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Neonazis wollen wieder in Halbe marschieren

Halbe — Lange Zeit schien es, als hät­ten die Neon­azis den Sol­daten­fried­hof in Halbe (Dahme-Spree­wald) als Ort für ihre Aktiv­itäten aufgegeben. Doch wie die Berlin­er Mor­gen­post Online aus Sicher­heit­skreisen erfahren haben will, liegt nun erneut eine Anmel­dung vor. Das Mot­to des Neon­azi-Marsches: “Ruhm und Ehre den deutschen Frontsol­dat­en und den europäis­chen Freiwilligen”.

Nach Infor­ma­tio­nen der Mor­gen­post Online han­delt es sich bei dem Anmelder des diesjähri­gen Neon­azi-Auf­marsches um Lars J. aus Ros­tock. J. sei in der Szene kein Unbekan­nter, heißt es weit­er: Er sei lange Zeit ein­er der aktivsten Neon­azis in Nord­deutsch­land gewe­sen. Als Mit­glied der ver­bote­nen „Wik­ing Jugend“ sowie der „Frei­heitlichen Deutschen Arbeit­er­partei“ solle er über inter­na­tionale Kon­tak­te, bis hin zum Ku-Klux-Klan in den USA ver­fü­gen. Lars J. gelte zudem als Ini­tia­tor der ehe­ma­li­gen Kam­er­ad­schaft „Aktion­s­gruppe Fes­tungsstadt Ros­tock“ und hat­te in der Ver­gan­gen­heit mehrfach Aufmärsche in Halbe angemeldet.

Bis zu 400 Neon­azis erwartet 

Die Ver­anstal­tung wurde laut Mor­gen­post Online für Sonnabend, den 14. Novem­ber, um 12 Uhr angemeldet. Die Auf­tak­tkundge­bung soll an der Lin­den­straße, Höhe Haus­num­mer 47, Ecke Kirch­straße stat­tfind­en. Die Zwis­chenkundge­bung sei in Sichtweite zum Denkmal Wald­fried­hof in Halbe geplant. End­punkt des Auf­marsches solle wieder die Lin­den­straße sein. Der Ver­anstal­ter erwarte 200 bis 400 Teil­nehmer, schreibt die Morgenpost.

Im ver­gan­genen Jahr marschierten Neon­azis unter anderem in Berlin zu einem Heldenge­denken auf; ein Auf­marsch von Recht­sex­trem­is­ten aus Bran­den­burg und Sach­sen wurde zudem in Burg / Bran­den­burg aufgelöst. Wie die Polizei berichtete, hat­ten sich etwa 80 Neon­azis mit Fack­eln und Trans­par­enten offen­bar unangemeldet ver­sam­melt. Am Sol­daten­fried­hof Halbe blieb es 2008 erneut ruhig.

Neon­azi-Aufmärsche verboten 

Am größten deutschen Sol­daten­fried­hof in Halbe sind seit dem Jahr 2006 Neon­azi-Aufmärsche ver­boten. Der Bran­den­burg­er Land­tag hat­te dazu eine Änderung des Ver­samm­lungs­ge­set­zes ver­ab­schiedet, nach der Kundge­bun­gen, bei denen die Wehrma­cht oder andere NS-Organ­i­sa­tio­nen ver­her­rlicht wer­den sollen, auch an allen anderen Gräber­stät­ten in Bran­den­burg unter­sagt sind.

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Neonazi-Propaganda und Geschichtsrevisionismus in Gedenkstätte

INFORIOT Auf ihrer Inter­net­seite “Alter­na­tive Jugend Pots­dam” bericht­en Pots­damer Neon­azis über einen Aus­flug nach “Bres­lau” (Wroc?aw) und “Auschwitz” (O?wi?cim) zwis­chen dem 26. und 28. Juni diesen Jahres.
Nach ihren Angaben waren “ein Dutzend alter­na­tive Jugendliche aus dem Raum Pots­dam” an dieser Fahrt beteiligt.

Neben faschis­tis­chen Äußerun­gen bezüglich des Lan­des Polen (“Es stimmt einen schon nach­den­klich wenn man sieht wie viel Land uns durch fremde Gebi­et­sansprüche genom­men wurde.”) geben sie offen ihre Zweifel nach ihrem Besuch im Muse­um in Auschwitz bekannt:

Abschließend bleibt zu sagen dass das Muse­um in Auschwitz Zweifel die wir zuvor hegten nicht beheben kon­nte. Wir wollen auf keinen Fall etwas rel­a­tivieren oder abstre­it­en jedoch wollen wir unsere Sol­i­dar­ität mit den inhaftierten Revi­sion­is­ten bekun­den und fordern die Durch­set­zung der Mei­n­ungs­frei­heit auch für Mei­n­un­gen die den Holo­caust betreffen!”

Nach ihrer revi­sion­is­tis­chen Argu­men­ta­tion sehen sie beispiel­sweise “kein­er­lei Anhalt­spunk­te über die Herkun­ft”
der aus­gestell­ten Stiefel, Brillen, und Haare, son­dern wer­den diese zu “Pro­pa­gan­dazweck­en” genutzt. Eben­so sehen
sie die Gaskam­mern, die im Muse­um als Rekon­struk­tion zur Anschau­u­ung aus­geschildert sind, als indi­rek­ten Beleg
an. Abschließend bekun­den sie Sol­i­dartät für bekan­ntere Holo­caust-Leug­nen­den, unter ihnen Horst Mahler. Mahler
stand mehrfach, meist wegen Volksver­het­zung, vor Gericht, so auch im Novem­ber in Pots­dam. Im Feb­ru­ar wurde er vor dem Landgericht München zu sechs Jahren Haft verurteilt.

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NPD und DVU streiten nach Ende des “Pakts: “Lasst uns nicht abwarten, bis alles in die Hose gefallen ist!”

