In der Republik wird dieses Jahr “500 Jahre Luther” gefeiert. Allerdings finden sich Luthers Fundamentalismus und die Brutalität der Lutherschen Äußerungen, sein Juden- und Frauenhass und seine wahnhafte Apokalyptik nicht so recht im Marketingkonzept von Weltoffenheit, Toleranz und Friedfertigkeit wieder, welches zu diesem historischen Ereignis ermittelt werden soll.
Aus diesem Grund haben wir zum 31. Oktober, der dieses Jahr zum bundesweiten Feiertag zu Ehren Luthers gemacht wurde, mit Denis Moschito, Ruth Marie Kröger, Michael Kelle und Jörg Pohl ein ein hochkarätiges Schauspielerensemble nach Potsdam in den Spartacus eingeladen. Sie zeigen die szenische Lesung “Q”, die uns die Zeit des Renaissance-Humanismus und der Reformation aus einer – besonders im „Lutherjahr“ – ungewöhnlichen Perspektive erleben lässt.
Inszeniert wurde das Stück von Thomas Ebermann und Berthold Brunner. Wer die letzten Stücke von Thomas Ebermann im Spartacus erleben durfte, “Der Firmenhymnenhandel” und “Der Eindimensionale Mensch”, wird wissen, dass er es vortrefflich versteht einen Stoff zu inszenieren, welcher die Finger in die Wunder der Gegenwart legt.
1517 – 1555: Fast vierzig Jahre ist er, der so oft seinen Namen zu wechseln gezwungen ist, dabei. Keine fromme oder unfromme Ketzerei lässt er aus. Keinen Aufstand gegen die klerikale und fürstliche Macht verpasst er. Als Vertrauter Thomas Müntzers wird dessen Credo — «alles gehört allen» — auch zu seinem. Die Niederlage im Bauernkrieg (1525) lässt ihn als einen der wenigen Überlebenden zurück. Bei den Wiedertäufern trägt er die Verantwortung zur Verteidigung der Stadt Münster, aus der das neue Jerusalem werden soll. Er feiert mit, bei den ausgelassenen Festen der Siege; er wird Zeuge der Verwandlung revolutionärer Ambitionen in religiösen Wahn, beim Umschlag von Befreiung in Terror. Er wandert durch das «Europa der gescheiterten Aufstände», durch verlorene Schlachten und Niederlagen, die Verzweiflung erzeugen und Resignation nahelegen.
Wo immer er involviert ist, ist auch ein Zweiter zugegen. Unerkannt und zunächst nur als eine vage Ahnung. Der Spion der Kurie und Agent der Inquisition, der seine Briefe mit «Q» unterzeichnet, der dem Kardinal (und späterem Papst) Gianpetro Carafa nicht nur über die papstfeindlichen Machenschaften berichtet, sondern auch einwirkt, vielleicht sogar anwesend ist, vielleicht sogar alle Rebellion ins Unglück lenkt? Diesem Phantom zu begegnen, von Angesicht zu Angesicht, um die Opfer zu rächen, wird zur fixen Idee des Aufrührers …
Krimi und High Noon am Ende des Mittelalters!
Bearbeitet von Thomas Ebermann und Berthold Brunner.
Ensemble: u.a. Denis Moschito, Ruth Marie Kröger, Michael Kelle,Jörg Pohl
Das Werk des linken Kollektivs Luther Blissett, das sich heute Wu Ming nennt, war in Italien «die literarische Sensation der Saison» (Süddeutsche Zeitung). Es vermittle «eine Ahnung vom epochalen Drama jener Zeit» (FAZ). Das Anliegen der Autoren ist, «eine Art von Gegengeschichte zu erzählen, eine subversive Praxis des Geschichtenerzählens zu vollziehen.» (Literaturkritik.de)
Der in achtzehn Sprachen übersetzte Roman ist von Assoziation A wieder aufgelegt worden.
Ein Beitrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu 500 Jahre Reformation. Die Aufführung im Spartacus wird zusätzlich unterstützt vom AStA der Uni Potsdam.
Einen kurzen Einblick und einige Hintergrundinfos zu dem Stück direkt durch Schauspieler und Regisseur bekommen Sie hier: https://youtu.be/VLHW9Idb8hI
Fotos der Aufführung die gerne benutzt werden dürfen:
https://www.flickr.com/photos/rosalux/34849100712/in/album-72157681590596592
Ort: Spartacus Potsdam / freiLand Potsdam / Friedrich-Engels-Straße 22,
14473 Potsdam
Termin: 31.10.2017 || 19:30 Türen / 20:30 Uhr Beginn
Eintritt: VVK 7,70 € (ermäßigt) / 11,- € || Abendkasse: 8,-€ (ermäßigt) /
13,- €
VVK unter: https://www.tixforgigs.com/site/Pages/Shop/ShowEvent.aspx?ID=22243
Kategorie: Geschichte & Gedenken
INFORIOT — Zum 25. Mal jährt sich der Mord an Emil Wendland in Neuruppin. Am 01. Juli soll zum 25. Todestag eine Gedenkdemonstration in Neuruppin stattfinden.

Emil Wendland ist eines der 187 Todesopfer rechter Gewalt in der Bundesrepublik nach 1990. Emil Wendland war obdachlos. Seine Peiniger haben ihn mit dem Vorsatz „Penner klatschen“ zu wollen im Neuruppiner Rosengarten erstochen. Seit mehreren Jahren versuchen Neonazis den Mord an Emil Wendland zu entpolitisieren und dies als eine Verrohungstat darzustellen.
Inforiot hat mit den Initiator_innen des Emil Wendland – Gedenkens über ihr Vorhaben gesprochen.
IR: Zunächst ein Mal würde es uns und unsere Leser_innen interessieren, wer ihr seid. Könnt ihr uns einen kleinen Überblick zu eurer Gruppe geben?
Wir sind ein Teil des JWP MittenDrin. Das MittenDrin ist ein linksalternativer Jugendclub, der nun mehr seit 23 Jahren in Neuruppin existiert. Durch eine Hausbesetzung 1993 durch Jugendliche, die sich einen solchen Freiraum wie wir ihn jetzt haben, wünschten, wurde das Projekt ins Leben gerufen. Die zentrale Arbeit des Vereins ist letztendlich einen Freiraum zu schaffen, zu erhalten und zu erweitern, der frei von Sexismus, Rassismus, Chauvinismus und Fremdenfeindlichkeit ist – so zusagen einen Raum für Alle zu bieten, um sich dort zu treffen, ihre Zeit zu verbringen und sich selbst und ihr soziales Zentrum zu organisieren.
IR: Was hat euch dazu bewegt zu der Kampagne aufzurufen und wie ist der Stand eurer Arbeit?
Seit 2012 gibt es nun bereits dieses Gedenken. Damals setzten sich Menschen mit den Todesopfern rechter Gewalt auseinander und stießen dort auf den 1992 ermordeten Emil Wendland. Der 20. Todestag wurde dann zum Anlass genommen, das Gedenken zu organisieren. Anfänglich gingen wir damals mit einer ganz klaren Forderung in die Kampagne und traten an die Stadt Neuruppin heran und forderten die Umbenennung einer Straße nach Emil Wendland. Letztlich wurde sich nach ewigem Hin und Her und hitzigen Debatten auf eine Gedenktafel geeinigt, die nun heute an dem Platz steht an dem er ermordet wurde. Vor 5 Jahren starteten wir das Gedenken ebenfalls mit einer Demonstration durch Neuruppin. Im Vorfeld gab es viele Informationsveranstaltungen in verschiedenen Läden der Stadt zur Thematik. In den letzten Jahren fand dann ein regelmäßiges Gedenken an seinem Todestag statt, in Form einer kleineren Kundgebung mit jeweils 50 Menschen. Anlässlich des 25. Todestages wollten wir das Thema „Opfer rechter Gewalt“ wieder mal mehr in den öffentlichen Focus der Stadt rücken, die Menschen die zu uns kommen über die Thematik aufklären und allen Opfern gedenken, um zu verhindern, dass niemand vergessen wird.
