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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Arbeit & Soziales

Spendenaufruf

Seit 10 Jahren berät die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung des Vere­ins Opfer­per­spek­tive über­all in Bran­den­burg Men­schen, die ras­sis­tis­che Diskri­m­inierun­gen erlebt haben. An uns wen­den sich zum Beispiel Fam­i­lien, die wegen eines aus­ländisch klin­gen­den Namens bei der Woh­nungssuche benachteiligt wer­den; Frauen, die bei der Job­suche abgelehnt wer­den, weil sie ein Kopf­tuch tra­gen; Eltern, deren Kinder in der Schule aus­ge­gren­zt wer­den; junge Men­schen, denen der Ein­tritt in eine Diskothek oder die Mit­glied­schaft in einem Fit­nessstu­dio ver­weigert wird, weil sie Schwarz sind.

In den let­zten drei Jahren wurde unsere Arbeit etwa zur Hälfte mit Geldern des Pro­gramms Demokratie leben! finanziert. Diese Gelder wer­den uns ab Beginn des kom­menden Jahres nicht mehr zur Ver­fü­gung ste­hen. Unser Antrag auf weit­ere Förderung durch den Bund wurde abgelehnt. Wir bemühen uns derzeit um eine alter­na­tive Finanzierung, diese ist jedoch davon abhängig, dass die Opfer­per­spek­tive einen Eigenan­teil von min­destens 12.180 EUR erbringt. Um diesen Betrag aufzubrin­gen, benöti­gen wir Ihre Unter­stützung. Jed­er Betrag hil­ft uns weiter!

Mehr Infor­ma­tio­nen zu unser­er Arbeit: https://www.antidiskriminierungsberatung-brandenburg.de/ https://www.opferperspektive.de/

Kon­to­dat­en:

Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE34 1002 0500 0003 8131 00

Ver­wen­dungszweck: Antidiskri­m­inierung (Bitte angeben!)

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Polizeigewalt in Ausländerbehörde in Märkisch-Oderland

Heute berichtete die TAZ über einen Fall von Polizeige­walt im Sozialamt im Land­kreis Märkisch-Oder­land, der am ver­gan­genen Mon­tag stattge­fun­den haben soll. Ein Video zeigt, wie mehrere Beamte einen Geflüchteten mit Gewalt zum Ver­lassen der Behörde zwin­gen wollen. Auf dem Video ist zu sehen, wie min­destens drei Beamte ver­suchen, den Mann gewalt­sam zu Boden zu drück­en, an seinen Armen und seinem Kopf zer­ren, im Ver­lauf sieht man Schläge, die offen­bar Rück­en und Kopf tre­f­fen. Während des Über­griffes schir­men andere Beamte die Sit­u­a­tion ab, Zeug_innen wer­den in den Flur gedrängt.

Laut Bericht der TAZ sei der Mann von den Beamten bewusst­los geschla­gen und später ein Kranken­wa­gen gerufen wor­den. “Der Flüchtlingsrat ist bestürzt angesichts der mas­siv­en Gewalt, die hier durch Polizeibeamte gegen einen Men­schen angewen­det wurde”, sagte Lot­ta Schwedler vom Flüchtlingsrat Brandenburg.

Sel­ten Kon­se­quen­zen für die Polizei 

Men­schen, die in das ras­sis­tis­che Raster der Polizei durch ver­meintliche Herkun­ft oder Merk­male wie Haut­farbe und Sprache fall­en, erleben immer wieder ähn­liche Szenar­ien. Aggres­sio­nen der Beamt_innen, diskri­m­inierende Beschimp­fun­gen und Belei­di­gun­gen, gewalt­same Fes­t­nah­men, Mis­shand­lun­gen und Über­griffe bleiben jedoch in der Regel ohne Kon­se­quen­zen. Eineak­tuelle Studie zeigt, dass Polizeige­walt in 80 Prozent der Fälle nicht zur Anzeige gebracht wird. Betrof­fene haben Angst vor solchen Anzeigen, in den aller­meis­ten Fällen wer­den die Ermit­tlun­gen eingestellt. Das liegt vor allem daran, dass es keine unab­hängige Ermit­tlungsin­stanz gibt, son­dern Polizist_innen gegen die eige­nen Kolleg_innen ermit­teln und aus­sagen müssen. Außer­dem müssen die Betrof­fe­nen mit Gege­nanzeigen rech­nen. So offen­sichtlich auch im Fall des Geflüchteten aus Märkisch-Oder­land: Direkt nach dem Über­griff soll laut TAZ gegen den Mann Anzeige wegen Haus­friedens­bruch, Wider­stand und Kör­per­ver­let­zung erstat­tet wor­den sein.

Geflüchtete befind­en sich gegenüber Behör­den in ein­er beson­ders vul­ner­a­blen Sit­u­a­tion. Ihr Aufen­thaltssta­tus und ihre Zukun­ft sind von den Entschei­dun­gen von Behördenmitarbeiter_innen abhängig. Das macht es für sie umso schwieriger, sich gegen Über­griffe und Gewalt zu wehren. Die Dunkelz­if­fer im Fall von Polizeige­walt ist groß”, erk­lärt Lot­ta Schwedler weiter.

