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Aufruf zu einem Schritt gegen Gewalt gegen Frauen: keine Lager für Frauen!

 

Women in Exile and Friends’ haben den “Aufruf zu einem Schritt gegen Gewalt gegen Frauen: Keine Lager für Frauen!” ini­ti­iert, der von vie­len Organ­i­sa­tio­nen als Erstunterzeichner_innen unter­stützt wird. Anlässlich des 25.11.2013, dem inter­na­tionalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, fordern sie die Abschaf­fung der Lager für Flüchtlinge und ins­beson­dere die Unter­bringung von Frauen in Wohnungen.

[Eng­lish below]


 

*Der Apell kann hier unterze­ich­net wer­den: hier*

Aufruf zu einem Schritt gegen Gewalt gegen Frauen: keine Lager für Frauen!*

In den let­zten Monat­en haben wir viel Aggres­sion und manch­mal sog­ar Gewalt von Recht­sradikalen gegen Unterkün­fte für Flüchtlinge gese­hen und wir haben auch gese­hen, dass viele Linke und Men­schen­recht­sak­tivistIn­nen und viele andere Teile der Zivilge­sellschaft aktiv waren, um Unterkün­fte für Flüchtlinge zu vertei­di­gen und ihre Sol­i­dar­ität mit Flüchtlin­gen auszu­drück­en.

Wenn Flüchtlinge in Sam­melun­terkün­ften leben müssen, sind sie immer Gewalt aus­ge­set­zt. Denn das bedeutet eine Tren­nung von anderen Teilen der Gesellschaft und macht Flüchtlinge verwundbar.

Dies ist ein­er der Gründe, warum wir und viele andere Flüchtlingsak­tivistIn­nen seit vie­len Jahren sagen: Kein Lager! Wir wollen wie alle anderen in Woh­nun­gen leben!

Wir betra­cht­en die Unter­bringung in Lagern als eine Ver­let­zung unser­er Rechte, weil wir so nicht entschei­den kön­nen, wo und wie wir leben. Die Behör­den brin­gen uns in Gebäu­den in den Rand­bezirken der Städte unter und diese Aus­gren­zung bringt viele Men­schen dazu zu glauben, dass mit Flüchtlin­gen etwas falsch ist oder etwas von ihnen zu befürcht­en ist.

Trotz­dem pla­nen die Behör­den im ganzen Land neue Lager und das lässt die Span­nun­gen weit­er wach­sen. Dieser Druck und die Gewalt von außen hat auch Kon­se­quen­zen für die Sit­u­a­tion im Lager: Sie führt nicht nur zu Krankheit­en, zu Depres­sio­nen und Stress, son­dern auch zu physis­ch­er und psy­chis­ch­er Gewalt unter den Ein­wohner­In­nen. Frauen und Kinder lei­den darunter am meisten.

*Dies ist ein­er der Gründe, warum wir sagen: Kein Lager für Frauen!* In Sam­melun­terkün­ften gibt es keine Pri­vat­sphäre, keinen geschützten Raum. Die Zim­mer sind von mehreren Per­so­n­en belegt, Küchen und San­itär­räume müssen mit vie­len Bewohner­In­nen geteilt wer­den. Oft sind lange Flure in anstalt­sähn­lichen Unterkün­ften (z. B. ehe­ma­li­gen  Kaser­nen) zu durch­queren, um die Dinge zu tun, die andere Frauen alltäglich in ihren pri­vat­en “vier Wän­den” ver­richt­en. Das erhöht die Gefahr, Opfer von Über­grif­f­en und Gewalt zu wer­den und der All­t­ag wird von Äng­sten bestimmt.

Deshalb fordern wir von allen Entschei­dungsträgerIn­nen: Machen Sie es möglich, dass Flüchtlings­frauen Woh­nun­gen bekommen!

Wir fordern von der Bun­desregierung: Been­den Sie ihre rück­wärts­ge­wandte Abschreck­ungspoli­tik der 90er-Jahre, die das Ziel hat, Flüchtlinge von der Ein­reise nach Deutsch­land abzuhal­ten oder sie zum Zurück­kehren zu zwin­gen. Schaf­fen Sie das Bun­des­ge­setz zur Unter­bringung von Flüchtlin­gen ab! 

Wir fordern von den Lan­desregierun­gen: Erlassen Sie lan­desweite Regelun­gen, die die Land­kreise und Bezirke anweisen, Flüchtlinge in Woh­nun­gen unterzubrin­gen — vor allem die Frauen und Kinder!

Wir fordern von den lokalen Behör­den: Inte­gri­eren Sie Flüchtlinge in Ihre Land­kreise und  Bezirke, indem Sie ihnen die Möglichkeit geben, in Woh­nun­gen — wo immer sie wollen — zu leben!

Wir appel­lieren an alle Frauenor­gan­i­sa­tio­nen und fem­i­nis­tis­chen Organ­i­sa­tio­nen, die Aktio­nen am 25. Novem­ber, dem inter­na­tionalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, pla­nen: Bezieht die Bedürfnisse von Flüchtlings­frauen mit ein und set­zt unsere Forderun­gen mit auf die Tage­sor­d­nung!

Wir appel­lieren an alle anti­ras­sis­tis­chen und Men­schen­recht­sor­gan­i­sa­tio­nen: Unter­stützt uns und unsere Forderun­gen und plant eine Aktion am 25. 11., dem inter­na­tionalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, oder schließt euch ein­er Aktion am 25. Novem­ber an!

 

*Erstun­terze­ich­ner­In­nen:*

Afrique-Europe-Inter­act, europäis­che Sektion

AGISRA Köln e.V. (Arbeits­ge­mein­schaft gegen inter­na­tionale sex­uelle und

ras­sis­tis­che Aus­beu­tung e.V.)

Amadeu Anto­nio Stiftung

Anti­ras­sisitsche Ini­tia­tive e.V., Berlin

bff: Bun­desver­band Frauen­ber­atungsstellen und Frauen­notrufe — Frauen

gegen Gewalt e.V.

Bünd­nis gegen Lager Berlin/Brandenburg

BUKO (Bun­desko­or­di­na­tion Internationalismus)

Die Ver­anstal­terin­nen des Interkul­turellen Frauen­musik­fes­ti­vals im Hunsrück

filia.die Frauen­stiftung

Flüchtlings­be­we­gung Sach­sen-Anhalt ( KARAWANE für die Rechte der

Flüchtlinge und Migran­tInnen Wittenberg)

Flüchtlingsrat Bay­ern

Flüchtlingsrat Bran­den­burg

Flüchtlingsrat Ham­burg e.V.

