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Antifaschismus

Übersicht der Teilnehmer*innen des rassistischen Aufmarsches vom 03.09.2016 in Frankfurt (Oder)

Mit ein wenig Ver­spä­tung möcht­en wir noch ein­mal kurz auf die jüng­ste ras­sis­tis­che Demon­stra­tion in Frank­furt (Oder) einge­hen. Zum zweit­en Mal in diesem Jahr ver­sam­melten sich am 3. Sep­tem­ber knapp 100 Neon­azis in der Oder­stadt. Der angekündigte Schul­ter­schluss deutsch­er Neon­azis und pol­nis­ch­er Ultranationalist*innen blieb wie zu erwarten aus. Dem Aufruf fol­gten wenige Frankfurter*innen, dafür Nazis und Wutbürger*innen aus Chem­nitz und Licht­e­nau, sowie aus dem Umfeld von Bärgi­da. Die Grup­pierung „Protest Licht­e­nau“ hat den recht­en Auf­marsch als Ent­täuschung gew­ertet: zu viele Linke, zu „bunt“ und zu wenige Teilnehmer*innen bei den Recht­en. Die Face­book-Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“ teilte diesen Beitrag auf der eige­nen Seite. Sie waren wohl auch mit ihrem Auf­marsch unzufrieden. Nichts­destotrotz ist eine weit­ere Radikalisierung der Frank­furter Neon­aziszene zu beobachten.
Ohne den Man­tel der Bürg­er­lichkeit treten sie jet­zt offen neon­azis­tisch auf. So war bei der Demon­stra­tion am 03.09. die Partei „Der III. Weg“ fed­er­führend. Eine aus­führlichere Zusam­men­fas­sung der Ereignisse am 03. Sep­tem­ber ist auf infori­ot erschienen.
Wir werten die geringe Anzahl lokaler Nazis unter den Teil­nehmenden als Erfolg antifaschis­tis­ch­er Inter­ven­tio­nen in Frank­furt (Oder). Regelmäßige und kon­se­quente Berichter­stat­tung, sowie die Kon­fronta­tion von Arbeitgeber*innen mit den neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten ihrer Mitarbeiter*innen haben unter anderem dafür gesorgt, dass viele poten­zielle Teilnehmer*innen Angst vor per­sön­lichen Kon­se­quen­zen haben und den Auftritt bei ein­er öffentlichen Ver­samm­lung mei­den. Par­al­lel beobacht­en wir jedoch eine Radikalisierung vor allen Din­gen junger Neon­azis. Ras­sis­tisch und Neon­azis­tisch motivierte Über­griffe, ein­schüchtern­des Ver­hal­ten und All­t­agsras­sis­mus gehören zum trau­ri­gen All­t­ag all der­er, die nicht in das beschränk­te Welt­bild viel­er Frankfurter*innen passen.
Mit fol­gen­der Über­sicht wollen wir erneut einen Überblick über die Teilnehmer*innen des Auf­marsches geben. Infor­ma­tio­nen zu entsprechen­den Per­so­n­en kön­nen ver­traulich und ver­schlüs­selt an recherche_ffo@riseup.net gesendet werden.

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Antifaschismus

Flop für Cottbuser „Patrioten“

Zur wochen­lang angekündigten „Kundge­bung gegen Asylmiss­brauch“ der „Patri­oten Cot­tbus“ am Sam­stag erschienen nur wenige Teil­nehmer – einen Auftritt hat­te dort die extrem rechte Wan­derred­ner­in Ester Seitz.

Wenig Unterstützung für „Patrioten Cottbus“; (Screenshot)
Wenig Unter­stützung für „Patri­oten Cot­tbus“; (Screen­shot)

Zunächst musste der Anmelder die weni­gen Teil­nehmer aufrufen, doch das Trans­par­ent  mit hochzuhal­ten, weil er sel­ber ja das Megaphon bedi­enen muss. „Kein Men­sch  kann ille­gal sein, sein Aufen­thalt schon“, lautete das Mot­to und darunter fand sich die Zeile „Merkel muss weg“, gar­niert mit einem durchgestrich­enen Kon­ter­fei der Bun­deskan­z­lerin. Nach­dem die organ­isatorischen Fra­gen  lei­dlich gek­lärt waren, beklagte der Anmelder aus Sach­sen, dass sich kaum Cot­tbuser auf der Kundge­bung einge­fun­den hät­ten. Dabei nan­nten sich die recht­en Organ­isatoren, die über Face­book zu der Aktion mobil­isiert hat­ten „Patri­oten Cot­tbus“.  Aus Leipzig war auch ein H.J. Müller gekom­men, der sich als Mit­be­grün­der des Neuen Forums im Herb­st  1989 in der DDR vorstellte und für seine kurze Rede Höflichkeit­sap­plaus bekam.

An vorderster Front in Dresden dabei

Gefeiert wurde dage­gen die extrem rechte Aktivistin Ester Seitz für ihre kurze Rede. Betonte sie doch gle­ich zu Beginn, dass sie erst vor weni­gen Tagen ange­fragt wor­den war und  sich sofort  aus Baden-Würt­tem­berg auf dem Weg gemacht hätte, um ihre War­nung vor dem dro­hen­den Unter­gang Deutsch­lands zu verkün­den. Die Begrün­derin der Grup­pierung „Wider­stand Ost West“ ist es als Wan­der­predi­gerin auf diversen ras­sis­tis­chen Ver­anstal­tun­gen quer durch die Repub­lik gewöh­nt, nur die eigene Szene zu erre­ichen. In Cot­tbus sparte sie denn auch nicht mit Pathos. Selb­st wenn Deutsch­land unterge­he, kön­nten die weni­gen Teil­nehmer zumin­d­est ein „gutes Gewis­sen haben, alles getan zu haben, um das zu ver­hin­dern“, machte sie den weni­gen Teil­nehmern Mut. Ester Seitz berichtete auch, wie sie am 3. Okto­ber an vorder­ster Front dabei war, als Bun­deskan­z­lerin Merkel und Bun­de­spräsi­dent Gauck in Dres­den beschimpft und aus­gep­fif­f­en wur­den und sich der Platz immer mehr gefüllt habe.
Vom  3. Okto­ber in Dres­den schwär­men auch die „Patri­oten Cot­tbus“ auf ihrer Face­book-Seite und posten ein Foto von ihrem Trans­par­ent, das sie dort in die Höhe gehal­ten hat­ten. Bere­its in der Ver­gan­gen­heit haben sich die „Patri­oten Cot­tbus“ mit Pein­lichkeit­en und  öffentlich aus­ge­tra­ge­nen inter­nen Stre­it­igkeit­en selb­st in der recht­en Szene von Cot­tbus und Umge­bung so gründlich diskred­i­tiert, dass die die angekündigte Kundge­bung vom Sam­stag ignori­erte. Auch das Bünd­nis „Cot­tbus Naz­ifrei“ verzichtete auf Proteste gegen den Auftritt der „wirren Patri­oten“ wegen deren Irrelevanz.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Reclaim Eisen! Stop Deportation Demonstration in Eisenhüttenstadt

