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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Rechtspopulismus stoppen – Rassismus bekämpfen!?

Am 23. Sep­tem­ber 2015, möchte der Kreisver­band Märkisch Oder­land der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ um 17:00 Uhr im Bürg­er­haus Neuen­hagen im Rah­men der „Herb­stof­fen­sive 2015“ eine Bürg­erver­anstal­tung mit der Parteivor­sitzen­den Frauke Petry und Christi­na Schade (MdL) abhal­ten. Dies gilt es zu stören!
Was man von der Red­ner­in­nen zu hören bekom­men wird, ist klar: Nation­al­is­mus und Ras­sis­mus. Denn mit der neuen Parteivor­sitzen­den hat sich die Alter­na­tive für Deutsch­land noch klar­er am recht­en Rand posi­tion­iert. Frauke Petry ist Grün­dungsmit­glied, Sach­sen­vor­sitzende und ver­trat jeher den recht­en Flügel der Partei. Mitte diesen Jahres löste sie den eher neolib­er­al geprägten Bernd Lucke ab. Ger­ade in Sach­sen fiel die AfD auf, da die Partei­ju­gend Equip­ment für recht­sradikale Ver­samm­lun­gen stellte oder sich die Partei mit ras­sis­tis­chen Parolen in den Diskurs um die Auf­nahme von Flüchtlin­gen einbrachte.
Wo früher noch nach ras­sis­tis­chen Ent­gleisun­gen von Mit­gliedern und Funktionär*Innen umso schneller zurück­gerud­ert wurde, wird sich jet­zt offen zu Pegi­da und den als „asylkri­tisch“ beschönigten und damit legit­imierten ras­sis­tis­chen Auss­chre­itun­gen allerorts in Deutsch­land bekan­nt. Nicht nur der AfD-Bun­desvize Alexan­der Gauland (MdL Bran­den­burg) zeigt immer wieder Ver­ständ­nis für die offen ras­sis­tis­chen Demon­stra­tio­nen und gewalt­täti­gen Eskala­tio­nen. Das Recht­fer­ti­gen von Brand­s­tiftung und kör­per­lich­er Gewalt gegen Geflüchtete und ihre Unterstützer*innen ist mit­tler­weile in der AfD zur Parteirai­son gewor­den. Im Juli sind die neolib­eralen Bie­der­män­ner um Bernd Lucke von Bord gegan­gen, übrig geblieben sind die (ver­balen) Brand­s­tifterIn­nen um Frauke Petry, Alexan­der Gauland, André Poggen­burg und Beat­rix von Storch.
„Wären die Bürg­er ein­be­zo­gen wor­den und hät­ten sie das Gefühl, dass nicht nur sie und die Kom­munen gefordert wer­den, son­dern auch die Poli­tik auf Bun­des- und Lan­desebene alles tut, um der Sit­u­a­tion Herr zu wer­den, ließen sich Reak­tio­nen wie jet­zt in Nauen sicher­lich ver­hin­dern“ – Alexan­der Gauland nach dem Bran­dan­schlag auf eine geplante Geflüchtete­nun­terkun­ft in Nauen
All dies zeigt, dass die „Alter­na­tive für Deutsch­land“ keine Partei ist, die man nur als Wahlal­ter­na­tive für ent­täuschte FDP oder CDU Wähler*innen sehen kann. Das Parteipro­gramm ist klas­sis­tisch, nation­al­is­tisch und ras­sis­tisch. Es han­delt sich um eine Partei der Neuen Recht­en, in der eine große Band­bre­ite von Recht­skon­ser­v­a­tiv­en, Mit­gliedern der Iden­titären Beweu­gung bis hin zu Verschwörungstheoretiker*innen und Rassist*innen aktiv sind.
Wir rufen dazu auf, sich am 23.September 2015 in Neuen­hagen gemein­sam gegen die recht­spop­ulis­tis­che und ras­sis­tis­che Het­ze der AfD zu stellen. In Zeit­en bren­nen­der Geflüchteten­wohn­heime und der gewalt­täti­gen Über­griffe durch Neon­azis und Ras­sistIn­nen auf Men­schen, die nicht in ihr Welt­bild passen, muss der recht­spop­ulis­tis­chen „Alter­na­tive für Deutsch­land“ klar sig­nal­isiert wer­den, dass sie in der Gesellschaft keinen Rück­halt hat!
Refugees Wel­come
23.09.2015 / 17:00 Uhr / Bürg­er­haus Neuen­hagen / Haupt­str. 2 / 15366 Neuen­hagen bei Berlin

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Eisenhüttenstadt: Hetze vor der zentralen Erstaufnahmeeinrichtung

INFORIOT Um die 150 Rassist*innen ver­sam­melten sich heute in unmit­tel­bar­er Nähe der Zen­tralen Auf­nahmestelle (ZAST) in Eisen­hüt­ten­stadt. Anlass war unter anderem die Ankun­ft von 1.000 Geflüchteten am ver­gan­genen Mon­tag, die mit einem Son­derzug aus Rich­tung München die Oder­stadt erre­icht­en. Sie gehörten zu den­jeni­gen Geflüchteten, die am ver­gan­genen Woch­enende aus Ungarn auf­brachen. 200 Men­schen fol­gtem dem Aufruf der IG Met­all auf eine Gegenkundge­bung. Knapp 40 Antifaschist*innen demon­stri­erten spon­tan in direk­ter Nähe zur asylfeindlichen Kundgebung.
Wie auf Face­book angekündigt, schloßen sich zahlre­iche Eisenhüttenstädter*innen dem flüchtlings­feindlichen Mob an. Aufgerufen hat­te die Face­book­gruppe „Nein zum Heim in Eisen­hüt­ten­stadt“. Anmelder war der Frank­furter Neon­azi Peer Koss, der bere­its in Frank­furt (Oder) und Beeskow ras­sis­tis­che Ver­samm­lun­gen ini­ti­ierte. Knapp 100 Men­schen nah­men an der Kundge­bung teil. Die NPD’­lerin Manuela Kokott insze­nierte sich wie schon in der Ver­gan­gen­heit als „besorgte Anwohner­in“. Auch der Lie­der­ma­ch­er Björn Brusak, ein bekan­nter Neon­azi aus Brieskow-Finken­heerd, trat als Red­ner auf. In dem Plat­ten­bauge­bi­et in der Post­straße befan­den sich neben den Kundgebungsteilnehmer*innen einige dutzende Schaulustige, teils stark alko­holisiert, die den Aus­sagen von Kokott und Brusak applaudierten.
Unan­genehm war die Sit­u­a­tion für vor­beilaufende Geflüchtete, die direkt an den Rassist*innen vor­beilaufen mussten, bis die Polizei sie umleit­ete. Die Gegenkundge­bung der IG Met­all befand sich in einiger Ent­fer­nung. Ein Vertreter, der in Eisen­hüt­ten­stadt tra­di­tionell stark aufgestell­ten Gew­erkschaft, wies in ein­er Rede zwar auf die momen­tan schwieri­gen Lebens­be­din­gun­gen für Geflüchtete in der ZAST hin, betonte aber auch im sel­ben Atemzug, dass es auch eine Belas­tung für die Eisenhüttenstädter*innen sei. 40 Antifaschist*innen ver­ließen nach kurz­er Zeit die Kundge­bung. Sie begaben sich in Sicht- und Hör­weite des ras­sis­tis­chen Aufzugs und kon­nten zumin­destens ver­bal die Ver­anstal­tung stören. Nach anderthalb Stun­den war die flüchtlings­feindliche Kundge­bung vorbei.

