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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Solidarisch gegen Rassismus

INFORIOT — Unge­fähr 60 Men­schen waren am heuti­gen Vor­mit­tag dem Aufruf des Belziger Forums gegen Recht­sex­trem­is­mus und Gewalt gefol­gt und hat­ten gemein­sam mit Bürg­er­meis­terin Han­nelore Klabunde (partei­los) gegen eine Kundge­bung der NPD protestiert.

Nazis blieben unter sich 

Die 20 Neon­azis waren ab 10.30 Uhr auf dem Mark­t­platz in Bad Belzig auf­marschiert und hat­ten ein Ban­ner mit der Auf­schrift „Nein zum Heim“ entrollt. Offen­bar sollte damit an ähn­liche Ver­anstal­tun­gen und Aktio­nen im ver­gan­genen Jahr u.a. in Pätz (Bestensee) oder Gransee angeknüpft wer­den. Auch in Belzig wurde im Vor­jahr Stim­mung gegen die Asy­lun­terkün­fte gemacht.

Unter dem Titel “Nein zum Heim” ver­sucht die NPD mit Hil­fe ein­er „Bürg­erini­tia­tive“ Stim­mung gegen Geflüchtete zu machen. Diese meldete sich am ver­gan­genen Fre­itag via Flug­blät­ter zu Wort, in denen sie der Stadt, im Zusam­men­hang mit dem geplanten Heimaus­bau, Geld­ver­schwen­dung zu Ungun­sten der sozialen Infra­struk­tur vor­warf. Die einge­planten 4.300.000,- € soll­ten dem­nach, statt für die Unterkün­fte von Geflüchteten, eher für Schulen, KITAS und eine “deutsche” Jugen­dar­beit aus­gegeben wer­den. Allerd­ings stam­men die Gelder für die Geflüchtete­nun­terkun­ft haupt­säch­lich aus Lan­desmit­teln und nicht aus der Stadtkasse, wie die Ini­tia­tive behauptet.

Die NPD blieb so auch heute wieder unter sich. Um über­haupt wahrnehm­bar aufzutreten, mussten sich die Belziger Neon­azis mit auswär­ti­gen Funk­tionären ver­stärken. Pierre Dorn­brach aus Baruth, JN Vor­sitzen­der von Bran­den­burg, und Sebas­t­ian Schmidtke aus Berlin, Vor­sitzen­der des NPD Lan­desver­ban­des Berlin, hiel­ten die bei­den einzi­gen Redebeiträge.

Kein Ort für Nazis

Die Nazi­ag­i­ta­tion wollte in Bad Belzig jedoch nie­mand hören. Bei­de Nazi-Red­ner wur­den aus­gep­fif­f­en und aus­ge­buht. Bad Belzig zeigte sich stattdessen „sol­i­darisch statt ras­sis­tisch“. Und zwar nicht nur die Bürger_innen, son­dern auch die Stadtver­wal­tung. Sie hat­te ein Trans­par­ent mit gle­ich­lautem Slo­gan druck­en lassen.

Fotos hier: Press­eser­vice Rathenow

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

VVN-BdA protestiert gegen geplante Störung des Holocaustgedenktages

Seit mehreren Jahren führt die Stadt Pots­dam in der Gedenkstätte Lin­den­straße aus­gerech­net am Holo­caustge­denk­tag eine Gedenkver­anstal­tung durch. Mehrfach haben Opfer­ver­bände des NS-Regimes gegen diese
Instru­men­tal­isierung der Ver­fol­gten des Naziregimes protestiert und darauf hingewiesen, dass in der Lin­den­straße ein würdi­ger Gedenko­rt fehlt, der von den über­leben­den Opfern des NS-Ter­rors akzep­tiert wird. 

Die im Gefäng­nishof ste­hende Plas­tik „Das Opfer“ umfasst alle in der Lin­den­straße im 20. Jahrhun­dert Ver­fol­gten. Eine der­art pauschale Gle­ich­set­zung wird von den NS-Ver­fol­gten abgelehnt. Für sie erscheint es unzu­mut­bar, sich einen Gedenko­rt mit den nach 1945 in der Lin­den­straße Inhaftierten zu teilen. Nach den Erfahrun­gen mit anderen Gedenko­rten gehen sie davon aus, dass nach Kriegsende in der Lin­den­straße vor allem Funk­tionäre und Unter­stützerin­nen des Naziregimes einges­per­rt wurden. 

Inzwis­chen haben sich diese Befürch­tun­gen erhärtet. Der Pots­damer Orts­gruppe der VVN-BdA liegt eine Liste von Häftlin­gen vor, die am 14.05.1946 unter Mitwirkung des DRK aus der Lin­den­straße in NKWD-Son­der­lager trans­portiert wur­den. Die Liste enthält neben den Per­son­al­dat­en auch Angaben dazu, mit welchen Tatvor­wür­fen der
sow­jetis­che Geheim­di­enst die Inhaftierung rechtfertigt. 

Am 14.01. hat die VVN-BdA die Liste und die Über­set­zung eines verei­digten Über­set­zers an den Ober­bürg­er­meis­ter und die Gedenkstät­ten­leitung geschickt und darum gebeten, die Gedenkver­anstal­tung am 27.01. nicht an diesem Ort durchzuführen.

Trotz unser­er Bitte um kurzfristige Antwort haben wir bis­lang keine Antwort erhal­ten. Auf tele­fonis­che Rück­frage teilte uns das OB-Büro mit, dass die Gedenkver­anstal­tung wie geplant stat­tfind­en soll.

