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Leben ist schöner ohne Gewalt

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Leben ist schöner ohne Gewalt — Gegen Faschismus, Nationalismus & Krieg

Zum Antikriegstag, am Mittwoch, den 1. Sep­tem­ber 2021, plant das Net­zw­erk ‘Uck­er­mark Naz­ifrei’ eine Pea­cepa­rade durch Pren­zlau. Die Kundge­bung wird durch ein buntes Kul­tur­pro­gramm mit Rede­beiträ­gen, The­aterein­la­gen, Live­musik, sowie einem gemein­samen Pick­nick gestal­tet. Außer­dem wird Klei­dung für Men­schen in Geflüchteten­lagern für den Win­ter gesammelt.
Tre­ff­punkt ist der Mark­t­berg in Pren­zlau um 16:00 Uhr.
Mit dieser Ver­anstal­tung soll ein Zeichen für Frieden und Abrüs­tung, sowie gegen Faschis­mus, Nation­al­is­mus und Krieg geset­zt werden.
Zum Anlass wird die Aus­sage des AfD-Kan­di­dat­en Hannes Gnauck genom­men, der sich in einem Inter­view wie fol­gt äußerte:
‘Schon als Kind wollte ich zur Bun­deswehr. Ich hat­te immer das Ide­al­bild vom deutschen Sol­dat­en im Kopf. Es hat mich fasziniert, wenn ich als Kind gese­hen habe, wie die Sol­dat­en durch unser Dorf marschiert sind. Das gibt es heute lei­der nicht mehr in dieser Form.’ (Inter­view im Uck­er­mark-Anzeiger, Märkische Oderzeitung, Aus­gabe 10./11. April 2021, S. 21)
Ein Men­sch mit der­ar­ti­gen Fan­tasien möchte die Men­schen der Land­kreise Barn­im und Uck­er­mark im deutschen Bun­destag vertreten. Gnauck ist Vor­stand der vom Ver­fas­sungss­chutz beobachteten ‘Jun­gen Alter­na­tive’ in Bran­den­burg und wurde vor kurzem vom mil­itärischen Abschir­m­di­enst als Extrem­ist eingestuft.
Da ist eine Parade jen­seits von Diskri­m­inierung, Mil­i­taris­mus und Gewaltver­her­rlichung das richtige Sig­nal, um zu zeigen, dass in unser­er Region friedlich, bunt und weltof­fen zusam­men gelebt wer­den kann. Dabei set­zen wir ein Zeichen für die sofor­tige Beendi­gung von Waf­fen­ex­porten und ein­er kon­se­quenten glob­alen Abrüstungspolitik.
Vor Ort find­et auch eine Sam­me­lak­tion von ‘Wir pack­ens an’ statt. Hier wird dazu aufgerufen warme Klei­dung für den Win­ter mitzubrin­gen. Diese wer­den gesam­melt und dann an innereu­ropäis­che Geflüchte­ten­camps oder an Lager an europäis­chen Außen­gren­zen trans­portiert. Es wird darum gebeten, gute Sachen vor­bei zu bringen.

Auch wird zum gemein­samen Pick­nick ein­ge­laden: Bringt gerne eine Decke und Dinge mit, die ihr gern esst, um am Abend entspan­nt gemein­sam zu pick­nick­en. Zusät­zlich ste­hen einige Kleinigkeit­en zum (veg­a­nen) Essen und Trinken gegen Spende für euch bereit.

Wir freuen uns auch ganz arg über den Besuch und die Teil­nahme von geflüchteten Men­schen, BIPoCs, LGBTQ*+ Per­so­n­en, Men­schen mit Behin­derun­gen und anderen mar­gin­al­isierten Men­schen und nicht­men­schlichen Tieren.
Wir ver­suchen die Ver­anstal­tung so save wie möglich für euch zu machen! Fühlt euch her­zlich Willkommen.

Die Pan­demie ist lei­der noch nicht vor­bei. Daher wollen wir auch bei dieser Ver­anstal­tung weit­er auf die Hygie­n­eempfehlun­gen acht­en und tra­gen einen Mund-Nasenschutz.
Das Wichtig­ste in Kürze: 
Wann und Wo: Mittwoch, 1. Sep­tem­ber von 16:00 Uhr – 21:00 Uhr am Mark­t­berg in Prenzlau
Pro­gramm: Rede­beiträge, bunte Pea­cepa­rade, The­aterein­lage, Live­musik, Diskus­sion, gemein­same Kun­st, Klei­der­samm­lung und Pick­nick am Abend
Unter­stützende Organ­i­sa­tio­nen: VVN/BdA, Auf­ste­hen gegen Ras­sis­mus Uck­er­mark, See­brücke Uck­er­mark, Buntes Bünd­nis couragiertes Pren­zlau, Die Linke Barnim&Uckermark, AG Mobil­ität, Uck­er­mark Nazifrei

Grobes Pro­gramm:

 

16 Uhr Beginn mit Live­musik und Redebeiträgen
17 Uhr Pea­cepa­rade durch Prenzlau
18 Uhr Live­musik, Rede­beiträge, Pick­nick und Diskussion
19 Uhr The­at­er­auftritt von Aserkop-Do
ab 19.30/20 Uhr (Rede­beiträge) und noch 1 oder 2 fette Livebands
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Bustour gegen Lagersystem und Rassismus startet am Mittwoch

Willkom­men zum Auf­takt der Bus­tour in Pots­dam am 21.07. um 11 Uhr vor  dem Bran­den­burg­er Land­tag (Steuben­platz) mit ein­er Kundge­bung. Macht  mit und unter­stützt den Kampf für Bewe­gungs­frei­heit, für die  Abschaf­fung aller Lager und gegen Ras­sis­mus. Wir wis­sen: Sol­i­dar­ität  gewinnt.
Women in Exile & Friends machen seit eini­gen Jahren Som­mer­touren in  ver­schiedene Bun­deslän­der, um sich mit anderen geflüchteten Frauen* zu  ver­net­zen, ins­beson­dere mit denen, die in Lagern leben. Diesen Som­mer  wer­den wir nach Ham­burg, Bre­men und Meck­len­burg-Vor­pom­mern fahren.
Auf Tour wer­den wir als Gruppe von 40 geflüchteten Frauen und Kindern  mit dem Solibus unter­wegs sein (Solibus e.V. Gemein­sam mobil für eine  sol­i­darische Welt). Wir wer­den zel­ten oder bei unseren Gastgeber*innen  schlafen. Wir wer­den Lager besuchen, Demon­stra­tio­nen gegen Ras­sis­mus  und Lager machen, uns gegen­seit­ig ermuti­gen und Empow­er­ment-Work­shops  durch­führen. Wir wer­den die Iso­la­tion, den Ras­sis­mus, den Sex­is­mus,  die Berichte über die Trau­ma­ta der­jeni­gen, die aus Angst vor  Abschiebung schlaflose Nächte erleben, in die Öffentlichkeit tra­gen.  Um dieses ras­sis­tis­che Lager­sys­tem abzuschaf­fen, wer­den wir Gren­zen  brechen, die unsere Teil­habe ver­hin­dern und Brück­en bauen, um uns mit  anderen Gemein­schaften zu verbinden. Damit wir Flüchtlinge die  Möglichkeit bekom­men, selb­st zu wählen, wo wir in Würde leben wollen.
Wir bit­ten um eure finanzielle Unter­stützung und Sol­i­dar­ität für  unsere Tour. Damit wir uns für das Empow­er­ment von geflüchteten  Frauen* ein­set­zen, die sys­tem­a­tis­che Ver­let­zung unser­er Rechte in die  Öffentlichkeit brin­gen und uns gemein­sam mit anderen Com­mu­ni­ties für  eine offene und sol­i­darische Gesellschaft ein­set­zen kön­nen. Schafft  alle Lager ab! Bewe­gungs­frei­heit für Alle!

