Unter dem Motto “Die Gedanken sind frei” wollen die “Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland” am 24. Oktober 2015 um 9 Uhr in Neuruppin am Amtsgericht eine Kundgebung veranstalten. Diese richtet sich gegen den § 130 StGB (Volksverhetzung) und den §86a (Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen).
Viele Faschist_Innen berufen sich immer wieder positiv auf die Rede- und Meinungsfreiheit – natürlich auf die eigene… Das ist in vielerlei Hinsicht eine absolute Farce! Warum? „Die Gedanken sind frei“…
Es gibt zurecht Aussagen, die juristisch verfolgt werden. Dies geschieht insbesondere wenn durch Äußerungen eine Person oder Gruppe beleidigt oder diskriminiert wird. Zum Anderen gibt es den Straftatbestand der Volksverhetzung und den §86a (Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen). Diese Paragraphen können gegen menschenverachtende Äußerungen von Neonazis und Rassist_Innen eingesetztwerden – und das ist auch gut so:
Die rassistische Welle, die aktuell durch dieses Land schwappt, ist erschreckend. Insbesondere in der vermeintlichen Anonymität des Internets äußern viele Menschen ihren tiefen und unreflektierten Hass gegen geflüchtete Menschen. Eine Untergrenze für das Niveau an niederträchtigen Gewalt- und Mordphantasien scheint es nicht zu geben. Die Forderungen nach Abschiebungen, Vergasung oder Erschießung von Geflüchteten, die Verherrlichung von Brandanschlägen auf Asylunterkünfte sind KEINE Meinungsäußerungen! Wer so etwas schreibt, sagt oder tut hat jede zivilisatorische Grundlage eines menschlichen Umgangs verlassen und fordert die blanke Barbarei, das Recht des vermeintlich „Stärkeren“, Selbstjustiz – hier greift der altbekannte Spruch: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen! Es sind schlichtweg Faschist_innen und Menschenfeind_innen! Mit ihnen kann es keine Diskussion oder Austausch geben – ihren hetzenden und menschenverachtenden Äußerungen darf kein Raum gegeben werden, damit ihre Worte keine Taten zünden!
Eine sachliche Diskussion über Flucht, Fluchtursachen und die Notwendigkeit von Asyl in der aufgeheizten Stimmung ist kaum möglich. In der Politik wird Angst geschürt, was den Faschist_Innen Zulauf gibt und sie stärkt. Das ist unverantwortlich! Das „Problem“ mit den Flüchtlingen ist keinesfalls unlösbar: Deutschland ist reich genug, es gibt genügend Platz und Ressourcen. Das Zusammenspiel dieser Politik und der Politik anderer Länder, wie Ungarn, der Slowakei, Tschechien usw., welche vor kurzem temporär wieder Grenzkontrollen gegen den sogenannten „Flüchtlingsstrom“ einführten und Zäune errichteten, ist unerträglich!
Die Politik gibt die Schuld für ihr eigenes Totalversagen den Flüchtlingen, die dafür am wenigsten können und reagiert mit menschenunwürdigen Methoden! Was für ein Schmierentheater! Wenn deutsche Waffenexporte die weltweiten Konflikte anheizen und so Flucht erzwingen, ist Deutschland auch verpflichtet die Folgen dieser falschen Politik zu tragen! Das soll allerdings nicht der Hauptgrund unserer Forderung nach einer Aufnahme von Geflüchteten sein, denn jeder Mensch sollte das Recht haben, von Krieg, Leid und Armut zu fliehen! Die Geflüchteten sind nicht Schuld an den Umständen in den Ländern, die sie zur Flucht zwingen!
In diesem Sinne: Nazis & Rassist_innen – Haltet die Fresse! Niemals werden wir eure dumm-dreisten Lügen und euren rechten Terror widerspruchslos akzeptieren! Für die Freiheit, für das Leben! Refugees Welcome!
INFORIOT Nachdem die NPD Brandenburg am Freitag (16. Oktober) ihre flüchtlingsfeindliche Hetze mit Unterstützung von „besorgten BürgerInnen“ in Cottbus auf die Straße getragen hat, wollte sie dies einen Tag später in Schönefeld und Velten wiederholen. Jedoch waren ihre Auftritte dabei jeweils ein totaler Reinfall. Schönefeld: Absturz für die NPD Brandenburg
An der Einmündung einer Seitenstraße, unweit des Bahnhofs Flughafen Schönefeld, versammelten sich am morgen ab etwa 10 Uhr ca. 17 Neonazis der NPD unter dem Motto „Das Boot ist voll“. Eigentlich wollten sie ankommende Geflüchtete „begrüßen“, die dort am Morgen mit einem Sonderzug aus Bayern eintreffen sollten. Der Zug wurde jedoch zum Berliner Bahnhof Lichtenberg umgeleitet, von dem der Anmelder Robert Wolinski der NPD Oberhavel erst vor Ort von der Polizei erfahren hatte.
Selbst uneinig was nun zu tun sei, entschloss sich der stellv. Bundes- und stellv. Landesvorsitzende der NPD Ronny Zasowsk eine kurze Rede vor Ort zu halten. Die übrigen NPDlerInnen, u. a. auch Aileen Rokohl, Stadtverordnete aus Bernau, wirkten dabei mit ihren zwei Transparenten und Schildern verloren an der vielbefahrenen Bundesstraße 96, wo nur wenigen Passant_innen zu sehen waren. Nach etwa einer halben Stunde brachen sie ihre Kundgebung, die eigentlich bis 12 Uhr angemeldet war, vorzeitig ab und fuhren gemeinsam nach Lichtenberg um dort mit weiteren Neonazis der NPD Berlin gegen Geflüchtete zu hetzen. Anschließend sollte es ins nördlich von Berlin gelegene Velten gehen.
Berliner Antifaschist_innen mobilisierten unter dem Motto „Refugees begrüßen – NPD verabschieben“ ebenfalls nach Schönefeld. Dem schlossen sich insgesamt etwa 50 Menschen an, die direkt vor dem Bahnhof bzw. auf der gegenüberliegenden Straßenseite lautstark demonstrierten.