Flüchtlingsrat Nieder­sach­sen

Flüchtlingsrat NRW e.V.

Flüchtlingsrat Thürin­gen e.V.

Frauen*-Internationalismus-Archiv Dort­mund

Inter­na­tionales Frauen­café Imedana e.V., Nürnberg

ISD-Bund e.V. (Ini­tia­tive Schwarze Men­schen in Deutschland)

Komi­tee für Grun­drechte und Demokratie

Lan­desar­beits­ge­mein­schaft (LAG) autonomer Frauen­notrufe in Rheinland-Pfalz

LesMi­graS, Berlin

Les­ben­ber­atung Berlin e.V.

Lia, Frauen­pro­jekt des Flüchtlingsrat Bayern

Öku­menis­che Bun­de­sar­beits­ge­mein­schaft Asyl in der Kirche e.V.

PAN African Women‘s Empow­er­ment a Lib­er­a­tion — Organ­i­sa­tion (Paw­lo

Ger­many) e.V.

Redak­tion­skollek­tiv Kramp­fad­er, Kassel

Redak­tion Labour­Net Germany

Refugees Eman­ci­pa­tion e.V.

Wagen­platz Schwarz­er Kanal, Berlin

Welt­frauen­marsch — Marche Mon­di­ale des Femmes Koor­di­na­tion Deutschland

Women in Exile and Friends

ZIF-Zen­trale Infor­ma­tion­sstelle Autonomer Frauenhäuser



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Women in Exile & Friends ini­ti­at­ed the appeal “*Call for a step against vio­lence against women: no Lager for women!*” which is sup­port­ed by many organ­i­sa­tions as ini­tial sig­na­to­ries. *On the occa­sion of the 25/11/2013, the inter­na­tion­al day against vio­lence against women, we demand from all deci­sion-mak­ers to abol­ish the Lagers for refugees and accom­mo­date espe­cial­ly refugee women in flats.

*You can sign the appeal: here*


Call for a step against vio­lence against women: No Lager  for Women!*

In the last months we have seen a lot of aggres­sion and some­times even vio­lence by right wing groups against col­lec­tive accom­mo­da­tion for refugees and we have also seen many left wings and human rights activists and many oth­er parts of the civ­il soci­ety being active in defend­ing col­lec­tive accom­mo­da­tion for refugees and express­ing their sol­i­dar­i­ty with refugees. When refugees have to live in col­lec­tive accom­mo­da­tion they are always exposed to vio­lence, because it is seg­re­gat­ing them from oth­er parts of the soci­ety and this is mak­ing them vulnerable.

This is one of the rea­sons why we and many oth­er refugee activists have been say­ing for many years: No Lager! We want to live like every­body  else in flats!

We con­sid­er the accom­mo­da­tion in Lagers to vio­late our rights because we can­not deter­mine where and how we live. The author­i­ties put us in build­ings on the out­skirts of the cities. Because of this seg­re­ga­tion, many peo­ple tend to believe there is some­thing wrong or some­thing to be feared from the refugee com­mu­ni­ty. Regard­less of this the author­i­ties all over the coun­try are plan­ning new Lagers and this is rais­ing the  ten­sions even more.

This pres­sure and the out­side aggres­sion also has an impact on the sit­u­a­tion inside the Lager: It leads not only to depres­sions and stress but also to phys­i­cal and psy­cho­log­i­cal vio­lence amongst the inhab­i­tants. Women and Chil­dren are suf­fer­ing most from this. 

This is one of the rea­sons why we are say­ing: No Lager for Women!

In col­lec­tive accom­mo­da­tion we have no pri­va­cy, no safe space. The  rooms, the kitchens and san­i­tary instal­la­tions are shared by many  peo­ple. Often refugee women have to go through long cor­ri­dors to do their dai­ly rou­tines which oth­er women do in the pri­va­cy of their own  homes. This increas­es the risk to become a vic­tim of harass­ment, assaults and vio­lence and the dai­ly life is influ­enced by fears.

There­fore we demand from all deci­sion mak­ers: Make it pos­si­ble that refugee women get flats!

We demand from the fed­er­al gov­ern­ment: Step back from your back­ward poli­cies of the 90ies which have the aim to keep refugees from enter­ing Ger­many or to force them to leave again. Abol­ish the nation-wide law on accom­mo­da­tion of refugees!

We demand from the state author­i­ties: Give direc­tives to the dis­tricts that they should accom­mo­date refugees in flats — first of all the women and chil­dren!

WE demand from the local author­i­ties: Inte­grate refugees in your dis­tricts by giv­ing them the choice to live in flats wher­ev­er they want!

We appeal to all fem­i­nist and women’s organ­i­sa­tions who plan actions on the 25th of Novem­ber, the inter­na­tion­al day against vio­lence against women, to include the needs of refugee women and to put our demands on their agen­da!

We as well appeal to all antiracist and human rights organ­i­sa­tions to sup­port our demands and to plan or join an action on the 25th of November.

*Ini­tial signatories*:

Afrique-Europe-Inter­act, europäis­che Sektion

AGISRA Köln e.V. (Arbeits­ge­mein­schaft gegen inter­na­tionale sex­uelle und

ras­sis­tis­che Aus­beu­tung e.V.)

Amadeu Anto­nio Stiftung

Anti­ras­sisitsche Ini­tia­tive e.V., Berlin

bff: Bun­desver­band Frauen­ber­atungsstellen und Frauen­notrufe — Frauen

gegen Gewalt e.V.

Bünd­nis gegen Lager Berlin/Brandenburg

BUKO (Bun­desko­or­di­na­tion Internationalismus)

Die Ver­anstal­terin­nen des Interkul­turellen Frauen­musik­fes­ti­vals im Hunsrück

filia.die Frauen­stiftung

Flüchtlings­be­we­gung Sach­sen-Anhalt ( KARAWANE für die Rechte der

Flüchtlinge und Migran­tInnen Wittenberg)

Flüchtlingsrat Bay­ern

Flüchtlingsrat Bran­den­burg

Flüchtlingsrat Ham­burg e.V.

Flüchtlingsrat Nieder­sach­sen

Flüchtlingsrat NRW e.V.

Flüchtlingsrat Thürin­gen e.V.

Frauen*-Internationalismus-Archiv Dort­mund

Inter­na­tionales Frauen­café Imedana e.V., Nürnberg

ISD-Bund e.V. (Ini­tia­tive Schwarze Men­schen in Deutschland)

Komi­tee für Grun­drechte und Demokratie

Lan­desar­beits­ge­mein­schaft (LAG) autonomer Frauen­notrufe in Rheinland-Pfalz

LesMi­graS, Berlin

Les­ben­ber­atung Berlin e.V.

