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Flucht & Migration

Keine Eskalation trotz nicht eingehaltener Absprachen

Die Frei­willi­gen­struk­turen in der Außen­stelle des Erstaufnahmelagers
für Geflüchtete in der Hein­rich-Mann-Allee 103 in Pots­dam arbeit­en ohne
Eskala­tion weit­er, obwohl die Absprachen zwis­chen ihnen und der
Auf­nahmestelle in Eisen­hüt­ten­stadt seit­ens Frank Nürn­berg­er, Leit­er der
Zen­tralen Aus­län­der­be­hörde in Bran­den­burg, bezüglich des Trans­portes der
Geflüchteten von Pots­dam nach Eisen­hüt­ten­stadt nicht einge­hal­ten worden
sind.
Die Nachricht, dass die Bewohner_innen des Erstauf­nah­me­lagers in
Pots­dam gesam­melt zur Reg­istrierung nach Eisen­hüt­ten­stadt gebracht
wer­den sollen, traf bei den Frei­willi­gen über­raschend ein. Es folgten
Diskus­sio­nen zwis­chen Frei­willi­gen und DRK, dem Brandenburger
Innen­min­is­ter Karl-Heinz-Schröter (SPD) und Mike Schu­bert, Leit­er des
Refer­ates für Brand‑, Katas­tro­phen­schutz und Mil­itärangele­gen­heit­en im
Min­is­teri­um für Inneres und Kom­mu­nales (SPD), um dieses ineffiziente
und die Verun­sicherung der Geflüchteten ver­stärk­ende Vorhaben zu
ver­hin­dern. Das Büro der Frei­willi­genko­or­di­na­tion kündigte an, seine
Mobil­isierungs­fähigkeit zu nutzen, um den Abtrans­port der Geflüchteten
zu verhindern.
Die Frei­willi­gen drängten auf offizielle Zugeständ­nisse bezüglich der
Bedin­gun­gen, unter denen ein kurzzeit­iger Trans­port der Geflüchteten
nach Eisen­hüt­ten­stadt als Kom­pro­miss akzept­abel schien.
Wir forderten, dass­die Busse nur für die Erstreg­istrierung nach
Eisen­hüt­ten­stadt fahren, in der dor­ti­gen völ­lig über­füll­ten Unterkunft
nicht verbleiben, son­dern gle­ich nach der Reg­istrierung der Geflüchteten
zurück nach Pots­dam fahre­nund­dass alle Geflüchteten, die dies
wollen,nach Pots­dam zurück­kehren können.Die Busse soll­ten von je
einem/einer Übersetzer_in und zwei Ehre­namtlichen begleit­et wer­den. Die
Frei­willi­gen und die Geflüchteten soll­ten genau über das anstehende
Ver­fahren in Eisen­hüt­ten­stadt aufgek­lärt wer­den. Außer­dem solltedie
Aufen­thalts­dauer der Geflüchteten in Eisen­hüt­ten­stadt möglichst kurz
gehal­ten werden.
Die Ver­ant­wortlichen waren von den Frei­willi­gen nicht zu schriftlichen
und offiziellen Abmachun­gen zu bewe­gen. Informellen Zusagenzufolge
soll­ten die Busse durch mehrere Helfer_innen begleit­et wer­den dürfen.
Dies wurde ihnen jedoch gestern ver­wehrt und es wurde lediglich ein_e
Übersetzer_in pro Bus zugelassen.
“Wir sind schw­er ent­täuscht, dass sich Herr Nürn­berg­er nicht auf diese
leicht zu erfül­len­den Bedin­gun­gen ein­ge­lassen hat. Es wäre ein Leichtes
gewe­sen durch die von uns aufgestell­ten Forderun­gen die Verunsicherung
der Men­schen aufzulösen “, beschw­ert sich Ani­ka Friedrich. “Wir haben
uns den­noch dazu entsch­ieden, den Betrieb der Frei­willi­gen in der
Hein­rich-Mann-Allee aufrechtzuer­hal­ten, um die Ange­bote und Betreuung
hier vor Ort durch Frei­willige weit­er gewährleis­ten zu können”.
Es ist allein dem Wider­stand der Ehre­namtlichen zu ver­danken, dass die
Men­schen ’nur’ zur Reg­istrierung nach Eisen­hüt­ten­stadt mussten. Für die
Zukun­ft ist eine genaue Infor­ma­tion der Reisenden nach Eisenhüttenstadt
immens wichtig. “Der gestrige Mor­gen hat gezeigt, dass die Menschen
extrem verun­sichert sind und teil­weise befürchten,zurück nach Ungarn
geschickt zu wer­den. Dies ist unhalt­bar. Allein aus diesem Grund haben
wir eine mehrfachdieBe­treu­ung der Men­schen einge­fordert,” erklärt
Flo­ri­an Rau.
Grund­sät­zlich erwarten wir ein Über­denken der staatlichen
Ver­wal­tungsstruk­turen und die Ent­bürokratisierung der Asylverfahren.
“Nicht erst seit gestern wird das Struk­turver­sagen des deutschen
Asyl­sys­tems sicht­bar. Dass Men­schen in Unsicher­heit quer durch
Bran­den­burg zur Reg­istrierung gefahren werden,weil eine Bundesverwaltung
nicht in der Lage ist einen angemesse­nen Inter­ne­tan­schluss zu
bestel­lenund zeit­gemäße Soft­ware bereitzustellen,zeigt, wie absurd
Asylver­fahren momen­tan laufen.“ärgert sich Franziska Reichen.
Für Rück­fra­gen ste­hen wir Ihnen unter der Rufnum­mer 01573 66 77 936 oder
per eMail an info@hma103.de zur Verfügung.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Kritik am Gesetzentwurf zu Bankkonten für Gedultete

88Seit Jahren ver­wehren deutsche Geldin­sti­tute vie­len Migrant_innen mit Bezug auf man­gel­nde Deutschken­nt­nisse und Gedulde­ten auf­grund fehlen­der Möglichkeit­en, mit ihren Dul­dun­gen dem Iden­tität­snach­weis nach dem deutschen Geld­wäschege­setz zu entsprechen, die Eröff­nung eines Bankkon­tos. Zahlre­iche Betrof­fene erhal­ten ohne Bankkon­to keine Arbeitsstelle, kön­nen keine Woh­nun­gen mieten, keinen Strom beziehen oder kein Fahrkarten­abon­nement abschließen. Diese mas­sive Diskri­m­inierung ver­hin­dert eine Teil­habe am sozialen und wirtschaftlichen Leben. So find­et ein seit 9 Jahren in Bran­den­burg leben­der Inge­nieur mit Dul­dung immer wieder an ihm inter­essierte Unternehmen. Diese kön­nen ihn am Ende jedoch nicht anstellen, weil ihm ein Bankkon­to fehlt.
 
Erst der sog. Zahlungskon­tenrichtlin­ie der Europäis­chen Union (RL 2014/92/EU), die 2016 in deutsches Recht umge­set­zt wer­den muss, ver­danken wir es, dass diese Diskri­m­inierung in Deutsch­land endlich been­det wer­den könnte.
 
Der Richtlin­ie entsprechend haben das Bun­desmin­is­te­rien der Finanzen und das Bun­desmin­is­teri­um der Jus­tiz und Ver­brauch­er­schutz jet­zt einen Entwurf für ein Zahlungskon­tenge­setz vorgelegt, das im März 2016 in Kraft treten kön­nte. Zeit­gle­ich pla­nen sie die Ein­führung ein­er Verord­nung zum prob­lema­tis­chen § 4 Absatz 4 Satz 1 Nr. 1 Geld­wäschege­setz (GwG), der durch seinen Nexus zum deutschen Aus­län­der­recht die Grund­lage für die Ver­weigerung der Kon­to­eröff­nung bildet. Die geplante Verord­nung soll auch solche amtlichen Doku­mente von Geflüchteten, ins­beson­dere von Gedulde­ten, die keinen Ausweis­er­satz darstellen, als Legit­i­ma­tion­s­grund­lage für eine Kon­to­eröff­nung anerkennen.
 
