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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Vermisst: Sicherer Hafen Potsdam?!

Ein Jahr nach dem Beschluss der Stadtverord­neten­ver­samm­lung, Pots­dam zum „Sicheren Hafen“ für geflüchtete Men­schen zu machen, rufen wir zur Kundge­bung vor dem Rathaus Pots­dam auf.

Wir fordern eine kon­se­quente Umset­zung der vie­len Wil­lens­bekun­dun­gen, Inte­gra­tionskonzepten und Beschlüssen zur Willkom­men­skul­tur in den let­zten Jahren.
Es reicht! Wir wollen keine Lip­pen­beken­nt­nisse mehr, son­dern ein sofor­tiges und kon­se­quentes Han­deln! Es geht um Exis­ten­zen von Men­schen, die jeden Tag sowohl in Pots­dam, in Bran­den­burg als auch im Mit­telmeer gefährdet werden.

Willkom­men­skul­tur statt Ausländerbehörde!
Im Dezem­ber 2018 wurde der Ober­bürg­er­meis­ter per Beschluss dazu verpflichtet, „die Aus­län­der­be­hörde Pots­dam [anzuweisen], alle Möglichkeit­en auszuschöpfen, um Geflüchteten in Pots­dam dauer­hafte legale Aufen­thalts- und Lebensper­spek­tiv­en zu schaf­fen“. Die Aus­län­der­be­hörde agiert seit­dem so als ob es diesen Beschluss nie gegeben hätte. Der Ober­bürg­er­meis­ter fühlt sich nicht in der Lage, klare Anweisun­gen im Sinne des Beschlusses zu geben, trotz Wis­sens um die Missstände.

Es muss endlich Schluss sein mit dieser Poli­tik der Abwehr und Zer­störung von Inte­gra­tionschan­cen in Pots­dam! Allein der recht­fer­ti­gende Ver­weis auf bun­desrechtliche Regelun­gen durch die Aus­län­der­be­hörde ist ein Armut­szeug­nis für Pots­dam. Es gibt nach wie vor trotz schar­fes Asyl- und Aufen­thalt­srecht eine Menge Ermessensspiel­räume, die zugun­sten der Men­schen auslegt wer­den kön­nen. Stoppt die Abwehrhal­tung der Aus­län­der­be­hörde bei der Erteilung von Aufen­thalt­stiteln, Arbeit­ser­laub­nis­sen, Auszugser­laub­nis­sen aus Gemein­schaft­sun­terkün­ften und Familienzusammenführungen!

Fam­i­lien: Zusam­men­führen statt Zerstören!
Trotz Beschlus­slage der Stadt Pots­dam im Jahr 2016, die Ein­reise von in Griechen­land unter men­sche­nun­würdi­gen Bedin­gun­gen leben­den Fam­i­lien­mit­glieder zu ihren Ange­höri­gen in

Deutsch­land zu unter­stützen, wurde bish­er keine einzige Fam­i­lie in diesem Kon­text zusam­menge­führt! Noch schlim­mer: „Reg­uläre“ Fam­i­lien­zusam­men­führun­gen wer­den oft mas­siv verzögert oder gar ver­weigert. Fam­i­lien­tren­nun­gen bedeuten für alle Fam­i­lien­mit­glieder – ins­beson­dere für Kinder – schwere psy­chis­che und soziale Belas­tun­gen, die trau­ma­tisierend wirken können.

Stoppt die Poli­tik der Familientrennungen!
Wir haben diese fam­i­lien­ver­ach­t­ende Prax­is satt!

Statt Tod im Mit­telmeer und Iso­la­tion in Lagern: Auf­nahme von Geflüchteten in Potsdam!
Wir müssen Druck machen – immer wieder, Ja!

