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Arbeit & Soziales

Unsere Solidarität kommt mit dem Lastenrad!

Wie ihr wisst, wurde in den let­zten Tagen und Wochen das alltägliche Leben aller Bürg­er und Bürg­erin­nen immer weit­er eingeschränkt, um der sich stetig aus­bre­i­t­en­den Coro­na-Viruserkrankung Ein­halt zu gebi­eten und somit die stark ansteigende Kurve an Neuerkrank­ten abzu­flachen. Auch wir als Las­ten­rad­ver­leih sind von den Maß­nah­men insofern betrof­fen, dass wir keine Las­ten­räder mehr an Euch ver­lei­hen kön­nen, da unsere Stan­dorte im Zuge der Coro­na-Präven­tion­s­mass­nah­men bis auf weit­eres geschlossen bleiben .

Als nach­haltiges und soziales Las­ten­rad-Pro­jekt des Vere­ins InWole möcht­en wir den­noch die Chance nutzen, um unsere Infra­struk­tur da einzubrin­gen, wo sie derzeit am meis­ten gebraucht wird. Mit einem logis­tis­chen und kosten­losen Hil­f­spro­jekt speziell für COVID-19 Risiko­grup­pen, Allein­erziehende sowie Per­son­al aus der Pflege und Medi­zin wollen wir den Men­schen bei alltäglichen Erledi­gun­gen helfen, die es zum jet­zi­gen Zeit­punkt am meis­ten brauchen!

Wie läuft das also ab?

Wie unsere Form der Hil­fe abläuft, erk­lären wir in vier ein­fachen Schrit­ten. Nutzt die fol­gende PDF-Datei gerne, um unseren kosten­losen Logis­tik-Ser­vice dig­i­tal zu ver­bre­it­en! Eine Ver­sion im A4-For­mat bzw. Postkarten­for­mat, die sich bess­er druck­en lässt, find­et ihr Hier.

Wie sind wir erreichbar?

Ihr braucht Hil­fe bei euren Erledi­gun­gen oder habt Men­schen in eurem Umfeld, die Hil­fe benöti­gen? Schreibt uns ein­fach eine E‑Mail an: team@flotte-potsdam.de. Tele­fonisch erre­icht ihr uns von Mon­tag – Sam­stag (10:00 – 14:00 Uhr) unter fol­gen­der Num­mer: 033200–539872 und in ganz drin­gen­den Fällen unter unser­er Not­fall­num­mer: 017650194240. Anson­sten schreibt uns gerne auf Twit­ter oder Insta­gram.

Wer kooperiert bereits mit uns?

  • Die Arbeit­er­wohlfahrt (AWO) in Pots­dam hat eben­falls ein Hil­f­spro­gramm speziell für Risiko­grup­pen auf die Beine gestellt, wo wir als Las­ten­rad-Flotte bere­its erfol­gre­ich unsere Hil­fe und Kom­pe­tenz als Logis­tik-Part­ner ein­brin­gen kön­nen. Ein paar Ein­drücke unser­er ersten Tour bekommt ihr auf der offiziellen Face­book-Seite der AWO Pots­dam. Alle Infos zur Hil­f­sak­tion der AWO find­et ihr Hier.
  • Schüler der Fri­days For Future Pots­dam Bewe­gung unter­stützen uns tatkräftig beim Aus­bau unser­er Aktion­s­seite sowie bei der Teamkom­mu­nika­tion, der Bestel­lan­nahme sowie Touren­pla­nung. Alle Fahrer*innen bekom­men selb­stver­ständlich eine Ein­weisung in die Hygien­eregeln, die beim Ablauf der Über­gabe der Bestel­lung einzuhal­ten sind.

Ihr habt weit­ere Vorschläge für Partner*innen wie Restau­rants, sozialen Ein­rich­tun­gen oder Hil­f­sor­gan­i­sa­tio­nen, denen wir unsere logis­tis­che Hil­fe anbi­eten kön­nen? Dann meldet euch gerne bei uns per E‑Mail, via Tele­fon, auf unseren Social Media Kanälen oder leit­et unseren dig­i­tal­en Fly­er an die Ein­rich­tun­gen weiter.

Aktuelle Infor­ma­tio­nen und Bilder zu unseren Aktio­nen und Hil­fs­fahrten find­et ihr auf Insta­gram.

Deine Unterstützung für uns!

Wenn ihr euch dafür inter­essiert, ein Teil des Hil­f­spro­jek­ts oder der fLotte Pots­dam zu wer­den, dann melde dich direkt bei uns, unter fol­gen­der E‑Mail. Wenn ihr keine genauen Vorstel­lun­gen habt, wie ihr euch im Pro­jekt zu bes­timmten The­men ein­brin­gen kön­nt, dann lest am besten die fol­gen­den Abschnitte.

Finanziell mit Spenden

Ger­ade, weil wir ein ehre­namtlich­es Team sind, das ein kosten­freies Ange­bot zur Ver­fü­gung stellt, brauchen wir drin­gend finanzielle Mit­tel. Beispiel­sweise benöti­gen wir die Spenden zur Beschaf­fung von Hygien­e­ma­te­r­i­al, die tech­nis­che Wartung der Las­ten­räder und für geringe Aufwand­sentschädi­gun­gen der Frei­willi­gen. Sol­i­dar­ität kann prak­tisch sein!

Wenn ihr unserem Pro­jekt finanziell unter die Arme greifen möchtet, find­et ihr alle Infos auf unser­er Spenden­seite oder der Spenden­seite des InWole e.V.

In der Logistik als Fahrer*in

Soll­test du Inter­esse haben uns beim Aus­liefern der Lebens­mit­tel, Post und Medika­menten zu helfen, dann schreib uns gerne eine E‑Mail mit dem Betr­e­ff „Coro­n­ahil­fe: Fahrerin­nen“. Wir wer­den uns anschließend bei Bedarf zeit­nah bei euch melden, um alles weit­ere zu klären. Sehr hil­fre­iche Infor­ma­tio­nen, die ihr uns bere­its in der E‑Mail nen­nen kön­nt, sind:

  • Name und Anschrift (option­al)
  • Die Bezirke, in denen ihr tätig sein möchtet
  • Die Tage und Uhrzeit­en an denen ihr helfen möchtet
  • Ob ihr bere­its Erfahrung mit Las­ten­rädern habt und ob ihr ein eigenes Las­ten­rad bzw. einen Anhänger besitzt

Wie vorgeschrieben, wer­den wir nur mit max­i­mal ein­er Per­son aus unserem Team eine Ein­weisung in die Hygien­eregeln und die Nutzung der Las­ten­räder geben, um die Ver­bre­itung des Virus möglichst ger­ing zu halten.

In der Planung und Abwicklung der Touren

Für Liefer-Anfra­gen haben wir eine zen­trale Tele­fon­num­mer sowie eine E‑Mail bere­it­gestellt, unter der sich Men­schen der Risiko­gruppe+ bei uns melden kön­nen. Der Tele­fon­di­enst wird vorüberge­hend in Schicht­en über­nom­men, bei denen eben­falls Hil­febe­darf durch Frei­willige beste­ht. Wie du dich für das Übernehmen ein­er Schicht ein­brin­gen kannst, erk­lären wir dir am besten in einem per­sön­lichen Gespräch mit Hil­fe ein­er Tele­fonkon­ferenz. Soll­test du Inter­esse haben, uns bei der Kom­mu­nika­tion mit Part­nern zu unter­stützen, dann schreib uns gerne eine E‑Mail mit dem Betr­e­ff „Coro­n­ahil­fe: Touren“.

Das Wichtig­ste für diese Art von Auf­gaben ist ein funk­tion­ieren­der Inter­ne­tan­schluss! Lasst uns in eur­er E‑Mail wis­sen, an welchen Tagen ihr Zeit habt bzw. im Home-Office seid.

Das Wichtigste zum Schluss: Bleibt gesund!

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Sonstiges

Corona: Radikale Kritik jetzt! Raus aus der Angststarre!

 

Die Coro­na-Lehre — von Thomas Gsella

Quar­an­täne­häuser spriessen,
Ärzte, Bet­ten überall
Forsch­er forschen, Gelder fliessen-
Poli­tik mit Überschall

Also hat sie klargestellt:
Wenn sie will, dann kann die Welt
Also will sie nicht beenden
Das Krepieren in den Kriegen
Das Ver­reck­en vor den Stränden
Und das Kinder schreiend liegen
In den Zel­ten, zit­ternd, nass
Also will sie. Alles das.

