 1:120 vorgesehen), Flüchtlinge in Wohnungen
unterzubringen und ihre Lebenssituation zu verbessern.
Ad-hoc-Scheinlösungen, wie die Eröffnung neuer Großunterkünfte und
Außenstellen der Erstaufnahme in abgelegenen Ortschaften oder mitten im
Wald zementieren die Ausgrenzung und Mangelversorgung der hier
ankommenden Flüchtlinge für Jahre. Die rechtliche Weichenstellung – die
Änderung des Landesaufnahmegesetzes zugunsten von mehr Wohnungen und
besseren Lebensbedingungen – wird immer weiter verschoben.
In der Brandenburger Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt wird
die alltägliche medizinische Versorgung und die Sozialarbeit trotz
jahrelanger Kritik von dem Sicherheitsdienstleister B.O.S.S. erledigt.
Die Menschen sind in einer alten umzäunten Polizeikaserne untergebracht
– Eisenhüttenstadt ist für Besuch oder AnwältInnen völlig abgelegen und
die Landesregierung gibt selbst zu, dort kaum qualifiziertes Personal zu
finden. Statt aber dieses verfehlte Konzept aufzugeben, werden weitere
Erstaufnahmelager in leer stehenden Kasernen im Nirgendwo geplant. In
den Landkreisen werden für neue Großunterkünfte Langzeitverträge
geschlossen, die die Verhältnisse auf Jahre hin festlegen. Fragen
menschenwürdiger Unterbringung, die Privatsphäre und persönliche
Alltagsgestaltung zulässt, ausreichender sozialer Betreuung und
qualifizierter Betreibung habe man nun hinter sich gelassen, verlautet
seit Monaten aus der Landesregierung. Vorbei die Zeiten, als man darüber
„gemütlich“ sinnieren konnte – nun gelte es, Zelte und Obdachlosigkeit
zu vermeiden. Eine fatale Fehleinschätzung, denn nicht erst die
rassistischen Misshandlungen in Nordrhein-Westfalen machen deutlich: die
strukturelle Mängel der Unterbringung zeitigen bei steigenden
Flüchtlingszahlen noch verheerendere Folgen.
Wir erwarten, dass die neue Landesregierung nach der letzten vertanen
Legislaturperiode nun endlich beginnt, die humane Flüchtlingspolitik
umzusetzen, die sie sich auf die Fahnen geschrieben hat:
*Erstaufnahme neu organisieren! *Die Erstaufnahmeeinrichtung muss in die
Trägerschaft des Sozialministeriums übergeben werden. Standorte neuer
Erstaufnahmeeinrichtungen sollten in der Nähe von städtischen Zentren
liegen, die über qualifiziertes Personal verfügen. Mindeststandards für
die Unterkünfte in den Landkreisen sollten auch für die Erstaufnahme
gelten. Eine unabhängige Asylverfahrensberatung muss gewährleistet sein.
*Wohnungs- oder wohnungsähnliche Unterbringung statt Großeinrichtungen:*
Flüchtlinge müssen in Wohnungen oder kleinen Sammelunterkünften mit
abgeschlossenen Wohneinheiten untergebracht werden, die in Wohngebieten
mit Ärzten, Einkaufsmöglichkeiten, Schule und Kitas sowie Anschluss an
den ÖPNV liegen.
Die Wohnungsunterbringung muss durch gut ausgestattete Programme, die
die Kommunen bei der Förderung eines integrationsfreundlichen Klimas
unterstützen,**flankiert werden.**Unbegleitete Wohnungszuweisungen in
Ortschaften, in denen die Neuankömmlinge die einzigen Ausländer sind,
führen dagegen zur verschärften Isolation.
*Beratung und Unterstützung für Flüchtlinge gewährleisten: *Pro
Landkreis muss den Flüchtlingen eine Personalstelle in freier
Trägerschaft für Asylverfahrensberatung zur Verfügung stehen. Der
Betreuungsschlüssel in kommunalen Unterkünften muss auf 1:80
herabgesetzt werden.
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Arbeit & Soziales Law & Order Sonstiges

Für einen linken Freiraum in Frankfurt (Oder)

In den let­zten 15 Jahren haben wir, der Utopia e.V., uns in antifaschis­tis­ch­er und anti­ras­sis­tis­ch­er Jugend‑, Kul­tur- und Bil­dungsar­beit engagiert. Doch durch eine drastis­che Mieter­höhung sind unsere Vere­in­sräume akut bedroht.
Die „Garage“, eine Räum­lichkeit, die wir seit 5 Jahren für Konz­erte, The­ater­ver­anstal­tun­gen und Lesun­gen genutzt haben, wurde uns für den Okto­ber dieses Jahres gekündigt. Auch der Kon­tak­t­laden, der Raum, in welchem sich der Vere­in organ­isiert, Ideen entwick­elt und Pro­jek­te ver­wirk­licht, ist bedroht.
Daher fordern wir einen selb­stver­wal­teten neuen Freiraum, um weit­er­hin als link­er Akteur Teil der Frank­furter Zivilge­sellschaft zu bleiben. Schon jet­zt haben uns viele Sol­i­dar­itäts­bekun­dun­gen erre­icht, u.a. des VVN-BdA Frank­furt (Oder), der Grü­nen-Kreisver­bände LOS und Frank­furt (Oder) oder auch des Linken Net­zw­erks Viadrina.
In den kom­menden Wochen wird der Utopia e.V. mit ein­er Kam­pagne auf die prekäre Sit­u­a­tion aufmerk­sam machen und weit­er um Unter­stützung werben.
Weit­ere Infor­ma­tio­nen und Kontaktmöglichkeiten:
http://linkerfreiraumffo.blogsport.eu/
utopia-ffo@riseup.net
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(Anti-)Rassismus Arbeit & Soziales Law & Order

Diskriminierende »Wohnfähigkeitsprüfung« von Flüchtlingen durch Stadt Potsdam vorerst ausgesetzt

Pos­i­tiv daran war, dass es für Flüchtlinge die Aufen­thalts­dauer in Gemein­schaft­sun­terkün­ften bis zu ihrem Auszug in Woh­nun­gen reduzierte. Neg­a­tiv, dass darin als Voraus­set­zung für ihren Umzug in eine Woh­nung eine soge­nan­nte »Prü­fung zur Wohn­fähigkeit« einge­führt wurde. Ein Nichtbeste­hen dieser Prü­fung führte zu einem weit­eren Verbleib in der Gemeinschaftsunterkunft.