Keine Abschiebung von Geflüchteten! Keine Diskri­m­inierung! Keine Abschiebe­haft! Gegen Nation­al­staats­gren­zen! Keine Tren­nung von Familien!
flyer-eisenKom­menden Sam­stag, den 22. Okto­ber, wollen wir — das ist eine Gruppe junger Men­schen aus Bran­den­burg — eine Demon­stra­tion durch Eisen­hüt­ten­stadt machen. Los gehts um 14 Uhr am Bahn­hof um dann zur ZABH zu laufen.
Wir wollen auf die Straße um unsere Stimme zu erheben

  • gegen Abschiebung und Abschiebehaft
  • gegen Frem­den­feindlichkeit und Intoleranz
  • gegen Diskri­m­inierung und Übergriffe
  • egen sichere Herkun­ft­slän­der und Abschottung.

Wir sind für eine offene und tol­er­ante Gesellschaft in der man sich frei bewe­gen kann und nicht auf­grund von Abstam­mung, Geschlecht, sozialer Herkun­ft, Reli­gion, Sex­u­al­ität sowie geisti­gen Fähigkeit­en oder kör­per­lichem Erschei­n­ungs­bild diskri­m­iniert wird.
Eisen­hüt­ten­stadt wurde durch all seine bürokratis­chen Mon­strösitäten, wie das BAMF (Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge) und Abschiebeknäste, zum Sym­bol für Angst und Ras­sis­mus.  Lasst uns unsere Stim­mer dage­gen erheben! Ver­lasst eure Kom­fort­zone und schließt euch uns an. Unter­stützt Refugees und selb­stor­gan­isierte Kämpfe!
Zugtr­e­ff­punk­te für Sam­stag RE1 nach Frank­furt (Oder):
11:30 Uhr Pots­dam Haupt­bahn­hof, Bahn­steig 4
12:00 Uhr Berlin Haupt­bahn­hof, Bahn­steig 12 / 12:00 Berlin Alexanderplatz


Train meet­ing point Pots­dam Hauptbahnhof:
11:30 at plat­form 4, RE1 to Frankfurt(Oder)
Train meet­ing point Berlin Hauptbahnhof:
12:00 at plat­form 12

#NO depor­ta­tion of refugees! #NO dis­crim­i­na­tion ! #NO depor­ta­tion pris­ons! #NO bor­ders! #NO seper­a­tion of families!
Eisen­hüt­ten­stadt has become a sym­bol of fear and
racism, with all its bureau­crat­ic mon­sters, like
BAMF and the depor­ta­tion prison. Let’s say #NO!
Get out of your com­fort zone and join us. Sup­port Refugees!


#NON aux expul­sions de réfugié*es!
#NON à la dis­crim­i­na­tion! #NON aux pris­ons des expulsions!
#NON aux fron­tières! #NON à la sépa­ra­tion des familles!

Eisen­hüt­ten­stadt est devenu un sym­bole de peur et racisme avec tous ses mon­stres bureau­cra­tiques comme le BAMF et la prison des expulsions.
sors de ta zone de confort
rejoins nous
sou­tiens refugié*es
 

