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Rassistische Gewalt in Brandenburg auf alarmierendem Niveau

Opfer­per­spek­tive — Die rechte und ras­sis­tis­che Gewalt in Bran­den­burg steigt in diesem Jahr alarmierend. Mit 88 recht­en Angrif­f­en, die der Vere­in Opfer­per­spek­tive bis Ende Juli reg­istri­erte, ist bere­its nach 7 Monat­en das Angriff­s­niveau des Vor­jahres erre­icht (2014 gesamt: 92 Fälle). Von ein­er hohen Dunkelz­if­fer und von Nach­mel­dun­gen ist auszuge­hen. Das häu­fig­ste Tat­mo­tiv ist Ras­sis­mus mit 50 Angrif­f­en, weit­ere 23 Angriffe richt­en sich gegen poli­tisch Aktive. Nach Ken­nt­nis der Beratungsstelle sind von den Angrif­f­en min­destens 250 Per­so­n­en direkt oder indi­rekt betroffen.
Die Schwelle zur Gewalt ist wahrnehm­bar gesunken und der über­wiegende Teil der Angriffe sind gefährliche Kör­per­ver­let­zun­gen (37 Fälle) und ein­fache Kör­per­ver­let­zung (24 Fälle). Darüber hin­aus sind Fälle von Bedro­hun­gen, Sachbeschädi­gun­gen und Brand­s­tiftun­gen an geplanten Flüchtling­sun­terkün­ften von der Opfer­per­spek­tive reg­istri­ert worden.
Dieses Angriff­s­niveau vor allem gegenüber geflüchteten Men­schen und einen so hohen Anteil an Kör­per­ver­let­zun­gen haben wir seit langem nicht erlebt. Die Lage ist alarmierend. Anders als im Vor­jahr lassen sich keine regionalen Schw­er­punk­te mehr aus­machen, denn die ras­sis­tis­chen Angriffe wer­den flächen­deck­end in Bran­den­burg verübt,“ fasst die Geschäfts­führerin des Vere­ins Opfer­per­spek­tive Judith Porath die momen­tane Sit­u­a­tion zusammen.
Angriffe sind Alltag
Die ras­sis­tis­che Stim­mung in Bran­den­burg ist ins­ge­samt stark gestiegen. Belei­di­gun­gen, Beschimp­fun­gen und Angriffe erfol­gen über­all: im Super­markt, im Wohnum­feld, auf der Straße, am Bahn­hof und in der Umge­bung von Gemein­schaft­sun­terkün­ften. Teil­weise wer­den die Tat­en von organ­isierten Neon­azis began­gen, auf­fal­l­end ist aber der steigende Anteil an Täter_innen, die sich selb­st nicht diesen Struk­turen zuordnen.
„Wir erfahren aus Beratungs­ge­sprächen immer wieder, dass Men­schen aus Angst vor weit­eren Attack­en nur noch für die wichtig­sten Erledi­gun­gen das Haus ver­lassen. Ras­sis­tis­che Gelegenheitstäter_innen fühlen sich offenkundig durch die all­ge­meine Mobil­isierung gegen Flüchtlinge bestärkt ihre Men­schen­ver­ach­tung und ihren Hass spon­tan in Gewalt umzuset­zen,“ erläutert Judith Porath die bedrohliche Lage für Flüchtlinge.
In Hen­nigs­dorf greift ein Mann Anfang August zwei Asyl­suchende mit ein­er abgeschla­ge­nen Bier­flasche an und ver­let­zt sie schw­er, ein­er der Ange­grif­f­e­nen erlei­det eine tiefe Schnit­twunde nahe der Halss­chla­gad­er. Bei den ras­sis­tis­chen Angrif­f­en ist ver­suchter Totschlag jedoch nur die Spitze des Eisberges:
In Frankfurt/Oder wird eine Gruppe syrisch­er Flüchtlinge zwei Stun­den durch die Stadt gejagt und zusam­mengeschla­gen, Flüchtlinge in Wriezen wer­den aus einem Auto her­aus mit Flaschen bewor­fen, in Cot­tbus rammt ein Mann ein­er schwan­geren Frau aus Tschetsche­nien mehrmals einen Einkauf­swa­gen gegen den Bauch, vor ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft in Pots­dam attack­ieren Män­ner aus der benach­barten Autow­erk­statt einen soma­lis­chen Flüchtling mit Werkzeu­gen. Neon­azis schikanieren in Hen­nigs­dorf den Betreiber eines Imbiss und greifen ihn und sein Per­son­al so häu­fig an, bis sich kein­er mehr für ihn zu arbeit­en traut. An ein­er Bushal­testelle in Cot­tbus erhält ein Stu­dent aus Kamerun mehrere Faustschläge ins Gesicht – das ist nur eine Auswahl der Angriffe der let­zten Monaten.

Ras­sis­tis­che Het­ze nicht weit­er fördern

Der alarmierende Anstieg ras­sis­tis­ch­er Gewalt in Bran­den­burg ist nach Ein­schätzung der Opfer­per­spek­tive auf die mas­sive Mobil­isierung gegen Flüchtlinge in Poli­tik, Medi­en und in den sozialen Net­zw­erken zurück­zuführen. Lokale Ini­tia­tiv­en, oft ver­woben mit recht­en Organ­i­sa­tio­nen, het­zen gegen Flüchtlinge und organ­isieren Kundge­bun­gen vor Gemein­schaft­sun­terkün­ften. In der Presse bes­tim­men seit Monat­en Szenar­ien von Not­stand die Berichter­stat­tung über Flucht und Asyl und heizen das ras­sis­tis­che Kli­ma an. Politiker_innen und Behör­den gießen Öl ins Feuer, indem sie über Flüchtlinge nur als Massen­phänomen sprechen und den Ein­druck ver­mit­teln, zu viele Men­schen sucht­en in Deutsch­land Schutz vor Krieg, Ver­fol­gung und Hunger.
„Zeigen Politiker_innen auch noch Ver­ständ­nis für die ‘dif­fusen Äng­ste und Sor­gen’ von Rassist_innen und fordern mehr Maß­nah­men zur Abschreck­ung von Flüchtlin­gen, erin­nert uns das an die ver­heerende ‘Das Boot ist voll’-Rhetorik der 1990er Jahre“, bemerkt Judith Porath von der Opferperspektive.
Es ist für uns unerträglich, wenn Rassist_innen und Neon­azis vor Flüchtling­sun­terkün­ften auf­marschieren und Bewohner_innen ein­schüchtern und bedro­hen können.Es ist unerträglich, wenn Politiker_innen Flüchtlinge verunglimpfen und ihnen massen­haften Asylmiss­brauch unter­stellen und damit Sozial­neid schüren, denn die ras­sis­tis­chen Täter_innen fühlen sich dadurch in ihren Vorurteilen bestärkt“, so Judith Porath weiter.
Vor dem Hin­ter­grund des drama­tis­chen Anstiegs der ras­sis­tis­chen Gewalt­tat­en in Bran­den­burg fordert der Vere­in Opfer­per­spek­tive die Lan­desregierung auf, alle Maß­nah­men zu ergreifen der ras­sis­tis­chen Stim­mung ent­ge­gen­zuwirken und klare sol­i­darische Sig­nale für die Auf­nahme von geflüchteten Men­schen in Bran­den­burg zu set­zen. Dazu gehört es unab­d­ing­bar, Flüchtlinge men­schen­würdig unterzubrin­gen, ihnen das Ankom­men durch beglei­t­ende Pro­gramme zu ermöglichen und vor allem für ihren Schutz vor Gewalt und Bedro­hun­gen zu sorgen.

