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Neonazis wollen am Samstag in Brandenburg/Havel aufmarschieren

INFORIOT Neon­azis pla­nen am kom­menden Sam­stag (25.10.2014) einen Auf­marsch in Brandenburg/Havel. Unter dem Mot­to “Sol­i­dar­ität gegen staatliche Repres­sio­nen” wollen sich die Recht­en ab um 14 Uhr auf dem Neustädtis­chen Markt tre­f­fen. Ein Aufruf der neon­azis­tis­chen “Gefan­genen­hil­fe” kur­siert seit kurzem im Internet.
Proteste sind geplant. Die “Koor­dinierungs­gruppe für Demokratie und Tol­er­anz” der Stadt ruft zu ein­er Gegen­demon­stra­tion auf. Tre­ff­punkt: 13 Uhr, eben­falls auf dem  Neustädtis­chen Markt.

Aufruf der "Gefangenenhilfe" zur Neonazi-Demo am 25.10.2014 in Brandenburg/Havel (Screenshot)
Aufruf der “Gefan­genen­hil­fe” zur Neon­azi-Demo am 25.10.2014 in Brandenburg/Havel (Screen­shot)

 
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Log Kalbitz?

INFORIOT Andreas Kalb­itz, AfD-Land­tagsab­ge­ord­neter in Bran­den­burg, hat wom­öglich über seine Ver­gan­gen­heit gel­o­gen. Wie das Por­tal “Blick nach Rechts” berichtet, war Kalb­itz in den frühen 1990er Jahren bei der extrem recht­en Partei “Die Repub­likan­er”. Als sich Kalb­itz im Mai 2014 für die Lan­desliste der AfD auf­stellen ließ, wurde von ihm auch ver­langt, Auskun­ft über frühere Parteim­it­glied­schaften zu geben. Er ver­wies lediglich auf seine Vor­mit­glied­schaft in der Jun­gen Union und der CSU. Eine Mit­glied­schaft in den “Repub­likan­ern” wird in seinem öffentlich ein­se­hbaren “Bewer­ber­pro­fil” nicht erwäh­nt. Dass Kalb­itz tat­säch­lich bei den Repub­likan­ern aktiv war, berichtete laut “Blick nach Rechts” 1992 die Tageszeitung “Süd­deutsche”.
 UPDATE 21.10.2014: Kalb­itz hat sich inzwis­chen zu sein­er Repub­likan­er-Mit­glied­schaft geäußert. Tat­säch­lich sei er dort Mit­glied gewe­sen, “wahrschein­lich” zwis­chen 1992 und 1994. Die PNN schreibt: “Kalb­itz habe sich zuvor nicht daran erin­nern kön­nen und habe erst bei Durch­sicht sein­er Unter­la­gen einen Hin­weis darauf gefun­den.” Die AfD hat mit dem Gedächt­niss­chwund von Kalb­itz offen­bar kein Prob­lem, sie deckt ihm den Rück­en: Er habe “eine zweite poli­tis­che Chance ver­di­ent”, so Bran­den­burgs AfD-Press­esprech­er Detlef Frye.

Bewerberprofil von Andreas Kalbitz (AfD)
Bewer­ber­pro­fil von Andreas Kalb­itz für die AfD-Lan­desliste zu den Land­tagswahlen 2014 (Screen­shot)

Zahlre­iche weit­ere Verquick­un­gen von Kalb­itz mit der extremen Recht­en wur­den von Infori­ot bere­its aufgezeigt.
Die Lüge per Ver­schweigen bei Kalb­itz wäre nicht der erste Fall dieser Art bei der Bran­den­burg­er AfD: Auch ein ander­er jet­ziger AfD-Land­tagsab­ge­ord­neter hat­te bei sein­er Bewer­bung die eigene poli­tis­che Ver­gan­gen­heit ver­schwiegen. Sven Schröder war bei der extrem recht­en Partei “Pro Deutsch­land”, hat­te dies aber in seinem Bewer­bungss­chreiben nicht erwäh­nt. Er hätte gedacht, dass “Pro Deutsch­land” eher ein Vere­in und keine Partei im eigentlichen Sinne sei, erk­lärte Schröder damals auf Nachfrage.
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Völkisches vom AfD-Abgeordneten Andreas Kalbitz

AfD- Landtagsabgeordneter Andreas Kalbitz (Screenshot: Landtag Brandenburg)
AfD- Land­tagsab­ge­ord­neter Andreas Kalb­itz (Screen­shot: Land­tag Brandenburg)

