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Antifaschismus

Solidarität statt Angst — Cottbus für Alle!

Seit 2010 ver­sucht die NPD die Bom­bardierung der Stadt Cot­tbus am 15.02.1945 für ihre geschicht­sre­vi­sion­is­tis­che Pro­pa­gan­da zu miss­brauchen und dabei die Täter-Opfer-Rollen auszu­tauschen. Doch nach­dem ihre Aufmärsche durch zivilen Unge­hor­sam unter­brochen, verkürzt und block­iert wur­den, haben sie sich in den let­zten bei­den Jahren zu ein­er Kundge­bung zurück­ge­zo­gen. In diesem Jahr haben sie ihre Anmel­dung sog­ar ganz abgesagt.
Für uns ist das jedoch nur ein Zwis­ch­en­er­folg. Denn obwohl die NPD in Cot­tbus an Bedeu­tung ver­loren hat, gibt es andere rechte Bewe­gun­gen, die in den Straßen Angst und Ter­ror ver­bre­it­en. Sei es durch Het­zre­den auf Demon­stra­tio­nen der AfD, mit mar­tialis­chen Aufmärschen oder mit direkter
Gewalt.
Mit dem Wahler­folg der AfD und den Protesten der „Besorgten Bürg­er“ gegen Flüchtling­sheime entste­ht eine Stim­mung gegen eine offene und plu­rale Gesellschaft. Opfer sind häu­fig Migrant*innen (oder wer dafür gehal­ten wird), aber auch alle anderen Per­so­n­en die nicht in ihre völkisch-nationale Ide­olo­gie passen. Auch hier in Cot­tbus ver­suchen Nazi-Grup­pen die Straßen zu dominieren. Sie fühlen sich durch neurechte
Pro­pa­gan­da dazu legitimiert.
Grade in dieser schw­eren Zeit ist es wichtig zusam­men­zuhal­ten und sol­i­darisch miteinan­der umzuge­hen. Viele Cottbusser*innen tun dies bere­its indem sie sich auf unter­schiedliche Weise für ein friedlich­es und respek­tvolles Miteinan­der engagieren.
Am 15.02.17 um 16.30 Uhr tre­f­fen wir uns am Haupt­ge­bäude der Uni­ver­sität zu ein­er laut­en und vielfälti­gen Demon­stra­tion. Wir ziehen gemein­sam ins Zen­trum der Stadt und vere­inen uns dort mit der zweit­en Demon­stra­tion vom “Cot­tbuser Aufbruch”.
Lasst uns für eine Gesellschaft kämpfen, in der alle Men­schen gle­ich­berechtigt und ohne Angst miteinan­der leben kön­nen. Denn wir wis­sen: Sowas kommt von sowas. Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Nauen-Prozess: Neonazis verurteilt. War es das jetzt?

Nauen Urteil
Im Straf­prozess gegen den Nauen­er NPD Stadtverord­neten Maik Schnei­der und fünf sein­er Kom­plizen verkün­dete das Landgericht Pots­dam am Don­ner­sta­gnach­mit­tag die Urteile. Den sechs Angeklagten wur­den ins­ge­samt sieben Delik­te vorge­wor­fen, die sie in unter­schiedlich­er Kon­stel­la­tion verübt haben sollen. In der Beweisauf­nahme nachgewiesen kon­nten jedoch nicht alle Straftat­en. Die schw­er­ste Straftat, ein Bran­dan­schlag auf eine als Flüchtlingsno­tun­terkun­ft bere­it­gestellte Sporthalle in Nauen (Land­kreis Havel­land), kon­nte aber immer­hin fünf der sechs Angeklagten zweifels­frei nachgewiesen wer­den. Das Gericht ver­hängte Frei­heitsstrafen zwis­chen 8 Monat­en bis neunein­halb Jahren. Bei vier der Angeklagten wurde die Gefäng­nis­strafe jedoch zur Bewährung ausgesetzt.
Trotz des ver­gle­ich­sweise harten Urteils gegen die bei­den Haupt­täter, bleiben jedoch viele Fra­gen offen. Beispiel­sweise wie groß das Net­zw­erk der Helfer und klammheim­lichen Unter­stützer tat­säch­lich war.
Außer­dem ist eine poli­tis­che Aufar­beitung des Gesamtkom­plex­es Nauen außer­halb des Krim­i­nalver­fahrens bish­er nicht erkennbar. Doch genau das erscheint drin­gend notwendig. Schließlich wur­den hier Poli­tak­teure verurteilt, die sich durch ihr Han­deln, ins­beson­dere im Hin­blick auf die Nieder­bren­nung ein­er fer­ti­gen Flüchtlingsno­tun­terkun­ft, an die Spitze ein­er bre­it­en Protest­be­we­gung, die von der ver­meintlichen Mitte der Gesellschaft bis an den extrem recht­en Rand der Gesellschaft reichte, geset­zt haben.
Harte Einzelurteile, Straf­frei­heit als Organisation
Im Zen­trum der Anklage der Staat­san­waltschaft stand der 29 jährige NPD Stadtverord­nete Maik Schnei­der, der bere­its seit spätestens 2006 im Neon­az­im­i­lieu aktiv ist. Ihm kon­nte das Gericht Nöti­gung, Sachbeschädi­gung, Bei­hil­fe zur Brand­s­tiftung und gemein­schaftliche Brand­s­tiftung nach­weisen. Urteil: 9 Jahre und 6 Monate Haft.
Dem eben­falls 29 Jähri­gen Den­nis W. kon­nte Brand­s­tiftung, Sachbeschädi­gung sowie gemein­schaftliche Brand­s­tiftung nachgewiesen wer­den. Er gilt neben Schnei­der als Haupt­täter unter den Angeklagten. Urteil: 7 Jahre Haft.
Milde zeigte das Landgericht jedoch bere­its bei dem 27 Jähri­gen Christo­pher L, der seit spätestens 2011 im Neon­az­im­i­lieu aktiv ist. Er wurde zwar der Sachbeschädi­gung und der Bei­hil­fe zur Brand­s­tiftung  für schuldig befun­den, erhielt jedoch wegen sein­er Ein­las­sung und der ange­blichen Dis­tanzierung vom Neon­az­im­i­lieu mildernde Umstände. Urteil: 1 Jahr und 8 Monate Haft, aus­ge­set­zt zu zwei Jahren auf Bewährung.
Außer­dem nicht in Haft müssen die bei­den Angeklagten Sebas­t­ian F. (33) und Chris­t­ian B. (32). Sie wur­den zwar der Bei­hil­fe zur Brand­s­tiftung über­führt, sollen aber eben­falls durch Geständ­nisse zur Aufk­lärung der Tat beige­tra­gen haben. Urteil F: 1 Jahr und 3 Monate, aus­ge­set­zt zu zwei Jahren auf Bewährung. Urteil B: 1 Jahr und 6 Monate, aus­ge­set­zt zu zwei Jahren auf Bewährung.
Eben­falls mit ein­er Haft­strafe auf Bewährung kam der 30 Jährige Thomas Frank E., der seit spätestens 2003 im Neon­az­im­i­lieu aktiv ist, davon. Ihm kon­nte nur Sachbeschädi­gung nachgewiesen wer­den. Urteil: 8 Monate, aus­ge­set­zt zu zwei Jahren auf Bewährung.
Bere­its schon während des Prozess­es fal­l­en­ge­lassen wurde der Straftatbe­stand der Bil­dung ein­er krim­inellen Vere­ini­gung. Er wurde allen Angeklagten gle­icher­maßen zur Last gelegt, speziell aber Schnei­der als Rädels­führer her­vorge­hoben. Der polizeiliche Staatss­chutz hat­te sog­ar ursprünglich wegen Bil­dung ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung ermit­telt, wurde jedoch durch Gen­er­al­bun­de­san­walt aus­ge­bremst, der in den Straftat­en der sechs Män­ner keine men­schenge­fährdende Tathand­lun­gen erken­nen wollte. Das endgültige Aus für den Grup­penan­klagepunkt kam dann während des Prozess­es. Die Staat­san­waltschaft stellte diesen nun in „Bil­dung ein­er krim­inelle Vere­ini­gung“ abgeschwächt­en Strafvor­wurf aus „prozessökonomis­chen Grün­den“ ein.
Tat­en statt Worte