Nach dem Bruch des “Deutsch­land­pak­ts” am 27. Juni 2009 will die NPD offen­bar die Gun­st der Stunde nutzen und geht weit­er in die Offen­sive. Nach dem schon recht dreis­ten “Ange­bot”, DVU-Kan­di­dat­en dürften bei der Land­tagswahl in Bran­den­burg auf den Lis­ten der NPD kan­di­dieren, bringt NPD-Chef Udo Voigt nun eine Fusion der recht­sex­tremen Parteien ins Spiel. In ein­er Video­erk­lärung fordert er, dass kün­ftig bei Wahlen “endlich nur noch eine nationale Partei — und nicht zwei oder drei — antreten” sollte. “Ja, wir wollen den Zusam­men­schluss!”, so Voigt, der zudem behauptet, die NPD habe den Ver­trag mit der DVU gar nicht gebrochen. Denn die NPD habe “gekämpft”, der Bünd­nis­part­ner allerd­ings nicht. “Lasst uns nicht abwarten, bis alles in die Hose gefall­en ist!”, forderte Voigt.

Ver­rat” und “Unwahrheit­en”

Die DVU reagierte erwartungs­gemäß ver­bit­tert auf den Bruch des “Pak­ts”. DVU-Chef Matthias Faust sprach von “Ver­rat”. Der NPD gehe es “keines­falls um eine “gemein­same Rechte”, son­dern um die Vol­len­dung eines Allein­vertre­tungsanspruchs für alles, was sich als “rechts” beze­ich­net”. Die Behaup­tun­gen von NPD-Chef Voigt beze­ich­nete Faust als “Mis­chung aus Halb- und Unwahrheit­en”. Die NPD habe sehr wohl den “Deutsch­land­pakt” gebrochen, denn im “Deutsch­land­pakt” wur­den “unab­hängig von irgendwelchen “Chan­cen”, die man oft­mals im voraus wohl kaum beurteilen kann, vere­in­bart, welche Partei zu welchen Land­tags- und bun­desweit­en Wahlen antritt”. “Abso­lut heuch­lerisch” sei eben­so die Aus­sage, der Bun­desvor­stand halte den Wiedere­inzug der DVU in Bran­den­burg für utopisch. “Wie real­is­tisch ist es denn bitte, daß bei einem Antritt gegeneinan­der über­haupt eine nationale Partei den Einzug in den Land­tag schafft?”, fragt Faust.

Die DVU in Bran­den­burg schob den Kon­flikt ein­mal mehr auf äußere Fak­toren: ”Nach alt­be­währtem Rezept haben destruk­tive Kräfte und Agen­ten des Sys­tems einen sich anbah­nen­den Zusam­men­schluss der bei­den großen Rechtsparteien vor­erst zu ver­hin­dern gewusst. Eine anzus­trebende geeinte nationale Bewe­gung, wie es sie in vie­len anderen europäis­chen Län­dern gibt, kön­nte damit auf lange Zeit nicht zur Debat­te ste­hen. Durch den Ver­trags­bruch seit­ens des NPD-Parteivor­standes wurde das gegen­seit­ige Grund­ver­trauen erschüt­tert.” Außer­dem kündigte die DVU an, den Wahlkampf in Bran­den­burg nun ver­stärken zu wollen.

Schwe­lende Kon­flik­te in der NPD

Auch DVU-Chef Faust schloss eine Zusam­me­nar­beit mit der NPD vor­erst aus und ver­suchte zudem, den Machtkon­flikt in der NPD wieder anzuheizen: “Die DVU wird sich ganz sich­er durch die zu immer mehr “Macht und Allein­herrschaft” streben­den NPD-Führung wed­er ein­schüchtern, noch erpressen lassen und sich in Zukun­ft genau die Part­ner zur Zusam­me­nar­beit aus­suchen, denen Werte wie Ehre, Ver­trauen und Ehrlichkeit noch etwas bedeuten. Dazu gehören selb­stver­ständlich nach wie vor auch Organ­i­sa­tion­sstruk­turen der NPD, wie beispiel­sweise der Frak­tion in Sach­sen unter Hol­ger Apfel.”

NPD nicht kampagnenfähig”

In Bran­den­burg dürften also tat­säch­lich NPD und DVU gegeneinan­der antreten, was einen Wahler­folg für bei­de noch unwahrschein­lich­er macht. Denn auch die NPD ist dort nicht so stark aufgestellt, wie die Partei es gerne behauptet. Die NPD sei in dem Bun­des­land nicht kam­pag­nen­fähig, hieß es zur Vorstel­lung des Ver­fas­sungss­chutzbericht­es 2008. Allerd­ings habe die Nach­wuch­sor­gan­i­sa­tion “Junge Nation­aldemokrat­en” seit 2004 ihre Mit­gliederzahl von 130 auf rund 300 erhöhen kön­nen. Die NPD naz­i­fiziere sich zunehmend, so Innen­min­is­ter Schön­bohm. Der recht­sex­tremen Partei fehle es an “Per­son­al, Geld, Intellekt und Mit­gliedern”, so Schön­bohm weit­er. Sie existiere in Bran­den­burg teil­weise nur im Internet.

Ob diese Aus­sagen der Real­ität entsprechen, wer­den die kom­menden Wochen zeigen. Auch dürfte es inter­es­sant wer­den, wie NPD und DVU gegeneinan­der Wahlkampf führen. In Bay­ern schlug ein NPD-Anhänger im Wahlkampf 2008 beispiel­sweise den Lan­deschef der konkur­ri­eren­den Repub­likan­er ein­fach nieder.

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Brandenburger Modell gegen neue Strategie der “netten Nazis”

Erar­do Raut­en­berg, Gen­er­al­staat­san­walt in Bran­den­burg, hat eine neue Strate­gie recht­sex­tremer Parteien beobachtet. Man stelle sich als “nette Nazis” da, die zu Unrecht von Behör­den ver­fol­gt wür­den, so Raut­en­berg im Deutsch­land­funk. „Dies zeigt die Strate­gie der NPD oder beziehungsweise aller recht­sex­tremer Parteien, die die Erfahrung gemacht haben, dass recht­sex­trem­istisch motivierte Gewalt­tat­en die Bevölkerung abschreck­en und nicht zu Wäh­ler­stim­men führen.“ Man ver­suche daher „ein­er­seits, die Ange­höri­gen gewalt­bere­it­er Grup­pierun­gen an die Parteien zu binden; ander­er­seits ver­fol­gt man aber — und zwar ins­beson­dere die NPD — die Strate­gie, sich gegenüber dem Wahlvolk als “nette Nazis” darzustellen, die hil­fs­bere­it sind und die von den Medi­en und von den Behör­den zu Unrecht ver­fol­gt wer­den“, erk­lärte Raut­en­berg. Diese Strate­gie gehe „eben zum Teil auf“.