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Rassistische Kundgebung in Eisenhüttenstadt angekündigt

INFORIOT Am gestri­gen Mon­tag erre­icht­en ca. 1.000 Geflüchtete Eisen­hüt­ten­stadt um in der Zen­tralen Auf­nahmestelle (ZAST) reg­istri­ert zu wer­den. Sie waren mit mehreren Tausend anderen am ver­gan­genen Woch­enende aus Ungarn aufge­brochen. Der­weil wird zu ein­er ras­sis­tisch-motivierten Kundge­bung in der Nähe der ZAST in der Post­straße für den morgi­gen Mittwoch aufgerufen. Auch Gegen­protest ist angekündigt.
Für Auf­se­hen sorgten ver­gan­ge­nes Woch­enende mehrere selb­stor­gan­isierte Märsche von Geflüchteten, die aus Budapest und anderen Orten Ungar­ns, größ­ten­teils zu Fuß, in Rich­tung der öster­re­ich-ungarischen Gren­ze liefen. Die ungarischen, öster­re­ichis­chen und deutschen Behör­den sahen sich somit gezwun­gen die Dublin-III Verord­nung vorüberge­hend außer Kraft zu set­zen. Über Wien und München gelangten knapp 1.000 Men­schen nach Eisen­hüt­ten­stadt. Nach ein­er medi­zinis­chen Erstver­sorgung wurde der Großteil in die ZAST gebracht. Einige kon­nten nach Berlin weiterfahren.
Auf der Face­book-Seite „Nein zum Heim in Eisen­hüt­ten­stadt“ kur­siert seit gestern Mit­tag ein flüchtlings­feindlich­er Aufruf für eine Kundge­bung am morgi­gen Mittwoch. Mut­maßlich­er Organ­isator ist der Neon­azi Peer Koß. Koß gilt als mut­maßlich­er Admin­is­tra­tor der Face­book Seit­en „Beeskow wehrt sich“ und „Frankfurt(Oder) wehrt sich“ und Ini­tia­tor zahlre­ich­er Aufmärsche und Kundge­bun­gen in den bei­den Städten. Gegen Koß liegt mit­tler­weile eine Anzeige wegen Volksver­het­zung vor.

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Screen­shot von der “Nein zum Heim in Eisen­hüt­ten­stadt” Facebook-Seite

Ras­sis­tis­che Mobil­isierung und Gewalt in Eisenhüttenstadt
Eisen­hüt­ten­stadt und die Bewohner*innen der ZAST standen in der Ver­gan­gen­heit schon des Öfteren im Fokus asylfeindlich­er Grup­pen. Für Auf­se­hen sorgte der Ver­such eine „Bürg­er­wehr“ in der Oder­stadt zu etablieren, der von Neon­azis mitini­ti­iert wurde. Die Partei „der Dritte Weg“ mobil­isierte Ende Feb­ru­ar diesen Jahres zu ein­er Mini-Demo im Eisen­hüt­ten­städter Stadtzen­trum. Der NPD Kreisver­band Oder­land führte 2013 und 2014 mehrere Kundge­bun­gen in direk­ter Nähe zur ZAST durch. Erst im August 2013 grif­f­en mehrere NPD’ler bei ein­er Kundge­bungs­fahrt Gegendemonstrant*innen in Eisen­hüt­ten­stadt an.
An den bish­eri­gen Ver­samm­lun­gen beteiligten sich außer stadt­bekan­nten Neon­azis nur vere­inzelt ras­sis­tis­che Anwohner*innen. Möchte man Aus­sagen auf Face­book glauben, wollen sich am Mittwoch zahlre­iche Eisenhüttenstädter*innen der flüchtlings­feindlichen Kundge­bung anschließen. Die Stim­mung in der Stadt scheint sich der­weil zuzus­pitzen. Erst Son­ntag kam es zu einem gewalt­täti­gen Vor­fall in einem Bistro in der Frö­bel­ring­pas­sage. Laut ein­er Polizeimel­dung griff ein 38-jähriger einen Mitar­beit­er des Bistros an und ver­let­zte ihn so schw­er, dass dieser mit ein­er Kopfwunde ins Kranken­haus ein­geliefert wer­den musste. Später kam der Angreifer zurück und beschimpfte die Gäste mit volksver­het­zerischen Sprüchen.
Gegen­protest angekündigt
Die ras­sis­tis­che Kundge­bung soll laut eige­nen Angaben in der Post­straße in direk­ter Nähe zur ZAST stat­tfind­en. Beginn ist um 19:00 Uhr. Die IG-Met­all ruft zu ein­er Gegen­ver­anstal­tung unter dem Mot­to: “Eisen­hüt­ten­stadt für Tol­er­anz und Men­schlichkeit” an der Freil­fläche Poststraße/Karl Marx Straße auf. Start ist um 18:30 Uhr.
Flyer zur Gegenveranstaltung
Fly­er zur Gegenveranstaltung
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Frankfurt/Oder wehrt sich“ IV. Akt – inhaltsleerer und aggressiver

Not­falls mit Gewalt: Aufruf auf der Face­book-Seite von “Frankfurt/Oder wehrt sich” fünf Tage vor der Kundgebung.

Am Sam­stag, den 25. Juli, ver­anstal­tete die neon­azis­tis­che Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ den bere­its vierten Auf­marsch in der Oder­stadt. Ins­ge­samt 80 Neon­azis und Rassist*innen ver­sam­melten sich dies­mal am Karl-Rit­ter-Platz. Hier soll in diesem Jahr eine neue Erstauf­nah­meein­rich­tung für Geflüchtete ein­gerichtet wer­den. Unweit der ras­sis­tis­chen Kundge­bung demon­stri­erten etwa 250 Antifaschist*innen gegen den Auf­marsch, welche von einem Großaufge­bot der Bran­den­burg­er Polizei abgeschirmt wurde. (1)
Ankündi­gung von Übergriffen
Wurde bei der let­zten Demon­stra­tion am 25. April wegen möglich­er Block­ade­v­er­suche die Ankündi­gung auf ihrer Face­book-Seite noch sehr kurzfristig bekan­nt­gegeben, mobil­isierten die Frank­furter Rassist*innen um Peer Koss schon mehrere Wochen vorher zum nördlichen Rand der Innen­stadt. Tre­ff­punkt sollte zunächst um 12 Uhr am Frank­furter Haupt­bahn­hof sein, um dann gemein­sam mit anreisenden Neon­azis, ver­mut­lich als spon­tane Demon­stra­tion, durch das Zen­trum laufen zu kön­nen. Den­noch schien auch dies­mal das Risiko von Block­aden durch das lokale antifaschis­tis­che Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ zu groß. Obwohl laut eigen­er Aus­sage noch Fly­er mit dem alten Tre­ff­punkt verteilt wur­den, rief man fünf Tage vorher dazu auf, direkt zum Kundge­bung­sort zu gehen. Auf­fal­l­end bei
Kurz nach dem Auf­marsch bedro­ht­en die Neon­azis auf Face­book eine*n Antifaschist*in sowie Pres­sev­ertreter. Der Ein­trag ver­schwand wenig später wieder von der Seite.