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Antifaschismus

Antifa! Here we Are

 
Hal­lo Wittstock!
Wir sind heute hier um gegen die ras­sis­tis­chen Mobil­isierung gegenüber Geflüchteten und anhal­tender Nazis­cheiße in der Doss­es­tadt Witt­stock zu demon­stri­eren. Wir, das alter­na­tive Jugend­camp aus dem meck­len­bur­gis­chen Lärz, wollen uns mit all denen sol­i­darisieren, die sich in Witt­stock und ander­norts nicht von Neon­azis ein­schüchtern lassen und für eine offene Gesellschaft kämpfen.
Witt­stock und die Nazis
Witt­stock ist über seine Gren­zen hin­weg bekan­nt für seine vielschichtige, bun­desweit gut ver­net­zte Naziszene — ins­beson­dere nach Meck­len­burg-Stre­litz. Mit ihrer äußerst gewalt­bere­it­en Szene mit offen­er Geg­n­er­schaft zur NPD, erin­nert die Kulisse an Meck­len­burg in den 90ern. Ein Zeichen der guten Verbindung stellt der neue Tat­tooladen eines AfD-lers aus dem Müritzer Raum in Witt­stock dar, welch­er von dem lokalen Neon­azikad­er Sandy „Lui“ Lud­wig geleit­et wird.
Seit dem der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin Ende 2014 in Witt­stock mehrere syrische Fam­i­lien dezen­tral in Woh­nun­gen unterge­bracht hat, kocht die Stim­mung in der Stadt. In der Ver­gan­gen­heit kam es oft zu Pöbeleien und ver­sucht­en Angrif­f­en auf Geflüchtete und nicht-rechte Jugendliche. Auf der Face­book-Seite „Witt­stock sagt nein zur Asylpoli­tik“ und der Gruppe „Asylpoli­tik in Witt­stock? Nein Danke!“ lassen die Rassist*innen und Nazis offen ihren Hass freien Lauf und schüren ver­meintliche „Äng­ste“ und Ressen­ti­ments gegen Geflüchtete und nicht-Deutsche in der Bevölkerung. Seit Dezem­ber des ver­gan­genen Jahres ver­anstal­ten die Neon­azis nahezu monatlich soge­nan­nte „Fack­e­laufmärsche“, bei denen regelmäßig bis zu 250 Rassist*innen und Neon­azis teilnehmen.
Allem voran eint die lan­desweit­en Kam­pagne „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ der pseu­doelitäre Kle­in­st­partei der „III. Weg“ die hiesi­gen Nazistruk­turen. Mit dem Zuzug von dem Neon­azikad­er Matthias Fis­ch­er seit Ende 2014 ver­sucht die Kle­in­st­partei, die als Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tion des ver­bote­nen mil­i­tan­ten Net­zw­erks „Freies Netz Süd“ aus Süd­deutsch­land gilt, in Bran­den­burg Fuß zu fassen. Mit ihren „25-Punk­te-Pro­gramm“ ähneln die Forderun­gen des „III. Weg“ inhaltlich dem Parteipro­gramm der NSDAP.
No-Go-Area Witt­stock? Nicht mit uns!
Wir wollen über die Län­der­gren­zen hin­weg ein deut­lich­es Zeichen set­zen für eine alter­na­tive Jugend­szene in Witt­stock und eine offene Willkom­men­skul­tur, in der nie­mand Angst haben muss auf­grund sein­er Herkun­ft, Reli­gion, poli­tis­ch­er oder sex­ueller Ori­en­tierung physis­chen oder psy­chis­chen Angrif­f­en aus­ge­set­zt zu sein.
Witt­stock ste­ht exem­plar­isch für viele Kle­in­städte, Dör­fer und Gemein­den auf dem Land, in denen Nazis die Sub­kul­turen dominieren und es den Jugendlichen an alter­na­tiv­en Räu­men fehlt. Viele junge Men­schen ziehen oft nach jahre­langer Anfein­dun­gen und Aus­gren­zun­gen durch Nazis nach den Erwerb des Abiturs oder der Aus­bil­dung in die näch­sten Großstädte. Was bleibt sind Freiräume für Nazis in den örtlichen Feuer­wehren, Fußbal­lvere­inen, Jugend­clubs und anderen Insti­tu­tio­nen. Es gilt diese Freiräume einzudäm­men durch die Erschaf­fung und Vertei­di­gung ein­er starken antifaschis­tis­chen Gegenkultur!
Sup­port your local Antifa!
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Antifaschismus

Wittstock: Spontandemonstration durch die Innenstadt

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INFORIOT Spon­ta­nen Besuch ereilte Wittstock/Dosse an diesem ver­gan­genem Sonnabend. Eine Gruppe von knapp 100 Antifaschist_innen ver­anstal­tete eine Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Antifa! Here we Are“ durch die his­torische Alt­stadt. Bei den aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern angereis­ten Antifaschist_innen han­delte es sich um die Teilnehmer_innen des Alter­na­tives Jugend­camp (AJUCA), welch­es diese Woche in der Müritzre­gion campieren.
Mit laut­en Sprechchören, Trans­par­enten und Fah­nen zogen die Demonstrant_innen vom Witt­stock­er Bahn­hof eine Runde durch die Alt­stadt und been­de­ten ihren Aufzug auf den Mark­t­platz. Ursprünglich sollte die Demon­stra­tion aus dem Plat­ten­bau­vier­tel um die Käthe-Koll­witz-Straße durch die Innen­stadt zum Bahn­hof führen. Doch die Bran­den­burg­er Polizei machte den Campern einen Strich durch die Rech­nung. Unter den faden­scheini­gen Grund, dass die Polizei an dem Tag unterbe­set­zt sei, wurde eine deut­lich kürzere Route verhandelt.
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In einem Rede­beitrag und Fly­ern wurde die anhal­tende ras­sis­tis­che Mobil­isierung und Bedro­hun­gen gegen Geflüchtete und nicht-rechte Jugendliche the­ma­tisiert. Die Demonstrant_innen bekun­de­ten in einem Rede­beitrag u.a. ihre Sol­i­dar­ität über die Län­der­gren­zen hin­weg mit den alter­na­tiv­en Jugendlichen in der Stadt und forderten mehr Alter­na­tiv­en gegen die recht­en Hege­mo­ni­albe­stre­bun­gen und mehr Willkom­men­skul­tur in ländlichen Gebi­eten. Nach­dem die Demon­stra­tion auf dem Mark­t­platz aufgelöst wurde, besucht­en die Demonstrant_innen das Som­mer­fest der Linken am Amtshof.
Im Anschluss fuhren die Demonstrant_innen weit­er zur Burg Star­gard (Meck­len­burg) um ihre Sol­i­dar­ität mit den dort unterge­bracht­en Geflüchteten zu bekun­den. Einen Tag zuvor ver­anstal­tete die NPD dort eine flüchtlings­feindlichen Kundge­bung. Die Kundge­bung am Sonnabend musste allerd­ings durch anhal­tende Neon­azipro­voka­tio­nen abge­brochen wer­den. Bei der Abfahrt wur­den die Busse von Neon­azis, die mit Flaschen, Steinen und Zaun­lat­ten bewaffnet waren, attack­iert.
 
