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Antifaschismus Flucht & Migration

Zeit zu Handeln — Gemeinsam gegen Rassismus!

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Am 26. Feb­ru­ar wollen ras­sis­tis­che Bürger_innen und Neon­azis eine asylfeindliche Ver­anstal­tung in Oranien­burg (nördlich von Berlin) durch­führen. Bere­its seit mehr als einem Jahr marschieren im Schnitt jew­eils bis zu 300 Per­so­n­en durch die Straßen Oranien­burgs und ver­bre­it­en ihre Het­ze gegen Geflüchtete, sowie Ini­tia­tiv­en und Men­schen, die in der Stadt für eine offene und sol­i­darische Gesellschaft ein­ste­hen. Neben den Demon­stra­tio­nen in Rathenow (Havel­land), bei denen fast wöchentlich im Schnitt bis zu 500 Neon­azis und Rassist_innen teil­nehmen, sind die “Abendspaziergänge” in Oranien­burg die größten ras­sis­tis­chen Aufmärsche, die in Bran­den­burg regelmäßig stat­tfind­en. Zunehmend ziehen die Demon­stra­tio­nen aber auch andere rechte Grup­pierun­gen, wie die „Iden­titäre Bewe­gung“, Bärgi­da, sowie andere ver­wirrte Gestal­ten aus den ver­schwörungs­the­o­retis­chen Kreisen an. Die Ver­samm­lung im Feb­ru­ar ist die zehnte Ver­anstal­tung und aus diesem “beson­deren” Anlass laden sich die Organisator_innen den recht­en “PI-News”-Autor Michael Mannheimer, alias Karl-Michael Merkle, ein. Die Ein­ladung des promi­nen­ten Islamhas­sers soll die ras­sis­tis­che Mobil­isierung steigern. Es ist daher mit höherem Poten­zial an Teilnehmer_innen aus Berlin und anderen Bran­den­burg­er Land­kreisen zu rechnen.
„Wer mit der NPD marschiert, ist ein NAZI!“
Die Organisator_innen der soge­nan­nten „Abendspaziergänge für eine angemessene Asylpoli­tik“ ver­suchen stets den Demon­stra­tio­nen ein bürg­er­lich­es Antlitz eines unschein­baren, kri­tis­chen Protests zu ver­lei­hen. Ganz klar ste­ht jedoch die örtliche NPD hin­ter der Organ­i­sa­tion und Durch­führung der Demon­stra­tio­nen. Die Tech­nik wird durch die NPD gestellt, betrieben und bewacht, bekan­nte Aktivist_innen übernehmen Ord­nertätigkeit­en und NPD-Poli­tik­er_in­nen find­en sich nicht nur unter den Demon­stri­eren­den, son­dern treten als Redner_innen, Fotograf_innen und Kon­takt zur Polizei auf. Aktivis­ten aus dem direk­ten Umfeld der NPD küm­mern sich um die Trans­par­ente, Fah­nen, Schilder oder brin­gen den wär­menden Tee. Auf der let­zten Demon­stra­tion im Jan­u­ar wurde die “Deutsche Stimme”, die Parteizeitung der NPD, als „freie Lek­türe“ offen verteilt. [1]
Als regelmäßiger Red­ner auf der Demon­stra­tion tritt Mar­tin U. auf und heizt die Menge durch seine Reden im NS-Stil auf. Er stammt aus dem Umfeld der JN Oranien­burg, welche eng verzah­nt ist mit der ver­bote­nen Heimat­treuen Deutschen Jugend (HDJ). Die HDJ war eine Organ­i­sa­tion, die ras­sis­tis­che Jugen­dar­beit ganz im Sinne des Nation­al­sozial­is­mus, der alle Bere­iche des Lebens umfasst, betrieben hat. Bei der ersten Demon­stra­tion im Dezem­ber 2014 sprach die Bernauer NPD-Stadtverord­nete und ‑Lan­dess­chatzmeis­terin, Aileen Rokohl. Seit­ens der Veranstalter_innen soll man von ihrer Parteizuge­hörigkeit nichts gewusst haben, eben­so wenig wie von anderen Unter­stützungsleis­tun­gen der NPD. Dass der Anmelder Car­lo-Eik Christopeit selb­st zum Unter­stützerkreis der NPD zählt, beweisen seine Kom­mentare und Likes auf diversen NPD-Seit­en auf Face­book und das nicht erst mit dem Entste­hen der ras­sis­tis­chen Demon­stra­tionkul­tur. [2] Die NPD weiß genau um ihre Posi­tion bei der ras­sis­tis­chen Mobil­isierung. Tritt sie öffentlich als solche auf, schrumpft die Zahl der Demon­stri­eren­den. Zieht sie jedoch die Fäden im Hin­ter­grund, kann sie langfristig auf eine inhaltliche und per­sön­liche Akzep­tanz inner­halb der Proteste rech­nen sowie neue Kräfte an sich binden. Wer bei den von Neon­azis organ­isierten Aufmärschen mit­marschiert, muss sich klar sein, mit wem er in ein­er Rei­he steht.
Von der Kom­men­tarspalte zum Übergriff
Auf ein­schlägi­gen Face­book-Seit­en ver­bre­it­en sich auch in Oranien­burg und Umland die asylfeindliche Het­ze und Lügen wie ein Lauf­feuer. Offene Gewal­tan­dro­hun­gen sind an der Tage­sor­d­nung. Erst Mitte Jan­u­ar kur­sierte das Gerücht, dass ein Mäd­chen von Asyl­suchen­den im Bus im Nach­bar­dorf Leege­bruch belästigt wurde. Dem fol­gte ein But­ter­säure­an­schlag auf die Asy­lun­terkun­ft in der Gemeinde Oberkrämer, die am Rande von Leege­bruch liegt und in der viele Fam­i­lien unterge­bracht sind. [3] In ein­er entsprechen­den Pressemel­dung geht die Polizei davon aus, dass die But­ter­säure durch die Bewohner_innen der Unterkun­ft ver­schüt­telt wurde, da laut Angaben des Wach­schutzes keine Per­so­n­en ab 22 Uhr rein oder raus gegan­gen seinen. [4] Die Erk­lärung der Polizei ist so frag­würdig und per­fide, wie die Mel­dun­gen über Würfe von Hand­granat­en auf Asy­lun­terkün­fte, bei denen “ein rechter Hin­ter­grund aus­geschlossen wer­den kann”. Dass Geflüchtete in Masse­nun­terkün­ften trotz oder ger­ade wegen des Wach­schutzes keinen Schutz genießen, zeigten bun­desweit öffentlich bekan­nt gewor­dene Fälle von Mis­shand­lun­gen von Geflüchteten durch Wach­per­son­al [5] sowie den Ein­satz bekan­nter Neon­azis in den Unterkün­ften. [6,7]
Auch auf der Straße wird die Stim­mung zunehmend aggres­siv­er. So kam es bei der ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion im Dezem­ber let­zten Jahres in Oranien­burg zu mehreren Über­grif­f­en durch die Teil­nehmenden auf Gegendemonstrant_innen, unter denen sich auch Stadtverord­nete befun­den haben. [8] Auf der „Nein zum Heim in Oranien­burg“ Face­book-Seite, sowie weit­eren Ablegern, wer­den regelmäßig Engagierte denun­ziert und aufs übel­ste beschimpft. Journalist_innen wer­den auf den Seit­en geoutet und genau­so wie Kommunalpolitiker_Innen auf der Straße kör­per­lich bedrängt. All dies zeigt, dass die anonyme Het­ze im Inter­net Früchte trägt: die Gewal­tan­dro­hun­gen in den Kom­men­tarspal­ten sind längst Real­ität geworden.
Anti­ras­sis­tis­chen Wider­spruch organ­isieren – Die Suppe über den Teller­rand auslöffeln!
Während die ras­sis­tis­chen Demon­stra­tio­nen zu Anfang noch auf regen Wider­spruch durch engagierte Men­schen stießen, ließen die Gegen­proteste in Oranien­burg immer mehr nach. Oranien­burg ist nicht der einzige regelmäßige Schau­platz ras­sis­tis­ch­er Mobil­isierung im Land­kreis Ober­hav­el. Bis­lang weit­eten sich die Demon­stra­tio­nen im sel­ben Stil auf vier weit­ere Städte und über die Gren­zen des Land­kreis­es aus und mobil­isieren kon­tinuier­lich mehr Rassist_innen. Auch in den anderen Städten brechen die Gegen­proteste zusam­men. Ohne nen­nenswerte Gegen­wehr, außer kleineren Kundge­bun­gen und der regelmäßi­gen kri­tis­chen Berichter­stat­tung, ste­ht die ras­sis­tis­che Het­ze im öffentlichen Raum unkom­men­tiert da.
Wir wollen das bedrohliche Treiben nicht weit­er hin­nehmen und rufen zu ein­er anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion am 26. Feb­ru­ar in Oranien­burg auf! Kommt nach Oranien­burg und unter­stützt die lokalen Strukturen!
Mit der anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion wollen wir uns den Hetzer_innen entschlossen ent­ge­gen stellen und auch den weni­gen Engagierten in Oranien­burg noch ein­mal Kraft für einen lan­gen Atem in Kalt­land geben. Die anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion am 26. Feb­ru­ar in Oranien­burg soll als eine Inter­ven­tion ver­standen wer­den. Ähn­lich wie am 12. Jan­u­ar in Rathenow [9] wollen wir möglichst viele Men­schen, vor allem über die Gren­zen des Land­kreis­es hin­aus, mobil­isieren. Wir wollen Antirassist_innen und Antifaschist_innen in Berlin und Bran­den­burg dazu motivieren über den eige­nen Teller­rand hin­aus zu blick­en und sol­i­darisch zu han­deln. Nur wenn wir alle an einem Strang ziehen und uns gegen­seit­ig unter­stützen, kön­nen wir den ras­sis­tis­chen Kon­sens brechen. Das Hin­ter­land darf keine “nation­al befre­ite Zone” und No-Go-Area wer­den, in der Neon­azis mit Unter­stützung der ras­sis­tis­chen Bevölkerung ihre Hege­mo­ni­alansprüche gewalt­tätig durchsetzen.
Zeit zu Handeln!
Gemein­sam gegen Rassismus!

