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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Kundgebung zur Situation in Ützdorf

Ütz­dorf ist als Wohnort für geflüchtete Men­schen nicht tragbar
Kundge­bung am 28.02.2017 von 16.30 — 17.30 Uhr vor dem Paul-Wun­der­lich-Haus auf dem Mark­t­platz Eberswalde
Men­schen die bei uns Schutz suchen, soll­ten unter anderen Men­schen wohnen, mit Verkehrsan­bindung und selb­st­bes­timmten Zugang zu notwendi­ger Infra­struk­tur, statt ein­er ver­steck­ten Unter­bringung in einem
abgele­ge­nen Fleck­en wie Ützdorf.
Geflüchtete aus dem Heim in Ütz­dorf und ihre Unter­stützerIn­nen wollen vor dem Sitz der Kreisver­wal­tung im Paul-Wun­der­lich-Haus demon­stri­eren um auf ihre schwierige Sit­u­a­tion aufmerk­sam zu machen.
Mehr Infor­ma­tio­nen zur Sit­u­a­tion in Ützdorf:
Nach der Schlies­sung der Notun­terkun­ft in der Eber­swalder Eisen­bahn­strasse hat der Land­kreis Barn­im die verbliebe­nen Män­ner in ein neues Heim nach Ütz­dorf ver­frachtet. Ütz­dorf liegt abgele­gen zwis­chen Wan­dlitz und Biesen­thal und hat etwa 20 EinwohnerInnen.
In Ütz­dorf gibt es kein­er­lei Einkauf­s­möglichkeit­en, keine Ärzte, keine öffentlichen Orte die die Geflüchteten auf­suchen kön­nten. Gle­ichzeit­ig müssen sie sich aber sel­ber ver­sor­gen. Es gibt nur sehr wenige Busverbindun­gen nach Ützdorf.
Um Ter­mine beim Job­cen­ter oder der Aus­län­der­be­hörde pünk­tlich wahrnehmen zu kön­nen fahren die Geflüchteten oft schon einen Tag früher los und ver­suchen dann eine Nacht irgend­wo unter zu kom­men aus Angst dass sie ihren Ter­min nicht pünk­tlich wahrnehmen kön­nen. Denn wer zu spät kommt hat Pech gehabt und muß auf einen neuen Ter­min warten.
Die jun­gen Män­ner haben auss­er einem wöchentlichen zweistündi­gen ehre­namtlich organ­isierten Kurs keinen Deutschunter­richt. Sie haben keinen Zugang zu Maß­nah­men die Inte­gra­tions- und Sprach­fördernd wären.
Es gibt keinen Handyemp­fang im Haus. So fällt es schw­er Kon­takt zu Ver­wandten und Fre­un­den zu halten.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Rechter Angreifer vor Gericht

Am 22. Feb­ru­ar 2017 um 9:30 Uhr begin­nt am Amts­gericht Königs Wuster­hausen der Prozess gegen den Täter des Reiz­gasan­griffs vom 1. Sep­tem­ber 2015 in der Asy­lun­terkun­ft Massow
Am kom­menden Mittwoch begin­nt am Amts­gericht Königs Wuster­hausen der Prozess zu einem recht­en Angriff auf Geflüchtete in der Asy­lun­terkun­ft in Mas­sow (Land­kreis Dahme-Spree­wald). Am 01. Sep­tem­ber 2015 attackierte
ein durch die Betreiber­fir­ma des Heims (Cam­panet GmbH) beauf­tragter Bauar­beit­er in der Unterkun­ft lebende Geflüchtete mit Reiz­gas. Gezielt sprühte der Angreifer die gefährliche Chemikalie in Pri­vat- und
Gemein­schaft­sräume. Es waren zahlre­iche Ver­let­zte zu bekla­gen, darunter auch Kinder. Der Angreifer war zuvor bere­its mit recht­en Sprüchen und Ein­schüchterun­gen gegenüber Heimbewohner_innen aufge­fall­en. Auch im
Inter­net äußerte der Täter Sym­pa­thien für rechte Gruppierungen.
„Der Reiz­gas-Angriff in Mas­sow war auf­grund der hohen Betrof­fe­nen­zahl ein­er der mas­sivsten durch uns doku­men­tierten recht­en Angriffe im Jahr 2015 im Land Bran­den­burg. Der Angreifer zielte damals bewusst darauf ab, so viele Geflüchtete wie möglich zu ver­let­zen. Bei uns haben sich damals über 60 Betrof­fene gemeldet“, so Mar­tin Vese­ly von der Opfer­per­spek­tive. Die Betrof­fe­nen hat­ten unter­schiedliche Nation­al­itäten, sie kamen vor­wiegend aus Alban­ien, Ser­bi­en, Syrien, Afghanistan, Pak­istan und
Tschetschenien.
Die große Mehrheit der Betrof­fe­nen, die durch die Opfer­per­spek­tive begleit­et wur­den, darunter wichtige Zeug­In­nen, sind in der Zwis­chen­zeit in ihr Heimat­land abgeschoben oder durch die Behör­den zur „frei­willi­gen Aus­reise“ gedrängt wor­den. Sie wer­den zum Prozess daher nicht anwe­send sein kön­nen. Darunter befind­en sich auch wichtige Zeug_innen für den Ablauf des Angriffs. Aus diesem Grund ist zu befürcht­en, dass eine umfassende Aufk­lärung des Tat­geschehens sehr schwierig wird.
Nicht Gegen­stand des Ver­fahrens wird der weit­ere Umgang mit den Opfern nach dem Angriff sein. Doch auch hier lag viel im Argen. „Sowohl die Behör­den des Land­kreis Dahme-Spree­wald, als auch die Betreiber­fir­ma des Heims (Cam­panet GmbH) haben sich nach dem Angriff nicht aus­re­ichend um die Ver­sorgung der Betrof­fe­nen geküm­mert. Einige der Ver­let­zten hat­ten noch Monate nach der Tat mit den kör­per­lichen und seel­is­chen Fol­gen zu kämpfen. Trotz unser­er Hin­weise wurde die medi­zinis­che Nach­sorge für die Betrof­fe­nen nicht aus­re­ichend sichergestellt“, so Mar­tin Vese­ly von der Opfer­per­spek­tive weiter.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Warum die AfD scheiße ist — Eine Argumentationshilfe

