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Antifaschismus

Wittstock: Spontandemonstration durch die Innenstadt

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INFORIOT Spon­ta­nen Besuch ereilte Wittstock/Dosse an diesem ver­gan­genem Sonnabend. Eine Gruppe von knapp 100 Antifaschist_innen ver­anstal­tete eine Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Antifa! Here we Are“ durch die his­torische Alt­stadt. Bei den aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern angereis­ten Antifaschist_innen han­delte es sich um die Teilnehmer_innen des Alter­na­tives Jugend­camp (AJUCA), welch­es diese Woche in der Müritzre­gion campieren.
Mit laut­en Sprechchören, Trans­par­enten und Fah­nen zogen die Demonstrant_innen vom Witt­stock­er Bahn­hof eine Runde durch die Alt­stadt und been­de­ten ihren Aufzug auf den Mark­t­platz. Ursprünglich sollte die Demon­stra­tion aus dem Plat­ten­bau­vier­tel um die Käthe-Koll­witz-Straße durch die Innen­stadt zum Bahn­hof führen. Doch die Bran­den­burg­er Polizei machte den Campern einen Strich durch die Rech­nung. Unter den faden­scheini­gen Grund, dass die Polizei an dem Tag unterbe­set­zt sei, wurde eine deut­lich kürzere Route verhandelt.
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In einem Rede­beitrag und Fly­ern wurde die anhal­tende ras­sis­tis­che Mobil­isierung und Bedro­hun­gen gegen Geflüchtete und nicht-rechte Jugendliche the­ma­tisiert. Die Demonstrant_innen bekun­de­ten in einem Rede­beitrag u.a. ihre Sol­i­dar­ität über die Län­der­gren­zen hin­weg mit den alter­na­tiv­en Jugendlichen in der Stadt und forderten mehr Alter­na­tiv­en gegen die recht­en Hege­mo­ni­albe­stre­bun­gen und mehr Willkom­men­skul­tur in ländlichen Gebi­eten. Nach­dem die Demon­stra­tion auf dem Mark­t­platz aufgelöst wurde, besucht­en die Demonstrant_innen das Som­mer­fest der Linken am Amtshof.
Im Anschluss fuhren die Demonstrant_innen weit­er zur Burg Star­gard (Meck­len­burg) um ihre Sol­i­dar­ität mit den dort unterge­bracht­en Geflüchteten zu bekun­den. Einen Tag zuvor ver­anstal­tete die NPD dort eine flüchtlings­feindlichen Kundge­bung. Die Kundge­bung am Sonnabend musste allerd­ings durch anhal­tende Neon­azipro­voka­tio­nen abge­brochen wer­den. Bei der Abfahrt wur­den die Busse von Neon­azis, die mit Flaschen, Steinen und Zaun­lat­ten bewaffnet waren, attack­iert.
 
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Sonstiges

Infoladen Neuron – das war‘s.

Beim Start des Pro­jek­tes vor drei Jahren hat­ten wir uns viel vorgenom­men, wir haben nicht alles erre­icht und trotz­dem eine ganze Menge auf die Beine gestellt. In ein­er Phase des all­ge­meinen Recht­strends woll­ten wir mit unserem Info­laden eine Gegen­be­we­gung ein­leit­en und auf lokaler Ebene den alten human­is­tis­chen Ide­alen von Frei­heit, Gle­ich­heit und Sol­i­dar­ität eine Frischzel­lenkur ver­passen. Den Recht­strend kon­nten wir nicht aufhal­ten und die all­ge­meine Toten­ruhe, trotz immer härter­er Ämter-Schika­nen, Massenüberwachung, Nazi-Gewalt und ras­sis­tis­ch­er Abschot­tungspoli­tik, bleibt bedrück­end. In all diesen Bere­ichen haben wir ver­sucht auf lokaler Ebene gegen­zus­teuern, aufzuk­lären und zu mobil­isieren. Das schlaucht und trotz­dem gab es immer wieder Momente, die uns viel Mut und Kraft gegeben haben.
 
Schon im Okto­ber 2012 waren knapp 200 Men­schen gegen Nazistruk­turen in Forst auf der Straße. Durch die Kam­pagne „Kein Heim­spiel für Nazis“ hat die lokalen Naziszene ihren Tre­ff­punkt „Fir­ma 18“ in der Wald­straße ver­loren. Die NPD hat­te mit ihren Kundge­bun­gen in Forst nie einen leicht­en Stand. Die Kam­pagne „Wir sind Bert Neu­mann“ gegen Total­sank­tion­ierung von HartzIV-Empfän­gerIn­nen bekam 2013 bun­desweite Aufmerk­samkeit. Ende des gle­ichen Jahres bis Mitte 2014 wur­den ver­schiede­nen öffentlichen Ver­anstal­tun­gen zum The­ma Flucht und Asyl auf die Beine gestellt. Gerne erin­nern wir uns an die tolle Stim­mung beim Refugees-Wel­come-Hal­len­fußball­turnier. Nach dem bru­tal­en Über­fall auf eines der bei­den Forster Asyl­be­wer­ber­heim kon­nte mit ein­er Kundge­bung im August 2014 ein wichtiges Zeichen der Sol­i­dar­ität geset­zt werden.
 
In der Zeit haben wir viele neue Bekan­ntschaften gemacht, feste Verbindun­gen aufge­baut und Fre­und­schaften ver­tieft. Das Info­laden-Kollek­tiv als hor­i­zon­tale Struk­tur hat sich bewährt, als Ort hat der Info­laden uns allerd­ings nicht das gebracht, was wir uns erhofft hat­ten. Zur offe­nen Anlauf­stelle für Jugendliche und Men­schen aus dem Stadt­teil ist er kaum gewor­den. Durch die ver­steck­te Lage auf dem Park7-Gelände und den schwieri­gen Zugang hat­ten wir zu wenig „Laufkund­schaft“. Die per­sön­lichen Kon­tak­te sind durch den Auf­bau des Info­ladens trotz­dem gewach­sen und let­z­tendlich sind diese wichtiger als der Ort selb­st gewor­den. Wir haben uns deshalb im Info­laden-Plenum darauf geeinigt unsere Energie, Zeit und Geld bess­er einzuset­zen und unsere zukün­ftige Arbeit neu auszurichten.
 
