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Flucht & Migration

Geflüchtete willkommen in Potsdam — Koordination

Heute, am Mon­tag den 14.September, wer­den mehrere hun­dert Gefluechtete zur Erstauf­nahme in Pots­dam ankom­men und im ehe­ma­li­gen Min­is­teri­um in der Hein­rich-Mann-Allee/Ecke Horstweg unterge­bracht. Um die Gefluechteten in Emp­fang zu nehmen und ehre­namtlich Hil­fe als Unter­stuet­zung staatlich­er Struk­turen zu organ­isieren, haben sich heute mor­gen ca. 150 Unterstuetzer*innen getrof­fen. Neben einem großen Plenum haben sich Arbeits­grup­pen (u.a. Spra­chunter­stützung, Spendenko­or­di­na­tion, Kinder­be­treu­ung) zusam­menge­fun­den, die auch hof­fentlich für die näch­ste Zeit arbeits­fähig sind und werden.
Aktuelle Infor­ma­tio­nen:
WO? Hein­rich-Mann-Allee 103; Zugang über Horstweg http://osm.org/go/0MY19uJIQ–?m=
WANN? AB JETZT (Mon­tag, 14.09. 12 Uhr)
WAS? Tatkraeftige Hil­fe bei der Her­rich­tung der Notun­terkun­ft (Putzen, Bet­ten auf­bauen, etc.)
1. Direk­te ehre­namtliche Hil­fe vor Ort erfol­gt in Zusam­me­nar­beit mit dem DRK. Weit­ere inter­essierte Helfer*innen melden sich heute bitte vor Ort am alten Min­is­teri­um oder unter refugeesinpotsdam@freiland-potsdam.deFür direk­te Helfer*innen: Bitte beachtet eine aktuelle Impfimmunisierung.
2. Spra­chunter­stuet­zung: Es wer­den weit­er­hin Per­so­n­en mit fol­gen­den Sprachken­nt­nis­sen gesucht: Ara­bisch, Fran­zoe­sisch, Dari, Farsi
3. Geld­spenden kön­nen über ein Spendenkon­to des Frei­Land getätigt wer­den. Die Infor­ma­tio­nen dazu find­et ihr unten.
4. Der Bedarf an Sach­spenden wird in Koop­er­a­tion mit dem DRK organ­is­ert. Bitte nicht unaufge­fordert spenden. Der Bedarf wird zeit­nah auf refugeesinpdm.tumblr.com und per twit­ter @inpdm bekan­nt gegeben. Die Koor­di­na­tion von Sach­spenden wird zeit­nah bekan­nt gegeben.
5. Informiert euch! Wir ver­suchen Infor­ma­tio­nen so schnell wie möglich zur Ver­fü­gung zu stellen. Kom­mu­nika­tion­sstruk­turen entste­hen zurzeit.
6. Wir sehen uns als prak­tis­che Helfer*innen. Uns genügt Sym­bol­poli­tik mit Luft­bal­lons am Bahn­hof nicht. Wir möcht­en, dass die Men­schen, die heute oder in den näch­sten Tagen hier ankom­men nicht ver­wal­tet, son­dern men­schen­würdig aufgenom­men werden.
Kon­takt:
E‑Mail: refugeesinpdm@freiland-potsdam.de
Web­site: refugeesinpdm.tumblr.com
twit­ter: @inpdm
Mobil: 01573 66 77 936
Bitte über­legt ob eure Wort-/Schrift­beiträge konkret sach­di­en­lich sind. Bitte seht von unko­or­dinierten Spenden ab. Unsere Kom­mu­nika­tion­sstruk­tur ist ger­ade erst im entste­hen, aber wir ver­suchen so schnell wie möglich auf Kon­tak­tauf­nahme zu reagieren.
Dat­en für das Spendenkonto:
Kon­toin­hab­erin: CULTUS UG
Kon­ton­um­mer: 1000 8649 83
Ban­kleitzahl: 160 500 00
IBAN: DE54160500001000864983
Über­weisungszweck: Spende Refugees in Potsdam

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Eisenhüttenstadt: Hetze vor der zentralen Erstaufnahmeeinrichtung