diesem Post­ing war, dass aus­drück­lich darauf hingewiesen wurde, sich das Ver­samm­lungsrecht zu erkämpfen und sich not­falls zur Wehr zu setzen.2 Neben eini­gen ablehnen­den Kom­mentaren fan­den andere die Nachricht begrüßenswert. Der Face­book — Nutzer Christo­pher Lehn­ert kündigte an, mit seinen Leuten am Bahn­hof einzutr­e­f­fen und ergänzte mit dem Slo­gan „Sport frei“. Auch der Nutzer Dean Mason dank­te für den Hin­weis und kom­men­tierte den unter Hooli­gans beliebten Spruch. Dabei war die Zielset­zung dieses Aus­rufes ein­deutig: Die Neon­azis woll­ten sich gewalt­tätige Auseinan­der­set­zun­gen mit Gegendemonstrant*innen suchen. Ganz klar wurde die Auf­forderung zur Gewalt hin­ter Sätzen, wie „zur Wehr set­zen“ verk­lausuliert. Bestärkt wurde dies durch ein Post­ing am 22. Juli, in dem der § 32 des Strafge­set­zbuchs wiedergegeben, um mögliche Über­griffe als Notwehrhand­lun­gen darzustellen.3
Immer wieder die selben!
Zu bekan­nt gewor­de­nen Über­grif­f­en im Vor­feld der Kundge­bung kam es nicht. Auch der Tre­ff­punkt am Haupt­bahn­hof wurde nahezu nicht genutzt. Nur einzelne Neon­azis, die mit der Bahn angereist waren, fan­den sich auf dem Bahn­hofsvor­platz ein, um dann wenig später von PKWs abge­holt zu wer­den. Der Guben­er Alexan­der Bode (NPD) diente dafür als Kon­tak­t­per­son und wies den weni­gen ank­om­menden Teilnehmer*innen den Weg.
“Ich bin Herr B(rusak)”. Selb­st­darstel­lerisch präsen­tierte sich Björn Brusak auf der Neon­azi-Kundge­bung. Inzwis­chen gehört der auch als Lie­der­ma­ch­er bekan­nte Neon­azi zu den regelmäßi­gen Red­nern in Frank­furt (Oder). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Am Kundge­bung­sort bot sich ein Bild, welch­es sich bei allen Ver­anstal­tun­gen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ seit Jan­u­ar zu wieder­holen scheint. Neben Deutsch­land­fah­nen und Trans­par­enten, die von inhalt­sleeren „Wir sagen Nein!“ bis hin zum zynis­chen „Fre­undlichen Frank­furt gegen Asy­lanten­heime und Asyl­wahn“ die übliche Außen­darstel­lung bot, gaben sich die Red­ner Björn Brusak (Europäis­che Aktion), Maik Eminger und Pas­cal Stolle (bei­de III. Weg) mit den immer gle­ichen Tiraden ihrem Hass gegenüber Geflüchteten, Antifaschist*innen, der BRD und „dem Sys­tem“ hin.
Während Björn Brusak von „Ver­schwörungs­fak­ten“ über das von der US-Ostküste ges­teuerte Finanzsys­tem sprach, das die nicht sou­veräne Bun­desre­pub­lik kon­trol­lieren würde, het­zten die bei­den Kad­er der recht­en Split­ter­partei „Der III. Weg“ gegen Asylbewerber*innen und sprachen von „art­frem­den Rassen“, die niemals zu Deutsch­land gehören kön­nten. Wie bei den let­zten Aufmärschen war die unter dem Parteien­priv­i­leg auftre­tende extrem rechte Grup­pierung im Hin­ter­grund in die Organ­i­sa­tion des Tages eingebunden.
Nach nicht ein­mal ein­er Stunde been­de­ten die Neon­azis bere­its ihre Kundge­bung. Die Teilnehmer*innenzahl war auch dies­mal recht über­schaubar und zeigte die seit Jan­u­ar ersichtliche Meta­mor­phose von ein­er ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion mit 250 Wutbürger*innen4 hin zu einem Kern aus gefes­tigten Neon­azis mit unter 100 Per­so­n­en. Kon­nten beim let­zten Auf­marsch am 25. April mit Unter­stützung durch NPD und dem „III. Weg“ ger­ade ein­mal 55 Rassist*innen mobil­isiert werden5, gelang es dies­mal ger­ade, die Zahl der Teilnehmer*innen auf 80 zu steigern. Auf­fal­l­end war am 25.7. das Fehlen von Aktivist*innen der „Kam­er­ad­schaft Kom­man­do Wer­wolf“ um den mehrfach verurteil­ten Sven Lemke – waren diese doch bis­lang auf allen Aufmärschen anwe­send und sog­ar organ­isatorisch einge­bun­den. Die Mehrheit der anwe­senden Kundge­bung­steil­nehmerIn­nen waren den­noch auch Frankfurter*innen. Die hohe Zahl an ein­heimis­chen Neon­azis mag ver­wun­dern, schaffte es die NPD in den ver­gan­genen Jahren kaum mehr als ein Dutzend aus der Stadt zu ihren Ver­samm­lun­gen zu mobil­isieren. Ihr fehlt seit Jahren eine lokale Ver­ankerung. Der let­zte Ver­such scheit­erte 2007.6 Die Nationaldemokrat*innen verzichteten daher kom­plett ihre Außen­wahrnehmung und waren selb­st per­son­ell kaum vertreten. Vielmehr erhärtet sich der Ein­druck, dass die NPD auf dem Rück­zug ist. „Der III. Weg“ als radikalere nation­al­is­tis­che Partei ist durch ihre Rhetorik deut­lich erfolgreicher.
„Der III. Weg“ als Akteur im Hintergrund
Für den “III. Weg” in ganz Bran­den­burg unter­wegs: Peer Koss(rechts) hil­ft inzwis­chen der recht­en Split­ter­partei um Maik Eminger bei ihren Kundge­bun­gen auch an anderen Orten. Hier am 1. August 2015 in Zossen (TF). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei mit lediglich 200 Mit­gliedern bun­desweit scheint bei den Frank­furter Ver­anstal­tun­gen immer mehr als entschei­dende Organ­i­sa­tion eine Rolle zu spie­len. So gehören die bei­den wichtig­sten Kad­er des „III. Weg“ in Bran­den­burg, Maik Eminger und Pas­cal Stolle, zu den regelmäßi­gen Red­nern auf den Demon­stra­tio­nen der Frank­furter extremen Recht­en. Spätestens seit dem let­zten Auf­marsch im April tra­gen angereiste wie auch ein­heimis­che Neon­azis immer häu­figer Trans­par­ente und Fah­nen der Partei. Neben dem ehe­ma­li­gen NPD-Abge­ord­neten im Bad Belziger Stadt­par­la­ment, Pas­cal Stolle7, gehören dazu mit­tler­weile auch andere Aktivist*nnen der NPD, wie etwa vom Kreisver­band Oder­land. Die Gründe liegen zum einen bei der Selb­st­darstel­lung als soge­nan­nte extrem rechte Elite und zum anderen an der deut­lich radikaleren Posi­tion zur Flüchtlingspoli­tik. So beze­ich­nen sie Bran­dan­schläge auf geplante Unterkün­fte für Geflüchtete u.a. als „vorzeit­iges Wei­h­nachts­geschenk“ oder als „legit­ime Protestform“.8 Auch in ihrem Parteipro­gramm spiegeln sich ihre völkisch-nation­al­is­tis­chen Ideen wider. Unter Punkt 10 fordern sie beispiel­sweise die Wieder­her­stel­lung eines großdeutschen Reiches.9
Nur sel­ten tritt der „III. Weg“ öffentlich durch eigene Kundge­bun­gen, wie zulet­zt in Zossen und Dams­dorf am 1. August, auf.10 Vielmehr ver­fol­gt diese eine Strate­gie, die von nahezu allen Lan­desver­bän­den ange­wandt wird. Eher unauf­fäl­lig agieren sie im Hin­ter­grund bei ver­meintlichen Bürger*innenprotesten gegen die Unter­bringung von Geflüchteten. Hin­ter vie­len „Nein zum Heim“-Seiten, die auf Face­book auf­tauchen, steckt zumeist selb­st die Partei dahin­ter. So ist es wenig ver­wun­der­lich, dass nach Erscheinen ein­er neuen Anti-Asyl­seite mit ein­heitlichen Lay­out, oft bald eine ankündigte Kundge­bung fol­gt, bei der dann „III. Weg“-Redner auftreten. Durch Ein­bindung örtlich­er Neon­azis wird das Bild ein­er ablehnen­den örtlichen Bevölkerung nach außen getra­gen. Gle­ichzeit­ig binden sie diese in ihre Parteistruk­turen ein. So unter­stützen Frank­furter Neon­azis, wie Peer und Franziska Koss, inzwis­chen regelmäßig Ver­samm­lun­gen in anderen Regio­nen, wie kür­zlich in Zossen und Damsdorf.