IR: Wie sah das Gedenken an Emil Wendland in Neuruppin zuvor aus?
Vor unserem Gedenken 2012 fand kein Gedenken an Emil Wendland statt.
IR: Habt ihr im Rahmen eurer Kampagne weitere Recherchen zu Emil Wendlands Leben unternommen? Falls ja, wie gestalteten sich diese und hattet ihr Schwierigkeiten an Informationen zu kommen?
Zu Beginn des Gedenkens recherchierten wir in den Archiven der lokalen Zeitungen nach Meldungen, die seinen Tod aber auch sein Leben betrafen. Viel war jedoch dort nicht zu finden. Es gab um den 1. Juli 1992 nur kurze Meldungen zu seinem Tod. Auch über sein Leben war nur wenig herauszufinden. Wir schalteten Anzeigen, um Personen ausfindig zu machen, die in irgendeiner Art und Weise ihn als Menschen beleuchten konnten. Es fanden sich jedoch nur Einzelpersonen, die nur wenig über Wendland erzählen konnten. Letztlich fanden wir in den Urteilsverkündungen, die notwendigen Information zu seinem Tod.
IR: Im Rahmen des Gedenkens soll nicht nur am 01. Juli eine Demonstration in Neuruppin stattfinden. Was ist von eurer Seite aus alles geplant?
Die Kampagne ist ja jetzt schon bald vorbei. In den letzten 2 Monaten organisierten wir jedoch verschiedenen Informationsveranstaltungen, die jedoch alle möglichen Themengebiete abgriffen. So fand eine Veranstaltung mit LGBTIQ Geflüchteten statt, die über ihr Leben in ihren Ländern und nach der Flucht in Deutschland erzählten. Weiterhin besuchte uns Bernd Langer und erzählte von seinem neuen Buch „Kunst & Kampf“. Eine weitere Veranstaltung zum Thema „Opfer rechter Gewalt“ ist noch geplant und außerdem hängt seit dem 24. Juni die Ausstellung „Todesopfer rechter Gewalt“ der Opferperspektive im Alten Gymnasium in Neuruppin. Im Vorfeld der Demo ist noch eine Podiumsdiskussion geplant, die sich mit der Frage beschäftigen soll, wie ein Gedenken an die Opfer gestaltet werden kann, regionsübergreifend und Hand in Hand mit anderen Gedenkinitiativen.
IR: Seit mehreren Jahren versuchen Neonazis um die Freien Kräfte Neuruppin das Gedenken zu Emil Wendland zu entpolitisieren und den Fall als eine Verrohungstat darzustellen. Wie wertet ihr diesen Vorstoß und ist dieses Jahr mit ähnlichen Störaktionen der Neonazis zu rechnen?
Uns machten deren Aktionen in Bezug auf Wendlands Tod völlig fassungslos. So eine Dreistigkeit zu besitzen und die Umstände so zu verdrehen und als Tat subkultureller Perspektivlosigkeit hinzustellen, macht uns wütend. Schwer zu sagen, wie man so etwas werten soll. Letztlich ist es nur ein weiterer Verzug von ihrer faschistischen Ideologie abzulenken und sich als bürgernah darzustellen, die damaligen Gegebenheiten der 90er Jahre klein zu reden und sich in die Öffentlichkeit zu rücken. Ihre Kundgebungen können jedenfalls nicht als Erfolg anerkannt werden. Fast jedes Jahr gab es gegen ihre Veranstaltungen mehrere Störaktionen. Wir wissen nicht, ob es in diesem Jahr wieder zu Aktionen der Nazis kommen wird – bisher halten sie sich jedenfalls verdeckt. In der Planung der Demonstration berücksichtigten wir die letzten Jahre natürlich und versuchen ihnen den Raum auf dem Schulplatz durch die Route zu nehmen. Flyeraktionen, wie in den letzten Jahren fanden bisher noch nicht statt. Generell sind die Freien Kräfte bis auf kleinere Aktionen in diesem Jahr sehr inaktiv, sowieso richten sie ihren Fokus kaum noch auf Neuruppin, da die meisten ihrer organisierten Demonstration blockiert werden und sie in Neuruppin keinen Fuß fassen konnten.
IR: Lange Zeit galt Emil Wendland als eines der Fälle, die durch die Bundesregierung offiziell nicht als Opfer rechter Gewalt galten. Nachdem eine Studie des Moses-Mendelssohn-Zentrums der Universität Potsdam den Fall untersucht hat und ihn als politisch eingeschätzte, zog dann das Brandenburger Innenministerium nach. Nun gilt Emil Wendland als „anerkannt“. Wie bewertet ihr die Studie und was hat sich mit der Anerkennung des Falls für eure Gedenkarbeit geändert?
Wir sind froh das Wendland nun anerkannt ist und finden es auch äußerst wichtig, dass er nun zu den offiziellen Opfern rechter Gewalt zählt. Letztlich soll es jedoch in unserer Arbeit nicht nur darum geht. Es gibt noch viel zu viele Fälle, die bis heute ungeklärt sind und wie wir denken, viel zu viele Menschen, die von Faschist_innen ermordet wurden und bis heute nicht anerkannt sind. Das machte die Ausstellung der Opferperspektive nun auch nochmal deutlich. Was jedoch eine Anerkennung nicht verhindern kann, ist, dass solche Taten weiterhin geschehen werden, gerade weil sich die Lage immer weiter zuspitzt und es nur eine Frage der Zeit ist, bis wieder Menschen durch Faschist_innen sterben werden. Deshalb ist es wichtig, unser Gedenken fort zuführen und nicht nur auf Emil Wendland zu richten sondern auf alle Opfer. Wir wünschen uns eine Zusammenarbeit mit allen anderen Gedenkinitiativen, so dass die Opfer nicht in Vergessenheit geraten und dieses Thema regelmäßig in der Öffentlichkeit steht.
Vielen Dank für das Interview!
Antifaschistische Demonstration in Gedenken an Emil Wendland:
01.06.2017 | 12:00 | Bhf. Neuruppin-West
Alle Informationen zur Kampagne: hier.
Aktionswochen zum Tag der Befreiung in Cottbus am 22. April unter dem Motto “Befreiung fortsetzen”.
Am 22. April endete für die Stadt Cottbus der Zweite Weltkrieg. Die Mehrheit der 11.000 zurückgebliebenen Menschen waren Zwangsarbeiter*innen. Die Eroberung durch die Rote Armee bedeutete für sie und alle anderen Unterdrückten, Verfolgten und Gefangenen die lang ersehnte Befreiung vom Faschismus. Wir wollen diesen Tag zum Anlass nehmen, der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken und das Ende der NS-Herrschaft zu feiern.
Rassistische und völkische Ideologien bekommen wieder Aufwind. Die Welt rückt nach rechts. Autoritäre Bestrebungen, Krisen und Kriege gefährden unser friedliches Zusammenleben.
