Wie hängt die Stigmatisierung von Sexarbeit mit der gesellschaftlichen Missachtung von Care-Arbeit zusammen?
Warum ist die Emanzipation nicht geschafft, solange „Hure“ ein Stigma bleibt? Was bedeutet der Dualismus von Heilige und Hure für das Selbstbestimmungsrecht aller Mädchen* und Frauen*?
Was hat das mit Rassismus zu tun?
Dazu haben wir Thesen formuliert, die wir mit euch diskutieren wollen.
16.04.2018
19:00
Buchladen Sputnik
Charlottenstraße 28
14476 Potsdam
Wir, Maria&Magdalena4ever,
sind eine kleine Gruppe von Frauen, die aus feministischer Perspektive gegen die Stigmatisierung von Sexarbeit Position bezieht.
Kategorie: Gender & Sexualität
## queerfeministische Aktionstage am 16. und 17.03. ## Konzert und Workshops ##
Am 16. und 17.03.2018 finden die vom Utopia e.V. organisierten, queerfeministischen Tage in Frankfurt (Oder) statt. An beiden Tagen wird sich dabei eingehender mit den Themen Queerfeminismus und Feminismus auseinandergesetzt.
„Wir wollen ein Bewusstsein für Geschlechtsidentitäten fernab gängiger Rollenvorstellungen von Mann und Frau schaffen. Es gibt viele Menschen, die sich von der Gesellschaft eingeschränkt fühlen, wenn sie einzig und allein nach heterosexuellen Normen und ihrem biologischen Geschlecht beurteilt werden. Die Persönlichkeit eines Menschen macht noch viel mehr aus.“, so Paula Schnürpel, für den Utopia e.V.
Am 16.03 geht es um 20 Uhr los mit einem queerfeministischen Spektakel mit verschiedenen Bands im „Frosch – Der Club“ (Ziegelstraße 36, 15230
Frankfurt (Oder)). Gym Tonic, Bechamel und Boston Curtis werden Songs quer durchs Punkrockgenre zum Besten geben. Am 17.03. folgen, eingeleitet von einem Einführungsvortrag zum Thema Queerfeminismus, zwei Workshops zu den Themen „Schwangerschaftsabbruch? — Mein Körper gehört mir! Feministische Perspektiven auf eine umkämpfte Debatte“ sowie „Let‘s talk about Sex!“, einem Workshop, der sich spezifisch an Menschen mit Frauen*Lesben*Trans*Inter* (FLTI*) — Geschlechtsidentitäten richtet und in dem den Teilnehmenden Wege aufgezeigt werden sollen, wie sie offen über ihre Sexualität kommunizieren können. Zum krönenden Abschluss des Wochenendes wird es ein Queer-Dinner für die Teilnehmer*innen der Bildungsveranstaltungen mit der Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und sich weiter kennenzulernen, geben. Beide Workshops und das Dinner finden im Kontaktladen des Utopia e.V. in der Berliner Straße 24 in 15230 Frankfurt (Oder) statt.
„Feminismus geht uns alle an! Wir wollen dazu beitragen, die Unterdrückung durch das Patriarchat zu überwinden und für Gleichberechtigung und Chancengleichheit aller einstehen. Nicht nur die aktuelle ‘Me too‘ — Debatte, die in den Medien aufgegriffen wurde, zeigt uns, dass es Zeit ist, daran etwas zu ändern.“, so Tony Poesdorf weiter für den Utopia e.V.
Das Projekt wird aus Mitteln des Quartiersfonds im Rahmen vom Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ finanziert.
Weitere Informationen zum Veranstaltungswochenende unter:
http://utopiaffo.blogsport.de/category/queerfeministische-tage-2018/
Frankfurt (Oder), den 12. März 2018
Anlässlich des Internationalen Frauentages demonstrierten am Samstag, den 10. März, rund 250 Menschen durch die Cottbuser Innenstadt. Das Netzwerk, welches zur Demonstration aufgerufen hatte, machte in Redebeiträgen und Sprechchören deutlich, dass Rassismus in Cottbus und überall ein Ende haben muss. Der bunte Protest wurde durch Übergriffe von Gegnern der Demonstration überschattet. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde der von der Organisation Women in Exile genutzte Ominbus auf dem Oberkirchplatz in Cottbus schwer beschädigt.
