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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Eberswalde als „Sicherer Hafen“?

Genau 50 Men­schen fan­den sich heute zu ein­er Kundge­bung im Rah­men der See­brück­en-Kam­pagne auf den Eber­swalder Mark­t­platz ein. Diese Menge entsprach genau den Vor­gaben des Coro­na-bed­ingten Aufla­genbeschei­des. Das war auch der Grund, warum die organ­isierende Gruppe nur wenig für die Kundge­bung gewor­ben hat­te. Um so erfreulich­er das trotz­dem so viele Men­schen zusammenkamen.

Im Vor­feld wur­den mit Krei­de-Kreuzen die Steh­plätze für die Demon­stran­tInnen gekennze­ich­net um so den Coro­na-Min­destab­stand zu gewährleisten.

In den Rede­beiträ­gen wurde auf die Kam­page #LeaveNoOneBe­hind ver­wiesen. Auch die Men­schen auf der Flucht haben ein Recht auf Schutz vor der Coro­na-Pan­demie. Deswe­gen wird eine Evakuierung der Lager auf den griechis­chen Inseln und eine Öff­nung der Gren­zen verlangt.

Mehrere Red­ner­In­nen forderten die Stadt Eber­swalde auf, sich dem Zusam­men­schluss der „Sichere Häfen“ anzuschliessen. Im Gegen­satz zur europäis­chen Abschot­tungspoli­tik und der Block­ade der EU-Staat­en set­zen sich zahlre­iche zivilge­sellschaftliche, lan­des- und kom­mu­nalpoli­tis­che Akteure in ganz Europa für die Auf­nahme von aus Seenot geretteten Men­schen ein. Ger­ade die Kom­munen zeigen ihre Sol­i­dar­ität und Ver­ant­wor­tung. Immer mehr von ihnen erk­lären sich zu Sicheren Häfen für Geflüchtete.

Unter den Demon­stri­eren­den waren auch einige Geflüchtete die nun in Eber­swalde leben.

Ein Geflüchteter aus Syrien erzählte von seinem Weg über das Mit­telmeer mit dem Schlauch­boot von der Türkei nach Griechen­land. Und von sein­er Fam­i­lie und seinen Fre­un­den und Bekan­nten, die noch in Syrien oder in der Türkei oder in den griechis­chen Lagern aushar­ren müssen.

No one puts their chil­dren in a boat unless the water is safer than the land.“

Seenotret­tung ist kein Ver­brechen!“ ● „Coro­na tötet – Gren­zen auch!“ ● „Gestern, heute, mor­gen? – Nation­al­is­mus tötet!“ ● „Fluchtur­sachen bekämpfen – Leben ret­ten!“ ● „Nation­al­is­mus raus aus den Köpfen!“ ● „Sol­i­dar­ität mit allen Flüch­t­en­den & Geflüchteten – Act now!“

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Antifaschismus

Gegner der Pandemie-Beschränkungen protestieren unagemeldet

Die Wärme der let­zten Son­nen­strahlen ringt in den frühen Abend­stun­den erfol­g­los mit der kühlen Luft, welche gegen 18.00 Uhr durch die zunächst leeren Straßen von Rathenow weht. Erst ab 18.30 Uhr füllt sich langsam das Zen­trum – der Märkische Platz, vor dem Kul­turzen­trum. Leute mit Schildern, auf denen sie sich gegen das Impfen posi­tion­ieren oder mit den Ver­schwörungs­the­o­retik­ern von Qanon sym­pa­thisieren. Die Parole: „Gib Gates kein Chance“ ist auf den But­tons zweier Her­ren erkennbar. Chris­t­ian Kaiser vom extrem recht­en Bürg­er­bünd­nis Havel­land eV, vor zwei Jahren noch Bürg­er­meis­terkan­di­dat, später kurzzeit­iger Lan­deschef der „Repub­likan­er“ ist im Getüm­mel zu erken­nen, eben­so wie die lokale AfD Mannschaft. Ralf Maasch, Vor­sitzen­der des AfD Stadtver­ban­des Rathenow, machte fleißig Fotos vom Ver­samm­lungs­geschehen, welch­es sich langsam entwick­elte. Uwe Hen­drich, Vor­sitzen­der der AfD Frak­tion in der Rathenow­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung, gab sich „bürg­er­nah“, eben­so wie Kai Berg­er, AfD Stad­trat aus Premnitz.

Demonstration für Grundrechte

Auf der Suche nach neue The­men: Chris­t­ian kaiser (Bürg­er­bünd­nis Havel­land eV, Mitte) und Ralf Maasch (AfD, rechts daneben)

Eine junge Frau mit Ras­ta-Haaren und oranger Warn­weste, auf welch­er hand­schriftlich „Frieden­spolizei“ geschrieben stand, kam schließlich mit dem Reporter von Press­eser­vice Rathenow ins Gespräch. Sie dis­tanzierte sich von AfD und Bürg­er­bünd­nis und sagte, dass es aus ihrer Sicht bess­er gewe­sen wäre, wenn diese Organ­i­sa­tio­nen nicht bei der Demon­stra­tion anwe­send gewe­sen wären. Die junge Frau hat ein Anliegen. Sie sieht durch die Infek­tion­ss­chutz­maß­nah­men der Bun­desregierung im Rah­men der COVID-19-Pan­demie Grun­drechte gefährdet und spricht von ein­er wach­senden Bewe­gung gegen die Beschränkun­gen. Die junge Frau gehört zu ein­er Gruppe von augen­schein­lich ca 20 Men­schen inner­halb der heuti­gen Ver­samm­lung, welche sich offen­bar als „Frei­denker“ ver­ste­hen. Wer die Demon­stra­tion am Abend in Rathenow aber eigentlich organ­isiert hat­te, wollte oder kon­nte sie nicht sagen. In ein­er What­sapp-Gruppe sei dafür gewor­ben wor­den. Tat­säch­lich liegen Screen­shots aus dem Mes­sen­ger-Chat sowie von einem pri­vat­en Face­book-Pro­fil vor. Darin wurde zu ein­er Mah­nwache und einem Spazier­gang ab 19.00 Uhr unter dem Mot­to: „Wir alle zusam­men, friedlich und respek­tvoll für Grun­drechte, Men­schlichkeit & Frei­heit“ aufgerufen. Ein Impres­sum gab es dazu allerd­ings nicht.

