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Wohnen & Stadt

Kramp-Witz statt Krampnitz

Seit Monat­en kri­tisieren DIE aNDERE, der BUND, Stadt-für-alle, einige Orts­beiräte und nun auch Fri­days-For-Future die Fehlen­twick­lun­gen beim größten Bau­vorhaben der Stadt. Aufge­führt wer­den: man­gel­hafte Trassen­frei­hal­tung für die Straßen­bahn, Stück­w­erk bei der Energie- und Wärmev­er­sorgung, kein kon­tinuier­lich­er Zuwachs an preis­ge­bun­de­nen Woh­nun­gen, unehrliche Kom­mu­nika­tion und Intrans­parenz der Stadt sowie die Beteili­gung der Deutschen Wohnen am Projekt.

Unlängst im Haup­tauss­chuss haben sich alle Frak­tio­nen gegen den Antrag von DIE aNDERE aus­ge­sprochen, der ein Innehal­ten und Über­denken der aktuellen Entwick­lung forderte, um die hohen sozialen und ökol­o­gis­chen Ziele über­haupt noch zu erre­ichen. Die Grü­nen sprachen sich sog­ar gegen eine kli­ma­neu­trale Entwick­lung aus. Die SPD-geführte Rathausko­op­er­a­tion hat­te schon zuvor sich gegen eine Fes­tle­gung aus­ge­sprochen, die auch die Deutsche Wohnen verpflichtet hätte preis­ge­bun­de­nen Wohn­raum zu schaf­fen. Die Stadtver­wal­tung unter Bauamtschef Götz­mann hat­te es in den Jahren zuvor ver­säumt, die notwendi­gen Trassen für die Tram freizuhal­ten. Durch zahlre­iche Bau­genehmi­gun­gen wur­den hinge­gen zusät­zliche Kon­flik­te für den ÖPNV geschaffen.

Angesichts der all­ge­gen­wär­ti­gen Kri­tik spricht sich nun der OBM Schu­bert die umstrit­te­nen Pläne für das Quarti­er von exter­nen Experten prüfen zu lassen. Genau dass, was DIE aNDERE und andere Kri­tik­erIn­nen schon lange forderten: ein Reset! Nun kön­nte das Vorhaben noch ein­mal auf den Kopf gestellt bzw. auf den Boden der Real­ität zurück­ge­führt wer­den: max. 5000 Ein­wohner­In­nen; fasst alles in Hand der Deutschen Wohnen mit hoch­preisi­gen Mieten; eine Energiev­er­sorgung die weit von einem CO2-freien Pro­jekt ent­fer­nt ist, denn die ökol­o­gis­chen Bestandteile lohnen sich wirtschaftlich nur, wenn die ursprüngliche Pla­nung mit 10.000 EW umge­set­zt wer­den kann. An dieser Ein­wohn­erzahl hielt OBM Schu­bert noch am 10.06.21 (vor nicht mal ein­er Woche!) im Haup­tauss­chuss fest (Woh­nungs­bau: Pots­dam hält am Ziel 10.000 Ein­wohn­er in Kramp­nitz fest (maz-online.de).

Baus­tad­trat Rubelt beze­ich­nete lt. MAZ die einst­weilige Beschränkung auf 5000 Ein­wohn­er als „Zwis­chen­schritt“. Ein Ver­har­ren in dieser Größenord­nung wäre für die Stadt „mit einem hohen Defiz­it ver­bun­den“.

Die Gefahr, dass mit bish­eri­gen und weit­eren vor­eili­gen Einze­lentschei­dun­gen vol­len­dete Tat­sachen geschaf­fen und Spiel­räume der kom­mu­nalen Pla­nung­shoheit ver­baut wer­den bleibt. Auch das hohe wirtschaftliche Risiko für die Stadt. Das ist kein Witz!

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Bericht zur Demonstration vor der Barnimer Ausländerbehörde

Am 8. Juni 2021 demon­stri­erte ‘Barn­im für alle‘ gemein­sam mit Geflüchteten des Land­kreis­es Barn­im und Freund*innen von Geflüchteten vor der Aus­län­der­be­hörde in Eber­swalde. Von 12 bis 16 Uhr waren ins­ge­samt 80 Men­schen vor Ort, um zu protestieren. Die Geflüchteten fühlen sich durch das ihrer Mei­n­ung nach belas­tende Asyl­sys­tem und die schlecht­en Lebens­be­din­gun­gen bedrängt. Die Geflüchteten haben oft Angst, sich gegen das lange, deprim­ierende Asylver­fahren auszus­prechen. Noch frus­tri­eren­der ist das Sys­tem der Dul­dung, das dafür sorgt, dass ein*e Geflüchtete*r nicht arbeit­en oder Deutschkurse besuchen kann und damit die Inte­gra­tion behindert.

 

Die Abschiebung eines Nige­ri­an­ers (Obi) am 26. Mai, der 22 Jahre im Barn­im lebte, schock­ierte die Barn­im-Geflüchteten sehr. Es ist offen­sichtlich, dass das Asyl­sys­tem nicht funk­tion­iert, son­dern das Leben von Geflüchteten zer­stört, die ohne­hin schon ver­let­zlich sind. Zur Kundge­bung reis­ten Men­schen aus ver­schiede­nen Über­gangswohn­heimen an. Sie sehen die Aktiv­itäten der Gruppe ‘Barn­im für alle‘ als Chance, aus der Iso­la­tion in den Wohn­heimen auszubrechen. Ein Geflüchteter aus dem Sudan meldete sich spon­tan zu Wort und sagte, dass sie eine Chance bekom­men wollen, zur Wirtschaft beizu­tra­gen: „Wir sind jung und stark und wir brin­gen eine andere Art von Erfahrung in die Arbeitswelt ein, gebt uns eine Chance“. Ein ander­er beschw­erte sich: „Wie lange wer­den wir in den Lagern schlafen, wir soll­ten die Sprache ler­nen und uns in die Gesellschaft inte­gri­eren können“.

