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Maskenball statt Corona-Leugner

Weltweit bedro­ht das Coro­n­avirus Men­schen und die Gesund­heitssys­teme. Es wer­den weltweit Maß­nah­men ergrif­f­en, um die Schwäch­sten der Gesellschaft zu schützen und die Fol­gen der Eindäm­mungs­maß­nah­men abzu­mildern. Wir sind sol­i­darisch mit den Men­schen, die zu den Risiko­grup­pen gehören. Wir sind sol­i­darisch mit den Beschäftigten, die im Kranken­haus jeden Tag um die Gesund­heit aller Covid19-Patient*innen kämpfen. Wir sind sol­i­darisch mit den­jeni­gen, deren Exis­tenz durch die Ein­schränkun­gen bedro­ht ist. Die sozialen und wirtschaftlichen Ver­w­er­fun­gen sind enorm – in Polen, in Deutsch­land, genau­so wie in vie­len anderen Län­dern der Welt. Ger­ade deshalb braucht es Sol­i­dar­ität, die über unsere Gren­zen hinausreicht!

Wir tra­gen Masken, denn sie schützt uns und unsere Mit­men­schen. Wir hal­ten Abstand, denn wir wollen helfen, das Virus einzudäm­men. Die Mehrheit der Bürger*innen in Frank­furt (Oder) und Słu­bice und weltweit zeigen jeden Tag dieses sol­i­darische Ver­hal­ten und unter­stützen im Grund­satz die ergrif­f­e­nen Eindäm­mungs­maß­nah­men der Staaten.

Die Coro­na-Pan­demie ver­langt uns allen viel ab. Aber unsere Antwort sollte Sol­i­dar­ität laut­en. Wir sagen Nein! zu Angst­macherei, Falschbe­haup­tun­gen, Rück­sicht­slosigkeit und Ver­schwörungsmythen. Wir sagen Nein! zu Anti­semitismus, der Ver­höh­nung der Opfer des Nation­al­sozial­is­mus und zur Ver­harm­lo­sung von Dik­taturen, die sich mit Kri­tik an den Maß­nah­men­verbinden. Die Dop­pel­stadt Frank­furt (Oder) — Słu­bice darf nicht als Kulisse miss­braucht wer­den von Men­schen, die die Maß­nah­men kri­tisieren und gemein­sam mit Reichsbürger*innen und Rechtsextremist*innen auf unseren Straßen laufen.

Frei­heit ist kein Recht auf Rück­sicht­slosigkeit gegenüber Men­schen, die unsere Rück­sicht und Sol­i­dar­ität brauchen.

Deshalb rufen wir unter dem Mot­to „Sol­i­dar­ität statt Rück­sicht­slosigkeit – Masken­ball statt Coro­na-Leugn­er!“ zur Demon­stra­tion am Sam­stag den 28.11.2020 12:30 Bahn­hof Frank­furt (Oder) auf.

Wir möcht­en sich­er und sol­i­darisch demon­stri­eren. Tragt Maske und hal­tet Abstand!

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Verschwörungsideologie

Eine kleine Chronologie zu Horst Mahler

Am Dien­stag den 27. Okto­ber 2020 wurde Horst Mahler aus der JVA Bran­den­burg an der Hav­el ent­lassen. Der Anti­semit und Shoaleugn­er Horst Mahler war seit 2009 in der JVA Bran­den­burg an der Hav­el inhaftiert.  Die Freilas­sung nehmen wir zum Anlass eine kleine Chronik mit eini­gen aus­gewählten Ereignis­sen um Horst Mahler von 1998 bis heute zu veröf­fentlichen.  Die Chronik spiegelt viele, gewiss aber nicht alle, Geschehnisse wieder. Daher erheben wir hier keinen Anspruch auf Voll­ständigkeit, wollen den­noch einen bre­it­eren Überblick ermöglichen.

Horst Mahler oder mit voll­ständi­gen Namen Horst Wern­er Dieter Mahler wurde am 23. Jan­u­ar 1936 in Hay­nau (Nieder­schle­sien) geboren. Er war Mit­glied der SPD und des Sozial­is­tis­chen Deutschen Stu­den­ten­bun­des (SDS). Als Mit­be­grün­der des Sozial­is­tis­chen Anwalt­skollek­tivs ver­trat er viele Aktivist*Innen der Stu­den­ten­be­we­gung, darunter auch spätere Mit­glieder der „Rote Armee Frak­tion“. Im Jahr 1970 wird Mahler Mit­be­grün­der der RAF und im gle­ichen Jahr auch noch ver­haftet und anschließend zu 14 Jahren Frei­heitsstrafe u. a. wegen Bankraubs verurteilt. Horst Mahler ist seit Ende der 1990er Jahre im recht­sradikalen Milieu aktiv. So war er Mit­glied der NPD und ver­trat die Partei auch im Ver­botsver­fahren, welch­es 2003 scheit­erte.  Um die 2000er war Mahler ein­er der Köpfe des „Deutschen Kol­legs“.  Wegen ver­schieden­er Delik­te, darunter ver­fas­sungswidrige Betä­ti­gung, Shoaver­leug­nung, Mord- und Gewal­tan­dro­hun­gen sowie anti­semi­tis­che und neon­azis­tis­che Äußerun­gen wurde Mahler zu Geld- und Frei­heitsstrafen verurteilt. Von Mai 2006 an befand sich Mahler mit ein­er Unter­brechung vom Juli 2015 bis Mai 2017 in Haft. Horst Mahler war auf­grund der Nähe zu seinem Wohnort in Klein­mach­now, sein­er let­zten Meldead­resse vor der Inhaftierung, in der JVA Bran­den­burg an der Hav­el inhaftiert. Mahler ist ein Anti­semit, der auch unter Reichsbürger*Innen mit seinen The­sen und Behaup­tun­gen viel Anse­hen genießt. Mahler trat mit dem „Deutschen Kol­leg“ für die Errich­tung eines „4. Reich­es“ ein. Des Weit­eren sieht er den Tag der bedin­gungslosen Kapit­u­la­tion der Wehrma­cht als den Tag des let­zten in Deutsch­land gülti­gen Rechts­stands. Laut Mahler arbeit­en die Juden „bewusst an der Zer­set­zung der Volks­geis­ter und erstreben die Herrschaft über die Völk­er“. Deshalb seien, so Mahler, „auch die Pro­tokolle der Weisen von Zion – auch wenn es sich dabei um eine Fälschung han­delt – authen­tis­che Zeug­nisse des jüdis­chen Geistes“.

1998: Im Jahr 1998 ist Mahler ein­er der Mit­be­grün­der der deutschna­tionalen Bürg­er­be­we­gung „Für Unser Land“. Diese ruft alle Deutschen auf, sich ihr anzuschließen, „damit Deutsch­land deutsch bleibt.“ Er ver­anstal­tete zusam­men mit anderen Funk­tionär en des Bun­des freier Bürg­er Mon­tags­demon­stra­tio­nen unter anderem gegen das geplante Holo­caust-Mah­n­mal  in Berlin und in Frankfurt/Main. (Antifa Infoblatt 22. Sep­tem­ber 1999, Antifa Infoblatt  10. April 2003)

1999: Mahler tritt dem „Deutschen Kol­leg“ bei. Das „Deutsche Kol­leg“ ent­stand 1994 aus dem Lesekreis Berlin der „Jun­gen Frei­heit“. Die „Junge Frei­heit“ gilt als Pub­lika­tion der sog. Neuen Recht­en. Das „Deutsche Kol­leg“ radikalisiert sich mit dem Beitritt Mahlers, der seit­dem mehrfach mit anti­semi­tis­chen Äußerun­gen auf­fällt. (MAZ 26.7.2003)

2000: Mahler pub­liziert im Okto­ber 2000 ein Pam­phlet mit dem Titel „Aus­ru­fung des Auf­s­tandes der Anständi­gen“.  In diesem fordert Mahler unter anderem  das Ver­bot der jüdis­chen Gemein­den in Deutsch­land, die Ausweisung aller Asyl­be­wer­ber, „aller arbeit­s­los gewor­de­nen Aus­län­der“ und einige weit­ere Maß­nah­men ähn­lich­er Art.

Am 12. August 2000 tritt Mahler in die NPD ein. In sein­er Presseerk­lärung dazu heißt es, dass  er das Grundge­setz für ein „Pro­vi­so­ri­um für die Über­gangszeit bis zur Wieder­her­stel­lung der Hand­lungs­fähigkeit des Deutschen Reich­es“ hält.

Zusam­men mit Franz Schön­hu­ber veröf­fentlichte Mahler im Jahr 2000 das Buch „Schluß mit dem deutschen Selbsthaß“.

2001: Ab 2001 bis 2003 ver­tritt Mahler die NPD vor dem Bun­desver­fas­sungs­gericht, als die Bun­desregierung erfol­g­los ver­sucht, ein Ver­bot der NPD zu erre­ichen. Seine Schrift­sätze an das Gericht beste­hen großen­teils aus ide­ol­o­gis­chen Textpas­sagen unter­schiedlich­er Herkunft.

2002: Mit der Bil­li­gung Mahlers wird im Sep­tem­ber 2002 in der NPD Parteizen­trale in Berlin-Köpenick ein Schrift­stück an Journalist*Innen verteilt. In diesem wird der Hass gegen Juden als „untrüglich­es Zeichen eines intak­ten spir­ituellen Immun­sys­tems“ beze­ich­net. (MAZ 26.7.2003)

2003: Horst Mahler wird im Juli eine Behör­den­ver­fü­gung zugestellt, die ihn dazu verpflichtet, seinen Pass sowie Per­son­alausweis umge­hend auszuhändi­gen. Das ganze geschieht, weil Mahler eine Pro­voka­tion­sreise in das nation­al­sozial­is­tis­che Ver­nich­tungslager Auschwitz-Birke­nau nach Polen plante. Nach Erken­nt­nis­sen mehrerer Ver­fas­sungss­chutzbe­hör­den hat­te er  mit Gesin­nungs­fre­un­den beab­sichtigt, in der kom­menden Woche in Auschwitz den Holo­caust an sechs Mil­lio­nen Juden öffentlich zu leug­nen.  Erst vor Tagen habe ein recht­sex­tremes Vorauskom­man­do Gaskam­mern in Auschwitz ver­messen sowie Film- und Fotoauf­nah­men gemacht. Die Dat­en und Bilder soll­ten offen­bar als Beleg für die Behaup­tung her­hal­ten, dass die Nazi-Ver­brechen ein weit gerin­geres Aus­maß hat­ten, als die Geschichts­forschung nachgewiesen hat.  Im Mai waren Mahlers Pläne den Ver­fas­sungss­chützern bekan­nt gewor­den — im Umkreis des neon­azis­tis­chen Intellek­tuellen-Zirkels “Deutsches Kol­leg”, in dem der 67-Jährige den Ton angibt. Vor zwei Wochen zuvor deutete sich zudem an, dass Medi­en die Pro­voka­tio­nen öffentlichkeitswirk­sam ver­bre­it­en soll­ten. Details sind nicht bekan­nt. Das “Deutsche Kol­leg” beste­ht aus 40 bis 50 Mit­gliedern, die das Dritte Reich — beson­ders den Anti­semitismus — ver­her­rlichen. Unter Sicher­heit­sex­perten gilt es als “intellek­tuelle Speer­spitze des deutschen Recht­sex­trem­is­mus”. (MAZ 26.7.2003)

Im Som­mer 2003 zele­bri­eren Shoaleugner*Innen unter Führung von Horst Mahler den “Auf­s­tand für die Wahrheit auf der Wart­burg”. Auf mit­ge­bracht­en Plakat­en waren Losun­gen wie “Den Holo­caust gab es nicht” oder “Die Wahrheit siegt” zu lesen.  (Mut gegen rechte Gewalt 19. Dezem­ber 2008)

Mahler grün­det im Novem­ber 2003 den Vere­in zur Reha­bil­i­tierung der wegen Bestre­it­ens des Holo­caust Ver­fol­gten, dem neben ihm selb­st eine Rei­he bekan­nter Holo­caustleugn­er angehörten.