Raut­en­berg betonte, Polizei und Jus­tiz räumten der recht­sex­tremen Gewalt in Bran­den­burg höch­ste Pri­or­ität ein. Inzwis­chen sei es auch so, dass von Polizei bis zu den Gericht­en hin schnell reagiert werde. Dies sei ein Grund für den Rück­gang recht­sex­tremer Gewalt. „Der zweite Baustein ist allerd­ings präven­tive Maß­nah­men des Innen­min­is­teri­ums ins­beson­dere gegen Kam­er­ad­schaften, wo sich der bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­ter Schön­bohm sehr ver­di­ent gemacht hat.“

Zivilge­sellschaft aktiviert

Zudem, so Raut­en­berg, „und das ist für mich das Wichtig­ste — ist in Bran­den­burg die Zivilge­sellschaft mobil­isiert wor­den. Das war nicht immer so, aber 1997 hat man in Bran­den­burg ein Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit gegrün­det und ein Jahr später das Hand­lungskonzept “tol­er­antes Bran­den­burg”. Ich denke, dass dieses Engage­ment von Bürg­ern gegen Recht­sex­trem­is­mus inzwis­chen Früchte trägt.“

Zu ähn­lichen Ergeb­nis­sen kam das Moses Mendelssohn Zen­trum bei ein­er Tagung. Nach einem Bericht der Pots­damer Neuesten Nachricht­en sei „die Demokratie wehrhafter gewor­den“. Dr. Gideon Botsch vom MMZ habe die extreme Rechte – namentlich die NPD – und ihre Strate­gien und Ziele genauer betra­chtet. In zwei zen­tralen Punk­ten kon­nte er dem­nach zumin­d­est vor­erst Ent­war­nung geben. Es habe keine Verdich­tung von lebensweltlichen nationalen Milieus – etwa soge­nan­nte „ nation­al befre­ite Zonen“ – stattge­fun­den. „Eine räum­liche Dom­i­nanz ist nicht einge­treten“, stellt er fest.

Kein Marsch in die Mitte

Auch habe die Partei nicht den Marsch in die Mitte der Gesellschaft ange­treten, vielmehr beobacht­en die Sozial­wis­senschaftler eine Entkop­pelung vom öffentlichen Leben. Nicht Handw­erk­er, Händler oder andere Vertreter der Bürg­er­schaft hät­ten let­ztlich zur Kom­mu­nal­wahl 2008 auf den Wahllis­ten der NPD ges­tanden, son­dern die üblichen Aktivis­ten, die durch ihr Äußeres und ihre State­ments klar dem recht­en Lager zuzuord­nen waren. „Das nationale Lager schraubt sich aus der Gesellschaft her­aus und genügt sich zunehmend selb­st“. Ein­er­seits also eine erfreuliche Entwick­lung: die extremen Rechte hat es nicht in die Mitte der Gesellschaft geschafft. Ander­er­seits sei aber das Entste­hen ein­er recht­sex­trem-völkischen Gegen­welt zu beobacht­en. Eine nicht unge­fährliche Entwick­lung. Als beson­ders heikel betra­cht­en die Forsch­er dabei, dass zunehmend Kinder in nationalen Jugend­camps rekru­tiert und indok­triniert wür­den. „Das sind die Wäh­ler in zehn Jahren“, warnte Botsch.

Das Abkop­peln der NPD aus der Gesellschaft sieht er laut PNN allerd­ings nicht als Scheit­ern. Die NPD ver­folge hinge­gen eine Wahlkampf­s­trate­gie, „die den Weg in die Mitte der Gesellschaft vor­erst gar nicht sucht.“ Vielmehr konzen­triere sich die Partei auf Wäh­ler­schicht­en, bei denen sie keine Konkur­renz fürcht­en muss: das abge­hängte Prekari­at. Die NPD bewerbe sich in Anlehnung an eine Parole der DDR-Oppo­si­tion als „Partei der Dage­bliebe­nen“, als heimatver­bun­dene Region­al­partei. Die Brisanz dieser Ansprache unter­stre­iche, dass Bran­den­burg mit­tler­weile in einen pros­perieren­den Speck­gür­tel um Berlin und struk­turschwache und teils sog­ar abge­hängte Regio­nen am Rand zer­falle. Das Wäh­lerver­hal­ten sei entsprechend: „Recht­sex­treme Ein­stel­lun­gen sind in Berlin am niedrig­sten, im Umland mod­er­at, und steigen zu den Randge­bi­eten hin an“, so Botsch dem Bericht zufolge.

War­nung vor der DVU

Dirk Wilk­ing vom Mobilen Beratung­steam Bran­den­burg ergänzte die Aus­führun­gen von Gideon Botsch. Er kon­nte bestäti­gen, dass die Ver­suche von Recht­sex­tremen in die ver­schiede­nen Milieus der Zivilge­sellschaft einzu­drin­gen vielfach gescheit­ert seien. Einig war er sich mit Botsch allerd­ings auch, dass die DVU sowohl in Sachen Pop­ulis­mus wie auch Entwick­lung zur Mil­i­tanz nicht unter­schätzt wer­den dürfe. Wilk­ing warnte dem­nach auch davor, dass die NPD ger­ade im ländlichen Raum aktiv sei, da sie dort kaum Konkur­renz im poli­tis­chen Diskurs zu erwarten habe. Eine Tagung­steil­nehmerin aus Guben wusste nach Angaben der PNN davon zu bericht­en, dass Jugendliche aus einem Prob­lemvier­tel des Ortes regelmäßig von Rechts­gerichteten zu Schießübun­gen mitgenom­men wür­den. Wilk­ing hält es für äußerst brisant, dass soziale Rand­m­i­lieus von der Poli­tik vergessen wür­den. „Dort sind Ange­bote nötig“, forderte er.