Damit die Geschichte sich nicht wiederholt, wollen wir solidarische Netzwerke schaffen und neue Perspektiven entwickeln. Wie es weiter geht, liegt auch in unseren Händen.
In den zwei Wochen vom 22. April bis 08. Mai 2017 wird es verschiedene Veranstaltungen geben. Los geht es mit einer Gedenkveranstaltung und einem Parkfest am 22. April. Alle weiteren Veranstaltungen findet ihr weiter unten.
Seid dabei und lasst uns die Befreiung fortsetzen!
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Veranstaltungsübersicht — Aktionswochen vom 22.04.–08.05.2017
Samstag 22.04., Gedenken und Parkfest
13–17 Uhr, Puschkinpark Cottbus
Am 22. April 1945 endete für Cottbus der Zweite Weltkrieg. Die Mehrheit der 11.000 zurückgebliebenen Menschen waren Zwangsarbeiter*innen. Die Eroberung von Cottbus durch die Rote Armee bedeutete für sie und alle anderen Unterdrückten, Verfolgten und Gefangenen die lang ersehnte Befreiung. Um den Opfern zu gedenken, findet um 13 Uhr eine Kundgebung am Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus statt. Dennoch war dieser Tag auch ein Tag zum feiern. Deshalb wird es im Anschluss ein kleines Fest am Familienhaus geben. Dort wird der Nachmittag mit Musik — und Redebeiträgen sowie Ständen und Angeboten verschiedener Vereine und Initiativen gestaltet. Für Essen und Getränke ist gesorgt.
Samstag 22.04.,Film: „Der Kuaför aus der Keupstraße“
19 Uhr, OBENKINO (Straße der Jugend 16, 03046 Cottbus)
BRD 2015, 92 Min., Sprache: Deutsch/Türkisch
Der Film erzählt die Geschichte des Nagelbombenanschlags vor einem türkischen Frisörsalon in der Kölner Keupstraße am 9. Juni 2004. Er konzentriert sich dabei auf die Folgen für die Opfer und ihre Angehörigen, gegen die als Hauptverdächtige jahrelang ermittelt wurde. Der Film rekonstruiert die Ermittlungen der Polizei anhand der Verhörprotokolle und es wird deutlich, dass als Täter für die Polizei vor allem die Opfer in Frage kamen. Ein ausländerfeindliches Motiv wurde weitestgehend ausgeblendet.
Erst Jahre später wurde der Anschlag dem sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zugeordnet.
Auf eindrückliche Weise zeigt DER KUAFÖR AUS DER KEUPSTRASSE wie tiefgreifend der Bombenanschlag, aber auch die Verdächtigungen danach, das Leben im Kölner Stadtteil Mülheim erschüttert haben. So wie in Köln wurden auch in den anderen Städten, in denen der NSU gemordet hat, zumeist die Angehörigen und ihr Umfeld verdächtigt. Der Film eröffnet die Diskussion über die Frage einer strukturellen Fremdenfeindlichkeit in
Deutschland auf eine neue Art, nämlich aus der Perspektive der Betroffenen.
Montag 24.04., KüfA (Küche für Alle) und Diskussionsrunde
17 Uhr, Hausprojekt Zelle79 (Parzellenstr. 79, 03046 Cottbus)
Viele von euch kennen das Thema: vor deinen Augen wird verbal gehetzt und du wirst in eine
Diskussion verstrickt. Du kannst gar nicht fassen, was da gelabert wird, aber dir fallen einfach keine Argumente mehr ein. Lasst uns gemeinsam dazu austauschen und Fragen klären, wie: Was waren unsere Erfahrungen in Diskussionen mit Menschen mit rechter Einstellung? Wie kommen wir in so einer Diskussion weiter?
Natürlich gibt es wie jeden Montag ab 19 Uhr ein warmes veganes Abendessen. Für Getränke wird ebenfalls gesorgt sein.
Dienstag 25.04., Lesung: „Stolpersteine — vom Leben und Sterben Cottbuser Juden“
18.30 Uhr, Piccolo Theater (Erich Kästner Platz, 03046 Cottbus)
Gelbe Messingplatten unterbrechen das Pflaster Cottbuser Straßen und stoppen unsere Schritte. Es sind Stolpersteine, kleine Mahnmale für jüdische Bürger unserer Stadt, die dem nationalsozialistischen Rassenwahn zwischen 1933 und 1945 zum Opfer gefallen sind. Männer und Frauen, Kinder und Alte – ihren Mördern konnten sie nicht entkommen. Ihrer Würde beraubt, um ihr Vermögen gebracht, aus ihren Häusern und Wohnungen vertrieben, endete ihr sozialer Abstieg schließlich in der Vernichtung.
Erika Pchalek ist den Lebensgeschichten nachgegangen. Sie liest aus ihrem Buch kleine Biografien, die von der Ungeheuerlichkeit des Massenmordes zeugen. Verhungert im Ghetto, gestorben im Gefängnis, ins Gas getrieben – Millionen haben diese Schicksale erleiden müssen. Unter ihnen waren Cottbuser Bürger, häufig hoch angesehen, bis der Rassenwahn regierte.
Die Autorin möchte auch mit ihrem Publikum ins Gespräch kommen. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Aktionswoche „Befreiung fortsetzen!“ in Kooperation zwischen Regia-Verlag und Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg, Regionalbüro Cottbus statt.
Mittwoch, 26.04., Vortrag: „NSU – Wie klärt Brandenburg auf?#2“
19 Uhr, Hausprojekt Zelle79 (Parzellenstraße 79, 03046 Cottbus)
Für uns haben (militante) Nazis und rassistische Behörden wenig mit Befreiung zu tun. Deshalb haben wir uns schon 2016 mit der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) beschäftigt. Die Lesung zum Buch „Generation Hoyerswerda“ und das Theaterstück „A wie Aufklärung“ haben viele Ungereimtheiten im NSU-Komplex offenbart. Auch das Land Brandenburg ist Teil dieser Ungereimtheiten, will aber gleichzeitig mit einem 2016
eingesetzten NSU-Untersuchungsausschuss zur Erhellung des Komplexes beitragen.Deshalb wollen wir den Blick schärfen und schauen: Wie ist es um die Aufklärung der NSU- Morde im Land Brandenburg bestellt? Gemeinsam mit der Organisation NSU-Watch Brandenburg und einem Mitarbeiter des Moses Mendelssohn Zentrums in Potsdam,
möchten wir herausfinden, auf welchem Ermittlungsstand der im vergangenen Jahr eingesetzte NSU-Untersuchungsausschuss des Brandenburger Landtag ist. Wie bewertet NSU-Watch das Geschehen und welche Fragen gilt es evtl. noch zu klären? Die in Potsdam von 2001 bis 2002 aktive Nationale Bewegung, deren Aufdeckung mutmaßlich durch den Verfassungsschutz behindert wurde, wird in diesem Zusammenhang ein Thema des Vortrages sein.
Donnerstag 27.04., Vortrag „Kapitalismus auf der Zielgeraden? Postkapitalistische Perspektiven“ mit Raul Zelik
19 Uhr, Muggefug (Papitzer Straße 4, 03046 Cottbus)
Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit leben wir in einem echten Weltsystem: dem Kapitalismus. Er ist dabei, sich zu Tode zu siegen. Der Ausstieg aus der heißlaufenden Maschine Kapitalismus stellt eine gewaltige Herausforderung dar. Auf der Suche nach gesellschaftlichen Alternativen kommen wir um die Frage nach dem Gemeineigentum nicht herum, meint der Autor Raul Zelik. Das besondere an seinen Analysen ist, dass er dabei nicht nur bestehende Verhältnisse kritisiert, sondern auch darauf verweist, wo es bereits keime einer zukünftigen – besseren – Gesellschaft geben kann: in Genossenschaften, selbst organisierten Läden, in den sozialen Bewegungen, in bei Bewegungen wie Podemos oder Syriza in Spanien und Griechenland.
