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Antifaschismus

Beeskow gegen Rassismus – Solidarität mit Geflüchteten

Tagtäglich sehen sich Men­schen gezwun­gen vor Bürg­erkriegen, Unter­drück­ungsreg­i­men oder Hungerkatas­tro­phen in sichere Län­der zu fliehen. Sie wollen so sys­tem­a­tis­ch­er Diskri­m­inierung, wirtschaftlichem Ruin, Gewalt oder Tod in ihren Herkun­ft­slän­dern entkom­men. Diese Men­schen brauchen unsere Solidarität!
Wir als Demokrat_innen müssen Geflüchtete willkom­men heißen und ein­er Ein­teilung unser­er Gesellschaft in ”Deutsche” und ”Nicht-Deutsche” ent­ge­gen­treten. Dabei ist es wichtig, den Kon­takt zu Geflüchteten zu suchen – sei es in der Schule, im Sportvere­in oder ander­swo – und sich für deren gesellschaftliche Teil­habe einzusetzen.
Doch ger­ade in den ver­gan­genen Monat­en mehren sich Aufmärsche Tausender, die gegen Geflüchtete het­zen und eine rigidere Abschiebung­sprax­is fordern. Tief sitzende ras­sis­tis­che Vorurteile wer­den immer vehe­menter geäußert und bilden den Nährbo­den für ver­bale Anfein­dun­gen und kör­per­liche Gewalt gegen Flüchtlinge sowie zulet­zt einen enor­men Anstieg von Anschlä­gen auf Geflüchtete­nun­terkün­fte. Der Ruf nach ein­er Ver­schär­fung des Asyl­rechts wurde in let­zter Zeit immer lauter. Auf par­la­men­tarischem Weg wird solchen Forderun­gen von Pegi­da und Co. ent­ge­gengekom­men. Flucht ist aber kein Ver­brechen! Der Zugang zu Schutz und Sicher­heit ist ein zen­trales Menschenrecht!
Asylfeindliche Stim­mung in Beeskow
Nun ver­sucht für Son­ntag, den 6. Sep­tem­ber, die Grup­pierung ‘Beeskow wehrt sich’ in der Kreis­stadt Beeskow gegen ver­meintlichen ‘Asylmiss­brauch’ zu mobil­isieren. Die Face­book-Gemein­schaft will als Ableger von ‘Frank­furt (Oder) wehrt sich’ Fuß in Beeskow fassen. Als wäre nicht schon der Name Hin­weis genug auf die Verknüp­fung zur Oder­stadt, so han­delt es sich beim Anmelder der Kundge­bung um Peer Koss, der eine der Führungs­fig­uren der neon­azis­tis­chen Frank­furter Grup­pierung ist. Dort stießen die Flüchtlingsgegner_innen zum vierten Mal in diesem Jahr auf den entschlosse­nen Gegen­protest des bre­it­en zivilge­sellschaftlichen Bünd­niss­es ‘Kein Ort für Nazis in Frank­furt Oder’. Nun soll anscheinend das ländliche Beeskow für deren Pro­pa­gan­da als Stan­dort in der Region gewon­nen wer­den. Wehret den Anfängen!
Wir sol­i­darisieren uns mit Geflüchteten und anderen Betrof­fe­nen von ras­sis­tis­ch­er Het­ze und Gewalt
In Beeskow kam es bere­its zu ver­schiede­nen Pro­voka­tio­nen gegenüber Flüchtlin­gen. Erin­nert sei an den Bombe­nalarm Anfang 2015, als ein Mon­i­tor als Bombe­nat­trappe im Innen­hof des Rathaus­es Beeskow mit der Auf­schrift ‘Allah lebt’ die Beeskower_innen ver­mut­lich in Angst vor islamistis­chen Ter­ror ver­set­zen sollte. Des Weit­eren drang am Jahre­san­fang ein Mann mit ein­er Sof­t­air-Waffe in ein Mehrfam­i­lien­haus ein und fragte nach der Woh­nung von Geflüchteten. Auch von Beläs­ti­gun­gen, Beschimp­fun­gen und explodieren­den Böllern in Balko­nen von Flüchtlings­fam­i­lien wurde berichtet.
Laut­stark­er Protest anstatt stummes Wegschauen!
Wir wer­den am 06.09. in der Kreis­stadt unsere Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten klar Aus­druck ver­lei­hen. Beeskow muss eine weltof­fene Stadt bleiben und darf Ras­sis­mus keinen Platz geben. Der Aufwind, welchen ras­sis­tis­che Bewe­gun­gen bekom­men, resul­tiert auch aus fehlen­den sicht­baren Gegen­protesten. Wegschauen und Schweigen ist daher keine Strate­gie im Umgang mit ras­sis­tis­ch­er Mobilisierung!
Unsere zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tive ‘Beeskow gegen Ras­sis­mus’ ist ein Zusam­men­schluss ver­schieden­er Einzelper­so­n­en aus dem Raum Beeskow. Wir stellen uns gegen Men­schen­ver­ach­tung und jegliche Art von Diskri­m­inierung vom Men­schen auf­grund ihrer Herkun­ft. Etliche pos­i­tive Beispiele zivilge­sellschaftlichen Protestes zeigen, wie Men­schen erfol­gre­ich ein Zeichen gegen Ras­sis­mus set­zen kön­nen. Mit demokratis­chen und human­is­tis­chen Werten wollen wir men­schen­ver­ach­t­en­den Posi­tio­nen und Hass gegenüber Geflüchteten eine klare Absage erteilen und für eine leb­hafte anti­ras­sis­tis­che Kul­tur in Beeskow werben.
Mit diesem Aufruf möcht­en wir alle demokratis­chen Kräfte in Beeskow dazu ein­laden, sich auf vielfältige, entschlossene und friedliche Art und Weise am laut­starken Protest gegen die Ver­anstal­tung der Rassist_innen und Nazis zu beteili­gen. Dabei sind wir sol­i­darisch mit allen, die unser Ziel teilen, sich den ras­sis­tis­chen Aktio­nen entgegenzustellen.
Kein Raum für Ras­sis­mus! Beeskow bleibt bunt!
Beeskow, den 23.08.2015

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Antifaschismus

Nauen: Kundgebung und Spontandemo nach mutmaßlichem Brandanschlag auf Flüchtlingsnotunterkunft