Polizei war informiert

Aktivistin­nen „für Men­schlichkeit“: „Frieden­spolizei“ in Rathenow

Die Polizei war jedoch anscheinend recht früh über die Ver­samm­lung informiert gewe­sen und mit mehreren Ein­satzkräften vor Ort. Die Beamten hiel­ten sich, obwohl keine Anmel­dung der Ver­anstal­tung vor­lag und offen­sichtlich gegen Kon­tak­tbeschränkun­gen ver­stoßen wurde, zurück. Einzelne Ver­samm­lung­steil­nehmende hiel­ten beispiel­sweise den Min­destab­stand nicht ein oder schüt­tel­ten sich die Hände, umarmten sich. Erst kurz von 20.00 Uhr wur­den die Beamten aktiv, nah­men zum Beispiel Per­son­alien auf und forderten die Teil­nehmenden auf, sich von der Ver­samm­lung zu ent­fer­nen. Der Großteil der Anwe­senden kam den Auf­forderun­gen der Polizei auch nach. Ver­ant­wortliche der Ver­samm­lung trat­en nicht in Erschei­n­ung. Die junge Frau mit den Ras­ta-Haaren bekräftigte aber, am näch­sten Mon­tag wieder vor Ort zu sein.

weit­ere Fotos: hier

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Flucht & Migration

Politik zweiter Klasse: Niemand darf zurückgelassen werden

Die Lan­des­flüchtlingsräte, PRO ASYL und die See­brück­en-Bewe­gung legten heute, um 10 Uhr in ein­er Pressekon­ferenz dar, dass es ger­ade jet­zt gilt, nie­man­den zurück­zu­lassen und Lager zu schließen – ob in Moria oder Hal­ber­stadt. Vertreter*innen der Organ­i­sa­tio­nen berichteten von Prob­lem­la­gen, Maß­nah­men und Perspektiven.

Während Men­schen weltweit mit den Maß­nah­men durch die Covid-19-Pan­demie zu kämpfen haben, sind beson­ders jene, die erzwun­gener­maßen in Camp­struk­turen unterge­bracht sind, enor­men Gefahren aus­ge­set­zt. Schutz­suchende leben teils zu tausenden in Lagern, in denen Infek­tion­ss­chutz und per­sön­liche Bedarfs­deck­ung zwangsläu­fig nicht möglich ist. Mit Blick auf die Elend­slager in Moria auf Lesvos oder weit­eren Inseln, auf das Leid der Men­schen in den Folter­lagern Libyens, dem Schick­sal der Men­schen auf der Balka­n­route und auch in Masse­nun­terkün­ften in Deutsch­land lässt sich fest­stellen: Schutz­suchende wer­den dem Virus schut­z­los aus­ge­set­zt oder mit frei­heit­sentziehen­den Maß­nah­men belegt.

Wir beobacht­en derzeit eine bewusste Gefährdung der Gesund­heit, näm­lich dass eine Durch­seuchung in Kauf genom­men wird,“ so Helen Deffn­er vom Flüchtlingsrat Sach­sen-Anhalt. Zu Hun­derten wer­den Geflüchtete auf eng­stem Raum unterge­bracht und dadurch zwangsläu­fig dem gefährlichen Virus aus­ge­set­zt. „Das Coro­na-Virus macht noch ein­mal deut­lich: Es ist längst an der Zeit, dass die Lan­desregierun­gen Konzepte für die Unter­bringung von Geflüchteten in Woh­nun­gen erar­beit­en und aus­bauen und nicht weit­er auf Masse­nun­ter­bringung set­zen. Es bedarf jet­zt eines Rich­tungswech­sels: Abkehr von Sam­melun­terkün­ften hin zu Wohnungen!

Den erhobe­nen Forderun­gen bezüglich ein­er Auflö­sung der Lager wird auch nach Wochen nicht nachgekommen.

PRO ASYL Geschäfts­führer Gün­ter Burkhardt wirft den Regierun­gen vor „alle War­nun­gen in den Wind geschla­gen zu haben, als noch aus­re­ichend Zeit für Maß­nah­men gegen die Aus­bre­itung der Coro­n­a­pan­demie ergrif­f­en wer­den kon­nten.“ PRO ASYL hat bere­its am 19. März ein umfassendes Konzept vorgelegt. Die Bun­desregierung und die Län­der­regierun­gen haben über­wiegend die Augen und Ohren geschlossen und mit Ali­bi­hand­lun­gen reagiert.

Dies gilt eben­so für Massen­lager an den europäis­chen Außen­gren­zen. Die Europäis­che Union und ihre Mit­gliedsstaat­en ignori­erten lange vor Aus­bruch der Pan­demie unzäh­lige Appelle zivilge­sellschaftlich­er Organ­i­sa­tio­nen nach human­itärem Schutz und Auf­nahme, doch die Coro­na-Krise verdeut­licht die Dringlichkeit der Evakuierung auf katas­trophale Weise. Das Lager Moria auf Lesvos ist ein einziger Alb­traum: Ende Jan­u­ar 2020 kommt im Inneren des Hotspots auf 200 Men­schen eine Dusche und eine Toi­lette. Außer­halb des Hotspots sind es bis zu 500 Men­schen pro Dusche. Bei Essen­saus­gaben müssen Men­schen Stun­den in lan­gen Warteschlangen ver­har­ren. Die Sit­u­a­tion hat sich kaum verbessert. Sim­ple Präven­tion­s­maß­nah­men wie regelmäßiges Hän­de­waschen kön­nen nicht einge­hal­ten wer­den. Risiko­grup­pen, etwa ältere Men­schen und Men­schen mit Vor­erkrankun­gen, kön­nen sich zum Schutz nicht selb­st isolieren.

Es ist unerträglich, dass Fam­i­lien getren­nt sind, während Län­der und Bund sich gegen­seit­ig die Ver­ant­wor­tung zuschieben. Wir fordern deshalb gemein­sam ad-hoc-Maß­nah­men zur Auf­nahme durch die Bun­deslän­der,“ so Tareq Alaows, Seebrücke.

Auch auf dem Fes­t­land ist die Sit­u­a­tion anges­pan­nt. Dies doku­men­tierte die PRO ASYL-Part­neror­gan­i­sa­tion Refugee Sup­port Aegean (RSA) z.B. beim Geflüchteten­lager Malakasa. Das Lager wurde Anfang April unter Quar­an­täne gestellt. Viele Schutz­suchende leben hier in Pro­vi­sorien und teilen sich die san­itären Anla­gen. Abstand­hal­ten? Kaum möglich. Sie fühlen sich wie „eine Maus in der Falle“ und fürcht­en die Ansteckung.

Lan­des­flüchtlingsräte, PRO ASYL und die See­brück­en-Ini­tia­tiv­en fordern:

1.) Die Lager in Deutsch­land müssen aufgelöst wer­den! Die Lan­desregierun­gen müssen jet­zt schnell han­deln und die langfristige und zukün­ftige Unter­bringung in Woh­nun­gen gewährleis­ten. Sie dür­fen nicht weit­er auf Masse­nun­terkün­fte set­zen. Coro­na zeigt, der Rich­tungswech­sel hin zu ein­er men­schen­würdi­gen Unter­bringung ist längst über­fäl­lig und mit­tler­weile überlebensnotwendig. 