Der Flüchtlingsrat fordert eine Unter­suchung und die Aufk­lärung des polizeilichen Über­griffes. Das bekan­nt gewor­dene Video weist darauf hin, dass es sich um Kör­per­ver­let­zung im Amt han­deln kön­nte. Dafür müssen die Ver­ant­wortlichen zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den. “Wir begrüßen, dass der Vor­fall auf die Tage­sor­d­nung der näch­sten Sitzung des Innenauss­chuss­es im Land­tag geset­zt wer­den soll. Auch die im Koali­tionsver­trag vorge­se­hene Beschw­erdestelle kön­nte zu der Aufk­lärung solch­er Fälle beitra­gen“, so Lot­ta Schwedler. Dem Betrof­fe­nen muss eine Entschädi­gung zukom­men. Die vorgenomme­nen Leis­tungskürzun­gen müssen rechtlich über­prüft werden.

Der Hin­ter­grund: Leis­tungskürzun­gen häu­fig rechtswidrig und existenzbedrohend 

Der Geflüchtete war nach Medi­en­bericht­en am ver­gan­genen Mon­tag in die Behörde gekom­men, um seine Sozialleis­tun­gen abzu­holen. Diese seien ihm gekürzt wor­den, worüber er sich beschw­ert habe. Der­Flüchtlingsrat beobachtet seit eini­gen Monat­en, dass Leis­tungskürzun­gen zunehmend genutzt wer­den, um Men­schen unter Druck zu set­zen und sie zur Aus­reise zu zwin­gen. Diese zum Teil willkür­lich scheinende und aufen­thalt­srechtlich motivierte Prax­is der kom­mu­nalen Aus­län­der­be­hör­den sowie der Zen­tralen Aus­län­der­be­hörde wird flankiert durch Geset­zesver­schär­fun­gen, die auf Bun­de­sebene in diesem Som­mer ver­ab­schiedet wor­den sind. Häu­fig wer­den Betrof­fene unzure­ichend darüber aufgek­lärt, aus welchen Grün­den ihnen Leis­tun­gen gekürzt wer­den. Leis­tungskürzun­gen erweisen sich regelmäßig als rechtswidrig und wirken exis­tenzbedro­hend für die Betrof­fe­nen. Der Land­kreis Märkisch-Oder­land fiel in der Ver­gan­gen­heit immer wieder durch seine restrik­tive Hand­habung auf: Der Flüchtlingsrat, Ehre­namtsini­tia­tiv­en und andere Akteure im Land­kreis kri­tisieren seit Jahren die regelmäßig rechtswidri­gen Leis­tungskürzun­gen und das Nicht­gewähren von Leis­tun­gen durch das Sozialamt. Auch dass die Empfänger_innen ihre Leis­tun­gen bei der Behörde per­sön­lich abholen müssen und diese ihnen nicht auf ihr Kon­to über­wiesen wer­den, beze­ich­nen Ini­tia­tiv­en als „umständlich und demütigend“.

Leis­tungskürzun­gen sind grund­sät­zlich abzulehnen, da hier die erforder­liche Ver­sorgung zugun­sten aufen­thalt­srechtlich­er Über­legun­gen zurück­gestellt wird. Die Ver­weigerung sozialer Rechte ist rechtlich frag­würdig und ver­stößt bei beson­ders schutzbedürfti­gen Per­so­n­en gegen die EU-Aufnahmerichtlinie.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Kundgebung gegen rechtsextremen Bedrohungen

Vor dem Hin­ter­grund des Anschlags in Halle, der zwei Men­schen das Leben kostete und bei dem min­destens neune weit­ere Per­so­n­en teils schw­er ver­let­zt wur­den, ruft das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ zu ein­er Kundge­bung am Fre­itag den 11.10.2019 ab 18 Uhr auf dem oberen Brun­nen­platz in Frank­furt (Oder) auf.

Dazu erk­lärt Jan Augusty­ni­ak, Sprech­er des Bündnis:

Der Angriff auf die Syn­a­goge in Halle und weit­ere Men­schen im Umfeld macht uns betrof­fen, aber nicht sprach­los. Wir sind alle aufge­fordert Ver­ant­wor­tung zu übernehmen und uns der recht­sex­tremen Bedro­hung ent­ge­gen­zustellen. Anschläge mit ras­sis­tis­chen, anti­semi­tis­chen und recht­sex­tremen Hin­ter­grund sind nicht neu und die Gefahr weit­er­er Tat­en ist mit der raschen Fes­t­nahme des Verdächtigten nicht vor­bei. Der Anschlag ist ein Beleg dafür, dass hier aus Worten, die jeden Tag in Inter­net­foren, in Chat­grup­pen, an Stammtis­chen, in recht­en Szen­e­tr­e­ffs und poli­tis­chen Parteien geäußert und immer stärk­er in den öffentlichen Diskus­sion­sraum getra­gen wer­den, Tat­en gewor­den sind. Mit unser­er Kundge­bung erheben wir die andere Stimme und set­zen ein deut­lich­es Zeichen gegen Ras­sis­mus, Anti­semitismus und Recht­sex­trem­is­mus. Die Bedro­hung von rechts muss klar benan­nt und auf allen Ebe­nen kon­se­quent ent­ge­genge­treten werden.“

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

klare Kante gegen Rechtsradikalismus und Rassismus

PRO ASYL und Flüchtlingsrat Bran­den­burg fordern: Ein­satz für die Rechte von Flüchtlin­gen bedeutet klare Kante gegen Recht­sradikalis­mus und Rassismus 

Anlässlich der nun begin­nen­den Koali­tion­s­ge­spräche zwis­chen SPD, CDU und Grü­nen erwarten PRO ASYL und Flüchtlingsrat Bran­den­burg von den drei Parteien ein klares Beken­nt­nis für men­schen­würdi­ge Auf­nahme von Flüchtlin­gen und gesellschaftliche Teil­habe für alle, von Anfang an. PRO ASYL und Flüchtlingsrat Bran­den­burg appel­lieren an die drei Parteien, entsch­ieden gegen den Druck von rechts und für eine human­itäre Flüchtlingspoli­tik einzutreten.