2004: Als Mit­be­grün­der des recht­sradikalen „Deutschen Kol­legs“ ste­ht Mahler mit Rein­hold Ober­lercher und Uwe Mee­nen wegen Volksver­het­zung im Feb­ru­ar 2004 vor dem Landgericht Berlin. Der Grund dafür ist das im Okto­ber 2000 pub­lizierte Pam­phlet „Aus­ru­fung des Auf­s­tandes der Anständigen“.

Mahler wird 2004 vom Amts­gericht Tier­garten am 8. April ein vor­läu­figes Berufsver­bot erteilt, weil er während des Prozess­es den Richtern, den Schöf­fen und dem Staat­san­walt die Todesstrafe nach dem Reichsstrafge­set­zbuch ange­dro­ht hat und im Gericht anti­semi­tis­che Äußerun­gen getätigt hat. Im Übri­gen gin­gen ähn­liche Todes­dro­hun­gen an die Abge­ord­neten des Deutschen Bun­destages und zwei Recht­san­wälte der Partei Bünd­nis 90/Die Grü­nen. Wegen der im Prozess geäußerten anti­semi­tis­chen Kom­mentaren erhob die Staat­san­waltschaft erneut Anklage. Das Landgericht ord­nete in diesem Prozess auch die psy­chi­a­trische Begutach­tung Mahlers durch einen Sachver­ständi­gen an. Schließlich wurde er zu ein­er Frei­heitsstrafe von neun Monat­en verurteilt.

Am 11. Sep­tem­ber fand in Klein­mach­now bei Pots­dam eine Antifade­mo unter dem Mot­to “Wenn die Antifa 3x klingelt…Wir machen auch Haus­be­suche!” gegen Horst Mahler statt, bei der gegen den dort leben­den Neon­azi und Anti­semiten protestiert wurde. Zuvor  kur­sierten zwei Aufrufe aus dem neon­azis­tis­chen Spek­trum, in dem gegen die Antifaak­tion mobil gemacht wurde. In Klein­mach­now selb­st verteil­ten “Fre­unde von Horst Mahler” Flug­blät­ter in Briefkästen, in dem zu ein­er Gegenkundge­bung aufgerufen wurde. An der Demo beteiligten sich rund 130 Autonome Antifas. Neben der Polizei waren auch einige Neon­azis anwe­send. Ihre Haup­tauf­gabe sahen die ver­sam­melten Nazikam­er­aden im Schutz des Haus­es von Mahler sowie der Beobach­tung unser­er Antifa Aktion. Viele Anti-Antifa-Aktivis­ten aus Berlin und Bran­den­burg wur­den gesichtet, und auch des Platzes ver­wiesen. Kurz vor Schluss der Demon­stra­tion kam es zu Rangeleien der Demon­stra­tion mit der Polizei, da sich die ver­sam­melten Polizeibeamten nicht in der Lage sahen die Neon­azi zügig aus unserem Weg zu räu­men. Anzeigen wur­den nicht angenom­men, Holo­caustleugn­er kon­nte lau­thals agieren wie sie woll­ten und die Neon­azis kon­nten immer schön ver­mummt ihre Gelän­de­spiele vollführen. (Infori­ot  10. Sep­tem­ber 2004, Infori­ot 13. Sep­tem­ber 2004)

Das Front­trans­par­ent der Antifade­mo in Klein­mach­now 2004, Quelle: Indymedia

2005: Im Juni 2005 tauchen in Berlin­er S‑Bahnen Flugzettel auf, in denen vom „Deutsche Kol­leg“ um den Shoaleugn­er Horst Mahler zum Besuch des „ersten Bernauer Auss­chwitz-Prozess­es“ aufgerufen wurde auf. (Autonome Jugen­dan­tifa Bernau 30. Juni 2005)

Der Klein­mach­now­er SPD-Land­tagsab­ge­ord­nete Jens Klocksin ver­langt in ein­er Kleinen Anfrage an die Lan­desregierung die Bew­er­tung der Aktiv­itäten des Net­zw­erkes “Die Reichs­bürg­er­be­we­gung zur Befreiung Deutsch­lands”. Die Bewe­gung erstelle und verteile nach eige­nen Angaben alle vier bis sechs Wochen Flug­blät­ter, Aufk­le­ber und Plakate mit recht­sex­tremem und aus­län­der­feindlichem Gedankengut. Sie betreibt  recht­sex­treme Has­spro­pa­gan­da gegen Demokrat*Innen, Christ*Innen, Jüdinnen*Juden und Ausländ*Innen. Die Post­wurf­sendun­gen erre­ichen Haushalte in Berlin und Bran­den­burg, auch in der Region Tel­tow. Presserechtlich ver­ant­wortlich zeich­net der Recht­sex­treme Horst Mahler aus Klein­mach­now. (PNN 2. Feb­ru­ar 2005)

2006: Horst Mahler wird im Jan­u­ar 2006 für sechs Monate der Reisep­a­ss von den bran­den­bur­gis­chen Behör­den  ent­zo­gen. Dies geschieht um Mahlers Teil­nahme an der Teheran­er Holo­caustleugn­er-Kon­ferenz (11./12. Dezem­ber 2006) zu ver­hin­dern.  Das Innen­min­is­teri­um begrün­det dies damit, dass Mahler mit erneuten anti­semi­tis­chen Äußerun­gen auf dieser Kon­ferenz das Anse­hen der BRD erhe­blich beschädi­gen kön­nte. (PNN 27. Feb­ru­ar 2006, Berlin­er Zeitung 27. Jan­u­ar 2006)

2007: Mahler begrüßt bei einem Inter­view im Sep­tem­ber 2007 für die Zeitschrift „Van­i­ty Fair“ den Reporter M. Fried­man mit den Worten „Heil Hitler, Herr Fried­man“ und im weit­eren Gesprächsver­lauf leugnet er die Shoa. (Focus Online 22. Juli 2008, Van­i­ty Fair Novem­ber 2007)
Am 23. Novem­ber berichtet die Süd­deutsche Zeitung, dass Mahler ein Ein­schreiben an den Bürg­er­meis­ter von Ebers­berg, seinem Wohnort, schickt. Im Schreiben leugnet er die Shoa und ver­her­rlicht den Nation­al­sozial­is­mus. (Süd­deutsche Zeitung 23. Novem­ber 2007)

2008: Der im Novem­ber 2003 gegrün­dete Vere­in Mahlers wird als ver­fas­sungs­feindlich ver­boten. Der „Vere­in zur Reha­bil­i­tierung der wegen Bestre­it­ens des Holo­caust Ver­fol­gten“, dem neben ihm selb­st eine Rei­he bekan­nter Holo­caustleugn­er ange­hörten ist damit Geschichte.

Mahler wird wegen Volksver­het­zung und Belei­di­gung zu 10 Monat­en Frei­heitsstrafe ohne Bewährung vom Amts­gericht Erd­ing verurteilt. Grund für die Verurteilung sind die Äußerun­gen im Inter­view mit M. Fried­man im Sep­tem­ber 2007.

Am 22. Juli wird Mahler am Landgericht Cot­tbus zu 11 Monat­en Frei­heitsstrafe ohne Bewährung verurteilt. Am 15. Novem­ber 2006  bei seinem Haf­tantritt zeigte Mahler nach Polizeiangaben den Hit­ler­gruß und rief seinen ca. 35 Anhän­gerIn­nen „Heil“ zu.

2009: Mahler wird am Landgericht München II am 25. Feb­ru­ar 2009 zu sechs Jahren Frei­heitsstrafe verurteilt. Er strebte diesen Prozess an um ihn für seine poli­tis­chen Zwecke zu instru­men­tal­isieren und so sagt Mahler am 12. Jan­u­ar 2009 bei der Eröff­nung zum Richter „Ich sitze hier, weil ich hier sitzen will.“ Kurz darauf leugnet er erneut die Shoa. Zuvor hat er Strafanzeige gegen sich selb­st erstat­tet. (Süddeutsche.de 17. Mai 2010)

Am 11. März 2009 wird er vom Landgericht Pots­dam zu zwei Jahren und zehn Monat­en Frei­heitsstrafe wegen Volksver­het­zung in 15 Fällen verurteilt. Das Urteil wird unter Ein­beziehung der Urteile vom 20. Jan­u­ar 2005 vom Landgericht Ham­burg und des vom 9. Sep­tem­ber 2002 vom Amts­gericht Mainz, bei denen er zu zwei Jahren und vier Monat­en verurteilt wor­den war, gefällt. Mit der Verurteilung vom Lan­des­gericht München II vom Feb­ru­ar 2009 ist Mahler ins­ge­samt zu zwölf Jahren Frei­heitsstrafe verurteilt worden.

Im Juli 2009 wird Mahler von der Anwalt­skam­mer Berlin die Zulas­sung ent­zo­gen. (n‑tv  19. 08.2009)

2011: Am 26. März 2011 sind 200 bis 250 Neon­azis vor der JVA Bran­den­burg an der Hav­el auf­marschiert um sich mit dem dort inhaftierten Shoaleugn­er  Horst Mahler zu sol­i­darisieren. Im Gegen­satz zur Mobil­isierung der Neon­azis, die mit zwei Straßen­bah­nen, einem Reise­bus und zahlre­ichen Pkws anreis­ten, blieb der antifaschis­tis­che Protest eher ver­hal­ten. Zu ein­er Gegen­ver­anstal­tung an der Straßen­bahn­hal­testelle „Askle­pios Klinik“ ver­sam­melten sich nach umfan­gre­ichen Vorkon­trollen inklu­sive Iden­titäts­fest­stel­lung ger­ade ein­mal 20 Men­schen, die den Aufrufen des Antifaschis­tis­chen Net­zw­erkes [AFN], des VVN-BdA sowie der Gew­erkschaften gefol­gt waren. Die Stadt Bran­den­burg an der Hav­el oder die sagenum­wobene „Zivilge­sellschaft“ hat­ten hinge­gen nicht den Weg zur Gegen­ver­anstal­tung gefun­den. Auch auf eine Ali­biver­anstal­tung fern ab des Geschehens wur­den in diesem Jahr kom­plett verzichtet.  Der Auf­marsch der Neon­azis war von dem eben­falls wegen Leug­nung der Shoa vorbe­straften Kevin Käther sowie dem neon­azis­tis­chen Anwalt Wol­fram Narath ini­ti­iert wor­den und lock­te auch inter­na­tionale Pro­tag­o­nis­ten dieses Milieus, z.B. aus Frankre­ich, an. Daneben sol­i­darisierten sich aber auch Ange­hörige so genan­nter „Freier Kräfte“ aus Berlin und Bran­den­burg mit der Ver­anstal­tung und ihrer Forderung nach der Freilas­sung Mahlers aus der Strafhaft sowie der Abschaf­fung des § 130 (Volksver­het­zung), StGB. Weit­er­hin vertreten waren auch lokale Größen der NPD, wie Michel Müller, der im Kreistag vom Havel­land sitzt, und Maik Schnei­der, ehem. Abge­ord­neter im Kreistag Havel­land sowie in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Nauen. In Rede­beiträ­gen, auf Ban­nern und Papp­schildern wurde dabei Mahlers Verurteilung wegen Ver­leug­nung der Shoa, für die er als Wieder­hol­ungstäter ein­mal mehr ein­sitzt, als „Gesin­nungsjus­tiz“ deklar­i­ert, die ange­blich das Grun­drecht auf Mei­n­ungs­frei­heit unter­gräbt. (Antifaschis­tis­ches Net­zw­erk Bran­den­burg – Prem­nitz – Rathenow 27. März 2011)