2015.04.16 Nauen Anti Asyl Demo (1)
„Nein zum Heim“-Aufmarsch am 16. April 2015 in Nauen: Auf­forderung „Mut zur Tat“ – Wur­den die Tat­en der Angeklagten durch Teile der Gesellschaft legitimiert?

Für eine konkrete Verbindung zwis­chen den Angeklagten sollen zumin­d­est gemein­same Verabre­dun­gen in ein­er eige­nen Kurz­nachrich­t­en­di­enst-Gruppe im mobilen Netz beleg­bar gewe­sen sein. In der virtuellen Aus­tausch­plat­tform mit dem Namen „Heimat im Herzen“ kamen wohl auch die vor Gericht ver­han­del­ten Straftat­en zur Sprache.
Ins­ge­samt ord­nete die Staat­san­waltschaft der Gruppe der Angeklagten ursprünglich sieben Straftat­en zu:
  • Am 12. Feb­ru­ar 2015 soll Maik Schnei­der eine Stadtverord­neten­ver­samm­lung, die auf dem Gelände des evan­ge­lis­chen Gemein­dezen­trums Nauen stat­tfand, durch Rufen von aus­län­der­feindlichen Parolen so gestört haben, dass die Sitzung aus Angst vor weit­er­er Eskala­tion abge­brochen wurde.
  • Am 17. Mai 2015 soll Den­nis W. auf­grund eines zuvor gefassten Plans mit Maik Schnei­der mit ein­er Axt eine Scheibe des Fahrzeugs des Geschädigten K. eingeschla­gen und das Fahrzeug später mit­tels ein­er Brandbeschle­u­niger in Brand geset­zt haben, was der Maik Schnei­der beobacht­en haben soll.
  • Am 1. Juni 2015 soll Den­nis W. gemäß dem Willen der Gruppe eine Zylin­der­bombe vor ein­er LIDL – Fil­iale in Nauen gezün­det haben, wodurch ein Sach­standen in Höhe von mehr als 9.000,00 € an dem Gebäude entstand.
  • Im Zeitraum Ende Mai/Anfang Juni 2015 soll Maik Schnei­der den Christo­pher L. beauf­tragt haben, das Büro der Partei Die Linke in Nauen mit Farbbeuteln zu bew­er­fen. Christo­pher L. und Thomas Frank E. sollen dies sodann in die Tat umge­set­zt haben, wodurch an der Fas­sade des Haus­es ein Schaden in Höhe von ca. 6.000,00 € ent­standen ist.
  • Den­nis W. soll zudem am 9. Juni 2015 in Wahrnehmung des Grup­pen­wil­lens das Türschloss und das Briefkas­ten­schloss zu dem Büro der Partei Die Linke in Nauen mit Sekun­den­kle­ber verklebt haben, wodurch diese unbrauch­bar wurden.
  • Christo­pher L. soll zudem in der Nacht vom 30. auf den 31. Juli 2015 in Entsprechung des Grup­pen­wil­lens auf die Baustelle für ein neues Über­gang­sheim am Walde­mar­damm, wo er die Dixi-Toi­lette mit­tels Brandbeschle­u­niger in Brand geset­zt haben soll.
  • Den Angeklagten Maik Schnei­der, Den­nis W., Chris­t­ian B. und Sebas­t­ian F. – Let­zter­er soll zumin­d­est als Mit­glied ein­er Kurz­nachrich­t­en­di­enst-Gruppe insoweit einge­bun­den gewe­sen sein – wurde schließlich vorge­wor­fen, in der Nacht vom 24. zum 25. August 2015 eine Sporthalle des OSZ Nauen, die als Notun­terkun­ft für Flüchtlinge vorge­se­hen war, durch das Anzün­den davor gelagert­er Mate­ri­alien in Brand geset­zt zu haben, wodurch die Sporthalle voll­ständig zer­stört wurde und ein Sach­schaden von ca.3.500.000,00 € ent­stand. Die Angeklagten Chris­t­ian B., Christo­pher L. und Thomas Frank E. sollen bei der Tat „Schmiere“ ges­tanden haben.

Die Voll­streck­er des „Volk­swil­lens“

„Nein zum Heim“-Aufmarsch am 16. April 2015 in Nauen: …der vermeintliche „Volkswille“ auf der Straße
„Nein zum Heim“-Aufmarsch am 16. April 2015 in Nauen: …der ver­meintliche „Volk­swille“ auf der Straße