Dieses Ver­fahren bew­ertete die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg als diskri­m­inierend. Es wurde ein juris­tis­ches Gutacht­en in Auf­trag geben, um die Grun­drecht­mäßigkeit zu prüfen. Dieses Gutacht­en bestätigt, dass die im Unter­bringungskonzept vorge­se­hene soge­nan­nte »Wohn­fähigkeit­sprü­fung« im Sinne des Grundge­set­zes diskri­m­inierend und damit grun­drechtswidrig ist. Zudem äußern die Gutach­terIn­nen mas­sive daten­schutzrechtlichen Bedenken gegenüber dem Verfahren.

Im März 2014 wurde die Sozialdez­er­nentin und der Ober­bürg­er­meis­ter der Lan­deshaupt­stadt über das Ergeb­nis des Gutacht­ens in Ken­nt­nis geset­zt und aufge­fordert diskri­m­inierende Prax­is umge­hend einzustellen.

Die Ver­ant­wortlichen teil­ten nun mit, dass die Lan­deshaupt­stadt Pots­dam die »Wohn­fähigkeit­sprü­fung« von Flüchtlin­gen vor­erst aus­set­zt, bis eine ver­wal­tungsin­terne rechtliche Prü­fung abgeschlossen ist.

Die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg begrüßt die vor­läu­fige Aus­set­zung aus­drück­lich. Dies zeigt, dass die Lan­deshaupt­stadt Pots­dam Bedenken ernst nimmt und die Verbesserung der Lebenssi­t­u­a­tion von Flüchtlin­gen durch ein diskri­m­inierungs­freies Ver­fahren ver­wirk­lichen will.

Es bleibt zu wün­schen, dass am Ende der Prü­fung durch die Lan­deshaupt­stadt ein Ergeb­nis ste­ht, welch­es die in dem Gutacht­en vorgeschla­ge­nen Alter­na­tivvorschläge berücksichtigt.

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Antifaschismus Arbeit & Soziales

Wer ist die Brandenburger “Alternative für Deutschland”?

Update 9. Mai: Infos­tände gegen die AfD am Son­ntag, ab 9 Uhr vor der Stadthalle Bernau (Ankündi­gung am Ende des Artikels). 

 

INFORIOT — Am 4.Mai hat die “eurokri­tis­che”, nation­al­is­tis­che “Alter­na­tive für Deutsch­land” (AfD) ihren Bran­den­burg­er Lan­desparteitag auf dem Schloss Dieder­s­dorf (Tel­tow-Fläming) durchge­führt. Sie ver­ab­schiedete ein Lan­deswahl­pro­gramm mit dem Titel “Mut zu Bran­den­burg — boden­ständig und frei leben!”. Zen­traler Teil des Tages war die Wahl der ersten fünf Lis­ten­plätze für die kom­mende Land­tagswahl. Der Lan­desparteitag wird am kom­menden Son­ntag, dem 11. Mai, in der Stadthalle Bernau (Barn­im) fortgesetzt.

Aus diesem Anlass gibt der fol­gende Text einen Überblick über den Bran­den­burg­er Lan­desver­band der AfD und deren Kan­di­datin­nen sowie das Wahl­pro­gramm für die Landtagswahl.

 

Wer ist die Bran­den­burg­er Alter­na­tive für Deutschland?

Die “Alter­na­tive für Deutsch­land”, erlangt bei der Bun­destagswahl 2013 in Bran­den­burg sechs Prozent der Zweit­stim­men und damit neben Sach­sen und Thürin­gen eins der deutsch­landweit besten Ergeb­nisse. Bun­desweit wurde mit 4,7 Prozent der Einzug in den Bun­destag knapp ver­passt. Die Partei kann auf­grund ihrer recht­spop­ulis­tis­chen Ten­denz und ihrer Inter­essen­vertre­tung für die Wirtschaft­seliten als Recht­saußen-Reak­tion auf die Wirtschafts- und Finanzkrise gele­sen wer­den. Viele, auch führende Mit­glieder sind bere­its durch islam­feindliche, ras­sis­tis­che oder homo­phobe Äußerun­gen aufge­fall­en. Oft wird sie auch als die Sar­razin-Partei, nach dem ehe­ma­li­gen Bun­des­banker und SPDler Thi­lo Sar­razin bezeichnet. 

In Bran­den­burg grün­dete sich im April 2013 ein Lan­desver­band. Vor­sitzen­der ist der ehe­ma­lige CDUler und ehe­ma­lige Her­aus­ge­ber der Märkischen All­ge­meinen Zeitung (MAZ) Alexan­der Gauland, der nun als Spitzenkan­di­dat für die Land­tagswahl antreten wird.  Bei der Grün­dung in Nauen, so berichtete damals die MAZ, waren bere­its Islam­feinde dabei: die ehe­ma­li­gen Frei­heit-Mit­glieder Rain­er van Raem­don­ck und Thomas Jung. 

