Sollte es vom 23.05.2009 in Luckenwalde noch Betroffene von Repression geben oder gegeben haben, welche noch politische und/oder anwaltliche Unterstützung benötigen, bitte melden unter: ea-potsdam@gmx.de
Anlässlich des 60. Jahrestages der Gründung der Bundesrepublik und begleitet von einer Vielzahl von Protestaktionen marschierten gestern ungefähr 250 (Neo)nazis durch die brandenburgische Kleinstadt Luckenwalde.
Die so genannten „Freien Kräfte Teltow Fläming“ hatten zu den Aufmarsch unter dem Motto „Freiheit statt BRD“ aufgerufen um den Ersatz der geltenden Staatsform durch einen so genannten „Nationalen Sozialismus“ einzufordern. Auf zuvor, u.a. bei (Neo)naziveranstaltungen am 25. April 2009 in Treuenbrietzen (Landkreis Potsdam Mittelmark) und am 1. Mai 2009 in Freiberg (Sachsen), verteilten Flugblättern „argumentierten“ die Veranstalter von Luckenwalde mit der angeblichen Ungültigkeit des „Grundgesetzes“ und verlangten die Ausarbeitung einer Verfassung, die mutmaßlich auf die Wiederherstellung des „Deutschen Reiches“ in vollem Umfang und in den Grenzen von 1937 abzielt.
In Redebeiträgen ließen die Vertreter der einzelnen (Neo)nazigruppen dann auch keinen Zweifel daran, dass diese juristische „Argumentation“ nur als Mittel zum Zweck dient, um insbesondere gegen die im „Grundgesetz“ verwirklichten Menschenrechte zu schießen, ihnen völkische, rassistische und antisemitische Grundsätze entgegenzusetzen und den 1945 in staatstragender Form zerschlagenden Nationalsozialismus quasi wiederzubeleben.
Keinen Zweifel hatten deswegen auch die Luckenwalder was sie von den Teilnehmern dieses Aufmarsches zu erwarten haben. Entlang der Demonstrationsroute der (Neo)nazis hatte deshalb ein Bürgerbündnis Plakate mit der Aufschrift „Luckenwalde gegen Nazis“ angebracht und auf dem Marktplatz im Stadtzentrum zu einer konkreten Veranstaltung gegen den Aufmarsch aufgerufen, die von ungefähr 300 Bürgern besucht wurde. An einer antifaschistischen Demonstration durch das Stadtgebiet nahmen zudem ungefähr 450 Menschen teil.
Weiterhin kam es zu zahlreichen Protestaktionen am Rande des (Neo)naziaufmarsches, die den marschierenden (Neo)nazis aus Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt deutlich den Eindruck vermittelten hier nicht willkommen zu sein.
Lediglich den Polizeikräften der Bundesrepublik, die ihren Einsatz ebenso mit Artikeln aus dem „Grundgesetz“ rechtfertigten, hatten es die (Neo)nazis zu verdanken, dass sie überhaupt marschieren durften und vor dem ihrerseits angefeindeten „linken Pöbel“ geschützt wurden.
Inforiot — Der Landkreis Barnim ist gegen die Bundeswehr aktiv: Am Donnerstag protestierten Antimilitarist_innen in Joachimsthal gegen das öffentliche Gelöbnis der Bundeswehr. In Bernau organisierten Antimillitarist_innen deswegen am Freitag einen Informationstisch. Der Protest richtet sich gegen die Präsenz der Bundeswehr auf der jährlichen Ausbildungs- und Studienbörse am Bernauer Paulus Praetorius Gymnasium.
Joachimsthal, Donnerstag:
Auf dem Joachimsplatz in Joachimsthal fand am vergangenen Donnerstag, den 14. Mai, die Vereidigung der neuen Bundeswehr-Rekruten aus Prenzlau (Landkreis Uckermark) statt. Anschließend gingen die Rekruten in das Rathaus wo der Kommandeur des Fernmeldebataillons 610 zu einer sicherheitspolitischen Veranstaltung lud. Zuvor gab es in der evangelischen Kirche einen Gottesdienst anlässlich des Gelöbnisses.