Die Angriffe während und nach der Demonstration von Frauen und Geflüchteten zeigen erneut, wie hemmungslos in Cottbus gegen Andersdenkende vorgegangen wird. Vor den Augen der Polizei und trotz erhöhter Polizei-Präsenz in Cottbus wurde die Demonstration von zahlreichen Vorfällen überschattet. „Für uns ist klar, dass die Zerstörung des Busses ein gezielter Angriff war. Genau die rassistischen und frauenfeindlichen Zustände in Cottbus, die von uns kritisiert wurden, haben sich hier wieder einmal bestätigt. Wir lassen uns davon aber nicht einschüchtern und fordern die Politiker*innen der Stadt auf, endlich Position zu beziehen und einzugreifen.“, so Elizabeth Ngari von Women in Exile and Friends. Sie fährt fort: „Die antirassistische Arbeit im allgemeinen und insbesondere für Frauen ist und bleibt notwendig!“
Die Demonstration führte von Sandow in die Cottbuser Innenstadt. Am Blechen Carree fand eine Zwischenkundgebung statt, bei der eine Demonstrantin noch einmal explizit über die Rassismuserfahrungen berichtete, die sie täglich in Cottbus machen muss: „Nicht einen Tag kann ich in Cottbus ungestört auf die Straße gehen. Wenn ich mich in der Straßenbahn in meiner Muttersprache unterhalte, fordern mich fremde Menschen dazu auf, Deutsch zu sprechen. Das erlebe nicht nur ich so. Vielen anderen Frauen in Cottbus ergeht es ähnlich.“
Auf der Route zum Ort der Abschlusskundgebung wurde die Demonstration in der Berliner Straße von einem Mann mit Blumentöpfen attackiert. Niemand wurde getroffen. Der Vorfall wurde der Polizei gemeldet und der Angreifer von Beamten gesichtet. Dennoch schrieb die Polizei im Nachgang, dass es während der Veranstaltung keine Vorkommnise gab. Nur wenige Stunden später wurde der Begegnungsbus, der dem Jugendförderverein Chance e.V. gehört und mit dem einige Demonstrierende nach Cottbus gekommen waren, beschädigt.
Der Bus konnte wegen eines technischen Defekts zunächst nicht weiter fahren und wurde an der Oberkirche abgestellt. Laut Aussagen eines Anwohners wurde der Auspuff des Busses bereits am Abend nach der Demonstration mit Bauschaum verklebt. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden dann die Scheiben eingeschlagen – vermutlich durch mindestens zwei Personen.
Auch Christoph Berndt, Vereinsvorsitzender von Zukunft Heimat, zeigte sich provokativ beider Abschlusskundgebung auf dem Oberkirchplatz. Nachdem die Protestierenden lautstark gefordert hatten, dass Berndt die Demonstration verlassen solle, wurde er von der Polizei des Ortes verwiesen. Er beobachtete diese von einem entfernteren Punkt aus weiter.
„Es zeigt sich, dass der Hass, der durch Zukunft Heimat und andere in die Stadt getragen wird, auch zu Gewalt wird. Was haben Menschen gegen Frauen, die vor Gewalt hierher
geflohen sind? Warum sollen gerade sie wieder zu Opfern werden – im Alltag oder am Rande von Demonstrationen? Wir werden diese Frauen weiter unterstützen, um sich zur Wehr zu setzen gegen Gewalt und Unterdrückung – hier und überall!“ so Luise Meyer von Cottbus Nazfrei.
Der bislang geschätzte Schaden am Bus beläuft sich auf mehrere Tausend Euro. Um finanzielle Unterstützung wird gebeten.
Spenden können auf folgendes Konto überwiesen werden:
Opferperspektive e.V.