Lan­desvor­stand und KandidatInnen

Auf die ersten fünf Plätze der Lan­desliste sind geset­zt:
Platz 1: Dr. Alexan­der Gauland 
Platz 2: Dr. Rain­er van Raem­don­ck, Stel­lvertre­tender Lan­desvor­sitzen­der, ehe­mals Mit­glied der islam­feindlichen Partei “Die Freiheit”

Platz 3: Franz Wiese, Mit­glied des Landesvorstands

Platz 4: Sven Schröder, Mit­glied des Landesvorstands

Platz 5: Bir­git Bessin, Mit­glied im Lan­desvor­stand, Kreisvor­sitzende in Teltow-Fläming

Mit­glieder des Lan­desvor­standes sind: Huber­tus Rybak, Matthias Borowiak, Thomas Kühl, Inge Bock, Thomas Jung (Kreisvor­sitzen­der Pots­dam, ehe­mals Lan­desvor­stand der islam­feindlichen Partei “Die Frei­heit”) und Stef­fen Königer (Kreisvor­sitzen­der Pots­dam-Mit­tel­mark, ex-Kan­di­dat für den recht­spop­ulis­tis­chen „Bund Freier Bürg­er“, Autor der salon­faschis­tis­chen “Jun­gen Freiheit”). 

Schwammige Abgren­zung nach Rechts
Trotz der Abgren­zungs­be­mühun­gen zum Neon­azis­mus in Teilen der Bun­despartei ist der Bran­den­burg­er Lan­desver­band gegenüber ehe­ma­li­gen Mit­gliedern aus der extremen Recht­en offen. Neben den genan­nten Ex-“Freiheit”-Leuten über­nahm zeitweise das ehe­ma­lige DVU-Mit­glied Man­fred Friedrich die Funk­tion des Kreis­beauf­tragten für Bran­den­burg an der Havel.

Auch inhaltlich ist die Abgren­zung zu extrem recht­en Posi­tio­nen nicht immer deut­lich. So ist auf der Seite des Kreisver­ban­des Elbe-Elster die Forderung nach einem “Europa der Vater­län­der” zu lesen. Ähn­lich sieht es der stel­lvertre­tender Kreisvor­sitzende der AfD Havel­land, Nor­man Wol­len­zien: “Wichtig ist aus mein­er Sicht, dass die Nation­al­staat­en weit­er­hin erkennbar sind, und die kul­turelle und eth­nis­che Vielfalt in einem Europa der Vater­län­der erhal­ten bleibt”. Ein “Europa der Vater­län­der” kann heutzu­tage nicht mehr als de-Gaulle-Zitat gele­sen wer­den, wird es doch im Parteien­spek­trum son­st nur von NPD und anderen Neon­azis gefordert. Das ver­meintliche Beken­nt­nis zu “eth­nis­ch­er Vielfalt” ist nichts anders als die neurechte Konzep­tion eines Ethno­plu­ral­is­mus, der gern von Vielfalt spricht, aber eigentlich strik­te Homogen­ität will.

 

Ver­staubte PreußenfreundInnen?

Der Lan­desvor­sitzende Gauland griff beim Parteitag selb­st tief in die Gebraucht­parolen-Kiste. Seine Rede been­dete er mit der Foderung: “In den Staub mit all den Fein­den Bran­den­burgs!”. Der Aus­druck stammt von Hein­rich von Kleist und war poli­tis­ches Schlag­wort in Preußen und wurde später in der NSDAP-Pro­pa­gan­da genutzt. Das lässt erah­nen, wie frisch die Konzepte sind, mit der die “Alter­na­tive” in Bran­den­burg Poli­tik machen will. Es ist daher auch nicht ver­wun­der­lich, dass Gauland in sein­er Rede auch auf den ehe­ma­li­gen Preußis­chen Min­is­ter­präsi­den­ten und späteren Reicht­skan­zler Otto von Bis­mar­ck verweist. 

Wahlprogramm“Mut zu Bran­den­burg — boden­ständig und frei leben!“
Dass am let­zten Son­ntag beschlossene Wahl­pro­gramm “Mut zu Bran­den­burg” trägt den Unter­ti­tel “boden­ständig und frei leben!”, dabei ist die Partei sel­ber alles andere als bodenständig. 

Boden­ständig? AfD als Partei der Eliten
Beim Blick auf die Mit­glieder der AfD wird deut­lich, dass es sich keineswegs um eine “Partei der kleinen Leute” han­delt. Neben Dok­torIn­nen und Wirtschaft­spro­fes­sorIn­nen, find­en sich Adlige und reiche UnternehmerIn­nen in Spitzenämtern. Führende Mit­glieder dieses elitären Zusam­men­schlusses sind unter anderem Kon­rad Adam, Mit­glied des AfD-Bun­desvor­standes, der mehrfach die Abschaf­fung des Wahlrechts für Arbeit­slose und Sozialhilfeempfänger_innen forderte. Oder die christliche Fun­da­men­tal­istin Beat­rix von Storch. Die AfD-Europawahlka­n­di­datin will unter anderem die Schulpflicht auflock­ern, um fun­da­men­tal­is­tis­chen Christ_innen zu ermöglichen, ihre Kinder zuhause und bibel­treu zu erziehen. Sie ist bekan­nt als Abtrei­bungs­geg­ner­in und für ihre homo­phoben Positionen.

Eine Analyse der Bun­destagswahl in Bran­den­burg hat ergeben, dass die AfD vor allem in wohlhaben­deren Gegen­den hohe Ergeb­nisse erlangte. In den ländlicheren Kreisen Uck­er­mark und Prig­nitz erre­ichte die AfD dage­gen die schlecht­esten Ergebnisse. 