Nicht nur die Anwesenheit der Bundeswehr-Rekruten stoß auf Ablehnung der Antimilitarist_innen, auch der Gottesdienst war Grund für den Protest. Deshalb riefen kritische Stimmen der evangelischen Jugendarbeit zu einer friedlichen Kundgebung gegenüber der Kirche auf. In der Ankündigung hieß es: “Wir lehnen Gottesdienste im Zusammenhang mit militärischen Zeremonien ab, ebenso die scheinbare Alternativlosigkeit der Bundeswehr, ihre angebliche Selbstverständlichkeit, ihre dauerhafte Notwendigkeit, ihre Darstellung als guter, sicherer Arbeitgeber.”
NICHT MIT UNS!”. Daneben wurden Infoflyer und Broschüren unter der Prämisse“Bundeswehr abschaffen!” verteilt. Der Song “Say No” von Udo Lindenberg sollte den Proetest gegen die Bundeswehrrekruten untermalen.
In Sichtweite des Gelöbisses hing ein Transparent mit der Aufschrift “Wie passt kirchliche ‘Schützenhilfe’ zum Gebot ‘Du sollst nicht töten’?” und “Konflikt-‘lösung’ durch Militär? Noch mehr Mittel, noch mehr Werbung für die Bundeswehr?
Prost der vergangen Jahren hatte seine Wirkung also nicht verfehlt.
Als sicherer Arbeitgeber will auch die Bundeswehr in Bernau auftreten und das schon seit mehreren Jahren. Auf der Ausbildungs- und Studienbörse am Paulus-Praetorius Gymnasium präsentierte sie sich in der Vergangenheit erst mit eigenem Panzer, später “nur noch” mit einem Informations-Truck auf dem Schulhof. In diesem Jahr zog sich die Bundeswehr, geschützt durch mehrere Feldjäger und ein enormes Polizeiaufgebaut, in einen abgelegenen Raum in der Schule zurück. DerAn einem Informationsstand vor der Schule verteilten Antimilitarist_innen Flyer wie “Werben fürs Sterben” und forderten “Bundewehr raus aus den Schulen” und “Bundeswehr wegtreten”.
Ein weiterer Artikel zum Anti-Bundeswehr-Protest am Freitag in Bernau hier.
Roots Germania
Wallmow — Freitagabend letzter Woche hatte der Dorfkrug in Wallmow reichlich erwarteten und unerwarteten Besuch. Weit über 50 WallmowerInnen waren gekommen, um sich den Film „Roots Germania“ von Mo Asumang anzuschauen und hinterher darüber mit der Filmemacherin zu diskutieren und gleichzeitig die eigene Situation in Wallmow zu reflektieren.
„Kommt ihr auch zum Film, die Glatzen sind schon da!“ Diese SMS erreichte „gegenrede.info“ an diesem Abend. Angelockt durch eine provokative Überschrift in der Prenzlauer Zeitung „Nazi-Streifen und Diskussionsabend“ warteten die rechten Jugendlichen vor und in der Kneipe auf den Auftritt von Mo Asumang.
„gegenrede.info“ kam nicht. Dafür kamen die Freunde und Helfer von der mobilen Einsatzgruppe gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit (Mega), die auch Zeitung gelesen hatten und ließen erst gar keine Unklarheiten aufkommen welchen Verlauf der Filmabend nehmen könnte. Dementsprechend verging den rechten Gesellen die Lust aufs Streitgespräch, und sie beschränkten ihren Aufenthalt auf die Schankstube, was von einigen Teilnehmern der Veranstaltung ernsthaft bedauert wurde.
In ihrer heutigen Ausgabe entschuldigt sich die Redaktion der Prenzlauer Zeitung für ihre inhaltlich unkorrekte Verknappung der Überschrift bei der Vorankündigung der Veranstaltung am 8. Mai.