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE34100205000003813100
BIC: BFSWDE33BE
Betreff: Bus-Schaden Cottbus (bitte unbedingt angeben)
INFORIOT – Anlässlich des internationalen Frauen*kampftages fand am vergangenen Sonnabend, den 10. März, eine antirassistische Frauen*demonstration in Cottbus mit etwa 250 Teilnehmenden statt. Überschattet wurde die Veranstaltung durch einen mutmaßlich von Neonazis verübten Anschlag auf den Bus von “Women in Exile”, eines Vereins geflüchteter Frauen, die zur Demonstration aufgerufen hatten.
Frauen* demonstrieren gegen Rassismus und Ungerechtigkeit
Neben Women in Exile wurde die Demonstration unterstützt durch Cottbus Nazifrei! und der Opferperspektive e.V. und richtete sich gegen den durch den neu-rechten Verein „Zukunft Heimat“ geschürten Rassismus in der Stadt. Bei „Zukunft Heimat“ handelt es sich um eine nach außen als heimatverbunden darstellende Initiative, die jedoch mit Unterstützung des Crowdfoundingprojekts „Ein Prozent“ eine völkisch-nationalistische und rassistische Kampagne in Cottbus austrägt. Teil dieser Kampagne sind Demonstrationen, an denen in jüngster Vergangenheit bis zu mehreren Tausend Menschen aus dem verschiedensten rassistischen und neonazistischen Spektren aus der Region, aber auch überregional teilnahmen.
Cottbusser Drohkulisse
Die Demonstration startete am Muskower Platz in Sandow, einem Ortsteil am Rande von Cottbus. In mitten einer Plattenbaukulisse trafen die Demonstrant*innen auf die Cottbuser Realität, denn im gesamten Ortsteil rangen asylfeindliche Parolen an den Wänden und Stromkästen, die dort mutmaßlich nicht erst zur Demonstration angebracht wurden.
Nach einer kurzen Auftaktrede bewegte sich die Demonstration in Richtung des Einkaufszentrums Blechen-Carré, eines der Hauptaustragungsorte gewalttätiger Auseinandersetzung in der Cottbusser Innenstadt zwischen deutschen Jugendlichen und Geflüchteten. Dort wurde eine Zwischenkundgebung abgehalten. Am Rande der Kundgebung echauffierten sich einige Anwohner*innen über das Demonstrationsgeschehen, schließlich sei das Ausbleiben der Kundschaft an den Demonstrationstagen ein Verlustgeschäft für den Einzelhandel. Andere Neonazis, augenscheinlich aus der Securitygewerbe und dem Hooligan-Milieu schauten sich das Geschehen am Rande der Demonstration an, darunter auch der IB-Aktivist Marcus W. Laut Augenzeugenberichten flogen im späteren Verlauf der Demonstration Blumentöpfe auf den Aufzug.
Vom Blechen-Carré aus ging es dann in die Innenstadt zum Oberkirchplatz, wo die Demonstration mit einer Abschlusskundgebung mit Redebeiträgen, Live-Musik und Essen beendet wurde. Auch der Vorsitzende von „Zukunft Heimat“, Christoph Berndt, versuchte in Mitten der Abschlusskundgebung auf den Oberkirchplatz zu stören. Friedlich, aber bestimmend wurde er von den Organisator*innen und den Demonstrant*innen von der Kundgebung verwiesen.
Bus von Aktivist*innnen zerstört
Wie im Nachgang der Demonstration bekannt geworden ist, verübten mutmaßlich Neonazis einen Angriff auf den Bus von Women in Exile. Wie die Lausitzer Rundschau berichtet, blieb der Bus wegen eines Schadens an der Elektrik zunächst am Samstagnachmittag am Oberkirchplatz liegen. Abends soll dann Bauschaum in den Auspuff geschüttet, später dann Scheiben eingeschlagen worden sein. Das Fahrzeug ist komplett fahruntüchtig und musste am heutigen Montag vom Oberkirchplatz abgeschleppt werden.
Am kommenden Sonnabend will „Zukunft Heimat“ erneut durch Cottbus demonstrieren. Von Gegenprotesten ist derzeitig nichts bekannt.
Weitere Bilder zur Demonstraion: hier.
