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Arbeit & Soziales Gender & Sexualität

Feministische Thesen zu Sexarbeit

Wie hängt die Stig­ma­tisierung von Sexar­beit mit der gesellschaftlichen Mis­sach­tung von Care-Arbeit zusammen?
Warum ist die Emanzi­pa­tion nicht geschafft, solange „Hure“ ein Stig­ma bleibt? Was bedeutet der Dual­is­mus von Heilige und Hure für das Selb­st­bes­tim­mungsrecht aller Mäd­chen* und Frauen*?
Was hat das mit Ras­sis­mus zu tun?
Dazu haben wir The­sen for­muliert, die wir mit euch disku­tieren wollen.
16.04.2018
19:00
Buch­laden Sputnik
Char­lot­ten­straße 28
14476 Potsdam
Wir, Maria&Magdalena4ever,
sind eine kleine Gruppe von Frauen, die aus fem­i­nis­tis­ch­er Per­spek­tive gegen die Stig­ma­tisierung von Sexar­beit Posi­tion bezieht.

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Bildung & Kultur Gender & Sexualität

Feminismus geht uns alle an!“

## queer­fem­i­nis­tis­che Aktion­stage am 16. und 17.03. ## Konz­ert und Workshops ##
Am 16. und 17.03.2018 find­en die vom Utopia e.V. organ­isierten, queer­fem­i­nis­tis­chen Tage in Frank­furt (Oder) statt. An bei­den Tagen wird sich dabei einge­hen­der mit den The­men Queer­fem­i­nis­mus und Fem­i­nis­mus auseinandergesetzt.
„Wir wollen ein Bewusst­sein für Geschlecht­si­den­titäten fernab gängiger Rol­len­vorstel­lun­gen von Mann und Frau schaf­fen. Es gibt viele Men­schen, die sich von der Gesellschaft eingeschränkt fühlen, wenn sie einzig und allein nach het­ero­sex­uellen Nor­men und ihrem biol­o­gis­chen Geschlecht beurteilt wer­den. Die Per­sön­lichkeit eines Men­schen macht noch viel mehr aus.“, so Paula Schnür­pel, für den Utopia e.V.
Am 16.03 geht es um 20 Uhr los mit einem queer­fem­i­nis­tis­chen Spek­takel mit ver­schiede­nen Bands im „Frosch – Der Club“ (Ziegel­straße 36, 15230
Frank­furt (Oder)). Gym Ton­ic, Bechamel und Boston Cur­tis wer­den Songs quer durchs Punkrock­genre zum Besten geben. Am 17.03. fol­gen, ein­geleit­et von einem Ein­führungsvor­trag zum The­ma Queer­fem­i­nis­mus, zwei Work­shops zu den The­men „Schwanger­schaftsab­bruch? — Mein Kör­p­er gehört mir! Fem­i­nis­tis­che Per­spek­tiv­en auf eine umkämpfte Debat­te“ sowie „Let‘s talk about Sex!“, einem Work­shop, der sich spez­i­fisch an Men­schen mit Frauen*Lesben*Trans*Inter* (FLTI*) — Geschlecht­si­den­titäten richtet und in dem den Teil­nehmenden Wege aufgezeigt wer­den sollen, wie sie offen über ihre Sex­u­al­ität kom­mu­nizieren kön­nen. Zum krö­nen­den Abschluss des Woch­enen­des wird es ein Queer-Din­ner für die Teilnehmer*innen der Bil­dungsver­anstal­tun­gen mit der Möglichkeit, Erfahrun­gen auszu­tauschen und sich weit­er ken­nen­zuler­nen, geben. Bei­de Work­shops und das Din­ner find­en im Kon­tak­t­laden des Utopia e.V. in der Berlin­er Straße 24 in 15230 Frank­furt (Oder) statt.
„Fem­i­nis­mus geht uns alle an! Wir wollen dazu beitra­gen, die Unter­drück­ung durch das Patri­ar­chat zu über­winden und für Gle­ich­berech­ti­gung und Chan­cen­gle­ich­heit aller ein­ste­hen. Nicht nur die aktuelle ‘Me too‘ — Debat­te, die in den Medi­en aufge­grif­f­en wurde, zeigt uns, dass es Zeit ist, daran etwas zu ändern.“, so Tony Poes­dorf weit­er für den Utopia e.V.
Das Pro­jekt wird aus Mit­teln des Quartiers­fonds im Rah­men vom Städte­bauförderung­spro­gramm „Soziale Stadt“ finanziert.
Weit­ere Infor­ma­tio­nen zum Ver­anstal­tungswoch­enende unter:
http://utopiaffo.blogsport.de/category/queerfeministische-tage-2018/
Frank­furt (Oder), den 12. März 2018

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Gender & Sexualität Law & Order

Demonstration „Frauen gegen Rassismus und Ungerechtigkeit“

Anlässlich des Inter­na­tionalen Frauen­t­ages demon­stri­erten am Sam­stag, den 10. März, rund 250 Men­schen durch die Cot­tbuser Innen­stadt. Das Net­zw­erk, welch­es zur Demon­stra­tion aufgerufen hat­te, machte in Rede­beiträ­gen und Sprechchören deut­lich, dass Ras­sis­mus in Cot­tbus und über­all ein Ende haben muss. Der bunte Protest wurde durch Über­griffe von Geg­n­ern der Demon­stra­tion über­schat­tet. In der Nacht von Son­ntag auf Mon­tag wurde der von der Organ­i­sa­tion Women in Exile genutzte Omin­bus auf dem Oberkirch­platz in Cot­tbus schw­er beschädigt.

Die Angriffe während und nach der Demon­stra­tion von Frauen und Geflüchteten zeigen erneut, wie hem­mungs­los in Cot­tbus gegen Ander­s­denk­ende vorge­gan­gen wird. Vor den Augen der Polizei und trotz erhöhter Polizei-Präsenz in Cot­tbus wurde die Demon­stra­tion von zahlre­ichen Vor­fällen über­schat­tet. „Für uns ist klar, dass die Zer­störung des Busses ein geziel­ter Angriff war. Genau die ras­sis­tis­chen und frauen­feindlichen Zustände in Cot­tbus, die von uns kri­tisiert wur­den, haben sich hier wieder ein­mal bestätigt. Wir lassen uns davon aber nicht ein­schüchtern und fordern die Politiker*innen der Stadt auf, endlich Posi­tion zu beziehen und einzu­greifen.“, so Eliz­a­beth Ngari von Women in Exile and Friends. Sie fährt fort: „Die anti­ras­sis­tis­che Arbeit im all­ge­meinen und ins­beson­dere für Frauen ist und bleibt notwendig!“

Die Demon­stra­tion führte von Sandow in die Cot­tbuser Innen­stadt. Am Blechen Car­ree fand eine Zwis­chenkundge­bung statt, bei der eine Demon­stran­tin noch ein­mal expliz­it über die Ras­sis­muser­fahrun­gen berichtete, die sie täglich in Cot­tbus machen muss: „Nicht einen Tag kann ich in Cot­tbus ungestört auf die Straße gehen. Wenn ich mich in der Straßen­bahn in mein­er Mut­ter­sprache unter­halte, fordern mich fremde Men­schen dazu auf, Deutsch zu sprechen. Das erlebe nicht nur ich so. Vie­len anderen Frauen in Cot­tbus erge­ht es ähnlich.“

Auf der Route zum Ort der Abschlusskundge­bung wurde die Demon­stra­tion in der Berlin­er Straße von einem Mann mit Blu­men­töpfen attack­iert. Nie­mand wurde getrof­fen. Der Vor­fall wurde der Polizei gemeldet und der Angreifer von Beamten gesichtet. Den­noch schrieb die Polizei im Nach­gang, dass es während der Ver­anstal­tung keine Vorkomm­nise gab. Nur wenige Stun­den später wurde der Begeg­nungs­bus, der dem Jugend­fördervere­in Chance e.V. gehört und mit dem einige Demon­stri­erende nach Cot­tbus gekom­men waren, beschädigt.