INFORIOT Der AfD-Land­tagsab­ge­ord­nete Andreas Kalb­itz hat eine bewegte poli­tis­che Ver­gan­gen­heit im Feld zwis­chen hart recht­skon­ser­v­a­tiv­en und extrem recht­en Organ­i­sa­tio­nen. Schon Anfang der 1990er sprach sich Kalb­itz für eine Radikalisierung nach Rechts in den Union­sparteien aus. Von dort führte ihn sein poli­tis­ches Wirken an etliche extrem rechte Organ­i­sa­tio­nen und Zeitschriften her­an. Als Autor schrieb Kalb­itz selb­st im ein­schlägi­gen Duk­tus. Kalb­itz, Jahrgang 1972, lebt in Königs Wuster­hausen und zog nach den Wahlen im Sep­tem­ber für die “Alter­na­tive für Deutsch­land” in den Pots­damer Land­tag ein.
UPDATE 21.10.2014: Kalb­itz war auch Mit­glied der recht­sradikalen Partei “Die Repub­likan­er”. Er behauptet, diese Mit­glied­schaft vergessen zu haben und sie darum bei sein­er Bewer­bung auf einen Lan­deslis­ten­platz nicht angegeben zu haben.
Die Zeitschrift “Der Rechte Rand” berichtete in ein­er Aus­gabe aus dem Jahr 1995, dass Kalb­itz im “Witikobund” wirken würde. Der 1950 gegrün­dete, extrem rechte, völkische und revan­chis­tis­che Witikobund ist nach seinem Selb­stver­ständ­nis eine “nationale Sude­tendeutsche Gesin­nungs­ge­mein­schaft” und gehört zum äußer­sten recht­en Rand im Milieu der Ver­triebe­nen­ver­bände. Wer ein­mal dabei ist, soll auf ewig bleiben: Die Mit­glied­schaft ist auf Leben­szeit ausgerichtet.
“Kampf gegen den volk­lichen Tod”
2001 grat­ulierte Kalb­itz im Witikobund-eige­nen Rund­schreiben “Witiko­brief” dem extrem recht­en “Fre­und­schafts- und Hil­f­swerk — Ost” (FHwO) zum zehn­jähri­gen Jubiläum. Kalb­itz lobte den Ein­satz des FHwO, weil es pos­i­tiv im “oft­mals aus­sicht­s­los scheinen­den Kampf gegen den kul­turellen und volk­lichen Tod auf jahrtausendeal­tem deutschen Kul­tur­bo­den” wirken würde. Das FHwO ist unter anderem mit der Neon­azi­partei NPD eng verquickt. In einem weit­eren Text fragte Kalb­itz “Wo ist der Wider­stand?” und trauerte über die weg ster­ben­den “Kam­er­aden der Erleb­nis­gen­er­a­tion”. Die “Jugend von heute” wiederum sei Opfer eines “nie dagewe­se­nen kul­turellen Sub­stanzver­lusts” und “durch Mate­ri­al­is­mus und Genuß­sucht” zu “entseel­ten Kon­sumenten” gewor­den. In Manier der extremen Recht­en beklagte Kalb­itz, dass ein “Eth­nozid am deutschen Volk” stat­tfind­en würde — ganz so, wie derzeit Bran­den­burg­er Neon­azis vor einem “Volk­stod” war­nen.
Autor für Neonazi-Vereinsblatt
Passend dazu: Zwis­chen­zeitlich trat Kalb­itz als Autor für die Zeitschrift “Fritz” in Erschei­n­ung — dem Vere­ins­blatt der extrem recht­en “Jun­gen Lands­man­nschaft Ost­deutsch­land” (JLO, bis 2006: “Junge Lands­man­nschaft Ost­preußen”). Die JLO war jahre­lang für Anmel­dung und Organ­i­sa­tion der “Trauer­märsche” in Dres­den ver­ant­wortlich. Diese Demon­stra­tio­nen waren zeitweise die europaweit größten und bedeu­tend­sten Ver­samm­lun­gen von Alt- und Neon­azis. 2003, als Kalb­itz Texte beis­teuerte, war die JLO bere­its von Neon­azis dominiert. In Inter­views in Neon­azi-Zeitschriften aus dieser Zeit beze­ich­nen sich JLO-Funk­tionäre selb­st als “Nationale Sozial­is­ten”, nutzen die Neon­azi-Gruß­formel “88” (Zeitschrift “Das treue Mädel”) und loben die Zusam­me­nar­beit mit dem “Witikobund” (Zeitschrift “Die Kameradschaft”).
Ver­schwörungs­the­o­rien als “Meis­ter­leis­tung”
In Kalb­itz’ Tex­ten für die JLO-Zeitschrift “Fritz” bemüht dieser erneut seine Volk­stod-Analyse: Ein “Bewußt­sein­seth­nozid in den Köpfen der bun­desre­pub­likanis­chen Jugend” sei zu bekla­gen und die Erin­nerung an NS-Ver­brechen sei eine “Ver­ständ­nisim­plan­ta­tion von 12 Jahren als 99% deutsch­er Geschichte”. Ein Buch des franzö­sis­chen Ver­schwörungs­the­o­retik­ers Thier­ry Meyssan wird indes von Kalb­itz als “geistige Waffe” und als “Meis­ter­leis­tung des inves­tiga­tiv­en Jour­nal­is­mus” gelobt. Meyssan ver­tritt die These, dass bei den Ter­ro­ran­schlä­gen vom 11. Sep­tem­ber 2001 kein Flugzeug in die New York­er Twin Tow­ers geflo­gen sei, es han­dele sich um einen Fall von “insze­niertem Terrorismus”.
Schla­gende Schülerverbindung und JU-Radikaler
Der gebür­tige Münch­n­er Kalb­itz ist zudem “Alter Herr” bei der in sein­er Heimat­stadt ansäs­si­gen “Pen­nalen Burschen­schaft Sax­o­nia-Czer­nowitz”, ein­er schla­gen­den Schülerverbindung. Die Sax­o­nia-Czer­nowitz hält ihre Tre­f­fen im Haus der Burschen­schaft “Danu­bia” ab. Die Danu­bia ist bekan­nt für das Abhal­ten von extrem rechte Ver­anstal­tun­gen in ihrem Anwe­sen — unter anderem sprachen dort Holo­caustleugn­er wie Horst Mahler und Wil­helm Stäglich.
In Kalb­itz’ Münch­n­er Zeit fällt auch sein zeitweiliges Engage­ment in CSU und in der “Jun­gen Union” (JU) — er war unter anderem CSU-Parteitags­delegiert­er und im Bezirksver­band­sauss­chuß der JU München. Kalb­itz trat entsch­ieden für eine Radikalisierung sein­er dama­li­gen Partei nach Rechts ein. So schrieb er 1992 in einem Debat­ten­beitrag für die neurechte Wochen­zeitung “Junge Frei­heit” ein Plä­doy­er “für einen recht­en Auf­bruch in der CDU/CSU”: “Nonkon­formistis­che Rechte” müssten “Alt­las­ten” in der Union “ertränken” — oder aber “den verkomme­nen Gefechts­stand” der Union “aufgeben” und sich dann ein­er “unver­braucht­en poli­tis­chen Kraft” zuwen­den. Offen­bar war also Kalb­itz schon damals auf der Suche nach ein­er recht­en “Alter­na­tive” in der Parteienlandschaft.
Zulet­zt — von 2009 bis 2014 — war Kalb­itz  Geschäfts­führer des Hör­buchver­lages “Edi­tion Apol­lon” in Königs Wuster­hausen. Der mit­tler­weile insol­vente Ver­lag veröf­fentlichte unter anderem einen Jahreskalen­der 2011 mit Ansicht­en der Wewels­burg, die im Nation­al­sozial­is­mus zu ein­er SS-Kult­stätte umge­baut wer­den sollte.
 