Die Partei “Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD)” tritt bun­desweit an, um Deutsch­land in ihrem Sinne zu verän­dern. Dabei ver­sucht die Partei möglichst viel Aufmerk­samkeit zu bekom­men. Dies geschieht bun­desweit, lan­desweit und auch auf lokaler Ebene, so auch ganz in dein­er Nähe: Mal ist es eine Briefkas­te­nak­tion, eine “Bürg­er­sprech­stunde”, eine par­la­men­tarische Anfrage oder Rede oder eine angemeldete Kundge­bung, mal eine Kurz­nachricht im Inter­net oder eine Pressemit­teilung. Mit all dem ver­sucht sich die “Alter­na­tive für Deutsch­land” als eine, wie sie selb­st sagt, bürg­er­na­he Partei darzustellen. Darauf haben wir aus ver­schiede­nen Grün­den, die wir in eini­gen Beispie­len genauer darstellen wollen, gar keine Lust. Wir möcht­en zeigen, wie falsch diese Selb­st­darstel­lung der AfD ist. Darüber hin­aus treten wir an, den Pro­fil­ierungsver­suchen der Partei ihr eigenes unsol­i­darisches, has­ser­fülltes Bild ent­ge­gen­zuhal­ten. Die AfD ist nicht ein­fach nur ein guter Aufhänger, um die eigene Unzufrieden­heit mit den jew­eili­gen Lebens‑, Wohn- und Arbeits­be­din­gun­gen zu äußern. Diese Partei tritt (laut ihrem Pro­gramm und den Äußerun­gen ihrer jew­eili­gen Vorstände auf Bun­des,- Lan­des- und Kreisebene) an, um die Welt für sehr, wirk­lich sehr viele Men­schen in diesem Land zu ver­schlechtern. Sta­tis­tisch betra­chtet bist auch du betrof­fen! Nur eine kleine Gruppe von Men­schen würde von der Poli­tik der AfD prof­i­tieren: erwerb­stätige, sehr gut ver­di­enende, weiße, seit Gen­er­a­tio­nen deutsche und christliche, het­ero­sex­uelle Män­ner ohne Behin­derung. Und auch diese wenigen
prof­i­tieren nur,insoweit ihnen egal ist, was in ihrer Umge­bung (Eltern, Beziehungsper­son, Freund*innen, Kolleg*innen) und gesamt­ge­sellschaftlich vor sich geht oder mas­siv ver­stärk­te Ungerechtigkeit­en sog­ar begrüßen würden.
Im fol­gen­den Fly­er sind einige Argu­mente dargestellt, warum die AfD keine Alter­na­tive ist!
Zum Herun­ter­laden des Fly­ers hier klicken

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Antifaschismus

AfD-Heuchelei gegen Gewalt und “Extremismus”

Protest am 16. Februar 2017 gegen die AfD in Finsterwalde
“Fin­ster­walde bleibt rot!” — bre­it­er und lauter Protest gegen die AfD-Kundgebung