Der Bus kon­nte wegen eines tech­nis­chen Defek­ts zunächst nicht weit­er fahren und wurde an der Oberkirche abgestellt. Laut Aus­sagen eines Anwohn­ers wurde der Aus­puff des Busses bere­its am Abend nach der Demon­stra­tion mit Bauschaum verklebt. In der Nacht von Son­ntag auf Mon­tag wur­den dann die Scheiben eingeschla­gen – ver­mut­lich durch min­destens zwei Personen.

Auch Christoph Berndt, Vere­insvor­sitzen­der von Zukun­ft Heimat, zeigte sich pro­voka­tiv bei­der Abschlusskundge­bung auf dem Oberkirch­platz. Nach­dem die Protestieren­den laut­stark gefordert hat­ten, dass Berndt die Demon­stra­tion ver­lassen solle, wurde er von der Polizei des Ortes ver­wiesen. Er beobachtete diese von einem ent­fer­n­teren Punkt aus weiter.

Es zeigt sich, dass der Hass, der durch Zukun­ft Heimat und andere in die Stadt getra­gen wird, auch zu Gewalt wird. Was haben Men­schen gegen Frauen, die vor Gewalt hierher
geflo­hen sind? Warum sollen ger­ade sie wieder zu Opfern wer­den – im All­t­ag oder am Rande von Demon­stra­tio­nen? Wir wer­den diese Frauen weit­er unter­stützen, um sich zur Wehr zu set­zen gegen Gewalt und Unter­drück­ung – hier und über­all!“ so Luise Mey­er von Cot­tbus Nazfrei.

Der bis­lang geschätzte Schaden am Bus beläuft sich auf mehrere Tausend Euro. Um finanzielle Unter­stützung wird gebeten.

Spenden kön­nen auf fol­gen­des Kon­to über­wiesen werden:

Opfer­per­spek­tive e.V.

Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE34100205000003813100

BIC: BFSWDE33BE

Betr­e­ff: Bus-Schaden Cot­tbus (bitte unbe­d­ingt angeben)

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Gender & Sexualität Law & Order

Cottbus: Bus einer Initiative geflüchteter Frauen zerstört

INFORIOT – Anlässlich des inter­na­tionalen Frauen*kampftages fand am ver­gan­genen Sonnabend, den 10. März, eine anti­ras­sis­tis­che Frauen*demonstration in Cot­tbus mit etwa 250 Teil­nehmenden statt. Über­schat­tet wurde die Ver­anstal­tung durch einen mut­maßlich von Neon­azis verübten Anschlag auf den Bus von “Women in Exile”, eines Vere­ins geflüchteter Frauen, die zur Demon­stra­tion aufgerufen hatten.
Foto: Inforiot
Frauen* demon­stri­eren gegen Ras­sis­mus und Ungerechtigkeit
Neben Women in Exile wurde die Demon­stra­tion unter­stützt durch Cot­tbus Naz­ifrei! und der Opfer­per­spek­tive e.V. und richtete sich gegen den durch den neu-recht­en Vere­in „Zukun­ft Heimat“ geschürten Ras­sis­mus in der Stadt. Bei „Zukun­ft Heimat“ han­delt es sich um eine nach außen als heimatver­bun­den darstel­lende Ini­tia­tive, die jedoch mit Unter­stützung des Crowd­found­ing­pro­jek­ts „Ein Prozent“ eine völkisch-nation­al­is­tis­che und ras­sis­tis­che Kam­pagne in Cot­tbus aus­trägt. Teil dieser Kam­pagne sind Demon­stra­tio­nen, an denen in jüng­ster Ver­gan­gen­heit bis zu mehreren Tausend Men­schen aus dem ver­schieden­sten ras­sis­tis­chen und neon­azis­tis­chen Spek­tren aus der Region, aber auch über­re­gion­al teilnahmen.
Foto: Inforiot
Cot­tbusser Drohkulisse
Die Demon­stra­tion startete am Muskow­er Platz in Sandow, einem Ort­steil am Rande von Cot­tbus. In mit­ten ein­er Plat­ten­baukulisse trafen die Demonstrant*innen auf die Cot­tbuser Real­ität, denn im gesamten Ort­steil rangen asylfeindliche Parolen an den Wän­den und Stromkästen, die dort mut­maßlich nicht erst zur Demon­stra­tion ange­bracht wurden.
Foto: Ney Sommerfeld
Nach ein­er kurzen Auf­tak­trede bewegte sich die Demon­stra­tion in Rich­tung des Einkauf­szen­trums Blechen-Car­ré, eines der Haup­taus­tra­gung­sorte gewalt­tätiger Auseinan­der­set­zung in der Cot­tbusser Innen­stadt zwis­chen deutschen Jugendlichen und Geflüchteten. Dort wurde eine Zwis­chenkundge­bung abge­hal­ten. Am Rande der Kundge­bung echauffierten sich einige Anwohner*innen über das Demon­stra­tions­geschehen, schließlich sei das Aus­bleiben der Kund­schaft an den Demon­stra­tionsta­gen ein Ver­lust­geschäft für den Einzel­han­del. Andere Neon­azis, augen­schein­lich aus der Secu­ri­tygewerbe und dem Hooli­gan-Milieu schaut­en sich das Geschehen am Rande der Demon­stra­tion an, darunter auch der IB-Aktivist Mar­cus W. Laut Augen­zeu­gen­bericht­en flo­gen im späteren Ver­lauf der Demon­stra­tion Blu­men­töpfe auf den Aufzug.
Screenshot: Twitter
Vom Blechen-Car­ré aus ging es dann in die Innen­stadt zum Oberkirch­platz, wo die Demon­stra­tion mit ein­er Abschlusskundge­bung mit Rede­beiträ­gen, Live-Musik und Essen been­det wurde. Auch der Vor­sitzende von „Zukun­ft Heimat“, Christoph Berndt, ver­suchte in Mit­ten der Abschlusskundge­bung auf den Oberkirch­platz zu stören. Friedlich, aber bes­tim­mend wurde er von den Organisator*innen und den Demonstrant*innen von der Kundge­bung verwiesen.
Foto: Ney Sommerfeld
Bus von Aktivist*innnen zerstört
Wie im Nach­gang der Demon­stra­tion bekan­nt gewor­den ist, verübten mut­maßlich Neon­azis einen Angriff auf den Bus von Women in Exile. Wie die Lausitzer Rund­schau berichtet, blieb der Bus wegen eines Schadens an der Elek­trik zunächst am Sam­sta­gnach­mit­tag am Oberkirch­platz liegen. Abends soll dann Bauschaum in den Aus­puff geschüt­tet, später dann Scheiben eingeschla­gen wor­den sein. Das Fahrzeug ist kom­plett fahrun­tüchtig und musste am heuti­gen Mon­tag vom Oberkirch­platz abgeschleppt werden.
Foto: privat
Am kom­menden Sonnabend will „Zukun­ft Heimat“ erneut durch Cot­tbus demon­stri­eren. Von Gegen­protesten ist derzeit­ig nichts bekannt.
Weit­ere Bilder zur Demon­straion: hier.