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Antifaschismus

Nach der Publikation folgt die Konsequenz

Recherche
Die Rel­e­vanz antifaschis­tis­ch­er Recherche muss sicher­lich nicht erörtert wer­den. Ihre beson­dere Bedeu­tung für poli­tis­che Diskus­sio­nen, Inter­ven­tio­nen und für die Zukun­ft wollen wir in diesem Artikel darlegen. 
Gast­beitrag von arpu (Antifaschistische_Recherche Pots­dam / Umland)
Antifaschis­tis­che Recherche ist kein Hob­by oder Zeitvertreib. Sie muss strate­gisch nach Ein­schätzung von Ressourcen und Nutzen einge­set­zt wer­den, um Infor­ma­tio­nen bere­it­stellen zu kön­nen. Diese Infor­ma­tio­nen kön­nen, für die jew­eili­gen Ziel­grup­pen und adressierten Zusam­men­hänge, grundle­gend oder fördernd für weit­ere poli­tis­che Diskus­sio­nen sein und gegebe­nen­falls auch als Bil­dungs­ge­gen­stand fungieren. Recherc­hear­beit kann dabei auch Teil von antifaschis­tis­ch­er Inter­ven­tion sein, wenn sie dies als Ziel in ihrer Arbeitsweise (strate­gis­che Veröf­fentlichung / Infor­ma­tion­sweit­er­gabe, Forderun­gen) auch entsprechend konzip­iert und formuliert.
Antifaschis­tis­che Recherche — weg von der Abgeschiedenheit
Antifaschis­tis­che Recherche oder die Doku­men­ta­tion von antifaschis­tis­ch­er Arbeit sind wichtige Grund­la­gen für eine poli­tis­che Prax­is. Es ist keine „zusät­zliche Auf­gabe“, sie ist Bestandteil jed­er Prax­is, auch wenn sie in vie­len Zusam­men­hän­gen erst­mal nicht kom­plex und expliz­it erscheint. Wenn ich eine Demon­stra­tion gegen eine Neon­azi-Kundge­bung organ­isiere, muss ich wis­sen, was das für eine Neon­azi-Kundge­bung ist, wer sie angemeldet hat, mit wie vie­len Per­so­n­en gerech­net wird usw. An dieser Stelle begin­nt bere­its die Recherc­hear­beit für z.B. einen Aufruf und sie endet für dieses Szenario mit der Auswer­tung der Neonazi-Veranstaltung.
Recherche-Feld an gesellschaftliche  Zustände anpassen
Das zu recher­chierende Feld richtet sich dabei meist an den gesellschaftlichen Zustän­den und Ereignis­sen aus. Im Zuge der Anti-Asyl- und ras­sis­tis­chen Proteste hat sich daher der Fokus automa­tisch auf „Bürg­erini­tia­tiv­en“ und andere ras­sis­tis­che Zusam­men­schlüsse gelegt. Wenn sich immer mehr Ras­sistIn­nen zusam­men­schließen und organ­isieren, muss das entsprechend doku­men­tiert wer­den: Sind bere­its bekan­nte Neon­azis in diesen Zusam­men­hän­gen organ­isiert bzw. führen sie diese Proteste? Wer sind die Teil­nehmenden, die Ord­ner­In­nen oder andere möglicher­weise rel­e­vante AkteurIn­nen? Oft­mals kann hier auf zurück­liegende Recherchen zu organ­isierten Neon­azis zurück­ge­grif­f­en wer­den, um die aktuellen ras­sis­tis­chen Proteste ins rechte Licht zu rücken.
Recherche als his­torisches Dokument
Antifaschis­tis­che Doku­men­ta­tio­nen und Chroniken erscheinen im gegen­wär­ti­gen Moment, wenn Woh­nun­gen und Häuser von Geflüchteten bren­nen, möglicher­weise als über­mäßige Fleißar­beit. Jedoch kön­nen sie vor allem in den Fol­ge­jahren zu wichti­gen his­torischen Doku­menten wer­den. Darüber hin­aus ermöglicht die langfristige und stetige Beobach­tung neon­azis­tis­ch­er Bewe­gun­gen neben dem Aufzeigen von Kon­ti­nu­itäten auch im Rück­blick die Reflek­tion und Bew­er­tung der Erfolge und Nieder­la­gen antifaschis­tis­ch­er Interventionen.
Wichtig? Unwichtig? Wer entschei­det das?
Dass wir Infor­ma­tio­nen von Antifa- oder Anti­ra-Grup­pen in der Regel den Pressemel­dun­gen der Polizei oder Veröf­fentlichun­gen vom Ver­fas­sungss­chutz vorziehen, ist Prax­is. Recherc­hear­beit muss in jedem Fall, egal welche Quellen genutzt wer­den, dahinge­hend reflek­tiert wer­den. Ein­er­seits, wie wir mit Infor­ma­tio­nen aus welchen Quellen umge­hen und welchen Prinzip­i­en wir dabei fol­gen. Ander­er­seits stellt sich die Frage, welche Infor­ma­tio­nen wie wichtig sind, und: Wer entschei­det, was wichtig ist? Entschei­det die Quelle, mit welch­er Pri­or­ität Infor­ma­tio­nen behan­delt wer­den? Entschei­det der Recherche-Zusam­men­hang? Entschei­den die Umstände, welche Infor­ma­tio­nen in welch­er Form veröf­fentlicht werden?
Mit der Veröf­fentlichung fol­gen Reak­tio­nen, die zuvor zum Teil abge­wogen wer­den kön­nen. Durch Out­ing-Aktio­nen stei­gen möglicher­weise die Sicher­heitsvorkehrun­gen der geouteten Per­so­n­en. Dadurch wird es für die Recher­chieren­den aufwändi­ger, weit­er­hin Infor­ma­tio­nen zu beschaf­fen oder Aktiv­itäten zu ver­fol­gen. Was also explizite Ziele von Out­ings sind — Kon­se­quen­zen für den All­t­ag, Unsicher­heits­ge­fühl, die Kündi­gung des Arbeit­splatzes — ist mitunter gle­ichzeit­ig eine Erschwerung antifaschis­tis­ch­er Recherche. Daher bein­hal­ten Recherche-Veröf­fentlichun­gen in den meis­ten Fällen nicht alle bekan­nten Infor­ma­tio­nen über einzelne Per­so­n­en oder Zusam­men­hänge. Was zur Ver­fü­gung gestellt wird und was nicht, muss ohne­hin abge­wogen wer­den — auch in Hin­blick auf die eigene zukün­ftige Recherche-Arbeit.
Wenn Infor­ma­tio­nen unkom­men­tiert pub­liziert oder weit­ergegeben wer­den, kön­nen diese eine gewün­schte oder passende Wirkung ver­fehlen oder gar gän­zlich unnütz sein. Eben­so muss in vie­len Szenar­ien abge­wogen wer­den, wann ein guter Zeit­punkt ist, Infor­ma­tio­nen zu veröf­fentlichen. Wenn bes­timmte The­men über einen konkreten Neon­azi in der regionalen Pres­se­land­schaft vor­rangig disku­tiert wer­den, haben andere „Out­ings“ oder son­stige Veröf­fentlichun­gen über andere men­schen­ver­ach­t­ende Aktiv­itäten oft­mals keinen Raum, oder erfahren nicht die gewün­schte Aufmerk­samkeit. Dies ist beson­ders in kleineren Städten mit ein­er beschränk­ten Vielfalt von Medi­en der Fall. Es ist daher von immenser Bedeu­tung, Infor­ma­tio­nen strate­gisch posi­tion­iert, sowohl the­ma­tisch als auch zeitlich, herauszugeben.
Infor­ma­tio­nen über bes­timmte Personen/Gruppierungen haben dabei erst Rel­e­vanz, wenn sie in einen Kon­text gestellt wer­den. Erst durch die poli­tis­che Arbeit, durch das Auseinan­der­set­zen mit men­schen­ver­ach­t­en­der Ide­olo­gie, mit poli­tis­ch­er The­o­rie, wird das Recher­chierte rel­e­vant und Teil ein­er zielo­ri­en­tiert arbei­t­en­den antifaschis­tis­chen Prax­is. Wenn die Recherche ohne Forderung nach diesem Kon­text geschieht, ist sie ziel- und dementsprechend häu­fig wirkungslos.
Eine Veröf­fentlichung ist nicht gle­ich eine Veröf­fentlichung. Schaf­fen wir nicht erst unnötig Aufmerk­samkeit durch einen eige­nen Artikel über Neon­azi-Aktio­nen und werten diese damit auf, anstatt diese ein­fach in ein­er jährlichen Chronik festzuhal­ten? Diese Frage kann nicht all­ge­me­ingültig beant­wortet wer­den, son­dern bedarf ein­er jew­eili­gen Abwä­gung ver­schieden­er vielfältiger pro und con­tra Argu­mente. Von der Frage nach dem eige­nen und/ oder gesellschaftlichen Fokus der aktuellen Debat­ten über ge­ge­bene Sachzwänge wie zeit­liche oder finanzielle Ressourcen, bis hin zu Entschei­dun­gen hin­sichtlich der textlichen Posi­tion­ierung ba­sierend auf kom­plex­en poli­tis­chen Ein­schätzun­gen und Mei­n­un­gen. Einen richti­gen Weg gibt es nicht, nur einen jew­eils begrün­de­ten und somit sub­jek­tiv guten.
Nach der Recherche fol­gt die Konsequenz
Mit unser­er Recherche fol­gen Kon­se­quen­zen, wenn wir gewisse Infor­ma­tio­nen in gewis­sen Kon­tex­ten und Zusam­men­hän­gen bere­it­stellen. Welche Infor­ma­tio­nen wir bere­it­stellen, liegt oft­mals an uns. Das passiert posi­tion­iert, sodass wir nicht von außen auf Geschehnisse schauen und diese analysieren, son­dern eben Teil dieser Zusam­men­hänge sind. Wir sind Teil dieser heuti­gen Geschichte und genau­so ver­ant­wortlich, ob wir recher­chieren, was wir an Infor­ma­tio­nen her­aus­geben und vor allem auch wann. Daher ist eine Veror­tung unser­er­seits immer wieder wichtig zu beto­nen — sich als antifaschis­tisch begreifende Men­schen, die Zustände durch Infor­ma­tion­sweit­er­gabe verän­dern wollen, und hof­fen, dass danach Inter­ven­tio­nen fol­gen — sei es, dass die Rassist_in ihre Arbeitsstelle ver­liert, der Neon­azi-Verkauf­s­laden ver­schwindet oder auf Lan­desebene Demon­stra­tio­nen und Grup­pierun­gen ver­boten werden. 