Die VVN-BdA bew­ertet diese Entschei­dung als respek­t­los und anmaßend. Selb­st wenn dem Ober­bürg­er­meis­ter per­sön­lich das Ver­ständ­nis dafür fehlt, dass NS-Opfer keinen gemein­samen Gedenko­rt mit NS-Tätern akzep­tieren, sollte er zumin­d­est aus men­schlichem Anstand in der Lage sein, der aus­drück­lichen Bitte nachzukom­men, einen anderen Ver­anstal­tung­sort zu wählen.

Eine Gedenkver­anstal­tung, die auf die Teil­nahme von Zeitzeu­gen verzichtet und lieber Proteste von Opfern des NS-Regimes in Kauf nimmt, als einen anderen Gedenko­rt zu wählen, trägt nicht zur Entwick­lung ein­er akzept­ablen Gedenkkul­tur in Pots­dam bei. Die VVN-BdA bew­ertet die Ver­anstal­tung in der Lin­den­straße als öffentliche Bekun­dung der Mis­sach­tung der Opfer des Naziregimes und als Störung des Gedenkens an diesem Tage. Daher wird die Stadt Pots­dam mit unseren Protesten rech­nen müssen.

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Geschichte & Gedenken

Landtag Eröffnung in Potsdam

Wo diese nicht weichen wollten,köpfte man Könige und schleifte die Sym­bole ihrer Herrschaft.Seines eige­nen Glück­es Schmied zu sein, war das Ver­sprechen, dass die her­an brechende bürg­er­liche Gesellschaft bere­i­thielt, mithin das Ver­sprechen auf Glück über­haupt. In Preussen-Deutsch­land geschah der gle­ichen nicht. Als sich hier die Acker­bürg­er zu Fab­rikher­ren mauserten, sahen sie sich mit den zu Pro­leten wer­den­den Ple­be­jern kon­fron­tiert, die auch ein Stück vom Kuchen ab haben woll­ten. Die Bürg­er knif­f­en und ver­ri­eten die Frei­heit. Im Gegen­zug kartätscht­en die Fürsten bei Bedarf die auf­säs­si­gen Pro­leten und die paar Bürg­er die noch an die Frei­heit glaubten zusam­men. Ein Sym­bol dieser nicht ange­focht­e­nen Macht der Monar­chen, die bestand, bis sie aus eigene rMorschheit zusam­menkrachte, war das Pots­damer Stadtschloss. Die DDR schließlich ver­suchte den aus­ge­bliebe­nen Befreiungss­chritt nachzu­holen und schliff Stadtschloss und Garnisonkirche.

Die heutige Gesellschaft nun gibt sich täglich alle Mühe, uns zu demon­stri­eren, dass es in der Welt der Kap­i­talver­w­er­tung kein Glück mehr zu gewin­nen gibt. Das Beste was den Men­schen passieren kann ist,dass der stets dro­hende Absturz andere trifft, die Hartzies, die Griechen etc. Aber auch das Ver­sprechen ein­er neuen, besseren, das Glück für alle garantieren­den Gesellschaft, in dessen Namen das Stadtschloss einst gesprengt wurde, existiert nicht mehr, hat sich in mar­o­den Fab­riken und lan­gen Warteschlangen, in Jugendw­erkhöfen und Knästen unsterblich blamiert.

Ohne Hoff­nung auf Besserung quälen wir uns täglich durch ein unsin­niges Leben. In ein­er Welt, in der die Mit­tel vorhan­den sind, allen Bewohn­ern dieses Plan­eten ein Leben in Würde und die Möglichkeit,glücklich zu wer­den zu bieten, dienen diese Mit­tel nur dazu Elend, Aus­beu­tung, Dummheit und Igno­ranz zu verewigen. Ertra­gen kann man das ganze nur im Suff oder im Wahn. Dieser Wahn lebt sich meist friedlich aus. Hun­dert­tausend­fach fliehen erwach­sene Men­schen aus der Real­ität, trinken Met auf Mit­te­lal­ter­jahrmärk­ten, verklei­den sich als Hob­bits und Elfen oder fiebern mit der Wan­der­hure um die Liebe, die sie selb­st nicht mehr find­en kön­nen. Das ist der Eskapis­mus der­jeni­gen, die dem Ter­ror von Lohnar­beit und Hartz4 in eine Welt ent­fliehen, in der sie hof­fen mehr zu sein als ein stets erset­zbar­er Behäl­ter der Ware Arbeit­skraft, in der sie noch der Prinz sein kön­nen, der die Prinzessin vor dem Drachen ret­tet (oder umgekehrt).

Demge­genüber ste­ht der Wahn der­jeni­gen, die glauben, hier zu bes­tim­men wie die Dinge laufen, in ihren Soft­wareschmieden, Talk­shows und als Führer poli­tis­ch­er Appa­rate. Ins­ge­heim ist auch ihnen klar, dass sie nur Charak­ter­masken sind, dass nicht sie bes­tim­men wie der Laden läuft, son­dern dass auch sie nur um den Preis des stets möglichen Absturzes (bei dem sie allerd­ings i.d.R. weich­er fall­en als die anschlussver­wen­dete Schleck­er-Verkäuferin) den stum­men Zwang der Ver­hält­nisse exeku­tieren. Vor einem Zeug­nis ihres Wahns ste­hen wir hier. Vor dem in Beton gegosse­nen, endgülti­gen Abschied von der Idee der Demokratie als ein­er Herrschaft selb­st­be­wusster Bürg­er, die ihre Inter­essenkon­flik­te reg­uliert aus­tra­gen und dem Sym­bol der Hoff­nung auf den güti­gen, harten, aber gerecht­en Sou­verän, der den Zwang der Ver­hält­nisse zer­reißt, in dessen Entschei­dun­gen die Macht wieder zu sich kommt. Dafür ste­ht die Bittschriften­linde, die vor dem Schloss wieder ste­hen soll, und an der in Zukun­ft die zu Unter­ta­nen regredieren­den Bürg­er wieder ihre Peti­tio­nen anheften werden.