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(Anti-)Rassismus Gender & Sexualität

Frauen* gemeinsam gegen Rassismus und Ungerechtigkeit”

 
Anlässlich des 08. März, dem inter­na­tionalen Frauen*kampf-Tag, ver­anstal­ten wir, Women in Exile, zusam­men mit weit­eren Bündnispartner*innen eine Demon­stra­tion im süd­bran­den­bur­gis­chen Cot­tbus. Wir wen­den uns strikt gegen die recht­spop­ulis­tisch ent­fachte, medi­al aufge­grif­f­ene und ver­wal­tungspoli­tisch getra­gene Het­ze gegen Geflüchtete. Diese Het­ze fol­gt einem kon­ser­v­a­tiv­en und recht­en Frauen­bild, treibt einen Keil durch die Einwohner*innenschaft der Stadt Cot­tbus und provoziert somit eine gezielte Spaltung.
Warum Cot­tbus?
Süd­bran­den­burg im All­ge­meinen und Cot­tbus im Speziellen sind seit langer Zeit als ras­sis­tis­che Hochbur­gen bekan­nt. Der Vere­in Opfer­per­spek­tive meldet seit Jahren zunehmende Gewalt­tat­en in dieser Region. Der neurechte Vere­in “Zukun­ft Heimat” marschiert seit über einem Jahr regelmäßig durch die Cot­tbuser Innen­stadt. Die offizielle Bekan­nt­gabe des Auf­nahmestopps für Geflüchtete aus der Erstauf­nahme-Ein­rich­tung in Eisen­hüt­ten­stadt ist ein falsches und auch gefährlich­es Sig­nal und spielt den Rassist*innen in die Hände. Daher ist es wichtig, jet­zt in Cot­tbus auf die Straße zu gehen und zu zeigen, dass es reicht. Denn, es geht nicht um Geflüchtete, es geht um offene ras­sis­tis­che Het­ze und Gewalt.
Eine Stadt im Griff der Angst 
Seit Monat­en, wenn nicht gar seit Jahren, haben beson­ders geflüchtete Frauen* und Kinder auf­grund ver­baler und physis­ch­er Angriffe Angst, ihre Woh­nun­gen zu ver­lassen. Klin­gelschilder von Geflüchteten und Migrant*innen wer­den beschädigt, so dass Briefe nicht ankom­men. Kinder wer­den in Schulen diskri­m­iniert. Dies führt zu steigen­der Iso­la­tion. Inte­gra­tion scheit­ert auf allen Ebe­nen, da das Prob­lem verkan­nt wird. Ras­sis­mus wohin das Auge reicht! In der Stadt herrscht ein Kli­ma der Angst. Der Druck auf Flüchtlinge und ins­beson­dere auf Flüchtlings­frauen* ist mas­siv. Die Angst ihre Stimme zu erheben ist all­ge­gen­wär­tig. Wir sagen Schluss damit!
Ihr Ras­sis­mus nicht im Namen des Feminismus! 
Eben­falls am 10.03 wollen wieder ras­sis­tis­che Grup­pen durch Cot­tbus marschieren. Unter dem Mot­to “Die Frei­heit der Frau ist nicht ver­han­del­bar” sug­gerieren sie fem­i­nis­tis­che Ansprüche. Fem­i­nis­mus fordert die Abschaf­fung von Ungle­ich­heit und somit gle­iche Rechte und Frei­heit­en für alle Men­schen, egal welch­er Herkunft.Dass dies mit rechtem und ras­sis­tis­chem Denken unvere­in­bar ist, ver­ste­ht sich von selb­st. Darum lasst uns gemein­sam am 10.03. deut­lich machen: Fem­i­nis­mus geht nur ohne Rassismus!
WERDET LAUT gegen Ras­sis­mus, Unter­drück­ung, rechte und ras­sis­tis­che Gewalt! Lasst uns Druck auf die lokalen Behör­den auf­bauen! Lasst uns gemein­sam für den Fem­i­nis­mus kämpfen! Wir rufen alle Grup­pen und Men­schen, die für Fem­i­nis­mus und gegen Ras­sis­mus kämpfen auf, es klar und deut­lich zu sagen: Für das Recht, zu Kom­men! Für das Recht, zu Gehen! Für das Recht, zu Bleiben! Für das Recht auf Selbstbestimmung!
Cot­tbus 10.03.2018, 11:30 Uhr, Muskauer Platz (Cot­tbus Sandow)
 
 

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Antifaschismus Bildung & Kultur Gender & Sexualität

Infoabend: Afrin, Rojava und der Krieg der Türkei gegen die demokratische Autonomie

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Wann: Dien­stag, 20. Feb­ru­ar 2018,
Beginn: 20.00 Uhr Ende 21.30 Uhr
Wo: Buch­laden Sput­nik, Char­lot­ten­strasze 28, Potsdam
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Seit einem Monat greift das türkische Mil­itär, unter­stützt mit deutschen Panz­ern, den Nor­den Syriens an. Der Krieg gegen Afrin gilt vor allem auch dem fortschrit­tlich­sten Pro­jekt der Region: Roja­va. Die Autonomie der Völk­er in Nordsyrien, der Auf­bau eines Demokratis­chen Kon­föder­al­is­mus, kurzum die Rev­o­lu­tion in Kur­dis­tan ist dem türkischen Staat und vor allem Erdo­gan ein Dorn im Auge. Zir­ka 4,5 Mil­lio­nen Kurd*innen, Araber*innen, Turkmen*innen und Assyrer*innen leben hier in ein­er selb­stver­wal­teten Gesellschaft, deren Prinzip­i­en Gle­ich­berech­ti­gung und Emanzi­pa­tion der Frauen, Reli­gions­frei­heit und Demokratie ist. Eine enorme Errun­gen­schaft in ein­er Region, die anson­sten vom IS oder anderen dschi­hadis­tis­chen Ban­den kon­trol­liert wird.
 
Wir haben eine Ref­er­entin ein­ge­laden, die seit vie­len Jahren in Roja­va lebt, um uns über die aktuelle poli­tis­che Lage und den Wider­stand in Afrin zu bericht­en. Außer­dem wird sie uns einen anderen Ein­druck der Men­schen, der Geografie der Region und der Kriegs­geschehnisse mith­il­fe kur­dis­ch­er Medi­en geben.
 
Wir gehen den Fra­gen nach: Warum basiert die Rev­o­lu­tion von Roja­va auf ein­er Frauen­be­we­gung und wie baut sich die mit­tler­weile über sechs Kan­tone erschlossene Selb­stver­wal­tung auf? Welche Rolle spie­len die Volksvertei­di­gung­sein­heit­en zur Über­win­dung des patri­ar­chalen Systems?
Der Infoabend wird inkl. Fra­gen von euch ca. 90 Minuten dauern. Ab 21.30 Uhr gibt es dann die Möglichkeit, den Abend in gemütlich­er Runde ausklin­gen zu lassen und sich über Ideen und Hand­lungsmöglichkeit­en auszu­tauschen. Organ­isiert von: ISO — Inter­na­tionale Sozial­is­tis­che Organ­i­sa­tion, OG Pots­dam und Lydia G.
 