 

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(Anti-)Rassismus

Filmvorführung mit Podiumsdiskussion „DER KUAFÖR AUS DER KEUPSTRAßE“

Die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung der Opfer­per­spek­tive e.V. lädt zur Filmvor­führung von DER KUAFÖR AUS DER KEUP­STRAßE mit anschließen­der Podi­ums­diskus­sion ein. Auf dieser wird ein Aktivist, der selb­st von Ras­sis­mus betrof­fen ist, ein_e Vertreter_in von NSU-Watch Bran­den­burg sowie ein Mitar­beit­er der Opfer­per­spek­tive e.V. die gegen­wär­tige Sit­u­a­tion ras­sis­tis­ch­er und rechter Gewalt in Bran­den­burg diskutieren.
 
Der Film erzählt die Geschichte des Nagel­bombe­nan­schlags vor einem türkischen Frisör­sa­lon in der Köl­ner Keup­straße am 9. Juni 2004. Er konzen­tri­ert sich dabei auf die Per­spek­tive der Betrof­fe­nen und deren Erleben der Ermit­tlun­gen, in welchen sie jahre­lang als Hauptverdächtige behan­delt und zu Täter_innen verkehrt wur­den. Der Film rekon­stru­iert diese polizeilichen Ermit­tlun­gen anhand der orig­i­nalen Ver­hör­pro­tokolle und macht so deut­lich, dass für die Behör­den und Ermittler_innen ein ras­sis­tis­ches Motiv nie in Betra­cht gezo­gen wurde. Auf ein­drück­liche Weise zeigt DER KUAFÖR AUS DER KEUP­STRAßE, wie nach­haltig und fol­gen­schw­er insti­tu­tioneller Ras­sis­mus und eine aus­bleibende gesellschaftliche Sol­i­darisierung für Betrof­fene ras­sis­tis­ch­er Diskri­m­inierung und Gewalt sind.
 
Erst Jahre später wurde der Anschlag dem soge­nan­nten Nation­al­sozial­is­tis­chen Unter­grund (NSU) zuge­ord­net: Ein Teil des recht­en NSU-Net­zw­erks ent­tarnte sich vor fünf Jahren. Seit­dem kamen in den NSU-Unter­suchungsauss­chüssen des Bun­destags und mehrerer Land­tage sowie im NSU-Prozess in München immer mehr Details zur Ver­strick­ung staatlich­er Struk­turen mit dem recht­en Ter­ror ans Licht. Auch in Bran­den­burg nahm diesen Juli ein weit­er­er Unter­suchungsauss­chuss seine Arbeit auf. Die Aufk­lärung der Ter­rorserie und der Rolle staatlich­er Insti­tu­tio­nen bei deren Ermöglichung ist dabei essen­tiell, denn wie Mer­al Sahin, Vor­sitzende der IG Keup­straße, verdeut­licht: „Es gab zwei Bomben. Die eine, die hat­te diese Wucht mit den Nägeln, und die andere war ein­fach der Rechtsstaat, der nicht funk­tion­iert hat. Und das war eigentlich die größere Bombe.”
 
Ein­tritt frei
Die Ver­anstal­tung wird gefördert vom Bun­desmin­is­teri­um für Fam­i­lie, Senioren, Frauen und Jugend im Rah­men des Bun­de­spro­gramms “Demokratie leben!” und der Lan­deshaupt­stadt Pots­dam. *Die Ver­anstal­tenden behal­ten sich vor, von ihrem Haus­recht Gebrauch zu machen und Per­so­n­en, die recht­sex­tremen Parteien oder Organ­i­sa­tio­nen ange­hören, der recht­sex­tremen Szene zuzuord­nen sind oder bere­its in der Ver­gan­gen­heit durch ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che, anti­semi­tis­che oder son­stige men­schen­ver­ach­t­en­den Äußerun­gen in Erschei­n­ung getreten sind, den Zutritt zur Ver­anstal­tung zu ver­wehren oder von dieser auszuschließen.