Wenig Beach­tung während des Prozess­es fand hinge­gen die gesellschaft­spoli­tis­che Sit­u­a­tion aus der die Angeklagten han­del­ten und was sie dazu befähigte in dieser Lage als entschei­dende Poli­tak­teure aufzutreten.
Die einzel­nen Straftat­en ste­hen näm­lich dur­chaus im Zusam­men­hang mit der sehr kon­tro­vers geführten gesamt­ge­sellschaftlichen Debat­te zur Flüchtlingspolitik.
Bere­its Anfang 2013 sah die Bran­den­burg­er NPD, für die beispiel­sweise auch der Angeklagte Maik Schnei­der seit 2008 in zwei Kom­mu­nal­par­la­menten saß, in den steigen­den Flüchtlingszahlen einen willk­om­menden Anlass sich stärk­er gegen die Asyl­suchende bzw deren Unter­bringung im Land zu engagieren. Im Rah­men eines Entschließungsantrages auf dem Lan­desparteitag der Partei im März 2013 wurde u.a. die „Stre­ichung des ein­klag­baren Rechts auf Asyl“ gefordert. Wenig später wur­den so genan­nte „Nein zum Heim“ – Inter­net­seit­en freigeschal­tet, die schon bald die gewün­schte Reak­tion erzielten.
Ein früh­es Beispiel für Stim­mungs­mache mit Konzept und entsprechen­dem Ergeb­nis war  die Stadt Prem­nitz (eben­falls Land­kreis Havel­land). Hier sollte eine ehe­ma­lige Förder­schule zu ein­er Flüchtling­sun­terkun­ft aus­ge­baut wer­den. Schon bald nach dem Erscheinen der „Nein zum Heim“ – Seite mit täglich nahezu neuen Artikeln, die ein ein­seit­iges Bild­nis von Flüchtlin­gen präsen­tierte, entwick­elte sich eine leb­hafte Diskus­sion um das Heim und dessen kün­ftige Bewohn­er. Die NPD marschierte sog­ar Anfang Sep­tem­ber 2013 vor der kün­fti­gen Unterkun­ft auf, um ihr flüchtlings­feindlich­es Ansin­nen zu unter­stre­ichen. Wenige Tage später fol­gte schließlich ein Bran­dan­schlag durch Heimgeg­n­er. Dieser verur­sachte allerd­ings nur ger­ingfügi­gen Schaden im Ein­gangs­bere­ich und ver­hin­derte den Bezug der Unterkun­ft nicht. Den­noch war das erste Zeichen im Havel­land geset­zt wor­den: Flüchtlinge soll­ten hier nicht willkom­men sein.
Ein weit­eres sollte knapp zwei Jahre später in Nauen fol­gen. Dort hat­te sich näm­lich die Stadtver­wal­tung seit Ende des Jahres 2014 dazu bekan­nt, Flüchtlin­gen im Stadt­ge­bi­et Asyl zu gewähren. Kurze Zeit später wurde im Social­me­dia auch für Nauen eine lokale „Nein zum Heim“- Seite mit täglichen Het­zartikeln freigeschaltet.
Darüber hin­aus hat­te sich der Ton der gesamt­ge­sellschaftlichen Debat­te zum The­ma Flüchtlinge inner­halb des Jahres 2014 deut­lich verschärft.
Die bun­desweit beachtete PEGI­DA-Bewe­gung in Sach­sen trat erst­mals mit Ver­anstal­tun­gen auf und schuf eine Mis­chszene, in der sich kon­ser­v­a­tives Bürg­er­tum, gemäßigte und extreme Rechte ver­mengten. Zunächst als Bewe­gung „Patri­o­tis­ch­er Europäer“ gegen eine ver­meintliche „Islamisierung“ ges­tartet, waren als­bald auch die steigen­den Flüchtlingszahlen The­ma von PEGI­DA-Ver­samm­lun­gen. Anfang 2015 liefen bere­its tausende bei dieser selb­ster­nan­nten Volks­be­we­gung in ihrem Hauptwirkung­sort Dres­den mit. PEGIDA wurde daraufhin auch bun­desweit wahrgenom­men und strahlte entsprechend in andere Bun­deslän­der aus.
Auch in Nauen wurde die neue Bewe­gung aus Sach­sen beachtet. Eine kurzzeit­ig im Social­me­dia exis­tente Inter­net­seite mit dem Titel „PEGIDA Nauen“ ent­fal­tete jedoch kaum Aktiv­itäten. Stattdessen gelang es wiederum der NPD, vor allem in Per­son des Angeklagten Maik Schnei­ders,  an den PEGI­DA-Hype anzuknüpfen und mit ein­er klar flüchtlings­feindlich­er Pro­gram­matik eine Protest­be­we­gung zu ini­ti­ieren, die lokal erst­mals auch ver­meintlich bürg­er­liche Bevölkerungss­chicht­en erreichte.
Konkretes Ziel der Proteste war die Ver­hin­derung des Neubaus ein­er Flüchtling­sun­terkun­ft in Nauen bzw zunächst die Sabotierung des Verkaufs eines dafür notwendi­gen Grund­stücks durch die Stadt an den Land­kreis. Mas­siv mobil­isierte „Nein zum Heim“ deshalb für eine Stadtverord­neten­ver­samm­lung am 12. Feb­ru­ar 2015. „Ganz Nauen“ sollte erscheinen, um die Stadtverord­neten am Verkauf des Grund­stücks zu ver­hin­dern. Tat­säch­lich kamen unge­fähr 150 Heimgeg­n­er, von denen sich 100 im Saal postierten und 50 vor den Saalfen­stern. Schnell kam es zu Tumul­ten, deren offen­sichtlich­es Ziel es war, die Ver­samm­lung zu spren­gen. Her­aus­ra­gend dabei war der Angeklagte Maik Schnei­der, der in dieser aufge­heizten Sit­u­a­tion ein flüchtlings­feindlich­es Ban­ner zeigte. Auch die Angeklagten Den­nis W., Christo­pher L. und Chris­t­ian B. waren, wie Fotos beweisen, bei den Tumul­ten zumin­d­est anwe­send. Die Polizei musste schließlich ein­schre­it­en und Saal sowie Grund­stück räu­men. Der Verkauf des Grund­stücks durch die Stadt an den Land­kreis wurde jedoch dadurch nicht ver­hin­dert, eben­so wie der spätere Bau des Heimes.
Den­noch ver­suchte die Nauen­er „Nein zum Heim“-Bewegung durch weit­ere Aktio­nen den Bau der Unterkun­ft zu ver­hin­dern. In der Öffentlichkeit wurde dabei in der Regel auf demokratisch legit­imierte Hand­lun­gen geset­zt. Unter­schriften wur­den gesam­melt und Ver­samm­lun­gen durchge­führt, an der sich auch alle Angeklagten beteiligten. Ins­beson­dere Maik Schnei­der, Den­nis W., Christo­pher L., Thomas Frank E. und Chris­t­ian B. nah­men mehrfach an der­ar­ti­gen Ver­anstal­tun­gen teil, Sebas­t­ian F. min­destens einmal.
Ob sich die Angeklagten in diesem Rah­men zu ein­er krim­inellen Vere­ini­gung zusam­men­fan­den und aus diesem Kon­text Straftat­en verübten, blieb jedoch ungek­lärt, da die Staat­san­waltschaft dieses Ver­fahren eben ein­stellte. Nachgewiesen wurde dem Großteil der Beschuldigten jedoch, in unter­schiedlich­er Kon­stel­la­tion sechs der sieben angeklagten Straftatbestände, die offen­sichtlich im Kon­text der „Nein zum Heim“-Bewegung began­gen wur­den, aus­ge­führt zu haben. Ins­beson­dere der schwere Bran­dan­schlag auf die als Flüchtlingsno­tun­terkun­ft bere­it­gestellte Sporthalle des OSZ Havel­land in Nauen kon­nte gerichtlich weit­ge­hend aufgek­lärt wer­den. Ein dur­chaus wichtiger Punkt, denn ger­ade durch diese schwere Straftat, sollte nach Auf­fas­sung des Landgericht­es, das entschei­dende Zeichen in Rich­tung Flüchtlinge geset­zt wer­den, näm­lich das diese (auch) „hier nicht willkom­men“ seien.
Völ­lig offen bleibt hinge­gen wer die anderen, nicht zur Anklage gebracht Delik­te, wie Aufrufe zu Straftat­en, Sachbeschädi­gung oder eine weit­ere Brand­s­tiftung began­gen hat und wie groß die Zahl der Unter­stützer und Helfer war.
Dunkelfeld Nauen
„Nein zum Heim“-Aufmarsch am 16. April 2015 in Nauen: …wurden die Proteste politisch gesteuert oder handelten hier Einzelne?
„Nein zum Heim“-Aufmarsch am 16. April 2015 in Nauen: …wur­den die Proteste poli­tisch ges­teuert oder han­del­ten hier Einzelne?