Eine Systemwende wird nicht einfach, doch Zelik macht auch Mut: Schwierig „war der Weg von Aufklärung und Emanzipation schon immer. In der Vergangenheit war er geprägt von Irrtümern, schrecklichen eigenen Verbrechen und blutigen Niederlagen. Wie viele Menschen, die aufrichtig und, ohne einen eigenen Vorteil zu verfolgen, für bessere gesellschaftliche Verhältnisse eintraten, mussten dafür mit ihrem Leben bezahlen? Ihnen verdanken wir das, was es heute an — ungenügenden — sozialen und demokratischen Rechten gibt. An sie sollten wir denken, wenn wir begreifen, dass der Kapitalismus nicht für die Ewigkeit geschaffen ist und in vieler Hinsicht heute seine Grenzen erreicht. Die Geschichte der Solidarität, der sozialen Befreiung, der Sorge umeinander und der Demokratisierung aller Lebensbereiche beginnt nicht erst heute. Sie reicht Jahrhunderte zurück und war, trotz allen Scheiterns, nicht folgenlos.“
Die Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg, Regionalbüro Cottbus, besteht aus einem einleitenden Vortrag und danach ist der Austausch von Ideen erwünscht.
Freitag 28.04., Critical Mass — Fahrraddemo
16 Uhr, Start: Stadthallenvorplatz Cottbus
Auch im April wird es wie gewohnt, am letzten Freitag im Monat, eine Critical Mass geben.
Zusammen mit netten Menschen und Musik wird sich gemeinsam mit dem Fahrrad für den
Umweltschutz eingesetzt. Endpunkt der Fahrraddemo ist das Hausprojekt Zelle79 (Parzellenstr. 79, Cottbus). Hier wartet vegane Lasagne auf euch.
Montag 01.05., Internationaler Kampftag der Arbeiter*innen
An diesem Tag gib es genug Angebote, nicht nur in Cottbus. Informiert euch und findet für euch die passende Veranstaltung.
Donnerstag 04.05., Vortrag und Gespräch: „Aktualität“ bei Walter Benjamin und das Zurechtfinden in der „Katastrophe als Normalzustand“ mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (Philosoph)
19 Uhr, quasiMono (Erich-Weinert-Str. 2, 03046 Cottbus)
Es finden sich im umfangreichen Werk von Walter Benjamin (1892 — 1940) Zitate, die sofort einen aktuellen Bezug zur Beschreibung und Kritik heutiger rechter Bewegungen herstellen. In einem von der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Cottbus veranstalteten Vortrag mit anschließender Diskussion wird nachgefragt, ob die Aktualität Benjamins wirklich so direkt herzustellen ist.
Erstens ist es ganz im Sinne Benjamins, eben nicht bloß mit passenden Zitaten oder das einfache Rückbesinnen auf vergangene gute Gedanken auf heute „aufblitzende Gefahren“ zu reagieren – und lediglich das Vermittlungsmanagement oder auch das Erscheinungsbild auf Webseiten, Plakaten sowie im Wahlkampf zu erneuern.
Zweitens schließlich geht es dann auch um die Frage, inwiefern die Antworten Benjamins noch heute aktuell sind. Ein Verdienst des kritischen Denkens bei Benjamin dürfte sein, dass er angesichts der faschistischen Gefahr einen Perspektivenwechsel auf den „Ausnahmezustand“ oder eine immer mal aufgerufene „Katastrophe“ der Gesellschaft ermöglicht und diese als Normalzustand der kapitalistischen Gesellschaft beschreibt.
Alternativen im Denken und Handeln müssen das bedenken, um eine genaue Zustandsbeschreibung zu ermöglichen und die Logik von Fortschritt genau dieser bestehenden Gesellschaft zu verlassen.
Freitag 05.05., Film: „Das Schicksal der Kinder von Aleppo“
18 Uhr, Kreisgeschäftsstelle „Die Linke“ (Straße der Jugend 114, 03046 Cottbus)
Zum Film: Sara wurde in Aleppo geboren und verbrachte die ersten fünf Jahre ihres Lebens dort. Ein Reporter begleitete sie und ihre Familie im Kriegsalltag in der syrischen Stadt Aleppo, ihre Flucht nach und Ankunft in Deutschland. Nach dem Film findet eine Diskussion mit syrischen Geflüchteten statt.
Samstag 06.05., Fahrt zur Gedenkstätte Sachsenhausen
8:30 Uhr, Cottbuser Hauptbahnhof
Sowie die Stadt Cottbus wurde auch das Konzentrationslager Sachsenhausen am 22. April 1945 durch sowjetische und polnische Soldaten befreit.
Bei Oranienburg wurde 1936 das KZ errichtet. Zwischen 1936 und 1945 waren in Sachsenhausen mehr als 200 000 Menschen inhaftiert. Vor Kriegsbeginn wurden v.a. Juden und politische Gegner aus Berlin und dem Berliner Umland dort gefangen gehalten und misshandelt. Die Gefangenen arbeiteten für die Firmen Heinkel, Siemens und AEG. Auch für die Reichshauptstadt Germania wurde dort Material durch Zwangsarbeit gewonnen. Es fanden Experimente an den Inhaftierten statt. Der Standort nimmt eine Sonderrolle ein, da er als Modell- und Schulungslager für die SS diente. 1938 wurde diese Rolle unterstrichen, als die Zentralverwaltung der KZ nach Oranienburg verlegt wurde.
Es wird eine Führung durch die Gedenkstätte geben.
Diese Exkursion soll uns allen verdeutlichen, wozu Faschismus führen kann. .
Sonntag 07.05., Brunch „Wer nicht bruncht hat verloren“
10 Uhr, Hausprojekt Zelle79 (Parzellenstr. 79, 03046 Cottbus)
Zum Abschluss der Veranstaltungswochen wollen wir alle bei einem entspannten Frühlingsbrunch zusammen sitzen. Lasst uns über unsere Erlebnisse und Gedanken der letzten Wochen reden oder einfach nur lecker in „befreiter“ Gesellschaft essen. Gerne könnt ihr etwas veganes zu Essen mitbringen. Bei Sonnenschein und Vogelgesang findet der Brunch draußen statt.
Montag 08.05., BefreiungsKüfA (Küche für Alle) und Film
19 Uhr, Hausprojekt Zelle79 (Parzellenstr. 79, 03046 Cottbus)
Hey Hey, heute gibt es veganen Döner –> Vöner!
Auch cool: Jede_r kann sich seine_n Vöner selber zusammenstellen.
Im Anschluss zeigen wir den Film “ID without colors”. Es ist ein Dokumentarfilm über Racial Profiling sowie diskriminierendes und rassistisches Vorgehen der Polizei in Deutschland. Der Film wurde produziert von der Kooperative für Opfer von Polizeigewalt.
Am 27.1.2017 versammelten sich ca. 120 Antifaschist_innen am Mahnmal für die Opfer des Faschismus am Platz der Einheit in Potsdam und gedachten gemeinsam an die Befreiung von Auschwitz vor 72 Jahren und die Verbrechen Nazideutschlands.