Anlässlich des 08. März, dem internationalen Frauen*kampf-Tag, veranstalten wir, Women in Exile, zusammen mit weiteren Bündnispartner*innen eine Demonstration im südbrandenburgischen Cottbus. Wir wenden uns strikt gegen die rechtspopulistisch entfachte, medial aufgegriffene und verwaltungspolitisch getragene Hetze gegen Geflüchtete. Diese Hetze folgt einem konservativen und rechten Frauenbild, treibt einen Keil durch die Einwohner*innenschaft der Stadt Cottbus und provoziert somit eine gezielte Spaltung.
Warum Cottbus?
Südbrandenburg im Allgemeinen und Cottbus im Speziellen sind seit langer Zeit als rassistische Hochburgen bekannt. Der Verein Opferperspektive meldet seit Jahren zunehmende Gewalttaten in dieser Region. Der neurechte Verein “Zukunft Heimat” marschiert seit über einem Jahr regelmäßig durch die Cottbuser Innenstadt. Die offizielle Bekanntgabe des Aufnahmestopps für Geflüchtete aus der Erstaufnahme-Einrichtung in Eisenhüttenstadt ist ein falsches und auch gefährliches Signal und spielt den Rassist*innen in die Hände. Daher ist es wichtig, jetzt in Cottbus auf die Straße zu gehen und zu zeigen, dass es reicht. Denn, es geht nicht um Geflüchtete, es geht um offene rassistische Hetze und Gewalt.
Eine Stadt im Griff der Angst
Seit Monaten, wenn nicht gar seit Jahren, haben besonders geflüchtete Frauen* und Kinder aufgrund verbaler und physischer Angriffe Angst, ihre Wohnungen zu verlassen. Klingelschilder von Geflüchteten und Migrant*innen werden beschädigt, so dass Briefe nicht ankommen. Kinder werden in Schulen diskriminiert. Dies führt zu steigender Isolation. Integration scheitert auf allen Ebenen, da das Problem verkannt wird. Rassismus wohin das Auge reicht! In der Stadt herrscht ein Klima der Angst. Der Druck auf Flüchtlinge und insbesondere auf Flüchtlingsfrauen* ist massiv. Die Angst ihre Stimme zu erheben ist allgegenwärtig. Wir sagen Schluss damit!
Ihr Rassismus nicht im Namen des Feminismus!
Ebenfalls am 10.03 wollen wieder rassistische Gruppen durch Cottbus marschieren. Unter dem Motto “Die Freiheit der Frau ist nicht verhandelbar” suggerieren sie feministische Ansprüche. Feminismus fordert die Abschaffung von Ungleichheit und somit gleiche Rechte und Freiheiten für alle Menschen, egal welcher Herkunft.Dass dies mit rechtem und rassistischem Denken unvereinbar ist, versteht sich von selbst. Darum lasst uns gemeinsam am 10.03. deutlich machen: Feminismus geht nur ohne Rassismus!
WERDET LAUT gegen Rassismus, Unterdrückung, rechte und rassistische Gewalt! Lasst uns Druck auf die lokalen Behörden aufbauen! Lasst uns gemeinsam für den Feminismus kämpfen! Wir rufen alle Gruppen und Menschen, die für Feminismus und gegen Rassismus kämpfen auf, es klar und deutlich zu sagen: Für das Recht, zu Kommen! Für das Recht, zu Gehen! Für das Recht, zu Bleiben! Für das Recht auf Selbstbestimmung!
Cottbus 10.03.2018, 11:30 Uhr, Muskauer Platz (Cottbus Sandow)
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Wann: Dienstag, 20. Februar 2018,
Beginn: 20.00 Uhr Ende 21.30 Uhr
Wo: Buchladen Sputnik, Charlottenstrasze 28, Potsdam
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Seit einem Monat greift das türkische Militär, unterstützt mit deutschen Panzern, den Norden Syriens an. Der Krieg gegen Afrin gilt vor allem auch dem fortschrittlichsten Projekt der Region: Rojava. Die Autonomie der Völker in Nordsyrien, der Aufbau eines Demokratischen Konföderalismus, kurzum die Revolution in Kurdistan ist dem türkischen Staat und vor allem Erdogan ein Dorn im Auge. Zirka 4,5 Millionen Kurd*innen, Araber*innen, Turkmen*innen und Assyrer*innen leben hier in einer selbstverwalteten Gesellschaft, deren Prinzipien Gleichberechtigung und Emanzipation der Frauen, Religionsfreiheit und Demokratie ist. Eine enorme Errungenschaft in einer Region, die ansonsten vom IS oder anderen dschihadistischen Banden kontrolliert wird.