Dass genau darin ein Kern des Prob­lems liegt, deutete der Sozial­forsch­er Diet­mar Sturzbech­er von der Uni Pots­dam an. Regelmäßig unter­sucht er Ein­stel­lun­gen und Moti­va­tio­nen der Jugendlichen in Bran­den­burg. Eines sein­er Ergeb­nisse: Gewalt­bere­ite Jugendliche mit recht­sex­tremen Ein­stel­lun­gen kom­men häu­fig aus Fam­i­lien mit beson­ders hohem Zusam­men­halt, in denen allerd­ings auch geprügelt wurde. „Es scheint so, als wür­den diese Jugendlichen in den recht­en Grup­pen sowohl Zusam­men­halt als auch Gewalt­tätigkeit suchen“, sagte Sturzbech­er. Die Ergeb­nisse sein­er let­zten Quer­schnittsstudie lassen allerd­ings auch etwas Hoff­nung zu. Dem­nach lag der Höhep­unkt der Gewalt­bere­itschaft in der Mitte der 90er Jahre. 2005 war die Bere­itschaft von Jugendlichen, sich gegen Gewalt zu engagieren, merk­lich angestiegen. „Das ist eigentlich das beste Ergeb­nis, sagte Sturze­bech­er. Die Zahl der­jeni­gen, die gegen Gewalt etwas sagen wachse. „Und das ist ein Teil der Problemlösung.“

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Hallo Potsdam” — neues Zeitungsprojekt

Hal­lo Potsdam!

ist der Titel ein­er Zeitung, welche in den let­zten Monat­en von Dutzen­den Pots­damerin­nen und Pots­damern geschrieben, gestal­tet und erar­beit­et wurde. Wir haben die Debat­te über Jugend­kul­tur und Freiräume zum Anlass genom­men, um uns kri­tisch mit der Sit­u­a­tion in der Stadt zu beschäfti­gen, in der wir leben. 

 

Es ist, wie es ist!“

war die Aus­sage eines umfan­gre­ichen Inter­views mit dem Ober­bürg­er­meis­ter, Her­rn Jakobs. Das woll­ten wir gern nach­prüfen. Wie ist es in der Stadt, in den ver­schiede­nen Stadt­teilen? Warum ist Pots­dam zur teuer­sten Stadt der neuen Bun­deslän­der gewor­den, wie leben die Men­schen hier damit? Wir haben ver­sucht, die Struk­turen, Zwänge und Mech­a­nis­men her­auszufind­en, die Pots­dam so gemacht haben, wie es jet­zt ist: Mit ges­per­rten Ufer­we­gen, Parkkon­trollen und geschlosse­nen Jugend­klubs, aber auch mit span­nen­den Kul­tur­pro­jek­ten, alter­na­tiv­en Wohn­pro­jek­ten und sozialem Engage­ment. Wir haben ver­sucht, Freiräume, Moti­va­tion und Ideen zu beschreiben, die dafür sor­gen, dass es bis heute auch das andere Pots­dam gibt: Selb­st­bes­timmt, emanzi­pa­torisch und engagiert.

Natür­lich wollen wir mit der Zeitung vor allem der Aus­sage „Es ist, wie es ist!“ wider­sprechen! Pots­dam ist so, wie wir es wollen. Und wir wollen ein anderes Pots­dam! Kein preußis­ches Dis­ney­land, keine Gate- Com­mu­ni­ty, kein Investi­tion­sob­jekt für Neure­iche. Unser Pots­dam bietet genug Freiräume für die ver­schiedene Kul­turen, unser Pots­dam inte­gri­ert Migran­tInnen, unser Pots­dam lässt ver­schiedene Lebensen­twürfe zu, unser Pots­dam hat Mieto­ber­gren­zen, freie Fahrrad­wege, jede Menge Gemein­schaft­spro­jek­te und ist lebendig, far­ben­froh und offen.

Mit diesen Aus­sagen, ver­mit­telt in ganz unter­schiedlichen und kreativ­en redak­tionellen For­men mis­chen wir uns in die Diskus­sion um die weit­ere Entwick­lung der Stadt Pots­dam ein.

Ab dem 28. Mai 2009 kön­nen sich alle Men­schen dieser Stadt auf eine kosten­los verteilte Zeitung freuen, die für jede/n was bietet: Artikel zum Stad­tum­bau und zur Mieten­twick­lung, Kom­mentare, ein neues Wür­fel­spiel, ein etwas anderes Inte­view mit dem Ober­bürg­er­meis­ter, viele Bilder, die eine neue Sicht auf die Stadt bieten, Karika­turen und die Vorstel­lung der vie­len emanzi­pa­torischen Pro­jek­te dieser Stadt. Dafür haben wir die Zeitung in ein­er Auflage von 40.000 Exem­plaren gedruckt.

An der Diskus­sion, die wir damit anstoßen wollen, kann sich jed­er außer­dem auf fol­gen­der Inter­net­seite beteili­gen: www.hallo-potsdam.org

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Das Jahr 2008 bei der NPD BUM (Teil 2)

Pin­now — Mit dem Ver­schwinden des NPD Weblogs “Nationales Net­z­tage­buch­es” und der Entsorgung des gesamten Archivs geht der Webge­meinde eine Quelle nation­al­sozial­is­tis­ch­er Unbe­darftheit ver­loren. Begleit­et von aus­giebi­gen anti­semi­tis­chen Tiraden, lieferte das Weblog doch immer inter­es­sante Aspek­te über die Entwick­lung der NPD im Barn­im und der Uck­er­mark. (Teil 2)

Im August 2008 wurde der NPD-Orts­bere­ich in Schwedt (Uck­er­mark) reak­tiviert. Auf der Ver­samm­lung in Schwedt wurde Mike Neu­mann von 15 der anwe­senden Schwedter NPD-Mit­gliedern zum Vor­sitzen­den des Orts­bere­ich­es gewählt. Als Ziel wurde aus­gegeben, in den näch­sten Jahren einen eige­nen Kreisver­band Uck­er­mark aufzubauen. Etwa in dieser Zeit ver­lor Mike Sandow seinen Posten als Kreisvor­sitzen­der. Mar­co Rohde, bish­eriger Organ­i­sa­tion­sleit­er, über­nahm das Amt. Erkennbar war das an ein­er Impres­sum­sän­derung im „Nationalen Netztagebuch“.

In den frühen Mor­gen­stun­den des 26.08.2008 ver­nichtete ein bren­nen­der Car­port in Biesen­thal den Fuhrpark der Fam­i­lie Sandow fast voll­ständig. Zwei PKWs und zwei Fahrräder wur­den Opfer der Flam­men, zwei Kinder­fahrräder erhe­blich beschädigt, hieß es im „Nationalen Net­z­tage­buch“. Die NPD spricht von Bombe­nan­schlä­gen, die Polizei ging von Brand­s­tiftung aus und bemerk­te in ihrer Pressemit­teilung: „Für das angren­zende Wohn­haus und die darin befind­lichen Per­so­n­en bestand keine Gefährdung.“

Am Nach­mit­tag des­sel­ben Tages kam es in Biesen­thal zu ein­er Sol­i­dar­itäts­demon­stra­tion von 150–200 Anhängern der NPD, DVU und freien Kräfte. Der NPD Bun­desvor­sitzende Udo Voigt und der NPD-Lan­desvor­sitzende Klaus Beier waren eben­falls herbeigeeilt.