In der Analyse der Sit­u­a­tion sind wir zu den fol­gen­den Schlüssen gekom­men. Der alte Info­laden-Gedanke hat sich im Prinzip über­lebt. die Art sich zu informieren hat sich in den ver­gan­gen Jahren radikal verän­dert. Wir glauben, dass es in Zukun­ft weniger darum gehen kann große Menge Info­ma­te­r­i­al in analoger Form an vie­len Orten zur Ver­fü­gung zu stellen. Fast alle Infor­ma­tio­nen sind heute über das Inter­net zu beziehen. Es ist wichtiger in der „realen Welt“ dezen­tral und durch unter­schiedliche Aktio­nen Aufmerk­samkeit zu erzeu­gen und dadurch für unsere The­men das Inter­esse zu weck­en. Eigene Räume müssen so offen wie möglich sein und sich immer wieder verän­dern, um Abschot­tung und Erstar­rung zu ver­hin­dern. Tem­poräre Inter­ven­tio­nen, Aktio­nen und Kam­pag­nen an unter­schiedlichen Orten scheinen uns deswe­gen die besseren Mit­tel zu sein. Um dabei trotz­dem den Faden nicht zu ver­lieren braucht es auf lokaler und regionaler Ebene Bewe­gungs-Archive, ein Min­dest­maß an Infra­struk­tur und regelmäßige Pub­lika­tio­nen mit hohem the­o­retis­chen und prak­tis­chen Gebrauchswert.
 
Wenn wir jet­zt den Info­laden Neu­ron schließen, dann ist das kein Grund zur Trauer. Der Mut und die Lust uns gegen unmen­schliche Ver­hält­nisse aufzulehnen bren­nt weit­er­hin in uns und wir wis­sen, dass wir dieses Feuer mit vie­len anderen Men­schen teilen. Wir machen Platz für Neues. Nochmal danke an Alle, die gemein­sam mit uns aktiv waren und uns auf die eine oder andere Art unter­stützt haben.
 
Die Inter­net­seite wer­den wir zur Doku­men­ta­tion weit­er online lassen. Rück­mel­dun­gen und Anfra­gen kön­nen uns gerne noch eine Weile an die alte Mailadresse neuron[ät]riseup.net geschickt werden.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Frankfurt/Oder wehrt sich“ IV. Akt – inhaltsleerer und aggressiver

Not­falls mit Gewalt: Aufruf auf der Face­book-Seite von “Frankfurt/Oder wehrt sich” fünf Tage vor der Kundgebung.

Am Sam­stag, den 25. Juli, ver­anstal­tete die neon­azis­tis­che Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ den bere­its vierten Auf­marsch in der Oder­stadt. Ins­ge­samt 80 Neon­azis und Rassist*innen ver­sam­melten sich dies­mal am Karl-Rit­ter-Platz. Hier soll in diesem Jahr eine neue Erstauf­nah­meein­rich­tung für Geflüchtete ein­gerichtet wer­den. Unweit der ras­sis­tis­chen Kundge­bung demon­stri­erten etwa 250 Antifaschist*innen gegen den Auf­marsch, welche von einem Großaufge­bot der Bran­den­burg­er Polizei abgeschirmt wurde. (1)
Ankündi­gung von Übergriffen
Wurde bei der let­zten Demon­stra­tion am 25. April wegen möglich­er Block­ade­v­er­suche die Ankündi­gung auf ihrer Face­book-Seite noch sehr kurzfristig bekan­nt­gegeben, mobil­isierten die Frank­furter Rassist*innen um Peer Koss schon mehrere Wochen vorher zum nördlichen Rand der Innen­stadt. Tre­ff­punkt sollte zunächst um 12 Uhr am Frank­furter Haupt­bahn­hof sein, um dann gemein­sam mit anreisenden Neon­azis, ver­mut­lich als spon­tane Demon­stra­tion, durch das Zen­trum laufen zu kön­nen. Den­noch schien auch dies­mal das Risiko von Block­aden durch das lokale antifaschis­tis­che Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ zu groß. Obwohl laut eigen­er Aus­sage noch Fly­er mit dem alten Tre­ff­punkt verteilt wur­den, rief man fünf Tage vorher dazu auf, direkt zum Kundge­bung­sort zu gehen. Auf­fal­l­end bei
Kurz nach dem Auf­marsch bedro­ht­en die Neon­azis auf Face­book eine*n Antifaschist*in sowie Pres­sev­ertreter. Der Ein­trag ver­schwand wenig später wieder von der Seite.