“Mit Feuer spielt man nicht!” – Eine einfache Elternweisheit die uns im Kleinkindalter näher gebracht wird. Allerdings geht sie anscheinend auch an einigen Personen vorbei. Ein Beispiel dafür: der 21-jährige Marcel Stechert. In der Nacht des 13. Juni 2008 setzt der Neonaziaktivist das alternative Jugendzentrum “Maquis” in Flammen. Nachdem er in das Gebäude eingedrungen war und Alkohol geklaut hatte, zündelte er beim Hinausgehen an einer Couch und ging nach hause. Damit legte er den verheerenden Brand, der das ganze Gebäude zerstören sollte. Die Konsequenzen für ihn: ein Jahr und sechs Monate Freiheitsstrafe, ausgesetzt auf drei Jahre Bewährung. Fraglich ist dabei ob dieses Strafmaß gerecht, geschweige denn gerechtfertigt ist.
Aus diesem Grund wollen wir in diesem Jahr unter dem Motto “Wer mit dem Feuer spielt, erlebt heiße Zeiten!” auf den Straßen Bad Freienwaldes demonstrieren. Marcel Stechert mag vielleicht unbedacht der Konsequenzen gehandelt haben, aber doch, offensichtlich, in voller Absicht mit politischer Motivation und nun ist es für ihn an der Zeit, sich für seine Tat zu verantworten. Nachdem am 02. April 2009 das Gerichtsurteil gefällt wurde, beginnen für ihn die “heißen Zeiten”. Wenn die Strafe auch auf den ersten Blick nicht gerade hart erscheint, wird seine Tat auch weitere Konsequenzen nach sich ziehen. So werden sich Vorstrafen und Schulden in Zukunft höchstwahrscheinlich immer wieder als Probleme in seine Laufbahn stellen.
Da es sich dabei allerdings nur um Spekulationen handelt, soll die Demonstration ein weiterer, bedeutender Schritt sein, ihm zu zeigen, was wir von rechtsextremen Straftätern halten!
Nun ist dies nicht der einzige Missstand in Bad Freienwalde, sondern Höhepunkt einer sich seit langem entwickelnden Misere. Während Marcel Stechert sich nun für seine Tat verantworten muss, ist es schon seit langem an der Zeit, für die Stadt Bad Freienwalde Verantwortung zu übernehmen. Denn wer sich für nichts verantwortlich fühlt, ist auch nicht bereit zu agieren! Zudem ist es hier nicht mehr eine Frage des Könnens, sondern des Wollens. Kurz nach dem Brandanschlag vertröstete der Bürgermeister Ralf Lehmann mit leeren Versprechungen, er würde sich äußern, sobald alle Hintergründe aufgeklärt seien, vorher könne er “da nichts machen”.
Die Hintergründe liegen nun offen dar, selbst die Märkische Oderzeitung (MOZ) berichtet von der “Verurteilung eines Rechtsextremen” und das Schweigen des Stadtrepräsentanten? – Ungebrochen, und das seit Jahren, was die Entwicklung der regionalen rechten Szene erheblich begünstigte. Nachrichten mit Skandalpotential haben sich gehäuft von Mitteilungen über mehr und mehr Übergriffe von Neonazis auf Jugendliche, die nicht in ihr Schema passen, Berichte über Kameradschaftsabende der so genannten “Kameradschaft Märkisch Oder Barnim” (KMOB) bis hin zur NPD-Veranstaltung auf dem Bad Freienwalder Marktplatz. Diese Nachrichten werden von der breiten Masse der Öffentlichkeit schweigend aufgenommen, schweigend hingenommen, schweigen angenommen. Toleriert, akzeptiert und niemand reagiert.
Darum heißt es am 13. Juni 2009 auf die Straßen zu gehen um zu demonstrieren! Zu demonstrieren, wie eine Reaktion auf solche Vorfälle auszusehen hat, zu demonstrieren, was Verantwortungsgefühl und Gewissen bedeuten und um der Öffentlichkeit Gesicht und Stimme zu geben!