Velten: Gegendemonstrant_innen übertönen NPD-Reden
Am Nachmittag des Tages, ca. nach 17 Uhr, wurde eine weitere Anti-Asyl-Kundgebung in Velten (Oberhavel) abgehalten. Unter selbigen Motto wie in Schönefeld versammelten sich knapp 40 NPD AnhängerInnen und SympathisantInnen vor dem Veltener Rathaus. Auch diese Versammlung wurde durch Robert Wolinski angemeldet. Ihnen gegenüber standen über 150 Gegendemonstrant_innen, die mit Musik und lauten Rufen die NPD-Kundgebung übertönten. Zu der Gegenkundgebung haben verschiedene lokale Willkommensinitiativen, Kirchengemeinden und Parteien aufgerufen.
Bei der NPD Kundgebung waren bekannte Mitglieder und SympathisantInnen der NPD Oberhavel und JN Oranienburg, sowie weitere Neonazis aus dem Havelland und Neuruppin. Ein gelbes Transparent, welches sich explizit gegen die sog. “kriegstreibenden” Parteien CDU, SPD und Grünen richtet, wurde neben einem weiteren NPD Transparent präsentiert. Bei dem Transparent handelt es sich dabei um eins der Transparente, die bei den “Nein zum Heim”-Aufmärschen in Oranienburg und Zehdenick immer wieder in der Vergangenheit mitgetragen wurden. Die Präsenz in Velten verdeutlichte erneut die Nähe der sog. “Abendspaziergänge” zu der NPD.
Die Eröffnungsrede hielt der Neuruppiner NPD Stadtverordnete Dave Trick. Mit großen Mühe brüllte er seine Rede in das Mikrophon, denn von den Rufen der Gegendemonstrant_innen wurde er völlig übertönt. Nach etwa fünf Minuten brach er die Rede ab. Deutlich routinierter trug der Rathenower NPD Stadtverordnete Michel Müller seine Hetze durch das Mikrophon. Beide Reden wiesen kaum lokalen Bezug auf.
Zum Abend fand im Rathaus zeitgleich eine außerordentliche Stadtverordnetenversammlung (SVV) statt, die über einen Antrag der Fraktion “Pro Velten” zur Einrichtung eines Ausschusses für “Integrations- und Flüchtlingsfragen” entschieden werden sollte. In einem Änderungsantrag der SPD und CDU hat sich die Stadt Velten explizit gegen die Aktivitäten der NPD und des Veltener NPD Stadtverordneten Robert Wolinski gewendet und wurde gegen die Stimmen der NPD und “Pro Velten” angenommen. Bei der SVV handelte es sich um eine öffentliche Veranstaltung. Im Publikum befanden sich mehrere Neonazis. Insgesamt verlief die SVV ohne Störungen.
INFORIOT Mehr als 500 RassistInnen und Neonazis nahmen am Freitagabend (16. Oktober) an zwei flüchtlingsfeindlichen Demonstrationen in Cottbus-Sachsendorf in unmittelbarer Nähe einer neu eingerichteten Notunterkunft teil. Zur Unterstützung der Flüchtlinge hatte das Bündnis Cottbus Nazifrei eine antirassistische Demonstration zur Unterkunft organisiert, an der rund 300 Menschen teilnahmen. Dort fand ein Willkommensfest mit rund 200 Menschen statt, welches vom städtischen Bündnis “Cottbuser Aufbruch” initiiert worden war.
Rassistische Demo vorm Norma-Parkplatz
Gegen 18 Uhr, zeitgleich zum Willlkommensfest in der Notunterkunft, trafen sich ungefähr 400 „besorgte Bürger“ am Norma-Parkplatzin der Lipezker Straße zu einer unangemeldeten Versammlung. Die TeilnehmerInnen waren eine Mischung aus Sachsendorfer AnwohnerInnen, Hooligans und Neonazis. Bereits eine Woche zuvor wollte vom gleichen Ort aus eine unangemeldete Demonstration in ähnlicher Größe zur Notunterkunft in der Pozaner Straße durch Polizeiketten durchbrechen (Inforiot berichtete).
Am jetzigen Freitag war die Polizei zahlenmäßig präsenter und wirkte besser vorbereitet. Auch dieses Mal war die Versammlung nicht angemeldet. Nach dem Loslaufen versuchte ein Teil der DemonstrantInnen erneut zur Notunterkunft vorzudringen, wurde jedoch schnell durch die Polizei gestoppt. Daraufhin fand sich ein Anmelder für eine Eilversammlung und die TeilnehmerInnen zogen einige Meter weiter in der Lipezker Straße auf einen Parkplatz neben einer Tankstelle.
Als Wortführer des Abends zeigte sich ein Großräschener. In seiner Rede hetzte er, dass die Flüchtlinge „keine Krankheiten übertragen würden“, sondern viel mehr „Krankheiten in sich“ tragen würden. Desweiteren verstrickte er sich in krude Verschwörungstheorien, als er behauptete, dass die USA Deutschland durch einen „Flüchtlingssturm“ zerstören wollen würden. Aus der Menge heraus wurde “Merkel muss weg” skandiert. Nach einiger Zeit wurde die Eilversammlung aufgelöst und die OrganisatorInnen riefen dazu auf, sich der NPD-Demonstration einige Meter weiter anzuschließen. NPD-Demonstration
Ebenfalls um 18 Uhr versammelten sich zunächst etwa einhundert Neonazis am Zeltdach am Gelsenkirchener Platz. Angeführt wurde die Demonstration vom stellvertretenden Landesvorsitzenden der NPD Brandenburg, Ronny Zasowk. Die Infrastruktur wurde von bekannten Brandenburger Neonazis gestellt, auch die NPD-Pressesprecherin Aileen Rokohl trat als Rednerin in Erscheinung. Gleichzeitig wurde verschiedentlich betont, dass es sich nicht um einen organisationsgebundenen, sondern um einen “überparteilichen” Aufmarsch handeln solle. Etwa 200 Personen, die sich zuvor in der Lipezker Straße versammelt hatten, schlossen sich dem NPD-Marsch an.