Der Beschluss im Dezem­ber 2018 hat die Stadt dazu gebracht, sich mit anderen Städten zu ver­net­zen und sich auf Bun­de­sebene für eine zusät­zliche Auf­nahme von geflüchteten Men­schen einzuset­zen. Wir unter­stützen die Bemühun­gen und sehen den­noch im Angesicht der nüchter­nen Zahlen, dass bish­er kein einziger Men­schen zusät­zlich – also über die nor­male Auf­nah­mepflicht hin­aus – aufgenom­men wor­den ist.

Das Leid der Men­schen geht weit­er. Jede*r Tote im Mit­telmeer ist eine*r zu viel – wir müssen jet­zt handeln:

Zusät­zliche Auf­nahme von Men­schen aus der Seenotrettung!
Zusät­zliche Auf­nahme von Men­schen aus den Massen­lagern und somit Stopp der Iso­la­tion und Zer­mür­bungsstrate­gie in Erstauf­nah­me­lagern wie Eisen­hüt­ten­stadt und Doberlug-Kirchhain!

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Flucht & Migration

Gleiche Rechte für alle Menchen — auch in Märkisch-Oderland!

Am 2.12.2019 von 8.00–16.00 Uhr wird anlässlich eines Polizeiüber­griffes im Sozialamt Märkisch-Oder­land demon­stri­ert. Unter dem Mot­to »Gle­iche Rechte für alle Men­schen – auch in Märkisch-Oder­land! – Warum ver­weigert der Lan­drat Gesund­heit­skarte und Geldüber­weisun­gen?« rufen zahlre­iche Bran­den­burg­er und Berlin­er Ini­tia­tiv­en und Einzelper­so­n­en zum Protest vor der Behörde auf. Darunter der Flüchtlingsrat Bran­den­burg, Women in Exile und Refugee Assem­bly Dober­lug-Kirch­heim, sowie Men­schen aus Gemein­schaft­sun­terkün­ften und Willkom­mensini­tia­tiv­en in Märkisch-Oderland.

Der Über­griff der Sicher­heits­be­hör­den wurde durch ein Inter­net-Video Anfang Novem­ber bekan­nt. Es zeigt, wie mehrere Beamte einen Geflüchteten schla­gen und gewalt­sam zu Boden drück­en, während andere Beamte die Sit­u­a­tion abschirmen.

Gewalt erfahren wir jeden Tag. Es gehören nicht nur Schläge dazu. Auch die ständi­gen Schika­nen der Behör­den sind ein Teil davon. Zum Beispiel, dass wir für unser monatlich­es Geld oder für einen Kranken­schein den ganzen Tag unter­wegs sind.“ So Omer, ein Bewohn­er der Gemein­schaft­sun­terkun­ft Müncheberg.

Die Kundge­bung richtet sich gegen die repres­sive Behand­lung von Geflüchteten in Märkisch-Oder­land durch Poli­tik, Polizei und Ver­wal­tung und fordert gle­iche Rechte sowie ein men­schen­würdi­ges Leben für alle Men­schen in Märkisch-Oder­land. Noch immer ver­weigert Lan­drat Ger­not Schmidt Asyl­suchen­den die Kranken­ver­sicherungskarte ab Ankun­ft in MOL und die Auszahlung ihrer monatlichen Unter­stützung auf ein Kon­to. MOL ist die einzige Land­kreis in Bran­den­burg, der an dieser Form entwürdi­gen­der Kon­trolle festhält.

Wo: Sozialamt Märkisch-Oder­land in der Wald­sied­lung, Eichen­damm 14, Ort­steil Dieder­s­dorf, 15306 Vierlinden
Wann: Mon­tag, 2.12.2019, 8.00–16.00 Uhr

Aktuelles: https://facebook.com/events/280314142889181/

Aufrufende:
Bewohner*innen von Gemein­schaft­sun­terkün­ften in MOL, Flüchtlingsrat Bran­den­burg, Women in Exile, Inter­na­tion­al Women Space, Refugee Assem­bly Dober­lug-Kirch­hein, Asyl­suchende und Geflüchtete in Dober­lug-Kirch­hain, Ini­tia­tive Fam­i­lien­leben für Alle Berlin/Brandenburg — Afri Pa Gemein­sam Stark, Wel­come Unit­ed Berlin-Bran­den­burg, Mit­glieder der Willkom­mensini­tia­tive Müncheberg.