Lia, Frauen­pro­jekt des Flüchtlingsrat Bayern

Öku­menis­che Bun­de­sar­beits­ge­mein­schaft Asyl in der Kirche e.V.

PAN African Women‘s Empow­er­ment a Lib­er­a­tion — Organ­i­sa­tion (Paw­lo

Ger­many) e.V.

Redak­tion­skollek­tiv Kramp­fad­er, Kassel

Redak­tion Labour­Net Germany

Refugees Eman­ci­pa­tion e.V.

Wagen­platz Schwarz­er Kanal, Berlin

Welt­frauen­marsch — Marche Mon­di­ale des Femmes Koor­di­na­tion Deutschland

ZIF-Zen­trale Infor­ma­tion­sstelle Autonomer Frauenhäuser


Women in Exile & Friends

nolager4women@riseup.net


 

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(Anti-)Rassismus

Geplantes Asylheim in Premnitz: Befürwortung, trotz Ängste

Es war kein Heim­spiel für den havel­ländis­chen Lan­drat Burkhard Schröder (SPD), gestern bei der Infor­ma­tionsver­anstal­tung des Land­kreis­es zum Umbau der ehe­ma­li­gen Förder­schule in der Wald­straße zum Heim für Asyl­suchende in Prem­nitz. Den­noch war der Kreis­chef um Sach­lichkeit und eine trans­par­ente Darstel­lung des Entschei­dung­sprozess­es bemüht. Dazu hat­te er sich auch seinen Sozialdez­ern­ten Wolf­gang Gall sowie einen Vertreter aus der Kreis­baube­hörde als Ver­stärkung mit­ge­bracht. Weit­er­hin nah­men der Bürg­er­meis­ter von Prem­nitz, Roy Wal­len­ta, und Lutz Gün­del, Leit­er der Polizei­in­spek­tion Havel­land, auf dem Podi­um platz. 

Nach ein­er kurzen Vorstel­lungsrunde leit­ete Lan­drat Schröder mit all­ge­meinen Grund­sätzen zur Asylpoli­tik und der Rolle des Land­kreis­es in der Prax­is die Ver­anstal­tung ein. Daran knüpfte anschließend Sozialdez­er­nent Gall an und informierte über die aktuellen Migra­tionsströme im Havel­land. Dem­nach sind im Rathenow­er Flüchtling­sheim am Birken­weg zurzeit 217 Asyl­suchende unterge­bracht, unge­fähr dop­pelt soviel wie nor­mal. Die daraus entste­hen­den Wohn­rau­meng­pässe soll­ten nun durch die Anmi­etung von Woh­nun­gen wett gemacht wer­den. Allerd­ings weit­ge­hend erfol­g­los. Nur einige Fam­i­lien aus Syrien kon­nten im Raum Falkensee in Woh­nun­gen unterge­bracht wer­den, so der Lan­drat zwis­chen­durch. In Prem­nitz hinge­gen lagen keine entsprechen­den Ange­bote von Woh­nungsgenossen­schaften vor, so dass eben auf die ehe­ma­lige Förder­schule in der Wald­straße als krei­seigene Immo­bilie zurück­ge­grif­f­en wurde. Unge­fähr 90 Flüchtlin­gen soll dieses Objekt nun als Unterkun­ft dienen, so Sozialdez­er­nent Gall. Wobei die Aus­rüs­tung des Heimes nur auf das nötig­ste beschränkt sei, so der Vertreter der Baube­hörde. Es werde mehrere 2 bis 3 Bettz­im­mer sowie 2 Küchen und 1 Kinderz­im­mer geben. Baube­ginn sei der 4. Novem­ber,  Fer­tig­stel­lung­ster­min im April 2014 und der Umbau zum Heim somit beschlossene Sache, wie Lan­drat Schröder bekräftigte.

Diskus­sion führt zur Befür­wor­tung des Asylheimes

Ger­ade aber dieser, in Prem­nitz offen­bar, als her­risch emp­fun­dene Entschei­dung­sprozess stieß auch gestern wieder auf Unver­ständ­nis. Bürg­er­meis­ter Roy Wal­len­ta äußerte laut, dass er sich vom Kreis in sein­er Kom­pe­tenz über­gan­gen fühlte und ern­tete dafür den Applaus der anwe­senden Bürger_innen. Die melde­ten sich nun auch zu Wort und beschw­erten sich eben­falls über die offen­bar als Bevor­mundung emp­fun­dene Art und Weise der Entschei­dungs­find­ung. Zudem wurde die ehe­ma­lige Förder­schule als ungeeignet bemän­gelt und auf mod­ernere Ersat­zlö­sun­gen hingewiesen. Der Kreis kon­terte mit man­gel­nden tat­säch­lichen Ange­boten und der fehlen­den Bere­itschaft der Bürger_innen bei Zeit­en darauf hinzuweisen. Kurzzeit­ig entwick­elte sich nun ein „Schwarze-Peter-Spiel“ zwis­chen Kreis, Stadt und Bürger_innen, welch­es hin­sichtlich der Brisanz des The­mas eigentlich unwürdig war.

Erst ein Zwis­chen­ruf, dass es in der Diskus­sion let­z­tendlich auch um Men­schen geht, die Hil­fe benöti­gen, führte bei vie­len Bürger_innen langsam zur Besin­nung. Eine Frau meldete sich nun zu Wort und appel­lierte an die Veranstaltungsteilnehmer_innen, die Entschei­dung zum Heim­stan­dort hinzunehmen und nun­mehr dafür zu sor­gen, die Flüchtlinge würde­voll zu emp­fan­gen. Sie kön­nten schließlich eine Bere­icherung für die demografisch geschwächte Region sein. Der Saal applaudierte!

Auch zwei andere Ver­anstal­tung­steil­nehmer trat­en nun als Für­sprech­er der Asyl­suchen­den auf. Eine gemein­same Willkom­mensfeier und weit­ere städte­bauliche Maß­nah­men im Umfeld des Heimes wur­den angeregt. Die Flüchtlinge seien schließlich Gäste und die müsse men­sch auch so behan­deln. Sie sollen sich schließlich sich­er fühlen und nicht ständig, im Hin­blick auf die ver­wahrlosten Grund­stücke  in der benach­barten Friedrich Engels Straße, an Kriegs­ge­bi­ete erin­nert werden.