Eben­falls bis­lang noch nicht erschöpfend hin­ter­fragt wurde die Rolle der NPD als Impuls der Anti-Asyl-Kam­pagne ab 2013 und das Wirken ihrer Funk­tionäre. Immer­hin waren anlässlich der flüchtlings­feindlichen Aktio­nen und Ver­samm­lun­gen  von Feb­ru­ar bis Juni 2015 sowohl ein­fache Parteim­it­glieder als auch Man­dat­sträger aus dem gesamten Havel­land, den Land­kreisen Ost­prig­nitz-Rup­pin, Tel­tow-Fläming und Oder-Spree sowie aus Berlin nach Nauen gereist.
Nicht gek­lärt ist die Rolle der „Freien Kräfte Neu­rup­pin-Osthavel­land“, die zwis­chen März und Juli 2015 eben­falls mit drei eige­nen Ver­samm­lung, zwei Kundge­bun­gen und eine Demon­stra­tion, mit aus­län­der­feindlichen The­men Flagge in Nauen zeigten.
Unklar bleibt, in wie fern die ver­botene ter­ror­is­tis­che Vere­ini­gung „Freiko­rps Havel­land“, die in den Jahren 2003 bis 2004 mehrere Imbisse aus­ländis­ch­er Gas­tar­beit­er nieder­bran­nte, noch aktiv ist. Immer­hin ver­band Maik Schnei­der auch eine langjährige Fre­und­schaft mit Freiko­rps-Anführer Christo­pher H. Bei­de wur­den­beispiel­sweise Anfang des Jahres 2013 wegen Hak­enkreuzschmier­ereien in Jüter­bog (Land­kreis Tel­tow-Fläming) verurteilt. Daneben nah­men sie über Jahre gemein­sam an Neon­aziver­anstal­tun­gen, beispiel­sweise am 1. Sep­tem­ber 2007 in Neu­rup­pin, am 1. Sep­tem­ber 2012 in Vel­ten und am 23. Novem­ber 2013 in Bad Belzig teil. Eine weit­ere Verbindung zum „Freiko­rps Havel­land“ ergibt sich durch den Angeklagten Thomas Frank E. Er wurde sog­ar wegen der Mit­glied­schaft in dieser ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung verurteilt.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Extrem(-isten) gegen die AfD!

Es ist soweit, die AfD Elbe-Elster will am 16.02.2017 ihre einst ver­schobene Demon­stra­tion gegen „Extrem­is­mus und Gewalt“ in Fin­ster­walde nach­holen. Ihren Aufzug und die Wahl ihres The­mas werten wir als klare Pro­voka­tion gegen die antifaschis­tis­chen Struk­turen in Fin­ster­walde. Wie schon bekan­nt ist, haben Ras­sis­ten und rechte Struk­turen in der links­geprägten Stadt Fin­ster­walde auf­grund mas­siv­er und zahlre­ich­er Gegen­wehr kaum eine Chance Fuß zu fassen!

Flyer für Aktionen gegen die AfD-Kundgebung am 16.02. in Finsterwalde
Fly­er für Aktio­nen gegen die AfD-Kundge­bung am 16.02. in Finsterwalde

Die AfD ver­sucht regelmäßig durch ihre Stammtis­che ihre ras­sis­tis­che Het­ze zu ver­bre­it­en und durch die Eröff­nung ihres Büros let­z­tendlich ein Stand­bein in der Stadt zu bekom­men. Wenige Stun­den nach ihrer Eröff­nung wurde der AfD klar gemacht, dass sie hier nicht erwün­scht sind und ihre Eröff­nung des Büros nicht ohne Fol­gen bleiben wird. Nach mehrma­li­gen Angrif­f­en auf ihre Schaufen­ster, ver­sucht die AfD jet­zt mit dieser Demon­stra­tion die Bürg­er von Fin­ster­walde gegen die linken Struk­turen aufzubrin­gen. Wir wer­den nicht zulassen, dass die AfD sämtliche linke Struk­turen in die Extrem­is­muss­chiene stecken!
Wir rufen euch alle auf, kommt am Don­ner­stag den 16.02.2017 um 18:30Uhr in den Stadt­park Fin­ster­walde, um gemein­sam die Demonas­tra­tion der AfD zu verhindern! 
Fin­ster­walde ist und bleibt ROT! Ras­sis­ten und Nazis aus der Stadt jagen!
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Antifaschismus

Niemand ist vergessen! Nichts ist vergeben!

Am 20. Feb­ru­ar jährt sich der Todestag des alter­na­tiv­en Jugendlichen Sven Beuter zum 21. Mal. Er wurde in der Nacht des 15. Feb­ru­ar von einem bis heute beken­nen­den Neon­azi der­art schw­er zusam­mengeschla­gen, dass er fünf Tage später seinen Ver­let­zun­gen erlag. Im ver­gan­genen Jahr organ­isierten wir eine über­re­gionale antifaschis­tis­che Gedenkdemon­stra­tion mit cir­ca 250 Teilnehmer_innen. Wir zogen laut­stark durch Bran­den­burg an der Hav­el und macht­en deut­lich, dass wir wed­er Sven Beuter vergessen noch den verurteil­ten Totschläger Sacha L. vergeben wer­den. L. nimmt bis heute regelmäßig an neon­azis­tis­chen Demon­stra­tio­nen und Kundge­bung in der ganzen Bun­desre­pub­lik teil und provozierte gemein­sam mit anderen Neon­azis wieder­holt Teilnehmer_innen der Gedenkveranstaltungen*.

20.02.1996. Niemand ist vergessen! Nichts ist vergeben!
Gedenken an den von einem Nazi getöteten Sven Beuter in Bran­den­burg an der Havel.

In diesem Jahr haben wir uns nach rei­flich­er Diskus­sion dafür entsch­ieden keine Demon­stra­tion oder eine von Rede­beiträ­gen durch­zo­gene Kundge­bung abzuhal­ten, denn diese wür­den sich inhaltlich wieder­holen, denn wir alle wis­sen, warum Sven Beuter ster­ben musste: Er passte nicht in das neon­azis­tis­che Welt­bild des Täters. Er entsch­ied sich für einen eige­nen Lebensweg, färbte sich seine Haare bunt, liebte Punk- sowie Met­all­musik und war regelmäßiger Gast in dem ehe­mals beset­zen Haus in der Klosterstraße.
 