Fol­gen­der Text geht auf einen Aus­tausch link­er Pots­damer Aktivist*innen über die jet­zige Lage zurück.

Wir wollen dazu ermuti­gen, jet­zt erst recht aktiv zu wer­den und die Mah­nung „Stay at home“ nicht mit dem Rück­zug ins Pri­vate oder gar mit der Auf­gabe kri­tis­chen Bewusst­seins zu ver­wech­seln. Daneben darf Kri­tik an autoritären Maß­nah­men nicht zur Ver­harm­lo­sung der Virus­pan­demie führen. 

Gle­ichzeit­ig rufen wir dazu auf: Organ­isiert euch, lebt Sol­i­dar­ität und bekämpft das Sys­tem! Der Kap­i­tal­is­mus und der mark­thörige Par­la­men­taris­mus sind mitschuldig an den ver­heeren­den Auswirkun­gen der Pan­demie und langfristig ver­schär­fen sie die Fol­gen. Es bringt nichts, sich dem Aus­nah­mezu­s­tand bil­li­gend zu unterwerfen.

 

Die Aus­bre­itung des Virus trifft auf ein kaputtes Gesundheitssystem

Mit­tler­weile erstreckt sich die Aus­bre­itung des Coro­na-Virus auf ganze Wel­tre­gio­nen. Gegen das erst­mals in der chi­ne­sis­chen Stadt Wuhan doku­men­tierte Virus SARS-CoV­‑2 ist nie­mand immun. Es ist nicht ver­gle­ich­bar mit der saison­al auftre­tenden Grippe. In Deutsch­land ver­dop­pelt sich momen­tan die Zahl der nachgewiese­nen Infek­tio­nen mit SARS-CoV­‑2 durch­schnit­tlich alle 3 Tage. Das expo­nen­tielle Wach­s­tum der Infek­tion­skrankheit treibt eben­so die Zahl der infizierten Per­so­n­en ras­ant nach oben, die ohne eine inten­sivs­ta­tionäre Behand­lung ster­ben. Während in Deutsch­land rund 30.000 Bet­ten auf Inten­sivs­ta­tio­nen bere­it­ste­hen, die zum Großteil reg­ulär belegt sind, ist nach bish­eri­gen epi­demi­ol­o­gis­chen Mod­ellen ein Vielfach­es an Inten­siv­bet­ten von­nöten, um den zusät­zlichen Bedarf zu deck­en – ganz zu schweigen vom fehlen­den und aus­ge­laugten Per­son­al.

Die krasse Diskrepanz zwis­chen real­er Kapaz­ität und inten­sivs­ta­tionärem Bedarf bei unge­brem­ster Aus­bre­itung des Virus erk­lärt die Über­forderung des ital­ienis­chen Gesund­heitssys­tems. Dort wird selek­tiert: Einige haben Glück und bekom­men eine Behand­lung, andere lässt man ster­ben. Gle­ichzeit­ig trifft der Zusam­men­bruch die Gesund­heit­skrise nicht nur die Coro­n­ain­fizierten. Auch diejeni­gen, die ein­er „nor­malen“ Behand­lung bedür­fen, wer­den nun hin­ten angestellt. So find­et bere­its jet­zt in Deutsch­land gefährlich­es Selek­tieren statt.

Eine Epi­demie kommt nicht alle Tage vor, ist jedoch kein unre­al­is­tis­ches Szenario. Seit Jahren weisen u.a. Gew­erkschaften und Aktivist*innen auf ekla­tante Fol­gen eines neolib­er­al­isierten Gesund­heitssys­tems hin und kämpfen für bessere Arbeits­be­din­gun­gen sowie einen gerecht­en Zugang zu Gesund­heit­sleis­tun­gen für alle. Dass sich Men­schen als Konkur­rent*innen um ele­mentare Ver­sorgung gegenüber­ste­hen, kön­nen wir nicht hin­nehmen. Staat­en leis­ten sich unge­heure Vertei­di­gung­shaushalte zum Vorhal­ten von unsin­nigem und – wenn im Ein­satz – tödlichem Mil­itärg­erät. Die Rüs­tungsin­dus­trie freut das, während die Gesellschaft für eine vorge­bliche Sicher­heit Mil­liar­den ver­schleud­ert. Dage­gen scheint ein Gesund­heitssys­tem mit vor­sor­gen­den Kapaz­itäten, was für alle Men­schen zu Gute kommt, für Staat und Kap­i­tal wenig prof­ita­bel zu sein. Diese Prof­it­logik ist das eigentliche Sicherheitsrisiko.
Die Coro­na-Krise ist eine Krise der Gesund­heitsver­sorgung!

 

Autoritäre Maß­nah­men fol­gen der Lin­ie der üblichen Interessenpolitik

Angesichts autoritär­er staatlich­er Maß­nah­men wer­den auch linke Stim­men lauter, die das Virus reflex­haft rel­a­tivieren oder mit gefährlichen Ver­schwörungsmythen liebäugeln. Die Behaup­tung, wir hät­ten es mit ein­er ges­teuerten Panikmache durch Wis­senschaft, Medi­en und Phar­main­dus­trie in Per­son­alu­nion zu tun, ist eine ver­flachte, eskapis­tis­che Diag­nose, die mit ein­er sys­temkri­tis­chen Analyse der Ver­hält­nisse nichts zu tun hat. Das hil­ft uns nicht und führt auch nicht zur Stärkung unser­er Handlungsfähigkeit.

Nicht das Virus selb­st, son­dern die Angst vor dem Zusam­men­bruch des Gesund­heitssys­tems und dem damit ver­bun­de­nen staatlichen Kon­trol­lver­lust erk­lärt die Reak­tion viel­er Staat­en. Autoritäre Not­stand­spoli­tik soll die Aus­bre­itung des Virus brem­sen. Das wohl anschaulich­ste Beispiel ist ger­ade Ungarn, wo Orbán den Staat mit­tels Not­stand in Rich­tung ein­er Dik­tatur steuert. Dabei sind die Maß­nah­men höchst wider­sprüch­lich und fol­gen der üblichen Verteilung von Inter­essen- und Nation­al­staatspoli­tik. Kurz gesagt: Wo der Staat ver­hält­nis­mäßig geringe ökonomis­che und gesellschaftliche Wider­stände spürt, wer­den harte Ein­schnitte in Grun­drechte durchge­set­zt (z.B. Bewe­gungs­frei­heit, Pri­vat­sphäre). Gle­ichzeit­ig sind die Maß­nah­men in der Wirtschafts- und Arbeitswelt zum Schutz der Men­schen lächer­lich. Das zeigen uns die streik­enden Amazon-Mitarbeiter*innen. Die derzeit­i­gen Hil­f­s­maß­nah­men hören an Nation­al­staats­gren­zen auf. Hierzu­lande noch freie Kranken­hauska­paz­itäten wer­den bspw. aktuell nicht für Italiener*innen genutzt. Die deutsche Finanzpoli­tik freut sich über niedrige Kred­itzin­sen für ihre Hil­f­s­pakete. Dage­gen hält die Bun­desregierung nach wie vor an ein­er harten EU-Finanzpoli­tik wie in Zeit­en der Finanzkrise fest, was für Län­der wie Ital­ien der finanzielle Ruin bedeutet.

Dort, wo Mit­glieder dieser Gesellschaft als über­flüs­sig gel­ten, ent­pup­pt sich der staatlich propagierte Anspruch, uns zu schützen als men­schen­ver­ach­t­en­der Zynismus. 