Die Neonazi-Demonstration führte durch das Wohngebiet, machte mehrere Zwischenkundgebungen und endeten dann wieder am Gelsenkirchener Platz. Dabei wurden Parolen gerufen wie „Wir sind das Volk“ und „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“.Der Ruf „Wir wollen keine Asylantenheime“ wurde zeitweise zu “Wir wollen keine Asylantenschweine” verschärft. Immer wieder setzten sich kleinere Gruppen von der Demonstration ab. Auch im weiteren Stadtgebiet liefen Kleingruppen unkontrolliert herum. Insgesamt bot sich eine unübersichtliche Lage und ein gespenstisches Bild. Gegenproteste
Unter den Motto „Freundschaft überwindet Grenzen“ hatte das Bündnis „Cottbus Nazifrei“ bereits am Nachmittag zu einer Demonstration aufgerufen, an der knapp 300 Menschen teilnahmen. Die DemonstrantInnen zogen vom Cottbuser Hauptbahnhof über die Thielstraße zur Erstaufnahmestelle in der Poznaner Straße. Dort lief ein Willkommensfest des zivilgesellschaftlichen Bündnisses „Cottbuser Aufbruch“. An dem Fest nahmen ungefähr 200 Menschen teil. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke trat als Redner auf. Die DemonstrantInnen schlossen sich dem Willkommensfest an und stellten sich schützend vor die Unterkunft. Weitere rassistische Versammlungen angekündigt
Auf der NPD-Abschlusskundgebung kündigte Redner Ronny Zasowk an, dass es in zwei Wochen in Cottbus mit weiteren Antiflüchtlings-Protesten weitergehen solle. Bei der ersten rassistischen Demonstration war zuvor noch diskutiert worden, bereits in der kommenden Woche wieder aufzumarschieren. So oder so — in den kommenden Wochen wird die rassistische Demonstrationskampagne auch in etlichen anderen Orten weitergeführt werden. Die Facebook-Seite “Brandenburg wehrt sich” veröffentlichte eine Grafik, die für den Aufmarsch am 30. Oktober in Cottbus wirbt Mehr Bilder: hier.
Nach dem Aufmarsch von rund 400 „besorgten Bürger*innen“ und Neonazis im cottbusser Stadtteil Sachsendorf haben sich Rechtsppopulist*inen und Rassist*inen aller Couleur Südbrandenburg als neues Agitationsziel gesetzt. So wird für die nächsten Wochen gleich für mehrere Termine mobilisiert.
In der Vergangenheit war in Südbrandenburg eher ein Bild des solidarischen Miteinander geschaffen worden. Viele Menschen haben sich an dem Gelingen verschiedener Projekte beteiligt. So wurden Rückzugsräume, Begegnungsstätten, Kleiderkammern, Wohnraum, Feste, Initiativen und Zukunftsperspektiven geschaffen. Dabei wurden viele Hürden, seien es Sprachbarrieren oder kulturelle Unterschiede bewältigt. Es wurde und wird sich ausgetauscht, kennegelernt und die ein oder andere Freundschaft ist auch schon entstanden. Das Alles wäre ohne das Zusammenwirken eines breiten Spektrums der Gesellschaft nicht möglich.
Ob radikale Antifaschistin, Gewerkschafterin oder Bürgeraktivist, alle waren sich in dem Punkt es miteinander und nicht gegeneinander zu versuchen. Dabei sind Zusammenschlüsse und Projekte entstanden die vor 5 Jahren noch undenkbar waren. Dadurch sind neue Chancen für uns als eine antifaschistische und radikale Linke entstanden unsere Positionen wieder deutlich auf die Straße zu tragen. Faschistoide Strukturen wie z.B. PEGIDA müssen in diesem Kontext gesehen konsequent bekämpft und offen gelegt werden. Es muss klar sein das es keinen Platz für Leute gibt die Schutzsuchende zu Sündenböcken für das kapitalistische System erklären. PEGIDA in Cottbus?
Die Welle der Dummheit, Ignoranz und rassistischen Demagogie ist nun auch vollends in unserer südbrandenburgischen Pampa angekommen. Da mobilisieren Neonazis kurzerhand 400 Leute via Facebook und keine Woche später reiht sich eine Veranstaltung an die nächste. So wollen nicht nur NPD und AfD Cottbus als Mittelpunkt ihrer „Herbstoffensive“ sehen, auch „besorgte Bürger*innen“ rufen zum Protest auf. Neben diversen Aktionen in Cottbus sind auch Spremberg und Senftenberg auf dem Plan der braunen Hetzer.
Bei ihren Aktionen spielen sie dabei immer wieder mit Unterstellungen, Behauptungen und nutzen die Angst der Menschen schamlos für ihre Ziele aus. Aus dem Wissen in Cottbus bei der breiten Masse eben nicht auf fruchtbaren Boden zu treffen, werden notfalls auch „besorgte Bürger*innen“ mitgebracht.
Bei dem AfD-Aufmarsch am 04.11. rechnen wir mit einer hohen Zahl auswärtiger Teilnehmer*innen. Für den Tag ist AfD-Spitze Alexander Gauland angekündigt und PEGIDA (Dresden) hat für den Montag zuvor nicht in Dresden angemeldet. Es gilt dieser Provokation angemessen zu begegnen. Cottbus wird nicht wieder ein Homezone für Faschisten werden!
Für Alle die sich bisher für ein Miteinander eingesetzt haben kommt noch einmal eine Herausforderung hinzu. Antifaschismus heißt Kampf dem Faschismus! Jetzt heißt es Faschisten, Nazis, Rassisten und wie sie alle heißen mit Nachdruck zu bekämpfen. Daher rufen wir euch dazu auf euch mit kreativen Aktionen bei den folgenden Terminen zu beteiligen. Zeigt das Antifaschismus in Südbrandenburg keine Randerscheinung ist.
Fight Nazis! Support Refugees!
Faschismus bekämpfen! Auf allen Ebenen, mit allen Mitteln!
Termine
16.10. Cottbus: NPD und „Cottbus wehrt sich“ sabotieren! „Freundschaft überwindet Grenzen“-Demo 16:00
17.10. Spremberg: NPD-Aufmarsch verhindern!
26.10. Cottbus: Frauke Petry und AfD aus dem Stadthaus jagen!
30.10. Senftenberg: BraMM-Aufmarsch verhindern!
04.11. Cottbus: AfD-Aufmarsch zum Desaster machen!
Weitere Infos gibt in den nächsten Tagen hier.
Weitere Termine für ganz Brandenburg hier.