INFORIOT Am Don­ner­stagabend (17. Feb­ru­ar) nah­men etwa 130 Per­so­n­en an ein­er Kundge­bung der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ unter dem Titel „Gegen Gewalt und Extrem­is­mus“ auf dem Mark­t­platz in Fin­ster­walde (Elbe-Elster) teil. Anlass waren Sachbeschädi­gun­gen am Büro des AfD-Land­tagsab­ge­ord­neten Sven Schröder. Von Antifas bis zum „Fin­ster­walder Aktions­bünd­nis für Men­schlichkeit und Tol­er­anz“ und dem Bürg­er­meis­ter wurde zu Gegen­protesten aufgerufen. An diesen beteiligten sich rund 250 Men­schen, die AfD-Ver­anstal­tung wurde über ihre gesamte Dauer von heftigem und lautem Protest begleit­et. Linke Jugendliche wur­den im Anschluss an die Kundge­bung von Recht­en attackiert.
Viele AfD-Funk­tionäre, die teil­weise aus Pots­dam angereist waren, mis­cht­en sich unter Fin­ster­walder AfD-Sym­pa­thisan­tInnen. Es sprachen der Kreisvor­sitzende der AfD Elbe-Elster, Volk­er Noth­ing, der Direk­tkan­di­dat für die Bun­destagswahl, Peter Drenske, der Bran­den­burg­er Vize-Lan­deschef und Land­tagsab­ge­ord­nete Andreas Kalb­itz sowie Sven Schröder. Als Gas­tred­ner fungierte André Poggen­burg, Chef der AfD in Sach­sen-Anhalt. Alle Red­ner arbeit­eten sich an Antifa, demokratis­chen Parteien und der Zivilge­sellschaft ab. Ins­beson­dere Drenske und Kalb­itz (der selb­st in nation­alkon­ser­v­a­tiv­en und extrem recht­en Organ­i­sa­tio­nen aktiv war) fie­len durch Sprachan­lei­hen bei der extremen Recht­en auf. Eine Schnittmenge mit asylfeindlichen Ini­tia­tiv­en in der Region wurde deut­lich. So nahm Christoph Berndt, Vor­sitzen­der der der asylfeindlichen Ini­tia­tive „Zukun­ft Heimat“, an der Ver­samm­lung teilt. Außer­dem rief Schröder dazu auf, die Ver­samm­lun­gen des „Bürg­er­fo­rums Süd­bran­den­burg“ in Bad Lieben­wer­da zu besuchen.
Das ‚Nor­male’ ist gefährdet
In üblich­er Manier präsen­tierte sich die AfD an diesem Abend als “einzig wahre” demokratis­che Partei, die gegen jeden „Extrem­is­mus“ sei. Dem Vor­wurf, die Partei sei sel­ber teil­weise recht­sex­trem geprägt, begeg­nete der Kreisvor­sitzende Noth­ing in sein­er Rede mit der Aus­sage, dass die AfD-Anhän­gerIn­nen nicht nur nicht recht­sex­trem, son­dern „ganz nor­male Men­schen“ seien. Was er unter „nor­mal“ ver­ste­ht, führte er jedoch kaum aus, lediglich in Hin­blick auf Fam­i­lien und Geschlechter­bilder wurde er deut­lich: „Gen­der Main­stream­ing“ ist für ihn eine „gesellschaft­sz­er­störende Ide­olo­gie“. Gegen sex­uelle Vielfalt solle das Mod­ell der „klas­sis­chen“ Fam­i­lie gestellt wer­den. Er meint das het­ero­nor­ma­tive Ver­ständ­nis, in dem eine Fam­i­lie auss­chließlich aus Vater, Mut­ter und Kind(ern) beste­hen solle.
Opfer — wie einst bei der Christenverfolgung
Was die AfD als demokratis­che Partei ausze­ich­nete, führten die Red­ner wider­sprüch­lich aus. Drenske zum Beispiel sah sich und seine Mit­stre­it­er als wahre DemokratIn­nen, weil die AfD die einzige Partei sei, die die Sprache des Volkes spreche — im Gegen­satz zur „Polit­lob­by“, der das eigene Volk egal ist. Das Volk sei durch die eigene Regierung bedro­ht. Drenske, der mehr schrie als redete, fan­tasierte von ein­er Gewaltwelle, Totalüberwachung der Bevölkerung und von ein­er in Deutsch­land herrschen­den Staat­sre­li­gion des Islams. Er mok­ierte sich über die fehlende “Tol­er­anz” und über den “Ras­sis­mus”, den die AfD und das deutsche Volk zu spüren hät­ten: „Deutsch­land ist wie eine Gum­mi­mat­te – alle tram­peln auf uns rum“. Andere Mei­n­un­gen wür­den mit der „Extrem­is­muskeule tot­geschla­gen“. Für ihn ergin­ge es den Deutschen und der AfD so, wie einst den Opfern der “Chris­ten­ver­fol­gung”.
AfD will an der Macht “Par­tikel ent­fer­nen, die unsere Gesellschaft vergiften”
Von Demokratie und Tol­er­anz war nicht mehr viel zu spüren, sobald es um Antifa und die „Polit­lob­by“ ging. So wurde der Kreisvor­sitzende Noth­ing deut­lich: Wenn die AfD an die Macht komme, werde sie „die Par­tikel ent­fer­nen, die unsere Gesellschaft vergiften und unsere Geset­ze brechen und mis­sacht­en“. Kalb­itz forderte gar, Linken das Studieren zu unter­sagen und sie stattdessen „prak­tis­ch­er Arbeit zuzuführen“.
Die Link­sex­tremen bei der Arbeiterwohlfahrt
Die Botschaft war deut­lich an diesem Abend: Geschlossen­heit gegen die intol­er­ante „Mei­n­ung­sein­heits­front“. So wären deut­lich mehr Anhän­gerIn­nen an diesem Abend zur Ver­samm­lung gekom­men und hät­ten sich zur AfD bekan­nt, glaubte Noth­ing — doch sie hät­ten sich nicht getraut, aus Angst vor Angrif­f­en durch Gegendemonstrant_innen, Job­ver­lust oder schlechtem Gerede. Vor allem die Antifaschist_innen seien ver­ant­wortlich, die als „SA“ (Schröder) bzw. „Rote Sturmabteilung­shorden“ oder „Ter­ror­is­ten“ (bei­des Kalb­itz) beze­ich­net wur­den. Schröder und Kalb­itz ver­sucht­en, die Antifa in ihren Reden als dumm und faul abzustem­peln, kon­nten den­noch über kaum etwas Anderes reden. Hin­ter der Antifa stän­den, so die AfD-Analyse, die „rot-rote Machter­hal­tungsclique“, „Kuscheltier­w­er­fer“ und „Willkom­men­sex­trem­is­ten“, “68er”, Lehrer_innen und eine linke „Mei­n­ung­sein­heits­front“ von Parteien, Medi­en, Kirche, Gew­erkschaften und Arbeit­er­wohlfahrt. Link­sex­treme Gewalt­täter säßen auch im lokalen Aktions­bünd­nis, bemerk­te Noth­ing in Bezug auf das reak­tivierte Fin­ster­walder Tol­er­anzbünd­nis.
Poggen­burg: Im Schick­sal­s­jahr 2017 soll Deutsch­land zurücker­obert werden
AfD-Recht­saußen André Poggen­burg sah sich eben­falls von linken Fein­den an allen Eck­en bedro­ht. Am 12. Jan­u­ar hat­te Poggen­burg „anti­demokratis­che Gewalt“ selb­st erlebt, berichtete er: Studierende störten seine Ver­anstal­tung an der Uni­ver­sität in Magde­burg. Die deutschen Uni­ver­sitäten seien in der Hand der „link­sex­tremen Antifa“ und auch die Medi­en seien vom „Linksabrutsch“ betrof­fen. Dabei würde die Antifa, unter­stützt von „linksradikalen Parteien“ die Straßen ter­ror­isieren. „Linke und Link­sex­treme von AWO bis Antifa“ wür­den der „nationalen Alter­na­tive in Deutsch­land ein Ende zu bere­it­en“ wollen. In seinen Augen herrschen Ver­hält­nisse wie in der Weimar­er Repub­lik. Hier gäbe es eine geschichtliche Ver­ant­wor­tung, und die hieße Deutsch­land müsse im „Schick­sal­s­jahr“ 2017 „zurücker­obert“ werden.
Kein „Gewalt­freier und offen­er Diskurs“
Bemerkenswert ist Poggen­burgs Bemerkung, dass die AfD für einen „gewalt­freien und offe­nen poli­tis­chen Diskurs“ ste­he. Diese Aus­sage wurde nur wenige Minuten später wieder­legt. Im direk­ten Anschluss an die AfD-Kundge­bung grif­f­en Rechte mehrere linke Jugendliche an. Es gab drei Fes­t­nah­men, die Angreifer wur­den zeitweise mit Kabel­bindern gefes­selt. Dies berichteten Augenzeug_innen. Die Polizei sprach hinge­gen gegenüber der “Lausitzer Rund­schau” von einem friedlichen Ver­lauf des Abends.
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Antifaschismus