Wir haben uns daher entschlossen uns am 20. Feb­ru­ar um 19 Uhr an der Gedenkplat­te zu tre­f­fen und an ihn zu erin­nern. Ziel ist es gemein­sam ins Gespräch zu kom­men, mit alten Weggefährt_innen, mit jun­gen Antifaschist_innen, mit Passant_innen, um sich auszu­tauschen und eben jenen Men­schen die Möglichkeit zu geben sich zu äußern, die sich nicht trauen einen Rede­beitrag zu hal­ten. Des Weit­eren kann so jede_r Teilnehmer_in auf seine_ihre Weise Sven Beuter gedenken. Dies ist auch für uns ein Ver­such, das Gedenken weit­er zu entwick­eln. Während wir im ver­gan­genen Jahr Par­al­le­len zu den 1990er Jahren zogen, in denen der Totschlag einen Wen­depunkt markierte, gilt es nun in die Zukun­ft zu schauen und neue Konzept zu entwick­eln, wie wir uns mit den erstark­enden bürg­er­lichen Rassist_innen und Neon­azis auseinan­der­set­zen, wir Über­grif­f­en auf antifaschis­tis­che Struk­turen und geflüchtete Men­schen begegnen.
 
Wir wer­den Sven Beuter niemals vergessen, denn sein Leben erin­nert uns daran, wohin die neon­azis­tis­che Ide­olo­gie führt – zum Mord an Menschen!
Wir wer­den Sascha L. niemals vergeben, denn wer nicht bereut und stattdessen sein Opfer ver­höh­nt ver­di­ent keine Vergebung!
 
+++ Tre­ff­punkt: 20. Feb­ru­ar 2017 – 19 Uhr – Havel­straße 15 +++
 
* Da auch in diesem Jahr mit Pro­voka­tio­nen durch die örtliche Neon­aziszene zu rech­nen ist, soll­tet ihr die Augen offen hal­ten und entste­hende Hand­lungsspiel­räume effek­tiv nutzen.
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(Anti-)Rassismus

Rathenow: Bürgerbündnis Chef solidarisierte sich mit Höcke

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Am Dien­stagabend beteiligten sich an ein­er Ver­samm­lung der recht­en Vere­ini­gung „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ unge­fähr 25 Per­so­n­en. Diese stammten aus dem Umfeld des Vere­ins, dem Berlin­er BÄRGIDA e.V. sowie der Grup­pierung „N.S Havelland“.
Die Ver­anstal­tung wurde nach dem üblichen Modus abge­hal­ten. Es wur­den vier Rede­beiträge zu den PEGI­DA-The­men gehal­ten und dazwis­chen einzelne Pro­pa­gan­davideos gezeigt.
Der Vere­insvor­sitzende des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ sol­i­darisierte sich in seinem State­ment jedoch auch mit dem umstrit­te­nen Thüringer AfD Frak­tionsvor­sitzen­den Björn Höcke und dessen Dres­den­er Rede, in dem das Berlin­er Denkmal für ermorde­ten Juden Europas als „Denkmal der Schande“ im Herzen der Haupt­stadt beze­ich­net wurde.
Zu einem kurzen Tumult kam es dann gegen Ende der Ver­anstal­tung. Ein ange­blich betrunk­en­er Mann wollte ein Ange­bot des „Bürg­er­bünd­niss­es“ zum Dia­log wahrnehmen. Da er aber anscheinend alko­holisiert war, wurde ihm das zunächst zugesicherte Red­erecht ver­wehrt. Es kam zu  Hand­grei­flichkeit­en, welche die kurzzeit­ige, polizeiliche Fest­set­zung des Mannes zur Folge hatte.
Offen­bar eben­falls alko­holisiert trat­en drei bekan­nte Sym­pa­thisan­ten der Grup­pierung „N.S Havel­land“ auf. Sie zeigten sich mit ein­er schwarzen Fahne und skandierten Neon­azi­parolen. Nach der Beendi­gung der Ver­anstal­tung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ ver­sam­melten sich  die Drei und eine weit­ere Per­son an der Rathenow­er Haup­tkreuzung, betranken sich und gröl­ten wiederum Parolen des neon­azis­tis­chen Milieus.
Fotos: hier

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Diskriminierung erkennen und bekämpfen. Eine Handreichung für Vermieter*innen, Beratungsstellen und Betroffene

Die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg der Opfer­per­spek­tive e.V. veröf­fentlicht eine Han­dre­ichung zu diskri­m­inieren­den Prax­en auf dem Woh­nungs­markt, mit der sie Vermieter*innen, Beratungsstellen und Betrof­fene über Rechts­grund­la­gen und Hand­lungsmöglichkeit­en informieren und bestärken will, gegen diese Diskri­m­inierun­gen vorzugehen.
Für die Broschüre „Ras­sis­mus auf dem Woh­nungs­markt. Diskri­m­inierung erken­nen und bekämpfen. Eine Han­dre­ichung für Vermieter*innen, Beratungsstellen und Betrof­fene“ legte die ADB Bran­den­burg gängige
Diskri­m­inierungsmuster dem Berlin­er Büro für Recht und Wis­senschaft zur juris­tis­chen Prü­fung und Bew­er­tung vor. Neben ein­er genauen juris­tis­chen Einord­nung einzel­ner Diskri­m­inierungstatbestände bietet die Broschüre weit­erge­hende Infor­ma­tio­nen zum Umgang mit Ras­sis­mus auf dem Woh­nungs­markt und soll bei allen Beteiligten Rechtssicher­heit und damit Hand­lungssicher­heit fördern.
„Ras­sis­mus und Diskri­m­inierun­gen sind auch auf dem Woh­nungs­markt all­ge­gen­wär­tig. Wohnen ist ein grundle­gen­der und sehr sen­si­bler Lebens­bere­ich. Wenn Men­schen Wohn­raum ver­weigert wird oder sie in ihrem Wohnum­feld belei­digt oder bedro­ht wer­den, wird Ras­sis­mus zur per­ma­nen­tem All­t­ags­be­las­tung oder gar zur Exis­tenzbedro­hung,“ betont Ing­mar Pech von der ADB Bran­den­burg die Notwendigkeit, ras­sis­tis­ch­er Diskri­m­inierung auf dem Woh­nungs­markt kon­se­quent zu begegnen.
Sowohl in Bran­den­burg wie bun­desweit sind Geflüchtete, Men­schen mit Migra­tions­geschichte, Schwarze Deutsche und Sin­ti und Roma von ras­sis­tis­ch­er Diskri­m­inierung auf dem Woh­nungs­markt betrof­fen. Ihnen wird oft keine Woh­nung ver­mi­etet, sie zahlen höhere Mieten oder Betrieb­skosten oder wer­den von ein­er feindlich eingestell­ten Nach­barschaft schikaniert und aus dem Haus verdrängt.
Woh­nungs­bauge­sellschaften, Genossen­schaften, Ver­mi­etungs­büros und Vermieter*innen haben eine große gesellschaftliche Ver­ant­wor­tung, aktiv für ein diskri­m­inierungssen­si­bles Kli­ma einzutreten
und diskri­m­inieren­des Ver­hal­ten zu beseitigen.
„Unter den Bedin­gun­gen der gegen­wär­tig ver­schärften ras­sis­tis­chen Diskurse in der Öffentlichkeit und ein­er drama­tis­chen Verteilung­sprob­lematik angesichts knap­pen Wohn­raumes an manchen Orten
ist es notwendig, einen gemein­samen Prozess in Gang zu set­zen, um Diskri­m­inierung aller Art auf dem Woh­nungs­markt zu bekämpfen. Mit unser­er Han­dre­ichung wollen wir hier­für Infor­ma­tio­nen und Anre­gun­gen liefern und an Vermieter*innen appel­lieren, die Gle­ich­be­hand­lung aller Mieter*innen und Wohnungsbewerber*innen zu garantieren,“ skizziert Ing­mar Pech die gegen­wär­tige Her­aus­forderung auf dem Wohnungsmarkt.
Hier nun der Link zur Broschüre:Ras­sis­mus auf dem Wohnungsmarkt

