Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht und damit das 3. Reich. Nach 12 Jahren nationalsozialistischer Herrschaft, davon sechs Jahre im Krieg, die über 70 Millionen Menschen, darunter sechs Millionen Juden*Jüdinnen das Leben gekostet hat wurde das Morden, Brandschatzen und Ausplündern ganzer Länder Europas durch die gemeinsame Entschlossenheit der alliierten Nationen ein Ende bereitet. Deshalb soll dieser Tag Anlass zum Feiern sein!
Dennoch bedeutet das Ende des Krieges in Europa und die Niederschlagung des nationalsozialistischen Deutschlands kein Ende nationalistischer, antisemitischer und rassistischer Ideologien. Die von Politiker*innen und einigen Historiker*innen viel beschworene Stunde Null existierte nicht. Ganz im Gegenteil weisen Ausgrenzung und Hass eine Kontinuität in der wiederentstandenen Bundesrepublik, aber auch in der DDR auf. Die Deutsche Täter wurden zu Opfern gemacht.
Mit der Wiedervereinigung 1990 entwickelte sich aus diesem Nährboden ein wiedererstarkter Nationalismus der zu mörderischen Brandanschlägen führte, die teilweise von der Bevölkerung mitgetragen wurde.
Dieser Nationalismus ist heute keineswegs verschwunden. Gruppen wie PEGIDA und Co. versuchen an diesen anzuknüpfen. Die rassistische Hetze nimmt immer weiter zu. Angriffe auf Geflüchtete sind an der Tagesordnung. Gleichzeitig nehmen auch antisemitische Straftaten europaweit zu.
Deshalb wollen wir den Tag zu einem zum Feiern nutzen, um den Menschen zu danken, die die Welt vom Nationalsozialismus befreit haben, aber auch wachsam sein und gegen aktuelle gesellschaftliche Zustände zu kämpfen, die völkisch-nationalistische Ideen wieder aufleben lassen wollen.
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“. Die Worte des Auschwitz-Überlebenden Primo Levi sollten uns Mahnung sein und uns stärken beim Kampf gegen nationalistische, rassistische und antisemitische Stimmungen in Deutschland und Europa.
Daher kommt am 8. Mai ab 17 Uhr zur Kundgebung des VVN-BdA zum Sowjetischen Ehrenmal auf dem Anger und demonstriert mit uns anschließend gegen Nationalismus und Antisemitismus.
organisert von autonomer antifa frankfurt (Oder), libertären Aktion Frankfurt (Oder), Utopia e.V. — AG Erinnern & Gedenken
Kategorie: jüdisches Leben & Antisemitismus
Am 24. April 1945 wurde die Stadt Finsterwalde durch die Truppen der Roten Armee befreit.
Ihr Ziel war die Beendigung des Nationalsozialismus und des zweiten Weltkrieges, welcher Europa und die ganze Welt für Jahre in den Abgrund rissen. Terror, Verfolgung und Mord waren an der Tagesrodnung gegen all diejenigen die nicht in ihr sogenanntes arisches Herrenmenschenbild passten. Durch Hitlers und der nationalsozialistischen Weltmachtsphantasien verwickelten sie Europa und Teile der Welt in einen Flächenbrand aus Zerstörung und Unmenschlichkeit.
Dank einer Vielzahl von entschlossenen Verbänden antifaschistischer Partisanen, der roten Armee und den Alliierten der Anti-Hitler Koalition konnte dieses mit der Kapitulation des deutschen Reiches am 08./09.Mai 1945 ein Ende finden.
Unsere Stadt wurde jedoch schon am 24.April 1945 befreit. Deshalb wollen wir gemeinsam mit euch am 25. April 2015, zum 70. Jahrestag an die Befreiung von Finsterwalde erinnern und feiern.