Kon­takt: potsdam@intersoz.org
facebook.com/intersoz.org twitter.com/InterSozOrg
Link zur Ver­anstal­tung: http://intersoz.org/termine/infoabend-afrin-rojava-und-der-krieg-der-tuerkei-gegen-die-demokratische-autonomie/

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Vom Pick-Up-Seminar zu den Identitären

Der 20-jährige Robert Timm als Teilnehmer eines "Pick-Up"-Seminars (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm als Teil­nehmer eines “Pick-Up”-Seminars (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Robert Timm erzählt 2016 von seiner "linken" Vergangenheit (Screenshot Youtube)
Robert Timm erzählt 2016 von sein­er “linken” Ver­gan­gen­heit (Screen­shot Youtube)

INFORIOT Der in Cot­tbus lebende Robert Timm ist Anführer der extrem recht­en “Iden­titären Bewe­gung Berlin-Bran­den­burg”. Sehr gern berichtet der Architek­turstu­dent darüber, wie er den Weg in die Rei­hen der “Iden­titären Bewe­gung” gefun­den habe. In einem Inter­view mit dem öster­re­ichis­chen “Iden­titären” Mar­tin Sell­ner erk­lärt er 2016 beispiel­sweise, dass er in Berlin in einem linkslib­eralen Eltern­haus aufgewach­sen sei. Er habe an “Mul­ti-Kul­ti” geglaubt, sei in linken Kreisen unter­wegs gewe­sen. Auch an Anti-Nazi-Protesten habe er teilgenom­men und sog­ar zwei Mal an Demon­stra­tio­nen zum “rev­o­lu­tionären ersten Mai in Kreuzberg”. Doch dann, so erzählt es Timm, sei er mit der “Real­ität” kon­fron­tiert wor­den. Als “link­er Aktivist” habe er ein­se­hen müssen, dass “Mul­ti­kul­ti und Links-Sein” Fehler seien.
Linke Illu­sio­nen — dann Aufwachen — dann “iden­titär­er Aktivis­mus”: Robert Timms Biogra­phie ist nicht so ger­adlin­ig, wie er sie darstellt. Tat­säch­lich war Robert Timm zwis­chen­zeitlich in der “Pick-Up-Szene” aktiv — also in Kreisen, die alles andere als “links” sind. Als “Pick-Up”-Szene wer­den Zusam­men­schlüsse von Män­nern beze­ich­net, deren Ziel es ist, über die Anwen­dung psy­chol­o­gis­ch­er Tricks Frauen “ver­führen” zu ler­nen. Dazu gehört unver­mei­d­bar der sex­is­tis­che Anspruch, dass “der” Mann über “die” Frau bes­tim­men solle — in Extrem­fällen wer­den in der “Pick-Up”-Szene sog­ar Verge­wal­ti­gun­gen legitimiert.
2013 erschien ein Doku­men­tarfilm mit dem Titel “Die Ver­führungskün­stler” (Trail­er hier, Face­bookpräsenz), der unter anderem Robert Timm in der Zeit der Drehar­beit­en im Jahr 2011 porträtiert. Schon der damals 20-jährige Timm ist offenkundig kein “link­er Aktivist”, son­dern damit beschäftigt zu ler­nen, wie man “Frauen flachlegt”.
Inszenierung des "Identitären"-Funktionärs Robert Timm 2017
Insze­nierung des “Identitären”-Funktionärs Robert Timm 2017

Der 20-jährige Robert Timm im Gespräch mit seiner Mutter (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm im Gespräch mit sein­er Mut­ter (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Der 20-jährige Robert Timm (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Der 20-jährige Robert Timm (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Der 20-jährige Robert Timm (Still aus "Die Verführungskünstler")
Der 20-jährige Robert Timm (Still aus “Die Verführungskünstler”)

Wie man sich Frauen zur Beute macht, lässt sich Timm bei Sem­i­naren und auf Ver­anstal­tun­gen wie der “Pick Up Con” beib­rin­gen. Im Film stellt er die Ent­deck­ung von “Pick Up” als biografis­chen Ein­schnitt dar — zuvor habe er kein soziales Renomee gehabt und keine sex­uellen Erfahrun­gen gemacht: “Ich habe mich vorher nichts getraut. Vorher hat­te ich null Erfahrun­gen mit Mäd­chen. Nichts nen­nenswertes, kein Kuss, kein gar nichts. Fre­unde auch eher wenig. Und dann kam Pick Up und alles hat sich zum Guten gewendet.”
Selb­stver­ständlich haben viele Men­schen Prob­leme im Umgang mit anderen Men­schen, vor allem Her­anwach­sende, ger­ade auch Bere­ich der Sex­u­al­ität. Bemerkenswert ist nur, dass Timm sich entsch­ied, zu ver­suchen, diese Prob­leme über den Besuch von “Pick-Up”-Seminaren zu lösen. Der Blick auf Frauen in der “Pick Up Szene” ist eben ein­schlägig — sie gel­ten als Objekt, sollen durch eine möglichst masku­line Selb­st­präsen­ta­tion des Mannes über­wältigt wer­den. Der Mann soll Jäger sein und möglichst viel Beute machen. “Pick Up” ist ein Euphemis­mus für psy­chis­che und physis­che Manip­u­la­tion­stech­niken, die männliche Durch­set­zungs­fähigkeit und Dom­i­nanz stärken sollen.
Im Film wird die Radikalisierung von Robert Timm abge­bildet. Anfangs sieht man einen ein­samen jun­gen Mann, der bei seinen Eltern wohnt. Die Mut­ter begrüßt beim Heimkom­men die Hauskatzen deut­lich her­zlich­er als ihren eige­nen Sohn, der im Kinderz­im­mer hockt und nur gefragt wird, ob er die Woh­nung gesaugt habe. Es entste­ht der Ein­druck, dass der schüchterne Timm nach Wegen sucht, selb­st­be­wusster zu werden.
Wenig später hat Timm die Hal­tung und das Vok­ab­u­lar von “Pick Up” über­nom­men. Stolz und fast arro­gant referiert er, dass ein dom­i­nan­ter Mann ein “Alpha” sei und der durch “Pick Up” erre­ichte Sex als “FC” (“Fuck Close”) beze­ich­net wird. Andere Film­pro­tag­o­nis­ten äußern im Ver­lauf der Doku­men­ta­tion in Anbe­tra­cht des frauen­feindlichen Men­schen­bilds im “Pick Up” dur­chaus Skru­pel. Robert Timm hat hinge­gen vor allem Bedenken, wenn die “Pick-Up”-Sprüche zu flach oder die über­teuerten “Pick-Up”-Seminare zu kom­merziell sind.
Der Blick auf die alten Fil­mauf­nah­men zeigt: Die Selb­st­präsen­ta­tion von Robert Timm als geläutertem Linken ist so nicht richtig. Sollte er sich “links” gefühlt haben, dann vor sein­er Zeit in der “Pick-Up”-Szene. Sein biografis­ch­er Bruch läge dann in der Hin­wen­dung zum “Pick Up” (so, wie er es im Film selb­st schildert). In den jün­geren Inter­views hinge­gen erzählt er von ein­er Abwen­dung von der “Multi-Kulti”-Linken hin zur Erken­nt­nis ein­er über­wälti­gend neg­a­tiv­en “Multi-Kulti”-Realität, die ihn schließlich zu den “Iden­titären” brachte. Das Zwis­chen­stück “Pick Up” lässt er aus. Dabei fol­gt der Weg von den sex­is­tis­chen Sem­i­naren zu den “Iden­titären” ein­er inneren Logik: die män­ner­bündis­che, kämpferische Selb­stin­sze­nierung der “Iden­tiären Bewe­gung” und ihre antifem­i­nis­tis­chen Inhalte sind in hohem Maß übere­in­stim­mend mit den in der “Pick-Up”-Szene ver­bre­it­eten Ansichten.
Kontinuität des Sexismus in aktuellen Twitter-Nachrichten von Robert Timm: "Kritik" über Äußeres und Porno-Anspielungen
Kon­ti­nu­ität des Sex­is­mus in aktuellen Twit­ter-Nachricht­en von Robert Timm: “Kri­tik” über Äußeres und Porno-Anspielungen
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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration Gender & Sexualität

Geflüchtete Frauen schützen – auch vor struktureller Gewalt!