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Frankfurt/Oder wehrt sich“ IV. Akt – inhaltsleerer und aggressiver

Not­falls mit Gewalt: Aufruf auf der Face­book-Seite von “Frankfurt/Oder wehrt sich” fünf Tage vor der Kundgebung.

Am Sam­stag, den 25. Juli, ver­anstal­tete die neon­azis­tis­che Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ den bere­its vierten Auf­marsch in der Oder­stadt. Ins­ge­samt 80 Neon­azis und Rassist*innen ver­sam­melten sich dies­mal am Karl-Rit­ter-Platz. Hier soll in diesem Jahr eine neue Erstauf­nah­meein­rich­tung für Geflüchtete ein­gerichtet wer­den. Unweit der ras­sis­tis­chen Kundge­bung demon­stri­erten etwa 250 Antifaschist*innen gegen den Auf­marsch, welche von einem Großaufge­bot der Bran­den­burg­er Polizei abgeschirmt wurde. (1)
Ankündi­gung von Übergriffen
Wurde bei der let­zten Demon­stra­tion am 25. April wegen möglich­er Block­ade­v­er­suche die Ankündi­gung auf ihrer Face­book-Seite noch sehr kurzfristig bekan­nt­gegeben, mobil­isierten die Frank­furter Rassist*innen um Peer Koss schon mehrere Wochen vorher zum nördlichen Rand der Innen­stadt. Tre­ff­punkt sollte zunächst um 12 Uhr am Frank­furter Haupt­bahn­hof sein, um dann gemein­sam mit anreisenden Neon­azis, ver­mut­lich als spon­tane Demon­stra­tion, durch das Zen­trum laufen zu kön­nen. Den­noch schien auch dies­mal das Risiko von Block­aden durch das lokale antifaschis­tis­che Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ zu groß. Obwohl laut eigen­er Aus­sage noch Fly­er mit dem alten Tre­ff­punkt verteilt wur­den, rief man fünf Tage vorher dazu auf, direkt zum Kundge­bung­sort zu gehen. Auf­fal­l­end bei
Kurz nach dem Auf­marsch bedro­ht­en die Neon­azis auf Face­book eine*n Antifaschist*in sowie Pres­sev­ertreter. Der Ein­trag ver­schwand wenig später wieder von der Seite.

diesem Post­ing war, dass aus­drück­lich darauf hingewiesen wurde, sich das Ver­samm­lungsrecht zu erkämpfen und sich not­falls zur Wehr zu setzen.2 Neben eini­gen ablehnen­den Kom­mentaren fan­den andere die Nachricht begrüßenswert. Der Face­book — Nutzer Christo­pher Lehn­ert kündigte an, mit seinen Leuten am Bahn­hof einzutr­e­f­fen und ergänzte mit dem Slo­gan „Sport frei“. Auch der Nutzer Dean Mason dank­te für den Hin­weis und kom­men­tierte den unter Hooli­gans beliebten Spruch. Dabei war die Zielset­zung dieses Aus­rufes ein­deutig: Die Neon­azis woll­ten sich gewalt­tätige Auseinan­der­set­zun­gen mit Gegendemonstrant*innen suchen. Ganz klar wurde die Auf­forderung zur Gewalt hin­ter Sätzen, wie „zur Wehr set­zen“ verk­lausuliert. Bestärkt wurde dies durch ein Post­ing am 22. Juli, in dem der § 32 des Strafge­set­zbuchs wiedergegeben, um mögliche Über­griffe als Notwehrhand­lun­gen darzustellen.3
Immer wieder die selben!
Zu bekan­nt gewor­de­nen Über­grif­f­en im Vor­feld der Kundge­bung kam es nicht. Auch der Tre­ff­punkt am Haupt­bahn­hof wurde nahezu nicht genutzt. Nur einzelne Neon­azis, die mit der Bahn angereist waren, fan­den sich auf dem Bahn­hofsvor­platz ein, um dann wenig später von PKWs abge­holt zu wer­den. Der Guben­er Alexan­der Bode (NPD) diente dafür als Kon­tak­t­per­son und wies den weni­gen ank­om­menden Teilnehmer*innen den Weg.
“Ich bin Herr B(rusak)”. Selb­st­darstel­lerisch präsen­tierte sich Björn Brusak auf der Neon­azi-Kundge­bung. Inzwis­chen gehört der auch als Lie­der­ma­ch­er bekan­nte Neon­azi zu den regelmäßi­gen Red­nern in Frank­furt (Oder). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Am Kundge­bung­sort bot sich ein Bild, welch­es sich bei allen Ver­anstal­tun­gen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ seit Jan­u­ar zu wieder­holen scheint. Neben Deutsch­land­fah­nen und Trans­par­enten, die von inhalt­sleeren „Wir sagen Nein!“ bis hin zum zynis­chen „Fre­undlichen Frank­furt gegen Asy­lanten­heime und Asyl­wahn“ die übliche Außen­darstel­lung bot, gaben sich die Red­ner Björn Brusak (Europäis­che Aktion), Maik Eminger und Pas­cal Stolle (bei­de III. Weg) mit den immer gle­ichen Tiraden ihrem Hass gegenüber Geflüchteten, Antifaschist*innen, der BRD und „dem Sys­tem“ hin.
Während Björn Brusak von „Ver­schwörungs­fak­ten“ über das von der US-Ostküste ges­teuerte Finanzsys­tem sprach, das die nicht sou­veräne Bun­desre­pub­lik kon­trol­lieren würde, het­zten die bei­den Kad­er der recht­en Split­ter­partei „Der III. Weg“ gegen Asylbewerber*innen und sprachen von „art­frem­den Rassen“, die niemals zu Deutsch­land gehören kön­nten. Wie bei den let­zten Aufmärschen war die unter dem Parteien­priv­i­leg auftre­tende extrem rechte Grup­pierung im Hin­ter­grund in die Organ­i­sa­tion des Tages eingebunden.
Nach nicht ein­mal ein­er Stunde been­de­ten die Neon­azis bere­its ihre Kundge­bung. Die Teilnehmer*innenzahl war auch dies­mal recht über­schaubar und zeigte die seit Jan­u­ar ersichtliche Meta­mor­phose von ein­er ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion mit 250 Wutbürger*innen4 hin zu einem Kern aus gefes­tigten Neon­azis mit unter 100 Per­so­n­en. Kon­nten beim let­zten Auf­marsch am 25. April mit Unter­stützung durch NPD und dem „III. Weg“ ger­ade ein­mal 55 Rassist*innen mobil­isiert werden5, gelang es dies­mal ger­ade, die Zahl der Teilnehmer*innen auf 80 zu steigern. Auf­fal­l­end war am 25.7. das Fehlen von Aktivist*innen der „Kam­er­ad­schaft Kom­man­do Wer­wolf“ um den mehrfach verurteil­ten Sven Lemke – waren diese doch bis­lang auf allen Aufmärschen anwe­send und sog­ar organ­isatorisch einge­bun­den. Die Mehrheit der anwe­senden Kundge­bung­steil­nehmerIn­nen waren den­noch auch Frankfurter*innen. Die hohe Zahl an ein­heimis­chen Neon­azis mag ver­wun­dern, schaffte es die NPD in den ver­gan­genen Jahren kaum mehr als ein Dutzend aus der Stadt zu ihren Ver­samm­lun­gen zu mobil­isieren. Ihr fehlt seit Jahren eine lokale Ver­ankerung. Der let­zte Ver­such scheit­erte 2007.6 Die Nationaldemokrat*innen verzichteten daher kom­plett ihre Außen­wahrnehmung und waren selb­st per­son­ell kaum vertreten. Vielmehr erhärtet sich der Ein­druck, dass die NPD auf dem Rück­zug ist. „Der III. Weg“ als radikalere nation­al­is­tis­che Partei ist durch ihre Rhetorik deut­lich erfolgreicher.
„Der III. Weg“ als Akteur im Hintergrund
Für den “III. Weg” in ganz Bran­den­burg unter­wegs: Peer Koss(rechts) hil­ft inzwis­chen der recht­en Split­ter­partei um Maik Eminger bei ihren Kundge­bun­gen auch an anderen Orten. Hier am 1. August 2015 in Zossen (TF). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei mit lediglich 200 Mit­gliedern bun­desweit scheint bei den Frank­furter Ver­anstal­tun­gen immer mehr als entschei­dende Organ­i­sa­tion eine Rolle zu spie­len. So gehören die bei­den wichtig­sten Kad­er des „III. Weg“ in Bran­den­burg, Maik Eminger und Pas­cal Stolle, zu den regelmäßi­gen Red­nern auf den Demon­stra­tio­nen der Frank­furter extremen Recht­en. Spätestens seit dem let­zten Auf­marsch im April tra­gen angereiste wie auch ein­heimis­che Neon­azis immer häu­figer Trans­par­ente und Fah­nen der Partei. Neben dem ehe­ma­li­gen NPD-Abge­ord­neten im Bad Belziger Stadt­par­la­ment, Pas­cal Stolle7, gehören dazu mit­tler­weile auch andere Aktivist*nnen der NPD, wie etwa vom Kreisver­band Oder­land. Die Gründe liegen zum einen bei der Selb­st­darstel­lung als soge­nan­nte extrem rechte Elite und zum anderen an der deut­lich radikaleren Posi­tion zur Flüchtlingspoli­tik. So beze­ich­nen sie Bran­dan­schläge auf geplante Unterkün­fte für Geflüchtete u.a. als „vorzeit­iges Wei­h­nachts­geschenk“ oder als „legit­ime Protestform“.8 Auch in ihrem Parteipro­gramm spiegeln sich ihre völkisch-nation­al­is­tis­chen Ideen wider. Unter Punkt 10 fordern sie beispiel­sweise die Wieder­her­stel­lung eines großdeutschen Reiches.9
Nur sel­ten tritt der „III. Weg“ öffentlich durch eigene Kundge­bun­gen, wie zulet­zt in Zossen und Dams­dorf am 1. August, auf.10 Vielmehr ver­fol­gt diese eine Strate­gie, die von nahezu allen Lan­desver­bän­den ange­wandt wird. Eher unauf­fäl­lig agieren sie im Hin­ter­grund bei ver­meintlichen Bürger*innenprotesten gegen die Unter­bringung von Geflüchteten. Hin­ter vie­len „Nein zum Heim“-Seiten, die auf Face­book auf­tauchen, steckt zumeist selb­st die Partei dahin­ter. So ist es wenig ver­wun­der­lich, dass nach Erscheinen ein­er neuen Anti-Asyl­seite mit ein­heitlichen Lay­out, oft bald eine ankündigte Kundge­bung fol­gt, bei der dann „III. Weg“-Redner auftreten. Durch Ein­bindung örtlich­er Neon­azis wird das Bild ein­er ablehnen­den örtlichen Bevölkerung nach außen getra­gen. Gle­ichzeit­ig binden sie diese in ihre Parteistruk­turen ein. So unter­stützen Frank­furter Neon­azis, wie Peer und Franziska Koss, inzwis­chen regelmäßig Ver­samm­lun­gen in anderen Regio­nen, wie kür­zlich in Zossen und Damsdorf.
Weit­er­hin selb­st­be­wusst: Trotz der Inge­wahrsam­nahme kurz nach einem ver­sucht­en Angriff provozierte Peer Kross unter den Augen der Polizei weit­er­hin Gegendemonstrant*innen (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