Dazu einige Beispiele:

  • Die mit Blick auf das zehn­tausend­fache Leid lächer­liche Zusage, ein paar Hun­dert Kinder aus den griechis­chen Lagern nach Deutsch­land zu holen, wurde vor kurzem durch die Bun­desregierung auf Eis gelegt. Der Grund dafür sei die Aus­bre­itung des Coro­na-Virus. Dabei gefährdet ger­ade die Aus­bre­itung des Virus in den Flüchtlingslagern ohne hygien­is­che Min­dest­stan­dards massen­haft men­schlich­es Leben.
  • Statt Men­schen sofort aus beengten Sam­melun­terkün­ften rauszu­holen und in Woh­nun­gen oder Hotels unterzubrin­gen, damit die Ansteck­ungs­ge­fahr reduziert wird, nutzt der Staat alle polizeilichen Mit­tel bis zum SEK-Ein­satz. So wurde die Erstauf­nahme in Suhl/Thüringen unter Quar­an­täne gestellt und damit in eine Haf­tanstalt für 500 Men­schen ver­wan­delt. Die Fol­gen sind abse­hbar, die Ansteck­ungs­ge­fahr hoch.
  • In Ital­ien wur­den schnell Besuchs- und Beschäf­ti­gungsver­bote in den Knästen ver­hängt. Das Per­son­al geht jedoch ein und aus. Es kam zu Knas­tre­volten, da die Vorkehrun­gen gegen Infek­tio­nen absurd und die noch krassere Iso­la­tion in den Knästen unerträglich ist.
  • Die ver­gle­ich­sweise frühe Schließung der Tafeln und die Beschnei­dung kari­ta­tiv­er Struk­turen schnei­den die finanziell Schwäch­sten von der Möglichkeit der Essens- und Grund­ver­sorgung ab.
Die finanziellen Fol­gen des Shut­downs des öffentlichen Lebens sind für diejeni­gen exis­ten­ziell bedrohlich, die schon vorher ökonomisch am Rand oder außer­halb der Gesellschaft standen. Das Aus­maß der weit­eren Prekarisierung von weit­en Teilen der Bevölkerung im von oben aufer­legten de fac­to größten Gen­er­al­streik der Gegen­wart kann nicht abgeschätzt wer­den. Während­dessen wird die ökonomis­che Krise den „Selek­tion­sprozess“ im Kap­i­tal­is­mus immens ver­stärken. Die ohne­hin starken Kap­i­tal­frak­tio­nen wer­den gestärkt aus der Krise her­vorge­hen, während kleine Akteure unterge­hen. Während­dessen nutzen Hard­lin­er ein­er repres­siv­en Sicher­heits- und Überwachungspoli­tik die „Gun­st der Stunde“, um Präze­den­zfälle für ihre Agen­da zu schaf­fen (Bun­deswehrein­satz im Innern, flächen­deck­ende Überwachung des Han­dynet­zes, willkür­liche Polizeikontrollen).

Im gegen­wär­ti­gen Aus­nah­mezu­s­tand zeigen sich patri­ar­chale Struk­turen noch deut­lich­er: “sys­tem­rel­e­vante” Erwerb­sar­beit, wie Pflege, Ver­sorgungstätigkeit­en, Sozialar­beit wird vor allem von Frauen* ver­richtet. Mit der Ver­weisung der Frauen* in den pri­vat­en Raum fällt auch die steigende Mehrabeit an Kinder­be­treu­ung sowie Care- und Hausar­beit den Frauen* zu. Für viele Frauen* und Kinder ist das zu Hause dur­chaus kein sicher­er Ort: Hausar­rest bedeutet einen drama­tis­chen Anstieg sog. häus­lich­er Gewalt, wie Erfahrun­gen aus Län­dern zeigen, die bere­its Aus­gangssper­ren ver­hängt haben.
Unfrei­wili­ig fängt eine riesige unsicht­bare Arma­da von Frauen* täglich die emo­tionalen und sozialen Fol­gen des Aus­nah­mezu­s­tandes auf eigene Kosten ab.

Von Recht­sex­tremen ist momen­tan wenig zu hören. Doch die Poli­tik des Aus­nah­mezu­s­tands wird ihnen langfristig Auftrieb geben. Über die bre­ite Akzep­tanz von Grun­drecht­sein­schränkun­gen und Polizeige­walt wird ein total­itäres Denken in der Bevölkerung befördert, das jeglich­es Nicht-Befol­gen der autoritären Maß­nah­men als „Ver­rat“ an der (Volks-)gemeinschaft markiert – ungeachtet des gesellschaftlichen Kon­texts, der wis­senschaftlichen Sinnhaftigkeit und der ohne­hin sehr wider­sprüch­lichen staatlichen Maß­nah­men. Das (wieder)
-Erler­nen von Denun­zi­a­tion ist zu erwarten, auch die ver­stärk­te Stig­ma­tisierung von „unlieb­samen“ Bevölkerung­steilen wie geflüchteten Men­schen. So haben Rechte ver­sucht, den Wider­stand gegen die In-Quar­an­täne-Set­zung der Erstauf­nahme in Suhl/Thüringen als Bedro­hung für „die Deutschen und ihrer Regeln“ zu instru­men­tal­isieren. Mit Nach­barschaft­shil­fen für “Deutsche” ver­suchen sie zudem, größere Akzep­tanz in ihrem unmitel­baren Umfeld zu erre­ichen. Auch lenkt uns die Pan­demie von recht­en Aktiv­itäten ab. Neofaschist*innen – auch die neolib­eralen – wer­den diese Zeit zu nutzen wis­sen. Während­dessen wird ein Teil ihrer Agen­da ger­ade von anderen Akteuren umgesetzt.
Aus­nah­mezustände und die Gefahr der Aus­bre­itung des Virus kön­nen sich über Monate oder sog­ar Jahre hinziehen. Wann die Poli­tik des Aus­nah­mezu­s­tands mit all den Grun­drecht­sein­schränkun­gen aufhört und wie viel davon in die Zeit danach über­nom­men wird, ist ungewiss. Die sozialen Fol­gen sind eben­falls nicht abschätzbar. Klar ist jedoch: Die jet­zige Krise ver­stärkt die Dauerkrise des Kap­i­tal­is­mus. Soziale Auf­stände und Protest­be­we­gun­gen wer­den fol­gen – es liegt auch an uns, diese Proteste in die richtige Rich­tung emanzi­pa­torisch zu gestalten.

 

Phys­i­cal Dis­tanc­ing“ not „Social Distancing“

Die Aus­bre­itung ist eine reale Bedro­hung für die soge­nan­nten Risiko­grup­pen und für die gesamte Gesellschaft. Wir sind auf ein funk­tion­stüchtiges Gesund­heitswe­sen angewiesen. Mit unserem eige­nen Ver­hal­ten kön­nen wir das Risiko ein­er weit­eren Aus­bre­itung des Virus min­dern. Dabei ist das Ein­hal­ten kör­per­lich­er Dis­tanz und Hän­de­waschen entscheidend!

Jedoch: Fol­gen wir staatlichen Vor­gaben blind und hin­ter­fra­gen und kri­tisieren sie nicht, steuern wir auf die totale Vere­inzelung der Men­schen und die Zer­set­zung von sozialen und demokratis­chen Struk­turen zu. Das isolierte Wesen ist das per­fek­te kap­i­tal­is­tis­che Sub­jekt, dem müssen wir etwas ent­ge­genset­zen. 

Statt „Social Dis­tanc­ing“, also den Rück­zug aus dem Sozialen, umzuset­zen, kommt es mehr denn je darauf an, Net­zw­erke zu knüpfen, sich gegen­seit­ig zu helfen und eine Prax­is der Sol­i­dar­ität zu leben. Daneben brauchen wir den Aus­tausch zu Analy­sen, Strate­gien und Möglichkeit­en des Widerstands.

 

Ver­net­zt euch mit eur­er Nach­barschaft und mit befre­un­de­ten WGs, grün­det oder macht mit bei Nachbarschaftsinitiativen

  • um euch (im Falle von Quar­an­tä­nen) gegen­seit­ig zu helfen und/oder um beson­ders Men­schen, die als Risiko­grup­pen gel­ten, zu unter­stützen (Einkauf­shil­fen, Kinderbetreuung)
  • um rechte Spin­ner*innen aus Nach­barschaftsini­tia­tiv­en rauszuwerfen
  • um Men­schen, oft Frauen oder Kinder, die in der Enge der Fam­i­lie- und/oder des Ehekon­texts, Gewalt erfahren kön­nen, zu unterstützen
  • um euch gegen die sozialen Fol­gen des Aus­nah­mezu­s­tands zu organ­isieren, z.B. mit gemein­samen Aktio­nen gegen Vermieter*innen, aus­beu­ter­ische Arbeitsver­hält­nisse, Ras­sis­mus, Job­cen­ter, Gen­tri­fizierung usw.
Es ist außer­dem die Auf­gabe ein­er radikalen Linken, jet­zt auch diejeni­gen auf dem Schirm zu haben, die per­spek­tivisch von Nach­barschaft­shil­fen aus­geschlossen wer­den, weil sie nicht-weiß oder als “anders” gela­belt wer­den. Wir müssen in unserem Umfeld Men­schen adressieren, die sozial ohne­hin beson­ders isoliert und ökonomisch benachteiligt sind.
Während des Som­mers der Migra­tion 2015 gab es eine beein­druck­ende Selb­stor­gan­i­sa­tion von sol­i­darisch­er Hil­fe. Darauf fol­gte ein rechter Back­lash mit mas­siv­en Asyl­rechtsver­schär­fun­gen und rechter Gewalt. Viele der dama­li­gen Willkom­menini­tia­tiv­en haben sich aufgelöst, die rechte Über­nahme des Diskurs­es in Deutsch­land oft laut­los hin­genom­men. Die sich jet­zt selb­st organ­isieren­den Nach­barschaftsstruk­turen müssen nach­haltiger und poli­tisch bewusster werden!