Den­noch bleibende Ängste 

Neben der Stan­dort­frage waren aber auch Sicher­heit­saspek­te Kern­punk­te der Diskus­sion. Eine junge Frau ver­langte dies­bezüglich eine Stel­lung­nahme zum Bran­dan­schlag auf das geplante Heim, weil sie sich an das Pogrom in Ros­tock-Licht­en­hagen von 1992 erin­nert sah. Dies ver­suchte der Lan­drat jedoch dadurch zu entkräften, dass die Brand­s­tiftung in Prem­nitz lediglich ein banaler Con­tainer­brand gewe­sen sei, der irgend­wie auf die Ein­gangstür des Gebäudes überge­grif­f­en habe. Ver­harm­lo­sung hat halt an eini­gen Stellen Tra­di­tion, in ein­er Region, die seit Jahren um ihr Image kämpft. Insofern rügte Lan­drat Schröder auch das Innen­min­is­teri­um, welch­es nach dem Bran­dan­schlag fest­stellte, dass die Region Rathenow-Prem­nitz ein Schw­er­punkt neon­azis­tis­ch­er Gewalt ist. Dies sehe der Lan­drat nicht so.

Die Stadt bzw. einzelne Abge­ord­nete nutzten die Chance jedoch und erk­lärten, dass sie gegen Aus­län­der­feindlichkeit und auf jeden Fall für die Auf­nahme der Flüchtlinge seien. 

Trotz­dem blieben bei eini­gen Bürger_innen offen­bar Äng­ste und Vorurteilschemen erkennbar. Ein Mann fragte beispiel­sweise, welche Gefahr hinge­gen von einzel­nen Asyl­suchen­den aus­ge­he, ob beispiel­sweise mit religiösen Fanatik­ern zu rech­nen sei. Daraufhin ern­tete er vom Lan­drat den Vor­wurf der Aus­län­der­feindlichkeit. Der Mann wollte dies jedoch so nicht ste­hen lassen und  dis­tanzierte sich umge­hend von der neon­azis­tis­chen NPD. „Die“ seien, im Hin­blick auf den ras­sis­tisch motivierten Wahlkampf und der Kundge­bung der Partei vor Ort, „nur hier­her kom­men, um Bam­bule zu machen.“ 

Um zur Sach­lichkeit zurück­zukom­men gab der Lan­drat dann bekan­nt, dass sowohl die Sicher­heit der Flüchtlinge als auch die der Anwohner_innen, ähn­lich wie in Rathenow, durch einen 24-Stun­den-Wach­schutz am kün­fti­gen Heim garantiert werde. 

Auch Lutz Gün­del, als Vertreter der Polizei, bekräftigte, dass die Sicher­heit in der Region durch regelmäßige Streifen auf jeden Fall gewährleis­tet sei. Die Wache im benach­barten Rathenow sei 24 Stun­den am Tag beset­zt und zwei Streifen­wa­gen im Wachge­bi­et immer im Einsatz.

weit­ere Fotos: hier

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Antifaschismus

NACHT & TANZ & DEMO 2013

Es ist wie­der so­weit: Am 30. Ok­to­ber 2013 fin­det auch in die­sem Jahr eine Nacht & Tanz & Demo statt. Für ein gren­zen­lo­ses Leben ohne Ras­sis­mus wol­len wir die Stra­ßen der Stadt zu einem bun­ten Dance­floor wer­den las­sen. Ge­mein­sam haben wir am 15. Fe­bru­ar 2013 den Na­zi­auf­marsch in Cott­bus er­folg­reich ge­stoppt. Nun heißt es, daran an­zu­knüp­fen und die Füße nicht still zu halten.

Be­reits zum drit­ten Mal wer­den wir ge­mein­sam mit euch Cott­bus den Schlaf rau­ben. Schon in den bei­den letz­ten Jah­ren konn­ten wir zu­sam­men mit vie­len lo­ka­len Kul­tur-?Ak­teu­ren er­folg­reich be­wei­sen, das es in Cott­bus trotz eines brau­nen Sumpfs eine sehr le­ben­di­ge Kul­tur­sze­ne und viele Men­schen gibt, die kei­nen Bock auf Ras­sis­mus oder Dis­kri­mi­nie­rung haben.

Der An­lass ist nach wie vor ak­tu­ell: Men­schen in Cott­bus und Um­ge­bung wer­den jedes Jahr be­trof­fen von ras­sis­tisch mo­ti­vier­ten Be­schimp­fun­gen und Über­grif­fen. Neben aus­län­di­schen Stu­die­ren­den sind be­son­ders in Cott­bus le­ben­de Mi­gran­tIn­nen Ziel sol­cher An­fein­dun­gen. Immer wie­der müs­sen wir uns mit rech­ten Ver­an­stal­tun­gen oder Struk­tu­ren her­um­är­gern. Doch dies ge­schieht nicht nur durch rech­te Grup­pie­run­gen, son­dern auch durch all­täg­li­chen Ras­sis­mus aus der Gesellschaft.

Ge­mein­sam mit Be­trof­fe­nen, vie­len Men­schen, die aus wich­ti­gen Grün­den ihr Her­kunfts­land ver­las­sen und nach Eu­ro­pa kom­men und Un­ter­stüt­zern wol­len wir die Stra­ße nut­zen, um zu zei­gen, dass wir alle Men­schen auf die­sem einen Pla­ne­ten sind. Des­halb so­li­da­ri­sie­ren wir uns auch mit den ver­schie­de­nen Flücht­lings­pro­tes­ten. Wir wol­len keine Gren­zen – nicht in den Köp­fen und auch son­st nirgendwo.

Die tan­zen­de De­mons­tra­ti­on geht kreuz und quer durch die Cott­bu­s­er In­nen­stadt. Der Zug wird von einem Mu­sik-?Truck mit DJ ?s, Li­ve-?Acts und Per­for­man­ces sowie von ge­plan­ten und spon­ta­nen Ak­tio­nen be­glei­tet – ei­ge­ne Ideen sind aus­drück­lich erwünscht!

It ?s time to put on our danc­ing shoes and dance against ra­cism – again!

