Die möglichst beste Bildung und Versorgung von Kindern liegt uns allen am Herzen und ist für eine gerechte Gesellschaft eines ihrer erstrebenswertesten Ziele. Es gibt kaum ein anderes Thema, dass so emotional besetzt ist und sich daher so gut zum Stimmenfang eignet. Nur wie sollte dies umgesetzt werden bzw. wie wird dies in unserer gewinnorientierten Gesellschaft bisher umgesetzt?
Das Problem ist die Privatisierung von (frühkindlicher) Bildung und Betreuung von Menschen im Allgemeinen. Die öffentliche Hand gibt in Potsdam ihre Verantwortung in die Hände von privaten Trägern. Diese nennen sich dann z.B. AWO (Arbeiter Wohlfahrt), EJF (evangelisches Jugend- und Fürsorgewerk), Fröbel und Oberlinhaus. Diese Träger führen zwar häufig das kleine g (für gemeinnützig) in ihrem Namen doch bleibt die Frage: in welchem Umfeld agieren sie? Dadurch, dass die Stadt Potsdam ihre öffentlichen Kindergärten dicht machte, wurde ein Markt geschaffen, auf dem es, wie auf jedem anderen Markt, nur um Angebot, Nachfrage und Vormachtstellung geht. Um als einzelner Träger auf diesem Markt aus miteinander konkurrierenden Trägern bestehen zu können, muss dieser mit den gleichen harten Bandagen kämpfen wie jedes andere Unternehmen auch. Und so wie diesen Unternehmen geht es den Trägern der Kitas letztendlich nur um den Gewinn, der am Ende eines Monats übrig bleibt. Denn dieser Gewinn ist die entscheidende Komponente von der abhängt, ob das Unternehmen, egal ob mit oder ohne Gemeinnützigkeit, auf dem Markt erfolgreich handelt und somit in nächster Zukunft weiter handlungsfähig ist. Geld muss also in Marketing, Werbung, Expansion, Verdrängung und so weiter und so fort gesteckt werden. Viel Geld. Aber von wo kommt das Geld? Und viel spannender, wo sollte es eigentlich landen? Ganz klar – beim Kind! Doch um ganz vorne mit zu mischen, brauchen die Träger eine Parallelstruktur um auf diesem Markt zu überleben. Diese Parallelstruktur frisst weit mehr Geld als die paar jämmerlichen Euro, die dafür im offiziellen Etat vorgesehen sind.
Und so werden Posten geschaffen und finanziert, die nichts mit frühkindlicher Bildung zu tun haben und dieser auch nicht nutzen. Sie nutzen ausschließlich dem Unternehmen und dessen Bestrebungen, sich auf dem Markt eine Vorrangstellung zu sichern. Der Stadt Potsdam ist dies durchaus bewusst. Doch auch sie verfolgt Interessen, die am Menschen vorbeigehen. Möglichst geringe Kosten für möglichst wenig Aufwand. Solange sich niemand beschwert und aufmuckt oder das ganze System ins Stocken gerät. Dauerhafte Unterfinanzierung kann nun einmal keine hervorragende Dienstleistung hervorbringen. So wird auch gern mal ein Auge zugedrückt, wenn die eigenen Vorschriften nicht umgesetzt werden. Das Problem ist uns allen aus unseren eigenen Erfahrungen oder aus Erzählungen bekannt. Sei es vom Nachbarn, der als Pfleger im Krankenhaus alleine auf zwei Stationen arbeitet, die Lebensgefährtin, die in der Kita zehn Krippenkinder allein betreut, oder die Freundin, die für acht schwerst traumatisierte junge Menschen gleichzeitig da sein muss. Egal ob in der Kita, im Krankenhaus oder im Betreuten Wohnen, das grundlegende System ist überall identisch und nennt sich: Kapitalismus.
Es ist ein guter, richtiger und wichtiger Schritt, einen besseren Betreuungsschlüssel für das eigene Kind zu fordern. Bei dieser Forderung sollte der Protest allerdings nicht aufhören:
Lasst uns gemeinsam für ein solidarisches und gerechtes Bildungs- und Betreuungssystem kämpfen!?
Für das gute Leben für ALLE!
Kategorie: Arbeit & Soziales
Emil Wendland

Emil Wendland wurde am 11.02.1942 in Gastau geboren und am 1. Juli 1992 von seinen Tätern im Schlaf völlig wehrlos überrascht und getötet. Sein erster Beruf war Lehrer, später arbeitete er als Verkaufsstellenleiter in der Molkerei-Verkaufsstelle. Emil Wendland wurde alkoholkrank. Mitte der 1980er Jahre besiegte er die Krankheit – leider nur für kurze Zeit. Als Nachbarn ihn am 9. November 1990 auf ein Glas Sekt einluden, um die neu gewonnene Freiheit zu feiern, wurde er rückfällig und schaffte es nicht mehr, abstinent zu werden. Nach der „Wende“ übernachtete er immer öfter auf Bänken im Freien, da er nicht mehr in der Lage war, nach Hause zu kommen.1
Der Ort
Neuruppin war in den 1990er Jahren ein Zentrum des militanten Neonazismus in Brandenburg. Oft kam es zu Gewaltausbrüchen. Bereits im Sommer 1990 schlugen die Rechten los: 15 Neonazi-Skinheads überfielen mit Baseballschlägern und dem Ruf „Rechtsradikale werden siegen“ ein Zeltdorf, auf dem gegen den sowjetischen Militärflugplatz am Stadtrand protestiert wurde. Am Folgetag greifen die Rechten erneut an. Ein weiteres Beispiel: Wenige Monate nach dem Mord an Emil Wendland ziehen im November 1992 acht Rechte zu einem Wohnheim für Wolgadeutsche im Ortsteil Gildenhall und werfen insgesamt zwölf Molotow-Cocktails auf das Gebäude. Den Bewohner_innen gelingt es nur knapp, das Feuer zu löschen. Neben Migrant_innen und sozial Randständigen ist vor allem die alternative Jugendszene Angriffsziel der Rechten. Das linksorientierte Jugendzentrum „Mittendrin“ wird mehrmals überfallen. Für überregionale Aufmerksamkeit sorgt das Treiben des aus Westdeutschland zugezogenen Alt-Nazis Wilhelm Lange, der jahrelang privat „Jugendarbeit“ mit jungen Rechten betreibt. Die Stadt reagiert auf die rechte Szene mit „akzeptierender Jugendarbeit“ im Jugendzentrum „Bunker“. Ab 1998 fungiert der Klub als Neonazitreffpunkt in Selbstverwaltung – erst im Jahr 2000 wird der „Bunker“ geschlossen.2