Bis zum in Kraft treten dieser Regelung, hat die Bun­de­sanstalt für Finanz­di­en­stleis­tun­gauf­sicht (BaFin) mit einem Schreiben vom 21.8.2015 eine Über­gangslö­sung einge­führt, die auch Men­schen vor Eröff­nung ihres Asylver­fahrens und Men­schen mit Dul­dun­gen zur Kon­to­eröff­nung berechtigen.
 
Mit dem Gesetz und der Verord­nung sollen dann ab 2016 Geldin­sti­tute keinen Men­schen mehr auf­grund der Staat­sange­hörigkeit, des Wohn­sitzes oder wegen ander­er in Artikel 21 der Char­ta der Grun­drechte der EU genan­nter Gründe von der Eröff­nung eines Kon­tos mit Basis­di­en­stleis­tun­gen auss­chließen dür­fen. Wenn sie Men­schen ablehnen, was nur noch in eini­gen Aus­nah­me­fällen möglich sein wird, müssen sie dies schriftlich begrün­den und den Betrof­fe­nen den Beschw­erdeweg erk­lären. Der Beschw­erdeweg soll ein neu einge­führtes, kosten­los­es Ver­wal­tungsver­fahren sein.
 
Das Vorhaben eines Geset­zen­twurfs mit zusät­zlich­er Verord­nung begrüßen wir, es geht allerd­ings nicht weit genug. Eine voll­ständi­ge Beendi­gung der Diskri­m­inierung sehen wir erst als erre­icht an, wenn:
1. In dem Gesetz ein aus­drück­lich­es Ver­bot von Ablehnun­gen der Geschäfts­beziehung wegen fehlen­der bzw. unzure­ichen­der Deutschken­nt­nisse erfolgt,
2. Zeit­gle­ich mit diesem Gesetz das Geld­wäschege­setz geän­dert wird, indem darin der Nexus des § 4 Absatz 4 Satz 1 Nr. 1 GwG zum Aus­län­der­recht gekappt wird.
 
Wir fordern die Poli­tik dazu auf, diese Änderun­gen vorzunehmen, um die Richtlin­ie kon­se­quent umzuset­zen, die Diskri­m­inierung damit endlich voll­ständig zu been­den und ein echt­es Basiskon­to für alle Men­schen einzuführen.
 
Eine Stel­lung­nahme der Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg, des Antidiskri­m­inierungsnet­zw­erks Berlin, des Migra­tionsrates Berlin und des Antidiskri­m­inierungsver­ban­des Deutsch­land zu dem Geset­zen­twurf haben die Organ­i­sa­tio­nen heute in den zuständi­gen Bun­desmin­is­te­rien der Finanzen und der Jus­tiz und für Ver­brauch­er­schutz eingereicht.
 
Auf der Web­site der Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg ist die Stel­lung­nahme ein­se­hbar: www.antidiskriminierungsberatung-brandenburg.de
 
Bei Nach­fra­gen wen­den Sie sich an: Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Brandenburg/Opferperspektive e.V. Ansprech­per­son: Nad­ja Hitzel-Abdel­hamid 0151–59100083
www.antidiskriminierungsberatung-brandenburg.de
 
Antidiskri­m­inierungsnet­zw­erk Berlin des Türkischen Bunds in Berlin-Bran­den­burg e.V.
Ansprech­per­son: Ker­stin Kühn 030–61305328
www.adnb.de
 
Migra­tionsrat Berlin-Bran­den­burg e.V.
Ansprech­per­son: Cristi­na Martín 030–61658755
www.migrationsrat.de
 
Antidiskri­m­inierungsver­band Deutsch­land e.V.
Ansprech­per­son: Eva Andrades 030–61305328
www.antidiskriminierung.org

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Antifaschismus

Grenzenlose Solidarität statt deutscher Hetze

Das Bünd­nis “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” ruft für Sam­stag, den 3. Okto­ber alle Bürger*innen der Stadt dazu auf, sich sol­i­darisch mit Geflüchteten zu zeigen. Ein­ge­laden wird zu ein­er Kundge­bung mit Rede­beiträ­gen und Musik für Jung und Alt am Bahn­hofsvor­platz ab 10 Uhr. In Sicht- und Hör­weite ein­er ab 11 Uhr ange­set­zten Neon­aziver­anstal­tung will das Bünd­nis ras­sis­tis­ch­er Pro­pa­gan­da und deutsch­er Beschränk­theit ein gren­zen­los­es “Refugees Wel­come” entgegenhalten.
Hin­ter­grund ist eine lan­des­wei­te Aktion von Bran­den­burg­er Neon­azis unter dem gemein­sa­men Mot­to „Tag der Deut­schen Ein­heit – Wir sind das Volk!“. Die meis­ten Ver­anstal­tun­gen sol­len zwi­schen 10:55 und 11:55 Uhr statt­fin­den, so auch in Frank­furt auf dem Bahn­hofsvor­platz. Es ist nicht das erste Mal, dass sich stadt­bekan­nte Neon­azis ver­sam­meln wollen, um ihr ras­sis­tis­ches Men­schen­bild an die Bürger*innen Frank­furts her­anzu­tra­gen. Das Bünd­nis “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” sol­i­darisiert sich mit Geflüchteten und anderen Betrof­fe­nen von ras­sis­tis­ch­er Het­ze und Gewalt.
Die Rassist*innen wollen Flüchtlin­gen durch ihre men­schen­ver­ach­t­ende Stim­mungs­mache das Recht auf ein Leben in Würde nehmen. Anges­tachelt durch die Het­ze kam es in der Ver­gan­gen­heit auch hier in der Stadt zu Belei­di­gun­gen, Anfein­dun­gen und Über­grif­f­en gegenüber Geflüchteten.
Indem Neon­azis eine Ver­schär­fung des Asyl­rechts ver­lan­gen, sprechen sie geflüchteten Men­schen den Zugang zu Schutz und Sicher­heit – und damit ein zen­trales Men­schen­recht – ab. All dem stellen wir uns ganz entsch­ieden entgegen!
Den men­schen­ver­ach­t­en­den Forderun­gen der Rassist*innen und Neon­azis set­zen wir human­is­tis­che und demokratis­che Werte ent­ge­gen. Flüchtlinge sollen friedlich und sich­er in Deutsch­land leben kön­nen, ohne Angst vor sozialer Kälte, Hass und Gewalt haben zu müssen. Flucht ist kein
Ver­brechen! Daher fordern wir alle Demokrat*innen auf, sich kreativ, zahlre­ich und entschlossen am Protest gegen die Ver­anstal­tung der Rassist*innen und Neon­azis zu beteili­gen. Sollte die Notwendigkeit beste­hen, einen recht­en Auf­marsch zu ver­hin­dern, sind friedliche
Massen­block­aden das Mit­tel unser­er Wahl. Wir sind sol­i­darisch mit allen, die unser Ziel teilen, sich den ras­sis­tis­chen Aktio­nen entgegenzustellen.
Keinen Fußbre­it dem Ras­sis­mus! Frank­furt (Oder) bleibt kein Ort für Nazis!
Frank­furt (Oder), den 29.09.2015

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Gender & Sexualität

Neonazis planen landesweite Aktion zum „Tag der Deutschen Einheit“

INFORIOT Für den 03. Okto­ber mobil­isieren Neon­azis auf Face­book zu ein­er lan­desweit­en Aktion unter dem gemein­samen Mot­to „Tag der Deutschen Ein­heit – Wir sind das Volk!“. Nach aktuellem Stand sollen in den Städten Bad Belzig, Beeskow, Bernau, Brieskow-Finkel­heerd, Calau, Eber­swalde, Frankfurt/Oder, Fürstenberg/Havel, Fürsten­walde, Guben, Königs Wuster­hausen, Nauen, Plessa, Pren­zlau, Rheins­berg und Tem­plin Kundge­bun­gen bzw. Mah­nwachen stat­tfind­en. In Hen­nigs­dorf soll ein Info­tisch durchge­führt werden.

