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Flucht & Migration Gender & Sexualität

Aram M. will nicht zurück

Aram M.: „Nach Arme­nien zurück­zukehren ist für mich keine Option!“
Während seines 17. Leben­s­jahrs stellte der heute 30-jährige Aram fest, dass er sich von Män­nern ange­zo­gen fühlt. Ein Gefühl, das in seinem Heimat­land Arme­nien unter anderem als Krankheit eingestuft wird. Als er im Jahr 2004 zum Wehr­di­enst einge­zo­gen wer­den soll, weigert er sich diesen anzutreten, denn als Homo­sex­ueller unter Men­schen zu sein, die nicht männlich genug sein kön­nen, ist für ihn undenkbar. Des Weit­eren fürchtet er Über­griffe, soll­ten sie von sein­er Homo­sex­u­al­ität erfahren.
Er wird vom Gericht zu acht Monat­en Gefäng­nis verurteilt. Von August 2004 bis April 2005 muss er ins Gefäng­nis. Dort ist er nicht nur den ver­balen Diskrimnierun­gen der Mithäftlinge und Wärter_innen son­dern auch ihren kör­per­lichen Über­grif­f­en aus­ge­set­zt. Durch die Schläge lei­det er bis heute unter ein­er Tini­tuserkrankung. Nach sein­er Freilas­sung erhält er noch ein Jahr und vier Monate auf Bewährung, Am meis­ten trifft Aram jedoch die Reak­tion sein­er Eltern – sie begeg­nen ihm mit Abnei­gung und erk­lären, er sei eine Schande für die Fam­i­lie. Der Vater schlägt ihm einen Deal vor: wenn Aram sich bemüht, eine Frau zu heirat­en und ein aus sein­er Sicht nor­males Leben zu führen, darf er weit­er­hin im Eltern­haus wohnen. Aram stimmt dem zu. Bis zum Jahr 2010 gibt es keine weit­eren Prob­leme, Aram ver­steckt seine Homo­sex­u­al­ität und macht eine Aus­bil­dun­gen zum Frisör und eine weit­ere zum Floris­ten. Eines Tages kommt jedoch sein Vater uner­wartet nach Hause und trifft dort Aram und einen Fre­und eng umschlun­gen und küssend an. Der Vater ver­weist seinen Sohn der Woh­nung. Dieser lebt for­t­an in ein­er Wohnge­mein­schaft. Jeden Job, den er annimmt, ver­liert er nach nur weni­gen Wochen, da seine Arbeitgeber_innen über seine Homo­sex­u­al­ität informiert wer­den. Aram sieht für sich keine Per­spek­tive in seinem Heimat­land und beschließt im März 2011 dieses zu ver­lassen und in Bel­gien Asyl zu beantra­gen. Nach­dem sein Antrag abgelehnt wird, bleibt ihm nur die Möglichkeit, wieder nach Arme­nien zurückzukehren.
Dort hat sich seine Sit­u­a­tion jedoch nicht verän­dert – die Fam­i­lie wollte weit­er­hin nichts mit ihm zu tun haben, die gefun­dene Arbeit ver­lor er schnell wieder. Nach­dem Aram einige Zeit auf der Straße lebte, entsch­ied der sich zum Jahre­sende 2013 dafür, nach Rus­s­land zu gehen und dort ein neues, ein besseres Leben zu begin­nen. Er fand Arbeit und hat­te eine Woh­nung und fand schnell einen Fre­und. Bei­de entschließen sich zusam­men ein Zim­mer in ein­er 2‑Raum-Woh­nung anzu­mi­eten. Die Ver­mi­eterin, sie wohnt im zweit­en Zim­mer, ahnt nicht, dass die bei­den jun­gen Män­ner ein Paar sind. Doch eines Tages beobachtet sie die bei­den, wie sie sich küssen. Daraufhin ruft sie die Polizei. Aram und sein Lebenspart­ner wer­den ver­haftet und in der Polizeis­ta­tion diskri­m­iniert, geschla­gen. Des wei­eteren wird ihnen sex­u­al­isierte Gewalt ange­dro­ht, nach­dem sie sich weigerten ein Doku­ment zu unterze­ich­nen, in dem sie sich zu ihrer Homo­sex­u­al­ität beken­nen. Als sie wieder freige­lassen wur­den, fan­den sie Unter­schlupf in einem Heim. Dort lebten sie jedoch in getren­nten Räu­men und ver­bar­gen ihre Part­ner­schaft vor den anderen Bewohner_innen.
Am Abend des 30. Mai 2015 trafen sie sich in einem Park, um Zeit gemein­sam zu ver­brin­gen. Eine Gruppe von fünf Män­ner fol­gte ihnen, beschimpfte sie homo­phob und schlug sie anschließend zusam­men. Sowohl Aram und als auch sein Lebens­ge­fährte ver­loren während des Über­griffs das Bewusst­sein. Die bei­den jun­gen Män­ner beschließen, wed­er die Polizei noch ein Kranken­haus aufzusuchen, da sie Angst vor weit­er­er Repres­sion haben. Sie zogen sich anschließend in ihre Zim­mer zurück und warteten bis die Wun­den ver­heil­ten. Im Ver­lauf des Juli bucht­en sie zwei Flugtick­ets nach Istan­bul mit Zwis­chen­stopp in Berlin. Am 29. Juli lan­dete das Paar in Berlin-Tegel und beantragte Asyl. Im soge­nan­nten kleinen Inter­view macht­en sie nicht nur Angaben zu ihrem Reiseweg, son­dern auch über ihre Erfahrun­gen in Rus­s­land und Armenien.
Vom Flughafen wer­den sie in die bran­den­bur­gis­che Erstauf­nahmestelle nach Eisen­hüt­ten­stadt trans­feriert. Dort müssen sie in getren­nten Zel­ten schlafen, da die Lager­leitung die Part­ner­schaft der bei­den Män­ner nicht anerken­nt. Nach zwölf Tagen wird Aram nach Frankfurt/Oder und Vlad nach Bran­den­burg an der Hav­el trans­feriert. Vlad gelingt es, Kon­takt zu lokalen LGBTI-Aktivist_in­nen herzustellen. Gemein­sam set­zen sie sich mit Erfolg für die Zusam­men­führung des Paares ein. Auf­grund der sich langsam zus­pitzen­den Sit­u­a­tion im Heim und der Erfahrung mit ein­er anderen LGBTI-Aktivistin — sie wurde im Heim wegen ihrer sex­uellen Ori­en­tierung ange­grif­f­en — wohnen die bei­den mit einem weit­eren les­bis­chen Paar in ein­er Ver­bund­woh­nung. Während Aram ein Prak­tikum in einem Frisösa­lon macht, geht Vlad zum Deutschkurs. Ende April bekommt Aram einen Brief mit dem Inter­viewter­min, Vlad erhält keinen Brief. Erst nach­dem Unterstützer_innen wieder­holt Druck auf das BAMF aus­geübt hat­ten, erhal­ten bei­de einen gemein­sam Ter­min am 10. Mai. Während sein­er Befra­gung wird der Ver­such Arams, über die Diskri­m­inierung in Arme­nien zu sprechen, vom BAMF-Mitar­beit­er mit der Begrün­dung abgelehnt, dass Aram aus Rus­s­land ein­gereist sei und deswe­gen nur Rus­s­land eine Rolle spielt. In dem am 21. Juni erhal­te­nen Neg­a­tivbescheid wird darauf ver­wiesen, dass Aram in Arme­nien nicht ver­fol­gt wer­den würde und auch keine begrün­dete Furcht vor Ver­fol­gung vorge­bracht hat. Des Weit­eren wird darauf ver­wiesen, dass er Fam­i­lie vor Ort hat und diese ihn unter­stützen kön­nte. Das BAMF gab Aram im Inter­view am 10. Mai wed­er die Möglichkeit über seine Ver­fol­gung in Arme­nien zu bericht­en, noch hat es die Aus­sagen vom 29. Juli 2015 berück­sicht, in denen klar ste­ht, dass Arams Fam­i­lie ihn ver­stoßen hat und er in Arme­nien ver­fol­gt wird. Des Weit­eren wird seine Beziehung zu Vlad nicht anerkannt.
Wir verurteilen die Prax­is des BAMF scharf und fordern die Anerken­nung der Lebenspart­ner­schaft von Vlad und Aram. Des Weit­eren fordern wir eine Neube­w­er­tung seines Antrags unter Berück­sich­ti­gung aller von ihm vorge­bracht­en Fluchtgründe.
Aram und Vlad bleiben hier!