Die Tat
Nach einem Saufgelage mit rechter Musik fassen in der Nacht zum 1. Juli 1992 drei Neonaziskinheads aus der örtlichen rechten Szene den Entschluss, „Assis aufzuklatschen“ (laut Gericht waren es drei, nach Angaben von damals aktiven Antifas aber mindestens fünf).3 Sie waren der Auffassung „die Obdachlosen verunstalten das Stadtbild und seien in Neuruppin unerwünscht“4. Weil sie wissen, dass im Neuruppiner Rosengarten öfter obdachlose Menschen übernachten, gehen sie gegen 1.00 Uhr gezielt zur kleinen Parkanlage in Zentrum der Fontanestadt. Dort finden sie den auf einer Parkbank schlafenden, volltrunkenen Emil Wendland. Die Gruppe baut sich vor dem Mann auf; Mathias Pl. sichert anfänglich das Gelände ab. Remo B. schreit den schafenden Mann an „Wach auf!“ und tritt ihm mit seinen Stahlkappenschuhen in den Bauch und anschließend mit voller Wucht immer wieder gegen den Kopf. Mirko H. zerschlägt seine mitgebrachte Bierflasche auf dem Kopf des Mannes. Nach den brutalen Misshandlungen lassen sie den bewusstlosen Emil Wendland mit lebensgefährlichen Verletzungen liegen und gehen weg. An der an dem Platz angrenzenden Friedensschule sagt Mirko H. zu seinen beiden Kumpels: „Ich geh noch einmal zurück, den bring ich um“.5 Er dreht um, rennt zu dem vermutlich bewusstlosen Wendland zurück und sticht immer wieder mit einem 18cm langen Jagdmesser auf den Oberkörper seines Opfers ein. Ein Stich durchtrennt die Herzschlagader, sodass Wendland innerlich verblutet. Kurze Zeit später kommen die drei gemeinsam zum Tatort zurück und sammeln die Scherben der Bierflasche ein, auf der ihre Fingerabdrücke sein könnten. Anschließend gehen sie nach Hause. Zwei Tage später werden die Täter festgenommen.
Das Verfahren
Das Landgericht Potsdam verurteilt im Oktober 1993 den 20-jährigen Haupttäter Mirko H. wegen Totschlags zu sieben Jahren Jugendstrafe. Obwohl das Gericht feststellt, dass die Täter ihr Opfer für „einen Menschen zweiter Klasse gehalten“ hatten und die Gruppe sich zum „Penner klatschen“ verabredet hatte, wird das sozialdarwinistische Motiv in der Urteilsbegründung nicht gewürdigt. Remo B., der ‘Penner’ „so eklig findet wie Ausländer“6. wird im Februar 1994 im Berufungsverfahren vor dem Landgericht Potsdam wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Unter Einbeziehung weiterer Straftaten erhält er eine Jugendstrafe von zwei Jahren und acht Monaten. Auch in diesem Verfahren wird der sozialdarwinistische Hintergrund der Tat vom Gericht erkannt. In der Urteilsbegründung heißt es: „… faßte man spätestens zu diesem Zeitpunkt den Entschluß, in der Nacht ‚Assis aufzuklatschen’; gemeint war damit das Zusammenschlagen von Obdachlosen oder anderen Personen, die man als mißliebig verachtenswert ansah.“7 Über die Gerichtsverfahren gegen Matthias Pl., der in seiner polizeilichen Vernehmung u.a. sagte: „Ich finde es richtig, Assis einen Denkzettel zu verpassen. Die leben nur von unseren Steuergeldern, außerdem verschandeln sie das Stadtbild. […] Wenn wir rechts orientierten uns nicht um so was kümmern, tut es keiner.“8, ist nichts bekannt.
Das Gedenken
Anlässlich des 20. Todestag fand erstmals ein öffentliches Gedenken für Emil Wendland statt. Am Tatort, dem Neuruppiner Rosengarten, wurde eine Gedenktafel für den Getöteten enthüllt.
Zur Gedenkseite
Die Quellen
1 JWP-MittenDrin: Emil “Bruno” Wendland ging den Weg des Todes – Ein MAZ-Leserbrief vom 24.07.1992, auf: jwp-mittendrin.de 14.03.2002, zuletzt abgerufen: 13.01.2016
2 Opferperspektive: „Nationale Jugendarbeit“: das Beispiel Neuruppin, auf Opferperspektive.de 13.10.2006 sowie: Artikel Neuruppin, in: Antifaschistisches AutorInnenkollektiv (Hg.) Hinter den Kulissen … Faschistische Aktivitäten in Brandenburg – Update 1999, Berlin 1994, S. 56–63
3 JWP-Mittendrin. Infoseite zur Emil Wendland-Kampagne, jwp-mittendrin.de, zuletzt abgerufen: 13.01.2016
4 Moses Mendelssohn Zentrum, Abschlussbericht des Forschungsprojektes „Überprüfung umstrittener Altfälle Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt im Land Brandenburg seit 1990“, 2015, S. 58
5 Gerichtsurteil, Amtsgericht Neuruppin
6 Moses Mendelssohn Zentrum, Abschlussbericht des Forschungsprojektes „Überprüfung umstrittener Altfälle Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt im Land Brandenburg seit 1990“, 2015, S. 62
7 Gerichtsurteil, Amtsgericht Neuruppin
8 Moses Mendelssohn Zentrum, Abschlussbericht des Forschungsprojektes „Überprüfung umstrittener Altfälle Todesopfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt im Land Brandenburg seit 1990“, 2015, S. 62
Die Strategie der meisten Antifaschist_Innen im Umgang mit Rassismus war in der Vergangenheit vor allem die Skandalisierung. Wir haben versucht zu zeigen, dass Rassismus eine Ideologie ist, die nur Hass gegen Menschen erzeugt und daher abzulehnen ist. Das ist grundsätzlich richtig, aber aktuell scheint diese Strategie an ihre Grenzen gekommen zu sein. Wir plädieren daher für einen anderen Umgang mit der gesamten Problematik!