30. OKTOBER 2013 / PROGRAMM AB 18 UHR / BTU-CAMPUS


 

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Sonstiges

Solidaritätserklärung mit der „Freirauminitiative Frankfurt (Oder)“

Wir eracht­en es, eben­so wie die „Freirau­mini­tia­tive Frank­furt (Oder)“, als wichtig und notwendig, dass sich, in Zeit­en von Miet­steigerung, Gen­tri­fizierung und Weg­pla­nung link­er Kul­tur­ob­jek­te und Freiräume, derzeit vor allem sicht­bar in deutschen Großstädten, diesem wider­set­zt wird. Das sind Entwick­lun­gen, die zum Teil auch auf Frank­furt zukom­men wer­den, bere­its zugekom­men sind oder ger­ade bit­tere Gegen­wart sind. Die mit­tler­weile recht brach liegende Frank­furter Kul­tur­land­schaft war in Zeit­en der Wende und in den Jahren danach wesentlich geprägt von sozialen Pro­jek­ten. Wir begrüßen es, dass nach 24 Jahren Häuserkampf und 8 Jahre nach erfol­gre­ich­er Beset­zung und Räu­mung der „Vil­la Rosa“ der Kampf um linken Freiraum nach wie vor auch in unser­er Stadt lebendig ist, denn es kann nicht genü­gend Raum zum poli­tis­chen Aus­tausch und zur freien Ent­fal­tung geboten wer­den. Das Her­anwach­sen ein­er emanzi­pa­torischen und pro­gres­siv­en Jugend­kul­tur wird dadurch außer­dem wesentlich unter­stützt. Auf­grund vor­ge­nan­nter Aus­führun­gen ist die Forderung der „Freirau­mini­tia­tive Frank­furt (Oder)“ nach einem sozialen Zen­trum auch in unserem Inter­esse, denn diese haben auch in der kle­in­sten Stadt ihre Berech­ti­gung und vor allem Notwendigkeit. In Anbe­tra­cht der hohen Anzahl der dem Ver­fall hingegeben Gebäude im Stadt­bild stellt das unser­er Ansicht nach eine weitaus sin­nvollere Nutzungsalter­na­tive zu Abriss, gewerblich­er Nutzung und Mietraumver­lagerung dar. Zumal dies vor allem den Bere­ich im und um das Stadtzen­trum weitaus abwech­slungsre­ich­er und bunter gestal­ten würde und eine Alter­na­tive für Men­schen bieten kön­nte, die nicht mehr an kon­sumori­en­tiert­er Feierkul­tur inter­essiert sind. Wir rufen mit unser­er Sol­i­dar­ität­serk­lärung gle­ichzeit­ig sämtliche Parteien, Bünd­nisse, Ini­tia­tiv­en und Vere­ine auf, es uns gle­ich zu tun und sich mit der “Freirau­mini­tia­tive Frank­furt (Oder)” zu sol­i­darisieren! Frank­furt (Oder), den 9.10.2013

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Antifaschismus

Die Bierbar”: Ein Treffpunkt für Neonazis

Nach den recht­en Vor­fällen in dem Frank­furter Lokal “Die Bier­bar” in der Bergstraße 189, welche in einem neon­azis­tis­chen Lie­der­ma­cher­abend am 9. August gipfel­ten, scheint der Inhab­er Gui­do Tiet­gen wed­er Ein­sicht zu zeigen noch Besserung zu geloben. Auch seit­ens der Stadt gab es bish­er noch keine erkennbaren Reak­tio­nen. In ein­er Stel­lung­nahme in der Frank­furter Woch­enendzeitung “Blick­punkt” vom 14. Sep­tem­ber zweifelt der Inhab­er der “Bier­bar” an, dass ein rechter Lie­der­ma­cher­abend in seinem Lokal stattge­fun­den habe. Diese Zweifel wer­den durch die Ermit­tlun­gen des Staatss­chutzes wegen Volksver­het­zung und der Ver­wen­dung von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen sowie durch die Stel­lung­nah­men der Anwohner_innen entkräftet. Es scheint allein die Tol­er­anz, im schlimm­sten Falle die Akzep­tanz des Inhab­ers zu sein, die ihn diese Tat­sachen überse­hen lassen. Der Utopia e.V. fordert Kon­se­quen­zen für die “Bier­bar”, die offen­sichtlich recht­en Struk­turen einen Raum eröffnet, in dem sie sich ungestört tre­f­fen, rechtem Gedankengut Aus­druck geben und organ­isieren kön­nen. Öffentliche Räume dür­fen Neon­azis aber nicht über­lassen wer­den. Eine Dis­tanzierung und einen damit ver­bun­de­nen Auss­chluss von solchen Gästen ist daher das min­deste, was der Inhab­er leis­ten sollte.

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(Anti-)Rassismus

Teltow: Refugees (un)welcome?

INFORIOT — In den ver­gan­genen Wochen kam es zu mehreren Ein­schüchterun­gen und Über­grif­f­en auf Geflüchtete in Tel­tow (Pots­dam-Mit­tel­mark). Stick­er, welche den mus­lim­is­chen Glauben verunglimpfe­nen, wur­den teil­weise als Antifa-Stick­er getarnt und verklebt, eben­so wie NPD-Stick­er. Aus diesem Grund organ­isierten Geflüchtete aus Tel­tow und Unterstützer_innen aus Berlin und Bran­den­burg am ver­gan­genen Son­ntag eine Demon­stra­tion gegen “ras­sis­tis­che Het­ze und Gewalt” und für “eine offene und sol­i­darische Gesellschaft”. Ein weit­eres Ziel war die Ent­fer­nung der ras­sis­tis­chen Stick­er ent­lang der Demonstrationsroute.

Die Demon­stra­tion startete um 15:00 Uhr am Lager in der Pots­damer Straße 5. In Tel­tow lebende Geflüchtete führten die Demon­stra­tion an. Laut­stark lief der Aufzug in Rich­tung S‑Bahnhof Tel­tow Stadt. In ver­schiede­nen Rede­beiträ­gen macht­en Geflüchtete nicht nur auf die momen­tane bedro­hende Sit­u­a­tion aufmerk­sam, son­dern forderten auch ein Ende der unmen­schlichen Asylpoli­tik in Bran­den­burg und Deutschland.

Willkom­men­skul­tur in Teltow

Viele Anwohner_innen aus Tel­tow bzw. Besucher_innen des gle­ichzeit­ig stat­tfind­en­den Stadt­festes beobachteten die Demon­stri­eren­den. Einige äußerten sich abfäl­lig über Asyl­suchende, eine Per­son zeigte darüber hin­aus den “Hit­ler­gruß”. Auf Höhe der Pots­damer Straße 89b ver­sucht­en dann zwei ver­mummte Neon­azis die Demon­stra­tion abzu­fo­tografieren. Im Umfeld des Wohn­haus­es befan­den sich zudem eine Vielzahl an NPD-Stick­ern, welche von Demon­stri­eren­den ent­fer­nt wur­den, am Kreisverkehr beim Zeppelinufer/Teltower Damm wur­den weit­ere Stick­er ent­fer­nt. Auf diesen befan­den sich antimus­lim­is­che Darstel­lun­gen, welche mit dem Antifa-Logo verse­hen waren. Dass es sich hier­bei um von Rassist_Innen getarnte Pro­pa­gan­da han­delt, ist offensichtlich. 

