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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

15. Februar: Nazis in Cottbus stoppen!

Flyer für die Protestaktionen am 15. Februar 2016 in Cottbus
Am 15. Feb­ru­ar 1945 kehrte der Krieg, der von deutschem Boden aus­ging, nach Cot­tbus zurück — die Stadt wurde durch die Alli­ierten bom­bardiert. Seit 2010 ver­suchen Nazis diesen Tag für ihre Zwecke zu miss­brauchen. Nach­dem sie in der Ver­gan­gen­heit mit ihren Aufmärschen an unseren Men­schen­block­aden scheit­erten, wer­den sie, wie im let­zten Jahr, auch in diesem Jahr nur eine Kundge­bung abhal­ten. Viel ist dabei nicht von ihnen zu erwarten.
Das ist natür­lich trotz­dem kein Grund, dies unwider­sprochen geschehen zu lassen! Deswe­gen rufen wir zu ein­er Gegenkundge­bung in Hör- und Sichtweite der Neon­azis auf. Nie wieder darf in Deutsch­land rassis­tis­che, nation­al­is­tis­che, anti­semi­tis­che und geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Ide­olo­gie unwider­sprochen ver­bre­it­et werden.
Cot­tbus war 1945 nie ein ziviles Ziel, son­dern leis­tete durch in der Stadt ansäs­sige Indus­trien einen aktiv­en Beitrag zum Krieg. So wur­den hier in Cot­tbus unter anderem tausende Panz­er­ket­ten­fahrzeuge und Flugzeuge, auch Bomber, pro­duziert. Der Bahn­hof spielte mit dem Näherkom­men der Roten Armee für die Trup­pen­be­we­gun­gen der Wehrma­cht eine strate­gisch wichtige Rolle. Auch in diesem Jahr wird in Cot­tbus der Toten dieses Krieges gemäß christlich­er Tra­di­tion gedacht. Nicht zulassen wollen wir jedoch die Ver­drehung der Opfer- und Täter­rollen des Zweit­en Weltkrieges, wie sie jährlich von Neon­azis propagiert wird.
Das poli­tis­che Kli­ma wird aktuell wieder rauer und käl­ter. Wir müssen uns mit dem Wieder­erstarken von ras­sis­tis­chen, nation­al­is­tis­chen und wertkon­ser­v­a­tiv­en Ele­menten auseinan­der­set­zen und ihnen stets wider­sprechen. Wohin solche Ide­olo­gie führen kann, lehrt uns die Geschichte und daher ist es unser Auf­trag den Anfän­gen zu wehren. Wir wollen stattdessen Werte etablieren, die es Men­schen unab­hängig von (sozialer) Herkun­ft, Geschlecht, Reli­gion und sex­ueller Ori­en­tierung ermöglicht, frei zu leben. Deswe­gen wollen wir jet­zt schon ein­mal auf den 22. April — den Tag der Befreiung von Cot­tbus — hin­weisen. Denn die Geschichte lehrt uns auch, dass wir dem Faschis­mus nicht ohn­mächtig gegenüber ste­hen. Mit dem Ende der Nazidik­tatur in Deutsch­land wurde uns die Chance für eine friedliche Zukun­ft gegeben. Es liegt nun an uns diese zu nutzen!
Deshalb rufen wir alle Men­schen dazu auf am 15.Februar um 17.30 Uhr vor das Knapp­schafts­ge­bäude, Nähe Bahn­hof, in Cot­tbus zu kom­men. Weit­ere Infor­ma­tio­nen find­et ihr hier auf Face­book und unter www.cottbus-nazifrei.info

Hal­tet euch auf dem Laufend­en, damit es gemein­sam wieder heißt: Cot­tbus Nazifrei!

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Pressemitteilung der Antifa Jugend Brandenburg zur Podiumsdiskussion am 28. Januar

Ins­ge­samt 25 Per­so­n­en nah­men an der Podi­ums­diskus­sion am ver­gan­gen Don­ner­stag teil. Auf der Bühne war ein Vertreter der Kam­pagne “Emil Wend­land — Nie­mand ist Vergessen” aus Neu­rup­pin, Judith Porath von der Opfer­per­spek­tive und ein Vertreter der Antifa Jugend Bran­den­burg. Die Diskus­sion wurde von der Jour­nal­istin Heike Kleffn­er mod­eriert. Lei­der haben zu Beginn der Woche die Gedenk­ini­tia­tiv­en aus Bad Belzig und Eber­swalde aus per­sön­lichen Grün­den abge­sagt, sodass die Runde rel­a­tiv klein war, aber gle­ichzeit­ig mehr Raum für eine inten­sive Diskus­sion geschaf­fen hat.
The­ma­tisch ging es haupt­säch­lich um den Umgang mit dem Gedenken und wie dieses in den alltäglichen poli­tis­chen Kampf einge­bet­tet wird. Alle drei Vertreter_innen macht­en deut­lich, dass es nie darum geht, die Todes­opfer rechter Gewalt zu Märtyrer_innen zu erheben, son­dern darum die Ursachen und die Beglei­tum­stände zu benen­nen. Sowohl in Neu­rup­pin als auch in Bran­den­burg an der Hav­el gehören die Todes­opfer rechter Gewalt sozialen Grup­pen an, die zum einen häu­fig Opfer rechter Gewalt wer­den, Woh­nungslose und Punks, und gle­ichzeit­ig wenig Beach­tung inner­halb der Gesellschaft find­en. Diese wurde auch ger­ade erst wieder im Zusam­men­hang mit der Umbe­nen­nungs­de­bat­te in der Havel­stadt deut­lich. Nach cir­ca ein­er Stunde erhiel­ten die Zuhöhrer_innen die Möglichkeit Fra­gen zu stellen. Im sich anschließen­den Abschlussstate­ment, macht­en alle drei Vertreter_innen deut­lich, dass ger­ade jet­zt Zivil­courage und die Sol­i­darisierung mit Opfern rechter Gewalt extrem wichtig sind, damit Morde und bru­tale Über­griffe unter­bun­den wer­den können.
Am kom­menden Don­ner­stag, den 04. Feb­ru­ar find­et die let­zte Abend­ver­stal­tung der Kam­pagne statt. Bei dieser wird auf das Ver­hal­ten bei poli­tis­chen Ver­anstal­tun­gen einge­gan­gen. Es wer­den unter anderem fol­gende Fragen/Themenkomplexe angesprochen:
Was nehme ich auf eine Demo mit und was nicht?
Wie ver­halte ich mich auf ein­er Demo?
Was mache ich, wenn ich oder ein_e Freund_in festgenom­men werde/wird?
04. Feb­ru­ar – 19 Uhr – Haus der Offiziere (Magde­burg­er Straße 15, Brandenburg/Havel)

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Potsdam: Gedenkkundgebung am 09. November