Ein Flyer/Aufkleber bei der Demon­stra­tion für Horst Mahler 2011 in Bran­den­burg an der Havel

 

Den 200 bis 250 Neon­azis stell­ten sich ger­ade mal 20 Antifaschist*Innen ent­ge­gen, Quelle: AFN

2012: Von Novem­ber 2012 bis März 2013 schreibt Mahler auf einem Com­put­er im Gefäng­nis ein Werk unter dem Titel „Das Ende der Wan­der­schaft – Gedanken über Gilad Atz­mon und die Juden­heit“. Der mehr als 200 Seit­en umfassende anti­semi­tis­che Text in dem Mahler sich in seinen The­sen auf den jüdis­chen Israelkri­tik­er Gilad Atz­mon bezieht,  wird beschlagnahmt und Mahlers Kon­tak­te nach Außen strenger kon­trol­liert, nach­dem Teile des Textes im Inter­net auf der Seite „Alter­me­dia“ veröf­fentlicht wurde. (Berlin­er Zeitung 7. Juni 2017, Der Spiegel Nr. 30, 2013)

2014: Die Staat­san­waltschaft Cot­tbus erhebt im Mai 2014 Anklage wegen Volksver­het­zung gegen Mahler auf­grund des Textes „Das Ende der Wan­der­schaft – Gedanken über Gilad Atz­mon und die Juden­heit“. (welt.de 22. August 2013)

Am 26. Okto­ber 2014 ver­anstal­tete das Neon­azi-Net­zw­erk „Gefan­genen­hil­fe“ (GH) in Bran­den­burg an der Hav­el auf dem Neustädtis­chen Markt eine Kundge­bung zu der um die 70 Neon­azis kamen. Das Mot­to der Kundge­bung, die von der NPD Hav­el-Nuthe angemeldet wor­den war, lautete „Sol­i­dar­ität gegen staatliche Repres­sion“. Unter anderem war Maik Eminger, Zwill­ings­brud­er des Mitangeklagten im NSU-Prozess, André Eminger, vor Ort. Die „GH“ war zum ersten Mal 2012 öffentlich mit ihrem ersten Ein­trag auf ihrer Web­seite im April 2012 aufge­fall­en. Sieben Monate zuvor war die  „Hil­f­sor­gan­i­sa­tion für nationale poli­tis­che Gefan­gene“ (HNG) ver­boten wor­den. Die „GH“ betonte immer wieder, dass sie nicht die Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tion der „HNG“ sei, den­noch über­nahm sie größ­ten­teils deren Arbeit, baute aber ihre Struk­turen anders auf um das staatliche Vorge­hen gegen die neu gegrün­dete „GH“ zu erschw­eren. So hat­te die „GH“ ihren Sitz in Schwe­den, ließ sich dort ins schwedis­che Vere­in­sreg­is­ter ein­tra­gen und eröffnete dort auch ihre Bankkon­ten. Das ganze wurde möglich durch den in Skan­di­navien leben­den  Stephan G. Maik Eminger, der langjähriger Vor­sitzen­der der „Jun­gen Nation­aldemokrat­en“ (JN) Pots­dam hielt die erste Rede, nach dieser fol­gte eine Rede vom Vor­sitzen­den der Bran­den­burg­er JN Pierre Dorn­brach woraufhin ein Rede­beitrag von einem Red­ner der Partei „Der drit­ten Weg“ fol­gte. Cir­ca 100 Men­schen stell­ten sich den Neon­azis ent­ge­gen. Zu Gege­nak­tio­nen aufgerufen hat­ten die „Koor­dinierungs­gruppe für Demokratie und Tol­er­anz“ sowie die Linksju­gend sol­id. (Die Zeit 26. Okto­ber 2014)

Eines der Trans­par­ente der Neon­azis bei der Kundge­bung 2014 auf dem Neustädtis­chen Markt, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

2015: Die Staat­san­waltschaft Pots­dam gewährte Mahler auf­grund seines schlecht­en Gesund­heit­szu­s­tandes eine Haf­tun­ter­brechung im Juli 2015. Auf­grund ein­er schw­eren Infek­tion und deren Fol­gen muss ihm der linke Unter­schenkel amputiert wer­den. Daraufhin entwick­elt Mahler eine schwere Sep­sis und befind­et sich in einem akut lebens­bedrohlichen Zus­tand und wird daher vom Gefäng­niskranken­haus auf die Inten­sivs­ta­tion den Städtis­chen Klinikums Bran­den­burg an der Hav­el ver­legt. Im August 2015 verbesserte sich der Gesund­heit­szu­s­tand soweit, dass er eine Reha­bil­i­ta­tion plante. Die Strafvoll­streck­ungskam­mer des Landgerichts Pots­dam entsch­ied daraufhin im Sep­tem­ber 2015, dass Mahler nach der Ver­büßung von zwei Drit­tel der Haft­strafe auf Bewährung freikom­men soll. Das Ober­lan­des­gericht Bran­den­burg hob die Aus­set­zung der Strafe zur Bewährung nach ein­er Beschw­erde der Staat­san­waltschaft München II wieder auf. Sowohl die JVA als auch die Staat­san­waltschaft sprachen sich gegen die vorzeit­ige Ent­las­sung aus, da weit­ere Straftat­en zu erwarten seien und Mahler eine „ver­fes­tigte krim­inelle Per­sön­lichkeitsstruk­tur“ aufweise. Dieser Auf­fas­sung fol­gte das Ober­lan­des­gericht Bran­den­burg und stellte des Weit­eren fest, dass eine pos­i­tive Sozial­prog­nose für ein straf­freies Leben nicht zu erwarten sei. Die kurzzeit­ige Haf­tun­ter­brechung nutzte Mahler unter anderem um erneut Vorträge in recht­sradikalen Kreisen – ins­beson­dere denen der  NPD – zuhal­ten. (Tagesspiegel 31.03.2017, Tagesspiegel 18.01.2019)

Dem Tagesspiegel ist am 22. Juli 2015 zu ent­nehmen, dass „[b]randenburgs Sicher­heits­be­hör­den […] sich auf den Tod des Neon­azis und bekan­nten Holo­caustleugn­ers Horst Mahler vor[bereiten].“  Weit­er heißt es, dass die Polizei erste Vor­bere­itun­gen getrof­fen habe für den Fall von Mahlers ableben um Fack­el- und Trauerzüge von Neon­azis in Bran­den­burg an der Hav­el zu ver­hin­dern. (Tagesspiegel 22.07.2015)

2017: Horst Mahler hält am 9. Jan­u­ar 2017 in der Nähe von Mannheim einen Vor­trag. Mitschnitte davon wer­den auf recht­sradikalen YouTube Accounts hochge­laden. In diesen ist zu hören, wie Mahler unter anderem fol­gende Dinge sagt: „Die Juden­heit ist in der Tat der Feind“, „das ist der Auf­trag an die Juden­heit, der bis heute von ihr erfüllt wird. Sie sind darauf aus, die Völk­er regel­recht zu ver­nicht­en.“, „Das ist das Ziel dieses Volkes von Anfang an und er ist nie aufgegeben wor­den“. (PNN 30.03.2017)

Am 19. April 2017 veröf­fentlichte Mahler ein Video in dem er verkün­det, dass er nicht wieder zur Haft antreten werde. Die Staat­san­waltschaft München II stellt daraufhin einen europäis­chen Haft­be­fehl aus. Seit der Veröf­fentlichung des Videos befand sich Horst Mahler auf der Flucht bis am 15. Mai 2017 bekan­nt wurde, dass er in Ungarn um Asyl gebeten hat­te. Dies tat er mit einem per­sön­lich an Vik­tor Orban gerichteten Brief. Daraufhin wurde er von den ungarischen Behör­den in Sopron festgenom­men und in Abschiebe­haft geset­zt. Rund eine Woche nach­dem am 6. Juni 2017 der Beschluss des Budapester Stadt­gerichts zur Aus­liefer­ung Mahlers an Deutsch­land bekan­nt wurde, wurde er am Flughafen in Budapest den deutschen Behör­den übergeben und zurück in die JVA Bran­den­burg an der Hav­el gebracht um dort die restliche Strafe von dreiein­halb Jahren abzusitzen. (Spiegel Online, 17.05.2017)

2018: Horst Mahler zeigt die Lei­t­erin der JVA Bran­den­burg an der Hav­el an. Er wirft der Lei­t­erin Frau Well­nitz unter anderem fahrläs­sige Kör­per­ver­let­zung vor. In seinem behin­derten­gerecht­en Haf­traum habe Mahler in der Nacht auf den 15. Novem­ber 2017 eine Ver­bren­nung am großen Zeh seines recht­en Beines erlit­ten. Die ver­meintlich unmit­tel­bare Ursache „die Berührung des erwäh­n­ten Kör­perteils mit einem im Haf­traum ange­bracht­en Heizkör­p­er“. Die ver­let­zende Hand­lung beste­he in „der grob fahrläs­si­gen Eröff­nung ein­er Gefahren­quelle“ laut Mahler. (MAZ 12.01.2018)

Im Jahr 2018 musste Mahler dann auch der rechte Unter­schenkel amputiert wer­den. Daraufhin wurde von Mahler und der JVA Bran­den­burg an der Hav­el ein Ent­las­sungs­ge­such auf­grund „mul­ti­mor­bider Krankheit“ gestellt. Dieses wurde trotz des von Mahler zu erwartenden Todes von der Staat­san­waltschaft München II Ende Novem­ber 2018 abgelehnt. Dies begrün­dete die Staat­san­waltschaft damit, dass bei „der erforder­lich wer­den­den pal­lia­tiv­en Betreu­ung in der let­zten Leben­sphase“  das Anstalt­skranken­haus aus­re­ichend ist und Mahler zur Not in eine externe Klinik ver­legt und dort bewacht wer­den kön­nte. Die Staat­san­waltschaft gin­ge davon aus, dass „ein Ableben nach den ärztlichen Bericht­en wahrschein­lich“ sei. Weit­er führte sie an, dass auf­grund der erhe­blichen Tat­en Mahlers und seines Ver­hal­ten in der Zeit der Haf­tun­ter­brechung  „über­wiegende öffentliche Sicher­heitsin­ter­essen“  bestün­den und weit­er hieß es, dass es sich nicht „mit der erforder­lichen Sicher­heit auss­chließen [lasse], dass weit­ere Straftat­en began­gen wer­den“. (Der Tagesspiegel 18. Jan­u­ar 2019)