diesem Post­ing war, dass aus­drück­lich darauf hingewiesen wurde, sich das Ver­samm­lungsrecht zu erkämpfen und sich not­falls zur Wehr zu setzen.2 Neben eini­gen ablehnen­den Kom­mentaren fan­den andere die Nachricht begrüßenswert. Der Face­book — Nutzer Christo­pher Lehn­ert kündigte an, mit seinen Leuten am Bahn­hof einzutr­e­f­fen und ergänzte mit dem Slo­gan „Sport frei“. Auch der Nutzer Dean Mason dank­te für den Hin­weis und kom­men­tierte den unter Hooli­gans beliebten Spruch. Dabei war die Zielset­zung dieses Aus­rufes ein­deutig: Die Neon­azis woll­ten sich gewalt­tätige Auseinan­der­set­zun­gen mit Gegendemonstrant*innen suchen. Ganz klar wurde die Auf­forderung zur Gewalt hin­ter Sätzen, wie „zur Wehr set­zen“ verk­lausuliert. Bestärkt wurde dies durch ein Post­ing am 22. Juli, in dem der § 32 des Strafge­set­zbuchs wiedergegeben, um mögliche Über­griffe als Notwehrhand­lun­gen darzustellen.3
Immer wieder die selben!
Zu bekan­nt gewor­de­nen Über­grif­f­en im Vor­feld der Kundge­bung kam es nicht. Auch der Tre­ff­punkt am Haupt­bahn­hof wurde nahezu nicht genutzt. Nur einzelne Neon­azis, die mit der Bahn angereist waren, fan­den sich auf dem Bahn­hofsvor­platz ein, um dann wenig später von PKWs abge­holt zu wer­den. Der Guben­er Alexan­der Bode (NPD) diente dafür als Kon­tak­t­per­son und wies den weni­gen ank­om­menden Teilnehmer*innen den Weg.
“Ich bin Herr B(rusak)”. Selb­st­darstel­lerisch präsen­tierte sich Björn Brusak auf der Neon­azi-Kundge­bung. Inzwis­chen gehört der auch als Lie­der­ma­ch­er bekan­nte Neon­azi zu den regelmäßi­gen Red­nern in Frank­furt (Oder). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Am Kundge­bung­sort bot sich ein Bild, welch­es sich bei allen Ver­anstal­tun­gen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ seit Jan­u­ar zu wieder­holen scheint. Neben Deutsch­land­fah­nen und Trans­par­enten, die von inhalt­sleeren „Wir sagen Nein!“ bis hin zum zynis­chen „Fre­undlichen Frank­furt gegen Asy­lanten­heime und Asyl­wahn“ die übliche Außen­darstel­lung bot, gaben sich die Red­ner Björn Brusak (Europäis­che Aktion), Maik Eminger und Pas­cal Stolle (bei­de III. Weg) mit den immer gle­ichen Tiraden ihrem Hass gegenüber Geflüchteten, Antifaschist*innen, der BRD und „dem Sys­tem“ hin.
Während Björn Brusak von „Ver­schwörungs­fak­ten“ über das von der US-Ostküste ges­teuerte Finanzsys­tem sprach, das die nicht sou­veräne Bun­desre­pub­lik kon­trol­lieren würde, het­zten die bei­den Kad­er der recht­en Split­ter­partei „Der III. Weg“ gegen Asylbewerber*innen und sprachen von „art­frem­den Rassen“, die niemals zu Deutsch­land gehören kön­nten. Wie bei den let­zten Aufmärschen war die unter dem Parteien­priv­i­leg auftre­tende extrem rechte Grup­pierung im Hin­ter­grund in die Organ­i­sa­tion des Tages eingebunden.
Nach nicht ein­mal ein­er Stunde been­de­ten die Neon­azis bere­its ihre Kundge­bung. Die Teilnehmer*innenzahl war auch dies­mal recht über­schaubar und zeigte die seit Jan­u­ar ersichtliche Meta­mor­phose von ein­er ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion mit 250 Wutbürger*innen4 hin zu einem Kern aus gefes­tigten Neon­azis mit unter 100 Per­so­n­en. Kon­nten beim let­zten Auf­marsch am 25. April mit Unter­stützung durch NPD und dem „III. Weg“ ger­ade ein­mal 55 Rassist*innen mobil­isiert werden5, gelang es dies­mal ger­ade, die Zahl der Teilnehmer*innen auf 80 zu steigern. Auf­fal­l­end war am 25.7. das Fehlen von Aktivist*innen der „Kam­er­ad­schaft Kom­man­do Wer­wolf“ um den mehrfach verurteil­ten Sven Lemke – waren diese doch bis­lang auf allen Aufmärschen anwe­send und sog­ar organ­isatorisch einge­bun­den. Die Mehrheit der anwe­senden Kundge­bung­steil­nehmerIn­nen waren den­noch auch Frankfurter*innen. Die hohe Zahl an ein­heimis­chen Neon­azis mag ver­wun­dern, schaffte es die NPD in den ver­gan­genen Jahren kaum mehr als ein Dutzend aus der Stadt zu ihren Ver­samm­lun­gen zu mobil­isieren. Ihr fehlt seit Jahren eine lokale Ver­ankerung. Der let­zte Ver­such scheit­erte 2007.6 Die Nationaldemokrat*innen verzichteten daher kom­plett ihre Außen­wahrnehmung und waren selb­st per­son­ell kaum vertreten. Vielmehr erhärtet sich der Ein­druck, dass die NPD auf dem Rück­zug ist. „Der III. Weg“ als radikalere nation­al­is­tis­che Partei ist durch ihre Rhetorik deut­lich erfolgreicher.
„Der III. Weg“ als Akteur im Hintergrund
Für den “III. Weg” in ganz Bran­den­burg unter­wegs: Peer Koss(rechts) hil­ft inzwis­chen der recht­en Split­ter­partei um Maik Eminger bei ihren Kundge­bun­gen auch an anderen Orten. Hier am 1. August 2015 in Zossen (TF). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei mit lediglich 200 Mit­gliedern bun­desweit scheint bei den Frank­furter Ver­anstal­tun­gen immer mehr als entschei­dende Organ­i­sa­tion eine Rolle zu spie­len. So gehören die bei­den wichtig­sten Kad­er des „III. Weg“ in Bran­den­burg, Maik Eminger und Pas­cal Stolle, zu den regelmäßi­gen Red­nern auf den Demon­stra­tio­nen der Frank­furter extremen Recht­en. Spätestens seit dem let­zten Auf­marsch im April tra­gen angereiste wie auch ein­heimis­che Neon­azis immer häu­figer Trans­par­ente und Fah­nen der Partei. Neben dem ehe­ma­li­gen NPD-Abge­ord­neten im Bad Belziger Stadt­par­la­ment, Pas­cal Stolle7, gehören dazu mit­tler­weile auch andere Aktivist*nnen der NPD, wie etwa vom Kreisver­band Oder­land. Die Gründe liegen zum einen bei der Selb­st­darstel­lung als soge­nan­nte extrem rechte Elite und zum anderen an der deut­lich radikaleren Posi­tion zur Flüchtlingspoli­tik. So beze­ich­nen sie Bran­dan­schläge auf geplante Unterkün­fte für Geflüchtete u.a. als „vorzeit­iges Wei­h­nachts­geschenk“ oder als „legit­ime Protestform“.8 Auch in ihrem Parteipro­gramm spiegeln sich ihre völkisch-nation­al­is­tis­chen Ideen wider. Unter Punkt 10 fordern sie beispiel­sweise die Wieder­her­stel­lung eines großdeutschen Reiches.9
Nur sel­ten tritt der „III. Weg“ öffentlich durch eigene Kundge­bun­gen, wie zulet­zt in Zossen und Dams­dorf am 1. August, auf.10 Vielmehr ver­fol­gt diese eine Strate­gie, die von nahezu allen Lan­desver­bän­den ange­wandt wird. Eher unauf­fäl­lig agieren sie im Hin­ter­grund bei ver­meintlichen Bürger*innenprotesten gegen die Unter­bringung von Geflüchteten. Hin­ter vie­len „Nein zum Heim“-Seiten, die auf Face­book auf­tauchen, steckt zumeist selb­st die Partei dahin­ter. So ist es wenig ver­wun­der­lich, dass nach Erscheinen ein­er neuen Anti-Asyl­seite mit ein­heitlichen Lay­out, oft bald eine ankündigte Kundge­bung fol­gt, bei der dann „III. Weg“-Redner auftreten. Durch Ein­bindung örtlich­er Neon­azis wird das Bild ein­er ablehnen­den örtlichen Bevölkerung nach außen getra­gen. Gle­ichzeit­ig binden sie diese in ihre Parteistruk­turen ein. So unter­stützen Frank­furter Neon­azis, wie Peer und Franziska Koss, inzwis­chen regelmäßig Ver­samm­lun­gen in anderen Regio­nen, wie kür­zlich in Zossen und Damsdorf.