Anti­ras­sis­tis­che Demonstration:
26. Feb­ru­ar // 18.00 Uhr // Bahn­hof Oranien­burg (vor der Schule)
Alle Infos unter: inforiot.de/orb
Fly­er: Vorder­seite| Rück­seite
Gemein­same Anreise:
Berlin
17:00 S Bhf. Gesund­brun­nen Gleis 4
Potsdam
16:45 Haupt­bahn­hof Pots­dam Gleis 2
Aktion­skon­sens
Wir bit­ten am 26. Feb­ru­ar fol­gen­den Aktion­skon­sens zu beacht­en: Mit der Demon­stra­tion set­zen wir uns den ras­sis­tis­chen Auf­marsch am 26. Feb­ru­ar ent­ge­gen. Von uns geht dabei keine Eskala­tion aus. Wir sind sol­i­darische mit allen, die unsere Ziele teilen.
Quellennachweise:
[1] https://inforiot.de/oranienburg-abendspaziergang-driftet-in-die-verschwoerungstheorien-ab/
[2] https://inforiot.de/200-rassistinnen-marschierten-erneut-durch-oranienburg/
[3] http://www.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Ueble-Gerueche-und-zwei-Verletzte-im-Asylheim
[4] https://polizei.brandenburg.de/pressemeldung/unbekannte-fluessigkeit-verklappt/139577
[5] http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/wachpersonal-in-fluechtlingsunterkuenften-wie-sicher-sind-die-sicherheitsdienste/-/id=1622/did=16490002/nid=1622/7dtfrp/index.html
[6] http://www.sueddeutsche.de/politik/rechtsextremismus-neonazi-war-wachmann-in-heidenau‑1.2632002
[7] http://www.maz-online.de/Brandenburg/Misshandlungen-in-NRW-Brandenburger-Fluechtlingsrat-warnt-vor-privaten-Asylheimen
[8] https://inforiot.de/oranienburg-abendspaziergaengerinnen-gehen-auf-gegendemonstrant_innen-los/ und http://www.moz.de/lokales/artikel-ansicht/dg/0/1/1444927/
[9] https://inforiot.de/antirassistische-intervention-in-rathenow/

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Antifaschismus

Potsdam?: ??POGIDA? zog durch den ??Schlaatz?


