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DJB: Inwole e.V. durch fragwürdige Verfassungsschutzintrige diffamiert

Der Vere­in zur Förderung inno­v­a­tiv­er Wohn- und Lebens­for­men – Inwole – ist seit sein­er Grün­dung im Jahr 2003 ein engagiertes Mit­glied des DJB e.V.. Der in Pots­dam ansäs­sige Vere­in betreibt ver­schiedene Pro­jek­te in dem von ihnen gemein­schaftlich erwor­be­nen Haus. Dieses Haus, das vielmehr eine zer­fal­l­ene Vil­la war, wird sei­ther nach ökol­o­gis­chen Kri­te­rien saniert und aus­ge­baut und mit den unter­schiedlich­sten Pro­jek­ten und Ini­tia­tiv­en gefüllt. Wer ein­mal im Pro­jek­thaus des Inwole war, der merkt schnell: hier geht es um Leben­sträume, hier geht es um den Ver­such, eine echte Alter­na­tive zu leben. Sozial und ökol­o­gisch gerecht.

Die Mel­dung vom 12.12.09 schock­ierte uns. Die PNN, eine bekan­nte regionale Tageszeitung in Pots­dam, berichtete unter der Schlagzeile “Aufrufe zur Gewalt – gefördert von Bund und EU”[1]. Sie schreiben, dass der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz vor dem Fördervere­in Inwole gewarnt werde, weil dieser ange­blich zu Gewalt aufruft. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr her­aus, als wir weit­er­lesen kon­nten: “Nach den Bran­dan­schlä­gen auf Polizei­wachen in Berlin und Ham­burg macht die autonome, link­sex­treme Szene jet­zt auch in Pots­dam mobil”. Unser Wis­sen über den Vere­in und diese Anschuldigun­gen passten nicht zusam­men, daher lasen wir die Quelle der Pressemit­teilung: die Web­seite des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes. Wir waren fassungslos.

Die Vor­würfe des Bran­den­burg­er Verfassungsschutzes

Unter der Über­schrift “Link­sex­trem­istis­che Bünd­nis­poli­tik / UN- Klimaschutzkonferenz”[2] wird dem Vere­in auf der Web­seite des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes vorge­wor­fen, sich in kriegerischen Aufrufen für gewalt­tätige Auseinan­der­set­zun­gen stark zu machen. Auf der Home­page des Ver­fas­sungss­chutzes wer­den Texte, Über­schriften, Links und For­mulierun­gen aus dem Zusam­men­hang geris­sen und in dif­famieren­der Weise neu zusam­menge­set­zt. Das daraus aufge­baute Bild lässt einen zu schlimm­ster Gewalt aufrufend­en Vere­in entstehen.

Wie kam es zu dieser Dif­famierung? Ein aufmerk­samer Mitar­beit­er des Ver­fas­sungss­chutzes hat­te beim Sur­fen im Web offen­sichtlich ent­deckt, dass auf der Home­page des Fördervere­ins Inwole ein Aufruf zur Teil­nahme an den Protesten zur UN-Kli­maschutzkon­ferenz veröf­fentlicht wor­den war. In diesem wurde aufge­fordert, den “Gipfel zu stür­men”. Es ist nahe­liegend, dass damit Protestieren in vielfältiger Art und Weise gemeint gewe­sen war, vielle­icht sog­ar entschlossenes Protestieren. Ist das nun ein Skan­dal? Auf der Web­seite des Fördervere­ins Inwole wurde zu ein­er Teil­nahme bei Protes­tak­tio­nen gegen die aktuelle Klimapoli­tik aufgerufen. Und das, obwohl der Vere­in Fördergelder vom Staat erhält.