Weit­er­hin selb­st­be­wusst: Trotz der Inge­wahrsam­nahme kurz nach einem ver­sucht­en Angriff provozierte Peer Kross unter den Augen der Polizei weit­er­hin Gegendemonstrant*innen (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Erleb­n­is­fak­tor Demonstration
Bei genauer­er Beobach­tung der Teil­nehmenden fällt auf, dass auch viele junge Leute sich den Aufmärschen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ anschließen. Doch auch alt­bekan­nte Recht­sradikale, wie Mario Schreiber oder Ste­fan Heine, beteili­gen sich an den Protesten. Dies scheint vor allem an den rel­a­tiv regelmäßig stat­tfind­en­den Demon­stra­tio­nen zu liegen. Damit haben Frank­furter Neon­azis nach langer Zeit wieder regelmäßige Events in der Stadt, bei denen sie ihre men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie auf die Straße tra­gen kön­nen. Das dadurch gestärk­te Selb­stver­trauen macht die Neon­azis nicht nur mehr sicht­bar­er im Stadt­bild, son­dern erhöht damit eben­so die Wahrschein­lichkeit ein­er zunehmenden Gewalt­bere­itschaft gegenüber Geflüchteten und poli­tisch Missliebi­gen. Dass dieses Gewalt­poten­zial sich nicht nur virtuell bemerk­bar macht, zeigen die Angriffe auf die geplante Flüchtling­sun­terkun­ft am Karl-Ritter-Platz,11 wie auch der Über­griff auf neun syrische Flüchtlinge im März diesen Jahres12 oder auch drei rechte Über­griffe, welche an einem Woch­enende in der Stadt verübt wur­den. Hier­bei wurde eine Per­son mit Migra­tionsh­in­ter­grund so schw­er ver­let­zt, dass sie notärztlich behan­delt wer­den musste. 13Ebenso zeigte der führende Kopf von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Peer Koss, im Anschluss der Kundge­bung, dass er es mit seinen Dro­hun­gen ernst meint: Auf dem von der Polizei beglei­t­en­den Rück­weg ver­suchte er, Gegendemonstrant*innen anzu­greifen. Auf der Face­book-Seite kündigte er wenig später bere­its den fün­ften Auf­marsch in näher­er Zukun­ft an und set­zte zugle­ich seine Attack­en gegen Antifaschist*innen fort, indem er mit der Veröf­fentlichung von Bildern und Adressen von linken Aktivist*innen drohte.14
Es ist also festzustellen, dass die Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ zu ein­er zunehmenden Bedro­hung für Geflüchtete und deren Unterstützer*innen wird. Dabei wer­den sie in ihrer Rhetorik immer aggres­siv­er. Durch die Unter­stützung von „Der III. Weg“ pro­fes­sion­al­isieren sie ihr Auftreten. Vere­inzelt kommt es im Gegen­zug zur Unter­stützung von anderen als Bürg­er­protesten getarn­ten neon­azis­tis­chen Aufmärschen, hin­ter denen die neon­azis­tis­che Partei steckt. Es ist dabei nicht auszuschließen, dass aus der losen Grup­pierung in naher Zukun­ft ein Stadtver­band des „III. Wegs“ wird. Denn inzwis­chen haben sie in der Stadt ihr Gesicht als Bürg­er­protest kom­plett ver­loren und kön­nen nur noch als beken­nende Neon­azis agieren. Eine der­art eskalierende Sit­u­a­tion, wie zur Zeit im säch­sis­chen Freital,15 scheint in Frank­furt (Oder) derzeit unwahrschein­lich zu sein. Dies ist auch ein Ver­di­enst von Antifaschist*innen, die sich mit ihrem Protest sich den Rassist*innen in den Weg stellen. Doch eben­so müssen die Akteure der Frank­furter Neon­aziszene benan­nt wer­den. Bere­its bei früheren Aktio­nen gelang es durch die Offen­le­gung der recht­en Struk­turen, diese zu schwächen und Polizei und Behör­den zum Han­deln zu zwin­gen. Das führte mitunter zur Auflö­sung von Neonazi-Gruppierungen.16 Dieses Ziel sollte sich auch für „Frankfurt/Oder wehrt sich“ geset­zt werden.
Quellen:
1 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Auseinan­der­set­zun­gen nach ras­sis­tis­ch­er Kundgebung,
https://inforiot.de/frankfurt-oder-auseinandersetzungen-nach-rassisti…, einge­se­hen am
05.08. 2015.
2 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 20.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 20.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
3 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 22.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 23.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
4 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: Auf­s­tand der Ekel­haften, https://inforiot.de/der-aufstand-der-ekelhaften/, einge­se­hen am 05.08.2015.
5 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: „Frank­furt (Oder) wehrt sich“ mit dem „III. Weg“, https://inforiot.de/der-aufstand-der-ekelhaften/, einge­se­hen am 05.08.2015.
6 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: NPD bleibt hin­ter Erwartun­gen zurück, https://recherchegruppe.wordpress.com/2007/10/01/npd-bleibt-hinter-erwartungen-zuruck/, 01.10.2007, einge­se­hen am 05.08.2015.
7 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: NPD Stad­trat wech­selt zum „Drit­ten Weg“ / Neon­azis­tis­che Klein­partei will nach Bran­den­burg expandieren, https://presseservicern.wordpress.com/2015/03/04/bad-belzig-npd-stadtrat-wechselt-zum-dritten-weg-neonazistische-kleinpartei-will-nach-brandenburg-expandieren/, 04.03.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
8 Vgl. tagesschau.de: Ein­schätzung zu “Der III.Weg”. Radikal, gefährlich, geistige Brand­s­tifter, https://www.tagesschau.de/inland/dritter-weg-101.html, 04.08.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
9 Vgl. „Der III. Weg“: Zehn-Punk­te-Pro­gramm, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/63/Zehn_Punkte_Programm.html, einge­se­hen am 05.08.2015.
10 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Proteste gegen Kundge­bungs­tour des III. Weges, https://inforiot.de/zossendamsdorf-proteste-gegen-kundgebungstour-des-iii-weges/, 01.08.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
11 Vgl. Berlin­er Mor­gen­post: Tür an Asyl­be­wer­ber­heim beschädigt, http://www.morgenpost.de/berlin/polizeibericht/article142468137/Tuer-an-Asylbewerberheim-beschaedigt.html, 14.06.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
12 Vgl. Der Tagesspiegel: Neon­azis greifen syrische Flüchtlinge an, http://www.tagesspiegel.de/berlin/attacke-in-frankfurt-oder-neonazis-greifen-syrische-fluechtlinge-an/11546836.html, 24.03.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
13 Vgl. Märkische Oderzeitung: Frem­den­feindliche Über­griffe in Frank­furt, http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1412417, 09.08.2015, einge­se­hen am 09.08.2015
14 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 27.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 27.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
15 Vgl. Zeit online: Ras­sis­mus als Hap­pen­ing, http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015–06/freital-fluechtlingsheim-proteste-stellungskrieg, 25.06.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
16 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: ANOS am Ende, https://recherchegruppe.wordpress.com/2012/11/05/anos-am-ende/, 05.11.2012, einge­se­hen am 05.08.2015.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Utopia e.V. verurteilt rassistische Vorfälle