Aber: feu­dale Ver­hält­nisse lassen sich nicht wieder­her­stellen, die ersehnte Rück­kehr in die gute alte Zeit ist der Schritt nach vor nein die Bar­barei. Diese Bar­barei scheint schon auf in den Ver­nich­tungsphan­tasien, die in beige gewan­dete Rent­ner, gebotoxte Bou­tiqe­be­treiberin­nen, Schaus­piel­er­darsteller, Barock­fa- und-fetis­chis­ten und was sich son­st noch in dieser Stadt für Bürg­er­tum hält jenen, die den Wahn nicht mit­machen wollen ins Gesicht brüllen, wenn sie ihre Kinder­stube fahren lassen und mit Regen­schir­men und Fäusten auf die Kri­tik­erIn­nen losgehen.

Der Wiederabriss des Stadtschloss­es ändert an den Ver­hält­nis­sen unter denen wir leben nichts. Nichts­destotrotz wer­den wir es abreißen,wenn wir sie geän­dert haben.

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Antifaschismus

Hey Nazi, kein Bock auf deine Story!

Seit mehreren Jahren mobil­isieren Neon­azis aus­ge­hend von der „NPD Lausitz“ am 15. Feb­ru­ar, dem Jahrestag der Bom­bardierung im 2. Weltkrieg, nach Cot­tbus zu einem „Gedenkmarsch“. Sie wollen im Schat­ten von Dres­den an den deutschen Opfermythos anknüpfen und somit ihre geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che und NS-Ver­her­rlichende Ide­olo­gie auf die Straße ziehen. 

Nun ste­ht die alljährliche Insze­nierung erneut an – aber sor­ry Nazi, wir haben immer-noch keinen Bock auf deine Sto­ry. Wir wer­den den Auf­marsch wieder zu einem Desaster machen! Im let­zten Feb­ru­ar wurde der „Gedenkmarsch“ von umfan­gre­ichen Gegen­protesten und Block­aden umzin­gelt, so gelang es uns den Auf­marsch erst­ma­lig gän­zlich zu ver­hin­dern. Die Sit­u­a­tion für die Neon­azis war so auswe­g­los, dass sie nach weni­gen Hun­dert Metern und Stun­den­langem rum­ste­hen, frus­tri­ert umkehrten.  Dadurch kon­nte auch mit der Kon­ti­nu­ität des 15. Feb­ru­ar als zen­trales Nazi-Event für Süd-Bran­den­burg gebrochen werden.

Dies gilt es zu wieder­holen! Gemein­sam mit dem bre­it­en Bünd­nis „Cot­tbus Naz­ifrei!“ wollen wir an den Erfolg des let­zten Jahres anschließen und den 15. Feb­ru­ar für die Nazis platzen lassen. In diesem Sinne: Lasst uns dafür sor­gen, das Cot­tbus auch weit­er­hin ein heißes Pflaster für die NPD bleibt. Beteiligt euch zahlre­ich am vielfälti­gen Protest und lasst uns entschlossen dafür sor­gen, dass der Auf­marsch erneut zu einem Rein­fall wird!

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Antifaschismus

Nazidemo in Wittenberge angekündigt

INFORIOT Neon­azis pla­nen, am Sam­stag, dem 5. April in Wit­ten­berge (Land­kreis Prig­nitz) zu demon­stri­eren. Unter dem Mot­to “Sieh nicht zu, wenn deine Stadt stirbt – werde aktiv!” soll der Auf­marsch ab Mit­tag stat­tfind­en. Die Neon­azis wollen gegen “nicht erträgliche Zustände” protestieren, die für sie als “Stre­it­er für die nationale Weltan­schau­ung” nicht hin­nehm­bar seien. Auf ein­er bere­its jet­zt ein­gerichteten Mobil­isierungs­seite der Neon­azis ist bis­lang ein Kurza­ufruf und ein intern­er Aufla­genkat­a­log veröf­fentlicht. Die Demon­stra­tion wurde in ein­er Mit­teilung der Kam­er­ad­schaft  “Freie Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land” am Mon­tag publik.

Seit Monat­en dauert in Wit­ten­berge eine Serie von neon­azis­tis­chen Schmiereien und Sachbeschädi­gun­gen an. Einige Beispiele: Ende Novem­ber wur­den über eine Länge von 300 Metern an ein­er Mauer rechte Parolen geschmiert. An ein­er Haustür wurde Ende Okto­ber ein Hak­enkrez ger­itzt. Im Sep­tem­ber wurde eine Ernst-Thäl­mann-Gedenk­tafel beschädigt. Ende August wur­den am Bus­bahn­hof rechte Parolen und Sym­bole hin­ter­lassen. Die nun geplante Demon­stra­tion soll ver­mut­lich dazu dienen, die rechte Präsenz in Wit­ten­berge zu ver­stärken und auf ein neues Lev­el zu heben.