Ein mas­sives Polizeiaufge­bot, beste­hend aus mehreren Hun­dertschaften sowie min­destens zwei Wasser­w­er­fern und zwei Räumpanz­ern, hat auch am Mittwochabend, ähn­lich wie in der ver­gan­genen Woche, eine Ver­samm­lung des Pots­damer PEGI­DA-Ablegers PO-GI-DA, durchgesetzt.
Der Aufzug zog, nach ein­er kurzen Auf­tak­tkundge­bung mit zwei Rede­beiträ­gen, mit unge­fähr 130 Teilnehmer_innen von der Tram-Hal­testelle „Bisamkiez“, über die Straßen „Am Nuthetal“ und „an der Alten Zauche“ unge­fähr 1.300m bis Höhe Falken­horst. Dort fol­gte die Abschlusskundge­bung mit weit­eren Rede­beiträ­gen. Unter anderem ergriff dabei auch Sebas­tiano Graziani, der zuvor bere­its bei ähn­lichen Ver­samm­lun­gen in Sten­dal, Rathenow, Burg bei Magde­burg und anderen Orten gesprochen hat­te, das Wort. Neben seinen üblichen The­men, die Dämon­isierung des Islam und die Forderung des Rück­tritts der Regierung Merkel, forderte er dies­mal aber auch die Ein­set­zung eines Tri­bunals „Nürn­berg 2.0“, um dort ver­meintliche „Volksver­räter“ abzu­urteilen. Für eine ähn­liche Forderung bei der let­zten PO-GI-DA-Ver­samm­lung in der ver­gan­genen Woche erhielt Ver­samm­lung­sor­gan­isator Chris­t­ian Müller inzwis­chen eine Anzeige wegen Volksverhetzung.
Nach Beendi­gung der Kundge­bung löste Müller die Ver­samm­lung nach dem Abspie­len des „Deutsch­land­liedes“ auf. Die Versammlungsteilnehmer_innen zogen daraufhin unter Polizeis­chutz bis zur Hein­rich-Mann-Allee und vere­inzel­ten sich dann.
Begleit­et wurde PO-GI-DA von erhe­blichen Protesten von Anwohner_innen und mehreren hun­dert Gegendemonstrant_innen. Schw­er­punkt der Proteste war der Bere­ich „An der alten Zauche“ Ecke Falken­horst, dem End­punkt des Aufzuges des Pots­damer PEGI­DA-Ablegers. Zuvor sollen bis zu 400 Men­schen an ein­er am S‑Bahnhof Babels­berg ges­tarteten Demon­stra­tion unter dem Mot­to: „Refugees Wel­come-Pogi­da stop­pen!“ teilgenom­men haben.

Fotos:
Press­eser­vice Rathenow
Anton Lom­mon

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Antifaschismus

Polizeischlaatz Schlaatzsicherheit Schlaatzdefizit

Es war ein ver­gle­ich­sweise kurz­er Pogi­da-Abend in Pots­dam. Schon zum vierten Mal meldete der Mega­lo­mane Chris­t­ian Müller eine Demon­straion des Pegi­da-Ablegers an; dies­mal nicht in der Innen­stadt, son­dern im Pots­damer Stadt­teil Schlaatz. Dort kon­nten sie einen Großteil den Marsches, der von mehr als 1000 Polizist_innen mit Wasser­w­er­fern und Hub­schraubere­in­satz durchge­set­zt wurde, durch­führen. Kurz vor dem Ende gelang eine Blockade.
Bis zur let­zten Sekunde war hin­sichtlich des Demoabends vieles ein großes Schlaatzge­heim­nis. Es kur­sierten Gerüchte darüber, Pogi­das planten, nahegele­gene Geflüchtete­nun­terkün­fte zu stür­men; angemeldete Gegen­demos und ‑kundge­bun­gen wur­den kurzfristig von der Polizei beschnit­ten oder umquartiert.
Der heutige Gegen­protest war bre­it aufgestellt.
Um 17.30 Uhr startete am S‑Bahnhof Babels­berg eine anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion mit etwa 400 Teilnehmer_innen, die laut­stark ihren Schlaatzbe­such ein­läuteten. Zeit­gle­ich posi­tion­ierte sich das bürg­er­liche Bünd­nis „Pots­dam beken­nt Farbe“. Daneben run­dete eine Tech­nover­anstal­tung im Wohnge­bi­et den Schlaatzemp­fang ab.
Ins­ge­samt wur­den Gegendemostrant_innen auf etwa 1000 Per­so­n­en beziffert.
Auch bei der Gegen­seite blieben die Zahlen zu den ver­gan­genen Wochen kon­stant. Etwa 100 Rassist_innen hat­ten sich am Biesamkiez einge­fun­den. Von dort kon­nten sie ihre kurze Demo-Route unge­hin­dert an ein­er Asyl­suchen­de­nun­terkun­ft vor­bei führen bis sie kurz vor dem Ende block­iert wur­den und nach Ver­samm­lungsauflö­sung umkehrten.
Ihrem Imange blieben die Pogi­das dabei treu – irgen­det­was zwis­chen völkischem Pegi­da-Gehabe und Neon­azi-Aufzug. Sie wün­scht­en sich, durch „Volk­sentscheid von der Merkel-Dik­tatur in Berlin“ befre­it zu wer­den, forderten die Herrschaft des „Volkes“ und been­de­ten die Ver­samm­lung mit allen drei Stro­phen der deutschen Nation­al­hymne. Der musikalis­che Beitrag der Startkundge­bung war ein Lied gegen „Kinder­schän­der“, ein Bezug dazu, dass am Schlaatz 2015 ein Kind ent­führt wurde. Anmelder Chris­t­ian Müller betonte öffentlich, eine AfD-Mit­glied­schaft abgelehnt zu haben. Iro­nis­cher­weise war er jahre­lang Mit­glied in der NPD.
Wie auch in der let­zten Woche gelang es der (Schlaatz)polizei nicht, die Abreise der Pogi­das kon­trol­liert durchzuführen. Noch bevor der Aufzug die Schlaatz­gren­ze passieren kon­nte, verteil­ten sich die Rassist_innen in Kle­in­grup­pen. Rein­er Zufall?
Glück­licher­weise kam es zu keinen bekan­nten ras­sis­tis­chen Vor­fällen an den drei nahegele­ge­nen Geflüchtetenunterkünften.
Den Podi­ga-Teil­nehmer_in­nen schlug wie in den ver­gan­genen Wochen ein heftiger Wind entgegen.
Zu einem richti­gen Schlaatzstre­ich kam es am heuti­gen Abend lei­der nicht. Es bran­nten zwar mehrere Müll­ton­nen, im Wohnge­bi­et waren hun­derte Men­schen dezen­tral unter­wegs, die mas­sive Polizeipräsenz erstick­te jedoch jegliche Aktiv­itäten im Keim und gewährleis­tete damit die Schlaatzsicher­heit. Bis in den späten Abend wur­den willkür­lich Men­schen in Gewahrsam genommen.
Die Schlaatzge­walt wertete laut Presse den Abend als Erfolg. Die „Ver­samm­lungs­frei­heit“ aller vier Ver­samm­lun­gen sei gewährleis­tet worden.
Aber nun genug der Witze auf Schlaatzkosten.
Der näch­ste Pogi­da-Auf­marsch soll am 10.02.2016 in Rehbrücke (Nuthetal) stat­tfind­en und am Bahn­hof Rehbrücke starten. Im Nuthetal kündigten vor mehreren Wochen Bürger_innen an, eine „Bürg­er­wehr“ anlässlich der Öff­nung ein­er Geflüchtete­nun­terkun­ft grün­den zu wollen.
Wir wer­den das alles und noch viel mehr zu ver­hin­dern wissen!