Frauen erleben Gewalt in den Unterkün­ften durch andere Geflüchtete, das Per­son­al und in der Gesellschaft. Sie erfahren auch struk­turelle Gewalt durch das Lager­sys­tem, die Asylge­set­zge­bun­gen und die diskri­m­inierende Prax­is der Behörden.
Aktuelle bun­desrechtliche Geset­zesver­schär­fun­gen ermöglichen es, Men­schen sechs Monate lang und diejeni­gen mit so genan­nter schlechter Bleibeper­spek­tive auch länger in der Erstauf­nahme festzuhal­ten und so bei ein­er Ablehnung ihres Asylge­such­es direkt abschieben zu kön­nen. Die prekären Bedin­gun­gen in der Erstauf­nahme – fehlende Pri­vat­sphäre, eingeschränk­ter Zugang zu erforder­lichen Gesund­heit­sleis­tun­gen und die Unmöglichkeit, das eigene Fam­i­lien­leben zu gestal­ten – gefährden in beson­derem Maße Schutzbedürftige wie Frauen und Kinder. Ein­er asyl­suchen­den Fam­i­lie mit einem herzkranken Neuge­bore­nen, das regelmäßige Behand­lun­gen in der Berlin­er Char­ité benötigte, wurde etwa der Umzug aus der Erstauf­nahme in Dober­lug-Kirch­hain in eine Woh­nung in Berlin­nähe ver­weigert. Dies, obwohl die lan­gen Fahrtwege eine große Belas­tung für das Kind und seine Eltern darstell­ten. Ähn­lich erg­ing es ein­er Trans­frau, deren Auszug trotz Empfehlun­gen und Gutacht­en von Psycholog_innen durch die Zen­trale Aus­län­der­be­hörde ver­hin­dert wurde. Die Ver­weigerung des Auszuges aus der Erstauf­nahme von Men­schen mit beson­derem Schutzbe­darf, um sie vor Angrif­f­en zu schützen, oder die notwendi­ge Ver­sorgung sicherzustellen, find­et derzeit immer wieder statt. Dies legt die Ver­mu­tung nahe, dass das Ziel, Men­schen rei­bungs­los abschieben zu kön­nen, schw­er­er wiegt als ihre Gesundheit.
Die Notver­sorgung in der Erstauf­nahme lastet in beson­der­er Weise auf den Schul­tern von Frauen, die häu­fig die struk­turelle Lücke in der Ver­sorgung durch eigene Sorgear­beit für kranke Geflüchtete und Kinder ander­er Fam­i­lien füllen müssen. Durch unfaire Asylver­fahren und das Fehlen eines Ver­fahrens für die Erken­nung beson­der­er Schutzbedürftigkeit in der Erstauf­nah­meein­rich­tung kön­nen Frauen häu­fig human­itäre Gründe, die sie vor der Abschiebung schützen kön­nten, nicht gel­tend machen. Trotz Diskus­sio­nen um Gewaltschutzkonzepte bleiben vor allem Frauen, Kinder oder LGBTI-Per­so­n­en den Kon­flik­ten in den Unterkün­ften aus­ge­set­zt. Die Wohn­verpflich­tung in der Erstauf­nahme wird oft vor der Schutzbedürftigkeit und der Notwendigkeit eines Auszuges pri­or­isiert. Ein Umzug in Frauen­häuser scheit­ert nicht sel­ten an fehlen­den Plätzen für Frauen mit mehr als einem Kind.
Auch nach der Verteilung in die Land­kreise bleibt die gesund­heitliche Schlechter­stel­lung beste­hen. Die Ein­führung der Gesund­heit­skarte in mit­tler­weile fast allen Land­kreisen hat häu­fig nicht zur gewün­scht­en Gle­ich­stel­lung und zu ein­er Beendi­gung der Stig­ma­tisierung von Geflüchteten geführt. Noch immer kommt es regelmäßig zu Behand­lungsver­weigerun­gen. So wurde ein­er geflüchteten Frau aus Frankfurt/Oder trotz Krankenkassenkarte dreima­lig die Behand­lung bei Ärzten ver­wehrt, weil diese befürchteten, ihre Leis­tun­gen nicht erstat­tet zu bekom­men. Ein Umstand der laut Geset­zge­ber eigentlich durch die Karte behoben wer­den sollte. Ähn­lich erg­ing es ein­er Frau aus Eritrea: Ihr wurde die notwendi­ge Ent­fer­nung eines Implan­tats zur Empfäng­nisver­hü­tung durch einen Arzt/eine Ärztin ver­weigert. Sie hat­te es sich als Schutz einge­set­zt, da sie auf der Flucht mit Verge­wal­ti­gung rech­nen musste. Das Nich­t­ent­fer­nen des Implan­tats stellt nun ein weit­eres Gesund­heit­srisiko dar. Dabei fordert europäis­ches Recht eine vol­lum­fängliche Ver­sorgung von beson­ders schutzbedürfti­gen Flüchtlin­gen wir Kindern, Kranken oder von Gewalt bedro­ht­en oder betrof­fe­nen Frauen und LGBTI-Personen.
For­men struk­tureller Gewalt gegenüber Frauen zeigen sich immer wieder auch bei gewaltvollen Abschiebev­er­suchen in Bran­den­burg. Im Som­mer diesen Jahres ver­suchte die Polizei ohne Ankündi­gung und unter Anwen­dung von Gewalt eine Mut­ter aus Ober­hav­el abzuschieben. Sie war aktenkundig in ein­er psy­chisch labilen Sit­u­a­tion. Man legte ihr den­noch Hand­schellen an. Ihr vier­jähriger Sohn, selb­st psy­chisch behand­lungs­bedürftig, wurde Zeuge dieser Gewal­tan­wen­dung. Die Folge des Abschiebev­er­such­es war ein fast vier­monatiger Aufen­thalt der Mut­ter im Kranken­haus und eine Unter­bringung des Kindes in ein­er Kinder­sta­tion. Struk­turell gewaltvoll ist hier nicht nur das Ver­hal­ten der Aus­län­der­be­hörde, die die Erkrankung der Mut­ter als Abschiebe­hin­der­nis ignori­erte. Auch die Bedin­gun­gen der Unterkun­ft, wo sich beson­ders Schutzbedürftige immer wieder unangemelde­ten und gewaltvollen Abschiebun­gen aus­geliefert sehen, befördern diese Umstände.
Women in Exile und der Flüchtlingsrat fordern:
*Schutzbe­fohlen­heit und die Gesund­heit von Frauen und Kindern müssen schw­er­er wiegen als die rück­sicht­slose Umset­zung restrik­tiv­er Geset­ze! Schutz für alle geflüchteten Frauen und Kinder – ohne Aus­nahme und unab­hängig von der ver­meintlichen Bleibeperspektive!
*Wir fordern: Eigen­er Wohn­raum für Frauen und Kinder! Verteilung aus der Erstauf­nahme inner­halb eines Monats! Uneingeschränk­ter Zugang zu Gesund­heit­sleis­tun­gen ab dem ersten Tag! Wir fordern eine nach­haltige Bleibeper­spek­tive für alle Flüchtlinge!