Am 18. März 2018 haben Neon­azis aus dem Bran­den­burg­er Nord­west­en eine Kundge­bung vor dem Jus­tizzen­trum angemeldet. Rund 40 Neon­azis forderten unter anderem Frei­heit für die Shoaleugner­in Ursu­la Haver­beck. Weit­ere Beiträge gab es zu dem §130 (Volkver­het­zungspara­graphen) und dem Neon­azi Horst Mahler. Angemeldet wurde die Kundge­bung von Nick Zschirnt. Er ist den ‚Freie Kräfte Neu­rup­pin‘ zuzurech­nen. Auf der Kundge­bung gesprachen der Anwalt der recht­ster­ror­is­tis­chen ‚Gruppe Fre­ital‘ Mar­tin Kohlmann sowie Zschirnt selb­st.  Rund 850 Per­so­n­en stell­ten sich den Neon­azis entschlossen ent­ge­gen. (Emanzi­pa­torische Antifa Potsdam)

Die Neon­azikundge­bung in Pots­dam am 18. März 2018, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

2019: Im Gesamten Jahr wer­den in Bran­den­burg an der Hav­el min­destens 50 Aufk­le­ber fest­gestellt. Auf diesen wird „Frei­heit für alle poli­tis­che Gefan­gene“ gefordert und Ursu­la Haver­beck, Horst Mahler, Wolf­gang Fröh­lich sowie Siegfried Bor­chardt sind abge­bildet. Die Aufk­le­ber stam­men von der Seite „nsheute.com“ und sind laut Eige­naus­sage in Koop­er­a­tion mit der „Gefan­genen­hil­fe“ ent­standen. (Antifa Jugend Brandenburg)

Am 16. März 2019 ver­anstal­teten Freie Kräfte sowie Mit­glieder der NPD den „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ in Bran­den­burg an der Hav­el auf dem Katharinkirch­platz. Zu der Kundge­bung kamen ca. 30 bis 40 Neon­azis aus Bran­den­burg an der Hav­el sowie über­wiegend aus West­bran­den­burg. Aus Bran­den­burg an der Hav­el nahm unter anderem der Mörder von Sven Beuter, Sascha L., teil. Des Weit­eren waren unteran­derem Roy S., Ramon G., Hans-Peter G. und Michael H. anwe­send. Aus West­bran­den­burg waren unteran­derem Dave T., Nick Z., Beat­rice K., Pierre B., Robert W., Manuela K. sowie Frank O. angereist (um nur ein paar zu nen­nen). Von der „British Nation­al Front“ ist Shoaleugn­er Richard Edmonds angereist und hielt eine Rede. Auf Trans­par­enten wurde sich mit Shoaleugner*Innen wie Horst Mahler und Ursu­la Haver­beck sol­i­darisiert. Weit­er wurde beklagt, dass es ein „total­itäres Son­der­recht“ in Deutsch­land gebe, weil der Straftatbe­stand der Volksver­het­zung in einem Land mit Mei­n­ungs­frei­heit keinen Platz haben sollte. Dage­gen gin­gen bei Dauer­re­gen 150 Men­schen auf die Straße und forderten unter anderem auf den Trans­par­enten „Faschis­tis­che Struk­turen zer­schla­gen“ und „Kein Kiez für Nazis“. (Antifa Jugend Brandenburg)

Auf einem Trans­par­ent wird bei der Kundge­bung auf dem Katharinkirch­platz von den Neon­azis „Mei­n­ungs­frei­heit durch­set­zen, Frei­heit für Horst Mahler“ gefordert, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

 

Die Antifa Jugend Bran­den­burg fordert auf einem Trans­par­ent „Faschis­tis­che Struk­turen zer­schla­gen!“, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

Laut Spiegel sowie Tagesspiegel soll Andreas Kalb­itz am 10. August 2008 eine E‑Mail von Horst Mahler erhal­ten haben. Diese liegt dem Tagesspiegel eben­falls vor. In der E‑Mail berichtete Mahler vom ersten Ver­hand­lungstag am Landgericht Pots­dam. Die Mail nach dem Prozes­sauf­takt ging an einen Verteil­er von 276 E‑Mail-Adressen — darunter die von Andreas Kalb­itz. Dem Tagesspiegel sagte Kalb­itz er könne sich nicht an einen Kon­takt zu hochrangi­gen Vertretern der Nazi-Szene erin­nern. Dem “Spiegel” erk­lärte er: “Von ein­er E‑Mail von Her­rn Mahler vor elf Jahren weiß ich nichts”. Und weit­er: “Ich habe kein­er­lei Kon­takt mit Horst Mahler und dis­tanziere mich schärf­stens von den von ihm aufgestell­ten The­sen.” (Der Tagesspiegel 23.08.2019)

2020: Am 8. August 2020 holen 32 Neon­azis den für ursprünglich im März geplanten „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ in Hen­nigs­dorf nach. Der NPD-Funk­tionär Andrew Stel­ter fordert in ein­er Rede Sol­i­dar­ität für Ursu­la Haver­beck sowie für Horst Mahler. Besucht und organ­isiert wurde die Kundge­bung von Neon­azis aus der NPD, der Junge Nation­al­is­ten (JN), die Jugen­dor­gan­i­sa­tion der NPD) und Neon­azis aus dem Freien Kam­er­ad­schaftsspek­trum. Sym­bol­isch kehren die Neon­azis dem Mah­n­mal für die Opfer des Faschis­mus, welch­es auf dem großen Platz ste­ht, den Rück­en zu. Im Nation­al­sozial­is­mus war die Kle­in­stadt Hen­nigs­dorf der Stan­dort von zwei Außen­stellen von Konzen­tra­tionslagern. (Zeit 9.10.2020)

Neon­azis fordern auf einem Trans­par­ent „Frei­heit für Horst Mahler“. Im Hin­ter­grund ist das Mah­n­mal für die Opfer des Faschis­mus zu sehen, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

Am 27. Okto­ber 2020 wurde Horst Mahler aus der JVA Bran­den­burg an der Hav­el ent­lassen. Auf sein­er Home­page veröf­fentlicht Mahler die Ver­fü­gung, die ihm Aufer­legt wurde. Dem­nach soll der einen Bewährung­shelfer bekom­men und muss diesem stets seinen Wohnort mit­teilen. Außer­dem muss er auch alle Texte eine Woche vor deren Veröf­fentlichung dem LKA vor­legen. Falls er dies nicht tut, dro­ht ihm eine Haft­strafe. (rbb24 27.10.2020, Spiegel 27.10.2020)

Aussicht

Es ist nicht davon auszuge­hen, dass Mahler seine Aktiv­itäten ein­stellt. Sein Gebaren, trotz seines angeschla­ge­nen Gesund­heit­szu­s­tands, lässt nicht schließen, dass er sich zurückziehen wird.  Mahler wird wahrschein­lich wieder Vorträge hal­ten und anti­semi­tis­che Texte ver­bre­it­en. Am lieb­sten tut er das zurzeit über das Inter­net. Voraus­sichtlich wird er dies auch weit­er­hin tun und damit weit­er­hin als „Vor­bild“ für viele Neon­azis dienen.

Ob Mahler lange frei bleiben wird ist allerd­ings fraglich, denn die Staat­san­waltschaft Cot­tbus hat (nach eige­nen Angaben) erneut Anklage in mehreren Fällen von Volksver­het­zung  gegen Mahler erhoben. In diesem Zusam­men­hang ist bere­its ein neuer Haft­be­fehl beantragt wor­den.  Des Weit­eren hat die Staat­san­waltschaft München II Führungsauf­sicht beantragt. Das heißt in diesem Fall, dass Mahler die Veröf­fentlichung von Text- und Sprach­beiträ­gen ver­boten wer­den soll, wenn er diese nicht eine Woche vorher beim Lan­deskrim­i­nalamt ein­gere­icht hat und diese frei­gibt. Ob Mahler sich daran hal­ten wird, bleibt abzuwarten. Tut er dies nicht, dro­ht ihm wieder eine Haftstrafe.

Auch in der Zukun­ft gilt für uns: Gegen jeden Anti­semitismus – immer und überall!

– Antifa Jugend Bran­den­burg und Alter­na­tives Schul­bünd­nis Brandenburg –

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jüdisches Leben & Antisemitismus Verschwörungsideologie

Fake Facts: Buchvorstellung in Cottbus und Potsdam

Auf­grund der aktuellen Verord­nun­gen zum Schutz vor dem Covid-19-Virus ist eine Anmel­dung zur Ver­anstal­tung oblig­a­torisch und die Platz­zahl begren­zt. Bitte melden Sie sich vorher an unter kontakt@fachstelle-antisemitismus-bb.de

Ein­fache Wahrheit­en über eine kom­plizierte Welt. Coro­na ist eine Erfind­ung der Phar­main­dus­trie! Men­schen, die daran erkranken, müssen so für ihre Sün­den büßen! Oder: Das Virus wurde in chi­ne­sis­chen Geheim­la­boren gezüchtet! Ver­schwörungs­the­o­rien ver­bre­it­en sich nicht nur im Netz wie im Lauf­feuer und sind schon lange kein Rand­phänomen mehr.

Katha­ri­na Nocun und Pia Lam­ber­ty beschreiben, wie sich Men­schen aus der Mitte der Gesellschaft durch Ver­schwörungs­the­o­rien radikalisieren und die Demokratie als Ganzes ablehnen. Welche Rolle spie­len neue Medi­en in diesem Prozess? Wie schnell wird jed­er von uns zu einem Ver­schwörungs­the­o­retik­er? Und wie kön­nen wir ver­drehte Fak­ten aufdeck­en und uns vor Mei­n­ungs­mache schützen?

Pia Lam­ber­ty ist Psy­cholo­gin und Exper­tin im Bere­ich Ver­schwörungside­olo­gien. Ihre Forschung führte sie an die Uni­ver­sitäten in Köln, Mainz und Beer She­va (Israel). Darüber hin­aus ist sie Mit­glied im inter­na­tionalen Fach­net­zw­erk “Com­par­a­tive Analy­sis of Con­spir­a­cy The­o­ries”. Inter­views und Berichte über ihre Forschung sind in zahlre­ichen nationalen und inter­na­tionalen Medi­en erschienen.

Katha­ri­na Nocun ist Wirtschafts- und Poli­tik­wis­senschaft­lerin. Sie leit­et bun­desweit poli­tis­che Kam­pag­nen, u.a. für Mehr Demokratie e.V. und den Ver­braucherzen­trale Bun­desver­band. Ihr erstes Buch „Die Dat­en, die ich rief“ wurde in zahlre­ichen namhaften Medi­en aufgegriffen.

Die Ver­anstal­tung wird aus­gerichtet von der Emil Julius Gum­bel Forschungsstelle am Moses Mendelssohn Zen­trum Pots­dam, der Fach­stelle Anti­semitismus Bran­den­burg und vom Graduiertenkol­leg Gesund­heits- und Sozial­berufe der BTU Cottbus-Senftenberg.

Die Ver­anstal­tenden behal­ten sich vor, von ihrem Haus­recht Gebrauch zu machen und Per­so­n­en, die recht­sex­tremen Parteien oder Organ­i­sa­tio­nen ange­hören, der recht­sex­tremen Szene zuzuord­nen sind oder bere­its in der Ver­gan­gen­heit durch ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che, anti­semi­tis­che oder son­stige men­schen­ver­ach­t­ende Äußerun­gen in Erschei­n­ung getreten sind, den Zutritt zur Ver­anstal­tung zu ver­wehren oder von dieser auszuschließen.