INFORIOT Um die 150 Rassist*innen ver­sam­melten sich heute in unmit­tel­bar­er Nähe der Zen­tralen Auf­nahmestelle (ZAST) in Eisen­hüt­ten­stadt. Anlass war unter anderem die Ankun­ft von 1.000 Geflüchteten am ver­gan­genen Mon­tag, die mit einem Son­derzug aus Rich­tung München die Oder­stadt erre­icht­en. Sie gehörten zu den­jeni­gen Geflüchteten, die am ver­gan­genen Woch­enende aus Ungarn auf­brachen. 200 Men­schen fol­gtem dem Aufruf der IG Met­all auf eine Gegenkundge­bung. Knapp 40 Antifaschist*innen demon­stri­erten spon­tan in direk­ter Nähe zur asylfeindlichen Kundgebung.
Wie auf Face­book angekündigt, schloßen sich zahlre­iche Eisenhüttenstädter*innen dem flüchtlings­feindlichen Mob an. Aufgerufen hat­te die Face­book­gruppe „Nein zum Heim in Eisen­hüt­ten­stadt“. Anmelder war der Frank­furter Neon­azi Peer Koss, der bere­its in Frank­furt (Oder) und Beeskow ras­sis­tis­che Ver­samm­lun­gen ini­ti­ierte. Knapp 100 Men­schen nah­men an der Kundge­bung teil. Die NPD’­lerin Manuela Kokott insze­nierte sich wie schon in der Ver­gan­gen­heit als „besorgte Anwohner­in“. Auch der Lie­der­ma­ch­er Björn Brusak, ein bekan­nter Neon­azi aus Brieskow-Finken­heerd, trat als Red­ner auf. In dem Plat­ten­bauge­bi­et in der Post­straße befan­den sich neben den Kundgebungsteilnehmer*innen einige dutzende Schaulustige, teils stark alko­holisiert, die den Aus­sagen von Kokott und Brusak applaudierten.
Unan­genehm war die Sit­u­a­tion für vor­beilaufende Geflüchtete, die direkt an den Rassist*innen vor­beilaufen mussten, bis die Polizei sie umleit­ete. Die Gegenkundge­bung der IG Met­all befand sich in einiger Ent­fer­nung. Ein Vertreter, der in Eisen­hüt­ten­stadt tra­di­tionell stark aufgestell­ten Gew­erkschaft, wies in ein­er Rede zwar auf die momen­tan schwieri­gen Lebens­be­din­gun­gen für Geflüchtete in der ZAST hin, betonte aber auch im sel­ben Atemzug, dass es auch eine Belas­tung für die Eisenhüttenstädter*innen sei. 40 Antifaschist*innen ver­ließen nach kurz­er Zeit die Kundge­bung. Sie begaben sich in Sicht- und Hör­weite des ras­sis­tis­chen Aufzugs und kon­nten zumin­destens ver­bal die Ver­anstal­tung stören. Nach anderthalb Stun­den war die flüchtlings­feindliche Kundge­bung vorbei.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Rassistische Kundgebung in Eisenhüttenstadt angekündigt

INFORIOT Am gestri­gen Mon­tag erre­icht­en ca. 1.000 Geflüchtete Eisen­hüt­ten­stadt um in der Zen­tralen Auf­nahmestelle (ZAST) reg­istri­ert zu wer­den. Sie waren mit mehreren Tausend anderen am ver­gan­genen Woch­enende aus Ungarn aufge­brochen. Der­weil wird zu ein­er ras­sis­tisch-motivierten Kundge­bung in der Nähe der ZAST in der Post­straße für den morgi­gen Mittwoch aufgerufen. Auch Gegen­protest ist angekündigt.
Für Auf­se­hen sorgten ver­gan­ge­nes Woch­enende mehrere selb­stor­gan­isierte Märsche von Geflüchteten, die aus Budapest und anderen Orten Ungar­ns, größ­ten­teils zu Fuß, in Rich­tung der öster­re­ich-ungarischen Gren­ze liefen. Die ungarischen, öster­re­ichis­chen und deutschen Behör­den sahen sich somit gezwun­gen die Dublin-III Verord­nung vorüberge­hend außer Kraft zu set­zen. Über Wien und München gelangten knapp 1.000 Men­schen nach Eisen­hüt­ten­stadt. Nach ein­er medi­zinis­chen Erstver­sorgung wurde der Großteil in die ZAST gebracht. Einige kon­nten nach Berlin weiterfahren.
Auf der Face­book-Seite „Nein zum Heim in Eisen­hüt­ten­stadt“ kur­siert seit gestern Mit­tag ein flüchtlings­feindlich­er Aufruf für eine Kundge­bung am morgi­gen Mittwoch. Mut­maßlich­er Organ­isator ist der Neon­azi Peer Koß. Koß gilt als mut­maßlich­er Admin­is­tra­tor der Face­book Seit­en „Beeskow wehrt sich“ und „Frankfurt(Oder) wehrt sich“ und Ini­tia­tor zahlre­ich­er Aufmärsche und Kundge­bun­gen in den bei­den Städten. Gegen Koß liegt mit­tler­weile eine Anzeige wegen Volksver­het­zung vor.

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Screen­shot von der “Nein zum Heim in Eisen­hüt­ten­stadt” Facebook-Seite

