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Antifaschismus

Rücknahme des Aufrufs zur Teilnahme am rbb-Talk

Das rbb Fernse­hen ver­anstal­tet mor­gen eine Talk-Runde bei der unter anderem Mar­i­anne Spring-Räum­schüs­sel von der AfD Cot­tbus und Christoph Berndt vom völkischen Vere­in Zukun­ft Heimat auf dem Podi­um stehen.
Wir von Cot­tbus Naz­ifrei! und der Fördervere­in Cot­tbuser Auf­bruch e.V. haben Erk­lärun­gen abgegeben warum wir das gewählte For­mat und diese Gäste für einen Dia­log zum The­ma Migra­tion und Inte­gra­tion in Cot­tbus für vol­lkom­men ver­fehlt hal­ten. [1]
Inzwis­chen haben weit­ere geladene Gäste wie Rain­er Drogla (SPD) und Hans-Joachim Weißflog (Grüne) ihre Teil­nahme abge­sagt. [2] Gle­ichzeit­ig haben die AfD und das neo­faschis­tis­che Kam­pag­nen­net­zw­erk „Ein­Prozent“, sowie die Iden­titären damit begonnen zur voll­ständi­gen Kape­rung dieser Ver­anstal­tung zu mobil­isieren. [3]
Ein­Prozent schreibt über seinen deutsch­landweit­en E‑Mail-Verteil­er: „Wir alle kön­nen Christoph Berndt im Stu­dio unter­stützen. Fassen Sie sich ein Herz und fahren Sie nach Cot­tbus!“ Die anderen Diskus­sion­spart­ner wer­den als „Vertreter der Alt­parteien“ und als „Gegen­spiel­er“ beze­ich­net. Hier wird deut­lich welch Geistes Kind das Net­zw­erke hin­ter dem ver­meintlichen Heimatvere­in ist. Mit Hil­fe von bun­desweit­en herangekar­rten Unterstützer*innen soll hier in Cot­tbus „Das Volk“ simuliert wer­den. Es geht ihnen aus­drück­lich nicht um einen Dialog.
Wir sind auf lokaler Ebene und so kurzfristig nicht in der Lage auf eine ähn­liche Weise zu mobil­isieren und wollen das in diesem Fall auch nicht! Durch die Absagen aus der Cot­tbuser Stadt­ge­sellschaft und die Kape­rung von rechts hat diese Sendung ihre Funk­tion als Seis­mo­graph der Stim­mung in Cot­tbus voll­ständig verloren.
Der rbb beschädigt aus unser­er Sicht mit der Durch­führung dieser Ver­anstal­tung den Begriff „Dia­log“ und auch sich selb­st mas­siv. Wie zweifeln daran, dass die Sicher­heit der Gäste in den Räu­men der Alten Chemiefab­rik sichergestellt wer­den kann. Die rechte Mobil­isierung stellt außer­dem eine nicht zu unter­schätzende Gefahr für das linke Haus­pro­jekt „Zelle79“ in der unmit­tel­baren Nach­barschaft dar.
Wir kön­nen und wollen unter diesen Umstän­den einen Aufruf zur Beteili­gung am rbb-Talk nicht verantworten.
[1] https://www.facebook.com/cottbus.stellt.sich.quer/posts/2035584666485327?__xts__%5B0%5D=68.ARBcFHwFhiZ0tjCjH2CwtKRXjZzw0r-MTTPauv3amyAv8s8PzwY3uSUO5-AIFsi0wu7clQKH5I7LDYQqQSHZGJu5XcssKx7KS0da1LatRi0JbbJAsR5lVWrNHRNYWDa6neqQvmupSbKAJ-mwflyHXH-97_K2kY3jnLC_Ac4a5jWdmf_zQpyl3w&__tn__=K‑R
[2] https://www.lr-online.de/…/rbb-kassiert-weit­ere-absagen-fue…
[3] https://einprozent.de/…/donnerstag-zukunft-heimat-im‑r…/2372