Titel
Nach dem in der Nacht zu Dien­stag eine als Notun­terkun­ft für Flüchtlinge geplante Sporthalle abbran­nte, hat­ten am frühen Abend unge­fähr 350 Men­schen im havel­ländis­chen Nauen Flagge gegen Ras­sis­mus gezeigt. Ab 18.00 Uhr fand dazu zunächst eine Kundge­bung an der Baustelle zum geplanten Flüchtling­sheim am Walde­mar­damm statt. An dieser nah­men zahlre­iche anti­ras­sis­tis­che und antifaschis­tis­che Ini­tia­tiv­en, Poli­tik­er aus dem Bund, Land, Kreis und der Kom­mune sowie Bürger_innen teil. In mehreren Rede­beiträ­gen wurde sich über die offen­sichtliche Brand­s­tiftung entrüstet und zu mehr Tol­er­anz und Weltof­fen­heit aufgerufen. Auch Nauens Bürg­er­meis­ter Detlef Fleis­chmann war unter den Red­nern. Er hat­te bere­its am Vor­mit­tag ein­er Erk­lärung veröf­fentlicht, in dem sich die Stadtver­wal­tung den mut­maßlichen Bran­dan­schlag scharf verurteilt. „Sollte das Feuer tat­säch­lich auf einen mutwilli­gen Bran­dan­schlag zurück­zuführen sein, sprechen wir hier von ein­er feigen und sinnlosen Tat, die an Niederträchtigkeit kaum zu über­bi­eten ist“, so Bürg­er­meis­ter Fleischmann.
Anschließend formierte sich die Kundge­bung zu ein­er spon­ta­nen Demon­stra­tion und zog dann zunächst durch ein Neubauge­bi­et, das von Neon­azis und Rassist_innen in der jüng­sten Ver­gan­gen­heit immer wieder als Auf­marschge­bi­et genutzt wurde. Danach ging es Rich­tung Bahn­hof bis zum Kreisverkehr in der Damm­straße und von dort durch die Altstadt.
Vere­inzelt ließen sich kurzzeit­ig auch Neon­azis am Rande der Demon­stra­tion sehen. Diese zogen es dann aber vor, schnell wieder zu verschwinden.
Zur abge­bran­nten Sporthalle führte die Demon­stra­tion allerd­ings nicht. Die Straße zur Halle war wegen den anhal­tenden Löschar­beit­en voll­ständig gesperrt.
Die Polizei ermit­telt zurzeit zu den genauen Umstän­den des Bran­des. Ein tech­nis­ch­er Defekt wird aber weit­ge­hend aus­geschlossen. Brand­s­tiftung erscheint als die wahrschein­lich­ste Ursache.
Het­zkam­pagne von Neon­azis und Rassist_innen
Der mut­maßliche Bran­dan­schlag auf die geplante Notun­terkun­ft in Nauen ist der trau­rige Höhep­unkt ein­er beispiel­losen Eskala­tion ras­sis­tis­ch­er Stim­mungs­mache im Havel­land. Aus­ge­hend von mas­siv­en Het­zkam­pag­nen lokalen neon­azis­tis­ch­er Organ­i­sa­tio­nen und ras­sis­tisch motiviert­er Bürger_innenvereinigungen im Inter­net, kam es hier bere­its im Feb­ru­ar 2015 zu Tumul­ten bei ein­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung, als über den Verkauf eines Grund­stück­es der Stadt Nauen an den Land­kreis abges­timmt wer­den sollte. Neon­azis und Rassist_innen provozierten den Abbruch der Ver­anstal­tung und kon­nten nur durch den Ein­satz der eiligst her­an­be­orderten Bere­itschaft­spolizei vom Gelände ent­fer­nt und zer­streut werden.
Die Pla­nung der Errich­tung ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Flüchtlinge und Asyl­suchende kon­nten die Störer_innen zwar nicht aufhal­ten, führte jedoch in den fol­gen­den Wochen eigene Het­zver­samm­lun­gen durch. Von März bis Juli 2015 fan­den allein sechs der­ar­tige Ver­anstal­tun­gen statt, die wahlweise von Aktivis­ten der NPD, „Freien Kräften“ oder Vere­ini­gun­gen mit ähn­lich­er Inten­sion angemeldet wur­den. Eine beson­dere Rolle spielte u.a. dabei auch der derzeit­ige NPD Stad­trat Maik Schnei­der. Gegen ihn wird zurzeit u.a. wegen der Tumulte bei der Nauen­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung ermit­telt. Er soll dort als Rädels­führer aufge­treten sein. Heute war er eben­falls kurzzeit­ig am Rande der Kundge­bung zu sehen.
Unrühm­liche Anschlagsserien
Bere­its in den 1990er Jahren gab es in und um Nauen eine aktive, gewalt­bere­ite Neon­aziszene. Am 3. Sep­tem­ber 1992, weni­gen Tage nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen,brannte beispiel­sweise ein bewohntes Asyl­be­wer­ber­heim in Ketzin/Havel, südlich von Nauen,nach einem neon­azis­tis­chen Angriff mit Molo­tow-Cock­tails voll­ständig aus. Wie durch ein Wun­der kam dabei nie­mand ums Leben.
In den 2000er Jahren set­zte die neon­azis­tis­che Ter­rorvere­ini­gung „Freiko­rps Havel­land“ die Spur des Feuers weit­er fort. Die Täter_innen set­zten dabei mehrere Lokale und Imbissstände von Migrant_innen im Osthavel­land in Brand. Der damals gefasste Haupt­täter aus ein­er Gemeinde in der Nähe von Nauen war nach Ver­büßung sein­er Haft­strafe weit­er­hin im Neon­az­im­i­lieu aktiv und nahm an diversen Ver­samm­lun­gen von NPD und „Freien Kräften“ teil. Zudem verkehrte er regelmäßig in einem inzwis­chen geschlosse­nen Szen­e­tr­e­ff­punkt in Nauen.
Auch die aktuelle Anschlagsserie auf Parteibürosin Nauen trägt ein­deutig neon­azis­tis­che Züge. Dabei wur­den mehrfach Ein­rich­tun­gen der Partei DIE.LINKE und der SPD mit neon­azis­tis­ch­er Pro­pa­gan­da bek­lebt, mit Farb­bomben ange­grif­f­en oder die Fen­ster­scheiben eingeschlagen.
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Kein Ende in Sicht

INFORIOT  Am Abend des 25. August haben knapp 350 Men­schen gegen Ras­sis­mus und Neon­azis in Nauen demon­stri­ert. Anlass war der Brand ein­er Turn­halle, die als Notun­terkun­ft für Geflüchtete genutzt wer­den sollte, in der Nacht von Mon­tag zu Dien­stag. Die Unterkun­ft sollte in weni­gen Tagen vorüberge­hend bezo­gen wer­den, da ein Gebäude zur weit­eren Unter­bringung noch errichtet wer­den soll.

350 bei der Mahnwache in Nauen.
350 bei der Mah­nwache in Nauen.

Ras­sis­tis­che Gewalt: Kein Ende in Sicht
Gegen zwei Uhr Nachts bran­nte die Turn­halle bere­its so stark, dass die Feuer­wehr keine Chance hat­te das Gebäude zu ret­ten, berichtet die MAZ. Es bran­nte kom­plett aus. Zu sehen sind nur noch ver­rußte Wände und durchge­bran­nte Über­reste von Kabeln und Verklei­dung. Auch wenn bish­er keine Tatverdächti­gen ermit­telt wur­den, ist mit ziem­lich­er Sicher­heit klar, dass es sich hier um einen ras­sis­tis­chen Anschlag han­delte. Denn der Angriff auf die geplante Notun­terkun­ft in der Kle­in­stadt Nauen kam nicht über Nacht. Er kam qua­si mit Ankündi­gung. Immer wieder waren in Nauen ras­sis­tis­che Vor­fälle bekan­nt gewor­den. Ange­fan­gen bei ein­er Bürger_innenversammlung zum The­ma Unter­bringung im Feb­ru­ar, die von Neon­azis so mas­siv gestört wurde, dass die Ver­anstal­tung abge­brochen wer­den musste. Es fol­gten Kundge­bun­gen gegen Asylpoli­tik u.a. im Mai von der ras­sis­tis­chen Face­bookini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ und durch die NPD im Juli. Im Juni und Juli kam es zu ein­er Serie von Anschlä­gen auf Parteibüros der Linken und der SPD.
Die Turnhalle brannte völlig aus.
Die Turn­halle bran­nte völ­lig aus.

In den let­zten Tagen und Wochen waren es vor allem die säch­sis­chen Städte Fre­ital und Hei­de­nau die durch ras­sis­tis­che Proteste in die Schlagzeilen ger­at­en waren. Doch auch in Bran­den­burg ist die Zahl ras­sis­tis­ch­er Proteste und Gewalt­tat­en alarmierend. Allein in diesem Jahr gab es nach Angaben der Opfer­per­spek­tive 88 rechte Angriffe. Der Großteil davon mit ras­sis­tis­chem Hin­ter­grund. Die Zahl ist umso erschreck­ender, wenn die Vor­jahreszahl von 92 Angrif­f­en in Rela­tion dazu geset­zt wird: Die 88 Angriffe beziehen sich nur auf die erste Jahreshälfte 2015. 92 wur­den im ganzen Jahr 2014 verübt. Der Anschlag in Nauen ist Angriff Num­mer 89.
Politiker_innen im Redeschwall 
Nur wenige Stun­den nach dem Anschlag, hat­te die lokale Ini­tia­tive „Nauen für Men­schlichkeit“ zu ein­er Kundge­bung am Ort der geplanten Unterkun­ft, einige hun­dert Meter von der Turn­halle ent­fer­nt, aufgerufen. Gefol­gt waren dem Aufruf nicht nur engagierte Anwohner_innen, Antifaschist_innen aus Berlin und Bran­den­burg, son­dern auch eine Rei­he von Lan­des- und Kommunalpolitiker_innen, die sich in ihren Reden zu übertr­e­f­fen ver­sucht­en. So forderte beispiel­sweise Klaus Ness, Frak­tionsvor­sitzen­der der SPD im Bran­den­burg­er Land­tag, einen „Auf­s­tand der Anständi­gen“ und „den Anstand der Zuständi­gen“. Ursu­la Non­nen­mach­er, Grü­nen­poli­tik­erin im Land­tag, sah in der AfD die geisti­gen Brand­s­tifter. Der Falkensee Bürg­er­meis­ter war der Ansicht, die Par­al­le­len zu 1933 seien deut­lich: Bei den Neon­azis und ras­sis­tis­chen Angreifern han­dle es sich ähn­lich wie bei der SA um Kampftrup­pen auf der Straße. Als er im Weit­eren davon sprach, dass es sich bei dem Angriff auf die Turn­halle nicht nur um einen Angriff auf Asylbewerber_innen han­dle, son­dern auch auf Deutsch­land, hagelte es Buhrufe. Für Nation­al­staat und deutsche Iden­tität fand er wenig Sym­pa­thie unter den antifaschis­tis­chen Teilnehmer_innen. Eben­so wenig Begeis­terung ern­tete ein­er der nach­fol­gen­den Red­ner, der sich statt über die ras­sis­tis­che Tat, über den Schaden für die Turn­halle als Gebäude aus­ließ. Deut­lichere Worte fand dage­gen ein Antifaschist, der auf den Ras­sis­mus in der Mitte der Gesellschaft hin­wies und auch die CDU als Teil des ras­sis­tis­chen Main­streams ausmachte.
Bürgermeister Detlef Fleischmann (SPD) sprach bei der Auftaktrede, dass die Geflüchteten "jetzt erst recht" in Nauen aufgenommen werden.
Bürg­er­meis­ter Detlef Fleis­chmann (SPD) sprach bei der Auf­tak­trede, dass die Geflüchteten “jet­zt erst recht” in Nauen aufgenom­men werden.