Am ver­gan­genen Woch­enende kam es in Frank­furt (Oder) zu drei ras­sis­tisch motivierten Vor­fällen. Am Fre­itag Abend belei­digten zwei Män­ner einen jun­gen Mann und zeigten den Hitler-Gruß. Als dieser sie zur Rede stellte, ver­let­zten sie ihn, sodass er ins Kranken­haus ein­geliefert wer­den musste. Einige Stun­den später attack­ierten drei Män­ner die Gäste eines interkul­turellen Kul­tur­festes auf dem Brück­en­platz, nach­dem sie sie ras­sis­tisch und anti­semi­tisch belei­digt und bedro­ht hat­ten. Am Sam­stag Abend skandierte eine Gruppe junger Men­schen in der Heil­bron­ner Straße “Sieg-Heil”-Rufe.
 
Der Utopia e.V. verurteilt die Vor­fälle aufs Schärf­ste und spricht den Betrof­fe­nen seine Sol­i­dar­ität aus. Wir dür­fen nicht hin­nehmen, dass Men­schen auf­grund ihres Ausse­hens als “anders” und “min­der­w­er­tig” markiert und deswe­gen belei­digt oder ange­grif­f­en wer­den. Eben­so schock­iert es uns, dass Men­schen, die Courage zeigen, ras­sis­tis­ch­er Het­ze wider­sprechen oder sich für Geflüchtete engagieren, Angrif­f­en aus­ge­set­zt sind.
 
Diese Vor­fälle zeigen, dass Men­schen mit ras­sis­tis­chen Ein­stel­lun­gen nicht zögern, diesen ver­bal und in Form von Über­grif­f­en Aus­druck zu ver­lei­hen. In anderen Städten sind ras­sis­tisch motivierte Über­griffe an der Tage­sor­d­nung. Und auch in Frank­furt waren die Ereignisse am Woch­enende nicht die ersten dieser Art: Ende März wurde eine Gruppe syrisch­er Geflüchteter von Neon­azis durch die Stadt ver­fol­gt und schließlich ange­grif­f­en und ver­let­zt, und erst kür­zlich gab es Flaschen­würfe gegen die noch nicht bewohnte Geflüchtete­nun­terkun­ft am Karl-Rit­ter-Platz. Dies sind nur zwei Beispiele — die Chronik ließe sich jedoch fort­führen. Zudem gab es in diesem Jahr in Frank­furt bere­its vier Demon­stra­tio­nen bzw. Kundge­bun­gen der neon­azis­tis­chen Szene, die der Ver­ankerung ras­sis­tis­ch­er Ein­stel­lun­gen im Stadt­bild dienen und ein Kli­ma der Aus­gren­zung erzeu­gen (wollen).
 
Ras­sis­mus erfährt in der Gesellschaft wieder mas­siv­en Auftrieb und Akzep­tanz. Eine het­zerische Stim­mungs­mache auf der Straße und die poli­tisch forcierte Krim­i­nal­isierung von Geflüchteten ver­stärken sich gegen­seit­ig. Dies mün­det sowohl in ras­sis­tisch motivierten Über­grif­f­en als auch in ein­er Geset­zge­bung, die Asyl­suchende sys­tem­a­tisch diskri­m­iniert und vie­len von ihnen die Chance auf ein Leben in Sicher­heit in Deutsch­land verwehrt.
 
Wir war­nen vor ein­er weit­eren Eskala­tion der momen­ta­nen Sit­u­a­tion. Wir rufen zum ver­stärk­ten Engage­ment gegen Ras­sis­mus und für Geflüchtete auf. Ras­sis­mus darf nicht unwider­sprochen bleiben! Er fängt lange vor ras­sis­tisch motivierten Mor­den an; wenn wir men­schen­ver­ach­t­ende Stim­mung nicht als solche iden­ti­fizieren, kann sie sich ent­fal­ten und radikalisieren. Anti­ras­sis­tis­che und interkul­turelle Ini­tia­tiv­en bedür­fen der Unter­stützung; Geflüchtete müssen ver­stärk­te Sol­i­dar­ität erfahren — denn oft sind sie es, die nach der Fluchter­fahrung hier unter Aus­gren­zung, Hass und Angst um ihre kör­per­liche Unversehrtheit lei­den müssen. Eben­so tut der Protest gegen die ras­sis­tis­chen Zustände Not — sei es bei der anste­hen­den anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion am Welt­frieden­stag am 1. Sep­tem­ber oder entschlossen im All­t­ag bei ras­sis­tis­chen Äußerun­gen oder Diskus­sio­nen. Eben­so müssen die Hin­ter­gründe von Flucht und Migra­tion immer wieder beleuchtet wer­den: Die Krisen- und Wirtschaft­spoli­tik des glob­alen Nor­dens verur­sacht zwangsläu­fig Unter­drück­ung, Krieg und Hunger in der Welt.
 
Frank­furt (Oder), den 12.8.2015 Utopia e.V.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Frankfurt (Oder): Neonazis auf Brückenplatz — Polizei kommt nicht

Auf der gestri­gen Ver­anstal­tung “Res Pub­li­ca” auf der “Brück­en­platz” genan­nten Frei­fläche neben der Slu­bicer Straße kam es zu einem sehr unan­genehmen Zwis­chen­fall. Drei Män­ner über­querten den Platz und schlu­gen und trat­en gegen die dort ste­hen­den Lit­fasssäulen. Daraufhin ange­sprochen bedro­ht­en sie uns, ins­beson­dere unsere pol­nis­chen, syrischen und afrikanis­chen Fre­unde, die mit uns auf dem Platz waren. Neben Sätzen, wie ihr “schwulen Mul­ti­kul­ti-Juden” dro­ht­en sie einem syrischen Arzt, ihn zu find­en und ihm dann den Kopf abzuschneiden.
Ich wählte daraufhin die Num­mer “110” und es dauerte 5 Minuten, bis dort jemand den Hör­er abnahm. Als ich zu sprechen begann, schlug mir ein­er der Neon­azis das Handy aus der Hand und der Akku­mu­la­tor fiel her­aus, so dass das Gespräch unter­brochen wurde. Mit einem weit­eren Schlag stieß er mich zu Boden. Auch auf den Anruf eines weit­eren Fre­un­des hin kam keine Polizei.
Glück­licher­weise hat­ten die Anrufe immer­hin erre­icht, dass sich die drei ver­zo­gen, nicht ohne uns und den “Schmarotzern aus dem Süden” noch ein­mal mit dem Tod zu dro­hen und dass “dieser Platz nicht mehr lange stehe”.
Die fehlende Reak­tion der Polizei gibt zu denken. Der “Brück­en­platz” ist ein Ort der Inte­gra­tion und soll es auch bleiben. Das geht aber nur, wenn wir die Polizei auf unser­er Seite wissen!
Michael Kurzwelly, Slub­furt e.V.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Nicht nur in Frankfurt: Rassistische Kundgebung in Brieskow-Finkenheerd am 18.7.