Erleb­n­is­fak­tor Demonstration
Bei genauer­er Beobach­tung der Teil­nehmenden fällt auf, dass auch viele junge Leute sich den Aufmärschen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ anschließen. Doch auch alt­bekan­nte Recht­sradikale, wie Mario Schreiber oder Ste­fan Heine, beteili­gen sich an den Protesten. Dies scheint vor allem an den rel­a­tiv regelmäßig stat­tfind­en­den Demon­stra­tio­nen zu liegen. Damit haben Frank­furter Neon­azis nach langer Zeit wieder regelmäßige Events in der Stadt, bei denen sie ihre men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie auf die Straße tra­gen kön­nen. Das dadurch gestärk­te Selb­stver­trauen macht die Neon­azis nicht nur mehr sicht­bar­er im Stadt­bild, son­dern erhöht damit eben­so die Wahrschein­lichkeit ein­er zunehmenden Gewalt­bere­itschaft gegenüber Geflüchteten und poli­tisch Missliebi­gen. Dass dieses Gewalt­poten­zial sich nicht nur virtuell bemerk­bar macht, zeigen die Angriffe auf die geplante Flüchtling­sun­terkun­ft am Karl-Ritter-Platz,11 wie auch der Über­griff auf neun syrische Flüchtlinge im März diesen Jahres12 oder auch drei rechte Über­griffe, welche an einem Woch­enende in der Stadt verübt wur­den. Hier­bei wurde eine Per­son mit Migra­tionsh­in­ter­grund so schw­er ver­let­zt, dass sie notärztlich behan­delt wer­den musste. 13Ebenso zeigte der führende Kopf von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Peer Koss, im Anschluss der Kundge­bung, dass er es mit seinen Dro­hun­gen ernst meint: Auf dem von der Polizei beglei­t­en­den Rück­weg ver­suchte er, Gegendemonstrant*innen anzu­greifen. Auf der Face­book-Seite kündigte er wenig später bere­its den fün­ften Auf­marsch in näher­er Zukun­ft an und set­zte zugle­ich seine Attack­en gegen Antifaschist*innen fort, indem er mit der Veröf­fentlichung von Bildern und Adressen von linken Aktivist*innen drohte.14
Es ist also festzustellen, dass die Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ zu ein­er zunehmenden Bedro­hung für Geflüchtete und deren Unterstützer*innen wird. Dabei wer­den sie in ihrer Rhetorik immer aggres­siv­er. Durch die Unter­stützung von „Der III. Weg“ pro­fes­sion­al­isieren sie ihr Auftreten. Vere­inzelt kommt es im Gegen­zug zur Unter­stützung von anderen als Bürg­er­protesten getarn­ten neon­azis­tis­chen Aufmärschen, hin­ter denen die neon­azis­tis­che Partei steckt. Es ist dabei nicht auszuschließen, dass aus der losen Grup­pierung in naher Zukun­ft ein Stadtver­band des „III. Wegs“ wird. Denn inzwis­chen haben sie in der Stadt ihr Gesicht als Bürg­er­protest kom­plett ver­loren und kön­nen nur noch als beken­nende Neon­azis agieren. Eine der­art eskalierende Sit­u­a­tion, wie zur Zeit im säch­sis­chen Freital,15 scheint in Frank­furt (Oder) derzeit unwahrschein­lich zu sein. Dies ist auch ein Ver­di­enst von Antifaschist*innen, die sich mit ihrem Protest sich den Rassist*innen in den Weg stellen. Doch eben­so müssen die Akteure der Frank­furter Neon­aziszene benan­nt wer­den. Bere­its bei früheren Aktio­nen gelang es durch die Offen­le­gung der recht­en Struk­turen, diese zu schwächen und Polizei und Behör­den zum Han­deln zu zwin­gen. Das führte mitunter zur Auflö­sung von Neonazi-Gruppierungen.16 Dieses Ziel sollte sich auch für „Frankfurt/Oder wehrt sich“ geset­zt werden.
Quellen:
1 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Auseinan­der­set­zun­gen nach ras­sis­tis­ch­er Kundgebung,
https://inforiot.de/frankfurt-oder-auseinandersetzungen-nach-rassisti…, einge­se­hen am
05.08. 2015.
2 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 20.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 20.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
3 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 22.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 23.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
4 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: Auf­s­tand der Ekel­haften, https://inforiot.de/der-aufstand-der-ekelhaften/, einge­se­hen am 05.08.2015.
5 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: „Frank­furt (Oder) wehrt sich“ mit dem „III. Weg“, https://inforiot.de/der-aufstand-der-ekelhaften/, einge­se­hen am 05.08.2015.
6 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: NPD bleibt hin­ter Erwartun­gen zurück, https://recherchegruppe.wordpress.com/2007/10/01/npd-bleibt-hinter-erwartungen-zuruck/, 01.10.2007, einge­se­hen am 05.08.2015.
7 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: NPD Stad­trat wech­selt zum „Drit­ten Weg“ / Neon­azis­tis­che Klein­partei will nach Bran­den­burg expandieren, https://presseservicern.wordpress.com/2015/03/04/bad-belzig-npd-stadtrat-wechselt-zum-dritten-weg-neonazistische-kleinpartei-will-nach-brandenburg-expandieren/, 04.03.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
8 Vgl. tagesschau.de: Ein­schätzung zu “Der III.Weg”. Radikal, gefährlich, geistige Brand­s­tifter, https://www.tagesschau.de/inland/dritter-weg-101.html, 04.08.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
9 Vgl. „Der III. Weg“: Zehn-Punk­te-Pro­gramm, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/63/Zehn_Punkte_Programm.html, einge­se­hen am 05.08.2015.
10 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Proteste gegen Kundge­bungs­tour des III. Weges, https://inforiot.de/zossendamsdorf-proteste-gegen-kundgebungstour-des-iii-weges/, 01.08.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
11 Vgl. Berlin­er Mor­gen­post: Tür an Asyl­be­wer­ber­heim beschädigt, http://www.morgenpost.de/berlin/polizeibericht/article142468137/Tuer-an-Asylbewerberheim-beschaedigt.html, 14.06.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
12 Vgl. Der Tagesspiegel: Neon­azis greifen syrische Flüchtlinge an, http://www.tagesspiegel.de/berlin/attacke-in-frankfurt-oder-neonazis-greifen-syrische-fluechtlinge-an/11546836.html, 24.03.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
13 Vgl. Märkische Oderzeitung: Frem­den­feindliche Über­griffe in Frank­furt, http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1412417, 09.08.2015, einge­se­hen am 09.08.2015
14 Vgl. „Frankfurt/Oder wehrt sich“, Beitrag vom 27.07.2015, https://www.facebook.com/pages/Frankfurtoder-wehrt-sich/693079740809110, einge­se­hen am 27.07.2015. (inzwis­chen gelöscht)
15 Vgl. Zeit online: Ras­sis­mus als Hap­pen­ing, http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015–06/freital-fluechtlingsheim-proteste-stellungskrieg, 25.06.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
16 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe: ANOS am Ende, https://recherchegruppe.wordpress.com/2012/11/05/anos-am-ende/, 05.11.2012, einge­se­hen am 05.08.2015.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Utopia e.V. verurteilt rassistische Vorfälle