Die Banner zum verlinken, die Flyer und Plakate zum bestellen, sowie den Jingle, den Ihr auf Euren Veranstaltungen abspielen könnt, findet Ihr hier.
Frankfurt (Oder) — Nachdem das umstrittene Geschäft „Rabennest“ in der Dresdener Straße in Frankfurt (Oder) bereits am 18. April 2009 offiziell den Betrieb eingestellt hatte, ist seit Anfang Mai nun auch das komplette Ladengeschäft geräumt.
Obwohl der Laden schon offiziell geschlossen war, konnten noch weiter über einen telefonischen Kontakt zur Ladeninhaberin Kora Krupke, Waren der Marken Thor Steinar sowie Eric & Sons bezogen werden. Über eine im Schaufenster des Geschäfts ausgehangene Telefonnummer war es möglich kurzfristig einen Termin mit ihr zu vereinbaren. Am Telefon versicherte sie, dass der Ladenbetrieb weitergehe und das Geschäft nur vorübergehend geschlossen sei. Da nun die Ladenräume komplett leergeräumt sind, ist jedoch davon auszugehen, dass dies nicht der Fall ist.
Ob Kora Krupke oder mögliche GeschäftspartnerInnen, nach dem 3. gescheiterten Anlauf noch einmal versuchen werden, Nazikleidung an einem anderen Ort in der Stadt zu verkaufen, ist unbekannt. Dies gilt es weiter wachsam zu beobachten.
Bevor der Laden in die Dresdener Straße zog, war er bereits unter dem Namen „Nordic Company“ am Bahnhof und in der Lindenstraße ansässig. Das Geschäft vertrieb vor allem Mode der rechten Marken Thor Steinar und Eric & Sons und war deshalb mehrfach in die Kritik geraten. Neben der antifaschistischen Recherchegruppe Frankfurt (Oder) hatten sich auch die Interessengemeinschaft Beresinchen und die Plattform gegen Rechts für eine Kündigung des Geschäfts eingesetzt.
Der Grund für die Aufgabe des Ladens ist derzeit unbekannt. In der Vergangenheit war es mehrfach zu Sachbeschädigungen an dem Geschäft gekommen.
Inforiot – Am Samstag, den 16. Mai fand eine Nazi-Veranstaltung in Wietstock nähe Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) statt. Eingeladen war ein ehemaliges Mitglied der SS, das über seine Tätigkeiten während des Nationalsozialismus berichten sollte. Geplant war außerdem die Vorstellung eines Buches mit dem Titel „Alles nur getürkt“, in dem die „Lügen“ von Mölln, Solingen und Rostock Lichtenhagen „enttarnt“ werden sollten. In diesen Städten fanden Anfang der 90er Jahre Pogrome und Brandanschläge auf Wohnungen von Migrant_innen und so genannte Asylbewerberheime statt, wobei mehrere Menschen starben.
Aus Angst vor Repression und Gegenprotesten, wurde die Veranstaltung nicht öffentlich beworben: Es wurde stattdessen zu einem internen Schleusungspunkt nach Blankenfelde, dem Wohnort des Organisators Dirk Reinecke, geladen. Geschniegelt in Anzug und mit blauem VW-Bus nahm Reinecke diejenigen in Empang, die sich an den Ausführung des Altnazis interessiert zeigten. Von Blankenfelde aus, ging es dann in eine Gaststätte im ca. 12 km entfernten Wietstock. Der Wirt der Gaststätte „Stixx Wietstock“ soll nach Aussage Reineckes „einer von uns“ – also ein Nazi — sein.