Die Jour­nal­is­ten der “Pots­damer Neueste Nachricht­en” und des “Tagesspiegel” über­nah­men prompt zu großen Teilen die Mel­dung des Ver­fas­sungss­chutzes, ohne diese ein­er Prü­fung zu unterziehen. Herr Petke von der CDU, der gute Kon­tak­te zum Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz unter­hält, hat­te auch gle­ich ein paar Pressekom­mentare parat. Der Ver­fas­sungss­chutz, der Bran­den­burg­er CDU-Vor­sitzende Sven Petke sowie die genan­nten Zeitun­gen zeigen sich empört: Wie könne so etwas sein in ein­er Demokratie?

Scheiß Kli­ma in Lima

Was früher mal ein dum­mer Spruch war, ist lei­der inzwis­chen trau­rige Wirk­lichkeit gewor­den. Die klimapoli­tis­chen Entwick­lun­gen mitzu­ver­fol­gen, ist frus­tri­erend. Ja, der Ver­fas­sungss­chutz hat richtig bemerkt, dass der Ton der Kli­ma-Aktivis­ten wüten­der gewor­den ist. Schlimm ist: Sie wer­den immer mehr. Schlim­mer noch: Sie sind gar keine extrem­istis­che Rand­gruppe, son­dern kom­men aus der Mitte der Gesellschaft. Am schlimm­sten jedoch: Sie wollen ern­sthaft eine andere Klimapoli­tik. Einige organ­isieren sich dafür in großen Organ­i­sa­tio­nen, in Vere­inen, andere wiederum organ­isieren sich in Ini­tia­tiv­grup­pen. Wie die Ini­tia­tiv­gruppe, die sich in den Räum­lichkeit­en des Inwole organ­isiert haben. Auch in Pots­dam wollen sie für ein anderes Kli­ma kämpfen, und es ärg­ert sie, dass das Demon­stra­tionsrecht zur UN- Kli­maschutzkon­ferenz so erhe­blich eingeschränkt wurde. Es ärg­ert sie, dass Protestieren nur noch erlaubt sein soll, wenn es nicht stört. Demokratie ist für sie Teil­habe an poli­tis­chen Prozessen. Teil­habe an Verän­derung von Gesellschaft. “Kein Bla, Bla, Bla … Jet­zt Han­deln!” heißt es auf einem der Schilder, die die Protestieren­den durch Kopen­hagen tra­gen. Ja — aber wie Handeln?

Die Arbeit des Vere­ins Inwole basiert eben­so auf ein­er deut­lichen Kri­tik an aktueller Klimapoli­tik. Nicht umson­st unter­stützen sie die Ini­tia­tiv­gruppe Pots­dam, die “für ein ganz anderes Kli­ma” ist, indem sie Räum­lichkeit­en für die Gruppe zur Ver­fü­gung stellen. Im Unter­schied zur Ini­tia­tiv­gruppe der Kli­makon­ferenz äußert Inwole diese Kri­tik aber auf einem ganz anderen Weg: Sie haben sich das Han­deln zum Ziel gemacht, sie entwick­eln und demon­stri­eren Alter­na­tiv­en. “Ja! Eine andere Welt ist möglich” rufen einem ihre Pro­jek­te ins Gesicht. Schließlich bleiben sie ihrem Namen treu: Vere­in zur Förderung inno­v­a­tiv­er Wohn- und Lebens­for­men. Und das meinen sie ernst.

Ein Gespenst geht um in Brandenburg …

Nein, keine Angst, vor dem Kom­mu­nis­mus braucht sich Herr Petke selb­st im rot-roten Bran­den­burg auf abse­hbare Zeit nicht zu fürcht­en. Aber Herr Petke, die CDU und sog­ar der Ver­fas­sungss­chutz müssen sich daran gewöh­nen, dass Linke und linke Poli­tik in Bran­den­burg Teil der poli­tis­chen Auseinan­der­set­zung sind. Sie sind nicht extrem, son­dern nor­mal, sie sind sog­ar die Mehrheit der Bran­den­burg­er Gesellschaft. Die Bürg­erIn­nen haben sich in einem demokratis­chen Wahlver­fahren für diese Poli­tik entschieden.