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Pressemitteilung der Antifa Jugend Brandenburg zur Podiumsdiskussion am 28. Januar

Ins­ge­samt 25 Per­so­n­en nah­men an der Podi­ums­diskus­sion am ver­gan­gen Don­ner­stag teil. Auf der Bühne war ein Vertreter der Kam­pagne “Emil Wend­land — Nie­mand ist Vergessen” aus Neu­rup­pin, Judith Porath von der Opfer­per­spek­tive und ein Vertreter der Antifa Jugend Bran­den­burg. Die Diskus­sion wurde von der Jour­nal­istin Heike Kleffn­er mod­eriert. Lei­der haben zu Beginn der Woche die Gedenk­ini­tia­tiv­en aus Bad Belzig und Eber­swalde aus per­sön­lichen Grün­den abge­sagt, sodass die Runde rel­a­tiv klein war, aber gle­ichzeit­ig mehr Raum für eine inten­sive Diskus­sion geschaf­fen hat.
The­ma­tisch ging es haupt­säch­lich um den Umgang mit dem Gedenken und wie dieses in den alltäglichen poli­tis­chen Kampf einge­bet­tet wird. Alle drei Vertreter_innen macht­en deut­lich, dass es nie darum geht, die Todes­opfer rechter Gewalt zu Märtyrer_innen zu erheben, son­dern darum die Ursachen und die Beglei­tum­stände zu benen­nen. Sowohl in Neu­rup­pin als auch in Bran­den­burg an der Hav­el gehören die Todes­opfer rechter Gewalt sozialen Grup­pen an, die zum einen häu­fig Opfer rechter Gewalt wer­den, Woh­nungslose und Punks, und gle­ichzeit­ig wenig Beach­tung inner­halb der Gesellschaft find­en. Diese wurde auch ger­ade erst wieder im Zusam­men­hang mit der Umbe­nen­nungs­de­bat­te in der Havel­stadt deut­lich. Nach cir­ca ein­er Stunde erhiel­ten die Zuhöhrer_innen die Möglichkeit Fra­gen zu stellen. Im sich anschließen­den Abschlussstate­ment, macht­en alle drei Vertreter_innen deut­lich, dass ger­ade jet­zt Zivil­courage und die Sol­i­darisierung mit Opfern rechter Gewalt extrem wichtig sind, damit Morde und bru­tale Über­griffe unter­bun­den wer­den können.
Am kom­menden Don­ner­stag, den 04. Feb­ru­ar find­et die let­zte Abend­ver­stal­tung der Kam­pagne statt. Bei dieser wird auf das Ver­hal­ten bei poli­tis­chen Ver­anstal­tun­gen einge­gan­gen. Es wer­den unter anderem fol­gende Fragen/Themenkomplexe angesprochen:
Was nehme ich auf eine Demo mit und was nicht?
Wie ver­halte ich mich auf ein­er Demo?
Was mache ich, wenn ich oder ein_e Freund_in festgenom­men werde/wird?
04. Feb­ru­ar – 19 Uhr – Haus der Offiziere (Magde­burg­er Straße 15, Brandenburg/Havel)

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Antifaschismus Law & Order

blick.zurück – Rechter Terror in Potsdam oder “nur” eine Nationale Bewegung?

symbolbild-nationalebewegungMin­destens vierzehn Anschläge und Pro­pa­gan­daak­tio­nen inner­halb eines Jahres. Bekenner_innenschreiben mit, auf den Nation­al­sozial­is­mus bezo­ge­nen, hergeleit­eten his­torischen Datierun­gen. Men­schen­ver­ach­t­ende Dro­hun­gen und Anschläge gegenüber der Jüdis­chen Gemeinde, der Kam­pagne gegen Wehrpflicht, Haus­pro­jek­ten, Imbis­sen und kul­turellen Anti-Neon­azi-Ver­anstal­tun­gen – und keine der Täter_innen wur­den bish­er ermittelt.
Wie kann das sein?
Nach der Beobach­tung der Ermit­tlun­gen im Kom­plex des Nation­al­sozial­is­tis­ch­er Unter­grundNSU – muss die Frage gestellt wer­den, ob nicht auch an dieser Stelle, in der Aufar­beitung und Ermit­tlung gegen die Nationale Bewe­gung, Infor­ma­tio­nen durch staatliche Behör­den zurück­ge­hal­ten und ver­tuscht wurden.
Spätestens heute, fün­fzehn Jahre nach dem let­zten bekan­nten Anschlä­gen der Nationale Bewe­gung am 30. Jan­u­ar 2001, ist es an der Zeit, eine Aufar­beitung der Ereignisse um die selb­st ernan­nte neon­azis­tisch-mil­i­tante Grup­pierung Nationale Bewe­gung zu forcieren. Einen Anfang wollen wir mit diesem Text machen. Weil die Infor­ma­tion­slage über die Nationale Bewe­gung und das sie umgebende neon­azis­tis­che Umfeld unein­deutig und teils wider­sprüch­lich ist, kön­nen wir keine Gewähr für die hier dargestell­ten Infor­ma­tio­nen übernehmen. Der Artikel fußt auf Recherchen in den Archiv­en des Antifaschis­tis­chen Pressearchiv Pots­dam (APAP) und des Antifaschis­tis­chen Pressearchiv und Bil­dungszen­trum Berlin (APABIZ).