Der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Potsdam hielt dabei einen Redebeitrag, der an die Entstehung des KZ’s aber auch die Entwicklung und Zuspitzung des Antisemitismus im damaligen Deutschland erinnerte und die Zuhörer_innen aufforderte solche Zustände niemals wieder zuzulassen.
Darauffolgend verlass ein Mitglied des Rollerderby-Teams Potsdam einen sehr persönlichen Redebeitrag, der vor allem Frauen in den Konzentrationslagern und ganz besonders zwei Widerstandkämpfer_innen aus Auschwitz gewidmet war, die mit ihrer Arbeit bei einem Aufstand dazu beitrugen ein Krematorium zu sprengen und damit zumindest das Morden zu verlangsamen.
Nach einem kurzen Gedicht und einer Schweigeminute zogen die Teilnehmende dann zum Sowjetfriedhof am Bassinplatz um nach einem kurzen Musikstück, den dort begrabenen Soldat_innen der Roten Armee zu gedenken und an ihren historischen Sieg über Nazideutschland zu erinnern. Auch wurde in einer Rede der Emanzipatorischen Antifa Potsdam deutlich gemacht, dass Erinnern und Gedenken gerade in Zeiten eines wachsenden Neofaschismus und Rechtspopulismus immer auch den alltäglichen Kampf und die Auseinandersetzung beinhaltet.
Im Anschluss daran fand im KuZe noch einen Informationsveranstaltung des Rollerderby-Teams Potsdam mit der Historikerin Susanne Willems statt, die für die Anwesenden die Geschichte des Konzentrationslagers Auschwitz beeindruckend und detailreich nachzeichnete.
Judith Block von der EAP sagte vor allem im Hinblick auf die große Beteiligung:
“Antifaschistische Gedenkkultur ist in Potsdam ein wichtiger Teil für unser Selbstverständnis und das Gedenken an die Verbrechen des NS bleiben uns Mahnung und Verpflichtung. Wir werden dafür eintreten und kämpfen, dass sich dies niemals wiederholen kann. Egal ob Naziparteien wie NPD, der dritte Weg, freie Kameradschaften oder die Faschisten von der AfD. Wir werden auch 2017 entschlossenen Widerstand leisten!
INFORIOT Die Rede von Björn Höcke [1] in dieser Woche in Dresden, in der er das Berliner Holocaust-Mahnmal als “Denkmal der Schande” bezeichnete, ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Mit der Erinnerung an nationalsozialistische Verbrechen haben so manche, die heute für die AfD Politik machen, so ihre Probleme. Einer von ihnen ist Steffen Königer, der seit den Wahlen 2014 als Abgeordneter für die AfD im Landtag sitzt. Der ehemalige Junge-Freiheit-Autor hat ein parteipolitisches Vorleben. Unter anderem war er 1999 Mitglied der rechtspopulistischen Partei Bund Freier Bürger (BfB). Im gleichen Jahr trat er als Direktkandidat für diese Partei bei den Landtagswahlen an.
Offenbar war er auch auf der Straße aktiv. Der Bund freier Bürger machte — wie zahlreiche Neonazis und extrem Rechte, darunter der inzwischen wegen Holocaustleugnung vielfach verurteilte Neonazi Horst Mahler — gegen die doppelte Staatsbürgerschaft und das damals in der Planungsphase befindliche Denkmal für die ermordeten Juden Europas mobil.

Fotos zeigen Königer, wie er am 19. Juni 1999 vor der Neuen Wache Unter den Linden in Berlin bei einer BfB-Demonstration gegen das Mahnmal aufmarschiert. Mit von der Partie sind auch die Berliner Neonazifunktionäre René Bethage und Andreas Storr. Es werden Schilder hochgehalten mit den Parolen “Damals SA heute Antifa” und “Holocaust-Denkmal NEIN!!!”.
Die Agitation gegen das Holocaust-Mahnmal war ein geschichtspolitischer Schwerpunkt von Königers BfB. Auf einem Flugblatt wurde polemisch gefragt: “Deutsche, wollt ihr ewig zahlen?”. Ein angeblicher “Machtanspruch jüdischer US-Organisationen” wurde in der Schrift beklagt.
Auch wenn die Tätigkeiten von Königer gegen ein Holocaustgedenken in Berlin eineinhalb Jahrzehnte zurückliegen — das Bild, welche geschichtspolitischen Hintergründe in der AfD zu finden sind, verdichtet sich durch diese Episode. Von Königers Brandenburger Fraktionskollegen Andreas Kalbitz sind ebenfalls harsche Zitate bekannt. In der extrem rechten Zeitschrift „Fritz“ schrieb Kalbitz 2003 über einen „Bewußtseinsethnozid in den Köpfen der bundesrepublikanischen Jugend“. Die Erinnerung an Nazi-Verbrechen sei eine „Verständnisimplantation von 12 Jahren als 99% deutscher Geschichte“.

AfD-Fraktionschef Alexander Gauland verteidigt aktuell die Rede Höckes zum Mahnmal. Gegenüber der DPA sagte er: „Björn Höcke hat in keiner Weise Kritik an der Erinnerung an den Holocaust geübt.“ Wenn Höcke darauf hinweise, dass die Leistungen der deutschen Geschichte im öffentlichen Diskurs oftmals „unter der Erinnerung an diese zwölf Jahre“ verschwänden, sei dies für ihn nachvollziehbar.
Gauland zeigte schon im vergangenen Jahr erstaunlich offen, wie er selbst die nationalsozialistischen Verbrechen einordnet; wen oder was er als die eigentlichen Opfer des Nationalsozialismus ansieht. Im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit im April 2016 befand er, dass “Auschwitz, auch als Symbol, viel in uns zerstört hat”. Der Redakteur fragt zurück: “Waren es nicht wir, die da etwas zerstört haben?”. Gauland: “Richtig, eber es ist dabei viel mehr kaputtgegangen (…) Der Nationalstolz (…) ist doch bei uns enorm hinterfragt.” Das deutsche Nationalbewusstsein ist für Gauland nicht eine leitende Idee des industriellen Judenmordes. Sondern das Nationalbewusstein sei dadurch beschädigt worden, die Deutschen erscheinen als die eigentlichen Opfer der Nazis: “Hitler hat den Deutschen das Rückgrat gebrochen”.
[1] Eine ausführliche Analyse der NS-Rhetorik von Höcke findet sich im Text von Andreas Kemper im AIB 113 (4.2016)
An die Befreiung vom Nationalsozialismus und das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa gedachten etwa 200 Menschen am Sonntagabend in Bernau. Der 8. Mai ist fester Bestandteil antifaschistischer Gedenkkultur und wurde, wie auch in den Vorjahren durch das Bernauer Netzwerk für Weltoffenheit organisiert.
Wir als Bernauer Antifaschist_innen erinnern am 8. Mai an die Opfer der schrecklichen Taten der Nationalsozialisten. Der Tag ist ebenso ein Anlass den Frauen und Männern der Roten Armee und der alliierten Streitmacht für die Zerschlagung Nazi-Deutschlands zu danken und die Befreiung vom deutschen Faschismus zu feiern.
Das Gedenken teilete sich in drei Station: Die erste Kundgebung begann am Denkmal für die Gefallen der Roten Armee mit Redebeiträgen des Bürgermeisters André Stahl (Die Linke) sowie einem Vertreter der russischen Botschaft. In der Eröffnung von Thomas Sohn (Die Linke) wurde deutlich, dass es nicht an diesem Tag nicht nur um das Erinnern an die Vergangenheit geht, sondern auch um die heutige politische Situation. Hass und Gewalt gegen Geflüchtete sind dieser Tage mehr denn je präsent. Die Bundesrepublik Deutschland, als eine der größten Waffenexporte der Welt, sei mitverantwortlich für die vielen Millionen Menschen, die auf der Flucht vor Hunger, Gewalt und Terror sind.