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Flucht & Migration Parlamentarismus

Appell: Geflüchtete Minderjährige aus Griechenland aufnehmen

Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg wen­det sich gemein­sam mit einem bre­it­en Bünd­nis ver­schieden­er Organ­i­sa­tio­nen in einem Appell an die Lan­des- und Bun­de­spoli­tik mit der Forderung, noch bis Dezem­ber min­destens 1.000 unbe­gleit­ete Kinder und Jugendliche aus Griechen­land in Deutsch­land aufzunehmen.

Der Flüchtlingsrat ruft die Bran­den­burg­er Lan­desregierung an, ihrem Ver­sprechen aus dem Koali­tionsver­trag, sich für die Auf­nahme von beson­ders schutzbedürfti­gen Flüchtlin­gen einzuset­zen, mit der Auf­nahme von geflüchteten Min­der­jähri­gen aus Griechen­land jet­zt Tat­en fol­gen zu lassen!

Zum Hin­ter­grund: Bun­desin­nen­min­is­ter See­hofer hat den Vorstoß vom Nieder­säch­sis­chen Innen­min­is­ter Boris Pis­to­rius, unbe­gleit­ete min­der­jährige Geflüchtete aus griechis­chen „Hotspots“ in Deutsch­land aufzunehmen, am ver­gan­genen Dien­stag zurück­gewiesen. Aus sein­er Sicht unter­stütze Deutsch­land Griechen­land  bere­its mit tech­nis­chen und finanziellen Mit­teln wie auch der Ver­mit­tlung von Know-How. Der von See­hofer vorgeschla­gene „Kom­pro­miss“ zur Frage ein­er Auf­nahme von 1000 unbe­gleit­eten min­der­jähri­gen Flüchtlin­gen aus Griechen­land ist aus Sicht des Flüchtlingsrates empörend. Für 50 unbe­gleit­ete min­der­jährige Flüchtlinge sollen die Ver­fahren nun beschle­u­nigt und bei 94 weit­eren die Zusam­men­führung mit Fam­i­lien­ange­höri­gen in Deutsch­land in die Wege geleit­et werden.

Das Ange­bot des Bun­desin­nen­min­is­ters, 144 Kindern einen Nachzug zu ihren Fam­i­lien zu ermöglichen, auf den sie ohne­hin einen rechtlichen Anspruch hät­ten, ist nicht mehr als ein Feigen­blatt“, erk­lärt dazu Lot­ta Schwedler vom Flüchtlingsrat Bran­den­burg. „Die betrof­fe­nen Kinder brauchen Hil­fe, keine Placebos.“

Derzeit befind­en sich ca. 4.100 unbe­gleit­ete min­der­jährige Flüchtlinge auf den griechis­chen Inseln, davon nur ca. 1000 in kinder- und jugendgerecht­en Unter­bringungsplätzen. Alle Min­der­jähri­gen, die nicht hier unterge­bracht sind – also über 3.000 Kinder und Jugendliche –, leben unter katas­trophalen Bedin­gun­gen auf der Straße, in Flüchtlingslagern für Erwach­sene, sie befind­en sich in „Schutzhaft“ oder leben in Zel­ten oder unter Pla­nen in den Hotspots auf den griechis­chen Inseln. Hier sind sie ungeschützt vor Gewalt und Aus­beu­tung, lei­den an man­gel­hafter Ver­sorgung und erhal­ten kaum ander­weit­ige päd­a­gogis­che oder rechtliche Unterstützung.