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

1. Abendspaziergang — 3. Versuch: Potsdams Pegida-Ableger marschiert ein bisschen

Der Wille des Podi­ga-Gesicht­es Chris­t­ian Müller ist offen­bar nicht zu brechen. Das selb­stge­drehte Video min­der­er Qual­ität, in dem er vor ein­er Deutsch­land-Fahne mit Schlange um den Hals die Welt an sein­er Mega­lo­manie teil­haben lies, ist zig­fach belächelt wor­den. Am heuti­gen Mittwoch hat­te sich diese Hart­näck­igkeit gelohnt. Ein Großaufge­bot der Polizei set­zte den nicht mal 1 km lan­gen Pogi­da-Auf­marsch im drit­ten Anlauf durch.
Polizei riegelte alles ab
Bere­its am frühen Abend glich der Bere­ich in und um den Pots­damer Haupt­bahn­hof ein­er Fes­tung. Die Polizei kon­trol­lierte Passant_innen (und deren Taschen), suchte in und um den Bahn­hof nach „gefährlichen Gegen­stän­den“, riegelte die lange Brücke, die Fre­und­schaftsin­sel sowie den Lust­garten kom­plett ab. 1000 Beamt_innen aus drei Bun­deslän­dern, Hun­destaffeln und ein Helikopter waren ständig im Ein­satz, Wasser­w­er­fer standen bereit.
Diese Tak­tik machte es unmöglich, trotz divers­er Ver­suche Block­aden zu stellen oder zu den Pogi­das vorzudringen.
Des Weit­eren kam es zu eini­gen gewalt­täti­gen und frag­würdi­gen Vor­fällen. Augenzeug_innen zufolge prügel­ten dutzende Polizist_innen auf einen einzel­nen Demon­stran­ten ein, der ein Ei gewor­fen haben soll. Es wur­den Journalist_innen und Santitäer_innen an ihrer Arbeit gehin­dert. Am Haupt­bahn­hof wurde am Rande des Pogia-Aufzuges eine ras­sis­tis­che Polizeikon­trolle mit Fes­t­nahme. Genaueres ist noch unbekannt.
POGIDA — ein krud­er Haufen mit kru­den Inhalten
Rel­a­tiv pünk­tlich kon­nten die 100 Pogi­da-Anhänger_in­nen, die sich am Nor­daus­gang des Haupt­bahn­hof ver­sam­melt hat­ten, losziehen. Während des Aufzuges wurde sowohl die deutsche, als auch die rus­sis­che Nation­al­hymne gespielt, gegen Linke und die etablierte Poli­tik, z.B. mit der Parole „Merkel nach Sibirien! Putin nach Berlin!“ gehet­zt. Außer­dem stimmten Pogi­da-Teil­nehmer_in­nen die 3. Stro­phe der Deutsch­land­hymne an, später wurde die Rede von Char­lie Chap­lin aus großem Dik­ta­tor abge­spielt. Der Auf­marsch lief vom Haupt­bahn­hof über die Lange Brücke zum Film­mu­se­um, drehte dort und lief wieder zurück zum Anfangsort.
Nach­dem die Ver­anstal­tung been­det war, verteil­ten sich die Teilnehmer_innen unkon­trol­liert, es wan­derten kleinere grölende Pogi­da-Grüp­pchen in ver­schiede­nen Stadtteilen.
Viel Gegen­protest, mehr als Präsenz zeigen ging lei­der nicht
Rund 1000 Gegendemonstrant_innen hat­ten sich einge­fun­den. Die Kundge­bun­gen des bürg­er­lichen Bünd­niss­es „Pots­dam beken­nt Farbe“ zählte etwa 700 Teilnehmer_innen und war mit zweirei­higem Ham­burg­er Git­ter „gesichert“. Sie kon­nten nur laut­stark den vor­beiziehen­den Pogi­da-Aufzug ihre Hal­tung ent­ge­gen­stellen. Daneben bewegten sich weit­ere 300 Per­so­n­en dezen­tral, kon­nten jedoch wenig ausrichten.
Ger­ade jet­zt: 71 Jahre Auschwitzbe­freiung gedenken
Trotz, oder ger­ade auf­grund, des Pogi­da-Auf­marsches ver­gaßen viele nicht, dass sich am 27. Jan­u­ar der Tag der Befreiung des Ver­nich­tungslagers Auschwitz jährt. Vor und auch nach den Protesten gedacht­en Antifaschist_innen am Mah­n­mal für die Opfer des Faschis­mus. Eine kraftvolle Spon­tandemon­stra­tion führte Aktivist_innen zum Platz der Ein­heit, wo zeit­gle­ich zur Pogi­da-Abschlusskundge­bung eine Schweigeminute gehal­ten wurde.
Ohne den Schutz des Staat­sap­pa­rates wäre das Aufmärschchen niemals möglich gewe­sen. Der 11. Jan­u­ar scheint sich Pots­dams Image verän­dert zu haben, das Medi­en­in­ter­esse war auch dies­mal wieder imens. Es bleibt abzuwarten, wie viele Wochen diese mas­sive Polizeipräsenz noch jegliche Aktiv­itäten im Keim erstick­en und Pogi­da ihren Weg freis­chaufeln kann.
Wir blick­en den­noch zufrieden auf einen Abend voller motiviert­er Men­schen, wichtiger Zeichen und Inhalte und hof­fen auf mehr Erfolg beim unver­mei­d­baren näch­sten Mal.
Wie es aussieht, ist lei­der kein Ende in Sicht: auf der Abschlusskundge­bung vor dem Haupt­bahn­hof kündigte Chris­t­ian Müller den näch­sten Pogi­da-Auf­marsch gemein­sam mit Bärgi­da und Pegi­da Havel­land für den 6. Feb­ru­ar 2016 an. Der genaue Ort ist noch nicht bekannt.