Zulet­zt hat es im Feb­ru­ar 2013 eine Neon­azi-Demon­stra­tion in Wit­ten­berge gegeben. Damals war in den Abend­stun­den eine kleinere Gruppe Rechter dunkel gek­lei­det und unangemeldet am Stern mit Fack­eln und Trans­par­enten aufmarschiert.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Wieder Probleme mit Wertgutscheinen

Im Dezem­ber aus­gegebene Wertgutscheine, mit denen Flüchtlinge in Ober­hav­el ihr Exis­tenzmin­i­mum bestre­it­en müssen, wur­den zum 1. Jan­u­ar an den Kassen mehrerer Super­märk­te nicht mehr akzep­tiert. Selb­st das Sozialamt der Kreisver­wal­tung Ober­hav­el musste eingeste­hen, dass das Sys­tem nicht funk­tion­iert und hat ange­boten, die Gutscheine wieder zurück zu Bargeld zu tauschen. Die betr­e­f­fend­en Gutscheine sind bis zum 15. Jan­u­ar gültig, der aufge­druck­te Strich­code und die aufge­druck­te Jahreszahl beziehen sich aber auf 2013, so dass Super­märk­te mit rein elek­tro­n­is­chen Kassen, wie Pen­ny und Rewe die Gutscheine nicht mehr akzep­tieren kon­nten. Zu Jahres­be­ginn mussten die Flüchtlinge aus dem Flüchtlingslager in Stolpe-Süd zudem bis zum Mittwoch, dem 8. Jan­u­ar, auf die erste Gutschein­aus­gabe warten, da der reg­uläre Aus­gabe-Ter­min am ersten Mittwoch eines Monats auf einen Feiertag fiel. Mit­glieder der Ini­tia­tive Willkom­men in Ober­hav­el, die Flüchtlin­gen einen Teil der Gutscheine in Bargeld umtauschen, wur­den Anfang Jan­u­ar über das Prob­lem informiert und haben daraufhin vom Sozialamt den Rück­tausch in Bargeld sowie eine mehrsprachige Infor­ma­tion der Betrof­fe­nen gefordert. Eine Infor­ma­tion über die Möglichkeit des Rück­tausches ist nach Angaben von betrof­fe­nen Flüchtlin­gen allerd­ings nicht erfol­gt. Diese neuer­liche Panne rei­ht sich in eine Vielzahl von Prob­le­men ein, die das Gutschein­sys­tem regelmäßig her­vor­bringt. Beispiel­sweise ver­weigern einige Super­märk­te nach wie vor die Her­aus­gabe von Wech­sel­geld. Auch ist nicht klar, was mit den Gutscheinen gekauft wer­den darf. Flüchtlinge, die neu ankom­men, wer­den mit diesen Prob­le­men alleine gelassen, es erfol­gt keine Unter­weisung im Gebrauch der Gutscheine. Die Ini­tia­tive Willkom­men in Ober­hav­el hat allein im Jan­u­ar 2014 über 6000 EUR Gutscheine von Flüchtlin­gen gegen Bargeld getauscht.

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Klima & Umwelt

Sternmarsch gegen die Abbaggerung in der Lausitz

Mit­tler­weile kann schon von Tra­di­tion gesprochen wer­den: Zum bere­its siebten Mal trafen sich die Einwohner_innen und Unterstützer_innen der vom geplanten Braunkohlen­t­age­bau Jän­schwalde-Nord betrof­fe­nen Orte Atter­wasch, Grabko und Kerk­witz zum “Stern­marsch gegen die Abbag­gerung”. Mehr als 800 Men­schen fol­gten dem Aufruf. Sie trafen sich in den drei betrof­fe­nen Orten und zogen zum zen­tralen Tre­ff­punkt in der Nähe des Ortes Kerk­witz. Hier set­zen sie mit ein­er Kundge­bung ein deut­lich­es Zeichen gegen die Pläne Vat­ten­falls, ihre Heimat zu zer­stören. Die jährlich wach­sende Zahl der Teilnehmer_innen erhält Unter­stützung von Kohlegegner_innen aus ganz Deutsch­land. Sie alle sagen NEIN zu neuen Tage­bauen.
http://graswurzel.tv/p237.html

Mehr zum Braunkohlen­t­age­bau in der Lausitz gibt es auf unser­er Pro­jek­tweb­site:
http://www.braunkohle-tagebau.de

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Antifaschismus

Proteste gegen „Rechte“-Hetze in Märkisch-Oderland

INFORIOT — Unter dem Mot­to „Asy­lanten­heim  — Wir sagen nein!“ führte der Lan­desver­band der Partei „Die Rechte“ gestern eine Kundge­bung auf dem Markt in Bad Freien­walde (Land­kreis Märkisch-Oder­land) durch. Angemeldet wurde die Ver­anstal­tung von „Die Rechte“-Landeschef Klaus Mann aus dem 30 Kilo­me­ter ent­fer­n­ten Finow­furt (Land­kreis Barn­im). Er ver­sam­melte unge­fähr 50 Neon­azis, darunter auch Ex-Funk­tionäre des ver­bote­nen „Front­bann 24“ aus Berlin, Mit­glieder der schein­aufgelösten „Kam­er­ad­schaft Märkisch-Oder-Barn­im“ (KMOB) und “Freien Nation­al­is­ten Uck­er­mark” sowie einzel­nen NPD und JN Aktivist_innen. Ex-DVU Funk­tionär Mann stand am Mikro, musste allerd­ings – man­gels Tal­ent und Sehstärke — mit Hil­fe ein­er Lese­brille seine Het­zrede able­sen. Eine nen­nenswerte Wirkung erzielte der Rede­beitrag, eben­so wie der des Berlin­er „Die Rechte“-Landesvorsitzenden Uwe Dreisch, jedoch nicht. Die Laut­sprechertech­nik war man­gel­haft und das noch ein wenig ver­ständliche restliche Gebrabbel wurde durch Pfiffe und Tröten der Gegendemonstrant_innen übertönt.

Protest gegen Nazikundgebung

Unge­fähr 50 bis 60 Men­schen hat­ten sich näm­lich um die „Die Rechte“-Kundgebung herum ver­sam­melt, um ihrem Protest gegen die die asylfeindliche Ver­anstal­tung zum Aus­druck zugeben. Eine Gruppe Bürger_innen zeigte ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift „Flüchtlinge bleiben – rechte Gedanken vertreiben“. Auch einige Antifas zeigten ihren Protest am Rande und erin­nerten, dass Nazis eben nicht nur bloße Dumpf­back­en sind, son­dern „Ras­sis­mus“ auch „tötet“. Zu nen­nenswerten Störun­gen kam es jedoch nicht. Einzelne Pro­voka­tio­nen von Kundge­bung­steil­nehmenden der Partei „Die Rechte“ wur­den sofort durch die Polizei unterbunden.