Die Wahlerfolge der AfD in den letzten Wochen haben erneut bewiesen, dass es ein enormes rechtes Potenzial in der Bundesrepublik gibt. Über 24% in Sachsen-Anhalt sind ein mehr als bedrohliches Zeichen. Menschen die AfD wählen betonen oft, dass sie eine grundsätzliche Änderung ihrer Lebensumstände verlangen. Es herrschen massive soziale Abstiegsängste. Diese Ängste sind berechtigt und es stimmt leider, dass sich kein Schwein für diese Ängste interessiert. Die AfD ist in der Lage diese Ängste zu bedienen und rassistisch aufzuladen. Es sind angeblich die Fremden, die auch noch das letzte Hemd von denen fordern, die so schon viel zu wenig zum Leben haben. Sachliche Argumente gegen solche Behauptungen greifen meist ins Leere. Diese Menschen haben sich eine eigene Parallelwelt geschaffen, in der sie sich in alte Zeiten zurück träumen, in denen noch alles ordentlich deutsch war, in der sie sich gegenseitig in ihrer Identität bestätigen können (denn die eigene Abwertung ist nur durch die der Anderen zu ertragen) und die sich effektiv gegen Kritik abschotten kann. Belege für diese Abwehr von Kritik sind beispielsweise Wörter wie “Gutmensch” und “Lügenpresse”. Alles was dem eigenen Weltbild im Wege steht kann so ganz einfach weggewischt werden.
Diese Menschen glauben tatsächlich, dass sie nicht rassistisch sind. Rassist_Innen sind für sie vielleicht noch Anhänger von Blut&Boden-Ideologien, tätowierte Hakenkreuz auf der Stirn oder ähnliches. Sie selbst sehen ihren Rassismus als “Kritik” an vermeintlich fremden Kulturen und deren Lebensweisen. Sie sind ja keine Nazis, aber… Und überhaupt: Das wird man ja wohl noch mal sagen dürfen. #Meinungsfreiheit
Diese Menschen sind nicht mehr durch Argumente zu erreichen. Sie wollen sich nicht in die Lage der Geflüchteten hinein versetzen. Es ist ihnen schlicht egal was für furchtbare Ereignisse gerade tausende Menschen durchleben müssen, die in Lagern hausen müssen, die Bombeneinschläge erlebt haben und die ihre Angehörigen und ihren Besitz verloren haben oder zurücklassen mussten. Die einzige Partei die wahrnehmbar vorgibt die Interessen dieser Menschen zu vertreten ist die AfD. Und genau an diesem Punkt müssen wir ansetzen:
Parteien, die noch einen Restanspruch an “sozialer Verantwortung” an sich selbst haben wie “DIE LINKE”, die Grünen oder die SPD müssen wieder konsequent linke, dass heisst soziale Politik machen! Und das wiederrum kann nur heissen: radikale Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums! Reiche müssen massiv besteuert werden. Die Vermögensverteilung in diesem Land ist grotesk. Ein paar Dutzend Superreiche besitzen mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Es muss wieder ein Sozialstaat aufgebaut werden, der in der Lage ist allen Menschen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Es ist genug Geld da, welches die Gesellschaft erarbeitet hat. Die Gesellschaft hat das getan und nicht etwa die Superreichen, die aber über den geschaffenen Reichtum verfügen können.
Mit diesem Schritt ist es möglich Allen in diesem Land wieder ein gutes Leben zu ermöglichen. Dann ist es nicht mehr notwendig zu betonen, dass man Deutscher ist und daher ein “genetisch-bedingtes Recht” auf Hartz IV hat und der syrische Kriegsflüchtling – mangels der “richtigen Gene” – eben nicht.
Wir müssen den Menschen, die Illusion nehmen, dass die AfD eine Partei ist, die sich für die Belange der Bevölkerung oder umgangssprachlich des “kleinen Mannes” einsetzt. Und am Besten nimmt sich die AfD diesen Schein selbst: mit dem Entwurf ihres eigenen Wahlprogrammes. Das kann nämlich nicht anders bezeichnet werden als ein Sahnebonbon für die bereits Wohlhabenden. Die AfD will beispielsweise die Erbschaftssteuer abschaffen (hey!) und den Spitzensteuersatz um 20% senken (wuhu!) oder ein einheitlichen Einkommenssteuersatz von 25% (oh yeah!). Für mindestens 95% der Menschen in diesem Land würde das eine deutliche Verschlechterung bringen – und die ohnehin schon Reichen würden noch reicher. Außerdem will die AfD, dass Kommunen insolvenzfähig werden sollen. Gleichzeitig soll dann aber auch noch die Gewerbesteuer abgeschafft werden – unter uns: das ist die Haupteinnahmequelle der meisten Städte. Genialer Vorschlag um in kürzester Zeit soziale Katastrophen in verschuldeten Städten zu erzeugen. Und das geht ja noch so weiter! Das ist nicht alles von dem Unfug, den die AfD umsetzen will! Aber ich will euch den Rest dann doch ersparen… Ihr könnt ja selbst recherchieren!
Fakt ist: Gegen die AfD hilft nur Aufklärung und soziale Alternativen. Die etablierten Parteien sollten sich darauf besinnen und zu einem eigenen Umdenken kommen!