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Antifaschismus

Rathenow: Interesse an rechtsoffenen „Bürgerbündnis“ lässt nach

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Das Inter­esse an den kon­tinuier­lichen Ver­samm­lun­gen des recht­sof­fe­nen „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ bzw. „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ lässt langsam nach. An der Ver­anstal­tung beteiligten sich zwar noch bis zu 400 Teilnehmer_innen, aber immer­hin min­destens 150 weniger als beim let­zten Aufzug vor zwei Wochen. Nach wie vor wenig Men­schen nah­men allerd­ings auch auf der zivilge­sellschaftlichen Ver­samm­lung mit dem Mot­to: „Mein Rathenow: Mit Herz statt Het­ze“ teil. Dafür sorgte eine anonyme Künstler_innengruppe wieder für eine spek­takuläre Aktion.
Bürg­er­bünd­nis zieht weniger Bürger_innen
Die nun­mehr im Zwei-Wochen-Rhyth­mus stat­tfind­en­den Het­zkundge­bun­gen des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ bzw. „Deutsch­land“ zieht, nach dem immer offen­er wer­den recht­sradikalen Geist der Ver­anstal­tung, anscheinend immer weniger Bürger_innen, ins­beson­dere aus der Stadt Rathenow. Dafür sind immer öfter mit den Bündler_innen engver­net­zte Vertreter_innen von ähn­lich gesin­nten Ini­tia­tiv­en aus Sten­dal, Gen­thin, Nauen, Ketzin/Havel und Schön­walde-Glien anwe­send. Viele dieser Grup­pen haben Kon­tak­te zu organ­isierten Neon­azis bzw. der­ar­tige Per­so­n­en in ihre Zusam­menkun­ft inte­gri­ert. Bekan­nte Gesichter der „Bürg­er­be­we­gung Gen­thin / Gen­thin wach auf“ zeigten heute beispiel­sweise mehrere Plakate der neon­azis­tis­chen Partei „Der dritte Weg“. Des Weit­eren war die Ini­tia­tive „Asyl­hütte in Ket­zin? Kannste knick­en 2.0“, hin­ter der sich Teile der Vere­ini­gung „Freie Kräfte Neu­rup­pin / Osthavel­land“ ver­ber­gen, wieder mit einem Ban­ner präsent. Weit­ere bekan­nte Neon­azis kon­nte den Szenen aus Rathenow, Prem­nitz und Pots­dam zuge­ord­net wer­den. Aus Pots­dam war darüber hin­aus auch der Chef der örtlichen PEGI­DA-Bewe­gung „POGIDA“ angereist. Gemein­sam mit ein­er Sym­pa­thisan­tin zeigte er ein Ban­ner des PI-News-Blogs, ein­er PEGI­DA-nahen, flüchtlings- und islam­feindlichen Internetpräsenz.
Eine Änderung in der Ver­anstal­tungs­gestal­tung gab es hinge­gen nicht. Lediglich das Redner_innenprogramm wurde ein wenig aufge­stockt. U.a. ein in säch­sis­chem Dialekt sprechen­der Red­ner für die so genan­nte 1,00 % Kam­pagne, mit der Pro­tag­o­nis­ten der extremen Recht­en u.a. einen pro­fes­sionellen Pro­pa­gandafeldzug gegen die derzeit­ige Flüchtlingspoli­tik planen.
Anson­sten blieben die Reden weit­ge­hend auf Stammtis­chniveau. Auch die Ein­gangsrede von Chris­t­ian Kaiser, presserechtlich Ver­ant­wortlich­er des „Bürg­er­bünd­niss­es“, blieb banal. Bemerkenswert an seinem Auftreten war lediglich ein bil­lig wirk­ender Anzug, der anscheinend Ser­iösität ausstrahlen sollte. Eine Einge­bung nach dem let­zten Besuch bei AfD-recht­saußen Björn Höcke?
Über­forderte Zivilgesellschaft
Während die Rathenow­er Zivilge­sellschaft bei der Unter­stützung von Flüchtlin­gen durch Willkom­mensini­tia­tiv­en und pri­vatem Engage­ment, aus deren Blick­winkel, dur­chaus pos­i­tive Akzente set­zt, wird die Frage des richti­gen Umgangs mit den regelmäßi­gen Stammtisch-Eska­paden auf dem Märkischen Platz noch immer kon­tro­vers disku­tiert. Die offen­sichtliche Uneinigkeit über den richti­gen Kurs in der Debat­te inner­halb der Stadt schwächt anscheinend immer noch die Proteste, insofern die regelmäßi­gen Ver­samm­lun­gen auf dem August-Bebel-Platz über­haupt als angemessene Gegen­ver­anstal­tung beze­ich­net wer­den dürfen.
Auch heute fan­den sich lediglich 120 Men­schen zusam­men, um im „Stillen“ zumin­d­est Präsenz zu zeigen. Für beson­dere Aufmerk­samkeit sorgte da nur eine spek­takuläre Aktion von Kul­turschaf­fend­en, die eine sym­bol­is­che Mauer aus Papp­kar­tons errichteten, um die Forderung des Bürg­er­bünd­niss­es nach nationaler Isolierung zu persiflieren.
Das Aktions­bünd­nis, dass sich in besseren Tagen ein­mal selb­st­be­wusst „Rathenow zeigt Flagge“ nan­nte, scheint hinge­gen eben­falls zwis­chen selb­st gebaut­en Mauern gefan­gen. Manche Men­schen, so ist es zu hören, wür­den dem „Bürg­er­bünd­nis“ und seinen Sympathisant_innen aus der extremen Recht­en gern deut­lich­er wider­sprechen, andere dage­gen inten­siv­er den Dia­log mit ver­meintlichen Mitläufer_innen der Bündler suchen wollen. Einigkeit scheint momen­tan nur darin zu beste­hen, dass die Het­ze der führen­den Köpfes des „Bürg­er­bünd­niss­es“ nicht nur von mal zu mal unser­iös­er und aggres­siv­er wird, son­dern das sich diese auch poli­tisch radikalisieren, wie eben deren auswär­tige Auftritte am 17. Jan­u­ar 2016 in Gen­thin, am 22. Jan­u­ar 2016 in Pots­dam und am 23. Jan­u­ar 2016 Schön­walde-Glien beweisen.
Fotos:
Press­eser­vice Rathenow
Sören Kohlhu­ber

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Antifaschismus

Support your local Antifa – don’t move to Berlin!