Spon­tandemon­stra­tion durch die Innenstadt
Nach Abschluss der Kundge­bung zogen die Teilnehmer_innen mit ein­er spon­ta­nen Demon­stra­tion durch die Nauen­er Innen­stadt. Laut­stark wur­den anti­ras­sis­tis­che Sprechchöre wie „Say it loud, say it clear: Refugees are wel­come here“ und „No Bor­ders, no nations, stop depor­ta­tion“ geäußert. Als Aufruf an alle Anwohner_innen am Rande der Demon­stra­tion wurde „Vorurteile hin­ter­fra­gen, Ja zu neuen Nach­barn sagen!” gerufen.
Spontandemonstration durch die Innenstadt.
Spon­tandemon­stra­tion durch die Innenstadt.

Ver­suchter Nazian­griff auf Versammlung 
Während der Ver­samm­lung kam es zu zwei Zwis­chen­fällen: Drei Neon­azis ver­sucht­en sich der Kundge­bung zu näh­ern, wur­den jedoch frühzeit­ig fer­nge­hal­ten. Einige Zeit später, taucht­en wiederum acht Neon­azis mit Eisen­stan­gen auf und woll­ten den Spon­tanaufzug angreifen. Dazu kam es dank antifaschis­tis­ch­er Inter­ven­tion jedoch nicht. Auch der Neon­azikad­er und NPD-Stadtverord­nete in Nauen Maik Schnei­der soll sich in der Nähe der Demon­stra­tion aufge­hal­ten haben.
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Brandanschlag auf geplante Asylnotunterkunft in Nauen: Kundgebung gegen Rassismus.

INFORIOT Fre­ital, Meißen, Hei­de­nau und jet­zt Nauen (Brb): In der heuti­gen Nacht wurde ein mut­maßlich­er Bran­dan­schlag auf die Turn­halle des Ober­stufen­zen­trums in Nauen verübt. Die Turn­halle befand sich im Umbau zu ein­er Asyl­no­tun­terkun­ft und sollte noch in dieser Woche bezo­gen wer­den. Das Gebäude bran­nte kom­plett aus. (Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen: http://www.maz-online.de/Brandenburg/Nauen-Alles-deutet-auf-Brandanschlag-hin)
Der Bran­dan­schlag ist die trau­rige Spitze ein­er Serie von ras­sis­tis­ch­er Schikane im Inter­net, Nazidemon­stra­tio­nen und Anschlä­gen auf Parteibüros und Geflüchtetenunterstützer_innen in der Stadt. Es gilt: Wenn Rassist_innen angreifen, sorgt dafür, dass sie es nie wieder tun!

Heute:
Kundge­bung gegen Ras­sis­mus 18:00 Uhr – Waldemardamm/Kreuztaler Straße; Nauen

Zugtr­e­ff­punkt aus:
DI 25.08.2015 | Pots­dam Hbf | 16.45 | Gleis 4 | Abfahrt: 16:55
DI 25.08.2015 | Bhf. Alexan­der­platz | 17:00 | Gleis 2 | Abfahrt: 17:19

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Brandenburg an der Havel: Einwohner_innenversammlung zur Aufnahme neuer Flüchtlinge im Ortsteil Kirchmöser

2015.08.24 Brandenburg-Kirchmoeser Einwohnerversammlung Asyl (1)

Am gestri­gen Abend hat­te die Stadt Bran­den­burg an der Hav­el zu ein­er Einwohner_innenversammlung im Ort­steil Kirch­mös­er geladen. Einziger Tage­sor­d­nungspunkt war die geplante Unter­bringung von 75 Flüchtlin­gen in einem neu ein­gerichteten Über­gang­sheim im Ort­steil­ge­bi­et. Zu der Ver­samm­lung waren unge­fähr 120 Men­schen erschienen, darunter auch Sympathisant_innen des neon­azis­tis­chen Milieus. Die Ver­anstal­tung lief jedoch ohne nen­nenswerte Störun­gen ab. Offen­bar vor­sor­glich war die Polizei jedoch mit mehreren Ein­satzkräften vor Ort.
All­ge­meine Informationen
Wie auch bei den vor­ange­gan­genen Einwohner_innenversammlungen in der Walzw­erk­sied­lung und in Hohen­stück­en führte auch heute wieder Bran­den­burgs Beige­ord­neter Wolf­gang Erlebach mit all­ge­meinen Fak­ten zum The­ma Asyl in die Ver­samm­lung ein, bevor er speziell auf die Sit­u­a­tion in der Stadt zu sprechen kam. Dem­nach ist die Stadt Bran­den­burg an der Hav­el bis Ende 2015 verpflichtet momen­tan unge­fähr 665 Men­schen, die vor allem wegen andauern­der Kriege und Ver­fol­gung aus ihren Heimatlän­dern flo­hen, eine Unterkun­ft bere­itzustellen. Dafür ste­hen zurzeit nur die Gemein­schaf­tun­terkun­ft für 288 Per­so­n­en in Bran­den­burg-Nord, Woh­nun­gen im Ver­bund für 81 Per­so­n­en und eigen­er Wohn­raum für 50 Per­so­n­en zur Ver­fü­gung. Zu wenig angesichts der steigen­den Zahl der Flüchtlinge.
Allerd­ings ist mit geplanten Unterkün­ften in der Walzw­erk­sied­lung und in Hohen­stück­en weit­er­er Raum für die Unter­bringung der geflüchteten Men­schen längst im Bau.
Die jet­zt in Kirch­mös­er sowie par­al­lel dazu in an einem anderen Punkt in Hohen­stück­en geplanten Ein­rich­tun­gen sind expliz­it als Notun­terkün­fte konzip­iert. Das heißt sie dienen nur der tem­porären Auf­nahme von Flüchtlin­gen, bevor die im Bau befind­lichen Gemein­schaft­sun­terkün­fte fer­tig sind.
Die Notun­terkün­fte in Kirch­mös­er sind deshalb wesentlich spar­tanis­ch­er ein­gerichtet, als die beste­hen­den und auch die kün­fti­gen Unterkün­fte. Acht Men­schen sollen hier in 50,00 m² großen Räu­men unterge­bracht wer­den. Des Weit­eren wird es eine Gemein­schaftsver­sorgung und die Betreu­ung durch eine_n Sozialarbeiter_in geben. Ins­ge­samt sollen 75 Men­schen in Kirch­mös­er unterge­bracht wer­den. Haupt­säch­lich wer­den Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Eritrea erwartet. Und die Notun­terkun­ft soll vor allem als Wohnort für allein geflüchtete, erwach­sene Män­ner sein. Fam­i­lien sollen in ein­er sep­a­rat­en Unterkun­ft, in einem anderen Stadt­teil unterge­bracht werden.
Fragerunde
Auf­grund der Tat­sache, dass nur erwach­sene Män­ner als Flüchtlinge erwartet wer­den, ent­fie­len zunächst die bei der­ar­ti­gen Einwohner_innenversammlungen üblichen Fra­gen zu KITA-Plätzen und Schulin­te­gra­tion. Dafür beschäftigte eini­gen „besorgten“ Bürger_innen ins­beson­dere die Tat­sache, das nur männliche Asyl­suchende kom­men wer­den. Die Frage der Sicher­heit war anschließend das haupt­säch­liche The­ma der Runde.
Immer wieder melde­ten sich einige Bürger_innen zu Wort, die ihr Sicher­heits­ge­fühl ver­let­zt sahen. Da diese Ein­wände aber auch regelmäßiger Bestandteil des Fra­genkat­a­logs von Einwohner_innenversammlungen sind, war die Stadt dur­chaus vor­bere­it­et, das Gefühl ein­er ver­meintlichen Bedro­hung ernst zu nehmen. Zwar hat­te es die Ver­samm­lungsleitung ver­säumt eine_n Vertreter_in der Polizei zu laden, kon­nte dafür aber die langjähri­gen Erfahrun­gen des Leit­ers der Gemein­schaft­sun­terkun­ft in Nord weit­ergeben. Dem­nach seien ihm keine größeren Kon­flik­te im Heim bekan­nt gewor­den. Im Gegen­teil, die Men­schen benehmen sich respek­tvoll untere­inan­der. Gefahr dro­he meis­tens eher von außer­halb zum Nachteil der dort Unterge­bracht­en, so der ehe­ma­lige Bran­den­burg­er Polize­ichef Nor­bert Langer­wisch, in ein­er Wort­mel­dung dazu. Dies­bezüglich bohrte dann noch ein­mal ein älter­er Herr nach und erkundigte sich, ob nun ähn­liche Szenar­ien wie in den bei­den säch­sis­chen Städten Fre­ital und Hei­de­nau dro­ht­en. Der­ar­tige Ten­den­zen hielt der momen­tane Heim­leit­er der Gemein­schaft­sun­terkun­ft in Bran­den­burg Nord jedoch zurzeit für eher unwahrschein­lich, warnte aber gle­ichzeit­ig vor neon­azis­tis­chen Aktivist_innen aus dem Bran­den­burg­er Umland. Ohne das The­ma aber noch weit­er auszudehnen, ergriff er vielmehr die Chance, um für die Unter­stützung der kün­ftig im Über­gang­sheim leben­den Men­schen zu wer­ben. Wichtig­ster Punkt war dabei, die Ver­mit­tlung von Deutschken­nt­nis­sen durch ehre­namtliche Lehrer_innen. Viele erkundigten sich nun auch nach Möglichkeit­en der Abgabe von Sach­spenden oder Inte­gra­tion in Vereine.
Ander­er­seits gab es aber auch weit­er­hin Wort­mel­dun­gen, welche die geplante Über­gang­sun­terkun­ft kri­tisch sahen. Ins­beson­dere im Hin­blick der gesund­heitlichen Ver­sorgung der Bevölkerung, da in Kirch­mös­er ange­blich nicht mehr so viele Ärzte prak­tizieren. Dem wider­sprach jedoch eine anwe­sende Ärztin, die auch im Namen ihrer Kol­le­gen sprach. 75 Men­schen zusät­zlich zu betreuen wäre für die Ärzte dem­nach kein Problem.
Neon­azis im Auditorium
Aus dem lokalen neon­azis­tis­chen Milieu waren übri­gens unge­fähr sechs bis sieben Sympathisant_innen erschienen, die sich unschein­bar klei­de­ten und während der Ver­anstal­tung im gesamten Saal verteil­ten. Zu nen­nenswerten Aktiv­itäten kam es aber nicht. Lediglich zwei Per­so­n­en dieser Gruppe stell­ten jew­eils eine Frage zum The­ma Sicher­heit, die ihnen auch beant­wortet wurde. Ob sie sich damit zufrieden geben wer­den, wird sich allerd­ings erst in den näch­sten Wochen zeigen.
Fotos: hier
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Antifaschismus Geschichte & Gedenken Law & Order