Brandenburger NPD will Freiwillige Feuerwehren ‘unterwandern’

INFORIOT Mit ein­er neuen Kam­pagne will die NPD in Bran­den­burg die Frei­willige Feuer­wehr ‘unter­wan­dern’. Auf ihrer Face­book-Seite fordert die NPD ihre Anhän­gerIn­nen und Sym­pa­thisan­tInnen auf, sich aktiv in den Frei­willi­gen Feuer­wehren des Lan­des zu engagieren. Mit der Kam­pagne erhofft sich die Recht­saußen-Partei eine Ver­tiefung regionaler Ver­ankerung und Akzep­tanz in diesem äußerst ange­se­henen Bere­ich des Ehrenamts.
Der Anstoß der Kam­pagne ging dabei offen­bar von dem Kreisver­band Ober­hav­el aus. Nach eige­nen Bericht­en sollen erste Fly­er im Land­kreis verteilt wor­den sein. Weit­ere Verteilun­gen im gesamten Land sollen fol­gen. In ein­er Videobotschaft, wie auch anderen Fotos, wirbt der Vel­tener NPD-Stadtverord­nete Robert Wolin­s­ki für den Ein­tritt in die Frei­willige Feuerwehr.

Screenshot: Facebook.
Screen­shot: Facebook.

Nazi-Prob­lem bei der Bran­den­burg­er Feuerwehr?
Dass die NPD in den Feuer­wehren ein Betä­ti­gungs- und Rekru­tierungs­feld sieht, ist nicht neu. Bere­its in der Ver­gan­gen­heit häuften sich Berichte über extrem rechte Ten­den­zen inner­halb der Feuer­wehren in Bran­den­burg und Verbindun­gen zu organ­isierten Struk­turen. Im Sep­tem­ber 2015 sorgte ein Vor­fall an der Lan­des­feuer­wehrschule in Eisen­hüt­ten­stadt für einen größeren Skan­dal. Berufs­feuer­wehrleute sollen auf ein­er Feier am Rande eines Grundlehrgangs „Sieg Heil“ gerufen und Musik mit neon­azis­tis­chen Inhal­ten abge­spielt haben.
In einem Fall fungierte der NPD-nahe Maik Neu­ber, eben­falls im Herb­st 2015, als Anmelder der Vel­tener „Abendspaziergänge“ und engagiert sich gle­ichzeit­ig bei der Frei­willi­gen Feuer­wehr in Oberkrämer/Marwitz (Kreis Ober­hav­el). Nach­dem die Pots­damer Neusten Nachricht­en diese Verbindung aufgedeckt hat­ten, posi­tion­ierte sich Ober­havels Kreis­brand­meis­ter Frank Kliem auf der Seite der Nazi-Geg­n­er_in­nen, nahm jedoch die Feuer­wehren im Kreis in Schutz vor Pauschalverurteilun­gen. In der Frei­willi­gen Feuer­wehr von Mar­witz blieb eine entsprechende Reak­tion aus. So sei die „Gesin­nung“ Neu­bers in der Feuer­wehr lange bekan­nt gewe­sen. Bis heute wird Neu­ber auf der Web­seite der Frei­willi­gen Feuer­wehr Oberkrämer/Marwitz als Ober­feuer­wehrmann aufgelistet.
Screenshot: Maik Neuber auf der Seite der Freiwilligen Feuerwehr Marwitz.
Screen­shot: Maik Neu­ber auf der Seite der Frei­willi­gen Feuer­wehr Marwitz.

In einem anderen Fall deck­ten antifaschis­tis­che Recherchen Verbindun­gen der Frei­willi­gen Feuer­wehr in Pots­dam-Fahrland auf. Organ­isierte Neon­azis fungierten als „Grup­pen­leit­er“, was sie dazu berechtigt mit Kindern und Jugendlichen zu arbeit­en. So soll der Neon­azi Paul Ender­ling als „Jugend­wart“ sowie „Haupt­feuer­wehrmann“ und Sascha Li. als „Löschmeis­ter“ der Frei­willi­gen Feuer­wehr Fahrland tätig gewe­sen sein.
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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration Law & Order