Die Organ­i­sa­tio­nen war­nen gle­ichzeit­ig davor, reine Abwehrkämpfe gegen Recht­sradikalis­mus und Ras­sis­mus zu führen. Vielmehr sollte die neue Lan­desregierung den Wil­lenserk­lärun­gen im Wahlkampf offen­siv Tat­en fol­gen lassen. Auf­nahme- und Lebens­be­din­gun­gen in Bran­den­burg müssen sich an den Men­schen­recht­en ori­en­tieren und Spiel­räume kon­se­quent im Sinn der Betrof­fe­nen genutzt werden.

Katha­ri­na Müller vom Flüchtlingsrat Brandenburg:

Wir erwarten von der Bran­den­burg­er Poli­tik den Zugang zu Arbeit, Wohn­raum, Bil­dung und Gesund­heit diskri­m­inierungs­frei zu gestal­ten, unab­hängig von Herkun­ft­s­land und Bleibeper­spek­tive. Bere­its im Vor­feld der Wahlen haben wir einen umfassenden Forderungskat­a­log erstellt, über den wir möglichst bald mit der neuen Lan­desregierung ins Gespräch kom­men wollen.“

Gün­ter Burkhardt von PRO ASYL:

All denen, die sich in Bran­den­burg für Demokratie und Men­schen­rechte ein­set­zen, sagen wir: Ihr seid nicht allein! Wir lassen nicht zu, dass Sozial­staat, Flucht und Migra­tion gegeneinan­der aus­ge­spielt wer­den. Wir hal­ten dage­gen, wenn Grund- und Frei­heit­srechte weit­er eingeschränkt wer­den sollen. Wer Men­schen isoliert und aus­gren­zt, leis­tet ras­sis­tis­chen Hal­tun­gen Vorschub.“

PRO ASYL und Flüchtlingsrat fordern: 

* Behör­de­nun­ab­hängige Asylver­fahrens- und Sozial­ber­atung während der Erstaufnahme!

* Auszug aus Sam­melun­terkün­ften und selb­st­ständi­ge Anmi­etung von Woh­nun­gen für alle!

* Volles Auss­chöpfen aufen­thalt­srechtlich­er Möglichkeit­en und großzügige Umset­zung beste­hen­der Bleiberechtsmöglichkeiten!

* Förderung von Selb­stor­gan­i­sa­tion und zivilge­sellschaftlichem Engagement!

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Solikonzert für das Bürger*innenasyl Barnim

Am 20. Sep­tem­ber find­et ein Solikonz­ert für das Bürger*innenasyl Barn­im im Jugendtr­e­ff Dos­to statt. Es spie­len Die Pyja­mas (Ska, Reg­gae) und Social Torsten (Alter­na­tive Dis­tor­tion). An einem Info­s­tand kön­nt ihr mit den Aktivist*innen ins Gespräch kommen.

Ein­lass: 20 Uhr
Ein­tritt: ab 5,- (Spende)
Ort: Jugendtr­e­ff Dos­to Bre­itschei­d­str. 43c (Kul­turhof), 16321 Bernau

https://www.b‑asyl-barnim.de/

 

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Vielfältiges und politisch brisantes Programm

 

 

Tag des Flüchtlings: Vielfältiges und politisch brisantes Programm in Potsdam

Unter dem Mot­to „SOS an den EU-Außen­gren­zen! Pots­dam – ein sicher­er Hafen!?“ laden anlässlich des „Tag des Flüchtlings“ am 27.09.2019 mehr als 20 Pots­damer und Bran­den­burg­er Organ­i­sa­tio­nen, Ini­tia­tiv­en und engagierte Einzelper­so­n­en zu einem Aktion­stag ein, um zu informieren, gemein­sam ins Gespräch zu kom­men und gemein­sames Han­deln zu entwick­eln. Wir laden Sie her­zlich dazu ein, im Vor­feld der Ver­anstal­tung über das Vorhaben zu bericht­en und daran teilzunehmen.

Zum „Tag des Flüchtlings“ ruft Pro Asyl bun­desweit zu dezen­tralen Aktio­nen auf, um auf Missstände in der  Flüchtlingspoli­tik hinzuweisen. In Pots­dam hat sich ein bre­ites Bünd­nis zusam­mengeschlossen, um an diesem Tag auf die  men­schen­ver­ach­t­en­den Zustände an den EU- Außen­gren­zen und gle­ichzeit­ig auf die vie­len pos­i­tiv­en zivilge­sellschaftlichen Bemühun­gen aufmerk­sam zu machen und für mehr Weltof­fen­heit zu werben.
Das Pro­gramm begin­nt am Vor­mit­tag mit einem Ange­bot für Schulk­lassen. Mit dem Film „Juven­ta“ über die Seenotret­tung durch die Organ­i­sa­tion Jugend Ret­tet und anschließen­dem Gespräch sowie einem Plan­spiel zum Asylver­fahren wird inter­essierten Schulk­lassen das The­ma näherge­bracht. Ange­boten und begleit­et wird dies von der RAA Bran­den­burg und dem Beratungs­fach­di­enst des Diakonis­chen Werkes.