Weit­er­hin selb­st­be­wusst: Trotz der Inge­wahrsam­nahme kurz nach einem ver­sucht­en Angriff provozierte Peer Kross unter den Augen der Polizei weit­er­hin Gegendemonstrant*innen (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Erleb­n­is­fak­tor Demonstration
Bei genauer­er Beobach­tung der Teil­nehmenden fällt auf, dass auch viele junge Leute sich den Aufmärschen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ anschließen. Doch auch alt­bekan­nte Recht­sradikale, wie Mario Schreiber oder Ste­fan Heine, beteili­gen sich an den Protesten. Dies scheint vor allem an den rel­a­tiv regelmäßig stat­tfind­en­den Demon­stra­tio­nen zu liegen. Damit haben Frank­furter Neon­azis nach langer Zeit wieder regelmäßige Events in der Stadt, bei denen sie ihre men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie auf die Straße tra­gen kön­nen. Das dadurch gestärk­te Selb­stver­trauen macht die Neon­azis nicht nur mehr sicht­bar­er im Stadt­bild, son­dern erhöht damit eben­so die Wahrschein­lichkeit ein­er zunehmenden Gewalt­bere­itschaft gegenüber Geflüchteten und poli­tisch Missliebi­gen. Dass dieses Gewalt­poten­zial sich nicht nur virtuell bemerk­bar macht, zeigen die Angriffe auf die geplante Flüchtling­sun­terkun­ft am Karl-Ritter-Platz,11 wie auch der Über­griff auf neun syrische Flüchtlinge im März diesen Jahres12 oder auch drei rechte Über­griffe, welche an einem Woch­enende in der Stadt verübt wur­den. Hier­bei wurde eine Per­son mit Migra­tionsh­in­ter­grund so schw­er ver­let­zt, dass sie notärztlich behan­delt wer­den musste. 13Ebenso zeigte der führende Kopf von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Peer Koss, im Anschluss der Kundge­bung, dass er es mit seinen Dro­hun­gen ernst meint: Auf dem von der Polizei beglei­t­en­den Rück­weg ver­suchte er, Gegendemonstrant*innen anzu­greifen. Auf der Face­book-Seite kündigte er wenig später bere­its den fün­ften Auf­marsch in näher­er Zukun­ft an und set­zte zugle­ich seine Attack­en gegen Antifaschist*innen fort, indem er mit der Veröf­fentlichung von Bildern und Adressen von linken Aktivist*innen drohte.14
Es ist also festzustellen, dass die Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ zu ein­er zunehmenden Bedro­hung für Geflüchtete und deren Unterstützer*innen wird. Dabei wer­den sie in ihrer Rhetorik immer aggres­siv­er. Durch die Unter­stützung von „Der III. Weg“ pro­fes­sion­al­isieren sie ihr Auftreten. Vere­inzelt kommt es im Gegen­zug zur Unter­stützung von anderen als Bürg­er­protesten getarn­ten neon­azis­tis­chen Aufmärschen, hin­ter denen die neon­azis­tis­che Partei steckt. Es ist dabei nicht auszuschließen, dass aus der losen Grup­pierung in naher Zukun­ft ein Stadtver­band des „III. Wegs“ wird. Denn inzwis­chen haben sie in der Stadt ihr Gesicht als Bürg­er­protest kom­plett ver­loren und kön­nen nur noch als beken­nende Neon­azis agieren. Eine der­art eskalierende Sit­u­a­tion, wie zur Zeit im säch­sis­chen Freital,15 scheint in Frank­furt (Oder) derzeit unwahrschein­lich zu sein. Dies ist auch ein Ver­di­enst von Antifaschist*innen, die sich mit ihrem Protest sich den Rassist*innen in den Weg stellen. Doch eben­so müssen die Akteure der Frank­furter Neon­aziszene benan­nt wer­den. Bere­its bei früheren Aktio­nen gelang es durch die Offen­le­gung der recht­en Struk­turen, diese zu schwächen und Polizei und Behör­den zum Han­deln zu zwin­gen. Das führte mitunter zur Auflö­sung von Neonazi-Gruppierungen.16 Dieses Ziel sollte sich auch für „Frankfurt/Oder wehrt sich“ geset­zt werden.
Quellen:
1 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Auseinan­der­set­zun­gen nach ras­sis­tis­ch­er Kundgebung,
https://inforiot.de/frankfurt-oder-auseinandersetzungen-nach-rassisti…, einge­se­hen am
05.08. 2015.
2 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 20.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 20.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
3 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 22.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 23.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
4 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: Auf­s­tand der Ekel­haften, https://inforiot.de/der-aufstand-der-ekelhaften/, einge­se­hen am 05.08.2015.
5 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: „Frank­furt (Oder) wehrt sich“ mit dem „III. Weg“, https://inforiot.de/der-aufstand-der-ekelhaften/, einge­se­hen am 05.08.2015.
6 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: NPD bleibt hin­ter Erwartun­gen zurück, https://recherchegruppe.wordpress.com/2007/10/01/npd-bleibt-hinter-erwartungen-zuruck/, 01.10.2007, einge­se­hen am 05.08.2015.
7 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: NPD Stad­trat wech­selt zum „Drit­ten Weg“ / Neon­azis­tis­che Klein­partei will nach Bran­den­burg expandieren, https://presseservicern.wordpress.com/2015/03/04/bad-belzig-npd-stadtrat-wechselt-zum-dritten-weg-neonazistische-kleinpartei-will-nach-brandenburg-expandieren/, 04.03.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
8 Vgl. tagesschau.de: Ein­schätzung zu “Der III.Weg”. Radikal, gefährlich, geistige Brand­s­tifter, https://www.tagesschau.de/inland/dritter-weg-101.html, 04.08.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
9 Vgl. „Der III. Weg“: Zehn-Punk­te-Pro­gramm, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/63/Zehn_Punkte_Programm.html, einge­se­hen am 05.08.2015.
10 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Proteste gegen Kundge­bungs­tour des III. Weges, https://inforiot.de/zossendamsdorf-proteste-gegen-kundgebungstour-des-iii-weges/, 01.08.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
11 Vgl. Berlin­er Mor­gen­post: Tür an Asyl­be­wer­ber­heim beschädigt, http://www.morgenpost.de/berlin/polizeibericht/article142468137/Tuer-an-Asylbewerberheim-beschaedigt.html, 14.06.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
12 Vgl. Der Tagesspiegel: Neon­azis greifen syrische Flüchtlinge an, http://www.tagesspiegel.de/berlin/attacke-in-frankfurt-oder-neonazis-greifen-syrische-fluechtlinge-an/11546836.html, 24.03.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
13 Vgl. Märkische Oderzeitung: Frem­den­feindliche Über­griffe in Frank­furt, http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1412417, 09.08.2015, einge­se­hen am 09.08.2015
14 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 27.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 27.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
15 Vgl. Zeit online: Ras­sis­mus als Hap­pen­ing, http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015–06/freital-fluechtlingsheim-proteste-stellungskrieg, 25.06.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
16 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: ANOS am Ende, https://recherchegruppe.wordpress.com/2012/11/05/anos-am-ende/, 05.11.2012, einge­se­hen am 05.08.2015.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Utopia e.V. verurteilt rassistische Vorfälle