In den let­zten Wochen wur­den wir auf den Text der „Antifaschis­tis­chen Jugend Bran­den­burg“ mit dem Titel „Antifa in der Krise – Diskus­sions­beitrag der Antifa Jugend Bran­den­burg“ aufmerk­sam. Der Text the­ma­tisierte die Auflö­sung von Großstruk­turen in Berlin, der Regungslosigkeit der radikalen antifaschis­tis­chen Linken in den Großstädten und die Sit­u­a­tio­nen des Berlin­er Speck­gür­tels in Brandenburg.
Ein klein­er Rückblick
Vor ein paar Jahren, bevor sich der ras­sis­tis­che Mob in Gestalt von PEGIDA, AFD, NPD und Freie Kräfte mobil­isierte, lebte es sich gut in Bran­den­burg. Es gab kaum Neon­azidemon­stra­tio­nen, ‑kundge­bun­gen oder ‑mah­nwachen, die nicht von einem bre­it­en antifaschis­tis­chen Bünd­nis und ein­er gut organ­isierten Zivilge­sellschaft ver­hin­dert oder zumin­d­est mas­siv gestört wur­den. Neon­azistruk­turen in Cot­tbus, Frank­furt (Oder), Straus­berg, Pots­dam, Oranien­burg, Bad Belzig, Rathenow, Bran­den­burg an der Hav­el, Witt­stock und Neu­rup­pin hat­ten kaum Chan­cen ihre faschis­tis­chen Inhalte auf die Straßen zu tra­gen und wur­den in vie­len Orten bis aufs Let­zte zurückgedrängt.
Neu­rup­pin als Beispiel: 30.000 Einwohner*innen — eine Stunde mit der Region­al­bahn von Berlin entfernt.
In den Jahren 2007 bis 2012 hat­ten wir es jährlich mit Neon­azi­aufmärschen, organ­isiert von den Freien Kräften Neu­rup­pin / Osthavel­land, zu tun. Durch ein gutes Net­zw­erk aus bran­den­bur­gis­chen Ini­tia­tiv­en, Bran­den­burg­er und Berlin­er Antifa­grup­pen kon­nten die meis­ten der Demon­stra­tio­nen durch Sitzblock­aden ver­hin­dert, beziehungsweise stark verkürzt wer­den, so auch am 01. Mai 2012 in Witt­stock (Dosse) und am 05. April 2014 in Wittenberge.
Zwis­chen 2012 und 2014 trat die Neon­azi­gruppe kaum noch in Neu­rup­pin auf. Bis auf einzelne Kundge­bun­gen von 10 bis 15 Teilnehmer*innen fan­den kaum noch Aktio­nen statt – wenn ja, wur­den sie jedoch von einem großen zivilge­sellschaftlichen Bünd­nis begleit­et und gestört.
Erst mit der Ankündi­gung zum TddZ am 06.06.2015 in Neu­rup­pin, wurde die Gruppe wieder aktiv. Sie grün­de­ten eine „Ini­tia­tive gegen Über­frem­dung“, taucht­en auf allen Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen zu Geflüchteten in den Kreisen Ost­prig­nitz-Rup­pin, Prig­nitz und Ober­hav­el auf und ver­sucht­en die Stim­mung zu bee­in­flussen, Flug­blat­tak­tio­nen und Kundge­bun­gen waren über das ganze Jahr verteilt – doch in ihre eigentliche „Home­base“ traut­en sie sich, über das Kam­pag­nen­jahr hin­weg, kaum. Nach unser­er Ein­schätzung sind sie heute eine der aktivsten Neon­azi­grup­pen in Brandenburg.
Schluss mit der schö­nen Zeit
Die Sit­u­a­tion hat sich in den let­zten Monat­en gewan­delt, Bran­den­burg zeigt sich erneut von sein­er dunkel­sten Seite. PEGIDA, NPD und Freie Kräfte fassen in fast allen größeren Städten in Bran­den­burg Fuß, sie etablieren sich in der bürg­er­lich, ras­sis­tis­chen Mitte, ste­hen und laufen wöchentlich mit mehreren Hun­dert Neon­azis und Rassist_innen durch Rathenow, Straus­berg, Vel­ten, Oranien­burg, Zehdenick und Wittstock.
Und wir… wir sind in der Real­ität angekom­men und blick­en sehn­süchtig auf den 06.06.2015 zurück, an dem ein­er der größten Neon­azi­aufmärsche deutsch­landweit, der TddZ mit mehren hun­dert Antifaschist*innen in Neu­rup­pin ver­hin­dert wer­den kon­nte – allein aus Berlin kamen 500 Antifaschist*innen. Von dieser gelebten Sol­i­dar­ität ist nichts mehr zu spüren. Anfänglich haben wir es noch ver­sucht, Antifaschist*innen über­re­gion­al zu mobil­isieren, um die wöchentlich stat­tfind­en­den Demon­stra­tio­nen in den Griff zu bekom­men – ohne Erfolg.
Alles was uns bleibt, ist unsere befre­un­de­ten Struk­turen zumin­d­est per­son­ell zu unter­stützen und uns darüber aufzure­gen mit welch­er Igno­ranz unsere Sit­u­a­tion, in Berlin betra­chtet wird.
Naja, was solls – noch ein Aufruf – ankack­en hat noch nie funktioniert.
Unsere Sicht auf die Berlin­er Situation
Für uns begann die Sit­u­a­tion sich zu zus­pitzen, als in Berlin-Marzah­n/ Berlin-Hellers­dorf wöchentlich mehrere 1000 Neon­azis und Rassist*innen aufge­laufen sind. Und obwohl wir kaum einen Bezug oder Kon­takt nach Marzahn pflegten, fuhren wir so gut wie jede Woche dor­thin um die lokalen Struk­turen bei den Protesten und Block­ade­v­er­suchen zu unter­stützen. Es ist ja nicht so, dass wir nicht gerne Proteste mit unseren Mit­teln unter­stützen, nur fehlt uns ein­fach die Kraft und Energie, um uns dann par­al­lel um Städte wie Witt­stock, Neu­rup­pin, Oranien­burg und Rathenow zu küm­mern, wo wir als Bran­den­burg­er Grup­pen zu 90 % auf uns alleine gestellt sind. Wenn in Witt­stock 300 Neon­azis & Rassist*innen auflaufen, inter­essiert das die ehe­ma­li­gen Groß­grup­pen in und um Berlin wenig. Oft­mals standen wir in den let­zten Monat­en mit 30 bis 50 Leuten, 200 bis 600 Rassist*innen gegenüber. Für uns ist diese Sit­u­a­tion keines­falls trag­bar – während die radikale Linke in Berlin in ihren Stammkneipen hockt und das ras­sis­tis­che All­t­ags­geschehen bei Bier und Kippe gelassen besprechen, ver­bren­nen wir unsere Struk­turen, lei­den unter den Repres­sio­nen und laufen jedes Mal Gefahr, auf die Fresse zu kriegen.
Obwohl wir es auch mal wieder schaf­fen wollen, in unseren Städten eigene Inhalte zu set­zen, bes­timmt der ras­sis­tis­che Mob unsere Arbeit und wir kom­men zu nichts anderem mehr.
Die let­zte Demon­stra­tion in Rathenow hat gezeigt, dass es doch noch gelebte Sol­i­dar­ität in Bran­den­burg und Berlin gibt. So fan­den sich cir­ca 200 Antifas in Rathenow ein und ver­sucht­en mit ein­er Demon­stra­tion, den Neon­azis vor Ort zumin­d­est irgen­det­was ent­ge­gen zu set­zen. Doch dabei kann es nicht bleiben. Es reicht nicht – wir sind trotz­dem immer noch viel zu wenige und es bleibt bei ver­balem Protest.
Die Radikale Linke Berlin rief neulich dazu auf, dass die Zeit der Sitzblock­aden vor­bei wäre – da geben wir ihnen Recht. Wenn man so was sagt, müssen jedoch auch Tat­en fol­gen. Auch wenn Sitzblock­aden in der Prov­inz ein gutes Mit­tel gewe­sen sind, um Neon­azi­aufmärsche zu ver­hin­dern, sehen wir ein, dass das ver­hält­nis­mäßig ger­ade zum Scheit­ern verurteilt ist. Wenn mil­i­tan­ter Protest eine Lösung für das Prob­lem sein kann, obwohl dieser unsere Struk­turen durch Repres­sion stark schwächen kön­nte, sind wir für alle Alter­na­tiv­en offen, doch für uns nicht umset­zbar – wir brauchen euch da draußen und nicht nur kluge Ratschläge.
Wir hof­fen, dass weit­ere Beiträge fol­gen werden!