Rassistische Gewalt in Brandenburg auf alarmierendem Niveau

Opfer­per­spek­tive — Die rechte und ras­sis­tis­che Gewalt in Bran­den­burg steigt in diesem Jahr alarmierend. Mit 88 recht­en Angrif­f­en, die der Vere­in Opfer­per­spek­tive bis Ende Juli reg­istri­erte, ist bere­its nach 7 Monat­en das Angriff­s­niveau des Vor­jahres erre­icht (2014 gesamt: 92 Fälle). Von ein­er hohen Dunkelz­if­fer und von Nach­mel­dun­gen ist auszuge­hen. Das häu­fig­ste Tat­mo­tiv ist Ras­sis­mus mit 50 Angrif­f­en, weit­ere 23 Angriffe richt­en sich gegen poli­tisch Aktive. Nach Ken­nt­nis der Beratungsstelle sind von den Angrif­f­en min­destens 250 Per­so­n­en direkt oder indi­rekt betroffen.
Die Schwelle zur Gewalt ist wahrnehm­bar gesunken und der über­wiegende Teil der Angriffe sind gefährliche Kör­per­ver­let­zun­gen (37 Fälle) und ein­fache Kör­per­ver­let­zung (24 Fälle). Darüber hin­aus sind Fälle von Bedro­hun­gen, Sachbeschädi­gun­gen und Brand­s­tiftun­gen an geplanten Flüchtling­sun­terkün­ften von der Opfer­per­spek­tive reg­istri­ert worden.
Dieses Angriff­s­niveau vor allem gegenüber geflüchteten Men­schen und einen so hohen Anteil an Kör­per­ver­let­zun­gen haben wir seit langem nicht erlebt. Die Lage ist alarmierend. Anders als im Vor­jahr lassen sich keine regionalen Schw­er­punk­te mehr aus­machen, denn die ras­sis­tis­chen Angriffe wer­den flächen­deck­end in Bran­den­burg verübt,“ fasst die Geschäfts­führerin des Vere­ins Opfer­per­spek­tive Judith Porath die momen­tane Sit­u­a­tion zusammen.
Angriffe sind Alltag
Die ras­sis­tis­che Stim­mung in Bran­den­burg ist ins­ge­samt stark gestiegen. Belei­di­gun­gen, Beschimp­fun­gen und Angriffe erfol­gen über­all: im Super­markt, im Wohnum­feld, auf der Straße, am Bahn­hof und in der Umge­bung von Gemein­schaft­sun­terkün­ften. Teil­weise wer­den die Tat­en von organ­isierten Neon­azis began­gen, auf­fal­l­end ist aber der steigende Anteil an Täter_innen, die sich selb­st nicht diesen Struk­turen zuordnen.
„Wir erfahren aus Beratungs­ge­sprächen immer wieder, dass Men­schen aus Angst vor weit­eren Attack­en nur noch für die wichtig­sten Erledi­gun­gen das Haus ver­lassen. Ras­sis­tis­che Gelegenheitstäter_innen fühlen sich offenkundig durch die all­ge­meine Mobil­isierung gegen Flüchtlinge bestärkt ihre Men­schen­ver­ach­tung und ihren Hass spon­tan in Gewalt umzuset­zen,“ erläutert Judith Porath die bedrohliche Lage für Flüchtlinge.
In Hen­nigs­dorf greift ein Mann Anfang August zwei Asyl­suchende mit ein­er abgeschla­ge­nen Bier­flasche an und ver­let­zt sie schw­er, ein­er der Ange­grif­f­e­nen erlei­det eine tiefe Schnit­twunde nahe der Halss­chla­gad­er. Bei den ras­sis­tis­chen Angrif­f­en ist ver­suchter Totschlag jedoch nur die Spitze des Eisberges:
In Frankfurt/Oder wird eine Gruppe syrisch­er Flüchtlinge zwei Stun­den durch die Stadt gejagt und zusam­mengeschla­gen, Flüchtlinge in Wriezen wer­den aus einem Auto her­aus mit Flaschen bewor­fen, in Cot­tbus rammt ein Mann ein­er schwan­geren Frau aus Tschetsche­nien mehrmals einen Einkauf­swa­gen gegen den Bauch, vor ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft in Pots­dam attack­ieren Män­ner aus der benach­barten Autow­erk­statt einen soma­lis­chen Flüchtling mit Werkzeu­gen. Neon­azis schikanieren in Hen­nigs­dorf den Betreiber eines Imbiss und greifen ihn und sein Per­son­al so häu­fig an, bis sich kein­er mehr für ihn zu arbeit­en traut. An ein­er Bushal­testelle in Cot­tbus erhält ein Stu­dent aus Kamerun mehrere Faustschläge ins Gesicht – das ist nur eine Auswahl der Angriffe der let­zten Monaten.