Andreas Kalbitz als Autor im "Witikobrief" (Ausschnitt)
Andreas Kalb­itz als Autor im “Witiko­brief” (Auss­chnitt)

Andreas Kalbitz (AfD) als Autor für die "Junge Landsmannschaft Ostpreußen" 2003 (Ausschnitt)
Andreas Kalb­itz (AfD) als Autor für die “Junge Lands­man­nschaft Ost­preußen” 2003 (Auss­chnitt)

Andreas Kalbitz (AfD) 1992 in der "Jungen Freiheit" (Ausschnitt)
Andreas Kalb­itz (AfD) 1992 in der “Jun­gen Frei­heit” (Auss­chnitt)

Andreas Kalbitz als Witikone (Faksimile aus "Der Rechte Rand")
Andreas Kalb­itz als Witikone (Fak­sim­i­le aus “Der Rechte Rand”)

Wewelsburg-Kalender aus dem Verlag von Andreas Kalbitz (Screenshot Amazon.com)
Wewels­burg-Kalen­der aus dem Ver­lag von Andreas Kalb­itz (Screen­shot Amazon.com)

JLO-Interview in Neonazi-Zeitschrift "Die Kameradschaft" (Faksimile)
JLO-Inter­view in Neon­azi-Zeitschrift “Die Kam­er­ad­schaft” (Fak­sim­i­le)

Interview mit JLO-Funktionär in Neonazizeitschrift von 2001 (Faksimile)
Inter­view mit JLO-Funk­tionär in Neon­az­izeitschrift von 2001 (Fak­sim­i­le)
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Antifaschismus

”Auf dem Boden des Grundgesetz”?

INFORIOT Stef­fen Königer, Land­tagsab­ge­ord­neter der “Alter­na­tive für Deutsch­land”, war jahre­lang Redak­teur beim Recht­saußen-Wochen­blatt “Junge Frei­heit”. Das sei völ­lig unprob­lema­tisch, find­et Königer erwartungs­gemäß. Er ließ ver­laut­en, dass jed­er Redak­teur dort fest auf dem Boden der frei­heitlich-demokratis­chen Grun­dord­nung ste­he, und zwar „fes­ter als manch­er Bun­destagsab­ge­ord­nete“. Dies berichteten jüngst die “Pots­damer Neuesten Nachricht­en”.

Steffen Königer (AfD) zur "Jungen Freiheit"
Stef­fen Königer (AfD) zur “Jun­gen Frei­heit” (Screen­shot PNN)

Die “Junge Frei­heit”, Flag­gschiff der “neuen Recht­en”, ganz fest auf demokratis­chem Boden? Und zwar ohne Aus­nahme “jed­er Redak­teur”? Nun: Königer selb­st war beispiel­sweise bis 2004 dort tätig und ver­ließ das Blatt zusam­men mit Ange­li­ka Willig und Manuel Ochsen­re­it­er. Willig machte weit­er beim Blatt “Hier und Jet­zt”, das sich selb­st im Unter­ti­tel “radikal rechte Zeitung” nen­nt und The­o­rieor­gan der neon­azis­tis­chen NPD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion “Junge Nation­aldemokrat­en” ist. Manuel Ochsen­re­it­er hinge­gen ist Chefredak­teur der Monat­szeitung “Zuerst!” — ein Ver­such, ein extrem recht­es Nachricht­en­magazin an den Kiosken zu etablieren. Her­aus­ge­ber ist Diet­mar Munier, ein­er der ein­flussre­ich­sten Ver­leger aus der extremen Rechten.
Ex-Junge Freiheit RedakteurInnen Willig und Ochsenreiter schreiben für extrem rechte Blätter.
Ex-Junge Frei­heit Redak­teurIn­nen Willig und Ochsen­re­it­er schreiben für extrem rechte Blätter.
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Verharmlosung von Nationalismus und Rassismus in Brandenburg