Am Don­ner­stag, 15. Okto­ber 2020 um 19:00 Uhr
BTU Cottbus-Senftenberg
Cam­pus Sachsendorf
Gebäude 10, Raum 112
Lipezk­er Straße 47, 03048 Cot­tbus

mit
· Katha­ri­na Nocun (Ökonomin und Politologin)
· Pia Lam­ber­ty (Sozialpsy­cholo­gin)
Mod­er­a­tion: Prof. Heike Rad­van (Erziehungswis­senschaft­lerin, BTU Cottbus)

und am Don­ner­stag, 22. Okto­ber 2020 um 19:00 Uhr
Haus der Bran­den­bur­gis­chen-Preußis­chen Geschichte
Kutschstall
Am Neuen Markt 9, 14467 Pots­dam

mit
· Katha­ri­na Nocun (Ökonomin und Politologin)
· Pia Lam­ber­ty (Sozialpsy­cholo­gin)
Mod­er­a­tion: Dori­na Feld­mann (Fach­stelle Anti­semitismus Brandenburg)

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

Vorläufiges Ende der Parteikarriere?

Nach ver­suchtem „Sturm auf den Reich­stag“ in Berlin: Havel­ländis­ch­er Aktivist der „Jun­gen Alter­na­tive“ soll laut der neu-recht­en Pub­lika­tion „Junge Frei­heit“ gestern aus der Jugen­dor­gan­i­sa­tion der AfD aus­ge­treten sein.

Havel­län­der bei „Sturm auf den Reich­stag“ dabei

Ab Sekunde 0:37 bis 0:55 ist Gavin Singer auf dem Video der „Antifa Zeck­en­biss“ zu sehen

Fanatisierte Men­schen mit schwarz-weiß-roten Fah­nen, welche die Trep­pen des Berlin­er Reich­stages erk­lim­men. Drei Polizis­ten, welche sicht­bar Schwierigkeit haben, den Ein­gang zum wichtig­sten bun­des­deutschen Par­la­ments­ge­bäude zu schützen. Das sind die entschei­den­den Szenen eines ein­minüti­gen Videos, das seit Sam­stagabend auf dem Twit­ter­ac­count der „Antifa Zeck­en­biss“ zu sehen ist. Eben­falls auf dem Film­ma­te­r­i­al sicht­bar ist ein junger Mann mit Glatze, Bart und gel­blich getön­ter Brille. Er ste­ht in der ersten Rei­he der Reich­stag-Stürmer, unmit­tel­bar vor einem der drei Polizis­ten. Bei dem Mann han­delt es sich um Gavin Singer aus Milow bei Rathenow (Havel­land). Er war bis zum Woch­enende Mit­glied der „Jun­gen Alter­na­tive Bran­den­burg“ (JAB).

Verbindun­gen zur „Jun­gen Alternative“

Fotos seines Insta­gram-Pro­fils (Screen­shots liegen vor) zeigten Singer beispiel­sweise während ein­er Wan­derung durch den Harz mit ein­er Fahne der Bran­den­burg­er AfD Jugen­dor­gan­i­sa­tion. Des Weit­eren trägt er ein Shirt der der „Jun­gen Alter­na­tive Bran­den­burg“. Auf einem Foto post Singer zusam­men mit der stel­lvertre­tenden JAB Vor­sitzen­den Anna Leis­ten sowie Schatzmeis­ter Max­i­m­il­ian Brosche. Die Auf­nah­men wur­den am 5. August 2020 bei Insta­gram hochgeladen.

Junge Frei­heit“ verkün­det Austritt

Seit gestern sind die Fotos, die Singers Mit­glied­schaft in der „Jun­gen Alter­na­tive“ offen­baren jedoch wieder ver­schwun­den. Der Grund wird dann durch eine Mel­dung der neu-recht­en Pub­lika­tion „Junge Frei­heit“ (JF) deut­lich. Singer hätte seine Mit­glied­schaft in der „Jun­gen Alter­na­tive Bran­den­burg“ been­det. Gegenüber der JF ver­trat er die Ansicht, nicht im Sinne der „Jun­gen Alter­na­tive“ gehan­delt zu haben. Bish­er dis­tanzierte sich jedoch lediglich die „Junge Alter­na­tive Berlin“ im Rah­men ein­er Pressemit­teilung von den „Auss­chre­itun­gen ein­er Gruppe von Ewiggestri­gen und Spin­nern vor dem Reichstag“.

Keine demokratiefeindliche Aktion?

Weit­er­hin erk­lärte Singer gegenüber der „Jun­gen Frei­heit“, dass es ihm nicht darum gegan­gen sei, die Demokratie anzu­greifen. Warum er sich dann aber dem von Reichs­bürg­ern ini­ti­ierten „Sturm auf den Reich­stag“ anschloss, lies er gegenüber der JF offen. Tat­säch­lich bewegt sich Singer schon seit den let­zten Jahren in der Nähe des extrem recht­en Milieus. Aus dem Jahr 2017 existiert eine bish­er unveröf­fentlichte Fotoauf­nahme, die ihm im Gespräch mit dem Vor­sitzen­den des recht­sex­tremen „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ zeigt. Eine weit­ere Auf­nahme zeigt ihn am 6. April 2019 während ein­er recht­sex­tremen Ver­samm­lung in Magde­burg. Dort ist zuse­hen wie er einem Mit­glied der Orga-Crew eines wenig später star­tenden Fack­el­marsches die Hand schüt­telt. Vom 3. Okto­ber 2019 stammt zudem ein Foto, welch­es Singer inmit­ten des extrem recht­en Aufzuges „Tag der Nation“ zeigt. Darüber hin­aus wird die „Junge Alter­na­tive“ sel­ber vom Ver­fas­sungss­chutz als „recht­sex­trem­istisch“ eingestuft.

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Antifaschismus Parlamentarismus Verschwörungsideologie

Proteste gegen Schulleiter-Suspendierung in Rathenow

90 Men­schen bei Protest

2020.09.17 Rathenow - Kundgebung fuer Ex Schulleiter (3)

Am frühen Mon­tag­mor­gen, eine Stunde nach Son­nenauf­gang pulsiert bere­its das Leben in der son­st eher ruhi­gen bran­den­bur­gis­chen Kle­in­stadt Rathenow. Die Schulen haben wieder geöffnet, entsprechend groß ist die Fre­quen­tierung auf den Wegen und Straßen. Auch für die 356 Schüler der Jah­n­grund­schule begann in der ver­gan­genen Woche, nach den pan­demiebe­d­ingten Unter­richt­saus­fällen des ver­gan­genen Schul­jahres und den lan­gen Som­mer­fe­rien, wieder die Unter­richt­szeit. Doch der nor­male Schu­lall­t­ag scheint noch nicht eingekehrt zu sein. Um 7.00 Uhr kam es näm­lich zu ein­er Protes­tak­tion, zu der Tage zuvor im Inter­net aufgerufen wur­den. Etwa 90 Men­schen – über­wiegend Eltern und ihre Schüt­zlinge – sam­melten sich daraufhin vor der Schule. Sie forderten die Aufhe­bung der Sus­pendierung von Schulleit­er Frank Gens. Gemäß eines zuvor im Inter­net ver­bre­it­eten Aufrufs, würde näm­lich durch dessen Freis­tel­lung nicht nur ein Direk­tor, son­dern auch ein Math­e­matik­lehrer fehlen. An einem Zaun vor dem Schul­ge­bäude bracht­en einzelne Eltern sog­ar den Slo­gan: “Wir brauchen Herr Gens” an.

Schulleit­er mis­sachtete Verordnungen

Doch die Sus­pendierung des Schulleit­ers hat­te einen bes­timmten Grund. Frank Gens wollte die in der “Verord­nung über den Umgang mit dem SARS-CoV-2-Virus und COVID-19 in Bran­den­burg” geregelte Pflicht zum Tra­gen ein­er Mund-Nasen-Bedeck­ung nicht umset­zen. Gemäß eines von ihm unter­schriebe­nen und an die Eltern der Schulkinder gerichteten Handzet­tels würde im feucht­en Milieu der Maske ein “Bru­traum für Bak­te­rien und Pilze” entste­hen. Außer­dem sei durch das Tra­gen ein­er Mund-Nasen-Bedeck­ung die Atmung der Kinder beein­trächtigt. Allerd­ings ist Gens wed­er Arzt noch Virologe. Er habe sich lediglich darüber bele­sen, wie er auf einem im Inter­net ver­bre­it­eten Inter­view mit dem mei­n­ungs­machen­den Youtu­ber Peter Weber erzählt. Unab­hängig von dieser Ansicht, ste­ht Gens aber als Beamter vor allem gegenüber seinem Dien­s­ther­ren in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- und Treuev­er­hält­nis. Die Mis­sach­tung ein­er von höher­er Stelle aus fest­gelegten Verord­nung, kon­nte deshalb nur die Sus­pendierung zur Folge haben.

Unter­stützung von bekan­ntem Verschwörungserzähler

Für seine Sym­pa­thisieren­den ist Frank Gens jedoch ein Held. Ein Unternehmer aus Rathenow beze­ich­nete ihn im Inter­net zum Beispiel so und regte Spende­nak­tio­nen für den ehe­ma­li­gen Schulleit­er an. Der mit Abstand bekan­nteste Sym­pa­thisant dürfte aber Xavier Naidoo sein. Der wegen Ver­bre­itung von Ver­schwörungserzäh­lun­gen diskred­i­tierte Soul­sänger hat­te auf seinem Telegram-Chan­nel den Handzettel mit den Worten: “Da hat ein Schulleit­er mal ein Herz für Kinder”,verbreitet. Der Kanal hat immer­hin 86.000 Fol­low­er und machte so Gens schnell auch über die Stadt­gren­zen hin­aus bekan­nt. Dem freigestell­ten Schulleit­er gefiel es. Im Inter­view mit Peter Weber bemerk­te Gens, dass sein beson­der­er Dank Xavier Naidoo gilt. Kein­er der drei Män­ner war jedoch am Mon­tag­mor­gen vor der Schule zugegen.

Ver­schwörungs­fans und AfD woll­ten an Protest andocken

Dafür gesell­ten sich einige Anhänger von Ver­schwörungserzäh­lun­gen unter die protestieren­den Eltern und Schüler. Zwei Män­ner bracht­en unter Anderem ein Schild an, auf dem sie sich zu “Fans von Gens” auswiesen. Die bei­den zeigten sich zulet­zt bei den Rathenow­er “Hygien­edemos” im Mai. Dort tru­gen sie But­tons, auf denen “Gib Gates keine Chance” geschrieben stand. Ver­schwörungserzäh­ler behaupten, dass der Soft­ware­hersteller Bill Gates Covid 19 erfun­den hätte, um dann einen Impf­stoff zu ver­mark­ten, welch­er Mikrochips enthält.

Auch der extrem rechte Vor­sitzende des AfD Stadtver­ban­des Rathenow, Ralf Maasch, war vor Ort. Er hat­te im Vor­feld zur Teil­nahme an den Protesten aufgerufen. Nicht erschienen war hinge­gen NPD Stad­trat Michel Müller, der zuvor im Inter­net für Gens Partei ergriff.