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

rbb-Talk im rassistischen Fahrwasser

Seit 2017 führt der Vere­in „Zukun­ft Heimat“ monatlich Demon­stra­tio­nen in #Cot­tbus durch. Als Aufhänger dafür wer­den Straftat­en genutzt, die in das Fre­und-Feind-Schema Aus­län­der-gegen-Deutsche passen. Nach den bish­er größten Demon­stra­tio­nen im Feb­ru­ar organ­isierte das rbb Fernse­hen am 1. März 2018 eine Fernse­hde­bat­te, die von sich behauptete ein Dia­log zu sein. Das dafür gewählte For­mat war eine Art Are­na aus ste­hen­den Zuschauern in deren Mitte sich sechs Teilnehmer*innen und die bei­den Mod­er­a­toren gegenüberstanden.
Bei den Fra­gen und Antworten ging es nicht darum sich aufeinan­der zu beziehen oder einen Per­spek­tivwech­sel einzunehmen, son­dern ähn­lich wie bei einem Wahldu­ell die Sendezeit zu nutzen, um seine Posi­tion vorzu­tra­gen und als Sieger*in oder Verlierer*in aus der Debat­te her­vorzuge­hen. Obwohl es um #Migra­tion in #Cot­tbus ging, hat­te nie­mand einen Migra­tionsh­in­ter­grund oder arbeit­ete auch nur im Inte­gra­tions­bere­ich. Die Stim­mung im Saal war aggres­siv und vor allem die rechte Klien­tel im Pub­likum unter­brach Redner*innen immer wieder lautstark.
Die Kri­tik im Nach­hinein wurde von den Ver­ant­wortlichen nicht berück­sichtigt. An diesem Don­ner­stag soll genau diese Ver­anstal­tung unter ähn­lichen Rah­menbe­din­gun­gen in der Alte Chemiefab­rik wieder­holt wer­den. Aus­ges­trahlt wird die Sendung mit etwas Verzögerung um 21:00 Uhr. Auf dem Podi­um ste­hen neben Hol­ger Kelch (CDU), Mar­tin Gro­holt (SPD) und Prof. Dr. Dierk Bors­tel erneut die bei­den AfD-Mit­glieder Mar­i­anne Spring-Räum­schüs­sel und Christoph Berndt. Den Vertreter der Regierungspoli­tik wird damit allein die Posi­tion der­jeni­gen ent­ge­genset­zt, die die seit Monat­en mit ein­er ras­sis­tis­chen Kam­pagne ver­suchen die Stim­mung in der Stadt aufzuheizen. Dazwis­chen ste­ht ein ver­meintlich­er Recht­sex­trem­is­mus-Experte aus Dort­mund dem die Sit­u­a­tion hier in Cot­tbus kaum ver­traut sein dürfte.
In der Ankündi­gung der Ver­anstal­tung hat der rbb die rechte Erzäh­lung von der per­ma­nen­ten Auseinan­der­set­zung von „Aus­län­dern gegen Deutsche“, die Cot­tbus zu einem „Bren­n­glas deutsch­er Migra­tionspoli­tik“ machen wür­den, sog­ar gle­ich ganz über­nom­men. [1]
Die Ein­gren­zung gesellschaftlich­er Kon­flik­te und Krim­i­nal­ität auf die Frage nach der nationalen Zuge­hörigkeit bietet die ide­ale Grund­lage für ras­sis­tis­che Stim­mungs­mache. Die Per­spek­tive der tausenden Men­schen, die nach Cot­tbus fliehen mussten oder die einen anderen Migra­tionsh­in­ter­grund haben soll offen­bar kom­plett ignori­ert wer­den, obwohl viele von ihnen inzwis­chen gut Deutsch sprechen, gesellschaftlichen Funk­tio­nen übernehmen und sich tagtäglich mit ras­sis­tis­chen Anfein­dun­gen auseinan­der­set­zen müssen.
Vor allem die erneute Ein­ladung von Christoph Berndt als Vertreter des Zukun­ft Heimat e.V. durch den rbb ist beson­ders kri­tik­würdig. Bei der Gespräch­srunde im März han­delte es sich bei dem Vere­in um einen noch ver­gle­ich­sweise jun­gen Akteur in #Cot­tbus, der eventuell von den Ver­ant­wortlichen noch nicht richtig eingeschätzt wer­den kon­nte. Inzwis­chen sind die Ver­strick­un­gen von Christoph Berndt und seinem Vere­in in die neo­faschis­tis­che Szene aber wei­thin bekan­nt. Selb­st der lange schweigende Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg hat bestätigt, dass Mit­glieder der ver­bote­nen Neon­azi-Vere­ini­gung „Spreelichter“ für den Vere­in arbeit­en und die Medi­en­ar­beit übernehmen. Die Vor­sitzende des Vere­ins­büros in der Müh­len­straße 44 Melanie Kreissl war sog­ar per­sön­lich an der Aktion der Iden­titären Bewe­gung bei der Beset­zung des Stadthal­len­daches beteiligt. [2] Auf der let­zten Kundge­bung hat Christoph Berndt die Ermit­tlung gegen die rechte Ter­ror­gruppe in #Chem­nitz als Lüge beze­ich­net. [3]
Das aus­gerech­net mit diesen Leuten über Migra­tion und Inte­gra­tion von Aus­län­dern gesprochen wer­den soll ist schlicht absurd. Die #Iden­titären wer­ben mit dem Slo­gan „Inte­gra­tion ist eine Lüge“, denn inner­halb ihres völkischen Welt­bildes wer­den Men­schen klar ent­lang ras­sis­tis­ch­er und nation­al­is­tis­ch­er Zuschrei­bun­gen unter­schieden. Migra­tion und Ver­mis­chung sind ver­meintlich wider­natür­liche Vorgänge. Men­schen mit dun­kler Haut oder mus­lim­is­chen Glaubens wird pauschal die Fähigkeit zur Inte­gra­tion abge­sprochen. Natür­lich gibt es im Zusam­men­leben von Men­schen unter­schiedlich­er Herkun­ft auch Prob­leme und Kon­flik­te. Aber Ras­sis­ten und Nation­al­is­ten haben dafür keine men­schlichen Lösungen.
Ohne dieser Talk-Runde zu viel Bedeu­tung beizumessen stellt sie als Podi­um eines öffentlich-rechtlichen Senders doch ein Art Seis­mo­graph für die aktuelle gesellschaftliche Stim­mung dar. Die #AfD und der Zukun­ft Heimat e.V. sind sich dem bewusst und ver­suchen deswe­gen auch gezielt ihre Anhänger*innen am Don­ner­stag in den Saal zu mobil­isieren und die Stim­mung vor Ort zu dominieren. Beispiel­sweise der Neon­azi Fried­bert Müller hat sein Kom­men schon angekündigt. Dieser beze­ich­net auch schon mal Mithelfer in Auschwitz als „Diener des Volkes“. [4] Diese Men­schen wollen kein Recht und Ord­nung, son­dern die totale Eskala­tion um ihre Ver­nich­tungsphan­tasien unges­traft ausleben zu können.
Das Zusam­men­leben und Inte­gra­tion in ein­er #Ein­wan­derungs­ge­sellschaft bedeutet, dass die Inte­gra­tions­bere­itschaft sowohl bei den Zuge­wan­derten als auch bei den Ein­heimis­chen gefördert wer­den muss. Das Find­en ein­er gemein­samen Sprache, der Dia­log auf Augen­höhe und das Machen von gemein­samen pos­i­tiv­en Erfahrun­gen hal­ten wir für den richti­gen Weg. Der rbb geht mit dieser Ver­anstal­tung lei­der in die ent­ge­genge­set­zte Rich­tung. Wir von Cot­tbus Naz­ifrei! wer­den uns deswe­gen daran nicht beteili­gen – rufen aber trotz­dem alle dazu auf den Zuschauer­raum zu beset­zen und die per­sön­liche Kri­tik direkt an die Beteiligten und den rbb zu richten.
WANN: 11. Okto­ber 2018, 18:15 Uhr
WO: Alte Chemiefab­rik Cot­tbus (Parzel­len­straße 21)
Als echt­es Dialog­for­mat zwis­chen Ein­heimis­chen und Migranten empfehlen wir anson­sten das Sprech­café Cot­tbus und die Ini­tia­tive Start with a Friend.
[1] https://www.rbb-online.de/…/progr…/11_10_2018/925142378.html
[2] https://www.pnn.de/…/verfassungsschutz-aeusse…/22916578.html
[3] https://www.lr-online.de/…/zukunft-heimat-demonstriert-am‑3…
[4] https://www.facebook.com/…/rpp.175289609…/1745693848807745/…

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Rathenow: Montagskundgebung des extrem rechten Bürgerbündnisses