In wenigen Tagen soll es zur fußballerischen Begegnung zwischen Fortuna Babelsberg III und Welcome United 03 kommen. Die Stadt Potsdam bewirbt das Spiel der Kreisklasse C, welches am Sonntag den 18. Oktober um 14 Uhr auf dem Stern-Sportplatz in der Newtonstraße 8 stattfinden soll, als gelungenes Beispiel der Integration. Auch Oberbürgermeister Jann Jakobs hat sein Kommen angekündigt. [1]
Seit knapp vier Jahren ist jetzt bekannt, dass mit Mario Schober ein stadtbekannter Neonazi für Fortuna Babelsberg spielt und für das zweite Team der Männer im Tor steht. Über ihn und seine als auch die Aktivitäten von anderen Neonazis in Potsdamer Sportvereinen gab es in den folgenden Jahren mehrere Veröffentlichungen. [2]
Anstatt aber die dadurch angeregte Debatte ernsthaft zu führen, sich mit Neonazis in Vereinen und neonazistischer Ideologie in der Gesellschaft auseinanderzusetzen, rief die Stadt Potsdam für das Jahr 2015 die Kampagne „Potsdam bewegt sich!“ aus. Aus antifaschistischer Perspektive hat sich bisher jedoch gar nichts bewegt. Das ist wenig verwunderlich, hat doch die Stadt Potsdam, und insbesondere Jann Jakobs, mit sogenannter akzeptierender Jugendarbeit in der Vergangenheit erst dafür gesorgt, dass sich neonazistische Strukturen etablieren konnten – schließlich konnte in den Neunzigern, unter Jakobs Ägide als Jugendamtsleiter, in einem Förderprogramm zur Integration von rechten Jugendlichen eine der beliebtesten RechtsRockBands („Proissenheads“) zu ihrem Karriereanfang ungehindert in einem Potsdamer Jugendclub proben und in Fahrland wurde in den 2000er Jahren durch den Jugendclub Treffpunkt Fahrland e.V. und den Leiter Thomas Liebe das Wachsen einer neonazistischen Struktur im Potsdamer Norden ermöglicht.
Ähnlich wie damals ist bisher außer Beschwichtigungen, Ausweichmanövern und Dethematisierungen nichts geschehen. Ein deutlich schlechter Zwischenstand für eine Stadt, die sich gern als weltoffen und tolerant darstellt.
Innerhalb des Vereins Fortuna Babelsberg ist es nach unseren bisherigen Recherchen nicht nur Mario Schober, der rassistische und neonazistische Inhalte vertritt. Weitere Mitglieder, Trainer und Vorstandsmitglieder weisen eine gefährliche Nähe zu Neonazis oder ihrer Ideologie auf – oder vertreten diese ganz offen. Einschlägig verurteilter Neonazi als Sponsor
Ein kurzer Blick auf die Homepage von Fortuna Babelsberg zeigt für geschulte Augen die Verbindungen in ein neonazistisches Umfeld. Als einer der Sponsoren ist die Firma „B.M.S.“ aufgeführt- gemeint ist das vom Neonazi Marcus Schiller gegründete Unternehmen „Bau- und Montageservice Schiller“. [3]
Bis zu seiner Verhaftung 2005 war Marcus Schiller als brutaler und gewalttätiger Neonazi-Schläger an Angriffen auf alternative Jugendliche beteiligt. Im Jahr 2006 wurde er schließlich im Zuge des „Tram-Prozesses“ zu fünf Jahren Haft verurteilt. Im Juli 2005 hat er sich u.a. mit den noch immer aktiven Neonazis Oliver Oeltze, Oliver Kalies, Melanie Witassek, Danny Leszynski, Thomas Pecht und Benjamin Oestreich an einem Angriff auf zwei Personen beteiligt, unter denen sie einen bekannten Antifaschisten ausgemacht hatten. Angeklagt war er wegen versuchten Mordes.
In einer RBB-Dokumentation aus dem Jahr 2013 versuchte er sich, getarnt als „Maik B.“, als geläuterter Ex-Häftling zu inszenieren. Damals konnten wir zwar keine Abkehr und klare Distanzierung von seinen neonazistischen Taten und Gedanken erkennen, trotzdem entschieden wir uns dafür, seine Persönlichkeitsrechte zu wahren und kürzten in unserer Veröffentlichung seinen Nachnahmen ab – um eine mögliche „Resozialisierung“ nicht zu behindern. [4]
Heute ist klar, dass sich Schiller nicht aus seinem neonazistischen Umfeld gelöst hat, noch immer neonazistische Ideologie vertritt und wieder durch Gewalttaten aufgefallen ist. Anfang Juli 2015 war er zusammen mit Matthias Rettcke an einem Übergriff am Rathaus Babelsberg auf antifaschistische Fans des SV Babelsberg 03 beteiligt.
Neben dem Neonazi-Hooligan Matthias Rettcke gehörte auch Mario Schober zu den „alten Kameraden“, mit denen er nach seiner Haftentlassung Kontakt aufnahm – möglicherweise der Türöffner für sein Engagement bei Fortuna Babelsberg. Kontakte zu Neonazis bei Trainern, Schiedsrichtern und Vorstandsmitgliedern
Im Verein weisen mehrere Funktionsträger_innen eine gefährliche Nähe zu Neonazis auf. [5] Verschiedene Trainer sind per Facebook und im realen Leben, neben Mario Schober, mit verschiedenen Neonazis aus Potsdam befreundet.
René S., Co-Trainer des 2. Männer-Teams, ist beispielsweise mit den Neonazis Steve Schmitzer und Ilja Schartow befreundet. Schartow war Bassist der RechtsRockBand Proissenheads und ist dadurch über die Freundschaften mit dem Neonazi- und RechtsRock-Kader Uwe Menzel und Martin Rollberg in der bundesweiten neonazistischen Musikszene vernetzt. Er ist verantwortlich für verschiedene Morddrohungen gegenüber Antifaschist_innen in Potsdam, verschickte Anti-Antifa-Drohbriefe [6] und war auch an Angriffen auf alternative Jugendliche beteiligt.
Kai E., Co-Trainer des 3. Männer-Teams, ist neben Mario Schober auch mit Sebastian Glaser befreundet. Glaser war nach seinem Zuzug aus Berlin maßgeblich am Aufbau neonazistischer Strukturen in Potsdam beteiligt, hatte frühzeitig enge Kontakte zum mutmaßlichen NSU-Unterstützer Maik Eminger und beteiligte sich an mehreren gewalttätigen Übergriffen auf Antifaschist_innen.