Keine Unter­bringung in Bad Freien­walde geplant

Im Land Bran­den­burg, eben­so wie im gesamten Bun­des­ge­bi­et, wer­den in den näch­sten Monat­en mehr Geflüchtete aufgenom­men, als in den Vor­jahren. Deshalb wer­den in nahezu allen Land­kreisen Unterkün­fte aus- bzw. neuge­baut. Im Land­kreis Märkisch-Oder­land soll, eben dem beste­hen­den Heim in Garzau bei Straus­berg, noch ein zweites in Neuhard­en­berg entste­hen. Laut ein­er Über­sicht des RBB zur The­matik ist in Bad Freien­walde (Oder) bish­er, ent­ge­gen der Het­ze der Partei „Die Rechte“, kein Asyl­be­wer­ber­heim geplant. Allerd­ings ver­anstal­teten die „Recht­en“ bere­its am 16. Novem­ber 2013 eine Het­zkundge­bung gegen die Unter­bringung von Geflüchteten in Woh­nun­terkün­ften im benach­barten Oder­berg (Land­kreis Barnim).

Fotos:

Press­eser­vice Rathenow

Chris­t­ian Jäger 

Dan­ny Frank

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Antifaschismus

Soliaktion für Lampedusa-Flüchtlinge und Rote Flora auf Potsdamer Weihnachtsmarkt

 

Am Don­ner­stag, den 19.12., fand auf dem Pots­damer Wei­h­nachts­markt in der Bran­den­burg­er Straße eine Soli­ak­tion für die Ham­burg­er Rote Flo­ra und die aus Lampe­dusa Geflüchteten sowie die Esso­häuser statt. Eine Gruppe von 30–40 Leuten zog mit „Refugees Wel­come“-, „Flo­ra bleibt!“- und anderen Schildern und Fly­ern aus­gerüstet über den Wei­h­nachts­markt, um in der behaglichen und vor­wei­h­nachtlichen Stim­mung eigene Akzente zu set­zen. Doch warum das Ganze?

In Ham­burg ver­sucht eine Gruppe — bekan­nt gewor­den unter dem Namen Lampe­dusa in Ham­burg — gemein­sam mit Unterstützer_innen die lebens­ge­fährliche Sit­u­a­tion von Flüchtlin­gen auf dem Mit­telmeer und in Lampe­dusa, ein­er kleinen Insel vor dem europäis­chen Fes­t­land, wo Jahr für Jahr tausende Flüchtlinge ver­suchen Schutz und ein besseres Leben zu find­en, zu thematisieren.

Regelmäßig erre­ichen uns erschreck­ende Nachricht­en über Tragö­di­en im Mit­telmeer, kleine völ­lig über­füllte Fis­cher­boote ken­tern im Mit­telmeer. Hil­fe vergebens. Soll­ten sie es nach Europa schaf­fen, wer­den sie ver­fol­gt, krim­i­nal­isiert und wegges­per­rt. In Ham­burg hat eine Gruppe von Flüchtlin­gen eine Notun­terkun­ft in der St.- Pauli- Kirche erhal­ten. Lange nicht Alle. Die kon­se­quente Forderung für ein Grup­pe­naufen­thalt­srecht passt der Poli­tik und Polizei nicht ins Konzept. Sie fordern die Reg­istrierung der Flüchtlinge, was sie in die zähen Mühlen der ras­sis­tis­chen Bürokratie presst.

Aber nicht nur die Lampe­dusa- Gruppe war Grund für die Demo.

Das seit 20 Jahren beset­zte Zen­trum Rote Flo­ra ste­ht vor der Räu­mung durch die pri­vat­en Inve­storen Gert Baer und Klaus­martin Kretschmer. Sie inter­essieren sich für prof­itable Investi­tion­spläne mit einem Ver­anstal­tungsraum, Kita und anderen Pro­jek­ten. Selb­stver­wal­tete und unkom­merzielle Zen­tren passen ihnen nicht ins Geschäftsmodell.

Der lange Kampf für selb­stver­wal­tete Pro­jek­te ist lei­der immer wieder und über­all The­ma. Vor dem Prob­lem der Stad­tum­struk­turierung ste­hen auch die Esso­häuser. 2009 an die Bayrische Haus­bau GmbH verkauft, will diese sie abreißen lassen und Platz für zahlungskräftiges Pub­likum im Wohn- und Gewer­be­bere­ich machen. Vor kurzen mussten die Häuser auf­grund von Ein­sturzge­fahr geräumt wer­den, und die Bewohner_innen ste­hen teil­weise ohne Hil­fe da . Damit geht der Bayrischen Haus­bau GmbH ihr Prof­it­streben vor den Schutz der Bewohner_innen.

Grund genug für uns, die Sit­u­a­tion der Pro­jek­te zu the­ma­tisieren und uns mit ihnen zu sol­i­darisieren. Nach kurzem Warm­sin­gen und dem Verteilen von Fly­ern und Schildern starteten wir an der Peter- und Pauls- Kirche und zogen gemein­sam über die Bran­den­burg­er Straße zum Luisenplatz.

Fra­gende Blicke wur­den mit Plakat­en, Fly­ern und Gesprächen beantwortet. 