Von der Willkommens- zur Abschiebekultur

Bund und Län­der beab­sichti­gen, in Bran­den­burg eine Abschiebezen­trale einzuricht­en. Min­is­ter­präsi­dent Woid­ke begrüßt öffentlich die Ein­rich­tung dieser Logis­tik­stelle für Sam­me­lab­schiebun­gen – trotz berechtigter Kri­tik seines Koali­tion­spart­ners, der Partei DIE LINKE. Während sich die Lan­desregierung öffentlich zum The­ma Abschiebun­gen nach Afghanistan nicht posi­tion­iert, schafft sie mit der Pots­damer Abschiebezen­trale Tat­sachen. Mit diesem klaren Zeichen für eine repres­sive Abschiebe­poli­tik rei­ht sie sich ein in den Kreis pop­ulis­tis­ch­er Scharf­macherei, die ein­fache Prob­lem­lö­sun­gen und Sam­me­lab­schiebun­gen propagiert.
Der Lan­desregierung sollte sehr wohl bewusst sein, dass es neben fehlen­der Doku­mente, deren Beschaf­fung zukün­ftig in das Auf­gaben­pro­fil der zen­tralen Logis­tik­stelle fall­en soll, viele Gründe dafür gibt, dass Men­schen trotz ein­er Ablehnung des Asylge­suchs nicht in Herkun­fts- oder Durch­gangslän­der zurück­kehren kön­nen – wed­er in ver­meintlich sichere Herkun­ft­sre­gio­nen in Afghanistan noch in einige über­lastete EU-Län­der wie Griechen­land oder Ungarn, wo Flüchtlinge sys­tem­a­tisch inhaftiert wer­den. Auch aus human­itären, medi­zinis­chen, famil­iären und per­sön­lichen Grün­den wer­den Abschiebun­gen in der Prax­is häu­fig nicht durchge­führt. Dies zeigt, dass es Män­gel im Schutzsys­tem gibt. Abschiebezen­tren sollen jedoch abschot­ten und Druck auf Men­schen ausüben, das Land zu ver­lassen, damit sie ihre Möglichkeit­en zur weit­eren Aufen­thaltssicherung nicht wahrnehmen.
Anstatt Abschiebezen­tren einzuricht­en und Flüchtlinge weit­er­hin nach Ital­ien und ab März auch nach Griechen­land abzuschieben, sollte Deutsch­land seine Energien darauf ver­wen­den, den Verpflich­tun­gen aus dem Relo­ca­tion-Pro­gramm, das im Sep­tem­ber 2015 von der Europäis­chen Union ver­ab­schiedet wurde, nachzukom­men. Von der zuge­sagten Auf­nahme von über 27.400 Per­so­n­en sind bish­er lediglich etwa 2000 in Deutsch­land angekom­men. Bleiben rund 25.400 Men­schen, die bis Herb­st diesen Jahres noch aufgenom­men wer­den müssen.
Men­schen außer Lan­des schaf­fen zu wollen, find­et in der zunehmenden Mis­sach­tung des Innen­min­is­ters gegenüber der Bran­den­burg­er Härte­fal­lkom­mis­sion seine Entsprechung. Innen­min­is­ter Schröter hat in den ver­gan­gen bei­den Jahren etwa ein Drit­tel der von der Kom­mis­sion befür­worteten Ersuchen abgelehnt, was eine trau­rige Bilanz darstellt. Die Sta­tis­tik zeigt, dass beson­ders Fam­i­lien von den neg­a­tiv­en Entschei­dun­gen des Min­is­ters betrof­fen sind. Mit seinem Ver­hal­ten unter­schei­det sich dieser Innen­min­is­ter deut­lich von seinen Vorgängern. Die Härte­fal­lkom­mis­sion Bran­den­burg wurde 2005 instal­liert. In den Jahren 2005–2014 wur­den 137 Ersuchen an den jew­eili­gen Innen­min­is­ter gestellt. Nur sechs, also 4% wur­den abgelehnt.
Erst im Dezem­ber hat Innen­min­is­ter Schröter wieder ein Ersuchen der Härte­fal­lkom­mis­sion abgelehnt. Im Fall ein­er vierköp­fi­gen alban­is­chen Fam­i­lie sprach sich die Kom­mis­sion für ein Bleiberecht nach der Härte­fall­regelung (§23a AufentG) aus und richtete ein entsprechen­des Ersuchen an den Innen­min­is­ter. Der Fam­i­lien­vater befand sich in psy­chi­a­trisch­er Behand­lung, die min­der­jährige Tochter wurde wegen ein­er schw­eren Angst­störung psy­chother­a­peutisch behan­delt. Der Kinder- und Jugendge­sund­heits­di­enst sah nach ein­er Stel­lung­nahme des Sozialpä­di­a­trischen Zen­trums die Gefahr der Kindeswohlge­fährdung beim Aus­bleiben oder Abbruch ein­er psy­chother­a­peutis­chen Behand­lung. Den­noch lehnte der Min­is­ter das Ersuchen der Kom­mis­sion ab und set­zte damit seine harte Lin­ie fort.
Lang und sorgfältig debat­tierten Entschei­dun­gen der Kom­mis­sion, die einen human­itären Einzelfall begrün­den und auf Grund­lage der ver­ab­schiede­ten Härte­fal­lkom­mis­sionsverord­nung (HFKV) getrof­fen wer­den, misst der Innen­min­is­ter keine Bedeu­tung bei. Stattdessen nimmt er nach eigen­em Gut­dünken eine Bew­er­tung der Fälle vor und entschei­det nach per­sön­lichem Maßstab. Damit spricht er der Kom­mis­sion die Kom­pe­tenz ab und stellt zum wieder­holten Mal ihre Arbeit und Funk­tion in Frage. Diese Entschei­dung­sprax­is unter­läuft eine bun­des­ge­set­zlich ver­ankerte Regelung, die aus per­sön­lichen und human­itären Grün­den ein Bleiberecht aus­drück­lich vorsieht.
Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg drängt darauf, dass wohlbe­dachte und sorgfältig getrof­fene Entschei­dun­gen der Härte­fal­lkom­mis­sion durch den Innen­min­is­ter gewürdigt wer­den. Seine Alle­ingänge und sach­lich nicht gerecht­fer­tigten Entschei­dun­gen müssen ein Ende haben und dür­fen nicht länger schweigend geduldet wer­den. Der Flüchtlingsrat sieht hier ins­beson­dere auch den Koali­tion­spart­ner in der Pflicht.
Außer­dem fordert der Flüchtlingsrat das Land auf, endlich entsch­ieden­er von beste­hen­den Bleiberecht­sregelun­gen Gebrauch zu machen und der restrik­tiv­en Abschiebe­maschiner­ie eine Absage zu erteilen.
Wir hof­fen, dass es weit­er­hin Kräfte in der Lan­desregierung gibt, die sich den Prinzip­i­en ein­er human­itären und men­schen­rechts­basierten Flüchtlingspoli­tik verpflichtet fühlen und die darauf hin­wirken, dass sich Bran­den­burg nicht vor den Kar­ren der neuen Abschiebekul­tur der Kan­z­lerin und des Bun­desin­nen­min­is­ters span­nen lässt.
Kon­takt: Lot­ta Schwedler
schwedler@fluechtlingsrat-brandenburg.de, Tel.: 0176–21425057