2.) Die Lan­desregierun­gen müssen jet­zt Struk­turen für eine men­schen­würdi­ge Auf­nahme von Geflüchteten aus Elend­slager aus dem Aus­land schaf­fen! Es darf nicht mehr bei bloßen Wil­lens­bekun­dun­gen bleiben, son­dern auf­nah­mewil­lige Städte und Kom­munen (sog. „Sichere Häfen“) müssen in die Ver­hand­lun­gen mitein­be­zo­gen und genutzt werden.

3.) Eine men­schen­würdi­ge Auf­nahme bedeutet: Apart­ments, Ferien­woh­nun­gen, Hotels und weit­er­er Leer­stand müssen genutzt wer­den, um das Ansteck­ungsrisiko zu senken.

4.) Gesund­heit­skarten sind für alle auszustellen. Das bedeutet, ins­beson­dere für Men­schen, die Asyl­be­wer­ber­leis­tun­gen beziehen und nicht kranken­ver­sichert sind, für Men­schen ohne legalen Aufen­thaltssta­tus sowie für erwerb­slose EU-Bürger*innen. Auch sie müssen Zugang zum Gesund­heitssys­tem haben.

5.) Alle Men­schen, die sich nach wie vor in Abschiebe­haft befind­en, sind zu ent­lassen. In Deutsch­land befind­liche Asylbewerber*innen müssen hier ihr Asylver­fahren durch­laufen können.

#LeaveNoOneBe­hind

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(Anti)militarismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Erinnern heißt kämpfen! Gedenken in Finsterwalde.

(…)Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der let­zte Schuldige vor den Richtern der Völk­er ste­ht. Die Ver­nich­tung des Nazis­mus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Auf­bau ein­er neuen Welt des Friedens und der Frei­heit ist unser Ziel(…).“

Am 75. Jahrestag der Befreiung Deutsch­lands vom Hitler­faschis­mus erin­nerten wir gemein­sam an alle Men­schen, denen ihr Leben durch den Hass und den Ter­ror des Naziregimes genom­men wurde. Genau­so gedacht­en wir der­er, die ihr Leben im Wider­stand gegen das Regime und für Frieden und Frei­heit ließen.

Doch mit dem Ende des 2. Weltkriegs 1945 war der Faschis­mus längst nicht besiegt und auch der Schwur von Buchen­wald „Nie wieder Faschis­mus, Nie wieder Krieg“ hat sich bis heute nicht erfüllt. Es ist unsere Verpflich­tung, so lange zu kämpfen, bis wir in ein­er Welt ohne Unter­drück­ung und Aus­beu­tung leben – in ein­er Welt der Selb­st­bes­tim­mung, des Respek­ts und der Solidarität.

Doch was bedeutet der Schwur von Buchenwald für uns?

Für eine Gen­er­a­tion, die in den Wirren des Nieder­gangs des Real­sozial­is­mus groß gewor­den ist, war das Gedenken an die Ver­brechen des Faschis­mus max­i­mal ein Schu­laus­flug in ein KZ oder nur eine paar Geschichtsstun­den. Welche Ver­ant­wor­tung haben wir, die Jahrzehnte später geboren wurden?

Erst ein­mal müssen wir unseren eige­nen his­torischen Kon­text betra­cht­en. Als Grup­pen und Per­so­n­en, die einen poli­tis­chen Anspruch for­mulieren, sowie eine rev­o­lu­tionäre Prax­is anstreben, sind wir die ide­ol­o­gis­chen Erben von bish­eri­gen frei­heitlichen und poli­tis­chen Wider­stands­be­we­gun­gen. Wider­stand zu leis­ten, bis sich der Schwur von Buchen­wald erfüllt, ist die Ver­ant­wor­tung, die an uns weit­ergegeben wurde. Denn eine grundle­gende Verän­derung der Welt hin zu einem besseren Ort, wurde immer noch nicht erre­icht. Aus­beu­tung, Unter­drück­ung, Krieg, Folter, Fem­izide, ras­sis­tis­che Pogrome und Genozide sind immer noch tägliche Realität.

Neben dem aktiv­en und kreativ­en Wider­stand, den wir auf­bauen und leis­ten müssen, spielt auch die Wieder­aneig­nung und Entwick­lung ein­er eige­nen rev­o­lu­tionären Kul­tur eine große Rolle in unserem Kampf. Um dieser Kul­tur einen Raum zu geben, sind zen­trale Tage der Erin­nerung wichtig. Sie brin­gen uns den Men­schen, die vor uns gekämpft haben, ein Stück näher und lassen uns erken­nen, welche Opfer diese Men­schen für uns gaben. So lassen sich auch unsere eige­nen, aktuellen Kämpfe in einem anderen Kon­text betra­cht­en und mit Leben füllen. Dabei sind beson­ders Wider­stand­slieder, Musik und Gedichte eine starke Waffe gegen das Vergessen. Sie lassen uns Schmerz und Wut spüren, die wir in neue Kraft und Stärke für unsere Kämpfe umwan­deln können.

Im Rah­men des Gedenkens haben wir zen­trale Orte in Fin­ster­walde und Magde­burg besucht und dort den Opfern des Faschis­mus und den Wider­stand­skämpferIn­nen gedacht.

Finsterwalde

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung der Stadt Fin­ster­walde durch die Trup­pen der Roten Armee und den Antifaschis­tis­chen Wider­stand­skämpfern woll­ten wir den Opfern des Nation­al­sozial­is­mus gedenken. Erst­ma­lig woll­ten wir in diesem Jahr eine kleine „Gedenk­tour“ durch­führen, welche am 25.04.2020 ein Tag nach der Befreiung von Fin­ster­walde stat­tfind­en sollte. Die Gedenk­tour sollte am ehe­ma­li­gen VVN Denkmal am Spring­brun­nen in Fin­ster­walde starten. Weit­er sollte es zum Geschwis­ter Scholl Denkmal, zum Sow­jet­fried­hof und zum Denkmal für die deportierten KZ-Häftlinge auf dem Fried­hof Fin­ster­walde gehen. Danach woll­ten wir gemein­sam nach Tröb­itz zum jüdis­chen Fried­hof fahren, wo wir dem „Ver­lore­nen Zug“ gedenken wollen. In dem Zug befan­den sich KZ-Häftlinge aus Bergen-Belsen, welche in Viehwag­gons getrieben mehrere Tage durch Deutsch­land fuhren, bis der Zug wegen ein­er gesprengten Brücke bei Tröb­itz ste­hen bleiben musste, zwei Tage später wurde der Zug durch die Rote Armee befre­it. Zum Schluss sollte die Tour am KZ Schlieben-Berga enden, dort woll­ten wir den ehe­ma­li­gen Häftlin­gen gedenken, die dort für die Wehrma­cht Panz­er­fäuste pro­duzieren mussten. Auf­grund der Coro­na Lage mussten wir die Tour in dieser Form lei­der absagen und haben diese in ein­er etwas kleineren Form auf den 08.05.2020 verlegt.