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(Anti-)Rassismus Gender & Sexualität Inklusion & Ableism jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Für ein Landesantidiskriminierungsgesetz

Heute haben die Grü­nen auf ihrer Frak­tion­s­pressekon­ferenz erk­lärt, dass sie ein Lan­desan­tidiskri­m­inierungs­ge­setz (LADG) im Land­tag ein­brin­gen wer­den. Der Vere­in Opfer­per­spek­tive fordert ein solch­es schon länger und begrüßt die Geset­zesini­tia­tive, denn diese würde eine wichtige Lücke im Schutz vor Diskri­m­inierung durch staatliche Stellen schliessen.
Im Jahr 2013 hat sich das Land Bran­den­burg die Bekämp­fung von Ras­sis­mus als Staat­sziel in der Lan­desver­fas­sung ver­ankert. Auch europäis­ches Recht und das Grundge­setz verpflicht­en staatliche Stellen, die Bewohner_innen des Lan­des vor Diskri­m­inierun­gen zu schützen. Den­noch gibt es in Bran­den­burg immer noch keinen vollen Rechtss­chutz für Betrof­fene von Diskriminierungen.
Zwar schützt das All­ge­meine Gle­ich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) des Bun­des Betrof­fene auf den Gebi­eten des Arbeits- und Zivil­rechts, die z.B. durch Arbeit­ge­ber oder Ver­mi­eterin­nen diskri­m­iniert wer­den. Doch gegenüber Diskri­m­inierun­gen durch staatliche Stellen, z.B. durch Polizis­ten oder Lehrerin­nen, ist das AGG nicht anwend­bar. Diesen Bere­ich zu regeln ist Auf­gabe der Bundesländer.
Mit der Ein­führung eines LADG würde Bran­den­burg 1.) einen Rechtss­chutz für Betrof­fene von Diskri­m­inierung durch staatlich­es Han­deln ein­führen, 2.) die öffentliche Hand verpflicht­en, konkrete Maß­nah­men gegen Diskri­m­inierung in ihren Insti­tu­tio­nen umzuset­zen und 3.) eine mit umfassenden Kom­pe­ten­zen aus­ges­tat­tete Lan­desan­tidiskri­m­inierungsstelle aufbauen.
Nad­ja Hitzel-Abdel­hamid von der Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg im Vere­in Opfer­per­spek­tive erk­lärt dazu: “Mit einem LADG hört das Land auf, allein von seinen Bürger_innen Fair­ness zu fordern, und fängt vor­bild­haft bei sich selb­st an: Mit einem LADG ver­bi­etet es seinen eige­nen Insti­tu­tio­nen jede Form von Diskri­m­inierung und sorgt damit in den staatlichen Struk­turen dafür, dass alle Men­schen in Bran­den­burg gle­ich behan­delt werden!”
Men­schen, die durch staatliche Insti­tu­tio­nen aus ras­sis­tis­chen Grün­den, wegen ihrer Herkun­ft, Nation­al­ität, Sprache, ihres Geschlechts, ihres Leben­salters, ihrer sex­uellen Iden­tität, religiösen oder weltan­schaulichen Überzeu­gun­gen oder wegen ihres sozialen Sta­tus diskri­m­iniert wer­den, wür­den in ihrer Posi­tion gestärkt, weil ihnen ein Rechtsweg eröffnet würde.
Ein voller Rechtss­chutz ist drin­gend nötig, denn Diskri­m­inierun­gen nehmen in der Gesellschaft ins­ge­samt mas­siv zu. Sie fan­gen an, wenn Witze über Schwule gemacht oder Mus­lime belei­digt wer­den und set­zen sich fort, wenn Polizist_innen Men­schen auf­grund ihrer Haut­farbe als Täter behan­deln oder eine Schü­lerin mit Kopf­tuch bei gle­ich­er Leis­tung schlechtere Noten als ihre Mitschüler_innen erhält. Von Beschw­er­den wegen Diskri­m­inierung prof­i­tiert das Land, denn nur wenn Men­schen sich beschw­eren, wer­den Muster von Diskri­m­inierung sicht­bar und so veränderbar.
Ein LADG sorgt für gle­iche Chan­cen und gle­iche Teil­habe für alle, die in Bran­den­burg leben.

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Flucht & Migration Gender & Sexualität Law & Order

Solidarität mit Aram M. und Vlad B.!