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Flucht & Migration Gender & Sexualität

Because love still has no borders!

eng­lish below
Vom 09. bis 11. Juni find­et in Brandenburg/Havel die 2. Refugee-LGBTIQ*-Conference statt. Seit der let­zten Con­fer­ence hat sich einiges getan, lei­der viel Neg­a­tives: Asyl­rechtsver­schär­fung, Forderun­gen nach Ober­gren­zen und schnellere Abschiebun­gen in ver­meintlich sichere Herkun­ft­slän­der. Obwohl es in eini­gen Großstädten Deutsch­lands jet­zt Unterkün­fte für beson­ders schutzbedürftige Geflüchtete gibt, kön­nen nur wenige LGBTIQ*s davon prof­i­tieren. Die Möglichkeit der sicher­eren Unterkun­ft ist bei der Verteilung der Geflüchteten sel­ten von Belang und wer außer­halb der Großstädte lebt, hat keinen Zugang zu diesen. Daher fordern wir eine dezen­trale Unter­bringung aller geflüchteter Men­schen und sen­si­bil­isierte Mitarbeiter_innen und Übersetzer_innen im Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge, sodass LGBTIQ*s ein faires Asylver­fahren erhalten.
Kommt mit uns am 11. Juni auf die Straße um den Forderun­gen nach dezen­traler Unter­bringung, sen­si­bil­isierten Mitarbeiter_innen und einem Abschiebestopp in ver­meintliche sichere Herkun­ft­slän­der Nach­druck zu ver­lei­hen, sowie auf die ras­sis­tis­chen und homo- sowie trans*feindlichichen Zustände aufmerk­sam zu machen!
english:
The sec­ond Refugee-LGBTIQ*-Conference in Brandenburg/Havel will take place from 9th June – 11th June. A lot has hap­pened since the last con­fer­ence, unfor­tu­nate­ly a lot of neg­a­tive things: aggra­va­tions of the asy­lum law, demands for max­i­mum lim­its and faster depor­ta­tions to alleged­ly safe countries.
Even though some of the big­ger cities in Ger­many now offer accom­mo­da­tions for refugees in spe­cial need of pro­tec­tion, there are only a few LGBTIQ*-people who ben­e­fit from them. The pos­si­bil­i­ty of safe accom­mo­da­tion is rarely rel­e­vant upon dis­tri­b­u­tion. Fur­ther­more, peo­ple, who live out-of-town, get denied access to these safe accom­mo­da­tions. That is, why we call for decen­tral­ized accom­mo­da­tion of all refugees and sen­si­tized employ­ees and trans­la­tors at the Fed­er­al Office for Migra­tion and Refugees (BAMF), so that LGBTIQ*-people receive a fair asy­lum pro­ce­dure. Join us in tak­ing to the streets on 11th June to lend weight to our demand for decen­tral­ized accom­mo­da­tion, sen­si­tized employ­ees and a ban on deport­ing to alleged­ly safe countries!
Let us rise aware­ness for the pre­vail­ing racist, homo­pho­bic and­trans­pho­bic con­di­tions in our society!

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Antifaschismus Gender & Sexualität