Frei? AfD als nation­al­is­tis­che Partei
Die AfD spricht sich gegen den Euro aus und für die Wiedere­in­führung der D‑Mark. Laut Europawahlka­n­di­dat Hans-Olaf Henkel könne es zwar kleinere Euro-Ver­bünde geben, dann aber ohne die südeu­ropäis­chen Län­der. Frei sein will die AfD also vor allem von der der ver­meintlichen Schulden­last der Südeu­ropäis­chen Län­der. Ein­herge­ht damit zum einen eine ver­fehlte Krise­n­analyse, die auf der Suche nach ver­meintlichen Sün­den­böck­en ist — Griechen­land, Spanien oder Por­tu­gal — statt die Ursachen und Prob­leme in der Wirtschafts- und Finanzpoli­tik sowie im kap­i­tal­is­tis­chen Sys­tem als Ganzes zu suchen. Und zum anderen zeigt es den nation­al­is­tis­chen Charak­ter der Partei.

Der kon­ser­v­a­tive Pub­lizist Wol­fram Weimer brachte es mit fol­gen­den Worten auf den Punkt: “Uralte nation­al­is­tis­che Reflexe wer­den plöt­zlich wieder wach, man zieht über Europa und Nach­barn und Insti­tu­tio­nen her, man weckt Arro­ganzin­stink­te und Min­der­w­er­tigkeit­skom­plexe, Miss­gun­st und einen poli­tis­chen Ego­is­mus, der tief auf dem 19. Jahrhun­dert kommt, im 20. Jahrhun­dert die großen Katas­tro­phen befördert hat und im 21. Jahrhun­dert bess­er über­wun­den als wieder­belebt gehört.”

Gegen den Sozial­staat und gegen Zuwan­derung
Die “Alter­na­tive für Deutsch­land” spricht sich für den Abbau von Schulden aus. Das soll geschehen durch den Abbau des Sozial­staats und mehr Pri­vatisierung im öffentlichen Sek­tor. Konkret kann das die Stre­ichung von Sozialleis­tun­gen für Erwerb­slose und für Asylbewerber_innen bedeuten. Bei let­zteren meint die AfD “Ein­wan­derung braucht klare Regeln” (Wahlplakat der AfD zur Bun­destagswahl 2013).

Genau genom­men fordert die AfD — eben­so wie auch die NPD — eine Zuwan­derungspoli­tik nach dem Vor­bild der Schweiz. Bun­desparteis­prech­er Bernd Lucke meint: “Unab­hängig vom Inhalt des Schweiz­er Ref­er­en­dums ist auch in Deutsch­land ein Zuwan­derungsrecht zu schaf­fen, das auf Qual­i­fika­tion und Inte­gra­tions­fähigkeit der Zuwan­der­er abstellt und eine Ein­wan­derung in unsere Sozial­sys­teme wirk­sam unterbindet”. In ähn­lich­er Weise äußert sind auch der Kreisver­band Elbe-Elster auf sein­er Inter­net­seite. Dort wird unter­schieden in die Migrant_innen, die Hil­fe bräucht­en und jene, die nach Aus­sage der AfD “gut informiert“ seien und „vor­sor­glich ihre Pässe ver­nicht­en, ihre Iden­tität ver­schleiern um unge­hin­dert ein bis zu 10-jähriges Aufen­thalt­srecht zu erwirken, unsere Sozial­sys­teme unter­wan­dern und oben­drein noch Forderun­gen unter Andro­hung von radikaler Gewalt stellen.” Die Unterteilung in ver­meintlich “nüt­zliche” Migrant_innen und jene, die die Sozial­sys­teme aus­nutzen wür­den, find­en sich von neon­azis­tis­chen bis zu kon­ser­v­a­tiv­en Kreisen.

 

11. Mai in Bernau: Parteien informieren zu Europa !

Anlässlich des Parteitages der “Alter­na­tive für Deutsch­land” möcht­en v.a. junge Men­schen der Parteien zu Europa Rede und Antwort ste­hen. Es wird die Möglichkeit geben, sich über die EU-Poli­tik zu informieren und zu ver­mit­teln, warum Europa für uns alle ein wichtiges Anliegen ist. Dazu laden Sie am Son­ntag ab 9 Uhr vor die Stadthalle Bernau ein. Das Net­zw­erk für Weltof­fen­heit schließt sich mit einem Aktion­s­stand unter dem Mot­to: Schön­er Leben ohne Nazis an und lädt alle ein, sich daran zu beteiligen.

 

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(Anti-)Rassismus Arbeit & Soziales