Stellen Sie sich vor, Sie sind ver­liebt. Stellen Sie sich vor, der geliebte Men­sch erwidert Ihre Gefüh­le. Sie führen eine Beziehung. Richtig ern­sthaft und es fühlt sich gut an. So eine Sache, die mit Respekt und Aus­tausch zu tun hat, mit Spaß und geteil­ten Inter­essen, so eine Sache mit lan­gen Gesprächen und allem, was für Sie dazu gehört,
allem, was Sie glück­lich macht.
Stellen Sie sich vor, Sie ziehen mit dem lieb­sten Men­schen in eine Woh­nung und der Ver­mi­eter kündigt ihnen nach kurz­er Zeit den Mietver­trag, weil er Ihre Liebe für Sodomie hält. Stellen Sie sich vor, auf einem Ihrer gemein­samen Spaziergänge wer­den sie bei­de zusam­mengeschla­gen, weil andere es als ekel­er­re­gend empfind­en, wenn Sie bei­de Hand in Hand gehen. Stellen Sie sich vor, bei der Polizei wer­den Sie nicht ernst genom­men, aus­gelacht, Ihnen wird sog­ar die Schuld an den Schlä­gen zugeschrieben. Schließlich sind Sie ja nur zwei Män­ner, die sich lieben.
Das war für Aram M. und seinen Part­ner Vlad B. lange die Real­ität. Aram flieht aus Arme­nien nach Rus­s­land, nach­dem er in seinem Geburt­s­land aus­ge­gren­zt und diskri­m­iniert, von sein­er Fam­i­lie ver­stoßen wurde, wed­er Arbeit noch Woh­nung fand. Alles wegen sein­er Homo­sex­u­al­ität. Alles, weil er nicht ver­steck­en wollte, dass er Män­ner liebt. In Moskau lernt er Vlad ken­nen, die bei­den ver­lieben sich, wer­den ein Paar. Nach­dem sie im Park zusam­mengeschla­gen wur­den entschließen sich die bei­den, nach Deutsch­land zu gehen, in ein Land, in dem sie sich Frei­heit und Akzep­tanz für ihr Leben wünschen.
Sie kaufen sich Flugtick­ets, ver­lassen ihr altes Leben und wollen ein neues begin­nen, von dem sie sich Besseres erhof­fen, Frei­heit zum Beispiel, die Frei­heit, zu lieben, wen sie wollen, die Frei­heit, ihre Liebe zu zeigen, zu feiern, die Frei­heit, sich nicht zu ver­steck­en, ohne Angst zu leben.
Am Flughafen Berlin-Tegel nimmt man ihnen die Pässe ab und anschließend wer­den die bei­den in die Erstauf­nah­mein­rich­tung nach Eisen­hüt­ten­stadt gebracht. Kaum dort angekom­men begin­nt die Ernüchterung — auf­grund der im Som­mer 2015 zunehmenden Anzahl von Men­schen, die vor Krieg und Ver­fol­gung Schutz suchen, wer­den sie in Mannschaft­szel­ten unterge­bracht. Ihre Part­ner­schaft wird auch in Eisen­hüt­ten­stadt nicht ernst genom­men, es scheint für die Sozialarbeiter_innen vor Ort unmöglich, dass zwei Män­ner ein Paar, eine Fam­i­lie bilden, die Kon­se­quenz daraus: Sie wer­den unter­schiedlichen Zel­ten zugewiesen. Die zwei, die so lange als Paar gekämpft haben, ein Paar sein zu dür­fen, die als Paar ihre Heimat ver­lassen haben, wer­den gle­ich als erstes in dem ver­meintlich frei­heitlichen Land getren­nt. Und es geht genau­so weit­er: nach 12 Tagen erfol­gt die Unter­bringung in Notun­terkün­ften, Aram kommt nach Frankfurt/Oder, Vlad nach Kirch­mös­er, einem Stadt­teil von Bran­den­burg an der Hav­el. Dort lernt er Alis­sa ken­nen. Sie ist selb­st aus Rus­s­land geflo­hen, nach­dem in ihrer Nach­barschaft Flug­blät­ter aushin­gen, die sie als Pädophile dif­famierten. Alis­sa ist les­bisch und LGBTI-Aktivistin und stellt den Kon­takt zu Emma Sil­ver­stein her. Die küm­mert sich, nimmt Kon­takt zu Har­ald Pet­zold, Bun­destagsab­ge­ord­neter der LINKEN und deren queer­poli­tis­ch­er Sprech­er, auf. Der macht Druck beim BAMF: wie es sein könne, ein Paar nach solchen trau­ma­tis­chen Erleb­nis­sen zu tren­nen. Wenige Tage später zieht Aram zu Vlad ins Heim. Aber der Ärg­er hat kein Ende: die Sozialarbeiter_innen der Notun­terkun­ft rat­en den bei­den, ihre Homo­sex­u­al­ität zu ver­ber­gen, son­st dro­he Ärg­er mit anderen mus­lim­is­chen Heimbewohner_innen.
Sechs Monate leben sie in dem Heim, sechs Monate geht das Ver­steck­spiel weit­er. So hat­ten sie sich das Leben in Deutsch­land nicht vorgestellt. Die bei­den wollen in eine eigene Woh­nung. Sie haben nach wie vor Angst. Es gibt viel Aus­tausch mit dem Sozialamt, viele Diskus­sio­nen, es kostet viel Kraft, viel Energie. Endlich beziehen sie mit einem anderen les­bis­chen Paar eine Ver­bund­woh­nung in Bran­den­burg an der Hav­el, drei Zim­mer für vier Per­so­n­en. Endlich etwas Pri­vat­sphäre. Aram spricht Englisch und etwas Deutsch, Vlad begin­nt mit dem Deutschunter­richt. Aram bemüht sich um Arbeit, find­et eine Prak­tikumsstelle in einem Friseur­sa­lon. Er mag es, wieder zu arbeit­en, lernt immer bess­er Deutsch zu sprechen. Auch die Kund_innen nehmen Anteil an sein­er Geschichte, sie fra­gen, wo er herkommt, warum er gegan­gen ist. Die meis­ten wis­sen gar nicht, wie schlimm die Sit­u­a­tion queer­er Men­schen an vie­len Orten dieser Erde ist.
Mit­tler­weile sind sie Teil der LGBTI-Com­mu­ni­ty in der Havel­stadt, sie gehen gemein­sam zu Par­tys und begin­nen sich ein neues Leben aufzubauen. Gemein­sam mit Vlad und Aram sowie anderen LGBTI-Aktivist_in­nen vor Ort haben wir, eine Gruppe von Unterstützer_innen, eine Refugee-LGBTI-Con­fer­ence vom 15. bis 17. April organ­isiert und durchge­führt, mit dem Ziel, Men­schen zusam­men­zubrin­gen und zu unter­stützen. Nun brauchen Aram und Vlad Unter­stützung, denn nach fast einem Jahr bekommt das Paar die Ein­ladun­gen zum Inter­view beim BAMF. Bei­de erhal­ten unter­schiedliche Ter­mine. Wieder wer­den sie als Paar nicht ernst genom­men. Ihr Anwalt ruft mehrmals beim BAMF an und ver­weist darauf, dass die bei­den zusam­men als Lebenspart­ner nach Deutsch­land gekom­men sind und deshalb auch einen gemein­samen Ter­min erhal­ten müssen — mit Erfolg.
Während des Inter­views wurde Aram nicht zu sein­er Sit­u­a­tion in Arme­nien befragt. Immer wieder, wenn er ver­sucht, darauf zu sprechen zu kom­men, wird er abgewürgt. Schließlich habe er mehrere Jahre in Rus­s­land ver­bracht und sei von dort in die Bun­desre­pub­lik ein­gereist, so die Argu­men­ta­tion der BAMF-Mitar­bei­t­erin. Und warum die bei­den ihre Homo­sex­u­al­ität nicht dezen­ter gelebt hät­ten. Das hät­ten sie doch nach dem ver­meintlichen Über­fall im Park auch getan und da hät­ten sie dann ja auch keine Prob­leme gehabt. Anson­sten ist auch hier die Part­ner­schaft kein The­ma. Es gehe um Aram per­sön­lich, sein rus­sis­ch­er Part­ner tue da nichts zur Sache. Nach einem Monat und 12 Tagen kommt der Neg­a­tivbescheid, das Asylver­fahren ist abgeschlossen — vorerst.
Begrün­dung: Da Aram über Rus­s­land ein­gereist sei, gelte §3AsylG nicht, da er nicht aus dem Land käme, dessen Staat­sange­hörigkeit er besitzt. Eine begrün­dete Furcht vor Ver­fol­gung als Homo­sex­ueller in Arme­nien habe er nicht vor­ge­tra­gen. Außer­dem sei die Ver­fol­gung als Homo­sex­ueller in Arme­nien nicht wahrschein­lich. Sein Lebenspart­ner Vlad hat bish­er keine Antwort vom BAMF.
Hal­ten wir fest: Aram wurde beim Inter­view daran gehin­dert, über die Gründe der Aus­reise von Arme­nien nach Rus­s­land zu sprechen. Das BAMF erken­nt die Part­ner­schaft der bei­den Men­schen nach wie vor nicht an, denn in ihrem Welt­bild scheinen nur Mann und Frau ein Paar bilden zu kön­nen. Soll­ten Men­schen sich nicht diesem Muster unterord­nen, wollen sie Doku­mente sehen, eine Heirat­surkunde zum Beispiel. Nur ist die Heirat gle­ichgeschlechtlich­er Men­schen sowohl in Arme­nien, in Rus­s­land und auch in Deutsch­land nicht möglich.
Wir lassen unsere Fre­unde nicht alleine und kämpfen für die Anerken­nung der bei­den als Lebenspart­ner und dafür, dass wed­er Aram nach Arme­nien, noch Vlad nach Rus­s­land abgeschoben wird. Wir haben uns entschlossen, unseren Kampf öffentlich zu führen, zum einen, um nicht nur Aram und Vlad, son­dern auch anderen LGBTI-Geflüchteten zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, und zum anderen, um auf die diskri­m­inierende Prax­is des BAMF aufmerk­sam zu machen.
Wir wer­den am Mittwoch den 29. Juni um 19:00 Uhr in der Geschäft­stelle der Partei DIE LINKE, Kirch­hof­s­traße 1–2, 14776 Bran­den­burg an der Hav­el, ein erstes offenes Tre­f­fen ver­anstal­ten. Ziel ist es, Öffentlichkeit zu schaf­fen und gemein­sam zu berat­en, wie wir die bei­den in Zukun­ft unter­stützen können.
Orgateam der Refugee-LGBTI-Conference

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Bildung & Kultur Gender & Sexualität

Festival Guide 2016: Alternativen in Brandenburg erleben!