Die Beschle­u­ni­gung bere­its laufend­er Ver­fahren von 50 Min­der­jähri­gen ist wichtig und drin­gend notwendig für die betrof­fe­nen Kinder und Jugendlichen, doch angesichts der ausufer­n­den kindesrechtsver­let­zen­den Dimen­sio­nen in Griechen­land und des nahen­den Win­ters eine lächer­liche Zahl und als Affront zu werten — zumal es sich über­wiegend um Ver­fahren han­delt, die bere­its über Monate ver­schleppt wur­den und bei denen die Min­der­jähri­gen schon längst einen Recht­sanspruch auf Fam­i­lien­zusam­men­führung haben.

Es scheint grotesk, dass in Deutsch­land Ein­rich­tun­gen trotz vorhan­den­er Kapaz­itäten und Fach­per­son­al schließen müssen, weil nicht genü­gend umF unterge­bracht wer­den, während über 3.000 Kinder und Jugendliche in Griechen­land unter absoluter Mis­sach­tung des Kindeswohls unter schlimm­sten Umstän­den ver­har­ren müssen.

Mit einem zusät­zlichen Muster­schreiben im Rah­men der Kam­pagne #WirHaben­Platz kön­nen sich Organ­i­sa­tio­nen, Ver­bände, Jugend­hil­feträger und Einzelper­so­n­en an Lan­des- und Bundespolitiker_innen wen­den und den Appell mit unterstützen.

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Antifaschismus Klima & Umwelt

Lausitz: Opferperspektive warnt vor rechten Angriffen

Für das kom­mende Novem­ber­woch­enende ruft das Aktions­bünd­nis Ende Gelände zu Protesten im Lausitzer Braunkohlere­vi­er auf. Angesichts der derzeit kur­sieren­den Gewal­taufrufe in den sozialen Medi­en befürchtet die Beratungsstelle Opfer­per­spek­tive kör­per­liche Angriffe auf Teil­nehmende. Diese Aufrufe sind nicht zu unter­schätzen, so wird etwa damit gedro­ht eine „Bombe in das Dreckspack“ zu wer­fen. Auch wird die Polizei darin aufge­fordert, auf die Aktivist*innen von Ende Gelände zu schießen. Teile der Fan­szene des FC Energie Cot­tbus zeigten zudem am 23.11.2019 im Sta­dion der Fre­und­schaft ein Trans­par­ent mit der Auf­schrift „Wann Ende im Gelände ist, bes­timmt nicht ihr! Unsere Heimat – unsere Zukun­ft! Ende Gelände zer­schla­gen!“. Auf­grund des Gewalt­poten­zials rechter Fan­grup­pierun­gen des FC Energie Cot­tbus ist dies als deut­lich­es Sig­nal an poten­zielle Angreifer*innen zu werten.

Bere­its bei den let­zten Ende Gelände-Aktio­nen im Jahr 2016 kam es zu hefti­gen recht­en Angrif­f­en auf Teil­nehmende der Proteste. Unter anderem wurde damals eine Mah­nwache im Sprem­berg­er Ort­steil Tscherpe von Ver­mummten mit Base­ballschlägern ange­grif­f­en. Auf dem dama­li­gen Camp der Protestieren­den wurde min­destens eine Per­son zu Boden geschla­gen und anschließend auf sie einge­treten. Zudem wurde ein taz-Jour­nal­ist, der über die Lage vor Ort berichtete, von einem Auto ver­sucht von der Straße zu drän­gen. An den dama­li­gen Angrif­f­en waren lokale rechte Gewalt­täter aus der Neon­azi-und Hooli­gan­szene beteiligt, die teil­weise gemein­sam mit Pro-Kohle-Demonstrant*innen auf­trat­en und aus größeren Grup­pen her­aus agierten. Von Seit­en der bürg­er­lichen Pro-Kohle-Bewe­gung gab es hierzu keine Dis­tanzierung. Ein größer­er Über­fall durch bewaffnete Neon­azis auf das Camp der Protestieren­den kon­nte damals nur in let­zter Sekunde von der Polizei unter­bun­den werden.