An die Organisator_innen des Inte­gra­tions­festes in Brieskow-Finkenheerd:
Der Land­kreis Oder-Spree will kün­ftig auch in der Gemeinde Brieskow-Finken­heerd Flüchtlinge unter­brin­gen und prompt wird eine Kundge­bung gegen Flüchtlinge in der Nach­barschaft angekündigt. „Finken­heerd wehrt sich“ lautet das Mot­to der Ver­anstal­tung am 18.7., die wohl von Per­so­n­en aus neon­azis­tis­chen Kreisen organ­isiert wird.
Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ stellt sich seit langem solchen Kundge­bun­gen ent­ge­gen und begrüßt den sich in Brieskow-Finken­heerd formieren­den Protest, der mit einem Inte­gra­tions­fest in die Öffentlichkeit tritt.
Wir erk­lären unsere Sol­i­dar­ität mit den Geflüchteten und wün­schen dem Inte­gra­tions­fest einen guten Ver­lauf und eine bre­ite Unter­stützung durch die Bürger*innen der Gemeinde. Wir wer­den die Frankfurter*innen auf das Geschehen in der direk­ten Nach­barschaft hin­weisen und für Unter­stützung werben.
Gle­ichzeit­ig laden wir ein sich an der Protestkundge­bung am 25. Juli in Frank­furt (Oder) zu beteili­gen, da „Frankfurt/oder wehrt sich“ erneut seine ras­sis­tis­chen Posi­tio­nen auf die Straße und vor eine Flüchtling­sun­terkun­ft tra­gen will. Kundge­bungs­be­ginn 11 Uhr vor dem Kau­fland in der Heil­bron­ner Straße (Platz der Republik).
Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Erstmals TddZ blockiert

Am Sam­stag, den 06. Juni 2015, wollte die neon­azis­tis­che Ini­tia­tive “Zukun­ft statt Über­frem­dung” den “Tag der deutschen Zukun­ft” (TddZ) als Abschluss ihre “Kampfkam­pagne gegen anti­deutsche Poli­tik” durch­führen. Die über 500 Neon­azis aus Bran­den­burg, Berlin, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Ham­burg, Sach­sen-Anhalt sowie aus Dort­mund, wo 2016 der näch­ste TddZ stat­tfind­en soll, wur­den jedoch durch den Protest von mehreren tausend Gegendemonstrant_innen zum Abbruch ihres Auf­marsches gezwungen.

Der Anmelder Dave Trick (rechts) im Gespräch mit Maik Eminger. Redner an diesem Tag und Kopf der neonazistischen Partei "Der III. Weg" in Brandenburg.
Der Anmelder Dave Trick (rechts) im Gespräch mit Maik Eminger. Red­ner an diesem Tag und Kopf der neon­azis­tis­chen Partei “Der III. Weg” in Brandenburg.

Polizeige­walt: Antifa-Block­aden standhaft 
Während ein Teil der Neon­azis sich in Vel­ten, kurz hin­ter Berlin zur gemein­samen Anreise und kurz­er Kundge­bung traf, starteten bere­its am Vor­mit­tag zwei antifaschis­tis­che Demon­stra­tio­nen. Diese und weit­ere hun­derte anreisende Antifaschist_innen fol­gten dem Aufruf des antifaschis­tis­chen Bünd­niss­es “No TddZ” und block­ierten noch vor Ankun­ft der Neon­azis in Neu­rup­pin wichtige Punk­te der geplanten Auf­marschroute. Trotz eines mas­siv­en Polizeiaufge­botes und rig­orosem Vorge­hen der Polizei gegen die Gegendemonstrant_innen, kon­nten die Innen­stadt block­iert wer­den. Pfef­fer­spray und Wasser­w­er­fer wur­den gegen die Block­ieren­den einge­set­zt. Etwa 1500 Polizist_innen soll an diesem Tag im Ein­satz gewe­sen sein. In den frühen Mor­gen­stun­den hat­ten einige von ihnen schon mit “Hur­ra, Hur­ra- die Ham­burg­er sind da”-Rufen über die Polizei-Laut­sprecher­an­lage ihre Vor­ma­cht­stel­lung auf der Straße verkün­den wollen. Das berichtet eine Augen­zeu­g­in. Min­destens 19 Fes­t­nah­men soll es an diesem Tag gegeben haben, mehrere Aktivist_innen mussten im Kranken­haus behan­delt werden.
Auch die Berliner NPD um Sebastian Schmidtke unterstützte die "Freie Kräfte"-Demo sogar mit mitgebrachten Lauti.
Auch die Berlin­er NPD um Sebas­t­ian Schmidtke unter­stützte die “Freie Kräfte”-Demo. Sog­ar mit mit­ge­bracht­en Lauti.

Die TddZ-Marsch war von einer großen Anzahl von polizeikräften aus drei Bundesländern begleitet. Dennoch hinderte das nicht, dass Neonazis Journalist_innen und Gegenprotest zu bedrohen.
Die TddZ-Marsch war von ein­er großen Anzahl von Polizeikräften aus drei Bun­deslän­dern begleit­et. Den­noch hin­derte das nicht, dass Neon­azis Journalist_innen und Gegen­protest bedrohten.

Neon­azis: Fontane, Rasse, Genetik 
Im Vor­feld des TddZ war­ben die Neon­azis der Freien Kräfte Neu­rup­pin, die als aus­tra­gende Lokalgruppe für die Ini­tia­tive “Zukun­ft statt Über­frem­dung” fungierte, mit dem Schrift­steller Theodor Fontane als Sym­bol der Stadt Neu­rup­pin. Nach Kri­tik von der Gegen­seite, Fontanes Zitate falsch zu deuten und sein Kon­ter­fei zu miss­brauchen, nutze Bea Koch  — führende Aktivistin der Freien Kräfte Neu­rup­pin — ihre Begrüßungsrede um sich für die Nutzung Fontanes als Sym­bol der diesjähri­gen Kam­pagne zu recht­fer­ti­gen. In ihrer Rede erk­lärte sie ihre Weltan­schau­ung als “mod­ern” und “zeit­gemäß” und vertei­digte das Rassenkonzept, indem sie auf die genetis­chen Dif­feren­zen soge­nan­nter “Rassen” ver­wies. Auch lies sie es sich nicht nehmen, zu behaupten, mit der derzeit­i­gen Asylpoli­tik gin­ge eine Ver­her­rlichung von Gewalt einher.
Bea Koch (mitte) versuchte sich mit rassistischen Zuschreibungen ihre Sicht als Wahrheit zu verkaufen.
Bea Koch (mitte) ver­suchte mit ras­sis­tis­chen Zuschrei­bun­gen ihre Sicht als Wahrheit zu verkaufen.

Fontane missbraucht: Ein Zitat des aus Neuruppin stammenden Dichters findet sich auf den Kampagnen-Shirts.
Fontane miss­braucht: Ein Zitat des aus Neu­rup­pin stam­menden Dichters find­et sich auf den Kampagnen-Shirts.

Gegen 13 Uhr startete die Neon­azidemon­stra­tion vom Bahn­hof Neu­rup­pin West. Bere­its zu Beginn herrschst eine aggres­sive Stim­mung, die sich vor allem gegen die anwe­senden Journalist_innen richtete. Neben den üblichen Neon­azi­parolen wie  “Nationaler Sozial­is­mus Jet­zt”, “Wer Deutsch­land nicht liebt, soll Deutsch­land ver­lassen” und “Deutsch­land den Deutschen — Aus­län­der raus”, zeigten die Neon­azis ihre Dro­hge­bär­den gegenüber den anwe­senden Antifaschist_innen und Journalist_innen in laut­starken Aussprüchen wie “Antifa-Huren­söhne” und “Lügen­presse, auf die Fresse”. Neben­her lief über den Laut­sprech­er der Neon­azis vornehm­lich Recht­srock, aber auch ein eigens kom­poniert­er Song für Neu­rup­pin von Mar­vin Koch, lokaler Aktivist und Möchtegern-Rapper.
Brandenburg kann´s: Neonazidemonstration in Neuruppin verhindert
Bran­den­burg kann´s: Neon­azidemon­stra­tion in Neu­rup­pin verhindert