Am ver­gan­genen Woch­enende kam es in Frank­furt (Oder) zu drei ras­sis­tisch motivierten Vor­fällen. Am Fre­itag Abend belei­digten zwei Män­ner einen jun­gen Mann und zeigten den Hitler-Gruß. Als dieser sie zur Rede stellte, ver­let­zten sie ihn, sodass er ins Kranken­haus ein­geliefert wer­den musste. Einige Stun­den später attack­ierten drei Män­ner die Gäste eines interkul­turellen Kul­tur­festes auf dem Brück­en­platz, nach­dem sie sie ras­sis­tisch und anti­semi­tisch belei­digt und bedro­ht hat­ten. Am Sam­stag Abend skandierte eine Gruppe junger Men­schen in der Heil­bron­ner Straße “Sieg-Heil”-Rufe.
 
Der Utopia e.V. verurteilt die Vor­fälle aufs Schärf­ste und spricht den Betrof­fe­nen seine Sol­i­dar­ität aus. Wir dür­fen nicht hin­nehmen, dass Men­schen auf­grund ihres Ausse­hens als “anders” und “min­der­w­er­tig” markiert und deswe­gen belei­digt oder ange­grif­f­en wer­den. Eben­so schock­iert es uns, dass Men­schen, die Courage zeigen, ras­sis­tis­ch­er Het­ze wider­sprechen oder sich für Geflüchtete engagieren, Angrif­f­en aus­ge­set­zt sind.
 
Diese Vor­fälle zeigen, dass Men­schen mit ras­sis­tis­chen Ein­stel­lun­gen nicht zögern, diesen ver­bal und in Form von Über­grif­f­en Aus­druck zu ver­lei­hen. In anderen Städten sind ras­sis­tisch motivierte Über­griffe an der Tage­sor­d­nung. Und auch in Frank­furt waren die Ereignisse am Woch­enende nicht die ersten dieser Art: Ende März wurde eine Gruppe syrisch­er Geflüchteter von Neon­azis durch die Stadt ver­fol­gt und schließlich ange­grif­f­en und ver­let­zt, und erst kür­zlich gab es Flaschen­würfe gegen die noch nicht bewohnte Geflüchtete­nun­terkun­ft am Karl-Rit­ter-Platz. Dies sind nur zwei Beispiele — die Chronik ließe sich jedoch fort­führen. Zudem gab es in diesem Jahr in Frank­furt bere­its vier Demon­stra­tio­nen bzw. Kundge­bun­gen der neon­azis­tis­chen Szene, die der Ver­ankerung ras­sis­tis­ch­er Ein­stel­lun­gen im Stadt­bild dienen und ein Kli­ma der Aus­gren­zung erzeu­gen (wollen).
 