Von 16.00 Uhr bis 23.00 Uhr gibt es im stu­den­tis­chen Kul­turzen­trum (KuZe) ein bre­ites Ange­bot an Fil­men, Gespräch­srun­den, The­ater, Info-Stän­den, Mit­machak­tio­nen, eine eritreis­che Kaf­feez­er­e­monie und ein Erzäh­lkaf­fee Geflüchteter. Es gibt viel Raum für Aus­tausch und Fra­gen. Musik gibt es sowohl im Kuze wie auch auf der Bran­den­burg­er Straße.

Ein Kern­punkt des Pro­gramms ist eine Podi­ums­diskus­sion, die von der Lan­desin­te­gra­tions­beauf­tragten Frau Dr. Lem­mer­meier mod­eriert wird. Sie begrüßt die neue Sozial­beige­ord­nete Brigitte Meier, Vertreter*innen des  Migranten­beirates, der See­brücke und des Beratungs­fach­di­en­stes für Migran­tInnen sowie einen Geflüchteten als Gäste. Die Podi­ums­diskus­sion find­et vor dem Hin­ter­grund statt, dass die Stadt Pots­dam vor rund einem Jahr durch die Stadtverord­neten­ver­samm­lung beschlossen hat­te, Pots­dam als „Sicheren Hafen“ auszu­rufen. Gemäß des Beschlusses sollen zusät­zlich geflüchtete Men­schen aufgenom­men und die Bedin­gun­gen für geflüchtete Men­schen in Pots­dam verbessert wer­den. Nach nun fast einem Jahr soll mit dieser Diskus­sion eine Zwis­chen­bi­lanz gezo­gen werden.
Am Bran­den­burg­er Tor startet die See­brücke eine Kun­stak­tion mit dem Titel „Tatort EU- Außen­gren­ze“. Damit wird das Ver­brechen im Mit­telmeer und an den Gren­zen angeprangert und gle­ichzeit­ig Passant*innen informiert. Die kün­st­lerische Protes­tak­tion startet mit ein­er Kundge­bung um 16 Uhr.

An Pressevertreter*innen:
Anlässlich des Tags des Flüchtlings ste­hen Ihnen unten genan­nte Vertreter*innen gerne für
Inter­views und Nach­fra­gen zur Verfügung.
Sie sind her­zlich ein­ge­laden, an der Podi­ums­diskus­sion teilzunehmen – geben Sie uns bei Interesse
bitte kurz eine Rück­mel­dung, damit wir Ihnen Plätze reservieren können.Presseansprechpartner:
Har­ald Glöde (bor­der­line-europe – Men­schen­rechte ohne Gren­zen e.V.)
E‑Mail:hg@borderline-europe.de; Tel: 017642027655
Angela Rößler (Pots­dam Kon­voi und See­brücke Pots­dam), Jibran Khalil (See­brücke Potsdam)
E‑mail: potsdam@seebruecke.org

Der Tag des Flüchtlings wird durch fol­gende Organ­i­sa­tio­nen gestaltet:
ai Potsdam
Antidiskriminierungsstelle
BBAG – Berlin-Bran­den­bur­gis­che Aus­lands­ge­sellschaft e.V.
bor­der­line-europe – Men­schen­rechte ohne Gren­zen e.V.Beratungsfachdienst für Migran­tInnen des
Diakonis­che Werk e.V.
Chor International
Flüchtlingsrat Brandenburg
Flüchtlingsp­far­rer des ev. Kirchenkreises
Frauen­zen­trum Potsdam
Improthe­ater Potsdam
Inte­gra­tions­beauf­tragte der LH Potsdam
KuZe – stu­den­tis­ches Kulturzentrum
ekze
Jugend rettet
Män­ner mit Perspektive
Migranten­beirat der LHP
Opferperspektive
Pots­dam Konvoi
RAA Bran­den­burg – Regionale Arbeitsstellen für Bil­dung, Inte­gra­tion und Demokratie
See­brücke Potsdam
See­brücke Stadt Brandenburg
Sex­ta Feira
SV Babels­berg 03
women in exile

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(Anti-)Rassismus

Gerechtigkeit für Rita!

Dien­stag, 27.08.19, 14:30

Kundge­bung vor dem bran­den­bur­gis­chen Innen­min­is­teri­um in Pots­dam- Hen­ning-von-Tresck­ow-Str. (10 Min. zu Fuß vom Hbf. Potsdam)

Am 7. April 2019 ver­schwand unsere Schwest­er Rita Awour Ojunge. Sie lässt zwei kleine Kinder zurück. Sie war 32 Jahre als, kam aus Kenia und lebte über 7 Jahre im Lager von Hohen­leip­isch. Drei Monate nach ihrem Ver­schwinden fand die Polizei ihre Über­reste in der Nähe des Lagers im Wald. Es brauchte einen Anruf der Berlin­er Polizei, damit die Bran­den­burg­er Polizei über­haupt anf­ing, ern­sthaft nach ihr zu suchen, obwohl ihre Freund*innen und Nach­barin­nen aus dem Lager mehrfach auf ihr Ver­schwinden hingewiesen hat­ten. Bis heute wur­den von offizieller Seite keine Details über ihre Todesum­stände veröffentlicht.