Gedenken29. Novem­ber 1938. Über­all in Deutsch­land wer­den jüdis­che Ein­rich­tun­gen ange­grif­f­en. Schaufen­ster wer­den eingeschla­gen, Men­schen ver­prügelt und umge­bracht. An vie­len Orten wie hier in Pots­dam bren­nen damals die Syn­a­gogen. Die Reich­s­pogrom­nacht war nur der Auf­takt für ein noch viel größeres Ver­brechen: den zweit­en Weltkrieg und die geplante Ver­nich­tung von Mil­lio­nen von Men­schen in ganz Europa. Der Tod ist ein Meis­ter aus Deutschland.
9. Novem­ber 2015. 77 Jahre danach. Über­all in Deutsch­land gedenken Men­schen der Ereignisse von damals, viele wollen aus der Geschichte gel­ernt haben, wollen eine Welt in der Auschwitz oder ähn­lich­es nicht wieder geschehen könne. Doch nicht alle haben ver­standen, nicht alle gel­ernt, nicht alle sucht­en die Auseinan­der­set­zung. Wenn heute wieder tausende Men­schen gegen Geflüchtete demon­stri­eren, Heime angreifen, Men­schen durch die Städte het­zen, ist klar, dass der Hass und der Ras­sis­mus nicht weg sind. Mit dem Abschwächen der recht­en Bewe­gun­gen Ende der 90er Jahre und dem Rück­zug von eini­gen von ihnen in den Unter­grund erschien das Prob­lem eine Zeit lang mar­gin­al­isiert. Aufmärsche wur­den rei­hen­weise gestoppt, eine faschis­tis­che Hege­monie kon­nte dank entsch­ieden­er Inter­ven­tio­nen durch Bil­dung, linke Sub­kul­tur oder mil­i­tante Angriffe in vie­len Dör­fern und Städten gebrochen werden.
Doch schein­bar plöt­zlich sind sie wieder da. Sie sind viele. Der ganz nor­male Bürg­er ist vorn mit dabei. Es gibt kaum Möglichkeit­en der Auseinan­der­set­zung. Die Argu­mente sind irra­tional. Äng­ste, Gefüh­le oder abstruses­te The­o­rien sind in den Augen der­er ger­ade wahr genug um Geflüchtete anzupö­beln oder anzu­greifen. Parolen die nichts erk­lären, eine Kri­tik durch Angepasste an Allem und am Prob­lem vorbei.
Die Gesellschaft steckt in ein­er Krise. Die Repro­duk­tion­s­möglichkeit­en der kap­i­tal­is­tis­chen Ökonomie stock­en. Nur ein Zeichen davon ist die noch die noch nie dagewe­sene Staatsver­schul­dung, ein Anderes, men­schlicheres die Flucht­be­we­gung von Mil­lio­nen aus der aus­ge­beuteten und ver­armten südlichen Hemis­phäre in den reichen Nor­den. In weit­en Teilen der Welt fehlt zunehmend die Grund­lage men­schen­würdi­gen Lebens. Noch nie waren die Waren­samm­lung und die Pro­duk­tivkräfte so groß; und noch nie war die Verteilung des gesellschaftlichen Reich­tums ungerechter. Niemals war klar­er, dass der Kap­i­tal­is­mus keine angemessene Gesellschafts­form für eine sol­i­darische, selb­st­bes­timmte gerechte Zukun­ft sein kann, nie war klar­er, dass Naturbe­herrschung und tech­nis­che Ratio­nal­ität nicht Reich­tum und Nahrung für alle bedeuten wer­den. Ganz im Gegenteil.
Das Sys­tem hat sich mit sein­er Logik tief in das men­schliche Bewusst­sein einge­bran­nt. Es gibt kein Außen, keine Wirtschaft ohne Tausch. Das Ver­hält­nis zwis­chen den Men­schen und das von Men­sch und Natur ist von Aus­beu­tung und dem Streben nach Mehrw­ert geprägt. Eine radikale Kri­tik daran scheint ver­stellt. Ver­stellt auch durch die Kom­plex­ität der Zusam­men­hänge. Da liegt die Flucht in ein­fache Erk­lärun­gen nahe. Doch nicht nur die dumpfen
Her­ren­men­schen mit ihrer deutschen Über­legen­heit­sphan­tasie ver­fall­en darin, vor allem die sozialen Ver­w­er­fun­gen auf wahlweise Aus­län­der, Kom­mu­nis­ten oder Juden zur pro­jizieren. Auch linke Kri­tik darf sich nicht an der Regierung, an den scheiß; Nazis oder den Banken erschöpfen, sie muss das gesellschaftliche Ver­hält­nis ins Visi­er nehmen, analysieren, in Frage stellen und in der Kon­se­quenz umwälzen.
Novem­ber 1918. In Europa tobt der Erste Weltkrieg. Um Ter­ri­to­ri­um und Ein­flusssphären der impe­ri­alen Län­der zu ver­größern ver­rot­ten Mil­lio­nen in den Schützen­gräben in Ost- und Wes­teu­ropa. Das erste Mal seit Men­schenge­denken töten sich Men­schen nach indus­trieller Logik gegen­seit­ig, die Befehlshaber sprechen dabei von “Mate­ri­alschlacht­en”, weil Unmen­gen von Kriegs- und in ihren Augen Men­schen­ma­te­r­i­al an den Fron­ten ver­heizt werden.
Doch am 9. Novem­ber 1918 ist Schluss damit. Über­all im Deutschen Reich, dem maßgeben­den Aggres­sor dieses Krieges revoltieren wie schon 1917 in Rus­s­land in allen großen Städten die Arbeiter_innen und Sol­dat­en gegen Krieg, Hunger und Kap­i­tal­is­mus. Sie machen Rev­o­lu­tion, viele wollen sich nicht länger aus­beuten und ermor­den lassen und lehnen es auch ab die Men­schen auf der anderen Seite der Front sinn­los abzuschlacht­en. In Deutsch­land wird der Kaiser gestürzt der Krieg been­det und schließlich die Rev­o­lu­tion blutig niedergeschlagen.
97 Jahre später ist heute die Erin­nerung nur noch blass. Eine radikale Linke ist mar­gin­al­isiert in Deutsch­land, eine Arbeiter_innenbewegung, die diesen Namen­ver­di­ent ist nicht in Sicht, jede Revolte wurde inte­gri­ert, jed­er Auf­schrei ist doch wieder ver­s­tummt. Doch der Gedanke nach Verän­derung ist noch nicht erloschen und wir durch die gesellschaftlichen Ver­hält­nisse täglich neu reproduziert.
Jahr ein Jahr aus wird uns die Alter­na­tivlosigkeit herrschen­der Poli­tik ver­sichert. Nur wer arbeit­et und sich aus­beuten lässt hat Anrecht auf Teil­habe am gesellschaftlichen Leben, nur die Ansied­lung und Sub­ven­tion­ierung großer Unternehmen steigert den Kon­sum und verbessert die Lebens­be­din­gun­gen, nur die Dereg­ulierung der Märk­te ver­heißen Wohl­stand und Reich­tum, nur der kap­i­tal­is­tis­che Staat und seine Insti­tu­tio­nen entschei­den was richtig ist und was falsch, Wahlen dienen lediglich zur Legit­imierung nicht zur Mitbes­tim­mung. Doch nichts von alle­dem ist wahr. Die Welt und mit ihr die Men­schheit ste­ht am Abgrund. Die Natur wird in einem unver­gle­ich­lichen Aus­maß verödet, aus­ge­beutet und vergiftet, Tier­arten aus­gerot­tet, obwohl es anders möglich wäre, zer­stört der Men­sch seine eigene Reproduktionsgrundlage.
Es ist höch­ste Zeit dem ein Ende zu bere­it­en. Die Logik des Kap­i­tals hat abgewirtschaftet. Lasst uns gemein­sam ver­ste­hen und hin­ter­fra­gen, lassen wir uns nichts mehr gefall­en, ler­nen wir wieder zu kämpfen! Kap­i­tal­is­mus ist ein
soziales Ver­hält­nis und hat eine blutige und grausame Geschichte. Dies müssen wir uns klar machen! Denn es heißt, diese Geschichte hat ein Anfang und ein Ende!
Kurzfristig müssen wir unsere Apathie Über­winden, den Faschis­ten und i“ch bin ja kein Nazi-aber”-Idiot_innen das Leben schw­er machen und ras­sis­tis­che Het­ze unmöglich machen.
Langfristig bleibt die Aus­sicht: Befre­ite Gesellschaft oder Barbarei!