Im Sep­tem­ber wurde bekan­nt, dass ein ehe­ma­liges Stasige­bäude in Biesen­thal, das zulet­zt als Asyl­be­wer­ber­heim genutzt wurde, die Begehrlichkeit der NPD geweckt hat­te. Mit­tler­weile ist klar, dass Gebäude und Gelände von ein­er Dev­as­ta GmbH in Grün­dung gepachtet wor­den sind. Geschäfts­führer dieser Fir­ma ist der Ex NPD-BUM Chef Mike Sandow.

Kreistagswahlen

Die NPD hat­te ent­ge­gen der Ein­schätzung des Ver­fas­sungss­chutzes doch die Absicht in der Uck­er­mark zur Kreistagswahl am 28. Sep­tem­ber antreten. Die Partei hat­te kurzfristig Unter­stützer-Unter­schriften in Pren­zlau, Schwedt, Anger­münde und Tem­plin gesam­melt und alle notwendi­gen Unter­la­gen rechtzeit­ig eingereicht.

Am 27. Sep­tem­ber 2008 feierte man in Tem­plin einen Tag vor dem Urnen­gang ein Demokratiefest als eine Reak­tion auf die Ermor­dung des Arbeit­slosen Bernd K. durch zwei Tem­plin­er Recht­sex­trem­is­ten. Auf diesem Fest zeigte sich der NPD-Kan­di­dat für den Wahlkreis Tem­plin, Ste­fan Schulz, mit Ange­höri­gen ein­er neuen Kam­er­ad­schaft, den „Hate­core War­riors Uck­er­mark“. In dieser Gruppe „Autonomer Nation­al­is­ten“ waren teil­weise auch rechte Schläger aus Tem­plin eingebunden.

Bei den Kreistagswahlen in der Uck­er­mark erre­ichte die NPD vier Prozent der Stim­men und erhielt zwei Abge­ord­neten­man­date. Gewählt wur­den die 72-jährige Irm­gard Hack aus Uhlen­hof und der 22-jährige Schwedter Andy Kucharzewsky.

Im Barn­im wurde Mike Sandow in die Stadtverord­neten­ver­samm­lung von Biesen­thal und auf der DVU-Liste in den Barn­imer Kreistag gewählt. Seine erste Anfrage in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung galt kon­se­quenter Weise auch dem Zus­tand des Erich-Müh­sam-Weges. Das ist die Zugangsstraße zum ehe­ma­li­gen Stasikom­plex, den die Dev­as­ta GmbH i. G. gepachtet hat.

Im Nor­dosten der Uck­er­mark, in Gebi­eten mit dem Zuzug pol­nis­ch­er Bürg­er, die meist in Stet­tin arbeit­en und hier kostengün­sti­gen Wohn­raum find­en, erre­ichte die NPD im Durch­schnitt acht Prozent. Es gab Dör­fer mit 36 Prozent (Wollin) und 19,6 Prozent (Bagemühl). Dem Recht­sex­trem­is­ten Christoph Ziese gelang es ohne Prob­leme zum Wahlvor­stand im Wahllokal von Wollin (Gemeinde Randow­tal) ernan­nt zu werden.

Für die Uck­er­mark lässt sich sagen, dass die jun­gen Män­ner aus dem Kam­er­ad­schaft­sum­feld jeden Fleck­en zwei Mal anfuhren und dort Wahlwer­bung verteil­ten, die gegen den Zuzug von pol­nis­chen Bürg­ern agi­tierte: „Zunehmend find­et beson­ders in den gren­z­na­hen Regio­nen zu Polen ein geziel­ter Bevölkerungsaus­tausch statt, indem jun­gen deutschen Arbeit­slosen anger­at­en wird, in die west­lichen Bun­deslän­der oder gar ins Aus­land zu gehen, um Arbeit zu bekom­men, gle­ichzeit­ig wer­den vor­wiegend pol­nis­che Arbeitssuchende in diesen Gebi­eten ange­siedelt.“ So erk­lärte sich auch das NPD-Wahlplakat mit der Auf­schrift „Wir bleiben hier!“

Schein­siege

Im Okto­ber startete die NPD Barn­im-Uck­er­mark eine Mit­glieder-Wer­bekam­pagne. Sie schöpfte Hoff­nung aus den Ergeb­nis­sen bei den Bran­den­bur­gis­chen Kommunalwahlen.

Am 28. Okto­ber fand die kon­sti­tu­ierende Sitzung des Kreistages des Land­kreis­es Uck­er­mark statt. Die 72-jährige NPD-Abge­ord­nete Irm­gard Hack hat­te als an Leben­s­jahren älteste Kreistagsab­ge­ord­nete die Auf­gabe, den Kreistag zu eröff­nen und ihn bis zur Wahl des oder der neuen Vor­sitzen­den zu leit­en. Es gelang ihr nicht, eine poli­tis­che Rede zu hal­ten, und sie verzichtete unter Protest auf die Eröffnung.

Christoph Ziese schien während der Sitzung einiges zu tun gehabt zu haben. Er ran­nte rum, hat­te standig sein Handy am Ohr und ver­suchte sog­ar mit Poli­tik­ern von die Linke ins Gespräch zu kom­men. Neben den Schwedter NPDlern waren einige junge Recht­sex­trem­is­ten aus Wollin erschienen: Steven Geißler, Chris­t­ian Karstädt, Erik Linke. Dazu die „Hate­core War­riors“ Franziska Sam­bors­ki, Nadine Neise und Kevin Müller. Es ging das Gerücht um, dass die recht­en Kam­meradIN­Nen ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift „Linken Ter­ror stop­pen“ vor­bere­it­et hatten.