Im Nach­gang der Land­tagswahlen in Bran­den­burg am 14. Sep­tem­ber gab der Geschäfts­führer des Bran­den­bur­gis­chen Insti­tuts für Gemein­we­sen­ber­atung in der Märkischen Oder-Zeitung eine Exper­tise zu den Ursachen der gerin­gen Wahlbeteili­gung von 47,9 Prozent, dem Wahler­folg der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD) und dem Umgang mit Geflüchteten im Land ab.[1] Dass das Insti­tut zur Wahlanalyse von einem lan­desweit­en Presse­or­gan als Expert_innenstelle herange­zo­gen wird, ist zunächst nicht ungewöhn­lich. Die Fehlein­schätzung der derzeit­i­gen poli­tis­chen Land­schaft Bran­den­burgs hinge­gen schon: Ekla­tant falsch waren die Darstel­lun­gen im Zusam­men­hang mit den Wahler­fol­gen der AfD und dem Umgang mit geflüchteten Men­schen in Brandenburg.
Das Prob­lem
Dirk Wilk­ing, Geschäfts­führer des Insti­tuts, schätzt die AfD zwar als nation­alkon­ser­v­a­tive Partei ein, sieht aber keine Verknüp­fung ihres Wahler­fol­gs mit dem Diskurs um Krim­i­nal­ität in der deutsch-pol­nis­chen Region. Dies geht an der Real­ität vor­bei: Die AfD erlangte bei den Wahlen ins­ge­samt 12,2 Prozent. In fast ganz Bran­den­burg lag sie bei über 10%, in der Gren­zre­gion sog­ar höher – etwa in Oder-Spree (21,3%) und Frank­furt (Oder) (19,7%). „Gren­zkrim­i­nal­ität und Sicher­heit“ waren die The­men, mit denen die AfD haupt­säch­lich ihren lan­desweit­en Wahlkampf geführt hat. Sie sind in allen Regio­nen ent­lang der Gren­ze pop­ulär. Öffentliche oder in den sozialen Medi­en geführte polen­feindliche Debat­ten und auch die Exis­tenz von soge­nan­nten “Bürg­er­wehren” beispiel­sweise in den Städten Küstrin-Kietz, Neuzelle, Eisen­hüt­ten­stadt und Frank­furt (Oder) soll­ten Beweis genug dafür sein, dass die AfD diese Stim­mung nutzen kon­nte und ihre Posi­tio­nen ger­ade dort auf frucht­baren Boden fielen.[2] Gideon Botsch von Moses-Mendelssohn-Insti­tut Pots­dam etwa charak­ter­isierte die AfD tre­f­fend als nation­alpop­ulis­tis­che Rechtspartei.[3]
Zudem for­muliert Wilk­ing die Annahme, dass Geflüchtete und deren Unter­bringung in den Kom­munen im All­ge­meinen akzep­tiert seien. Eine nähere Betra­ch­tung der bran­den­bur­gis­chen Ver­hält­nisse hätte ihn zu einem anderen Schluss kom­men lassen müssen: Die durch den Anstieg von Flüchtlingszahlen bed­ingte Neuein­rich­tung von Flüchtling­sun­terkün­ften löste in vie­len Kom­munen eine Welle des Protests aus. Die all­ge­meine Stim­mung gegenüber den Geflüchteten und ihren Unterstützer_innen war kri­tisch bis feindlich; in eini­gen Gegen­den ging der Hass auf Geflüchtete so weit, dass es zu gewalt­täti­gen Über­grif­f­en und pogromähn­lichen Stim­mungen kam. So gab es im ver­gan­genen Jahr beispiel­sweise in Prem­nitz einen Bran­dan­schlag auf ein Asyl­suchen­den­heim, und in Bestensee gin­gen 200 Men­schen gegen dein Heim auf die Straße. Dass deshalb auch die AfD mit ihrer Forderung nach einem Ein­wan­derungsstopp punk­ten kon­nte, ist kein Zufall. Daneben sehen sich Geflüchtete sowohl einem alltäglichen als auch insti­tu­tionellen Ras­sis­mus aus­ge­set­zt, dem sich zwar bere­its Ini­tia­tiv­en und Ein­rich­tun­gen ent­ge­gen­stellen, der das Leben von Geflüchteten aber nach wie vor in höch­stem Maße prägt. In Frank­furt (Oder) beispiel­sweise lud sich kür­zlich die Stim­mung gegen Geflüchtete inner­halb weniger Tage maß­los ras­sis­tisch auf, als in sozialen Net­zw­erken Gerüchte gestreut wur­den, die einen Zusam­men­hang zwis­chen „Dro­genkrim­i­nal­ität“ und Geflüchteten konstruierten.[4] Die AfD Frank­furt (Oder) unter­stützte diese Hetze.
Wilk­ing ver­harm­lost die Posi­tio­nen der AfD; ihm scheint nicht klar zu sein, dass es auch die genan­nten Reizthe­men waren, die über 10% der Brandenburger_innen ansprachen. Bei diesen han­delt es sich um klas­sis­che The­men der poli­tis­chen Recht­en – und sie wer­den gezielt von der AfD über­nom­men. Das Wahlergeb­nis der Partei als reinen Protest abzu­tun, verken­nt das grundle­gende Prob­lem. Indem Wilk­ing von ein­er all­ge­meinen Akzep­tanz gegenüber Geflüchteten in den Kom­munen spricht, bagatel­lisiert er die von ein­er ras­sis­tis­chen Grund­stim­mung geprägte Hal­tung der Mehrheits­ge­sellschaft gegenüber Migrant_innen.
Die Fol­gen
Das Insti­tut gilt im Land Bran­den­burg als wichtige Instanz in Sachen Neon­azis­mus- und Demokratieber­atung; die von ihren Mitarbeiter_innen abgegebe­nen Ein­schätzun­gen wer­den in der Öffentlichkeit, aber auch auf der Poli­tik- und Ver­wal­tungsebene des Lan­des wirk­mächtig und sind als Exper­tise anerkan­nt. Die Fehlein­schätzung des Geschäfts­führers kann schw­er­wiegende Fol­gen für die Wahrnehmung der Prob­lem­felder AfD, All­t­agsras­sis­mus und Diskri­m­inierung von Migrant_innen haben. Eine seit Jahren seit­ens der Zivilge­sellschaft betriebene Sen­si­bil­isierung zu dieser The­matik wird dadurch enorm erschw­ert. Zudem macht eine falsche Analyse adäquates Han­deln unmöglich: Zum einen wer­den zuständi­ge Lan­desstellen – darunter auch der Ver­fas­sungss­chutz – falsch informiert und in ihren Maß­nah­men fehlgeleit­et, zum anderen wird das konkrete Engage­ment im zivilge­sellschaftlichen Bere­ich gegen Ungle­ich­heit und Ras­sis­mus häu­figer infrage gestellt wer­den. Denn wo von der Lan­desstelle für Demokratie kein Prob­lem gese­hen wird, müssen sich zivilge­sellschaftliche Akteure mit ein­er anderen Per­spek­tive erst ein­mal behaupten.
Welche Kon­se­quen­zen gezo­gen wer­den müssen
Ob es sich bei der Analyse der Bran­den­burg­er Land­tagswahlen durch Dirk Wilk­ing um gewollte Schön­fär­berei, um eine Unter­schätzung des Prob­lems oder um Infor­ma­tion­sprob­leme auf­grund ein­er fehlen­den kom­mu­nale Ver­ankerung des Insti­tuts han­delt – in allen Fällen ist zu fra­gen, welchen Sinn eine solche vom Land genau für die ange­sproch­enen The­men­felder ein­gerichtete Beratungsstelle erfüllt. Es bleibt zu hof­fen, dass die Stelle abgeschafft oder anders beset­zt wird. Denn so wie sie arbeit­et, ist sie Teil des Prob­lems und nicht Teil ein­er Lösung für das Ras­sis­mus­prob­lem in Brandenburg.
 
[1] Vgl. Hen­ning Kraudzun, „Die Dör­fer kapseln sich ab“ — Demokratie-Experte Dirk Wilk­ing im Inter­view, MOZ, 16.09.2014 (http://www.moz.de/themen/landtagswahl/artikelansicht/dg/0/1/1325725/)
[2] Vgl. Jeanette Bed­erke, Bürg­er­wehr gegen krim­inelle Gren­zgänger, MAZ, 11.04.2014 (http://www.maz-online.de/Brandenburg/Buergerwehr-gegen-kriminelle-Grenzgaenger); Chris­t­ian Ban­gel, Die Angst geht auf Streife, Zeit Online, 12.05.2014 (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014–05/buergerwehr-in-deutschland/); Cate­ri­na Loben­stein, Brücke der Angst, DIE ZEIT Nº 38/2014, 11.11.2014 (http://www.zeit.de/2014/38/grenzkriminalitaet-brandenburg-landtagswahl).
[3] Alexan­der Fröh­lich im Inter­view mit Gideon Botsch, „Die AfD ist eine nation­alpop­ulis­tis­che Rechtspartei“, PNN, 16.09.2014, (http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/892684/).
[4] Vgl. DPA, Neon­azi-Het­ze gegen Asyl­be­wer­ber, MOZ, 27.12.2013 (http://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1229587/), Opfer­per­spek­tive e.V. — Antidiskri­m­inierungs­ber­atung (http://www.antidiskriminierungsberatung-brandenburg.de/), Utopia e.V., Het­ze gegen Asyl­suchende nimmt bedrohlich­es Maß an, 28.08.2014 (http://utopiaffo.blogsport.de/2014/08/29/pm-hetze-gegen-asylsuchende-nimmt-bedrohliches-mass-an/).
Frank­furt (Oder), den 02.10.2014
Utopia e.V.