Ras­sis­tis­che Het­ze nicht weit­er fördern

Der alarmierende Anstieg ras­sis­tis­ch­er Gewalt in Bran­den­burg ist nach Ein­schätzung der Opfer­per­spek­tive auf die mas­sive Mobil­isierung gegen Flüchtlinge in Poli­tik, Medi­en und in den sozialen Net­zw­erken zurück­zuführen. Lokale Ini­tia­tiv­en, oft ver­woben mit recht­en Organ­i­sa­tio­nen, het­zen gegen Flüchtlinge und organ­isieren Kundge­bun­gen vor Gemein­schaft­sun­terkün­ften. In der Presse bes­tim­men seit Monat­en Szenar­ien von Not­stand die Berichter­stat­tung über Flucht und Asyl und heizen das ras­sis­tis­che Kli­ma an. Politiker_innen und Behör­den gießen Öl ins Feuer, indem sie über Flüchtlinge nur als Massen­phänomen sprechen und den Ein­druck ver­mit­teln, zu viele Men­schen sucht­en in Deutsch­land Schutz vor Krieg, Ver­fol­gung und Hunger.
„Zeigen Politiker_innen auch noch Ver­ständ­nis für die ‘dif­fusen Äng­ste und Sor­gen’ von Rassist_innen und fordern mehr Maß­nah­men zur Abschreck­ung von Flüchtlin­gen, erin­nert uns das an die ver­heerende ‘Das Boot ist voll’-Rhetorik der 1990er Jahre“, bemerkt Judith Porath von der Opferperspektive.
Es ist für uns unerträglich, wenn Rassist_innen und Neon­azis vor Flüchtling­sun­terkün­ften auf­marschieren und Bewohner_innen ein­schüchtern und bedro­hen können.Es ist unerträglich, wenn Politiker_innen Flüchtlinge verunglimpfen und ihnen massen­haften Asylmiss­brauch unter­stellen und damit Sozial­neid schüren, denn die ras­sis­tis­chen Täter_innen fühlen sich dadurch in ihren Vorurteilen bestärkt“, so Judith Porath weiter.
Vor dem Hin­ter­grund des drama­tis­chen Anstiegs der ras­sis­tis­chen Gewalt­tat­en in Bran­den­burg fordert der Vere­in Opfer­per­spek­tive die Lan­desregierung auf, alle Maß­nah­men zu ergreifen der ras­sis­tis­chen Stim­mung ent­ge­gen­zuwirken und klare sol­i­darische Sig­nale für die Auf­nahme von geflüchteten Men­schen in Bran­den­burg zu set­zen. Dazu gehört es unab­d­ing­bar, Flüchtlinge men­schen­würdig unterzubrin­gen, ihnen das Ankom­men durch beglei­t­ende Pro­gramme zu ermöglichen und vor allem für ihren Schutz vor Gewalt und Bedro­hun­gen zu sorgen.

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Antifaschismus

Antifa! Here we Are

 
Hal­lo Wittstock!
Wir sind heute hier um gegen die ras­sis­tis­chen Mobil­isierung gegenüber Geflüchteten und anhal­tender Nazis­cheiße in der Doss­es­tadt Witt­stock zu demon­stri­eren. Wir, das alter­na­tive Jugend­camp aus dem meck­len­bur­gis­chen Lärz, wollen uns mit all denen sol­i­darisieren, die sich in Witt­stock und ander­norts nicht von Neon­azis ein­schüchtern lassen und für eine offene Gesellschaft kämpfen.
Witt­stock und die Nazis
Witt­stock ist über seine Gren­zen hin­weg bekan­nt für seine vielschichtige, bun­desweit gut ver­net­zte Naziszene — ins­beson­dere nach Meck­len­burg-Stre­litz. Mit ihrer äußerst gewalt­bere­it­en Szene mit offen­er Geg­n­er­schaft zur NPD, erin­nert die Kulisse an Meck­len­burg in den 90ern. Ein Zeichen der guten Verbindung stellt der neue Tat­tooladen eines AfD-lers aus dem Müritzer Raum in Witt­stock dar, welch­er von dem lokalen Neon­azikad­er Sandy „Lui“ Lud­wig geleit­et wird.
Seit dem der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin Ende 2014 in Witt­stock mehrere syrische Fam­i­lien dezen­tral in Woh­nun­gen unterge­bracht hat, kocht die Stim­mung in der Stadt. In der Ver­gan­gen­heit kam es oft zu Pöbeleien und ver­sucht­en Angrif­f­en auf Geflüchtete und nicht-rechte Jugendliche. Auf der Face­book-Seite „Witt­stock sagt nein zur Asylpoli­tik“ und der Gruppe „Asylpoli­tik in Witt­stock? Nein Danke!“ lassen die Rassist*innen und Nazis offen ihren Hass freien Lauf und schüren ver­meintliche „Äng­ste“ und Ressen­ti­ments gegen Geflüchtete und nicht-Deutsche in der Bevölkerung. Seit Dezem­ber des ver­gan­genen Jahres ver­anstal­ten die Neon­azis nahezu monatlich soge­nan­nte „Fack­e­laufmärsche“, bei denen regelmäßig bis zu 250 Rassist*innen und Neon­azis teilnehmen.
Allem voran eint die lan­desweit­en Kam­pagne „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ der pseu­doelitäre Kle­in­st­partei der „III. Weg“ die hiesi­gen Nazistruk­turen. Mit dem Zuzug von dem Neon­azikad­er Matthias Fis­ch­er seit Ende 2014 ver­sucht die Kle­in­st­partei, die als Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tion des ver­bote­nen mil­i­tan­ten Net­zw­erks „Freies Netz Süd“ aus Süd­deutsch­land gilt, in Bran­den­burg Fuß zu fassen. Mit ihren „25-Punk­te-Pro­gramm“ ähneln die Forderun­gen des „III. Weg“ inhaltlich dem Parteipro­gramm der NSDAP.
No-Go-Area Witt­stock? Nicht mit uns!
Wir wollen über die Län­der­gren­zen hin­weg ein deut­lich­es Zeichen set­zen für eine alter­na­tive Jugend­szene in Witt­stock und eine offene Willkom­men­skul­tur, in der nie­mand Angst haben muss auf­grund sein­er Herkun­ft, Reli­gion, poli­tis­ch­er oder sex­ueller Ori­en­tierung physis­chen oder psy­chis­chen Angrif­f­en aus­ge­set­zt zu sein.
Witt­stock ste­ht exem­plar­isch für viele Kle­in­städte, Dör­fer und Gemein­den auf dem Land, in denen Nazis die Sub­kul­turen dominieren und es den Jugendlichen an alter­na­tiv­en Räu­men fehlt. Viele junge Men­schen ziehen oft nach jahre­langer Anfein­dun­gen und Aus­gren­zun­gen durch Nazis nach den Erwerb des Abiturs oder der Aus­bil­dung in die näch­sten Großstädte. Was bleibt sind Freiräume für Nazis in den örtlichen Feuer­wehren, Fußbal­lvere­inen, Jugend­clubs und anderen Insti­tu­tio­nen. Es gilt diese Freiräume einzudäm­men durch die Erschaf­fung und Vertei­di­gung ein­er starken antifaschis­tis­chen Gegenkultur!
Sup­port your local Antifa!
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Antifaschismus