 

Ein Höhep­unkt der Demon­stra­tion war eine Rei­he von weißen T‑Shirts, die auf dem Gelände aufge­hängt waren. Diese T‑Shirts sind uner­wün­schter Abfall aus ein­er Pack­sta­tion in Biesen­thal, die Hil­f­s­güter für Geflüchtete in Griechen­land ver­packt und ver­schickt. Die weiße Klei­dung wird aus­sortiert weil sie in den Lagern zu schnell schmutzig wird und für die Geflüchteten nicht gut genug ist. Es ist offen­sichtlich, dass den Behör­den bewusst ist, dass die Bedin­gun­gen in den Flüchtling­sun­terkün­ften unerträglich sind: „Wenn die Bedin­gun­gen für weiße Klei­dung so schmutzig und unhy­gien­isch sind, wie sieht es dann für die Men­schen aus, die dort leben müssen?“. Im Barn­im ist die Sit­u­a­tion nicht anders. Diese trau­ri­gen Lebens­be­din­gun­gen der Geflüchteten in den oft isolierten Unterkün­ften beklagten die Geflüchteten immer wieder und schlossen sich ein­er Kam­pagne an, die die Schließung der Lagers fordert. Barn­im-Geflüchtete und Die Gruppe ‚Barn­im für Alle‘ erk­lären ihre völ­lige Ablehnung dieser Poli­tik und wollen dafür kämpfen, dass sich die Geset­ze ändern. Sie fordern das Recht auf Aufen­thalt und Bewe­gungs­frei­heit für jeden Menschen.

Report on the demon­stra­tion in front of the Barn­im For­eign­er Author­i­ty on June 8, 2021

On June 8, 2021 ‚Barn­im für alle‘ demon­strat­ed togeth­er with refugees of the Barn­im dis­trict and friends* of refugees in front of the for­eign­ers author­i­ty in Eber­swalde. Between 12 and 16 o‘clock, a total of 80 peo­ple were on site to protest. The refugees feel oppressed by what they see as a bur­den­some asy­lum sys­tem and poor liv­ing con­di­tions. Refugees are often afraid to speak out against the long, depress­ing asy­lum process. Even more frus­trat­ing is the sys­tem of ‚Dul­dung‘ (tol­er­a­tion), which ensures that a refugee can­not work or attend Ger­man cours­es, thus hin­der­ing inte­gra­tion. The depor­ta­tion of a Niger­ian (Obi) on May 26th, who lived in Barn­im for 22 years, ter­ri­bly shocked the Barn­im refugees. It is obvi­ous that the asy­lum sys­tem does not work, but destroys the lives of refugees who are already vul­ner­a­ble. Peo­ple from var­i­ous tran­si­tion­al hous­ing cen­ters trav­eled to the ral­ly. They see the activ­i­ties of the group ‚Barn­im für Alle‘ as a chance to break out of the iso­la­tion in the hos­tels. A refugee from Sudan spon­ta­neous­ly spoke up and said that they want to get a chance to con­tribute to the econ­o­my: „We are young and strong and we bring a dif­fer­ent kind of expe­ri­ence to the world of work, give us a chance.“ Anoth­er com­plained, „How long will we sleep in the camps, we should be able to learn the lan­guage and inte­grate into society.“
A high­light of the demon­stra­tion was a series of white T‑shirts hung on the grounds. These T‑shirts are unwant­ed waste from a pack­ing sta­tion in Biesen­thal that packs and sends aid to refugees in Greece. The white clothes are sort­ed out because they get dirty too quick­ly in the camps and are not good enough for the refugees. It is obvi­ous that the author­i­ties are aware that the con­di­tions in the refugee shel­ters are unbear­able: „If the con­di­tions for white clothes are so dirty and unhy­gien­ic, what does it look like for the peo­ple who have to live there?“. In Barn­im, the sit­u­a­tion is no dif­fer­ent. These sad liv­ing con­di­tions of the refugees in the often iso­lat­ed shel­ters, the refugees com­plained again and again and joined a cam­paign demand­ing the clo­sure of the camps. Barn­im Refugees and The Group ‚Barn­im für Alle declare
their com­plete rejec­tion of this pol­i­cy and want to fight for the laws to change. They demand the right to stay and free­dom of move­ment for everyone.

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(Anti-)Rassismus Geschichte & Gedenken

Aktionswoche in Erinnerung an Noël Martin

25 Jahre nach dem ras­sis­tis­chen Angriff: Aktionswoche in Erin­nerung an Noël Martin

Rund um den 25. Jahrestag des ras­sis­tis­chen Angriffs auf Noël Mar­tin find­et vom 13.–19. Juni 2021 eine Aktionswoche gegen Ras­sis­mus in Blanken­felde-Mahlow statt. Viele unter­schiedliche Organ­i­sa­tio­nen sind daran beteiligt. Den Abschluss der Aktionswoche bildet die hybride Ver­anstal­tung „Nach dem Angriff: Podi­ums­ge­spräche zu ras­sis­tis­ch­er Gewalt, Sol­i­dar­ität und Erin­nerungskul­tur“ am 19. Juni 2021 von 14.30 bis 18.00 Uhr – organ­isiert von der Inte­gra­tions­beauf­tragten des Lan­des Bran­den­burg, der Opfer­per­spek­tive, und dem Aktions­bünd­nis Bran­den­burg gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Fremdenfeindlichkeit.