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NPD-Kader als Mitarbeiter der Universität Potsdam

Studierende der Uni­ver­sität Pots­dam kön­nen sich in der Bib­lio­thek Büch­er bei einem Neon­azi auslei­hen. Der NPD-Kad­er Steve Schmidt geht in der Uni­ver­sitäts­bib­lio­thek ein­er Aus­bil­dung zum Fachangestell­ten für Medi­en- und Infor­ma­tions­di­en­ste nach. Einge­set­zt wurde er min­destens an den Stan­dorten Neues Palais und Golm. Den schulis­chen Teil absolviert er am Ober­stufen­zen­trum Bürowirtschaft und Ver­wal­tung “Louise-Schroed­er-Schule” in Berlin.

Steve Schmidt (li.) am 19. April 2014 in Gransee
Steve Schmidt (li.) am 19. April 2014 in Gransee

Steve Schmidt, geboren 1989 in Hen­nings­dorf, ist Mit­glied der “Junge Nation­aldemokrat­en” (JN), der Jugen­dor­gan­i­sa­tion der NPD, und seit 2013 Press­esprech­er des NPD-Kreisver­ban­des Ober­hav­el. Erst­mals ins Licht der Öffentlichkeit stellte er sich am 27. Feb­ru­ar 2013 auf ein­er soge­nan­nten Bürg­er­frages­tunde des Kreistages Ober­hav­el. Dort stellte er Fra­gen zum Ober­stufen­zen­trum Zehdenick und informierte sich über Strate­gien der Ver­wal­tung gegen den Wegzug von Jugendlichen aus dem struk­turschwächeren Nor­den des Kreis­es Ober­hav­el. Durch die anwe­senden Abge­ord­neten wurde er bejubelt und für sein Engage­ment gelobt. Dass er zuvor dem NPD-Abge­ord­neten Axel Dreier die Hand schüt­telte, und so seine Verbindung zur neon­azis­tis­chen Szene öffentlich zeigte, wurde für Außen­ste­hende offen­bar nicht ersichtlich. [1]
Für die NPD engagierte er sich bish­er bei ver­schiede­nen Wahlkamp­fak­tio­nen, war Teil­nehmer mehrerer Kundge­bun­gen und hing u.a. im Bun­destagswahlkampf 2013 Plakate für die neon­azis­tis­che Partei auf. Außer­dem war er an Flug­blatt-Verteilak­tio­nen im Rah­men des Bun­destagswahlkampfes 2013 u.a. in Mit­tel­stadt beteiligt. Ins­beson­dere beim The­ma Asyl bemühte er sich, sich und seine Partei ins Licht der Öffentlichkeit zu rück­en. Am 23. Okto­ber 2013 ver­suchte er zusam­men mit anderen NPD-Mit­gliedern, auf ein­er Bürger_innenversammlung zu einem geplanten Geflüchteten­wohn­heim in Gransee ras­sis­tis­che Stim­mung zu ver­bre­it­en. Die Polizei belegte die Gruppe und ihn jedoch mit Platzver­weisen. [2] Weit­er­hin nahm er an mehreren Kundge­bun­gen gegen geplante Geflüchteten­wohn­heime in Neu­rup­pin, Gransee und Rheins­berg teil.
Auf dem Lan­desparteitag der NPD-Bran­den­burg am 22. März 2014 in Oranien­burg hielt Steve Schmidt die Eröff­nungsrede und het­zte gegen Geflüchtete. [3] Dies zeigt seinen Stand inner­halb der NPD. Wer einen Parteitag ein­er Partei eröffnet, kann nicht als Mitläufer gel­ten und als solch­er behan­delt wer­den. Bei ihm ist von ein­er fes­ten Ein­bindung in die Struk­turen der NPD und einem gefes­tigten men­schen­feindlichen Welt­bild auszugehen.
Steve Schmidt (am Transparent zweiter von rechts) am 8. Februar 2014 auf dem neonazistischen “Day of Honour” in Budapest
Steve Schmidt (am Trans­par­ent zweit­er von rechts) am 8. Feb­ru­ar 2014 auf dem neon­azis­tis­chen “Day of Hon­our” in Budapest

Aktiv ist Schmidt jedoch nicht nur in NPD-Kreisen. Auch Demon­stra­tio­nen und Aktio­nen außer­par­la­men­tarisch­er “Kamerad_innen” besuchte er und ist Teil bei deren Organ­isierung und Durch­führung. Anlässlich des Jahrestages der Bom­bardierung der Stadt Magde­burg während des Zweit­en Weltkrieges fand ein Neon­azi­auf­marsch am 12. Jan­u­ar 2013 statt, den er beispiel­sweise als Ord­ner begleit­ete und so bei der Durch­führung half. Am 8. Mai 2013 war Schmidt außer­dem Fack­el­träger auf ein­er jährlich stat­tfind­en­den neon­azis­tis­chen Demon­stra­tion in Demmin.
In diesem Jahr, am 8. Feb­ru­ar, nahm Steve Schmidt erst­mals am “Day Of Hon­our” in Budapest teil. Diese Demon­stra­tion wird jährlich aus dem Spek­trum der Neon­azi-Struk­tur “Blood & Hon­our” oder der neon­azis­tis­chen Partei Job­bik organ­isiert und soll an den “Helden­mut” der Waf­fen-SS und ungarisch­er Faschis­ten während ein­er Schlacht 1944 erin­nern. Regelmäßig wer­den dort faschis­tis­che und anti­semi­tis­che Parolen und Trans­par­ente ver­nom­men. Schmidt besuchte die Demon­stra­tion u.a. zusam­men mit dem NPD-Vor­standsmit­glied aus Ober­ha­vel, Robert Wolin­ski, und weit­eren Neon­azis aus Deutsch­land. [4] Eben­so dabei war auch der mit­tler­weile in Pots­dam ansäs­sige Neon­azi und NPD-Kad­er Maik Schnei­der, der zur Zeit sein Abitur an der “Heinrich-von-Kleist”-Schule in der Pots­damer Innen­stadt macht. [4]
Maik Schneider (ganz rechts) am 8. Februar 2014 auf dem neonazistischen "Day of Honour" in Budapest
Maik Schnei­der (ganz rechts) am 8. Feb­ru­ar 2014 auf dem neon­azis­tis­chen “Day of Hon­our” in Budapest