Join Kick Off of Women in Exile Bus­tour against Lager­sys­tem and racism
Wel­come to the Kick-off of the Bus­tour in Pots­dam on the 21.07. at 11  a.m. in Front of Bran­den­burg Par­lia­ment (Steuben­platz) with a ral­ly.  Join and sup­port the fight for free­dom of move­ment, for the  abol­ish­ment of all Lager and against racism. We know: Sol­i­dar­i­ty wins.
Women in Exile & Friends have been mak­ing sum­mer tours to dif­fer­ent  Ger­man fed­er­al states to con­nect with oth­er refugee women*, espe­cial­ly  those liv­ing in lager. This sum­mer we will move to Ham­burg, Bre­men and  Mecklenburg-Vorpommern.
On tour we will be a group of 40 refugee women and chil­dren with the  Solibus (Solibus e.V. Gemein­sam mobil für eine sol­i­darische Welt). We  will camp or sleep at our hosts. We will vis­it the Lager, do  demon­stra­tions against racism and Lager, encour­age each oth­er and  facil­i­tate empow­er­ment work­shops. We will bring into pub­lic the  iso­la­tion, racism, sex­ism, reports on trau­mas on those expe­ri­enc­ing  sleep­less nights for fear of depor­ta­tion and the effects of the coro­na  pan­dem­ic. To abol­ish this racist Lager­sys­tem, we will break bor­ders  pre­vent­ing our par­tic­i­pa­tion and build bridges to con­nect us to oth­er  com­mu­ni­ties. So that refugees will be giv­en the oppor­tu­ni­ty to choose  where we want to live in dignity.
We ask for your finan­cial sup­port and sol­i­dar­i­ty for our Tour. So that  we can work for the empow­er­ment of refugee women*, bring the  sys­tem­at­ic vio­la­tion of our rights to the pub­lic and work togeth­er  with oth­er com­mu­ni­ties for an open and sol­i­dar­i­ty soci­ety. Abol­ish all  Lager! Free­dom of move­ment is ever­bodys right!

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Antifaschismus Wohnen & Stadt

Nasse Wölfe marschieren inhaltlos durch Frankfurt (Oder)

Siegfried Pauly will anscheinend nichts unver­sucht lassen neue neon­azis­tis­che Struk­turen in Frank­furt (Oder) aufzubauen. Der gebür­tige Freiburg­er, der zwis­chen­zeitlich auch wieder in Baden-Würt­tem­berg lebte und seit 2017 wieder in der Oder­stadt ist, organ­isierte erst am 8. Mai eine Kundge­bung auf dem Bahn­hofsvor­platz um gegen „Kinder­schän­der“ zu demon­stri­eren. Erst Anfang April wurde der Ortsver­band der NPD reak­tiviert, nach­dem die neon­azis­tis­che Partei seit Jahren nicht mehr aufge­fall­en war. Teilgenom­men hat­ten damals neben zahlre­ichen bekan­nten Neon­azis aus der Stadt auch NPDler*innen aus Oder-Spree, darunter der Bun­des­geschäfts­führer Klaus Beier. Nun gibt es mit der Brud­er­schaft „Wolf­ss­char“ einen neues Label mit dem Pauly hofft Anhänger*innen unter mil­i­tan­ten Neon­azis zu gewinnen.

Noch ohne Regen und mit Led­er­west­en: Neon­azis der Brud­er­schaft Wolf­ss­char. (Foto: presse­di­enst ffo)

Neon­azis ste­hen im Regen

Zum 17. Juli kündigte die erst im Juni gegrün­dete extrem rechte Brud­er­schaft „Wolf­ss­char“ einen Auf­marsch gegen „Link­sex­trem­is­mus & Kindesmiss­brauch“ in der Oder­stadt an. Anstatt direkt auf den Bahn­hofsvor­platz mussten die Neon­azis dies­mal auf einen Park­platz am Rand des Platzes auswe­ichen, da das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis“ bere­its vorher ihre Kundge­bung anmeldet hat­te. Die Ver­samm­lung sollte um 13 Uhr begin­nen. Angereist mit Zug und PKWs trafen nach und nach Teilnehmer*innen aus Berlin, Sach­sen-Anhalt, Süd­bran­den­burg und Sach­sen ein. Auf­fal­l­end waren neben Anhänger*innen der „Wolf­ss­char“ aus Magde­burg und Berlin auch JN-Struk­turen aus der Nieder­lausitz sowie Neon­azis aus dem Umfeld des „Bünd­nis Deutsch­er Hools“ um den Marzah­n­er Enri­co Schottstädt, der bekan­nt ist als Ini­tia­tor asylfeindlich­er Aufmärsche in der Haupt­stadt. Unter den Südbrandenburger*innen befand sich Alexan­der Bode. Der mil­i­tante Neon­azis war 1999 beteiligt an der „Het­z­jagd von Guben“, in deren Folge der algerische Asyl­suchende Farid Guen­doul starb. Bode musste daraufhin für zwei Jahre in Haft.