Flüchtlingsfrauen fordern ein Ende aller Arbeitsverbote für Asylsuchende

Einige Beispiele, was Arbeitsver­bote für uns bedeuten: Frau Nohid,41,aus dem Iran, hat seit zwei Tagen nichts gegessen, weil sie ihr Geld sparen will, um ihre Tochter und ihren Sohn, die alleine in der Türkei sind, nach Deutsch­land zu brin­gen. “Ich bin bere­it schwere Arbeit zu machen, damit ich Geld ver­di­enen kann. Aber ich habe keine Arbeit­ser­laub­nis und darf nicht arbeit­en.” Jus­tine, 25 Jahre alt, aus Kenia: “Ich bin müde vom zu Hause sitzen und nichts tun und davon, Tag und Nacht im Heim zu ver­brin­gen. Ich bin jung und habe viel Energie. Ich will diese Energie für die Gesellschaft, in der ich lebe, nutzen.” Nach neun Monat­en Arbeitsver­bot haben Asyl­suchende die Möglichkeit eine soge­nan­nte nachrangige Arbeit­ser­laub­nis zu beantra­gen. Das bedeutet: Die Agen­tur für Arbeit entschei­det auf Basis eines konkreten Stel­lenange­bots, ob die Asyl­suchen­den die Arbeitsstelle bekom­men. Meis­tens lehnt sie ab, weil es andere Arbeit­slose gibt, die schon eine Arbeit­ser­laub­nis haben. Rahel, zum Beispiel, sucht seit fast zwei Jahren erfol­g­los so nach ein­er Arbeit: “Ich finde mit tausend Schwierigkeit­en eine Arbeit und bringe das Stel­lenange­bot zum Aus­län­der­amt, mein Antrag wird abgelehnt und später erfahre ich, dass das Job­cen­ter das Ange­bot ein­er anderen Per­son gegeben hat. Das heißt, ich habe einen Job für jemand anderes gefun­den.” Ihre Erfahrung ist kein Einzelfall, deshalb bedeutet die nachrangige Arbeit­ser­laub­nis vor allem in Regio­nen mit hoher Arbeit­slosigkeit ein fak­tis­ches Arbeitsver­bot. Darunter lei­det auch Mus­gan, eine junge Frau aus Afghanistan. “Das bedeutet für mich kein Teil der Gesellschaft zu sein. Das macht mich depres­siv. In meinem Land sind meine Fam­i­lie und ich diskri­m­iniert und bedro­ht wor­den, weil meine Schwest­er und ich gear­beit­et haben, deshalb bin ich geflo­hen aber hier, als Asyl­be­wer­berin erlebe ich wieder Diskri­m­inierung.” Arbeitsver­bote sind ein Teil der Asylge­set­zge­bung, die Asyl­suchende von der Gesellschaft isoliert. Ein ander­er Teil dieses Sys­tems sind die “Sam­melun­terkün­fte”. Deshalb fordern wir eine grundle­gende Änderung dieses Sys­tems und die Abschaf­fung aller diskri­m­inieren­der Gesetze.

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(Anti-)Rassismus Arbeit & Soziales

Bargeld für alle!

Bargeld für alle!

Was?
Demon­stra­tion gegen Gutscheine, struk­turellen Ras­sis­mus und das Lagersystem

Wann?
Fre­itag, 25.04.2014 um 14 Uhr

Wo?
Start­punkt ist am S‑Bahnhof Oranien­burg.
Von dort gehen wir durch Oranien­burg bis zum Land­srat­samt und Sozialamt.

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In Ober­hav­el wer­den an uns, geflüchtete Men­schen* Gutscheine statt Bargeld verteilt, nur weil wir als Ausländer_innen ange­se­hen wer­den. Diese Prax­is ver­stärkt unsere Iso­la­tion und unsere Aus­gren­zung. Da  wir
nur Gutscheine haben, um einkaufen zu gehen, wer­den wir  automa­tisch an der Kasse aus­ge­gren­zt und als „die Anderen“ sicht­bar gemacht. Gutscheine sind insofern eine Form ras­sis­tis­ch­er Diskri­m­inierung. Außer­dem gel­ten
Gutscheine nur für bes­timmte Pro­duk­te in eini­gen Super­märk­ten. Was auch wichtig ist zu sagen, ist dass die Gutscheine schnell ablaufen, so dass man damit nicht sparen kann.

Trotzt der ver­schiede­nen Ver­suche, gegen den Gutschein­sys­tem zu kämpfen, hal­ten der Land­kreis Ober­hav­el und vor allem Lan­drat Karl-Heinz Schröter an dieser ras­sis­tis­chen Poli­tik fest. Deshalb organ­isieren wir am 25.04.2014 eine Demon­stra­tion in Ober­hav­el. Damit wollen wir diese ras­sis­tis­che Prax­is angreifen und für die Abschaf­fung der Gutscheine kämpfen. In der Tat ist die Benutzung von Gutscheinen imple­men­tiert­er Ras­siss­mus und trägt zur schlecht­en Behand­lung von geflüchteten Men­schen bei. Diese wer­den mar­gin­al­isiert und von Grun­drecht­en aus­geschlossen: Bewe­gungs­frei­heit, Entschei­dungs­frei­heit und Arbeitsrecht.

Die Gutscheine sind nur ein Beispiel von vie­len diskri­m­inieren­den Prak­tiken, die in den Unter­drück­ungs­ge­set­zen (und Köpfen von Men­schen) existieren. Diese Prak­tiken zer­stören Men­schen psy­chol­o­gisch und brin­gen sie manch­mal auch bis zum Selbstmord.

Welch­es Leben ist unter den Voraus­set­zun­gen eines solchen Entzugs von Grun­drecht­en möglich ?

* Men­schen mit ein­er Fluchterfahrung

Kon­takt: corasol@web.de

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De l’ar­gent liq­uide pour tout le monde!

Une man­i­fes­ta­tion con­tre quoi?
Con­tre le main­tien de Gutscheine (bons d’achats) dans les cen­tres de réten­tion et con­tre le racisme structurel.

Quand?
Ven­dre­di 25.04.2014 à 14h.

Où?
Ren­dez vous au S‑Bahn de Oranien­burg. Nous allons aller ensem­ble
jusqu’au Lan­drat­samt

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Abo­li­tion des „Gutscheine“!

A Ober­hav­el des Gutscheine sont dis­tribués, à nous réfugié(e)s, au lieu de l’ar­gent liq­uide parce qu’on nous con­sid­ère comme des étrangers. Cette pra­tique accentue notre iso­la­tion et notre stig­ma­ti­sa­tion: comme nous ne
dis­posons que des Gutscheine (des bons d’achats) pour faire nos cours­es, nous sommes l’objet de dis­crim­i­na­tions racistes. De plus les Gutscheines ne nous per­me­t­tent que d’a­cheter quelques pro­duits dans cer­tains super­marchés. Ce qui est égale­ment impor­tant de dire: c’est que les Gutscheine sont de courte durée: ils se péri­ment ce qui empêche donc de faire des économies.