In weit­en Teilen der Stadt unüber­hör­bar, set­zte die extrem rechte Vere­ini­gung „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ am Mon­tagabend ihre Ver­samm­lungsserie in Rathenow fort. Die lär­minten­sive Kleinkundge­bung zog jedoch kaum mehr als die üblichen 22 Teil­nehmenden an.
Rathenows let­zte „Patri­oten“
Trotz Stag­na­tion sahen sich die Reden­den – in ihrem Wahn – jedoch im Aufwind, sprachen mit großer Laut­stärke von einem (ver­anstal­tungsre­ichen) „heißen Herb­st“ und glaubten weit­er­hin an eine „Wende“ im Land. Den realen Blick ins „Volk“, in die Gesellschaft, scheinen Rathenows let­zte „Patri­oten“ aber schon seit ger­aumer Zeit ver­loren zu haben. Denn ihre Per­spek­tive nährt sich offen­bar auss­chließlich aus größeren extrem recht­en Ver­anstal­tun­gen, wie am 29. Sep­tem­ber in Köthen und am 3. Okto­ber in Berlin, an denen sich das „Bürg­er­bünd­nis“ auch selb­st beteiligte. Bei diesen Aufmärschen demon­stri­ert – auch wenn manche Parolen dies ver­mit­teln sollen – allerd­ings nicht wirk­lich „das Volk“, also ein gesellschaftlich repräsen­ta­tiv­er Teil der Gesellschaft. An diesen Ver­samm­lun­gen nehmen nahezu auss­chließlich ver­sprengte Teile der PEGI­DA-Bewe­gung, extrem rechte Hooli­gans und Neon­azis teil.
Laut tönen­der Antisemitismus
Dieser stärk­er wer­dende Ein­fluss auf das „Bürg­er­bünd­nis“, spiegelte sich dann auch in dem laut durch die Stadt tönen­den Rede­beitrag des Vere­insvor­sitzen­den Chris­t­ian Kaiser wider. Stolz und mit selb­st­sicher­er Stimme berichtete er u.a. wie sein Vere­in bei der extrem recht­en WfD-Demon­stra­tion zum Ein­heits­feiertag „für den Erhalt des Vater­lan­des“ demon­stri­ert habe, während „Frau Merkel“ in Israel war „um sich ihren näch­sten Dok­tor­ti­tel von den Juden abzu­holen“. An ein­er anderen Stelle sein­er Rede brachte er zudem sein „Gefühl“ zum Aus­druck „dass wir in Wahrheit von den Zion­is­ten in Israel gelenkt werden“.
Wahn set­zt sich fort
Kaiser sel­ber sieht sich hinge­gen offen­bar als Antag­o­nist, der auch gestern wieder seine Leute zum „Wider­stand“ aufrief. „Jed­er echte Deutsche kann ein Sand­ko­rn im Getriebe des anti­deutschen End­kampfes um die Machter­hal­tung wer­den und auch sein“, so der Bürg­er­bünd­nis-Chef in seinem Wahn. Und: „Wenn wir siegre­ich her­vorge­hen, wird Deutsch­land wieder leben“, so der Kaiser weiter.
Am 22. Okto­ber will das „Bürg­er­bünd­nis“ seine Ver­samm­lungsrei­he fortsetzen.
Fotos hier: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/sets/72157700648132961

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Antifaschismus Wohnen & Stadt

freiLand bleibt!