Lei­der tut sich die Lokalpoli­tik schw­er damit sich ein­deutig von den recht­en Gewal­taufrufen zu dis­tanzieren. Es beste­ht die Gefahr durch Bürg­erkriegsrhetorik und der pauschalen Dämon­isierung der Ende-Gelände-Teil­nehmenden als Gewalttäter*innen rechte Angriffe zu legit­imieren und diesen Vorschub zu leis­ten. Eine kri­tis­che Aufar­beitung der recht­en Gewalt gegen Protestierende aus 2016 hat vor Ort eben­falls nicht stattge­fun­den. Im Gegen­teil. Während ein­er rbb-Livesendung zum The­ma „Kohleausstieg“ am 12.09.2019 auf dem Cot­tbuser Alt­markt wurde eine Aktivistin, die sich öffentlich für einen zeit­na­hen Ausstieg aus der Kohle­förderung aussprach, durch Pro-Kohle-Befür­worter mit recht­en Sprüchen belei­digt und auf den Kopf geschla­gen. Nur durch das Ein­schre­it­en ander­er Teil­nehmender kon­nte weit­ere Gewalt unter­bun­den werden.

Wir als Opfer­per­spek­tive befürcht­en daher eine Kon­ti­nu­ität rechter Gewalt in der Lausitz und bieten allen Betrof­fe­nen an, sich bei uns zu melden und im Umgang mit recht­en Angrif­f­en berat­en und unter­stützen zu lassen.

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Gender & Sexualität

Let´s dance — it´s our revolution

Am Sam­stag 23.11.2019 lädt das Frauen*kollektiv Cot­tbus alle Frauen* zu einer Par­ty nur für Frauen* ins Chekov in Cot­tbus ein!


Anlass ist der inter­na­tionale, in Lateinameri­ka begrün­dete Tag zur Besei­t­i­gung von Gewalt gegen Frauen*, der alljährlich auf die Prob­lematik von Gewalt gegen Frauen* aufmerk­sam macht.
Anlässlich dieses Tages wer­den wir diese Feier zur gegen­seit­i­gen Stärkung und Wertschätzung nutzen. Vor allem die Vielfalt und Unter­schiedlichkeit von Frauen* wird dabei im Mit­telpunkt ste­hen. Es soll uns erin­nern, dass wir gemein­sam mehr erre­ichen. Mit female Hip Hop, Trap und Trash, 80er, 90er, speziellen Schnap­skreatio­nen, Zuck­er­wat­te und Verkleidungsmöglichkeiten.

Außer­dem wird die Ausstel­lung „It‘s not your fault“ vom Vin­tage Onli­neShop „Shit­ty­fucky“ anzuschauen sein, die den Fokus speziell auf das The­ma Gewalt an Frauen legt. 

Von 20 Uhr an gibt es einen Djane Work­shop, um weit­ere Frauen* zu ermuti­gen, sich auszupro­bieren und das musikalis­che Nachtleben mitzugestalten. 

Die Par­ty ist für Frauen*, Les­ben, Trans, Inter­sex­uell, von Frauen* für Frauen*!

Let´s dance — it´s our rev­o­lu­tion. Es ist unsere Revolution.

Wo?: Chekov

Wann?: Sam­stag 23.11.19 21:30 Par­ty (20 Uhr Djane Workshop)

Für wen?: FLTI* only.

Infos unter: https://www.facebook.com/FrauenkollektivCottbus/

 

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Flucht & Migration Geschichte & Gedenken

Doppelt heimatlos?

Die Ost­deutsche viet­name­sis­ch­er Herkun­ft Ange­li­ka Nguyen (Jahrgang 1961) for­muliert als Filmemacherin und Autorin ihre Per­spek­tive auf  Ost­deutsch­land, auf Ras­sis­mus als Erfahrung, auf die Mon­tags­demos in Leipzig und auf die Frage, ob nur der Osten rechts sei. Sie erzählt vom Dreh ihres Doku­men­tarfilms in der insta­bilen Zeit nach dem Mauer­fall, der Entste­hung ihrer auto­bi­ographis­chen Essays, von Redakteur*innen mit Migra­tionsh­in­ter­grund und ihrer Ent­deck­ung, dass Ho-Chi-Minh nicht der Held aller Vietnames*innen ist.