Mal­gré les dif­férentes ten­ta­tives de lutte con­tre le sys­tème de Gutscheine, la région Ober­hav­el et le chef du Kreistag, Karl-Heinz Schröter main­ti­en­nent leur poli­tique raciste. Pour cette rai­son, nous organ­isons une man­i­fes­ta­tion le 25.04.2014, dans le but d’abolir les Gutscheine. En effet, l’usage de ces bons d’achat con­tribue à l’ac­cen­tu­a­tion du racisme et au mau­vais traite­ment réservé aux réfugié(e)s. Ain­si nous sommes marginalisé(e)s et privé(e)s des droits fon­da­men­taux que sont : la lib­erté de mou­ve­ment, le droit de choisir, le droit au travail.

Les Gutscheine sont seule­ment un exem­ple d’une des pra­tiques dis­crim­i­na­toires des lois oppres­sives qui détru­isent psy­chologique­ment les refugiè(e)s et con­duisent ces derniers par­fois aux suicides .

Quelle vie peut être organ­isée sur ce mod­èle privée de tous les droits
fon­da­men­taux?

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Arbeit & Soziales Law & Order Sonstiges

Potsdam war noch nie eine Stadt für alle – wie andere Städte übrigens auch.

Speziell die Geschichte der Woh­nungspoli­tik seit Beginn des Kap­i­tal­is­mus und vor allem zu Zeit­en des Klassenkampfes in der 1. Hälfte des let­zten Jahrhun­derts zeigt, wie berech­nend und tre­ff­sich­er das Bürg­er­tum das Instru­ment der Stadt­pla­nung genutzt hat, um die Armut der dama­li­gen Arbeit­er­schaft zu zemen­tieren (Armut im Sinne von Auss­chluss von Reich­tum, was wir als wil­lentlichen Prozess sehen). Mitte des 20. Jahrhun­derts war der Klassenkampf ver­loren und die Arbeiter_innen in Sied­lun­gen und Woh­nun­gen unterge­bracht, die – mit weni­gen bzw. vorüberge­hen­den aus­nah­men – dem Bürg­er­tum gehörten – von dem es ger­ade in Pots­dam als preußis­ch­er Beamten­stadt eine Menge gab.

Inzwis­chen ist über ein halbes Jahrhun­dert ver­gan­gen und mit den Gesellschaftssys­te­men haben sich auch die Funk­tion­sweisen der Städte verän­dert. Mit der zunehmenden Glob­al­isierung der Märk­te im Neolib­er­al­is­mus wur­den auch die Städte zunehmend zu unternehmerisch geführten Stan­dorten im Konkur­ren­zkampf um Inve­storen, finanzs­tarke Bewohner­in­nen, Touris­musströme und Großevents. Damit ein­her geht der Aus­bau der Stadtver­wal­tun­gen zu ein­er Art Betrieb und die Neube­w­er­tung städtis­ch­er Eigen­be­triebe und Woh­nungs­bestände mit dem Trend zur Pri­vatisierung und Aus­lagerung unrentabler Bereiche1.

Über­all in den Städten arbeit­en heute Immo­bilien­ver­w­er­tungskoali­tio­nen aus Bau­un­ternehmen, finanzieren­den Banken, und Politiker_innen an Aufw­er­tungsstrate­gien – wobei die „Aufw­er­tung“ sich ger­ade in Pots­dam haupt­säch­lich auf die Inter­essen der Unternehmen und der bürg­er­lichen Ober­schicht bezieht, die in der Regel auch die Politiker_innen stellt. Beispiel­haft ste­hen hier Diskus­sio­nen um das Stadtschloss, Has­so Plat­tners Kun­sthalle, das „Palais Bar­beri­ni“ , die Beze­ich­nung unsaniert­er und damit noch erschwinglich­er Wohnein­heit­en als „Schand­fleck­en“, die Wieder­her­stel­lung his­torisch­er Sich­tach­sen zuun­gun­sten von Wohn­raum, etc.pp.

Kehr­seite dieser neolib­eralen Stadt­poli­tik sind Auss­chlüsse ver­schieden­ster Art, die wir in Pots­dam deut­lich beobacht­en kön­nen. Es find­et ein Aus­tausch sozial niedriger­er Milieus durch sozial höhere statt vor allem in den Innen­stadt­bezirken. Dieser Prozess ist keine Ran­der­schei­n­ung son­dern ein geplanter Regelfall. Die Frage nach Teil­habe an der Stadt­ge­sellschaft stellt sich plöt­zlich nicht mehr nur für Unter­schichtsmit­glieder, (und sowieso für die von zunehmend restrik­tiv­er Ein­wan­derungspoli­tik betrof­fe­nen Migrant_innen, deren dezen­trale Unter­bringung in Pots­dam nach wie vor nicht umge­set­zt wurde), son­dern zunehmend auch für Ange­hörige der soge­nan­nten Gesellschaftlichen Mitte.

Wir ord­nen die heutige Sit­u­a­tion auf dem (Pots­damer) Woh­nungs­markt also ein in eine sys­tem­a­tis­che materielle Abhängigkeit der „normalen“/besitzlosen Bevölkerung von der besitzen­den Schicht, die nicht nur über die Pro­duk­tion­s­mit­tel des gesellschaftlichen Reich­tums ver­fügt, son­dern in den meis­ten Fällen auch über den Wohnraum.