Ras­sis­mus erfährt in der Gesellschaft wieder mas­siv­en Auftrieb und Akzep­tanz. Eine het­zerische Stim­mungs­mache auf der Straße und die poli­tisch forcierte Krim­i­nal­isierung von Geflüchteten ver­stärken sich gegen­seit­ig. Dies mün­det sowohl in ras­sis­tisch motivierten Über­grif­f­en als auch in ein­er Geset­zge­bung, die Asyl­suchende sys­tem­a­tisch diskri­m­iniert und vie­len von ihnen die Chance auf ein Leben in Sicher­heit in Deutsch­land verwehrt.
 
Wir war­nen vor ein­er weit­eren Eskala­tion der momen­ta­nen Sit­u­a­tion. Wir rufen zum ver­stärk­ten Engage­ment gegen Ras­sis­mus und für Geflüchtete auf. Ras­sis­mus darf nicht unwider­sprochen bleiben! Er fängt lange vor ras­sis­tisch motivierten Mor­den an; wenn wir men­schen­ver­ach­t­ende Stim­mung nicht als solche iden­ti­fizieren, kann sie sich ent­fal­ten und radikalisieren. Anti­ras­sis­tis­che und interkul­turelle Ini­tia­tiv­en bedür­fen der Unter­stützung; Geflüchtete müssen ver­stärk­te Sol­i­dar­ität erfahren — denn oft sind sie es, die nach der Fluchter­fahrung hier unter Aus­gren­zung, Hass und Angst um ihre kör­per­liche Unversehrtheit lei­den müssen. Eben­so tut der Protest gegen die ras­sis­tis­chen Zustände Not — sei es bei der anste­hen­den anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion am Welt­frieden­stag am 1. Sep­tem­ber oder entschlossen im All­t­ag bei ras­sis­tis­chen Äußerun­gen oder Diskus­sio­nen. Eben­so müssen die Hin­ter­gründe von Flucht und Migra­tion immer wieder beleuchtet wer­den: Die Krisen- und Wirtschaft­spoli­tik des glob­alen Nor­dens verur­sacht zwangsläu­fig Unter­drück­ung, Krieg und Hunger in der Welt.
 
Frank­furt (Oder), den 12.8.2015 Utopia e.V.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Frankfurt (Oder): Neonazis auf Brückenplatz — Polizei kommt nicht

Auf der gestri­gen Ver­anstal­tung “Res Pub­li­ca” auf der “Brück­en­platz” genan­nten Frei­fläche neben der Slu­bicer Straße kam es zu einem sehr unan­genehmen Zwis­chen­fall. Drei Män­ner über­querten den Platz und schlu­gen und trat­en gegen die dort ste­hen­den Lit­fasssäulen. Daraufhin ange­sprochen bedro­ht­en sie uns, ins­beson­dere unsere pol­nis­chen, syrischen und afrikanis­chen Fre­unde, die mit uns auf dem Platz waren. Neben Sätzen, wie ihr “schwulen Mul­ti­kul­ti-Juden” dro­ht­en sie einem syrischen Arzt, ihn zu find­en und ihm dann den Kopf abzuschneiden.
Ich wählte daraufhin die Num­mer “110” und es dauerte 5 Minuten, bis dort jemand den Hör­er abnahm. Als ich zu sprechen begann, schlug mir ein­er der Neon­azis das Handy aus der Hand und der Akku­mu­la­tor fiel her­aus, so dass das Gespräch unter­brochen wurde. Mit einem weit­eren Schlag stieß er mich zu Boden. Auch auf den Anruf eines weit­eren Fre­un­des hin kam keine Polizei.
Glück­licher­weise hat­ten die Anrufe immer­hin erre­icht, dass sich die drei ver­zo­gen, nicht ohne uns und den “Schmarotzern aus dem Süden” noch ein­mal mit dem Tod zu dro­hen und dass “dieser Platz nicht mehr lange stehe”.
Die fehlende Reak­tion der Polizei gibt zu denken. Der “Brück­en­platz” ist ein Ort der Inte­gra­tion und soll es auch bleiben. Das geht aber nur, wenn wir die Polizei auf unser­er Seite wissen!
Michael Kurzwelly, Slub­furt e.V.

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Antifaschismus Flucht & Migration

Friesack: Frierock Calling

Titel
Zu ein­er kleinen Warm Up Par­ty mit interkul­turellen Aus­tausch hat­ten heute die Organisator_innen des alter­na­tiv­en Musik­fes­ti­vals „Frie­rock“ im havel­ländis­chen Frie­sack geladen. Zu dem gemütlichen Beisam­men­sein kamen unge­fähr 150 Men­schen, darunter auch Asyl­suchende und Flüchtlinge aus der Gemein­schaft­sun­terkun­ft im Ort. Gemein­sam wurde Essen zubere­it­et, gegrillt, gelacht und getanzt.
17. Frie­rock Festival
Wer wollte kon­nte sich auch im eigens herg­erichteten „Frie­rock-Kino“ Impres­sio­nen aus den ver­gan­genen Jahren anse­hen. Denn das alter­na­tive Musik­fes­ti­val find­et mit­tler­weile seit 1997 statt. Seit 2014, mit der Ein­rich­tung ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende und Flüchtlinge, hat das Event auch einen inte­gra­tiv­en Charak­ter. Inte­gra­tion soll hier näm­lich nicht nur beab­sichtigt sein, son­dern vor allem auch fröh­lich gelebt wer­den. Auch die Bands spiegeln den inter­na­tionalen Anspruch des Fes­ti­vals wieder. Mit Dis­tem­per aus Moskau ist beispiel­sweise auch eine rus­sis­che Ska-Punk-Band am Start.
Erfol­gre­iche Crowd­found­ing Aktion für israelis­che Band
Mit „The Angel­cry“ ist außer­dem erst­mals eine israelis­che Musik­gruppe auf dem „Frie­rock“ vertreten. Das Beson­dere: die Folk-Band aus Tel Aviv wurde über eine so genan­nte Crowd­found­ing Kam­pagne finanziert. Das heißt, Anreise, Unter­bringung und Gage von „The Angel­cry“ wurde kom­plett durch einzelne Spenden Viel­er finanziert.
Fes­ti­val­be­ginn am Freitag
Das 17. Frie­rock-Fes­ti­val begin­nt am Fre­itag, den 7. August 2015, ab 16.00 Uhr.
Fotos: hier