Als die Demon­stra­tion am Bahn­hof been­det wurde, kam es zu ein­er weit­eren Pro­voka­tion seit­ens eines Tel­tow­er Anwohn­ers. Beim Ver­lassen des Bahn­hofes zeigte er unter “Aus­län­der raus!”- Rufen den “Hit­ler­gruß”.

Weit­ere Bilder: hier.

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Wohl eher YOLO als Wohnung

INFORIOT — Die Woh­nung ist geräumt. Als gescheit­ert oder gar vor­bei kann die Aktion “YOLO oder Woh­nung?“ wohl den­noch nicht abge­tan wer­den. Nun hat­ten Unterstützer_innen eine Ver­anstal­tung mit dem The­ma „Mieten und Wohnen“ im Hof der Behlert­straße ini­ti­iert — dem Wohn­block in dem vor knapp zwei Wochen eine leer­ste­hende Woh­nung beset­zt wor­den war. Der Ein­ladung fol­gten etwa 20 inter­essierte Potsdamer_innen. Im Freien waren Stüh­le sowie ein Buf­fet mit Heißgetränken und Snacks aufge­baut. Obwohl die Beset­zung in der Lokal­presse the­ma­tisiert wurde, erschienen trotz Ankündi­gung keine Vertreter_innen der etablierten Presse zum Termin.

Eröffnet wurde die Ver­anstal­tung von einer_m Sprecher_in der Woh­nungs­be­set­zung. Es gehe nicht um das städtis­che Woh­nung­sun­ternehmen Pro Pots­dam oder speziell um die Behlert­straße, son­dern im All­ge­meinen um die Zustände in dieser Stadt, hieß es. Voraus­ge­gan­gen war der Beset­zung eine monate­lange erfol­glose Woh­nungssuche, die von merk­würdi­gen Ver­gabev­er­fahren und unbezahlbar hohen Mieten geprägt war. Gle­ichzeit­ig gibt es eine Fülle von leer­ste­hen­den Woh­nun­gen – ein Zus­tand, der kaum noch glaub­haft zu erk­lären ist.

Die Pressekon­ferenz wird zur Gesprächsrunde

Schon nach kurz­er Zeit entwick­elte sich die Kon­ferenz zu ein­er regen Unter­hal­tung und Aus­tausch unter den Besucher_innen. Angeprangert wurde vor allem der Ausverkauf von städtis­chem Eigen­tum. Strate­gis­ch­er Leer­stand, der Wohn­blöcke leichter verkauf­bar macht, müsse weit­er­hin scharf kri­tisiert werden.

In Pots­dam ist neu gebauter Wohn­raum für viele unbezahlbar. Niedrige Mieten in etwa unsanierten Woh­nun­gen sind kaum noch zu find­en. Längst haben sich Inter­es­sen­ge­mein­schaften in einzel­nen Wohn­blocks zusam­menge­fun­den, um gegen den Verkauf ihres Wohn­raums vorzuge­hen. Eine Per­son aus der Hei­desied­lung berichtete, dass allein dort 35 Woh­nun­gen leer stün­den. Seit Beginn ihres Engage­ments über­prüft der Hausver­wal­ter im 2‑Tages-Rhyth­mus all diese leeren Woh­nun­gen, wohl aus Angst vor ein­er Besetzung. 

Eine Stadt soll kein Wirtschaft­sraum sein, son­dern eine Lebenswelt.“

Auch eine Sprecherin des AStA der Uni­ver­sität Pots­dam meldete sich zu Wort. Nur 9,5% des Bedarfs an Wohn­raum für Studierende wird durch Wohn­heime gedeckt, min­destens 70% der Pots­damer Studieren­den leben in Berlin.
Die Prob­leme hier ergänzen oder deck­en sich mit denen, der städtis­chen Wohn­raum­si­t­u­a­tion im All­ge­meinen. Die Tat­sache, dass das Wohn­heim am Neuen Palais um mehrere Eta­gen gekürzt wer­den soll, um Sich­tach­sen für die Preußen-Stadt wieder herzustellen, bedür­fen keines weit­eren Kom­men­tars. Wo das Land keine Wohn­heime mehr finanziert, übernehmen pri­vate Investor_innen den Bau. In Zahlen heißt das nicht sel­ten: 400€ für eine Studieren­den­woh­nung mit 20m² und Wartezeit von etwa einem Jahr. Fra­gen aus der Runde danach, wie viele Studierende momen­tan verdeckt obdach­los leben, kon­nte die Sprecherin des AStA nicht beant­worten; Erhe­bun­gen seien lei­der nicht möglich.

Das Prob­lem heißt: Kapitalismus.

Die Pro Pots­dam als städtis­ches Unternehmen trägt diverse Kosten im Inter­esse des Ver­wal­tungsap­pa­rates und der schö­nen” Pots­damer Mitte, wie z.B. aktuell 6 Mio. Euro für den Bau der alten Post oder jährlich ca. 2 Mio. Euro für den Aus­bau des Luftschiffhafens. All dies wird über Mieten refi­nanziert. Regelmäßig verkün­den Sprecher_innen der Pro Pots­dam das Geld fehle zur Lösung des Mieten­prob­lems. Der Pro Pots­dam gegenüber ste­hen diverse pri­vate Investor_innen. Sem­mel­hack beispiel­sweise „begleit­ete“ schon in Ham­burg die Stad­ten­twick­lun­gen, die heute in Pots­dam zu beobacht­en sind.

Am Ende stand die Frage nach dem „Was tun?“ und die Sys­tem­frage: Warum ist das Grun­drecht Wohn­raum über­haupt wirtschaftlich? 

Es ist schw­er, ein Zeichen zu set­zen, hieß es von ein­er Besucherin. Seit Jahren gibt es Demon­stra­tio­nen mit der Forderung nach bezahlbaren Wohn­raum in Pots­dam und markante Einze­lak­tio­nen, wie die Beset­zung eines Haus­es in der Stift­straße 2011 oder jet­zt diese Woh­nungs­be­set­zung. Lei­der bleiben diese Bemühun­gen meist im Kon­text der linksalter­na­tiv­en Szene. Es ist schw­er, die Masse von betrof­fe­nen Bürger_innen zu erre­ichen. Die einzige Chance — so waren sich die Teilnehmer_innen einig — beste­ht darin, öffentlichen Druck aufrecht zu erhal­ten und weit­er­hin die Aufmerk­samkeit auf die prekäre Wohn­raum­si­t­u­a­tion zu lenken.