Am 16. Juni 1996 grif­f­en Neon­azis Noël Mar­tin und seine Kol­le­gen Arthur B. und Mikel R. in Mahlow an. Mar­tin über­lebte nur knapp und war seit­dem quer­schnitts­gelähmt. Er lebte mit mas­siv­en kör­per­lichen Ein­schränkun­gen – und ver­starb infolge dieser am 14. Juli 2020 im Alter von 60 Jahren. „Wir möcht­en an diese ras­sis­tis­che Tat und gle­ichzeit­ig auch an die bewun­dern­swerte Lebens­be­jahung und Stärke erin­nern, mit der Noël Mar­tin sein schw­eres Schick­sal gemeis­tert hat. Damit kann er uns allen ein Beispiel sein“, so Dr. Doris Lem­mer­meier, Inte­gra­tions­beauf­tragte des Lan­des Brandenburg.

Die Fol­gen des Angriffs für Noël Mar­tin sind auch The­ma bei der Podi­umsver­anstal­tung am 19. Juni 2021. Sie the­ma­tisiert zudem rechte Gewalt in den 1990er Jahren in der Region und ihren gesellschaftlichen Nährbo­den – aber auch Gedenken, anti­ras­sis­tis­ches Engage­ment und Sol­i­dar­ität. „Noël Mar­tin ist ein­er von vie­len, die in den 1990er Jahren in Bran­den­burg recht­en Angrif­f­en aus­ge­set­zt waren. Damit sich rechte Gewalt nicht immer weit­er fort­set­zt, ist es unverzicht­bar, sich auch mit diesem Teil der Nach­wen­dezeit auseinan­derzuset­zen, erk­lärt Judith Porath, Geschäfts­führerin der Opfer­per­spek­tive, den Hin­ter­grund der Ver­anstal­tung. „Wichtig ist uns der Fokus auf die Per­spek­tive der Betrof­fe­nen und der­er, die mit ihnen sol­i­darisch waren oder auf die Missstände aufmerk­sam gemacht haben. Denn ihre Stim­men find­en zu wenig Gehör – auch heute noch“, ergänzt Frauke Büt­tner, Lei­t­erin der Geschäftsstelle vom Aktions­bünd­nis Bran­den­burg. Darin spiegelt sich auch die generelle Aus­rich­tung der Ver­anstal­tungsrei­he „Bran­den­burg­er Base­ballschläger­jahre: Wende, rechte Gewalt und Sol­i­dar­ität“ wider, in die das Podi­ums­ge­spräch in Mahlow einge­bet­tet ist. Das Gespräch find­et in Präsenz im Vere­in­shaus Mahlow (Immanuel-Kant-Straße 3–5, 15831 Blanken­felde-Mahlow) statt und wird par­al­lel via Zoom gestreamt.

Die Ver­anstal­tung ist nur ein­er von vie­len unter­schiedlichen Pro­gramm­punk­ten. Im Zen­trum der Woche ste­ht die Gedenkver­anstal­tung am 16. Juni 2021 um 18 Uhr am Mah­n­mal „Der Stein von Mahlow“, bei der auch die feier­liche Namensge­bung der „Noël-Mar­tin-Brücke“ began­gen wird. Der Vor­bere­itungskreis der Aktionswoche ruft zudem zum dezen­tralen dig­i­tal­en Gedenken mit dem Hash­tag #Noel­Martin auf.

Weit­ere Informationen:
Pro­gramm, Mitwirk­ende und Hin­ter­grund der Aktionswoche:
https://www.blankenfelde-mahlow.de/aktionswoche/
Ver­anstal­tungsrei­he „Bran­den­burg­er Base­ballschläger­jahre: Wende, rechte Gewalt und Sol­i­dar­ität“ mit Ankündi­gung der Ver­anstal­tung „Nach dem Angriff“ am 19. Juni 2021:
https://www.opferperspektive.de/aktuelles/30jahre
https://www.aktionsbuendnis-brandenburg.de/30jahre/

Hin­ter­gründe zum Fall und zu Noël Martin:
https://www.todesopfer-rechter-gewalt-in-brandenburg.de/victims-noel-martin.php

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration Law & Order

Protest gegen Abschiebung nach 22 Jahren in Deutschland

Am 26.5.2021 fand eine Sam­me­lab­schiebung nach Nige­ria vom Flughafen Düs­sel­dorf aus statt. Unter den Men­schen, die an diesem Tag abgeschoben wur­den, befand sich auch Obin­na O. Er hat mehr als die Hälfte seines Lebens in Deutsch­land ver­bracht: über 22 Jahre. Freund*innen und Bekan­nte sind fas­sungs­los. Fiona, aktiv bei Barn­im für Alle, zeigt sich schock­iert über die Vorfälle:
 