Wir haben eine Referentin eingeladen, die seit vielen Jahren in Rojava lebt, um uns über die aktuelle politische Lage und den Widerstand in Afrin zu berichten. Außerdem wird sie uns einen anderen Eindruck der Menschen, der Geografie der Region und der Kriegsgeschehnisse mithilfe kurdischer Medien geben.
Wir gehen den Fragen nach: Warum basiert die Revolution von Rojava auf einer Frauenbewegung und wie baut sich die mittlerweile über sechs Kantone erschlossene Selbstverwaltung auf? Welche Rolle spielen die Volksverteidigungseinheiten zur Überwindung des patriarchalen Systems?
Der Infoabend wird inkl. Fragen von euch ca. 90 Minuten dauern. Ab 21.30 Uhr gibt es dann die Möglichkeit, den Abend in gemütlicher Runde ausklingen zu lassen und sich über Ideen und Handlungsmöglichkeiten auszutauschen. Organisiert von: ISO — Internationale Sozialistische Organisation, OG Potsdam und Lydia G.
Kontakt: potsdam@intersoz.org
facebook.com/intersoz.org twitter.com/InterSozOrg
Link zur Veranstaltung: http://intersoz.org/termine/infoabend-afrin-rojava-und-der-krieg-der-tuerkei-gegen-die-demokratische-autonomie/


INFORIOT Der in Cottbus lebende Robert Timm ist Anführer der extrem rechten “Identitären Bewegung Berlin-Brandenburg”. Sehr gern berichtet der Architekturstudent darüber, wie er den Weg in die Reihen der “Identitären Bewegung” gefunden habe. In einem Interview mit dem österreichischen “Identitären” Martin Sellner erklärt er 2016 beispielsweise, dass er in Berlin in einem linksliberalen Elternhaus aufgewachsen sei. Er habe an “Multi-Kulti” geglaubt, sei in linken Kreisen unterwegs gewesen. Auch an Anti-Nazi-Protesten habe er teilgenommen und sogar zwei Mal an Demonstrationen zum “revolutionären ersten Mai in Kreuzberg”. Doch dann, so erzählt es Timm, sei er mit der “Realität” konfrontiert worden. Als “linker Aktivist” habe er einsehen müssen, dass “Multikulti und Links-Sein” Fehler seien.
Linke Illusionen — dann Aufwachen — dann “identitärer Aktivismus”: Robert Timms Biographie ist nicht so geradlinig, wie er sie darstellt. Tatsächlich war Robert Timm zwischenzeitlich in der “Pick-Up-Szene” aktiv — also in Kreisen, die alles andere als “links” sind. Als “Pick-Up”-Szene werden Zusammenschlüsse von Männern bezeichnet, deren Ziel es ist, über die Anwendung psychologischer Tricks Frauen “verführen” zu lernen. Dazu gehört unvermeidbar der sexistische Anspruch, dass “der” Mann über “die” Frau bestimmen solle — in Extremfällen werden in der “Pick-Up”-Szene sogar Vergewaltigungen legitimiert.
2013 erschien ein Dokumentarfilm mit dem Titel “Die Verführungskünstler” (Trailer hier, Facebookpräsenz), der unter anderem Robert Timm in der Zeit der Dreharbeiten im Jahr 2011 porträtiert. Schon der damals 20-jährige Timm ist offenkundig kein “linker Aktivist”, sondern damit beschäftigt zu lernen, wie man “Frauen flachlegt”.