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Antifaschismus

Pure NS-Ideologie

INFORIOT Der Cot­tbusser Recht­san­walt Olaf Klemke vertei­digt im Münch­en­er NSU-Prozess bekan­ntlich den Angeklagten Ralf Wohlleben. Zum Wohlleben-Vertei­di­gung­steam gehören dazu das ehe­ma­lige NPD-Mit­glied Nicole Schnei­ders, der ehe­ma­lige “Wiking-Jugend”-Anführer Wol­fram Nahrath und aushil­f­sweise auch der (eben­falls in Cot­tbus ansäßige) Neon­azi Maik Bunzel.
Klemke, Schnei­ders und Nahrath haben am Mittwoch (25. Jan­u­ar) im Prozess einen Beweisantrag gestellt, der vor neon­azis­tis­ch­er Ide­olo­gie trieft. Ein Sachver­ständi­ger möge bestellt wer­den, so der Antrag, um festzustellen, dass das deutsche Volk dabei sei, auszuster­ben. Schuld seien Zuwan­derung und Geburten­rate. Bei Wohlleben wurde einst ein Feuerzeug gefun­den, auf dem die Parole “Volk­stod stop­pen” gedruckt war. Laut Beweisantrag sei diese Parole nicht als “aus­län­der­feindlich” zu werten, son­dern nichts als die Wahrheit:
Sich für den Erhalt seines Volkes […] einzuset­zen ist nicht nur ver­fas­sungsrechtlich garantiert son­dern erlaubt es auch, sich gegen das allmäh­liche Ver­schwinden seines Volkes und sich dabei auch gegen einen massen­haften Zuzug von Nicht­deutschen zu wen­den. Dies ist wed­er „ras­sis­tisch”, auch nicht „insti­tu­tionell ras­sis­tisch”, was immer diese poli­tis­chen Totschlag­be­griffe auch bein­hal­ten mögen, son­dern fol­gt zwan­g­los jen­er ver­fas­sungs­gemäßen Pflicht zur Iden­titätswahrung. […] Aus der Parole „Volk­stod stop­pen” kann nach alle­dem nicht auf eine aus­län­der­feindliche Ein­stel­lung des Her­rn Wohlleben geschlossen wer­den, schon gar nicht auf einen auf Tötung von Aus­län­dern gerichteten Hass.
Die Rede vom “Volk­stod” ist eines der zen­tralen Schlag­wörter im derzeit­i­gen mil­i­tan­ten Neon­azis­mus. Die entsprechende “Volkstod”-Kampagne wurde von den bran­den­bur­gis­chen “Spreelichtern” ges­tartet. Der 2012 ver­bote­nen Grup­pierung stand aus­gerech­net der Cot­tbusser Anwalt und Wohlleben-Aushil­fsvertei­di­ger Maik Bun­zel nahe — unter anderem als Musik­er für das Neon­azipro­jekt “Has­s­ge­sang”.
So deut­lich wie mit dem aktuellen Beweisantrag hat die Vertei­d­i­ung im NSU-Prozess bish­er sel­ten erken­nen lassen, dass sie selb­st neon­azis­tis­chem Gedankengut nach­hängt. Der Beweisantrag wurde im Gerichtssaal von Olaf Klemke vor­ge­tra­gen. Aus Protest gegen diese Pro­pa­gan­da ver­ließen etliche Nebenklage-Vertreter*innen den Ver­hand­lungssaal.
Neben­klägervertreterin Seda Basay-Yildiz kom­men­tierte: „Logis­che Kon­se­quenz dessen, was in diesem Antrag vertreten wird, ist die mil­lio­nen­fache Vertrei­bung von Men­schen aus Deutsch­land – oder ihre Ermor­dung, wie es der NSU getan hat.“

So präsenitert sich Olaf Klemke auf seiner Homepage. Screenshot: olaf-klemke.de
So präsen­tiert sich Olaf Klemke auf sein­er Home­page. Screen­shot: olaf-klemke.de

Dass aus­gerech­net der Cot­tbusser Klemke den Antrag im Gericht vorstellte und mit­trug, ist insofern inter­es­sant, als das dieser sich im Gegen­satz zu den anderen Wohlleben-Verteidiger*innen bish­er nicht als Neon­azi ver­standen wis­sen wollte. Im Inter­view mit der “Lausitzer Rund­schau” betonte Klemke 2013, dass er jedes Man­dat annehme, und darum eben auch Rechte vertei­di­ge. Ein Sze­nean­walt sei er deshalb nicht: “Ich lehne diese Zuschrei­bung ab.” Auch mit dem Begriff “Neon­azi” habe er Prob­leme: “Weil alles, was sich rechts von CDU/CSU bewegt, gle­ich als Neon­azi beze­ich­net wird. Ich habe in meinem Leben aber sel­ten echte Neon­azis getrof­fen.” Sich selb­st ver­ste­he Klemke als “Patri­oten”.
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Antifaschismus Geschichte & Gedenken Law & Order

Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Potsdam

Am 27.1.2017 ver­sam­melten sich ca. 120 Antifaschist_innen am Mah­n­mal für die Opfer des Faschis­mus am Platz der Ein­heit in Pots­dam und gedacht­en gemein­sam an die Befreiung von Auschwitz vor 72 Jahren und die Ver­brechen Nazideutschlands.
Der Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes, Bund der Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten Pots­dam hielt dabei einen Rede­beitrag, der an die Entste­hung des KZ’s aber auch die Entwick­lung und Zus­pitzung des Anti­semitismus im dama­li­gen Deutsch­land erin­nerte und die Zuhörer_innen auf­forderte solche Zustände niemals wieder zuzulassen.
Darauf­fol­gend ver­lass ein Mit­glied des Rollerder­by-Teams Pots­dam einen sehr per­sön­lichen Rede­beitrag, der vor allem Frauen in den Konzen­tra­tionslagern und ganz beson­ders zwei Widerstandkämpfer_innen aus Auschwitz gewid­met war, die mit ihrer Arbeit bei einem Auf­s­tand dazu beitru­gen ein Kre­ma­to­ri­um zu spren­gen und damit zumin­d­est das Mor­den zu verlangsamen.
Nach einem kurzen Gedicht und ein­er Schweigeminute zogen die Teil­nehmende dann zum Sow­jet­fried­hof am Bass­in­platz um nach einem kurzen Musik­stück, den dort begrabenen Soldat_innen der Roten Armee zu gedenken und an ihren his­torischen Sieg über Nazideutsch­land zu erin­nern. Auch wurde in ein­er Rede der Emanzi­pa­torischen Antifa Pots­dam deut­lich gemacht, dass Erin­nern und Gedenken ger­ade in Zeit­en eines wach­senden Neo­faschis­mus und Recht­spop­ulis­mus immer auch den alltäglichen Kampf und die Auseinan­der­set­zung beinhaltet.
Im Anschluss daran fand im KuZe noch einen Infor­ma­tionsver­anstal­tung des Rollerder­by-Teams Pots­dam mit der His­torik­erin Susanne Willems statt, die für die Anwe­senden die Geschichte des Konzen­tra­tionslagers Auschwitz beein­druck­end und detail­re­ich nachzeichnete.
Judith Block von der EAP sagte vor allem im Hin­blick auf die große Beteiligung:
“Antifaschis­tis­che Gedenkkul­tur ist in Pots­dam ein wichtiger Teil für unser Selb­stver­ständ­nis und das Gedenken an die Ver­brechen des NS bleiben uns Mah­nung und Verpflich­tung. Wir wer­den dafür ein­treten und kämpfen, dass sich dies niemals wieder­holen kann. Egal ob Nazi­parteien wie NPD, der dritte Weg, freie Kam­er­ad­schaften oder die Faschis­ten von der AfD. Wir wer­den auch 2017 entschlosse­nen Wider­stand leisten!

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Antifaschismus

Märkische Skinheads” wollen Konzert in „Mitteldeutschland“ veranstalten

20170325_brdINFORIOT Unter dem Mot­to „furor teu­ton­i­cus“ wird zurzeit ein Neon­azikonz­ert mit vier Bands in “Mit­teldeutsch­land” bewor­ben. Hin­ter dem Event, das am 25. März stat­tfind­en soll, ste­ht ver­mut­lich eine Bran­den­burg­er Struk­tur. Ein­er der angekündigten Bands wer­den Kon­tak­te zum NSU-Kern­trio nachge­sagt. Die Bewer­bung des Konz­ertes erfol­gt auf inter­nen Kanälen — auf einem entsprechen­den Fly­er prangt der Warn­hin­weis: “Keine Veröffentlichung!”
Band mit NSU-Kontakt
Für die Ver­anstal­tung sind drei Recht­srock-Bands “und eine weit­ere” angekündigt: “Blutzeu­gen” aus Sach­sen, die den Ham­mer­skins nah­este­hen­den “D.S.T.” („Deutsch, Stolz, Treue“) aus Berlin und “White Resis­tance” (über­set­zt: “weißer Wider­stand”) aus dem Kreis Zwickau.
Nach Infor­ma­tio­nen des Infokollek­tivs G3 gehört “White Resis­tance” zum Spek­trum der ver­bote­nen „Blood & Hon­our Divi­sion Deutsch­land“, einem Net­zw­erk, welch­es das NSU-Trio unter­stützt haben soll. Der Bands wird sog­ar nachge­sagt, Kon­tak­te zu den 1998 unter­ge­taucht­en Uwe Böhn­hardt, Uwe Mund­los und Beate Zschäpe besessen zu haben.
Als Haupt­band dürfte beim geplanten Konz­ert hinge­gen die Band “Blutzeu­gen” die meis­ten Inter­essierten anlock­en. Die Met­al­core­band gilt seit ihrem 2014 erschiene­nen Album “Völkisch Ortho­dox” als eine der pop­ulärsten jün­geren Bands in der mil­i­tan­ten Neon­aziszene. Die Berlin­er “D.S.T.” hinge­gen sind Vet­er­a­nen. 1995 erschien der erste Ton­träger der Band um Sänger Peter B. Mehrere “D.S.T.”-CDs sind strafrechtlich rel­e­vant, sie enthal­ten volksver­het­zende, den Nation­al­sozial­is­mus glo­ri­fizierende und anti­semi­tis­che Liedtexte.
Die Recht­srock-Con­nec­tion um die “Märkischen Skin­heads 88”
Auf dem Fly­er zur geplanten Ver­anstal­tung prangt das Logo der bran­den­bur­gis­chen Neon­azi-Gruppe „MS88“ („Märkische Skin­heads 88“). Die “MS88” dürften also hin­ter der Organ­i­sa­tion des Konz­erts ste­hen. Als wichtige Fig­ur in diesem Zusam­men­hang gilt der Vel­tener NPD-Stadtverord­nete Robert Wolin­s­ki, der in der Ver­gan­gen­heit für die “MS88” als Konz­er­tan­melder fungierte. Nach eige­nen Angaben ver­ste­hen sich die „MS88“ als „Label und Ver­anstal­tungs­di­enst“, der neben einzel­ner Konz­erte auch Touren mit deutschen und inter­na­tionalen Bands aus­richtet, sowie entsprechen­des Mer­chan­dis­ing vertreibt. Neuerd­ings führt “MS88” auf Face­book auch Fanzine-artige Inter­views mit Bands und Kün­stlern der Recht­srock-Szene. Jüngst inter­viewten “MS88” beispiel­sweise den Pots­damer Uwe „Uwocaust“ Men­zel, eine zen­trale Fig­ur der Recht­srock-Szene in Brandenburg.
Zumin­d­est, was den Ver­trieb von neon­azis­tis­chen Liedgut ange­ht, geri­et Robert Wolin­s­ki bere­its in der Ver­gan­gen­heit ins Visi­er von Ermit­tlungs­be­hör­den. Im Zuge der Ermit­tlun­gen wegen indiziert­er Ton­träger gegen „D.S.T“ wurde ein CD-Depot in ein­er Garage von Robert Wolin­s­ki in Vel­ten aus­ge­hoben. Dort wur­den ver­sand­fer­tige CDs von D.S.T. beschlagnahmt. Weit­ere Ton­träger verkaufte er über das neon­azis­tis­che „Thiazi“-Forum.