*Heraus zum 25.April 2015 — 15 Uhr — Wasserturm — Finsterwalde*
Befreiung Feiern — Faschismus Bekämpfen
Am 23. März um 18 Uhr ist es die AGUS GADAT berufliche Schulen, die zum Protest gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aufruft. Unter anderem soll auf großer Leinwand ein Kurzfilm gezeigt werden, der die Ausgrenzung von Obdachlosen deutlich macht, es wird Musik geben und Arbeiten von Auszubildenden zum Thema werden zu sehen sein. Im Januar hatten Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Schule unter dem Eindruck von „Pegida“ die erste Neuruppiner Montagsdemonstration „Für Vielfalt gegen Einfalt“ organisiert. Bei Schnee und Regen kamen mehr als 300 Menschen auf den Schulplatz. Im Februar setzte das Oberstufenzentrum Ostprignitz-Ruppin die Reihe fort, wieder bei sehr mäßigen Witterungsbedingungen. Jetzt ist endlich Frühling, und die Veranstalter hoffen auf wachsende Beteiligung. Das Aktionsbündnis Neuruppin bleibt bunt unterstützt die Schülerinitiative und setzt sich dafür ein, dass die Demonstrationen bis zum Sommer fortgesetzt werden. Denn für den 6. Juni rufen Rechtsextremisten zu einer fremdenfeindlichen Großdemonstration „gegen Überfremdung“ nach Neuruppin. Sie scheuen nicht einmal davor zurück, das Fontanedenkmal und den weltbekannten Schriftsteller selbst für ihre rassistische Propaganda zu missbrauchen. Ausgerechnet den Weltbürger Theodor Fontane für fremdenfeindliche Ziele zu missbrauchen – das ist ein schlechter Witz. Die Familie Fontane war eine hugenottische Flüchtlingsfamilie, die hier gut aufgenommen wurde. Die Neuruppiner haben und hatten ein sehr entspanntes Verhältnis zu ihren Zuwanderern. „Neonazis können hier nicht punkten, das wird nichts in Neuruppin“, ist Bündnissprecher Martin Osinski überzeugt. In Neuruppin könnten die Rechtsextremisten mit fremdenfeindlichen Parolen keinen Blumentopf gewinnen. Die Montagsdemos bereiten den breiten, friedlichen Protest vor, mit dem Anfang Juni der braune Spuk zurückgewiesen werden soll. Die Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland stehen seit Jahren unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.
INFORIOT Rund 80 Neonazis haben bei einer Kundgebung am Samstag (25.10.) in Brandenburg/Havel „gegen staatliche Repressionen“ protestiert. Veranstalter war die „Gefangenenhilfe“, eine Organisation, die inhaftierte Neonazis unterstützen will. Auch die NPD sowie das Kameradschafts-Netzwerk „Licht und Schatten“ hatten zu der Aktion mobilisiert.
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Am Rande der rechten Kundgebung auf dem Neustädtischen Markt protestierten rund 70 Menschen. Aufgerufen dazu hatte die stadtoffizielle „Koordinierungsgruppe für Demokratie und Toleranz“. Vereinzelt waren Antifas an den Protesten beteiligt. Trotz einiger Pfeifkonzerte und Zwischenrufe war der Protest vergleichsweise schwach.
Bruder von NSU-Angeklagtem federführend / rechter Mörder ebenfalls vor Ort
Federführende Person bei der Neonazi-Kundgebung war Maik Eminger — der Zwillingsbruder des im Münchener NSU-Terrorprozess Angeklagten André Eminger. Bei seiner Ansprache beklagte Maik Eminger, dass das deutsche Volk “in Fesseln” liege und darum der „Volkstod“ drohe. Alle, die dagegen Widerstand leisten würden, müssten damit rechnen, in den „Kerker des herrschenden Systems“ gesperrt zu werden.
Unter den TeilnehmerInnen der Kundgebung befand sich auch Neonazi Sascha Lücke, der 1996 in Brandenburg/Havel den Punk Sven Beuter ermordet hatte und dafür im Gefängnis saß. Auch er fühlt sich offenbar als Opfer der „Repression durch das System“.
Jammern über die „Flimmersynagoge“
Auch Sebastian Schmidtke, vorbestrafter NPD-Vorsitzender in Berlin, jammerte in seiner Rede. Alle, die die “Wahrheiten” aussprechen würden, würden in den “Repressionsapparat des Systems” geraten. Die Meinung beispielsweise, das es Unterschiede zwischen Männern und Frauen geben würde, dürfe man nicht aussprechen — sonst drohten Sanktionen durch den “Repressionsapparat”. Horst Mahler, in Brandenburg inhaftierter Holocaustleugner, sei im Gefängnis, nur weil er “Geschichtsforschung” betrieben habe, so Schmidtke. In etwas eigenwilliger Logik führte Schmidtke dann aus, dass trotz der allgegenwärtigen politischen Unterdrückung seine Partei, die NPD, kein Verbot zu befürchten habe: “Wer nichts verbotenes tut, kann auch nicht verboten werden”.