Ziem­lich nass ging es für die begosse­nen Pudel in Rich­tung Innen­stadt. Ganz vorne dabei die JN. (Foto: presse­di­enst ffo)

Aus Frank­furt (Oder) nah­men dies­mal nur wenige Rechte teil. Bekan­nte Neon­azis wie Sven Lemke und Romano Gos­da wur­den zwar vorher im Stadt­ge­bi­et gesichtet, bevorzugten es jedoch sich lieber im Trock­e­nen aufzuhal­ten. Denn bere­its kurz nach Ver­samm­lungs­be­ginn set­zte heftiger Regen ein, der über eine Stunde anhielt. Neben dem schlecht­en Wet­ter, mussten einige Teilnehmer*innen wegen des Uni­formierungsver­bots ihre Kut­ten, Erken­nungsze­ichen von Rock­er- und Brud­er­schaftsstruk­turen, able­gen. Hinzu kamen Tech­nikprob­leme. Ohne große Begrüßungsworte bewegte sich der Zug gegen 13.30 Uhr in Rich­tung Innen­stadt, wo eine kurze Kundge­bung am Einkauf­szen­trum „Lenné-Pas­sagen“ abge­hal­ten wurde. Hier sollte das The­ma Kindesmiss­brauch aufge­grif­f­en wer­den. Neben einem Vertreter der JN Nieder­lausitz sprach wie am 8. Mai eine Mut­ter über den Miss­brauch ihres Kindes und die Unter­stützung durch die extreme Rechte, für die sie sehr dankbar sei. Die recht­en Zuhörer*innen wirk­ten dabei jedoch eher gelang­weilt und hat­ten anscheinend wenig Inter­esse den Aus­führun­gen der jun­gen Frau zu folgen.

Siegfried Pauly und …
(Foto: presse­di­enst ffo)
… ein JN-Sprech­er samt Nieder­schle­sien- und Reich­skriegs­fah­nen vor den Lenné-Pas­sagen. (Foto: presse­di­enst ffo)

Anschließend richtete Siegfried Pauly das Wort an seine Kamerad*innen und beschw­erte sich über die Berichter­stat­tung zu sein­er Per­son. In Paulys Augen sollte sich die Presse und die Polizei lieber mit den Tat­en der „Kinder­schän­der“ beschäfti­gen als “unbescholtene Bürg­er” zu drangsalieren.

Danach zog der Auf­marsch weit­er über die Karl-Marx- und Rosa-Lux­em­burg-Straße zurück zum Haupt­bahn­hof, wo der Aufzug endete. Inhaltlich wurde sich im Übri­gen nicht näher mit dem Link­sex­trem­is­mus auseinan­der geset­zt. Klas­sis­che neon­azis­tis­che Parolen, die die  Zuwanderer*innen und Antifaschist*innen ver­höh­n­ten schienen stattdessen der Höhep­unkt der Demon­stra­tion zu sein, die teil­weise wirk­te wie ein Auf­marsch aus den 1990er Jahren. Ein JN-Vertreter ver­suchte die Teil­nehmenden des Aufzugs mit inhaltlichen Sprüchen zu begeis­tern, wirk­te aber zunehmend gen­ervt, dass in seine Rufe nicht einges­timmt wurde.

Passant*innen standen dem Treiben größ­ten­teils ablehnend gegenüber. Rufe, wie „Hal­tet die Klappe“ waren am Straßen­rand zu vernehmen.

Brud­er­schaft Wolf­ss­char als neue Neon­azistruk­tur in der Region?

Wie in einem Dossier das Aktions­bünd­nis Bran­den­burg beschrieben, han­delt es sich bei der Brud­er­schaft Wolf­ss­char um eine neu gegrün­dete Neon­azi­grup­pierung, der unge­fähr 20 Per­so­n­en ange­hören und die Ableger in Berlin und Sach­sen-Anhalt besitzt. Mit­glieder wie Pauly haben dabei auch Verbindun­gen zur NPD. Mit ihren Kut­ten und Abze­ichen erin­nern sie in ihrem Auftreten stark an Rock­er­clubs. Durch die Ein­heitlichkeit wollen die Ange­höri­gen aus­drück­en Teil ein­er elitären Struk­tur zu sein, die ein­er fes­ten Hier­ar­chie fol­gt, aber auch Geschlossen­heit sig­nal­isiert. Das fällt auf Aufmärschen auf. Seit ihrem Beste­hen nahm die „Wolf­ss­char“ bere­its an Ver­samm­lun­gen in Dessau-Roßlau (am 12. Juni) und Berlin (03. Juli) teil. In Frank­furt (Oder) wollte die Brud­er­schaft mit ihrem ersten eige­nen Auf­marsch ihren Führungsanspruch inner­halb der Neon­azi-Szene in der Region unter­stre­ichen. Ob dies mit der rel­a­tiv gerin­gen Teil­nehmenden­zahl und den wenig greif­baren Inhal­ten gelun­gen ist, darf indes bezweifelt werden.

Antifaschist*innen “begrüßten” am Haupt­bahn­hof laut­stark die ank­om­menden Neon­azis. (Foto: presse­di­enst ffo)

Laut­stark­er und bunter Protest von Antifaschist*innen

Während die Neon­azis auf­grund des schlecht­en Wet­ters und der gerin­gen Zahl der Teilnehmer*innen eher ein trau­riger Anblick waren, organ­isierte das antifaschis­tis­che Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ einen laut­en und bun­ten Protest. Auf dem großen Platz vor dem Bahn­hof­s­ge­bäude gab es mehrere Rede­beiträge, die auf die Gefahren von Rechts hin­wiesen und auch im Hin­blick auf die bevorste­hen­den Bun­destagswahlen vor einem weit­eren Recht­sruck in der Gesellschaft warn­ten. Die Straus­berg­er HipHop-Com­bo „PC Toys“ heizten der Menge auch musikalisch ein, so dass auch der Regen die Stim­mung nicht ver­miesen kon­nte. Nach­dem der Auf­marsch der Neon­azis sich in Bewe­gung set­zte, fol­gten Ihnen die etwa 300 Teilnehmer*innen des Gegen­protest mit ein­er eige­nen Demon­stra­tion, die zur Oder­brücke führte. Zum Abschluss der Ver­samm­lung zeigte sich dann auch wieder die Sonne.

An der ehe­ma­li­gen Grenzbrücke über die Oder been­dete das Bünd­nis “Kein Ort für Nazis” seine Demon­stra­tion. (Foto: presse­di­enst ffo)

Laut Polizei ver­liefen alle Ver­samm­lun­gen an dem Tag störungs­frei. Den­noch zogen Neon­azis nach Ende ihres Auf­marsches noch in Rich­tung Guben­er Vorstadt und bedro­ht­en dabei Passant*innen und zeigten teil­weise den Hit­ler­gruß, wie Augenzeug*innen auf Twit­ter berichteten.

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Breiter antifaschistischer Protest gegen Neonazis geplant

Breiter antifaschistischer Protest gegen Demonstration der rechtsextremen „Bruderschaft Wolfsschar“ geplant

Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” ruft alle Frankfurter*innen und Unterstützer*innen dazu auf, am Sam­stag, dem 17. Juli, 12.00 Uhr, ein Zeichen gegen neon­azis­tis­ches Gedankengut zu set­zen und freut sich auf bre­ite Beteili­gung an einem vielfälti­gen, entschlosse­nen antifaschis­tis­chen Protest. Der Hin­ter­grund: An diesem Tag wollen Neon­azis der recht­sex­tremen Brud­er­schaft „Wolf­ss­char” Frank­furt (Oder) als Kulisse für ihren Auf­marsch missbrauchen. 