Viel zu feiern — wenig zu lachen

Am 13. Dezem­ber feierten etwas 25 Nazis aus Berlin, Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Bran­den­burg eine vorge­zo­gene Win­ter­son­nen­wend­feier in den Räu­men eines Pren­zlauer Sportvere­ins. Für den Garten von Frau Hack war es den Recht­en wohl zu kalt. Vielle­icht wollte man auch der Polizeipräsenz aus dem Wege gehen, denn Frau Hack meldet Ver­anstal­tun­gen auf ihrem Grund­stück als Brauch­tums­feiern beim Ord­nungsamt an. In diesem Fall war der Raum unter dem Vor­wand “Wei­h­nachts­feier” angemietet wor­den. Da die alko­holis­chen Getränke den Kam­er­aden nicht reicht­en, wollte sich ein Penkuner Nazi bei ein­er Nach­barver­anstal­tung bedi­enen, was für Stre­it sorgte und die Polizei auf den Plan rief, die dann die rechte Ver­anstal­tung beendete.

Am 21. Dezem­ber 2008 ließ es ein Autor des “Nationalen Net­z­tage­buch­es” noch ein­mal richtig krachen. Stinkig, weil die Polizei eine Win­ter­son­nen­wend­feier von 70 Per­so­n­en in Althüt­ten­dorf (Barn­im) wegen eines Kel­tenkreuzes auf dem Feuer­holzhaufen gesprengt hat­te, wurde sie von den Nazis verspot­tet und dif­famiert. “Übri­gens … während den Repres­sion­s­maß­nah­men gegen die Feiern­den hat­te der Triebtäter Wern­er K. im Nach­barort Joachim­sthal alle Möglichkeit­en seine Triebe auszuleben. Seine Dauer­be­wachung wurde in dieser Zeit abge­zo­gen.”, wurde in dem Erleb­nisauf­satz über die Polizeiak­tion in Althüt­ten­dorf fälschlich­er Weise behauptet.

Jeden­falls war seit Jahres­be­ginn 2009 der Erleb­nisauf­satz über Althüt­ten­dorf aus dem “Nationalen Net­z­tage­buch” ver­schwun­den. Stattdessen empf­ing man den Welt­net­z­be­tra­chter so richtig undeutsch: “Not Found. Sor­ry, but you are look­ing for some­thing that isn’t here.”, getreu dem Mot­to des NN: “Wenn Lüge Wahrheit ist, wird Aufk­lärung zur Pflicht”.

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Nazi-Veranstaltung in Wietstock – SS Angehöriger eingeladen

Infori­ot – Am Sam­stag, den 16. Mai fand eine Nazi-Ver­anstal­tung in Wiet­stock nähe Lud­wigs­felde (Tel­tow-Fläming) statt. Ein­ge­laden war ein ehe­ma­liges Mit­glied der SS, das über seine Tätigkeit­en während des Nation­al­sozial­is­mus bericht­en sollte. Geplant war außer­dem die Vorstel­lung eines Buch­es mit dem Titel „Alles nur getürkt“, in dem die „Lügen“ von Mölln, Solin­gen und Ros­tock Licht­en­hagen „ent­tarnt“ wer­den soll­ten. In diesen Städten fan­den Anfang der 90er Jahre Pogrome und Bran­dan­schläge auf Woh­nun­gen von Migrant_innen und so genan­nte Asyl­be­wer­ber­heime statt, wobei mehrere Men­schen starben.

Aus Angst vor Repres­sion und Gegen­protesten, wurde die Ver­anstal­tung nicht öffentlich bewor­ben: Es wurde stattdessen zu einem inter­nen Schleusungspunkt nach Blanken­felde, dem Wohnort des Organ­isators Dirk Rei­necke, geladen. Geschniegelt in Anzug und mit blauem VW-Bus nahm Rei­necke diejeni­gen in Empang, die sich an den Aus­führung des Alt­nazis inter­essiert zeigten. Von Blanken­felde aus, ging es dann in eine Gast­stätte im ca. 12 km ent­fer­n­ten Wiet­stock. Der Wirt der Gast­stätte „Stixx Wiet­stock“ soll nach Aus­sage Rei­neck­es „ein­er von uns“ – also ein Nazi — sein.

Etwa 60 bis 80 Teil­nehmer kamen schließlich um den SS-Vet­er­an zu erleben: Viele aus Tel­tow Fläming, u.a. Denis Här­tel von den Freien Kräfte Tel­tow Fläming, aber auch aus Berlin und weit­en Teilen Bran­den­burgs: Brandenburg/Havel und den Land­kreisen Dahme-Spree­wald, Oder-Spree, Pots­dam-Mit­tel­markt, Barn­im und Havel­land. Bei der Ver­anstal­tung war auch Alfred Zutt aus Waren an der Müritz (Meck­len­burg Vor­pom­mern). Er betreibt dort gemein­sam mit sein­er Frau Doris den Naziladen „Zutts Patri­o­ten­tr­e­ff“. Die NPD´lerin Doris Zutt trat in Waren bere­its vor Jahren zur Wahl der Ober­bürg­er­meis­terin an. Auch der Lan­deschef der Berlin­er NPD, Jörg Häh­nel, nahm an der Ver­anstal­tung teil. Bere­its im März 2009 sollte im „Stixx Wiet­stock“ ein Lieder­abend mit Häh­nel stat­tfind­en.
Auch die Polizei war heute vor Ort und nahm die Per­son­alien aller Anwe­senden auf, ohne die Ver­anstal­tung jedoch zu beenden.

Organ­isator Dirk Rei­necke ist bekan­nt als so genan­nter Reichs­bürg­er und Holo­caustleugn­er u.a. durch Prozesse in Bernau. Hier hat­te Rei­necke 2004 zusam­men mit Gerd Wal­ter, Rain­er Link und Wolf­gang Hack­ert vor ein­er Schule in Bernau Flug­blät­ter verteilt und darin den Holo­caust geleugnet. Unter­stützt wur­den sie während der Prozesse durch den bekan­nten Holo­caustleugn­er Horst Mahler und Sylvia Stolz, die vor kurzem den Hit­ler­gruß zeigte, als sie zu ein­er Haft­strafe verurteilt wurde. Die Reichs­bürg­er sehen sich als „kom­mis­arische Reich­sregierung“, des für sie noch exis­ten­ten deutschen Reich­es. 2008 wur­den Rei­necke und co für die Leug­nung des Holo­caust zu Geld­strafen und Bewährungsstrafen verurteilt.