Viele von uns haben aber auch gar nichts mit Parteien am Hut, beziehungsweise geht unsere Vorstellung von Demokratie darüber hinaus, dass man nur alle paar Jahre irgendwo ein Kreuz macht und gut ist. Wir müssen gemeinsam auf die Straße und für ein besseres Leben kämpfen. Wir müssen zusammen mit den Gewerkschaften für einen gerechten und gleichen Lohn und bessere Arbeitsplätze kämpfen. Wir müssen wieder aufstehen gegen Kriege, deutsche Waffenexporte, Zeitarbeit und die Situation auf dem Wohnungsmarkt. Wir müssen unsere Nachbar_Innen unterstützen, wenn eine Zwangsräumung droht und die Schüler_Innen ermutigen für ihre Rechte zu streiten.
Denn die meisten Probleme in diesem Land sind hausgemacht oder zwangsläufige Erscheinungen einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung und es bedarf schon einer gewissen “naiven Dümmlichkeit” um dafür Geflüchtete verantwortlich machen zu wollen. Oder so zu tun, als wären beispielsweise sexualisierte Übergriffe und Gewalt vor den Ereignissen in Köln an Silvester letzten Jahres kein Thema gewesen. Die vielen Frauenhäuser in diesem Land sprechen eine ganz andere Sprache…
Weltweit befinden sich faschistische Bewegungen wieder im Aufwind. Wir müssen diese Entwicklung stoppen! Und an dieser Stelle sei Ross und Reiter klar benannt: Die AfD ist eine faschistische Partei in der Aufbauphase, die mit Hass, Angst und Vorurteilen auf Stimmenfang geht und denen ein antisozialer und autoritärer, völkischer Staat vorschwebt. In anderen Staaten Europas sieht es nicht viel besser aus. Die Zukunft scheint finster, aber noch ist nichts verloren. Und auch wenn es für einige hier pathetisch klingen mag: Wir halten es mit Rosa Luxemburg, die sagte dass uns das Leben im Kapitalismus nur die Wahl lässt zwischen “Sozialismus oder Barbarei”. Wir werden weiter dafür kämpfen, dass das gute Leben für alle möglich wird. Wir werden uns unsere Menschlichkeit bewahren und den Menschenfeinden entgegenrufen: Ihr bekommt keine weitere Chance auf anderen Menschen herumzutrampeln. Gegen eure Ausgrenzung stellen wir unsere Solidarität.
Nationalismus ist keine Alternative und Rassismus keine Meinung!
Das schöne Leben wird nicht erbettelt, sondern erkämpft! Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass es wahr wird!
Der Verein Opferperspektive e.V. zählt für das Jahr 2015 in Brandenburg 203 rechte Angriffe und muss damit das höchste Angriffsniveau seit 15 Jahren vermelden. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die rechten Gewalttaten damit um 120 % an.
Vor allem rassistisch motivierte Angriffe – insbesondere gegen Geflüchtete –nahmen weiter besorgniserregend zu und machten 67 % aller Taten aus. Vor diesem Hintergrund fordert die Opferperspektive klare Positionen gegen Rassismus und wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz von Geflüchteten.
„Die Anzahl und Intensität rechter und rassistischer Taten haben ein Ausmaß angenommen, das uns an die 1990er erinnert. Die Situation für Geflüchtete und Migrant_innen muss in Brandenburg als gefährlich bezeichnet werden. Für viele ist es Alltag, bedroht, beleidigt und angegriffen zu werden. Wir befürchten im Angesicht der sich weiterhin verschärfenden rassistischen Hetze, dass diese bedrohliche Welle rechter Gewalt auch in absehbarer Zeit nicht abebben wird“, fasst Ingmar Pech von der Gewaltopferberatung die Brisanz der Lage zusammen.
Nach Kenntnis der Beratungsstelle richtete sich die rechte Gewalt gegen mindestens 706 Personen (415 direkt und 291 indirekt Betroffene). 138 Gewalttaten waren rassistisch motiviert, 36 Taten wurden aus Hass gegen politische Gegner_innen verübt, 9 richteten sich gegen nicht-rechte Personen, je 4 waren sozialdarwinistisch bzw. antisemitisch motiviert. Zwei Mal wurden Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung angriffen und einmal ein Menschen mit Behinderung. Körperverletzungen machten zwei Drittel aller Taten aus, davon 61 einfache und 76 gefährliche, und es wurden 30 Bedrohungen, 19 Sachbeschädigungen und 10 Brandstiftungen verübt. Weiterhin geht die Opferperspektive von einem hohen Dunkelfeld aus, vor allem bei Angriffen gegen Geflüchtete.
Die meisten rechten Angriffe fanden in Cottbus (28) und im Landkreis Spree-Neiße (29) statt, gefolgt von den Landkreisen Oberhavel (17), Uckermark (16) und Ostprignitz-Ruppin (16). Insbesondere in Cottbus korrespondierte der Anstieg rechter Gewalt im letzten Quartal des Jahres eindeutig mit der zeitgleichen Zunahme von rassistischen Protesten – so wurden allein am 23. Oktober im Anschluss an einen rassistischen Aufmarsch sieben Angriffe verübt.
Die Hemmschwelle zur Gewalt ist deutlich gesunken und Täter_innen greifen oft spontan und bei Gelegenheit an. Besorgniserregend ist nach Sicht der Opferperspektive die gestiegene Brutalität der Angriffe wie zum Beispiel in Finsterwalde, wo Geflüchtete in der Nähe der GU aus einem Auto heraus beschossen wurden, sowie die Zunahme von Brand- und Sprengstoffanschlägen und von planvolleren Anschlägen wie der Brandanschlag auf eine zukünftige Unterkunft für Geflüchtete in Nauen oder die massive Pefferspray-Attacke auf Geflüchtete in der GU in Massow. Außerdem rückten verstärkt Menschen, die Geflüchtete unterstützen, sowie Journalist_innen und Politiker_innen in den Fokus der Täter_innen.
Diegesellschaftliche Resonanz für rassistische Positionen und für die Mobilisierung gegen Geflüchtete hat sich spürbar vergrößert und stellt nach Einschätzung der Opferperspektive den Nährboden für die eskalierende rechte Gewalt dar. Doch auch Politiker_innen der demokratischen Parteien tragen zu der Verschärfung des rassistischen Klimas bei, wenn sie Geflüchtete und ihre Fluchtgründe delegitimieren und den Zuzug von Schutzsuchenden als Krise inszenieren. Rassistisch eingestellte Durchschnittsbürger_innen fühlen sich dadurch in ihrer Menschenverachtung bestärkt und setzen so ihren Rassismus auch in Gewalt um.