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Klima & Umwelt

Protest gegen Neuer Investor EPH in der Lausitz

Ende Gelände fordert statt neuen Investi­tio­nen den sofor­ti­gen Ausstieg aus der Braunkohle.
Der schwedis­che Staatskonz­ern Vat­ten­fall hat seine Braunkohlesparte in der Lausitz zum 30. Sep­tem­ber an den tschechis­chen Investor EPH übergeben. Der Auf­sicht­srat von EPH trifft sich heute, am 11. Okto­ber 2016, erst­mals in Cot­tbus zur Wahl eines neuen Vor­stands. In den frühen Mor­gen­stun­den betrat­en Kli­maak­tivistIn­nen Lausitzer Braunkohle­gruben und hin­ter­ließen Ban­ner mit dem Schriftzug „Our Cli­mate, not your busi­ness“. Sie verdeut­lichen, dass mit der Braunkohlesparte auch das Kli­ma für die Prof­it­in­ter­essen des Finanzkon­sor­tiums verkauft wurde. Eine weit­ere Gruppe AktivistIn­nen zeigte an einem Tisch am Gruben­rand sym­bol­isch, dass „hier das Kli­ma ver­han­delt wird“ und macht­en damit auf die Verpflich­tun­gen Deutsch­lands gegenüber den UN-Kli­mazie­len aufmerk­sam. Kli­mawis­senschaft­lerIn­nen sagen, dass um die in Paris beschlossene Begren­zung der Erder­wär­mung um 1,5°C einzuhal­ten, die Braunkohle­förderung in Deutsch­land sofort gestoppt wer­den muss.[1] Am frühen Nach­mit­tag find­et eine weit­ere Demon­stra­tion vor der Zen­trale von Vat­ten­fall in Cot­tbus statt, um gegen den neuen Investor zu protestieren.
„Für uns ist die Sache klar: Der neue Investor EPH hat nur das kurzfristige Ziel, Prof­ite aus dem Braunkohleab­bau zu schla­gen und das Geld in Briefkas­ten­fir­men statt in Rück­la­gen und Rena­turierung zu steck­en“, so Insa Vries vom Bünd­nis Ende Gelände. „Die ökol­o­gis­chen Fol­gen für das glob­ale Kli­ma sind katas­trophal, da die steigen­den CO2-Werte das Kli­ma anheizen und so Mil­lio­nen von Men­schen im Glob­alen Süden ihre Lebens­grund­la­gen verlieren.“
Das Bünd­nis Ende Gelände kri­tisiert auch den vorheri­gen Eigen­tümer Vat­ten­fall, der jahrzehn­te­lang in der Region Gewinne gemacht hat und sich nun aus sein­er Ver­ant­wor­tung stiehlt. Zahlre­iche Dör­fer wur­den abge­bag­gert und weit­ere sollen mit den neuen Investi­tio­nen fol­gen. „Wer in den Braunkohleab­bau investiert, set­zt damit ein prof­i­to­ri­en­tiertes und somit sozial und ökol­o­gisch zer­störerisches Wirtschaftssys­tem fort“, so Jose­fine Schulz vom Bünd­nis. „Wir müssen jet­zt aus der Braunkohle aussteigen und an gerecht­en und nach­halti­gen Alter­na­tiv­en arbeiten!“
Die Proteste gegen den Abbau der kli­maschädlichen Braunkohle schließen an die Aktion Ende Gelände am Pfin­gst­woch­enende 2016 an. Vom 13. ‑15. Mai hat­ten fast 4.000 Men­schen aus ganz Europa den Tage­bau Wel­zow und das Kraftwerk Schwarze Pumpe in ein­er Aktion zivilen Unge­hor­sams block­iert. Ende Gelände fordert neben einem sofor­ti­gen Ausstieg aus der Kohle eine Abkehr von fos­silem und wach­s­tums­basierten Wirtschaften, das auf Kosten von Men­schen und Umwelt geht. Die aktuellen Proteste sind Teil der glob­alen Aktionswoche Reclaim Row­er gegen fos­sile Energien und für ein Recht auf Energie für alle Men­schen weltweit.

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Antifaschismus

AfD Strukturen angreifen

Die Aktion richtet sich gegen den Auf­sicht­sratsvor­sitzen­den der IT-Fir­ma Rein­hard Irsigler, der aktives Berlin­er AfD-Mit­glied ist und für die nation­al­is­tis­che, recht­skon­ser­v­a­tive Zeitschrift “Unser Mit­teleu­ropa” schreibt. Darüber hin­aus waren die Räum­lichkeit­en der Klitsche in der Ver­gan­gen­heit auch schon für interne AfD-Ver­samm­lun­gen genutzt worden.
 
Außer­dem soll mit der Aktion ein Zeichen gegen die ras­sis­tis­che und nation­al­is­tis­che Poli­tik der AfD geset­zt wer­den. AfD-Struk­turen angreifen, Rassist_Innen keinen Platz lassen!
 
No Bor­ders, No Nations! Gegen die tötliche Poli­tik Europas auf­ste­hen. Hin zu den NoBor­der­Ac­tion­Days!

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Sonstiges

Bericht der BorG zum Angriff auf einen alternativen Jugendlichen in Strausberg

Am Nach­mit­tag passierten zwei alter­na­tive Jugendliche die Wall­straße, als ein schwarz­er Klein­bus, verziert mit Reich­sadler vorne und Schla­gring hin­ten, an ihnen vor­bei fährt. Nach­dem ein­er der Bei­den vor sich auf den Boden spuck­te, nahm der Fahrer es zum Anlass, kurz darauf anzuhal­ten, aus dem Auto zu steigen und dem Jugendlichen unver­mit­telt mehrere Faustschläge ins Gesicht zu geben. Der Jugendliche sagte ihm, dass er damit aufhören soll. Ein auf der August-Bebel-Straße vor­bei fahren­des Polizeifahrzeug nahm die Sach­lage wahr. Trotz ein­er klaren Kon­flik­t­si­t­u­a­tion und den augen­schein­lichen Ver­let­zun­gen wurde die Lage nicht richtig eingeschätzt und Hil­fe geleistet.
Nach­dem der Täter von seinem Opfer abließ, wech­selte er noch einige Worte mit den Polizeibeamten und ent­fer­nte sich vom Tatort.
Das Opfer erlitt u.a. mehrere Prel­lun­gen im Gesicht und musste umge­hend in die Ret­tungsstelle des Kranken­haus­es gefahren wer­den. Nach ein­er Behand­lung kon­nte er wieder nach hause. Anzeigen wur­den erstattet.

Der Apfel fällt nicht weit.…

Der aus dem Wohnge­bi­et Hegermüh­le stam­mende Björn Z. ist bere­its in den 90er Jahren durch sein Äußeres (Bomber­jacke und Springer­stiefel) und mehrerer rechts motiviert­er Gewalt­tat­en in Erschei­n­ung getreten, für die er mehrjährige Haft­strafen erhielt. Während seines Haf­taufen­thaltes wurde er durch die HNG (Hil­f­sor­gan­i­sa­tion für nationale poli­tis­che Gefan­gene und deren Ange­hörige) finanziell, materiell und ide­ol­o­gisch betreut (1) .
Als Mit­be­grün­der der 1998 geschaf­fe­nen Kam­er­ad­schaft „ANSDAPO (Alter­na­tive Nationale Straus­berg­er DArt‑, Pierc­ing und Tat­too-Offen­sive)“, und stets mit der lokalen NPD ver­strickt, organ­isierten sie bis zu ihrem Ver­bot geheime rechte Konz­erte, The­menabende, gemein­same Freizeit­gestal­tun­gen und pflegten Kon­tak­te zur ver­bote­nen „Blood & Honour“-Szene – ein­er mil­i­tant agieren­den faschis­tis­chen Grup­pierung (2,3).

Es sei expliz­it darauf hingewiesen, dass der Name „ANSDAPO“ auch als „AO/NSDAP“ gele­sen wer­den kann bzw. muss und somit für „Auf­bauor­gan­i­sa­tion Nation­al­sozial­is­tis­che Arbeit­er­partei“ stünde – von den Urhe­bern wohl nicht unwissentlich gewählt.