  

Poli­tis­che Prax­is im Ausnahmezustand

Wir dür­fen uns wed­er ein­schüchtern lassen, noch unser Ver­hal­ten der Staats­macht unter­w­er­fen. Poli­tisch aktiv zu sein bleibt notwendig!

Es ist wichtig, dass wir uns als Polit­grup­pen weit­er­hin tre­f­fen, wenn wir dies für unsere Hand­lungs­fähigkeit als nötig eracht­en und wenn wir eigen­ver­ant­wortlich alle Sicher­heitsvorkehrun­gen tre­f­fen, die das Infek­tion­srisiko auf nahe Null reduzieren.

Das heißt:

  • kranke/kränkelnde Aktivist*innen bleiben zu Hause
  • keine Tre­f­fen in geschlosse­nen Räumen
  • gegen­seit­iges Abstand­hal­ten von 1,5 m bis 2 m
  • kein gemein­sames Berühren von Gegenständen
  • Desin­fek­tion­sspray griff­bere­it haben
  • lasst eure Handys zu Hause
  • schaut euch jet­zt schon einen geeigneten und gut erre­ich­baren Tre­ff­punkt aus: Dieser sollte von Außen nicht oder kaum ein­se­hbar sein; die „Anreise“ zum Tre­ff­punkt sollte nicht in Grup­pen stattfinden.

Neue“ Wege der Kommunikation

Sich zu tre­f­fen wird nicht ein­fach­er. Wenn Per­so­n­en in Quar­an­täne sind und die Sicher­heit­saufla­gen ver­schärft wer­den, ist es nötig, dass wir uns anders organ­isieren. Für manche ist die Inter­netkom­mu­nika­tion immer noch Neu­land. Ver­schlüs­selte E‑Mails, Mes­sen­ger und Video-Kom­mu­nika­tion über das Inter­net klin­gen für viele noch wie nerviger Nerd­stuff. Wir müssen uns gegen­seit­ig darin schulen und unter­stützen, um möglichst sichere, dig­i­tale Kom­mu­nika­tion­sstruk­turen aufzubauen, um fit zu sein für Krisen­zeit­en wie diese. Klar ist aber auch: Wir müssen – wenn es darauf ankommt – auch ohne Inter­netkom­mu­nika­tion hand­lungs­fähig sein, denn – wenn der Staat will – kann es nicht nur in der Krise flächen­deck­ende Inter­netüberwachung oder ‑shut­downs geben.

Eine Auswahl an Möglichkeit­en der dig­i­tal­en Kom­mu­nika­tion für Grup­pen find­et ihr hier:

Neue“ Form von Aktionen

Große Ver­samm­lun­gen im Aus­nah­mezu­s­tand sind nicht möglich. Ein­er­seits ist es auf­grund der Infek­tion­s­ge­fahr schwierig, eine große Ansamm­lung von Men­schen zu ver­ant­worten und zu legit­imieren. Ander­er­seits soll­ten wir aus eigen­er Ver­ant­wor­tung das Infek­tion­srisiko min­imieren und nur, wenn es keine anderen Möglichkeit­en gibt und wenn der Schutz von anderen Men­schen auf dem Spiel ste­ht, größere Ansamm­lung von Men­schen riskieren.

 

Wie kön­nen andere Aktio­nen sicht- und hör­bar sein? Wie kön­nen wir wirk­mächtig sein?

Vielle­icht ist die Sit­u­a­tion eine Chance für uns, den Rah­men der klas­sis­chen Aktions­form Demon­stra­tion zu ver­lassen und neue Wege zu beschre­it­en. Auch wenn Demon­stra­tio­nen ein selb­stver­ständlich­er Teil poli­tis­ch­er Wil­len­säußerung sind, kann sich poli­tis­ch­er Aktivis­mus ohne­hin nicht in „Latsch-Demos“ erschöpfen.

Kle­in­grup­pen-Aktio­nen und Direk­te Aktio­nen, die sowohl in den Sozialen Net­zw­erken dargestellt als auch gegenüber der Presse kom­mu­niziert wer­den, kön­nen eine (wieder zu erler­nende) Prax­is sein. Die Polizeipräsenz kann in den näch­sten Monat­en mas­siv zunehmen. Hier ist eine gemein­same Prax­is zu erler­nen, um den Repres­sio­nen der Polizei aus dem Weg zu gehen. Ins­beson­dere hin­sichtlich der finanziellen Sank­tio­nen beim Ver­stoß gegen Kon­takt- und Aufen­thalt­sregeln müssen wir uns gegen­seit­ig unter­stützen.

Die Ver­net­zun­gen mit Nach­barschaften ermöglichen eine Selb­stor­gan­isierung in der Stadt, die nicht nur auf gegen­seit­ige Hil­festel­lung abzielt, son­dern gemein­same poli­tis­che Aktio­nen möglich macht. Je länger wir uns im Aus­nah­mezu­s­tand befind­en, desto größer wer­den die sozialen Kon­flik­te mit Vermieter*innen, in Arbeitsver­hält­nis­sen, mit dem Job­cen­ter usw. Beispiel­sweise kann eine kri­tis­che Masse an Per­so­n­en in der (Nachbarschafts-)Vernetzung durch Miet­streiks viel mehr Druck auf den*die Vermieter*in auf­bauen als einzelne Per­so­n­en. Wichtig ist auch, dass der gemein­same Aus­tausch in den Nach­barschaftsini­tia­tiv­en über die Ursachen der Krise zur Poli­tisierung führt.

 

Krise als Chance für den Auf­bau ein­er sol­i­darischen Gesellschaft

Spätestens jet­zt müssen wir Forderun­gen stellen, die sich gegen die autoritären Auswüchse und den Demokratieab­bau wen­den. Wir müssen Staat und Kap­i­tal unter Druck set­zen, damit die ökonomisch und sozial benachteiligten Men­schen nicht in den Ruin getrieben wer­den. Wir müssen ins­beson­dere für diejeni­gen ein­ste­hen, die beständig ignori­ert wer­den und deren Exis­tenz gefährdet ist und dazu konkrete Forderun­gen stellen.
Gle­ichzeit­ig dür­fen wir nicht nur im Abwehrkampf verharren!

Auch wenn viele Men­schen die autoritären Maß­nah­men (hierzu­lande) bish­er begrüßen und nur wenige kri­tis­che Diskus­sio­nen stat­tfind­en, wer­den wir uns bald in ein­er Zeit wiederfind­en, in der viele Men­schen – weltweit – fra­gen: Wer ist schuld an den ver­heeren­den Auswirkun­gen der Pan­demie und weswe­gen wird das auf unseren Rück­en ausgetragen?

Diese Wut ist Zünd­stoff. Sie kann der Anfang sein, um men­schen­ver­ach­t­ende Struk­turen zu zer­schla­gen und sol­i­darische Alter­na­tiv­en zum Kap­i­tal­is­mus zu denken, zu disku­tieren und umzusetzen:

  • Bre­ite Bewe­gun­gen für die Verge­sellschaf­tung und Demokratisierung, z.B. des Gesund­heitssys­tems und der Phar­main­dus­trie, sind keine Utopie mehr.
  • Die Unfähigkeit des kap­i­tal­is­tis­chen Sys­tems ein­er solchen Krise vorzubeu­gen, kann das Sys­tem in eine grund­sät­zliche Legit­im­ität­skrise stürzen.
  • Der Wider­spruch, Mil­liar­den auszugeben, um hierzu­lande eine men­schliche “Tragödie” abzu­mildern und ander­er­seits die zynis­che Untätigkeit hin­sichtlich des Lei­ds von Mil­lio­nen Men­schen auf der Flucht weltweit ist nicht mehr vermittelbar.
  • Auch kann die Klimabe­we­gung nach der Pan­demie Auftrieb bekom­men, denn für alle muss jet­zt klar sein: Gehen Naturz­er­störung und die Treib­haus­gase­mis­sio­nen weit­er, ist es für viele Men­schen und für ganze Gen­er­a­tio­nen zu spät. Die Fol­gen sind ver­heeren­der als die ein­er Coronakrise.