Die öffentlich ein­se­hbare Face­book-Gruppe unter den Namen „WIR“ ruft auf, sich an der lan­desweit­en Aktion „über die Partei- und Organ­i­sa­tion­s­gren­zen hin­weg“ zu beteili­gen. Fed­er­führend bei der Ini­ti­ierung der Gruppe und der Aktion ist die NPDlerin Manuela Kokott, die als „besorgte Bürg­erin“ auf flüchtlings­feindlichen Kundge­bun­gen im Raum Oder-Spree hol­prige Rede­beiträge hält. Die Gruppe umfasst 26 Mit­glieder (Stand: 29.09.2015), darunter bekan­nte Neon­azis wie der Nauen­er NPD-Stadtverord­nete Maik Schnei­der, der verurteilte Gewalt­täter Alexan­der Bode, “III. Weg”-Mitglied Pas­cal Stolle oder Peer und Franziska Koss, die maßge­blich die asylfeindlichen Protesten im Raum Frankfurt/Oder antreiben. Peer Koss hat laut eigen­er Ankündi­gung in der Gruppe für den 3. Okto­ber eine eigene Demon­stra­tion in Frankfurt/Oder angemeldet.

Screenshot der Facebook-Gruppe
Screen­shot der Facebook-Gruppe

Die meis­ten Ver­anstal­tun­gen sollen zwis­chen 10:55 und 11:55 stat­tfind­en. Dabei ist die Endzeit an die Reden­sart „Fünf vor Zwölf“ angelehnt, was umgangssprach­lich für Eile oder einen Auf­bruch aus der Dringlichkeit her­aus ste­ht. Die Fly­er­ankündi­gung bestätigt den Ein­druck der gezielt gewählten Zeit. Darin wird ein Unter­gangsszenario beschrieben, wonach „Mil­lio­nen von Frem­den“, die durch sog. „Gut­men­schen“ importiert wer­den, „das Volk“ bedro­hen würden.

Gegen­proteste angekündigt
beeskow_gegen_rassismusAls Reak­tion auf die Ankündi­gung der Kundge­bung in Beeskow hat die zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tive „Beeskow gegen Ras­sis­mus“ Gegen­proteste angekündigt. Unter den Mot­to „Beeskow gegen Ras­sis­mus – Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten“ soll eine Protestkundge­bung zwis­chen 10–13Uhr in der Bre­ites­traße stat­tfind­en. In Frank­furt (Oder) ruft das Bünd­nis “Kein Ort für Nazis in Frankfurt/Oder” zur anti­ras­sis­tis­chen Kundge­bung von 10–13 Uhr am Frank­furter Bahn­hof auf. Das Bünd­nis “Fürsten­walde gegen Ras­sis­mus” hat eine Kundge­bung ab 10.00Uhr in der Richard-Strauss-Str. (Stadt­teil Nord) angemeldet. Und auch in Bad Belzig wollen Men­schen gegen die neon­azis­tis­che Kundge­bung demon­stri­eren. Unter den Mot­to “BAD BELZIG LOVES ALL COLOURS !” wollen sie sich ab 10.30Uhr auf den Mark­t­platz den Neon­azis ent­ge­gen stellen. In Rheins­berg, Pren­lau, Hen­nigs­dorf und Fürstenberg/Havel wur­den weit­ere Gegen­ver­anstal­tun­gen angemeldet. In weit­eren Städten sollen Gegen­proteste folgen.

Sai­son der “Abendspaziergänge” geht wieder los
Indes sollen der sog. „Abendspaziergänge“ in ver­schiede­nen Städten in Bran­den­burg wieder starten. Im Schutze der Dunkel­heit will der inof­fizielle Bran­den­burg­er Pegi­da-Ableger „BraMM – Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit und Mitbes­tim­mung” am 30. Okto­ber in Sen­ften­berg am Markt 1 auf­marschieren. Die Face­book­seite „Nein zum Heim Zehdenick“ ruft zum 3. Abendspazier­gang am 2. Okto­ber in Zehdenick (Ober­hav­el) auf.