Ein weiterer Redebeitrag kam vom Südbrandenburger Neonazi Pierre Dornbrach. Für ihn mache sich die Repression auch in einer “psychologischen Kriegsführung” bemerkbar, die gegen das deutsche Volk geführt werde. Ein Hauptinstrument dafür sei die “Flimmersynagoge” — gemeint ist das als antisemitisches Schmähwort fürs Fernsehen.
Rechte Aufmärsche “gegen Repression” sind in Brandenburg/Havel kein Novum: Erst im Juli hatte es eine Kundgebung von 25 Neonazis mit ähnlicher Ausrichtung in Brandenburg/Havel gegeben. 2011 hatten in der Stadt rund 250 Neonazis für Horst Mahler demonstriert.
Hitler auch dabei – als Schauspieler
Neben der Neonazikundgebung bewegte sich einige Zeit ein als Adolf Hitler verkleideter Schauspieler, begleitet von einem Kamerateam. Anscheinend wurde die Kundgebung als Kulisse für die Verfilmung der Hitlersatire „Er ist wieder da“ genutzt.
Frankfurt (Oder) — Unter der Überschrift „Tinterstecher muss bluten“ berichtete das Nachrichtenportal gegenrede.info Anfang August von einem Strafbefehl über 2.000 Euro gegen einen Frankfurter Neonazi. Dieser hatte auf seinem Facebook-Profil einen antisemitischen Spruch und ein Hitlerporträt veröffentlicht.

Dabei handelt es sich um den 51-jährigen Mario Müller. Der Inhaber des Tattoo-Studios „Ink under the Skin“ und Mitglied der Kameradschaft Kommando Werwolf (KSKW) ist in der Vergangenheit schon des öfteren durch neonazistische Äußerungen bzw. Sympathien für den Nationalsozialismus aufgefallen. Mehr als einmal berichteten wir über ihn. Inzwischen hat er aber sein Facebook-Profil etwas aufgeräumt. Neben zahlreichen Bilder von Tätowierungen finden sich kaum noch eindeutig extrem rechte Äußerungen. Dennoch heißt dies keineswegs, dass Mario Müller sich von neonazistischen Gedankengut entfernt hat. Er scheint nur etwas vorsichtiger geworden zu sein.
Neben seiner Tätigkeit als Tätowierer begeistert er sich zudem für Musik. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er Anfang diesen Jahres eine eigene Band namens „Unverwundbar“ gründete. Anders als bei seiner Gesinnung und dem Namen zu erwarten, handelt es sich dabei aber nicht um eine plumpe Rechtsrock-Band, sondern um eine Coverband des deutschen Schlagersängers Matthias Reim. Als Leadsänger und Gitarrist versucht sich Mario Müller in einem scheinbar bürgerlich Umfeld als Musiker etablieren zu wollen. So sind die Auftrittsorte von „Unverwundbar“ keine konspirativen Konzertlocations, die durch eine Schnitzeljagd über verschiedenste Checkpoints zu erreichen sind, sondern normale Kneipen mitten in der Stadt. Dennoch können sich hier Neonazis wohl fühlen, da ihnen selten Zutritt verwehrt wird und sie dabei deutscher Musik, gespielt von einem Kameraden lauschen können. Dass der Inhalt der Texte nicht, wie sonst üblich, ihr menschenverachtendes Weltbild widerspiegelt, ist dabei erstmal nebensächlich.

Dass Mario Müller ein überzeugter Neonazi ist, müsste zumindest sein Bandkollege Pierre Fischer wissen. Er spielt nicht nur bei „Unverwundbar“ mit, sondern ist auch des öfteren bei Müller zu Hause zu Gast gewesen. Dass ihm dabei seine Gesinnung in Form von neonazistischer Kleidung und Wehrmachts-Devolitäten nicht aufgefallen ist, darf bezweifelt werden. Damit ist ist ausgeschlossen, dass Fischer nicht nur Müllers Weltbild billigt, sondern dieses auch mit ihm teilt.