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Antifaschismus

Zossen/Damsdorf: Proteste gegen Kundgebungstour des III. Weges

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Sowohl in Zossen (Land­kreis Tel­tow-Fläming), als auch in Kloster Lehnin Ort­steil Dams­dorf (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) haben dutzende Men­schen heute gegen Kundge­bun­gen der neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei „Der dritte Weg“ protestiert. Die Neon­azis hat­ten die Orte offen­bar absichtlich aus­gewählt, da dort größere Flüchtling­sun­terkün­fte entste­hen sollen. Bei so genan­nten „Ein­wohn­erver­samm­lun­gen“ war es sowohl in Zossen, als auch in Dams­dorf zu Unmuts­bekun­dun­gen von „besorgten“ Bürger_innen bezüglich der Unter­bringung von Asyl­suchen­den gekom­men. Ander­er­seits gibt es in bei­den Orten aber auch aktive zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tiv­en, die um eine Willkom­men­skul­tur bemüht sind und sich, wie im Fall der heuti­gen Proteste gegen den „drit­ten Weg“, eben­falls gegen neon­azis­tis­che und ras­sis­tis­che Ten­den­zen in der Gesellschaft engagieren.
Zossen zeigte Gesicht
Der Auf­takt zur Kundge­bungs­tour des „drit­ten Weges“ fand in der ehe­ma­li­gen Kreis­stadt Zossen statt. Dort hat­ten sich ab 10.00 Uhr unge­fähr 50 Neon­azis unter dem Mot­to „Aus­län­der­stopp – für Zukun­ft deutsch­er Fam­i­lien“ auf dem Mark­t­platz ver­sam­melt. Die Teilnehmer_innen dieser Ver­anstal­tung waren dazu aus dem gesamten Land Bran­den­burg, u.a. aus Pots­dam, Frank­furt (Oder), Pots­dam-Mit­tel­mark, Havel­land, Ober­hav­el, Barn­im, Märkisch-Oder­land und Oder Spree, sowie aus Sach­sen und Bay­ern angereist. Auch einige Funk­tionäre und Sympathisant_innen der NPD, der „Europäis­chen Aktion“ und der RECHT­En sowie ein bekan­nter Holo­caustleugn­er waren darunter. Haup­tak­teur war ein­mal mehr Maik Eminger vom „drit­ten Weg“, der auch eine Rede hielt. Weit­ere Rede­beiträge kamen von Manuela Kokott (NPD), Björn Brusak (Europäis­che Aktion) sowie Manuel Schmidt und Karl Heinz Statzberg­er (bei­de vom „drit­ten Weg“). Let­zt genan­nter, ein verurteil­ter Naziter­ror­ist aus München, rief u.a. in sein­er Rede dazu auf „jede Stadt und jedes Dorf zu Fre­ital“ zu machen. In Fre­ital (Sach­sen) kommt es seit Wochen immer wieder zu aus­län­der­feindlichen Auss­chre­itun­gen durch Neon­azis und Rassist_innen.
Daran hat­te ein Großteil von Zossens Bürger_innen aber offen­sichtlich kein Inter­esse. Zu ein­er Protestver­samm­lung gegen die Neon­azikundge­bung kamen jeden­falls unge­fähr 200 Men­schen. Zu dieser Ver­anstal­tung, die ab 9.30 Uhr angemeldet war, hat­te u.a. die Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Gesicht“ aufgerufen. Sol­i­darisch mit ihr zeigten sich aber auch Parteiver­bände der LINKEn und der SPD. Gemein­sam wurde, u.a. durch Buh-Rufe, Pfiffe und Kirchen­geläut, der­art laut­stark protestiert, dass die Beiträge der Neonaziredner_innen kaum noch zu hören waren.
Größere Zwis­chen­fälle wur­den nicht bekan­nt. Lediglich der Bad Belziger Neon­azi Pas­cal S., der bei vor­ange­gan­genen Ver­anstal­tun­gen öfters für den „drit­ten Weg“ sprach, viel an diesem Tag ein­mal mehr aus der Rolle. Vor Beginn der Neon­azikundge­bung soll er an der Bahn­hal­testelle Zossen Gegendemonstrant_innen ange­gan­gen sein. Daraufhin sei die Polizei eingeschrit­ten. Eine Anzeige soll erstellt wor­den sein. Außer­dem soll S. sich später in die Gegen­demon­stra­tion geschlichen haben und Teilnehmer_innen dieser Ver­samm­lung abfo­tografiert haben. Er wurde aber offen­bar erkan­nt, musste seine Per­son­alien abgeben und erhielt einen Platzver­weis für alle Ver­anstal­tun­gen, sowohl in Zossen als auch später in Damsdorf.
Fort­set­zung in Damsdorf
Gegen 13.30 Uhr set­zte sich die Kundge­bungs­tour des „drit­ten Weges“ im Kloster Lehnin­er Ort­steil Dams­dorf fort. Dort hat­ten sich die Neon­azis vor ein­er Kindertagesstätte ver­sam­melt. Im Kern han­delte es sich um diesel­ben Versammlungsteilnehmer_innen, wie in Zossen. Lediglich einige Einzelper­so­n­en aus dem Havel­land, Ober­hav­el, Barn­im und Märkisch-Oder­land fehlten, dafür stieß jedoch noch eine Gruppe Neon­azis aus Bran­den­burg an der Hav­el dazu. Ins­ge­samt waren 40 Neon­azis aufmarschiert.
Anson­sten war der Ablauf ähn­lich dem in Zossen. Als Red­ner trat­en neben Schmidt, Eminger, Kokott und Brusak zusät­zlich noch Matthias Fis­ch­er und Tony Gentsch vom „drit­ten Weg“ sowie der Fotograf dieser Partei auf.
Zu Protesten hat­te kurzfristig u.a. die Ini­tia­tive „Willkom­men in Dams­dorf“ aufgerufen. Sie wurde unter­stützt von ein­er zivilge­sellschaftlichen Ini­tia­tive aus Werder (Hav­el) und Antifas aus Bad Belzig. An dieser Gegen­ver­anstal­tung nah­men unge­fähr 30 Men­schen teil. Den­noch übertönte dieser recht über­schaubare Protest, durch die mit­ge­führten Mega­fone, die Rede­beiträge der Neonazis.
Neon­azis buhlten um die Gun­st der „besorgten“ Bürger_innen
Hin­ter­grund der neon­azis­tis­chen Aktio­nen sind u.a. die Pla­nun­gen des Lan­des im Zossen­er Ort­steil Wüns­dorf, neben Eisen­hüt­ten­stadt, eine zweite Erstauf­nahmestelle für Asyl­suchende einzuricht­en. Daraufhin kam es bei ein­er Einwohner_versammlung zu Unmuts­bekun­dun­gen durch „besorgte“ Bürger_innen und eine Ini­tia­tive „Wüns­dorf wehrt sich“ organ­isierte sich. Im Mai 2015 wurde sog­ar ein Bran­dan­schlag auf die geplante Ein­rich­tung verübt.
In Dams­dorf plante der Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark eine Gemein­schaft­sun­terkun­ft für 600 Asyl­suchende in ein­er ehe­ma­li­gen Bun­deswehrkaserne. Auch hier gab es bei der Einwohner_innenversammlungen Unmuts­bekun­dun­gen aufge­brachter und „besorgter“ Bürger_innen. Zu dem zeigten der „dritte Weg“ und andere neon­azis­tis­che Akteure bei der Ver­anstal­tung Präsenz.
Heute hinge­gen blieb der „dritte Weg“ sowohl in Zossen, als auch in Dams­dorf jedoch weit­ge­hend unter sich.
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Antifaschismus

Rassisten sind in Zossen unerwünscht

Am 1.8.2015 wollen Nazis vom soge­nan­nten „III. Weg“ in Zossen eine Kundge­bung abhal­ten. Mit ihrem Aufruf „Aus­län­der­stopp!“ soll gegen Flüchtlinge gehet­zt und Ras­sis­mus ver­bre­it­et werden.
Daher wollen wir gemein­sam an diesem Tag ein deut­lich­es Zeichen set­zen, dass wir uns der human­is­tis­chen Verpflich­tung, den Men­schen zu helfen, die vor Krieg und Gewalt fliehen, stellen wollen. Auf dem Mark­t­platz soll daher an diesem Tag eine friedliche Aktion gegen die Nazikundge­bung stat­tfind­en! Zudem wollen wir keine Ras­sis­ten in unser­er Stadt! Wir wollen auch keine Nazi­aufmärsche mehr in unser­er Stadt.