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Antifaschismus

Brieselang: Einwohner_innenversammlung zu geplanter Flüchtlingsnotunterkunft

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Am Fre­itagabend informierte der Land­kreis Havel­land mit Unter­stützung der Polizei und der Gemein­de­v­er­wal­tung die Bürger_innen von Briese­lang zu der auf einem Kirchen­grund­stück im Ort geplanten Notun­terkun­ft für Flüchtlinge. Die tem­poräre Gemein­schaft­sun­terkun­ft ist als Traglufthalle für die Unter­bringung von bis zu 300 Men­schen vorge­se­hen. Zur Unter­stützung von Land­kreis und Gemeinde hat sich im Ort inzwis­chen eine mit­tler­weile auf 175 Per­so­n­en gewach­sene Willkom­mensini­tia­tive gebildet. Deren Vertreter_innen, ins­beson­dere die in ihr vertre­tenden Gemeindevertreter_innen, sprachen sich auch am Fre­itagabend für die Auf­nahme von Flüchtlin­gen aus. Ein ander­er Teil der bei der Einwohner_innenversammlung anwe­senden Bürger_innen zeigte sich dage­gen eherskep­tisch. Deren Bewusst­sein war offen­bar von dif­fusen Äng­sten und Vorurteilen geprägt, die das Podi­um auch nicht durch noch so ratio­nale Argu­mente über­winden kon­nte. Dazu kamen noch einzelne Störver­suche durch eine Gruppe Bürger_innen, die sich um einen Gemein­de­v­ertreter der NPD und einen anscheinend ort­san­säs­si­gen Sym­pa­thisan­ten der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ ver­sam­melt hatten.
Fak­ten zur geplanten Unterkunft
Nach ein­er kurzen Begrüßungsrede des Bürg­er­meis­ters, in der dieser aber­mals bekräftigte, dass die Gemeinde Briese­lang den Land­kreis Havel­land bei der Unter­bringung von Flüchtlin­gen unter­stützen wolle und dies­bezüglich um eine sach­liche Diskus­sion bat, erläuterten die Vertreter_innen des Kreis­es das geplante Pro­jekt. Zuvor bedank­te sich jedoch erst ein­mal der Stel­lvertre­tende Lan­drat Roger Lewandows­ki für das Ange­bot der Gemeinde, eine Notun­terkun­ft zur Ver­fü­gung zu stellen. Briese­lang sei der einzige Ort im Havel­land gewe­sen, der von sich aus auf den Land­kreis zuge­gan­gen sei und bezüglich der Unter­bringung der geflüchteten Men­schen ein Ange­bot abgegeben habe. Die ursprünglich als Notun­terkun­ft anvisierte Sporthalle, sei aber mit­tler­weile, aus baulichen Grün­den, wieder vom Tisch. Den­noch müssen die im Land­kreis Havel­land ank­om­menden Flüchtlinge nach wie vor unterge­bracht wer­den. Bish­er wur­den, gemäß Lewandows­ki, schon 776 Men­schen unterge­bracht, 823 sollen aber noch fol­gen. Und genau hier scheint für den Land­kreis das Prob­lem zu liegen. Alle vorhan­de­nen Gemein­schaft­sun­terkün­fte, in Rathenow, Prem­nitz, Frie­sack und Falkensee, seien bere­its belegt und die in Bau befind­lichen Objek­te noch lange nicht bezugsreif. Auch gäbe es keine, schnell bezugs­fähi­gen Con­tain­er mehr auf dem Markt und die ursprünglich als Notun­terkun­ft gedachte Sporthalle in Nauen wurde durch einen Bran­dan­schlag zer­stört. Deshalb hat­te sich der Land­kreis Havel­land­nun kurzfristig dazu entschlossen­Traglufthallen anzumieten.
Die für die Gemeinde Briese­lang favorisierte Vari­ante der Halle hat eine Länge von 72m, eine Bre­ite von 36m und eine Höhe von 9m. Die Grund­fläche beträgt dem­nach 2592m² und entspricht bei ein­er angedacht­en Bele­gung mit 300 Men­schen dem vom Land vorgegebe­nen Min­dest­platzbe­darf für jede/n Bewohner_in. Die für die Auf­stel­lung der Halle notwendi­ge Grund­stücks­fläche von 10.000m² ist in Briese­lang eben­falls gegeben. Das zur Ver­fü­gung ste­hende Gelände hat näm­lich eine Fläche von 13.000m².
Die Traglufthalle wird nach dem Auf­bau in einzelne Seg­mente, in Schlaf‑, Koch‑, Aufen­thalts- und San­itär­bere­iche gegliedert und kon­stant beheizt.
Die Anmi­etung sei, so Jür­gen Goul­bier vom Bauord­nungsamt des Kreis­es, für ein Jahr geplant. Die Mietkosten dafür wür­den 1.200.000,00 € betragen.
Fragerunde
Nach der all­ge­meinen Ein­führung fol­gte nun die übliche Fragerunde, in der die Bürger_innen sich über die geplante Notun­terkun­ft sachkundig machen kon­nten. Unge­fähr 600 Men­schen nah­men dieses Ange­bot auch an. Allerd­ings passten in die für die Ver­samm­lung vorge­se­hene Sporthalle nur unge­fähr 400 Per­so­n­en, der draußen wartende Rest wurde via Laut­sprecher­an­lage über die drin­nen besproch­enen The­men in Ken­nt­nis gesetzt.
Bei der Fragerunde spiel­ten dann vor allem dif­fuse Äng­ste und Vorurteile eine Rolle. Manche Fra­gen hat­ten zu dem einen sehr ten­den­z­iösen Charak­ter. Offen­bar beein­druck­te das Leid der Flüchtlinge nur einen Teil der Briese­langer Bürg­er­schaft, ein ander­er sähe sich eher durch deren Unter­bringung im Ort gefährdet bzw. in sein­er Ruhe gestört. Eventuelle Lärme­mis­sio­nen aus der Traglufthalle waren so beispiel­sweise mehrfach The­ma von Anfra­gen. Da aber für die Notun­terkun­ft genau diesel­ben Ruhezeit­en, wie für alle anderen Bürger_innen gel­ten und auch die für den Betrieb der Halle notwendi­gen Maschi­nen in schallgeschützt wer­den, hiel­ten sich die Emo­tio­nen zu dieser The­matik noch in Grenzen.
Anders hinge­gen zur Sicher­heits­frage. Obwohl der Schutzbere­ich­sleit­er der Polizei im Havel­land, Lutz Gün­del, mehrfach betonte, dass Flüchtling­sheime kein krim­i­nal­geografis­ch­er Raum wären, kocht­en die Emo­tio­nen zu dieser The­matik beson­ders hoch. „Gel­o­gen“, rief beispiel­sweise ein Bürg­er dazwis­chen. Und mehrere Frauen, die schon viel über Flüchtling­sun­terkün­fte gehört haben woll­ten, äußerten immer wieder ihre Furcht vor eventuellen Verge­wal­ti­gun­gen. Nochmals betonte der havel­ländis­che Polize­ichef das der­ar­tige Äng­ste bish­er jed­er Grund­lage ent­behren. Auf­fäl­lige Delik­te im Zusam­men­hang mit Flüchtlin­gen und Flüchtling­sheimen wären dage­gen eher Ruh­estörun­gen. Allerd­ings, so stellte Gün­del auch klar, dass die Ruhe im Land­kreis Havel­land haupt­säch­lich von deutschen Staatsbürger_innen gestört würde. Des Weit­eren entkräftete der havel­ländis­che Polize­ichef Gerüchte, dem­nach sich seine Beamt_innen bei der Ver­fol­gung von Straftat­en durch Flüchtlinge zurück­hal­ten sollen. Für Flüchtlinge gelte genau­so bun­desre­pub­likanis­ches Recht, wie für alle anderen Bürger_innen auch. Zudem seien GündelsBeamt_innen hochmo­tiviert, die regionale Polizei aus­re­ichend mit Per­son­al aus­ges­tat­tet und im Bedarfs­falls immer noch mit Bere­itschaft­spolizei ergänzbar. Auch betonte der havel­ländis­che Polize­ichef noch ein­mal expliz­it, dass die Polizei im Havel­land, im Gegen­satz zu den, während der Einwohner_innenversammlung vielfach her­bei fan­tasierten Krim­i­nal­itätsszenar­ien es in der Real­ität eher damit zu tun hat „die Asyl­be­wer­ber vor Angrif­f­en (zu) schützen“.
Gemein­de­frak­tio­nen sprechen sich für die Auf­nahme von Flüchtlin­gen aus
Nach der Haupt­fragerunde ergrif­f­en nun die Vertreter_innen der einzel­nen Frak­tio­nen der Briese­langer Gemeindevertreter_innen das Wort.
Als erstes berichtete Heike Swillus (DIE.LINKE) tief­beein­druckt von ihren Erfahrun­gen mit Flüchtlin­gen in Eisen­hüt­ten­stadt. Sie erzählte u.a. Syr­ern, die vor dem Krieg in ihrem Land geflo­hen waren bzw. kein Inter­esse daran hat­ten in ihrem Land als Kanonen­fut­ter für den Islamis­chen Staat (IS) ver­heizt zu wer­den. Insofern äußerte sie ihr Ver­ständ­nis für deren Flucht und sprach sie sich für die Auf­nahme der Flüchtlinge in Briese­lang aus.
Gle­ich­falls für die Auf­nahme von geflüchteten Men­schen sprachen sich zu dem die Frak­tio­nen der Grü­nen um Corinet’hart, der Bürg­er für Briese­lang um Chris­t­ian Achilles, der SPD um Nor­bert Jüt­ter­schenke sowie der CDU um Michael Koch.
Ralf Reimann von der „Ini­tia­tive für Bürg­er­in­ter­esse und Bürg­er­in­beteili­gung“ (IBB), der sich bish­er eher kri­tisch zu geplanten Notun­terkün­ften gab, stimmte der Auf­nahme von Flüchtlin­gen eben­falls zu, wenn diese auf ein Jahr beschränkt bleibe.
NPD Sympathisant_innen störten Einwohner_innenversammlung
Der anwe­sende NPD Gemein­de­v­ertreter Frank Kit­tler meldete sich hinge­gen nicht zu Wort. Er war gemein­sam mit einem offen­bar ort­san­säs­si­gen Sym­pa­thisan­ten der „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ zu der Ver­anstal­tung erschienen. Gemein­sam mit weit­eren Sympathisant_innen fie­len sie eher durch gele­gentliche Zwis­chen­rufe und Stör­manöver auf.
Eine Sit­u­a­tion, welche die Gemeinde eigentlich ver­hin­dern wollte, da entsprechende Neg­a­tiver­fahrun­gen, beispiel­sweise aus den Nach­barkom­munen vor­la­gen. Für alle an der Ver­samm­lung teil­nehmenden Bürger_innen galt deshalb Ausweispflicht. Auswär­tige Störer_innen soll­ten so schon von vorn­here­in abgeschreckt wer­den. Allerd­ings zeigte sich nun auch in Briese­lang, dass neon­azis­tis­che Organ­i­sa­tio­nen im Ort längst Fuß gefasst haben.
Fotos: hier
 

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Flucht & Migration Law & Order

Syrische Flüchtlinge weiter aufnehmen!

Super­in­ten­dent Thomas Wisch, Vor­sitzen­der des Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit: “Es gibt Fam­i­lien in den syrischen Bürg­erkriegs­ge­bi­eten, die sofort nach Bran­den­burg kom­men kön­nen. Es gibt Bürg­er bei uns, die auf eigene Kosten diese Men­schen aufnehmen wollen. Dafür muss das Auf­nah­me­pro­gramm sofort ver­längert wer­den, dazu fordere ich die Lan­desregierung nach­drück­lich auf. Das ist ein Gebot der Men­schlichkeit, und die Men­schen in Syrien haben keine Zeit!”
 
Das Lan­desauf­nah­me­pro­gramm ermöglicht den Nachzug syrisch­er Ange­höriger nach Bran­den­burg, wenn ein in Deutsch­land leben­der „Verpflich­tungs­ge­ber“ den Staat von allen Kosten freis­tellt. Am Mittwoch, den 30. Sep­tem­ber, läuft das bran­den­bur­gis­che Pro­gramm aus. Am ver­gan­genen Don­ner­stag hat der Land­tag mit den Stim­men aller Parteien außer der AfD mit einem Beschluss die Lan­desregierung zur Ver­längerung und Verbesserung des Pro­gramms aufgefordert.
 