Und diese Bürg­erIn­nen, die von ihnen gewählten VertreterIn­nen, aber auch die von Ihnen gebilde­ten Bürg­erini­tia­tiv­en haben es sich zum Ziel gemacht, Bran­den­burg zu verän­dern. Demokratisch zu verän­dern, gerechter zu gestal­ten, ohne Ras­sis­mus, ohne rechte und neo­faschis­tis­che Posi­tio­nen. Da die recht­en und kon­ser­v­a­tiv­en Kräfte in Bran­den­burg darüber nicht glück­lich sind, reagieren sie mit allen ihnen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mitteln.

Es war öffentlich bekan­nt, dass der Vere­in Inwole in dieser Woche eine wichtige Förder­entschei­dung des Bun­desmin­is­teri­ums für Fam­i­lie, Senioren, Frauen und Jugend erwartet. Da liegt die Ver­mu­tung ein­er lancierten Kam­pagne fast nahe. Es ist nicht schw­er, im Bun­desmin­is­teri­um und bei anderen Förder­ern anzu­rufen und mit Hil­fe der Mel­dung auf der Web­seite des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes eine Stel­lung­nahme einzu­fordern. Wie könne es sein, dass Pro­jek­te Fördergelder erhal­ten, vor denen der Ver­fas­sungss­chutz warnt? So wird jahre­lange gute Arbeit verunglimpft und der Vere­in unter großen Recht­fer­ti­gungs­druck geset­zt. Diese Intrige ist nicht son­der­lich schlau geplant. Sie ist darüber hin­aus sehr hin­ter­hältig, außeror­dentlich geschmack­los und furcht­bar undemokratisch.

Trotz aller Wut und Frus­tra­tion über der­ar­tige poli­tis­che Zustände kön­nen wir mit Selb­st­be­wusst­sein sagen: Linke und linke Pro­jek­te sind fes­ter Bestandteil Bran­den­burg­er Poli­tik. Dage­gen hil­ft auch keine Extrem­is­mus­de­bat­te. Daran wird sich nicht nur der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz und die Bran­den­burg­er CDU gewöh­nen müssen. Auch wenn es schw­er fällt. Das ist eben das Inter­es­sante an der Demokratie. Abwe­ichende demokratis­che Mei­n­un­gen kom­men vor, auch wenn sie manch einer/m nicht in ihr/sein eng­stirniges Welt­bild passen.

Keine Gewalt ohne die Vierte Gewalt

Die Presse fungiert in ein­er Demokratie als Vierte Gewalt. Sie muss im Rah­men ihrer Berichter­stat­tung jour­nal­is­tis­che Sorgfalt­skri­te­rien ein­hal­ten. Dazu gehört auch, Beiträge zu redigieren, Quellen zu über­prüfen, kri­tisch nachzufra­gen und nicht den sin­gulären Inter­essen einzel­ner Jour­nal­is­ten ungeprüft aufzusitzen, nicht Sprachrohr ein­er einzel­nen Inter­es­sen­gruppe zu sein (in diesem Fall der CDU) und nicht dem Heis­chen nach reißerischen Über­schriften und geziel­ten Falschdarstel­lun­gen und Dif­famierun­gen nachzugeben. Die PNN und der Tagesspiegel haben im Rah­men ihrer Berichter­stat­tung lei­der genau dies getan. Darin liegt ein schw­er­er Ver­stoß gegen die jour­nal­is­tis­che Ethik und Sorgfalt­spflicht. Es wäre ange­bracht diesen Fehler nicht nur wieder gut zu machen, son­dern auch intern die Organ­i­sa­tion­sstruk­turen zu überprüfen.

Der Fördervere­in Inwole hat in diesem Fall ein­fach Pech gehabt: Zur falschen Zeit, am falschen Ort, kön­nte es heißen. Da das Fortbeste­hen des Vere­ins durch diese offen­sichtlich gemeine Kam­pagne gefährdet ist, benötigt der Vere­in Inwole ger­ade drin­gend jede Unter­stützung. Wir unter­stützen Inwole weit­er auf allen Ebe­nen und es wäre auch hier ange­bracht, dass der Ver­fas­sungss­chutz sich bei dem Vere­in Inwole entschuldigt und ihn in der Öffentlichkeit rehabilitiert.