INFORIOT – Der Som­mer ste­ht vor der Tür. Höch­ste Zeit den Kalen­der zu zück­en und zu guck­en, wo am besten entspan­nt wer­den kann. Denn Som­merzeit ist Fes­ti­valzeit! Ob an den See, in den Wald, dem Ack­er oder ähn­lich­es. Jen­seits der Lohnar­beit, Schule oder Uni find­en sich in Bran­den­burg eine Fülle von sub­kul­turellen Events zum gepflegten entspan­nen und faulen­zen. Wie auch im let­zten Jahr informiert Infori­ot euch, wo welche Fes­ti­vals mit linkem und alter­na­tiv­en Anspruch in der Mark stat­tfind­en im Som­mer 2016.
In einem groben Überblick wollen wir euch einige Oasen jen­seits des kom­merziellen Ter­rors und durch kap­i­tal­isierten Großevent-Main­streams in Bran­den­burg vorstellen. Wir wollen euch vor allem auf kleinere und größere Events hin­weisen, die ein­er­seits ein alter­na­tives Selb­stver­ständ­nis besitzen und ander­er­seits einen D.I.Y.-Charakter pflegen.*
07.07.–11.07. Feel Festival
Zwischenablage01Das Feel Fes­ti­val ist eine musikalis­che und kul­turelle Par­al­lel­welt jen­seits des täglichen Trubels und der Sor­gen. Wer dem wilden Treiben auf dem Gelände fol­gt, kann sich zwis­chen tanzen­den Füßen nicht nur in bunte Nis­chen und Eck­en voller visueller sowie kün­st­lerisch­er Verza­uberung treiben lassen, son­dern auch ver­schieden­ste Orte für Inter­ak­tion und Diskurs ent­deck­en. Wor­shops, Lesun­gen, Kunst&Kultur und mehr erwartet euch vom 7.–11. Juli am Berghei­der See bei Lichter­feld. Lei­der ist das Feel Fes­ti­val ausverkauft! ABER: es gibt noch eine Chance an Karten ranzukom­men. Schön­er Leben ohne Nazis ver­lost 2x2 Freikarten! Ein­fach bis zum 19. Juni eine Nachricht an ihre Face­book­seite schick­en und Dau­men drück­en. Zur Fes­ti­val­seite: http://feel-festival.de/
08.07.–09.07. Ultra­sh Festival
Das Ultra­sh ist ein Fes­ti­val der beson­deren Art und geht dieses Jahr in die 10. Runde. Ein poli­tis­ches Fes­ti­val auf dem Frei­Land Pots­dam für Skins, Punks, Ultras und andere antifaschis­tis­che Gegenkul­turen. Die Wortschöp­fung lässt schon darauf schliessen, dass sich hin­ter dem zweitägi­gen Fes­ti­val eine Koop­er­a­tion von Ultrá (Babels­berg) und RASH (Red and Anar­chist Skin­heads Berlin/Brandenburg) ver­birgt. Laut den Veranstalter_innen will das Fes­ti­val auf die Aktiv­itäten der Grup­pen „hin­weisen und aufzeigen, dass “Ultras” und “Skin­heads” eben nicht nur recht­sradikale Schläger­ban­den oder alko­holisierte Pöbel­mobs sind.“ Zur Fes­ti­val­seite: http://ultrash.blogsport.eu/
15.07.–18.07. Antaris Projekt
Das Antaris find­et zum 22. Mal auf den Flug­platz Otto-Lilien­thal bei Rathenow statt und ver­ste­ht sich selb­st als ein Pro­jekt und ste­ht gegen Krieg, für Fre­und­schaft, Frieden und Frei­heit. Das Antaris bietet eine musikalis­che Reise in eine psy­chodelis­che Welt auf zwei Floors mit ein­er unver­wech­sel­baren Deko und Lichtschow. Das Mot­to dieses Jahr: Wass­er ist Leben. Erfreut euch an High­light Tribe, fluffi­gen Prog­gy und Dark Prog. Außer­dem heißt bei der Tech­no-Elec­tro-Night der berühmt berüchtigte DR. MOTTE die Meute ein. Außer­dem Chill Out, Yoga und vieles mehr. Zur Fes­ti­val­seite: http://www.antaris-project.de/
15.07.–18.07. Stuss am Fluss
13086676_1614714155516335_8166923320482243510_oAuf ihrer Seite schreibt sich das Stuss am Fluss fol­gen­der­maßen: “Das Stuss am Fluss- Open Air fand erst­mals 2014 unter dem Namen Mucheze (Abkürzung für die drei Cot­tbuser Vere­ine Muggefug, Chekov, Zelle) statt. Damals ging es uns darum, den zwanzig­sten Geburt­stag dieser Vere­ine zusam­men auf dem Gelände des Strom­bads in Cot­tbus zu feiern. Die Gäste waren damals eben­so begeis­tert, wie auch alle Vere­ine und Beteiligten dieser Ver­anstal­tung. Also ging es im Sep­tem­ber 2015 weit­er. Dieses Mal unter dem Namen „Stuss am Fluss“ Warum? Weil wir es kön­nen… Das Strom­bad in Cot­tbus liegt direkt an der Spree und ist ein­fach prädes­tiniert für ein Fes­ti­val wie dieses.-Daher der Name. Hier soll alles aufeinan­der tre­f­fen, wir wollen und wer­den wieder ein­mal eine einzi­gar­tige Atmo­sphäre schaf­fen, zumin­d­est was Kun­st und Kul­tur bet­rifft. Das Fes­ti­val ist für seine Besucher_innen kosten­los. Daher sind die Organisator_innen an Spnen­den angewiesen. Unter­stützt auch ihr das Vorhaben mit ein­er kleinen Spende beim Crowd­fund­ing , damit dieses wichtige kul­turelle Pro­jekt in der Lausitz dieses Jahr stat­tfind­en kann. Zur Web­seite: https://stussamfluss2016.wordpress.com/
23.07. Laut und Bunt Fes­ti­val Rathenow
Bere­its zum 8. Mai find­et am 23. Juli im Optik­park Rathenow das „Laut und Bunt Fes­ti­val“ für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit statt. Freut euch auf eine rock­iges Event, einen bun­ten Funken, der in der Stadt in Hin­blick auf ras­sis­tis­che Mobil­isierung der let­zten Monate bit­ter nötig ist. U.a. spie­len auf dem Laut und Bunt Fes­ti­val die Band RADIO HAVANNA. Zur Event­seite: https://www.facebook.com/events/503938983147848/

05.–07.08. Resist to Exist Festival
13055139_1148802568472156_2271432897125753326_oIn Ober­hav­el ist der Punk los. Denn das größte deutsche D.I.Y.-Festival Resist to Exist zieht von Berlin-Marzahn erst­mals nach Bran­den­burg, genauer gesagt auf den Ack­er in Krem­men. Drei Tage, 40 Bands, Punk, Ska, Hard­core, Work­shops, Stände, Kino, Karaoke und ganz viel Bier. Was will men­sch mehr? Das Resist to Exist ist ein 100%-iges non-prof­it Fes­ti­val und war ein sub­kul­turelles High­light im Berlin­er Rand­bezirk. Nun kommt es nach Bran­den­burg. Wir find­en, das Resist passt hier wun­der­bar rein! Zur Fes­ti­val­seite: http://www.resisttoexist.de/
22.07.–24.07. Stree­topia Festival
Das Stree­topia Fes­ti­val Stree­tart will im weitesten Sinne mit Musik verknüpfen, feiert, freie Räume zum social­izen schaf­fen, Ausstel­lun­gen zum über den Teller­rand guck­en bieten und einen bewussten und kri­tis­chen Umgang mit Leben­sre­al­itäten pfle­gen und ver­mit­teln. Sub­kul­turen, die alle die Straße als einen Ort der Kun­st und des Zusam­men­seins nutzen, möcht­en die Organisator_innen eine Bühne und die Möglichkeit ein­er freien Ent­fal­tung bieten; dies unter dem “Dach” des frei­Land Pots­dam und unter dessen anti­sex­is­tis­chen, anti­ho­mo­phoben und anti­ras­sis­tis­chen Bedin­gun­gen, die sie voll­stens unter­stützen. Graf­fi­ti, Music, Beats, Rap, Bass, Dance, Drinks, Food, Chill, Love – freier Ein­tritt vom 22. bis 24. Juni. Zudem ein High­ligh des Woch­enen­des: die Pre­miere des Doku­men­ta­tions­films „Girl Pow­er“ über die Unter­grund­szene der inter­na­tionalen weib­lichen Sprayer_innen. Link zur Ver­anstal­tung: https://www.facebook.com/events/833309336801428/?fref=ts