Innen­min­is­ter Karl-Heinz Schröter (SPD), der die Ver­längerung per Anord­nung auf den Weg brin­gen müsste, sagte vor dem Land­tag, es gebe „rechtliche Prob­leme“ zwis­chen Bund und Län­dern, die erst beseit­igt wer­den müssten. Damit dro­ht eine Aus­set­zung des Pro­gramms auf unbekan­nte Zeit.
 
Mar­tin Keune, der Vor­sitzende des Vere­ins „Flüchtlingspat­en Syrien e. V.”: “Wir kön­nen mehrere Fam­i­lien aus Syrien her­aus­holen, wenn die Lan­desregierung jet­zt han­delt. Die fün­fköp­fige Fam­i­lie H. hat sich in Alep­po unter Granaten­feuer im Flur ihres Haus­es ver­schanzt, ohne Wass­er, ohne Strom und ohne Hoff­nung auf eine Unterkun­ft. Bran­den­burg­er Bürg­er wollen mit uns dafür sor­gen, dass diese Fam­i­lie ohne Belas­tung der Lan­deskasse gerettet wer­den kann. Aber: Ohne die Ver­längerung des Auf­nah­me­pro­gramms gibt es für diese Fam­i­lie — und auch für andere — keine Hoffnung.”
 
Der Vere­in „Flüchtlingspat­en Syrien e. V.” holt im Rah­men des Lan­desauf­nah­me­pro­gramms Men­schen aus dem Krieg in Syrien nach Bran­den­burg – mit Visum, auf eigene Kosten und ohne Schlep­per oder den tödlichen Weg übers Mit­telmeer. Bürg­er finanzieren Woh­nun­gen, zahlen den Leben­sun­ter­halt und geben Spra­chunter­richt. Diese Fam­i­lien­zusam­men­führung ist der let­ztere sichere und legale Weg aus Syrien nach Brandenburg.
 
Weit­ere Infor­ma­tio­nen Anna Span­gen­berg, Aktions­bünd­nis Bran­den­burg: 0331 505824–27 Mar­tin Keune, Flüchtlingspat­en Syrien e.V.: 030 21477700

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Erneut neonazistische Kundgebung in Beeskow

Am 6. Sep­tem­ber gin­gen viele Beeskower_innen auf die Straße, um eine klares Zeichen gegen Ras­sis­mus zu set­zen und für einen sol­i­darischen Umgang mit Geflüchteten zu werben.
Nun rufen für den 3. Okto­ber ver­schiedene recht­sex­treme Kräfte (NPD, ‘Der III. Weg’, ‘Die Rechte’ und weit­ere Grup­pen) in mehreren Städten Bran­den­burgs zu gemein­samen Aktio­nen auf, um gegen Geflüchtete und Ander­s­denk­ende zu het­zen und ihr recht­es Gedankengut zu ver­bre­it­en. Auch auf dem Mark­t­platz Beeskow wurde erneut für den Zeitraum von 10.55 Uhr bis 11.55 Uhr vom ein­schlägig bekan­nten Neon­azi Peer Koss eine Kundge­bung angemeldet.
Christo­pher Voß, Sprech­er der Ini­tia­tive ‘Beeskow gegen Ras­sis­mus’ dazu: ”Alle demokratis­chen Kräfte sind erneut aufgerufen, sich diesen demokratiefeindlichen und men­schen­ver­ach­t­en­den Bestrebungen
ent­ge­gen­zustellen. Die Ini­tia­tive ‘Beeskow gegen Ras­sis­mus’ hat bere­its eine Protestkundge­bung ab 10 Uhr in der Bre­it­en Straße angemeldet, um an den Erfolg vom 6. Sep­tem­ber anzuknüpfen.”
Lassen Sie uns gemein­sam mit vie­len Men­schen erneut ein deutliches
Zeichen gegen Ras­sis­mus und für ein weltof­fenes Beeskow setzen.
Trans­par­ente, Schilder und weit­ere Hil­fe sind willkom­men und kön­nen an die Emailadresse bgr@systemli.org gesendet werden.
Im Laufe der kom­menden Woche wird es noch ein­mal aktuelle Infor­ma­tio­nen geben.

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Neonazistin Melanie Witassek reagiert wie erwartet

Die Facebook-Seite von Melanie Witassek aka „Charlotte Friedrich“ nur wenige Stunden nach der ersten Veröffentlichung über ihren neonazistischen Hintergrund – klare Ansage durch Model mit Stinkefinger.
Die Face­book-Seite von Melanie Witassek aka „Char­lotte Friedrich“ nur wenige Stun­den nach der ersten Veröf­fentlichung über ihren neon­azis­tis­chen Hin­ter­grund – klare Ansage durch Mod­el mit Stinkefinger.

Am 23. Sep­tem­ber 2015 veröf­fentlicht­en die Antifaschis­tis­che Recherche_Potsdam // Umland Infor­ma­tio­nen über die Auf­trags­fo­tografin „Char­lotte Friedrich“. [1] Unter diesem Pseu­do­nym ist die Pots­damer Neon­azistin Melanie Witassek seit spätestens März 2012 tätig. Witassek ist darüber­hin­aus jedoch auch seit spätestens 2001 in der Pots­damer Neon­aziszene aktiv und beteiligte sich seit­dem an Ein­schüchterungsver­suchen gegenüber alter­na­tiv­en Jugendlichen sowie an gewalt­täti­gen Angrif­f­en auf Antifaschist_innen. Weit­er­hin gehört seit ihren Anfän­gen in dieser Szene die soge­nan­nte Anti — Antifa — Arbeit zu ihren Aktions­feldern. [2]

Wenige Stun­den nach unser­er Veröf­fentlichung hat sie nun einige Änderun­gen auf ihren Face­book-Seit­en vorgenom­men. Es sind sämtliche Bilder ihres Part­ners Mirko Kubel­er und ihrer Kinder gelöscht wor­den. Eben­so viele Bilder, auf denen sie selb­st sowie ihre Tät­towierun­gen zu sehen waren. Den­noch sind einige Bilder, auf denen sie zu sehen ist, geblieben. Zusät­zlich postete sie ein bere­its zuvor von ihr veröf­fentlicht­est Bild, auf dem eine Per­son einen Mit­telfin­ger zeigt. Ein erstes klares State­ment auf die Veröf­fentlichung über sie.

Melanie Witassek am 15. September 2012 in blau-weiß-roter Jacke auf einer NPD-Demonstration in Potsdam (Bild: Sören Kohlhuber)
Melanie Witassek am 15. Sep­tem­ber 2012 in blau-weiß-rot­er Jacke auf ein­er NPD-Demon­stra­tion in Pots­dam (Bild: Sören Kohlhuber)

Ihren Kund_innen gegenüber wird sie nun eventuell erk­lären, dass das alles „früher“ gewe­sen sei und sie damit nichts mehr zu tun hätte. Jedoch bele­gen Auf­nah­men ihrer Per­son auf neon­azis­tis­chen Aufmärschen, dass sie noch immer ihre verin­ner­lichte neon­azis­tis­che Ide­olo­gie auf die Straße trägt, wie beispiel­sweise am 15. Sep­tem­ber 2012, als sie an ein­er Demon­stra­tion der NPD in Pots­dam teil nahm. Hier gesellte sie sich zu ihrem alten Berlin­er Bekan­nten und Neon­azis­chläger Oliv­er Oeltze. [3]

Das Impressum von "Charlotte Friedrich Fotografie" von Melanie Witassek - im März 2015 zeichnete sich noch Neonazikader Mirko Kubeler verantwortlich, mittlerweile ist eine juristische Person "Fotodesign" angegeben.
Das Impres­sum von “Char­lotte Friedrich Fotografie” von Melanie Witassek — im März 2015 zeich­nete sich noch Neon­azikad­er Mirko Kubel­er ver­ant­wortlich, mit­tler­weile ist eine juris­tis­che Per­son “Fotode­sign” angegeben.