Am 08.05.2020 trafen wir uns dann zu ein­er kleinen Gedenk­tour, welche sich auf den Raum Fin­ster­walde begren­zte. Wir stell­ten am Geschwis­ter Scholl Denkmal, am Sow­jet­fried­hof, am Denkmal für die deportierten KZ-Häftlinge und am K.P.D. Denkmal für die rus­sis­chen Kriegs­ge­fan­genen Kerzen auf, entroll­ten die „Antifaschis­tis­che Aktion“ Fahne und legten jew­eils eine Gedenkminute ein.
Zum Abschluss trafen wir uns am Spring­brun­nen wo zu DDR Zeit­en das VVN Denkmal ange­bracht war. Dieses wurde nach der Wende ent­fer­nt und durch ein anderes erset­zt. Das neue Denkmal erin­nert aber nicht mehr an die Wider­stand­skämpfer aus Fin­ster­walde, welche sich in ein­er Betrieb­s­gruppe gegrün­det haben und die Befreiung von Fin­ster­walde planten und zusam­men mit der Roten Armee durch­führten. Einige von ihnen wur­den vorher von den Nation­al­sozial­is­ten in KZs deportiert oder ermordet. Wir fordern auch in diesem Jahr wieder die Stadt Fin­ster­walde auf, die Ehrentafel aufzuhän­gen. Das VVN Denkmal stand unter dem Titel „Wir star­ben für Frei­heit und Gerechtigkeit, vol­len­det unsern Kampf“ in diesen Kampf steck­en wir auch heute noch und wer­den diesen weit­er­tra­gen und auch in Zukun­ft entschlossen gegen den Faschis­mus kämpfen!

Eine aus­führlichere Gedenk­tour in die Umge­bung von Fin­ster­walde wir es bald geben. Den Ter­min wer­den wir dann rechtzeit­ig veröf­fentlichen. Weit­er­hin wird die wider­ständi­ge Geschichte von Fin­ster­walde im Laufe des Jahres weit­er aufgear­beit­et und es wer­den weit­ere Aktio­nen folgen.

Abschließend wollen wir sagen, das dass Beispiel der anar­chis­tis­chen und kom­mu­nis­tis­chen Wider­stand­skämpferin­nen und Kämpfer uns zeigt, dass wir heute schon anfan­gen müssen, den antifaschis­tis­chen Selb­stschutz aufzubauen und nicht warten dür­fen, bis es zu spät ist. Der Faschis­mus ist eine Aus­ge­burt des weltweit­en Kapitalismus/Imperialismus, deshalb muss unser Wider­stand und Sol­i­dar­ität auch inter­na­tion­al sein. Die glob­alen Kämpfe gegen Patri­achat, Kap­i­tal und den Staat sind unsere Kämpfe und genau­so sind die Kämpfe, die wir hier führen, die Kämpfe unser GenossIn­nen in anderen Teilen der Welt. In diesem Sinne:

Erin­nern heißt kämpfen
Kein Vergeben, kein Vergessen
Schul­ter an Schul­ter gegen den Faschismus

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Cottbuser Flügelflattern

INFORIOT — Das nun­mehr dritte Jahr in Folge hat die AfD am 1. Mai in der süd­bran­den­bur­gis­chen Großs­tadt Cot­tbus demon­stri­ert. 2018 und 2019 stand die recht­sex­treme Sozialdem­a­gogie im Vorder­grund („Sozial ohne rot zu wer­den“) – dies­mal wurde gegen „Corona“-Wahnsinn mobil gemacht.

Kundgebung an der Stadthalle in Potsdam
Kundge­bung an der Stadthalle in Cottbus

Rund 90 AfDler-Anhän­gerIn­nen und andere Recht­sex­treme waren zu den Aktio­nen zusam­mengekom­men. Um mit dem derzeit­ig eingeschränk­ten Ver­samm­lungsrecht umzuge­hen, wur­den fünf Kundge­bun­gen an Orten in der Cot­tbuser Alt­stadt aus­gerichtet, die von 15 bis 17 Uhr stat­tfan­den. Anmelderin war die AfD­lerin Monique Bud­er, die auch für das recht­sex­treme Bünd­nis „Zukun­ft Heimat“ in Erschei­n­ung tritt und bis vor kurzem als Stadtverord­nete in der hiesi­gen AfD-Frak­tion Mit­glied war.

Eigentümliche Werbung

Flyer für die Kundgebungs-Tour
Fly­er für die Kundgebungs-Tour

Zu den Aktio­nen war eigen­tüm­lich­er Weise fast auss­chließlich und sehr kurzfristig auf inter­nen Kanälen gewor­ben wor­den. Ein Fly­er, der in What­sapp-Grup­pen kur­sierte, erin­nerte optisch ent­fer­nt an „Zukun­ft Heimat“-Werbezettel, doch wed­er dieser Name noch das AfD-Logo waren abge­bildet. Durch diese hastige Mobil­isierung kam nur der engere Kreis des regionalen und Bran­den­burg­er AfD-Milieus zusammen.

Kalbitz trinkt Bier

Star­gast bei den Aktio­nen war der durch seine Neon­azi­ak­tiv­itäten bun­desweit bekan­nte bran­den­bur­gis­che Lan­desvor­sitzende Andreas Kalb­itz. Leg­er plaud­erte er mit seinen Anhän­gerIn­nen, trank Bier, begrüßte Bekan­nte demon­stra­tiv mit Hand­schlag. Fast nie­mand unter den Teil­nehmenden trug Mund­schutz, auf das Hal­ten von Abstand wurde kaum geachtet. Neben Kalb­itz nah­men weit­ere Mit­glieder der Pots­damer AfD-Land­tags­frak­tion an den Aktio­nen teil: Christoph Berndt, Lars Schieske und Daniel Mün­schke – alle­samt durch ihre „Zukun­ft Heimat“-Aktivitäten bekan­nt. Auch dabei war der AfD-Bun­destagsab­ge­ord­nete und Stu­den­ten­verbindungs­mann Stef­fen Kotré.

Rechts-außen: Andreas Kalbitz nippt am Bier
Rechts-außen: Andreas Kalb­itz nippt am Bier

Antisemitische Reden

In den Reden, die gehal­ten wur­den, wurde durchgängig ver­schwörungs­the­o­retisch gegen den „Coro­na-Wahnsinn“ und ange­bliche Inter­essen des Microsoft-Grün­ders Bill Gates gewet­tert. Die Pan­demie wurde herun­terge­spielt und Schutz­maß­nah­men gegen Coro­na als Herrschafts- und Prof­iterzielungs-Instru­mente dargestellt. Die damit ein­herge­hen­den Ein­schränkun­gen der Grun­drechte war allen­falls ein Anlass, keineswegs aber der Kern der AfD-Agi­ta­tion in Cottbus.