Wir wollen mit unser­er Kundge­bung deut­lich machen, dass wir es nicht wider­spruch­los hin­nehmen, wenn sich in Frank­furt (Oder) erneut recht­sex­tremee Struk­turen bilden. Die Stadt hat­te Jahrzehnte unter einem recht­en Image zu lei­den. Durch hart­näck­i­gen Wider­spruch gegenüber Neon­azis, Rassist*innen und recht­en Ide­olo­gien ist es gelun­gen, dass die Stadt einen Teil des recht­en Erbes aus den Base­ballschläger­jahren über­winden kon­nte. ‚Wehret den Anfän­gen’ in dieser antifaschis­tis­ch­er Tra­di­tion heißt es für uns am Sam­stag die Stimme zu erheben und unseren bre­it­en Wider­spruch auf die Straße zu tra­gen”, so Jan Augusty­ni­ak, Sprech­er des Bündnisses.

Während der Kundge­bung des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” wird es u.a. Rede­beiträge geben von: Ste­fan Kunath (Die Linke), Math­ias Papen­dieck (SPD), Dr. Mar­cus Win­ter (Bünd­nis 90/Die Grü­nen), Anna Emmendörf­fer (Grüne Jugend), Frank Hüh­n­er (DGB-Stadtver­band Frank­furt (Oder)) und Jan Augusty­ni­ak (Kein Ort für Nazis). Musikalis­che Beiträge kom­men u.a. von Bashar Ismail und Thomas Strauch aus Frank­furt (Oder) und den PC Toys aus Strausberg.

Hin­ter­gründe:
Nach dem neu gegrün­de­ten NPD-Stadtver­band ver­sucht nun auch die offen faschis­tis­che „Brud­er­schaft Wolf­ss­char” in Frank­furt (Oder) Fuß zu fassen und ruft zu ein­er Kundge­bung auf. Organ­isiert wird die recht­sex­treme Kundge­bung von dem Frank­furter Neon­azi Siegfried Pauly. Dieser war zulet­zt in Kam­er­ad­schaften und NPD-Struk­turen in Süd­west­deutsch­land aktiv und wurde dort 2017 wegen Kör­per­ver­let­zung an einem Jugendlichen zu ein­er Haft­strafe verurteilt.
Das Aktions­bünd­nis Bran­den­burg hat jüngst Infor­ma­tio­nen über die „Brud­er­schaft Wolf­ss­char” zusam­menge­tra­gen: www.aktionsbuendnis-brandenburg.de/bruderschaft-wolfsschar

Die Antifaschis­tis­che Recherchegruppe Frank­furt (Oder) hat sich inten­siv­er mit der Per­son Siegfried Pauly befasst: https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2021/07/11/jugendtrainer-nazi-schlaeger-npd-kader-v-mann-oder-wolfsdompteur-die-verschiedenen-leben-des-siegfried-siggy-pauly/

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Die verschiedenen Leben des Siegfried „Siggy“ Pauly

Jugendtrainer, Nazi-Schläger, NPD-Kader, V‑Mann oder Wolfsdompteur – die verschiedenen Leben des Siegfried „Siggy“ Pauly

Siegfried Pauly

 

Nach einem Lebens­ab­schnitt am Bodensee ist Siegfried „Sig­gy“ Pauly, bis zu sein­er Schei­dung trug er den Nach­na­men Gün­ther, wieder zurück nach Frank­furt (Oder) gekehrt. Hier ver­sucht er sich nun in eine führende Posi­tion inner­halb der Neon­azi-Szene zu drän­gen. Nach dem Wieder­au­fleben eines längst in der Bedeu­tungslosigkeit ver­sunke­nen NPD-Kreisver­ban­des – mit ihm an der Spitze – und der Grün­dung ein­er neuen kam­er­ad­schaft­sähn­lichen Brud­er­schaft „Wolf­ss­char“, ist Siegfried Pauly als Organ­isator von mehreren Neon­azi-Ver­samm­lun­gen und Ver­anstal­tun­gen öffentlich in Erschei­n­ung getreten.

Siegfried Pauly ist 47 Jahre alt, in Freiburg geboren, nen­nt aber Frank­furt (Oder) seine Heimat­stadt. Er ist Beruf­skraft­fahrer und war früher ver­meintlich ein erfol­gre­ich­er Ama­teur­box­er. Er soll in seinen jun­gen Jahren Box-Jugend­meis­ter in der DDR, später Süd­deutsch­er Meis­ter, Deutsch­er Meis­ter, erfol­gre­ich­er Bun­desli­ga­box­er und Europacup-Sieger gewe­sen sein. [1] Ein Box-Europacup existiert allerd­ings nicht, für die anderen Errun­gen­schaften gibt es keine Belege – im Gegen­teil, auf Nach­frage des Online-Mag­a­zins „seemoz“ wusste wed­er die Sport-Förder­gruppe in Frank­furt (Oder), noch der Präsi­dent des Lan­desver­ban­des Bran­den­burg, welch­er die Box-Lizen­zen erteilt, noch ein Zuständi­ger des Lan­desver­ban­des Baden-Würt­tem­berg, wer Siegfried Pauly sein soll. [2] Dessen ungeachtet erhielt Siegfried Pauly Arbeitsstellen als Box­train­er. Nach eige­nen Angaben ist er mit Manuela Kuprel­la verlobt.

Kupral­la neben Pauly am NPD-Info­s­tand am Syn­a­gogenge­denkstein in Frank­furt (Oder).