Härtester Neonazismus: Cover von Veröffentlichungen von "Blutzeugen", "D.S.T." und "White Resistance" - diese Bands sollen am 25. März auftreten
Härtester Neon­azis­mus: Cov­er von Veröf­fentlichun­gen von “Blutzeu­gen”, “D.S.T.” und “White Resis­tance” — diese Bands sollen am 25. März auftreten

Ver­anstal­tung­sort wird geheimgehalten
Wo das aktuelle Konz­ert am 25. März genau stat­tfind­en soll, ist bish­er nicht bekan­nt. Erst nur eine unge­fähre Ort­sangabe zu nen­nen (“Mit­teldeutsch­land”), ist eine gängige Vorge­hensweise im kon­spir­a­tiv agieren­den Neon­azi-Musik­busi­ness. Wer im Vorverkauf eine Karte erste­ht, wird unmit­tel­bar vor dem Konz­ert an einen Schleusungspunkt gelotst und erst dort über den tat­säch­lichen Aus­rich­tung­sort informiert. Auf diese Art und Weise kam auch das Schweiz­er Konz­ert vor allem Bran­den­burg­er Bands im ver­gan­genen Okto­ber zus­tande, bei dem 5.000 Neon­azis zu Gast waren. Zulet­zt ver­suchte Wolin­s­ki im ver­gan­genen Juni, ein Konz­ert auf dem Neon­azigelände in Finow­furt auszurichten.
Inter­na­tionale Kontakte
Szenekenner_innen gehen davon aus, dass Robert Wolin­s­ki inter­na­tionale Recht­srock-Szene-Kon­tak­te pflegt, unter anderem zu den mil­i­tan­ten Net­zw­erken „Blood & Hon­our“ und „Ham­mer­skins“. Zusam­men mit dem NPD-Funk­tionär Maik Schnei­der, der sich derzeit für den Brand der Nauen­er Turn­halle in Pots­dam vor Gericht ver­ant­worten muss, nahm Wolin­s­ki im Feb­ru­ar 2014 an dem „Day of Hon­our“ in Budapest teil. Die Ver­anstal­tung find­et jährlich statt in Gedenken an die „Kesselschlacht“ von Budapest 1945, bei der SS-Sol­dat­en gemein­sam mit faschis­tis­chen ungarischen Ein­heit­en erfol­g­los ver­sucht­en, dem Kessel der Roten Armee zu ent­fliehen. Der Auf­marsch wurde in der Ver­gan­gen­heit von „Blood & Hon­our“ organisiert.
Jüngst bewar­ben die “MS88” auch eine “Hammerskins”-Veranstaltung in Schwe­den. Inter­na­tionale Recht­sRock-Bands trat­en wiederum bei Ver­anstal­tun­gen der “MS88” auf. Im Dezem­ber des ver­gan­genen Jahres ver­anstal­teten sie eine „Lit­tle-Pussy-Tour“ für die schwedis­che Recht­srock-Band „Pit­tbull­farm“ durch die Bun­desre­pub­lik. Auch Uwe Men­zel begleit­ete die Tour mit seinen musikalis­chen Projekten.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Solidarität statt Angst!

Etwa 120 schwarz gek­lei­dete und ver­mummte Neon­azis zogen am ver­gan­genen Fre­itag den 13.01.2017 unangemeldet durch die Cot­tbuser Innen­stadt. Sie zün­de­ten Pyrotech­nik und hin­ter­ließen auf der Route frem­den­feindliche Fly­er. Dieses mar­tialis­che Auftreten sollte eigene Stärke ver­mit­teln und die Cot­tbuser Zivilge­sellschaft, vor allem Migrant*innen und Antifaschist*innen, einschüchtern.
Recht­sruck in Cottbus
Die NPD hat in Cot­tbus an Bedeu­tung ver­loren. Das wird jedes Jahr an der abnehmenden Zahl der Teil­nehmenden bei ihrer Aktion anlässlich des 15. Feb­ru­ar deut­lich. Trotz gescheit­ertem NPD-Ver­botsver­fahren sehen wir uns mit einem viel größeren Prob­lem kon­fron­tiert – ein Recht­sruck, der auch in Cot­tbus deut­lich zu spüren ist. Die Strate­gie der NPD zum Erlan­gen der poli­tis­chen Macht in Deutschland(1), scheint derzeit eine Umset­zung zu erfahren – allerd­ings nicht mit ihrer Partei in führen­der Posi­tion. Im „Kampf um die Par­la­mente“ ist die AfD erfol­gre­ich­er als die NPD jemals zuvor. Den „Kampf um die Köpfe“ führen die soge­nan­nten „Identitären“.(2) Dem „Kampf um die Straße“ haben sich die mask­ierten Nazis am 13.01. in Cot­tbus ver­schrieben. Ähn­lichkeit­en zur 2012 ver­bote­nen „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ („Spreelichter“) wur­den sichtbar.
Defend Diver­si­ty – Vielfalt verteidigen!
Der spon­tane Auf­marsch von Neon­azis darf nicht als Einzelphänomen betra­chtet wer­den. Er ist Aus­druck ein­er recht­en Eskala­tion­sstrate­gie, die sich aus einem in der Gesellschaft weit ver­bre­it­eten Frem­den­hass und Autori­taris­mus speist. Das Zusam­men­wirken rechter Kräfte auf ver­schiede­nen Ebe­nen bedeutet eine große Gefahr. Sie wollen eine Monokul­tur, die keine Entwick­lung mehr zulässt. Deswe­gen rufen wir alle dazu auf: lasst uns die Vielfalt vertei­di­gen – Defend Diver­si­ty! Antifaschis­mus ist heute so notwendig wie schon lange nicht mehr. Engagiert euch! Redet mit euren Fre­un­den und Nach­barn! Bildet eigene Grup­pen und Struk­turen. Dem Recht­sruck kön­nen wir nur mit ein­er bre­it­en Bewe­gung der gegen­seit­i­gen Sol­i­dar­ität entgegentreten.
Wir vom Bünd­nis „Cot­tbus Naz­ifrei“ und „Cot­tbus beken­nt Farbe“ wollen auch in diesem Jahr am 15. Feb­ru­ar wieder ein Zeichen set­zen. Kommt zu unser­er Demon­stra­tion und set­zt euch gemein­sam mit uns für ein vielfältiges und lebenswertes Cot­tbus ein!
Infos: Cot­tbus Naz­ifrei | Face­book: Cot­tbus stellt sich quer 
(1)Vier-Säulen-Konzept: Konzept zum Erwirken der poli­tis­chen Macht, wobei es ver­schiedene „Kämpfe“ gle­ichzeit­ig zu führen gilt: 1. Kampf um die Par­la­mente, 2. Kampf um die Straße, 3. Kampf um die Köpfe, 4. Kampf um den organ­isierten Willen. Mehr dazu 
(2)„Identitäre Bewe­gung“: neu-rechte Jugend­be­we­gung, die ver­sucht, den Recht­sex­trem­is­mus zu mod­ernisieren; Erken­nungsmerk­mal: Slo­gan „Defend Europe“, für Cot­tbus abge­wan­delt zu „Defend Cot­tbus“. Mehr dazu 

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