Ein Red­ner warnte vor Men­schen „wie George Soros, die da glauben, im Hin­ter­grund ihre Fäden spin­nen zu müssen“. Er war sich sich­er: „Wom­it wir es zu tun haben, ist eine elitäre Clique, die im Hin­ter­grund glaubt, uns seit Jahrtausenden ver­arschen zu können.“

Das ist anti­semi­tis­che Dik­tion wie aus dem Lehrbuch und darf bei ein­er Ver­anstal­tung ein­er Partei wie der bran­den­bur­gis­chen AfD wohl kaum über­raschen. Allerd­ings ist der Wider­spruch zu öffentlichen Bekun­dun­gen der Partei zu Coro­na augen­fäl­lig. Mit Verve hat­te die AfD-Land­tags­frak­tion noch vor weni­gen Wochen die Coro­na-Maß­nah­men der Lan­desregierung als unzure­ichend kri­tisiert. Bran­den­burg sei Schlus­slicht bei den Schulschließun­gen gewe­sen, hat­te Kalb­itz der Lan­desregierung vorge­wor­fen. Auch sei der Gren­zverkehr nach Polen nicht kon­se­quent genug eingeschränkt wor­den, hieß es damals aus der Frak­tion. Lan­des- und auch Bun­desregierung hät­ten „schon viel früher“ auf die Bedro­hungslage reagieren müssen. Die AfD in Bran­den­burg ver­fol­gt in ihrer Coro­na-Poli­tik einen wider­sprüch­lichen Schlingerkurs: Nach innen recht­sex­treme Ver­schwörungsriecherei – nach außen pseu­dosach­liche Kri­tik an den prak­tis­chen Maß­nah­men der Regierung.

Steffen Kotré, Lars Schieske und Andreas Kalbitz im Gespräch
Stef­fen Kotré, Lars Schieske und Andreas Kalb­itz im Gespräch

Neofaschist Hohm tritt wieder im AfD-Kontext in Erscheinung

Bemerkenswert ist, dass als Red­ner in Cot­tbus Jean-Pas­cal Hohm in Erschei­n­ung trat. Der Recht­sex­treme ist seit Jahren in der Bran­den­burg­er AfD aktiv und hat in ver­schiede­nen Posi­tio­nen als Ehre­namtler und bezahlt für die Partei gear­beit­et. Mehrmals schon wurde er von sein­er Partei aus Posten ent­fer­nt, nach­dem immer neue Belege für seine ein­deutig recht­sex­tremen Aktiv­itäten öffentlich bekan­nt und kri­tisiert wur­den. So hat­te er unter anderem an ein­er Reise zu ital­ienis­chen Neo­faschis­ten teilgenom­men, woraufhin er – so wurde offiziell ver­laut­bart – seinen Posten im Vor­stand der Cot­tbuser AfD auf­gab. Mit seinem jet­zi­gen Auftritt in Cot­tbus ste­ht also fest: Da ist er mal wieder.

Rechts im grauen Anzug: Jean-Pascal Hohm.
Rechts im grauen Anzug: Jean-Pas­cal Hohm.

DGB-Banner zerstört

Vor der Kundge­bung auf dem Platz am Stadt­brun­nen wurde ein dort aufge­hängtes Ban­ner des „Deutschen Gew­erkschafts­bun­des“ herun­terg­eris­sen und auf den Boden geworfen.

DGB-Banner auf dem Boden.
DGB-Ban­ner auf dem Boden.

Bei den Kundge­bun­gen flat­terte unter anderem eine Fahne der AfD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Alter­na­tive“. Unter den Teil­nehmenden waren zudem einige Per­so­n­en aus der Neon­azi-Szene von Cot­tbus. Unter­wegs war auch der „Identitären“-Aktivist und ehe­ma­lige Land­tags­frak­tion­s­mi­tar­beit­er Paul Meyer.

Junge Alternative Brandenburg auf der Kundgebungs-Tour in Cottbus. Screenshot: Facebook.
Junge Alter­na­tive Bran­den­burg auf der Kundge­bungs-Tour in Cot­tbus. Screen­shot: Facebook.

Hinweise auf Spannungen in der AfD Cottbus

Während die Bran­den­burg­er AfD-Lan­desspitze die Kundge­bun­gen unter­stützte, scheint es in den Niederun­gen der lokalen AfD leichte Bedenken gegen die Demon­stra­tionspoli­tik und die ver­schwörungs­the­o­retis­chen Posi­tio­nen des „Flügel“-treuen Lan­desver­ban­des zu geben. Auf der Face­book­seite der AfD Cot­tbus wur­den die Aktio­nen wed­er bewor­ben noch erwäh­nt. Ein Cot­tbuser AfD-Mit­glied ver­merk­te spitz, dass auch die 1.-Mai-Demonstrationen der Vor­jahre nicht von der Cot­tbuser AfD, son­dern vom Nach­barkreisver­band Spree-Neiße organ­isiert wor­den seien.

Mit Megafon: Monique Buder.
Mit Mega­fon: Monique Buder.

 

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#75Befreiung in Prenzlau und Berlin

2020 jährt sich die bedin­gungslose Kapit­u­la­tion Hitler-Deutsch­lands zum 75. Mal. Wären die Umstände heute nicht so, wie sie ger­ade sind, wür­den wir draußen mit unseren Genoss_innen die Befreiung der Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen und Ravens­brück feiern. Doch auch wenn die zen­tralen Gedenkver­anstal­tun­gen nicht wie geplant stat­tfind­en kön­nen, gibt es immer noch kreative Möglichkeit­en im öffentlichen Raum zu gedenken. Anlässlich des #75Befreiung haben wir in Pren­zlau und in Berlin an Frauen* erin­nert, deren Biografien zum Teil mit dem KZ Ravens­brück ver­woben ist. Sie wur­den ver­fol­gt, weil sie Jüdin­nen waren, weil sie Kom­mu­nistin­nen und Antifaschistin­nen waren und auch, weil sie les­bisch waren.

Wir gedenken
Mar­garete Rosenberg
Elli Smula
Olga Benario-Prestes
Hen­ny Schermann
Hilde Radusch

Trotz Kon­tak­tsperre soll Gedenken weit­er­hin möglich sein! Anlässlich der Befreiung des KZ Ravens­brück hat die Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark e.V. einen Pod­cast auf die Beine gestellt und außer­dem Plakate erstellt, die auf ihrer Web­seite run­terge­laden und auf den Straßen ange­bracht wer­den kön­nen. Danke für diesen wichti­gen Anstoß! Auch die Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstätte hat ihr Gedenken online ver­lagert. In den weit­eren Wochen wer­den weit­ere Aktio­nen on- sowie offline fol­gen. Stay tuned!