Er lebte seit 2011 am Bodensee, soll aber schon 1989 bis 1993 dort gelebt und geboxt haben. [3] Er gibt selb­st an, seit den 90ern in Freien Kam­er­ad­schaften aktiv gewe­sen zu sein. [4] Am Bodensee angekom­men schloss er sich für mehrere Jahre der „Kam­er­ad­schaft Höri/Bodensee“ an. [5] Im Jahr 2016 war er Vor­sitzen­der des NPD-Kreisver­ban­des Kon­stanz und kan­di­dierte im sel­ben Jahr bei der Land­tagswahl Baden-Würt­tem­berg für die NPD im Wahlkreis Sin­gen [6] und im Wahlkreis Kon­stanz [7]. Nach Bekan­ntwer­den sein­er Land­tagskan­di­datur gab er, auf Nach­druck, seinen Train­er­posten beim Turn­vere­in Bietin­gen auf. [8] Bis Anfang 2017 trainierte er als Jugend­train­er den Box­nach­wuchs in Blum­berg, bis er auch dort raus­flog, nach­dem er erneut wegen ein­er Gewalt­tat verurteilt wurde. [9] Der mehrfach vorbe­strafte Siegfried Pauly wan­derte wegen ein­er bru­tal­en Attacke auf einen Jugendlichen für mehrere Monate ins Gefäng­nis. Er hat­te im Jan­u­ar 2017 zusam­men mit zwei weit­eren Neon­azis in Sin­gen Jagd auf junge Antifaschist:innen gemacht und einen Jugendlichen kranken­haus­reif geschla­gen – nach­dem dieser bere­its schw­er ver­let­zt war, schlug ihm Pauly erneut mit der Faust ins Gesicht. [10] Siegfried Pauly war u.a. auch an den HoGeSa-Krawallen 2014 in Köln gewaltvoll beteiligt, was ihm ein Jahr später eine Geld- und Bewährungsstrafe ein­brachte. [11] Im Jahr 2017 zog er zurück nach Frank­furt (Oder). Noch vor Antritt sein­er Haft­strafe nahm er dort bere­its am 1. Mai auf ein­er Quer­front-Kundge­bung des neon­azis­tis­chen Lie­der­ma­ch­ers Björn Brusak teil [12]. Seit Novem­ber 2020, als er auf der Quer­denken-Demon­stra­tion in Frank­furt (Oder) neben Andreas Suchanow (AFD) abgelichtet wurde, tritt er wieder regelmäßig öffentlich in Erscheinung. 

Siegfried Pauly (2.v.l.) zusam­men mit Andreas Suchanow (AFD, schräg dahin­ter) auf der Quer­denken-Demon­stra­tion im Novem­ber 2020 in Frank­furt (Oder)

 

Pauly soll aber noch in 2017 eine „Ersatz-Train­er­l­izenz“ in Baden-Würt­tem­berg beantragt haben, da er seinen Train­er­schein ver­meintlich ver­loren habe – diese wurde ihm dort ver­wehrt. [13]

Und nun – im Jahr 2021 – scheint er Moti­va­tion und Zeit gefun­den zu haben, sich wieder als Neon­azi an die Ober­fläche zu begeben und startete im April 2021 im Namen der NPD, eine Fly­er-Aktion gegen den „Coro­na-Wahnsinn“. Kurz danach hielt er mit eini­gen Kamerad:innen am 24.04. eine Spon­tandemon­stra­tion (mit Fack­eln) vor einem Wohn­haus ab, in dem ver­meintlich ein verurteil­ter Sex­u­al­straftäter wohnen soll. Wenige Wochen später, am 08.05. organ­isierte er, unter dem Deck­man­tel der NPD, eine Kundge­bung am Bahn­hof Frank­furt (Oder) gegen Kindesmiss­brauch. Auf dieser Kundge­bung waren Neon­azis aus Frank­furt (Oder) und Umge­bung, was seine Ver­net­zung in der extrem recht­en Szene vor Ort verdeutlicht.

Jung­neon­azi Den­nis Kunert (vorn mit Rück­en zur Kam­era) ließ es sich auch nicht nehmen, auf der Demo von Siegfried Pauly am Bahn­hof in Frank­furt (Oder) zu erscheinen

 

Am 19.06. organ­isierte er einen NPD-Stand am Syn­a­gogenge­denkstein am Brun­nen­platz in Frank­furt (Oder). Am 17.07. soll erneut eine Kundge­bung (mit Demon­stra­tion), organ­isiert von Siegfried Pauly, stat­tfind­en. Dies­mal aber ohne den Deck­man­tel der NPD und unter dem Namen der „Kam­er­ad­schaft Wolfsschar“.

Mar­tin Wal­mann (ganz links vorn) neben Siegfried Pauly und weit­eren „Kam­er­aden“ der Kam­er­ad­schaft Wolfsschar

 

Wegen sein­er augen­schein­lich erfun­de­nen Box-Erfol­gs­geschichte wurde 2015 in der recht­sradikalen Szene in Blum­berg der Ver­dacht geäußert, dass Siegfried Pauly ein bezahlter Infor­mant des Ver­fas­sungss­chutzes sei. [14] Außer­dem soll er engen Kon­takt zum Naz­i­bomben­wer­fer Oliv­er Rösch gepflegt haben, in der Clique um Rösch und weit­eren Neon­azis war zudem von durch Pauly angelegten Waf­fen­lagern im Wald die Rede. [15]

 

 

[1] https://www.seemoz.de/lokal_regional/npd-mann-pauly-nicht-mehr-im-boxring/

[2] https://www.seemoz.de/lokal_regional/npd-mann-pauly-nicht-mehr-im-boxring/

[3] https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/blumberg/Boxsportverein-Blumberg-Linksausleger-mit-rechter-Gesinnung;art372508,9186016

[4] https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/blumberg/Boxsportverein-Blumberg-Linksausleger-mit-rechter-Gesinnung;art372508,9186016

[5] http://linksrhein.blogsport.de/2017/12/16/nazischlaeger-zu-mehreren-monaten-haft-verurteilt-einer-mit-und-einer-ohne-bewaehrung/

[6] https://www.lrakn.de/lrakn/wahlen/wahldat/335000l-057‑2016.htm

[7] https://www.lrakn.de/lrakn/wahlen/wahldat/335000l-056‑2016.htm

[8] https://www.seemoz.de/lokal_regional/npd-mann-pauly-nicht-mehr-im-boxring/

[9] https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/blumberg/Boxsportverein-Blumberg-Linksausleger-mit-rechter-Gesinnung;art372508,9186016

[10] http://linksrhein.blogsport.de/2017/12/16/nazischlaeger-zu-mehreren-monaten-haft-verurteilt-einer-mit-und-einer-ohne-bewaehrung/

[11] https://www.seemoz.de/lokal_regional/wenn-der-npd-mann-ausserhalb-des-boxrings-zuschlaegt/

[12] https://inforiot.de/querfront-kundgebung-am-1-mai-in-frankfurt-oder-ohne-gegenprotest/

[13] https://www.suedkurier.de/region/schwarzwald/blumberg/Boxsportverein-Blumberg-Linksausleger-mit-rechter-Gesinnung;art372508,9186016

[14] https://www.seemoz.de/lokal_regional/npd-mann-pauly-nicht-mehr-im-boxring/

[15] https://autonome-antifa.org/?breve5620

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Antifaschismus

Frankfurt (Oder) bleibt wolfsfrei!