“Eine muss den Mund ja aufmachen”, sagte Anita Köcke im Jahr 2001, als sie das erste Mal seit ihrer Gefangenschaft im Jugendkonzentrationslager Uckermark auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers war. Diese Aussage hat sich die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. zu Herzen genommen und eine Veranstaltungsreihe mit Ausstellung vorbereitet, die der Geschichte vom ehemaligen KZ Uckermark und den Verfolgtengruppen Gehör verschaffen soll.
Die Reihe wird 14 Veranstaltungen in Berlin und eine Bustour mit Rundgängen über das ehemalige KZ-Gelände in der Uckermark umfassen. Neben Vorträgen zur Geschichte des Lagers und zum aktuellen Stand des Gedenkorts, wird es Workshops und Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen geben, die sich mit Kontinuitäten aus dem Nationalsozialismus (Fortführung von Denkmustern und Handlungen) beschäftigen.
Höhepunkte, bei denen die Überlebenden und Betroffenen von Ausgrenzung selbst zu Wort kommen, sind die Lesungen „Kinder von KZ-Häftlingen- eine vergessene Generation” (Prochnow/Böhnisch); “Ich hatte vier Mütter und drei Väter … und dazwischen war Haus Sonnenschein” (Helmsdorf); „Erinnerungen“ (Bejarano), sowie ein Gespräch mit Überlebenden des Jugend-Konzentrationlagers ?ód?. Der Abschluss wird im SO 36 mit dem Konzert von Bejaranos & Microphone Mafia stattfinden. Alle Veranstaltungen sind kostenfrei, Spenden sind erwünscht.
Das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Uckermark liegt ca. 90 km nord-östlich von Berlin. An diesem Ort waren zwischen 1942 — 1945 Mädchen und junge Frauen inhaftiert, die im Nationalsozialismus als “asozial” bezeichnet wurden.
Politisch Verfolgte, Partisaninnen aus Slowenien sowie Sinti- und Romamädchen gehörten ebenfalls zu den Häftlingen. Das KZ Uckermark wurde lange Zeit in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen und bis heute haben die meisten ehemaligen
Häftlinge keine öffentliche Anerkennung erfahren. Die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. setzt sich seit 1997 dafür ein, auf dem ehemaligen KZ — Gelände einen würdigen Gedenkort zu gestalten.
Die vollständigen Termine und Orte finden Sie im Internet unter:
http://www.gedenkort-kz-uckermark.de/info/2014_reihe-in-berlin.htm,
Bitte beachten Sie, dass bei einigen Veranstaltungen eine Anmeldung erforderlich ist
Kontakt unter: veranstaltungen-kz-uckermark@gmx.de, Tel.: 01573 743169
Das Entsetzen in der mit 60 Leuten gut besuchten Veranstaltung stand den Besuchern ins Gesicht geschrieben und der Vortragende Dr. Heinrichs erwiderte nach kurzem Schweigen schlicht, in der DDR seien keine Christen vergast worden.
Die BI sieht in der Denkweise, die sich hier kundgibt eine tiefe Beleidigung der Opfer, deren Familien deportiert, eingesperrt und ermordet worden sind und der Gemeinden, deren Synagogen in Brand gesetzt wurden. Aber auch eine quasi-Gleichsetzung der Bürger der DDR und selbst der Funktionäre mit den Schergen und Helfern der Märderdiktatur des Dritten Reiches ist eine bodenlose Unverschämtheit, die an Volksverhetzung grenzt. Wenn das die Art ist, wie die evangelische Kirche ihre Versöhnungsarbeit in der Garnisonkirche gestalten wollen, wird diese scheitern und es werden weitere Gräben sowohl zwischen den Religionen als auch zwischen der evangelischen Kirche und der nicht-kirchlichen Mehrheitsgesellschaft aufgerissen.
Als einige Tage später Verena Hartung von der Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. mit einer Gruppe Studierender auf den Gedenkort kam, war das Sonnensegel samt allen Halterungen weg. Sie sagt: „Ich kann es einfach nicht glauben. Eine beispiellose Respektlosigkeit gegenüber denen, die an diesem Ort inhaftiert waren, die hier ermordet wurden. Diese Tat spielt denen in dieHände, die einen Schlussstrich unter die Geschichte ziehen wollen, die nicht mehr erinnern wollen und die Kontinuitäten verleugnen.”