Laut Armuts- und Reich­tums­bericht 2013 ver­fü­gen die 50 Prozent Haushalte in der unteren Hälfte der Verteilung nur über gut ein Prozent des gesamten Net­tover­mö­gens, während die Ver­mö­gensstärk­sten zehn Prozent der Haushalte über die Hälfte des gesamten Net­tover­mö­gens auf sich vere­inen. Der Ver­mö­gen­san­teil des ober­sten Dezils ist dabei im Zeitver­lauf immer weit­er angestiegen. Die sog. Drit­telge­sellschaft ist eine Lüge2. Der Traum der unteren und mit­tleren Bevölkerungss­chicht­en vom eige­nen Häuschen drückt ihre Sehn­sucht aus, sich vom Prof­it­streben ihrer Vermieter_innen unab­hängig zu machen.

Dass das Eigen­heim auf Kred­it aus dieser klemme nicht raus hil­ft, zeigt der Ver­lauf der aktuellen Weltwirtschaft­skrise: Sie fing als Immo­bilienkrise in den USA an, wo Mil­lio­nen haushalte Kred­ite aufgenom­men hat­ten, um sich ein Eigen­heim zu leis­ten. Die Mehrheit ste­ht jet­zt nicht nur ohne Haus, son­dern noch hochver­schuldet da. Als in Spanien die Immo­bilienkrise geplatzt ist, haben immer­hin nur ¼ der Kred­it­nehmer ihr Haus wieder ver­loren, aber alle sind bei sink­enden löh­nen und steigen­der Arbeit­slosigkeit für Jahrzehnte an die Knebelverträge ihrer Banken gebun­den. Bei uns ist es noch zu keinem solchen Clash gekom­men, aber ein paar Betra­ch­tun­gen zeigen, wie auch hier der Hase läuft:

Die Real­löhne sind in der BRD in den let­zten 15 Jahren kon­tinuier­lich gesunken. Gle­ichzeit­ig gab es einen ver­stärk­ten Angriff auf arbeit­srechtliche Stan­dards der let­zten Jahrzehnte. Die mit­tlere pri­vate Ver­schul­dung nimmt immer weit­er zu. In kaum einem Land der Euro­zone nehmen die Ver­brauch­er so hohe Kred­ite auf wie in Deutsch­land. Im Schnitt ste­ht jed­er Bun­des­bürg­er mit rund 2700 Euro in der Krei­de. Da kön­nen fast nur noch die Zyprer und die Griechen mithalten.

Laut dem Deutschen Insti­tut für Bankwirtschaft3 ist die pri­vate Ver­schul­dung in Deutsch­land von 1994 – 2010 um über 50% gestiegen. Dem gegenüber ste­ht die Miet­preisen­twick­lung. Laut Geset­zge­bung ist eine Mieter­höhung von 20% alle 3 Jahre möglich. Bei Neu­ver­mi­etung ist alles möglich und Bestandsmi­eter wer­den durch indi­vidu­elle Ange­bote ruhiggestellt. Der Miet­spiegel fungiert oft als Preistreiber und die Nebenkosten steigen ständig.

Die Folge ist der Aus­tausch der Bewohn­er­schaft in der Innen­stadt an den Rand und vom Rand in die Periph­erie. Ein immer größer­er Anteil des Einkom­mens geht für miete drauf (bis über 50%), die soziale und emo­tionale Unsicher­heit wächst, nicht nur in Pots­dam son­dern in fast allen größeren Städten wird im Inter­esse pri­vat­en Prof­it­strebens mas­siv verdrängt.

Wir bezweifeln, dass es von Seit­en des Staates, der Län­der und Kom­munen über­haupt ein reales Inter­esse an ein­er Lösung der Woh­nungs­frage gibt.

Wir verurteilen diese Entwick­lung und schließen mit einem Zitat von Kropotkin von 1892: “Es ist ein Bewusst­wer­dung­sprozess, und deshalb wird man das Volk nicht länger glauben machen, das Besitzrecht an Wohnge­bäu­den sei gerecht. Nicht der Eigen­tümer hat das Haus gebaut. Errichtet haben es hun­derte von Arbeit­ern, und sie haben es auch deko­ri­ert und tapeziert. Hunger hat sie auf die Bau­plätze getrieben und die Not sie gezwun­gen, einen viel zu gerin­gen Lohn zu akzep­tieren. Der Prof­it, den der sog. Eigen­tümer aus seinem Haus zieht, ver­dankt sich wiederum aus dem Umstand, dass das Haus in ein­er gepflasterten Straße ein­er beleuchteten Stadt ste­ht, die regelmäßige Verkehrsverbindun­gen zu anderen Städten unter­hält und über Industrie‑, Handels‑, Wis­senschafts- und Kun­stetab­lisse­ments ver­fügt. Dass Brück­en, Haus und Architek­tur­denkmäler die Stadt zieren und sie den Ein­wohn­ern auf Dör­fern unbekan­nten Kom­fort und Annehm­lichkeit­en in tausender­lei Gestalt bietet; das 20 oder 30 Gen­er­a­tio­nen sie wohn­lich, gesund und schön gemacht haben. Wer hätte da das Recht, auch nur die kle­in­ste Parzelle des gemein­samen Erbes irgendwem zu verkaufen?”

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1. Laut Woh­nungs­mark­t­bericht 2011 waren bere­its damals von den 24.000 kom­mu­nalen Woh­nun­gen 1999 über ¼ privatisiert

2. In der BRD ver­di­ent das untere Drit­tel über weniger als 1 % des Ver­mö­gens, das mit­tlere Drit­tel über knapp 20 % des Ver­mgens und das obere Drit­tel über ca. 80 % des Vermögens

3. http://www.deutsches-institut-bankwirtschaft.de/Gaedicke%20private%20Verschuldung.pdf http://www.rechtaufstadt-potsdam.de/2014/10504-potsdam-eine-stadt-fur-alle-oder-nur-fur-wenige.html

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Arbeit & Soziales

Wenn ihr uns die Räume nehmt — dann hängen wir eben bei euch ab!”