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Antifaschismus

Rathenow: Rechtes „Bürgerbündnis“ erinnerte an „Deutschen Völkermord“ in Dresden

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Am Dien­stagabend führte die rechte Vere­ini­gung „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ eine Ver­samm­lung zum Gedenken an die Toten eines Luftan­griffs auf die Stadt Dres­den, während des Zweit­en Weltkrieges, durch. An der Ver­anstal­tung beteiligten sich unge­fähr 20 Per­so­n­en aus dem Land­kreis Havel­land sowie dem Land Berlin. Das sowohl his­torisch als auch gram­matikalisch beden­kliche Mot­to der abendlichen Zusam­menkun­ft lautete: „Im Zeichen an den deutschen Völk­er­mord“. Weit­ere Schwierigkeit­en bere­it­ete dem „Bürg­er­bünd­nis“ offen­bar die rechtschreib­lich kor­rek­te Darstel­lung des Wortes „Bomba®dierung“ in ein­er par­al­lel zu einem Rede­beitrag abge­spiel­ten Videopräsentation.
Der Dilet­tan­tismus der selb­ster­nan­nten Erhal­ter der deutschen Kul­tur kon­nte jedoch nicht darüber hin­wegtäuschen, dass auf der Ver­samm­lung am Dien­stagabend auch knall­har­ter Geschicht­sre­vi­sion­is­mus ver­bre­it­et wurde. Bere­its der Vor­sitzende der Vere­ini­gung „Bürg­er­bünd­nis Havel­land e.V.“ eröffnete die Ver­anstal­tung mit den Worten, dass diese ganz im „Zeichen des deutschen Völk­er­mordes“ ste­he. Daran anknüpfend hielt der mut­maßliche Chefide­ologe des Vere­ins, ein betagter Dok­tor, einen sehr per­sön­lich gefärbten Rede­beitrag zum Luftan­griff auf die Stadt Dres­den im Feb­ru­ar 1945. Den­noch bedi­ente er sich auch der üblichen Argu­mente, die ins­beson­dere Geschicht­sre­vi­sion­is­ten nutzen, um die his­torische Schuld des Deutsch­lands am Zweit­en Weltkrieg zu rel­a­tivieren. Dabei bezweifelte der ältere Herr auch die von His­torik­ern geschätzte Zahl der Todes­opfer des Luftan­griffs an. Vom Dok­tor wur­den sel­ber aber keine eige­nen Zahlen benan­nt. Dies über­nahm dann der Kassen­wart der recht­en Vere­ini­gung „Bürg­er­bünd­nis Havel­land e.V.“, bei seinem Rede­beitrag am Ende der Ver­samm­lung. Er sprach von einem „Völk­er­mord“ am deutschen Volk, bei dem unge­fähr 300.000 Men­schen zu „Staub“ zerfielen.
Kom­plet­tiert wurde die Red­nerliste durch eine Abge­sandte der Berlin­er Vere­ini­gung „BÄRGIDA“. Diese äußerte sich zunächst eben­falls zum Luftan­griff auf Dres­den, bevor sie, wie üblich, gegen die GRÜNEN, Gen­der-Main­stream und die Bun­de­spoli­tik polemisierte sowie Schlussendlich zum Sturz der Bun­desregierung aufrief.
Die Erin­nerung an den Luftan­griff auf Dres­den und ins­beson­dere die Kul­tivierung his­torisch längst widergelegter Opfermythen gehört seit Jahrzehn­ten zum Stan­dard­reper­toire von alten und neuen Nazis sowie Geschicht­sre­vi­sion­is­ten. Ihnen allen ist gemein, dass sie ver­suchen die Zer­störung der Stadt als schw­eres Ver­brechen gegen die Gräueltat­en des NS Regimes aufzurech­nen. Dabei ist der Boden für der­ar­tiges Gedankengut in Bezug auf die Stadt Dres­den beson­ders frucht­bar, da viele Men­schen, wider besser­er Erken­nt­nisse aus der Forschung, nach wie vor daran glauben, dass während der Luftan­griffe im Feb­ru­ar 1945 mehr als eine viertelmil­lion Men­schen ums Leben gekom­men seien. Dieser Irrglaube beruht aber tat­säch­lich auf ein­er Fälschung des NS Pro­pa­gan­damin­is­teri­ums, bei welch­er der offiziellen Anzahl der Toten ein­fach eine Null ange­hängt wurde.
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(Anti-)Rassismus