 

Här­tel, Aktivist der Freien Kräfte Tel­tow Fläming, ist Anmelder ein­er geplanten Neon­azi-Demon­stra­tion am kom­menden Sam­stag in Luck­en­walde. Ein Bünd­nis aus linken Grup­pen plant mit diversen Aktio­nen und ein­er Gegen­demon­stra­tion am 23. Mai gegen den recht­en Aufzug vorzuge­hen. Weit­ere Infor­ma­tio­nen unter www.linker-flaeming.de.vu

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270 bei Feier und Gedenken in Bernau zum 8.Mai

Bernau – Etwa 270 Men­schen feierten und gedacht­en dem 8. Mai – dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus.

Organ­isiert und aufgerufen hat­ten die Bernauer Linkspartei, das Bernauer Net­zw­erk für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit, der Jugendtr­e­ff Dos­to und die Antifaschis­tis­che Aktion Bernau.

Im Aufruf der Antifa Bernau hieß es: „Für uns gilt es, am 8. Mai an die Opfer der schreck­lichen Tat­en der Nation­al­sozial­is­ten zu erin­nern.“ Eben­so, so heißt es weit­er, sei es ein Anlass „den Frauen und Män­nern der Roten Armee und der alli­ierten Stre­it­macht für die Zer­schla­gung Nazi-Deutsch­lands zu danken und die Befreiung vom deutschen Faschis­mus zu feiern.“

In drei Sta­tion teilte sich die Ver­anstal­tung. Die Kundge­bung begann am Denkmal für die Gefall­en der Roten Armee mit musikalis­chen Beiträ­gen des deutsch-rus­sis­chen Chors Kalin­ka. Dag­mar Enkel­mann (MdB, die Linke) erin­nerte an die Befreiung Bernaus am 20/21.April und nahm Bezug zu aktuellen Gefahr des Recht­sex­trem­is­mus, in dem sie ein Ver­bot der anti­demokratis­chen und recht­sex­tremen NPD fordert. Ein­ge­laden war außer­dem ein Mil­itärat­ache der rus­sis­chen Botschaft. Er erin­nerte an die rus­sis­chen Sol­dat­en, die ihr Leben im Kampf für die Frei­heit ließen. Danach ging es weit­er zum Deser­teur­denkmal, auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite. Dort erin­nerten Mit­glieder des Net­zw­erkes für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit an jene Kriegs­di­en­stver­weiger­er, die gefoltert und ermordet wur­den. Sie forderten „Nie wieder Faschis­mus, Nie wieder Krieg!“. Zum Abschluss feierten die Anwe­senden, bei strahlen­dem Son­nen­schein, auf dem Mark­t­platz mit Sekt und Kuchen.

Eine Gedenkkundge­bung anlässlich des 8.Mai gibt es seit vie­len Jahren, die Idee diesem Tag auch eine feier­lichen Charak­ter zu geben, stieß zu Beginn auf Ver­wun­derung“, sagt Maria Buch­heim, Press­esprecherin der Antifa Bernau. Mit­tler­weile im drit­ten Jahr, sei das Festessen zu ein­er Tra­di­tion geworden.

Für die noch leben­den Jüdin­nen und Juden, Sin­ti und Roma, poli­tis­chen und religiösen Ver­fol­gten, Zwangsarbeiter_innen, Widerstandskämpfer_innen und eben­so Sol­dat­en und Ange­höri­gen der alli­ierten und sow­jetis­che Armeen ist die bedin­gungslose Kapit­u­la­tion Deutsch­lands und das Ende das Drit­ten Reich­es, das Ende von Massen­mord, Depor­ta­tio­nen, Unter­drück­ung und Verfolgung.

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Am 23.05.: Gemeinsam gegen Nazis in Luckenwalde

Am 23.Mai, dem Tag des Grundge­set­zes, wollen Neon­azis aus dem mil­i­tan­ten
Spek­trum der freien Kam­er­ad­schaften eine Demon­stra­tion in Luck­en­walde,
wenige Kilo­me­ter südlich von Berlin durch­führen. Diese faschis­tis­che
Demon­stra­tion ist der vor­läu­fige Höhep­unkt ein­er beson­ders
aktion­sori­en­tierten mil­i­tan­ten Neon­aziszene in Tel­tow-Fläming. Nach­dem am
Anfang des Jahres die Freien Kräfte Tel­tow-Fläming mehrfach
Gedenkver­anstal­tun­gen zur Shoah in der bran­den­bur­gis­chen Kle­in­stadt Zossen
gestört haben und durch mehre Sprühereien auf sich aufmerk­sam gemacht
haben, wollen sie nun ihre men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie nach Luck­en­walde
tra­gen. Unter dem Mot­to „60 Jahre Lüge sind genug! Schluss mit diesem
Volks­be­trug“ mobil­isieren die freien Kräfte bun­desweit. Der Aufruf, der
vom ange­blichen „Betrug am deutschen Volk“ schwadroniert, ent­larvt die
anti­semi­tis­che und geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Wah­n­welt der Neon­azis, und
belegt außer­dem die enge Zusam­me­nar­beit zwis­chen jun­gen Neon­azis und den
ein­schlägig bekan­nten Berlin­er Reichs­bürg­ern Rain­er Link und Gerd Wal­ter,
die sich eben­falls in Berlin­er Umland niederge­lassen haben. Angemeldet
wurde die Demon­stra­tion, die vom Bahn­hof Rich­tung Innen­stadt und wieder
zurück­ge­hen soll von dem bekan­nten Neon­azi und Mit­glied der Freien Kräfte
Den­nis Här­tel. Dieser geht derzeit von 300 Teil­nehmern aus, die in
Luck­en­walde ihr Unwe­sen treiben wollen.

Aus diesem Grund hat sich das spek­trenüber­greifende antifaschis­tis­che
Bünd­nis „Link­er Fläming Unit­ed“ gegrün­det, welch­es sich unter dem Mot­to:
„Gemein­sam gegen Nazis – Kein Ort für die Ver­drehung der Geschichte!“ den
Neon­azis an diesem Tag ent­ge­gen­stellen will.

Wir kön­nen Sie aufhal­ten! Lassen wir es nicht zu, dass sich Neon­azis im
Berlin­er Hin­ter­land bre­it machen! Lassen wir es nicht zu, dass die Freien
Kam­er­ad­schaften in Bran­den­burg in aller See­len­ruhe ihre
men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie ver­bre­it­en kön­nen. Set­zten wir ihnen aktiv­en
und bre­it­en Wider­stand ent­ge­gen und putzen wir die Nazis auch von
Luck­en­walden­er Straßen.