Die zahlre­ichen Fress­bu­den erhiel­ten eine Räu­mungsauf­forderung bis zum 20.12.13. Unterze­ich­net von G. Baer und K. Kretschmer. An ver­schiede­nen Kreuzun­gen und Flächen die noch nicht vom Verkaufs- und Fress­bu­den belegt waren bre­it­eten wir uns zum Wei­h­nachtssin­gen aus. Es wurde ein Konz­ert, „ein Fest der Sinne“, angekündigt und umgedichtete Wei­h­nacht­slieder zum Besten gegeben. Das wei­h­nachtlich ges­timmte Pub­likum gab eine meist pos­i­tive Res­o­nanz, zeigte Inter­esse und nahm Fly­er ent­ge­gen, die zur Demo in Ham­burg am 21.12. aufriefen und über Res­i­den­zpflicht und die Räu­mungsan­dro­hung gegen die Flo­ra informierten. Am Luisen­platz angekom­men, fol­gte das große Abschlusskonz­ert vor der Märchenbühne.

Zur Feier des Tages wurde die Musik abge­dreht und die Sänger_innen kon­nten nochmal ihr Bestes geben. Die nötige Aufmerk­samkeit haben wir auf jeden Fall erhal­ten. Erfol­gre­ich und ohne Repres­salien durch eine über­mo­tivierte und nach preußis­ch­er Ord­nung strebende Polizei kon­nten wir die Spon­tande­mo ohne Ver­haf­tun­gen beenden.

Für mehr selb­stver­wal­tetes Wohnen und Leben! Autonome Zen­tren auf­bauen und verteidigen!

Für bun­ten, vielfälti­gen und entschlosse­nen Wider­stand gegen neolib­erale Stad­ten­twick­lung und Ras­sis­mus in Ham­burg Pots­dam und überall!

 

Des Inter­ess­es wegen hier die Texte der „Wei­h­nacht­slieder“:

 

(Melodie Fröh­liche Weihnacht)

Fröh­liche Wei­h­nacht überall,

auch in der Flo­ra, selb­st wenn’s knallt.

 

Räu­mungs­bescheid vom Privatinvestor, 

der nahm sich ja ganz schön was vor.

 

Fröh­liche Wei­h­nacht überall,

auch in der Flo­ra, selb­st wenn’s knallt.

 

Darum alle laufet mit in der Demonstration,

denn räu­men lassen wir uns nicht; nicht ohne Konfrontation.

 

Fröh­liche Wei­h­nacht überall,

auch in der Flo­ra, selb­st wenn’s knallt.

 

(Melodie Oh Tannenbaum)

 

Oh Europa, Oh Europa,

wie hoch sind deine Mauern.

 

Du schieb­st nicht nur, du drängst auch ab,

zurück ins Meer, ins Massengrab. 

 

Oh Fro(ho)ntex, Oh Fro(ho)ntex,

wie sehr sind wir dir dankbar.

 

Alle Jahren wieder

Mieter­höhun­gen

pras­seln auf uns nieder

in den Wohnungen.

 

Beset­zt mit unsren Sägen,

geht rein in jedes Haus,

ihr kön­ntet Frei­heit leben;

Spekulant_innen raus!

 

Einige Gedanken über die Proteste und Gewalt bei der inter­na­tionalen Demo für die Rote Flo­ra, die Esso­häuser und die Forderun­gen der Lampe­dusa Ham­burg Gruppe für das Bleiberecht für Refugees.

Wir haben uns mit ein­er Gruppe in den Mor­gen­stun­den auf den Weg nach Ham­burg gemacht, um unseren Protest gegen die herrschen­den Zustände und in Sol­i­dar­ität mit den Protesten in Ham­burg auf die Straße zu tra­gen. Schon im Voraus bestand die Befürch­tung, dass wir durch Polizeikon­trollen an der Teil­nahme gehin­dert wer­den. Nach Ham­burg und bis zur Roten Flo­ra kamen wir unge­hin­dert. Vorkon­trollen gab es nicht, eben­falls kaum Polizis­ten auf dem Weg zur Demo. Auch gut, allzu oft wer­den All­t­ags­ge­gen­stände von der Polizei zu gefährlichen Waf­fen uminter­pretiert. An der Flo­ra angekom­men war die Gruppe schon so groß, dass sie nur schw­er zu über­schauen war. In let­zten Absprachen klärten wir unsere Ziele und Bezugs­grup­pen, zum Großteil auf eine laute kraftvolle Demo ges­pan­nt, ohne dabei die Kon­fronta­tion zu suchen.

Wir ver­sucht­en noch ein wenig nach vorn zu gelan­gen, als sich der Demozug in Bewe­gung set­zte – laut, kraftvoll und unter Ein­satz von Pyrotech­nik. Zu dem Zeit­punkt sahen wir noch keine Eskala­tion oder Angriffe auf die Polizei, doch das erste, was wir dann sahen, waren die Wasser­w­er­fer, die anscheinend ohne Vor­war­nung mas­siv in die Demo ziel­ten. Recht schnell wurde darauf geant­wortet. Die Demo blieb trotz Wasser­w­er­fer und Polizeiüber­griffe zum Großteil ste­hen. Es fol­gten erste Reak­tio­nen aus der Demo: Pyro, Böller, Flaschen.