Margarete Rosenberg und Elli Smula

Der Stolperstein von Elli Smula in der Singerstraße in Berlin ist wegen einer Baustelle erst nächstes Jahr wieder zu sehen
Der Stolper­stein von Elli Smu­la in der Singer­straße in Berlin ist wegen ein­er Baustelle erst näch­stes Jahr wieder zu sehen

Mar­garete Rosen­berg (geb. Qued­nau) und Elli Smu­la wur­den bei­de im Som­mer 1940 bei den Berlin­er Verkehrs­ge­sellschaft (BVG) dien­stverpflichtet. Im Sep­tem­ber 1940 erstat­tete ein_e Kolleg_in oder Vorgesetzte_r bei der Gestapo Anzeige gegen die bei­den, woraufhin diese eine einge­hende Unter­suchung und schließlich ‚Schutzhaft‘ anord­nete. Auf dem erhal­ten gebliebe­nen Schutzhaft­be­fehl von Mar­garete Rosen­berg ist „staatsab­träglich­es Ver­hal­ten“ als Begrün­dung ver­merkt, die Schutzhaft-Karteikarte besagt, sie habe „die Arbeit ver­nach­läs­sigt“. Ihnen wurde ange­lastet, „regen Verkehr mit Kam­eradin­nen ihres Betriebes in les­bis­ch­er Hin­sicht unter­hal­ten“ zu haben, „wodurch der Betrieb des Straßen­bahn­hofs Trep­tow stark gefährdet“ würde. Am 30. Novem­ber 1940 wur­den bei­de in das Konzen­tra­tionslager Ravens­brück deportiert. Dort wur­den sie zunächst als ‚asoziale‘, dann aber als poli­tis­che Häftlinge reg­istri­ert. Als Ergänzung taucht zudem der Ver­merk „les­bisch“ auf. Mar­garete Rosen­berg über­lebte die Haftzeit von mehr als vier Jahren mit schw­eren gesund­heitlichen Schä­den und starb 1985. Elli Smu­la kam 1943 in Ravens­brück um.

Quelle: https://sexualityandholocaust.files.wordpress.com/2018/09/claudia-pc3bcnjer.pdf

Olga Benario-Prestes

Olga Benario wird am 12. Feb­ru­ar 1908 als Tochter ein­er jüdis­chen Fam­i­lie in München geboren. Bere­its in den Münch­en­er Polizeiak­ten wird sie als „kom­mu­nis­tis­che Agi­ta­torin“ geführt. Mit 17 Jahren zieht sie nach Berlin-Neukölln und ist im Kom­mu­nis­tis­chen Jugend­ver­band (KJVD) aktiv. In Berlin-Neukölln wird sie bald zum Star der lokalen Kom­mu­nis­tis­chen Jugend und demon­stri­ert ihre Zivil­courage in einem Coup, der in den Berlin­er Zeitun­gen Schlagzeilen macht: Am 11. April 1928 führt sie den bewaffneten Über­fall des Gerichtssaals im Moabiter Gefäng­nis an und schafft es, den wegen Hochver­rats angeklagten Otto Braun zu befreien. Mit falschen Pässen erre­ichen Braun und Benario ein paar Tage später Moskau.

Ihre Beziehung bricht 1931 ab, weil Benario Brauns Eifer­sucht­san­fälle klein­bürg­er­lich find­et. 1935 reist sie auf Anord­nung der Kom­mu­nis­tis­chen Inter­na­tionale von Moskau aus mit dem brasil­ian­is­chen Rev­o­lu­tionär Luís Car­los Prestes nach Rio de Janeiro. Der von Prestes und der Kom­mu­nis­tis­chen Partei 1935 in Brasilien ini­ti­ierte rev­o­lu­tionäre Auf­s­tand scheit­ert. Olga und Luís Car­los Prestes wer­den 1936 ver­haftet. Trotz inter­na­tionaler Proteste wird Olga Benario hochschwanger im Sep­tem­ber 1936 von den brasil­ian­is­chen Behör­den an die Gestapo aus­geliefert. Im Frauenge­fäng­nis Barn­im­straße kommt ihre Tochter Ani­ta Leocá­dia am 27. Novem­ber 1936 zur Welt. Anfang 1938 wird Olga Benario von ihrer Tochter getren­nt, kommt in das Frauenkonzen­tra­tionslager Licht­en­burg und muss drei Jahre im KZ Ravens­brück ver­brin­gen bevor sie 1942 im Tode­strakt der „Heil- und Pflegeanstalt“ Bern­burg durch Kohlen­monox­id ermordet wird. Die Skulp­tur der Tra­gen­den von Will Lam­mert auf dem Gelände der Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück hat Olga Benario zum Vorbild.

Quelle: https://galerie-olga-benario.de/olga-benario/olgas-leben

Henny Schermann

Hen­ny Scher­mann wurde 1912 geboren und lebte in Frank­furt am Main. Ihre Eltern besaßen einen Schuh­laden, den sie auf­grund anti­semi­tis­ch­er Boykotte aufgeben mussten. Ab 1935 arbeit­ete Scher­mann als Verkäuferin und hat­te einen Sohn, Wal­ter Scher­mann. Am 13. Jan­u­ar 1940 wird sie unter nicht gek­lärten Umstän­den ver­haftet und im März 1940 in das KZ Ravens­brück ein­geliefert. Ein möglich­er Anlass ihrer Ver­haf­tung kön­nte eine Razz­ia in einem les­bis­chen Lokal gewe­sen sein. Dies ergibt sich aus ein­er Notiz des KZ-Arztes Friedrich Men­necke: „Jen­ny Sara Scher­mann, 19.02.12. Ffm, ledig, Verkäuferin in Ffm. Trieb­hafte Les­bierin, verkehrte nur in solchen Lokalen. Ver­mied den Namen ‚Sara’. Staaten­lose Jüdin.“ Am 10. Okto­ber 1940 wurde Hen­ny Scher­mann vom Konzen­tra­tionslager Ravens­brück in das Gerichts­ge­fäng­nis Pren­zlau über­führt. Den Angaben auf der Karteikarte zufolge wurde sie durch Urteil des Amts­gerichts Frank­furt a. Main vom 14. Juni 1940 wegen „Verge­hen gegen §§ 3 und 4 des Geset­zes vom 17.8.38“ zu ein­er Haft­strafe von zehn Tagen verurteilt. Dieses Gesetz bein­hal­tete, dass jüdis­che Men­schen ab dem 01. Jan­u­ar 1939 ihren Vor­na­men den Zwangsna­men „Sara“ bzw. „Israel“ hinzufü­gen mussten. Ende Okto­ber 1940 wurde sie wieder in das KZ Ravens­brück zurück­ge­bracht und von dort am 30. Mai 1942 in die Euthanasie- und Tötungsanstalt Bern­burg trans­portiert und ermordet.