Dass auch wegen Totschlags verurteilte Per­so­n­en einen Platz in der Verbindung haben soll­ten, beweist René B.’s, der 1993 zusam­men mit zwei weit­eren Tätern, einen Men­schen aus ein­er fahren­den S‑Bahn war­fen. Hier­bei war dieser bei der Grün­dung der Organ­i­sa­tion eine treibende Kraft – er wurde eben­falls durch die HNG während sein­er Haft betreut (4). Ein weit­eres bekan­ntes Mit­glied war der Sohn der ehem. DVU-Land­tagsab­ge­ord­neten Liane Hes­sel­barth, Fal­co H., Beisitzer und Kassen­wart der Grup­pierung (5,6). Auch der Berlin­er NPD-Lan­desvor­sitzende Sebas­t­ian Schmidtke, eben­falls aus Straus­berg, im sel­bi­gen Wohnge­bi­et aufgewach­sen, hat­te Beziehun­gen zu Teilen der Gruppe (7).

Im Jan­u­ar 2005 griff er mit weit­eren Neon­azis, u.a. Kam­er­ad­schaftsmit­glieder, die Kneipe des Alter­na­tiv­en Jugend­pro­jek­ts „Horte“ sowie deren Gäste an (8).

Nach dem Ver­bot der ANSDAPO im Juli 2005 wurde es um die Mit­glieder ruhiger – es wurde ihnen u.a. unter­sagt, den Schriftzug der Organ­i­sa­tion in Kom­bi­na­tion mit der „schwarzen Sonne“ öffentlich zu zeigen (9–13).

Den­noch wur­den einzelne Mit­glieder bei Straus­berg­er Stadt­festen oder in der Öffentlichkeit, über­wiegend am Bahn­hof Straus­berg (Vorstadt), mit eben jenen erkan­nt. Trotz eines Ver­botes der etablierten Sym­bo­l­iken tru­gen ehe­ma­lige Mit­glieder nun stattdessen eine leicht abgeän­derte Vari­ante mit dem Schriftzug „AO Straus­berg“ — die Optik von Schriftzug und „schwarz­er Sonne“ entsprach der sel­bi­gen. Auch taucht­en nach dem Ver­bot T‑Shirts mit dem Auf­druck „Jungsturm ANSDAPO“ auf, die zulet­zt auch des Öfteren wieder in der Vorstadt gese­hen wurden.

Mit Beginn der, durch die PEGI­DA-nahe Grup­pierung BraMM (Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit und Mitbes­tim­mung) organ­isierten, asyl- und frem­den­feindlichen Mon­tags­demon­stra­tio­nen im Novem­ber let­zten Jahres in der Alt­stadt, trat­en eben alte und neue Kam­er­ad­schaftsmit­glieder, Mit­glieder der lokalen Neon­az­iband „Exzess“ und auch der ehem. DVU-Stadtverord­nete wieder in den Vorder­grund. Bei der ersten Ver­anstal­tung erschienen sie als mar­tialis­ch­er Gruppe in ziv­il – den­noch in szene­typ­is­ch­er Klei­dung (14). Sie fol­gten eben­falls den weit­eren Aufrufen. Am Rande der Ver­anstal­tun­gen wur­den Gegen­demon­stran­ten beschimpft, provoziert und bedro­ht (15). Bei ein­er weit­eren Ver­anstal­tung tru­gen sie ein Trans­par­ent mit dem Auf­druck „Bürg­er­entscheid statt Mei­n­ungs­dik­tatur – Wir sagen NEIN zum Erstauf­nah­me­lager in Straus­berg“ (16). Hier­bei fiel ger­ade Björn Z. als Eigen­tümer, Träger des Trans­par­entes und Rädels­führer der Gruppe auf.

Bei ein­er weit­eren von Neon­azis organ­isierten Demon­stra­tion gegen eine geplante Erstauf­nah­meein­rich­tung für Geflüchtete in der Vorstadt am 12. Dezem­ber 2015 fuhr der o.g. ‚bzw. jet­zige Täter, den dort einge­set­zten Lautsprecherwagen.

Auch auf dieser Demon­stra­tion zeigten sich weniger „Besorgte Bürg­er“ als vielmehr organ­isierte rechte Struk­turen, was u.a. an der Teil­nahme von Mar­cel Zech (NPD-Abge­ord­neter in Panketal/Barnim) – dieser war durch die Tätowierung eines KZ-Ein­gang­stores auf seinem Rück­en in den Medi­en (17) – und Robert Geb­hardt (Kreistagsab­ge­ord­neter in MOL für die Partei „DieRechte“ und ehem. Kad­er der schein­aufgelösten Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im, KMOB) aus Bad Freien­walde (18) sowie Mit­gliedern soge­nan­nter „Autonomer Nation­al­is­ten“ aus Berlin (19).

Dass der Täter seine Frem­den­feindlichkeit nicht ver­schweigt und die Nähe zu Gle­ich­gesin­nten sucht, zeigte er u.a. durch seine Teil­nahme bei der ras­sis­tis­chen und recht­spop­ulis­tis­chen Demon­stra­tion der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ am siebten Novem­ber in Berlin ver­gan­genen Jahres (20).

Diese Tat richtete sich gezielt gegen Ander­s­denk­ende und /-ausse­hende – Men­schen, die sich öffentlich gegen jede Form von Diskri­m­inierung in den Weg stellen und sich wehren . Es han­delt sich somit hier­bei ganz klar um einen ide­ol­o­gisch motivierten Angriff, der nicht als eine unpoli­tis­che Tat betra­chtet wer­den kann und darf.
Auch weit­er­hin wer­den wir uns mit Opfern rechter Gewalt sol­i­darisch zeigen und unsere Unter­stützung anbieten.
Bitte nehmt mit uns über info[at]horte-srb.de Kon­takt auf, wenn ihr oder Fre­unde Opfer rechter Gewalt wur­det, oder Über­griffe beobachtet habt.
AG Beratung für Opfer rechter Gewalt