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Gedenkkundgebung in Erinnerung an Rolf Schulze

rolfschulzegedenken2015_1Am Mor­gen des 07. Novem­ber nah­men cir­ca 25 Per­so­n­en an ein­er Gedenkkundge­bung für den von Neon­azis ermorde­ten Rolf Schulze in Lehnin teil. Das Gedenken find­et seit dem Jahr 2012 regelmäßig auf dem Mark­grafen­platz im Ort­szen­trum statt, denn der Ort, an dem der woh­nungslose 52-jährige im Jahr 1992 ermordet wurde, befind­et sich am Kolpin­see. Dieser liegt inmit­ten eines Waldes in der Nähe Lehnins. Ver­mut­lich aus diesem Grund, iden­ti­fizieren sich viele Lehniner_innen nicht mit dem Mord. Des Weit­eren fehlt eine inten­sive Auseinan­der­set­zung im Rah­men der Lokalpolitik.
Ins­ge­samt wur­den drei Rede­beiträge ver­lesen. Der erste stammte von der „Linken Jugend Fläming“, in diesem wur­den Gedenk­tage und ihre Bedeu­tung im his­torischen Kon­text the­ma­tisiert. Im Anschluss wurde der Rede­beitrag der Opfer­per­spek­tive ver­lesen. Diese engagiert sich nicht nur im Bere­ich der Opfer­ber­atung son­dern unter­stützt zahlre­iche Ini­tia­tiv­en im Land Bran­den­burg die sich dem Gedenken an die Todes­opfer rechter Gewalt wid­men. Der Beitrag zeigte die Kon­ti­nu­ität der Diskri­m­inierung von woh­nungslosen Men­schen seit 1993 bis heute auf. Schon während der Nazidik­tatur wur­den sys­tem­a­tisch soge­nan­nte „Asoziale“ ver­fol­gt, einges­per­rt und ermordet. Trotz­dem wurde an sie keine Entschädi­gun­gen gezahlt. Die Diskri­m­inierung set­zt sich dann weit­er fort, denn Polizeibe­di­en­stete, Ordnungsamtsmitarbeiter_innen und pri­vate Sicher­heits­be­di­en­stete ver­drän­gen woh­nungslose Men­schen zunehmend aus Fußgänger­zo­nen, Bahn­höfen und anderen öffentlichen Räu­men. Zum Schluss ging der Rede­beitrag noch auf den aktuellen Ver­such von Neon­azis ein, woh­nungslose Men­schen zu instru­men­tal­isieren um gegen Geflüchtete zu het­zen. So kur­sieren unter anderem Sprüche wie „Ich helfe lieber einem deutschen Woh­nungslosen als einem Asy­lanten“ im Netz. Gle­ichzeit­ig stellen woh­nungslose Men­schen eine nicht unbe­deu­tende Gruppe unter den Todes­opfer rechter Gewalt in der Bun­desre­pub­lik dar. Bei dem let­zten Rede­beitrag han­delte es sich um den Aufruf der antifaschis­tis­chen Kam­pagne „fight­ing for 20 years“ von der Antifa Jugend Bran­den­burg, welch­er unter http://fightingfor20years.blogsport.de/aufruf/ nachge­le­sen wer­den kann.rolfschulzegedenken2015_2
Wir wer­den auch in Zukun­ft wieder nach Lehnin kom­men um an Rolf Schulze und die anderen Todes­opfern zu erin­nern, denn wenn wir vergessen, wohin Ras­sis­mus, Neon­azis­mus und Kap­i­tal­is­mus führen, ver­liert unser Kampf für eine gerechte Welt seine Grundlage!

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken Sonstiges

Gedenkkundgebung für Rolf Schulze

Am 07. Novem­ber jährt sich der bru­tale Mord an Rolf Schulze. Er wurde im Jahr 1992 von drei Neon­azis auf dem Bahn­hof Schöne­feld aufge­grif­f­en und zum Kolpin­see in der Nähe des Dor­fes Lehnin gebracht. Dort quäl­ten die drei jun­gen Män­ner den woh­nungslosen 52-jähri­gen stun­den­lang: sie trat­en und schlu­gen ihn, hiel­ten seinen Kopf unter Wass­er und zün­de­ten ihn schlussendlich an. Anschließend ließen sie Rolf Schulze am Strand des Sees liegen und fuhren nach Hause. Am darauf­fol­gen­den Tag wurde die Leiche gefun­den. Die Neon­azis prahlten mit ihrer Tat, sodass es schnell gelang sie festzunehmen und ihnen den Prozess zu machen. Alle drei ver­büßten daraufhin lange Gefängnisstrafen.
 
Das Opfer geri­et danach nahezu in Vergessen­heit. Der Name Rolf Schulze tauchte zwar immer wieder in den Sta­tis­tiken zu /Todesopfern rechter Gewalt/ auf, eine Gedenkver­anstal­tung oder die weit­ere Aufar­beitung des Mordes geschah bis zum Jahr 2012 jedoch nicht. Zum 20. Todestag organ­isierte das /Antifaschistische Net­zw­erk: Bran­den­burg-Prem­nitz-Rathenow/ Infover­anstal­tun­gen und, gemein­sam mit der Partei Die LINKE, eine Kundge­bung. Sei­ther find­en jährlich Ver­anstal­tun­gen statt um den Mord nicht in Vergessen­heit ger­at­en zu lassen.
 
In diesem Jahr will die Antifa Jugend Bran­den­burg gemein­sam mit der Linksju­gend [’sol­id], der AG Antifa und der Partei Die LINKE daran anknüpfen. Ger­ade die Entwick­lung der GIDA-Bewe­gun­gen, die nahezu täglich stat­tfind­en­den Bran­dan­schläge auf geplante Geflüchtete­nun­terkün­fte und die Bedro­hun­gen gegenüber Geflüchteten und deren Unterstützer_innen zeigen deut­lich, dass sich das poli­tis­che Kli­ma wan­delt. Gewalt­tätige Über­griffe sind fast wieder an der Tage­sor­d­nung und wir sehen die real­is­tis­che Gefahr, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis nicht nur geplante son­dern auch bewohnte Unterkün­fte bren­nen und wieder Men­schen ster­ben. Der Tod von Rolf Schulze zeigt deut­lich, wohin ras­sis­tis­che und klas­sis­tis­che Het­ze führt. Gegen diese gilt es am 07. Novem­ber auf die Straße zu gehen.
 