Den Blog „YOLO oder Woh­nung?“ werde es weit­er geben, hieß es. Für Aus­tausch und als Plat­tform für eventuelle weit­ere Aktionen.

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Gedenken an den Aufstand von Sobibor am 14.10.1943

Am 14.10.2013 feiern wir den 70. Jahrestag des erfol­gre­ichen Auf­s­tandes im deutschen Ver­nich­tungslager Sobibór (Polen). In Sobibór wur­den zwis­chen 1942–1943 etwa 170.000 Men­schen durch die deutschen Faschis­ten ermordet – in der über­wälti­gen­den Mehrheit Jüdin­nen und Juden aus Polen, Hol­land und der Sow­je­tu­nion. Nur etwa 600 Jüdin­nen und Juden waren in Sobibór für den Arbeit­sein­satz im Lager selek­tiert. Sie organ­isierten einen Auf­s­tand, bei dem am 14.Oktober 1943 fast alle im Lager befind­lichen SS-Män­ner getötet wur­den und viele Häftlinge fliehen kon­nten. Etwa 50 der Auf­ständis­chen über­lebten den Krieg und kon­nten so von den Ver­brechen in Sobibór bericht­en. Nach dem Auf­s­tand wurde das Lager durch die Faschis­ten aufgegeben und nicht mehr genutzt.

Wir möcht­en an den Auf­s­tand erin­nern und laden daher Inter­essierte in das JWP-Mit­ten­Drin (Schinkel­straße 15a in 16816 Neu­rup­pin) ein, um am Jahrestag gemein­sam den 1987 erschienen Film “Flucht aus Sobi­bor” zu schauen und zu disku­tieren. Der Film ver­schafft einen Ein­druck über die Organ­isierung und Umset­zung des Auf­s­tandes. Beginn der Ver­anstal­tung ist 18:00Uhr – Ein­tritt ist wie immer frei!

Inter­essierten Per­so­n­en empfehlen wir weit­er­hin das 2013 im unrast-Ver­lag erschienene Buch “Hun­derte solch­er Helden” von Franziska Brud­er (ISBN: 987–3‑89771–822‑7 // 16,00Euro // 172 Seiten)

Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus!

 

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Wir werden uns nicht verstecken oder einschüchtern lassen…”

english version below

 

Pressemitteilung von einigen Refugees und Unterstützer_Innen aus Teltow vom 03. Oktober 2013

Zunahme ras­sis­tis­ch­er Het­ze und Bedro­hun­gen in Tel­tow — anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion kom­menden Sonntag

Wir, einige Refugees und Unterstützer_Innen aus Tel­tow und deren Umge­bung, möcht­en auf die bedrohliche Sit­u­a­tion aufmerk­sam machen, der Refugees und Muslim_Innen seit Wochen aus­ge­set­zt sind. Seit Anfang Sep­tem­ber tauchen unzäh­lige ras­sis­tis­che Aufk­le­ber in der Nähe des Lagers Tel­tow sowie in dessen Umfeld­bezirken in Berlin auf, welche unter anderem Muslim_Innen und ihren Glauben verunglimpfen. Darüber hin­aus wer­den diese z.T.als Antifa-Aufk­le­ber getarnt, um diese dafür ver­ant­wortlich zu machen. Im Zuge von Ent­fer­nungsak­tio­nen dieser Aufk­le­ber kam es zu Über­griffsver­suchen und Ein­schüchterun­gen von Rassist_Innen auf Geflüchtete. So wurde ein weit­er­er Lager­be­wohn­er am 5. Sep­tem­ber auf dem Heimweg von Rassist_Innen ange­grif­f­en und dabei ver­let­zt. [1] Anzeigen wur­den erstattet.

Auf den gegen Muslim_Innen und ihren Glauben gerichteten Aufk­le­bern sind in ver­schiede­nen Vari­a­tio­nen u.a. zwei Schweine dargestellt, auf denen der Name von Mohammed und Allah in ara­bisch geschrieben ist. Auch bren­nende Korane sind abge­bildet. Diese Darstel­lun­gen auf den Aufk­le­bern sind eine große Belei­di­gung und Pro­voka­tion für Men­schen, die mus­lim­is­chen Glaubens sind. Ab dem 1. Sep­tem­ber taucht­en diese Aufk­le­ber erst­mals in der Pots­damer Straße, Warthes­traße, der Berlin­er und weit­eren Straßen sowie z. Bsp. in Steglitz-Zehlen­dorf und Marien­felde auf. Im Zuge dessen wur­den par­al­lel auch Aufk­le­ber der NPD ver­bre­it­et. Klar ist, dass diese Aufk­le­ber ras­sis­tisch motiviert sind und ähn­liche sowie gle­iche Inhalte auf ein­er Rei­he ras­si­tis­ch­er Web­seit­en und Blogs zu find­en sind. Bis heute tauchen immer wieder neue ras­sis­tis­che Aufk­le­ber in der Stadt auf.

Unter anderem am 3. Sep­tem­ber ent­fer­n­ten einige der Refugees aus Tel­tow diese Aufk­le­ber. Dabei kon­nte ein­er der Ras­sis­ten beobachtet wer­den, der genan­nte Aufk­le­ber in der Stadt verklebte. Dieser wurde daraufhin auf den muslim_Innen­feindlichen und ras­sis­tis­chen Inhalt der von ihm ver­bre­it­eten Aufk­le­ber ange­sprochen. Daraufhin ver­fol­gten er und einige andere Rassist_Innen Bewohner_Innen des Flüchtlingslagers und dro­ht­en Ihnen mit Gewalt. Einige Tage später, wurde ein Refugee auf dem Heimweg vom Bahn­hof zum Lager von drei Rassist_Innen ange­grif­f­en.

Wir wer­den uns nicht länger unwider­sprochen zur Zielscheibe ras­sis­tis­ch­er Het­ze machen lassen. Wir wollen nicht in ein­er Umge­bung leben, in der Het­ze gegen Muslim_Innen, bzw. ras­sis­tis­che Über­griffe an der Tage­sor­d­nung sind. Wir wer­den uns  nicht ver­steck­en oder ein­schüchtern lassen und wir rufen dazu auf:

Lasst uns gemein­sam am Son­ntag, den 06. Okto­ber, die ras­sis­tis­chen sowie mus­lim­feindlichen Aufk­le­ber ent­fer­nen und für eine offene und sol­i­darische Gesellschaft demon­stri­eren! Die freie Reli­gion­sausübung und ein sol­i­darisches, gle­ich­berechtigtes Miteinan­der sind Grun­drechte — Het­ze, Diskri­m­inierun­gen und Verunglimp­fun­gen gehören nicht dazu!