 

Demokratis­ches Jugend­FO­RUM Bran­den­burg (DJB) e.V., 18. Dezem­ber 2009

 

 

[1] http://www.pnn.de/potsdam/245351/ [let­zter Zugriff: 18.12.2009]

[2] http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.188693.… [let­zter Zugriff: 18.12.2009]

Weit­ere Infor­ma­tio­nen zur Diskus­sion um den Artikel “Für ein ganz anderes Kli­ma”, find­et ihr direkt auf der Web­seite des InWoLe e.V.

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(Anti)militarismus Bildung & Kultur

Zivil-militärische Zusammenarbeit“ an der Universität Potsdam: der Studiengang „Military Studies“

Pots­dam — Mil­i­tarisierung war gestern; heute ist eben­so unver­fänglich wie vornehm von „ziv­il-mil­itärisch­er Zusam­me­nar­beit“ die Rede. Gemeint ist stets ein und das­selbe – die Indi­en­st­nahme zivil­er Experten für mil­itärische Zwecke und die Ein­fluß­nahme der Bun­deswehr auf zivile Insti­tu­tio­nen. Zu beobacht­en ist dieser mehr oder weniger schle­ichende Prozeß auf dem Gebi­et des Katas­tro­phen­schutzes, der soge­nan­nten Entwick­lung­shil­fe und im Gesund­heitswe­sen. Das ist insofern nicht weit­er ver­wun­der­lich, als die in den genan­nten Bere­ichen täti­gen Organ­i­sa­tio­nen und Unternehmen für die deutschen Stre­itkräfte von strate­gis­ch­er Bedeu­tung sind: Maß­nah­men der Katas­tro­phen­hil­fe ermöglichen den Ein­satz der Truppe im Inland; die Zusam­me­nar­beit mit Kranken­häusern bei der Ver­sorgung von Schw­erver­let­zten steigert die Kriegführungs­fähigkeit; „Entwick­lung­shil­fe“ gilt Mil­itär­plan­ern längst als Pen­dant erfol­gre­ich­er Aufstandsbekämpfung.

Allerd­ings macht die beschriebene Entwick­lung auch vor Ein­rich­tun­gen, die for­mal lediglich der „Frei­heit von Forschung und Lehre“ verpflichtet sind, nicht halt: An der Uni­ver­sität Pots­dam etwa find­et sie ihren Aus­druck in der Imple­men­tierung des Mas­ter­stu­di­en­gangs „Mil­i­tary Stud­ies“. Angeleit­et von Mitar­beit­ern des Sozial­wis­senschaftlichen Insti­tuts der Bun­deswehr, des Mil­itärgeschichtlichen Forschungsamts und der stre­itkräf­teeige­nen „Akademie für Infor­ma­tion und Kom­mu­nika­tion“ (vor­mals „Schule für psy­chol­o­gis­che Vertei­di­gung“) erfahren Inter­essierte hier alles Wis­senswerte über die „The­men­felder Mil­itär, Krieg und organ­isierte Gewalt“. Der Stu­di­en­gang ist den Fakultäten für Philoso­phie sowie Wirtschafts- und Sozial­wis­senschaften zuge­ord­net; Ziel ist es laut Prü­fung­sor­d­nung, die Absol­ven­ten zu befähi­gen, „in Poli­tik, Medi­en und Kul­turein­rich­tun­gen mil­itärhis­torische und mil­itär­sozi­ol­o­gis­che Zusam­men­hänge zu vermitteln“.

In seinem Vor­trag wird sich Peer Heinelt sowohl mit der „ziv­il-mil­itärischen Zusam­me­nar­beit“ im All­ge­meinen als auch mit dem Stu­di­en­gang „Mil­i­tary Stud­ies“ im Beson­deren befassen. Der Ref­er­ent ist pro­moviert­er Poli­tologe und lebt als freier Autor (konkret, german-foreign-policy.com) in Frank­furt am Main.