Neben diesen offen neon­azis­tis­chen Machen­schaften ver­sucht sich Steve Schmidt auch an Quer­front-Aktiv­itäten. Auf sein­er Face­book-Seite ver­sieht er neben ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Seit­en oder anti­semi­tis­chen und ras­sis­tis­chen Inhal­ten auch linke und emanzi­pa­torische Pro­jek­te mit einem “Like”. Der Anti­semit Ken Jeb­sen, Ini­tia­tor mehrerer “Mon­tags­demos” in Berlin, ras­sis­tis­che The­o­rien von Thi­lo Sar­razin und das ver­schwörungside­ol­o­gis­che Mag­a­zin “Com­pact” von Jür­gen Elsäss­er sind eben­so auf sein­er “Gefällt Mir”-Liste zu find­en wie die linke Tageszeitung “Junge Welt” und das Musikpro­jekt “Früchte des Zorns”. Passend zu seinen ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Ansicht­en besuchte Schmidt zusam­men mit weit­eren Neon­azis am 28. April 2014 auch eine der “Mon­tags­demon­stra­tio­nen” in Berlin. Diese erhiel­ten wegen ihrer anti­semi­tis­chen Aus­fälle bun­desweite Aufmerksamkeit.
Dass ein aktiv­er, organ­isiert­er Neon­azi in der Bib­lio­thek der Uni­ver­sität Pots­dam arbeit­et und so auch Zugang zu den per­sön­lichen Dat­en der Studieren­den erhält, stellt ein großes Sicher­heit­srisiko für all jene dar, die sich gegen neon­azis­tis­che und andere men­schen­feindliche Aktiv­itäten engagieren und Nutzer_innen der Uni-Bib­lio­thek sind. Darüber hin­aus soll­ten Neon­azis nie Ämter bek­lei­den kön­nen, ohne dass es öffentlich the­ma­tisiert wird, für welche men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie diese Men­schen ein­treten. Es liegt nun an der Pots­damer Uni­ver­sität, dies zu the­ma­tisieren und einen Umgang mit Steve Schmidt zu finden.
[1] http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2013/03/01/neonazi-halt-rede-vor-kreistag-und-erhalt-danksagungen-und-applaus_11694
[2] http://jungle-world.com/artikel/2013/45/48759.html
[3] https://www.youtube.com/watch?v=wzdPcEqGF6Y
[4] https://inforiot.de/brandenburger-npd-funktionaere-beim-day-of-honour-in-ungarn/ und https://pusztaranger.wordpress.com/2014/02/08/tag-der-ehre-2014-in-budapest-nazis-marschieren-im-burgviertel-auf/ und https://www.kombinat-fortschritt.com/2014/02/14/npdler-aus-mv-beim-ungarischen-day-of-honour/
[5] http://arpu.blogsport.eu/2013/09/07/neonazistischer-kader-maik-schneider-npd-bundestagskandidat-an-potsdamer-schule/
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Antifaschismus

Bericht von der RASH-Brandenburgtour 2014 (Cottbus,Strausberg,Neuruppin)