Am ver­gan­genen Woch­enende kam es in Frank­furt (Oder) zu drei ras­sis­tisch motivierten Vor­fällen. Am Fre­itag Abend belei­digten zwei Män­ner einen jun­gen Mann und zeigten den Hitler-Gruß. Als dieser sie zur Rede stellte, ver­let­zten sie ihn, sodass er ins Kranken­haus ein­geliefert wer­den musste. Einige Stun­den später attack­ierten drei Män­ner die Gäste eines interkul­turellen Kul­tur­festes auf dem Brück­en­platz, nach­dem sie sie ras­sis­tisch und anti­semi­tisch belei­digt und bedro­ht hat­ten. Am Sam­stag Abend skandierte eine Gruppe junger Men­schen in der Heil­bron­ner Straße “Sieg-Heil”-Rufe.
 
Der Utopia e.V. verurteilt die Vor­fälle aufs Schärf­ste und spricht den Betrof­fe­nen seine Sol­i­dar­ität aus. Wir dür­fen nicht hin­nehmen, dass Men­schen auf­grund ihres Ausse­hens als “anders” und “min­der­w­er­tig” markiert und deswe­gen belei­digt oder ange­grif­f­en wer­den. Eben­so schock­iert es uns, dass Men­schen, die Courage zeigen, ras­sis­tis­ch­er Het­ze wider­sprechen oder sich für Geflüchtete engagieren, Angrif­f­en aus­ge­set­zt sind.
 
Diese Vor­fälle zeigen, dass Men­schen mit ras­sis­tis­chen Ein­stel­lun­gen nicht zögern, diesen ver­bal und in Form von Über­grif­f­en Aus­druck zu ver­lei­hen. In anderen Städten sind ras­sis­tisch motivierte Über­griffe an der Tage­sor­d­nung. Und auch in Frank­furt waren die Ereignisse am Woch­enende nicht die ersten dieser Art: Ende März wurde eine Gruppe syrisch­er Geflüchteter von Neon­azis durch die Stadt ver­fol­gt und schließlich ange­grif­f­en und ver­let­zt, und erst kür­zlich gab es Flaschen­würfe gegen die noch nicht bewohnte Geflüchtete­nun­terkun­ft am Karl-Rit­ter-Platz. Dies sind nur zwei Beispiele — die Chronik ließe sich jedoch fort­führen. Zudem gab es in diesem Jahr in Frank­furt bere­its vier Demon­stra­tio­nen bzw. Kundge­bun­gen der neon­azis­tis­chen Szene, die der Ver­ankerung ras­sis­tis­ch­er Ein­stel­lun­gen im Stadt­bild dienen und ein Kli­ma der Aus­gren­zung erzeu­gen (wollen).
 
Ras­sis­mus erfährt in der Gesellschaft wieder mas­siv­en Auftrieb und Akzep­tanz. Eine het­zerische Stim­mungs­mache auf der Straße und die poli­tisch forcierte Krim­i­nal­isierung von Geflüchteten ver­stärken sich gegen­seit­ig. Dies mün­det sowohl in ras­sis­tisch motivierten Über­grif­f­en als auch in ein­er Geset­zge­bung, die Asyl­suchende sys­tem­a­tisch diskri­m­iniert und vie­len von ihnen die Chance auf ein Leben in Sicher­heit in Deutsch­land verwehrt.
 