Weit­er Fotos: hier

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Arbeit & Soziales Law & Order Sonstiges Verschwörungsideologie

Die Krise des Kapitals in Zeiten der Pandemie

Die Ein­schränkun­gen des alltäglichen Lebens, der Ökonomie, let­ztlich aller zwis­chen­men­schlichen Beziehun­gen hat ein bish­er ein­ma­liges und ungekan­ntes Aus­maß angenom­men. Bed­ingt durch die Bedro­hung durch das neue Virus SARS-CoV­‑2 hat es einen glob­alen Shut­down gegeben, eine nahezu kom­plette Stil­l­le­gung aller Gesellschaften. In unter­schiedlichem nationalen Aus­maß star­ben hun­dert­tausende Men­schen. Die Fernse­hauf­nah­men aus Nordi­tal­ien, die zeigten, wie Mil­itär­laster Ver­stor­bene abtrans­portieren mussten, ste­hen bis heute sinnbildlich für die Gefahren dieser weltweit­en Pan­demie mit mit­tler­weile über fünf Mil­lio­nen diag­nos­tizierten Erkrank­ten (WHO, Stand: 24.05.2020, 02:00 CEST).Jede Gesellschaft würde unter diesen Bedin­gun­gen lei­den, doch gibt es spez­i­fis­che Fol­gen, die nur in waren­pro­duzieren­den Gesellschaften oder, anders gesagt, im Kap­i­tal­is­mus auftreten.

Diese gilt es hier näher zu beleucht­en und von den nicht-kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaften zu unter­schei­den. In kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaften pro­duzieren voneinan­der unab­hängige Privatproduzenten*innen für den Markt, während sie die bei ihnen beschäftigten Arbeiter*innen aus­beuten. Alle Waren, die sie pro­duzieren, müssen sich im Aus­tausch mit Geld erst als gesellschaftlich notwendig erweisen. Erst wenn sie wirk­lich verkauft wer­den, gilt die Arbeit, die ihre Her­stel­lung erforderte, als wertvoll. Das heißt: erst nach­dem die Dinge hergestellt wur­den, stellt sich her­aus, ob es für sie ein gesellschaftlich­es Bedürf­nis gibt- genauer gesagt- ein zahlungs­fähiges gesellschaftlich­es Bedürf­nis. Die Tren­nung eines Großteils der Men­schheit (Arbeiter*innen) von ihren Pro­duk­tion­s­mit­teln und der Besitz ebendieser von weni­gen (Kapitalist*innen) bedeutet für Erstere ihre Arbeit­skraft an Let­ztere zu verkaufen. Arbeiter*innen bekom­men aber nicht alle Arbeit  bezahlt, son­dern nur den Teil, den sie benöti­gen, um sich selb­st zu repro­duzieren (Leben­shal­tungskosten, Essen, Wohnen usw.). Dieser vari­iert zu jed­er Zeit und Gesellschaft. Pro­duziert wird über­haupt nur, wenn für Kapitalist*innen Aus­beu­tung möglich ist und sie sich einen Prof­it aneignen können.

Wenn dieses Sys­tem, dass schon in „nor­malen“ Zeit­en mit vie­len Ungerechtigkeit­en, Umweltzer­störung, Krieg und Elend ver­bun­den ist, nun in die Krise kommt, nimmt auch diese eine spez­i­fis­che Form an. Kön­nen oder dür­fen keine Waren pro­duziert und verkauft oder Dien­ste nicht ange­boten wer­den, wird die Pro­duk­tion eingestellt. Dies hat den Arbeit­splatzver­lust von Mil­lio­nen Men­schen zur Folge, die zu den vie­len Unbeschäftigten hinzukom­men, kein Geld mehr ver­di­enen und somit ihr täglich­es Über­leben nicht länger gewährleis­ten kön­nen. Auch wenn es in vie­len west­lichen Gesellschaften erkämpfte Sozial­sys­teme gibt, ste­hen diese längst nicht  allen zur Ver­fü­gun­gen und sind in den meis­ten Län­dern der Erde nicht vorhan­den. Klar, auch mit der Krise gibt es für alle genü­gend Essen, Woh­nun­gen, Autos usw., doch die Ver­fü­gungsmöglichkeit­en darüber wer­den für viele schla­gar­tig verklein­ert bzw. ver­schwinden. Dies ist spez­i­fisch für den Kap­i­tal­is­mus. In ein­er bedürfnisori­en­tierten Pro­duk­tion­sweise wür­den ein­fach alle weit­er ernährt und u.a. mit Wohn­raum und Nahrungsmit­teln ver­sorgt wer­den. Eine möglicher­weise entste­hende Knap­pheit (z.B. bei Desin­fek­tion­s­mit­teln, Masken, Klopa­pi­er, usw.) würde nicht bedeuten, ein­fach den Meistzahlen­den alles auszuhändi­gen, son­dern es den jew­eils Betrof­fe­nen zur Ver­fü­gung zu stellen.Da alle Län­der heute mit ihren Wirtschaft­sräu­men in ein­er Konkur­renz  zueinan­der ste­hen, schaf­fen sie Gren­zen gegeneinan­der oder wirtschaftliche Bin­nen­räume wie die EU. Doch auch dann gibt es EU-Außen­gren­zen. Men­schen, die ver­suchen auf­grund vielfältiger Gründe wie Krieg, Umweltzer­störung, schlechter Sozialver­hält­nisse oder Lebens­be­din­gun­gen, etc. aus einem Land in ein anderes zu fliehen, wer­den davon abge­hal­ten, wegges­per­rt oder in Lager ver­frachtet. Ger­ade in Zeit­en ein­er glob­alen Pan­demie zieht dies entsprechend hohe Infek­tion­srat­en nach sich, egal ob in Elend­slagern wie Moria oder dem Geflüchteten­heim nebe­nan. Viele Men­schen in enge Räum­lichkeit­en zu stopfen, ent­behrt spätestens jet­zt jeglich­er Ver­nun­ft. Doch nicht nur Geflüchtete sind von diesem Unsinn betrof­fen. So sind u.a. auch Arbeiter*innen, die sich in einem Schlacht­be­trieb bzw. den dazuge­höri­gen Wohn­heimen mit Coro­na infiziert haben, von dieser Fahrläs­sigkeit betroffen.

In manchem Kranken­haus scheint das Prof­it­streben und nicht ein unaus­ge­feil­ter Pan­demieplan für hohe Ansteck­ungsrat­en unter Patient*innen und Mitarbeiter*innen ver­ant­wortlich zu sein. Auch in ein­er nichtkap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft würde gear­beit­et wer­den, jedoch nicht unter sor­glos­er Gefährdung der Mitar­bei­t­en­den. Unter kap­i­tal­is­tis­chen Bedin­gun­gen, lässt sich all­ge­mein fes­thal­ten, spitzt sich auch eine Krise wie eine Pan­demie noch weit­er zu. Nicht die Abstand­sregeln oder die fehlende Kita-Betreu­ung wer­den auf Dauer den Aus­gang der Krise bes­tim­men. Fraglich bleibt eher wie lange noch ein Schutz von Risiko­grup­pen gegen ein Weg­brechen ökonomis­ch­er Poten­zen aufrecht erhal­ten wer­den kann. Schon kom­men vor allem Neolib­erale mit  ganz unter­schiedlichen Parteibüch­ern um die Ecke und stellen  wirtschaft­spoli­tis­che Erwä­gun­gen vor die Gesund­heit viel­er Mil­lio­nen Men­schen. Und dies obwohl nicht ein­mal gek­lärt ist, welche Spät­fol­gen Coro­na-Infek­tio­nen nach sich ziehen.

Und das dicke Ende kommt erst nach der Krise, da wer­den dann nach bekan­nter Manier die Unternehmer*innen durch mehr Aus­beu­tung, weniger Bezahlung oder Ent­las­sun­gen ihrer Angestell­ten ver­suchen ihre Ver­luste wieder auszu­gle­ichen. Weit­er­hin wird der Staat genau da den Rot­s­tift anset­zen, wo es am nötig­sten ist. Der Staat wird ‑wie gewohnt- in der Jugend­hil­fe sparen, bei sozialen und kul­turellen Ein­rich­tun­gen das Bud­get kürzen und am Ende wer­den von der Krise, die Men­schen am meis­tens getrof­fen sein, welche es schon davor waren.

Auch die sich im Augen­blick ins Astronomis­che ver­schulden­den Staat­en wer­den dann ten­den­ziell für die weniger Vergüteten die Steuern erhöhen. Die Maß­nah­men gegen die Pademie müssen im Auge behal­ten wer­den. Die bish­er in Deutsch­land zweifel­los erfol­gre­iche Bekämp­fung der Pan­demie muss per­ma­nent neu in Frage gestellt und disku­tiert wer­den. Die Aus­set­zung und Beschnei­dung der Bewe­gungs- und Ver­samm­lungs­frei­heit darf nicht zum Selb­stzweck wer­den, unter Wahrung von Abstands- und Hygien­eregeln muss öffentliche Mei­n­ungsäußerung unbe­d­ingt erlaubt sein. Nicht wenige Regierun­gen wer­den die Pan­demie auch nutzen, um oppo­si­tionelle Grup­pen zu krim­i­nal­isieren. Autoritäre Maß­nah­men, die im Zusam­men­hang mit der Pan­demie ver­hängt wer­den, wer­den wahrschein­lich auch danach noch beste­hen. Dem kön­nen wir nur mit Sol­i­dar­ität und Entschlossen­heit begeg­nen. Nicht Repres­sion und Überwachung sind geeignete Maß­nah­men zur Pan­demiebekämp­fung. In ein­er befre­it­en Gesellschaft würde nach den Bedürfnis­sen der Men­schen pro­duziert und Ver­hält­nisse geschaf­fen, in denen Men­schen Abstand­sregelun­gen ein­hal­ten kön­nen und deren Bedürfnis­be­friedi­gung pri­or­itär ist. Der Kap­i­tal­is­mus ist nicht das Ende der Geschichte, auch ger­ade das zeigt diese Krise!

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

Wer nur einen Hammer hat, dem kommt alles wie ein Nagel vor

In Pots­dam, aber auch in vie­len anderen deutschen Städten, demon­stri­eren und medi­tieren seit eini­gen Wochen eine krude Mis­chung aus Esoteriker*innen, Nazis und Verschwörungsmytholog*innen. Was ober­fläch­lich als eine Kri­tik der Anti-Coro­na-Maß­nah­men erscheint, ent­pup­pt sich bei näher­er Betra­ch­tung als eine verzweifelte Suche nach der Erk­lärung der Welt.

Dass ich erkenne, was die Welt im Inner­sten zusammenhält
Aus dem Ver­such Antworten auf eine ungerechte, gewaltvolle und eine die Men­schen zurich­t­ende Real­ität zu geben, wird dabei schnell eine Aneinan­der­rei­hung von wahlweise All­ge­mein­plätzen, Ver­mu­tun­gen, Sug­ges­tivfra­gen, wis­senschaftlichem Halb­wis­sen und verkürzter Wieder­gabe von Inhal­ten aus unser­iösen Youtube-Videos. Berechtigte Kri­tik an einem her­abgewirtschafteten und zusam­menges­parten Gesund­heitssys­tem sowie zunehmenden Waf­fen­ex­porten paaren sich hier mit aller­lei hanebüch­en­em Unsinn.