Novem­ber – 10 Uhr – Markgrafenplatz/Lehnin
 
Antifa Jugend Bran­den­burg | AG Anit­fa [BRB] | linksju­gend [’sol­id] BRB

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken Law & Order

Rassistische Gewalt in Brandenburg auf alarmierendem Niveau

Opfer­per­spek­tive — Die rechte und ras­sis­tis­che Gewalt in Bran­den­burg steigt in diesem Jahr alarmierend. Mit 88 recht­en Angrif­f­en, die der Vere­in Opfer­per­spek­tive bis Ende Juli reg­istri­erte, ist bere­its nach 7 Monat­en das Angriff­s­niveau des Vor­jahres erre­icht (2014 gesamt: 92 Fälle). Von ein­er hohen Dunkelz­if­fer und von Nach­mel­dun­gen ist auszuge­hen. Das häu­fig­ste Tat­mo­tiv ist Ras­sis­mus mit 50 Angrif­f­en, weit­ere 23 Angriffe richt­en sich gegen poli­tisch Aktive. Nach Ken­nt­nis der Beratungsstelle sind von den Angrif­f­en min­destens 250 Per­so­n­en direkt oder indi­rekt betroffen.
Die Schwelle zur Gewalt ist wahrnehm­bar gesunken und der über­wiegende Teil der Angriffe sind gefährliche Kör­per­ver­let­zun­gen (37 Fälle) und ein­fache Kör­per­ver­let­zung (24 Fälle). Darüber hin­aus sind Fälle von Bedro­hun­gen, Sachbeschädi­gun­gen und Brand­s­tiftun­gen an geplanten Flüchtling­sun­terkün­ften von der Opfer­per­spek­tive reg­istri­ert worden.
Dieses Angriff­s­niveau vor allem gegenüber geflüchteten Men­schen und einen so hohen Anteil an Kör­per­ver­let­zun­gen haben wir seit langem nicht erlebt. Die Lage ist alarmierend. Anders als im Vor­jahr lassen sich keine regionalen Schw­er­punk­te mehr aus­machen, denn die ras­sis­tis­chen Angriffe wer­den flächen­deck­end in Bran­den­burg verübt,“ fasst die Geschäfts­führerin des Vere­ins Opfer­per­spek­tive Judith Porath die momen­tane Sit­u­a­tion zusammen.
Angriffe sind Alltag
Die ras­sis­tis­che Stim­mung in Bran­den­burg ist ins­ge­samt stark gestiegen. Belei­di­gun­gen, Beschimp­fun­gen und Angriffe erfol­gen über­all: im Super­markt, im Wohnum­feld, auf der Straße, am Bahn­hof und in der Umge­bung von Gemein­schaft­sun­terkün­ften. Teil­weise wer­den die Tat­en von organ­isierten Neon­azis began­gen, auf­fal­l­end ist aber der steigende Anteil an Täter_innen, die sich selb­st nicht diesen Struk­turen zuordnen.
„Wir erfahren aus Beratungs­ge­sprächen immer wieder, dass Men­schen aus Angst vor weit­eren Attack­en nur noch für die wichtig­sten Erledi­gun­gen das Haus ver­lassen. Ras­sis­tis­che Gelegenheitstäter_innen fühlen sich offenkundig durch die all­ge­meine Mobil­isierung gegen Flüchtlinge bestärkt ihre Men­schen­ver­ach­tung und ihren Hass spon­tan in Gewalt umzuset­zen,“ erläutert Judith Porath die bedrohliche Lage für Flüchtlinge.
In Hen­nigs­dorf greift ein Mann Anfang August zwei Asyl­suchende mit ein­er abgeschla­ge­nen Bier­flasche an und ver­let­zt sie schw­er, ein­er der Ange­grif­f­e­nen erlei­det eine tiefe Schnit­twunde nahe der Halss­chla­gad­er. Bei den ras­sis­tis­chen Angrif­f­en ist ver­suchter Totschlag jedoch nur die Spitze des Eisberges:
In Frankfurt/Oder wird eine Gruppe syrisch­er Flüchtlinge zwei Stun­den durch die Stadt gejagt und zusam­mengeschla­gen, Flüchtlinge in Wriezen wer­den aus einem Auto her­aus mit Flaschen bewor­fen, in Cot­tbus rammt ein Mann ein­er schwan­geren Frau aus Tschetsche­nien mehrmals einen Einkauf­swa­gen gegen den Bauch, vor ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft in Pots­dam attack­ieren Män­ner aus der benach­barten Autow­erk­statt einen soma­lis­chen Flüchtling mit Werkzeu­gen. Neon­azis schikanieren in Hen­nigs­dorf den Betreiber eines Imbiss und greifen ihn und sein Per­son­al so häu­fig an, bis sich kein­er mehr für ihn zu arbeit­en traut. An ein­er Bushal­testelle in Cot­tbus erhält ein Stu­dent aus Kamerun mehrere Faustschläge ins Gesicht – das ist nur eine Auswahl der Angriffe der let­zten Monaten.

Ras­sis­tis­che Het­ze nicht weit­er fördern

Der alarmierende Anstieg ras­sis­tis­ch­er Gewalt in Bran­den­burg ist nach Ein­schätzung der Opfer­per­spek­tive auf die mas­sive Mobil­isierung gegen Flüchtlinge in Poli­tik, Medi­en und in den sozialen Net­zw­erken zurück­zuführen. Lokale Ini­tia­tiv­en, oft ver­woben mit recht­en Organ­i­sa­tio­nen, het­zen gegen Flüchtlinge und organ­isieren Kundge­bun­gen vor Gemein­schaft­sun­terkün­ften. In der Presse bes­tim­men seit Monat­en Szenar­ien von Not­stand die Berichter­stat­tung über Flucht und Asyl und heizen das ras­sis­tis­che Kli­ma an. Politiker_innen und Behör­den gießen Öl ins Feuer, indem sie über Flüchtlinge nur als Massen­phänomen sprechen und den Ein­druck ver­mit­teln, zu viele Men­schen sucht­en in Deutsch­land Schutz vor Krieg, Ver­fol­gung und Hunger.
„Zeigen Politiker_innen auch noch Ver­ständ­nis für die ‘dif­fusen Äng­ste und Sor­gen’ von Rassist_innen und fordern mehr Maß­nah­men zur Abschreck­ung von Flüchtlin­gen, erin­nert uns das an die ver­heerende ‘Das Boot ist voll’-Rhetorik der 1990er Jahre“, bemerkt Judith Porath von der Opferperspektive.
Es ist für uns unerträglich, wenn Rassist_innen und Neon­azis vor Flüchtling­sun­terkün­ften auf­marschieren und Bewohner_innen ein­schüchtern und bedro­hen können.Es ist unerträglich, wenn Politiker_innen Flüchtlinge verunglimpfen und ihnen massen­haften Asylmiss­brauch unter­stellen und damit Sozial­neid schüren, denn die ras­sis­tis­chen Täter_innen fühlen sich dadurch in ihren Vorurteilen bestärkt“, so Judith Porath weiter.
Vor dem Hin­ter­grund des drama­tis­chen Anstiegs der ras­sis­tis­chen Gewalt­tat­en in Bran­den­burg fordert der Vere­in Opfer­per­spek­tive die Lan­desregierung auf, alle Maß­nah­men zu ergreifen der ras­sis­tis­chen Stim­mung ent­ge­gen­zuwirken und klare sol­i­darische Sig­nale für die Auf­nahme von geflüchteten Men­schen in Bran­den­burg zu set­zen. Dazu gehört es unab­d­ing­bar, Flüchtlinge men­schen­würdig unterzubrin­gen, ihnen das Ankom­men durch beglei­t­ende Pro­gramme zu ermöglichen und vor allem für ihren Schutz vor Gewalt und Bedro­hun­gen zu sorgen.

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Zahl der Todesopfer rechter Gewalt in Brandenburg deutlich höher als bisher staatlich anerkannt