An der zweiten Station, dem Deserteurdenkmal auf der gegenüberliegenden Straßenseite, erinnerten Mitglieder der evangelischen Gemeinde an jene Kriegsdienstverweigerer, die gefoltert und ermordet wurden. Sie forderten „Nie wieder Faschismus, Nie wieder Krieg!“. Auch an dieser Station war die aktuelle Politk ein Thema: Am Rande wurden Unterschriften gegen Waffenhandel gesammelt.
Zum Abschluss feierten die Anwesenden, bei strahlendem Sonnenschein, auf dem Marktplatz. Der Jugendtreff DOSTO lud zum Festessen ein — denn der 8.Mai ist nicht nur ein Tag des Gedenkens, sondern auch des Feierns.
Am 22. April 1945 endete für die Stadt Cottbus der Zweite Weltkrieg. Für ca. 5.000 Zwangsarbeiter*innen und Gefangene bedeutete dies Befreiung. Für die 10.000 Zivilist*innen in Cottbus bedeutete dies das Ende des Nationalsozialismus. Die Rote Armee nahm die Stadt Cottbus nach geringen Kampfhandlungen ein. Damit ist dieser Tag einer der wichtigsten in der Cottbuser Stadtgeschichte.
Das wollen wir zum Anlass nehmen, allen Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken. Wir laden euch am 22. April zur Infoveranstaltung „Cottbus befreit?!“ ab 19.00 Uhr ins QuasiMONO ein. Dabei wird es vor allem um Cottbus im III. Reich, die Sorben und den Begriff der „Befreiung“ gehen. Außerdem wollen wir uns zusammen mit allen Interessierten am 23. April auf eine interaktive Spurensuche begeben. Unter dem Motto „Täter – Opfer – Widerstand“ treffen wir uns um 14 Uhr auf dem Altmarkt. Der Rundgang wird nicht nur zu historisch relevanten Orten führen, sondern auch Stellen ausfindig machen, wo heute rassistische Gewalt stattfindet, wo sich Neonazis organisieren und wo sich Widerstand regt.
Wir wollen mit unseren Veranstaltungen aber nicht nur mahnen und gedenken, sondern auch die Befreiung vom Nationalsozialismus feiern. Der Zusammenbruch des Naziregimes heißt für uns, dass wir freier leben können. Doch was bedeutet eigentlich befreit? Die Nazis wurden gewählt und konnten durch den Schulterschluss mit den konservativen Kräften an die Macht gelangen. Die Deutschen waren nicht manipuliert und verführt worden. Große Teile der Bevölkerung haben durch Mittun, Wegschauen und Nicht-Eingreifen die Grauen der Nazizeit verursacht. Nicht diese Menschen wurden von ihrer Regierung befreit, sondern Konzentrationslager, Zwangsarbeiter*innen und Gefangene.
Auch heute ist die deutsche Gesellschaft nicht frei von Rassismus. Menschen in der ganzen Bundesrepublik zünden Unterkünfte für Asylsuchende an. Bei den letzten Landtagswahlen konnten die Rechtpopulist*innen der AfD einen erneuten Stimmenzuwachs erzielen. Im Jahr 2015 kam es laut Opferperspektive e.V. allein in Cottbus zu 28 rassistischen Übergriffen, die Dunkelziffer wird deutlich höher sein. Dabei beklagt der Verein vor allem, dass sich nicht-weiße Menschen nirgendwo in der Stadt sicher fühlen können, da die Übergriffe flächendeckend stattfinden.
Daher lautet unser Auftrag: Wir müssen die Befreiung fortsetzen! Mit Blockaden gegen Neonaziaufmärsche, mit der Unterstützung von Geflüchteten, mit dem Engagement gegen Sexismus, Homophobie und andere Diskriminierungsformen. Seid auch ihr dabei. Informiert euch und bringt euch ein!
22.April: Infoveranstaltung „Cottbus befreit?!“, 19.00 Uhr, QuasiMONO
23.April: Interaktive Spurensuche, 14.00 Uhr, Altmarkt
Am 07. November vergangen Jahres starteten wir unsere Kampagne zum 20. Todestag des alternativen Jugendlichen Sven Beuter in Brandenburg an der Havel. Das Datum war bewusst gewählt, denn am 07. November 1992 ermordeten am Kolpinsee bei Lehnin drei Neonazis den wohnungslosen Rolf Schulze. Seit dem Jahr 2012 organisieren antifaschistische Gruppen aus Brandenburg an der Havel und der Kreisverband der Partei DIE.LINKE gemeinsam Gedenkveranstaltungen. Seit vergangenem November ist viel passiert: Wir organisierten zahlreiche Abendveranstaltungen, darunter Vorträge, Filmabende und Podiumsdiskussionen, wurden zu etlichen Informationsveranstaltungen im Land Brandenburg, Berlin und Hamburg eingeladen und sind auf viel positives Feedback gestoßen. Im Folgenden wollen wir primär auf die Demonstration am 20. Februar eingehen, denn zu vielen anderen Veranstaltungen und Themen haben wir uns auf dem Blog geäußert und können dort nach wie vor nachgelesen werdeni.
–Antifa in der Krise?–
Wir haben uns in einem unserer Texte sehr ausgiebig mit dem Verhältnis von Dorf- zu Stadtantifa auseinandergesetzt. Seit der Publikation kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr ist viel passiert. Andere Gruppen oder Personen haben sich ebenfalls zur Thematik geäußert. Es gab eine große Welle der Solidarität von Gruppen aus Berlin und Potsdam, die uns nicht nur zu Infoveranstaltungen und Podiumsdiskussionen eingeladen haben, sondern auch Hilfe bei der Durchführung der Demonstration anboten. In diesem Rahmen möchten wir uns noch einmal bei allen uns unterstützenden Gruppen bedanken.
Nicht nur, dass die Solidarität zwischen Stadt und Dorf in den vergangen Wochen deutlich spürbar geworden ist, sondern auch andere Dorf-Gruppen haben begonnen eigene Veranstaltungen zu organisieren. So gab es unter anderem in Oranienburg eine kraftvolle antirassistische Demonstration und auch in Neuruppin wird für eine antirassistische Demonstration am 12. März geworben. Wir hoffen, dass das Engagement der Dorf- und Stadtgruppen kein kurzweiliges ist, sondern sich neue Synergien ergeben. Denn nur gemeinsam können wir in den Kleinstädten und Dörfern eine neue antifaschistische Bewegung initiieren, die den Rassist_innen und Neonazis vor Ort den momentan noch nahrhaften Boden entzieht. Gleichzeitig eröffnet eine starke Dorfantifa neue Möglichkeiten und Perspektiven für antifaschistische Gruppen in den Städten.
Brandenburg an der Havel gehört zu den Brandenburgischen Städten, die momentan nur sehr wenig durch rassistische oder neonazistische Gruppierungen frequentiert werden, aus diesem Grund werden wir vermehrt andere Gruppen unterstützen, so zum Beispiel unsere Freund_innen in Rathenow. Dort wollen Personen des Bürgerbündnis Deutschland einen rassistischen Großaufmarsch mit 1.000 Teilnehmenden durchführen. Dieses Treiben wollen wir nicht unwidersprochen hinzunehmen!