23.07.–24.07. Nation of Gondwana
10257087_854044891311436_853296524417257193_nDie Nation of Gond­wana bei einem See bei Grün­feld begrüßt jährlich seine Besucher_innen zum semi­fik­tiv­en Par­al­lel­welt­touris­mus. Seit 1995 find­et das alter­na­tive Freiluft­fes­ti­val für elek­tro­n­is­che Musik im Berlin­er Umland statt. Ursprünglich als Alter­na­tive zur Lovepa­rade gedacht ist die Nation of Gond­wana eine famil­iäre Ver­anstal­tung, an der jährlich bis zu 8.000 leibestolle Men­schen teil­nehmen. Ein großer Sym­pa­thiepunkt: Das Fes­ti­val duldet keinen Ras­sis­mus, Sex­is­mus, Homo­pho­bie und jede andere Form von Diskri­m­inierung. So ste­ht es zumin­d­est ganz groß auf ihrer Seite: http://www.pyonen.de/info.html
05.–06.08. Jen­seits von Millionen
12733357_10153918877849727_6301021488024733888_nDas Jen­seits von Mil­lio­nen Bene­fizfes­ti­val ist ein alljährlich­es Wieder­se­hen am ersten August­woch­enende auf der Burg in Fried­land in der Nieder­lausitz. Eine Wahlver­wandtschaft im zwölften Jahr, die die Organisator_innen liebend gerne pfle­gen, und ein Fest aus guten Grün­den. Auch in diesem Jahr begleit­et das Jen­seits von Mil­lio­nen das Muzan­ga Edu­ca­tion Project der Kinder­hil­f­sor­gan­i­sa­tion Raise a Smile e.V. im ländlichen Osten Sam­bias mit 2€ jedes verkauften Fes­ti­valtick­ets und allem Geld, das nach Abzug der Fes­ti­valkosten auf der Haben-Seite ste­ht. Ein weit­eres Plus: „Ras­sis­tis­che, frem­den­feindliche, sex­is­tis­che, homo­phobe oder anti­semi­tis­che sowie andere mit der recht­sradikalen oder deutschna­tion­al­is­tis­chen Szene in Verbindung ste­hende Äußerun­gen und Zeichen wer­den in kein­er Weise auf Zelt­platz und Fes­ti­val­gelände geduldet.“, so ste­ht es in der Hau­sor­d­nung. Zur Fes­ti­val­seite: http://jenseitsvonmillionen.de/
12.08.–13.08. Frie­rock Festival
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Im Havel­land gibt es keine alter­na­tive Musik­szene? Von wegen! Die kleine Fliegerstadt Frie­sack im nord­west­lichen Bran­den­burg zeigt ein­mal jährlich, was das Havel­land so zu bieten hat. Wenn das Frie­rock-Fes­ti­val wieder vom 7. bis 8. August 2015 hun­derte Rock­willige in die Region treibt, ist es vor­bei mit der Roman­tikkulisse an den steilen Hän­gen der uri­gen Freilichtbühne.Das alter­na­tive und unkom­merzielle Fes­ti­val stellt seit nun schon 17 Jahren eine grandiose Mis­chung regionaler und über­re­gionaler Bands aus ver­schieden­sten Musik­stilen zusam­men Mit viel Liebe zum Detail und einem tra­di­tionellem Gespür für echte Geheimtipps schafft es das Frie­rock-Fes­ti­val die alter­na­tive Flamme des Havel­lan­des am lodern zu hal­ten. Faire Preise und eine einzi­gar­tig famil­iäre Atmo­sphäre run­den das Frie­rock-Fes­ti­val ab und sor­gen für dessen Beliebtheit. Zur Fes­ti­val­seite: http://www.frierock-festival.de/festival.html
12.08.–13.03. OBOA Festival
Mitte August 1998 fand zum ersten Mal das OBOA – Oder­bruch-Open Air statt. Seit­dem ver­anstal­tet der Vere­in Break Tribe Music e.V. dieses kleine, unkom­merziele, Umson­st & Draussen Fes­ti­val regelmäßig. In jedem Jahr tre­f­fen sich Besucher_innen von bei­den Seit­en der Oder ein Woch­enende lang zu kul­turellem Aus­tausch und musikalis­chem Erleb­nis im Fort Gor­gast, östlich von Berlin. Das Fes­ti­val wird auss­chließlich im ehre­namtlichen Engage­ment durchge­führt. Für den Besuch des Fes­ti­vals wird kein Ein­tritt erhoben. Nach ein­er kreativ­en Schaf­fenspause meldete sich das OBOA wieder zu Wort, denn dieses Jahr soll es ein Revival des beliebten Fes­ti­vals geben. Zur Fes­ti­val­seite: http://www.oboa.de/wordpress/
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12.08.–15.08. Die Wilde Möhre Festival
13139307_555490484612414_6515235805829665757_n„Hören, Sehen, Fühlen“ — Lasst eure Sinne auf dem Wilde Möhre Fes­ti­val bei Drebkau erblühen. Das Wilden Möhre Fes­ti­vals, ein Traum ein­er kleinen Gruppe von Men­schen, „die gerne etwas bewe­gen wollen“. Elek­tro­n­is­che Musik, Kun­st und Work­shops wer­den unter der Wilden Möhre zu einem bun­ten Pro­gramm vere­int. Work­shops, Lesun­gen, Vorträge und Per­for­mances wer­den eure Gedanken und Singer-Song­writer, Bands und DJs eure Füße zum Tanzen brin­gen, so sagen es die Veranstalter_innen auf ihrer Web­seite: https://wildemoehrefestival.de/Die Wilde Möhre ste­ht für ein friedlich­es Miteinan­der, Rück­sicht­nahme und Tol­er­anz. Insofern hat für die Organisator_innen Gewalt, Waf­fen, Nazis, Homo­pho­bie und Ras­sis­mus auf dem Fes­ti­val nichts zu suchen und Gäste, die in dieser Hin­sicht auf­fäl­lig wer­den, des Gelän­des ver­weisen wer­den. Für Nazis ist auch Ende Gelände, denn sie erhal­ten keinen Einlass.
26.08.–27.08. alínæ lumr Festival
Das alínæ lumr find­et vom 26. bis 28. August 2016 statt und wartet mit einem sorgfältig kuratierten Musikpro­gramm, kul­turellen Work­shops, Ausstel­lun­gen sowie einem Spazierp­fad durch die char­mante Alt­stadt Storkow auf euch. Bespielt wer­den nicht nur die Büh­nen: Auf der Burg, am Mark­t­platz, den Hin­ter­höfen, leer ste­hen­den Läden und der Alt­stadtkirche wer­den tem­poräre Konzert­lo­ca­tions, Bars und Tan­zlokale instal­liert. Das alínæ lumr will die Stadt Storkow öff­nen und Orte des Zusam­menkom­mens schaf­fen, auch um ein klares Zeichen für pos­i­tiv­en Aus­tausch und die Willkom­men­skul­tur der Region zu set­zen. Zur Fes­ti­val­seite: http://alinaelumr.de/

*Die Auflis­tung wird sicher­lich nicht voll­ständig sein. Über Ergänzun­gen freuen wir uns allemal. 

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Gender & Sexualität

Brandenburg? an der Havel: ?Gaypride? war Höhepunkt der ersten ?Refugee?-??LGTBI?-Conference

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Mit ein­er Gaypride durch Neu- und Alt­stadt ist am frühen Son­nta­gnach­mit­tag die erste Refugee-LGBTI-Con­fer­ence in Bran­den­burg an der Hav­el zu Ende gegan­gen. Die Ver­anstal­tung richtete sich vor allem an geflüchtete Lesbian, Gay, Bisex­u­al, Trans­gen­der und Inter­sex­u­al. Ihnen sollte die Möglichkeit gegeben wer­den, sich bess­er ken­nen zu ler­nen, sich zu ver­net­zen und sich gemein­sam für die Wahrnehmung ihrer Rechte zu engagieren. An der Gaypride beteiligten sich bis zu 200 Menschen.
Die Kon­ferenz sel­ber begann bere­its am Fre­itagabend in den Räu­men der Jugend­kul­tur­fab­rik eV (JUKUFA) mit einem Konz­ertabend. Am Sam­stag fol­gte ein Work­shop-Tag mit Beratun­gen, Net­zw­erk­tr­e­f­fen und einem Selb­stvertei­di­gungskurs. 70 Men­schen aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et nah­men daran teil. Die meis­ten Teilnehmer_innen waren Flüchtlinge aus osteu­ropäis­chen Staat­en, die sowohl in ihrer Heimat, als auch in eini­gen Flüchtling­sun­terkün­ften in der Bun­desre­pub­lik Repres­salien durch homo­phobe Per­so­n­en aus­ge­set­zt sind.
Maßge­blich unter­stützt wur­den die Refugee-LGT­BI-Con­fer­ence und die Gaypride, außer durch die bere­its erwäh­nte JUKUFA, vor allem durch die Partei DIE.LINKE. Deren Bun­destagsab­ge­ord­neter Har­ald Pet­zold hielt auch die Eröff­nungsrede und trug das Front­trans­par­ent mit. Weit­er­hin unter­stützen noch die Aid­shil­fe Pots­dam, der AStA der Uni­ver­sität Pots­dam, der Migra­tions­beirat Pots­dam und viele andere lokale Vere­ine und Organ­i­sa­tio­nen die Konferenz.
Fotos: hier

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Antifaschismus Gender & Sexualität

F_ANTIFA here we are!

Selb­st­darstel­lung der neuen f_antifa brandenburg: 
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Die fabb (f_antifa bran­den­burg) ist eine fem­i­nis­tis­che Antifa­gruppe in Bran­den­burg, gegrün­det aus Aktivist_innen, die zuvor mehr oder weniger in Bran­den­burg­er Struk­turen Poli­tik gemacht haben und dies in einem neuen Zusam­men­hang weit­er­führen wollen.

Die Bekämp­fung neon­azis­tis­ch­er Ide­olo­gie und Struk­turen ist kein Alle­in­stel­lungsmerk­mal für Antifa­grup­pen. Doch der Unter­schied zwis­chen Anti-Nazi-Arbeit und Antifa-Arbeit ist die grundle­gende Gesellschaft­skri­tik, die nicht auf den ver­meintlich recht­en Rand der Gesellschaft beschränkt ist. Antifa ste­ht für eine kri­tis­che Gesellschaft­s­analyse und für pro­gres­sive Verän­derun­gen, d.h. zum Beispiel auch, dass es für uns keine Zusam­me­nar­beit mit staatlichen Repres­sions- und ver­meintlichen Sicher­heit­sor­ga­nen gibt. Dabei sind Arbeit gegen Nazis, Ras­sis­mus, Kap­i­tal­is­mus und Sex­is­mus sowie Gedenkpoli­tik und die Unter­stützung von Betrof­fe­nen rechter Gewalt in Bran­den­burg poten­zielle The­men­schw­er­punk­te unseres antifaschis­tis­chen Wirkens, sowohl in organ­isierten Zusam­men­hän­gen, als auch im Alltag.