Koray Yıl­maz-Günay ist Aktivist, Ver­leger und Mitar­beit­er des Flüchtlingsrat Brandenburg.

Ver­anstal­tet von der Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg / Opfer­per­spek­tive e.V.
Gefördert vom Bun­desmin­is­teri­um für Fam­i­lie, Senioren, Frauen und Jugend im Rah­m­men des Bun­de­spro­gramms Demokratie leben! sowie durch die Lan­deshaupt­stadt Pots­dam. Präsen­tiert durch das Bünd­nis “Pots­dam! beken­nt Farbe”

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(Anti-)Rassismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Vom Lautsprecher zum Leiseträger

Schwedt (ipr) Ein frühere Admin­is­tra­tor der flüchtlings­feindlichen Face­book-Gruppe “Uck­er­mark gegen Über­frem­dung und Asylmiss­brauch” ist am Dien­stag vor der Strafrich­terin beim Amts­gericht Schwedt mit einem blauen Auge davongekom­men. Ein Ver­fahren wegen Volksver­het­zung in Tatein­heit mit öffentlichem Ver­wen­den von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen wurde vor­läu­fig eingestellt. Er muss in den näch­sten drei Monat­en 80 Stun­den gemein­nützige Arbeit­et leisten.

Vorge­wor­fen wurde dem heute 25-jähri­gen Max M. auf einem frem­den Face­book-Pro­fil eine Nazi-Darstel­lung gelikt und dadurch mit seinen Face­book-Fre­un­den geteilt zu haben. Unklar in der Ver­hand­lung blieb, ob er mit dem Pro­fil­in­hab­er befre­un­det war oder ob ein­er sein­er Face­book-Fre­unde das Bild eben­falls gelikt hat­te und er so das straf­bare Bild ent­deckt haben könnte.

Die Fotomon­tage – heute noch prob­lem­los im Netz zu find­en — zeigt einen NSDAP-Parteiauf­marsch mit vie­len Hak­enkreuz-Stan­darten und Adolf Hitler im Wei­h­nachts­mannkostüm. Darauf ist der Text zu lesen: “HO-HO-HOLOCAUST”.

Max M. bestätigte vor Gericht, dass er das Bild kenne, dass er das aber nicht bewusst gelikt habe. Es muss zufäl­lig beim Scrollen passiert sein. Außer­dem habe er bis zu sein­er Vernehmung nicht gewusst, dass Liken auch Teilen bedeute. Der ermit­tel­nde Polizeibeamte bestätigte im Zeu­gen­stand, dass alle, die er in diesem Kom­plex anhörte, darüber ver­wun­dert waren.

Der ehe­ma­lige Bäck­er­lehrling erläuterte, dass er sich nach seinen Haft­strafen, die zu drei Jahren auf Bewährung aus­ge­set­zt wor­den waren, von der recht­en Szene ver­ab­schiedet habe. Er habe alle Bewährungsaufla­gen erfüllt. Er sei sog­ar aus Anger­münde wegge­zo­gen. Er küm­mere sich um seine 2‑jährige Tochter. Er mache eine neue Aus­bil­dung und sei im drit­ten Lehrjahr.

Dass mit dem Scrollen wollte die Rich­terin nicht so recht glauben, schlug let­z­tendlich aber doch vor, das Ver­fahren einzustellen. Die Staat­san­wältin stimmte zu.

Hak­enkreuz auf dem Oberschenkel

Die Vorstrafen von Max M. entsprangen eher unpoli­tis­chen Motiv­en. Anfang Feb­ru­ar 2015 war er in Anger­münde ver­prügelt wor­den. Zwei Per­so­n­en sollen dabei beobachtet wor­den sein, wie sie Max M. erst nieder­schlu­gen und sich dann mit einem Auto davon­macht­en. Als Ret­tungssan­itäter und Polizei zu Hil­fe eilen woll­ten, soll es zu gewalt­täti­gen Reak­tio­nen des Mannes gekom­men sein. Im Kranken­haus ent­deck­te man noch einen Schla­gring in der Hosen­tasche und eine Hak­enkreuztä­towierung auf dem Ober­schenkel. Verurteilt wurde er dann wegen uner­laubten Waf­fenbe­sitzes, Wider­stand gegen Voll­streck­ungs­beamte, Belei­di­gung und Ver­wen­den von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organisationen.