Dien­stag, 24.11.09, 18.00 Uhr, Uni­ver­sität Pots­dam-Grieb­nitzsee, Haus 6, Raum S16

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Bildung & Kultur

Flächenbrand – Auch Uni Potsdam besetzt

Über­füllte Sem­i­nare, völ­lig unzure­ichende Finanzierung der Stu­di­en­plätze, unzu­mut­bare Leis­tungsan­forderun­gen – diese Stu­di­enbe­din­gun­gen wollen auch wir in Pots­dam nicht länger hin­nehmen! In den frühen Nach­mit­tagsstun­den wurde deshalb im Anschluss an die stu­den­tis­che Vol­lver­samm­lung das Audi­max der Uni Pots­dam auf unbes­timmte Zeit besetzt.

 

Am Tag der Beset­zung haben SPD und Linke über ihren Koali­tionsver­trag für die kom­mende Leg­is­laturpe­ri­ode in Bran­den­burg berat­en. Beina­he alle bil­dungspoli­tis­chen Bezüge bzw. deren Fehlen im Koali­tionsver­trag lassen befürcht­en, dass diverse Wahlver­sprechen bei­der Parteien unein­gelöst bleiben wer­den: So etwa die Ein­stel­lung zusät­zlichen Lehrper­son­als oder die Abschaf­fung der „Ver­wal­tungs-Pauschale“ von 51€. Darum hat die Vol­lver­samm­lung der Uni Pots­dam eine Res­o­lu­tion ver­ab­schiedet, die von Uni­ver­sität und Lan­despoli­tik die Erfül­lung der Forderun­gen aus dem Bil­dungsstreik 2009 einfordert:

 

– Mehr Selb­st­bes­tim­mung für Studierende

– Verbesserung der Lern- und Lehrbe­din­gun­gen für Studierende und Dozierende

– Die Demokratisierung des Bildungssystems

– Kosten­freie und gle­iche Bil­dungschan­cen für alle ohne Selek­tion und Konkurrenzdruck

– Die öffentliche Aus­fi­nanzierung aller Bildungseinrichtungen

 

Die Dringlichkeit dieser Anliegen ist keines­falls auf Pots­dam beschränkt! Somit erk­lären wir uns sol­i­darisch mit den Beset­zerIn­nen von Hochschulen in Öster­re­ich, Deutsch­land und über­all son­st. Uns geht es darum, diesen Forderun­gen in Form kreativ­er Aktio­nen und Diskus­sio­nen laut­stark Aus­druck zu ver­lei­hen. Momen­tan befind­et sich das Audi­max in der Hand von über 100 Studieren­den – wir wer­den wach­sen und bleiben, um unsere Belange durchzusetzen!

 

Wir haben bere­its einiges an Infra­struk­tur geschaf­fen, während der näch­sten Tagen wird es hier Info­points, VoKüs, Film­beiträge, Musik, Poet­ry-Slams und Inter­net­zu­gang geben. Die Ple­na ste­hen allen Men­schen offen, ihr seid ein­ge­laden, euch aktiv daran zu beteili­gen! Gemein­sam wollen wir in inhaltlichen Diskus­sio­nen und Work­shops entschei­den, wie und unter welchen Bedin­gun­gen wir in Zukun­ft studieren wollen. Deshalb der Aufruf:

 

Kommt vor­bei, zum Rein­schnup­pern oder um euer Nacht­lager hier aufzuschla­gen!
Informiert euch, disku­tiert miteinan­der – unter­stützt die Besetzung!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Arbeit & Soziales Bildung & Kultur Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Wähler_innen-täuschung der Extra-Klasse