Als geflüchtete Frauen* sind wir ver­schiede­nen For­men der Gewalt aus­ge­set­zt und zwar von Män­nern inner­halb und außer­halb der Lager, von anderen Flüchtlin­gen, von Secu­ri­ty-Mitar­beit­ern und Deutschen aus der Umge­bung. Gewalt gegen Frauen*, Miss­brauch und Beläs­ti­gung sind ein glob­ales Phänomen in dieser sex­is­tis­chen und ras­sis­tis­chen Welt. Aber stellt euch ein­mal vor, Rita wäre eine weiße Frau mit deutschem Pass gewesen.

Wir fordern Gerechtigkeit für Rita und wir wollen endlich wis­sen, wie es sein kann, dass sie aus ihrem Zim­mer im Lager ver­schwinden kon­nte und die Kinder bei einem Nach­bar lassen kon­nte, dessen Aus­sagen mehr als wider­sprüch­lich sind.

Wir wer­den uns vor dem Innen­min­is­teri­um ver­sam­meln, um die Dringlichkeit der Maß­nah­men gegen Gewalt gegen Frauen* deut­lich zu Machen und besseren Schutz zu fordern

Wir laden alle Men­schen ein, sich uns in Sol­i­dar­ität anzuschließen, egal welch­er Herkun­ft, Geschlecht oder Reli­gion. Lasst uns zusam­men protestieren!

Wir fordern von der Regierung, dass sie die Beschw­er­den von geflüchteten Frauen* endlich ernst nimmt, z.B. bezüglich Sicher­heit und Wohnen.

Die Lager in Bran­den­burg sind keine sicheren Orte für Frauen* und Kinder. Das Lager in Hohen­leip­isch muss sofort geschlossen werden.

Keine Lager für Frauen und Kinder! Alle Lager abschaffen!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

10 Impulse für eine Antidiskriminierungspolitik

Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen, liebe Aktive,

in knapp zwei Wochen wird in Bran­den­burg gewählt. Die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg hat *10 Impulse für eine Antidiskri­m­inierungspoli­tik im Land Bran­den­burg* zusammengestellt.
Was muss die Lan­despoli­tik für eine nach­haltige und wirk­same Antidiskri­m­inierungspoli­tik tun?

Bran­den­burg braucht:

* Ein Landesantidiskriminierungsgesetz
* Eine starke Lan­desstelle für Chan­cen­gle­ich­heit und
Antidiskriminierung
* Eine flächen­deck­ende Beratung und Unter­stützung für Betroffene
* Wis­sen über Diskri­m­inierungs­for­men und ‑aus­maße
* Eine diver­sitäts­be­wusste Lan­desver­wal­tung mit Vorbildfunktion
* Eine wirk­same Inklu­sion und Bildungsgerechtigkeit
* Eine Diskri­m­inierungssen­si­bil­ität in Jus­tiz und Rechtsprechung
* Eine Sen­si­bil­ität der Lan­despolizei für Diskriminierung
* Die Förderung eines diskri­m­inierungssen­si­blen und vielfaltsbewussten
Kulturbetriebs
* Die Umset­zung der Anti­ras­sis­mus-Klausel der Landesverfassung

Alle 10 Punk­te sind aus­führlich in der PDF im Anhang und auf der Inter­net­seite beschrieben.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Wir lassen uns nicht hetzen — Brandenburg bleibt bunt

Liebe Fre­undin­nen und Fre­unde, liebe Bran­den­burg­erIn­nen, die AfD ver­sucht weit­er, sich das Deck­män­telchen ein­er “nor­malen” Partei überzuw­er­fen. Im Bran­den­bur­gis­chen Land­tagswahlkampf ver­anstal­tet sie dafür eine Rei­he von nur schein­bar harm­los anmu­ten­den “Volks­festen” auf den Mark­t­plätzen ver­schieden­er Städte. Auf diesen Ver­anstal­tun­gen mit Hüpf­burg und Bratwurst treten dann die bekan­nten Gesichter dieser Partei auf und brin­gen die spal­tenden Botschaften unter die ZuhörerInnen.

Am 18.8. ist es in unser­er Stadt so weit. Zwis­chen 15 und 20 Uhr wird ein solch­es „Fest“ unter Beteili­gung der AfD- Größen Alexan­der Gauland- MdB AfD, Got­tfried Curio- MdB AfD, Bran­den­burgs Spitzenkan­di­dat Andreas Kalb­itz- MdL AfD, Den­nis Hohloch- Junge „Alter­na­tive“, Stef­fen Kotré- MdB AfD und lokalen VertreterIn­nen stattfinden.

Nicht ohne Widerspruch!
In Bran­den­burg protestieren wir in einem bre­it­en Bünd­nis gemein­sam gegen die Nor­mal­isierung von Men­schen­feindlichkeit, gegen rechte Het­ze und für ein sol­i­darisches und buntes Bran­den­burg und ver­anstal­ten dafür in Hör- und Sichtweite der AfD ein poli­tis­ches Fam­i­lien­fest am Kathari­nenkirch­platz rund um die Post­säule. Wir stellen uns damit gegen die drama­tis­che poli­tis­che Ver­schiebung: Ras­sis­mus und Men­schen­ver­ach­tung sind gesellschafts­fähig. Was gestern mehrheitlich noch undenkbar war und als unsag­bar galt, ist heute Real­ität. Human­ität und Men­schen­rechte, Reli­gions­frei­heit, Rechtsstaat und das europäis­che Haus wer­den offen ange­grif­f­en. Es ist ein Angriff, der uns allen gilt.