„Mein Fre­und Obi lebte seit 22 Jahren in Deutsch­land, plöt­zlich wurde er abge­holt und gegen seinen Willen in ein Flugzeug geset­zt. Ihn plöt­zlich aus seinem Leben zu reißen ist ein­fach nur unmen­schlich. Wir wollen uns von dem Abschiebedruck keine Angst machen lassen, darum demon­stri­eren wir am Dien­stag vor der Aus­län­der­be­hörde in Eberswalde.”
Abschiebun­gen wer­den durch Geset­zge­ber, Behör­den und in der Öffentlichkeit häu­fig ver­harm­lost als Rück­führun­gen, Durch­set­zung der Aus­reisepflicht, als Umgang mit einem ange­blichen Vol­lzugs­de­fiz­it, als Beendi­gung eines Aufen­thaltes. Dahin­ter ste­hen jedoch men­schliche Schick­sale. Dass Mitarbeiter*innen der lokalen Aus­län­der­be­hörde sowie der Zen­tralen Aus­län­der­be­hörde entsch­ieden haben, Her­rn O. nach 22 Jahren in Deutsch­land nach Nige­ria abzuschieben, verken­nt seine Leben­sre­al­ität. Er hat sich in Bran­den­burg nicht „aufge­hal­ten”, er hat hier gelebt.
Die Abschiebung zeigt auch die fatal­en Fol­gen von Ket­ten­dul­dun­gen: Über Jahre – manch­mal Jahrzehnte – hin­weg müssen Geduldete befürcht­en, dass ihr Leben in Deutsch­land jed­erzeit been­det wer­den kann. Von einem Moment auf den anderen, ohne Ankündi­gung und ohne die Möglichkeit, Abschied zu nehmen, wer­den sie von der Polizei abge­holt. Ket­ten­dul­dun­gen ver­hin­dern Teil­habe und Ankommen.
„Warum lebte Obin­na O. nach 22 Jahren zum Zeit­punkt sein­er Abschiebung noch immer in ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft? Warum haben die Mitar­bei­t­en­den der Ver­wal­tung ihn abgeschoben anstatt ihm Wege in ein Bleiberecht zu ermöglichen? Warum sind hier keine Härte­fall­regelun­gen zum Ein­satz gekom­men?” fragte Lot­ta Schwedler vom Flüchtlingsrat Brandenburg.
Der Flüchtlingsrat unter­stützt den Aufruf der Ini­tia­tive Barn­im für alle, die ein­laden, mit ihnen zusam­men am 8. Juni um 12 Uhr vor der Aus­län­der­be­hörde Eber­swalde zu demonstrieren.
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Bildung & Kultur

Planspiel — Wahlkampf in meiner brandenburgischen Kleinstadt

Es ist 2021 und Wahlkampf in mein­er bran­den­bur­gis­chen Kleinstadt.
Alle möglichen (und unmöglichen) poli­tis­chen The­men wer­den mit Nachdruck
durch die Gegend gepustet. Wir wollen nicht zuse­hen wie rechte
Dem­a­gogie, Entsol­i­darisierung und pop­ulis­tis­che Mei­n­ungs­mache weit­er an
Raum gewinnen.
Und wir sehen: Je stärk­er die recht­en Diskurse wer­den, desto mehr
gewin­nt nicht nur die Naziszene und AfD-Rechte an Raum, son­dern sind
auch wir und unsere alter­na­tiv­en Räume gefährdet. Oder wir haben keine
und müssen den­noch welche erobern.
Unsere Kle­in­städte in Bran­den­burg haben oft­mals eine spezielle
Gemen­ge­lage. Wer in mein­er Stadt hat eigentlich welche Inter­essen? Wie
nutzen wir die Wider­sprüche und gehen mit unseren eige­nen um? Wie können
wir uns als unab­hängige Linke behaupten? Wie wer­den wir stärk­er und
find­en Bündnispartner?
In einem ganztägi­gen Plan­spiel, mit Vor- und Nach­bere­itung an einem
gemein­samen Woch­enende wollen wir miteinan­der in ver­schiede­nen Rollen
Strate­gien und Hand­lungsmöglichkeit­en erproben. Dabei nehmen wir nicht
nur unsere eigene Rolle ein, son­dern ver­set­zen uns auch in die Situation
von Stadtver­wal­tung, Partei-Szene, Sportvere­ine, Polizei, Lokalzeitung,
fri­daysfor­future, oder, oder .… Wer wirst du sein?

Das Kurt-Löwen­stein-Haus liegt in Wesendahl — nord­west­lich von Berlin,
zwis­chen Bernau und Straus­berg. Anreise kann per Bahn bis Wesendahl
erfol­gen und dann weit­er mit Bus oder Shut­tle; oder per Auto.
Schlaf­plätze und Vol­lverpfle­gung sind einge­plant, sowie alle Utensilien,
die wir für unsere Kle­in­stadt und die Aktiv­itäten dort brauchen. Ein
Großteil ist finanziert, aber trotz­dem brauchen wir noch einen
Teil­nah­me­be­trag von 20–30€ pro Person.

Zur Real­isierung wollen wir für jede Per­son täglich einen Selb­sttest zur
Ver­fü­gung stellen. Da aber jede Pla­nung ger­ade mit dem Blick in eine
Glaskugel ver­bun­den ist, bit­ten wir euch um Ver­ständ­nis für kurzfristige
Änderungen.

Wir freuen uns, wenn ihr das in eure Struk­turen und Freund*innenkreise
rein tragt. Die feste Anmel­dung soll bis ende Juni erfol­gen. Sagt uns
gerne so schnell wie möglich Bescheid, ob ihr Inter­esse habt. Das macht
es für uns einfacher.

Viele Grüße von der Orga und dem Demokratis­chen Jugend­fo­rum Brandenburg
(DJB)

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Flucht & Migration

Demonstration an der Ausländerbehörde Eberswalde

Aufruf von der Gruppe ‚Barn­im für Alle‘

Wir in der Gruppe „Barn­im für alle“ laden ein, am Dien­stag, den 8 Juni ab 12:00 mit uns vor der Aus­län­der­be­hörde in Eber­swalde zu demon­stri­eren. Wir kri­tisieren die Ver­stöße und die Ungerechtigkeit­en, denen Asyl­suchende im Land­kreis Barn­im und in ganz Bran­den­burg sys­tem­a­tisch aus­ge­set­zt sind.
Auf­grund des bewussten Drucks von Aus­län­der­be­hör­den gab es in let­zter Zeit mehrere Selb­st­morde und Abschiebun­gen. Dieser Druck äußert sich unter anderem darin, dass Geflüchtete, teil­weise Jahre lang, keine Lebensper­spek­tiv­en son­dern Abschiebung, keine Beschäf­ti­gungsmöglichkeit­en und keine Aufen­thalts­berech­ti­gung bekommen.