In Cottbus angekommen, machten wir uns auf den Weg zum Schillerplatz, wo
wir eine Kundgebung angemeldet hatten. Wir verteilten gemeinsam mit den
Genoss_innen von vor Ort Flyer zu unserer Kampagne, rechten Strukturen in
Brandenburg, der Freiraumkampagne der Utopia-Crew aus FFO sowie
Materialien der Roten Hilfe, der RLS und der Opferperspektive an
interessierte Passant_innen und luden zu Vortrag und Konzert am Abend im
quasiMono ein. Das sehr schlechte Wetter führte leider dazu, dass die
Cottbusser Innenstadt eher weniger gut besucht war.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Zelle79, einem Hausprojekt im Süden
der Stadt, ging es auch schon los in Richtung quasiMono, wo uns zuerst ein
spannender Vortrag mit Bernd Langer (http://tinyurl.com/ombrn4b) zur
Geschichte der antifaschistischen Bewegung in der BRD und im Anschluss
daran ein Konzert mit dem Accoustic Punkliedermacher hannez übern zaun
(http://uebernzaun.bandcamp.com/) erwartete.
Der Vortrag beschrieb und analysierte die Entwicklung der Antifa
angefangen beim Versuch, ’78 in Frankfurt das „Deutschlandtreffen“ der NPD
zu verhindern, und den ersten „Rock gegen Rechts“-Konzerten Ende der
70er-Jahre mit mehr als 40.000 Teilnehmer_innen. Einen zentralen
Bestandteil dieser neuen Bewegung waren die Autonomen, welche versuchten,
den Organisationsgrad der Bewegung zu verbessern und Antifaschismus nicht
nur als Kampf gegen Nazis sondern gegen das imperialistische System
verstanden. Spannend waren auch Bernd Langers Erzählungen von der
legendären Straßenschlacht in Fallingbostel 1983 oder von den Protesten
nach dem Tod Günter Sares 1985.
Im Anschluss daran spielte hannez übern zaun Gitarre und sang dazu Lieder
über die „Chaotenantifa“ und das „Punker sein“. Supportet wurde er dabei
von Zweifel am Akkordeon. Nach dem Konzert ging es für die RASH-Crew dann
zurück in die Zelle79, von wo aus wir am nächsten Morgen schon recht
zeitig aufbrachen.
Auf dem Weg nach Strausberg hatten wir nämlich spontan noch einen
Zwischenstopp in Lübbenau eingeplant. Die NPD hatte sich dort für eine
Wahlkampfveranstaltung angekündigt, was wir uns selbstverständlich nicht
entgehen lassen wollten. Als wir ankamen, hatten sich schon ca. 150
Gegendemonstrant_innen, überwiegend aus dem bürgerlichen Spektrum,
eingefunden unter denen erfreulicherweise auch viele junge Menschen waren.
Die NPD war mit ihrem Wahlkampf-LKW nebst Begleitfahrzeug und Sebastian
Schmidtke (tinyurl.com/kptutf6), dem Berliner NPD-Chef und
Landeswahlkampfleiter der märkischen NPD, sowie ca. 10 weiteren
Parteimitgliedern und Sympathisanten vor Ort und schwang die üblichen
rassistischen Reden. Hier (http://tinyurl.com/npnsqwt) geht’s zu einem
ausführlicheren Erlebnisbericht sowie Bildmaterial aus Lübbenau.
Ziel unseres zweiten Tourtages war Strausberg. Auch dort hatten wir eine
Kundgebung in der Innenstadt angemeldet und verteilten Material an
interessierte Passant_innen. Unser Stand stieß dort – anders als in
Cottbus – auf reges Interesse.
Am Abend erwartete uns in der Horte ein Vortrag über die Strukturen von
NPD und AfD in Brandenburg, welcher sehr informativ war. Im Anschluss an
den Vortrag spielten Vodka Revolte (tinyurl.com/nyfanms) (Punkrock aus
Stralsund), Suburban Scumbags (tinyurl.com/od6y2ue) (Punkrock aus Kiel)
und Pyro One (pyroone.bandcamp.com) (Zeckenrap aus Berlin), welcher noch
bis spät in die Nacht überwiegend basslastige Musik für die Tanzwütigen
auflegte.
Am dritten und letzten Tag der Tour machten wir uns auf den Weg nach
Neuruppin, wo wir in der Innenstadt mit der Unterstützung von vielen
Antifas von vor Ort einen Infostand aufbauten.
Am Abend hörten wir im JWP Mittendrin einen Vortrag über die
Nazistrukturen in Brandenburg im Allgemeinen und in und um Neuruppin
herum. Im Anschluss daran spielte hannez übern zaun noch einmal. Und
darauf folgte dann das (musikalische) Highlight unserer Tour: Refpolk
(Zeckenrap aus Berlin) und Daisy Chain (Zeckenrap aus Thessaloniki)
besuchten uns mit ihrer “The Future is still unwritten”-Tour.
Unterstützung erhielten sie dabei von Miss Zebra (Zeckenrap aus Athen).
“The Future is still unwritten” ist ein Rap-Projekt von Daisy Chain
(Thessaloniki), Kronstadt (Barcelona) und Refpolk (Berlin). Es ist ein
Zeichen des Widerstands und der Utopie in Zeiten von Krise und angeblicher
Alternativlosigkeit, das über nationale Grenzen hinausgeht, ein
gemeinsames Statement für eine Welt frei von Kapitalismus und Herrschaft.
Refpolk, Daisy Chain und Miss Zebra spielten in Neuruppin vor vollem Haus
bei bester Stimmung. Im Anschluss an das Konzert fing Refpolk mit einem
Jugendlichen aus Neuruppin an zu beatboxen. Daisy Chain und Miss Zebra
freestylten dazu.
Das war ein wirklich gelungener Abschluss unserer Tour
(tinyurl.com/qejylzn), welcher uns darin bestärkt, in Zukunft neben
Veranstaltungen in Berlin und Potsdam die Vernetzung mit Strukturen in
kleineren und mittelgroßen Städten in Brandenburg zu intensivieren, um die
Genoss_innen vor Ort kontinuierlich bei ihrer politischen Arbeit zu
unterstützen.
An dieser Stelle wollen wir uns noch einmal recht herzlich bedanken bei
RASH-Südbrandenburg, den Bewohner_innen der Zelle79, der Horte und dem
Mittendrin, dem quasiMono, der Schokoladen-Crew, der Garage-Crew, bei
Bernd Langer, unseren Referent_innen in FFO, Strausberg und Neuruppin
sowie bei den P.I.T.S., den Toylettes, hannez übern zaun, Vodka Revolte,
Suburban Scumbags, Pyro One, Refpolk, Daisy Chain und Miss Zebra, der RLS,
dem Ultrash Festival, dem Asta der Uni Potsdam und natürlich allen
anderen, die uns vor oder während der Tour unterstützt haben!
… für eine starke antifaschistische Subkultur!
Wir würden uns freuen, den/die ein_e oder andere_n von Euch auch bei
unseren kommenden Veranstaltungen zu treffen oder spätestens im Frühjahr
2015 in Neuruppin, wenn es darum geht, gemeinsam den “Tag der deutschen
Zukunft” – kurz: TDDZ – für die Nazis zum Desaster zu machen!
Kommende Veranstaltungen:
03./04.10.2014 Destroy Preußisch Disney Land @ Archiv/ Potsdam
12.10.2014 Prowlers-Konzert @ KvU/ Berlin
16.10.2014 RASH-NEA-Tresen @ Bandito Rosso/ Berlin
01.11.2014 Riot Bike Label Tour @ Archiv/ Potsdam
20.11.2014 RASH-NEA-Tresen @ Bandito Rosso/ Berlin
18.12.2014 RASH-NEA-Tresen mit Bernd Langer (Vokü: vegane Ente!) @ Bandito
Kein TddZ in Neuruppin!
Kein TddZ in Neuruppin!
Rosso/ Berlin
25.01.2014 Action-Sédition-Konzert @ KvU/ Berlin
27.01.2014 Action-Sédition-Konzert @ Black Fleck/ Potsdam
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Antifaschismus

Nazikonzert in Finowfurt verboten

INFORIOT — Das für Sam­stag angekündigte Konz­ert der Neon­azi­rap­per A3stus in Finow­furt wird nicht stat­tfind­en. Die Gemeinde Schorfhei­de erlies eine entsprechende Ver­fü­gung gegen das geplante — nachträgliche — Som­mer­fest auf dem Gelände der Fam­i­lie Mann (Infori­ot berichtete).
Wie bere­its nach ihrem abge­sagten Konz­ert im Juli veröf­fentlichen die inzwis­chen drei Neon­azis von A3stus — Villian051, R.a.W. und nun auch mit Evil Goat — eine kurze Mel­dung auf ihrer Face­book­seite. Trotzig kündi­gen sie an, noch in diesem Jahr ein Konz­ert in Berlin zu veranstalten.
Konz­ert weg und Job weg
Rap­per Villain051 hat nicht nur Pech bei seinen Auftrit­ten. Auch seinen Job als Kom­parse hat er ver­loren, wie der Störungsmelder von Zeit Online verkün­det. Nach Infor­ma­tio­nen des Störungsmelders wurde Patrick Kil­lat, wie Villain051 mit bürg­er­lichen Namen heißen soll, von sein­er Kom­parsen­fir­ma gekündigt, nach­dem seine Neon­azi­ak­tiv­itäten bekan­nt wurden.