Ras­sis­tis­che Mobil­isierung und Gewalt in Eisenhüttenstadt
Eisen­hüt­ten­stadt und die Bewohner*innen der ZAST standen in der Ver­gan­gen­heit schon des Öfteren im Fokus asylfeindlich­er Grup­pen. Für Auf­se­hen sorgte der Ver­such eine „Bürg­er­wehr“ in der Oder­stadt zu etablieren, der von Neon­azis mitini­ti­iert wurde. Die Partei „der Dritte Weg“ mobil­isierte Ende Feb­ru­ar diesen Jahres zu ein­er Mini-Demo im Eisen­hüt­ten­städter Stadtzen­trum. Der NPD Kreisver­band Oder­land führte 2013 und 2014 mehrere Kundge­bun­gen in direk­ter Nähe zur ZAST durch. Erst im August 2013 grif­f­en mehrere NPD’ler bei ein­er Kundge­bungs­fahrt Gegendemonstrant*innen in Eisen­hüt­ten­stadt an.
An den bish­eri­gen Ver­samm­lun­gen beteiligten sich außer stadt­bekan­nten Neon­azis nur vere­inzelt ras­sis­tis­che Anwohner*innen. Möchte man Aus­sagen auf Face­book glauben, wollen sich am Mittwoch zahlre­iche Eisenhüttenstädter*innen der flüchtlings­feindlichen Kundge­bung anschließen. Die Stim­mung in der Stadt scheint sich der­weil zuzus­pitzen. Erst Son­ntag kam es zu einem gewalt­täti­gen Vor­fall in einem Bistro in der Frö­bel­ring­pas­sage. Laut ein­er Polizeimel­dung griff ein 38-jähriger einen Mitar­beit­er des Bistros an und ver­let­zte ihn so schw­er, dass dieser mit ein­er Kopfwunde ins Kranken­haus ein­geliefert wer­den musste. Später kam der Angreifer zurück und beschimpfte die Gäste mit volksver­het­zerischen Sprüchen.
Gegen­protest angekündigt
Die ras­sis­tis­che Kundge­bung soll laut eige­nen Angaben in der Post­straße in direk­ter Nähe zur ZAST stat­tfind­en. Beginn ist um 19:00 Uhr. Die IG-Met­all ruft zu ein­er Gegen­ver­anstal­tung unter dem Mot­to: “Eisen­hüt­ten­stadt für Tol­er­anz und Men­schlichkeit” an der Freil­fläche Poststraße/Karl Marx Straße auf. Start ist um 18:30 Uhr.
Flyer zur Gegenveranstaltung
Fly­er zur Gegenveranstaltung
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Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Kein Ende in Sicht

INFORIOT  Am Abend des 25. August haben knapp 350 Men­schen gegen Ras­sis­mus und Neon­azis in Nauen demon­stri­ert. Anlass war der Brand ein­er Turn­halle, die als Notun­terkun­ft für Geflüchtete genutzt wer­den sollte, in der Nacht von Mon­tag zu Dien­stag. Die Unterkun­ft sollte in weni­gen Tagen vorüberge­hend bezo­gen wer­den, da ein Gebäude zur weit­eren Unter­bringung noch errichtet wer­den soll.

350 bei der Mahnwache in Nauen.
350 bei der Mah­nwache in Nauen.

Ras­sis­tis­che Gewalt: Kein Ende in Sicht
Gegen zwei Uhr Nachts bran­nte die Turn­halle bere­its so stark, dass die Feuer­wehr keine Chance hat­te das Gebäude zu ret­ten, berichtet die MAZ. Es bran­nte kom­plett aus. Zu sehen sind nur noch ver­rußte Wände und durchge­bran­nte Über­reste von Kabeln und Verklei­dung. Auch wenn bish­er keine Tatverdächti­gen ermit­telt wur­den, ist mit ziem­lich­er Sicher­heit klar, dass es sich hier um einen ras­sis­tis­chen Anschlag han­delte. Denn der Angriff auf die geplante Notun­terkun­ft in der Kle­in­stadt Nauen kam nicht über Nacht. Er kam qua­si mit Ankündi­gung. Immer wieder waren in Nauen ras­sis­tis­che Vor­fälle bekan­nt gewor­den. Ange­fan­gen bei ein­er Bürger_innenversammlung zum The­ma Unter­bringung im Feb­ru­ar, die von Neon­azis so mas­siv gestört wurde, dass die Ver­anstal­tung abge­brochen wer­den musste. Es fol­gten Kundge­bun­gen gegen Asylpoli­tik u.a. im Mai von der ras­sis­tis­chen Face­bookini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ und durch die NPD im Juli. Im Juni und Juli kam es zu ein­er Serie von Anschlä­gen auf Parteibüros der Linken und der SPD.
Die Turnhalle brannte völlig aus.
Die Turn­halle bran­nte völ­lig aus.