Es ist die Auf­gabe der radikalen Linken, hier anzuset­zen. Wir rufen daher dazu auf, jet­zt sol­i­darische Alter­na­tiv­en zu disku­tieren und voran zu treiben!

Han­delt in euren Nach­barschaften und auf gesamt­ge­sellschaftlich­er Ebene!

Stay tuned – Machen wir das Beste draus!

Bleibt gesund!

Eure Delfine aus der Havel

Links zum weit­er­lesen / nach­machen / inspiri­ert werden:

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Arbeit & Soziales

Solidarische Quarantäne

Liebe Freund_innen und Besucher_innen des freiLand,

auf­grund der voran­schre­i­t­en­den Aus­bre­itung des Coro­n­avirus möcht­en wir Euch informieren, wie wir mit dieser Sit­u­a­tion umge­hen wollen und was wir denken, auch gesellschaft­spoli­tisch wichtig wer­den wird.

Das frei­Land ste­ht u.a. für Begeg­nung, Aus­tausch, Her­zlichkeit, Lebens­freude und Offen­heit. Wenn wir dazu beitra­gen möcht­en, dass die begin­nende Epi­demie so ver­läuft, dass sie gesellschaftlich und infra­struk­turell zu bewälti­gen ist, soll­ten wir uns ver­ant­wor­tungs­be­wusst und ratio­nal ver­hal­ten, uns lieber nicht mehr so viel knud­deln und keine Ver­anstal­tun­gen durch­führen, bei denen sich (viele) Men­schen tre­f­fen und poten­tiell gegen­seit­ig ansteck­en kön­nen. Denn das Gefährliche am Coro­n­avirus ist u.a. seine lange Inku­ba­tion­szeit (bis zu 14 Tagen), in der men­sch noch keine Symp­tome hat, aber andere Men­schen infizieren kann.

Deswe­gen wer­den wir ab sofort bis vor­erst 21.04.2020 alle öffentlichen Ver­anstal­tun­gen, Theater‑, Sport- und Kun­stkurse, Work­shopange­bote, Sem­i­nare, etc. im frei­Land absagen bzw. pausieren.

Des weit­eren nehmen wir in den kom­menden Tagen an diversen Organ­i­sa­tions- und Inforun­den teil und wer­den uns inten­siv darum bemühen in unserem Umfeld zu unter­stützen, trans­par­ente Infor­ma­tio­nen bere­itzustellen und ver­ant­wor­tungs­be­wusste Entschei­dun­gen zu treffen.

Die meis­ten Vere­ine und Ini­tia­tiv­en wer­den ihren nor­malen Büroall­t­ag im Rah­men der Möglichkeit­en weit­er laufen lassen, so dass ihr uns bei Anliegen weit­er­hin erreicht.

Und nun noch ein paar all­ge­meine Gedanken über unseren eige­nen Tellerand hinaus:

Die meis­ten von uns – in der Regel jün­geren Alters und ohne Vor­erkrankun­gen – wer­den bei ein­er Covid19-Erkrankung ein paar mehr oder weniger beschissene Tage haben. Aber alle, die 65-plus sind und alle, die es schon ein­mal am Herzen, an der Lunge oder auch mit dem Immun­sys­tem hat­ten, soll­ten sich dur­chaus Sor­gen machen. Und auch wenn es die meis­ten von uns nicht wirk­lich übel erwis­chen wird, wir wer­den die Krankheit an andere weit­er­tra­gen. Und wir haben alle Großel­tern, ältere Nachbar*innen oder ver­rentete Ex-Kol­le­gas. Es muss jet­zt u.a. darum gehen, uns sol­i­darisch um Risikop­er­so­n­en zu küm­mern, ihnen beispiel­sweise, wenn das gewün­scht ist, unnötige Aufen­thalte in Super­märk­ten oder Ähn­lichem zu ersparen.

Unsere Sol­i­dar­ität muss jet­zt zudem allen gel­ten, die in dieser Sit­u­a­tion im Gesund­heitswe­sen arbeit­en und das auch weit­er­hin tun wer­den, ungeachtet per­sön­lich­er Risiken.

Darüber hin­aus­ge­hend soll­ten wir uns vor allem dafür inter­essieren, was gesellschaftlich und poli­tisch erwart­bar ist. Wenn zum Beispiel Inten­siv­bet­ten nur noch nach Ern­st­fal­lkri­te­rien aus einem Krieg oder nach Geld­beu­tel und Beziehun­gen zugeteilt wer­den. Es wird dann bes­timmt nicht nur um plumpen Ras­sis­mus gehen („Bet­ten nur für Deutsche…”), es wird dann auch um Klassen­fra­gen und um Fra­gen gesellschaftlichen Einge­bun­den­seins gehen – es ist zu ahnen, welche Patient_innen am Ende die Arschkarte ziehen.

Was sich eben­so abze­ich­net ist die Ver­schlechterung der Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen von ohne­hin benachteiligten Grup­pen. Ger­ade prekär Beschäftigte, in „Mini­jobs” Schuf­tende, aber auch die, die sich als „Freie” oft genug von einem Job zum näch­sten hangeln, wer­den in Kürze vor großen Prob­le­men ste­hen. Viele wer­den voraus­sichtlich bald ganz ohne Einkom­men daste­hen, z.B. in der Gas­tronomie, im Messe­bau oder der Ver­anstal­tung­stech­nik. Auch die anderen, Befris­tete, Mini­job­ber und Zweitjobber_innen oder hinzu­ver­di­enende Rentner_innen, wer­den in Not ger­at­en. Bleiben sie zuhause, ver­lieren sie ihr Einkom­men und vielle­icht den Job, gehen sie weit­er Pakete oder Piz­za aus­fahren, wer­den sie möglicher­weise krank und infizieren danach andere. Dass sie – wie die Wirtschaft und abse­hbar­erweise auch Teile des Mit­tel­stands – unter einen „Ret­tungss­chirm” der Poli­tik geholt wer­den ist zweifelhaft.

Von Woh­nungslosen, Ille­gal­isierten, Men­schen in Lagern und anderen Grup­pen gar nicht zu reden. Deren Prob­leme, die schon im Nor­malmodus nie­man­den inter­essieren, wer­den bei den bevorste­hen­den Entschei­dungs­find­un­gen keine Berück­sich­ti­gung find­en. Wenn es um poli­tis­che Forderun­gen geht, müssen wir diesen Grup­pen unsere Möglichkeit­en, Öffentlichkeit herzustellen, zur Ver­fü­gung stellen.

Natür­lich kann am Ende auch alles halb so schlimm gekom­men sein. Doch wir soll­ten uns auch auf ein schlecht­es Szenario ein­stellen und hof­fen, dass es nicht so verläuft.

Bleibt informiert auf unseren Kanälen — wir hal­ten Euch auf dem Laufend­en über weit­ere Entwick­lun­gen und Entscheidungen.

Kommt gut durch die kom­mende Zeit!
Achtet aufeinan­der und seid sorgsam.

Eure frei­Land Community


Große Teile dieser Mit­teilung sind direkt oder indi­rekt aus diesem Text zitiert: https://justpaste.it/ruhevordemsturm

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Antifaschismus Law & Order

Linker Kampfsport – nicht extremistisch, sondern extrem wichtig

Seit 2017 organ­isieren wir als rand.gestalten Sternfabrikant*innen ein antifaschis­tis­ches (Kampf-)Sportwochenende mit the­o­retis­chen und prak­tis­chen Work­shops rund um das The­ma Sport bzw. Kampf­s­port. In geschützter Umge­bung wollen wir eine Atmo­sphäre schaf­fen, die sich gegen jegliche For­men von Diskri­m­inierung richtet. Ein sol­i­darisches und respek­tvolles Miteinan­der ist dabei grundlegend.

Dies ist etwas, was häu­fig in sportlichen Kon­tex­ten fehlt. Wie das gesamte gesellschaftliche Leben ist auch der Sport von struk­tureller Diskri­m­inierung und Unter­drück­ung durch­zo­gen. Wir wollen Sex­is­mus, Ras­sis­mus, Anti­semitismus, Klas­sis­mus, Homo- und Trans­feindlichkeit etc. als solche markieren und nicht unwider­sprochen lassen. Wir ver­suchen, im und durch Sport einen emanzi­pa­torischen Umgang damit zu entwick­eln. Das heißt als erstes, dass wir eine klare Posi­tion­ierung haben. Unsere Posi­tion­ierung ist Antifaschismus.