Ganz Europa ist von ein­er nation­al­is­tis­chen Stim­mung der Entsol­i­darisierung und Aus­gren­zung erfasst. Kri­tik an diesen unmen­schlichen Ver­hält­nis­sen wird gezielt als real­itäts­fremd dif­famiert. In dieser Sit­u­a­tion lassen wir nicht zu, dass Sozial­staat, Flucht und Migra­tion gegeneinan­der aus­ge­spielt wer­den. Wir hal­ten dage­gen, wenn Grund- und Frei­heit­srechte weit­er eingeschränkt wer­den sollen.

Kommt zahlre­ich! Bringt Euch ein! Zeigt bunt und kreativ Euren Protest!
— 18.8.2019
— 14 bis 20 Uhr
— Katharinenkirchplatz/ Postsäule

Aktio­nen und Mit­machange­bote: Straßenthe­ater, Straßenkrei­de- Work­shop, Slack­line, Live-Graf­fi­ti, Live- Musik, viele Rede­beiträge, Hüpf­burg, Kinder­schminken, Kuchen gegen Pro­pa­gan­da- tausche recht­es Info­ma­te­r­i­al gegen ein Stück Kuchen, Klei­der- Spielzeug­börse, Offenes Mikro­fon, Infos­tände der Organ­isatorIn­nen, Waf­fel­bäck­erei, Pop­corn und vieles mehr

Bünd­nis­part­ner: Die Organ­isatorIn­nen, AkteurIn­nen und Unter­stützerIn­nen des poli­tis­chen Fam­i­lien­festes sind organ­isiert oder aktiv in Linksju­gend sol­id, Jusos, Grüne Jugend, Die Linke, SPD, DKP, Bünd­nis 90/ Die Grü­nen, Kleinkun­st Bran­den­burg e.V., Wir e.V., Café Con­tact, ev. Kirchen in Bran­den­burg, Die Alt­städter e.V., Art­Box, Roll­club e.V., Buntes Kollek­tiv, Tol­er­antes Bran­den­burg, DGB, ver­di, Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit, Kein Bock auf Nazis, Berlin- Bran­den­bur­gis­che Aus­lands­ge­sellschaft e.V./ BBAG, Auf­ste­hen gegen Nation­al­is­mus, Die Falken, Demokratis­ch­er Frauen­bund- Lan­desver­band Bran­den­burg e.V., Jugend Kul­tur­fab­rik Bran­den­burg e.V., Team Klei­der- Ursel, See­brücke Bran­den­burg an der Hav­el, die Fri­days for Future Bewe­gung Bran­den­burg an der Hav­el und viele, viele weit­ere Bürg­erIn­nen, die für eine sol­i­darische Gesellschaft ohne Aus­gren­zung Flagge zeigen wollen

Wir freuen uns auf Euch

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(Anti-)Rassismus (Anti)militarismus Antifaschismus Parlamentarismus

Die Preußen haben Angst vor Multikulti

Die Preußen haben Angst vor Multikulti, aber nicht vor‘m Klimawandel! — Eine Analyse zum Wahlprogramm der AfD Brandenburg

Schon in der Ein­leitung wird deut­lich: Die AfD fokussiert sich in ihrem Wahl­pro­gramm zur bran­den­bur­gis­chen Land­tagswahl 20191 auf die preußis­che Geschichte und reizt dieses The­ma bis zum Let­zten aus. „Bran­den­burg-Preußen“2 ist das große Vor­bild der extrem recht­en Partei, egal ob bei der Ein­wan­derungs- oder Bil­dungspoli­tik. Die ein­seit­ige Rezep­tion führt zu einem verk­lären­den, klis­chee­be­lade­nen Preußen-Bild, nach dessen „Sekundär­tu­gen­den“3 (Pünk­tlichkeit, Ord­nung, Fleiß usw.) und welt­poli­tis­ch­er Bedeu­tung man sich sehnt. Den Gege­nen­twurf dazu bildet das Bran­den­burg unter der Herrschaft der „Alt­parteien“, die durch ihre ver­fehlte Poli­tik (in erster Lin­ie durch eine Förderung der Ein­wan­derung) das Land ruinieren: „So wollen uns die Alt­parteien eine mul­ti­kul­turelle Gesellschaft aufzwin­gen. Dabei zeigen zahlre­iche Beispiele aus der Geschichte, dass Mul­ti­kul­tur­al­is­mus eine Quelle von Kon­flik­ten ist.“4 Doch noch ist nicht alle Hoff­nung ver­loren – die AfD kann das Land noch vor dem vol­len­de­ten Schreck­ensszenario retten.

Idyl­lis­che Land­schaften will die AfD zurück­holen. Von wem sie zurück­ge­holt wer­den sollen, wird beim Blick in das Pro­gramm schnell klar.

Das Pro­gramm hält also wenig Über­raschen­des bere­it. Viele Forderun­gen find­en sich so oder ähn­lich auch bei anderen Parteien wieder (wer hat schon was gegen gerin­gere Kitage­bühren oder den Bre­it­ban­daus­bau?), ide­ol­o­gisch wird es, wie bere­its angedeutet, bei allen The­men, die sich mit den Topoi Bevölkerungsen­twick­lung, Migra­tion oder Sicher­heit verbinden lassen: Dem demographis­che Wan­del muss drin­gend etwas ent­ge­genge­set­zt wer­den; daher will die AfD die Geburten­rate durch die Unter­stützung von Eltern wieder anheben. Einen Aus­gle­ich durch Ein­wan­derung lehnt die Partei allerd­ings strikt ab – da bleibt sie dann doch lieber kon­se­quent völkisch, denn: „Die unkon­trol­lierte Massen­zuwan­derung der ver­gan­genen Jahre hat den sozialen Frieden in unserem Land schw­er beschädigt und zu ein­er Spal­tung der Gesellschaft geführt.“5.