Rathenow: Verfahren gegen “besorgte” Bürger eingestellt

Zwei Strafver­fahren nach Angrif­f­en auf einen Pres­sev­ertreter am Rande von PEGI­DA-ähn­lichen Ver­samm­lun­gen in Rathenow wur­den jet­zt durch die Strafver­fol­gungs­be­hör­den eingestellt. Den Beschuldigten waren die Straftat­en zwar im Wesentlichen nachgewiesen, aber auf­grund des gerin­gen Schadens von ein­er strafrechtlichen Ver­fol­gung abge­se­hen wor­den. Kom­plett ohne Kon­se­quen­zen schieden die mut­maßlichen Täter jedoch nicht aus dem Strafver­fahren aus. Bei­de müssen dreis­tel­lige Geld­be­träge zahlen, damit die Ein­stel­lung auch tat­säch­lich rechtswirk­sam wird.
Strafver­fol­gungs­be­hör­den ließen Milde walten 
In einem Ver­fahren, welch­es am Dien­sta­gnach­mit­tag vor dem Amts­gericht Rathenow ver­han­delt wurde, sah es die Anklagev­ertre­tung beispiel­sweise als erwiesen an, dass der Angeklagte Hans-Joachim T. am 17. Novem­ber 2015 während ein­er Auseinan­der­set­zung am Rande ein­er Ver­samm­lung des recht­en „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ mutwillig ein Teil des Equip­ments eines Fotografen zer­stört habe. Der „besorgte“ Bürg­er hat­te nach der Kam­era des Jour­nal­is­ten gegrif­f­en und den Auf­steck­blitz abge­brochen. Während das Kam­er­age­häuse der rohen Gewalt trotzte, war der Blitz irrepara­bel beschädigt. Da sich der Angeklagte, nach der Eröff­nung der Ver­hand­lung und der Ver­lesung der Anklageschrift geständig zeigte und Schadenswiedergut­machung sig­nal­isierte, ver­fügte der Richter die vor­läu­fige Ein­stel­lung des Ver­fahrens. Dem Angeklagten, ein ehe­ma­liger Prokurist aus Han­nover, der eige­nen Angaben zufolge von Arbeit­slosen­geld II leben soll, wurde aufer­legt, den ent­standen, dreis­tel­li­gen Schaden dem Geschädigten in fünf Rat­en zu erstat­ten. Erst danach sei die Ein­stel­lung auch rechtskräftig.
Ein zweites Ver­fahren wegen ver­suchter gefährlich­er Kör­per­ver­let­zung gegen einen „besorgten“ Bürg­er aus Rathenow stellte die Staat­san­waltschaft Pots­dam bere­its im Dezem­berdes ver­gan­genen Jahres gegen eine Gel­dau­flage von 600,00 € ein. In diesem Fall soll der Beschuldigte Jens Har­ald R. während ein­er Ver­samm­lung des recht­en „Bürg­er­bünd­niss­es Havelland“am 23. Feb­ru­ar 2016 einen Fotografen mit einem Laser­point­er geblendet haben. Das Tatwerkzeug wurde damals bei dem Beschuldigten fest­gestellt und durch die Polizei beschlagnahmt.
Feind­bild „Lügen­presse“
Während sich die Strafver­fahren haupt­säch­lich auf die direkt han­del­nden Per­so­n­en, also auf den mut­maßlichen Täter und den Betrof­fe­nen, beschränk­te und so das Bild­nis eins Kon­flik­tes zwis­chen zwei Einzelper­so­n­en geze­ich­net wurde, blieb der Gesamtkon­text nur skizzenhaft.
Hin­ter­fragt wer­den müsste eigentlich das gesamte Ver­anstal­tungskonzept des Rathenow­er PEGI­DA-Ablegers, indem sich die Angeklagten bewegten. Von Anfang an war dieses näm­lich auf die Bün­delung von Emo­tio­nen sowie auf die Fokussierung von bes­timmten Feind­bilder aus­gelegt. Dazu kam die bewusste Entschei­dung der Ver­anstal­ter für abendliche Ver­samm­lun­gen, mit ein­er so durch Dunkel­heit anonymisierten Men­schenansamm­lung. Dazu kamen ver­bal­ag­gres­sive Red­ner, die durch bewusste Zus­pitzung und Polemisierung, die Stim­mung des Audi­to­ri­ums zusät­zlich anstachel­ten und beste­hende Kon­flik­te in der Gesellschaft noch weit­er zus­pitzten. Statt tragfähige Lösun­gen zu entwick­eln wurde vielmehr nach Schuldigen am eige­nen Elend gesucht und in bes­timmten Feind­bildern auch „gefun­den“.
Neben dem Islam und Flüchtlin­gen war die Presse dabei sog­ar ein Haupt­feind­bild der Ver­anstal­ter. Bei den aggres­siv­en Rede­beiträ­gen wurde sich auch nicht davor gescheut bewusst falsche Infor­ma­tio­nen zum Presserecht zu ver­bre­it­en oder Pres­sev­ertreter, unter dem Anfachen von „Lügenpresse“-Rufen, namentlich zu benennen.
Es war offen­sichtlich, dass damit indi­rekt dazu aufge­fordert wurde, sich der Presse, diese als Auge der Welt mit Blick­rich­tung auf die höchst frag­würdi­gen Machen­schaften des Rathenow­er PEGI­DA-Ablegers, mit schlagkräfti­gen Argu­menten zu entledi­gen. Dass dies in Ansätzen auch gelang, zeigten die bei­den Strafverfahren.
Dass sich die Ini­tia­toren des Rathenow­er PEGI­DA-Ablegers für die höch­stag­gres­sive Stim­mungs­mache und die daraus resul­tieren­den Angriffe eben­falls ver­ant­worten müssen, gilt indes eher als unwahrscheinlich.
„Besorgte“ Bürg­er wegen Volksver­het­zung anzuk­la­gen dürfte ver­mut­lich genau­so schwierig sein, wie einzeln abgeurteilte Neon­azis, die über einen bes­timmten Zeitraum aus ein­er Grup­pen­struk­tur mehrere schwere Straftat­en, darunter auch eine Brand­s­tiftung in Mil­lio­nen­höhe, verübten, wegen Bil­dung ein­er krim­inellen Vereinigung.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Neuruppin: Bekannte Rechtsaktivistin sprach auf AfD Kundgebung

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An ein­er Ver­samm­lung der recht­spop­ulis­tis­chen Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD) beteiligten sich am Mon­tagabend knapp 30 Per­so­n­en. Die Ver­samm­lung­steil­nehmer stammten haupt­säch­lich aus den Land­kreisen Ost­prig­nitz-Rup­pin und Havel­land. Mit kurzen Rede­beiträ­gen trat­en die Schw­er­iner Stadtverord­nete Petra Fed­er­au, der sach­sen-anhal­tinis­che Land­tagsab­ge­ord­nete Hans Thomas Tilschnei­der sowie der lokale AfD Patri­arch Michael Nehls auf.
Eigentliche Haup­tred­ner­in war aber die aus Neu­markt (Bay­ern) stam­mende Recht­sak­tivistin Ester Seitz. Ihr The­ma waren die Ereignisse um den 13. Feb­ru­ar 1945 in Dres­den (Sach­sen). Kern ihrer dies­bezüglichen Rede war eine Kri­tik an der derzeit­i­gen Erin­nerungskul­tur zum Luftan­griff der Alli­ierten auf die Stadt, während des Zweit­en Weltkrieges. Ins­beson­dere polemisierte Seitz gegen ein vor kurzem auf dem Dres­den­er Neu­markt errichtetes Kun­st­pro­jekt zur Erin­nerung an die Toten des syrischen Bürg­erkrieges. Sie sprach in diesem Zusam­men­hang auch von „Volksver­rat“. Man solle doch lieber die „deutschen Opfer“ ehren.
Die durch die PEGI­DA-Bewe­gung poli­tisierte Frau gilt als Anführerin der recht­en Grup­pierung „Wider­stand Ost West“. Sie ist momen­tan Dauer­gast bei PEGI­DA-ähn­lichen recht­en und recht­spop­ulis­tis­chen Ver­samm­lun­gen im gesamten Bun­des­ge­bi­et. Im Mai 2016 war Seitz sog­ar Gas­tred­ner­in auf dem Parteitag der neon­azis­tis­chen Partei „DIE RECHTE“.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Rathenow: Peinliche Videoaktion der “Patrioten Cottbus”