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Antifaschismus

Pegida“-Potsdam – Rassist_innen und Neonazis

Der Neonazi Christian Müller am 24. Januar 2016 auf einer Aufführung der „Langen Kerls“ am Schloss Sanssouci
Der Neon­azi Chris­t­ian Müller am 24. Jan­u­ar 2016 auf ein­er Auf­führung der „Lan­gen Kerls“ am Schloss Sanssouci

Nun also Pots­dam. Früher oder später musste es den Ver­such geben, auch in Pots­dam die ras­sis­tis­che Stim­mungs­mache auf den Straßen zu forcieren. Nach­dem im Spätherb­st 2014 ein Ver­such scheit­erte, ist es nun eine lose Grup­pierung um den Neon­azi Chris­t­ian Müller, die mit dem Label „Pegi­da“ ver­sucht neon­azis­tis­chen, ras­sis­tis­chen und ver­schwörungside­oloigschen Inhal­ten in Form von „Abendspaziergän­gen“ eine Bühne zu geben.
Bere­its von Beginn an war klar, dass offen­sichtliche Verbindun­gen zu neon­azis­tis­chen Struk­turen beste­hen und diese zum Teil deck­ungs­gle­ich mit dem Organ­ista­tion­steam sind. 
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

BraMM/Pegida am 29.01. in Senftenberg stoppen!

Am 29.01.2016 will der Bran­den­burg­er Pegi­daableger „BraMM“ zum drit­ten Mal mit ihrer ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion durch die süd­bran­den­bur­gis­che Kle­in­stadt Sen­ften­berg ziehen! Bei den let­zten bei­den Demos in Sen­ften­berg ver­sam­melten sich mehrere hun­dert Men­schen auf dem Mark­t­platz, neben den „besorgten Bürg­ern“ und den soge­nan­nten „Reichs­bürg­ern“ trafen sich dort auch mehrere autonome Nation­al­is­ten und Hools. Nach­dem die Ras­sis­ten dort ihre Anfangskundge­bung abhiel­ten liefen sie durch die Sen­ften­berg­er Innen­stadt. Bei der ersten Demon­stra­tion gelang es mehreren Antifaschis­ten die Demor­oute zu block­ieren, dadurch musste der Auf­marsch zum Mark­t­platz umkehren. Bei der zweit­en BraMM Demon­stra­tion in Sen­ften­berg ging die Polizei mit äußer­ster Härte vor. Alle Men­schen die die Polizei als ver­meintliche Gegen­demon­stran­ten ver­muteten, erhiel­ten sofort einen Platzver­weis für den gesamten Raum rund um den Markt. Desweit­eren stürmte die Polizei das Gelände eines dort befind­lichen Jugend­clubs. Auf dem Park­platz eines Super­mark­tes kam es zur gle­ichen­Zeit zu bru­tal­en Über­grif­f­en auf sich dort befind­liche Gegen­demon­stran­ten. Die restlichen in der Stadt befind­lichen Antifas wur­den den restlichen Abend durch die gesamte Stadt gejagt und mit Repres­salien über­zo­gen. Die genaue Demor­oute wird jedes­mal geheimge­hal­ten damit sich keine geplanten Block­aden erricht­en können.
Wir gehen davon aus das die Bullen am 29.10. wie beim let­zten mal äußerst bru­tal vorge­hen um den faschis­tis­chen Auf­marsch durchzuset­zen. Auf­grund von fehlen­den antifaschis­tis­chen Struk­turen in den meis­ten Städten Süd­bran­den­burgs sind wir auf Unter­stützung von außer­halb angewiesen! Wir rufen euch alle auf am 29.01.2016 mit nach Sen­ften­berg zukom­men um den Nazis auch in den Kleinen Städten zu zeigen das sie hier nichts ver­loren haben! Bis jet­zt gibt es keinen angemelde­ten Gegen­protest! Hal­tet euch deshalb dezen­tral in dem Bere­ich um den Mark­t­platz auf um spon­tan den Auf­marsch zu stop­pen oder kommt um 18:30 Uhr zum linksalter­na­tiv­en Jugend­club „JAM“, dieser befind­et sich in der Nähe vom Sen­ften­berg­er Bahnhof.
Am 29.01.2016 heißt es in Sen­ften­berg BraMM/Pegida mit allen Mit­teln zu stop­pen! Es gibt kein ruhiges Hin­ter­land – faschis­tis­che Struk­turen aufdeck­en und vernichten!
AntifaCrewFin­ster­walde

Inforiot