„Die rassistische Hetze hat in den sozialen Medien und bei den Kundgebungen ein beängstigendes Aggressionspotenzial angenommen. Die massive Zunahme der Angriffe verweist auf eine gefährliche Normalisierung rechter Gewalt. Dringend braucht es konkrete und vor allem wirkungsvolle Interventionen auf allen Ebenen, um diese Entwicklung zu stoppen. Wir erwarten daher von den politisch Verantwortlichen in Brandenburg, dass sie der rassistischen Stimmung mit allen Mitteln entgegenwirken und klare solidarische Signale für die Aufnahme, den Schutz und die Integration von geflüchteten Menschen setzen“, streicht Ingmar Pech von der Opferperspektive die Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen hervor.
Wir haben uns schweren Herzens entschieden, die Arbeit der Geflüchtetenberatung des Utopia e.V. vorübergehend einzustellen. Wir können unter den momentanen Bedingungen keine Beratung, die unseren Ansprüchen genügt, realisieren. Wir haben diese Arbeit über ein Jahrzehnt ehrenamtlich und unter hohen persönlichem Aufwand gemacht und uns teilweise bewusst entschieden, in prekären finanziellen Verhältnissen zu leben, um die Zeit für die Beratung aufbringen zu können. Persönliche Umstände führen nun dazu, dass die Ressourcen der Mitarbeiter*innen so knapp sind, dass eine zeitnahe und qualitativ hochwertige Beratung, die die Klient*innen zu Recht erwarten, nicht mehr möglich ist.
Wir sehen es als eine Voraussetzung, um die Arbeit wieder aufnehmen zu können, dass es mindestens eine hauptamtliche Personalstelle gibt. Es braucht eine mit finanziellen und zeitlichen Ressourcen ausgestattete Geflüchtetenberatung, um die Arbeit angemessen fortzuführen sowie das ehrenamtliche Engagement weiterer Mitarbeiter*innen zu koordinieren. Der Verein ist daher um eine Förderung bemüht.
Die Geflüchtetenberatung prägte über Jahre die Arbeit des Vereins. Die unabhängige und kostenlose Begleitung und Beratung Asylsuchender während des Asylverfahrens, im Alltag und bei Fällen von Diskriminierung war bei den Klient*innen gut etabliert. Durch die Einstellung der ehrenamtlichen Beratungsarbeit wird die psychosoziale Versorgung der Stadt weiter verschlechtert. Umso schwerer fällt der Abschied auf Zeit. Die Klient*innen werden in Zukunft an andere Beratungsstellen verwiesen.
Seit November letzten Jahres prangt ein Infozettel im Sozialamt Neuruppin. Flüchtlinge, „die in einem anderen Land bereits einen Asylantrag gestellt haben“, sollen weniger Geld bekommen. Grund sei das vom Bundestag beschlossene Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz.
Betroffen sind alle Flüchtlinge im Landkreis, die unter die sogenannte Dublin-III-Verordnung fallen. Sie sollen in das EU-Land abgeschoben werden, in das sie zuerst eingereist sind. Nun kürzt ihnen das Sozialamt Neuruppin die Sozialleistungen um das monatliche Taschengeld von 143 Euro. Die Folgen: Die Betroffenen können sich keine Fahrkarten mehr kaufen, keine Handy-Karten, keine besonderen Lebensmittel, sie können AnwältInnen nicht mehr bezahlen. Es bleibt ihnen nur ein Existenzminimum, das zum Überleben ausreichen soll.
Tatsächlich wurde mit dem neuen Gesetz die Sozialleistungen für bestimmte Flüchtlinge unter das menschenwürdige Existenzminimum gesenkt, nach Ansicht vieler ExpertInnen ein klarer Verfassungsbruch. Denn das Bundesverfassungsgericht hatte im Jahr 2012 entschieden: „Auch eine kurze Aufenthaltsdauer oder Aufenthaltsperspektive in Deutschland rechtfertigt es im Übrigen nicht, den Anspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums auf die Sicherung der physischen Existenz zu beschränken. Die in Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz garantierte Menschenwürde ist migrationspolitisch nicht zu relativieren.“ Doch die Bundesregierung spielt auf Zeit, bis das Bundesverfassungsgericht das verfassungswidrige Gesetz kassiert.
Dieses verfassungswidrige Gesetz hat das Sozialamt Neuruppin nun falsch gelesen und eigenmächtig noch einmal verschärft. Denn nach dem Gesetz sollen nicht Flüchtlinge im Dublin-III-Verfahren gekürzte Leistungen erhalten, sondern Flüchtlinge, die nach einem Beschluss der EU in andere Länder „umgesiedelt“ wurden und sich der Zwangsumsiedlung widersetzen.
Im September 2015 hatte die EU die Umsiedlung von 160.000 Flüchtlingen aus Griechenland und Italien beschlossen, bis Anfang Januar wurden gerade einmal 272 eritreische und syrische Flüchtlinge nach Finnland, Schweden und Luxemburg umgesiedelt.
Gegen die rechtswidrigen Leistungskürzungen wurde von einigen Betroffenen Widerspruch eingelegt, Klagen beim Sozialgericht sind anhängig. Kay Wendel vom Flüchtlingsrat kommentiert die Praxis des Sozialamts: „Die illegalen Leistungskürzungen zeigen, welcher Geist durch die Asylrechtsverschärfungen aus der Flasche entlassen wurde:
Drangsalierung und Abwehr von Flüchtlingen, Schluss mit der Willkommenskultur. Dass das Sozialamt das Recht offensichtlich beugt, ist eine Folge davon. Sozialministerin Diana Golze sollte dieser
illegalen Praxis umgehend ein Ende bereiten.“
Heute haben sich 47 flüchtlingspolitische Initiativen und Willkommensinitiativen, sowie Engagierte aus diversen Initiativen in Brandenburg mit einem Offenen Brief an die Landesregierung gewandt. Darin sprechen sie sich gegen die Vereinnahmung der Arbeit der Initiativen durch die Politik aus und fordern ein Ende der Praxis, staatliche Versorgungslücken systematisch durch ehrenamtliche Arbeit schließen zu lassen. „Wir fordern die Erfüllung der wichtigsten Voraussetzungen für ein gutes Zusammenleben in Brandenburg, nämlich menschenwürdige Unterbringung sowie Versorgung und Beratung, die Geflüchtete nicht von uns ehrenamtlichen UnterstützerInnen abhängig macht,“ heißt es in dem Brief, der heute der Landesregierung und den Landtagsfraktionen zugesandt wurde.