Liebe Freund*innen, Liebe Unterstützer*innen, Liebe Besucher*innen,
die Ver­samm­lung aller freiLand-Nutzer*innen kann euch mit­teilen, das frei­Land bleibt frei­Land – etwas klein­er und auch nur vorerst.
Das frei­Land stand kurz vor dem offiziellen Aus. Bis Don­ner­stag, den 27.09., war vol­lkom­men unklar, ob der Pachtver­trag zwis­chen den Stadtwerken Pots­dam und der frei­Land-Betrieb­s­ge­sellschaft CULTUS UG ab 01.10. fort­ge­set­zt wird. Das gesamte frei­Land-Pro­jekt stand auf der Kippe.
Kein Pachtver­trag hätte für das frei­Land bedeutet: kein gültiger Betreiberin­nen­ver­trag, und damit keine Basis für die Förderung der Stadt. Weit­er­hin hät­ten alle im frei­Land ange­siedel­ten Pro­jek­te keine rechtliche Grund­lage mehr für die von ihnen angemieteten Räum­lichkeit­en gehabt. Also eigentlich das Aus für einen der weni­gen Orte alter­na­tiv­er Kul­tur und par­tizipa­tiv­er Struk­turen in dieser Stadt. Auch nach­dem nun in let­zter Sekunde ein neuer Pachtver­trag unterze­ich­net wurde, befind­en sich die Betrieb­s­ge­sellschaft und die zahlre­ichen im frei­Land ansäs­sige Künstler*innen, Ini­tia­tiv­en, Sport­grup­pen und Vere­ine und deren Ver­anstal­tun­gen in einem nur vorüberge­hend gesichertem Status.
Moment mal, was ist denn jet­zt los? Gab es nicht im Juni 2018 einen Stadtverord­netenbeschluss und einen klaren Auf­trag an die Stadtwerke zur Ver­längerung des beste­hen­den Ver­trages? Hat nicht der schei­dende Ober­bürg­er­meis­ters zuge­sagt, das frei­Land unbe­d­ingt weit­er­führen zu wollen? Ja, das gab es alles. Aber was demokratis­che Absichts­bekun­dun­gen in ein­er Stadt wert sind, deren kom­mu­nale Unternehmen per Satzung auf Gewin­n­max­imierung aus sind und ein­er eige­nen Agen­da fol­gen, wurde hier sehr deutlich.
Kurze Chronolo­gie
2011 eröffnete das frei­Land-Kul­turzen­trum unter der Betrieb­s­ge­sellschaft CULTUS UG als Päch­terin auf dem Gelände der Stadtwerke. Dieser Ort war damals eine der Antworten auf die vie­len Proteste in der soge­nan­nten Jugend­kul­turkrise, die durch etliche Schließun­gen und Abrisse jugend- und soziokul­tureller Orte in Pots­dam aus­gelöst wurde. Zunächst in Koop­er­a­tion mit Stadtwerken und Lan­deshaupt­stadt wurde im frei­Land von vie­len Ini­tia­tiv­en ein flo­ri­eren­des Uni­ver­sum soziokul­tureller Ange­bote geschaf­fen und so dem all­ge­gen­wär­tigem Defiz­it ein kleines
Stück utopis­ch­er Über­schuss entgegengesetzt.
Infolge der Unstim­migkeit­en und Skan­dale bei den Stadtwerken ging die Zusam­me­nar­beit schle­ichend zurück, die Stadtwerke stell­ten sich in der Zwis­chen­zeit mehrmals neu auf. Die Prob­leme nah­men zu. Ab 2017 fol­gt dann der große Umschwung: Sanierungs-Hard­lin­er Horst Müller-Zin­sius will das frei­Land in jedem Fall loswer­den. Im April 2018 kommt diese Posi­tion auch schwarz auf weiß. Vor­bei die Zeit des kon­struk­tiv­en Gesprächs. Die Stadtwerke lassen das frei­Land nun auf ver­wal­tung­stech­nis­chem Wege „aus­bluten“. (Bei einem Unternehmen­sap­pa­rat mit angestell­ten Sachbearbeiter*innen und Rechtsabteilung auf der einen und ein­er größ­ten­teils ehre­namtlichen Betrieb­sstruk­tur auf der anderen Seite kein großes Prob­lem). Auf Briefe und Emails wird nicht geant­wortet, dafür aber mit Nutzung­sun­ter­las­sun­gen gedro­ht, von getrof­fe­nen Absprachen plöt­zlich nichts mehr gewusst, immer neue ver­meintliche Sachzwänge erfun­den usw.
Der lange Arm eines städtis­chen Konzerns
Der Beschluss der Stadtverord­neten­ver­samm­lung, den beste­hen­den Ver­trag zunächst nur um ein Jahr zu ver­längern, sollte für etwas Zeit sor­gen, um eine langfristige Lösun­gen zu find­en. Aber statt dem Auf­trag ihrer Gesellschaf­terin (die Lan­deshaupt­stadt Pots­dam) zu fol­gen, hielt die Geschäfts­führung der Stadtwerke das frei­Land nun 4 Monate mit unzu­mut­baren und kom­plett neuen Forderun­gen hin, bis let­z­tendlich der Pachtver­trag fast aus­ge­laufen war. So wurde durch die Zuständigkeitsver­weigerung der Stadtwerke der rechtliche und offizielle Sta­tus des Kul­turzen­trums aufs Spiel geset­zt. Erst in let­zter Sekunde kon­nte ein Kom­pro­miss gefun­den wer­den. Die Stadt Pots­dam wird Kosten der Stadtwerke für die Gelän­de­un­ter­hal­tung übernehmen, das frei­Land-Gelände wird verklein­ert und Bauanträge kön­nen nun durch die Betrieb­s­ge­sellschaft gestellt werden.
Die frei­Land-Betrieb­s­ge­sellschaft CULTUS UG hat in den zurück­liegen­den Monat­en in einem großen Kraftakt ver­sucht dage­gen zu arbeit­en, Kom­pro­misse zu find­en, alle erden­klichen Gespräche zu suchen und Aufla­gen zu erfüllen. Alles mit den vorhan­de­nen, sehr begren­zten finanziellen und per­son­ellen Ressourcen. Nur diesem Ein­satz ist es zu ver­danken, dass es derzeit so scheint als wenn wenig­stens die beste­hen­den Nutzun­gen im frei­Land gehal­ten wer­den kön­nen. Wir Nutzer*innen möcht­en auch an dieser Stelle nochmals unseren her­zlichen Dank für diese Arbeit aus­drück­en. Respekt!
Und wie nun weiter?
Vielle­icht haben wir uns zu sich­er gewäh­nt in unserem Bemühen der Stadt ihren soziokul­turellen Anspruch zu erfüllen. Aber als Nutzer*innenplenum wer­den wir uns sicher­lich nicht so ein­fach von dem Pro­jekt, für das wir die ver­gan­genen Jahre hart gear­beit­et haben, ver­ab­schieden. Wäre ja noch schön­er! Wir denken, dass Orte wie das frei­Land mit niedrigschwelli­gen Ange­boten, par­tizipa­tiv­er Struk­tur und alter­na­tiv­en Ansätzen unverzicht­bar sind. Wir wer­den kämpfen für diesen Ansatz und wir wer­den damit nicht alleine sein. Egal ob Sport­plätze, Proberäume, Ate­liers, Werk­stät­ten, Gale­rien oder Ver­anstal­tungsräume – von bezahlbaren Woh­nun­gen ganz zu schweigen – von allem ist’s zu wenig! Die Poli­tik in der Stadt muss endlich umdenken und die städtis­chen Unternehmen soll­ten dabei mit­machen. Dort wo jed­er Quadratzen­time­ter Fläche zu Höch­st­preisen verkauft wird, muss sich nie­mand wun­dern wenn der Druck auf Kul­tur­stan­dorte steigt und die sowieso schon zuweni­gen Spiel- und Sport­flächen schrumpfen.
Wir fordern eine langfristige Per­spek­tive für das frei­Land, die Sicherung aller beste­hen­den Nutzun­gen und eine kon­struk­tive Diskus­sion mit der Nutzer*innen-Perspektive im Mittelpunkt.
Wir fordern die Sicherung aller noch vorhan­de­nen Sport‑, Spiel- und Kul­tur­stan­dorte durch Festschrei­bung in den Bebauungsplänen.
Wir fordern den Aus­bau und Pla­nung von neuen öffentlichen Stan­dorten für Kul­tur jen­seits des Kom­merz in der Stadterweiterung.
Nein zum Ausverkauf der Stadt, Nein zum Ein­stampfen kul­tureller Pro­jek­te und Ini­tia­tiv­en. Ja zu ein­er vielfälti­gen Stadt für Alle. Ja zu öffentlichen Räumen.
Bei Fra­gen zu diesem State­ment, kön­nt Ihr uns unter plenum@freiland-potsdam.de erreichen.
Euer freiLand

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Klima & Umwelt Wohnen & Stadt

Hambi-bleibt“ Soli-Aktion !

Wir radeln eine fam­i­lien­fre­undliche angemeldete Route für bessere Fahrrad­wege, Luft zum Atmen, die Verkehr­swende all­ge­mein und nach­haltige Städte ins­beson­dere. Vision: “Pots­dam Aut­ofrei”! Mit Soli-Aktion für den Ham­bach­er Wald #Auf­bäu­men, denn par­al­lel wird im Ham­bi die bis­lang größte Demon­stra­tion stat­tfind­en, organ­isiert von NGOs ein­er­seits (Kundge­bung) und Ende Gelände (Aktion Unter­holz) ander­er­seits. Busse fahren auch ab Pots­dam dor­thin: www.bund.net bzw. ab Berlin www.ende-gelaende.org Hier in Pots­dam sagen wir: #Auf­bäu­men!
Das heißt: Bäume pflanzen, Kohle stop­pen! Schmückt Eure Fahrräder mit Ästen und Zweigen! Bringt etwas zum Pflanzen mit, Spat­en und Gießkan­nen! Mit­ge­brachte Pflänzchen oder Baum-Set­zlinge brin­gen wir unter­wegs in den Boden mit einem “Hambi-bleibt”-Schildchen daran. Der Schutz der Lebens­grund­la­gen Luft und Wald gehören zusam­men! Ziel an einem schö­nen Ort.
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Wohnen & Stadt