Straus­berg, den 17.September 2016

Quellen:
(1)http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/die-hilfsgemeinschaft-fuer-nationale-politische-gefangene-und-deren-angehoerige-hng-0912
(2) http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/blo
(3) https://www.antifainfoblatt.de/artikel/das-label-%E2%80%9Ecombat-18%E2%80%9C
(4) http://www.todesopfer-rechter-gewalt-in-brandenburg.de/victims-hans-georg-jakobson.php
(5) http://www.pnn.de/titelseite/83932/
(6) http://www.berliner-zeitung.de/liane-hesselbarth-lehnt-ruecktritt-ab—grossrazzia-nach-verbot-
der-kameradschaft-ansdapo-sohn-der-dvu-chefin-als-neonazi-funktionaer-enttarnt-15499662
(7) http://ueberhauptgarnix.blogspot.de/2012/10/sebastian-schmidtke-npd.html
(8) https://inforiot.de/serie-rechtsextremistischer-angriffe-auf-jugendprojekte-in-brandenburg/
(9) http://www.politische-bildung-brandenburg.de/node/9199
(10) https://inforiot.de/zum-ansdapo-verbot/
(11) https://www.antifainfoblatt.de/artikel/ansdapo-verboten
(12) http://www.brandenburg.de/cms/detail.php?id=321479
(13) http://www.tagesspiegel.de/berlin/brandenburgi/schoenbohm-verbietet-neonazi-gruppe/624570.html
(14) https://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/albums/72157661300932365
(15) https://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/albums/72157661164717809
(16) https://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/23404416280/in/album-72157662145501122/
(17) http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1077767/
(18) http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/02/11/die-rech%C2%ADte-weiter-in-brandenburg-aktiv_14950
(19) https://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/albums/72157662145501122
(20) https://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/22437181947/in/album-72157658619177983/

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Brandenburg kann mehr: Zugangswege öffnen – Flüchtlinge aufnehmen!

Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg fordert zum „Tag des Flüchtlings“ von der Lan­desregierung, dass sie mehr Schutz­suchende aufn­immt. Der Flüchtlingsrat weist darauf hin, dass Deutsch­land seine im Sep­tem­ber 2015 auf EU-Ebene gegebe­nen Über­nah­mezusagen für Flüchtlinge aus Ital­ien und Griechen­land bish­er nicht einge­hal­ten hat. Obwohl in bei­den Län­dern hun­dert­tausende Flüchtlinge ohne Aus­sicht auf men­schen­würdi­ge Behand­lung und faire Asylver­fahren – in zahlre­iche Fällen in haftähn­lichen Lagern interniert – fest­sitzen, hat die Bun­desre­pub­lik von den zuge­sagten 27.500 Flüchtlin­gen bish­er ger­ade mal 192 aus Griechen­land und 20 aus Ital­ien tat­säch­lich aufgenom­men. Doch auch diese Vere­in­barung ist völ­lig unzure­ichend und schließt viele Schutz­suchende von vorn­here­in aus.
Die Möglichkeit des Fam­i­li­en­nachzugs zu vie­len in Deutsch­land leben­den Flüchtlin­gen ist fak­tisch nicht mehr gegeben: Seit März 2016 haben Men­schen mit sub­sidiärem Schutz für die näch­sten zwei Jahre keinen Anspruch auf Fam­i­lien­zusam­men­führung. Zugle­ich bekom­men inzwis­chen etwa 70% aller syrischen Flüchtlinge nur noch sub­sidiären statt vollen Flüchtlingss­chutz, ohne dass eine Änderung der Gefährdungslage in Syrien dies recht­fer­ti­gen kön­nte. Ihren Fam­i­lien wird damit die legale und sichere Ein­reise nach Deutsch­land für Jahre ver­wehrt. In anderen Fällen wird der Nachzug von Fam­i­lien auch bei rechtlichem Anspruch über zahlre­iche Zugangs­beschränkun­gen zu den deutschen Aus­landsvertre­tun­gen erschwert.
Das Land Bran­den­burg hat in den let­zten Jahren Unter­bringungsplätze geschaf­fen, die nun leer ste­hen. Statt der Schließung von Unterkün­ften der Erstauf­nah­meein­rich­tung, wie sie derzeit geplant ist, soll­ten bere­it­gestellte Plätze genutzt wer­den, um Men­schen, die in Not sind, aufzunehmen. Die Bemühun­gen der Ini­tia­tive Pots­dam Kon­voi, die sich gemein­sam mit vie­len anderen bun­desweit­en Ini­tia­tiv­en für eine Auf­nahme von Flüchtlin­gen aus griechis­chen Flüchtlingscamps ein­set­zt, doku­men­tiert die Auf­nah­me­bere­itschaft der Bürg­erin­nen und Bürger.
Dass die Anerken­nungsquoten in Deutsch­land sinken und weniger Flüchtlinge nach Deutsch­land und nach Bran­den­burg kom­men, bedeutet nicht, dass Men­schen nicht weit­er­hin auf der Flucht sind und ihre
Sit­u­a­tion bess­er gewor­den ist. Die Men­schen­rechtssi­t­u­a­tion in Syrien, Afghanistan und anderen Herkun­ft­slän­dern ist nach wie vor kri­tisch. Schutz­suchen­den müssen sichere Wege garantiert wer­den, um nach Europa zu kommen.
Der Flüchtlingsrat fordert, dass die Lan­desregierung das heute aus­laufende Lan­desauf­nah­me­pro­gramm für syrische Flüchtlinge und für Fam­i­lien­ange­hörige syrisch­er Flüchtlinge ver­längert und ausweit­et und Kom­munen, die unab­hängig von den Bun­des- und Lan­despro­gram­men dazu bere­it sind, Flüchtlinge aufzunehmen, aktiv unterstützt.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Patrioten Cottbus“ – Wirr ist das Volk