–Antifaschistische Demonstration–
Die Demonstration startete planmäßig nach vier Redebeiträgen. Die erste Zwischenkundgebung fand auf dem Neustädtischen Markt statt. Von dort ging es nicht wie geplant zum letzten Wohnort von Sven Beuter in die Mühlentorstraße sondern direkt in die Havelstraße, dem Ort, an dem der brutale Angriff 20 Jahre zuvor stattfand. An der im Jahr 2007 verlegten Gedenkplatte in der Havelstraße angekommen, thematisierten verschiedene Beiträge den Tod Sven Beuters, aber auch die Ermordung zahlreicher anderer Menschen aus rassistischen, sozialdarwinistischen und neonazistischen Motiven. Im Anschluss wurden jeweils ein Gebinde der Antifa Jugend Brandenburg und der Partei DIE.LINKE niedergelegt, das Zweite vom Vorsitzenden des Kreisverbandes Brandenburg an der Havel gemeinsam mit Norbert Müller MdB (DIE.LINKE). Im Anschluss stellten alte Weggefährt_innen von Sven Beuter einige Flaschen Bier am Gedenkstein hin, um so auf ihre Art an den jungen Mann zu erinnern, war er doch auf dem Weg zum Bier holen, angegriffen worden. Im Anschluss setzte sich der Demonstrationszug wieder Richtung Hauptbahnhof in Bewegung. Dort wurde die Veranstaltung nach einer kurzen Abschlusskundgebung aufgelöst und für beendet erklärt. Festnahmen, Personalienfeststellungen oder ähnliches waren während des gesamten Verlaufs nicht zu beobachten.
Die Entscheidung, die Route abzukürzen hatte zum Ziel, reisefreudigen Antifaschist_innen die Möglichkeit zu geben, im Anschluss an unsere Demonstration nach Frankfurt/Oder zu fahren und die Menschen von dort bei den Protesten gegen einen rassistischen Aufmarsch zu unterstützen. Aus diesem Grund war es wichtig, spätestens um um kurz vor 14 Uhr wieder am Hauptbahnhof zu sein. Bei dem Aufmarsch in der Oderstadt nahm unter anderem auch der Totschläger Sascha L. mit seiner Freundin teil.
–Die Stadt–
Was wurde nicht seit Beginn des Jahres 2016 unternommen um unsere Demonstration in ein schlechtes Licht zu rücken. Lokalpolitiker_innen der SPD, der CDU und der AfD beschwörten Horrorszenarien von 500 Autonomen herauf, die die Stadt in Schutt und Asche zerlegen würden. Hierbei tat sich besonders der SPD-Politiker und ehemalige Polizeichef Norbert Langerwisch hervor. So schwadronierte er unter anderem, dass er den seit Jahren andauernden Versuch, Sven Beuter zu einem Helden zu stilisieren ablehneii. Wir stellen hiermit nochmal in aller Deutlichkeit dar: Es ging uns und den anderen Organisator_innen der vergangen Gedenkveranstaltungen nie darum, Sven Beuter zu einem Helden zu machen, sondern es ging immer darum, die Hintergründe seines Todes klar zu benennen. Dieser wird jedoch häufig gerade von den Menschen ausgeblendet, die behaupten, er würde von uns zu einem Helden stilisiert werden.
Wir finden es sehr bedauerlich, dass die Diskriminierung und Ablehnung die Sven Beuter vor seinem Tod erfahren hat, sich heute weiter fortsetzt. Besonders beschämend ist hierbei die Aussage von Walter Paaschen, CDU, dass er unter keinen Umständen einer „wie auch immer gearteteten zusätzlichen Beuter-Ehrung“iii zustimmen wird. Paaschen gehört somit auch zu den Menschen, die nicht verstehen, dass es in Zeiten, in denen der Totschläger Beuters wieder in der Stadt wohnt und regelmäßig an neonazistischen und rassistischen Kundgebungen und Aufmärschen teilnimmt, sowie Geflüchtete in der Havelstadt beleidigt, bedroht und angegriffen werden, es einen Brandanschlag auf eine noch nicht bewohnte Geflüchtetennotunterkunft gab, genau diesen Rassist_innen und Neonazis der Rücken gestärkt. Wir lehnen dieses klassistische Weltbild klar ab, in dem Menschen nur aufgrund ihrer Lebensweise, ihrer Klamotten oder anderen Dinge, die angeblich von der Norm abweichen, diffamiert und zu Opfern gemacht werden ab.
Die AfD, die seit der Kommunalwahl im Jahr 2014 mit drei Abgeordneten in der SVV sitzt und ein Bürgerbüro in der Altstadt unterhält, tat sich durch besonderes Unkenntnis der Gedenken der vergangen Jahre und reißerische Hetze hervor. Hinzu kommt die Stigmatisierung alternativen Lebensweisen durch den AfD-Politiker Klaus Riedelsdorf, wenn er schreibt, dass Sven Beuter als Punk „sicher kein verdienstvoller Bürger der Stadt war“iv. Des Weiteren behauptet er, es würde im Rahmen des Gedenkens immer wieder zu „gewalttätigen, linksextremistischen Ausschreitungen“v kommen. Wir leugnen nicht, dass es im Jahre 1997 zu Ausschreitungen kam, hier gilt es jedoch die Ursachen klar zu benennen: Neonazis provozierten am Rande der Gedenkdemo und erhielten von den Cops keine Platzverweise und nur wenige Tage zuvor, am 08. Februar 1997, wurde der Punk Frank Böttcher im nahegelegenen Magdeburg brutal von Neonazis ermordet. Seither gab es, von linker Seite, keine Ausschreitungen oder ähnliches. Gleichzeitig verschweigen Walter Paaschen, Klaus Riedelsdorf und Norbert Langerwische jedoch die wiederholten Provokationen durch Neonazis am Rande der Gedenkkundgebungen. So versuchten 1998 vier Neonazis mit einem Gewehr auf die Gedenkenden zu schießen, dies wurde jedoch von den Cops unterbundenvi, 2012 sprayten Neonazis den Slogan „AFN zerschlagen“vii im Umfeld der Gedenkplatte und beobachteten die Gedenkveranstaltungviii und im Jahr 2015 provozierte der Totschläger mit vier weiteren Neonazis die Gedenkendenix.
Man muss jedoch Norbert Langerwisch und Klaus Riedelsdorf zu gestehen, dass sie sich selbst von dem Geschehen rund um die Demo ein Bild machten. Im Gegensatz zu Norbert Langerwisch, beobachtete Riedelsdorf die Veranstaltung aus der Ferne und suchte, nach dem er erkannt wurde, das Weite.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Erwartungen der Lokalpolitiker_innen nicht erfüllt wurden und die Demonstration friedlich und kraftvoll durch die Havelstadt zogen. Selbst dem SKBx und der MAZxi viel es schwer, negativ über die Veranstaltung zu berichten und so mussten einige „Vermummte“ herhalten um die Demonstration als gefährlich zu diskreditieren.
–Die Cops–
Es war für uns von Beginn an sehr schwer einzuschätzen, wie sich die Cops am 20. Februar verhalten werden, denn gerade die Entwicklungen in Potsdam, wo jeden Mittwoch 1.000 Polizeibedienstete, Wasserwerfer und Räumfahrzeuge das Stadtbild prägen, sprach für eine erhöhte Präsenz während unserer Demonstration. Als wir jedoch gegen 10.30 Uhr am Versammlungsort eintrafen, waren weit und breit keine Polizist_innen zu sehen, erst 15 Minuten später trafen nach und nach sechs Halbgruppenkraftwagen und circa fünf Streifenwagen ein. Während der kompletten Veranstaltung beschränkten sich die Bediensteten auf das Regeln des Verkehrs. Wir sind natürlich froh, dass es keine Festnahmen von und Anzeigen gegen die Demonstrierenden gab. Gleichzeitig sind wir etwas traurig, denn wir es wäre eine Ehre für die Antifa Jugend Brandenburg gewesen, wenn es wenigstens ein Wasserwerfer, auch wenn es nur ein altes Modell aus Berlin gewesen wäre, in die Havelstadt geschafft hätte.