Wider­stand: währt nicht lang 
Nach weni­gen hun­dert Metern kam es zum ersten größeren Zwis­chen­fall: Nach­dem die Neon­azis auf Grund von Block­aden stop­pen mussten, führte die Polizei einige Zeit darauf den Aufzug unmit­tel­bar an einem antifaschis­tis­chen Block­adepunkt vor­bei. Dabei wur­den die Neon­azis lediglich über den Grün­streifen an der Antifa­block­ade geleit­et, Flaschen und Pyrotech­nik flo­gen. In dieser Sit­u­a­tion kam es erneut zu Bedro­hun­gen von Journalist_innen. Nach dem Passieren der Block­ade blieben den Neon­azis nur noch wenige Meter bis ihr Auf­marsch endgültig zum Ste­hen kam. Eine weit­ere Block­ade mit etwa mehreren hun­dert Gegendemonstrant_innen ver­hin­derte den Weg. Anmelder Dave Trick — NPD Abge­ord­neter in Neu­rup­pin und eben­falls Aktivist der Freie Kräfte Neu­rup­pin — stand nach Ver­hand­lun­gen mit Polizei vor der Wahl: Entwed­er frei­willig die Strecke zurück­zu­laufen oder unter Drän­geln der Polizei auf direk­tem Weg zum Bahn­hof West zurück. Trick entsch­ied, den Auf­marsch vorzeit­ig zu beenden.
Während der Ver­hand­lung ergriff Bea Koch erneut das Mikro­fon und dro­hte mit Angrif­f­en auf das linke Haus­pro­jekt “Mit­ten­drin” in Neu­rup­pin. Als deut­lich wurde, dass die Polizei die Block­ade nicht räu­men wird, ver­sucht­en Neon­azis mehrfach aus ihrem Auf­marsch auszubrechen und unter­liefen sukzes­sive die Polizeiket­ten. Neon­azis wie Chris­t­ian Bentz und David Gudra aus Berlin, die sich als Fotografen aus­gaben, bedro­ht­en Gegendemonstrant_innen. Nach der Auflö­sung der Ver­anstal­tung brach eine Gruppe von 25–30 Neon­azis aus und ver­suchte eben­falls die Block­aden anzu­greifen. Einige Zeit später kon­nten die aus­ge­büx­ten Neon­azis wieder einge­fan­gen wer­den. Dass sich die Neon­azis einen frühzeit­i­gen Abbruch ihrer Ver­anstal­tung nicht gefall­en lassen, macht­en sie in mehreren Rede­beiträ­gen deut­lich: Sie wer­den sich den Weg not­falls erkämpfen, so eine der Aus­sagen. Let­ztlich gelang den Neon­azis der Durch­bruch nicht. Da half auch ein ener­gis­ches Disku­tieren von Aktivist Thomas “Stein­er” Wulff nicht. Eben­so wenig wie seine Dro­hung gegenüber der Polizei, dass auch diese einen Nach-Hause-Weg hät­ten. Die “Lügn­er” der Polizei, wie sie die Neon­azis betitel­ten, geleit­eten die Teilnehmer_innen des aufgelösten Auf­marsches auf kürzestem Weg zum Bahn­hof Neu­rup­pin West zurück.
Viele bekannte Gesichter der bundesdeutschen Neonaziszene kamen nach Neuruppin: Thomas "Steiner" Wulff (links) und Matthias Fischer.
Viele bekan­nte Gesichter der bun­des­deutschen Neon­aziszene kamen nach Neu­rup­pin: Thomas “Stein­er” Wulff (links) und Matthias Fischer.

Red­ner­man­gel
Von den sieben angekündigten Red­nern kam nur die Hälfte zu Wort: Maik Eminger vom III. Weg Bran­den­burg, Sebas­t­ian Schmink­te von der NPD Berlin, Ste­fan Köster von der NPD Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Pierre Dorn­brach von der JN Bran­den­burg, zu Wort. Ungewöhn­lich für den TddZ: Es rede­ten mehrere Frauen (Bea Koch, und Aileen Rokohl, NPD Bran­den­burg in Vel­ten) — und das obwohl nur Män­ner angekündigt waren. Auch in Vor­jahren waren es fast auss­chließlich männliche Red­ner. Ein­er der diesjähri­gen Red­ner hätte Michael Brück von “Die Rechte Dort­mund” sein sollen. Seine Auf­gabe wäre es gewe­sen, den näch­sten Demon­stra­tionsort für den 8. Tag der deutschen Zukun­ft zu verknüpfen. Im näch­sten Jahr wird Dort­mund die Kam­pagne gestalten.
Die Gegenproteste sorgten am Ende dafür, dass die Neonazidemo vorzeitig beendet werde musste.
Die Gegen­proteste sorgten am Ende dafür, dass die Neon­azide­mo vorzeit­ig been­det werde musste.

Erst­mals TddZ blockiert
Die erfol­gre­iche Block­ade in Neu­rup­pin ver­hin­derte damit erst­mals einen “Tag der deutschen Zukun­ft”. Bere­its im Vor­jahr im säch­sichen Dres­den kon­nten antifaschis­tis­che Proteste den Neon­azis den Weg in die Innen­stadt versper­ren. In Neu­rup­pin ver­samml­ten sich nach Abzug der Neon­azis über 700 Antifaschist_innen zu ein­er spon­ta­nen Demon­stra­tion und feierten den gelun­genen Tag. Inge­samt waren an diesem Tag etwa 2500 Gegendemonstrant_innen unter­wegs. Auf dem Schulplatz hat­te das lan­desweite “Aktions­bünd­nis gegen Frem­den­feindlichkeit, Recht­sex­trem­is­mus und Gewalt” gemein­sam mit dem lokalen Aktions­bünd­nis Neu­rup­pin bleibt bunt und vie­len Vere­inen und Ini­tia­tiv­en unter dem Titel “Vielfalt ist unsere Zukun­ft” ein bre­ites Büh­nen­pro­gramm organisiert.
Nächstes Jahr findet der TddZ-Marsch in Dortmund statt. Michi Brück konnte aufgrund der vorzeitig beendeten Demo diesen aber selbst nicht mehr ankündigen.
Näch­stes Jahr find­et der TddZ-Marsch in Dort­mund statt. Michi Brück kon­nte auf­grund der vorzeit­ig been­de­ten Demo diesen aber selb­st nicht mehr ankündigen.

Fotos (9) von Presse­di­enst Frank­furt (Oder).
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Die Gauland-Show

Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift Der Rechte Rand Nr. 153 (März/April 2015). 
Mit aktuell zehn Abge­ord­neten im Pots­damer Land­tag hat die Bran­den­burg­er AfD seit den Wahlen im Sep­tem­ber 2014 bun­de­spoli­tisch einiges an Gewicht erlangt. Wie fast kein ander­er sorgt vor allem ein­er für Furore: Alexan­der Gauland, Mit­glied im Bun­desvor­stand und Chef des Landesverbandes. 
von Sven­na Berger