Auf­grund dieser Posi­tion­ierung wurde die „rand.gestalten Stern­fab­rik“ von 2018 im Ver­fas­sungss­chutzbericht Bran­den­burg 2019 erwäh­nt [1]. Das nah­men Lokal­presse und rechte Net­zw­erke zum Anlass, in unser­er Arbeit und Ver­anstal­tung den Unter­gang der Demokratie zu sehen und den Ver­anstal­tung­sort, das Kul­turzen­trum „frei­Land“ in Pots­dam, anzugreifen.
Wie zur Zeit auch in anderen Bun­deslän­dern, führt die AfD unter willfähriger Mith­il­fe der CDU und FDP eine Kam­pagne gegen soziokul­turelle Ein­rich­tun­gen, wie z.B. Jugend­clubs. Mit der Behaup­tung, Antifaschis­mus wäre „Link­sex­trem­is­mus“ ver­sucht die AfD auf Kom­mu­nal- und Lan­desebene staatliche Fördergelder für soziale und kul­turelle Ein­rich­tun­gen in Frage zu stellen und dadurch zivilge­sellschaftlich­es Engage­ment zu läh­men und Verun­sicherung zu schüren. Müh­sam erkämpfte Orte für gemein­sames gesellschaftlich­es Leben, die in manchen Kle­in­städten das einzige Ange­bot für demokratiefördernde Ver­anstal­tun­gen bieten, sind hier­durch exis­ten­ziell bedroht.

Die Strate­gie der AfD, mit Dreck um sich zu wer­fen und zu hof­fen, dass etwas davon kleben bleibt, ist so per­fide wie durch­schaubar. Antifaschis­tis­ches Engage­ment, Anti­sex­is­mus, Anti­ras­sis­mus und Antikap­i­tal­is­mus ste­hen auf dem Boden des Grundge­set­zes und sind von diesem gedeckt [2]. Eine von der Ver­fas­sung gedeck­te Zielset­zung – antifaschis­tis­ches Engage­ment – fällt somit wed­er in das Auf­gabenge­bi­et des Ver­fas­sungss­chutzes [3] (dem wir hier­mit gern bei den eige­nen Hausauf­gaben helfen) noch darf sie Grund­lage dafür sein, wichtige zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tiv­en anzu­greifen. Diese Strate­gie müssen wir mit Sol­i­dar­ität beant­worten. Wenn einzelne Pro­jek­te dif­famiert wer­den, sind wir alle gemeint.

Der Raum, den wir an einem Woch­enende im Jahr schaf­fen, ist nicht extrem­istisch son­dern extrem wichtig. Was eigentlich eine Selb­stver­ständlichkeit sein sollte, ist in vie­len Kampf­s­ports­chulen und ‑vere­inen nur schw­er zu find­en. Es gibt nur wenige Orte, an denen Frauen*, Trans­gen­der­per­so­n­en und Queers ohne Diskri­m­inierung Sport treiben kön­nen. Häu­fig gehört sex­is­tis­che Sprache zum guten Ton [4], es wer­den homofeindliche Gast­trainer­In­nen ein­ge­laden oder offen agierende Neon­azis geduldet, weil sie sich ange­blich im Gym „anständig benehmen und es keine Grund­satzdiskus­sio­nen über Poli­tik gibt“ [5]. Bei ein­deutig recht­sex­tremen Tat­toos (z. B. Wehrma­chtssol­dat­en, Schwarze Sonne) fol­gt häu­fig kein Auss­chluss, lediglich das Verdeck­en beim Train­ing reicht in vie­len Gyms aus. Diese Beispiele sind lei­der keine Aus­nah­men, son­dern eher All­t­ag in Kampf­s­port­stu­dios. Und dieser All­t­ag schließt viele Men­schen von (Kampf-)Sport aus.

Sport ist poli­tisch, wenn wegen Gewaltver­brechen vorbe­strafte Rassist*innen und Nazis in Sportvere­inen unge­hin­dert trainieren und an Kampf­s­portver­anstal­tun­gen teil­nehmen dür­fen. Das Tolerieren men­schen­ver­ach­t­en­der Ansicht­en schafft Orte, an denen Rassist*innen ungestört zusam­men trainieren und sich ver­net­zen. Die Durch­führung von recht­en Kampf­s­portevents (wie z. B. der Kampf der Nibelun­gen oder Tiwaz) wurde in den let­zten Jahren pro­fes­sion­al­isiert. Sie wer­den zu wichti­gen Ver­net­zungstr­e­f­fen der recht­sex­tremen Szene. Die Aus­rich­tung ist dabei ganz klar sex­is­tisch, gewalt­tätig und nation­al­sozial­is­tisch [6].

Die Stern­fab­rik ist ein niedrigschwelliges Ange­bot, um kostengün­stig und in einem diskri­m­inierungs­freien Rah­men Kampf­s­port auszupro­bieren und miteinan­der sol­i­darisch zu trainieren. Ob mit oder ohne sportliche Erfahrung – jede*r kann an einem bre­it­en Ange­bot an the­o­retis­chen und prak­tis­chen Work­shops teil­nehmen, von denen sich einige auss­chließlich an FLINT* [7] richt­en. Das frei­Land bietet hier­für räum­lich und dank ein­er ein­deuti­gen poli­tis­chen und gesellschaftlichen Posi­tion­ierung einen aus­geze­ich­neten Rah­men, wofür wir uns sehr bedanken!

  1. [zurück]Ver­fas­sungss­chutzbericht Bran­den­burg 2018 ab Seite 143
  2. [zurück] vgl. BVer­fGE 111,147; eben­so BVer­wG, BeckRS 2007, 22843
  3. [zurück] § 1 Abs. 2 BbgVerfSchG
  4. [zurück] Zine Body­check
  5. [zurück] https://youtu.be/jWSU1ANtTAU?t=260
  6. [zurück] der rechte rand — Zwis­chen Männlichkeit, Metapoli­tik und Straßenkampf
  7. [zurück] Frauen, Les­ben, Inter, Non Bina­ry, Trans, *
Links zum Weiterlesen:
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Arbeit & Soziales

Corona Nachbar*innenschaftshilfe

Liebe Nachbar*innen,

wir wür­den uns gerne sol­i­darisch mit allen vor­be­lasteten oder älteren Men­schen zeigen und Ihnen hier­mit unsere Hil­fe bei wichti­gen Einkäufen oder Apothekengän­gen anbi­eten. Falls Ihr Kühlschrank leer ist, Sie wichtige Medi­zin brauchen oder Briefe zur Post oder in den Briefkas­ten gebracht wer­den müssen, kön­nen Sie sich gerne bei uns melden. Wir guck­en dann, wie wir Ihnen helfen kön­nen. Falls Sie sel­ber nicht zur Risiko­gruppe gehören und helfen wollen, kön­nen Sie sich auch gerne melden.

Rufen Sie ein­fach unter fol­gen­der Num­mer an: 0163 9702794

Bleiben Sie gesund und passen Sie auf sich auf!

Liebe Grüße von eurem Horte-Kollektiv.

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Arbeit & Soziales

Nachbarschaftshilfe organisieren!

In Zeit­en wie diesen (Covid-19-Virus, Wirtschaft­skrise, usw.) müssen wir füreinan­der da sein und jene unter­stützen, die beson­ders gefährdet sind. Ger­ade diejeni­gen von uns, die jung und gesund sind und kein­er Risiko­gruppe ange­hören, kön­nen helfen und einen echt­en Unter­schied aus­machen. Übernehmt Ver­ant­wor­tung für euer Umfeld! Achtet aufeinan­der und seid sorgsam!

#Sol­i­dar­ität ist auch eine Medizin!

Nach­barschaft­shil­fe – in Zeit­en von Corona

In diesen Zeit­en der Coro­na Pan­demie, die auch verun­sich­ern kann, wollen wir gern unter­stützen und unseren Beitrag leis­ten. Das Ziel in diesen Zeit­en muss es sein, sich gegen­seit­ig zu unter­stützen und das Coro­na-Virus in sein­er Aus­bre­itung zu ver­langsamen. Wir, dass sind eine Gruppe junger Men­schen aus dem JWP Mit­ten­Drin e.V. (Bahn­hof­s­traße 10a) wür­den Ihnen in diesen Zeit­en gerne zur Seite ste­hen und eine helfende Hand sein.