Die finanzielle Lage des Land­kreis­es ist anges­pan­nt — keine Frage. Die Schulden­last der ver­gan­genen Jahre ist enorm. Doch ger­ade diejeni­gen, die für diese Fehlen­twick­lung am wenig­sten kön­nen, sollen jet­zt wom­öglich dafür bluten: die Jugendlichen und sozialen Träger in der Region OPR.

Es ist kein Geheim­nis, dass Arbeit im sozialen Bere­ich kaum gewürdigt wird — wed­er inhaltlich noch finanziell. Für Ver­wal­tung und Poli­tik sind Tätigkeit­en in diesem Bere­ich qua­si selb­stver­ständlich. Zwar bekla­gen die sozialen Träger die schwierige Sit­u­a­tion in der sie sich befind­en — von Per­sonal­man­gel über Pla­nung­sun­sicher­heit­en bis hin zu mas­siv­en Kürzun­gen — seit Jahren, doch irgend­wie geht es ja immer weit­er. Wer im sozialen Bere­ich arbeit­et, neigt zu Selb­staus­beu­tung, weil man sieht wie wichtig die eigene Arbeit ist und was mit dieser ver­bun­den ist. Pro­jek­te aufgeben kommt meist nicht in Frage. Aber irgend­wann ist Schluss! Wir und andere soziale Träger in der Stadt sind nicht in der Posi­tion, dass wir Almosen erbet­teln müssen. Wir alle leis­ten wichtige und ele­mentare Arbeit für das soziale Gefüge dieser Stadt und Region. Das muss endlich anerkan­nt wer­den. Wir haben genug von den jährlichen Kürzun­gen und der Pla­nung­sun­sicher­heit mit der wir zu kämpfen haben.

Unsere Möglichkeit­en uns demokratisch einzubrin­gen sind über­schaubar — ins­beson­dere wenn wir nicht ein­mal 2 Minuten im Kreistag sprechen kön­nen ohne unter­brochen zu wer­den. Aber es gibt andere Wege um auf unser Anliegen aufmerk­sam zu machen und die wer­den wir nutzen.

Wenn ihr uns die Räume nehmt, dann hän­gen wir halt bei euch ab! In den kom­menden Wochen wird das JWP-Mit­ten­Drin mit ver­schiede­nen, kreativ­en Aktio­nen “simulieren” wie sich diese Region entwick­eln kön­nte, wenn den Trägern der Jugend­sozialar­beit der Betrieb­skosten­zuschuss gestrichen wird.

Den Kreistag fordern wir auf, seine soziale Ver­ant­wor­tung zu übernehmen und keine Kürzun­gen im Sozial­bere­ich vorzunehmen. Haushalt­skon­so­li­dierung ist das eine — aber die Sozial­struk­tur ein­er Region nach­haltig zu ver­wüsten das andere. Wir wer­den let­zterem nicht taten­los zusehen!

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Kein Podium für Rassisten!

Am 25. Feb­ru­ar stellt Thi­lo Sar­razin sein neues Buch “Der neue Tugendter­ror. Über die Gren­zen der Mei­n­ungs­frei­heit in Deutsch­land” im Pots­damer Niko­laisaal vor. Wie der Titel schon andeutet, kon­stru­iert Sar­razin eine ange­bliche Zen­sur durch die „linke Öffentlichkeit“ und die Unter­drück­ung von unlieb­samen Mei­n­un­gen. Allein der Umstand, dass er nun schon sein drittes Buch ohne Ein­schränkun­gen oder Prob­leme veröf­fentlichen und präsen­tieren darf, zeigt die Absur­dität dieser Behauptungen.

So wurde schon sein erstes Buch “Deutsch­land schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel set­zen.“ von der Presse gefeiert und nur von weni­gen vor­sichtig kri­tisiert. Das obwohl dieses Buch nur so vor ras­sis­tis­chen, antifem­i­nis­tis­chen und sozial­dar­win­is­tis­chen Inhal­ten strotzt und zudem wis­senschaftliche Stu­di­en vol­lkom­men aus ihrem Zusam­men­hang reißt, um sie in das gewün­schte Ergeb­nis pressen zu kön­nen. Zusät­zlich kon­nte er in der Presse offen über ange­bliche genetis­che Eigen­heit­en von Juden und Anderen fabulieren.

Wer außer­dem offen gegen Migrant_innen het­zt, macht auch vor den wirtschaftlich Schwäch­sten keinen Halt. Er deutete an, dass Empfänger_innen von Sozialleis­tun­gen bess­er keine Kinder kriegen soll­ten und forderte die Absenkung der Rente auf das Niveau der Grundsicherung.

Hier zeigt sich auch die wirk­liche Inten­tion von Sar­razin, der die Entrechtet­sten und Aus­ge­beutet­sten der Gesellschaft gegeneinan­der aufhet­zen möchte, um sie von ihren tat­säch­lichen Prob­le­men und deren kap­i­tal­is­tis­chen Ursprün­gen abzu­lenken. Geht es nach Sar­razin, sollen wir uns über die Euros für die Ärm­sten der Gesellschaft empören, statt über die Mil­liar­den für die Banker.

Sar­razin ver­fährt nach dem alten Prinzip, „Teile und herrsche“. Wir wer­den ihm zeigen, dass wir uns nicht spal­ten lassen! Die Arbeiter_innen haben kein Vater­land — Kein Podi­um für Ras­sis­ten wed­er in Pots­dam noch ander­swo! Dien­stag, 25. Feb­ru­ar 2014, 18–22 Uhr vor dem Nikolaisaal

Inforiot