Gauland-Partei mit Rechtsaußen-Leck

Über Gauland sagte CSU-Poli­tik­er Gauweil­er kür­zlich in der Wochen­zeitung »Die Zeit«: »Er trägt zur Bele­bung der Debat­te bei«. Und so ist der Ex-CDUler und ehe­ma­lige Her­aus­ge­ber der »Märkischen All­ge­meinen Zeitung« regelmäßig Gast in Talk­shows und Inter­view­part­ner im Poli­tik­teil divers­er Zeitun­gen. Der Bran­den­burg­er AfD-Lan­desvor­stand gehört zum ‹nation­alkon­ser­v­a­tiv­en› Flügel in der Partei und das nicht allein wegen Gauland. Ende Sep­tem­ber veröf­fentlichte das Mag­a­zin »Der Spiegel« Partei­in­ter­na, darunter Infor­ma­tio­nen über extrem rechte AfD-Abge­ord­nete; zuge­spielt von Ste­fan Hein, dem Sohn der Gauland-Lebens­ge­fährtin, der schließlich wegen Ver­rats aus der Land­tags­frak­tion flog.
Zur Land­tagswahl, bei der die AfD zwölf Prozent der Zweit­stim­men erlangte, war klar: Acht von elf gewählten Land­tagsab­ge­ord­neten, so eine Recherche des »Antifaschis­tis­chen Pressearchiv und Bil­dungszen­trums« Berlin und des »Moses-Mendelssohn-Zen­trums« in Pots­dam, blick­en auf rechte bis extrem rechte Kar­ri­eren zurück. Neben dem Ex-Repub­likan­er Andreas Galau gehört auch Andreas Kalb­itz dazu; er schrieb für die revi­sion­is­tis­che »Junge Lands­man­nschaft Ost­deutsch­land«, den extrem recht­en »Witikobund« und ist Ver­leger eines recht­en Hör­buchver­lages. Weit­er­hin wird Stef­fen Königer erwäh­nt – ehe­mals Redak­teur der »Jun­gen Frei­heit«, Ex-Mit­glied im »Ring Christlich-Demokratis­ch­er Stu­den­ten« und früher­er Kan­di­dat für den recht­spop­ulis­tis­chen »Bund Freier Bürg­er« – sowie die bei­den Begrün­der des Bran­den­burg­er Ver­ban­des der islam­feindlichen Partei »Die Frei­heit«, Rain­er von Raem­don­ck und Thomas Jung.
Der Umgang mit (extrem) recht­en Posi­tio­nen in der Partei ist dabei wider­sprüch­lich: Lan­des- und Frak­tion­schef Gauland gewährt diesen Frak­tion­skol­le­gen »eine zweite Chance«, auch wenn sie sich mitunter nicht von ihren Inhal­ten dis­tanzieren. Königer beispiel­sweise zählte das NSDAP–Buch »Glaube an Deutsch­land« kurz vor der Land­tagswahl in einem Zeitungsin­ter­view zu sein­er Lek­türe. Jan-Ulrich Weiß, der als Nachrück­er in den Land­tag ziehen sollte, musste hinge­gen gehen: Nach­dem er anti­semi­tis­che Karika­turen veröf­fentlichte, wurde er aus der Partei aus­geschlossen. Der Skan­dal war zu groß.
Die Debat­ten um die AfD im Land­tag hal­ten weit­er an: Neben der Diskus­sion um die Beset­zung der Par­la­men­tarischen Kon­trol­lkom­mis­sion, an der nach Forderung der SPD keine Man­dat­strägerIn­nen mit extrem rechter Biografie mitwirken solle, führen die The­men Asylpoli­tik, die Rolle des Islam und der Umgang mit PEGIDA und deren Nachah­merIn­nen regelmäßig zum Eklat.
Die »Volks­be­we­gung« und die AfD
Von Anfang an machte Gauland aus sein­er poli­tis­chen Nähe zu den Demon­stran­tInnen in Dres­den keinen Hehl, auch gegen Wider­stände im AfD-Bun­desvor­stand. Im Bran­den­burg­er Land­tag sorgt Gauland damit für Unmut. Hier wer­den ihm seine Posi­tio­nen zu PEGIDA und Zuwan­derung vorge­wor­fen. Im Zusam­men­hang mit den Ter­ro­ran­schlä­gen von Paris hat­te Gauland für PEGI­DAs Islamkri­tik gewor­ben und wurde dafür scharf kri­tisiert. SPD-Frak­tion­schef Klaus Ness urteilte: Die ver­suchte Gle­ich­set­zung von Mus­lim­In­nen mit Ter­ror­istIn­nen und das Ver­bot der PEGI­DA-Demon­stra­tion nach den Anschlä­gen als fortschre­i­t­ende Islamisierung zu beze­ich­nen, gren­ze an Volksver­het­zung. Um sich gegen den Vor­wurf der Islam­feindlichkeit zu immu­nisieren, lud die AfD-Frak­tion kurzum VertreterIn­nen des »Vere­ins der Mus­lime in Pots­dam e. V.« ein.
Den dop­pelzüngi­gen Umgang mit recht­en Posi­tio­nen, den Gauland bere­its im eige­nen Lan­desver­band prak­tizierte, set­zt er hin­sichtlich der PEGI­DA-Aufmärsche fort: Ras­sis­tis­che Posi­tio­nen und das asyl- und ‑islam­feindliche Moment der Proteste wer­den ver­harm­lost und PEGIDA von Gauland gar zur neuen »Volks­be­we­gung« erk­lärt. Diese sei ver­gle­ich­bar mit der Rolle der frühen Anti-Atom­be­we­gung als Weg­bere­it­er für die par­la­men­tarischen Grü­nen. Der Skan­dal um das Hitler-Bild von PEGI­DA-Begrün­der Lutz Bach­mann ging ihm zwar zu weit, doch erst nach dem Zer­würf­nis inner­halb der Dres­d­ner Führungsriege brach Gauland mit den Organ­isatorIn­nen. An der inhaltlichen Nähe ändert sich damit nichts.
»Europa den Europäern«
Diese Nähe der AfD zeigte sich auf ein­er Demon­stra­tion des Bran­den­burg­er PEGI­DA-Abklatsches »Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit und Mitbes­tim­mung« (BraMM). Auf einem von Nor­man Wol­len­zien, Mit­glied im AfD-Kreisver­band Havel­land, gehal­te­nen Schild war zu lesen: »Anti­ras­sis­mus, Weltof­fen­heit, Vielfalt sind Ken­nwörter für weißen Genozid – Europa den Europäern«. An der Ver­anstal­tung, die der Lan­deschef der »Repub­likan­er«, Heiko Müller, angemeldet hat­te, nah­men auch eine Rei­he bekan­nter Neon­azis teil. Wol­len­ziens Kon­tak­te in die Neon­aziszene sind bere­its in der Ver­gan­gen­heit bekan­nt geworden.
Von seinem ras­sis­tis­chen Ton­fall ist auch Gaulands Absage an Zuwan­derung nicht weit ent­fer­nt. »Wir soll­ten eine Ein­wan­derung von Men­schen, die unser­er kul­turellen Tra­di­tion völ­lig fremd sind, nicht weit­er fördern, ja wir soll­ten sie ver­hin­dern«, so zitiert ihn »Der Tagesspiegel«. Welche Tra­di­tio­nen fremd seien, sagt Gauland sehr genau: »Diese kul­turelle Tra­di­tion ist im Nahen Osten zu Hause.«. Damit trägt er nicht etwa »zur Bele­bung der Debat­te« bei, son­dern gibt ras­sis­tis­chen Posi­tio­nen und extrem recht­en Pro­tag­o­nistIn­nen in der AfD eine Plattform.

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BraMM wieder in Brandenburg/Havel

Auf­grund der Anmel­dung des städtis­chen Bünd­niss­es musste die BraMM allerd­ings auf den Gör­den auswe­ichen. Der Angemeldete Tre­ff­punkt ist Gördenallee/Wiener Straße.
 
Auch diese mal fordern wir alle Brandenburger_innen auf, sich an den stat­tfind­en Protesten zu beteili­gen! Vom städtis­chen Bünd­nis aus find­et ein Spazier­gang vom Neustädtis­chen Markt zum Trauer­berg statt, der Protest muss und darf allerd­ings nicht auf diesen allein beschränkt sein. Zwar wird den Rassist_innen so die Bühne in der Stadt ver­wehrt, auf dem Gör­den kön­nen sie jedoch ungestört agieren. Es gilt also wie immer:
 
*Nehmt am vielfältigem Protest gegen die Rassist_innen teil!*

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