In sicher­heit­spoli­tis­chen Fra­gen set­zt die Partei auf eine gle­ichzeit­ige Aufrüs­tung und Abschot­tung: Videoüberwachung und Gesicht­serken­nung sollen aus­geweit­et, das Waf­fenge­setz gelock­ert (offen­bar bedi­ent die AfD hier die ihr nahe ste­hende Hobbyschütz*innen- und Jäger*innen-Lobby, denn der Abschnitt zu diesem The­ma ist außergewöhn­lich detail­liert) und Gren­zkon­trollen wieder einge­führt wer­den, „um den ‚Ein­bruch­touris­mus‘ als Erschei­n­ungs­form der Tran­sitkrim­i­nal­ität zu unterbinden.“6 Krim­inelle Ausländer*innen seien vielmehr die Regel statt die Aus­nahme (das erfährt der*die nor­male Bürger*in nur deshalb nicht, weil in der medi­alen Berichter­stat­tung immer der Migra­tionsh­in­ter­grund ver­schwiegen wird), weshalb sie sich „für Änderun­gen der rechtlichen Rah­menbe­din­gun­gen zur Bekämp­fung der Aus­län­derkrim­i­nal­ität ein­set­zen“7 und auch das Polizeiauf­gabenge­setz entsprechend anpassen wollen. Als konkrete Maß­nahme schla­gen sie mehr Polizei und beispiel­sweise die Wieder­eröff­nung der Frank­furter JVA und deren Mit­nutzung als Abschiebezen­trum für Geflüchtete vor. Die Kosten für die Haft und die Abschiebung sollen die Betrof­fe­nen dann auch selb­st zahlen.

Auch im punc­to Sozialleis­tun­gen unter­schei­det die AfD zwis­chen Deutschen und Nicht-Deutschen: Finanzielle Unter­stützung will die AfD nur Ersteren zugute kom­men lassen. „Sozialleis­tun­gen sind für die sozial schwachen Mit­glieder unser­er Sol­i­darge­mein­schaft gedacht. Es ist für uns nicht hin­nehm­bar, bestand­skräftig aus­reisepflichti­gen Aus­län­dern Sozialleis­tun­gen zu gewähren, anstatt umge­hend ihre Aus­reise zu erwirken.“8

In der Bil­dungspoli­tik set­zt man, dem Leit­mo­tiv des Pro­gramms fol­gend, ganz auf Sekundär­tu­gen­den, Kopfnoten, Leis­tungs­druck und die Separierung von leis­tungsstarken und leis­tungss­chwächeren Schüler*innen. Die Auslese von Kindern soll durch eine strenge Gliederung (fol­gerichtig wird der Gesamtschule eine Absage erteilt) und einen Verzicht auf die Inte­gra­tion von Kindern mit Behin­derung in das Regelschul­sys­tem möglichst früh vorgenom­men werden.

Die Partei hat darüber hin­aus Zweifel daran, dass der Kli­mawan­del men­schengemacht ist, und will zudem den Aus­bau erneuer­bar­er Energien stop­pen sowie das Paris­er Klimabkom­men aufkündi­gen. Kon­se­quent, dass sie daher auch an der Gewin­nung von Braunkohle fes­thal­ten will. Sie haben die Zeichen der Zeit wohl nicht erkan­nt. Es beste­ht aber zumin­d­est die Hoff­nung, dass die Partei bei zukün­fti­gen Wähler*innengenerationen schlechter abschneidet.

Heimat und Iden­tität sind die zen­tralen Ansatzpunk­te der Partei; sie fordert ganz in Trump‘scher Rhetorik „Bran­den­burg zuerst!“9, will das Tra­gen des Kopf­tuchs in öffentlichen Ein­rich­tun­gen ver­bi­eten und bedauert, dass Deutsch mit­tler­weile keine Wis­senschaftssprache mehr ist und inzwis­chen auch noch durch gen­derg­erechte Ansätze verun­stal­tet wird. Es fällt den AfDler*innen offen­bar schw­er, sich in ein­er glob­al­isierten Welt und ein­er sich aus­d­if­feren­zieren­den Gesellschaft zurecht zu find­en. Man sehnt sich nach Klarheit. Die Hugenott*innen, die nach dem Dreißigjähri­gen Krieg nach Preußen ein­wan­derten, sehen sie als vor­bild­haft, weil sie gut aus­ge­bildet und kul­turell leicht inte­grier­bar an, während beson­ders außereu­ropäis­che Migrant*innen abgelehnt wer­den: „Die Todesstrafe, die Unter­drück­ung von Frauen und Mäd­chen oder die fehlende Tol­er­anz gegenüber anderen Weltan­schau­un­gen, wie sie in islamis­chen Län­dern an der Tage­sor­d­nung sind, haben in unserem aufgek­lärten Land Bran­den­burg nichts zu suchen.“10 Der Ruf nach Tol­er­anz mutet, ob der aus­gren­zen­den Ide­olo­gie der völkischen Recht­en, schon sehr skur­ril an. Die Ein­teilung nach ökonomisch nüt­zlichen und nut­zlosen Men­schen zieht sich, gekop­pelt an ras­sis­tis­che Dif­feren­zierun­gen, durch das ganze Wahl­pro­gramm. Men­schen wer­den wie eine ver­schieb­bare Masse behan­delt, wenn es heißt: „Wie unsere Geschichte gezeigt hat, liegt ein unverzicht­bar­er Teil unser­er staatlichen Sou­veränität darin, über die Qual­ität und Quan­tität der Ein­wan­derung selb­st zu bes­tim­men.“11