Als spontane Solidaritätsbekundung gab die Gruppe der Studierenden eine Spende für ein neues Sonnensegel.
Das Segel war im vergangenen Sommer, nur zwei Tage nach der Errichtung, von Unbekannten zerstört worden. Damals hatten die ehemaligen Häftlinge Ilse Heinrich und Charlotte Kroll das Segel eingeweiht.
Seit gut 15 Jahren arbeitet die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. daran, den Ort des Jugendkonzentrationslagers und späterem Vernichtungslagers Uckermark dem Vergessen zu entreißen. Ziel der hauptsächlich durch Spenden finanzierten Arbeit ist es, am historischen Ort die Geschichte sichtbar zu machen und die Öffentlichkeit zu informieren. Die Gestaltung des Geländes soll auch zum Verweilen und Offenen Gedenken einladen. Die freie Zugänglichkeit des Ortes unabhängig vom institutionalisierten Gedenken ist ein großes Anliegen der Initiative.
„Wir werden hier trotz des erneuten Angriffs auf den Gedenkort nicht wieder Zäune und Mauern errichten!“ sagt Verena Hartung. ” Wir werden weiter an unserem Konzept des Offenen Gedenkens festhalten. Wir lassen uns nicht einschüchtern und wir werden weiter für einen würdigen Gedenkort Uckermark kämpfen. Die vielen positiven Rückmeldungen zum Besuch des Gedenkortes und das große Interesse an Rundgängen und Information sind uns ein Ansporn. “
Nach einem Rückgang im Jahr 2012 stieg die Anzahl rechter, rassistischer und antisemitischer Straftaten im vergangenen Jahr in den neuen Bundesländern und Berlin wieder deutlich an. 2013 wurden insgesamt 737 politisch rechts motivierte Angriffe mit mindestens 1086 direkt Betroffenen dokumentiert. Dies sind rund 18 Prozent mehr Angriffe, als die Beratungsstellen für das Jahr 2012 (626 Angriffe) dokumentiert hatten. Statistisch gesehen ereignen sich in Ostdeutschland etwa zwei rechte Angriffe pro Tag. Mit 223 Fällen wurden die meisten rechten und rassistischen Gewalttaten in Sachsen gezählt. Es folgen Berlin (185), Sachsen-Anhalt (116), Brandenburg (85), Mecklenburg-Vorpommern (83) und Thüringen (45). Pro 100.000 Einwohner_innen ereigneten sich in Sachsen, Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern jeweils mehr als fünf Angriffe. Nur in Thüringen (2) und Brandenburg (3,4) sind die Angriffszahlen geringer. *Dimension rechter Gewalt* Mehrheitlich wurde durch die unabhängigen Beratungsstellen ein Anstieg der Angriffe beobachtet. Nur in Brandenburg und Thüringen sind die Zahlen leicht rückläufig. Andere Bundesländer hingegen verzeichneten traurige Rekorde. Das Berliner Beratungsprojekt ReachOut berichtet von den höchsten Angriffszahlen seit ihrer Gründung (Anstieg um 33 %). Einen Anstieg müssen auch die Länder Sachsen (Anstieg um 43 %) und Mecklenburg-Vorpommern (Anstieg um 40 %) feststellen. In Mecklenburg-Vorpommern wurden nach sinkenden Fallzahlen 2012, wieder ähnlich viele Fälle registriert wie in den Jahren zuvor. Sachsen- Anhalt hat einen leichten Anstieg um 10 % zu verzeichnen. „Wir gehen davon aus, dass unsere kontinuierlichen Recherchen und Dokumentationen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt erheblich dazu beitragen, das Dunkelfeld zu erhellen.