Wittstock: Spontandemonstration durch die Innenstadt

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INFORIOT Spon­ta­nen Besuch ereilte Wittstock/Dosse an diesem ver­gan­genem Sonnabend. Eine Gruppe von knapp 100 Antifaschist_innen ver­anstal­tete eine Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Antifa! Here we Are“ durch die his­torische Alt­stadt. Bei den aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern angereis­ten Antifaschist_innen han­delte es sich um die Teilnehmer_innen des Alter­na­tives Jugend­camp (AJUCA), welch­es diese Woche in der Müritzre­gion campieren.
Mit laut­en Sprechchören, Trans­par­enten und Fah­nen zogen die Demonstrant_innen vom Witt­stock­er Bahn­hof eine Runde durch die Alt­stadt und been­de­ten ihren Aufzug auf den Mark­t­platz. Ursprünglich sollte die Demon­stra­tion aus dem Plat­ten­bau­vier­tel um die Käthe-Koll­witz-Straße durch die Innen­stadt zum Bahn­hof führen. Doch die Bran­den­burg­er Polizei machte den Campern einen Strich durch die Rech­nung. Unter den faden­scheini­gen Grund, dass die Polizei an dem Tag unterbe­set­zt sei, wurde eine deut­lich kürzere Route verhandelt.
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In einem Rede­beitrag und Fly­ern wurde die anhal­tende ras­sis­tis­che Mobil­isierung und Bedro­hun­gen gegen Geflüchtete und nicht-rechte Jugendliche the­ma­tisiert. Die Demonstrant_innen bekun­de­ten in einem Rede­beitrag u.a. ihre Sol­i­dar­ität über die Län­der­gren­zen hin­weg mit den alter­na­tiv­en Jugendlichen in der Stadt und forderten mehr Alter­na­tiv­en gegen die recht­en Hege­mo­ni­albe­stre­bun­gen und mehr Willkom­men­skul­tur in ländlichen Gebi­eten. Nach­dem die Demon­stra­tion auf dem Mark­t­platz aufgelöst wurde, besucht­en die Demonstrant_innen das Som­mer­fest der Linken am Amtshof.
Im Anschluss fuhren die Demonstrant_innen weit­er zur Burg Star­gard (Meck­len­burg) um ihre Sol­i­dar­ität mit den dort unterge­bracht­en Geflüchteten zu bekun­den. Einen Tag zuvor ver­anstal­tete die NPD dort eine flüchtlings­feindlichen Kundge­bung. Die Kundge­bung am Sonnabend musste allerd­ings durch anhal­tende Neon­azipro­voka­tio­nen abge­brochen wer­den. Bei der Abfahrt wur­den die Busse von Neon­azis, die mit Flaschen, Steinen und Zaun­lat­ten bewaffnet waren, attack­iert.
 
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Sonstiges

Infoladen Neuron – das war‘s.

Beim Start des Pro­jek­tes vor drei Jahren hat­ten wir uns viel vorgenom­men, wir haben nicht alles erre­icht und trotz­dem eine ganze Menge auf die Beine gestellt. In ein­er Phase des all­ge­meinen Recht­strends woll­ten wir mit unserem Info­laden eine Gegen­be­we­gung ein­leit­en und auf lokaler Ebene den alten human­is­tis­chen Ide­alen von Frei­heit, Gle­ich­heit und Sol­i­dar­ität eine Frischzel­lenkur ver­passen. Den Recht­strend kon­nten wir nicht aufhal­ten und die all­ge­meine Toten­ruhe, trotz immer härter­er Ämter-Schika­nen, Massenüberwachung, Nazi-Gewalt und ras­sis­tis­ch­er Abschot­tungspoli­tik, bleibt bedrück­end. In all diesen Bere­ichen haben wir ver­sucht auf lokaler Ebene gegen­zus­teuern, aufzuk­lären und zu mobil­isieren. Das schlaucht und trotz­dem gab es immer wieder Momente, die uns viel Mut und Kraft gegeben haben.
 
Schon im Okto­ber 2012 waren knapp 200 Men­schen gegen Nazistruk­turen in Forst auf der Straße. Durch die Kam­pagne „Kein Heim­spiel für Nazis“ hat die lokalen Naziszene ihren Tre­ff­punkt „Fir­ma 18“ in der Wald­straße ver­loren. Die NPD hat­te mit ihren Kundge­bun­gen in Forst nie einen leicht­en Stand. Die Kam­pagne „Wir sind Bert Neu­mann“ gegen Total­sank­tion­ierung von HartzIV-Empfän­gerIn­nen bekam 2013 bun­desweite Aufmerk­samkeit. Ende des gle­ichen Jahres bis Mitte 2014 wur­den ver­schiede­nen öffentlichen Ver­anstal­tun­gen zum The­ma Flucht und Asyl auf die Beine gestellt. Gerne erin­nern wir uns an die tolle Stim­mung beim Refugees-Wel­come-Hal­len­fußball­turnier. Nach dem bru­tal­en Über­fall auf eines der bei­den Forster Asyl­be­wer­ber­heim kon­nte mit ein­er Kundge­bung im August 2014 ein wichtiges Zeichen der Sol­i­dar­ität geset­zt werden.
 
In der Zeit haben wir viele neue Bekan­ntschaften gemacht, feste Verbindun­gen aufge­baut und Fre­und­schaften ver­tieft. Das Info­laden-Kollek­tiv als hor­i­zon­tale Struk­tur hat sich bewährt, als Ort hat der Info­laden uns allerd­ings nicht das gebracht, was wir uns erhofft hat­ten. Zur offe­nen Anlauf­stelle für Jugendliche und Men­schen aus dem Stadt­teil ist er kaum gewor­den. Durch die ver­steck­te Lage auf dem Park7-Gelände und den schwieri­gen Zugang hat­ten wir zu wenig „Laufkund­schaft“. Die per­sön­lichen Kon­tak­te sind durch den Auf­bau des Info­ladens trotz­dem gewach­sen und let­z­tendlich sind diese wichtiger als der Ort selb­st gewor­den. Wir haben uns deshalb im Info­laden-Plenum darauf geeinigt unsere Energie, Zeit und Geld bess­er einzuset­zen und unsere zukün­ftige Arbeit neu auszurichten.
 
In der Analyse der Sit­u­a­tion sind wir zu den fol­gen­den Schlüssen gekom­men. Der alte Info­laden-Gedanke hat sich im Prinzip über­lebt. die Art sich zu informieren hat sich in den ver­gan­gen Jahren radikal verän­dert. Wir glauben, dass es in Zukun­ft weniger darum gehen kann große Menge Info­ma­te­r­i­al in analoger Form an vie­len Orten zur Ver­fü­gung zu stellen. Fast alle Infor­ma­tio­nen sind heute über das Inter­net zu beziehen. Es ist wichtiger in der „realen Welt“ dezen­tral und durch unter­schiedliche Aktio­nen Aufmerk­samkeit zu erzeu­gen und dadurch für unsere The­men das Inter­esse zu weck­en. Eigene Räume müssen so offen wie möglich sein und sich immer wieder verän­dern, um Abschot­tung und Erstar­rung zu ver­hin­dern. Tem­poräre Inter­ven­tio­nen, Aktio­nen und Kam­pag­nen an unter­schiedlichen Orten scheinen uns deswe­gen die besseren Mit­tel zu sein. Um dabei trotz­dem den Faden nicht zu ver­lieren braucht es auf lokaler und regionaler Ebene Bewe­gungs-Archive, ein Min­dest­maß an Infra­struk­tur und regelmäßige Pub­lika­tio­nen mit hohem the­o­retis­chen und prak­tis­chen Gebrauchswert.
 
Wenn wir jet­zt den Info­laden Neu­ron schließen, dann ist das kein Grund zur Trauer. Der Mut und die Lust uns gegen unmen­schliche Ver­hält­nisse aufzulehnen bren­nt weit­er­hin in uns und wir wis­sen, dass wir dieses Feuer mit vie­len anderen Men­schen teilen. Wir machen Platz für Neues. Nochmal danke an Alle, die gemein­sam mit uns aktiv waren und uns auf die eine oder andere Art unter­stützt haben.
 
Die Inter­net­seite wer­den wir zur Doku­men­ta­tion weit­er online lassen. Rück­mel­dun­gen und Anfra­gen kön­nen uns gerne noch eine Weile an die alte Mailadresse neuron[ät]riseup.net geschickt werden.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Frankfurt/Oder wehrt sich“ IV. Akt – inhaltsleerer und aggressiver

Not­falls mit Gewalt: Aufruf auf der Face­book-Seite von “Frankfurt/Oder wehrt sich” fünf Tage vor der Kundgebung.