In den let­zten Tagen und Wochen waren es vor allem die säch­sis­chen Städte Fre­ital und Hei­de­nau die durch ras­sis­tis­che Proteste in die Schlagzeilen ger­at­en waren. Doch auch in Bran­den­burg ist die Zahl ras­sis­tis­ch­er Proteste und Gewalt­tat­en alarmierend. Allein in diesem Jahr gab es nach Angaben der Opfer­per­spek­tive 88 rechte Angriffe. Der Großteil davon mit ras­sis­tis­chem Hin­ter­grund. Die Zahl ist umso erschreck­ender, wenn die Vor­jahreszahl von 92 Angrif­f­en in Rela­tion dazu geset­zt wird: Die 88 Angriffe beziehen sich nur auf die erste Jahreshälfte 2015. 92 wur­den im ganzen Jahr 2014 verübt. Der Anschlag in Nauen ist Angriff Num­mer 89.
Politiker_innen im Redeschwall 
Nur wenige Stun­den nach dem Anschlag, hat­te die lokale Ini­tia­tive „Nauen für Men­schlichkeit“ zu ein­er Kundge­bung am Ort der geplanten Unterkun­ft, einige hun­dert Meter von der Turn­halle ent­fer­nt, aufgerufen. Gefol­gt waren dem Aufruf nicht nur engagierte Anwohner_innen, Antifaschist_innen aus Berlin und Bran­den­burg, son­dern auch eine Rei­he von Lan­des- und Kommunalpolitiker_innen, die sich in ihren Reden zu übertr­e­f­fen ver­sucht­en. So forderte beispiel­sweise Klaus Ness, Frak­tionsvor­sitzen­der der SPD im Bran­den­burg­er Land­tag, einen „Auf­s­tand der Anständi­gen“ und „den Anstand der Zuständi­gen“. Ursu­la Non­nen­mach­er, Grü­nen­poli­tik­erin im Land­tag, sah in der AfD die geisti­gen Brand­s­tifter. Der Falkensee Bürg­er­meis­ter war der Ansicht, die Par­al­le­len zu 1933 seien deut­lich: Bei den Neon­azis und ras­sis­tis­chen Angreifern han­dle es sich ähn­lich wie bei der SA um Kampftrup­pen auf der Straße. Als er im Weit­eren davon sprach, dass es sich bei dem Angriff auf die Turn­halle nicht nur um einen Angriff auf Asylbewerber_innen han­dle, son­dern auch auf Deutsch­land, hagelte es Buhrufe. Für Nation­al­staat und deutsche Iden­tität fand er wenig Sym­pa­thie unter den antifaschis­tis­chen Teilnehmer_innen. Eben­so wenig Begeis­terung ern­tete ein­er der nach­fol­gen­den Red­ner, der sich statt über die ras­sis­tis­che Tat, über den Schaden für die Turn­halle als Gebäude aus­ließ. Deut­lichere Worte fand dage­gen ein Antifaschist, der auf den Ras­sis­mus in der Mitte der Gesellschaft hin­wies und auch die CDU als Teil des ras­sis­tis­chen Main­streams ausmachte.
Bürgermeister Detlef Fleischmann (SPD) sprach bei der Auftaktrede, dass die Geflüchteten "jetzt erst recht" in Nauen aufgenommen werden.
Bürg­er­meis­ter Detlef Fleis­chmann (SPD) sprach bei der Auf­tak­trede, dass die Geflüchteten “jet­zt erst recht” in Nauen aufgenom­men werden.

Spon­tandemon­stra­tion durch die Innenstadt
Nach Abschluss der Kundge­bung zogen die Teilnehmer_innen mit ein­er spon­ta­nen Demon­stra­tion durch die Nauen­er Innen­stadt. Laut­stark wur­den anti­ras­sis­tis­che Sprechchöre wie „Say it loud, say it clear: Refugees are wel­come here“ und „No Bor­ders, no nations, stop depor­ta­tion“ geäußert. Als Aufruf an alle Anwohner_innen am Rande der Demon­stra­tion wurde „Vorurteile hin­ter­fra­gen, Ja zu neuen Nach­barn sagen!” gerufen.
Spontandemonstration durch die Innenstadt.
Spon­tandemon­stra­tion durch die Innenstadt.

Ver­suchter Nazian­griff auf Versammlung 
Während der Ver­samm­lung kam es zu zwei Zwis­chen­fällen: Drei Neon­azis ver­sucht­en sich der Kundge­bung zu näh­ern, wur­den jedoch frühzeit­ig fer­nge­hal­ten. Einige Zeit später, taucht­en wiederum acht Neon­azis mit Eisen­stan­gen auf und woll­ten den Spon­tanaufzug angreifen. Dazu kam es dank antifaschis­tis­ch­er Inter­ven­tion jedoch nicht. Auch der Neon­azikad­er und NPD-Stadtverord­nete in Nauen Maik Schnei­der soll sich in der Nähe der Demon­stra­tion aufge­hal­ten haben.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Utopia e.V. verurteilt rassistische Vorfälle

Am ver­gan­genen Woch­enende kam es in Frank­furt (Oder) zu drei ras­sis­tisch motivierten Vor­fällen. Am Fre­itag Abend belei­digten zwei Män­ner einen jun­gen Mann und zeigten den Hitler-Gruß. Als dieser sie zur Rede stellte, ver­let­zten sie ihn, sodass er ins Kranken­haus ein­geliefert wer­den musste. Einige Stun­den später attack­ierten drei Män­ner die Gäste eines interkul­turellen Kul­tur­festes auf dem Brück­en­platz, nach­dem sie sie ras­sis­tisch und anti­semi­tisch belei­digt und bedro­ht hat­ten. Am Sam­stag Abend skandierte eine Gruppe junger Men­schen in der Heil­bron­ner Straße “Sieg-Heil”-Rufe.
 
Der Utopia e.V. verurteilt die Vor­fälle aufs Schärf­ste und spricht den Betrof­fe­nen seine Sol­i­dar­ität aus. Wir dür­fen nicht hin­nehmen, dass Men­schen auf­grund ihres Ausse­hens als “anders” und “min­der­w­er­tig” markiert und deswe­gen belei­digt oder ange­grif­f­en wer­den. Eben­so schock­iert es uns, dass Men­schen, die Courage zeigen, ras­sis­tis­ch­er Het­ze wider­sprechen oder sich für Geflüchtete engagieren, Angrif­f­en aus­ge­set­zt sind.
 