An diesen The­sen soll die Welt genesen
Frisch und frei von der Leber weg wer­den die unter­schiedlich­sten The­sen geäußert – allerd­ings in ein­er Form, in der den Zuhörer*innen sug­gerieren wer­den soll, das Geäußerte müsse auf jeden Fall stim­men und es sei Zeit dage­gen aufzubegehren. So präsen­tierte auch in Pots­dam die Ver­anstal­terin eine end­los lange „Was wäre wenn?“- Fra­gen­rei­he. Was wäre, wenn es wirk­lich eine Weltver­schwörung, Zwangsimp­fun­gen oder Chem­trails geben würde?Von anderen Teilnehmer*innen und auf anderen Ver­anstal­tun­gen kom­men noch jede Menge andere sich zum Teil offen wider­sprechende Ver­mu­tun­gen hinzu:Das Virus gäbe es nicht, das Virus gäbe es, sei aber nur eine Grippe oder ein Schnupfen, die Todeszahlen seien gefälscht, die Men­schen wür­den nur mit aber nicht an Coro­na ster­ben, alle soll­ten zwangs­geimpft und gechipt wer­den, die Mund‑u. Nasen­schütze seien Maulkörbe um die Men­schen ruhig zu stellen, durch die Abstand­sregeln soll­ten alle bewusst sozial isoliert wer­den, usw. Die Belege für solchen Unsinn kom­men vor allem von Inter­net­seit­en und YouTube-Kanälen soge­nan­nter „Alter­na­tivme­di­en“. Beson­ders oft zitiert wer­den dabei Ken Jeb­sen, Oliv­er Janich und Heiko Schrang. Jede noch so krude Aus­sage find­et in den Weit­en des Inter­nets ihre Bestätigung.

Der fehlende Zusammenhang
Der Zusam­men­hang von Natur, Gesellschaft und Denk­for­men, aber auch die Erforschung und Bew­er­tung eines Pan­demiegeschehens, zeich­nen sich durch eine gewisse, dem Gegen­stand ein­gen­tüm­liche Kom­plex­ität aus. Diese kann nicht mal eben im Vor­beige­hen oder durch eine hand­voll Youtube-Videos ver­standen wer­den. Mith­il­fe von Abstrak­tion (Abse­hung) und Verk­nap­pung der für die Erk­lärung unbe­d­ingt notwendi­gen Zusam­men­hänge wird eine Ersatzver­mit­tlung kon­stru­iert. Anstatt das Ver­hält­nis von Struk­tur und Hand­lung in der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft nachzu­vol­lziehen, um zu ver­ste­hen, wie jede*r Einzelne ein gesellschaftlich­es Sys­tem durch sein bewusstes und unbe­wusstes Han­deln repro­duziert, wird einzel­nen Men­schen oder „Ver­schwör­ergrup­pen“ zuge­s­tanden die Welt zu regieren oder zu manip­ulieren. Auch wenn es Kapitalist*innen geben mag, die ver­suchen Ein­fluss auf die Poli­tik zu nehmen, die Umwelt zu zer­stören oder ihre Arbeiter*innen über das „nor­male“ Maß hin­aus auszubeuten, erk­lärt dies nicht den Zusam­men­hang gesellschaftlich­er Repro­duk­tion oder mit anderen Worten: den zum Him­mel schreien­den Nor­malzu­s­tand. Niemals kön­nte in ein­er durch die kap­i­tal­is­tis­che Konkur­renz gekennze­ich­nete Welt ein Men­sch oder eine kleine Gruppe alles kon­trol­lieren. Selb­st konkur­ri­erende Staat­en sollen auf ein­mal Teil eines gemein­samen satanis­chen Planes sein, ihre Inter­es­sen­ge­gen­sätze wie durch Zauber­hand aufge­hoben. Und im Him­mel ist Jahrmarkt.Diese Vorstel­lun­gen resul­tieren in Forderun­gen die Übeltäter*innen min­destens einzus­per­ren oder wahlweise umzubringen.

Gesun­der Menschenverstand
Natur- oder Gesellschaftswis­senschaften wer­den als Stan­dard der Pan­demie- oder Wel­terk­lärung als erledigt ange­se­hen abgeschrieben und abgelehnt. Richt­en soll es der „gesunde Men­schen­ver­stand“, das „Bauchge­fühl“ oder wahlweise die „innere Stimme“. Diese kön­nten eher Auskun­ft geben über richtig und falsch, wahr und unwahr. Doch gibt es nahezu keinen Zusam­men­hang oder Gegen­stand der so ein­fach zugänglich wäre. Wesen und Erschei­n­ung fall­en nahezu immer auseinan­der. In der Geschichte der Men­schheit war es mit­nicht­en der All­t­agsver­stand, der ein Ver­ständ­nis kom­plex­er Zusam­men­hänge ermöglichte. Ganz im Gegen­teil, bedurfte es zur Klärung etlich­er Fra­gen der Wis­senschaft. Die Erken­nt­nisse des All­t­agsver­standes lassen sich im Hin­blick auf seine Geschichte gut bebildern: Die Erde ist eine Scheibe, die Sonne dreht sich um die Erde, die Pest wird durch Aus­dün­stun­gen über­tra­gen, Blitze sind Gottesstrafe, usw. Das soll nicht bestre­it­en, dass auch Wis­senschaft Abhängigkeit­en aufweist, ger­ade in Hin­blick auf Gesellschaft­s­the­o­rien. Nur kann für eine Erken­nt­nis kom­plex­er Zusam­men­hänge nicht auf sie verzichtet werden.

Wir sind das Volk
Eine Losung, die selb­ster­nan­nte Wahrheitsfinder*innen mit PEGIDA und Mon­tags­mah­nwachen vere­int ist ein offen­siv gebrülltes „Wir sind das Volk“. Es ist der Ver­such Homogen­ität und Gemein­samkeit gegen Dif­ferenz und Wider­sprüche gel­tend zu machen. Eine Gesellschaft, die sich tren­nt durch ein Auseinan­der­fall­en in Arm und Reich, durch die Zurich­tun­gen des Patri­archi­ats, durch Ras­sis­mus und andere Zumu­tun­gen soll durch diese heimel­nde Parole zusam­menge­führt wer­den. „Wir“ wer­den hier „ver­arscht, bel­o­gen und bet­ro­gen“. Wer in Deutsch­land das „Wir“ ist, wird nicht näher erläutert. Sich­er nicht damit gemeint sind die Leute, die in Zeit­en der Krise durch eine Dop­pel­be­las­tung von Beruf und Kinder­be­treu­ung lei­den, in Geflüchteten­heimen oder Schlachthäusern ein­er erhöhtem Ansteck­ungs­ge­fahr aus­ge­set­zt sind oder die Men­schen, die durch ein Ver­let­zen der Abstan­dregelun­gen poten­ziellen Gesund­heits­ge­fährdun­gen unterliegen.

Medi­enkri­tik? Fehlanzeige!
Wie nahezu alle Arbeit­spro­duk­te wer­den auch Medi­enerzeug­nisse im Kap­i­tal­is­mus zur Ware. Nicht allein Ser­iösität, valide Quellen oder eine prag­ma­tis­che Auf­machung entschei­den über Erfolg oder Mis­ser­folg eines Medi­enun­ternehmens. Wie alle anderen Unternehmen auch ste­hen sie in Konkur­renz zueinan­der, ver­suchen durch reißerische Schlagzeilen, Exk­lu­sivgeschicht­en u.ä. Verkauf­szahlen zu erhöhen oder Wer­beanzeigen zu gener­ieren. Auch Konz­erne, Parteien oder andere Inter­es­sen­grup­pen ver­suchen Ein­fluss zu nehmen auf die Berichter­stat­tung und bisweilen gelingt ihnen das auch. Doch als Kri­tik daran diese nun wahlweise flach als „Main­streamme­di­en“ oder faschis­tisch kon­notiert als „Lügen­presse“ darzustellen und sich stattdessen ver­meintlichen „Alter­na­tivme­di­en“ zuzuwen­den geht offen­sichtlich am Prob­lem vor­bei. Spätestens nach­dem die AfD andere Parteien als „Alt­parteien“ abkanzelte, um dann selb­st in Spenden­skan­dale ver­wick­elt zu wer­den und den eige­nen Ange­höri­gen Ämter zuzuschieben, müsste all­ge­mein bekan­nt sein, dass neue Namen nicht die Funk­tion­sweise ein­er Insti­tu­tion verän­dern. Genau­so wie die großen Medi­en, müssen auch Janich, Schrang, Jeb­sen und Co. ihr Geschwurbel an die Leute brin­gen. Eine Welt ohne Ver­schwörung, Zwangsimp­fung und per­man­tentes Regierungsver­sagen wäre für sie der schnell­ste Weg in die Insolvenz.

Alles rel­a­tiv!
Ein weit­eres Merk­mal der Demon­stri­eren­den ist die Rel­a­tivierung. Egal ob Gle­ich­set­zung des nation­al­sozial­is­tis­chen Massen­mor­dens mit der Impflicht, der die Abstand­sregeln durch­set­zen­den Polizei mit der Stasi oder der Ver­gle­ich des eige­nen Rumgeschwurbels mit dem antifaschis­tis­chen Wider­stand gegen die Nazis 1933. Kein Ver­gle­ich hinkt zu sehr, um ihn nicht zu benutzen. Es ist egal, dass Men­schen geschützt und auch nie­mand wegen sein­er Mei­n­ung abge­haftet wird, ja sog­ar jeglich­er Unsinn übers Inter­net Ver­bre­itung find­et. Neben der völ­li­gen Unken­nt­nis his­torisch­er Ereignisse und Epochen zeugt dieses Denken vor allem von voll­ständi­ger Selbstüberhöhung.

Cui Bono – Wes Brot ich ess, des Lied ich sing
Die beliebteste Frage verkürzter oder ober­fläch­lich­er Gesellschaft­skri­tik bleibt „Cui bono?“ oder „Wem nützt es?“Diese vere­in­fachende Frage führt bei den Hygien­edemos auf der einen Seite zu mas­siv­en Ver­drehun­gen. Wie lässt sich im Sinne eines Nutzenkalküls erk­lären, dass Staat­en ihre kom­plet­ten wirtschaftlichen Poten­zen schrot­ten und somit nahezu alle gesellschftlichen Grup­pen, wenn auch in unter­schiedlichem Aus­maß, schädigen?Dies mit dem Nutzen für die Phar­malob­by zu erk­lären ent­behrt jeglich­er Grund­lage. Als ob konkur­ri­erende Unternehmen oder der Staat sich das ein­fach gefall­en lassen wür­den. Außer­dem steckt in der Frage immer schon die Antwort drin. Wenn ich nach dem „Wem“ frage, bleibt nur eine Per­son oder Gruppe als Anwort übrig. Nur lassen sich Krieg, Umweltzer­störung, Aus­beu­tung und Pan­demie eben nicht monokausal mit dem Nutzen für Einzelne erk­lären. Da geht es um einen Gesamtzusam­men­hang von Natur und Gesellschaft oder um eine spez­i­fis­che his­torische Aus­for­mung diese Zusam­men­hanges. Wenn sich bes­timmte Ereignisse im Han­deln der Men­schen wieder­holen, wer­den diese durch beste­hende Struk­turen begün­stigt und nicht durch eine kleine Gruppe betrügerisch her­beige­führt. Wenn es so sein sollte, warum wer­den diese Ver­schwörun­gen aus­gerech­net von Men­schen aufgedeckt, die wed­er über Verbindun­gen ins Zen­trum des Staates, noch über son­stige Qual­i­fizierun­gen zur Aufk­lärung ver­fü­gen? Wir fra­gen ja nur…

Alles öko oder was?
Ein weit­er­er Erzählstrang auf den Kundge­bun­gen ist die Ökothese. Die Natur sei aus dem Gle­ichgewicht gekom­men, es müsste mehr Essen selb­st ange­baut wer­den und über­haupt müsse nur gesund gegessen wer­den und ein paar Glob­u­li hin­ter­hergekippt wer­den um die eigene Gesund­heit zu erhal­ten. Dass die Steigerung der Lebenser­wartung eng zusam­men­hängt mit mod­ern­er Medi­zin und anderen tech­nis­chen und gesellschaftlichen Errun­gen­schaften und sozialen Kämpfen, wird dabei nach bekan­ntem Muster aus­ge­blendet. Die Entwick­lung der gesellschaftlichen Arbeit als Ver­mit­tlung zwis­chen Natur und Gesellschaft lässt sich eben nicht ein­seit­ig kri­tisieren. Seit es die Men­schheit gibt, hat sie sich selb­st und ihre Umwelt verän­dert. Durch ihr Han­deln z.B. Abholzung, Viehzucht, Jagd, Städte­bau usw. haben Men­schen Ein­fluss auf die Natur genom­men. Eine Natur im Gle­ichgewicht kann es nur ohne Men­schen geben (was auch immer Gle­ichgewicht für eine sich ständig verän­dernde Natur bedeutet). Richtig ist hinge­gen die Form des Zusam­men­hangs zu kri­tisieren und zu verän­dern. Die kap­i­tal­is­tis­che Reich­tum­spro­duk­tion degradiert die Natur zu einem Mit­tel der Prof­itwirtschaft, genau­so wie den Men­schen auch. Der beste­hende Wider­spruch des momen­ta­nen Stof­fwech­sels zwis­chen Men­sch und Natur kann eben nicht nach ein­er Seite hin aufgelöst wer­den. Passiert dies auf­seit­en der Natur müssen die Men­schen weichen, passiert dies auf der Seite der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft geht dieser irgend­wann die Grund­lage men­schlichen Lebens flöten. Es gab zwis­chen bei­den Seit­en nie ein Gle­ichgewicht, nur eine Bewegungsform.Abzuschaffen ist die kap­i­tal­is­tis­che Produktionsweise!