Etwa 60 bis 80 Teilnehmer kamen schließlich um den SS-Veteran zu erleben: Viele aus Teltow Fläming, u.a. Denis Härtel von den Freien Kräfte Teltow Fläming, aber auch aus Berlin und weiten Teilen Brandenburgs: Brandenburg/Havel und den Landkreisen Dahme-Spreewald, Oder-Spree, Potsdam-Mittelmarkt, Barnim und Havelland. Bei der Veranstaltung war auch Alfred Zutt aus Waren an der Müritz (Mecklenburg Vorpommern). Er betreibt dort gemeinsam mit seiner Frau Doris den Naziladen „Zutts Patriotentreff“. Die NPD´lerin Doris Zutt trat in Waren bereits vor Jahren zur Wahl der Oberbürgermeisterin an. Auch der Landeschef der Berliner NPD, Jörg Hähnel, nahm an der Veranstaltung teil. Bereits im März 2009 sollte im „Stixx Wietstock“ ein Liederabend mit Hähnel stattfinden.
Auch die Polizei war heute vor Ort und nahm die Personalien aller Anwesenden auf, ohne die Veranstaltung jedoch zu beenden.
Organisator Dirk Reinecke ist bekannt als so genannter Reichsbürger und Holocaustleugner u.a. durch Prozesse in Bernau. Hier hatte Reinecke 2004 zusammen mit Gerd Walter, Rainer Link und Wolfgang Hackert vor einer Schule in Bernau Flugblätter verteilt und darin den Holocaust geleugnet. Unterstützt wurden sie während der Prozesse durch den bekannten Holocaustleugner Horst Mahler und Sylvia Stolz, die vor kurzem den Hitlergruß zeigte, als sie zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Die Reichsbürger sehen sich als „kommisarische Reichsregierung“, des für sie noch existenten deutschen Reiches. 2008 wurden Reinecke und co für die Leugnung des Holocaust zu Geldstrafen und Bewährungsstrafen verurteilt.
Härtel, Aktivist der Freien Kräfte Teltow Fläming, ist Anmelder einer geplanten Neonazi-Demonstration am kommenden Samstag in Luckenwalde. Ein Bündnis aus linken Gruppen plant mit diversen Aktionen und einer Gegendemonstration am 23. Mai gegen den rechten Aufzug vorzugehen. Weitere Informationen unter www.linker-flaeming.de.vu
Am 15. Mai wurde zum Protest nach Bernau bei Berlin gerufen. In einem dortigen Gymnasium fand eine Ausbildungs- und Studienbörse statt, auf der zahlreiche Aussteller, darunter Rüstungskonzerne, die Polizei und eben auch die Bundeswehr, Kinder und Jugendliche für sich begeistern wollten.
Die öffentliche Mobilisierung in Zeitungen (unter anderem taz) und im Internet (Indymedia, antimil.blogsport.de) führten dazu, das die Verantwortlichen unruhig wurden und schon frühzeitig die Polizei einschalteten. Am 15. Mai bot sich dann in und um die Bernauer Lohmühlenstraße das folgende Bild: Es gab eine massive Polizeipräsenz, zahlreiche Polizeifahrzeuge um das Schulgelände, zahlreiche zivile und uniformierte Polizei in der Schule. Außerhalb des Schulgeländes gab es einen kleinen Infostand, auf dem Flugblätter, Zeitungen, Broschüren und CDs gegen die Bundeswehr, gegen deren Rekrutierungsversuche und für Musterungsverweigerung auslagen.
Seit Jahren gibt es Proteste gegen die Bundeswehr bei dieser Bernauer Veranstaltung. In diesem Jahr war die Bundeswehr, anders wie ursprünglich vorgesehen, nicht mit ihrem Info-Truck vor Ort. Einer ihrer Info-Trucks wurde schließlich einige Tage zuvor in Heilbronn abgefackelt. Die Bundeswehr hatte Angst und zog sich in einen Klassenraum zurück, wo sie nur einen Tisch hatte, zusammen mit bzw. neben der Bundespolizei. Auf den Tischen in den Fluren und im Lichthof der Schule lagen Informationsblätter, die sich gegen die Präsenz der Bundeswehr aussprachen.