Die Polizei schien das zu tun, was sie her­auf­beschwören wollte. Sie blieb, griff die Demo an, schoss weit­er mit Wasser­w­er­fern, deren Wass­er wohl auch mit Reizstof­fen ver­set­zt wurde und ran­nte immer wieder bis tief in die Demo hinein und ver­prügelte Men­schen. Die Antwort war deut­lich und kon­se­quent. Die Polizei wurde nicht sel­ten mas­siv ange­grif­f­en und teil­weise zurückge­drängt. An eine kraftvolle Demo war dann schon nicht mehr zu denken. Die Kon­fronta­tion ver­lagerte sich langsam auf die Kreuzung Schulterblatt/Juliusstraße. Dort griff die Polizei weit­er die Leute an und ver­let­zte viele mit Pfef­fer­spray und Schlag­stock. Eine Per­son brach hin­ter den Polizeikräften zusam­men. Über­raschen­der Weise wur­den wir als Ersthelfer_innen durchge­lassen und kon­nten die Per­son in Sicher­heit brin­gen. Als sich die Lage halb­wegs beruhigte, die Polizei aber noch mit­ten auf der Kreuzung stand und die Masse der Demon­stri­eren­den auf­s­pal­tete, gab es Zeit um sich neu zu organ­isieren und wiederfind­en. Das „Recht auf Stadt“-Bündnis hat­te sich zu dem Zeit­punkt schon um eine neue Demo bemüht, die in Rich­tung Esso­häuser ziehen sollte. Nach 500 Metern schienen die Polizist_innen wieder die Eskala­tion zu suchen. Sie versper­rten den Weg und sagten, wir kön­nten wieder demon­stri­eren, aber dann nur zurück zur Flo­ra, woher wir kamen. Die Leute zogen schließlich in größeren Grup­pen durch die Stadt, um zu den Esso­häusern zu gelan­gen. Auf der Reeper­bahn ange­langt waren wieder viele Leute zu sehen, vor der Davidwache auch wieder Wasser­w­er­fer. Es fol­gten wieder Auseinan­der­set­zun­gen. Die Cops bedrängten Leute, die auf dem Wei­h­nachts­markt standen. Wieder eine her­vor­ra­gende Sit­u­a­tion, um eine Massen­panik zu schaf­fen. Als wir bei der Ver­sorgung eines Ver­let­zten helfen woll­ten, kamen kurz darauf die Cops und woll­ten uns zurück­drän­gen. Schein­bar stell­ten ein Dutzend Men­schen für die 22. oder 23. Hun­der­schaft der Nieder­säch­sis­chen Polizei eine gefährliche Masse dar. Es kam wieder zu groben Schub­sereien und Ersthelfer_innen wurde von Polizist_innen ins Gesicht geschla­gen – mit dem Hin­weis, dass es ihnen egal sei, ob sie helfen. Wir hof­fen, dass zumin­d­est der später eingetrof­fene Kranken­wa­gen durchge­lassen wurde.

Mit­tler­weile war lange klar, dass die Cops die Sit­u­a­tion gän­zlich eskalieren lassen woll­ten oder mit ihrer Zer­spren­gungstak­tik nicht zurecht kamen und es ihnen zu viele Leute waren.

Für uns stellte sich nun die Frage, ob und wie wir vor Ort bleiben wollten.

Im Rück­blick betra­chtet scheint es uns sehr deut­lich, dass die Eskala­tion­stak­tik der Cops den ganzen Tag durchge­zo­gen wurde. Irgend­wie mussten Gefahren­prog­nose und Gefahrenge­bi­ete der Cops legit­imiert wer­den, da die Medi­en erst sehr spät auf den Zug der Drama­tisierung aufge­sprun­gen waren.

Das Stop­pen und Angreifen des Demozuges wurde auf­grund von faden­scheini­gen Argu­menten wie zu früher Start der Demo und Angriffe auf die Cops durchge­zo­gen – auch wenn die Argu­mente durch Berichte von Zeug_innen und Videos wider­legt wur­den. Auch Pyro auf Demos oder in Men­schen­massen darf umstrit­ten sein, kann und darf aber noch keinen Angriff durch die Polizei auf Demon­stri­erende legitimieren.

Die Demo war aus unser­er Sicht laut­stark, entschlossen und kraftvoll. Mit einem der­ar­ti­gen Angriff gle­ich zu Beginn kon­nte es keine andere Entwick­lung geben.

Hät­ten sich die Cops zurück­ge­hal­ten und „kleinere Rechts­brüche“ hin­genom­men, hät­ten sie bei weit­em nicht die Auss­chre­itun­gen erre­icht, wie sie sie selb­st her­vorgerufen haben. Das schien aber nicht poli­tis­ch­er oder polizeilich­er Wille gewe­sen zu sein.

Wenn der gute Mirko Streiber (Polizeis­prech­er) meint, dass es die schw­er­sten Krawalle seit Jahren waren und entschlossenes Ein­greifen nötig war, bleibt fraglich, warum bei massen­haft anwe­senden BFE- Ein­heit­en, die ja zum geziel­ten Fes­t­nehmen da waren, lediglich ca. 20 Fes­t­nah­men ver­bucht wur­den – vielle­icht, weil der Rest mit dem Ver­prügeln von Men­schen beschäftigt war. Neben­bei wurde noch eine ganze Ver­samm­lung in Gewahrsam genom­men, um gewün­schte Zahlen präsen­tieren zu kön­nen. Auch die ver­meintlichen Angriffe auf die Polizei bleiben fraglich, wo doch anfangs keine Polizei direkt vor der Demo stand. Die Polizist_innen mussten ja erst auf die Demo zulaufen, um sie zu stop­pen. Selb­st dabei blieb es ver­hält­nis­mäßig ruhig, aber schon nach weni­gen Minuten wur­den die bere­it ste­hen­den Wasser­w­er­fer einge­set­zt und die Stim­mung so nach­haltig aufgeheizt.

Wo Auss­chre­itun­gen sind, ist auch die Gew­erkschaft der Polizei nicht weit. Herr Lenders forderte gle­ich das Ver­bot von Demos, die auf­grund polizeilich­er Ein­schätzung als gewalt­tätig eingestuft werden.