Quelle: https://sexualityandholocaust.files.wordpress.com/2018/09/claudia-pc3bcnjer.pdf

Hilde Radusch

Hilde Radusch (geb. 6.11.1903 in Alt­damm, gestor­ben am 2.8.1994 in Berlin) ver­lässt im Alter von 18 Jahren ihr kon­ser­v­a­tives Eltern­haus in Weimar und zieht alleine nach Berlin, um sich dort im Kom­mu­nis­tis­chen Jugend­ver­band, später in der KPD, speziell im Roten Frauen- und Mäd­chen­bund, zu engagieren. Mit nur 26 Jahren wird sie für die näch­sten drei Jahre Stadtverord­nete für die Berlin­er KPD. Nach den Wahlen 1932, die große Stim­mengewinne der Nazis mit sich brin­gen, beteiligt sich Hilde Radusch zunächst noch am Auf­bau ein­er ille­galen Postleitung, was jedoch durch ihre Ver­haf­tung am 6.4.1933 unter­bun­den wird. Aus der “Schutzhaft” im Frauenge­fäng­nis in der Barn­im­strasse wird sie ent­lassen, noch bevor die Über­stel­lung poli­tis­ch­er Gefan­gener in ein KZ der Regelfall wurde. 1939 ver­liebt sie sich in Eddy, eine Nach­barin in der Oranien­burg­er Straße, die für die näch­sten 21 Jahre ihre Lebens­ge­fährtin wird. Hilde Radusch küm­mert sich um die Beschaf­fung der stark rationierten Lebens­mit­tel und organ­isiert Unter­schlupf für aus dem Gefäng­nis ent­lassene Frauen. For­t­an taucht sie mit Eddy in Prieros (Königs Wuster­hausen) unter und ver­bringt dort die let­zten Kriegstage in ein­er Holzhütte. Nach Kriegsende arbeit­et Hilde Radusch für das Bezirk­samt in der Abteilung “Opfer des Faschismus”.

Quelle: https://www.spinnboden.de/gedenken-erinnern/hilde-radusch.html

 

Nie Opfer, immer Kämpferin“ – Hilde Radusch
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

 

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Wohnen & Stadt

Protest gegen Abrisse im Park Babelsberg

Eben­falls wird damit gedro­ht dass die Schlöss­er den Abriss der Strand­badan­la­gen nicht unversehrt über­ste­hen wür­den, sofern die Stiftung an ihren Plä­nen festhält.

Trotz bre­it­er Bürger_innenproteste der let­zten Wochen plant die SPSG weit­er­hin den Abriss der bish­eri­gen und eine Verkleinerung der kün­fti­gen Anla­gen was mas­sive Ein­schnitte für die Nutzer_innen des Seesport­club und des Strand­bades im Park Babels­berg mit sich brin­gen wird. Grund für die geplanten Bautätigkeit­en ist die Ver­legung eines Park­weges um ca. 50m näher an die Hav­el auf seinen “his­torischen” Ver­lauf. Vor­rau­sichtlich wer­den dadurch Kosten von ca. 6 Mil­lio­nen Euro entstehen.

Weit­ere Infor­ma­tio­nen: http://potsdam-stadtfueralle.de/tag/strandbad/

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Wohnen & Stadt

Housing Action Day in Potsdam

Ausgangssperre für Immobilienspekulation! Stoppt das Geschäftsmodell mit "Möblierten Wohnungen"!

Abriss und Mietenwahnsinn stoppen!

Der Stau­den­hof soll nach dem Willen der soge­nan­nten Rathausko­op­er­a­tion nach Ablauf des Jahres 2023 (Bis dahin gilt ein Mora­to­ri­um) abgeris­sen wer­den. Im Augen­blick befind­et sich das Grund­stück im Besitz der städtis­chen Pro Pots­dam, nach Abriss würde das Gelände, wie im Fall der ehe­ma­li­gen Fach­hochschule, parzel­lisiert, verkauft und neu bebaut wer­den, höchst­wahrschein­lich aber nicht durch städtis­che Unternehmen. Auch der Stau­den­hof soll für ein weit­eres Rück­wärts gewantes, Preußis­ches Baupro­jekt weichen. Wenn es in dem neuen Quarti­er noch Sozial­woh­nun­gen geben sollte, sind sie auf eine Laufzeit von 15 – 20 Jahren begren­zt. Der Stau­den­hof ist ein Baupro­jekt aus der DDR. Es real­isierte die Vorstel­lung, das Arbei­t­erIn­nen und „nor­male“ Bürg­erIn­nen in den Innen­städten wohnen soll­ten. Das ist bis heute der Fall, denn an diesem Ort sind die Mieten im Ver­gle­ich bezahlbar und die Innen­stadt bleibt nicht nur den Reichen dieser Stadt vorbehalten!

Kein Abriss! Wohnraum für Alle!

Beispiel 1: Filmpark Babelsberg, Marlene – Dietrich – Strasse:

Hier ver­mi­etet die Veg­is Immo­bilien GmbH 239 Apparte­ments. Aktuell kostet ein Zim­mer mit 24 m² 595 €/ Monat. In den Mietverträ­gen wer­den diese pauschal angegeben, es wird kein Möblierungszuschlag aus­gewiesen, jedes Jahr erhöht sich die Miete pauschal um 50 €. Aktuell ste­hen viele Apparte­ments leer. Wir ken­nen die Mietverträge, wis­sen, dass sie auch über ein Jahr hin­aus ver­längert werden.#

Beispiel 2: Jutekiez, F. List – Straße, Zen­trum Ost

Im Stadt­teil Zen­trum Ost hat die Getec PM Magde­burg GmbH den soge­nan­nten Jutekiez zu einem neuen Luxu­squarti­er gemacht. Auch hier lohnt es sich bei den Boden­preisen offen­sichtlich kaum noch, Miet­woh­nun­gen zu bauen. Bess­er rech­net sich ein Drit­telmix – je ein Drit­tel Eigen­tumswoh­nun­gen, Miet­woh­nun­gen und eben „Möblierte Woh­nun­gen“. Die kosten hier zum Beispiel für 23 m² 550 €/ Monat. Die Schilder wer­ben seit über einem Jahr, der Leer­stand ist trotz­dem hoch – warum wohl?