Michael L., Mitglied des Vorstandes, 2. Vorsitzender des Vereins, Nachwuchsleiter für den Bereich „Kleinfeld“ und Trainer der E1-Junioren, ist genauso wie Markus G., einer der Schiedrichter des Vereins, mit Marcus Schiller befreundet.
Insgesamt sind die Inhalte, die die oben Genannten und ihr jeweiliges Umfeld u.a. virtuell präsentieren fragwürdig – offene Sympathien für die Bösen Onkelz oder FreiWild, Likes für die Hells Angels und deren Protagonisten Frank Hanebuth oder frauenfeindliche und andere sexistische Inhalte deuten auf ein Umfeld hin, in dem die seitens des Vereines oft bemühten, inhaltslose Begriffe der „Toleranz“ und der „Weltoffenheit“ hönischen Beigeschmack bekommen. Rassisten und Neonazis als Trainer?
Auf vielen virtuellen wie realen „Freund_innenlisten“ der Vereinsmitglieder finden sich natürlich auch die jeweiligen Spindnachbar_innen, Platzwart_innen oder Betreuer_innen. Dass in Vereinen, z.B. im Umkleideraum, über Persönliches, Vereinsinterna, Stadt, Region und Land gesprochen wird ist klar – und dass dies auch virtuell auf den jeweiligen Facebook-Seiten geschieht ebenso. Fragwürdig also, warum die meisten Offiziellen des Vereins mit Andre Hartmann, Daniel Friedrich und Normen Stengel befreundet sind, geschweige denn sie im Verein akzeptieren, präsentieren die drei doch offensichtlich rassistische, neonazistische und andere menschenverachtende Inhalte.
Andre Hartmann positioniert sich sehr prominent, nicht nur virtuell, in einem neonazistischen Umfeld und äußert rassistische und andere menschenverachtende Ideologien – und trainiert bei Fortuna Babelsberg die Kinder aus den Jahrgängen 2007 und 2008.
Bereits sein Profilbild bei Facebook ziert ein deutliches Statement, in dem ein klassisches Opferbild des deutschen rassistischen Abwehrdiskurses gezeichnet wird: Deutsche, die nicht mal mehr vermeintlich eindeutige Tatsachen im Asyldiskurs kritisieren dürfen, da sie sonst sofort als Nazis gebrandmarkt werden. So alt und bekannt, wie immer noch unreflektiert und bewusst an den eigentlichen Geschehnissen vorbei werden dabei rassistische Stereotype reproduziert. In zahlreichen weiteren Bildern, Kommentaren und Likes setzt sich so Stück für Stück ein Abbild seines menschenverachtenden und neonazistischen Weltbildes zusammen.
Vermeintlich witzige Bildchen mit rassistischen Beleidigungen und Collagen aus dem „Todesstrafe für Kinderschänder“-Diskurs reihen sich an Statements wie „Vergesst niemals Dresden“, welches durch die Verknüpfung mit einem bekannten und viel genutzten Bild der zerbombten Stadt Ende 1945 klar in einen revisionistischen Zusammenhang zu bringen ist. Auch seine musikalisch Vorliebe für RechtsRock von beispielsweise Neonazibands wie „Noie Werte“, „Bloodshed“, „Nordwind“, „Störkraft“, „Sleipnir“ oder „Heimatfront“ ist seiner Seite zu entnehmen. Auf 45 Seiten mit rassistischen oder neonazistischen Inhalten hinterlies er ein „like“ – dazu zählen neben Bekleidungsmarken wie Thor Steinar auch neonazistische und rassistische Vereinigungen wie die NPD, Junge Nationaldemokraten (JN), Der Dritte Weg, Alternative für Deutschland, PEGIDA, Ein Licht für Deutschland und andere regionale rassistische Bürger_innenbewegungen.
Weiterhin tummeln sich in seiner Freund_innenliste zahlreiche eindeutige Neonazis und immer wieder ganz normale sogenannte besorgte Bürger_innen – also Rassist_innen. In anderen Kommentaren wird Andre Hartmann von diesem Umfeld als „anständiger zuverlässiger intelligenter Kamerad“ beschrieben. Ein von ihm hochgeladenes Foto zeigt völkische Symbole und einen Wehrmachtssoldaten, die auf seinem Körper tätowiert zu sehen sind.
Weiterhin fällt Daniel Friedrich, bei Fortuna Babelsberg als Trainer für das 2. Männer-Team engagiert, durch offen rassistische und neonazistische Äußerungen auf. Genau wie bei Hartmann ziehen sich rassistische Witzchen, NPD-Propaganda und Likes für Thor Steinar oder glorifizierende Wehrmachtspropaganda durch sein Profil.
Dazu ist er neben Mario Schober, Marcus Schiller und Ilja Schartow auch mit dem verurteilten Neonazi-Schläger Oliver Kalies befreundet und kommentiert und liked dessen Bilder. Mit Marcus Schiller verbringt Friedrich auch seine Freizeit in neonazistisch-hooliganistischen Kreisen beim BFC Dynamo und arbeitet offenbar auch für dessen Baufirma „B.M.S.“.
Als Trainer der E3 und D4 Jugend ist im Verein Normen Stengel aktiv. Auch er äußert rassistische Ideologie offen, beklagt sich über einen „Asylwahn“ auf der Facebook-Seite der „German Defence League“, hetzt zusammen mit der rassistischen Bürger_inneninitiative „Brandenburg wehrt sich“ gegen die „Antifa“, beschwert sich mit einem „Like“ über eine vermeintlich andauernde Besatzung der BRD durch die alliierten Siegermächte und gibt zu verstehen, dass er Ian Stuart und die Neonazi-Band „Skrewdriver“ gut findet.