Noch mal haben wir eine Per­son ver­loren, diese mal wegen Abschiebung nach 22 Jahren. Obi war ein Geflüchteter aus Nige­ria, der vor 22 Jahren nach Deutsch­land kam, um Sicher­heit und Schutz zu suchen. Nach 22 Jahren wurde Obi am 25.05.21 nach Nige­ria abgeschoben, ohne Geld, ohne Wohn­sitz, ohne Perspektive.

Wir als Gruppe ‚Barn­im für Alle‘ erk­lären unsere völ­lige Ablehnung dieser Poli­tik und wollen dafür kämpfen, dass sich die Geset­ze verän­dern. Wir fordern das Recht auf Aufen­thalt und Bewe­gung für jeden Men­schen. Deshalb demon­stri­eren wir vor der Ausländerbehörde.
Alle sind ein­ge­laden, daran teilzunehmen!

Wir sind alle Salah!
Wir sind alle Obi!

Kon­takt:
http://refugeeswelcomebarnim.blogsport.de
refugees-welcome@so36.net
http://b‑asyl-barnim.de
buergerinnenasyl-barnim@systemli.org

Kleine, große und Dauer­spenden (z.B. 10 € pro Monat) für die poli­tis­che Arbeit sind sehr willkommen.
Spendenkonto:
Barn­im für alle
IBAN: DE 78 1705 2000 1110 0262 22
Sparkasse Barnim

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Antifaschismus Bildung & Kultur

Der tote Adler — Podcast #4 Utopia e.V.

Die aktuelle Folge gibts hier: https://www.mixcloud.com/toteradler/der-tote-adler-podcast-4-utopia-ev/

Bei der Land­tagswahl am 1. Sept. 2019 erre­ichte die AfD 22,4 % der Zweit­stim­men und ist somit die größte Oppo­si­tion­spartei im Land Bran­den­burg. Im Par­la­ment kön­nen sog. Kleine Anfra­gen* an die Lan­desregierung gestellt wer­den, diese Werkzeug dient dazu, die Regierungsar­beit kri­tisch zu begleit­en. Den Recht­spop­ulis­ten geht es unter anderen darum Vere­ine und Pro­jek­te, die sich Zivilge­sellschaftlich und für eine tol­er­ante Gesellschaft ein­set­zen, durch „kleinen Anfra­gen“ zu krim­i­nal­isieren und zu verumglimpfen. So wird oft nach Straftat­en, Gewalt­de­lik­ten und Zahlun­gen an jene Organ­i­sa­tio­nen gefragt. Ziel klein­er Anfra­gen wur­den z.B. das Tol­er­ante Bran­den­burg, Die Opfer­per­spek­tive aber auch kleinere Vere­ine wie das Frei­land in Pots­dam oder die Zelle79 in Cot­tbus. Wir unter­hal­ten uns heute mit Alex aus FFO, auch das Utopia e.V. wurde Ziel ein­er kleinen Anfrage.
Weit­ere Informationen:
https://www.facebook.com/utopiaffo
https://utopiaffo.noblogs.org/
*https://kleineanfragen.de/brandenburg

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Antiziganismus jüdisches Leben & Antisemitismus Sonstiges

Neue Broschüre: Rechte Angriffe im Netz

Unter dem Titel „Rechte Angriffe im Netz. Auswirkun­gen und Hand­lungsempfehlun­gen“ wurde eine neue Broschüre erstellt, die sich ins­beson­dere an betrof­fene Politiker:innen und aktive Mit­glieder der Zivilge­sellschaft richtet. Veröf­fentlicht wurde die Pub­lika­tion von den Fach­ber­atungsstellen Opfer­per­spek­tive, SUPPORT aus Sach­sen und ZEBRA aus Schleswig-Hol­stein, die Beratung und Unter­stützung leis­ten für Betrof­fene von recht­en, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Angrif­f­en – auch im dig­i­tal­en Raum. Inter­essierte kön­nen die kosten­lose Broschüre Als PDF herun­ter­laden oder als Print­ver­sion bei den Fach­ber­atungsstellen bestellen.

In der Pub­lika­tion wird unter anderem beschrieben, wie man sich vor recht­en, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Bedro­hung im Netz schützen kann, wie Betrof­fene mit solchen Vor­fällen umge­hen kön­nen und welche juris­tis­chen Optio­nen es gibt. Angere­ichert wer­den diese Infor­ma­tio­nen mit Fall­beispie­len aus der Prax­is der Fach­ber­atungsstellen. Die Broschüre soll eine unkom­plizierte Hil­festel­lung bieten und einen niedrigschwelli­gen Zugang zu einem aktuellen The­ma ermöglichen.