Am 17.07. möchte die recht­sex­treme Brud­er­schaft „Wolf­ss­char“ in
Frank­furt (Oder) um 13 Uhr vom Bahn­hofsvor­platz in die Innen­stadt demon­stri­eren. Schon am 08.05. diesen Jahres hat­te der neu gegrün­dete Stadtver­band der NPD eine Kundge­bung organ­isiert. Nun möchte der gle­iche Per­so­n­enkreis rund um Siegfried Pauly und Mar­tin Wal­mann unter dem Label „Wolf­ss­char“ durch die Stadt marschieren.
Den Ver­such der örtlichen Neon­azi-Szene erneut durch Aufmärsche und Demon­stra­tio­nen in die Öffentlichkeit zu gelan­gen gilt es entsch­ieden abzuwehren! Wir wer­den es nicht zulassen, dass Recht­sex­treme-Möchte­gern-Wolfs­fans ungestört durch die Stadt laufen kön­nen. Es führen nur wenige Wege vom Bahn­hof aus in das Stadtzen­trum, lasst uns diese blockieren!
Wir rufen alle Antifaschist*innen auf sich an diesem Tag den Nazis in den Weg zu stellen!
#ffo1707 #wolfs­frei
Reist gemein­sam an, seid kreativ und achtet auf weit­ere Ankündigungen!

Es wird an dem Tag auch angemelde­ten zivilge­sellschaftlichen Protest des Bünd­niss­es Kein Ort für Nazis geben. Weit­ere Infor­ma­tio­nen darüber find­et ihr unter:
kein-ort-fuer-nazis.org

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(Anti-)Rassismus Geschichte & Gedenken

Aktionswoche in Erinnerung an Noël Martin

25 Jahre nach dem ras­sis­tis­chen Angriff: Aktionswoche in Erin­nerung an Noël Martin

Rund um den 25. Jahrestag des ras­sis­tis­chen Angriffs auf Noël Mar­tin find­et vom 13.–19. Juni 2021 eine Aktionswoche gegen Ras­sis­mus in Blanken­felde-Mahlow statt. Viele unter­schiedliche Organ­i­sa­tio­nen sind daran beteiligt. Den Abschluss der Aktionswoche bildet die hybride Ver­anstal­tung „Nach dem Angriff: Podi­ums­ge­spräche zu ras­sis­tis­ch­er Gewalt, Sol­i­dar­ität und Erin­nerungskul­tur“ am 19. Juni 2021 von 14.30 bis 18.00 Uhr – organ­isiert von der Inte­gra­tions­beauf­tragten des Lan­des Bran­den­burg, der Opfer­per­spek­tive, und dem Aktions­bünd­nis Bran­den­burg gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Fremdenfeindlichkeit.

Am 16. Juni 1996 grif­f­en Neon­azis Noël Mar­tin und seine Kol­le­gen Arthur B. und Mikel R. in Mahlow an. Mar­tin über­lebte nur knapp und war seit­dem quer­schnitts­gelähmt. Er lebte mit mas­siv­en kör­per­lichen Ein­schränkun­gen – und ver­starb infolge dieser am 14. Juli 2020 im Alter von 60 Jahren. „Wir möcht­en an diese ras­sis­tis­che Tat und gle­ichzeit­ig auch an die bewun­dern­swerte Lebens­be­jahung und Stärke erin­nern, mit der Noël Mar­tin sein schw­eres Schick­sal gemeis­tert hat. Damit kann er uns allen ein Beispiel sein“, so Dr. Doris Lem­mer­meier, Inte­gra­tions­beauf­tragte des Lan­des Brandenburg.

Die Fol­gen des Angriffs für Noël Mar­tin sind auch The­ma bei der Podi­umsver­anstal­tung am 19. Juni 2021. Sie the­ma­tisiert zudem rechte Gewalt in den 1990er Jahren in der Region und ihren gesellschaftlichen Nährbo­den – aber auch Gedenken, anti­ras­sis­tis­ches Engage­ment und Sol­i­dar­ität. „Noël Mar­tin ist ein­er von vie­len, die in den 1990er Jahren in Bran­den­burg recht­en Angrif­f­en aus­ge­set­zt waren. Damit sich rechte Gewalt nicht immer weit­er fort­set­zt, ist es unverzicht­bar, sich auch mit diesem Teil der Nach­wen­dezeit auseinan­derzuset­zen, erk­lärt Judith Porath, Geschäfts­führerin der Opfer­per­spek­tive, den Hin­ter­grund der Ver­anstal­tung. „Wichtig ist uns der Fokus auf die Per­spek­tive der Betrof­fe­nen und der­er, die mit ihnen sol­i­darisch waren oder auf die Missstände aufmerk­sam gemacht haben. Denn ihre Stim­men find­en zu wenig Gehör – auch heute noch“, ergänzt Frauke Büt­tner, Lei­t­erin der Geschäftsstelle vom Aktions­bünd­nis Bran­den­burg. Darin spiegelt sich auch die generelle Aus­rich­tung der Ver­anstal­tungsrei­he „Bran­den­burg­er Base­ballschläger­jahre: Wende, rechte Gewalt und Sol­i­dar­ität“ wider, in die das Podi­ums­ge­spräch in Mahlow einge­bet­tet ist. Das Gespräch find­et in Präsenz im Vere­in­shaus Mahlow (Immanuel-Kant-Straße 3–5, 15831 Blanken­felde-Mahlow) statt und wird par­al­lel via Zoom gestreamt.

Die Ver­anstal­tung ist nur ein­er von vie­len unter­schiedlichen Pro­gramm­punk­ten. Im Zen­trum der Woche ste­ht die Gedenkver­anstal­tung am 16. Juni 2021 um 18 Uhr am Mah­n­mal „Der Stein von Mahlow“, bei der auch die feier­liche Namensge­bung der „Noël-Mar­tin-Brücke“ began­gen wird. Der Vor­bere­itungskreis der Aktionswoche ruft zudem zum dezen­tralen dig­i­tal­en Gedenken mit dem Hash­tag #Noel­Martin auf.

Weit­ere Informationen:
Pro­gramm, Mitwirk­ende und Hin­ter­grund der Aktionswoche:
https://www.blankenfelde-mahlow.de/aktionswoche/
Ver­anstal­tungsrei­he „Bran­den­burg­er Base­ballschläger­jahre: Wende, rechte Gewalt und Sol­i­dar­ität“ mit Ankündi­gung der Ver­anstal­tung „Nach dem Angriff“ am 19. Juni 2021:
https://www.opferperspektive.de/aktuelles/30jahre
https://www.aktionsbuendnis-brandenburg.de/30jahre/

Hin­ter­gründe zum Fall und zu Noël Martin:
https://www.todesopfer-rechter-gewalt-in-brandenburg.de/victims-noel-martin.php

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration Law & Order

Protest gegen Abschiebung nach 22 Jahren in Deutschland

Am 26.5.2021 fand eine Sam­me­lab­schiebung nach Nige­ria vom Flughafen Düs­sel­dorf aus statt. Unter den Men­schen, die an diesem Tag abgeschoben wur­den, befand sich auch Obin­na O. Er hat mehr als die Hälfte seines Lebens in Deutsch­land ver­bracht: über 22 Jahre. Freund*innen und Bekan­nte sind fas­sungs­los. Fiona, aktiv bei Barn­im für Alle, zeigt sich schock­iert über die Vorfälle:
 