Auch Interesse an revisionistischer Geschichtsschreibung bekundet er durch die Mitgliedschaft in Gruppen wie „Der 2 Weltkrieg – Was wirklich geschah!“ (sic), „Ritterkreuzträger“ oder einer Gruppe, in der „Orden und Wehrpässe oder auch andere Dinge“ der Wehrmacht verkauft werden. Neonazistische Bekleidungsmarken versucht er durch Mitgliedschaften in den Gruppen „Ansgar Aryan Flohmarkt“ oder „Thor Steinar – Kleinanzeigen“ günstig zu erwerben. Nicht verwunderlich – rechte Hegemonie erschwert Konsequenzen
Nach diesen Erkenntnissen erklärt sich, warum sich der Verein Fortuna Babelsberg bisher scheute gegen rassistische und neonazistische Tendenzen sowie Neonazis in den eigenen Teams vorzugehen. Es fällt schwer gegen gleich mehrere Personen aufzubegehren, führe dies doch zu einem Eingeständnis, dass es ein Problem mit Neonazis gäbe. Dieses, leider sehr seltene, Eingeständnis von betroffenen Vereinen oder Strukturen hat aber noch nie zu Anfeindungen oder sonstigem geführt, sondern war immer der erste Schritt in einem progressiven Umgang mit der Thematik Neonazismus.
Ein mögliches Eingeständnis diesbezüglich von Fortuna Babelsberg und der Verweis der betreffenden Personen aus dem Verein kann dabei jedoch erst der Anfang sein. Eine Auseinandersetzung mit den Mechanismen rassistischer Diskriminierung sowie dem eigenen Umgang mit menschenverachtenden Ideologien und deren Vertreter_innen ist bei Fortuna Babelsberg und gesamtgesellschaftlich bitter nötig. Bildungsangebote dazu gibt es von verschiedenen Vereinen zu genüge. Nun ist es am Verein tatsächliche Konsequenzen zu ziehen.
Es gibt unzählige Beispiele in der bundesdeutschen Geschichte, die zeigen, wohin eine bewusste oder unbewusste Akzeptanz und Verständnis für menschenverachtende Ideologie führt. Nationalsozialist_innen und ihre Traditionen in den Reihen der deutschen (Sicherheits-)Behörden, staatliche Unterstützung neonazistischer Terrorstrukturen und eben auch Akzeptierende Jugendarbeit sowie das Herunterspielen von neonazistischen Thesen sind Nährboden für neonazistische Strukturen, Hetzjagten, Pogrome, Terroranschläge und Morde.
[1] http://www.potsdam.de/content/aktuelle-pressetermine-der-landeshauptstadt
[2] http://arpu.blogsport.eu/2012/02/20/cheer-for-ns-potsdamer-neonazi-mario-schober/ und http://arpu.blogsport.eu/2012/06/04/schober-und-pecht-noch-immer-etabliert-vereine-hofieren-neonazis/ und http://arpu.blogsport.eu/2014/11/11/potsdam-bewegt-sich-nicht-potsdamer-sportvereine-und-ihre-neonazis/
[3] http://www.fortunababelsberg.de/
[4] http://arpu.blogsport.eu/2013/06/08/rbb-dokumentation-verharmlosende-darstellung-neonazistischer-gewalttaten/
[5] alle Belege zu den Positionen im Verein von: http://www.fortunababelsberg.de/index.php/unser-verein/645-vorstand bzw. unter „Team Übersicht“
[6] http://jungle-world.com/artikel/2001/04/26416.html
Am vergangenen Freitag haben sich im Stadtteil Sachsendorf viele Menschen einer unangemeldeten Versammlung gegen die neue Flüchtlings-Erstaufnahmestelle in der Poznaner Straße angeschlossen. Im Internet ursprünglich als Versammlung angekündigt, die aufgrund von Sorgen und Ängsten stattfinden sollte, traten schnell dumpfer Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu Tage. Angst hatten wohl nur die Menschen, gegen die sich die illegale Versammlung richtete. Viel zu sehr erinnerte die Situation an den August 1992: Hunderte Neonazis hatten mehrere Tage lang Wohnblöcke angegriffen, die als Asylunterkünfte genutzt wurden. Es wurden Molotow-Cocktails, Flaschen und Steine geworfen. Diese Geschichte darf sich nicht wiederholen. Hier ist die Cottbuser Zivilgesellschaft gefragt.
Sachsendorf ist heute ein Stadtteil, der geprägt ist von Zuwanderung und Vielfalt. Geflüchtete werden dort schon seit Jahren in einer Sammelunterkunft untergebracht. Viele von ihnen bleiben in Sachsendorf nachdem ihr Asylantrag bewilligt wurde. Sie ziehen in eine eigene Wohnung, ihre Kinder gehen hier zur Schule oder in den Kindergarten, sie haben hier ihren Hausarzt. Oft bestehen enge Freundschaften und Bekanntschaften mit alteingesessenen Menschen. Sachsendorf, das vielen als sozialer Brennpunkt verschrien war, hatte einen guten Weg gefunden: Weg von der Stimmung der 90er Jahre hin zu einem Viertel in dem Migration als Chance begriffen wird.
Die Situation, dass Geflüchtete in den Turnhallen in der Poznaner Straße untergebracht werden, ist für alle neu und für niemanden wünschenswert. Unterschiedliche rechte Parteien versuchen aus der Situation Kapital zu schlagen und Bürger*innen auf ihre Seite zu ziehen. Neonazis aus dem organisierten NPD-Umfeld hetzen im Internet, initiieren und organisieren rassistische Versammlungen. Die Unterbringung der Geflüchteten in den Turnhallen dient den Nazis als Aufhänger, die Stimmung Anfang der 90er Jahre wieder aufleben zu lassen.
Unsere neuen Nachbar*innen müssen geschützt werden. Zugleich ist es wichtig, Vorurteile, Ängste und Unklarheiten zu beseitigen und miteinander ins Gespräch zu kommen oder zu bleiben. Es kann nicht das Ziel sein, innenpolitische Probleme auf dem Rücken von geflüchteten Menschen auszutragen. Wir sind überzeugt davon, dass es immer die bessere Lösung ist, sich in Freundschaft und mit freundschaftlicher Absicht zu begegnen.
Dazu laden wir die ganze Stadt am Freitag ein. Mit einer facettenreichen Demonstration wollen wir ein Zeichen der Solidarität setzen. Wir wollen beim Hoffest vor der Erstaufnahmeeinrichtung den Geflüchteten zur Seite stehen. Wir dürfen uns in unserer Hilfsbereitschaft und Humanität nicht spalten lassen — egal ob Helfende, Angestellte, Ehrenamtliche, Menschen aus der Stadtmitte, Sachsendorfer*innen, Neuzugezogene oder Alteingesessene. Denn Freundschaft überwindet Grenzen. FR 16.10. | 16:00 | Bhf. Cottbus
INFORIOT Am kommenden Freitagabend (16. Oktober) soll es im Cottbuser Stadtteil Sachsendorf erneut einen rassistischen Aufmarsch geben. Der Demonstrationsaufruf steht unter dem Motto “Cottbus wehrt sich — Das Boot ist voll — Asylbetrüger abschieben!”. Als Gegenaktivitäten sind eine antifaschistische Demonstration und ein Hoffest in der Flüchtlingsunterkunft geplant.