Nur vier Tage nach dem Über­fall musste er sich in Schwedt vor dem Jugen­drichter ver­ant­worten. Im Juli 2014 wollte Max M. seine ehe­ma­lige Fre­undin heim­suchen. Das fand die gar nicht gut und rief die Polizei. Im Ergeb­nis brachte ihm das ein Jahr Jugend­haft auf Bewährung wegen Wider­stand gegen Voll­streck­ungs­beamte und Belei­di­gung. Dazwis­chen gab es noch eine Verurteilung wegen Unfall­flucht. Das ergab dann ein Jahr und zwei Monate Haft, die auf drei Jahre zur Bewährung aus­ge­set­zt wurden.

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jüdisches Leben & Antisemitismus

Wo die Kritik aufhört — Israelbezogener Antisemitismus

Anti­semitismus wurde in Deutsch­land lange vor allem im Zusam­men­hang mit der NS-Ver­gan­gen­heit disku­tiert. Wie hart­näck­ig sich anti­semi­tis­che Ein­stel­lun­gen aber weit­er­hin hal­ten, wurde dabei oft nicht erkan­nt. Nun bricht sich der Hass gegen Juden und Jüdin­nen wieder offen Bahn. Beson­ders das Inter­net und die sozialen Medi­en schaf­fen einen neuen Res­o­nanzraum für alte Vorurteile.

Zen­tral ist dabei die Rolle des Nahostkon­flik­ts. Er bietet die Plat­tform für eine ver­meintliche Israelkri­tik, die häu­fig die Gren­ze zu anti­semi­tis­chen Äußerun­gen überschreitet.

Mit der His­torik­erin Juliane Wet­zel sprechen wir darüber, wo eine legit­ime kri­tis­che Sicht auf israelis­che Poli­tik aufhört und wo israel­be­zo­gen­er Anti­semitismus anfängt. Wir fra­gen nach, wie wir in Diskus­sio­nen zwis­chen Kri­tik und Anti­semitismus unter­schei­den kön­nen. Und wir disku­tieren einen Umgang mit israel­be­zo­gen­em Antisemitismus.

Juliane Wet­zel ist pro­movierte His­torik­erin und Mitar­bei­t­erin am Zen­trum für Anti­semitismus­forschung der TU Berlin. Sie ist Mit­glied des Zweit­en Unab­hängi­gen Expertenkreis­es Antisemitismus.

Die Ver­anstal­tung find­et in Koop­er­a­tion mit dem Anger­mün­der Bürg­er­bünd­nis für eine gewalt­freie, tol­er­ante und weltof­fene Stadt statt.

Ver­anstal­tung­sort:
Ratssaal im Rathaus Angermünde
Markt 24
16278 Angermünde

Ver­anstal­tungs­da­tum:
Dien­stag, 26.11.2019
18.00 Uhr

Ein­tritt & Anmeldung:
Der Ein­tritt ist frei. Um eine Anmel­dung  wird zu Pla­nungszweck­en gebeten.