Ähnlich wie bei anderen angekündigten Protesten gegen Bundeswehr-Rekrutierungsveranstaltungen in Arbeitsämtern beschränkte die Bundeswehr ihre Präsenz aufs nötigste und verzichtete auf das Brimborium der Vorjahre. Die Verantwortlichen hatten Bedenken, dass es zu Ausschreitungen am Stand der Bundeswehr kommt und auch, dass die Bundeswehr schlechte Presse erhält.
Wer die Bundeswehr einlädt, muss damit rechnen, seine Veranstaltungen nur mit massiver Polizeipräsenz durchführen zu können. Dass die Bernauer Studien- und Ausbildungsbörse zu einer Polizeimesse wurde — und dies in den nächsten Jahren bleiben wird — ist Antimilitaristinnen und Antimilitaristen zu verdanken, die es nicht einsehen, dass die Bundeswehr in Schulen für die Ausbildung zum Krieg wirbt.
Biesenthal — Am 1. Mai hat es ein Rechtsrockkonzert im von der NPD Barnim-Uckermark (BUM) genutzten ehemaligen Stasigelände in Biesenthal vor über 100 Nazis gegeben. Das geht aus einem Forumseintrag im internationalen Nazi-Forum “thiazi.net” hervor. Dabei sollen drei Rechtsrock-Bands aufgetreten sein: “Stargarder Jungs”, “Tätervolk” und “Exzess”.
Aus dem Thread oder Diskussionsstrang “SolidaritätsKonzert am 1. Mai” geht ebenfalls hervor, dass die Polizei vor Ort war und die Fahrzeuge der anreisenden Rechtsextremisten kontrolliert hat. Dabei sollen auch Musikinstrumente beschlagnahmt worden sein. Das Konzert habe aber trotzdem stattgefunden, heißt es in dem Forumseintrag weiter, “Trotz all der Schikane schafften die Grün Weissen es doch nicht alle Instrumente sicher zu stellen und so war der Abend gesichert.”
In den Pressemitteilungen des Schutzbereiches Barnim fand sich allerdings kein Hinweis auf den Einsatz in Biesenthal. Die Sprecherin der Polizei des Schutzbereiches Barnim, Martina Schaub, bestätigte jedoch gegenüber “gegenrede.info” Verkehrskontrollen in Biesenthal am 1. Mai nachdem man Personenzulauf auf das Objekt festgestellt habe. Sie bestätigt auch, dass im Zuge der Gefahrenabwehr Musikinstrumente beschlagnahmt wurden. Ob es wirklich zu einem Konzert gekommen sei, könne sie nicht sagen. Die Beamten hätten keine Musik wahrgenommen. Während im Thread von 150 Anwesenden geschrieben wird, spricht die Polizei von knapp über 100 Personen, die das ehemalige Stasigelände betreten haben.
Das Rechtsrockkonzert ist nach der Geburtstagsfeier der Kameradschaft Märkisch Oder Barnim (KMOB) am 21. März diesen Jahres, das zweite größere Treffen von Rechtsextremisten auf dem ehemaligen Stasigelände in Biesenthal.
Das Gelände, das früher von der Stasi und nach der Wende durch den Kreis Barnim als Asylbewerberheim genutzt wurde, gilt schon seit letztem Frühjahr als Opjekt rechtsextremistischer Begierden. Möglicher Pächter oder zukünftiger Eigentümer wird nach jetzigem Wissensstand allerdings nicht die NPD sein. “Das Gelände ist von einer Devasta GmbH in Gründung gepachtet worden. Geschäftsführer ist der ehemalige NPD-Kreischef von Barnim-Uckermark Mike Sandow”, so Biesenthals Bürgermeister André Stahl.
Um die Sorgen und Ängste der Einwohner Biesenthals zu vertreiben, hatte sich die Devasta GmbH im letzten Jahr in einem Flugblatt an die Öffentlichkeit gewandt. Unter der Überschrift “Ein offenes Wort zum ehemaligen Asylbewerberheim in Biesenthal” versuchte die ihren Namen nicht nennende “Geschäftsleitung” zu vernebeln: “Zu keinem Zeitpunkt war oder ist die NPD Eigentümer, Mieter oder Pächter der Immobilie im Erich-Mühsam-Weg und es fanden auch keine ‚NPD-Veranstaltungen’ statt. Entsprechend kann die NPD auch kein ‘Schulungszentrum’ errichtet oder geplant haben.”