In dem Zehn-Punkte-Papier kritisieren die Initiativen insbesondere die neuen Asylrechtsverschärfungen auf Bundesebene und fordern die Landesregierung auf, die bestehenden Handlungsspielräume bei der Umsetzung zu nutzen und sich klar gegen diesen Angriff auf das individuelle Grundrecht auf Asyl zu positionieren. Zentrale Forderungen der Initiativen sind außerdem:
Die angemessene Erkennung und Versorgung besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge.
Diese ist nach geltender Rechtslage vorgeschrieben, wird von den zuständigen Behörden jedoch kaum umgesetzt. Weil entsprechende Strukturen hierfür fehlen, müssen die Initiativen diese Aufgaben des Staates ohne Vorbereitung, Unterstützung und fachliche Expertise, wie z.B. in der psychologischen Betreuung traumatisierter Flüchtlinge, häufig selbst übernehmen.
Die Gewährleistung unabhängiger, kompetenter und gut ausgestatteter Asylverfahrensberatung in Verantwortung des Landes.
Eine Zuständigkeit der Landkreise, wie sie der Entwurf zum Landesaufnahmegesetz vorsieht, bedroht die Unabhängigkeit der Beratung – zulasten der Geflüchteten und der Initiativen, die sie unterstützen.
Der Respekt vor Grundrechten, auch in Sammelunterkünften.
Immer wieder kommt es zur Missachtung von Grundrechten, wie z.B. durch Besuchsverbote in Gemeinschaftsunterkünften. Hinzu kommt die Unterbringung in abgelegenen, überfüllten Heimen, die von mangelnder Privatsphäre, Enge, Stress und Überwachung geprägt sind und in denen es kaum Zugang zu Gewaltschutzstrukturen gibt. Daher fordern die Initiativen, alle Menschen und vor allem auch besonders schutzbedürftige Flüchtlinge in Wohnungen statt in Sammelunterkünften unterzubringen.
Mit dem Offenen Brief fordern die Initiativen von der Landesregierung, dem Bekenntnis zur Willkommenskultur endlich Taten folgen zu lassen und den Menschen zuzuhören, die Tag für Tag Geflüchtete in Brandenburg versorgen und begleiten.
Der Offene Brief wurde auf einem Vernetzungstreffen der Initiativen Ende November in Blossin initiiert. Eine Vorbereitungsgruppe aus Initiativen, der Aktion Schutzschild der Amadeu-Antonio-Stiftung und dem Flüchtlingsrat Brandenburg hatte das Treffen organisiert. (Siehe Presseerklärung des Flüchtlingsrats vom 30.11.15)
Der Flüchtlingsrat unterstützt in vollem Umfang die Forderungen der Initiativen. „Die ehrenamtlichen Initiativen gestalten die Willkommenskultur in Brandenburg, sehen sich aber immer wieder durch Verwaltungshandeln in ihrem Engagement blockiert und sollen zugleich die verfehlte staatliche Aufnahmepolitik unentgeltlich kompensieren. Das Land ist in der Verantwortung auch langfristig menschenwürdige Aufnahmepolitik zu betreiben. Es darf sich nicht länger auf die Verwaltung eines auch durch verfehlte Politik verursachten „Notstands“ zurückziehen,“ sagt Tobias Becker vom Flüchtlingsrat Brandenburg.
Offener Brief der Initiativen 14.12.15
Pressemitteilung
Anhand dieser durchaus sichtbaren Kontaktstellen von Andreas Fettchenhauer beim CSI, wollte die Basisgewerkschaft im Vorfeld des Turniers die Sponsoren darüber informieren, dass unter Fettchenhauers Aufsicht bei der Mall of Berlin Subunternehmen angeheuert waren, die systematisch Arbeiter ausgebeutet und in die Schwarzarbeit getrieben haben. Weder hat Fettchenhauer dagegen etwas unternommen, noch ist er seiner Verantwortung gerecht geworden. Nicht umsonst sprach die FAU Berlin zuletzt von einem „Ausbeutungssystem Mall of Berlin“.

Es lag daher auch auf der Hand, noch einmal vor Ort Andreas Fettchenhauer in die Pflicht zu nehmen. Am heutigen Donnerstag entrollten daher mehrere GewerkschafterInnen der FAU in einem Veranstaltungsblock am Nachmittag, der unter der Schirmherrschaft der Andreas Fettchenhauer Pferdesport (AFP) GmbH stand, ein großes Transparent in bester Lage, das Fettchenhauer deutlich aufforderte, die Bauarbeiter zu bezahlen. Obwohl der anwesende Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) die Aktion deutlich auf seinem Screen hatte, wurde dies in der abendlichen Berichterstattung leider nicht erwähnt. Ob dies daran lag, dass der rbb allgemeiner Partner der durch die AFP betriebene Graf von Lindenau Halle ist, steht offen. Anschließend verließen die GewerkschafterInnen das Gelände.