“ So Robert Kusche, ein Sprecher der Opferberatungsstellen „Aber auch die teilweise offen rassistisch geführten Diskussionen um Asyl in Deutschland schaffen den Nährboden für rassistische Ideologien und führen in ihrer Konsequenz zu rechten Gewalttaten“. In 64 % der Fälle handelt es sich um Körperverletzungen und bei 27 % um massive Bedrohungen, versuchte Körperverletzungen sowie Nötigungen. Bei sieben Angriffen handelte es sich um schwere Körperverletzungen oder versuchte Tötungsdelikte. Ein Beispiel: Am 21.09.2013 wurde ein 34-jähriger Imbissbetreiber türkischer Herkunft beim Abschließen seines Geschäfts im Bahnhof unvermittelt aus einer Gruppe Neonazis rassistisch beschimpft und von mehreren Angreifern brutal mit Fäusten, Tritten und Flaschen attackiert. Vergeblich versucht seine Freundin, dazwischen zu gehen und muss mit ansehen, wie die Unbekannten weiter auf den 34-Jährigen eintreten, als er bereits schwer verletzt am Boden liegt. Der Betroffene muss mit lebensgefährlichen Verletzungen notoperiert und danach in ein künstliches Koma versetzt werden. „Trotz der Aussagen der Betroffenen und Zeug_innen konnte oder wollte die Staatsanwaltschaft kein rassistisches Motiv erkennen. Dies verdeutlicht ein zentrales Problem im Umgang mit Betroffenen rechter Gewalt“ so Robert Kusche. Er kritisiert außerdem: „Auch in Berlin wurde wieder eine rassistische Tat bekannt, bei dem die Betroffenen am Tatort von der Polizei zunächst so behandelt wurden als seien sie die Täter.“ *Menschen werden am häufigsten aus rassistischen Gründen angegriffen* Besorgnis erregend ist der hohe Anstieg rassistischer Gewalttaten um mehr als 20 % (2013: 344; 2012: 276; 2011: 226). Fast die Hälfte aller von den ostdeutschen Beratungsprojekten und in Berlin dokumentierten Angriffe waren rassistisch motiviert (2013: 47 %; 2012: 44 %; 2011: 32 %). Nicht-rechte und alternative Personen (18 %; 134 Angriffe) sowie Menschen, die von den Täter_innen als politische Gegner_innen angesehen werden (19 %; 140 Angriffe), gehören zu der zweitgrößten Betroffenengruppe rechter Gewalt. Bei 57 Gewalttaten war Homophobie (8 %), in 17 Fällen Antisemitismus und in 11 Fällen Sozialdarwinismus das zentrale Tatmotiv. Zudem registrierten die Beratungsstellen acht Angriffe gegen Menschen mit einer Behinderung. *Insgesamt stellen die Beratungsstellen fest* Die Debatten um die NSU-Morde sowie die jahrelange Dokumentation durch die Beratungsprojekte haben dazu beigetragen, dass das Dunkelfeld rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt kleiner wird. Dennoch wird das gesellschaftliche Klima beispielsweise gegen Flüchtlinge oder Andersdenkende zunehmend rauer. Die Angebote der unabhängigen Opferberatungsstrukturen leisten einen unverzichtbaren Beitrag, damit die Empfehlung des Bundestagsuntersuchungsausschusses zum NSU tatsächlich im Sinne der Betroffenen umgesetzt werden können. Darum müssen im Interesse der Betroffenen endlich in allen Bundesländern flächendeckend finanziell abgesicherte Beratungsstrukturen aufgebaut werden.
Zum 27. Januar vermeldet Wikipedia folgenden Eintrag: 1945. Die Rote Armee befreit im Zweiten Weltkrieg das weitgehend geräumte Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Das Datum dieses Ereignisses wird 1996 in mahnender Erinnerung als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zum nationalen Gedenktag in der Bundesrepublik Deutschland erklärt und 2006 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen auch international zum Holocaustgedenktag proklamiert.
Wie aber kommt man auf die Idee, diesen Gedenktag ausgerechnet in der Lindenstraße 54 zu begehen?