Diese Vor­fälle zeigen, dass Men­schen mit ras­sis­tis­chen Ein­stel­lun­gen nicht zögern, diesen ver­bal und in Form von Über­grif­f­en Aus­druck zu ver­lei­hen. In anderen Städten sind ras­sis­tisch motivierte Über­griffe an der Tage­sor­d­nung. Und auch in Frank­furt waren die Ereignisse am Woch­enende nicht die ersten dieser Art: Ende März wurde eine Gruppe syrisch­er Geflüchteter von Neon­azis durch die Stadt ver­fol­gt und schließlich ange­grif­f­en und ver­let­zt, und erst kür­zlich gab es Flaschen­würfe gegen die noch nicht bewohnte Geflüchtete­nun­terkun­ft am Karl-Rit­ter-Platz. Dies sind nur zwei Beispiele — die Chronik ließe sich jedoch fort­führen. Zudem gab es in diesem Jahr in Frank­furt bere­its vier Demon­stra­tio­nen bzw. Kundge­bun­gen der neon­azis­tis­chen Szene, die der Ver­ankerung ras­sis­tis­ch­er Ein­stel­lun­gen im Stadt­bild dienen und ein Kli­ma der Aus­gren­zung erzeu­gen (wollen).
 
Ras­sis­mus erfährt in der Gesellschaft wieder mas­siv­en Auftrieb und Akzep­tanz. Eine het­zerische Stim­mungs­mache auf der Straße und die poli­tisch forcierte Krim­i­nal­isierung von Geflüchteten ver­stärken sich gegen­seit­ig. Dies mün­det sowohl in ras­sis­tisch motivierten Über­grif­f­en als auch in ein­er Geset­zge­bung, die Asyl­suchende sys­tem­a­tisch diskri­m­iniert und vie­len von ihnen die Chance auf ein Leben in Sicher­heit in Deutsch­land verwehrt.
 
Wir war­nen vor ein­er weit­eren Eskala­tion der momen­ta­nen Sit­u­a­tion. Wir rufen zum ver­stärk­ten Engage­ment gegen Ras­sis­mus und für Geflüchtete auf. Ras­sis­mus darf nicht unwider­sprochen bleiben! Er fängt lange vor ras­sis­tisch motivierten Mor­den an; wenn wir men­schen­ver­ach­t­ende Stim­mung nicht als solche iden­ti­fizieren, kann sie sich ent­fal­ten und radikalisieren. Anti­ras­sis­tis­che und interkul­turelle Ini­tia­tiv­en bedür­fen der Unter­stützung; Geflüchtete müssen ver­stärk­te Sol­i­dar­ität erfahren — denn oft sind sie es, die nach der Fluchter­fahrung hier unter Aus­gren­zung, Hass und Angst um ihre kör­per­liche Unversehrtheit lei­den müssen. Eben­so tut der Protest gegen die ras­sis­tis­chen Zustände Not — sei es bei der anste­hen­den anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion am Welt­frieden­stag am 1. Sep­tem­ber oder entschlossen im All­t­ag bei ras­sis­tis­chen Äußerun­gen oder Diskus­sio­nen. Eben­so müssen die Hin­ter­gründe von Flucht und Migra­tion immer wieder beleuchtet wer­den: Die Krisen- und Wirtschaft­spoli­tik des glob­alen Nor­dens verur­sacht zwangsläu­fig Unter­drück­ung, Krieg und Hunger in der Welt.
 
Frank­furt (Oder), den 12.8.2015 Utopia e.V.

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Antifaschismus Flucht & Migration

Friesack: Frierock Calling

Titel
Zu ein­er kleinen Warm Up Par­ty mit interkul­turellen Aus­tausch hat­ten heute die Organisator_innen des alter­na­tiv­en Musik­fes­ti­vals „Frie­rock“ im havel­ländis­chen Frie­sack geladen. Zu dem gemütlichen Beisam­men­sein kamen unge­fähr 150 Men­schen, darunter auch Asyl­suchende und Flüchtlinge aus der Gemein­schaft­sun­terkun­ft im Ort. Gemein­sam wurde Essen zubere­it­et, gegrillt, gelacht und getanzt.
17. Frie­rock Festival
Wer wollte kon­nte sich auch im eigens herg­erichteten „Frie­rock-Kino“ Impres­sio­nen aus den ver­gan­genen Jahren anse­hen. Denn das alter­na­tive Musik­fes­ti­val find­et mit­tler­weile seit 1997 statt. Seit 2014, mit der Ein­rich­tung ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende und Flüchtlinge, hat das Event auch einen inte­gra­tiv­en Charak­ter. Inte­gra­tion soll hier näm­lich nicht nur beab­sichtigt sein, son­dern vor allem auch fröh­lich gelebt wer­den. Auch die Bands spiegeln den inter­na­tionalen Anspruch des Fes­ti­vals wieder. Mit Dis­tem­per aus Moskau ist beispiel­sweise auch eine rus­sis­che Ska-Punk-Band am Start.
Erfol­gre­iche Crowd­found­ing Aktion für israelis­che Band
Mit „The Angel­cry“ ist außer­dem erst­mals eine israelis­che Musik­gruppe auf dem „Frie­rock“ vertreten. Das Beson­dere: die Folk-Band aus Tel Aviv wurde über eine so genan­nte Crowd­found­ing Kam­pagne finanziert. Das heißt, Anreise, Unter­bringung und Gage von „The Angel­cry“ wurde kom­plett durch einzelne Spenden Viel­er finanziert.
Fes­ti­val­be­ginn am Freitag
Das 17. Frie­rock-Fes­ti­val begin­nt am Fre­itag, den 7. August 2015, ab 16.00 Uhr.
Fotos: hier

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Nicht nur in Frankfurt: Rassistische Kundgebung in Brieskow-Finkenheerd am 18.7.