Am vergangenen Freitagabend hatte es ebenfalls in Sachsendorf einen unangemeldeten Aufmarsch von rund 400 rassistischen AnwohnerInnen und Neonazis gegeben. Dabei wurden mehrfach Polizeiketten überrannt und Polizeikräfte angegriffen. Erst kurz vor der Flüchtlingserstaufnahmestelle in der Poznaner Straße konnte die Polizei den Aufmarsch stoppen. Die Mobilisierung lief gänzlich über Facebook und Whatsapp-Nachrichtenketten. In der Flüchtlingsunterkunft fand zur gleichen Zeit ein Willkommensfest statt.
Der Aufruf für kommenden Freitag wird auf Facebook seit Montag vom Gubener Neonazi Alexander Bode gestreut. Bode war für die NPD aktiv und ist bekannt als Haupttäter der tödlichen Hetzjagd von Guben auf einen Asylbewerber im Jahr 1999.
Die rassistische Demonstration soll um 18.30 Uhr am Zeltdach in der Gelsenkirchener Allee beginnen. Es ist mit der Teilnahme von mehreren hundert RassistInnen zu rechnen, wobei dieses Mal der Anteil von organisierten Neonazis noch höher ausfallen dürfte. Die Werbung läuft über die Facebook-Seite von “Cottbus/Spree-Neiße wehrt sich” und über die Seite des NPD-Kreisverbands Lausitz.
Der “Lausitzer Rundschau” zufolge soll zusätzlich mindestens eine weitere Demonstration für kommenden Freitag angemeldet sein. Als Treffpunkt dient offenbar der Norma-Parkplatz in der Lipezker Straße, der auch vergangenen Freitag als Sammelpunkt diente. Insgesamt seien laut Polizei vier Veranstaltungen angemeldet.
Das städtische bürgerliche Bündnis “Cottbuser Aufbruch” hat angekündigt, am Freitag ab 16 Uhr ein Hoffest in der Flüchtlingsunterkunft in der Poznaner Straße zu veranstalten. Ebenfalls wird es eine Antifa-Demonstration des Bündnisses “Cottbus Nazifrei” geben, die um 16 Uhr am Hauptbahnhof startet.
Indes hat es in der Nacht von Samstag auf Sonntag in Cottbus einen Anschlag auf einen arabischen Lebensmittelladen gegeben. Laut Lausitzer Rundschau wurden Scheiben des Geschäfts in der Karl-Liebknecht-Straße eingeworfen und Hakenkreuze gesprayt.
Inforiot – 300–400 RassistInnen zogen am Freitagabend durch den Cottbuser Stadtteil Sachsendorf. Am kommenden Freitag soll es wieder Proteste geben. Die Demonstration, die zuvor über Facebook beworben wurde, war nicht angemeldet. Die Polizei wollte die unrechtmäßige Versammlung auflösen, war jedoch auf Grund der Menschenmenge überlastet. Zwar konnte die Polizei verhindern, dass die RassistInnen vor dem Heim sammeln und ließ sie mit „Ausländer raus“ und „Wir sind das Volk“-Rufen durch das Plattenbauviertel ziehen, konnte aber eine Auflösung nicht unmittelbar durchsetzten. Daraufhin haben sich selbst Einsatzhundertschaften aus Berlin nach Cottbus begeben. Der aggressiven Mob löste sich nach einigen Stunden auf. Anlass für den rassistischen Protest war ein Willkommensfest von Unterstützer_innen der Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in der Poznaner Straße. Sachsendorf vor 23 Jahren
Die Ausschreitungen in Cottbus-Sachsendorf sind nicht auf Grund und der Grenznähe zu Sachsen (von der Namensnähe mal abgesehen), dem Bundesland in dem inzwischen beinahe jeder kleine Ort von rassistischen Ausschreitungen bekannt geworden ist, besorgniseregend, sondern weil es Erinnerungen an die Krawalle vor 23 Jahren auslöst. „Drei Nächte voller Feuer, Angst und Gewalt in Cottbus“ hatten die Lausitzer Rundschau die rassistischen Pogrome rückblickend zusammengefasst. Damals demonstriereten mehrere hundert Neonazis vor der Asylunterkunft in Sachsendorf. Jedoch, anderes als in der vergangenen Nacht, nicht nur pöblend, sondern bewaffnet mit Steinen und Molotowcocktails. Eine der damals mitmischenden Neonazis war in den letzten Jahren Stadtverordneter der NPD in der Cottbusser Stadtverordnetenversammlung: Frank Hübner. Nächsten Freitag, gleiche Zeit
Für kommenden Freitag ist inzwischen im Internet wieder Ankündigungen für Proteste aufgetaucht. Am 16.10, um 18:30 Uhr wollen sich wieder RassistInnen in Cottbus treffen und gegen Asylpolitik und gegen Geflüchtete protestieren. Neben Cottbus sind für die kommenden Tagen in weiteren Orten in Brandenburg, u.a. in Spremberg am 17.10. und 30.10. in Senftenberg rassistische Aufmärsche sowie Naziaktionen angekündigt. Auf Inforiot halten wir über die aktuellsten Termine auf dem Laufenden.
Deutschland diktiert, wie Zufluchtsuchende untergebracht werden. Aktuelle Konzepte sind Zelte, Container, Turnhallen und Leichtbauhallen. Alle schaffen menschenunwürdige Lebensbedingungen. Bei aller Hilfsbereitschaft, die wir zeigen, gilt es, diese Lagerunterbringung konsequent zu kritisieren und vorhandene Alternativen umsetzen! Standorte wie z.B. die Heinrich-Mann-Allee und Eisenhüttenstadt sind nicht langfristig tragbar.