Wertgutachten, Höchstgebote, Ignoranz

urz vor der Stich­wahl zum Amt des Ober­bürg­er­meis­ters der Stadt Pots­dam haben sich mehrere Wohn­pro­jek­tini­tia­tiv­en direkt an die bei­den verbliebe­nen Kan­di­datIn­nen gewandt.
Tenor: Sie brauchen drin­gend Unter­stützung, da vor allem die kom­mu­nalen Gesellschaften ProPots­dam und Stadtkon­tor mit allen Mit­teln gegen solche Gemein­schaft­spro­jek­te agieren und ihnen immer neue Hin­dernisse in den Weg legen.
Wir doku­men­tieren hier die wichtig­sten Briefe und Presseerklärungen.
Konkret geht es um drei Objek­te, um die sich konkrete Ini­tia­tiv­en schon länger bemühen:
– Wollestraße 52 in Babels­berg, wo die MieterIn­nen das Haus vom Stadtkon­tor selb­st kaufen wollen und nach jahre­langer Verzögerung ein neues Wertgutacht­en bekom­men haben, was für sie unbezahlbar ist: Pressemit­teilung Wollestraße
– Pots­damer Straße 108 in Born­im, was ger­ade von der ProPots­dam verkauft und aus­geschrieben wird – natür­lich schon wieder nach Höch­st­ge­bot – und für was sich Wohnge­mein­schaftsini­tia­tiv­en interessieren.
– Goethes­trasse 35 – 37 in Babels­berg, was im Feb­ru­ar über die ProPots­dam zum Verkauf stand, wo sich ein große Gemein­schaftsini­tia­tive bewor­ben hat / Mach­barschaften e.V.  und wo es bis heute keine Infos gibt.
Zu all den Prob­le­men hat das Beratungskollek­tiv des Miet­shäuser­syn­dikats eine eigene Pres­se­in­for­ma­tion ver­fasst und sich an die OB – Kan­di­datIn­nen und die Stadtverord­neten gewandt:
PM zu Gemeinschaftsprojekten
Am Fre­itag, den 5. Okto­ber 2018 laden ver­schiedene Ini­tia­tiv­en zu einem „Camp In“ vor das Rathaus Pots­dam ein!
Ab 14.00 Uhr geht es mit Stühlen, Coach, Camp­ingsachen und viel Wut über die Pots­damer Woh­nungspoli­tik um bezahlbaren Wohn­raum, Gemein­schaft­spro­jek­te und vieles mehr:
Camp_in

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Die Grenze

In Frank­furt an der Oder ver­bre­it­et eine Gruppe Syr­er Angst. Der linke Bürg­er­meis­ter reagiert mit einem Tabubruch. Das Bild von der weltof­fe­nen Ost­stadt bekommt Risse.
Artikel weit­er­lesen: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018–10/frankfurt-oder-fluechtlinge-ausweisungsbeschluss-gefahr-rechtsextremismus/komplettansicht
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Bildung & Kultur jüdisches Leben & Antisemitismus

Ringvorlesung ‘Populismus — Popkultur — Pädagogik’

An zwölf Ter­mi­nen analysieren renom­mierte Fach­leute die gegen­wär­tige autoritäre Formierung aus unter­schiedlichen Per­spek­tiv­en und mit einem beson­deren Augen­merk auf päd­a­gogis­che und pop­kul­turelle Aspek­te. Die Ringvor­lesung wird organ­isiert vom Moses Mendelssohn Zen­trum für europäisch-jüdis­che Stu­di­en und von der Fach­hochschule Clara Hoff­bauer Pots­dam und find­et vom 10. Okto­ber 2018 bis 22. März 2019 statt. Der Ein­tritt ist frei.
Alle Infor­ma­tio­nen find­en sich unter: http://www.ringvorlesungpotsdam.de
Die Ver­anstal­tun­gen auf einem Blick:
10.10.2018 | Haus der Natur (Lin­den­straße 34, 14467 Potsdam)
‚Recht­spop­ulis­mus‘, Recht­sex­trem­is­mus, radikaler Nation­al­is­mus – ein aktueller Überblick
PD Dr. Gideon Botsch
24.10.2018 | Haus der Natur (Lin­den­straße 34, 14467 Potsdam)
Autori­taris­mus und Rechtspopulismus
Prof. Dr. Lars Distelhorst
Begrüßung und Ein­leitung durch den Pots­damer Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs
07.11.2018 | Haus der Natur (Lin­den­straße 34, 14467 Potsdam)
Erin­nerungskul­tur unter Druck von rechts
Dr. Matthias Heyl
21.11.2018 | Haus der Natur (Lin­den­straße 34, 14467 Potsdam)
Grau­zo­nen und rechte Lebenswel­ten in der Rockmusik
Michael Weiss
05.12.2018 | Friedenssaal im Großen Waisen­haus (Bre­ite Str. 9A, 14467 Potsdam)
Autoritäre Dynamiken – recht­sex­treme Ein­stel­lun­gen in Deutsch­land 2018
PD Dr. Oliv­er Decker
19.12.2018 | Friedenssaal im Großen Waisen­haus (Bre­ite Str. 9A, 14467 Potsdam)
Päd­a­gogis­che Strate­gien gegen Recht­sex­trem­is­mus in der Jugendarbeit
Silke Baer
09.01.2019 | Friedenssaal im Großen Waisen­haus (Bre­ite Str. 9A, 14467 Potsdam)
Anti­semitismus an der Schule – Her­aus­forderun­gen und Handlungsempfehlungen
Mari­na Chernivsky
23.01.2019 | Friedenssaal im Großen Waisen­haus (Bre­ite Str. 9A, 14467 Potsdam)
Musik als pop­kul­turelle Aus­drucks­form extrem rechter Ideologie
Jan Raabe
06.02.2019 | Friedenssaal im Großen Waisen­haus (Bre­ite Str. 9A, 14467 Potsdam)
Recht­spop­ulis­mus und Recht­sex­trem­is­mus als Her­aus­forderun­gen für die Lehre
Prof. Dr. Heike Radvan
20.02.2019 | Friedenssaal im Großen Waisen­haus (Bre­ite Str. 9A, 1446 Potsdam)
Mit Recht gegen Ras­sis­mus!? Antidiskri­m­inierungsar­beit in der Praxis
Gudrun Greve und Ing­mar Pech (Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Brandenburg)
06.03.2019 | Haus der Natur (Lin­den­straße 34, 14467 Potsdam)
Der Kampf um gesellschaftliche Ord­nung und die Päd­a­gogik — Ras­sis­muskri­tis­che Erkundungen
Prof. Dr. Paul Mecheril
22.03.2019 | Waschhaus Pots­dam (Schiff­bauer­gasse 6, 14467 Potsdam)
Vom Gas­tar­beit­er zum Gangs­ta-Rap­per? HipHop, Migra­tion und Empowerment
Murat Güngör und Hannes Loh
Die Ringvor­lesung wird durch die Hoff­bauer Stiftung, die Stiftung Großes Waisen­haus und durch die Stadt Pots­dam unterstützt.
Die Ver­anstal­tenden behal­ten sich vor, von ihrem Haus­recht Gebrauch zu machen und Per­so­n­en, die recht­sex­tremen Parteien oder Organ­i­sa­tio­nen ange­hören, der recht­sex­tremen Szene zuzuord­nen sind oder bere­its in der Ver­gan­gen­heit durch ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che, anti­semi­tis­che oder son­stige men­schen­ver­ach­t­ende Äußerun­gen in Erschei­n­ung getreten sind, den Zutritt zur Ver­anstal­tung zu ver­wehren oder von dieser auszuschließen.