Offener Brief an die Organisator_innen des F_ANTIFA-Kongresses in Potsdam

An diesem Woch­enende ver­anstal­tet Ihr im Frei­land einen Kongress zu fem­i­nis­tis­ch­er antifaschis­tis­ch­er Poli­tik. Seit langem wird damit aus Antifa-Kreisen mal wieder eine große inhaltliche Ver­anstal­tung in Pots­dam durchgeführt.
Ein solch­er inhaltlich­er Input ist, ger­ade nach der starken aktivis­tis­chen Mobil­isierung des let­zten Jahres, die viele jün­gere Leute zum ersten Mal in Kon­takt mit Antifa gebracht hat, grund­sät­zlich begrüßenswert und drin­gend nötig. Und tat­säch­lich habt Ihr es geschafft, es wird inten­siv an den WG- und Kneipen­tis­chen dieser Stadt, in den Haus­pro­jek­ten und auf den Ple­na der poli­tis­chen Grup­pen über den Kongress diskutiert.
Auch wir haben diese Diskus­sio­nen geführt und stell­ten dabei fest, dass wir einige Ansätze auf der Kon­ferenz für hochgr­a­dig prob­lema­tisch und kri­tik­würdig halten.
Wir möcht­en Euch die Kri­tik daran hier­mit zugänglich machen, wis­send, dass es bess­er gewe­sen wäre, dies früher zu tun und dass Ihr jet­zt keine Möglichkeit mehr habt, das Pro­gramm zu mod­i­fizieren. Wir denken aber, dass die Prob­leme, die wir ansprechen über den Tag hin­aus Bedeu­tung haben und die Diskus­sion darum auch nicht an diesem Woch­enende aufhören wird.
Wir machen diese Kri­tik öffentlich, weil wir hof­fen, dass aus den Debat­ten an den WG-Tis­chen eine gemein­same poli­tis­che Diskus­sion entste­ht, die zu the­o­retis­chen und prak­tis­chen Klärun­gen führt, auf die eine pro­gres­sive antifaschis­tis­che Poli­tik in dieser Welt­ge­gend auf­bauen kann.
Kri­tikpunkt 1): Jüd_innen, Israel – und Antisemitismus?
Ein Schw­er­punkt Eur­er Ver­anstal­tung ist die Auseinan­der­set­zung mit dem Juden­tum, es gibt eine Ver­anstal­tung zu jüdis­chen Par­ti­sanin­nen („Kampf bis zum let­zten Schuss – Von jüdis­chen Stadt­par­ti­sanin­nen und Sprengstoff­schmug­g­lerin­nen“) einen „Safer/Braver Space für Men­schen mit jüdis­ch­er Geschichte“, einen Lesekreis zu Anti­semitismus und Antifem­i­nis­mus im Deutschen Kaiser­re­ich und einen Work­shop zum The­ma „F_antifaschistische Per­spek­tiv­en jüdis­chen Lebens ausser­halb der Shoa und israelis­ch­er Staat­spoli­tik“, der ganz klar als antizion­is­tis­ch­er Work­shop, gehal­ten aus ein­er linksradikalen israelis­chen Per­spek­tive, angekündigt wird.
Hier­an stoßen uns mehrere Sachen auf. Dass The­men mit Bezug zum Juden­tum auf ein­er antifaschis­tis­chen Kon­ferenz in Deutsch­land so eine promi­nente Stel­lung ein­nehmen hat ja nur einen Grund: die im deutschen Massen­mord an den JüdIn­nen Europas gipfel­nde anti­semi­tis­che Geschichte dieses Lan­des. Aus antifaschis­tis­ch­er Per­spek­tive gäbe es auch aktuell viele Gründe, sich mit dem The­ma Anti­semitismus zu beschäfti­gen. Anti­semitismus ist das falsche Ver­ständ­nis vom Kap­i­tal­is­mus, die regres­sive Ver­ar­beitung der Erfahrung der Krisen­haftigkeit der kap­i­tal­is­tis­chen Verge­sellschaf­tung. Als solch­er erlebt er aktuell eine Renais­sance wenn auf fin­stere Mächte geschimpft wird, die Poli­tik und Gesellschaft manip­ulieren wür­den. Immer öfter wer­den sie auch benan­nt: DIE anti­semi­tis­che Chiffre des 19. und 20. Jahrhun­derts, „die Roth­schilds“ feiert fröh­lich Urständ.
Aber es scheint, dass Anti­semitismus für Euch nur Geschichte ist. Es find­et sich kein Work­shop zu aktuellem Anti­semitismus. Und dass in ein­er Stadt, in der in den 90er Jahren mit der „Nationalen Bewe­gung“ eine der anti­semi­tis­chsten mil­i­tan­ten Nazi­grup­pen der Nach­wen­dezeit operierte. Die Mit­glieder dieser Gruppe wur­den Dank der Pro­tek­tion durch den Ver­fas­sungss­chutz nie gefasst. Die Lan­desregierung Bran­den­burgs ver­sucht aktuell die Aufk­lärung dieses Geschehens durch den Bran­den­burg­er NSU-Unter­suchungsauss­chuss zu tor­pedieren. Das ist auf Eur­er Kon­ferenz kein The­ma, eben­sowenig, dass in Pots­dam der Vor­sitzende der anti­semi­tis­chen Partei Deutsche Mitte aktiv ist oder dass vom Glock­en­spiel der Gar­nisonkirche täglich eine anti­semi­tis­ch­er Choral in die Gegend schallt.
Stattdessen aber ein Work­shop zur Israelkri­tik. Nun kann und soll die israelis­che radikale Linke ja den Staat Israel so radikal wie möglich kri­tisieren. Aber Euch, die Ihr Euch viele Gedanken um Spre­chorte, Posi­tion­ierun­gen und darum welch­er Work­shop für welche Men­schen offen ist macht, dürfte aufall­en, dass das im deutschen Kon­text evt. etwas anders ausse­hen könnte.
Es mutet auch deswe­gen selt­sam an, da es soweit ersichtlich, die einzige Ver­anstal­tung ist, auf der expliz­it nicht nur die Poli­tik eines anderen Staates, son­dern ger­ade die die Exis­tenz dieses Staates legit­imierende Ide­olo­gie kri­tisiert wer­den soll. Das ver­wun­dert uns angesichts des Fak­tes, dass in unserem unmit­tel­baren Nach­bar­land Polen ger­ade eine zutief­st reak­tionäre Regierung die Exis­tenz des Staates mit ein­er neuen alten Ide­olo­gie zu unter­mauern ver­sucht, zu deren grundle­gen­den Bestandteilen der Antifem­i­nis­mus gehört. Zu der Entwick­lung in Polen (und Ungarn,….), zum Zusam­men­hang von nation­al­is­tis­ch­er Mobil­isierung und Antifem­i­nis­mus, zu den fem­i­nis­tis­chen Kämpfen dage­gen (die Demon­stra­tio­nen in Polen gegen die Ver­schär­fung des Abtrei­bungsver­botes gehörten zu den größten fem­i­nis­tis­chen Protesten in Europa in den let­zten Jahren) keine Ver­anstal­tung. Aber zur Kri­tik am Zion­is­mus. Das sieht für uns nach dop­pel­ten Stan­dards aus und bringt eine Schw­er­punk­t­set­zung rüber, die wir für grundle­gend falsch halten.
Kri­tikpunkt 2): Far­ben, Kri­tiken, Kulturen 
Ein zweites the­o­retis­ches Stand­bein Eur­er Kon­ferenz ist offen­sichtlich ein Ansatz der in den let­zten Jahren unter dem Namen „Crit­i­cal White­ness“ bekan­nt­ge­wor­den ist. Dabei han­delt es sich um ein Bün­del von The­o­rien und Meth­o­d­en, dass hochgr­a­dig umstrit­ten ist. Ihr wollt offen­sichtlich nicht die Auseinan­der­set­zung über dieses Konzept führen, son­dern ori­en­tiert Euch bei der Kon­feren­z­pla­nung daran. Wir kön­nen hier nicht die Debat­te um „Crit­i­cal White­ness“ in aller Länge und Bre­ite führen, das würde den Rah­men dieses Briefes spren­gen. Wir möcht­en im Fol­gen­den nur anhand Eur­er Pro­gram­mankündi­gung auf einige prob­lema­tis­che Punk­te am Konzept der „Crit­i­cal White­ness“ hinweisen.
a) „Weiß“ vs. POC als zen­traler Antagonismus
Das Konzept der „Crit­i­cal White­ness“ beruht auf der Auseinan­der­set­zung mit dem Fortwirken des auf Kolo­nial­is­mus und Sklaverei rück­führbaren Ras­sis­mus in den USA. Zen­tral dafür ist nachvol­lziehbar­er Weise das Ver­hält­nis von Weißen zu POC (Peo­ple Of Colour). Die Über­nahme dieses Ansatzes in den deutschen Sprachraum geschieht jedoch in der Regel unter Außer­acht­lassen der spez­i­fis­chen his­torischen Voraus­set­zun­gen in diesem Teil der Welt.
Der Work­shop „Anti-faschis­mus und Anti-ras­sis­mus“ Eur­er Kon­ferenz wird z.B. fol­gen­der­maßen angekündigt: „Dieser Anti-ras­sis­mus/An­ti-faschis­mus Work­shop ver­flechtet die his­torischen Kon­texte von Ras­sis­mus mit Faschis­mus und legt offen, wie diese zwei Sys­teme der Unter­drück­ung Hand in Hand gear­beit­et haben, um sys­tem­a­tis­che Unter­drück­ung nicht-weißer Men­schen zu fördern und zu erhal­ten. Durch diesen Work­shop, welch­er speziell für weiße und als weiß iden­ti­fizierte Leute designed wurde, wer­den wir die vie­len Wieder­hol­un­gen dieser Mit­tel ansprechen und Wege, Ras­sis­mus sozial, poli­tisch und zwis­chen­men­schlich zu bekämpfen, bieten und brainstormen.“ 