In der ver­gan­genen Woche veröf­fentlicht­en die „Patri­oten Cot­tbus“ auf ihrem Social­me­dia-Pro­fil ein ein­minütiges Video, in dem Akteure der Gruppe „helden­haft“ eine Parole auf eine Mauer sprüht­en. Das Film­doku­ment (https://www.facebook.com/1801007430170823/videos/1876720775932821/)zeigt die Aktion aus der Täter­per­spek­tive und hat mit­tler­weile unge­fähr 22.000 Aufrufe. Allerd­ings dürfte dies weniger an der äußerst unspek­takulären Aktion ansich liegen, son­dern eher an der unfrei­willi­gen Slap­stick der unbekan­nten Akteure. Entsprechend humor­voll gestal­teten sich die meis­ten Reak­tio­nen in der Kom­men­tarspalte. Wohl auch, weil die Veröf­fentlichung des Videos im Social­me­dia mit äußerst unpa­tri­o­tis­ch­er Rechtschrei­bung („Patri­oten Deutsch­land hat wie ein Zeichen geset­zt!!!“) unter­legt war.
Rathenow statt Cottbus-Sandow

2017.02.11 Rathenow Parole Berliner Str
„Merkel muss weg“-Parole der „Patri­oten Cot­tbus“ in der Berlin­er Straße in Rathenow.

Doch nicht nur der eher pein­liche Film­dreh und das ambiva­lente Ver­hält­nis zur deutschen Sprache geri­eten zum Mega-Fail der selb­ster­nan­nten „Patri­oten Cot­tbus“, son­dern auch der ver­meintliche Aktion­sort. Denn die Mauer, die besprüht wurde, befind­et sich gar nicht, wie angegeben, in Cot­tbus-Sandow, son­dern vielmehr in der havel­ländis­chen Kreis­stadt Rathenow. Die Ein­friedung gehört zum Rathaus in der Berlin­er Straße. Und auch der auf der Mauer gesprühte Slo­gan: „Merkel muss weg und Seger – Scheiss Asyl“ (Rechtschrei­bung im Orig­i­nal) hat eher eine Schnittstelle zur Lokalpoli­tik in Rathenow, als in Cot­tbus. Mit „Seger“ dürfte näm­lich der Rathenow­er Bürg­er­meis­ter Ronald Seeger (CDU) gemeint sein, der im benach­barten Rathaus sein Amt ausübt.
Verbindun­gen zu ähn­lichen Sprühaktionen
Es ist übri­gens nicht das erste mal, dass Parolen mit dem Slo­gan „Merkel muss Weg“ im Raum Rathenow ange­bracht wur­den. Unbekan­nte hat­ten diese Parole dort bish­er an min­destens 21 Stellen, vor allem auf Aus­fall­straßen aus der Stadt, ange­bracht. Auch bei diesen Slo­gans war die „alter­na­tive“ Rechtschreib­vari­ante markant. Gefasst wur­den der oder die Täter bish­er jedoch noch nicht. Erste Reini­gungs­maß­nah­men der Straßen­meis­terei sollen, nach Angaben der Märkischen All­ge­meinen Zeitung vom 29. Juli 2016, jedoch bere­its ca. 4.000,00 Euro ver­schlun­gen haben.
Rathenow­er Fußball­fan als Hauptakteur
2016.03.09 Potsdam POGIDA und Proteste (34)
Lutz M. ist beken­nen­der Fußball Fan. Hier während eines POGI­DA-Aufzug im März 2016 in Potsdam.

Als Haup­tak­teur der „Patri­oten Cot­tbus“ gilt der Selb­st­ständi­ge Lutz M. aus Rathenow. Er beken­nt sich durch das Tra­gen von entsprechen­den Klei­dungsauf­druck­en zu dieser Gruppe bzw ist auf mehreren Fotos, die auf deren Social­me­dia-Pro­fil ver­bre­it­et wer­den, in ein­deuti­gen Posen zu sehen. Fern­er ver­anstal­tete M. am 15. Okto­ber 2016 mit 34 weit­eren Gesin­nungsgenossen eine Ver­samm­lung der „Patri­oten Cot­tbus“ in Cot­tbus. Eine weit­ere Ver­anstal­tung sei in Planung.
M. wurde in Rathenow vor allem durch das hier seit Okto­ber 2015 auftre­tende rechte „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ poli­tisch geprägt. Bis zum Früh­jahr 2016 nahm er an nahezu jed­er Ver­samm­lung dieser inzwis­chen zu einem Vere­in gewach­se­nen Grup­pierung teil. Mehrfach trug M. dabei das Front­ban­ner des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“, immer erkennbar an der Mütze mit dem Auf­druck ein­er bekan­nten Cot­tbusser Fußball­mannschaft. Dies scheint übri­gens auch seine per­sön­liche Hauptverbindung zur Stadt Cot­tbus zu sein. Eine weit­ere existierte zeitweise über eine jet­zt in Berlin aktive Cot­tbusserin im BÄRGIDA Umfeld.
Auch wenn er in Rathenow, u.a. auf­grund sein­er pein­lichen Live-Berichter­stat­tun­gen aus der Küche, über­haupt nicht ernst genom­men wird und selb­st im eige­nen Milieu viel Häme ein­steck­en muss, ist  bei M.seit ger­aumer Zeit eine stetige Radikalisierung festzustellen. Gerne tritt er im Stadt­ge­bi­et ver­mummt auf, pöbelt und dro­ht oder posiert auf einem Social­me­dia-Bild­nis mit ein­er Schusswaffe.Auf let­zt genan­ntem Foto ist M. übri­gens mit einem Pullover gek­lei­det, dessen markan­ter Auf­druck auch in der Anfangsse­quenz des ein­gangs erwäh­n­ten Videos zu erken­nen ist.
2016.08.04 Socialmedia Lutz M
Bish­er nur Inter­net­mil­i­tanz: Lutz M. mit Schuss­waffe (Screen­shot seines Socialmedia-Profils)
Inforiot