Wir forden die sofortige dezentrale Unterbringung und absolute Bewegungsfreitheit aller Menschen! Kommt am 06.10.2015 um 17 Uhr zum Alten Martk! Seid da! Seid laut! Seid Viele “Refugees Welcome — Everyone, Everytime, Everywhere! Against Accommodation in Camps and against Criminalisation of Refugees! No Lager!”
Germany is dictating the way in which people who seek for refuge are accommodatet. The current concepts are tents, containers, gyms and lightweight building constructions. All of them are providing a living only under desolate and inhumane conditions. With all the readiness to help, that we show, we must consistently criticise lager-accomodation and put existing alternatives into practice! Places such as the
Heinrich-Mann-Alle or Eisenhüttenstadt can not be long-term-solutions.
We call for the instant decentralised accomodation of all refugees and absolute freedom of movement for everybody! Come to “Alter Markt” on 06.10.2015 at 17.00 h! Be there! Be loud! Be many!
INFORIOT Für den “Tag der Deutschen Einheit” riefen Neonazis um die NPD-Aktivistin Manuela Kokott zu einer landesweit angelegten Aktion “über die Parteigrenzen hinaus” (Inforiot berichtete). In insgesamt 17 Städten wurden Kundgebungen, Mahnwachen und ein Infotisch angemeldet, von denen mit Ausnahme von Prenzlau alle stattgefunden haben. In 13 Städten fanden Protestveranstaltungen statt, bei denen sich mindestens ebensoviele bis deutlich mehr Menschen entgegen gestellt haben. Deutlicher Gegenwind in Oberhavel
Im Landkreis Oberhavel fand eine Kundgebung in Fürsteberg/Havel und ein Infotisch in Hennigsdorf statt. In Hennigsdorf inszenierte sich der Kreisvorstand der NPD Oberhavel, Burkhard Sahner, zusammen mit den NPD-Kreistagsverordneten Thomas Schulz und einer weiteren Person auf den Postplatz. Ihnen stellten sich ca. 30 Gegendemonstrant*innen entgegen.
In Fürstenberg/Havel nahmen an der NPD Kundgebung ungefähr 40 Personen teil, darunter viele BürgerInnen aus der Ortschaft wie auch der NPD Stadtverordnete Mario Popiela. Die NPDler führten das Transparent der aktuellen Anti-Asyl Kampagne “Asylbetrug macht uns arm” mit. Das selbe Transparent wurde am Vortag beim dritten “Abendspaziergang” in Zehdenick mitgeführt. Die Kundgebung wurde durch den Veltener NPD Stadtverordneten Robert Wolinski angemeldet. Unterstützend zur Durchführung kam eine ca. fünf-köpfige Besatzung aus Mecklenburg-Vorpommern und stellte die Logistik. Der Stargarder NPD Stadtverordnete Norman Runge trat bei der Kundgebung als Redner auf. Auf die Frage warum ein Ortsfremder die Kundgebung leitete, erwiderte Runge, dass die “Asylproblematik” in Brandenburg die gleiche sei
wie in Mecklenburg-Vorpommern und redete Standardphrasen runter. Personelle Unterstützung bekam die Kundgebung außerdem aus Templin. Dort fand ebenfalls eine Kundgebung statt, die jedoch frühzeitig beendet wurde. Einige Neonazis machten sich dann nach Fürstenberg auf.
Übertönt wurde die NPD Kundgebung von mehreren Seiten durch Gegendemonstrant*innen. An den Protest nehmen knapp 70 Personen teil. Sichtlich verärgert über den Lärmpegel der Gegenkundgebung versuchte Wolinski vergeblich die Protestierenden durch die Polizei von der NPD Kundgebung wegzubewegen. Kleinere Grüppchen ließen sich jedoch nicht nehmen in direkter Sicht- und Hörweite ihren Unmut kund zu tun. Bilder: hier. Kundgebung in Frankfurt (Oder)
Auch in Frankfurt (Oder) gab es heute eine Kundgebung der neonazistischen Kampagne “Wir sind das Volk”. Angemeldet vom stadtbekannten Neonazi Peer Koss der Gruppierung “Frankfurt (Oder) wehrt sich”, versammelten sich am Hauptbahnhof etwa 40 Neonazis. Koss selbst war nicht anwesend. Er hat zur gleichen Zeit eine Kundgebung in seiner neuen Heimatstadt Beeskow durchgeführt. Stattdessen war Steffi Schnapp, eine Freundin des Ehepaars Koss, für die Durchführung verantwortlich.
Der Großteil der Teilnehmenden bestand zumeist aus junge Frankfurter Neonazis. Jedoch reiste auch eine Delegation des neonazistischen “III. Weg” aus Potsdam-Mittelmark an. Pascal Stolle war sodann auch der einzige Redner in Frankfurt. Am “Tag der deutschen Einheit” sprach er davon, dass Deutschland vor 25 Jahren nur teilvereinigt wurde und die “Heimholung” der fehlenden Ost-Gebiete notfalls selbstgemacht werden müsste. Natürlich durfte die immer gleiche Hetze gegen Asylsuchende in Stolles Rede nicht fehlen. Mit der deutschen Nationalhymne in allen drei Strophen endete die Kundgebung.
Das Bündnis “Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)” rief zu Gegenprotesten auf, an denen sich insgesamt 100 Nazigegener*innen beteiligten. Die Polizei war verhältnismäßig mit vielen Einsatzkräften vor Ort. Die lautstarken Proteste übertönten die eher schwache Beschallungsanlage der Neonazis, so dass diese wenig zu hören waren. Bilder: hier. Auch in anderen Städten Ostbrandenburgs gab es Protest
In der Kreisstadt Beeskow sowie in Fürstenwalde fanden ebenfalls Neonazi-Kundgebungen statt. Auch dort organisierte sich lautstarker Gegenprotest. In Beeskow fanden sich 70 Antifaschist*innen zusammen um sich 20 Neonazis um das Ehepaar Koss entgegenzustellen. In Füstenwalde war das Kräfteverhältnis jedoch sehr ausgeglichen. 25 Neonazis standen genauso vielen Gegendemonstrant*innen gegenüber. Lediglich in Brieskow-Finkenheerd, wo der EA-Aktivist Björn Brusak eine rassistische Kundgebung angemeldet hatte, gelang es nicht Antifaschistischen Protest zu organisieren. Hier versammelten sich aber bis zu 40 Neonazis und “besorgte BürgerInnen”.