„Mein Fre­und Obi lebte seit 22 Jahren in Deutsch­land, plöt­zlich wurde er abge­holt und gegen seinen Willen in ein Flugzeug geset­zt. Ihn plöt­zlich aus seinem Leben zu reißen ist ein­fach nur unmen­schlich. Wir wollen uns von dem Abschiebedruck keine Angst machen lassen, darum demon­stri­eren wir am Dien­stag vor der Aus­län­der­be­hörde in Eberswalde.”
Abschiebun­gen wer­den durch Geset­zge­ber, Behör­den und in der Öffentlichkeit häu­fig ver­harm­lost als Rück­führun­gen, Durch­set­zung der Aus­reisepflicht, als Umgang mit einem ange­blichen Vol­lzugs­de­fiz­it, als Beendi­gung eines Aufen­thaltes. Dahin­ter ste­hen jedoch men­schliche Schick­sale. Dass Mitarbeiter*innen der lokalen Aus­län­der­be­hörde sowie der Zen­tralen Aus­län­der­be­hörde entsch­ieden haben, Her­rn O. nach 22 Jahren in Deutsch­land nach Nige­ria abzuschieben, verken­nt seine Leben­sre­al­ität. Er hat sich in Bran­den­burg nicht „aufge­hal­ten”, er hat hier gelebt.
Die Abschiebung zeigt auch die fatal­en Fol­gen von Ket­ten­dul­dun­gen: Über Jahre – manch­mal Jahrzehnte – hin­weg müssen Geduldete befürcht­en, dass ihr Leben in Deutsch­land jed­erzeit been­det wer­den kann. Von einem Moment auf den anderen, ohne Ankündi­gung und ohne die Möglichkeit, Abschied zu nehmen, wer­den sie von der Polizei abge­holt. Ket­ten­dul­dun­gen ver­hin­dern Teil­habe und Ankommen.
„Warum lebte Obin­na O. nach 22 Jahren zum Zeit­punkt sein­er Abschiebung noch immer in ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft? Warum haben die Mitar­bei­t­en­den der Ver­wal­tung ihn abgeschoben anstatt ihm Wege in ein Bleiberecht zu ermöglichen? Warum sind hier keine Härte­fall­regelun­gen zum Ein­satz gekom­men?” fragte Lot­ta Schwedler vom Flüchtlingsrat Brandenburg.
Der Flüchtlingsrat unter­stützt den Aufruf der Ini­tia­tive Barn­im für alle, die ein­laden, mit ihnen zusam­men am 8. Juni um 12 Uhr vor der Aus­län­der­be­hörde Eber­swalde zu demonstrieren.
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Law & Order Sonstiges

Personalausweis ohne Fingerabdrücke beantragen!

Wir, die bei­den Pots­damer Anti­re­pres­sion­sstruk­turen, rufen euch dazu auf, noch inner­halb der bei­den kom­menden Monate einen Per­son­alausweis ohne gespe­icherte Fin­ger­ab­drücke zu beantra­gen. Ab dem 2. August 2021 gilt der Zwang für Fin­gerabrücke bei der Beantra­gung von Per­son­alausweisen, bish­er ist dies nur frei­willig. Bedenkt dabei die Bear­beitungszeit­en, ger­ade in Zeit­en der Corona-Pandemie.

Im Sep­tem­ber 2019 hat die Europäis­che Union eine Verord­nung erlassen, die Fin­ger­ab­drücke in Per­son­alausweisen verpflich­t­end macht. Im Okto­ber 2020 hat dann der Deutsche Bun­destag das Per­son­alausweis­ge­setz entsprechend angepasst, obwohl es mas­siv Kri­tik von ver­schiede­nen Organ­i­sa­tio­nen aus dem Bere­ich der Men­schen­rechte und des Daten­schutzes gab.

Fin­ger­ab­drücke sind äußerst sen­si­ble bio­metrische Kör­per­dat­en. Sie dienen bere­its heute vie­len als Schlüs­sel für Smart­phones usw. und sind bei Entwen­dung oder Daten­ver­lust jedoch mehr als gefährlich. Auch die poten­tielle Ausweitung von Überwachung und Geset­zen in der Zukun­ft kann dazu führen, dass unser Fin­ger­ab­druck gegen uns einge­set­zt wird. Generell wird hier­bei die Frei­heit weit­er abgeschafft und die Daten­sam­mel­wut verschärft.

Beantragt wer­den kann der Per­son­alausweis nicht nur, wenn er aus­läuft, son­dern auch dann, wenn er stark beschädigt ist oder ver­loren gegan­gen ist. Hier muss dann eine Ver­lust­mel­dung geschehen. Infos dazu und zur Beantra­gung gibt es auf der Web­seite der Lan­deshaupt­stadt Pots­dam (LHP) unter der Rubrik „Arbeits­gruppe Bürg­erser­vice­cen­ter“ des Fach­bere­ich­es 32 „Ord­nung und Sicherheit“.

Die kurzen Schritte:
Sofort online einen Ter­min auf der Web­seite der LHP vere­in­baren. Ein bio­metrisches Pass­fo­to zum Ter­min mit­nehmen sowie den alten Per­son­alausweis, Reisep­a­ss oder die Geburt­surkunde. Beim Ter­min vor Ort deut­lich äußern, dass ein neuer Ausweis ohne Fin­ger­ab­drücke beantragt wird. Meldet euch bei Fragen!

Net­zw­erk zur Unter­stützung repres­sions­be­trof­fen­er Nulldreier*innen (nur03*)
Rote Hil­fe Orts­gruppe Potsdam

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Antifaschismus

Brauner Kinderschutz am „Tag der Befreiung“

Lange Zeit war es ruhig um die extreme Rechte in der Oder­stadt gewe­sen. Nach ein­er Rei­he von Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen unter dem Mot­to „Frank­furt (Oder) wehrt sich“ vor rund fünf Jahren gab es lange Zeit keine öffentlich wahrnehm­baren Aktio­nen der Neon­azis mehr. Zu stark schien die eben­falls rechte Partei AfD in Ost­bran­den­burg zu sein. Nun will die NPD mit einem reak­tivierten Ortsver­band Frank­furt (Oder) wieder aktiv­er wer­den. Mit dem The­ma Kindesmiss­brauch hof­fen Sie auf Zus­tim­mung in der Bevölkerung.