Wir war­nen vor ein­er weit­eren Eskala­tion der momen­ta­nen Sit­u­a­tion. Wir rufen zum ver­stärk­ten Engage­ment gegen Ras­sis­mus und für Geflüchtete auf. Ras­sis­mus darf nicht unwider­sprochen bleiben! Er fängt lange vor ras­sis­tisch motivierten Mor­den an; wenn wir men­schen­ver­ach­t­ende Stim­mung nicht als solche iden­ti­fizieren, kann sie sich ent­fal­ten und radikalisieren. Anti­ras­sis­tis­che und interkul­turelle Ini­tia­tiv­en bedür­fen der Unter­stützung; Geflüchtete müssen ver­stärk­te Sol­i­dar­ität erfahren — denn oft sind sie es, die nach der Fluchter­fahrung hier unter Aus­gren­zung, Hass und Angst um ihre kör­per­liche Unversehrtheit lei­den müssen. Eben­so tut der Protest gegen die ras­sis­tis­chen Zustände Not — sei es bei der anste­hen­den anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion am Welt­frieden­stag am 1. Sep­tem­ber oder entschlossen im All­t­ag bei ras­sis­tis­chen Äußerun­gen oder Diskus­sio­nen. Eben­so müssen die Hin­ter­gründe von Flucht und Migra­tion immer wieder beleuchtet wer­den: Die Krisen- und Wirtschaft­spoli­tik des glob­alen Nor­dens verur­sacht zwangsläu­fig Unter­drück­ung, Krieg und Hunger in der Welt.
 
Frank­furt (Oder), den 12.8.2015 Utopia e.V.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Frankfurt (Oder): Neonazis auf Brückenplatz — Polizei kommt nicht

Auf der gestri­gen Ver­anstal­tung “Res Pub­li­ca” auf der “Brück­en­platz” genan­nten Frei­fläche neben der Slu­bicer Straße kam es zu einem sehr unan­genehmen Zwis­chen­fall. Drei Män­ner über­querten den Platz und schlu­gen und trat­en gegen die dort ste­hen­den Lit­fasssäulen. Daraufhin ange­sprochen bedro­ht­en sie uns, ins­beson­dere unsere pol­nis­chen, syrischen und afrikanis­chen Fre­unde, die mit uns auf dem Platz waren. Neben Sätzen, wie ihr “schwulen Mul­ti­kul­ti-Juden” dro­ht­en sie einem syrischen Arzt, ihn zu find­en und ihm dann den Kopf abzuschneiden.
Ich wählte daraufhin die Num­mer “110” und es dauerte 5 Minuten, bis dort jemand den Hör­er abnahm. Als ich zu sprechen begann, schlug mir ein­er der Neon­azis das Handy aus der Hand und der Akku­mu­la­tor fiel her­aus, so dass das Gespräch unter­brochen wurde. Mit einem weit­eren Schlag stieß er mich zu Boden. Auch auf den Anruf eines weit­eren Fre­un­des hin kam keine Polizei.
Glück­licher­weise hat­ten die Anrufe immer­hin erre­icht, dass sich die drei ver­zo­gen, nicht ohne uns und den “Schmarotzern aus dem Süden” noch ein­mal mit dem Tod zu dro­hen und dass “dieser Platz nicht mehr lange stehe”.
Die fehlende Reak­tion der Polizei gibt zu denken. Der “Brück­en­platz” ist ein Ort der Inte­gra­tion und soll es auch bleiben. Das geht aber nur, wenn wir die Polizei auf unser­er Seite wissen!
Michael Kurzwelly, Slub­furt e.V.

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Sonstiges

Friesack: Frierock-Festival begeistert

Titel
Mit einem viel­seit­i­gen alter­na­tiv­en Musikpro­gramm ist gestern Abend das 17. Frie­rock Fes­ti­val ange­laufen. Laut Angaben der Veranstalter_innen wur­den unge­fähr 500 Besucher_innen gezählt, darunter auch viele Asyl­suchende und Flüchtlinge aus der Gemein­schaft­sun­terkun­ft im Ort. Gemein­sam wurde getanzt, gefeiert, gelacht.
Neben dem musikalis­chen Pro­gramm, dass an diesem Abend aus den Bands „Plat­ten­crash“, „What“, „Blue Moon Struck“, „51 Grad“, „We are Crooks“ und „WHSKS“ bestand, gab es auch die Möglichkeit­en Vol­ley­ball und Flunky­ball zu spie­len oder sich ein­fach in der impro­visierten Wasser­rutsche abzukühlen. Dazu gab es noch zahlre­iche Imbiss‑, Getränke- und Mer­chan­dis­es­tände. Zelt­plätze sind eben­falls noch vorhanden.
Das Frie­rock-Fes­ti­val wird heute Abend mit den Head­lin­ern „The Angel­cry“, „Reiz­gas“, „B6BBO“ und „Dis­tem­per“ fort­ge­set­zt. Beginn ist 16.00 Uhr
Fotos: hier

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Antifaschismus Flucht & Migration

Friesack: Frierock Calling

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Zu ein­er kleinen Warm Up Par­ty mit interkul­turellen Aus­tausch hat­ten heute die Organisator_innen des alter­na­tiv­en Musik­fes­ti­vals „Frie­rock“ im havel­ländis­chen Frie­sack geladen. Zu dem gemütlichen Beisam­men­sein kamen unge­fähr 150 Men­schen, darunter auch Asyl­suchende und Flüchtlinge aus der Gemein­schaft­sun­terkun­ft im Ort. Gemein­sam wurde Essen zubere­it­et, gegrillt, gelacht und getanzt.
17. Frie­rock Festival
Wer wollte kon­nte sich auch im eigens herg­erichteten „Frie­rock-Kino“ Impres­sio­nen aus den ver­gan­genen Jahren anse­hen. Denn das alter­na­tive Musik­fes­ti­val find­et mit­tler­weile seit 1997 statt. Seit 2014, mit der Ein­rich­tung ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende und Flüchtlinge, hat das Event auch einen inte­gra­tiv­en Charak­ter. Inte­gra­tion soll hier näm­lich nicht nur beab­sichtigt sein, son­dern vor allem auch fröh­lich gelebt wer­den. Auch die Bands spiegeln den inter­na­tionalen Anspruch des Fes­ti­vals wieder. Mit Dis­tem­per aus Moskau ist beispiel­sweise auch eine rus­sis­che Ska-Punk-Band am Start.
Erfol­gre­iche Crowd­found­ing Aktion für israelis­che Band
Mit „The Angel­cry“ ist außer­dem erst­mals eine israelis­che Musik­gruppe auf dem „Frie­rock“ vertreten. Das Beson­dere: die Folk-Band aus Tel Aviv wurde über eine so genan­nte Crowd­found­ing Kam­pagne finanziert. Das heißt, Anreise, Unter­bringung und Gage von „The Angel­cry“ wurde kom­plett durch einzelne Spenden Viel­er finanziert.
Fes­ti­val­be­ginn am Freitag
Das 17. Frie­rock-Fes­ti­val begin­nt am Fre­itag, den 7. August 2015, ab 16.00 Uhr.
Fotos: hier