Opfer­per­spek­tive und Amadeu Anto­nio Stiftung begrüßen unab­hängige Unter­suchung “Todes­opfer recht­sex­tremer und ras­sis­tis­ch­er Gewalt in Bran­den­burg (1990–2008)“des Moses Mendelssohn Zen­trums (MMZ)
Berlin, 29.06.2015: Die Ergeb­nisse des Forschung­spro­jek­ts des MMZ haben offen gelegt, dass das Aus­maß tödlich­er rechter Gewalt in Bran­den­burg bish­er von staatlichen Stellen falsch beurteilt wurde. In nahezu allen unter­sucht­en Fällen kon­nte ein recht­sex­tremes oder ras­sis­tis­ches Motiv nicht aus­geschlossen wer­den. Dies zeigt, wie wichtig die Forderung des Vere­ins Opfer­per­spek­tive und der Amadeu Anto­nio Stiftung nach ein­er erneuten, unab­hängi­gen Über­prü­fung der umstrit­te­nen Tötungs­de­lik­te stets war und für andere Bun­deslän­der noch immer ist.
“Für viele Hin­terbliebene war die unab­hängige Über­prü­fung ein bedeu­ten­der Schritt. Endlich wurde ver­sucht, die offene Frage nach dem Warum zu klären. Die erneute Kon­fronta­tion mit dem Tod eines Ange­höri­gen ist gle­ichzeit­ig auch eine enorme Belas­tung, da alte Nar­ben wieder auf­brechen”, erk­lärt Judith Porath, Geschäfts­führerin des Vere­ins Opferperspektive.
Die Ergeb­nisse des MMZ verdeut­lichen, dass bei nach­weis­lich recht­en Tätern den poli­tis­chen Motiv­en durch Polizei, Staat­san­waltschaft und Gericht über­haupt nicht oder nicht aus­re­ichend nachge­gan­gen wurde. Die
Folge war eine sukzes­sive Ent­poli­tisierung der Tat­en von Instanz zu Instanz. In der Rückschau sind daher nicht mehr in allen Fällen die poli­tis­chen Tathin­ter­gründe zu klären. Vielmehr zeigt sich, wie wichtig eine Neben­klage und eine bre­ite kri­tis­che Medi­en­berichter­stat­tung für die The­ma­tisierung poli­tis­ch­er Hin­ter­gründe der Tat sind. “Hin­terbliebene von Todes­opfern müssen anwaltlich gut vertreten wer­den. Zudem brauchen wir eine bre­ite kri­tis­che Öffentlichkeit, damit der­ar­tige Fälle auch im Hin­blick auf poli­tis­che Tat­mo­tive einge­hend beleuchtet wer­den”, fordert Porath.
Das MMZ hat alle 24 strit­ti­gen Todes­fälle angelehnt an das polizeiliche Erfas­sungssys­tem “Poli­tisch motivierte Krim­i­nal­ität” (PMK) bew­ertet. Das Sys­tem weißt jedoch deut­liche Män­gel auf. “Tat­en, in denen ein
sozial­dar­win­is­tis­ches oder ras­sis­tis­ches Motiv min­destens eine tat­be­glei­t­ende bis tateskalierende Rolle spie­len, wer­den bish­er nicht in der PMK-Sta­tis­tik erfasst und damit von staatlich­er Seite völ­lig ent­poli­tisiert. Hier braucht es eine Möglichkeit, auch solche Fälle abzu­bilden, um die tödlichen Fol­gen von ras­sis­tis­ch­er und rechter Gewalt in Deutsch­land nicht länger zu ver­harm­losen”, so Anna Brausam von der
Amadeu Anto­nio Stiftung. Diese Fälle wur­den auch vom MMZ nicht als ein­deutig rechte Gewalt gewertet.
“Wir hof­fen, dass auch andere Bun­deslän­der dem Bran­den­bur­gis­chen Vor­bild ein­er unab­hängi­gen Über­prü­fung fol­gen wer­den. Dabei sollte auch das Konzept des MMZ aufge­grif­f­en wer­den, einen Experte­nar­beit­skreis in
bera­ten­der Funk­tion einzuset­zen. In Bran­den­burg hat sich gezeigt, dass es sehr kon­struk­tiv war, strit­tige Fälle noch ein­mal aus den unter­schiedlichen Blick­winkeln staatlich­er und zivilge­sellschaftlich­er Insti­tu­tio­nen zu disku­tieren”, so Anna Brausam.
Zum Hintergrund:
Opfer­per­spek­tive und Amadeu Anto­nio Stiftung bekla­gen seit Jahren die große Dif­ferenz zwis­chen der Zäh­lung von Todes­opfern rechter Gewalt durch staatliche Behör­den und durch unab­hängige Organ­i­sa­tio­nen und Jour­nal­is­ten. Vertreterin­nen bei­der Organ­i­sa­tio­nen waren in bera­ten­der Funk­tion Mit­glied im Experte­nar­beit­skreis für das Forschung­spro­jekt “Todes­opfer recht­sex­tremer und ras­sis­tis­ch­er Gewalt in Bran­den­burg (1990–2008)” des Moses Mendelssohn Zen­trums. Die vom LKA bis­lang genan­nte Zahl von neun Todes­opfern rechter Gewalt in Bran­den­burg ver­dop­pelt sich gemäß den Ergeb­nis­sen des MMZ-Forschung­spro­jek­ts auf 18.
Für Rückfragen:
Opfer­per­spek­tive e.V.: Judith Porath (0151 591 000 82) und Josch­ka Fröschn­er (0151 507 248 51)
Amadeu Anto­nio Stiftung: Anna Brausam 0176 (239 481 54)

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Gegen Faschismus und Krieg

Am 24. April 1945 wurde die Stadt Fin­ster­walde durch die Trup­pen der Roten Armee befreit.
Ihr Ziel war die Beendi­gung des Nation­al­sozial­is­mus und des zweit­en Weltkrieges, welch­er Europa und die ganze Welt für Jahre in den Abgrund ris­sen. Ter­ror, Ver­fol­gung und Mord waren an der Tages­rod­nung gegen all diejeni­gen die nicht in ihr soge­nan­ntes arisches Her­ren­men­schen­bild passten. Durch Hitlers und der nation­al­sozial­is­tis­chen Welt­macht­sphan­tasien ver­wick­el­ten sie Europa und Teile der Welt in einen Flächen­brand aus Zer­störung und Unmenschlichkeit.
Dank ein­er Vielzahl von entschlosse­nen Ver­bän­den antifaschis­tis­ch­er Par­ti­sa­nen, der roten Armee und den Alli­ierten der Anti-Hitler Koali­tion kon­nte dieses mit der Kapit­u­la­tion des deutschen Reich­es am 08./09.Mai 1945 ein Ende finden.
Unsere Stadt wurde jedoch schon am 24.April 1945 befre­it. Deshalb wollen wir gemein­sam mit euch am 25. April 2015, zum 70. Jahrestag an die Befreiung von Fin­ster­walde erin­nern und feiern.
*Her­aus zum 25.April 2015 — 15 Uhr — Wasser­turm — Finsterwalde*
Befreiung Feiern — Faschis­mus Bekämpfen