Wie man sich Frauen zur Beute macht, lässt sich Timm bei Seminaren und auf Veranstaltungen wie der “Pick Up Con” beibringen. Im Film stellt er die Entdeckung von “Pick Up” als biografischen Einschnitt dar — zuvor habe er kein soziales Renomee gehabt und keine sexuellen Erfahrungen gemacht: “Ich habe mich vorher nichts getraut. Vorher hatte ich null Erfahrungen mit Mädchen. Nichts nennenswertes, kein Kuss, kein gar nichts. Freunde auch eher wenig. Und dann kam Pick Up und alles hat sich zum Guten gewendet.”
Selbstverständlich haben viele Menschen Probleme im Umgang mit anderen Menschen, vor allem Heranwachsende, gerade auch Bereich der Sexualität. Bemerkenswert ist nur, dass Timm sich entschied, zu versuchen, diese Probleme über den Besuch von “Pick-Up”-Seminaren zu lösen. Der Blick auf Frauen in der “Pick Up Szene” ist eben einschlägig — sie gelten als Objekt, sollen durch eine möglichst maskuline Selbstpräsentation des Mannes überwältigt werden. Der Mann soll Jäger sein und möglichst viel Beute machen. “Pick Up” ist ein Euphemismus für psychische und physische Manipulationstechniken, die männliche Durchsetzungsfähigkeit und Dominanz stärken sollen.
Im Film wird die Radikalisierung von Robert Timm abgebildet. Anfangs sieht man einen einsamen jungen Mann, der bei seinen Eltern wohnt. Die Mutter begrüßt beim Heimkommen die Hauskatzen deutlich herzlicher als ihren eigenen Sohn, der im Kinderzimmer hockt und nur gefragt wird, ob er die Wohnung gesaugt habe. Es entsteht der Eindruck, dass der schüchterne Timm nach Wegen sucht, selbstbewusster zu werden.
Wenig später hat Timm die Haltung und das Vokabular von “Pick Up” übernommen. Stolz und fast arrogant referiert er, dass ein dominanter Mann ein “Alpha” sei und der durch “Pick Up” erreichte Sex als “FC” (“Fuck Close”) bezeichnet wird. Andere Filmprotagonisten äußern im Verlauf der Dokumentation in Anbetracht des frauenfeindlichen Menschenbilds im “Pick Up” durchaus Skrupel. Robert Timm hat hingegen vor allem Bedenken, wenn die “Pick-Up”-Sprüche zu flach oder die überteuerten “Pick-Up”-Seminare zu kommerziell sind.
Der Blick auf die alten Filmaufnahmen zeigt: Die Selbstpräsentation von Robert Timm als geläutertem Linken ist so nicht richtig. Sollte er sich “links” gefühlt haben, dann vor seiner Zeit in der “Pick-Up”-Szene. Sein biografischer Bruch läge dann in der Hinwendung zum “Pick Up” (so, wie er es im Film selbst schildert). In den jüngeren Interviews hingegen erzählt er von einer Abwendung von der “Multi-Kulti”-Linken hin zur Erkenntnis einer überwältigend negativen “Multi-Kulti”-Realität, die ihn schließlich zu den “Identitären” brachte. Das Zwischenstück “Pick Up” lässt er aus. Dabei folgt der Weg von den sexistischen Seminaren zu den “Identitären” einer inneren Logik: die männerbündische, kämpferische Selbstinszenierung der “Identiären Bewegung” und ihre antifeministischen Inhalte sind in hohem Maß übereinstimmend mit den in der “Pick-Up”-Szene verbreiteten Ansichten.

Frauen erleben Gewalt in den Unterkünften durch andere Geflüchtete, das Personal und in der Gesellschaft. Sie erfahren auch strukturelle Gewalt durch das Lagersystem, die Asylgesetzgebungen und die diskriminierende Praxis der Behörden.