Weit­er­hin zeigen auch ihre per­sön­lichen Kon­tak­te eine kon­tinuier­liche Zuge­hörigkeit zur Pots­damer Neon­aziszene. Neben der Beziehung zum Neon­azikad­er Mirko Kubel­er, der kurzzeit­ig auch im Impres­sum ihrer Face­book­seite aufge­führt war [4], und ein­er lan­gen Fre­und­schaft zum Neon­azi und eben­falls Auf­trags­fo­tografen Ben­jamin Müller aka „Burny“ [5], hat Witassek min­destens über Face­book gele­gentlich bis regelmäßig Kon­takt zu Neon­azis wie Ben­jamin Oestre­ich, Melanie Bushardt, Philipp Hinz­mann, Max Sei­del, Steve Schmitzer, Pad­dy Bohm, Alyne Kück­ling, Hen­ri Obst, Tim Kroll, Chris­t­ian Helm­st­edt, Michael Fis­ch­er und Sebas­t­ian Glaser. Ben­jamin Müller beze­ich­net Witassek in einem Kom­men­tar sog­ar als „Sand­kas­ten­fre­undin“. Dieses Kom­men­tar, sowie viele andere Belege solch­er Kon­tak­te, hat sie nun ver­sucht zu ver­tuschen. Doch eine so ein­deutige und unmissver­ständliche neon­azis­tisch aktive und organ­isierte Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart lässt sich mit ein paar Klicks nicht vergessen.

[1] http://arpu.blogsport.eu/2015/09/22/von-anti-antifa-zur-babyfotografin-melanie-witassek-aka-charlotte-friedrich/
[2] http://arpu.blogsport.eu/2011/12/07/potsdamer-neonazis-veroffentlichen-wieder-fotos-von-vermeintlichen-antifaschist_innen/
[3] Bild von Sören Kohlhu­ber; https://www.flickr.com/photos/soerenkohlhuber/7989336480/in/album-72157631543085292/; 15. Sep­tem­ber 2012 in Potsdam
[4] Screen­shot Impres­sum „Char­lotte Friedrich Fotografie“ – https://www.facebook.com/pages/CharlotteFriedrich-Fotografie/337306389649480?sk=info&tab=page_info – abgerufen 2. März 2015 und 22. Sep­tem­ber 2015
[5] http://arpu.blogsport.eu/2013/03/13/potsdamer-neonazis-und-die-marke-%E2%80%9Efourth-time%E2%80%9C/

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Von Anti-Antifa- zur Babyfotografin – Melanie Witassek aka „Charlotte Friedrich“

Melanie Witassek aka „Charlotte Friedrich“ wie sie sich für ihre Facebookseite als nette Baby-Fotografin inszeniert.
Melanie Witassek aka „Char­lotte Friedrich“ wie sie sich für ihre Face­book­seite als nette Baby-Fotografin inszeniert.

Schlafende (weiße) Babys, strahlende (blauäugige) Kleinkinder, glück­liche (het­ero­sex­uelle) Hochzeitspaare und weichgeze­ich­neter Kitsch ohne Ende – so der erste Ein­druck beim Besuch der Face­book-Seite der Auf­trags­fo­tografin „Char­lotte Friedrich“. [1]

Unter diesem Pseu­do­nym arbeit­et die Neon­azistin Melanie Witassek (geboren 1985) nun seit min­destens dreiein­halb Jahren in Pots­dam, Berlin und Umge­bung. Im Früh­jahr 2001 – im Alter von 15 Jahren – wird sie im Zuge der Veröf­fentlichung ein­er Studie der Uni­ver­sität Pots­dam zu ras­sis­tis­chen Ein­stel­lun­gen in den neuen Bun­deslän­dern von einem Jour­nal­is­ten inter­viewt. Dadurch wird sie erst­mals ein­er inter­essierten Öffentlichkeit bekan­nt. Bere­its damals äußerte sie sich ras­sis­tisch, als sie angab jeglichen Kon­takt zu „Frem­den“ zu mei­den und weit­er: „They’re dif­fer­ent,“ she said. „There are too many of them here. I don’t like them.“ [2]

Kurze Zeit später erfol­gte dann die Ori­en­tierung an die Neon­aziszene der Bran­den­burg­er Lan­deshaupt­stadt. Der Weg von der kon­sens­fähi­gen Ablehnung alles ver­meintlich Frem­den, getarnt in Begrif­f­en wie Angst und Besorg­nis, hin zur aktiv­en Prax­is, die sich in einem Anschluss an eine neon­azis­tis­che Szene zeigte, war ein kurz­er. Schnell wurde sie zu einem Teil dieser Szene und hat­te Kon­takt zu den „ganz Großen“ – dazu zählen die wichti­gen Neon­azis der Recht­sRock-Szene wie Mar­tin Roll­berg und dem mut­maßlichen NSU-Mitwiss­er und Szene­größe Uwe Men­zel. Aber auch zum ehe­ma­li­gen Mitar­beit­er der Neon­azi-Szenekneipe „Zum Henker“ Dan­ny Leszin­s­ki der eben­so wie Men­zel dem „Blood & Hon­our“ Net­zw­erk zu zu rech­nen ist. Mit Leszin­s­ki war sie im Jahr 2003 beim jährlichen Nazi- und Neon­azi­großauf­marsch in Halbe. [3]

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Melanie Witassek 2003 im „A.C.A.B“-T-Shirt und gegrüßt von Mar­tin Roll­berg aka „William“ im Book­let des Album „Auss­er Kon­trolle“ von Bloodshed.

Im Jahr 2003 veröf­fentlicht­en Men­zel und Roll­berg zusam­men mit weit­eren Neon­azis ihr erstes Album („Auss­er Kon­trolle“) der gemein­samen Band „Blood­shed“. In diesem wird Melanie Witassek abge­bildet und von Mar­tin Roll­berg aka „William“ gegrüßt. [4]
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Melanie Witassek als Anti-Antifa-Fotografin am 21. Okto­ber 2006 in Berlin-Tegel. Hin­ter ihr zu sehen sind Sebas­t­ian Glaser (Son­nen­brille) und Tom Singer.

Im Jahr 2002 taucht Witassek auch immer öfter mit ihrer Kam­era am Rande antifaschis­tis­ch­er Ver­anstal­tun­gen auf und ver­sucht sich in selb­ster­nan­nter „Anti-Antifa“-Arbeit. Diese trägt bere­its im Jan­u­ar 2003 sicht­bare Früchte, als die Home­page der „Anti-Antifa Pots­dam“ online geht. Auf dieser wer­den Men­schen die sich ver­meintlich oder tat­säch­lich der Neon­aziszene ent­ge­gen­stellen und alter­na­tive und linke Tre­ff­punk­te veröf­fentlicht. Die Auflis­tung der als „Dreck­löch­er“ betitel­ten linken Wohn­pro­jek­te dient der Ein­schüchterung der dort Wohnen­den sowie der Über­sicht für die Neon­aziszene über noch anzu­greifende Häuser. Deut­lich wird dies dadurch, dass das dort geführte Haus des Chamäleon e.V. auf der Seite bere­its durchgestrichen war. [5] Denn hier ereignete sich kurz zuvor, am 31. Dezem­ber 2002 ein geziel­ter Angriff an dem auch Melanie Witassek beteiligt war. Neben ihr waren auch Andre Ewers, Jens Franke, Michael Gent, Heiko Groch, Oliv­er Kalies, Dan­ny Leszin­s­ki, Steve Schmitzer und Torsten Schü­mann an dem Angriff beteiligt, der von der Woh­nung von Mike Marten (Guten­bergstr. 111) aus­ging, wo die Neon­azis gemein­sam feierten. [6]
Im Som­mer 2005 beteiligte sich Witassek dann an mehreren gewalt­täti­gen Angrif­f­en auf ver­meintliche oder tat­säch­liche Linke in Pots­dam. So war sie bei einem Angriff am 19. Juni in ein­er Straßen­bahn in Babels­berg beteiligt. Hier­bei wurde eine Per­son, die vom anti­ras­sis­tis­chen Sta­dion­fest aus los­fuhr, ange­grif­f­en. Im Juli beteiligte sie sich zusam­men mit den Neon­azis Oliv­er Oeltze, Oliv­er Kalies, Dan­ny Leszin­s­ki, Thomas Pecht und Ben­jamin Oestre­ich am soge­nan­nten „Tram-Über­fall“ in der Pots­damer Innen­stadt, bei dem es zu einem Angriff auf zwei linke Studierende kam. [7] Danach zog sie für mehrere Jahre nach Berlin und ist seit spätestens 2011 wieder in Pots­dam wohnhaft.
Seit min­destens zwölf Jahren bewegt sich Melanie Witassek nun in der organ­isierten Pots­damer und Berlin­er Neon­aziszene. Ihr Inter­esse an Fotografie nutze sie damals zur poli­tis­chen Arbeit, heute dient ihr ihr Hob­by als Beruf. In den Jahren 2002 bis 2006 waren es vornehm­lich linke Aktivist_innen und Antifaschist_innen die sie fotografierte und heute sind es Babys, Kleinkinder und Hochzeitspaare.
Mirko Kubeler und Melanie Witassek unter Palmen.
Mirko Kubel­er und Melanie Witassek unter Palmen.