Bürg­er­lich­es Engage­ment unab­hängig von Parteim­it­glied­schaft ist eigentlich pos­i­tiv zu bew­erten, jedoch auch manch­mal mit Vor­sicht zu genießen. Erst im ver­gan­genen Herb­st hat­te die Lis­ten­vere­ini­gung „Bran­den­burg­er Vere­inigte Bürgerbewegung/ 50 Plus“ (BVB/ 50 Plus), die zu den Kom­mu­nal­wahlen in ganz Bran­den­burg antrat, für Tumult gesorgt. Denn kurz vor den Wahlen wurde bekan­nt, dass sich Recht­spop­ulis­ten und Nazi-Sym­pa­thisan­ten darunter befan­den, welche das ganze Bünd­nis iniziert und in den Hän­den hat­ten. „Eine Liste für Ent­täuschte und Rechte“ und „Bürg­er­be­we­gung will nicht rechts sein, aber DVU Kan­di­datin hil­ft bei Wahlkampf“ titelt damals die Berlin­er Zeitung.

 

Nun ste­hen die Land­tags – und Bun­destagswahl kurz bevor, und dieses Mal treten gle­ich zwei Lis­ten­vere­ini­gun­gen an. Die einen sind das „Gen­er­a­tions­bünd­nis 50 Plus“und die anderen „Zusam­men für Bran­den­burg: FREIE WÄHLER“. Und wer hätte es gedacht, bei bei­den tre­f­fen sich alte Bekan­nte von BVB/ 50Plus.

 

Zusam­men für Bran­den­burg: FREIE WÄHLER“ 

Die Lis­ten­vere­ini­gung „Zusam­men für Bran­den­burg: Freie Wäh­ler“, auch BVB/ FW (Bran­den­burg­er Vere­inigte Bürgerbewegung/ Freie Wäh­ler), geht aus dem Lan­desver­band der Freien Wäh­ler her­vor, der im Dezem­ber 2008 in Chorin (Barn­im) gegrün­det wurde. Vor­sitzen­der ist Hans Jür­gen Malirs aus Hoppe­garten (Märkisch-Oder­land), sein Stel­lvertreter ist der Eber­swalder Man­fred Ehlert (Barn­im).

 

Bere­its kurz nach der Grün­dung, im Früh­jahr 2009, warf man den Lan­desver­band Bran­den­burg, eben­so wie den aus Bre­men aus dem Bun­desver­band der Freien Wäh­ler raus. Der Grund waren recht­spop­ulis­tis­che und recht­sradikale Mit­glieder der Lan­desver­bände. Bun­desvor­sitzen­der Grein äußerte in der TAZ, er habe Infor­ma­tio­nen, wonach die Lan­desver­bände Bran­den­burg und Bre­men den Bun­desver­band unter­wan­dern wollen. Nach dem Rauswurf entsch­ied sich der Bran­den­burg­er Lan­desver­band kurz­er­hand einen eige­nen Bun­desver­band zu grün­den. Der „neue“ Bun­desver­band, mit dem Namen „Freie Wäh­ler Deutsch­land“, arbeit­et nun seit Juni diesen Jahres unter dem Vor­sitz von Man­fred Ehlert und seinem Stel­lvertreter, dem Bernauer Dirk Weßlau. Nur knapp und trotz „erhebliche[r] Zweifel“ seit­ens des Bun­deswahlauss­chuss­es waren sie zur kom­menden Wahl zuge­lassen worden.

 

 