Das Aufdeck­en von men­schen­ver­ach­t­en­dem Denken und Han­deln fängt bei uns selb­st an: Welche Ras­sis­men und Sex­is­men, welche Vorurteile und Abwehrhal­tun­gen haben wir durch unsere Sozial­i­sa­tion verin­ner­licht? Wir wollen mit Blick auf die beste­hen­den ent­muti­gen­den Ver­hält­nisse neue Lösungsan­sätze und ‑prozesse entwick­eln, obwohl Wirk­lichkeit und eigen­er Anspruch im krassen Wider­spruch zueinanderstehen.
Im Hin­blick auf unsere eige­nen Erfahrun­gen und Ein­drücke haben wir fest­gestellt, dass sich bei dem The­ma Sex­is­mus in der antifaschis­tis­chen Szene oft kein pro­gres­siveres Bild als in den umliegen­den gesellschaftlichen Ver­hält­nis­sen abze­ich­net. “Unsere” Szene agiert nicht außer­halb der Gesellschaft, son­dern ist viel eher ein Spiegel dieser. Zwar gehört es zum guten Ton, auch gegen Sex­is­mus zu sein, allerd­ings ste­ht dahin­ter nur sel­ten eine kri­tis­che Auseinan­der­set­zung mit den gesellschaftlichen Ver­hält­nis­sen und der eige­nen Rolle. Viel zu oft wird die klas­sis­che Rol­lenaufteilung in ‘Män­ner’ und ‘Frauen’ reproduziert.

Jedoch kann Sex­is­mus nicht als los­gelöst von anderen Diskri­m­inierungs­for­men betra­chtet wer­den. Nichtweiße Men­schen oder Men­schen mit ein­er zugeschriebe­nen Behin­derung, die nicht cis-männlich sind, sind eben nicht nur Betrof­fene von Sex­is­mus, son­dern darüber hin­aus auch von beispiel­sweise Ras­sis­mus oder Ableis­mus betrof­fen. Die Verknüp­fung von ver­schiede­nen For­men von Diskri­m­inierung muss unbe­d­ingt mitgedacht werden.

Fem­i­nis­mus und Antifaschis­mus wer­den häu­fig als zwei getren­nte Bere­iche betra­chtet, aber wir wis­sen: Das gehört zusam­men! Wir wollen, dass Fem­i­nis­mus (nicht nur, aber auch) in der Szene mitgedacht wird und anerkan­nt wird, dass Fem­i­nis­mus keine Waffe gegen ‘Män­ner’, son­dern eine für Men­schen ist!

Wir haben uns expliz­it als ‘Frauen’ aus bran­den­bur­gis­chen Struk­turen zusam­menge­fun­den und sehen uns als Antifa­gruppe, für die es heißt, aktiv zu sein, ohne dabei immer nur zu reagieren. Eben­so ver­ste­hen wir unsere Gruppe als einen Ort der (Selbst-)Reflexion. Um in einem geschützten Rah­men unsere Erfahrun­gen mit Sex­is­mus aus­tauschen zu kön­nen, haben wir uns entsch­ieden, zunächst ohne Cis-Män­ner Poli­tik zu machen. Wir wer­den aber auch weit­er­hin mit Cis-Män­nern und gemis­cht­en Grup­pen zusam­me­nar­beit­en und die in unser­er Gruppe ent­stande­nen Denkan­sätze und Posi­tio­nen in unsere beste­hen­den Grup­pen tra­gen. Somit sehen wir uns als wichtige Erweiterung der antifaschis­tis­chen Szene, vor allem in Brandenburg.

Die Krise der Antifa wurde vielfach her­auf­beschworen. Ohne Frage, gibt es Zeit­en, in denen die Antifabe­we­gung sich auf sich besin­nt. Für uns war die „Krise“ keine. Für die fabb war es der Anfang ein­er neuen Gruppe.

Anmerkung: Die ein­fachen Anführungsstriche markieren soziale Konstrukte.

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Antifaschismus Gender & Sexualität

United Against Racism & Sexism: Demonstrations- & Aktionstag

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Seit vie­len Wochen schon ver­sucht die rechte Grup­pierung Pogi­da in Pots­dam regelmäßig Demon­stra­tio­nen durchzuführen und ihre ras­sis­tis­che Mei­n­ung an die Öffentlichkeit zu tra­gen. Obwohl sich Potsdamer*innen und Ver­bün­dete gegen die rechte Het­ze wehren, wird Pogi­da von polizeilich­er Seite immens beschützt und die Demonstrant*innen der Gegen­proteste unterdrückt.
Der­weil hat­ten die Ordnungshüter*innen bei der Demon­stra­tion zum Frauen*kampftag in Köln nichts Besseres zu tun, als die Teil­nehmenden zu bedrän­gen und einzuschüchtern. Auch die Beteili­gung an der Demo am 6. März in Berlin hat zu wün­schen übrig gelassen. Dabei hat sich an den Ungerechtigkeit­en in den Geschlechter­ver­hält­nis­sen in den let­zten Jahren wenig geän­dert. Zusät­zlich sor­gen die Ergeb­nisse der Land­tagswahlen der let­zten Wochen für Kopfzer­brechen und neg­a­tive Zukun­ft­saus­sicht­en in der Gesellschaft. Die AfD macht mit ihren Erfol­gen immer extremere Men­schen­ver­ach­tung salonfähig. 
Weit­er­hin wer­den im Hal­b­jahres-Rhyth­mus Geset­zesver­schär­fun­gen im Asyl­recht ver­ab­schiedet, die den All­t­ag von Asylbewerber*innen und Gedulde­ten sowie die Chance auf Asyl unnötig erschweren.
All dem wollen wir uns wider­set­zen. Unser offenes Bünd­nis aus Schüler*innen, Auszu­bilden­den, Geflüchteten und Studieren­den tritt ein für freie und selb­stor­gan­isierte Arbeit und Bil­dung. Diese kön­nen aber nicht unter dem Leis­tungszwang eines immer dichter gepack­ten und klein­teiliger ges­teuerten Schul‑, Hochschul- und Aus­bil­dungswe­sens entste­hen. Noch viel weniger erlaubt ein immer unmen­schlich­er wer­den­des Regime von Aus­gren­zung und Abschot­tung, Demo­bil­isierung und Iso­la­tion es Migrant*innen, selb­st­bes­timmt zu ler­nen, zu pro­duzieren oder zu leben. Wir müssen zusam­men daran arbeit­en, den Bedürfnis­sen von Men­schen aller Geschlechter gerecht zu wer­den und unser eigenes Han­deln immer wieder der Kri­tik unterziehen.
Was bleibt uns zu tun? Zuerst ein­mal wollen wir Orte find­en, die es uns erlauben, einan­der von unseren Schwierigkeit­en und Utopi­en, unseren alltäglichen Kämpfen zu bericht­en. Orte, an denen wir erleben, dass wir diese Kämpfe nicht gegeneinan­der führen — Arbeiter*innen nicht gegen Geflüchtete, Schüler*innen nicht gegen Auszu­bildende. Vielle­icht kann unser Bünd­nis ein solch­er Ort wer­den, doch unser Ziel geht darüber hin­aus. Das Ziel beste­ht darin, Lern‑, Arbeits- und Lebensver­hält­nisse zu schaf­fen, die Raum geben für Begeg­nung, Selb­stor­gan­i­sa­tion und gegen­seit­ige Hil­fe. Lasst uns das all den­jeni­gen laut und deut­lich sagen, die so viel dafür tun, uns davon fernzuhal­ten: Abge­ord­neten im Land­tag, Bürokrat*innen in den Min­is­te­rien und Gew­erkschaften und Chef*innen in den Betrieben.
Deshalb: Aktion­stag am 27. April 2016!
Wir rufen dazu auf, zusam­men mit uns am 27.04. auf die Straße zu gehen und zu zeigen, dass wir uns nicht gegeneinan­der ausspie­len lassen, son­dern laut und entschlossen für eine bessere Zukun­ft für Schüler*innen, Geflüchtete, Auszu­bildende und Studierende kämpfen!
Wir tre­f­fen uns um 16 Uhr am Pots­damer Haupt­bahn­hof (Babels­berg­er Straße) und wer­den gemein­sam von dort starten und gegen 18 Uhr am Bass­in­platz enden. Dort gibt es Musik und gutes Essen, lasst es Euch nicht entgehen.
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UNITED AGAINST RACISM AND SEXISM!
Learn­ing and work­ing togeth­er in Sol­i­dar­i­ty and Freedom!
For weeks on end the far-right POGIDA move­ment has been try­ing to hold ral­lies in Pots­dam to bring their racist posi­tions to the pub­lic. Even though the Pots­dam cit­i­zens and allies are fight­ing against the hatred, police is pro­tect­ing POGIDA ral­lies and oppress­ing counter-protesters.

Mean­while, police forces had noth­ing bet­ter to do than to pro­voke and intim­i­date the par­tic­i­pants of the Demon­stra­tion on Inter­na­tion­al Women’s Day in Cologne. Also, par­tic­i­pa­tion in the demo in Berlin left a lot to wish for. By no means have inequal­i­ty and injus­tice along gen­der lines been sig­nif­i­cant­ly reduced in recent years.
Addi­tion­al­ly, results of region­al elec­tions in three parts of Ger­many are war­rant­i­ng wor­ries and point­ing towards an unpleas­ant future. The AfD par­ty (Alter­na­tive for Ger­many) nor­malis­es more and more dev­as­tat­ing­ly inhu­mane posi­tions. Every six months the fed­er­al gou­vern­ment pass­es more restric­tive leg­is­la­tion on asy­lum and migra­tion. Thus, chances on asy­lum are nar­rowed down and the every­day of asy­lum seek­ers is made point­less­ly difficult.