“Kinder­schän­der raus aus Frankfurt/Oder” fordern die örtlichen Neon­azis, die teil­weise durch frühere Aufmärsche bekan­nt sind. (Foto: presse­di­enst ffo)

Kundgebung mit alten und jungen Neonazis

Viel war an diesem Sam­stagvor­mit­tag nicht los. Coro­na bes­timmt immer noch das gesellschaftliche Leben. Nur wenige Men­schen strömten aus dem Bahn­hof­s­ge­bäude in Rich­tung Innen­stadt oder gin­gen zu den Zügen. Ab 11 Uhr aber ver­sam­melten sich vor allem junge Frankfurter*innen auf dem Bahn­hofsvor­platz vor dem Haupt­bahn­hof. Der örtliche NPD-Ableger, der lange Zeit nur auf dem Papi­er bestand und deren Inter­net­seite jahre­lang auf die Webpräsenz der NPD Oder­land ver­wies, meldete sich von den Toten zurück. Mit selb­st gemal­ten Trans­par­enten und Schildern auf denen sich gegen Kindesmiss­brauch und härtere Strafen für „Kinder­schän­der“ aus­ge­sprochen wurde, wirk­te die Ver­samm­lung spon­tan und unor­gan­isiert, den­noch fan­den sich knapp 70 Men­schen zusam­men. Es sollte der Anschein erweckt wer­den, dass es ein Protest Frank­furter Bürger*innen ist. Bei genaueren Hin­se­hen wurde jedoch klar, dass die Kundge­bung alles andere als unge­plant stat­tfand. Eine größere Gruppe von bekan­nten Neon­azis von der NPD reiste in die Oder­stadt, darunter der Lan­desvor­sitzende Klaus Beier. Zwar rede­ten auch zwei junge Frauen, die unter Trä­nen von ihren Miss­brauchs­fällen berichteten, doch diente dies vor allem dazu Betrof­fen­heit zu erzeu­gen. In Sorge um den ange­blich fehlen­den Schutz der Kinder nutze Beier die Stim­mung, um in ein­er ein­studierten Rede gegen die Grü­nen, Linke, Ausländer*innen, die Coro­na-Poli­tik und Polizei zu het­zen, denen er die Schuld für die Zustände im Land gibt. Im Hin­blick auf den Tag selb­st sprach der NPDler zudem von einem Tag der Schande, denn die Deutschen wären nicht befre­it wor­den, son­dern mussten unendlich­es Leid am Kriegsende erfahren. Kriegss­chuld und Holo­caust taucht­en in Klaus Beiers Rede selb­stre­dend nicht auf.
Anmelder der Kundge­bung war der lokale NPDler Siegfried Pauly (auch bekan­nt als Siegfried Gün­ther). Auch er meldete sich zum Anlass der Ver­samm­lung zu Wort. In seinen eher unbe­holfe­nen Rede­beiträ­gen dro­hte er, dass er und seine Kam­eradI­in­nen nicht nur reden, son­dern auch han­deln wollen. Angesichts der zunehmenden extrem recht­en Gewalt der ver­gan­genen Jahre ist auch von der gewalt-affinen Neon­aziszene in der Stadt nichts Gutes zu erwarten.
Bis 13 Uhr angemeldet wurde die Kundge­bung vorzeit­ig um 12 Uhr been­det. Die meis­ten der Anwe­senden zogen Rich­tung Innen­stadt ab.

Siegfried Pauly (3. v. l., schwarze Jacke) und NPD-Vor­sitzen­der Klaus Beier (2. v. r., braune Jacke) im Gespräch mit einem jun­gen Neon­azi mit ein­deutiger Sym­bo­l­ik auf den Rück­en. (Foto: presse­di­enst ffo)

NPD Frankfurt (Oder) reaktiviert

Aufgerufen zu der Kundge­bung hat­te die Face­book-Gruppe „NPD Frank­furt Oder“. Diese existiert erst seit Anfang April und hat derzeit etwa 21 Mit­glieder. Einen ersten Stammtisch und Flug­blat­tak­tio­nen haben bere­its stattge­fun­den. Laut Recherchen der Frank­furter Recherchegruppe soll dafür der vorbe­strafte Neon­azi Siegfried Pauly (Gün­ther) ver­ant­wortlich sein, der sich selb­st „Sig­gi Pauly“ bei Face­book nen­nt. Zulet­zt war dieser im Jahr 2017 bei ein­er Quer­front-Kundge­bung vor dem Frank­furter Rathaus aufge­fall­en (Infori­ot berichtete). Vor zwei Wochen zogen einige Neon­azis unter Führung von Pauly vom Dres­den­er Platz zur Kleinen Müll­ros­er Straße im Stadt­teil Neu­beresinchen, um dort vor dem Wohn­haus eines ver­meintlichen Sex­u­al­straftäters zu demon­stri­eren. Gefordert wurde u.a. die „Todesstrafe für Kinder­schän­der“, eine unter Neon­azis beliebte Parole, mit der die Bran­den­burg­er NPD schon vor über 10 Jahren durch Bran­den­burg­er Städte zog.
Einst hat­te die NPD große Erfolge in Frank­furt (Oder) ver­buchen kön­nen. In den soge­nan­nten Base­ballschläger­jahren ter­ror­isierten deren Anhän­gerIn­nen die Stadt. 1998 ver­trat Jörg Häh­nel die Partei im Stadt­par­la­ment. Nach dessen Wegzug und Inter­ven­tio­nen von Antifaschist*innen Anfang und Mitte der 2000er Jahre trat die NPD immer weniger in Erschei­n­ung. Ihre ein­sti­gen Posi­tio­nen über­nahm inzwis­chen teil­weise die AfD um Wilko Möller, der mit ein­er ähn­lich recht­en Rhetorik Wahler­folge in der Region erzie­len konnte.

Gegenkundgebung laut und gut sichtbar

Ein Händ­chen für einen guten Stan­dort des Gegen­protest zeigte dies­mal erneut das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“. Kurz vorher noch bei der tra­di­tionellen Kundge­bung am sow­jetis­chen Ehren­mal im Gedenken an den „Tag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus“ auf dem Anger, ver­sam­melten sich etwa 60–70 Antifaschist*innen auf einen Hügel vor der Handelskammer.

Der antifaschis­tis­che Gegen­protest war gut sicht­bar über der Neon­azi-Kundge­bung posi­tion­iert. (Foto: presse­di­enst ffo)

Von dort beschall­ten sie mit ihren Rede­beiträ­gen und Musik den Bahn­hofsvor­platz so laut, dass die Neon­azis ihre Rede­beiträge teil­weise nur schw­er ver­standen haben dürften. Das fiel auch der Polizei auf, die die Gegenkundge­bung daher auf­forderte ihre Anlage weg vom Ver­samm­lung­sort der NPD zu drehen. Anson­sten hat­ten die einge­set­zten Polizeikräfte an dem Tag wenig zu tun. Obwohl bei den Neon­azis teil­weise keine Masken getra­gen wur­den und Min­destab­stände kaum einge­hal­ten wur­den beließ es die Polizei bei Ermahnungen.

Inforiot