Für den 15. Okto­ber haben sich für Cot­tbus einige er kurios­es­ten Gestal­ten angekündigt, die die rechte Szene in Deutsch­land momen­tan zu bieten hat. Sie nen­nen sich „Patri­oten Cot­tbus“, obwohl fast nie­mand von ihnen in Cot­tbus lebt. Es han­delt sich dabei um rechte „Promi­nenz“, die vor allem durch ihre Pein­lichkeit­en aus der braunen Masse her­vorsticht. Vom Erich-Käst­ner-Platz wollen sie ab 14 Uhr zu einem „Spazier­gang“ durch die Stadt aufbrechen.
Damit in Cot­tbus endlich mal wieder was stattfindet…
Im Okto­ber und Novem­ber 2015 gab es in Cot­tbus eine Welle ras­sis­tis­ch­er Mobil­isierun­gen. Der Anlass war die Ein­rich­tung ein­er Geflüchteten-Notun­terkun­ft in Cot­tbus Sach­sendorf. Eine erste unor­gan­isierte Spon­tan­ver­samm­lung von Besorgtbürger*innen und Nazis auf dem NOR­MA-Park­platz richtete sich gegen das Willkom­mensfest an der nahegele­ge­nen Unterkun­ft. In den fol­gen­den Wochen ver­sucht­en NPD, AfD und Reichs­bürg­er diesen Protest auf ihre Seite zu ziehen. Teil­weise wur­den par­al­lel Ver­anstal­tun­gen angemeldet und durchge­führt. Die Konkur­renz im recht­en Lager führte bei der Ziel­gruppe zu Irri­ta­tio­nen, wer denn nun genau „Das Volk“ sei. Die Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen schrumpften und wur­den zum Jahreswech­sel fast kom­plett eingestellt. Der Brück­en­schlag von Dres­den nach Berlin war miss­lun­gen, wofür man sich gegen­seit­ig Vor­würfe machte. In einem Mobil­isierungs-Video der „Patri­oten Cot­tbus“ heißt es deswe­gen: „… auch eine patri­o­tis­che Demo, haben wir gedacht ver­anstal­ten wir mal. In Cot­tbus find­et ein­fach gar nichts statt. In Cot­tbus merkt man ein­fach gar nichts vom Widerstand.“
Cot­tbuser Reichs­bürg­er wollte 2016 „voll angreifen“
Der Cot­tbuser Andy Schön­garth stellte sich 2015 am NORMA und später in der Innen­stadt mehrmals als Anmelder für die One-Man-Show seines Reichs­bürg­er-Fre­un­des Rico Hand­ta zur Ver­fü­gung (Bild 1). Auch Schön­garth glaubt fest daran, dass die BRD eigentlich eine GmbH ist. Nach Kri­tik über das wirre Auftreten Hand­tas, kündigte Schön­garth an, sich nach neuen Redner*innen umzuse­hen und 2016 „wieder voll anzu­greifen“. In der recht­en Szene in Cot­tbus suchte er allerd­ings verge­blich nach Mitstreiter*innen. Er stellte Kon­takt zu Chris­t­ian Müller (Bild 7) aus Pots­dam her, um gemein­sam mit ihm eine Demo 5. März 2016 in Cot­tbus durchzuführen. Wegen der zahlre­ichen Ver­fahren, die gegen den POGIDA-„Anführer“ Müller liefen, wurde die geplante Demo in Sach­sendorf aber kurzfristig wieder abge­sagt. Der „Großan­griff“ fiel für ein weit­eres halbes Jahr aus.
Die Anmelder*innen: Fans von Stauf­fen­berg, der AfD und dem Gremi­um MC
Die bei­den Anmelder*innen des Spazier­gangs am 15.10. sind Lutz Mam­carz und Sylvia Fech­n­er aus Berlin. Fech­n­er kommt ursprünglich aus Cot­tbus, Mam­carz aus Rathenow. Bei­de geben bei Face­book umfassenden Ein­blick in ihre vol­lkom­men ver­rück­te Welt. Fech­n­er posiert auf Fotos mit Höcke und Petry (Bild 2) und sol­i­darisiert sich mit der verurteil­ten Holo­causleugner­in Haver­beck. Sie verkün­det außer­dem offen ihre Sym­pa­thie für die Rock­er­gruppe Gremi­um MC. Mam­carz hat gle­ich zwei Pro­file und huldigt dem Hitler-Atten­täter Graf von Stauf­fen­berg. Neben diversen pein­lichen Selb­stin­sze­nierun­gen (Bild 3) hat er auch Gefall­en daran, Klatsch und Tratsch von den inter­nen Grabenkämpfen zu ver­bre­it­en. Er selb­st ist eben­falls immer wieder das Ziel von Hohn und Spott von anderen Recht­en. Beispiel­sweise beze­ich­net ihn der Frank­furter Nazis Peer Koss als „Selb­st­darsteller und Betrüger“ (Bild 4).
Die Teil­nehmer: Frauen­schläger, Wahllis­ten­fälsch­er, Nordkorea-Fan
Obwohl für die Demo in Cot­tbus zu diesem Zeit­punkt bere­its seit einem Monat auf Face­book, YouTube, anderen Demos und mit Handzettel gewor­ben wird, scheint sie bish­er kaum auf Inter­esse zu stoßen. Es gibt nur knapp 20 weit­ere Per­so­n­en, die auf Face­book für die Ver­anstal­tung zuge­sagt haben. Darunter ist Chris­t­ian Müller aus Pots­dam, Stephan Böh­lke aus Berlin und Alexan­der Kurth aus Leipzig. Chris­t­ian Müller prahlte in veröf­fentlicht­en inter­nen Gesprächen mit sein­er Zuhäl­terkar­riere und damit, dass er höch­st­per­sön­lich Osama Bin Laden erschossen hätte (1) . Außer­dem wurde bekan­nt, dass er seine Fre­undin in der Pots­damer Innen­stadt bru­tal mis­shan­delte. Stephan Böh­lke (Bild 5) hat sich zum öffentlichen Gespött gemacht, weil er für die NPD in Friedrichshain-Kreuzberg Wahllis­ten abgegeben hat, auf denen bere­its Ver­stor­bene einge­tra­gen waren (2) . Der Ex-NPDler Alexan­der Kurth ist aktuell als Wan­der­predi­ger („Vertreter von Thügi­da“) auf jed­er Bühne zu sehen, die ihm geboten wird. Dass sein „Patri­o­tismus“ sich nicht nur auf Deutsch­land bezieht, zeigte er am 16.12.2015 in Leipzig, als er mit ein­er Fahne von Nord­ko­rea posierte (Bild 6).
Vom WIR® zur Gewalt
Der recht­en Szene in Cot­tbus wird das Auf­tauchen der „Patri­oten Cot­tbus“ sich­er nichts nützen. Die Organ­isatoren machen sich schon vor der Demo kom­plett lächer­lich indem sie Stre­it­igkeit­en offen über ihren eige­nen Face­bookac­count aus­tra­gen (Bild 8). Der Appell von Mam­carz an das „Wir!!!!“ wirkt bere­its sehr verzweifelt. Möglicher­weise bricht dieser Zusam­men­schluss sog­ar noch zusam­men, bevor sie ihre Ver­anstal­tung in Cot­tbus durch­führen. So sehr diese Ansamm­lung von ver­wirrten Gestal­ten zum Fremd­schä­men anregt, sollte die Sit­u­a­tion in Cot­tbus nicht ver­harm­lost wer­den. Die Cot­tbuser Nazis und Besorgtbürger*innen sind 2016 zwar kaum bei Demon­stra­tio­nen in Erschei­n­ung getreten, doch set­zen sie aktuell ver­stärkt auf direk­te Gewalt im All­t­ag (3) .

01 Schöngarth als Anmelder
01 Schön­garth als Anmelder

02 Fechner mit Höcke
02 Fech­n­er mit Höcke

03 Lutz hat langeweile
03 Lutz hat langeweile

04 Peer Koss über Lutz
04 Peer Koss über Lutz

05 Stephan Böhlke
05 Stephan Böhlke

06 Alexander Kurth mit Nordkorea-Fahne
06 Alexan­der Kurth mit Nordkorea-Fahne

07 Christian Müller
07 Chris­t­ian Müller

08 Patrioten Cottbus
08 Patri­oten Cottbus
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