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Erklärung der BesetzerInnen der Gutenbergstraße 67

Mit der Beset­zung der Guten­bergstr. 67 am Abend des 21.09.2018 gelang es uns als Beset­zerIn­nen des Haus­es kurz vor der Bürg­er­meis­ter­wahl ein The­ma auf die Tage­sor­d­nung zu brin­gen, dass in Pots­dam gerne bei­seit­egeschoben wird.
Die am Tag darauf stattge­fun­dene Demon­stra­tion mit um die Tausend Teil­nehmerIn­nen hat ein­drucksvoll gezeigt, dass es einen klaren Wider­spruch zur Stadt­poli­tik gibt, der sich let­z­tendlich am Wahlson­ntag durch das gute Abschnei­den Lutz Boedes als Ober­bürg­er­meis­terkan­di­dat der Frak­tion „Die Andere“ gezeigt hat.
Der jahre­lange Ausverkauf öffentlichen Eigen­tums, ist genau­so wenig akzept­abel, wie die unter­schiedliche Behand­lung kul­tureller Ein­rich­tun­gen und das Rum­tak­tieren, wenn es um Pres­tige­pro­jek­te, wie der Umgestal­tung der Innen­stadt und den Wieder­auf­bau der Gar­nisonkirchenkopie geht. Diesen Wider­spruch auf der einen Seite seit Jahren abzu­tun und kleinzure­den, und auf der anderen Seite Pleit­epro­jek­te, wie den Wieder­auf­bau durch direk­te und indi­rek­te öffentliche Förderung möglich zu machen, zeigt sehr gut den Schw­er­punkt der Stadtpolitik.
Inhaltlich treibt die Men­schen eher die Sorge um, ob sie in eini­gen Jahren noch in Pots­dam leben kön­nen, als eine Stadt­sil­hou­ette aus dem Beginn des zwanzig­sten Jahrhun­derts wiederherzustellen.
Wenn es um die Rekon­struk­tion geht, sitzt das Geld sehr lock­er… Das auf der anderen Seite in städtis­chen Betrieben z. T. keine Tar­i­flöhne bezahlt wer­den, das unsere über­teuerten Mieten bei der ProPots­dam und der Gewinn aus Stadteige­nen Betrieben genutzt wer­den, um komis­che Träume eines Bürg­er­meis­ters und seinem Klien­tel zu finanzieren, macht uns mehr als wütend. Bei all diesen Pro­jek­ten wird kom­mu­nales Eigen­tum pri­vatisiert und z.T. mit Höch­stren­dite ver­mark­tet. Wer, wie am Brauhaus­berg ein Grund­stück für 27 Mil­lio­nen Euro verkaufen will, legt fest welche soziale Gruppe dort wohnen wird. Das ist ein weit­er­er klar­er Ver­such der Vertrei­bung alteinge­sessen­er MieterIn­nen. Neben­bei weiß nie­mand, wer der „Investor“ ist und was er dort bauen will.
Der Höch­st­preis wird in diesem Zusam­men­hang disku­tiert, als müsse das Are­al so ver­mark­tet wer­den, um die Stadtwerke als Besitzer vor der dro­hen­den Pleite zu schützen. Das angesichts dieser Argu­men­ta­tion ern­sthaft darüber disku­tiert wurde und wird, das Mer­cure Hotel für ca. 20 Mil­lio­nen Euro zu kaufen und abzureißen, um eine Wiese anzule­gen, zeigt den Wahnsinn und die Tak­tier­erei der Stadtver­wal­tung und des Rathaus­es. Jedes Argu­ment ist recht um die eige­nen Ziele durchzusetzen.
Dass wir Haus­be­set­zen als Mit­tel der poli­tis­chen Inter­ven­tion nutzen, liegt auch daran, dass poli­tis­che Struk­turen so gestal­tet wer­den, dass Ein­flussnahme fast nicht möglich ist. In den let­zten Jahren hat es eine Rei­he von Bürg­er­beteili­gungs- und Werk­stattver­fahren gegeben, bei denen offen­sichtlich war, dass das Ergeb­nis im Vorhinein schon fest­stand. Dabei wer­den gut­bezahlte Ver­wal­tung­sprofis gegen Bürg­erI­nis und Proteste in Stel­lung gebracht, deren Mit­glieder unbezahlt neben ihrer Arbeit und oft Fam­i­lie Zeit auf­brin­gen, um sich einzu­mis­chen. Im Ergeb­nis bleiben diese Ver­fahren alle­samt nur Ali­biver­anstal­tun­gen für die Lin­ie der Stadt­poli­tik. Als Beispiel stand im Werk­stattver­fahren zum Rechen­zen­trum nie zur Debat­te, das Haus nicht abzureißen, obwohl es die nahe liegend­ste Vari­ante wäre, auch wollte aus Jakobs Umfeld nie jemand darüber disku­tieren, ob der Bau des Gar­nisonkirchen­turms angesichts des Wider­stands gestoppt wer­den müsse. usw. usw
Unsere Mit­tel bleiben Demon­stra­tio­nen, Besuche bei Pres­tigev­er­anstal­tun­gen und Beset­zun­gen. Unser Wider­spruch würde son­st unterge­hen und wir haben neben­bei keine Lust uns in Laber­foren und Ali­bi­gremien an ein­er Stadt­poli­tik abzuar­beit­en, die wir kom­plett ablehnen. Wir wis­sen, dass diese Ablehnung der Stadt­poli­tik in der Bevölkerung präsent ist, ver­schiedene Bürg­er­begehren haben das deut­lich gezeigt. Wir gehören nicht zum reicheren Teil der Stadt­ge­sellschaft und wenn wir es objek­tiv zu betra­cht­en ver­suchen, entspricht der Ausverkauf des öffentlichen Eigen­tums nicht unserem Inter­esse, denn es wird etwas pri­vatisiert, um Mieten möglich zu machen, die wir uns nicht leis­ten wer­den kön­nen. Mit dem Gewinn soll u.A. eine Kirchenkopie wieder­aufge­baut wer­den, die geschichtlich so ein­deutig erzkon­ser­v­a­tiv, mil­i­taris­tisch und nation­al­sozial­is­tisch geprägt ist, dass wir das als AntifaschistIn­nen nur ablehnen können.
Statt das städtis­che Eigen­tum zu ver­zock­en und Fan­tasiepro­jek­te durchzu­drück­en, sollte der städtis­che Woh­nungs­be­stand genutzt wer­den, um die Mieten auf real­is­tis­ches Niveau zu drück­en. Statt Häuser und Grund­stücke an immer diesel­ben Immo­bilien­haie zu verkaufen, müssen in Zukun­ft MieterIn­nen oder Genossen­schaften bevorzugt wer­den. Anstatt den Brauhaus­berg und jede Ein­flussnahme an den näch­sten Inve­storen abzugeben, sollte die Gewo­ba dazu verpflichtet wer­den dort ein lebendi­ges Vier­tel mit bezahlbaren Mieten zu erricht­en. Das Min­sk kön­nen wir uns dort sehr gut als Stadt­teilzen­trum und Kinder­garten vorstellen. Die Stadt muss den Bedürfnis­sen der sie bewohnen­den Men­schen nachkom­men und öffentliche Räume zur Ver­fü­gung stellen, anstatt immer wieder leere Ver­sprechun­gen zu machen, wie beispiel­sweise nach der Schließung der Skate­halle, den mehrma­li­gen Zugeständ­nis­sen für Proberäume, etc. und allen voran, der zulet­zt im Rah­men der Wahl zum neuen Stad­to­ber­haupt plöt­zlich viel propagierten ‚Stadt für alle‘.
Wir sind nicht aus der Welt! Wir wer­den die evtl. anste­hen­den Prozesse wegen der Beset­zung nutzen, um der Stadt­poli­tik weit­er auf den Füßen rumzuste­hen. Auch das Beset­zen sehen wir als adäquates Mit­tel um in den neolib­eralen Ausverkauf zu inter­ve­nieren und Räume zu schaf­fen, in denen wir ergeb­nisof­fen mit allen die es wollen Alter­na­tiv­en disku­tieren und schaf­fen. Wir möcht­en zulet­zt noch allen Unter­stützerIn­nen Vorort und den so zahlre­ich erschiene­nen Teil­nehmerIn­nen der Demo Danke sagen für ihr Engage­ment und ihre Solidarität.
GEGEN DEN WEITEREN AUSVERKAUF DER STADT!
SOFORTIGER STOPP DER PRIVATISIERUNG ÖFFENTLICHEN EIGENTUMS!
WIR WERDEN UNS NEHMEN WAS UNS ALLEN GEHÖRT!
ANTIKAPITALISTISCHE FREIRÄUME ERKÄMPFEN!