Against all this we want to stand up. Our open alliance of pupils, appren­tices, refugees and stu­dents is pro­mot­ing self-organ­ised labour and edu­ca­tion. How­ev­er, these can­not flour­ish under con­tin­u­ous pres­sure to over-achieve that schools, work­places and uni­ver­si­ties are exer­cis­ing. Much less is self-deter­mined learn­ing, work­ing or liv­ing pos­si­ble under an increas­ing­ly cru­el regime of depra­va­tion, restric­tion, iso­la­tion and exclu­sion. We have to make a com­mu­nal effort to do jus­tice to the needs of per­sons of all gen­ders and sub­ject our behav­iour to solemn criticism.
What can we do? Forst of all we want to find spaces, in which we can tell each oth­er of our dif­fi­cul­ties and utopi­an ideas, to share our every­day strug­gles. Spaces, in which we expe­ri­ence that we are not fight­ing against one anoth­er — work­ers not against refugees, pupils not against appren­tices. Per­haps our alliance can become such a place but our goal goes beyond: The goal is to cre­ate con­di­tions of learn­ing, work­ing and liv­ing that leave space for encounter, self-organ­i­sa­tion and mutu­al sup­port. Let us tell that to all those work­ing so hard to keep us from it: Rep­re­sen­ta­tives in the par­lia­ment, bureau­crats in the pub­lic admin­is­tra­tion and labour unions as well as the boss­es at the workplaces.
There­fore: Action Day on April 27th 2016
We call upon every­body to join us in the streets on April 27th and show the world that we will not be turned against each oth­er but are fight­ing in solidarity.
We are going to meet at 4 p.m. at Pots­dam Haupt­bahn­hof and will end around 6 p.m. at Bass­in­platz. There will be music and food, so do not miss it!

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Asylrecht, Flüchtlingsschutz, Pressefreiheit – ohne Alternative! Vielfalt gestalten, Rechtspopulisten widersprechen!

Das Aktions­bünd­nis Neu­rup­pin bleibt bunt ruft auf:
Kommt zur zweit­en Mon­tags­de­mo 2016 – zum Früh­lingsan­fang am 21.03. um 18:00 Uhr auf dem Schulplatz!
Das Mot­to lautet diesmal:
Asyl­recht, Flüchtlingss­chutz, Presse­frei­heit – ohne Alter­na­tive! Vielfalt gestal­ten, Recht­spop­ulis­ten widersprechen!
Mit immer härteren Maß­nah­men soll Kriegs­flüchtlin­gen der Weg nach West- und Nordeu­ropa versper­rt wer­den. Auf dem Feuer der Angst verun­sichert­er Men­schen kochen Recht­spop­ulis­ten ihr Süp­pchen. Sie pöbeln gegen die “Lügen­presse”, gle­ichzeit­ig sor­gen sie mit immer absur­deren Ver­bal­at­tack­en dafür, dass sie in den Schlagzeilen bleiben. Dieser Hokus­pokus darf nicht unwider­sprochen bleiben. Set­zen wir ein weit­eres deut­lich­es Sig­nal – Neu­rup­pin ist und bleibt weltoffen!

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Rechte und rassistische Gewalt in Brandenburg eskaliert

Der Vere­in Opfer­per­spek­tive e.V. zählt für das Jahr 2015 in Bran­den­burg 203 rechte Angriffe und muss damit das höch­ste Angriff­s­niveau seit 15 Jahren ver­melden. Im Ver­gle­ich zum Vor­jahr stiegen die recht­en Gewalt­tat­en damit um 120 % an.
Vor allem ras­sis­tisch motivierte Angriffe – ins­beson­dere gegen Geflüchtete –nah­men weit­er besorgnis­er­re­gend zu und macht­en 67 % aller Tat­en aus. Vor diesem Hin­ter­grund fordert die Opfer­per­spek­tive klare Posi­tio­nen gegen Ras­sis­mus und wirkungsvolle Maß­nah­men zum Schutz von Geflüchteten.
„Die Anzahl und Inten­sität rechter und ras­sis­tis­ch­er Tat­en haben ein Aus­maß angenom­men, das uns an die 1990er erin­nert. Die Sit­u­a­tion für Geflüchtete und Migrant_innen muss in Bran­den­burg als gefährlich beze­ich­net wer­den. Für viele ist es All­t­ag, bedro­ht, belei­digt und ange­grif­f­en zu wer­den. Wir befürcht­en im Angesicht der sich weit­er­hin ver­schär­fend­en ras­sis­tis­chen Het­ze, dass diese bedrohliche Welle rechter Gewalt auch in abse­hbar­er Zeit nicht abebben wird“, fasst Ing­mar Pech von der Gewal­topfer­ber­atung die Brisanz der Lage zusammen.
Nach Ken­nt­nis der Beratungsstelle richtete sich die rechte Gewalt gegen min­destens 706 Per­so­n­en (415 direkt und 291 indi­rekt Betrof­fene). 138 Gewalt­tat­en waren ras­sis­tisch motiviert, 36 Tat­en wur­den aus Hass gegen poli­tis­che Gegner_innen verübt, 9 richteten sich gegen nicht-rechte Per­so­n­en, je 4 waren sozial­dar­win­is­tisch bzw. anti­semi­tisch motiviert. Zwei Mal wur­den Men­schen auf­grund ihrer sex­uellen Ori­en­tierung angrif­f­en und ein­mal ein Men­schen mit Behin­derung. Kör­per­ver­let­zun­gen macht­en zwei Drit­tel aller Tat­en aus, davon 61 ein­fache und 76 gefährliche, und es wur­den 30 Bedro­hun­gen, 19 Sachbeschädi­gun­gen und 10 Brand­s­tiftun­gen verübt. Weit­er­hin geht die Opfer­per­spek­tive von einem hohen Dunkelfeld aus, vor allem bei Angrif­f­en gegen Geflüchtete.
Die meis­ten recht­en Angriffe fan­den in Cot­tbus (28) und im Land­kreis Spree-Neiße (29) statt, gefol­gt von den Land­kreisen Ober­hav­el (17), Uck­er­mark (16) und Ost­prig­nitz-Rup­pin (16). Ins­beson­dere in Cot­tbus kor­re­spondierte der Anstieg rechter Gewalt im let­zten Quar­tal des Jahres ein­deutig mit der zeit­gle­ichen Zunahme von ras­sis­tis­chen Protesten – so wur­den allein am 23. Okto­ber im Anschluss an einen ras­sis­tis­chen Auf­marsch sieben Angriffe verübt.
Die Hemm­schwelle zur Gewalt ist deut­lich gesunken und Täter_innen greifen oft spon­tan und bei Gele­gen­heit an. Besorgnis­er­re­gend ist nach Sicht der Opfer­per­spek­tive die gestiegene Bru­tal­ität der Angriffe wie zum Beispiel in Fin­ster­walde, wo Geflüchtete in der Nähe der GU aus einem Auto her­aus beschossen wur­den, sowie die Zunahme von Brand- und Sprengstof­fan­schlä­gen und von plan­volleren Anschlä­gen wie der Bran­dan­schlag auf eine zukün­ftige Unterkun­ft für Geflüchtete in Nauen oder die mas­sive Pef­fer­spray-Attacke auf Geflüchtete in der GU in Mas­sow. Außer­dem rück­ten ver­stärkt Men­schen, die Geflüchtete unter­stützen, sowie Journalist_innen und Politiker_innen in den Fokus der Täter_innen.
Diege­sellschaftliche Res­o­nanz für ras­sis­tis­che Posi­tio­nen und für die Mobil­isierung gegen Geflüchtete hat sich spür­bar ver­größert und stellt nach Ein­schätzung der Opfer­per­spek­tive den Nährbo­den für die eskalierende rechte Gewalt dar. Doch auch Politiker_innen der demokratis­chen Parteien tra­gen zu der Ver­schär­fung des ras­sis­tis­chen Kli­mas bei, wenn sie Geflüchtete und ihre Flucht­gründe dele­git­imieren und den Zuzug von Schutz­suchen­den als Krise insze­nieren. Ras­sis­tisch eingestellte Durchschnittsbürger_innen fühlen sich dadurch in ihrer Men­schen­ver­ach­tung bestärkt und set­zen so ihren Ras­sis­mus auch in Gewalt um.
„Die ras­sis­tis­che Het­ze hat in den sozialen Medi­en und bei den Kundge­bun­gen ein beängsti­gen­des Aggres­sionspoten­zial angenom­men. Die mas­sive Zunahme der Angriffe ver­weist auf eine gefährliche Nor­mal­isierung rechter Gewalt. Drin­gend braucht es konkrete und vor allem wirkungsvolle Inter­ven­tio­nen auf allen Ebe­nen, um diese Entwick­lung zu stop­pen. Wir erwarten daher von den poli­tisch Ver­ant­wortlichen in Bran­den­burg, dass sie der ras­sis­tis­chen Stim­mung mit allen Mit­teln ent­ge­gen­wirken und klare sol­i­darische Sig­nale für die Auf­nahme, den Schutz und die Inte­gra­tion von geflüchteten Men­schen set­zen“, stre­icht Ing­mar Pech von der Opfer­per­spek­tive die Notwendigkeit von Gegen­maß­nah­men hervor.