An die Organisator_innen des Inte­gra­tions­festes in Brieskow-Finkenheerd:
Der Land­kreis Oder-Spree will kün­ftig auch in der Gemeinde Brieskow-Finken­heerd Flüchtlinge unter­brin­gen und prompt wird eine Kundge­bung gegen Flüchtlinge in der Nach­barschaft angekündigt. „Finken­heerd wehrt sich“ lautet das Mot­to der Ver­anstal­tung am 18.7., die wohl von Per­so­n­en aus neon­azis­tis­chen Kreisen organ­isiert wird.
Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ stellt sich seit langem solchen Kundge­bun­gen ent­ge­gen und begrüßt den sich in Brieskow-Finken­heerd formieren­den Protest, der mit einem Inte­gra­tions­fest in die Öffentlichkeit tritt.
Wir erk­lären unsere Sol­i­dar­ität mit den Geflüchteten und wün­schen dem Inte­gra­tions­fest einen guten Ver­lauf und eine bre­ite Unter­stützung durch die Bürger*innen der Gemeinde. Wir wer­den die Frankfurter*innen auf das Geschehen in der direk­ten Nach­barschaft hin­weisen und für Unter­stützung werben.
Gle­ichzeit­ig laden wir ein sich an der Protestkundge­bung am 25. Juli in Frank­furt (Oder) zu beteili­gen, da „Frankfurt/oder wehrt sich“ erneut seine ras­sis­tis­chen Posi­tio­nen auf die Straße und vor eine Flüchtling­sun­terkun­ft tra­gen will. Kundge­bungs­be­ginn 11 Uhr vor dem Kau­fland in der Heil­bron­ner Straße (Platz der Republik).
Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“

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Flucht & Migration

Flüchtling aus Verzweifelung aus dem Fenster gesprungen

Ein Mit­be­wohn­er berichtet, dass der Verzweifelte vor seinem Haus einen Polizei­wa­gen habe hal­ten sehen. Aus Angst vor ein­er Abschiebung habe er panikar­tig sein Zim­mer ver­lassen. Er habe mehrfach gesagt, dass er sich eher umbrin­gen würde als abgeschoben zu wer­den. Bere­its dreimal zuvor sei die Polizei gekom­men, um ihn abzu­holen, zulet­zt am 22. Juni um 4 Uhr mor­gens. Und dies, obwohl nach Aus­sagen der Recht­san­wältin die Frist für eine Abschiebung nach Spanien Anfang Juni dieses Jahres abge­laufen sei. Mit solchen unrecht­mäßi­gen Aktio­nen nimmt die Aus­län­der­be­hörde in Kauf, dass Men­schen aus Verzwei­flung ihr Leben aufs Spiel set­zen. Darüber hin­aus ver­set­zt die per­ma­nente Polizeipräsenz die zum Teil trau­ma­tisierten Bewohner­in­nen und Bewohn­er der Gemein­schaft­sun­terkun­ft unnötig in Angst und Panik und ste­ht in ekla­tan­tem Wider­spruch zu ein­er Willkom­men­skul­tur, die viele Engagierte in Hen­nigs­dorf aufzubauen versuchen.
 
Wir ken­nen den Schw­erver­let­zten als einen ruhi­gen Men­schen. Er kommt regelmäßig zum Deutschunter­richt, zu den monatlichen Tre­f­fen der Ini­tia­tive “Willkom­men in Ober­hav­el” und besucht den Gottes­di­enst der örtlichen Kirchenge­meinde. Kür­zlich hat sich eine mögliche beru­fliche Per­spek­tive für ihn aufge­tan. Aber in den let­zten Wochen lebte er in großer Angst vor ein­er Abschiebung nach dem Dublin-Verfahren.
 
Das Dublin-Ver­fahren, auf das sich die europäis­chen Län­der geeinigt haben, sieht vor, dass Asyl­suchende in dem Land Asyl beantra­gen müssen, in dem sie zuerst Fuß auf den europäis­chen Kon­ti­nent geset­zt haben. Dies führt dazu, dass Flüchtlinge in großer Unsicher­heit leben und jahre­lang von Land zu Land umherir­ren müssen. In Län­dern wie Polen, Ungarn, Bul­gar­ien und der Slowakei müssen sie Inhaftierun­gen, ras­sis­tis­che Über­griffe und soziales Elend fürcht­en, in Län­dern wie Ital­ien und Spanien ein Leben auf der Straße ohne jegliche soziale Absicherung. Deshalb wird das Ver­fahren von vie­len Men­schen, Hil­f­sor­gan­i­sa­tio­nen und Kirchen kri­tisiert: das Dublin-Ver­fahren zer­stört Men­schen­leben. Men­schen sind keine Objek­te, die man beliebig hin- und her­schieben darf. Das Dublin-Ver­fahren muss außer Kraft geset­zt wer­den — sofort.
 