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

[FFO] — 25. April Nazis zur Niederlage zwingen

Remem­ber­ing means Fighting!
Ras­sis­mus und Faschis­mus ent­ge­gen­treten — damals wie heute
FFO_Nazis Niederlage
Nahezu genau 70 Jahre nach der Befreiung Frank­furts vom Nation­al­sozial­is­mus durch die Rote Armee wollen Neon­azis und Rassist*innen erneut ihre Het­ze gegen Geflüchtete ver­bre­it­en. Die Gruppe “Frankfurt/ Oder wehrt sich” organ­isiert bere­its zum drit­ten Mal eine ras­sis­tis­che Aktion in der Stadt.
Am 23.4.1945 zog die Rote Armee in die Stadt ein und been­dete die deutsche Bar­barei, für die sich bis zum bit­teren Ende Mil­lio­nen Deutsche einge­set­zt hat­ten. Für uns als Antifaschist*innen ist dieses Datum ein Grund zum Feiern — aber auch zum Kämpfen: 70 Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft sehen wir uns weit­er mit Ras­sis­mus, Unter­drück­ung und Men­schen­ver­ach­tung kon­fron­tiert. Lasst uns den Neon­azis am 25.4.2015 in Frank­furt (Oder) also zeigen, was wir von ihnen hal­ten! Die ras­sis­tis­chen Zustände in Frank­furt (Oder) müssen benan­nt und bekämpft werden!
Seit August ver­gan­genen Jahres gibt es in Frank­furt (Oder) eine organ­isierte ras­sis­tis­che Mobil­isierung. Anstoß gab eine ras­sis­tisch aufge­ladene Debat­te um ver­meintliche Dro­genkrim­i­nal­ität im Lenné-Park. Lokalme­di­en grif­f­en Gerüchte über deal­ende Schwarze Per­so­n­en ungeprüft auf und berichteten aus­giebig. Drama­tisierun­gen und „Flüchtlingsproblematik“-Rhetorik sorgten für weit­ere Panik. In dieser Dynamik entlud sich der All­t­agsras­sis­mus der Frankfurter*innen auf Face­book-Seit­en wie „Blaulichtre­port Frank­furt (Oder)“, „Bürg­er­wehr Frank­furt (Oder)“ oder “Frankfurt/Oder wehrt sich”. Für die im Auf­schwung befind­liche AfD ein gefun­denes Fressen. So erhielt sie bei den let­zten Land­tagswahlen knapp 20% der Frank­furter Stimmen.
Eine erste Demon­stra­tion am 17. Jan­u­ar mit knapp 250 Teil­nehmenden war der  Höhep­unkt der organ­isierten ras­sis­tis­chen Mobil­isierung in Frank­furt (Oder). Zwar versper­rten Block­aden dem Auf­marsch den Weg in die Innen­stadt und zwan­gen sie dazu, eine andere Route zu nehmen, doch kön­nen die Frank­furter Neon­azis das Ganze als Zwis­ch­en­er­folg ver­buchen, war es doch die erste erfol­gre­iche neon­azis­tis­che Demo in Frank­furt (Oder) seit 2007. Ange­zo­gen hat der Auf­marsch Neon­azi-Kad­er, Hooli­gans, Rock­er oder NPD’ler — darunter cir­ca 70 Frankfurter*innen. Erschreck­end war die Anzahl der vie­len jun­gen Men­schen, die sich wie selb­stver­ständlich voller Hass und Men­schen­ver­ach­tung in die Menge ein­fügten und beseelt von der Sehn­sucht nach ein­er „Volks­ge­mein­schaft“ bei den „Wir sind das Volk“-Rufen mit einstimmten.
Am 14. Feb­ru­ar fol­gte dann eine weit­ere Kundge­bung des ras­sis­tis­chen Mobs, zwar mit gerin­ger­er Beteili­gung und begleit­et von einem bre­it­en Protest und ein­er anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion des Bünd­niss­es “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)”, aber doch wurde Men­schen­ver­ach­tung auch an diesem Tag eine Bühne geboten.
Und auch wenn es ihnen durch eigenes Unver­mö­gen, ihren offen zur Schau getra­ge­nen Neon­azis­mus und man­gel­nde poli­tis­che Erfahrung bish­er nicht gelun­gen ist, das vorhan­dene ras­sis­tis­che Poten­zial gän­zlich auszuschöpfen und über einen Kreis aus befre­un­de­ten Neon­azis hin­auszukom­men, bedeutet dies keineswegs Ent­war­nung: die Rassist*innen stellen sowohl im All­t­ag als auch am 25.4. selb­st eine Bedro­hung für Ander­s­denk­ende dar. Als Beispiel sei an dieser Stelle auf einen ras­sis­tis­chen Über­griff auf eine Gruppe syrisch­er Geflüchteter am 21.3.2015 ver­wiesen; polizeibekan­nte Neon­azis belei­digten und ver­fol­gten sie zunächst gezielt, um sie dann mit Trit­ten und Schlä­gen zu verletzen.
Zudem ist davon auszuge­hen, dass die Grup­pierung um “Frankfurt/Oder wehrt sich” Unter­stützung von der Neon­azi-Bewe­gung “Der III. Weg” erhält. Dessen zen­trale Fig­ur in der Region und in Bran­den­burg, Maik Eminger, war bere­its auf bei­den vor­ange­gan­genen Neon­azi-Demon­stra­tio­nen als Red­ner in der Oder­stadt anwesend.
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(Anti-)Rassismus Geschichte & Gedenken

Rassistisches und Geschichtsrevisionistisches Workshopwochende im Hof Märkische Heide in Kirchmöser

Bund für Got­terken­nt­nis (Luden­dorff) e. V.

Der 1951 gegrün­dete „Bund für Got­terken­nt­nis (Luden­dorff) e. V“ hat cir­ca 250 Mit­glieder. Diese sind durch­schnit­tlich über 80 Jahre alt. Nur einige wenige Mit­glieder sind mit­tleren Alters, so waren beispiel­sweise am Work­shop­woch­enende in Kirch­mös­er (s. u.) auch min­destens eine Fam­i­lie mit Kind vor Ort. Inhaltlich geht es den Luden­dorf­fern um die Ver­mei­dung der Rasse­durch­mis­chung und den damit ein­herge­hen­den Tod des deutschen Volkes. Hier­bei liegt ihnen beson­ders die Erziehung der Kinder in ihrem Sinne am Herzen, was ihnen wieder­holt Ein­träge in den Ver­fas­sungss­chutzbericht des Lan­des Bran­den­burg brachte. Ihre Weltan­schau­ung wird in dem Vor­wort zu ihrem Buch „Die Juden­macht, ihr Wesen und Ende“ deutlich:

Seit im drit­ten Reiche der Abwehrkampf der Deutschen Rasse gegen das jüdis­che Volk in stren­gen Geset­zen seine Gewähr gefun­den, sehen wir daher mit Schreck­en, daß es Mil­lio­nen Deutsche gibt, die sich auch heute noch der trügerischen Hoff­nung hingeben, der Jude sei nun über­haupt nicht mehr eine Welt­ge­fahr. Indessen wühlt der Schlaue noch heute durch seine geheimen Kampf­scharen im Volke und wühlt erst recht in all den Völk­ern, in denen er noch herrscht, gegen unser kraftvoll wieder­aufer­standenes Deutsches Reich.“i.

Grund­lage für die Aus­rich­tung des Bun­des für Got­terken­nt­nis sind die Werke von Mathilde Luden­dorff. Es han­delt sich um ins­ge­samt zwölf Büch­er mit Titel wie „Selb­stschöp­fung“ oder „Der Men­sch und das große Wag­nis der Schöpfung“.

Zur inter­nen Schu­lung und zum Aus­tausch find­en regelmäßig Tre­f­fen der Mit­glieder statt. In ihrem Objekt in Kirch­mös­er gibt es jew­eils eine Früh­lings- und eine Herb­st­ta­gung sowie eine Weihnachtsfeier.

Der Hof Märkische Heide

Im Jahr 1999 erwarb der „Bund für Got­terken­nt­nis (Luden­dorff) e. V“ in Kirch­mös­er einen sanierungs­bedürfti­gen Hof. Ziel war es ein Ferien­dom­izil für die Mit­glieder zu schaf­fen. Die Arbeit­en in der Grän­ert­straße 15 zogen sich bis 2002 hin, ab dann war das Haus für Tagun­gen geöffnet. Diese dien­ten jedoch nur zur inter­nen Schu­lung der Mit­glieder, öffentlichkeitswirk­same Auftritte blieben aus. Die Ren­ovierungsar­beit­en gin­gen weit­er, sodass mit­tler­weile alle Gebäude­trak­te nutzbar sind. Es wurde ein großer Saal, eine Men­sa und zahlre­iche Gästez­im­mer geschaf­fen. Auf­grund des Man­gels an einem Pen­dant zum Hof Märkische Hei­de, find­en mit­tler­weile zahlre­iche Feiern von Ort­san­säs­si­gen (Hochzeit­en, Geburt­stage etc.) auf dem Gelände der Luden­dorf­fer statt.

Wolf­gang Peetz ver­wal­tet mit der Sem­i­nar- und Ferien­hof GmbH den Hof Märkische Hei­de für den „Bund für Got­terken­nt­nis (Luden­dorff) e. V“. Er selb­st ist, nach eigen­er Aus­sage, nicht Mit­glied im Bund. Es ist jedoch davon auszuge­hen, dass er die durch den Bund ver­bre­it­eten Ansicht­en teilt oder zu min­destens toleriert. Durch einige Aus­sagen sein­er­seits, kann er wohl eher dem Spek­trum der Reichs­bürg­er zuge­ord­net wer­den, denn er sieht Deutsch­land noch als beset­zt an. Des Weit­eren scheint sein Welt­bild durch ras­sis­tis­che und nation­al­is­tis­che Ansicht­en bes­timmt zu sein. Peetz hat in Kirch­mös­er Dorf gute Kon­tak­te und pflegt diese auch regelmäßig.