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Antifaschismus

Zossen/Damsdorf: Proteste gegen Kundgebungstour des III. Weges

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Sowohl in Zossen (Land­kreis Tel­tow-Fläming), als auch in Kloster Lehnin Ort­steil Dams­dorf (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) haben dutzende Men­schen heute gegen Kundge­bun­gen der neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei „Der dritte Weg“ protestiert. Die Neon­azis hat­ten die Orte offen­bar absichtlich aus­gewählt, da dort größere Flüchtling­sun­terkün­fte entste­hen sollen. Bei so genan­nten „Ein­wohn­erver­samm­lun­gen“ war es sowohl in Zossen, als auch in Dams­dorf zu Unmuts­bekun­dun­gen von „besorgten“ Bürger_innen bezüglich der Unter­bringung von Asyl­suchen­den gekom­men. Ander­er­seits gibt es in bei­den Orten aber auch aktive zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tiv­en, die um eine Willkom­men­skul­tur bemüht sind und sich, wie im Fall der heuti­gen Proteste gegen den „drit­ten Weg“, eben­falls gegen neon­azis­tis­che und ras­sis­tis­che Ten­den­zen in der Gesellschaft engagieren.
Zossen zeigte Gesicht
Der Auf­takt zur Kundge­bungs­tour des „drit­ten Weges“ fand in der ehe­ma­li­gen Kreis­stadt Zossen statt. Dort hat­ten sich ab 10.00 Uhr unge­fähr 50 Neon­azis unter dem Mot­to „Aus­län­der­stopp – für Zukun­ft deutsch­er Fam­i­lien“ auf dem Mark­t­platz ver­sam­melt. Die Teilnehmer_innen dieser Ver­anstal­tung waren dazu aus dem gesamten Land Bran­den­burg, u.a. aus Pots­dam, Frank­furt (Oder), Pots­dam-Mit­tel­mark, Havel­land, Ober­hav­el, Barn­im, Märkisch-Oder­land und Oder Spree, sowie aus Sach­sen und Bay­ern angereist. Auch einige Funk­tionäre und Sympathisant_innen der NPD, der „Europäis­chen Aktion“ und der RECHT­En sowie ein bekan­nter Holo­caustleugn­er waren darunter. Haup­tak­teur war ein­mal mehr Maik Eminger vom „drit­ten Weg“, der auch eine Rede hielt. Weit­ere Rede­beiträge kamen von Manuela Kokott (NPD), Björn Brusak (Europäis­che Aktion) sowie Manuel Schmidt und Karl Heinz Statzberg­er (bei­de vom „drit­ten Weg“). Let­zt genan­nter, ein verurteil­ter Naziter­ror­ist aus München, rief u.a. in sein­er Rede dazu auf „jede Stadt und jedes Dorf zu Fre­ital“ zu machen. In Fre­ital (Sach­sen) kommt es seit Wochen immer wieder zu aus­län­der­feindlichen Auss­chre­itun­gen durch Neon­azis und Rassist_innen.
Daran hat­te ein Großteil von Zossens Bürger_innen aber offen­sichtlich kein Inter­esse. Zu ein­er Protestver­samm­lung gegen die Neon­azikundge­bung kamen jeden­falls unge­fähr 200 Men­schen. Zu dieser Ver­anstal­tung, die ab 9.30 Uhr angemeldet war, hat­te u.a. die Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Gesicht“ aufgerufen. Sol­i­darisch mit ihr zeigten sich aber auch Parteiver­bände der LINKEn und der SPD. Gemein­sam wurde, u.a. durch Buh-Rufe, Pfiffe und Kirchen­geläut, der­art laut­stark protestiert, dass die Beiträge der Neonaziredner_innen kaum noch zu hören waren.
Größere Zwis­chen­fälle wur­den nicht bekan­nt. Lediglich der Bad Belziger Neon­azi Pas­cal S., der bei vor­ange­gan­genen Ver­anstal­tun­gen öfters für den „drit­ten Weg“ sprach, viel an diesem Tag ein­mal mehr aus der Rolle. Vor Beginn der Neon­azikundge­bung soll er an der Bahn­hal­testelle Zossen Gegendemonstrant_innen ange­gan­gen sein. Daraufhin sei die Polizei eingeschrit­ten. Eine Anzeige soll erstellt wor­den sein. Außer­dem soll S. sich später in die Gegen­demon­stra­tion geschlichen haben und Teilnehmer_innen dieser Ver­samm­lung abfo­tografiert haben. Er wurde aber offen­bar erkan­nt, musste seine Per­son­alien abgeben und erhielt einen Platzver­weis für alle Ver­anstal­tun­gen, sowohl in Zossen als auch später in Damsdorf.
Fort­set­zung in Damsdorf
Gegen 13.30 Uhr set­zte sich die Kundge­bungs­tour des „drit­ten Weges“ im Kloster Lehnin­er Ort­steil Dams­dorf fort. Dort hat­ten sich die Neon­azis vor ein­er Kindertagesstätte ver­sam­melt. Im Kern han­delte es sich um diesel­ben Versammlungsteilnehmer_innen, wie in Zossen. Lediglich einige Einzelper­so­n­en aus dem Havel­land, Ober­hav­el, Barn­im und Märkisch-Oder­land fehlten, dafür stieß jedoch noch eine Gruppe Neon­azis aus Bran­den­burg an der Hav­el dazu. Ins­ge­samt waren 40 Neon­azis aufmarschiert.
Anson­sten war der Ablauf ähn­lich dem in Zossen. Als Red­ner trat­en neben Schmidt, Eminger, Kokott und Brusak zusät­zlich noch Matthias Fis­ch­er und Tony Gentsch vom „drit­ten Weg“ sowie der Fotograf dieser Partei auf.
Zu Protesten hat­te kurzfristig u.a. die Ini­tia­tive „Willkom­men in Dams­dorf“ aufgerufen. Sie wurde unter­stützt von ein­er zivilge­sellschaftlichen Ini­tia­tive aus Werder (Hav­el) und Antifas aus Bad Belzig. An dieser Gegen­ver­anstal­tung nah­men unge­fähr 30 Men­schen teil. Den­noch übertönte dieser recht über­schaubare Protest, durch die mit­ge­führten Mega­fone, die Rede­beiträge der Neonazis.
Neon­azis buhlten um die Gun­st der „besorgten“ Bürger_innen
Hin­ter­grund der neon­azis­tis­chen Aktio­nen sind u.a. die Pla­nun­gen des Lan­des im Zossen­er Ort­steil Wüns­dorf, neben Eisen­hüt­ten­stadt, eine zweite Erstauf­nahmestelle für Asyl­suchende einzuricht­en. Daraufhin kam es bei ein­er Einwohner_versammlung zu Unmuts­bekun­dun­gen durch „besorgte“ Bürger_innen und eine Ini­tia­tive „Wüns­dorf wehrt sich“ organ­isierte sich. Im Mai 2015 wurde sog­ar ein Bran­dan­schlag auf die geplante Ein­rich­tung verübt.
In Dams­dorf plante der Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark eine Gemein­schaft­sun­terkun­ft für 600 Asyl­suchende in ein­er ehe­ma­li­gen Bun­deswehrkaserne. Auch hier gab es bei der Einwohner_innenversammlungen Unmuts­bekun­dun­gen aufge­brachter und „besorgter“ Bürger_innen. Zu dem zeigten der „dritte Weg“ und andere neon­azis­tis­che Akteure bei der Ver­anstal­tung Präsenz.
Heute hinge­gen blieb der „dritte Weg“ sowohl in Zossen, als auch in Dams­dorf jedoch weit­ge­hend unter sich.
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(Anti)militarismus