Was tun?
In Pan­demiezeit­en sind diese Aufzüge und Zusam­menkün­fte beson­ders gefährlich. Nicht nur wer­den sämtliche Abstands- und Hygien­eregeln außer Acht gelassen und so eine erneute Ver­bre­itung des Virus begün­stigt. Auch diskred­i­tieren sie notwendi­ge Anliegen, wie z.B. verbesserte Arbeits­be­din­gun­gen und Bezahlun­gen für Pfle­gende und andere Kranken­haus­mi­tar­bei­t­ende, eine ständi­ge Über­prü­fung der Infek­tion­ss­chutz-Maß­nah­men, die Ermöglichung von Hygiene- und Abstand­sregeln auch für refugees durch die Evakuierung aus den Lagern und eine dezen­trale Unter­bringung und schließlich den Protest gegen die ungerechte Verteilung der Krisen­las­ten. Wer Nazis auf Demos duldet, sich anti­semi­tis­chen und irra­tionalen Wel­terk­lärun­gen öffnet und bewusst andere gefährdet, muss mit Gegen­wind rech­nen! Eine Kri­tik an den beste­hen­den Ver­hält­nis­sen muss tiefer gehen als das para­noide Gefrage nach Ver­schwörung und Ver­ant­wor­tung. Es bleibt eben kompliziert.

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

Freiheit nur ohne Verschwörungsgläubige und Nazis

Am Mon­tag, 25.05.2020 wollen um 18:45 wieder Ver­schwörungs­gläu­bige und Nazis zusam­men mit “Besorgten Bürg­ern” für “Grun­drechte und Frei­heit” auf die Straße gehen. Was ein quatsch! Wir rufen zur sel­ben Uhrzeit am Mark­t­platz in Tem­plin zu ein­er Gegen­ver­anstal­tung auf! Kommt zahlre­ich, tragt Schutz­masken und hal­tet 1,5m Abstand zueinan­der. Lasst uns Laut sein und zeigen: Tem­plin bleibt bunt und sol­i­darisch statt braun und arisch!

Zum Hin­ter­grund: Seit dem 5. Mai demon­stri­eren stadt­bekan­nte AfD-Sym­pa­thisan­tInnen, Ver­schwörungside­ologIn­nen und Neon­azis in Tem­plin zusam­men mit “besorgten Bürg­erIn­nen” gegen die Infek­tion­ss­chutz­maß­nah­men der Bund- und Lan­desregierun­gen. Am 11. Mai fol­gten dem Aufruf knapp 30 Menschen.

Die Demos fol­gen einem bun­desweit­en Aufruf aus dem Spek­trum der “Hygien­edemos” und selb­ster­nan­nten “Coronare­bellen”. Es wird bewusst ein Verbindung zu den Mon­tags­demon­stra­tio­nen von ’89 hergestellt. Hier tum­meln sich rechte Eso­terik­erIn­nen, AfD, Ver­schwörungserzäh­lerIn­nen, Recht­spop­ulistIn­nen, Reichs­bürg­erIn­nen, Hooli­gans, Anti­semitIn­nen und Neon­azis und ver­bre­it­en ihre Ide­olo­gien unter teils Tausenden von Men­schen, wie in Stuttgart und München. In mehreren Städten wie in Berlin kam es dabei zu gewalt­täti­gen Auss­chre­itun­gen gegen Polizei und Men­schen, die sich gegen die faschis­tis­che Über­nahme der Proteste zur Wehr set­zten. Was dieses Spek­trum, dass sich rund um die AfD sam­melt, eigentlich von “Grun­drecht­en” hält, zeigt es seit 1933 bis heute immer wieder.

Es gibt gute Gründe für berechtigte Kri­tik am soge­nan­nten “lock­down” und den Fol­gen der Coro­na-Krise für Men­sch und Gesellschaft. Diese Kri­tik darf aber nicht zu einem Schul­ter­schluss mit Recht­en führen, die men­schen­ver­ach­t­en­den und anti­semi­tis­chen (Gewalt-)Fantasien anhän­gen und diese verbreiten.

Dafür rufen wir zum Gegen­protest auf. Am Mon­tag, 25.05., ist um 18:45 Uhr eine Kundge­bung auf dem Tem­plin­er Mark­t­platz angemeldet. Erscheint zahlre­ich und unter Ein­hal­tung des Infek­tion­ss­chutzge­set­zes (Schutz­masken, 1,5 m Abstand).

SalaT [sol­i­darische antifaschis­tis­che linke Aktion Templin]

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

Widerstand gegen “Hygiene”-Demos in Prenzlau und Templin

Pren­zlau am Samstag:

Am 16.05.2020 ruft die Junge Alter­na­tive Bran­den­burg zur Demo nach Pren­zlau. Es soll „für Grun­drechte und Poli­tik mit Ver­stand“ einge­s­tanden wer­den. Das sehr all­ge­meine The­ma wird nicht erläutert, es gibt keinen Inhalt, nur abge­tra­gene stumpfe Parolen. Es gibt wed­er einen Aufruf noch inhaltliche Tiefe, das zeigt wie fern ihnen Poli­tik mit Ver­stand ist. Im ihrem “Ein­satz” für Grun­drechte zeigt sich ihre Dop­pel­moral: So ist es die AfD die immer wieder pro­biert, Grun­drechte zu unter­höhlen. Insze­niert wird das Schaus­piel durch den AfD Land­tagsab­ge­ord­neten Felix Teich­n­er und den AfD Kreistagsab­ge­ord­neten Hannes Gnauck. Teich­n­er, der sich im let­zten Jahr an ein­er NPD nahen Demon­stra­tion in Tem­plin beteiligte, fällt im Land­tag kaum auf. So hat er noch kein einziges Mal seine Redekün­ste dem Land­tag präsen­tiert. Am Sam­stag möchte er nun zum „gesamt­poli­tis­chen Umgang mit dem Virus“ sprechen. Auch hier wirkt die The­me­nauswahl plan­los und beliebig. Die all­ge­meine Abwe­sen­heit inhaltlich­er Tiefe bei der Ankündi­gung der Ver­anstal­tung zeigt wie verzweifelt die AfD pro­biert die Covid-19 Pan­demie für ihre Zwecke zu instru­men­tal­isieren. Es ist also davon auszuge­hen, dass der Inhalt der Ver­anstal­tung auf völkisch nation­al­is­tis­che Het­ze begren­zt sein wird.

Das wer­den wir so nicht ste­hen lassen! Ver­ant­wor­tungsvolles Han­deln heißt jet­zt mehr denn je glob­al und sol­i­darisch handeln!

Wir wer­den am 16.05.2020 in Pren­zlau auf die Straße gehen, um gemein­sam und sol­i­darisch gegen die völkisch nation­al­is­tis­che Het­ze der AfD zu ste­he. Die erste Demon­stra­tion startet um 13 Uhr an der Kreuzung Marktberg/Heinrich Heine Straße. Die zweite Demon­stra­tion startet um 13:30 Uhr in der Straße des Friedens vor der Marienkirche.

Tem­plin am Montag:

Gegen­protest zu recht­en “Spaziergän­gen” am 18.05.2020, 18:45 Uhr, Mark­t­platz Templin

Seit dem 5. Mai demon­stri­eren stadt­bekan­nte AfD-Sym­pa­thisan­tInnen, Ver­schwörungside­ologIn­nen und Neon­azis in Tem­plin zusam­men mit “besorgten Bürg­erIn­nen” gegen die Infek­tion­ss­chutz­maß­nah­men der Bund- und Lan­desregierun­gen. Am 11. Mai fol­gten dem Aufruf der über face­book geteilt wurde knapp 30 Men­schen. Zum Glück kon­nten ca. 20 Men­schen bere­its am let­zten Mon­tag durch eine
spon­tane Gegen­demon­stra­tion auf die recht­en Umtriebe aufmerk­sam machen.

Die Demos fol­gen einem bun­desweit­en Aufruf aus dem Spek­trum der “Hygien­edemos” und selb­ster­nan­nten “Coronare­bellen”. Es wird bewusst ein Verbindung zu den Mon­tags­demon­stra­tio­nen von ’89 hergestellt. Hier tum­meln sich rechte Eso­terik­erIn­nen, AfD, Ver­schwörungserzäh­lerIn­nen, Recht­spop­ulistIn­nen, Reichs­bürg­erIn­nen, Hooli­gans, Anti­semitIn­nen und Neon­azis und ver­bre­it­en ihre Ide­olo­gien unter teils Tausenden von Men­schen, wie in Stuttgart und München. In mehreren Städten wie in Berlin kam es dabei zu gewalt­täti­gen Auss­chre­itun­gen gegen Polizei und Men­schen, die sich gegen die faschis­tis­che Über­nahme der Proteste zur Wehr set­zten. Was dieses Spek­trum, dass sich rund um die AfD sam­melt, eigentlich von “Grun­drecht­en” hält, zeigt es seit 1933 bis heute immer wieder.

Es gibt gute Gründe für berechtigte Kri­tik am soge­nan­nten “lock­down” und den Fol­gen der Coro­na-Krise für Men­sch und Gesellschaft. Diese Kri­tik darf aber nicht zu einem Schul­ter­schluss mit Recht­en führen, die men­schen­ver­ach­t­en­den und anti­semi­tis­chen (Gewalt-)Fantasien anhän­gen und diese verbreiten.

Dafür rufen wir zum Gegen­protest auf. Für näch­sten Mon­tag, 18.05., ist um 19:00 Uhr eine Kundge­bung auf dem Tem­plin­er Mark­t­platz angemeldet. Erscheint zahlre­ich und unter Ein­hal­tung des Infek­tion­ss­chutzge­set­zes (Schutz­masken, 1,5 m Abstand). 

Gemein­sam kön­nen wir die recht­en Über­nah­mev­er­suche stop­pen und ein Zeichen für demokratis­che Kri­tik an einem kaput­ten Sys­tem setzen!

Immer sol­i­darisch, immer antifaschistisch!

Inforiot