Da müssen auch Ver­wal­tungs­gerichte der­ar­tige Gefahren­prog­nosen der Polizei respek­tieren, aktzep­tieren und dann auch mal eine Demon­stra­tion […] zu ver­bi­eten“ Gewal­tenteilung? Anscheinend nicht mit der GdP.

Für uns ist klar, dass es gewollte und bewusst provozierte Bilder waren, die die Polizeiführung haben wollte. Das unnötige Aufhal­ten der Demo und der Ein­satz von Wasser­w­er­fern von Beginn an war Mit­tel zum Zweck, um Auss­chre­itun­gen her­vorzu­rufen. Bleibt abzuwarten, welche Erken­nt­nisse Polizei und Poli­tik daraus ziehen. Ist das ein Vorgeschmack auf eine mögliche Räu­mung? Kann und will die Stadt noch für die Flo­ra ein­ste­hen? Vor allem wie gestal­tet sich der Protest und Wider­stand gegen Räu­mungen bei mil­itärisch aufgerüsteten Polizeiein­heit­en und anscheinend hem­mungs­los prügel­nden Polizeiein­heit­en, der durch ihre mar­tialis­che Aus­rüs­tung kaum etwas ent­ge­genge­set­zt wer­den kann?

Es bleiben viele offene Fra­gen, die es zu klären gilt. Wir sind ges­pan­nt, was die Zukun­ft bringt.

 

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Antifaschismus

Lichter erloschen

INFORIOT – Am Sonnabend, den 21. Dezem­ber 2013, marschierten ca. 100 Neon­azis unter dem Mot­to „Das Licht der Hoff­nung ist nicht erloschen, Asyl­wahnsinn stop­pen“ durch die Kle­in­stadt Bestensee bei Königs Wuster­hausen (LDS). Im Bestenseeer Ort­steil Pätz sollen im Früh­jahr 2014 etwa 150 Geflüchtete in ein­er Über­gang­sun­terkun­ft wohnen. Bere­its in der Ver­gan­gen­heit hiel­ten Neon­azis eine Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen gegen das Vorhaben ab.

Wartungsar­beit­en lassen die Nazis im Dunkeln tapsen

Gegen 16 Uhr begann der Aufzug am Bahn­hof Bestensee, wo Anmelder und Demon­stra­tionsleit­er Ben­jamin Weise die Aufla­gen ver­las. Dann zogen die Neon­azis, vor­wiegend aus der Region um den Land­kreis, in die Haupt­straße. Durch Wartungsar­beit­en wur­den die Ampeln in der Haupt­straße zweitweise aus­geschal­tet. So zog die Demon­stra­tion durch dun­kle, men­schen­leere Straßen bis sie in der Plat­ten­bausied­lung in der Frieden­straße ankam. Aus den Häusern wurde Zus­pruch für den Auf­marsch der Neon­azis geäußert, einige Anwohner*innen schlossen sich sog­ar der Zwis­chenkundge­bung an. Anschließend ging es wieder zurück zum Bahn­hof. Anders als bei einem Auf­marsch im Okto­ber liefen die Neon­azis nicht an der Unterkun­ft für die Geflüchteten vorbei.

 

Keine NPD-Veranstaltung?

Auf der Inter­net­seite „Nein zum Heim in Pätz“ wurde die Demon­stra­tion als parteiun­ab­hängig bewor­ben. Die Autor*innen haben zu dem angekündigt, rechtlich gegen jede*n vorzuge­hen, der*die behaupten würde, dass es sich bei der Demon­stra­tion um eine NPD Ver­anstal­tung han­deln würde. Irrwitziger Weise wurde die Demon­stra­tion von den NPD-nahen Freien Kräften Königs Wuster­hausen angemeldet und durchge­führt, führende Bran­den­burg­er NPD und JN Kad­er schwan­gen Reden, etliche bekan­nte NPD Gesichter und Funk­tionäre waren vor Ort. Der Mul­ti­funk­tionär Ron­ny Zasowk, die Bran­den­burg­er NPD-Schatzmeis­terin Manuela Kokott und der JN-Bun­desvor­stand Pierre Dorn­brach referierten während des Auf­marsches. Auch der Demon­stra­tionsan­melder Ben­jamin Weise trat zur Kom­mu­nal­wahl 2008 für die NPD im Land­kreis Dahme-Spree an.

 

Aggres­sive Stimmung

Laut PNN-Infor­ma­tio­nen wur­den im Vor­feld der Demon­stra­tion weiße Masken und Fack­eln ver­boten. Als Aus­gle­ich dazu wur­den Kerzen und Lampin­ions gezün­det. Dies täuschte aber nicht über die aggres­sive Grund­stim­mung der Demon­stra­tion hin­weg. Aus „Deutsch­land den Deutschen – Wir sind das Volk“ wurde schnell die all­seits bekan­nte Parole „Deutsch­land den Deutschen –Aus­län­der Raus“. Neben der Demon­stra­tion wur­den Pressevertreter*innen mehrfach bedro­ht und geschubst.

 

Kein Gegenwind

Eine Gegen­ver­anstal­tung von zivilge­sellschaftlichen und parteilichen Akteure der Stadt gab es dieses Mal nicht. Das ist jedoch nicht ver­wun­der­lich, so war bere­its beim Auf­marsch im Okto­ber die Straßen­beleuch­tung aus­geschal­ten wor­den, um den Neon­azis, so hofften die Initiator_innen der Stadt, weniger Aufmerk­samkeit zu schenken und ihre Het­ze ins Leere laufen zu lassen. Doch es gibt auch Pos­i­tives: Am sel­ben Tag wurde Kinderklei­dung und Kinder­spielzeug für die Kinder des kün­fti­gen Über­gang­sheims durch das Tech­nolo­gie- und Berufs­bil­dungszen­trum gesammelt.

 

Bilder gibt es hier.

Inforiot