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Wohnen & Stadt

Wohnen als Grundrecht – vielleicht auch mal in Potsdam

Am 20. Sep­tem­ber fand in Berlin das Woh­nungspoli­tis­che Forum statt. Gegen die Inter­essen der Immo­bilien­lob­by, die man dur­chaus mit den Inter­essen der bun­des-regieren­den Parteien gle­ich­set­zen kann, wur­den hier Konzepte erar­beit­et, mit denen die Speku­la­tion eingedämmt und das Risiko des Woh­nungsver­lustes gemindert wer­den kann. Ger­ade für Pots­dam wären solche Konzepte hil­fre­ich. Hat sich hier der Effekt des „reichen Nor­dens“ und des „armen Südens“ für dessen Benen­nung sein­erzeit Ober­bürg­er­meis­ter Platzeck schon viel Kri­tik ein­steck­en mußte, unter seinem Nach­fol­ger Jakobs doch poli­tisch gewollt weit­er ver­stärkt und beschleunigt.
Natür­lich hängt vieles an der Geset­zes­lage der Bun­desre­pub­lik und deren kon­se­quenter Umset­zung. Daß Boden ein endlich­es Gut ist und damit nicht als unbe­gren­zte Ware zu behan­deln, wurde höch­strichter­lich bere­its in den 60er Jahren in West­deutsch­land erkan­nt und in den 90ern nochmal bestätigt. Es inter­essiert nur nie­man­den. (In der DDR war Boden kon­se­quent bil­lig, um Stadt­pla­nun­gen nicht an dieser Kom­po­nente auszurichten.)
Wo Preise für Mieten steigen, gibt es höhere Div­i­dende. Und wenn, wie poli­tisch befördert, hohe Mieten zum Hauskauf führen, freut sich auch die Kred­itwirtschaft. In den Jahren 2008/09 führte die geplatzte Immo­bilien­blase weltweit zur Krise in der Banken­wirtschaft. Deutsch­lands Mietwirtschaft war recht gut dage­gen gesichert. Die näch­ste Immo­bilien­blase wer­den wir auch in Deutsch­land spüren.
Nicht alle wollen Speku­la­tion und die Fol­gen als Naturge­setz akzep­tieren und fordern Lösun­gen, die Woh­nungswirtschaft aus dem Sys­tem der Gewin­n­max­imierung her­auszulösen. Was gar nicht so rev­o­lu­tionär ist, weil es das vor eini­gen Jahrzehn­ten in West­deutsch­land noch gab. Wichtig wären heute umfassende Konzepte. Der erkennbare Wille, eine Lösung her­beizuführen, die den Woh­nungs­markt und Mieter entlastet.
Heute kann ein Mietrück­stand durch über­zo­gene Miet­min­derung oder Zahlungsverzug bere­its ohne Mah­nung zur Kündi­gung führen. Gefordert wurde am 20. Sep­tem­ber daher, daß man dem Mieter (wieder!) die Möglichkeit geben muß, dem Kündi­gungs­grund abzuhelfen, wenn ein Gericht das in einem Urteil so bes­timmt. Ähn­lich­es gilt bei Mietverzug. Sind bish­er auch die Job­cen­ter mit ein­er Vorauszahlung einge­sprun­gen, um einen Woh­nungsver­lust zu ver­mei­den, ist diese Art Unter­stützung heute lange keine Garantie mehr, daß die Kündi­gung aufge­hoben wird.
Andere üble Geschicht­en durch weit­ere Teil­nehmer des alter­na­tiv­en Woh­nungs­fo­rums waren schnell zur Hand. Als einzel­ner Mieter ist man oft nur noch den Prof­it­in­ter­essen im Wege, die eine regelmäßige Neu­ver­mi­etung mit entsprechen­der „Mietan­pas­sung“ ermöglicht. Die Ahn­dung von Kleinigkeit­en und über­zo­gene juris­tis­che Prozesse gegen die Mieter wer­den dann zur wirtschaftlichen Notwendigkeit, zer­mür­ben aber den einzelnen.
Die Forderun­gen für poli­tis­che Besserun­gen wur­den in ver­schiede­nen Arbeits­grup­pen ver­faßt, um sie dann vor dem Woh­nungs­gipfel der Bun­desregierung am 21.09.18 als konkrete Vorschläge zu unter­bre­it­en. Natür­lich sind wed­er SPD noch CDU soziale Parteien, die so etwas in ihr Pro­gramm übernehmen wür­den. Doch kön­nte der Druck der Straße etwas gegen die mas­sive Lob­b­yarbeit der Immo­bilien­wirtschaft ausrichten?