–Ausblick–
Wir werden uns nicht auf der erfolgreichen Demonstration ausruhen, auch, wenn sie unsere Erwartung weit übertroffen hat, sondern weiter aktiv sein. Momentan ist es in der Havelstadt relativ ruhig, sodass wir die Zeit die und die Kapazitäten haben, Strukturen in anderen Städten, momentan besonders in Rathenow, zu unterstützen. Gleichzeitig war der Redebeitrag der Antifaschist_innen aus Burg für uns ein klares Signal, den antifaschistischen Selbstschutz weiter auszubauen, um auf Angriffe durch Neonazis und Rassist_innen reagieren zu können.
Wie schon geschrieben werden wir unsere Freund_innen im Land Brandenburg in Zukunft stärker unterstützen:
‑05. März, Rathenow, Rassist_innenaufmarsch entgegentreten
‑09. März, Potsdam, Rassist_innenaufmarsch entgegentreten
‑12. März, Neuruppin, Antirassistische Demonstration
‑17. April, Brandenburg an der Havel, GAY-Pride
Antifa Jugend Brandenburg
i. http://fightingfor20years.blogsport.de
ii. MAZ, 20. Januar 2016.
iii. MAZ, 16. Januar 2016.
iv. SVV-Newsletter der AfD, 27. Januar 2016.
v. SVV-Newsletter der AfD, 27. Januar 2016.
vi. MAZ, 16. Februar 1998.
vii. AFN – Antifaschistischen Netzwerk Brandenburg-Premnitz-Rathenow.
viii. http://afn.blogsport.de/2012/02/16/gedenkkundgebung-in-brandenburg-an-der-havel/.
ix. https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/16407117008/in/album-72157650926221092/.
x. SKB, 22. Januar 2016.
xi. MAZ, 22. Januar 2016.
1500 Menschen gegen die NPD auf der Straße / Bis zu 800 Menschen auf Demo und Kundgebung von Cottbus Nazifrei! / Noch weniger Neonazis als im Vorjahr
Das Bündnis Cottbus Nazifrei! bedankt sich bei allen Unterstützer*innen, die es ermöglicht haben, die Neonazis wieder aus der Stadt zu protestieren. Insgesamt nahmen mehr als 1500 Menschen an den Protesten unter dem Motto „Cottbus für Alle“ teil. Wie schon im letzten Jahr haben die Neonazis wieder nur eine Kundgebung angemeldet. Zu dieser fanden sich lediglich 40 Personen ein und damit nochmals weniger als im Vorjahr. In Hör- und Sichtweite erteilten bis zu 800 Menschen auf der Kundgebung von Cottbus Nazifrei! den Neonazis eine klare Abfuhr.
Die Proteststrategie von Cottbus Nazifrei! hat sich in den letzten Jahren als Erfolg für die Stadt erwiesen. Seit 2010 ist die Anzahl der Teilnehmenden an den „Gedenkveranstaltungen“ der NPD von damals mehr als 300 auf unter 40 zurückgegangen. Damit tendiert die politische Bedeutung dieser Veranstaltung bundesweit gegen null. Der Versuch der NPD durch Opfermythen neue Anhänger*innen zu gewinnen, ist damit gescheitert.
„Wir waren erfolgreich! Die Neonazis sind bis auf ihr letztes Aufgebot zusammengeschrumpft und bleiben am 15. Februar ohne Außenwirkung.“, so Jakob Lupus vom Sprecher*innenrat von Cottbus Nazifrei!. Unter dem Motto „Cottbus für Alle“ zogen am Montagabend bis zu 1500 Menschen durch Cottbus bis zum Staatstheater. Anschließend beteiligten sich um die 800 von ihnen an einer Shuttle-Demonstration zur Kundgebung von Cottbus Nazifrei! in Hör- und Sichtweite der Neonazi-Kundgebung.
„Es ist wichtig, der Geschichtsverkürzung und den Opfermythen der NPD entgegen zu halten, dass der 2. Weltkrieg von deutschem Boden ausging. Auch in Cottbus gab es Verbrechen, und Kriegsmaterial wurde produziert. Die verheerendsten Schäden auf dem Bahnhofsgelände wurden durch einen explodierenden Munitionszug angerichtet.“, so Lupus weiter.
In Zukunft wollen wir den 22. April 1945, als Tag der Cottbuser Befreiung vom Faschismus, in den Mittelpunkt der städtischen Gedenkpolitik stellen. Anhand dieses Tages können Täter*innen, Opfer und Widerstand während der NS-Zeit klar benannt werden. Wir weisen aber auch darauf hin, dass diese Befreiung noch längst nicht abgeschlossen ist. Elemente des Faschismus, wie Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus erstarken europaweit und sind in Deutschland mit dem Aufstieg der
AfD und PEGIDA besonders spürbar.
Der 22. April 1945 hat uns gezeigt, dass wir dem Faschismus nicht ohnmächtig gegenüber stehen. Dieser Tag hat uns die Chance für eine friedliche Zukunft eröffnet. Es liegt heute an uns eine Zukunft ohne Krieg und Faschismus zu gestalten.
Weitere Fotos des Tages
„Uns ist es wichtig, an die Todesopfer rechter Gewalt zu erinnern und sie nicht zu vergessen. Sie alle waren Menschen mit Träumen und Zielen, waren Freunde, Brüder oder Familienväter, die plötzlich aus dem Leben gerissen wurden, weil die Täter menschenverachtende Einstellungen verinnerlicht hatten“, betont Judith Porath von der Opferperspektive.
Am 15. Februar 1996 wurde Sven Beuter, ein schmächtiger Punk, in Brandenburg an der Havel von dem stämmigen rechten Skinhead Sascha L. zu Tode geprügelt. Behörden hatten die Tat zunächst als rivalisierende Jugendgewalt verharmlost, heute erinnert ein Gedenkstein am Angriffsort an Sven Beuther.
Die Website www.todesopfer-rechter-gewalt-in-brandenburg.de stellt eindringlich die Schicksale von Sven Beuter und anderer Todesopfer dar und informiert über die Tathergänge und die Ergebnisse der Gerichtsverfahren. Lokale Gedenkinitiativen und Brandenburger Gedenkorte werden vorgestellt, ebenso werden umfangreiche Hintergrundinformationen zu der politischen Debatte über die fehlende staatliche Anerkennung vieler Todesopfer rechter Gewalt geliefert. Hinweise auf Publikationen und Downloads von Broschüren sowie Bilder und Filme ergänzen das Internetangebot. Die Website ist für die Nutzung mit mobilem Endgeräten optimiert.
In die Überarbeitung der Website und die Neubewertung einzelner Todesfälle flossen neue Informationen ein, die erst im Rahmen der Studie des Moses-Mendelssohn Zentrum der Universität Potsdam „Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt in Brandenburg (1990–2008)“ 2015 öffentlich bekannt wurden.
Der neue Webauftritt ist Sonntag, 14. Februar 2016 ab 16 Uhr online.