Am Sam­stag, den 25. Juli, ver­anstal­tete die neon­azis­tis­che Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ den bere­its vierten Auf­marsch in der Oder­stadt. Ins­ge­samt 80 Neon­azis und Rassist*innen ver­sam­melten sich dies­mal am Karl-Rit­ter-Platz. Hier soll in diesem Jahr eine neue Erstauf­nah­meein­rich­tung für Geflüchtete ein­gerichtet wer­den. Unweit der ras­sis­tis­chen Kundge­bung demon­stri­erten etwa 250 Antifaschist*innen gegen den Auf­marsch, welche von einem Großaufge­bot der Bran­den­burg­er Polizei abgeschirmt wurde. (1)
Ankündi­gung von Übergriffen
Wurde bei der let­zten Demon­stra­tion am 25. April wegen möglich­er Block­ade­v­er­suche die Ankündi­gung auf ihrer Face­book-Seite noch sehr kurzfristig bekan­nt­gegeben, mobil­isierten die Frank­furter Rassist*innen um Peer Koss schon mehrere Wochen vorher zum nördlichen Rand der Innen­stadt. Tre­ff­punkt sollte zunächst um 12 Uhr am Frank­furter Haupt­bahn­hof sein, um dann gemein­sam mit anreisenden Neon­azis, ver­mut­lich als spon­tane Demon­stra­tion, durch das Zen­trum laufen zu kön­nen. Den­noch schien auch dies­mal das Risiko von Block­aden durch das lokale antifaschis­tis­che Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ zu groß. Obwohl laut eigen­er Aus­sage noch Fly­er mit dem alten Tre­ff­punkt verteilt wur­den, rief man fünf Tage vorher dazu auf, direkt zum Kundge­bung­sort zu gehen. Auf­fal­l­end bei
Kurz nach dem Auf­marsch bedro­ht­en die Neon­azis auf Face­book eine*n Antifaschist*in sowie Pres­sev­ertreter. Der Ein­trag ver­schwand wenig später wieder von der Seite.