PRESSEKONTAKT: WILLKOMMEN IN OBERHAVEL
EMAIL: INFO@WILLKOMMEN-OHV.DE
TEL.: 0160/5633193 (KIRSTIN NEUMANN)

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Flucht & Migration Law & Order

Offener Brief an die Landesregierung: Asylrechtsverschärfung stoppen, Willkommenskultur retten

Geset­ze­sen­twurf „zur Neuregelung des Bleiberechts und der Aufen­thalts­beendi­gung“: Anrufung des Ver­mit­tlungsauss­chuss­es durch den Bundesrat.
Sehr geehrter Herr Min­is­ter­präsi­dent, sehr geehrte Min­is­terin­nen und Minister,
der Bun­destag hat am 2. Juli das „Gesetz zur Neubes­tim­mung des Bleiberechts und der Aufen­thalts­beendi­gung“ beschlossen. Voraus­sichtlich am 10. Juli wird der Bun­desrat darüber berat­en. Obwohl die Bun­desregierung den Geset­ze­sen­twurf nicht als zus­tim­mungs­bedürftig deklar­i­erte, soll­ten Sie sich dafür ein­set­zten, dass der Bun­desrat seine Auf­gabe ernst nimmt und zumin­d­est der Ver­mit­tlungsauss­chuss angerufen wird, mit dem Ziel ein­er grundle­gen­den Über­ar­beitung des Geset­ze­sen­twurfs. Der Geset­ze­sen­twurf packt zwei völ­lig gegen­läu­fige Regelun­gen zusam­men, was wohl einem Kuh­han­del zwis­chen den Koali­tion­spart­nern von SPD und CDU/CSU geschuldet ist: die sehr zu begrüßende stich­tag­sun­ab­hängige Bleiberecht­sregelung und die mas­sive Ausweitung der Abschiebung­shaft. Die pos­i­tiv­en Aspek­te des Geset­ze­sen­twurfs dür­fen jedoch nicht als Verzuckerung men­schen­rechtlich beden­klich­er Ver­schär­fun­gen miss­braucht werden.
Die Kri­tik am Geset­ze­sen­twurf, die von ein­er Vielzahl von Sachver­ständi­gen und Men­schen­recht­sor­gan­i­sa­tio­nen geübt wurde, dürfte Ihnen bekan­nt sein:
— Anstatt Abschiebung­shaft zu ver­mei­den, soll sie über die Def­i­n­i­tion von Anhalt­spunk­ten für Flucht­ge­fahr aus­geweit­et wer­den. In der Prax­is wer­den diese Anhalt­spunk­te als Haft­gründe ange­wandt werden.
— Beson­ders prob­lema­tisch ist der Haft­grund, „erhe­bliche Geld­be­träge“ an einen Schleuser gezahlt zu haben, obwohl all­ge­mein bekan­nt ist, dass angesichts der Abschot­tung Europas eine Ein­reise von Schutz­suchen­den ohne die Zuhil­fe­nahme von Schlep­pern schlicht unmöglich ist. Zu Recht hat­te der Bun­desrat in sein­er Stel­lung­nahme fest­gestellt, dass von diesem Umstand nicht auf eine Absicht geschlossen wer­den kann, sich der Abschiebung zu entziehen. Der ver­ab­schiedete Geset­ze­sen­twurf berück­sichtigt in kein­er Weise die Empfehlung des Bundesrats.
— Beson­ders prob­lema­tisch ist der Haft­grund Iden­tität­stäuschung durch Pass­losigkeit. Zahlun­gen an einen Schlep­per, Unter­drück­en von Reise­doku­menten oder falsche Angaben zur Iden­tität sind typ­is­che, aus der Not geborene Ver­hal­tensweisen von Flüchtlin­gen, die nach der Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion kein Grund für eine Inhaftierung sein dürfen.
— Beson­ders prob­lema­tisch ist des weit­eren, dass der Umstand, aus einem anderen EU-Staat nach Deutsch­land ein­gereist zu sein, als Haft­grund im Dublin-Ver­fahren her­hal­ten soll. Der Recht­sauss­chuss des Bun­desrats hat­te die ersat­zlose Stre­ichung dieses Haft­grun­des emp­fohlen. Lei­der fand diese Empfehlung keine Mehrheit im Bun­desrat, wozu die Ablehnung Bran­den­burgs beige­tra­gen haben dürfte.
— Her­vorzuheben sind noch die völ­lig unver­hält­nis­mäßi­gen Ein­reis­es­per­ren, die für den gesamten Schen­gen-Raum gel­ten, sowie der euro­parechtswidrige Ausreisegewahrsam.
Per­fide ist, wie jet­zt die Ver­schär­fung der Abschiebungsregelun­gen durch die Prob­leme der Kom­munen bei der Unter­bringung von Flüchtlin­gen gerecht­fer­tigt wer­den, näm­lich mit dem zynis­chen Argu­ment „Wir brauchen Platz für die wirk­lich Ver­fol­gten“. Wir möcht­en daran erin­nern, dass Abschiebung­shaft einen schw­er­wiegen­den Ein­griff in die Frei­heit­srechte von Men­schen darstellt, die ja noch nicht ein­mal eine Straftat began­gen haben; organ­isatorische Prob­leme dür­fen in keinem Fall zur Legit­i­ma­tion von Frei­heit­sentziehun­gen dienen.
Mit der Prax­is und Rhetorik der Abschiebun­gen wird die Willkom­men­skul­tur in Bran­den­burg unter­graben, die eine große Zahl von Willkom­mensini­tia­tiv­en tagtäglich prak­tizieren. Abschiebun­gen zer­reißen die neu ent­stande­nen Fre­und­schaften und machen alle ehre­namtlichen Anstren­gun­gen zunichte. Das ist eine Steil­vor­lage für Ras­sistIn­nen. Wenn Sie es in Ihrem Beken­nt­nis zur Willkom­men­skul­tur wirk­lich ernst meinen, soll­ten Sie sich auch aus diesem Grund für eine kom­plette Über­ar­beitung des Geset­ze­sen­twurfs aussprechen.
Im Bran­den­burg­er Koali­tionsver­trag ste­ht der Satz: „Die Koali­tion wird sich wie bish­er darum bemühen, Abschiebung­shaft zu ver­mei­den.“ Diese Bemühun­gen müssen jet­zt stat­tfind­en, vor und auf der entschei­den­den Sitzung des Bun­desrats, der immer noch die Möglichkeit hat, den Ver­mit­tlungsauss­chuss anzu­rufen. Selb­st wenn das nicht von Erfolg gekrönt sein sollte, wäre es den­noch ein wichtiges Sig­nal, die schlimm­ste Ver­schär­fung des Asyl­rechts seit 1993 nicht unkom­men­tiert zu lassen und die öffentliche Debat­te zu führen.
Mit fre­undlichen Grüßen
Kay Wen­del (Flüchtlingsrat Brandenburg)