Per­spek­tiv­en auf Neon­azis, die unkri­tisch gegenüber Het­ero­nor­ma­tiv­ität und Sex­is­mus sind, kön­nten glauben, dass durch den Rück­zug von Aktivistin­nen (wie im Fall Witassek), aus dem auf den ersten Blick sicht­baren Feld antifaschis­tis­ch­er Analy­sen (u.a. Demon­stra­tio­nen, öffentliche Ver­anstal­tun­gen), diese ver­meintlich unwichtiger oder sog­ar unge­fährlich­er wer­den. Dem gegenüber ste­ht die Exper­tise zahlre­ich­er antifaschis­tis­ch­er Zusam­men­hänge, Journalist_innen und Wissenschaftler_innen, die sich seit vie­len Jahren mit der The­matik beschäfti­gen und immer wieder die Bedeu­tung und Gefährlichkeit dieser – aus dem sicht­baren Feld ver­schwun­de­nen oder zurück­ge­zo­ge­nen – Frauen bestätigen.
Melanie Witassek zitiert Adolf Hitler auf ihrer privaten Facebook-Seite.
Melanie Witassek zitiert Adolf Hitler auf ihrer pri­vat­en Facebook-Seite.

Bei Melanie Witassek han­delt es sich um eine langjährig aktive, in mil­i­tan­ten und völkischen Struk­turen sozial­isierte und überzeugte Neon­azistin, die einen der wichtig­sten Kad­er der Pots­damer Neon­aziszene – Mirko Kubel­er („Freie Kräfte Pots­dam“, ehe­mals „Info­por­tal Pots­dam“ „Junge Nation­aldemokrat­en“ JN, „Licht und Schat­ten“, „Ein Licht für Deutsch­land“, „Der III. Weg“) – als Part­ner hat und mit diesem gemein­sam drei Kinder groß zieht.
Die schwangere Melanie Witassek mit "Unsterblich"-Tattoo auf der Hüfte.
Die schwan­gere Melanie Witassek mit “Unsterblich”-Tattoo auf der Hüfte.

Ihre Gesin­nung trägt sie auch unter ihrer Haut in Form eines „Unsterblich“-Tattoo. [8] Dieses kann im Bezug auf die „Volk­stod-Kam­pagne“, an der sich auch die Pots­damer Neon­aziszene in den let­zten jahren aktiv beteiligte, gele­sen wer­den. [9] Die (neo)nazistische Überzeu­gung, die in diesem Begriff steckt, bein­hal­tet die Vorstel­lung, dass sie – als Neon­azis – durch ihr völkisches Leben und Han­deln unsterblich wer­den, sich also ein­rei­hen in eine ras­sis­tisch imag­inierte Lin­ie ihrer, als sich „rein­ras­sig“ vorzustel­lenen und zu erhal­te­nen, „arischen“ Vor- und Nach­fahren. Das dies auch ganz beson­ders wichtig im soge­nan­nten pri­vat­en und famil­iären Bere­ich zu verorten ist, lehrt uns der his­torische Vorgänger des Neon­azis­mus: Der Nationalsozialismus.
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Melanie Witassek bei ihrer Arbeit als Baby-Fotografin am 16. März 2015.

Der „Rück­zug in die Fam­i­lie“ bedeutet keineswegs eine Entradikalisierung der men­schen­ver­ach­t­en­den Ide­olo­gie. Beson­ders Neon­azis, die ver­meintlich die Szene hin­ter sich gelassen haben, tauchen nach eini­gen Jahren – immer­noch ide­ol­o­gisch gefes­tigt – auf und tra­gen ihre Gesin­nung als Eltern in Kindergärten oder Schulen, als „unpolitsche“ Mit­glieder in Vere­inen jed­er Art oder in Ähn­lichen Kon­stel­la­tio­nen nach Außen. Oder aber sie tauchen ab und ziehen gedeckt durch Staat und Geheim­di­enst mor­dend durch Deutsch­land. Viele Gründe Neon­azis zu beobacht­en und sie aus ihrem ruhigem All­t­ag zu ziehen. Melanie Witassek oder Mirko Kubel­er sind nicht vergessen. Sie wer­den jet­zt, wie zuvor Mar­tin Roll­berg, ihre Face­book­seite und anderen Pro­file löschen oder umbe­nen­nen. Sie wer­den ver­suchen im Dunkeln zu bleiben. Wir wer­fen Licht auf sie und ihre men­schen­ver­ach­t­en­den Aktivitäten.

[1] “https://www.facebook.com/CharlotteFriedrich-Fotografie-337306389649480/timeline
[2] http://www.news24.com/xArchive/Archive/Germans-increasingly-xenophobic-20010311
[3] https://www.antifainfoblatt.de/sites/default/files/public/styles/front_full/public/AA_PD_0.jpg?itok=TrfQrt5b
[4] Book­let zum Album „Auss­er Kon­trolle“ der Recht­sRock-Band „Blood­shed“; 2003
[5] https://inforiot.de/jagd-auf-politische-gegner/
[6] https://www.antifainfoblatt.de/artikel/die-anti-antifa-potsdam-entdeckt-das-internet
[7] http://www.tagesspiegel.de/berlin/brandenburgi/mehrjaehrige-haftstrafen-fuer-rechtsextreme-schlaeger/697556.html und http://arpu.blogsport.eu/2013/06/08/rbb-dokumentation-verharmlosende-darstellung-neonazistischer-gewalttaten/
[8] https://www.facebook.com/337306389649480/photos/pb.337306389649480.–2207520000.1442313432./547612671952183/?type=3&theater
[9] http://arpu.blogsport.eu/2014/02/12/aus-hinter-den-kulissen-3-regionalbericht-potsdam/ und http://arpu.blogsport.eu/2011/04/19/die-demokraten-bringen-uns-den-volkstod/

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Solidarität im Zwiespalt der Realität(en)