Die Zivilge­sellschaft ste­ht online unter erhe­blichem Druck, weil sich Täter:innen dort vor Strafver­fol­gung sich­er fühlen“, meint Judith Porath, Geschäfts­führerin von der Opfer­per­spek­tive. Mit der Ver­lagerung des öffentlichen Lebens in den dig­i­tal­en Raum hät­ten dig­i­tale Angriffe seit Beginn der Coro­na-Pan­demie noch ein­mal eine neue Dimen­sion erre­icht. Ihr Kol­lege Robert Kusche von SUPPORT ergänzt: „Bedro­hun­gen im Inter­net kön­nen genau­so gravierende Fol­gen haben, wie dies offline der Fall ist. Umso wichtiger ist es, dass Betrof­fene mit ihren Erleb­nis­sen nicht alleine bleiben und sie wis­sen, welche Hand­lungsmöglichkeit­en ihnen nach einem recht­en Angriff im Netz zu Ver­fü­gung stehen.“

Seit es das Inter­net gibt, wird es von recht­en Akteur:innen genutzt. Ein­er­seits um sich zu ver­net­zen und Anhänger:innen zu rekru­tieren, ander­er­seits um men­schen­ver­ach­t­ende Posi­tio­nen zu ver­bre­it­en und Ander­s­denk­ende zu belei­di­gen, zu bedro­hen und zu dif­famieren. Je stärk­er Rechte und Rassist:innen auch soziale Medi­en für die Ver­bre­itung ihrer men­schen­ver­ach­t­en­den Ide­olo­gie nutzen, desto öfter find­en dort Angriffe statt. Da nur wenige dieser Tat­en angezeigt wer­den, ist von einem großen Dunkelfeld auszugehen.

Diese Broschüre soll ein Impuls gegen diese Entwick­lun­gen set­zen und (poten­ziell) Betrof­fene stärken.

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

[PM/B] Outing: Organisierte Naziszene, Fussball & Querdenken

Die Proteste der Quer­denken­szene im Zuge der Coro­n­a­pan­demie waren Schau­platz ein­er mit­tler­weile sehr gefes­tigt wirk­enden Mis­chszene aus Neon­azis und gewaltaffinen Fuss­ball­fans. Diese sorgten bei den ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Protesten mit ihrem geschlosse­nen und mar­tialis­chen Auftreten für gewalt­tätige Auseinan­der­set­zun­gen mit Gegendemonstrant:innen und der Staats­macht. In diesem Kon­text trat regelmäßig der Belziger Neon­azi Flo­ri­an Ull­rich (Spitz­name “Lola”) auf.

Eine Brandenburger Neonazikarriere

Flo­ri­an Ull­rich ist seit mit­tler­weile 10 Jahren Teil der Bad Belziger Neon­aziszene. Seine erste poli­tis­che Prä­gung erfol­gte durch die NPD, deren Kundge­bun­gen und Demon­stra­tio­nen im Belziger Raum häu­fig von ihm besucht wur­den. Das Ver­hält­nis zur NPD war dabei typ­isch für Bran­den­burg­er Kle­in­städte. Aufmärsche und Kundge­bun­gen wur­den besucht, allerd­ings gab es eine starke Ori­en­tierung an der örtlichen faschis­tis­chen Erleb­niswelt. Flo­ri­an U. nahm an Zelt­lager­aus­flü­gen und Recht­srock­konz­erten teil. In Belzig selb­st ist Flo­ri­an U. zudem als gewal­to­ri­en­tiert­er Nazi bekan­nt. Gemein­sam mit weit­eren lokalen Nazis störte er in der Ver­gan­gen­heit mehrfach antifaschis­tis­che und zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tiv­en. So befand sich Flo­ri­an U. im Jahr 2014 mit weit­eren Nazis bei ein­er Ver­anstal­tung des “Belziger Forums gegen Recht­sex­trem­is­mus” im Zuschauer­raum, um anwe­sende Teilnehmer:innen einzuschüchtern. Dieses Muster set­zte sich in den Fol­ge­jahren fort und hält bis heute an. Sofern in Bad Belzig Ver­anstal­tun­gen stat­tfind­en, die nicht in sein Welt­bild passen, ist damit zu rech­nen, dass Flo­ri­an U. provoziert, stört oder Teilnehmer:innen bedro­ht. Dabei bleibt es allerd­ings nicht. So ver­suchte sich Flo­ri­an U. 2017 mit anderen Nazis Zugang zum Info­café “Der Winkel” zu ver­schaf­fen. Bei diesem Ver­such wurde er gewalt­tätig gegenüber einem Gast des Cafés und später festgenom­men. Auch die Polizei und die Jus­tiz spie­len eine beson­dere Rolle in der Neon­azikar­riere von Flo­ri­an U. Obwohl dieser regelmäßig Straftat­en bege­ht scheint kein Wille vorhan­den, ihn ein­er umfan­gre­ichen Strafver­fol­gung zu unterziehen. Dies geht soweit, dass Flo­ri­an U. trotz etlich­er Gewalt­tat­en und Vorkomm­nisse nicht vor Gericht zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wurde, unter anderem als er 2019 während ein­er Naz­ifeier einen Polizis­ten tätlich angriff und ver­let­zte. Seine Gewalt wird stattdessen regelmäßig ent­poli­tisiert. Als er 2019 gemein­sam mit seinem Naz­ifre­und Tim Wun­der­lich auf dem Rück­weg von einem Fuss­ball­spiel des 1. FC Union Berlin einen Geflüchteten in der Bahn ras­sis­tisch belei­digte und ihn sowie seinen Begleit­er auf dem Bahn­hof kör­per­lich angiff war für die Polizei klar, dass es sich in diesem Zusam­men­hang um Fuss­ball­ge­walt han­deln müsse. Für den Betrof­fe­nen war Flo­ri­an U. allerd­ings kein Unbekan­nter. Bei­de kan­nten sich als “Teamkam­er­aden” aus dem Fuss­bal­lvere­in Borus­sia Belzig. Flo­ri­an U. ist dort Spiel­er und Mit­glied der Dor­ful­tra­gruppe “Trinker­fre­unde”, in welch­er neben ihm noch weit­ere lokale Nazis aktiv sind. Der Angriff auf den Geflüchteten hat­te nicht den Auss­chluss von Flo­ri­an U. aus dem Fuss­ball­team zur Folge. Im Gegen­teil: Dieser ist dort weit­er­hin Spiel­er während der Betrof­fene des Vor­falls nicht mehr im Vere­in ist. Unter­stützung von Seit­en des Vere­ins nach dem ras­sis­tis­chen Angriff erfol­gte zu kein­er Zeit.