Kon­takt:
Hein­rich-Böll-Stiftung Bran­den­burg e.V.
Tel.: 0331 20057816
Team Mit:Menschen
mitmenschen@boell-brandenburg.de
www.boell-brandenburg.de

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Geflüchtete aus dem Tschad mit Zwang in die Botschaft gebrac

Menschen in die Botschaften ihrer Verfolgerländer zu bringen ist
traumatisierend und setzt Familienmitglieder und FreundInnen einer hohen
Gefahr aus

Am 10.10.2019 wurden in einer koordinierten Aktion Geflüchtete aus
verschiedenen Orten in Brandenburg von der Polizei abgeholt und
zwangsweise in die Botschaft des Tschad nach Berlin gebracht. Dabei
drangen auch in Wandlitz PolizistInnen in die dortige
Flüchtlingsunterkunft ein um einen Geflüchteten mitzunehmen. Ziel der
Operation war, dass die Botschaft bestätigt, dass die Betroffenen
StaatsbürgerInnen des Tschad sind und so in den Tschad abgeschoben
werden können.

Im Tschad, einem der ärmsten Länder der Welt, herrscht ein
diktatorisches Regime. Der Präsident Idriss Déby ist seit 29 Jahren an
der Macht. Laut Amnesty International kommt es dort zu massiven
Menschenrechtsverletzungen – willkürliche Festnahmen, keine Presse- und
Demonstrationsfreiheit, Folter. Im Länderbericht „Freedom  in the World
2017“ der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Freedom House
gehört das politische System des Landes zu den weltweit repressivsten.

"Menschen in eine solch brutale Diktatur abzuschieben gefährdet das
Leben der Betroffenen", so Thomas Janoschka von der Initiative Barnim
für alle. "Durch die Botschaftszuführungen geraten aber auch
Familienangehörige, FreundInnen, MitstreiterInnen und Bekannte leicht in
das Fadenkreuz des Regimes. Deshalb gehen viele Geflüchtete nicht
freiwillig in die Botschaft." Durch die Zwangsvorführung fühlen sich die
Betroffenen dem Verfolgerregime erneut ausgeliefert, dies führt nicht
selten zu (Re-)Traumatisierung.

Die Initiative Barnim für alle fordert vom Landkreis Barnim und vom Land
Brandenburg, keine Menschen mehr in den Tschad abzuschieben und generell
keine Geflüchteten mehr zwangsweise in die Botschaften ihrer
Verfolgerländer zu bringen.

Initiative „Barnim für alle“ -
Kontakt:
refugees-welcome@so36.net
0151 – 45 68 3203
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Arbeit & Soziales

Spendenaufruf

Seit 10 Jahren berät die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung des Vere­ins Opfer­per­spek­tive über­all in Bran­den­burg Men­schen, die ras­sis­tis­che Diskri­m­inierun­gen erlebt haben. An uns wen­den sich zum Beispiel Fam­i­lien, die wegen eines aus­ländisch klin­gen­den Namens bei der Woh­nungssuche benachteiligt wer­den; Frauen, die bei der Job­suche abgelehnt wer­den, weil sie ein Kopf­tuch tra­gen; Eltern, deren Kinder in der Schule aus­ge­gren­zt wer­den; junge Men­schen, denen der Ein­tritt in eine Diskothek oder die Mit­glied­schaft in einem Fit­nessstu­dio ver­weigert wird, weil sie Schwarz sind.

In den let­zten drei Jahren wurde unsere Arbeit etwa zur Hälfte mit Geldern des Pro­gramms Demokratie leben! finanziert. Diese Gelder wer­den uns ab Beginn des kom­menden Jahres nicht mehr zur Ver­fü­gung ste­hen. Unser Antrag auf weit­ere Förderung durch den Bund wurde abgelehnt. Wir bemühen uns derzeit um eine alter­na­tive Finanzierung, diese ist jedoch davon abhängig, dass die Opfer­per­spek­tive einen Eigenan­teil von min­destens 12.180 EUR erbringt. Um diesen Betrag aufzubrin­gen, benöti­gen wir Ihre Unter­stützung. Jed­er Betrag hil­ft uns weiter!

Mehr Infor­ma­tio­nen zu unser­er Arbeit: https://www.antidiskriminierungsberatung-brandenburg.de/ https://www.opferperspektive.de/

Kon­to­dat­en:

Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE34 1002 0500 0003 8131 00

Ver­wen­dungszweck: Antidiskri­m­inierung (Bitte angeben!)

Inforiot