Tagung­spro­gramm

Für das Woch­enende vom 14. bis 15. März luden die Luden­dorf­fer mit­tels Fly­er zu einem Work­shop­woch­enende ein. Die Mobil­isierung der eige­nen Mit­glieder erfol­gte über interne Kanäle. Mit den Fly­ern, welche sowohl in Geschäften als auch in Briefkästen lagen, wurde das Ziel ver­fol­gt, sich den Bewohner_innen aus Kirch­mös­er und Bran­den­burg an der Hav­el zu öff­nen und sie zu den Ver­anstal­tun­gen der Luden­dorf­fern zu locken.

Das Tagung­spro­gramm fällt teil­weise schw­er zu analysieren, denn, sofern man nicht in den kru­den The­o­rien der Luden­dorf­fer ver­siert ist, haben Titel wie „Der Marx­is­mus – die kon­se­quenteste Ide­olo­gie des mech­a­nis­tis­chen Zeital­ters“ und „Wahn – über­all Wahn“ wenige Aus­sagekraft. Die Ref­er­entin für den zweit­ge­nan­nten Vor­trag war Gisa Pahl. Die studierte Recht­san­wältin ver­trat unter anderem zahlre­iche Neon­azis und neon­azis­tis­che Organ­i­sa­tio­nen vor Gericht: beispiel­sweise Udo Voigtii, Ralf Wohllebeniii und den Nationalen Wider­stand Dort­mundiv. Der Inhalt ihres Vor­trags ist nicht bekannt.

Anders ver­hält es sich mit „Guth­mannshausen – Gedenkstätte zur Erin­nerung an die zivilen Opfer des zweit­en Weltkrieges“. Guth­mannshausen liegt im Land­kreis Söm­mer­da im Bun­des­land Thürin­gen. Der Freis­taat verkaufte im Jahr 2011 das ehe­ma­lige Rit­tergut Guth­mannshausen an den Vere­in Gedächt­nis­stätte e.V. Dieser ist ide­ol­o­gisch und per­son­ell mit dem 2008 ver­bote­nen Organ­i­sa­tion Col­legium Humanum nahezu iden­tisch und kann fol­glich als recht­sex­trem eingestuft wer­den. Er wurde 1992 durch die Holo­caust-Leugner­in Ursu­la Haver­beck-Wet­zel gegrün­detv. Inhaltlich geht es Gedächt­nis­stätte e. V. darum eine Gedänkstätte für die „vergesse­nen Opfer“ des Zweit­en Weltkriegs zu schaf­fen. Zu diesen zählen auss­chließlich Deutsche, die durch Bomben, Ver­schlep­pung, Vertrei­bung und Gefan­genen­lager umgekom­men sindvi. Hier wird ver­sucht aus Täter_innen Opfer zu machen und die deutschen Kriegsver­brechen dadurch zu rel­a­tivieren. Dies geschieht ganz in der Tra­di­tion der Grün­derin des Vere­ins, welche den Holo­caus leugnet. In einem Ein­ladungss­chreiben vom aktuellen Vor­sitzen­den Klaus-Wol­fram Schiede­witz, der im Übri­gen auch an diesem Woch­enende in Kirch­mös­er referierte, wird deut­lich, welch­er Ide­olo­gie sich die Vere­ins­mit­glieder ver­schrieben haben:

Dazu gehört die Aufar­beitung der geschichtlichen Wahrheit eben­so wie die Erneuerung und Wieder­bele­bung unser­er ure­ige­nen Wertvorstel­lun­gen, zu denen vieles in unser­er heuti­gen mate­ri­al­isierten, egal­isieren­den Umwelt nicht passen will. Dies merken wir immer mehr, auch durch die unver­ant­wortliche Über­frem­dung Europas. Unsere Väter und Großväter sind dafür nicht in den Kampf gezo­gen und haben ihr Leben hingegeben. Die großen Opfer der Gen­er­a­tio­nen des 20. Jahrhun­derts dür­fen nicht umson­st gewe­sen sein. […] Der 8. Mai 1945 war ein Tag des Elends, der Qual, der Trauer und des Massen­mordes. Deutsch­land hat­te 6 Jahre lang im gewaltig­sten Krieg aller Zeit­en um die Exis­tenz gekämpft. Die Tapfer­keit und Opfer­bere­itschaft der Sol­dat­en, die Charak­ter­stärke und Uner­schüt­ter­lichkeit der Frauen und Män­ner im Bomben­hagel des alli­ierten Lufter­rors, die Trä­nen der Müt­ter, der Waisen, wer die Erin­nerung daran zuschan­den macht, lähmt unseren Willen zur Selb­st­be­haup­tung, daran soll­ten wir immer denken.“vii.

Ähn­lich kri­tisch ver­hält es sich mit dem Vor­trag am Son­ntag, der Titel lautet „Agnes Miegel – mehr als die „Mut­ter Ost­preußens“. Agnes Miegel (1879–1964) ist ein deutsche Schrift­stel­lerin, Jour­nal­istin und Bal­laden­dich­terin. Sie gehörte zu den­jeni­gen 88 Schriftsteller_innen die das soge­nan­nte „Gelöb­nis treuester Gefol­gschaft“ für Adolf Hitler unter­schrieben habenviii. Für ihr Engage­ment erhielt 1939 das Ehren­ze­ichen der Hitler­ju­gend und schlussendlich trat sie dann 1940 in die NSDAP einix. Die Ursache für ihren späten Ein­tritt begrün­det sie wie folgt:

Der Nation­al­sozial­is­mus trat erst in mein Leben, als er andere schon lange erfüllte. Das ist eine Schuld – und ich habe es gebüßt durch die vie­len inneren, nicht nur inneren Kämpfe, durch die ich dann in gedrängter Zeit gehen musste: […] Durch ein Hin­auszögern und ein Grauen dafür, mit mir Ungle­ichen als Gele­gen­heit­sjäger zu scheinen, ste­he ich ausser­halb der Partei, der ich nur durch den RDS [Reichsver­band des deutschen Schrift­tums] und die Volkswohlfahrt ange­höre. Vielle­icht ist dies, was ich als eine Art Busse für mein spätes Aufwachen anse­he, das Richtige für mich, vielle­icht wirkt mein Ein­stehn dann überzeu­gen­der auch auf Andere. Denn ich bin Nation­al­sozial­ist.x.

Nach dem Ende des Drit­ten Reich­es schrieb Agnes Miegel zu ihrem Engage­ment im Nation­al­sozial­is­mus: „Dies habe ich mit meinem Gott alleine abzu­machen und mit nie­mand son­st.xi. Eine Dis­tanzierung oder gar Reue sieht anders aus.

Durch die kurze Analyse der bei­den Vorträge kon­nte deut­lich gemacht wer­den, dass sich an diesem März­woch­enende Men­schen im Hof Märkische Hei­de getrof­fen haben, die ein deutschna­tionales, ras­sis­tis­ches und geschicht­sre­vi­sion­is­tis­ches Welt­bild haben.