Für die FAU Berlin ist klar, Andreas Fettchenhauer hat genug Mittel und Firmen um die fehlenden Löhne der Arbeiter zu bezahlen. Seine Insolvenz ist nur ein Davonstehlen aus der Verantwortung. Eine Anzeige wegen Insolvenzverschleppung bestätigt auch den kritischen Blick der Gewerkschaft, für die viele Fragen des Baumanagements und der Bezahlungsweisen offen sind. Wieso zum Beispiel setzte Andreas Fettchenhauer auf so dubiose Firmen wie openmallmaster oder Metatec? Die 2011 kurz vor dem Bau der Mall gegründete openmallmaster GmbH hatte keinerlei Referenzen vorzuweisen. Sie hatte 2014 nach Angaben der Wirtschaftsauskunft Creditreform nur eine/n Beschäftigte/n. Unseriöser geht es kaum. Die Firma Metatec ist wiederum schon auf einer Seite eines Inkasso-Unternehmens (mit Fokus Tschechien und Österreich) als „Betrüger“ gelistet. Andreas Fettchenhauer hat bis zum Ende auf solche Subunternehmen gesetzt. Von den ausbeuterischen Vorgängen will er nun nichts mitbekommen haben, ebenso wie der Investor?
Bereits mit seiner anderen Firma, der BSS, die vor der FCL Generalunternehmerin der Mall of Berlin war und für die Fettchenhauer schon damals stets Rede und Antwort in der Presse stand (und dort ebenso zeitweise Mitglied der Geschäftsführung war), war er in Ermittlungen um Schwarzarbeit verwickelt. 2013 ging dieses Unternehmen in die Insolvenz.
Die FAU Berlin wiederholt daher ihren klaren Standpunkt, dass Andreas Fettchenhauer klar Verantwortung mitträgt, dass die Arbeiter bezahlt werden. Wie das geschieht, ist für die FAU Berlin zweitrangig. Aber sie wird ihn auch in Zukunft an seine Verantwortung erinnern. Der geschäftstüchtige Fettchenhauer bleibt im Fokus der Basisgewerkschaft.
Ihr kennt sie wahrscheinlich, fahrt oder lauft an ihr vorbei oder seid vor einer Weile noch mit dem Fahrrad darüber gefahren, als es die Schnellstraßenauffahrt im Zentrum Ost noch gab. Vielleicht habt ihr auch schon einmal hier Fußball gespielt, gegrillt oder getanzt. Gemeint ist die Grünfläche zwischen dem Babelsberger Park und der Schnellstraße, die selbstbenannte Nowawiese- ein Ort, an dem sich die Bewohner_innen der Stadt genommen haben, was sie brauchten. Zuerst entstand ein Hundeauslaufplatz, vor über sechs Jahren wurde die „la Datscha“ besetzt und realisiert seitdem selbstverwaltet diverse Projekte und Veranstaltungen, es wurde ein Beachvolleyballplatz geschaffen, welcher von unterschiedlichsten Gruppen genutzt wird, ein kleiner Strand entstand direkt an der Havel, der Kinder- und Jugendfußballverein „Concordia Nowawes 06“ besetzte vor 5 Jahren einen Bolzplatz und 2011 gab es sogar einen Ideenworkshop, in welchem Nutzer_innen und Interessierte gemeinsam verschiedene Varianten zur Gestaltung der Nowawiese für Sport und Erholung diskutierten und herausarbeiteten.
Und vielleicht habt ihr auch schon die schwarz-weißen Plakate gesehen, die daraufhinweisen, dass die Stadt Potsdam Pläne hat, u.a. das Grundstück auf dem sich die Datscha befindet, wort- und bedingungslos an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) abzugeben. Hintergrund des Ganzen ist eine scheinbar ewig währende Diskussion zwischen Stadt und eben jener Stiftung um die Eigentumsrechte der Flächen zwischen Babelsberger Park und der Schnellstraße — der Nowawiese. Aber nicht nur uns betrifft dieser Plan, sondern auch “Concordia Nowawes 06”, der nach langen Diskussionen, Vorschlägen bei Bürgerhaushalten, dem illegalen Errichten eines Bolzplatzes und einigen Kinderdemonstrationen vor dem Rathaus, erreicht hat, dass auf diesem Grünstreifen ein Fußballplatz neu gebaut werden soll. Erklärte Gegnerin dieses Projektes und eigentlich aller Projekte, die vom preußischen Einerlei abweichen und sich zu nah an ihr Hoheitsgebiet heranwagen, war von Beginn an die SPSG. Im Raum steht nun ein Flächentausch.
Wer kommt eigentlich auf solche Ideen? Das fragen wir uns auch!
Bezug nimmt die Stadtverwaltung auf einen Kompromiss, der im Zusammenhang mit dem Neubau des erwähnten Fußballplatzes geschlossen worden ist. Um die Diskussion zu beenden, wurde als letzte Instanz die Kultusministerin des Landes Brandenburg Sabine Kunst um Ministerbescheid gebeten. Diese hat sich dann zwar für den Bau des Sportplatzes ausgesprochen, sich aber in ihrer Doppelrolle als Vorsitzende des Stiftungsrates der SPSG auch noch gleich ein dickes Geschenk gemacht. Der als Kompromiss verkaufte Flächentausch besagt, dass der Platz nur dann gebaut werden dürfe, wenn im Gegenzug die gesamte Restfläche in den Besitz der Stiftung übergehe. Ist schon etwas eigenartig, wenn der Beistand aus dem Vorstand einer der Streitparteien kommt. Da wurde der ministeriale Bock wohl zum Gärtner gemacht.
Wir aus “La Datscha” befürchten das Schlimmste, sollte die Stiftung zur Eigentümerin des Areals werden auf dem sich unser Projekt befindet. Denn das hat die Stiftung immer wieder klar gemacht, sie will Projekte wie das unsere nicht im direkten Umfeld der Weltkulturerbe-Parks dulden. Zu befürchten wäre, dass die Stiftung uns räumen lassen würde, um die Datscha abreißen zu lassen, um ihrem Plan einer Pufferzone um alle Parks ein Stück näher zu kommen. Und auch diverse andere nicht in das Bild der Stiftung passende Initiativen können so besser verdrängt werden. Und nun haben wir den Salat!
Wie das so ist in Potsdam, werden in dunklen Kammern und Hinterzimmern Ideen ausgeheckt und kommen über die Bevölkerung, wie ein unabänderliches Naturgesetz. Es wird so getan, als sei dieser Beschluss eine unumstößliche Sache, denn schließlich hat eine Ministerin das alles so gewollt, da würde Widersprechen ja einem Obrigkeitsverrat gleichkommen.