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Flucht & Migration

Women in Exile & Friends zum Tag des Flüchtlings

Weltweit sind über 50 Mil­lio­nen Men­schen auf der Flucht, ein Großteil davon Frauen und Kinder.
Deutsch­land und die Europäis­che Union reagieren auf die Flüchtlinge mit Abschot­tung und diskri­m­inieren­den Geset­zen. Wir Flüchtlings­frauen – die weni­gen, die es über­haupt nach Europa geschafft haben — erleben hier tagtäglich die Ver­let­zung unser­er Menschenrechte:
Wir wer­den zwis­chen den europäis­chen Län­dern hin und her geschoben, die Unter­bringung in Lagern isoliert uns und ver­let­zt unser Recht auf ein selb­st­bes­timmtes Leben, und das Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz soll uns noch weit­er entrecht­en. Dieses Schick­sal teilen wir mit allen asyl­suchen­den Frauen und Män­nern in Deutschland.
Deshalb fordern wir, diese Diskri­m­inierun­gen abzuschaffen!
Poli­tik und Medi­en ver­suchen den Ein­druck zu erweck­en, die Poli­tik tue alles dafür, die Lage der Flüchtlinge zu verbessern. Berichtet wird beispiel­sweise über Pläne für einen gesicherten Bleiberechtssta­tus während der Aus­bil­dung und um eine schnellere Inte­gra­tion in den Arbeits­markt. Doch das soge­nan­nte „Gesetz zur Neubes­tim­mung des Bleiberechts und der Aufen­thalts­beendi­gung“ fol­gt dem fatal­en Grund­prinzip der aktuellen europäis­chen Asylpoli­tik: Ver­let­zung von ele­mentaren Grun­drecht­en für die einen — gradu­elle Verbesserun­gen für die anderen.
Mit diesem neuen Gesetz wieder­holt sich die alte Spal­tung in „nüt­zliche“ Migrant_innen, die inte­gri­ert wer­den sollen, ein paar „richtige Flüchtlinge“, die zumin­d­est vorüberge­hend Schutz brauchen und die vie­len ange­blichen „Asylbetrüger_innen“. Das neue Gesetz führt Kri­te­rien ein, die mas­sive Inhaftierung und einen weit­eren Anstieg von Abschiebung zur Folge haben werden.1
Wir Flüchtlinge lassen uns nicht spal­ten in „richtige“ und „falsche“ Asyl­suchende, in erwün­schte und uner­wün­schte Asyl­suchende. Wir haben alle ein Recht auf Schutz und auf ein men­schen­würdi­ges Leben.
Alle Men­schen, die fliehen, haben gute Gründe.
Wir, Aktivist_innen mit oder ohne Fluchthin­ter­grund, hal­ten zusam­men und bekämpfen diese diskri­m­inieren­den, ras­sis­tis­chen Geset­ze gemeinsam.
Par­al­lel zum Welt­flüchtlingstag find­et unsere dre­itägige bun­desweite Flüchtlings­frauenkon­ferenz in Berlin statt. Wir tauschen uns aus und kom­men von unseren indi­vidu­ellen Sit­u­a­tio­nen zu gemein­samen Forderun­gen, um zusam­men für unsere Rechte zu kämpfen!
Organ­isierung muss auf ver­schiede­nen Ebe­nen stat­tfind­en. Deshalb sol­i­darisieren wir uns mit der
Bun­desweit­en Demon­stra­tion für ein sol­i­darisches und gren­zen­los­es Europa:
20.Juni, 13.00 Oranien­platz, Berlin Kreuzberg: (http://europa-anders-machen.net/)

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