Aktuelle bundesrechtliche Gesetzesverschärfungen ermöglichen es, Menschen sechs Monate lang und diejenigen mit so genannter schlechter Bleibeperspektive auch länger in der Erstaufnahme festzuhalten und so bei einer Ablehnung ihres Asylgesuches direkt abschieben zu können. Die prekären Bedingungen in der Erstaufnahme – fehlende Privatsphäre, eingeschränkter Zugang zu erforderlichen Gesundheitsleistungen und die Unmöglichkeit, das eigene Familienleben zu gestalten – gefährden in besonderem Maße Schutzbedürftige wie Frauen und Kinder. Einer asylsuchenden Familie mit einem herzkranken Neugeborenen, das regelmäßige Behandlungen in der Berliner Charité benötigte, wurde etwa der Umzug aus der Erstaufnahme in Doberlug-Kirchhain in eine Wohnung in Berlinnähe verweigert. Dies, obwohl die langen Fahrtwege eine große Belastung für das Kind und seine Eltern darstellten. Ähnlich erging es einer Transfrau, deren Auszug trotz Empfehlungen und Gutachten von Psycholog_innen durch die Zentrale Ausländerbehörde verhindert wurde. Die Verweigerung des Auszuges aus der Erstaufnahme von Menschen mit besonderem Schutzbedarf, um sie vor Angriffen zu schützen, oder die notwendige Versorgung sicherzustellen, findet derzeit immer wieder statt. Dies legt die Vermutung nahe, dass das Ziel, Menschen reibungslos abschieben zu können, schwerer wiegt als ihre Gesundheit.
Die Notversorgung in der Erstaufnahme lastet in besonderer Weise auf den Schultern von Frauen, die häufig die strukturelle Lücke in der Versorgung durch eigene Sorgearbeit für kranke Geflüchtete und Kinder anderer Familien füllen müssen. Durch unfaire Asylverfahren und das Fehlen eines Verfahrens für die Erkennung besonderer Schutzbedürftigkeit in der Erstaufnahmeeinrichtung können Frauen häufig humanitäre Gründe, die sie vor der Abschiebung schützen könnten, nicht geltend machen. Trotz Diskussionen um Gewaltschutzkonzepte bleiben vor allem Frauen, Kinder oder LGBTI-Personen den Konflikten in den Unterkünften ausgesetzt. Die Wohnverpflichtung in der Erstaufnahme wird oft vor der Schutzbedürftigkeit und der Notwendigkeit eines Auszuges priorisiert. Ein Umzug in Frauenhäuser scheitert nicht selten an fehlenden Plätzen für Frauen mit mehr als einem Kind.
Auch nach der Verteilung in die Landkreise bleibt die gesundheitliche Schlechterstellung bestehen. Die Einführung der Gesundheitskarte in mittlerweile fast allen Landkreisen hat häufig nicht zur gewünschten Gleichstellung und zu einer Beendigung der Stigmatisierung von Geflüchteten geführt. Noch immer kommt es regelmäßig zu Behandlungsverweigerungen. So wurde einer geflüchteten Frau aus Frankfurt/Oder trotz Krankenkassenkarte dreimalig die Behandlung bei Ärzten verwehrt, weil diese befürchteten, ihre Leistungen nicht erstattet zu bekommen. Ein Umstand der laut Gesetzgeber eigentlich durch die Karte behoben werden sollte. Ähnlich erging es einer Frau aus Eritrea: Ihr wurde die notwendige Entfernung eines Implantats zur Empfängnisverhütung durch einen Arzt/eine Ärztin verweigert. Sie hatte es sich als Schutz eingesetzt, da sie auf der Flucht mit Vergewaltigung rechnen musste. Das Nichtentfernen des Implantats stellt nun ein weiteres Gesundheitsrisiko dar. Dabei fordert europäisches Recht eine vollumfängliche Versorgung von besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen wir Kindern, Kranken oder von Gewalt bedrohten oder betroffenen Frauen und LGBTI-Personen.