Bei so viel all­ge­mein­er Geschichts­duse­lei im Wahl­pro­gramm darf auch der Nation­al­sozial­is­mus und der Zweite Weltkrieg nicht fehlen. An zwei Stellen behan­delt die Partei dieses The­ma: „Bei der Darstel­lung der nation­al-sozial­is­tis­chen Schreck­en­sh­errschaft und ihrer bis heute andauern­den Fol­gen ist auch die Rolle des Einzel­nen in einem total­itären Staat zu behan­deln, um den Wert indi­vidu­eller Frei­heit­en zu erfahren.“12 und: „Ob als ‚ver­misst‘ an unbekan­nter Stelle in einem Einzel­grab ver­schar­rt oder einge­bet­tet in Mas­sen­gräber – viele Sol­dat­en liegen nach wie vor auf den Schlacht­feldern der bei­den Weltkriege. Wir wollen das Auffind­en dieser bis­lang namen­losen Kriegstoten finanziell fördern, so dass diese ein würdi­ges Begräb­nis erfahren kön­nen. Hier­bei machen wir keinen Unter­schied, ob es sich um Ange­hörige der preußisch-deutschen Armee, der pol­nis­chen Armee, der Wehrma­cht oder der Roten Armee han­delt. Wir wollen sämtlich­er tot­er Sol­dat­en gedenken, da diese für uns eine Mah­nung zum friedlichen Zusam­men­leben mit unseren Nach­bar­län­dern sind.“13 Soll im Klar­text heißen: Wir konzen­tri­eren uns nicht mehr auf das falsche staatliche Han­deln, son­dern auf das per­sön­liche indi­vidu­elle Erleben des All­t­ags im Nation­al­sozial­is­mus – was in der Kon­se­quenz die Ver­ant­wor­tung für das Große Ganze auss­chließt. Und außer­dem machen wir keinen Unter­schied zwis­chen den faschis­tis­chen Sol­dat­en der Wehrma­cht und den gefal­l­enen Befreiern der Roten Armee.

Zum Schluss lis­tet die AfD noch die aus ihrer Sicht größten Ver­fehlun­gen der bish­eri­gen Lan­desregierung auf. Sie spricht vom „rot-roten Regierungswahnsinn“, zu dem natür­lich auch die Zer­störung der Heimat durch den „Masse­nansturm auf unsere Gren­zen“14 gehört; die ras­sis­tis­chen Kern­botschaften tauchen auch hier wieder auf. Dabei wäre es doch der einzig wirk­liche „Wahnsinn“, würde die Partei im Sep­tem­ber noch mehr Stim­men als bei der let­zten Land­tagswahl 2014 erhalten.

Quellen:

1Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD): „Land­tagswahl­pro­gramm für Bran­den­burg 2019“, abruf­bar unter https://afd-brandenburg.de/wp-content/uploads/2019/06/Wahlprogramm_Brandenburg_2019_ohne_kapitelbilder_kommentare_acc2144-01–06-19-final.pdf.

Eine Zusam­men­fas­sung des Land­tagswahl­pro­gramms gibt es zudem in der MAZ: “Vor­bild Preußen: Das soll im Wahl­pro­gramm der AfD ste­hen”: https://www.maz-online.de/Brandenburg/Vorbild-Preussen-Das-soll-im-Wahlpgrogramm-der-Brandenburger-AfD-stehen. Eine Analyse der Sozialpoli­tik der AfD Bran­den­burg mit dem Schw­er­punkt Pots­dam liefert die Emanzi­pa­torische Antifa Pots­dam: “Stein des Anstoßes Aus­gabe 03 – Die Sozialpoli­tik der AfD” (https://www.e‑a-p.org/wp-content/uploads/Stein_03.pdf). Einen genaueren Blick auf aus­gewählte Per­so­n­en und einige Pro­gram­mele­mente find­en sich im Por­tal “Blick nach rechts” in dem Artikel “Mit Recht­saußen-Per­son­al in den Land­tag”: https://www.bnr.de/artikel/hintergrund/mit-rechtsau-en-personal-in-den-landtag. Der RBB por­traitiert den AfD-Spitzenkan­di­dat­en Andreas Kalb­itz: “Mit Preußen als Vor­bild in den Wahlkampf”: https://www.rbb24.de/politik/wahl/Landtagswahl/beitraege/landtagswahl-2019-brandenburg-spitzenkandidaten-afd-kalbitz.html.

2AfD, Land­tagswahl­pro­gramm, S. 4.

3Ebd.

4Ebd., S. 5.

5Ebd., S. 19.

6Ebd., S. 51.

7Ebd., S. 53.

8Ebd., S. 19.

9Ebd., S. 31.

10Ebd., S. 56.

11Ebd.

12Ebd., S. 5.

13Ebd., S. 38.

14Ebd., S. 82.

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