diesem Post­ing war, dass aus­drück­lich darauf hingewiesen wurde, sich das Ver­samm­lungsrecht zu erkämpfen und sich not­falls zur Wehr zu setzen.2 Neben eini­gen ablehnen­den Kom­mentaren fan­den andere die Nachricht begrüßenswert. Der Face­book — Nutzer Christo­pher Lehn­ert kündigte an, mit seinen Leuten am Bahn­hof einzutr­e­f­fen und ergänzte mit dem Slo­gan „Sport frei“. Auch der Nutzer Dean Mason dank­te für den Hin­weis und kom­men­tierte den unter Hooli­gans beliebten Spruch. Dabei war die Zielset­zung dieses Aus­rufes ein­deutig: Die Neon­azis woll­ten sich gewalt­tätige Auseinan­der­set­zun­gen mit Gegendemonstrant*innen suchen. Ganz klar wurde die Auf­forderung zur Gewalt hin­ter Sätzen, wie „zur Wehr set­zen“ verk­lausuliert. Bestärkt wurde dies durch ein Post­ing am 22. Juli, in dem der § 32 des Strafge­set­zbuchs wiedergegeben, um mögliche Über­griffe als Notwehrhand­lun­gen darzustellen.3
Immer wieder die selben!
Zu bekan­nt gewor­de­nen Über­grif­f­en im Vor­feld der Kundge­bung kam es nicht. Auch der Tre­ff­punkt am Haupt­bahn­hof wurde nahezu nicht genutzt. Nur einzelne Neon­azis, die mit der Bahn angereist waren, fan­den sich auf dem Bahn­hofsvor­platz ein, um dann wenig später von PKWs abge­holt zu wer­den. Der Guben­er Alexan­der Bode (NPD) diente dafür als Kon­tak­t­per­son und wies den weni­gen ank­om­menden Teilnehmer*innen den Weg.
“Ich bin Herr B(rusak)”. Selb­st­darstel­lerisch präsen­tierte sich Björn Brusak auf der Neon­azi-Kundge­bung. Inzwis­chen gehört der auch als Lie­der­ma­ch­er bekan­nte Neon­azi zu den regelmäßi­gen Red­nern in Frank­furt (Oder). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Am Kundge­bung­sort bot sich ein Bild, welch­es sich bei allen Ver­anstal­tun­gen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ seit Jan­u­ar zu wieder­holen scheint. Neben Deutsch­land­fah­nen und Trans­par­enten, die von inhalt­sleeren „Wir sagen Nein!“ bis hin zum zynis­chen „Fre­undlichen Frank­furt gegen Asy­lanten­heime und Asyl­wahn“ die übliche Außen­darstel­lung bot, gaben sich die Red­ner Björn Brusak (Europäis­che Aktion), Maik Eminger und Pas­cal Stolle (bei­de III. Weg) mit den immer gle­ichen Tiraden ihrem Hass gegenüber Geflüchteten, Antifaschist*innen, der BRD und „dem Sys­tem“ hin.
Während Björn Brusak von „Ver­schwörungs­fak­ten“ über das von der US-Ostküste ges­teuerte Finanzsys­tem sprach, das die nicht sou­veräne Bun­desre­pub­lik kon­trol­lieren würde, het­zten die bei­den Kad­er der recht­en Split­ter­partei „Der III. Weg“ gegen Asylbewerber*innen und sprachen von „art­frem­den Rassen“, die niemals zu Deutsch­land gehören kön­nten. Wie bei den let­zten Aufmärschen war die unter dem Parteien­priv­i­leg auftre­tende extrem rechte Grup­pierung im Hin­ter­grund in die Organ­i­sa­tion des Tages eingebunden.
Nach nicht ein­mal ein­er Stunde been­de­ten die Neon­azis bere­its ihre Kundge­bung. Die Teilnehmer*innenzahl war auch dies­mal recht über­schaubar und zeigte die seit Jan­u­ar ersichtliche Meta­mor­phose von ein­er ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion mit 250 Wutbürger*innen4 hin zu einem Kern aus gefes­tigten Neon­azis mit unter 100 Per­so­n­en. Kon­nten beim let­zten Auf­marsch am 25. April mit Unter­stützung durch NPD und dem „III. Weg“ ger­ade ein­mal 55 Rassist*innen mobil­isiert werden5, gelang es dies­mal ger­ade, die Zahl der Teilnehmer*innen auf 80 zu steigern. Auf­fal­l­end war am 25.7. das Fehlen von Aktivist*innen der „Kam­er­ad­schaft Kom­man­do Wer­wolf“ um den mehrfach verurteil­ten Sven Lemke – waren diese doch bis­lang auf allen Aufmärschen anwe­send und sog­ar organ­isatorisch einge­bun­den. Die Mehrheit der anwe­senden Kundge­bung­steil­nehmerIn­nen waren den­noch auch Frankfurter*innen. Die hohe Zahl an ein­heimis­chen Neon­azis mag ver­wun­dern, schaffte es die NPD in den ver­gan­genen Jahren kaum mehr als ein Dutzend aus der Stadt zu ihren Ver­samm­lun­gen zu mobil­isieren. Ihr fehlt seit Jahren eine lokale Ver­ankerung. Der let­zte Ver­such scheit­erte 2007.6 Die Nationaldemokrat*innen verzichteten daher kom­plett ihre Außen­wahrnehmung und waren selb­st per­son­ell kaum vertreten. Vielmehr erhärtet sich der Ein­druck, dass die NPD auf dem Rück­zug ist. „Der III. Weg“ als radikalere nation­al­is­tis­che Partei ist durch ihre Rhetorik deut­lich erfolgreicher.
„Der III. Weg“ als Akteur im Hintergrund
Für den “III. Weg” in ganz Bran­den­burg unter­wegs: Peer Koss(rechts) hil­ft inzwis­chen der recht­en Split­ter­partei um Maik Eminger bei ihren Kundge­bun­gen auch an anderen Orten. Hier am 1. August 2015 in Zossen (TF). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei mit lediglich 200 Mit­gliedern bun­desweit scheint bei den Frank­furter Ver­anstal­tun­gen immer mehr als entschei­dende Organ­i­sa­tion eine Rolle zu spie­len. So gehören die bei­den wichtig­sten Kad­er des „III. Weg“ in Bran­den­burg, Maik Eminger und Pas­cal Stolle, zu den regelmäßi­gen Red­nern auf den Demon­stra­tio­nen der Frank­furter extremen Recht­en. Spätestens seit dem let­zten Auf­marsch im April tra­gen angereiste wie auch ein­heimis­che Neon­azis immer häu­figer Trans­par­ente und Fah­nen der Partei. Neben dem ehe­ma­li­gen NPD-Abge­ord­neten im Bad Belziger Stadt­par­la­ment, Pas­cal Stolle7, gehören dazu mit­tler­weile auch andere Aktivist*nnen der NPD, wie etwa vom Kreisver­band Oder­land. Die Gründe liegen zum einen bei der Selb­st­darstel­lung als soge­nan­nte extrem rechte Elite und zum anderen an der deut­lich radikaleren Posi­tion zur Flüchtlingspoli­tik. So beze­ich­nen sie Bran­dan­schläge auf geplante Unterkün­fte für Geflüchtete u.a. als „vorzeit­iges Wei­h­nachts­geschenk“ oder als „legit­ime Protestform“.8 Auch in ihrem Parteipro­gramm spiegeln sich ihre völkisch-nation­al­is­tis­chen Ideen wider. Unter Punkt 10 fordern sie beispiel­sweise die Wieder­her­stel­lung eines großdeutschen Reiches.9
Nur sel­ten tritt der „III. Weg“ öffentlich durch eigene Kundge­bun­gen, wie zulet­zt in Zossen und Dams­dorf am 1. August, auf.10 Vielmehr ver­fol­gt diese eine Strate­gie, die von nahezu allen Lan­desver­bän­den ange­wandt wird. Eher unauf­fäl­lig agieren sie im Hin­ter­grund bei ver­meintlichen Bürger*innenprotesten gegen die Unter­bringung von Geflüchteten. Hin­ter vie­len „Nein zum Heim“-Seiten, die auf Face­book auf­tauchen, steckt zumeist selb­st die Partei dahin­ter. So ist es wenig ver­wun­der­lich, dass nach Erscheinen ein­er neuen Anti-Asyl­seite mit ein­heitlichen Lay­out, oft bald eine ankündigte Kundge­bung fol­gt, bei der dann „III. Weg“-Redner auftreten. Durch Ein­bindung örtlich­er Neon­azis wird das Bild ein­er ablehnen­den örtlichen Bevölkerung nach außen getra­gen. Gle­ichzeit­ig binden sie diese in ihre Parteistruk­turen ein. So unter­stützen Frank­furter Neon­azis, wie Peer und Franziska Koss, inzwis­chen regelmäßig Ver­samm­lun­gen in anderen Regio­nen, wie kür­zlich in Zossen und Damsdorf.
Weit­er­hin selb­st­be­wusst: Trotz der Inge­wahrsam­nahme kurz nach einem ver­sucht­en Angriff provozierte Peer Kross unter den Augen der Polizei weit­er­hin Gegendemonstrant*innen (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Erleb­n­is­fak­tor Demonstration
Bei genauer­er Beobach­tung der Teil­nehmenden fällt auf, dass auch viele junge Leute sich den Aufmärschen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ anschließen. Doch auch alt­bekan­nte Recht­sradikale, wie Mario Schreiber oder Ste­fan Heine, beteili­gen sich an den Protesten. Dies scheint vor allem an den rel­a­tiv regelmäßig stat­tfind­en­den Demon­stra­tio­nen zu liegen. Damit haben Frank­furter Neon­azis nach langer Zeit wieder regelmäßige Events in der Stadt, bei denen sie ihre men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie auf die Straße tra­gen kön­nen. Das dadurch gestärk­te Selb­stver­trauen macht die Neon­azis nicht nur mehr sicht­bar­er im Stadt­bild, son­dern erhöht damit eben­so die Wahrschein­lichkeit ein­er zunehmenden Gewalt­bere­itschaft gegenüber Geflüchteten und poli­tisch Missliebi­gen. Dass dieses Gewalt­poten­zial sich nicht nur virtuell bemerk­bar macht, zeigen die Angriffe auf die geplante Flüchtling­sun­terkun­ft am Karl-Ritter-Platz,11 wie auch der Über­griff auf neun syrische Flüchtlinge im März diesen Jahres12 oder auch drei rechte Über­griffe, welche an einem Woch­enende in der Stadt verübt wur­den. Hier­bei wurde eine Per­son mit Migra­tionsh­in­ter­grund so schw­er ver­let­zt, dass sie notärztlich behan­delt wer­den musste. 13Ebenso zeigte der führende Kopf von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Peer Koss, im Anschluss der Kundge­bung, dass er es mit seinen Dro­hun­gen ernst meint: Auf dem von der Polizei beglei­t­en­den Rück­weg ver­suchte er, Gegendemonstrant*innen anzu­greifen. Auf der Face­book-Seite kündigte er wenig später bere­its den fün­ften Auf­marsch in näher­er Zukun­ft an und set­zte zugle­ich seine Attack­en gegen Antifaschist*innen fort, indem er mit der Veröf­fentlichung von Bildern und Adressen von linken Aktivist*innen drohte.14
Es ist also festzustellen, dass die Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ zu ein­er zunehmenden Bedro­hung für Geflüchtete und deren Unterstützer*innen wird. Dabei wer­den sie in ihrer Rhetorik immer aggres­siv­er. Durch die Unter­stützung von „Der III. Weg“ pro­fes­sion­al­isieren sie ihr Auftreten. Vere­inzelt kommt es im Gegen­zug zur Unter­stützung von anderen als Bürg­er­protesten getarn­ten neon­azis­tis­chen Aufmärschen, hin­ter denen die neon­azis­tis­che Partei steckt. Es ist dabei nicht auszuschließen, dass aus der losen Grup­pierung in naher Zukun­ft ein Stadtver­band des „III. Wegs“ wird. Denn inzwis­chen haben sie in der Stadt ihr Gesicht als Bürg­er­protest kom­plett ver­loren und kön­nen nur noch als beken­nende Neon­azis agieren. Eine der­art eskalierende Sit­u­a­tion, wie zur Zeit im säch­sis­chen Freital,15 scheint in Frank­furt (Oder) derzeit unwahrschein­lich zu sein. Dies ist auch ein Ver­di­enst von Antifaschist*innen, die sich mit ihrem Protest sich den Rassist*innen in den Weg stellen. Doch eben­so müssen die Akteure der Frank­furter Neon­aziszene benan­nt wer­den. Bere­its bei früheren Aktio­nen gelang es durch die Offen­le­gung der recht­en Struk­turen, diese zu schwächen und Polizei und Behör­den zum Han­deln zu zwin­gen. Das führte mitunter zur Auflö­sung von Neonazi-Gruppierungen.16 Dieses Ziel sollte sich auch für „Frankfurt/Oder wehrt sich“ geset­zt werden.
Quellen:
1 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Auseinan­der­set­zun­gen nach ras­sis­tis­ch­er Kundgebung,
https://inforiot.de/frankfurt-oder-auseinandersetzungen-nach-rassisti…, einge­se­hen am
05.08. 2015.
2 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 20.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 20.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
3 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 22.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 23.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
4 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: Auf­s­tand der Ekel­haften, https://inforiot.de/der-aufstand-der-ekelhaften/, einge­se­hen am 05.08.2015.
5 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: „Frank­furt (Oder) wehrt sich“ mit dem „III. Weg“, https://inforiot.de/der-aufstand-der-ekelhaften/, einge­se­hen am 05.08.2015.
6 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: NPD bleibt hin­ter Erwartun­gen zurück, https://recherchegruppe.wordpress.com/2007/10/01/npd-bleibt-hinter-erwartungen-zuruck/, 01.10.2007, einge­se­hen am 05.08.2015.
7 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: NPD Stad­trat wech­selt zum „Drit­ten Weg“ / Neon­azis­tis­che Klein­partei will nach Bran­den­burg expandieren, https://presseservicern.wordpress.com/2015/03/04/bad-belzig-npd-stadtrat-wechselt-zum-dritten-weg-neonazistische-kleinpartei-will-nach-brandenburg-expandieren/, 04.03.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
8 Vgl. tagesschau.de: Ein­schätzung zu “Der III.Weg”. Radikal, gefährlich, geistige Brand­s­tifter, https://www.tagesschau.de/inland/dritter-weg-101.html, 04.08.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
9 Vgl. „Der III. Weg“: Zehn-Punk­te-Pro­gramm, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/63/Zehn_Punkte_Programm.html, einge­se­hen am 05.08.2015.
10 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Proteste gegen Kundge­bungs­tour des III. Weges, https://inforiot.de/zossendamsdorf-proteste-gegen-kundgebungstour-des-iii-weges/, 01.08.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
11 Vgl. Berlin­er Mor­gen­post: Tür an Asyl­be­wer­ber­heim beschädigt, http://www.morgenpost.de/berlin/polizeibericht/article142468137/Tuer-an-Asylbewerberheim-beschaedigt.html, 14.06.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
12 Vgl. Der Tagesspiegel: Neon­azis greifen syrische Flüchtlinge an, http://www.tagesspiegel.de/berlin/attacke-in-frankfurt-oder-neonazis-greifen-syrische-fluechtlinge-an/11546836.html, 24.03.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
13 Vgl. Märkische Oderzeitung: Frem­den­feindliche Über­griffe in Frank­furt, http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1412417, 09.08.2015, einge­se­hen am 09.08.2015
14 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 27.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 27.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
15 Vgl. Zeit online: Ras­sis­mus als Hap­pen­ing, http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015–06/freital-fluechtlingsheim-proteste-stellungskrieg, 25.06.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
16 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: ANOS am Ende, https://recherchegruppe.wordpress.com/2012/11/05/anos-am-ende/, 05.11.2012, einge­se­hen am 05.08.2015.
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