Tre­ff­punkt: 1.8.2015 um 9.30 Uhr Kirch­platz Zossen

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Antifaschismus

Frankfurt (Oder): Auseinandersetzungen nach rassistischer Kundgebung

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Nach ein­er Kundge­bung von unge­fähr 80 Neon­azis und Rassist_innen ist es am gestri­gen Nach­mit­tag zu Auseinan­der­set­zun­gen kom­men. In der Straße “Halbe Stadt” hat­ten abreisende Kundgebungsteilnehmer_innen Gegendemonstrant_innen ange­grif­f­en. Die Polizei tren­nte bei­de Lager und nahm u.a. Kundge­bung­sor­gan­isator Peer K. kurzzeit­ig in Gewahrsam. Später wurde auch ein Gegen­demon­strant festgenommen.
Ins­ge­samt hat­ten unge­fähr 200 Men­schen gegen die ras­sis­tis­che Kundge­bung protestiert.
Kein Ort für Nazis
Zu Protesten aufgerufen hat­te u.a. das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“. Es mobil­isierte vor allem zur zen­tralen Gegenkundge­bung am Platz der Repub­lik. Dort hat­ten sich ab 11.00 Uhr unge­fähr 200 Men­schen ver­sam­melt. In einem Rede­beitrag bekräftigte u.a. Frank­furts Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Wilke, dass er für eine offene und sol­i­darische Stadt ste­he. Offen für die kul­turelle Vielfalt, wie sie beispiel­sweise die Europau­ni­ver­sität repräsen­tiert oder in Chan­cen, welche die Gren­znähe bietet, und sol­i­darisch in der Auf­nahme von Men­schen aus „schwieri­gen“ Regio­nen der Erde. Die Kundge­bung der Rassist_innen und Neon­azis repräsen­tiere hinge­gen nicht die Mei­n­ung der Mehrheit der Einwohner_innen der Stadt, so Wilke weiter.
Gegen 12.00 Uhr zogen die Teilnehmer_innen der Gegenkundge­bung dann zu ein­er weit­eren Protestver­anstal­tung in der Nähe der ras­sis­tisch motivierten Ver­samm­lung um. Dort wurde u.a. auch auf der Straße protestiert, möglicher­weise um den Neon­azis und Rassist_innen später einen spon­ta­nen Marsch durch die Stadt zu ver­wehren. Bei dem Straßen­protest kam es zu einzel­nen Reibereien mit der Polizei. Die wollte um jeden Preis einen Ret­tungsweg durch die Ver­samm­lung hin­durch frei­hal­ten und zudem den Straßen­bah­n­verkehr ermöglichen, obwohl Polizeifahrzeuge zeitweise sel­ber die Schienen block­ierten. Im Großen und Ganzen blieb die Lage hier aber entspannt.
Zu wesentlichen Span­nun­gen kam es erst nach der Beendi­gung der Rassist_innenkundgebung. Als die Teilnehmer_innen dieser Ver­anstal­tung über die Straße „Halbe Stadt“ zum Bahn­hof geleit­et wer­den soll­ten, hat­ten sich einige Gegendemonstrant_innen an einzel­nen Punk­ten des Weges postiert und dann in unmit­tel­bar­er Hör- und Sichtweite gegen die abreisenden Neon­azis und Rassist_innen protestiert. Daraufhin soll es zu Angrif­f­en der ehe­ma­li­gen Versammlungsteilnehmer_innen der ras­sis­tisch motivierten Kundge­bung gekom­men sein. Die Polizei schritt ein und nahm dann u.a. den Organ­isator der Anti-Asyl-Proteste, Peer K., kurzzeit­ig in Gewahrsam.
Der Zwis­chen­fall heizte die Lage dann zusät­zlich an. Die Gegendemonstrant_innen ver­sucht­en nun auch an anderen Punk­ten in der Stadt auf die Abzugsroute der Neon­azis und Rassist_innen zu gelan­gen. Die Polizei schien mit der Sit­u­a­tion jedoch über­fordert und ver­suchte nun deut­lich aggres­siv­er die Gegen­proteste zu zer­streuen. Einzel­nen Per­so­n­en sollen dabei zu Boden gestoßen wor­den sein, in der Heil­bron­ner Straße wurde ein Gegen­demon­strant in Gewahrsam genommen.
Den­noch gab sich das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ zufrieden mit den Protesten. „Der heu­tige Tag ermu­tigt uns, in Zukun­ft wei­ter ent­schlos­sen und soli­da­risch gegen ras­sis­ti­sche Het­ze und für eine anti­ras­sis­ti­sche Kul­tur ein­zu­ste­hen, 365 Tage im Jahr“, so Janek Lessau, Sprech­er des Bündnisses.
Viert­er Rassist_innenaufmarsch im Jahr 2015
Das kün­ftig auch weit­ere Aufmärsche fol­gen scheint indes abse­hbar. Die seit Feb­ru­ar 2014 als „bürg­er­lich­er Protest“ ver­anstal­teten Ver­samm­lun­gen bieten ein gewiss­es Rekru­tierungspo­ten­tial für das neon­azis­tis­che Milieu. Ins­beson­dere die Neon­azi­partei „der dritte Weg“ scheint hier­bei emsig bestrebt zu sein neue Mit­glieder anzuwer­ben. Momen­tan unter­hält die Organ­i­sa­tion im Land Bran­den­burg nur in Pots­dam-Mit­tel­mark einen eige­nen Stützpunkt. Ein weit­er­er kön­nte dur­chaus auch im Raum Frank­furt (Oder) geplant sein. Zumin­d­est trat­en neben drei bekan­nten Parteim­it­gliedern aus Bad Belzig, Müh­len­fließ und Werder (Hav­el), auch gestern Neon­azis aus der Oder­stadt in Kluft des „drit­ten Weges“ auf.
Weit­er­hin zeigte auch die Jugen­dor­gan­i­sa­tion der NPD, die „Jun­gen Nation­aldemokrat­en“, auf der Ver­anstal­tung Präsenz.
Ins­ge­samt nah­men unge­fähr 80 Neon­azis und Rassist_innen aus Frank­furt (Oder) sowie den Land­kreisen Oder-Spree, Märkisch-Oder­land, Spree-Neiße, Pots­dam-Mit­tel­mark, Havel­land und Ober­hav­el teil.
Als Red­ner fungierten Maik Eminger und Pas­cal Stolle vom „drit­ten Weg“ sowie der Frank­furter „Lie­der­ma­ch­er“ Björn Brusak.
Viel Neues hat­ten sie allerd­ings nicht zu erzählen. Ins­beson­dere Eminger und Stolle spul­ten immer wieder diesel­ben ras­sis­tis­chen Phrasen ab.
Anlass der Ver­anstal­tung war ein­mal mehr der geplante Umbau eines leer­ste­hen­den Büro­ge­bäudes zu ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asylsuchende.
weit­ere Fotos: hier

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