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Flucht & Migration Gender & Sexualität

Because Love has no Borders!

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In vie­len Nation­al­staat­en haben LGBTIs mit gesellschaftlich­er Aus­gren­zung und staatlich­er Repres­sion zu kämpfen. Mag es in eini­gen Großstädten noch Rück­zugsräume geben, in denen Men­schen sich frei ent­fal­ten kön­nen, so ist diese Anonymität in ländlichen Regio­nen nicht gegeben, sodass das alltägliche Leben extrem erschw­ert wird. Das Ausleben von Per­sön­lichkeit und sex­ueller Ori­en­tierung abseits von het­ero­nor­ma­tiv­en Iden­titäts- und Beziehungsvorstel­lun­gen ist nahezu unmöglich. Es dro­hen staatliche Ver­fol­gung, Aus­gren­zung, Über­griffe und teil­weise auch der Tod, wenn sich eine Per­son öffentlich zu ihrer Sex­u­al­ität und Iden­tität bekennt.
Seit 2011 ver­schlechtert sich beispiel­sweise die Sit­u­a­tion für rus­sis­che LGBTIs rapi­de. Die ohne­hin prekäre Lage wird durch Geset­ze gegen „Homo­sex­uelle Pro­pa­gan­da“, unter dem Vor­wand Min­der­jährige vor Pädophilen zu schützen, ver­stärkt. Die zuerst auf kom­mu­naler und seit Juni 2013 auch auf föderaler Ebene gel­tenden Geset­ze machen das Leben als offen homo‑, bi‑, trans‑, inter­sex­uelle oder queere Per­son unmöglich. Neben den, vom Staat tolerierten, Belei­di­gun­gen, Erniedri­gun­gen und Angrif­f­en durch oft­mals patri­o­tis­che bis neon­azis­tis­che Grup­pen, dro­hen nun bei offen­em Beken­nt­nis in der ganzen Rus­sis­chen Föder­a­tion Geld- und Haftstrafen.
Die schwierige und mitunter (lebens-) gefährliche Sit­u­a­tion in Rus­s­land ist jedoch nur ein Beispiel von vie­len – in großen Teilen der Welt ist die Repres­sion und (kör­per­liche) Gefahr für LGBTIs ähn­lich oder größer, beson­ders sei hiebei auf afrikanis­che und ara­bis­che Län­dern hingewiesen, in denen zum Teil die Todesstrafe auf Homo­sex­u­al­ität ver­hängt wird.
Die logis­che Kon­se­quenz aus diesen Entwick­lun­gen und Sit­u­a­tio­nen ist, dass viele LGBTIs gezwun­gen sind ihr Herkun­ft­s­land zu ver­lassen. Ger­ade aus der Rus­sis­chen Föder­a­tion kom­men momen­tan viele Betrof­fene, auch nach Bran­den­burg an der Hav­el. Im Zuge dessen ent­stand in unser­er Stadt eine kleine rus­sis­che LGBTI-Com­mu­ni­ty. Bere­its die erste Per­son war von Angrif­f­en in der Geflüchtete­nun­terkun­ft und der Igno­ranz und Untätigkeit der Unterkun­ft­sleitung in Bezug auf ihre beson­dere Lage betrof­fen. Mit vie­len Prob­le­men wur­den wir durch die Begleitung von ihr erst­mals kon­fron­tiert. Wir mussten uns und nicht zulet­zt auch immer die Geflüchteten weit­er­bilden um mit den Prob­le­men umge­hen und let­z­tendlich viele lösen zu kön­nen. Durch diese stetige (Selb­st-) Bil­dung ist die betr­e­f­fende Per­son mit­tler­weile eine bun­desweite Ansprech­part­ner­in für rus­sis­che LGBTI-Geflüchtete gewor­den. Wir stell­ten mit großem Bedauern fest, dass Über­griffe auf LGBTIs in den Unterkün­ften eher die Regal statt die Aus­nahme ist. Einige Betrof­fene ver­lassen ihre Zim­mer nur im Not­fall und dies unter größter Angst. Das erhoffte Leben in Frei­heit und ohne Diskri­m­inierung rückt in weite Ferne. Beson­ders schlimm ist es für Geflüchtete in kleinen Gemein­den, in denen es keine Tre­ff­punk­te für LGBTIs oder anonyme Rück­zugsräume gibt. Mit­tler­weile haben LGBTI-Organ­i­sa­tio­nen in Deutsch­land dieses Prob­lem erkan­nt und es wurde jew­eils in Berlin und in Nürn­berg eine Unterkun­ft speziell für LGBTI-Geflüchtete ein­gerichtet. Auch in Dres­den gibt es Pro­jek­te, die sich zum Ziel geset­zt haben LGBTIs dezen­tral unterzubrin­gen. Des Weit­eren ist eine Spezial­isierung von Geflüchtetenunterstützer_innen sowie die Entste­hung neuer Grup­pen, wie auch die unsere, zu beobacht­en, die sich dieser speziellen Gruppe, die je nach Quelle zwis­chen einem und fünf Prozent unter den Geflüchteten aus­macht, widmet.
Viele geflüchtete LGBTIs sind über soziale Net­zw­erke extrem gut miteinan­der ver­net­zt, so auch die Men­schen aus Bran­den­burg an der Hav­el. Wir als Geflüchtetenunterstützer_innen wur­den somit wieder­holt mit den speziellen Prob­le­men von LGBTIs in ganz Deutsch­land und ihrer Hil­flosigkeit und ihrer Isolierung kon­fron­tiert. Durch zahlre­iche Gespräche und Diskus­sio­nen mit LGBTIs vor Ort entwick­elte sich die Idee eines großen Tre­f­fens für geflüchtete LGBTIs und ihrer Unterstützer_innen. Es bildete sich ein Orgateam aus Einzelper­so­n­en mit den ver­schieden­sten poli­tis­chen und sozialen Hin­ter­grün­den. Einige sind schon seit Jahren in radikalen Grup­pen oder in poli­tis­chen Parteien aktiv, für andere ist es das erste poli­tis­che Pro­jekt, wieder andere sind geflüchtet und waren in ihren Herkun­ft­s­land poli­tisch aktiv. Schnell bilde­ten sich in Diskus­sio­nen drei Ziele für die nun „Refugee-LGBTI-Con­fer­ence“ genan­nte und auf das Woch­enende vom 15. bis 17. April ter­minierte Ver­anstal­tung heraus:
1. (Weit­er-) Bil­dung für Geflüchtete und Unterstützer_innen,
2. Ken­nen­ler­nen, Net­zw­erken und Spaß haben
3. Öffentliche Aufmerk­samkeit für die Lage von LGBTI-Geflüchteten zu schaffen

Um all diesen Punk­ten gerecht zu wer­den, wird es ver­schiedene Aktions­for­men geben. So ist eine Podi­ums­diskus­sion mit anschließen­der Par­ty für den Fre­itag geplant. Am Sam­stag wird es diverse Work­shops speziell für Geflüchtete und Unterstützer_innen geben, diese haben zum Ziel die Men­schen auf die bevorste­hen­den Inter­views und das weit­ere Leben in Deutsch­land vorzu­bere­it­en. Auch dem Aspekt der Diskri­m­inierung und kör­per­lichen Angrif­f­en in den Unterkün­ften wird durch einen Selb­stvertei­di­gungswork­shop Rech­nung getra­gen. Am Son­ntag wer­den wir dann alle gemein­sam durch die Straßen der Havel­stadt ziehen und mit ein­er Gaypride-Demon­stra­tion auf die Lage von LGBTI-Geflüchteten aufmerk­sam machen. Ganz beson­ders liegt uns das Ken­nen­ler­nen und Ver­net­zen am Herzen, so haben wir geplant gemein­sam zu essen und viel Freiraum für den Aus­tausch zu lassen.
Infos unter: lgbti-conference.org
BECAUSE LOVE HAS NO BORDERSREFUGEE-LGBTI-CONFERENCE – 15. — 17. APRIL IN BRANDENBURG AN DER HAVEL

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