Die Dichotomie zwis­chen Weißen/FaschistInnen auf der einen und POC/Opfern des Faschis­mus auf der anderen Seite, die hier aufgemacht wird, ist jedoch his­torisch nicht kor­rekt, ins­beson­dere dann nicht, wenn wir über den deutschen Faschis­mus, den Nation­al­sozial­is­mus reden.
Zum einen war die ganz über­wiegende Mehrzahl der Opfer des Nation­al­sozial­is­mus „weiß“ (selb­st wenn man, wie es einige Vertreter_innen der „Crit­i­cal White­ness“ tun, Jüd_innen als POC betra­chtet, bleibt die Mehrheit der Opfer des Nation­al­sozial­is­mus „weiß“). Mit dem Gen­er­alplan Ost existierte ein ras­sis­tis­ches Pro­gramm der Unter­drück­ung, Kolonisierung und Aus­rot­tung „weißer“ Men­schen, der Slaw­In­nen Osteu­ropas. Der anti­s­law­is­che Ras­sis­mus, der für die Geschichte des Ras­sis­mus in Deutsch­land dur­chaus grundle­gend ist, wird von den Vertreter_innen der „Crit­i­cal White­ness“ zumeist negiert.
Zum anderen haben ver­schiedene antikolo­niale Bewe­gun­gen von POC in Afri­ka und Asien das Bünd­nis mit den deutschen Nation­al­sozial­istIn­nen gesucht und manch­mal auch gefun­den. In Deutsch­land, das gegen die dama­li­gen Kolo­nial- und Welt­mächte Frankre­ich und Eng­land Krieg führte sahen sie einen Bünd­nis­part­ner im Kampf gegen eben diese Kolo­nialmächte. Die Ver­suche von Mit­gliedern dieser Bewe­gun­gen mit dem 3. Reich ein Bünd­nis zu schließen scheit­erten in eini­gen Fällen, führten in eini­gen Fällen zu eher the­o­retis­ch­er als prak­tis­ch­er Kol­lab­o­ra­tion, hat­ten aber auch die unmit­tel­bare Beteili­gung an nation­al­sozial­is­tis­chen Ver­brechen zur Folge.
b) „Kul­turelle Aneignung“ 
In let­zter Zeit sorgt das Konzept der „Cul­tur­al Appropriation“/“Kultureller Aneig­nung“ für Aufre­gung in linken und linksalter­na­tiv­en Kreisen. Auch hier habt Euch entsch­ieden, der Propagierung dieses Konzeptes Raum einzuräu­men. (Work­shop „Kul­turelle Aneignung“).
„Kul­turelle Aneig­nung“ an sich beschreibt einen im kap­i­tal­is­tis­chen Kon­text zwangsläu­fi­gen Prozess: wo alles Ware und damit han­del- und aus­tauschbar wird, wer­den es auch sakrale und sakral­isierte Prax­en, die gemein­hin als „Kul­tur“ ver­standen wer­den. Z.B. hat­te ein christlich­es Kreuz als Anhänger um den Hals getra­gen einst eine auss­chließlich religiöse Bedeu­tung. Heutzu­tage kann es sich dabei ein­fach um Mod­e­schmuck han­deln. Im Zuge des „Glob­al­isierung“ genan­nten Prozess­es geschieht dies nun auch mit „Kul­turen“ außer­halb Europas. Deren sakrale/sakralisierte Zeichen wer­den genau­so auf den inter­na­tionalen Markt der Pop­kul­tur gewor­fen, wie es auch dem christlichen Kreuz geschah.(Und auch anderen poli­tisch-kul­turellen Sym­bol­en. Wenn aus dem ital­ienis­chen Par­ti­sa­nen­lied Bel­la Ciao, das an die Toten im Kampf gegen die deutschen Inva­soren erin­nert ein Par­tykracher wird, ist das nix anderes.)
Es han­delt sich let­ztlich um einen kul­turellen Aus­druck dessen, was Marx und Engels 1848 im Kom­mu­nis­tis­chen Man­i­fest so beschrieben: „Die Bour­geoisie, wo sie zur Herrschaft gekom­men, hat alle feu­dalen, patri­ar­chalis­chen, idyl­lis­chen Ver­hält­nisse zer­stört. Sie hat die buntscheck­i­gen Feu­dal­bande, die den Men­schen an seinen natür­lichen Vorge­set­zten knüpften, unbarmherzig zer­ris­sen und kein anderes Band zwis­chen Men­sch und Men­sch übrigge­lassen als das nack­te Inter­esse, als die gefüh­llose ›bare Zahlung‹. Sie hat die heili­gen Schauer der from­men Schwärmerei, der rit­ter­lichen Begeis­terung, der spießbürg­er­lichen Wehmut in dem eiskalten Wass­er ego­is­tis­ch­er Berech­nung ertränkt. Sie hat die per­sön­liche Würde in den Tauschw­ert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen ver­brieften und wohler­wor­be­nen Frei­heit­en die eine gewis­senlose Han­dels­frei­heit geset­zt. Sie hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und poli­tis­chen Illu­sio­nen ver­hüll­ten Aus­beu­tung die offene, unver­schämte, direk­te, dürre Aus­beu­tung geset­zt. Die Bour­geoisie hat alle bish­er ehrwürdi­gen und mit from­mer Scheu betra­chteten Tätigkeit­en ihres Heili­gen­scheins entk­lei­det. Sie hat den Arzt, den Juris­ten, den Pfaf­fen, den Poet­en, den Mann der Wis­senschaft in ihre bezahlten Lohnar­beit­er verwandelt.Die Bour­geoisie hat dem Fam­i­lien­ver­hält­nis seinen rührend-sen­ti­men­tal­en Schleier abgeris­sen und es auf ein reines Geld­ver­hält­nis zurück­ge­führt.
Die Vertreter_innen des Konzeptes der „Kul­turellen Aneig­nung“ behaupten stattdessen, dies wäre Aus­druck ein­er fort­dauern­den kolo­nialen Ausbeutung/Unterdrückung und glauben, diese Entwick­lung ließe sich vol­un­taris­tisch ver­hin­dern. Mit­tels moralis­ch­er Ver­bote ver­suchen sie diesen Prozess aufzuhal­ten und Insignien wie Dreads, Bindis, tra­di­tionelle Klei­dun­gen etc. exk­lu­siv für Men­schen aus deren ver­meintlichen Ursprungs­ge­sellschaften zu reservieren und deren sakralen Charak­ter dadurch zu ret­ten. Sie wollen also so gesprochen zurück zu den heili­gen Schauern der from­men Schwärmerei, der rit­ter­lichen Begeis­terung, der spießbürg­er­lichen Wehmut.
Nun kön­nte man sagen, ok, da wird halt ein gesellschaftlich­es Phänomen nicht richtig ver­standen und falsch kri­tisiert, was ist jet­zt das Prob­lem? Das Prob­lem aus unser­er Sicht liegt ganz ein­fach darin, dass die Verehrung „urspünglich­er Kul­turen“ und der Kampf gegen ihre Ver­mis­chung wun­der­bar mit dem recht­en Konzept des Ethno­plu­ral­is­mus vere­in­bar sind. Und außer­dem haben wir immer gedacht, es gehe beim Fem­i­nis­mus ger­ade auch darum, tra­di­tionelle Kul­turen und die ihnen imma­nen­ten Herrschaftsmech­a­nis­men aufzusprengen.
c) was wir vergessen haben 
Im Zusam­men­hang mit dem zuvor genan­nten Punkt ste­ht unser let­zter Kri­tikpunkt. Ihr entschuldigt Euch in Eur­er Pro­gram­mankündi­gung wortre­ich dafür, dass Ihr den antimus­lim­is­chen Ras­sis­mus nicht zum The­ma Eur­er Kon­ferenz gemacht habt und schreibt „Das Aus­gren­zen von muslim*ischen Men­schen in linken Räu­men und aus dem F_antifaschistischen Diskurs haben wir durch unsere Vergesslichkeit in unserem Pro­gramm fort­ge­set­zt. Dieses Silencing/“Stumm machen“ von mus­lim­is­chen F_antifaschisti*innen ist blöd von uns. Wir wer­den ver­suchen, das bei zukün­fti­gen Pro­jek­ten bess­er zu machen.“ 
Damit legt Ihr Men­schen, die von Ras­sistIn­nen als (ver­meintliche) Mus­lime diskri­m­iniert und ange­grif­f­en wer­den, auf eine mus­lim­is­che Iden­tität fest. Ihr ignori­ert, dass ger­ade auch Linke mit einem famil­iären mus­lim­is­chen Back­ground evt. von dieser Geschichte lösen wollen und eben keine Mus­lime mehr sein wollen.
Zum anderen gibt es aus unser­er Sicht ja dur­chaus auch gute Gründe, warum man Men­schen, die eine bes­timmte Form von mus­lim­is­chen Glauben prak­tizieren nicht in linken Räu­men haben will. Genau­so wie man sich ja auch nicht darum bemüht, Leute, die bes­timmte For­men von Chris­ten­tum prak­tizieren in linke Räume zu bekom­men – im Gegenteil.
Die pro­gres­sive Antwort auf die ras­sis­tis­che Diskri­m­inierung die (ver­meintliche) Mus­lime hierzu­lande erfahren, kann aus unser­er Ansicht nicht im Abstellen von Reli­gion­skri­tik und dem tiefen Respekt gegenüber religiösen Prax­en beste­hen, son­dern nur im gemein­samen Kampf für Ver­hält­nisse, in denen die Frei­heit der einzel­nen Per­son die Bedin­gung für die Frei­heit aller ist.
Soweit in aller Kürze unsere Kri­tik. Wir wün­schen Euch einen Kongress voller span­nen­der Debat­ten und freuen uns auf Eure Antwort.
Brigade Pol­di Cool
organ­isiert im Bünd­nis Madstop
Inforiot