Flo­ri­an Ull­rich auf ein­er NPD Demon­stra­tion 2014 in Belzig (3.v.l.); Maik Eminger am Mikrofon
Flo­ri­an Ull­rich 2018 in Chem­nitz (mit­tig)

Rechtsoffene Fussballszene bei Union Berlin

Neben seinem Dasein als “Dor­ful­tra” und Spiel­er in Belzig ist Flo­ri­an Ull­rich auch Teil recht­sof­fen­er Zusam­men­hänge des Berlin­er Erstligis­ten Union Berlin. Er besucht regelmäßg Spiele des Berlin­er Vere­ins unter anderem mit Tim Wun­der­lich. Eine Mit­glied­schaft in der aktiv­en Fan­szene ist nicht bekan­nt, allerd­ings bewegt sich Flo­ri­an U. im Umfeld der recht­sof­fe­nen Ultra­gruppe Crimark. Solche recht­sof­fe­nen und gewalt­bere­it­en Ultra­grup­pen wirken eine starke Anziehungskraft auf Neon­azis aus. In diesen Zusam­men­hän­gen kön­nen Gewal­ter­fahrun­gen und Gemein­schafts­ge­fühl gesam­melt sowie Kon­tak­te geknüpft wer­den. Die oft nach außen dargestellte unpoli­tis­che Hal­tung hil­ft Nazis wie Flo­ri­an U. dabei, solange sie sich nicht zu auf­fäl­lig ver­hal­ten, in den Fan­szenen Fuß zu fassen. Während sein­er Zeit bei Union Berlin lernte Flo­ri­an auch seinen gegen­wär­ti­gen Demopart­ner Willi Otto kennen.
Willi O. war im Gegen­zug zu Flo­ri­an lange Teil der organ­isierten Ultra-Fan­szene bei Union Berlin. Er war Mit­glied bei der Jugen­dul­tra­gruppe Teen Spir­it Köpenick, deren Struk­turen er allerd­ings vor seinen öffentlich sicht­baren Nazi­ak­tiv­itäten ver­ließ. Im Gegen­satz zu Flo­ri­an U. ist Willi O. im Ost­ber­lin­er Stadt­teil Licht­en­berg wohn­haft (gewe­sen) und es sind keine langjähri­gen Nazi­ak­tiv­itäten bekan­nt. Stattdessen scheint er im Rah­men von Fußball­spie­len inner­halb recht­sof­fen­er Struk­turen Kon­tak­te zu Nazis geknüpft zu haben. Mit anderen Anhängern von Union Berlin besuchte er unter anderem 2019 den Nazi­auf­marsch “Wir für Deutsch­land — Tag der Nation” in Berlin-Mitte.

Willi Otto 2019 in Berlin bei “Wir für Deutsch­land” (mit­tig schwarze North­face Jacke)

 

Der III. Weg

Für Flo­ri­an Ull­richs Weg in die Belziger Naziszene waren zwei damals noch zur NPD gehörende Aushänger­schilder der Naziszene in Bran­den­burg maßge­blich ver­ant­wortlich. Pas­cal Stolle und Maik Eminger kön­nen auf eine jahrzehnte andauernde Nazikar­riere zurück­blick­en. Bei­de eint auch, dass sie mit der NPD unzufrieden waren. Als die Nazi Kle­in­st­partei “Der III. Weg” in Bran­den­burg Struk­turen auf­baute, wur­den Stolle und Eminger zen­trale Fig­uren der Organ­i­sa­tion. Flo­ri­an U. bee­in­flusste dies eben­falls. Ein von Eminger organ­isiertes Fuss­ball­turnier 2015 besuchte er als Teil des Teams “Sturm Belzig”. Dies fand auf dem Grund­stück der Emingers in Pots­dam-Mit­tel­mark statt. Der selbe Ort, an dem Emingers Brud­er von einem Spezialein­satzkom­man­do festgenom­men wurde, um ihn im Zuge des NSU-Prozess­es in Unter­suchung­shaft zu brin­gen. Andre Eminger, Maik Emingers Brud­er, wurde in diesem als Mit­täter des NSU verurteilt. Bei Flo­ri­an U. hat diese ide­ol­o­gis­che Schule für eine tief sitzende nation­al­sozial­is­tis­che Überzeu­gung gesorgt. Die Nähe zum drit­ten Weg ist trotz Stolles Wegzug nach Eisen­hüt­ten­stadt geblieben. Als der III. Weg 2020 in Berlin-Hohen­schön­hausen seine jährliche Großdemon­stra­tion abhielt, war auch Flo­ri­an U. gemein­sam mit Willi O. anwe­send. Flo­ri­an U. posierte auf der Demon­stra­tion in einem Shirt der aus dem Nazi-Hooli­gan­m­i­lieu stam­menden Kampf­s­port­marke “Label23”. Zudem fie­len bei­de mit einem Schlauch­schaal mit Logo der Kampf­s­port AG “Kör­p­er & Geist“des III. Wegs auf.