In den letzten Jahren ist nicht nur die Datscha entstanden, nicht nur Kinder spielen Fußball, auch die Wiesen werden zur Erholung, zum Picknick oder Feiern genutzt und das alles ohne Regulierungen, Vorschriften oder Verbote. Damit ist sie eine der wenigen Ecken Potsdams, wo so etwas noch möglich ist.
Dass es mehr als irrational ist, genau die Stiftung als Gegnerin einer Belebung des Grünstreifens zur Besitzerin zu machen, erklärt sich ja eigentlich fast von selbst. Die Stadt Potsdam will aber nicht nur die Diskussion um das Thema abwürgen, sondern sich wiedereinmal aus der Verantwortung ziehen. Es ist gar nicht so abwegig, das nach diesem Eigentümerwechsel, die Datscha geräumt wird und die Nowawiese nicht mehr durch Anwohner_innen genutzt und gestaltet werden kann. Und Alles, ohne das sich die Stadt schmutzig macht oder der Bürgermeister sich erklären muss, denn schließlich hat es die Ministerin ja so gewollt.
Aber wir kennen die aberwitzigen Pläne der Stiftung und wissen wie es weiter gehen soll. Das Strandbad soll raus aus dem Babelsberger Park und zwar an die Schnellstraße, die Datscha wird dann zum Parkplatz und das bisherige Strandbad zur Sichtachse. Das sogenannte Nuthe-Ohr, die ehemalige Abfahrt der Schnellstraße, wird abgetragen- der Berg war zu Zeiten Friedrichs des Großen schließlich auch noch nicht da und bei nächster Gelegenheit wird dann bestimmt der Fußballplatz wieder planiert und das Zentrum Ost gesprengt? War da nicht noch ’ne Sichtachse? Und dann müssen nur noch diese lästigen Bewohner_innen weg und schon ist Potsdam ein Museum.
Aber scheiß drauf! Wir überlassen diesen Leuten nicht die Stadtplanung, denn schließlich gibt es die Datscha und das drumherum nur, weil uns der Klüngel und all der preußische Quatsch gestört hat. Die Stadt Potsdam ist Besitzerin des größten Teils der Flächen und es gibt keinen vernünftigen Grund an diesem Zustand etwas zu ändern. Die verantwortlichen Stellen in der Stadt und eben auch allen voran der Bürgermeister sollten sich klar machen, dass sie sich nicht immer vor der Verantwortung gegenüber den Menschen die hier leben, drücken können.
Die Datscha ist besetzt und wird es bleiben!! Wenn die Stadt Potsdam meint sich auf diesem Wege aller Probleme rund um die Nowawiese entledigen zu können, ohne das unser Unverständnis und die Wut darüber an ihre Adresse gerichtet sein wird, hat sie sich getäuscht!! Wir verschließen nicht die Augen und Ohren. Wir lassen uns auch nicht den Mund verbieten und niemand räumt still und heimlich die Datscha. Wir lassen uns nicht verarschen und schauen nicht einfach zu, wie die Stadtpolitik versucht eine “Befriedung”, wohl eher “Verpreußung” vorzubereiten. Und uns ist es herzlich egal ob da irgendwelche Minister_innen mitreden wollen.
Wir haben uns in der Vergangenheit nicht dafür interessiert, was solche Leute wollen und das wird auch in Zukunft so bleiben!!
Niemand beendet dieses Projekt ohne Ärger! Datscha Bleibt! Fußballplatz für Concordia Nowawes! Wir bleiben Alle!
Eberswalde, 5. November 2014 – Unter dem Motto „Eberswalde gegen TTIP“ ruft ein Initiativenbündnis aus NaturFreunde Eberswalde e.V., Greenpeace Eberswalde, AfIE (Antifaschistische Initiative Eberswalde), Energie- und Kulturinitiative WandelBAR, NABU Barnim, SofA (Solidarität für Asylbewerber), Freiraum Initative Eberswalde und Tauschring Eberswalde zur Demonstration gegen die geplanten Freihandelsabkommen TTIP und CETA auf.
Treffpunkt ist um 13:30 Uhr im Ammonpark (Pfeilstraße), wo eine erste Kundgebung stattfinden wird. Es folgt eine Zwischenkundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz. Die Abschlusskundgebung findet in der Friedrich-Ebert-Straße neben der Hochschulbibliothek statt.
Der Aufruf wird von einem breiten Eberswalder Netzwerk getragen, da die geplanten Freihandelsabkommen diverse Lebensbereiche betreffen.
TTIP bedroht Regelungen des Umwelt- und Verbraucher‑, Daten- und Arbeitnehmerschutzes, die als sogenannte „Handelshemmnisse“ gesehen werden und abgebaut werden sollen. Statt Menschenrechte und natürlicher Lebensgrundlagen sollen Investitionen geschützt werden: der Investitionsschutz, der Konzerne zum Verklagen von Staaten vor außerstaatlichen Schiedsgerichten berechtigt, würde dazu führen, dass sich in jedem Bereich die niedrigsten Standards durchsetzen. Gewinner dieser Verträge sind multinationale Konzerne, die der Demokratie die Hände binden, Bürger mit ominösen Geheimhaltungsstrategien entmündigen und die gesamten Ressourcen der Erde unter ihre Profitgier stellen.
Die EU-Kommission setzt diesen Verhandlungen nicht genügend Widerstand entgegen. Das Eberswalder Initiativenbündnis ruft deshalb die Bürger auf die Straße, um bunt, laut und entschlossen zu protestieren.
Auf der Demonstration werden ca. 100 Menschen und verschiedene prominente Redner erwartet. Neben Eberswalder Bürgern werden Uwe Hiksch, der stellvertretende Vorsitzende der NaturFreunde Berlin, Axel Vogel, Fraktionsvorsitzender im Brandenburger Landtag, sowie Nelly Grotefendt von Power Shift, einer der führenden Organisationen im europäischen Bündnis gegen TTIP ihr Wort zum Thema kundtun.