Neben Agnes Miegel ging es am Son­ntag noch um PEGIDA. Es han­delte sich um eine Lesung, in der Karl-Heinz Requard Teile ein­er Textzusam­men­stel­lung von Dr. Gun­dolf Fuchs mit dem Titel „Die Pegi­da. Auf­schwung, Hemm­nisse und Gefahren sowie Weit­er­en­twick­lung“ vortrug. Requard war während der Umstel­lung auf die neue deutsche Rechtschrei­bung im Fokus der Presse, denn er engagierte sich mas­siv für den Erhalt der alten Sprachregelun­genxii. Er wurde für Juni 2013 auch als Ref­er­ent für die Gedächt­nis­stätte Guth­mannshausen angekündigtxiii. Der Autor des Textes, Dr. Gun­dolf Fuchs, war zeitweise im Vor­stand des Bun­des für Got­terken­nt­nis. Er pub­lizierte unter anderem in der Hauszeitschrift von Col­legium Humanum (2008 ver­boten) und in der neon­azis­tis­chen Zeitschrift „Recht und Wahrheit“xiv. Gemein­sam mit sein­er Frau Elke schrieben sie auch Texte für die Zeitschrift der Lude­norf­fer „Men­sch und Maß“, darin heißt es unter anderem, dass der „hit­lerische Anti­semitismus“ durch „jüdis­che Glaubens­mächte“ finanziert wor­den sei um dadurch den „reinen Gedanken der Volk­ser­hal­tung“ zu beschädi­genxv.

Zur inter­nen Ver­anstal­tun­gen kamen cir­ca 10 bis 15 Mit­glieder. Zur öffentlichen „Son­ntagsrunde“ waren noch einige Luden­dorf­fer anwe­send. Hinzu kamen neun Damen älteren Alters aus dem Dorf. Ob sie lediglich Auf­grund des bil­li­gen Kaf­fees und Kuchens kamen oder ein wirk­lich­es Inter­esse am The­ma hat­ten, kann nicht sich­er beurteilt wer­den. Ins­ge­samt waren 19 Per­so­n­en vor Ort.

Gegen­protest

Der Bürg­ervere­in Pro Kirch­mös­er und die evan­ge­lis­che Kirche luden zu einem Flohmarkt mit anschließen­dem Fachvor­trag zum The­ma PEGIDA ein. Als Ref­er­enten gelang es den Organisator_innen Dirk Wilk­ing vom Mobilen Beratung­steam zu gewin­nen. Nach einem kurzen Inputvor­trag zum Bund für Got­terken­nt­nis wandte er sich dem kom­plex­en The­men­bere­ich von PEGIDA zu. Anhand zahlre­ich­er Bilder illus­tri­erte er deut­lich, dass der lokale Ableger von PEGIDA, die BraMM, Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit & Mitbes­tim­mung, eine von Neon­azis dominierte Ver­anstal­tung ist. Zwar sind die Organisator_innen dieser nicht zwin­gend dem neon­azis­tis­chen Spek­trum zuzuord­nen, aber die Teilnehmer_innen der Spaziergänge sind mehrheitlich Neon­azis. Danach wandte sich Wilk­ing PEGIDA in Dres­den zu und analysierte kurz die dor­ti­gen Teilnehmer_innen. Im Anschluss disku­tierten die rund 20 Zuhörer_innen gemein­sam mit Wilk­ing inten­siv über ver­schiedene Aspek­te von PEGIDA. Nach cir­ca zwei Stun­den war die Ver­anstal­tung dann beendet.

Richtig­stel­lung
Ursprünglich hat­ten wir geschrieben, dass Wolf­gang Peetz in der Ver­anstal­tung am Sam­stag vor Ort war und durch Zwis­chen­rufe auffiel. Hier­bei han­delte es sich jedoch um eine Ver­wech­selung. Peetz schaute nur kurz in die Kirche hinein und ging dann ohne Kom­men­tar. Für diesen Fehler möcht­en wir uns in aller Form entschuldigen.

Bund für Got­terken­nt­nis – Ein Teil von Kirchmöser/Brandenburg an der Havel?

Wie durch zahlre­iche Gespräche und State­ments am Sam­stag deut­lich wurde, wird der Hof regelmäßig für Fam­i­lie- und Fir­men­feiern von Kirchmöseraner_innen gebucht. Ursache hier­für sei der Man­gel an Alternativen.

Des Weit­eren wird der Hof Märkische Hei­de auf der Inter­net­präsenz der Stadt­mar­ket­ing- und Touris­mus­ge­sellschaft Bran­den­burg an der Hav­el min­destens seit dem Jahr 2011 bewor­benxvi. Dies ist beson­ders kri­tisch zu sehen, da der „Bund für Got­terken­nt­nis (Luden­dorff) e. V“ regelmäßig im Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzbericht auf­taucht und dort ein­deutig als ras­sis­tisch und anti­semi­tisch charak­ter­isiert wirdxvii. Des Weit­eren gab es erst im Jahr 2011 einen Skan­dal wegen der Unter­bringung von Kanut_innen aus Griechen­land, Tune­sien, Argen­tinien und der Schweiz im Hofxvi­ii. Auch auf anderen Inter­net­präsen­zen wird der Hof als Über­nach­tungsmöglichkeit bewor­benxix. Kurios ist jedoch, dass Laut einem Artikel der MAZ vom 11. August 2011 die Bewer­bung des Hofes von der Stadt­mar­ket­ing- und Touris­mus­seite gelöscht wurdexx.

Die Bürg­er­schaft in Kirch­mös­er sollte in der Zukun­ft inten­siv disku­tieren, ob es weit­er­hin sin­nvoll ist durch Fam­i­lien­feiern den „Bund für Got­terken­nt­nis (Luden­dorff) e. V“ beziehungsweise die GmbH mit dem Ver­wal­ter Wolf­gang Peetz finanziell zu unter­stützen oder ob es nicht möglich ist einen alter­na­tiv­en Ver­anstal­tungsraum zu schaffen.

ludendorff-programm

i https://archive.org/stream/DieJudenmacht-IhrWesenUndEnde/LudendorffErichUndMathilde-DieJudenmacht-ihrWesenUndEndeLudendorffsVerlag1939FarbigerDeckel#page/n11/mode/2up
ii http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/pahl-gisa
iii Robert Bon­gen, Nils Cas­jens, Sebas­t­ian Hei­del­berg­er: „Neue Hin­weise auf NSU-Kon­tak­te nach Ham­burg“. Panora­ma 3 Nr. 34 vom 3. Sep­tem­ber 2013
iv Ver­fas­sungss­chutzbericht Ham­burg 2012, 179ff.; Ver­fas­sungss­chutzbericht 2010, 182ff.
v https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com/2014/08/01/geschichtsrevisionischtes-denkmal-in-guthmannshausen/
vi http://www.verein-gedaechtnisstaette.de/fileadmin/user_upload/Gedaechtnisstaette.pdf, Seite 8.
vii Ein­ladungss­chreiben zum ersten Vor­tragswoch­enende (17.–18.09.2011) von Gedächt­nis­stätte e. V. an seine Spender_innen, Mit­glieder und Freund_innen; laut Datum ver­fasst am 24.08.2011.
viii Ernst Klee, Das Kul­turlexikon zum Drit­ten Reich. Wer war was vor und nach 1995, 2007, 409.
ix Ernst Klee, Das Kul­turlexikon zum Drit­ten Reich. Wer war was vor und nach 1995, 2007, 409.
x http://www.muenster.de/stadt/strassennamen/agnes-miegel-strasse.html
xi Junge Welt, 19. März 2009, 3.
xii http://deutschesprachwelt.de/sprachwahrer/lobreden.shtml#Requard
xiii Blick nach Rechts, 25.02.2013.
xiv Blick nach Rechts, 25.02.2013.
xv Taz, 05.04.2010.
xvi http://www.tagesspiegel.de/berlin/paddeln-im-braunen-sumpf/4477502.html;http://stg-brandenburg.de/Suche_nach_Ausstattung/show/1464.html
xvii http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de/cms/detail.php/lbm1.c.342274.de
xvi­ii http://www.tagesspiegel.de/berlin/paddeln-im-braunen-sumpf/4477502.html
xix http://www.musik-foto-service.de/seite13.html;http://www.zur-reise.de/index.php?option=com_content&view=article&id=644&Itemid=840
xx http://www.genios.de/presse-archiv/artikel/MAER/20110811/ludendorffer-geloescht-rechtsextrem/201108113008847.html
Inforiot