Formen struktureller Gewalt gegenüber Frauen zeigen sich immer wieder auch bei gewaltvollen Abschiebeversuchen in Brandenburg. Im Sommer diesen Jahres versuchte die Polizei ohne Ankündigung und unter Anwendung von Gewalt eine Mutter aus Oberhavel abzuschieben. Sie war aktenkundig in einer psychisch labilen Situation. Man legte ihr dennoch Handschellen an. Ihr vierjähriger Sohn, selbst psychisch behandlungsbedürftig, wurde Zeuge dieser Gewaltanwendung. Die Folge des Abschiebeversuches war ein fast viermonatiger Aufenthalt der Mutter im Krankenhaus und eine Unterbringung des Kindes in einer Kinderstation. Strukturell gewaltvoll ist hier nicht nur das Verhalten der Ausländerbehörde, die die Erkrankung der Mutter als Abschiebehindernis ignorierte. Auch die Bedingungen der Unterkunft, wo sich besonders Schutzbedürftige immer wieder unangemeldeten und gewaltvollen Abschiebungen ausgeliefert sehen, befördern diese Umstände.
Women in Exile und der Flüchtlingsrat fordern:
*Schutzbefohlenheit und die Gesundheit von Frauen und Kindern müssen schwerer wiegen als die rücksichtslose Umsetzung restriktiver Gesetze! Schutz für alle geflüchteten Frauen und Kinder – ohne Ausnahme und unabhängig von der vermeintlichen Bleibeperspektive!
*Wir fordern: Eigener Wohnraum für Frauen und Kinder! Verteilung aus der Erstaufnahme innerhalb eines Monats! Uneingeschränkter Zugang zu Gesundheitsleistungen ab dem ersten Tag! Wir fordern eine nachhaltige Bleibeperspektive für alle Flüchtlinge!
english below
Vom 09. bis 11. Juni findet in Brandenburg/Havel die 2. Refugee-LGBTIQ*-Conference statt. Seit der letzten Conference hat sich einiges getan, leider viel Negatives: Asylrechtsverschärfung, Forderungen nach Obergrenzen und schnellere Abschiebungen in vermeintlich sichere Herkunftsländer. Obwohl es in einigen Großstädten Deutschlands jetzt Unterkünfte für besonders schutzbedürftige Geflüchtete gibt, können nur wenige LGBTIQ*s davon profitieren. Die Möglichkeit der sichereren Unterkunft ist bei der Verteilung der Geflüchteten selten von Belang und wer außerhalb der Großstädte lebt, hat keinen Zugang zu diesen. Daher fordern wir eine dezentrale Unterbringung aller geflüchteter Menschen und sensibilisierte Mitarbeiter_innen und Übersetzer_innen im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, sodass LGBTIQ*s ein faires Asylverfahren erhalten.
Kommt mit uns am 11. Juni auf die Straße um den Forderungen nach dezentraler Unterbringung, sensibilisierten Mitarbeiter_innen und einem Abschiebestopp in vermeintliche sichere Herkunftsländer Nachdruck zu verleihen, sowie auf die rassistischen und homo- sowie trans*feindlichichen Zustände aufmerksam zu machen!
english:
The second Refugee-LGBTIQ*-Conference in Brandenburg/Havel will take place from 9th June – 11th June. A lot has happened since the last conference, unfortunately a lot of negative things: aggravations of the asylum law, demands for maximum limits and faster deportations to allegedly safe countries.
Even though some of the bigger cities in Germany now offer accommodations for refugees in special need of protection, there are only a few LGBTIQ*-people who benefit from them. The possibility of safe accommodation is rarely relevant upon distribution. Furthermore, people, who live out-of-town, get denied access to these safe accommodations. That is, why we call for decentralized accommodation of all refugees and sensitized employees and translators at the Federal Office for Migration and Refugees (BAMF), so that LGBTIQ*-people receive a fair asylum procedure. Join us in taking to the streets on 11th June to lend weight to our demand for decentralized accommodation, sensitized employees and a ban on deporting to allegedly safe countries!
Let us rise awareness for the prevailing racist, homophobic andtransphobic conditions in our society!
Es handelt sich letztlich um einen kulturellen Ausdruck dessen, was Marx und Engels 1848 im Kommunistischen Manifest so beschrieben: „Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose ›bare Zahlung‹. Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterlichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, direkte, dürre Ausbeutung gesetzt. Die Bourgeoisie hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten Tätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt.Die Bourgeoisie hat dem Familienverhältnis seinen rührend-sentimentalen Schleier abgerissen und es auf ein reines Geldverhältnis zurückgeführt.“