Uns geht es dabei vor allem darum, die Men­schen zu unter­stützen die der Risiko­gruppe ange­hören und dadurch von der Pan­demie beson­ders bedro­ht sind. Aber auch für Allein­erziehende Men­schen kann diese Zeit her­aus­fordernd sein, vor allem wenn dann auch noch das Kind/ die Kinder krank sind, auch hier wür­den wir gern unterstützen.

Wenn Sie Hil­fe beim Einkauf von Lebens­mit­teln, besor­gen von Medika­menten oder auch Ihr Hund mal aus­ge­führt wer­den muss, melden Sie sich sehr gern bei uns.

Erre­ichen kön­nen Sie uns unter: Nachbarschaftshilfe(ät)jwp-mittendrin.de

Bleiben Sie gesund und passen Sie auf sich auf! #Sol­i­dar­ität ist auch eine Medizin

Eur­er JWP Mit­ten­Drin Kollektiv

Wir haben einen Vor­druck erstellt (Link unten). Druckt ihn aus oder passt ihn weit­er an! Druckt gle­ich ein paar mehr Exem­plare aus, verteilt sie und hängt sie im Trep­pen­haus zusam­men mit einem Stift auf!

Vordrucke

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Keine Sicherheit vor rechter Gewalt

Nach dem drastis­chen Anstieg seit 2015 kann die Opfer­per­spek­tive für 2019 einen deut­lichen Rück­gang bei recht­en Über­grif­f­en in Bran­den­burg ver­melden. Die Beratungsstelle reg­istri­erte im Jahr 2019 142 rechte Gewalt­de­lik­te, 32 weniger als im Vor­jahreszeitraum (174). Damit bewe­gen sich die Angriff­szahlen auf dem – den­noch hohen – Niveau der Jahre 2004 bis 2006.

Judith Porath, Geschäfts­führerin des Vere­ins Opfer­per­spek­tive, warnt: „Nach Kas­sel, Halle und zulet­zt Hanau ist die Bedro­hungslage durch recht­en Ter­ror gestiegen. Betrof­fene sind zu recht verun­sichert und fühlen sich nicht geschützt. Rechte Angriffe und Bedro­hun­gen kön­nen jed­erzeit und über­all passieren.“

Ein Großteil der von der Opfer­per­spek­tive gezählten Attack­en waren ras­sis­tisch motiviert (106), prozen­tu­al ging ihr Anteil allerd­ings auf 75 Prozent der Gesamtzahl zurück (2018: 86 Prozent). Den­noch: Dass dreivier­tel aller recht­en Gewalt­tat­en eine ras­sis­tis­che Moti­va­tion zu Grunde lag, zeugt nach wie vor von ein­er erschreck­end großen Gewalt­bere­itschaft gegenüber allen Men­schen, denen eine nicht-deutsche Herkun­ft zugeschrieben wird, die eine nicht-weiße Haut­farbe haben, oder die nach Bran­den­burg flücht­en mussten.

Ins­ge­samt waren 2019 min­destens 242 Men­schen direkt von rechter Gewalt betrof­fen. Her­aus sticht die hohe Anzahl von Über­grif­f­en gegen Kinder und vor allem Jugendliche. 39 Prozent aller Betrof­fe­nen von recht­en Gewalt­de­lik­ten im Land Bran­den­burg waren zum Tatzeit­punkt min­der­jährig – das ist ein trau­riger, bish­er unerr­e­ichter Höchst­wert und ein stark­er Anstieg gegenüber dem Vor­jahr (2018: ca. 20 %).

Die Mehrzahl der Angriffe zählte die Opfer­per­spek­tive im nordlichen Bran­den­burg, während die Zahl der Angriffe in den Kreisen im Süden zurück­gin­gen. Im Nor­den sind es die Land­kreise Ober­hav­el und die Uck­er­mark, die an der Spitze der Sta­tis­tik ste­hen (bei­de je 18 Angriffe). Der Rück­gang im Süden Bran­den­burgs ist maßge­blich durch den Rück­gang der Gewalt­mel­dun­gen in Cot­tbus zurück­zuführen. Hier zählte die Beratungsstelle 2018 noch 35, in 2019 dage­gen 14 rechte Gewalt­tat­en. In der Stadt Pots­dam ist ein Anstieg auf 17 Angriffe zuverze­ich­nen (2018: 11).

Im Hin­ter­grund­pa­pi­er zur Jahressta­tis­tik 2019 find­en sich aus­führlichen Analy­sen sowie die grafis­che Auf­bere­itung der Sta­tis­tik. Die Grafiken sind unter Nen­nung der Quelle (Peer Neumann/ Opfer­per­spek­tive) frei verwendbar.

Zum Anschauen oder Herun­ter­laden hier klick­en: Keine Sicher­heit vor rechter Gewalt

Link zum Artikel zu let­zter Jahressta­tis­tik “Rechte Gewalt ist Nor­mal­ität in Brandenburg”

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Geschichte & Gedenken

Offenes Gedenken und staatliche Erinnerung

Ver­anstal­tung “Offenes Gedenken und staatliche Erin­nerung | Jugend KZ-Uck­er­mark” im Rah­men der neuen Ver­anstal­tungsrei­he “Antifa-Noti­zen” der Berlin­er VVN-BdA: Mon­tag, 09. März 2020, 19:00 Uhr im Kie­zladen Mahalle (Walde­marstraße 110, 10997, Berlin-Kreuzberg)

Die Ini­tia­tive ent­stand aus einem Net­zw­erk von unab­hängi­gen, fem­i­nis­tis­chen und antifaschis­tis­chen Frauen/Les­ben/­Trans­gen­der-Grup­pen, die seit 1996/97 Bau- und Begeg­nungscamps auf dem Gelände ehe­ma­li­gen Jugend­konzen­tra­tionslagers und späteren Ver­nich­tungslagers Uck­er­mark durch­führen. Ihr Konzept des offe­nen Gedenkens“ will ein kri­tis­ches, aktives, antifaschis­tis­ches und fem­i­nis­tisch motiviertes Gedenken sein, sich ein­er Muse­al­isierung des Gedenkens ent­ge­gen­stellt immer eine Kri­tik an der Ver­fass­theit deutsch­er Erin­nerungs- und Gedenkar­beit einschließt.

Auf unser­er Ver­anstal­tung wird die Ini­tia­tive den Gedenko­rt vorstellen und über ihre Aktiv­itäten bei den dor­ti­gen Gedenk­feiern, die Fortschritte bei der Gestal­tung und über die alljährlichen Bau­camps (in den ver­gan­genen Jahren ist dort einiges passiert!) berichten.

Dieses Jahr ist der 75. Befreiungstag der über­leben­den Häftlinge der Konzen­tra­tionslager Ravens­brück und Uck­er­mark und der Todesmärsche. Zu den Gedenk­feiern wer­den die weni­gen noch reise­fähi­gen Über­leben­den, ihre Ange­höri­gen, Antifaschist*innen und Vertreter*innen der Poli­tik und Öffentlichkeit kom­men. Zunehmend wer­den diese Feier­lichkeit­en jedoch von Nationalist*innen besucht. In der Mahn-und Gedenkstätte Ravens­brück waren es in den let­zten Jahren vor allem pol­nis­che Rechte, die dort mas­siv auftraten.

Keine nation­al­is­tis­che Vere­in­nah­mung des Gedenkens an die Opfer und Ver­fol­gten des Nation­al­sozial­is­mus!“ ist nicht nur die Forderung der Ini­tia­tive, son­dern aller Antifaschist*innen. Die Ini­tia­tive wird über die Ereignisse der ver­gan­genen Jahre bericht­en, die antifaschis­tis­che Inter­ven­tio­nen dazu und einen Aus­blick auf dieses Jahr geben.

Das Jugend KZ Uck­er­mark wurde im Früh­jahr 1942 von Häftlin­gen des Frauenkonzen­tra­tionslagers Ravens­brück errichtet. 1945 zählte das Lager ca. 1000 Mäd­chen und junge Frauen. Ein Erlass von 1937 über die “vor­beu­gende Ver­brechens­bekämp­fung” hat­te die Inhaftierung von als “asozial” krim­i­nal­isierten Mäd­chen möglich gemacht. Im Jan­u­ar 1945 wurde auf dem Gelände ein Ver­nich­tungslager für Häftlinge aus Ravens­brück gebaut. Bis April 1945 wur­den dort ca. 5000 Frauen umgebracht.

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Flucht & Migration Gender & Sexualität

Für das Recht zu bleiben!