Auch die Kom­munen kön­nen dur­chaus ihren Beitrag leis­ten, starke Fehlen­twick­lun­gen lokal zu ver­hin­dern. Hierzu gehört, daß städtis­ch­er Boden nur in Erb­pacht vergeben wird, auf keinen Fall aber verkauft. Es sind nur in dem Fall über­haupt die Grund­stücke der Kom­munen abzugeben, wenn darauf Auf­gaben erfüllt wer­den, zu welchen die Kom­mune sich selb­st nicht in der Lage sieht. Hierzu gehören vor allem soziale Ein­rich­tun­gen. Ein kom­mu­naler Ver­mi­eter hat dämpfend und nicht treibend auf den Miet­spiegel einzuwirken und auf keinen Fall Teile seines Bestandes zu verkaufen. Auch eine wert­er­hal­tende Sanierung, die nicht gle­ich Luxu­s­sanierung mit Luxu­s­preisen bedeutet, ist kom­mu­nalen Ver­mi­etern dur­chaus zuzu­muten. Die Mieter in kom­mu­nalen Ver­mi­etern müssen ein verbindlich­es Mitbes­tim­mungsrecht haben, gle­ichzeit­ig muß die Kom­mune als Eigen­tümer poli­tisch Ein­fluß auf ihr Unternehmen ausüben. Die Kom­mune hat außer­dem neue Grund­stücke, soweit es die Speku­la­tion­spreise sin­nvoll erscheinen lassen, wieder zu erwer­ben. Und wo schon Miet­spiegel sein müssen, sollen Woh­nun­gen aus dem Luxus-Seg­ment keinen Ein­fluß darauf nehmen. Auf die Weise ließen sich schon die größten Preistreiber ausklammern.
In Pots­dam läßt sich beobacht­en, wie es nicht zu sein hat. So gün­stig wie die städtis­chen Filet­grund­stücke am Jungfernsee und ander­swo abgegeben wur­den, wird man sie nicht mehr in die öffentliche Hand bekom­men. Statt dessen wird verkauft, was noch da ist, die Preiss­chraube für Mieter zieht weit­er an, die Spal­tung des Stadt­ge­bi­etes in Arm und Reich geht erkennbar weit­er. Auch in Pots­dam befind­en sich lei­der keine sozialen Parteien in der Regierungsverantwortung.
Was bleibt, sind Mieterini­tia­tiv­en. Und Stiftun­gen, welche die Woh­nun­gen aufkaufen, um sie gemein­sam mit den Mietern zu betreiben und der Prof­itwirtschaft zu entziehen. Auch deren Vertreter waren in Berlin anwe­send. Und auch diese sind bere­its in Pots­dam aktiv. Wo es die Rathausspitze nicht mehr schafft, bezahlbaren Wohn­raum zu erhal­ten, haben sich längst Ini­tia­tiv­en zusam­menge­fun­den, um genau das zu erstreiten.
Grund­sät­zlich wur­den beim alter­na­tiv­en Woh­nungs­fo­rum in Berlin auch die Woh­nungsgenossen­schaften her­vorge­hoben, deren Ziel satzungs­gemäß in der sozialen Pflege und dem Aus­bau ihres Bestandes liegt. Es ist natür­lich schon bekan­nt, daß das Man­age­ment manch­er Genossen­schaften das inzwis­chen anders sieht und dazu überge­ht, „unwirtschaftliche“ Langzeit­mi­eter zu ver­drän­gen. Die satzungs­gemäße Pflicht zur demokratis­chen Beteili­gung der Mieter­schaft in Woh­nungsgenossen­schaften kann bei entsprechen­der Sol­i­darisierung der Genossen­schaftsmit­glieder jedoch vieles verän­dern – auch das Man­age­ment selbst.

  1. Die große Stärke des alter­na­tiv­en Woh­nungs­fo­rums offen­barte auch gle­ichzeit­ig seine Schwächen. Es war eine Leis­tung, bun­desweite Akteure in ein Haus zu bekom­men, von Erfol­gen zu hören und Hand­lungsvorschläge zu erar­beit­en. – Und es ist betrüblich, wenn schon Vertreter der Kreuzberg­er Ini­tia­tive nicht von Pots­dam wis­sen und entsprechend Vorschläge mit auf den Heimweg gaben, die alle­samt schon längst ver­wirk­licht sind. (Ein­bindung von Kun­st, alter­na­tive Medi­en abseits der offiziellen Jubel­presse, inten­sive Ver­net­zung ver­schieden­ster stadt­poli­tis­ch­er Akteure etc.) Nicht über­all hat der öffentliche Druck den gle­ichen Erfolg. Und in Pots­dam bedarf es noch sehr viel mehr Anstren­gun­gen, um das zu erre­ichen, was gegen unbe­stre­it­bare Wider­stände in Ham­burg, München und Kreuzberg bere­its geglückt ist. So zeigte der 20. Sep­tem­ber in Berlin, was in Pots­dam eigentlich schon alles auf die Beine gestellt wurde. Und wie viel noch zu tun ist, um die berechtigten Belange der Bürg­er auf die Agen­da der Rathaus­poli­tik und der bei­den Tageszeitun­gen zu heben. Daß der Ober­bürg­er­meis­ter Jakobs nun nicht mehr Teil der Alther­ren­riege zusam­men mit Sem­mel­haack, dem GEWO­BA-Chef, dem Stadtwerkechef, dem Luftschiffhafen-Chef und ähn­lichen ist, die in Hin­terz­im­mern Demokratie simulieren, stimmt opti­mistisch. Tat­säch­lich fand zulet­zt nur noch die Gewo­ba dankbare Worte für den schei­den­den Ober­bürg­er­meis­ter. Sie hat ihn auf die Titel­seite ihrer Mieterzeitung geset­zt und sog­ar eigens für ihn den Jann-Jakobs-Preis erfun­den und ihm ver­liehen. Es bleibt jedoch auch ohne ihn noch harte Arbeit, aus Pots­dam eine Stadt zu machen, in der das Wohnen wieder Grun­drecht ist und kein teur­er Luxus-Artikel.
Inforiot