Kommt deshalb alle am 23.Mai um 11 Uhr nach Luck­en­walde! Beteiligt euch
dort an unser­er großen Bünd­nis­de­mo und nutzt die dezen­tralen
Kundge­bung­sorte, um euren antifaschis­tis­chen Protest Aus­druck zu
ver­lei­hen!

Kein ruhiges Hin­ter­land für Faschis­ten!
Am 23.Mai Neon­azis kreativ und offen­siv entgegentreten!

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Geschenktem Gaul ins Maul geschaut

Brüs­sow — Der geschenk­te Gaul wäre wohl zu stör­rig gewe­sen. Anders kann man es sich nicht erk­lären, dass die Mit­glieder des Amt­sauss­chuss­es im Amts­bere­ich Brüs­sow in der let­zten Woche das Ange­bot des „Lokalen Aktion­s­planes Uck­er­mark“ (LAP) ein­stim­mig abgelehnt haben, eine im Rah­men des Bun­de­spro­gramms „Jugend für Vielfalt, Tol­er­anz und Demokratie – gegen Recht­sex­trem­is­mus, Frem­den­feindlichkeit und Anti­semitismus“ finanzierte Sozial­rau­m­analyse im Bere­ich Brüs­sows durchzuführen.

Lei­der blieben die Gründe für diese Ablehnung bis jet­zt im Dunkeln. Während der Amt­sauss­chuss­sitzung gab es nur wenige Wort­mel­dun­gen zu diesen The­ma: Amts­di­rek­tor Neu­mann teilte mit, dass die Stadt Tem­plin eine Sozial­rau­m­analyse mit Unter­stützung des LAP Uck­er­mark durch Wis­senschaftler der Uni­ver­sität Pots­dam durch­führen lassen wird. Der Vor­sitzende des Amt­sauss­chuss­es Joachim Vöcks erläuterte, dass man ja schon alles in der Bürg­er­meis­ter­runde bere­det habe. „Wir brauchen keine Sozial­rau­m­analyse,“ war eine weit­ere Wort­mel­dung. Zulet­zt gab es noch die Frage, wer denn Zugriff auf das Ergeb­nis der Analyse habe? Antwort: Alle. Danach wurde ein­stim­mig abgelehnt.

Hin­ter­gründe

Im Begleitauss­chuss des LAP Uck­er­mark, ein Unter­auss­chuss des Kreistages, der über die Ver­gabe der Fördergelder im Rah­men des Bun­de­spro­grammes entschei­det, war man übere­in gekom­men, 50 Prozent der Gelder im Jahr 2009 für Sozial­rau­m­analy­sen bere­it zu stellen. Dabei hat­te man zwei Gebi­ete der Uck­er­mark im Auge, die im let­zen Jahr Beson­der­heit­en aufwiesen.

Auf der einen Seite Tem­plin, das in den Jahren 2007 und 2008 von eine Welle rechter Gewalt über­spült wurde und erste einen Mord brauchte, um wachgerüt­telt zu wer­den. Auf der anderen Seite das Gebi­et ent­lang der Randow im Nor­dosten der Uck­er­mark, das bei den Kreistagswahlen im Herb­st let­zten Jahres durch hohe Stim­man­teile für die NPD auf sich aufmerk­sam gemacht hat­te. In Wollin, einem Ort­steil der Gemeinde Randow­tal, hat­te es die NPD auf 34 Prozent gebracht. Dazu war dort der Recht­sex­trem­ist Christoph Ziese als Wahlleit­er im örtlichen Wahllokal einge­set­zt worden.

Der zweite extreme Wert waren die 19,4 Prozent für die NPD im Brüs­sow­er Ort­steil Bagemühl. Dort hat­te ein pol­nis­ch­er Investor die Dor­f­gasstätte über­nom­men, ren­oviert und einige Arbeit­splätze geschaffen.

Diskus­sion

Als Reak­tion auf den im Ver­hält­nis zur gesamten Uck­er­mark hohen NPD Stim­man­teil beschloss die neu gewählte Stadtverord­neten­ver­samm­lung von Brüs­sow eine Res­o­lu­tion gegen Frem­den­feindlichkeit und begrüßte den Zuzug pol­nis­ch­er Bürg­er. Während der Diskus­sion um den Res­o­lu­tion­s­text war man sich sehr uneinig über die Ursache der vie­len NPD Stimmen.

Während einige Leute auf die polen­feindliche Wahl­pro­pa­gan­da der NPD hin­wiesen: „Zunehmend find­et beson­ders in den gren­z­na­hen Regio­nen zu Polen ein geziel­ter Bevölkerungsaus­tausch statt, indem jun­gen deutschen Arbeit­slosen anger­at­en wird, in die west­lichen Bun­deslän­der oder gar ins Aus­land zu gehen, um Arbeit zu bekom­men, gle­ichzeit­ig wer­den vor­wiegend pol­nis­che Arbeitssuchende in diesen Gebi­eten ange­siedelt.“ gin­gen andere Stadtverord­nete zu ein­er beispiel­losen Wäh­lerIn­nenbeschimp­fung über: Die NPD-Wäh­ler seien ja zu blöd, ihren Namen zu schreiben. Aus gle­ichem Munde kam aber auch die Behaup­tung: Die NPD Wäh­ler seien alles nur Protest­wäh­ler. Den Wider­spruch zwis­chen diesen bei­den Aus­sagen wollte man allerd­ings nichts erkennen.

Abtauchen

Über die Ursachen, warum denn die Randowre­gion im Ver­hält­nis zur gesamten Uck­er­mark dop­pelt so viele Schrei­bunkundi­ge oder dop­pelt so viele Protest­wäh­ler hat, wollte und will man bei den Brüs­sow­er Stadtverord­neten von Die Linke, SPD und CDU bess­er nicht nach­denken oder nach­forschen. Denn son­st hätte man ja das Ange­bot ein­er fremd­fi­nanzierten Sozial­rau­m­analyse mit Kuss­hand angenommen.

Im Amts­bere­ich Gram­zow, zu dem die Gemeinde Randow­tal gehört, gab es im Amt­sauss­chuss eine ähn­lich ablehnende Hal­tung zum The­ma Sozialraumanalyse.

Inforiot