A3STUS wollen stattdessen in diesem Jahr in Berlin auftreten.
A3STUS wollen stattdessen in diesem Jahr in Berlin auftreten.
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Antifaschismus

Kommenden Samstag: Nazikonzert in Finowfurt

INFORIOT — Aufgeschoben, nicht aufge­hoben: Am kom­menden Woch­enende soll das jährliche Som­mer­fest der Neon­azi-Fam­i­lie Mann nachge­holt wer­den. Über­licher­weise fand das Fest son­st — mal als DVU‑, NPD- oder “Die Rechte”-Fest — um die Som­mer­son­nen­wende Ende Juni statt.
Sybille und Klaus Mann sind Vor­stand des Bran­den­burg­er Lan­desver­bands der Partei “Die Rechte”. Für den 27. Sep­tem­ber ist nun ein Konz­ert mit dem Rap­per­duo “A3stus” angekündigt. Ein Konz­ert der Gruppe im nahegele­ge­nen Eber­swalde wurde erst im Juli nach antifaschis­tis­ch­er Inter­ven­tion abge­sagt. Neben den Nazi­rap­pern ver­bre­it­en auch Neon­azis der “Kam­er­ad­schaft Kom­man­do Wer­wolf” (KSKW) die Ein­ladung für das Fest. KSKW war schon bei früheren Ver­anstal­tun­gen in Finow­furt organ­isatorisch einge­bun­den. Zulet­zt organ­isierte die Neon­azikam­er­ad­schaft “Märkische Skin­heads 88” im August ein Sport­fest.

Kameradschaft Kommando Werwolf kündigt Nazievent auf Facebook an.
Kam­er­ad­schaft Kom­man­do Wer­wolf kündigt Nazievent auf Face­book an.

Ärg­er mit den Behörden
Seit dem ver­gan­genen Jahr find­en weniger Konz­ertver­anstal­tun­gen auf dem Gelände der Fam­i­lie Mann als zuvor statt. Die Proteste des Bünd­nis “Finow­furt Naz­ifrei” führten zu behördlichen Maß­nah­men, um die Nazi­ak­tiv­itäten zu unterbinden. Demzu­folge dür­fen Ver­anstal­tun­gen nur noch in Zim­mer­laut­stärke stat­tfind­en. Auch find­en Vorkon­trollen der Polizei auf den Zufahrtswe­gen zum Gelände statt. Ein Umstand, der den Neon­azis inzwis­chen ver­traut ist: So rufen sie ihre “Kam­er­aden” dazu auf “bitte alles zu hause lassen was der staat nicht mag” . Gemeint sind Waf­fen und andere gefährliche Gegen­stände.
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Antifaschismus Gender & Sexualität

AfD-Abgeordneter bei christlichen Fundis

INFORIOT Der desig­nierte Bran­den­burg­er AfD-Abge­ord­nete Stef­fen Königer sucht offen­bar die Nähe zum christlichen Fun­da­men­tal­is­mus und pro­fil­iert sich als Abtrei­bungs­geg­n­er. Am ver­gan­genen Sam­stag nahm Königer am “Marsch für das Leben” in Berlin teil. Auf der von Protesten begleit­eten Ver­anstal­tung forderten die rund 5.000 selb­st ernan­nten “Lebenss­chützer” eine radikale Wende in der deutschen Gesellschaft.

Steffen Königer (Landtagsabgeordneter der AfD Brandenburg, Bildmitte) beim christlich-fundamentalistischen "Marsch für das Leben" am 20. September 2014 in Berlin
Stef­fen Königer (Land­tagsab­ge­ord­neter der AfD Bran­den­burg, Bild­mitte) beim “Marsch für das Leben” in Berlin

Haupthe­ma des Marsches war die vorge­bliche Unrecht­mäßigkeit von Schwanger­schaftsab­brüchen — die “Leben­schützer” wet­terten gegen Abtrei­bun­gen und tit­ulierten Frauen, die abgetrieben haben, als Mörderin­nen. Das Spek­trum, das die Märsche organ­isiert, ver­tritt eine fun­da­men­tal­is­tis­che christliche Moral. Dementsprechend wird vielfach eine “ver­fehlte” Sex­u­alerziehung in den Schulen beklagt, vore­he­lich­er Sex verurteilt, Homo­sex­u­al­ität als Krankheit dif­famiert und sog­ar Ver­hü­tung durch Kon­dome oder die Pille verurteilt. Königer nahm sowohl an der Auf­tak­tkundge­bung als auch am eigentlichen “Marsch” teil, der vom Bun­deskan­zler­amt vor den Berlin­er Dom führte. In der ersten Rei­he des Aufzugs war die AfD mit ihrer Europaab­ge­ord­nete Beat­rix von Storch eben­falls promi­nent vertreten.
Beatrix von Storch (Europaabgeordnete der AfD, rechts im Bild) beim christlich-fundamentalistischen "Marsch für das Leben" am 20. September 2014 in Berlin
Beat­rix von Storch (Europaab­ge­ord­nete der AfD, rechts im Bild) beim “Marsch für das Leben” in Berlin

Stef­fen Königer ist eines der elf frisch gewählten Land­tagsmit­glieder der “Alter­na­tive für Deutsch­land” (AfD) in Bran­den­burg. Außer­dem ist der Werder­an­er Vor­sitzen­der des Kreisver­ban­des Pots­dam-Mit­tel­mark. Königer war schon Mit­glied und Kan­di­dat des recht­spop­ulis­tis­chen “Bund freier Bürg­er” und von 2000 bis 2004 Redak­teur der neu-recht­en Wochen­zeitung “Junge Frei­heit”.
Laut Presse­bericht­en gibt es Bemühun­gen in der Bran­den­burg­er AfD, Königer und drei weit­ere gewählte Abge­ord­nete (Rain­er van Raem­don­ck, Sven Schröder und Thomas Jung) vom Antritt ihres Land­tags­man­dats abzuhal­ten. Die AfD demen­tiert.
Inforiot