Tre­ff­punkt ist um 14:00 Uhr am Flüchtlingslager in der Pots­damer Straße 5. Von dort aus wer­den wir über Zep­pelin­ufer, Zehlen­dor­fer Straße, Tel­tow­er Damm, Pots­damer Straße, Alt-Schönow in Rich­tung Bahn­hof laufen. Tre­ff­punkt für die Anreise aus Berlin ist um 12:00 Uhr am Refugee-Camp am Oranienplatz. 

 

Gemein­sam gegen Ras­sis­mus und Ausgrenzung!

 

Asyl ist Menschenrecht!

 

Für eine Gesellschaft ohne Angst!

 

[1] http://www.opferperspektive.de/Chronologie

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Press­re­lease of some refugees and sup­port­ers from Teltow

 

26th of sep­tem­ber 2013

 

### Increase of racist harass­ments and assaults in Tel­tow ### antiracist demon­stra­tion this sunday ###

 

We, some refugees and sup­port­ers from Tel­tow and around, want to draw atten­tion on the threat­en­ing sit­u­a­tion, that refugees and mus­lims are exposed to the past weeks. Since the begin­ning of Sep­tem­ber count­less racist stick­ers appear­ing in the sur­round­ing of the refugee-camp in Tel­tow and close dis­tricts of Berlin, which amongst oth­ers denounce mus­lims and their belief. Fur­ther­more some stick­ers are labeled as Antifa-stick­ers, to make them respon­si­ble. In the course of removal actions, racists intim­i­dat­ed and tried to attack refugees. Anoth­er inhab­i­tant of the refugee-camp was beat­en up by racists on his way home at the 8th of Sep­tem­ber. [1] The con­cerned per­sons pressed charges.

On the stick­ers, which are direct­ed against mus­lims and their belief, are pic­tured amongst oth­er, dif­fer­ent vari­a­tions of two pigs, on which the names of Mohammed and Allah are writ­ten in Ara­bic. Burn­ing qurans are also pic­tured. These pic­tures are a provo­ca­tion and a big offense for peo­ple of Mus­lim belief. These stick­ers appeared in Pots­damer Straße, Warthes­traße, Berlin­er Straße and oth­er Streets in Tel­tow at the first of Sep­tem­ber. At the same time dif­fer­ent stick­ers of the NPD appeared. It is sure, that this stick­ers are racist moti­vate and sim­i­lar or the same con­tents can be found on known racist web­sites and blogs. Since today racist stick­ers are appear­ing in Teltow.

At the 3rd of Sep­tem­ber some refugees removed this stick­ers. Near by a racisti was seen, who was past­ing more stick­ers. Refugees asked him about the anti-mus­lim and racist con­tents of the stick­ers. After­wards he and oth­er racists chased the refugees and threat­ened them with vio­lence. Some days lat­er a refugee was attacked by three racists at the train sta­tion on his way home to the camp.

We will not be a tar­get of racist hatred with­out con­tra­dic­tion any­more! We don’t want to live in a sur­round­ing, where hatred against mus­lims and racist attacks are a dai­ly occur­rence. But we won’t hide and we won’t be intim­i­dat­ed any longer and we call for:

Let us togeth­er on the 6th of Octo­ber remove the racist and anti-mus­lim stick­ers and demon­strate for an open and a car­ing soci­ety! Meet­ing­point is at 14:00 at the refugee camp in Tel­tow in Pots­damer Straße 5. From there we will march through Zep­pelin­ufer, Zehlen­dor­fer Straße, Tel­tow­er Damm, Pots­damer Straße, Alt-Schönow to the train­sta­tion. Meet­ing Point for Peo­ple from Berlin is 12:00 at the refugee-camp in Oranienplatz.

 

Togeth­er against racism and exclusion!

 

Asy­lum is a human right!

 

For a soci­ety with­out fear!

 

[1] http://www.opferperspektive.de/Chronologie

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Antifaschismus

Eingeständnis: Neonazis sind Stammgäste in der Bierbar

 

Am 14. Sep­tem­ber berichtete der „Blick­punkt“ über die Bedro­hungssi­t­u­a­tion, mit der sich die Anwohner_innen der Berlin­er Straße 24 und der Bergstraße 189 auf­grund von recht­en Umtrieben in der „Bier­bar“ kon­fron­tiert sehen. Von deren Inhab­er, Gui­do Tiet­gen, wer­den unsere Äng­ste als Anwohner_innen jedoch offen­sichtlich nicht ernst genommen.

So leugnet er, dass ein Lieder­abend mit dem Lie­der­ma­ch­er Björn Brusak am 9. August in der „Bier­bar“ stattge­fun­den habe. Gerne möcht­en wir die von Her­rn Tiet­gen im Blick­punkt aufge­wor­fene Frage beant­worten, wie aus einem Geburt­stagsständ­chen ein rechter Lieder­abend wer­den könne. Dies geschieht in dem Moment, wenn ein beken­nen­der Neon­azi zur Gitarre greift und Lieder der ver­bote­nen recht­en Gruppe Landser singt, das Pub­likum mit ein­stimmt und „Sieg Heil“ gerufen wird.

Den Aus­flücht­en und Ver­harm­lo­sun­gen der Ereignisse des Abends von Her­rn Tiet­gen ste­hen unsere Beobach­tun­gen sowie die Tat­sache ent­ge­gen, dass die Ver­anstal­tung von der Polizei aufgelöst wurde und Ermit­tlun­gen des Staatss­chutzes wegen Volksver­het­zung und der Ver­wen­dung von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen ein­geleit­et wur­den. Außer­dem wur­den ent­ge­gen der Behaup­tun­gen von Her­rn Tiet­gen in der Ver­gan­gen­heit immer wieder Per­so­n­en, die der recht­en Szene in der Stadt zuzuord­nen sind, in sein­er Kneipe gese­hen. Der Inhab­er der „Bier­bar“ gibt vor, sich vom rechtem Pub­likum in sein­er Bar sowie vom Recht­sex­trem­is­mus ins­ge­samt zu dis­tanzieren. Wir nehmen ihm das nicht ab, gibt er doch unumwun­den zu, dass der Neon­azi-Barde und sein Pub­likum Stam­mgäste gewe­sen seien. Ein klares Beken­nt­nis zu Demokratie und Antifaschis­mus und gegen recht­es Gedankengut ist nur dann glaub­würdig, wenn es Kon­se­quen­zen hat. Dies kön­nen wir bei Herr Tiet­gen nicht erkennen.

 

Inforiot