Der Inter­na­tionale Frauen­tag 2020 ist ein bedeu­ten­der Anlass, auf die schwieri­gen Lebens­be­din­gun­gen von geflüchteten Frauen* und Kindern hinzuweisen. Die aktuellen Abschiebun­gen von geflüchteten Frauen* nach Kamerun und in andere Staat­en passieren in ein­er demüti­gen­den Art und Weise. Die Frauen* wer­den an ihrem Arbeit­splatz abge­holt, aus ihrem Alt­tag geris­sen und in Lin­ien­flugzeuge gesteckt. Diese Prax­is ver­bre­it­et Panik und lässt geflüchtete Frauen* mit Angst auf ihre unsichere Zukun­ft blick­en. Aber es ist nicht nur ihre Zukun­ft, um die sie und wir ban­gen soll­ten. Es ist ihre aktuelle Sit­u­a­tion, die Sor­gen bere­it­et. Viele geflüchtete Frauen* und ihre Kinder erleben alltäglichen und struk­turellen Ras­sis­mus und Gewalt. Die Lager, in denen sie leben müssen, stellen kein Umfeld für ein kindgerecht­es Aufwach­sen dar. Sie leben in einem Zus­tand der ständi­gen Unsicher­heit und ihnen wird der Zugang zu wichti­gen Grund- und Men­schen­recht­en ver­wehrt. Die Sit­u­a­tion von geflüchteten Frauen* und Kindern zeigt, dass wir mehr Anstren­gun­gen unternehmen müssen, um Frauen* und Kinder vor solchen drama­tis­chen Sit­u­a­tio­nen zu bewahren.

Auch in Bran­den­burg wer­den die Grun­drechte von geflüchteten Frauen* und Kindern ver­let­zt. Anlässlich des Inter­na­tionalen Frauen­t­ages wollen Flüchtlinge zusam­men mit Unterstützer*innen einige Umstände in den Fokus rück­en, die das Leben für Geflüchtete schwierig machen. Gemein­sam fordern wir Veränderung!

  1. Abschiebun­gen – und ins­beson­dere Nachtab­schiebun­gen – müssen sofort gestoppt wer­den! Das Ein­drin­gen der Polizei spät in der Nacht in Flüchtling­sun­terkün­fte und das Öff­nen von Türen und Durch­suchen von Räu­men von Unbeteiligten ver­stößt gegen das Grun­drecht auf geschützten Wohn­raum. Schlaf ist wichtig und eine Störung der Nachtruhe wirkt sich gesund­heits­ge­fährdend aus! Die Lager sind ohne­hin schon Orte des Stress­es und der Unsicher­heit. Das Ein­drin­gen der Polizei führt zu mehr Stress und Re-Trau­ma­tisierung. Diese Prax­is ist nicht akzeptabel!
  2. Lange Aufen­thalte in den Flüchtling­sun­terkün­ften wirken sich schädlich auf die Moti­va­tion, das Empow­er­ment und die Emanzi­pa­tion von Geflüchteten aus. Wir fordern eine Max­i­malaufen­thalts­dauer von drei Monat­en für Geflüchtete in den Unterkün­ften, beson­ders für Frauen* und Kinder!
  3. Die physis­che Iso­la­tion in diesen Unterkün­ften, der Umstand, dass sie oft fern ab von Städten und Gemein­den gele­gen sind, ver­hin­dert Inklu­sion und set­zt Geflüchtete Angrif­f­en von Neon­azis aus. Iso­la­tion macht seel­isch krank und ver­hin­dert Teil­habe in der Gesellschaft.
  4. Für neu angekommene Geflüchtete ist das deutsche bürokratis­che Sys­tem sehr schw­er nachzu­vol­lziehen und die Kom­mu­nika­tion mit den Sachbearbeiter*innen schwierig. Wir fordern die Behör­den auf, fre­undlich­er und tol­er­an­ter zu sein!
  5. All­t­ags- und struk­tureller Ras­sis­mus führen dazu, dass Geflüchtete sich nicht willkom­men und akzep­tiert fühlen. Wir fordern, dass geflüchteten Men­schen mehr Hand­lungs- und Selb­ster­mäch­ti­gungsmöglichkeit­en gegeben wer­den! Wir fordern gle­iche Rechte für alle Men­schen unab­hängig von Pass, Herkun­ft und Status.
  6. Inter­net ist kein Luxus. Es ist eine mod­ernes Instru­ment, das Geflüchteten hil­ft, sich selb­st zu ermächti­gen, mit ihren Fam­i­lien in Kon­takt zu bleiben, sich fortzu­bilden und zu informieren. Wir fordern Inter­net­zu­gang für alle Geflüchteten!

Den Aufruf zu der Demon­stra­tion und die Forderun­gen der Geflüchteten und ihrer Unterstützer_innen find­en Sie weit­er unten sowie hier.

Aus­führliche Infor­ma­tio­nen zur Bran­den­burg­er Erstauf­nahme und die Fol­gen der dauer­haften Iso­la­tion in den abgele­ge­nen Ein­rich­tun­gen für Geflüchtete find­en Sie auf der Seite des Flüchtlingsrates.

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Arbeit & Soziales Gender & Sexualität

Vielen Dank für die Blumen

Ter­mine und Aktio­nen in Cottbus
04. März — Frauen*café ab 18 Uhr in der Elis­a­beth-Wolf-Str. 40a
08. März — Kundge­bung um 14 Uhr am Schlosskirch­platz an der Synagoge

Am 08.03.2020 ver­anstal­tet das Frauen*kollektiv Cot­tbus anlässlich des inter­na­tionalen Frauenkampf­tags eine Kundge­bung unter dem Mot­to: „Vie­len Dank für die Blu­men – Frauen*revolution statt blu­miger Phrasen“. Der
inter­na­tionale Frauenkampf­tag ist ein wichtiges Datum für die Frauen­be­we­gung. Oft wird dieser Tag jedoch genutzt, um Frauen mit Blu­men zu beschenken. Klar, freut sich jed­er Men­sch Blu­men geschenkt zu bekom­men. Allerd­ings klingt es in Anbe­tra­cht der patri­ar­chalen Ver­hält­nisse in unser­er Gesellschaft schon fast spöt­tisch. Die fem­i­nis­tis­che Bewe­gung in Rumänien, nutzte daher das Mot­to „Vie­len Dank für die Blu­men“ um zu verdeut­lichen, dass es um weit mehr geht als ein­mal jährlich Blu­men zu schenken. So betont Elis­a­beth Sch­a­bel vom Frauen*kollektiv: „Wir wollen keine Blu­men, wir wollen in erster Lin­ie frei sein. Wir wollen uns angst­frei bewe­gen kön­nen, nicht ange­grif­f­en wer­den. Wir wollen eine Aufteilung der Haus- und Sorgear­beit. Wir wollen für uns selb­st bes­tim­men. Das ist die Verbindung zu den Frauen* auf der ganzen Welt. Wir haben über­all die gle­ichen Kämpfe auszufecht­en. Diese Gemein­samkeit nutzen wir, um uns gegen­seit­ig zu bestärken und ein Boll­w­erk gegen unter­drück­ende Machtver­hält­nisse zu bilden.“

Die chilenis­che Com­mu­ni­tiy in Cot­tbus beteiligt sich eben­so an dieser Kundge­bung. Der Fokus auf die gewalt­tätige Fraue­nun­ter­drück­ung in Süd- und Lateinameri­ka wird mit­tels der fem­i­nis­tis­chen Per­for­mance von Las Tesis erneut gelegt. Auch die Unter­drück­ung der Frau* in der Ehe im Koso­vo und die Kämpfe, die wir hier vor Ort in Cot­tbus führen wer­den the­ma­tisiert. „Gemein­sam wer­den wir es schaf­fen, uns gegen diese
patri­ar­chalen, kap­i­tal­is­tis­chen und neolib­eralen Dom­i­nanz- und Gewaltver­hält­nisse zu wehren.“ betont Elis­a­beth Sch­a­bel den kämpferischen Abschluss.

Kundge­bung: „Vie­len Dank für die Blu­men – Frauen*revolution statt
blu­miger Phrasen.“

Wann: 08.03.2020 um 14 Uhr

Wo: Sprem­berg­er Straße / Schlosskirchplatz

Alle weit­eren Ter­mine find­et ihr auf face­book und Insta­gram @frauenkollektiv_cottbus

Zum Frauen*kampftag find­en ver­schiedene Ver­anstal­tun­gen in Cot­tbus statt.
Inforiot