Auch wir, das „la datscha“ — Kollek­tiv, haben uns zusam­menge­set­zt und die ersten Tage in der Hein­rich-Mann-Allee 103 fu?r uns aus­gew­ertet und daru?ber disku­tiert. Im Fol­gen­den haben wir ver­sucht unseren Stand­punkt zur derzeit­i­gen Sit­u­a­tion vor Ort
zusam­men­z­u­fassen und hof­fen u?ber einige Punk­te mit euch wei­t­er­disku­tieren zu können.
Seit Mon­tag let­zter Woche wur­den auf dem Min­is­teri­ums­gelände, in ehe­ma­li­gen Bu?rogebäuden, Unterku?nfte fu?r Geflu?chtete eingerichtet.
Da erst am Son­ntagabend klar wurde, dass diese genutzt wer­den kön­nen, wur­den inner­halb ku?rzester Zeit Helfer_innenstrukturen organ­isiert, um dem schlimm­sten Durcheinan­der ent­ge­gen­zuwirken und den Geflu?chteten eine menschenwu?rdige Ankun­ft vorzu­bere­it­en. Es wur­den die Gebäude grundgere­inigt, notdu?rftig möbliert und
Sach­spenden­stellen ein­gerichtet. Viele Frei­willige haben mit angepackt und der Spende­naufruf wurde mit großer Res­o­nanz erwidert. Es ist schön zu sehen, wie viele Leute bere­it sind, Men­schen in Not zu helfen und ihre Freizeit einzubrin­gen, um eben
diesen in Not ger­ate­nen endlich ein Ankom­men möglich zu machen.
Ohne diese Selb­stor­gan­i­sa­tion hätte das pein­liche Ver­sagen des Staates ganz andere Aus­maße angenom­men. Wie in vie­len anderen Städten, hat sich auch das Land Bran­den­burg fast vol­lkom­men auf diese Helfer_innenstrukturen bei der Bewäl­ti­gung der Geflu?chtetenversorgung ver­lassen. Wieder ein­mal haben Frei­willige die defiz­itäre Flu?chtlingspolitik der ver­gan­genen Jahrzehnte kom­pen­siert und fu?r diesen Ein­satz haben sie unsere größte Sol­i­dar­ität und Anerkennung!
Ganz andere Bilder kon­nte men­sch Anfang der Neun­ziger miter­leben, wo Geflu?chtete viel weniger Unterstu?tzung und Sol­i­dar­ität erfahren haben , Helfer_innen sehr alleine waren und oft nicht im Ansatz das Gefu?hl hat­ten, mit dem, was sie tat­en auch nur annährend die Mei­n­ung ein­er Mehrheit zu vertreten. Das ist heute zum Glu?ck anders!!
Was nicht anders gewor­den ist, ist der Staat, der hin­ter allem steckt, der von Krise redet, weil Geflu?chtete eine Dynamik in Gang geset­zt haben, die Gren­zen, staatliche Autoritäten und ein Sys­tem in Frage stellt, was vor zwanzig Jahren, mit der starken Ein­schränkung des §16 des Grundge­set­zes dafu?r sor­gen sollte, dass es nie­mand mehr bis Deutsch­land schaf­fen könnte.
Durch Ver­schär­fun­gen des Asylge­set­ztes, dem mil­lio­nen­schw­eren Aus­bau von Fron­tex und Dublin III wurde diese Abschreck­ungspoli­tik noch weit­er verschärft.
Die Krise, von der sie jet­zt reden, wird fu?r das deutsche Flu?chtlingssystem nur dazu, weil diese Men­schen in Not, die nicht im Ansatz die Bewe­gungs­frei­heit­en haben wie wir (mit deutschem Pass) all die Regeln umgan­gen haben ihre Frei­heit durchsetzen.
Sie u?berschreiten Gren­zen und zwin­gen die Heuch­ler, sich mit ein­er Sit­u­a­tion zu befassen, an der sie nicht unschuldig sind. Alles wird sofort zur Krise stil­isiert und mit dem All­heilmit­tel Geset­zesän­derung “bekämpft”. So geschah es dieses Jahr im Juli mit
der Ver­ab­schiedung des Geset­zes zur Neuregelung des Bleiberechts und Aufenthaltsbedingungen.
Das Gesetz bein­hal­tet neben eini­gen Verbesserun­gen fu?r Asyl­suchende in Deutsch­land, wie zum Beispiel der Ein­schränkung der Res­i­den­zpflicht auch Ver­schär­fun­gen mit erhe­blichen Fol­gen fu?r die Betrof­fe­nen. So sollen als Haftgru?nde „Flucht­ge­fahr vor
Abschiebung“, „erhe­bliche Zahlung von Geld­be­trä­gen an Schleuser“ und „Iden­tität­stäuschung durch Pass­losigkeit“ gel­ten. Der Flu?chtlingsrat Bran­den­burg verurteilte diese Ver­schär­fung in einem offe­nen Brief mit den Worten: “Mit der Prax­is und Rhetorik der Abschiebun­gen wird die Willkom­men­skul­tur in Bran­den­burg unter­graben, die eine große Zahl von Willkom­mensini­tia­tiv­en tagtäglich prak­tizieren.” Eine neue Geset­zesver­schär­fung wird ger­ade disku­tiert. Sie soll u.a. den kom­plet­ten Entzug der Leis­tun­gen fu?r alle soge­nan­nten Dublinflu?chtlinge bein­hal­ten, so dass diesen im End­ef­fekt nichts anderes u?brig bleiben wird, als in der Ille­gal­ität zu leben oder das Land zu verlassen.
Nun zu uns und zu Potsdam.
Die neue Ein­rich­tung in der Hein­rich-Mann-Allee ist als Außen­stelle let­z­tendlich bloß eine kleine Schwest­er der ZAST (Zen­tralen Auf­nahmestelle) in Eisenhu?ttenstadt und das du?rfen wir nicht vergessen.
Die ZAST ist ein Ort, wo ras­sis­tis­che Ein­gangskon­trollen, Repres­sio­nen und Sank­tio­nen durch Sicher­heitsper­son­al, sowie Besucher_innenzeiten und Platzver­weise fu?r Helfer_innen an der Tage­sor­d­nung sind. Wir wollen nicht, dass diese Verhältnisse
irgend­wo, auch nicht in Pots­dam, repro­duziert werden.
Und trotz­dem sollte klar sein, dass, wenn wir ein „Außen­lager“ von Eisenhu?ttenstadt mitor­gan­isieren, doch nur einem Sys­tem zuar­beit­en, das wir ablehnen. Ein Asyl­sys­tem, was Geflu?chtete knas­tar­tig zusam­men­hält, Zäune errichtet und Men­schen „umverteilt“
oder abschiebt.
Dass das Gelände in der Hein­rich-Mann-Allee nur noch durch einen Hauptein­gang zu betreten ist und das Per­son­al Recht­fer­ti­gung dafu?r ver­langt, zeigt in welche Rich­tung sich die Sit­u­a­tion entwick­elt. Es ist nicht in Ord­nung, dass Polizeibeamte in Eigen­er­mäch­ti­gung die Ank­om­menden fil­men und erfassen wollen und der Staat, statt
seine men­schlichen Pflicht­en zu erfu?llen, bloß drangsaliert, kon­trol­liert und nervt. Wir wollen uns vom Staat und dessen Poli­tik nicht vere­in­nah­men lassen und hof­fen die meis­ten anderen auch nicht. Wir wollen hier­mit nicht die Arbeit aller Helfer_innen
kri­tisieren, denn diese Sol­i­dar­ität ist wichtig und nötig. Aber wir fra­gen uns schon, in welche Rich­tung sich das alles entwick­eln wird. Es ist wichtig, auch weit­er­hin Ein­fluss auf die Stim­mung zu nehmen und durch unser Engage­ment Druck auf Polizei und Politik
auszuu?ben.
Wir fordern die Öff­nung des gesamten Gelän­des, also aller Ein- und Aus­gänge, fu?r Geflu?chtete und Helfer_innen, damit es nicht zu einem gefäng­nisähn­lichen Ort wird. Es ist nicht hin­nehm­bar, Men­schen einen Zugang zur Gesellschaft auf­grund ihrer Herkunft
zu ver­wehren und/oder in Lagern oder lagerähn­lichen Orten zusam­men­zupferchen. Offen­heit ist ein Sig­nal in alle Rich­tun­gen, an die Geflo­henen genau­so wie an den Rest der Bevölkerung. Natio­nen und Gren­zen bleiben Kon­struk­te ein­er Weltordnung
ver­gan­gener Tage, die es zu u?berwinden gilt.
Geflu?chteten soll schnell­st­möglich ein Leben zu gle­ichen Bedin­gun­gen wie dem Rest der Bevölkerung möglich sein, sprich, dass sie in Pots­dam oder am Ort ihrer Wahl dezen­tral leben und sich frei bewe­gen können.
Wir lassen uns nicht täuschen von voru?bergehender Willkom­men­skul­tur und wer­den deswe­gen gle­icher­maßen mit aller Hil­fs­bere­itschaft und ver­schärfter Aufmerk­samkeit vor Ort sein, damit hier kein weit­eres repres­sives Lager­sys­tem geschaf­fen wird. Wir mu?ssen, neben der so wichti­gen Arbeit in der Hein­rich-Mann Allee, miteinan­der disku­tieren und definieren, wo wir ste­hen und unser Ver­hält­nis zum deutschen Staat klären.
Dieser hat in den ver­gan­genen Jahren alles Mögliche getan, Willkom­men­skul­tur kön­nen wir darin aber nicht erkennen.
Unsere Sol­i­dar­ität kann und wird immer selb­stor­gan­isiert und unkon­trol­lier­bar fu?r staatliche Stellen sein.
!Refugees wel­come! Free­dom of Movement!

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