Flo­ri­an Ull­rich 2020 in Berlin-Hohen­schön­hausen auf III. Weg Demon­stra­tion (mit­tig in Label23 Shirt)
Willi Otto 2020 in Berlin-Hohen­schön­hausen auf III. Weg Demon­stra­tion (links, Jacke mit drei grauen Streifen

 

Querdenken

Wie ein­gangs bere­its erwäh­nt befand sich auf den Quer­denken Demon­stra­tio­nen ein Milieu, in welchem sich Flo­ri­an Ull­rich und Willi Otto seit Jahren bewe­gen. Wenig ver­wun­der­lich ist dementsprechend die Teil­nahme bei­der an der Quer­denk­ende­mo am 07.11. 2020 in Leipzig. Sie waren Teil des gut erkennbaren Blocks gewalt­bere­it­er Nazis und gewaltaffin­er Fuss­ball­fans. Diese durch­brachen Polizeiket­ten, grif­f­en Journalist:innen an und liefer­ten sich Schlägereien mit Gegendemonstrant:innen. Die Polizei wirk­te an diesem Tag recht hil­f­los, obwohl für Beobachter:innen bere­its lange vorher erkennbar war, welche Struk­turen zu diesem Auf­marsch mobil­isierten. Flo­ri­an U. und Willi O. müssen als Teil des seit vie­len Jahren beste­hen­den Net­zw­erks recht­sradikaler Fuss­bal­lzusam­men­hänge gese­hen wer­den. Dies kann beson­ders für den 07.11 her­aus­gestellt wer­den, da hier jene Fuss­bal­lan­hänger Spek­tren- und Vere­in­süber­greifend gewollt und öffentlich zusam­men agierten. Aufgerufen wurde auf Szenekanälen wie Grup­pa OF. Trotz lokaler Rival­itäten marschierten Fans ver­schieden­ster Vere­ine für ihr sozial­dar­win­is­tis­ches Welt­bild auf. Ins­beson­dere in Ost­deutsch­land unter­stützen diese Struk­turen Nazis bei der Ausübung von Gewalt. Es bleibt eine Auf­gabe für antifaschis­tis­che Ini­tia­tiv­en diesem Engage­ment Gren­zen aufzuzeigen.

Flo­ri­an Ull­rich 2020 Leipzig Quer­denken (ganz rechts, schwarze Fließjacke)
Willi Otto 2020 Leipzig Quer­denken (mit­tig, Jacke mit zwei weißen Streifen)

 

Quellen zum Nachlesen:

http://badbelzigrechtsaussen.blogsport.de/2019/02/12/nazilieder-gesungen-polizei-loest-feier-in-bad-belzig-auf/

http://badbelzigrechtsaussen.blogsport.de/2019/09/12/angriff-in-der-nacht-nicht-fussballrandale-sondern-rassismus/

https://www.pnn.de/potsdam-mittelmark/bad-belzig-nazi-zwischenfall-beim-altstadtfest-bad-belzig/21325388.html

http://badbelzigrechtsaussen.blogsport.de/2015/06/07/der-braune-kick-neonazi-fussballturnier-in-grabow/

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Law & Order Sonstiges

Personalausweis ohne Fingerabdrücke beantragen!

Wir, die bei­den Pots­damer Anti­re­pres­sion­sstruk­turen, rufen euch dazu auf, noch inner­halb der bei­den kom­menden Monate einen Per­son­alausweis ohne gespe­icherte Fin­ger­ab­drücke zu beantra­gen. Ab dem 2. August 2021 gilt der Zwang für Fin­gerabrücke bei der Beantra­gung von Per­son­alausweisen, bish­er ist dies nur frei­willig. Bedenkt dabei die Bear­beitungszeit­en, ger­ade in Zeit­en der Corona-Pandemie.

Im Sep­tem­ber 2019 hat die Europäis­che Union eine Verord­nung erlassen, die Fin­ger­ab­drücke in Per­son­alausweisen verpflich­t­end macht. Im Okto­ber 2020 hat dann der Deutsche Bun­destag das Per­son­alausweis­ge­setz entsprechend angepasst, obwohl es mas­siv Kri­tik von ver­schiede­nen Organ­i­sa­tio­nen aus dem Bere­ich der Men­schen­rechte und des Daten­schutzes gab.

Fin­ger­ab­drücke sind äußerst sen­si­ble bio­metrische Kör­per­dat­en. Sie dienen bere­its heute vie­len als Schlüs­sel für Smart­phones usw. und sind bei Entwen­dung oder Daten­ver­lust jedoch mehr als gefährlich. Auch die poten­tielle Ausweitung von Überwachung und Geset­zen in der Zukun­ft kann dazu führen, dass unser Fin­ger­ab­druck gegen uns einge­set­zt wird. Generell wird hier­bei die Frei­heit weit­er abgeschafft und die Daten­sam­mel­wut verschärft.

Beantragt wer­den kann der Per­son­alausweis nicht nur, wenn er aus­läuft, son­dern auch dann, wenn er stark beschädigt ist oder ver­loren gegan­gen ist. Hier muss dann eine Ver­lust­mel­dung geschehen. Infos dazu und zur Beantra­gung gibt es auf der Web­seite der Lan­deshaupt­stadt Pots­dam (LHP) unter der Rubrik „Arbeits­gruppe Bürg­erser­vice­cen­ter“ des Fach­bere­ich­es 32 „Ord­nung und Sicherheit“.

Die kurzen Schritte:
Sofort online einen Ter­min auf der Web­seite der LHP vere­in­baren. Ein bio­metrisches Pass­fo­to zum Ter­min mit­nehmen sowie den alten Per­son­alausweis, Reisep­a­ss oder die Geburt­surkunde. Beim Ter­min vor Ort deut­lich äußern, dass ein neuer Ausweis ohne Fin­ger­ab­drücke beantragt wird. Meldet euch bei Fragen!

Net­zw­erk zur Unter­stützung repres­sions­be­trof­fen­er Nulldreier*innen (nur03*)
Rote Hil­fe Orts­gruppe Potsdam

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