Beispiel 3: Potsdam West – Zeppelinstraße 47 – 52

Still und heim­lich hat sich dort eine britis­che Invest­ment­bank eingekauft – mit Objek­t­ge­sellschaften in Lux­em­burg und den Nieder­lan­den und Verbindun­gen bis zu Ver­mö­gensver­wal­tern, die selb­st in den Panama­pa­pers gelis­tet sind. In den Häusern wer­den immer mehr reg­uläre Miet­woh­nun­gen in „Möblierte Woh­nun­gen“ umge­wan­delt – und dann das Dop­pelte der Miete verlangt.
Shore Cap­i­tal Ltd. – den Fir­men­na­men sollte man sich merken.

 

 

Es gibt Hun­derte „Möblierte Woh­nun­gen“ in Pots­dam, die leer ste­hen, es gibt ehe­mals beset­zte Häuser, die leer ste­hen, Ferien­woh­nun­gen …Und das in ein­er Zeit, wo alle „Zuhause­bleiben“ sollen. Aber was ist mit woh­nungslosen Men­schen? Aber was ist mit Geflüchteten in Übergangsheimen?

Leer­stand beenden!
Woh­nun­gen für alle!
Ferien­woh­nun­gen und „Möblierte Woh­nun­gen beschlagnahmen!

Beispiel 4: Potsdam Bornstedt, Sudio Living, Pappelallee 14 – 17

Dies ist ein beson­ders krass­es Beispiel für den Wahnsinn mit „Möblierten Woh­nun­gen. PROJEKT Immo­bilien baut dort nicht nur 219 solche Mikro Appa­rate­ments zu Preisen wie 21 m² für 435 €, son­dern bietet diese auch noch als Wer­tan­lage an. Mögliche Ren­dite pro Jahr: 4,7 %. Auch dort gibt es schon jet­zt Leer­stand, scheint sich aber trotz­dem zu lohnen .

Das typische Beispiel: Der Kreml auf dem Brauhausberg

Für ger­ade mal 8,6 Mio. € an einen höchst umstrit­te­nen Immo­bilien­in­vestor – die Sanus AG aus Berlin – verkauft. Dann gle­ich wieder an die Stadt Pots­dam als Flüchtling­sun­terkun­ft ver­pachtet – Ein­nah­men: 1,68 Mio. € pro Jahr. Und jet­zt entste­hen dort Luxus – Eigen­tumswoh­nun­gen, ein Board­ing­shaus (was son­st!?) und Gewerbemietraum.

Beispiel 5: HoW8 am Horstweg in Babelsberg

Eigentlich wur­den uns am Horstweg neue Miet­woh­nun­gen ver­sprochen und bezahlbare Student*innenwohnungen. Aber schließlich hat sich die AviaR­ent Cap­i­tal Man­age­ment doch wieder für viele „Möblierte Woh­nun­gen“ entsch­ieden. Bei Immobilienscout24 find­et man eine Menge solch­er Ange­bote, so zum Beispiel ein Zim­mer von 20 m² für 550 €.

 

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(Anti)militarismus Antifaschismus Bildung & Kultur Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Antifaschistische Gedenktour in Finsterwalde


Am 25.04.2020, ein Tag nach­dem Fin­ster­walde vor 75 Jahren vom Hitler­faschis­mus befre­it wurde, wollen wir den Opfern des Nation­al­sozial­is­mus und den antifaschis­tis­chen Wider­stand­skämpfern gedenken. Erst­ma­lig wollen wir in diesem Jahr eine kleine „Gedenk­tour“ durch­führen. Diese startet um 10:00 Uhr am ehe­ma­li­gen VVN Denkmal am Spring­brun­nen in Fin­ster­walde. Weit­er geht es zum Geschwis­ter Scholl Denkmal, zum Sow­jet­fried­hof und zum Denkmal für die deportierten KZ-Häftlinge auf dem Fried­hof Fin­ster­walde. Danach wollen wir gemein­sam nach Tröb­itz zum jüdis­chen Fried­hof fahren, wo wir dem „Ver­lore­nen Zug“ gedenken wollen. In dem Zug befan­den sich KZ-Häftlinge aus Bergen-Belsen, welche in Viehwag­gons getrieben mehrere Tage durch Deutsch­land fuhren, bis der Zug wegen ein­er gesprengten Brücke bei Tröb­itz ste­hen bleiben musste, zwei Tage später wurde der Zug durch die Rote Armee Befre­it. Zum Schluss wollen wir zum ehe­ma­li­gen KZ Schlieben-Berga fahren, um den ehe­ma­li­gen Häftlin­gen zu gedenken, die dort für die Wehrma­cht Panz­er­fäuste pro­duzieren mussten.

Wer Inter­esse hat, an dieser Tour teilzunehmen, meldet sich bitte bei uns unter paf@riseup.net oder im Info­laden „Black-Mask“.

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Arbeit & Soziales Flucht & Migration Gender & Sexualität

Trotz Isolation verbunden

Video-Work­shops

Wir, Women in Exile & Friends, wer­den uns gemein­sam mit den Frauen in den Erstauf­nah­men und Gemein­schaft­sun­terkün­ften über die Coro­na-Krise aus­tauschen, uns gegen­seit­ig begleit­en und empow­ern. Dies tun wir digital.

Das möcht­en wir tun:

  • Wir teilen in Tele­fonge­sprächen unser Wis­sen über kosten­freie und leicht zugängliche Möglichkeit­en zu Videokon­feren­zen. Da es sehr oft kein Wlan in den Zim­mern gibt, wer­den wir für die mobilen Dat­en der Frauen Geld benötigen.
  • Wir brechen die Iso­la­tion durch Wis­sensaus­tausch. Die Frauen lebten in den Lagern schon vor dem „social-dis­tanc­ing“ durch Coro­na in Iso­la­tion. Wir wollen uns empow­ern solide Infor­ma­tio­nen, Trans­parenz und Mit­spracherechte von den Behör­den einzufordern.
  • Wir tauschen uns aus über präven­tive Maß­nah­men zur Ver­hin­derung oder Ver­langsamung der Ver­bre­itung des Coro­n­avirus. Auch wenn uns klar ist, dass dies in über­füll­ten Lagern ein Ding der Unmöglichkeit ist. Das Prob­lem ist ein struk­turelles und kann durch Hän­de­waschen nicht gelöst wer­den. Ras­sis­mus und Masse­nun­ter­bringung ist das Prob­lem und das kann jet­zt katas­trophale Fol­gen haben.

Der erste Teil der Kam­pagne wird darin beste­hen, die Frauen tele­fonisch zu kon­tak­tieren, ihnen zu erk­lären, wie sie an einem Videokon­feren­z­work­shops teil­nehmen können.

Der zweite Teil wird der dig­i­tale Work­shop sein, bei dem wir die Auswirkun­gen der Coro­na-Krise in der Flüchtlings­ge­mein­schaft diskutieren

Inforiot