Mit Kanonen gegen Spatzen

Am Mon­tag, dem 01.06.2015, wurde uns eine Unter­las­sungsklage des Amts­gerichts Straus­berg zugestellt. Klägerin ist die Stadt Straus­berg in Vertre­tung der Bürg­er­meis­terin. Es wird zum einen gefordert, die bun­deswehrkri­tis­chen Trans­par­ente, sowie jegliche Schilder an Zäunen und Wän­den zu entfernen.
Die Stadt Straus­berg sieht ihre Inter­essen bezüglich der Bun­deswehrpaten­schaft durch Aus­sagen wie “300 Jahre Gar­nison­sstadt, 300 Jahre Krieg — Kein Grund zum Feiern” ver­let­zt, und will uns unter Andro­hung von Strafgeldern zwin­gen, alle Trans­par­ente und Schilder abzuhängen.
Wir haben bere­its in der Ver­gan­gen­heit in vie­len Schreiben und auch auf der Stadtverord­neten­ver­samm­lung zu unser­er poli­tis­chen Posi­tion zur Bun­deswehr Stel­lung bezo­gen und auf unser Recht auf freie Mei­n­ungsäußerung ver­wiesen. Wir sind der Ansicht, dass in unser­er Gesellschaft The­men kri­tisiert wer­den dür­fen und müssen. Dies soll durch die Klage ver­hin­dert wer­den. Es entste­ht der Ein­druck, jegliche öffentliche Kri­tik an der Bun­deswehr soll unter­drückt werden.
Ste­fanie Hinze für’s AJP 1260 stellt fest: “Wir wehren uns dage­gen, Kindern zu ver­mit­teln, dass Kriegs­gerät nor­male Mit­tel der Kon­flik­tlö­sung sind und beto­nen damit, dass Klassen­z­im­mer, Uni­ver­sitäten, Aus­bil­dungs­be­triebe, etc. keine Orte für mil­itärische Insti­tu­tio­nen und deren Nach­wuch­sakquise sein dür­fen. Darauf beziehen sich u.a. auch die Aus­sagen der anderen Trans­par­ente”, so Hinze weiter.
Erst Ende April wies Bran­den­burgs Bil­dungsmin­is­ter Baaske (SPD) darauf hin, dass eine sach­liche Darstel­lung der Bun­deswehr im Klassen­z­im­mer stat­tfind­en müsse und Lehrer aufge­fordert seien, die Ver­anstal­tun­gen zu mod­erieren. Das hört sich wie ein Weck­ruf an — der aber bun­desweit in den Klassen­z­im­mern real so nicht stattfindet.
“Ein prak­tis­ches Beispiel dafür, wie Mil­i­tarisierung der Gesellschaft funk­tion­iert, sahen wir am ‘Tag der Reservis­ten’ in Straus­berg. Da wur­den voll funk­tion­stüchtige Kriegs­geräte (u.a. MIM-104 Patri­ot) nicht nur neben einem all­seits beliebten Kinder­spielplatz am See, son­dern zu allem Über­fluss auch noch neben einem jüdis­chen Gedenk­fried­hof unkom­men­tiert akzep­tiert,” so Hinze.
Woche für Woche find­en im gle­ichem Rah­men Refer­ate statt. Dabei spielt der Stan­dort Straus­berg ‑konkret das Zen­trum Infor­ma­tion­sar­beit Bun­deswehr- bei der Koor­dinierung dieser Auftritte eine entschei­dende Rolle.
“In Straus­berg wer­den spezielle Ange­bote der Öffentlichkeit­sar­beit koor­diniert von nationalen und inter­na­tionalen Sem­i­naren bis zum Ein­satz der Jugend­of­fiziere der Bun­deswehr in Schulen. Hier muss die Poli­tik nachbessern”, fügte Ste­fanie Hinze ergänzend hinzu.
Da wir zum jet­zi­gen Zeit­punkt keine andere Wahl haben, wer­den wir uns anwaltlich vertreten lassen und ver­suchen, den Prozess den wir gezwun­gen sind zu gehen, so trans­par­ent wie möglich zu halten.

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