In den Jahren von 1933 bis 1945 diente die Lindenstraße 54 den Nazis als Ort zur Verfolgung von Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht in das Raster der rassistisch determinierten Weltanschauung des NS-Systems passten. Vor dem Amtsgericht wurden Menschen verurteilt, die sich der Vielzahl der NS-Sondergesetze widersetzten: Jüdische Mitbürger, die sich der diskriminierenden Stigmatisierung durch den Namenszusatz Sarah oder Israel entzogen, Frauen und Männer, die sich der rigiden deutschen Arbeitsgesetzgebung widersetzten, Frauen, die sich nicht an das Kontaktverbot zu Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern hielten, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die vor der Willkür am Arbeitsplatz flohen und mit dem Gesetz in Konflikt gerieten, weil sie versuchten, ihr durch Einschränkungen gezeichnetes Leben zu verbessern. Von 1934 bis 1944 beherbergte die heutige Gedenkstätte in der Lindenstraße 54/55 das Erbgesundheitsgericht Potsdam, in dieser Zeit wurden hier mehr als 4.000 Anträge auf Unfruchtbarmachung vermeintlich „Erbkranker“ bearbeitet. Die Erbgesundheitsgerichte waren die Vorstufe zur systematischen Ermordung kranker Menschen und von Menschen, die nicht in das NS-Menschenbild passten. Im Landgerichtsgefängnis waren Verurteilte der in Potsdam tagenden Senate des Volksgerichtshofes bis zu ihrem Abtransport in die Hinrichtungsstätten Brandenburg und Plötzensee oder in die vorgesehenen Haftstätten inhaftiert. Das Gefängnis war auch Vollstreckungsort für Urteile, die Wehrmachtsgerichte über Soldaten und Zivilisten gefällt hatten. Aus der Haftanstalt heraus wurden Häftlinge, die vor Gericht freigesprochen wurden, an die Gestapo ausgeliefert und in Konzentrationslager gebracht.
Die Lindenstraße war zwar ein zentraler Ort der rassistischen und politischen Verfolgung in der Zeit des NS-Regimes. Aber für ein Gedenken an den Holocaust gibt es in Potsdam mehrere geeignetere Orte. Ein geeigneter Ort für ein würdiges Gedenken an den Holocaust ist der Gedenkstein in der Babelsberger Spitzweggasse, von wo am 16. Januar 1943 die letzten in Potsdam lebenden Juden nach Riga und in andere Vernichtungslager deportiert wurden. Auch die Gedenktafel am Ort der ehemaligen Synagoge am Platz der Einheit bietet sich für eine zentrale Gedenkveranstaltung an. Auch einzelne Stolpersteine in der Stadt sind authentische Orte für das offizielle Gedenken am Holocaustgedenktag.
Gegen eine Gedenkveranstaltung in der Lindenstraße spricht auch, dass in der Gedenkstätte bis heute kein Gedenkort existiert, der ein würdiges Gedenken an die Opfer des Naziregimes ermöglicht.
Ein Gedenken an der Plastik „Das Opfer“ im Innenhof der Gedenkstätte wird von den Verfolgten des Naziregimes und ihren Interessenverbänden abgelehnt, weil nach 1945 auch Nazifunktionäre in der Lindenstraße inhaftiert waren. Darunter waren z.B. Mitglieder der persönlichen SS-Leibstandarte Hitlers, Funktionäre der SA, des SD, des BDM und der politischen Polizei. Ihnen wurde vorgeworfen, verantwortlich für die Deportation von Zwangsarbeiterinnen aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten ins Reichsgebiet zu sein, Häftlinge im Konzentrationslager misshandelt zu haben oder Menschen wegen des Hörens von „Feindsendern“ bei der Gestapo denunziert zu haben.
Die Konzeption einer Sammelgedenkstätte für Opfer verschiedener politischer Herrschaftssysteme ist außerdem mit der Singularität des Holocausts unvereinbar.
Wir können nicht nachvollziehen, dass der Oberbürgermeister trotz der jahrelangen Bitten und Proteste weiter in dieser Form und an diesem Ort Gedenkveranstaltungen durchführt. Statt die eigene Position zu überdenken und die Position der Opferverbände zumindest zu respektieren, nimmt die Stadtspitze in Kauf, dass die NS-Verfolgten am Gedenken nicht teilnehmen, sondern eigene Veranstaltungen organisieren.
Die VVN-BdA Potsdam fordert die Schaffung eines würdigen Gedenkortes für die Opfer des NS-Regimes in der Lindenstraße.
Wir lehnen die Vereinnahmung der Opfer des Naziregimes unter einen allgemeinen Opferbegriff ab, der auch Nazitäter umfasst.
Wir laden alle antifaschistisch gesinnten Bürgerinnen und Bürger herzlich ein, am 27.01.2014 ab 18 Uhr an der würdigen Gedenkveranstaltung teilzunehmen, die antifaschistische Gruppen am Platz der Einheit und am Ehrenfriedhof auf dem Bassinplatz durchführen.