Unabhängig davon, wie die Eigentumsverhältnisse wirklich sind, die NPD BUM kann das Grundstück jederzeit nutzen und tut das auch, um den jungen Kameraden, auf die sie ja im kommenden Wahlkampf angewiesen ist, einen Platz zum Feiern zu bieten.
Am 8. Mai 1945 brach mit der Gesamtkapitulation der faschistischen Achse vor den Vertretern der alliierten Streitkräfte in Europa auch die nationalsozialistische Diktatur in ihrem noch verbliebenen Machtbereich zusammen. Die Herrschaft des Faschismus, in der deren Vertreter durch ihrer verbrecherische Ideologie das Leben von millionen Menschen als minderwertig betrachteten und es ihnen durch ihren weltanschaulich bedingten Gewaltfetischismus sowie Mordlüsternheit nahmen, war damit beendet.
Zu Recht wird der 8. Mai deshalb noch heute als Tag der Befreiung im gesamten europäischen Raum begangen, an dem den Gefallenen der alliierten Streitkräfte ebenso gedacht wird, wie den Opfern der faschistischen Diktaturen.
Im Geltungsbereich des Grundgesetzes wurde sich, aufgrund der politischen Entwicklung während des so genannten “Kalten Krieges”, lange Zeit schwer getan, dass Ende der Nationalsozialisten sowie deren Helfern als befreienden Akt zu werten. Lange Zeit wurde mit dem 8. Mai vor allem ein Tag der Niederlage verbunden.
Erst 1985, anlässlich des 40. Jahrestages, erkannte das damalige Staatsoberhaupt der Bundesrepublik den 8. Mai als “Tag der Befreiung” an.
Im Bereich der neuen Bundesländer wurde jedoch, aufgrund der anderen politischen Entwicklung, dem 8. Mai von Anfang an eine dem Anlass angemessene Erinnerung zu gedacht. Hier war der “Tag der Befreiung” zeitweise sogar gesetzlicher Feiertag, an dem gemeinsam mit Vertretern der Roten Armee, welche die Hauptlast des Krieges gegen den Faschismus trug, den für die Freiheit Gefallenen sowie den Opfern des Faschismus gedacht wurde.
Noch heute wird ihr Andenken, so auch in Premnitz und Rathenow am gestrige Tage, durch die erbrachten Ehrerweisungen gewahrt. In den beiden Städten gehört es nach wie vor zur Tradition am 8. Mai den Opfern des Faschismus sowie den Gefallenen der Roten Armee durch Veranstaltungen an symbolischen Orten zu gedenken und durch Kranzniederlegungen zu würdigen.
In ihrem Redebeitrag am Denkmal der Opfer des Faschismus in Premnitz warnte die Kreistagsabgeordnete Susanne Meier (Die Linke) im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse in der Region zudem auch vor (neo)nazistischen Tendenzen in der heutigen Gesellschaft und entlarvte das einseitige Erinnerungsvermögen deren Anhänger als Taktik, um die Verbrechen der Nazi Diktatur zu relativieren. Passend zum Tag der Befreiung kündigte die Abgeordnete, die gleichzeitig in einem lokalen Aktionsbündnis gegen (Neo)nazis aktiv ist, im Hinblick auf diese Erscheinungen ein entschlossenes Vorgehen und einen Kampf mit allen demokratischen Mitteln an.
Denn “der Sieg der Alliierten über die Barbarei”, so ein weiterer Redner zur Zerschlagung des NS Systems vor 64 Jahren, ist ein Ereignis “das uns den Optimismus verleiht, uns auch in der heutigen Zeit gegen neue Nazis zu behaupten.”