Nach Aus­sage des Lan­desvor­sitzen­den Malirs, wollen seine „Freien Wäh­ler“ nicht mit Recht­sex­tremen in Verbindung gebracht wer­den, wie es vor den let­zten Kom­mu­nal­wahlen geschah. Doch aus­gerech­net Dirk Weßlau und Peter Vida, die nun als Stel­lvertreter und Kan­di­dat­en (Vida auf Lis­ten­platz 2 für Land­tag) agieren, sagte man Verbindun­gen zu Neon­azis nach. An dieser Stelle daher der Ver­weis auf die Broschüre „Aktiv gegen Nazis“ des Bernauer Net­zw­erk­ers für Tol­er­anz und Weltof­fen­heit. Hier heißt es „Die Bernauer Recht­spop­ulis­ten der „Unab­hängi­gen Frak­tion“ seien „in der Ver­gan­gen­heit Seit an Seit mit Nazikam­er­ad­schaften auf ein­er Demon­stra­tion gelaufen“. Außer­dem wird hier u.a. die Anstel­lung des ehe­ma­li­gen NPD Kreisvor­sitzen­den und Abge­ord­neten für die DVU im Barn­imer Kreistag, Mike Sandow, bei Her­rn Weßlau [siehe Berlin­er Zeitung und gegenrede.info] erwäh­nt sowie die Her­aus­gabe der so genan­nten „Unab­hängi­gen Zeitung“ bei welch­er die DVU-Kan­di­datin Peg­gy Müller als Chefredak­teurin fungierte. Ver­leger war offiziell das „Gen­er­a­tions­bünd­nis 50Plus“, die Kon­tak­tadresse war Weßlaus „Roll­bergeck“ in Bernau.

 

 

Ein Grund mehr sich die Vor­sitzen­den und die Kan­di­dat­en von Lan­des– und Bun­desver­band genauer anzuschauen:

 

 

 

Die Akteure der „Freien Wähler“: 

Hans Jür­gen Malirs ist Lan­desvor­sitzen­der des Lan­desver­band Freie Wäh­ler und Spitzenkan­di­dat für „Zusam­men für Bran­den­burg: Freie Wäh­ler“ (Land­tag) und Freie Wäh­ler Deutsch­land (Bun­destag). Er ist Oberst der Reserve der Bun­deswehr, Autor der Jun­gen Frei­heit und laut einem Bericht auf Indy­media sym­pa­thisiert er offen „mit recht­spop­ulis­tis­chen bis recht­sradikalen Posi­tio­nen“. Malirs trat zudem als Sym­pa­thisant für den geplanten Berlin­er Ableger der Schill-Partei auf.

 

Als Bun­desvor­sitzen­der der Freien Wäh­ler fungiert der Eber­swalder Man­fred Ehlert. Er ist auch gle­ichzeit­ig stel­lvertre­tender Lan­desvor­sitzen­der der Freien Wäh­ler Bran­den­burg und tritt für die Lan­desliste auf Platz 34 an. Auch er war, wie seine Kol­lege Weßlau, aktiv­er Schillan­hänger. 2003 ver­suchte er sich als Bürg­er­meis­terkan­di­dat für die Schill­partei in Eber­swalde, nach­dem er die Wahl zum Lan­desvor­sitzen­dem in Berlin im Novem­ber 2002 ver­lor.

 

 

Gibt man den Namen „Peter Vida“ bei Google ein, so enthüllen bere­its die ersten Beiträge das Wesen dieses Her­rn. 2003 tat er sich als „Unab­hängiger“ mit Dirk Weßlau und Thomas Strese zusam­men. Die bei­de ehe­mals bei der Schill­partei aktiv­en, kooperieren offen mit Neon­azis. 2004 wurde er ent­gültig wegen „parteis­chädi­gen­dem Ver­hal­ten“ aus der CDU gewor­fen. 2005 saß der aktive Burschen­schaftler dann im Studenten_innenparlament der FU. Min­destens eine Veröf­fentlichung in der recht­en Zeitung „Junge Frei­heit“, die vor Nation­al­is­mus nur so trieft, ist bekan­nt. Gern wird auch mit der DVU geplauscht, nicht ver­wun­der­lich, so gehört auch Vida zu dem Her­aus­ge­berkreis der „Unab­hängi­gen Zeitung“.

 

 

Ein Wegge­fährte Vidas ist Dirk Weßlau, eben­falls aus Bernau. Er ist stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der und Geldge­ber der Vere­ini­gung. Er ist Zah­narzt und Besitzer des „Roll­bergecks“ in Bernau, bei dem wie oben erwäh­nt, der ehe­ma­liger NPD Kreisvor­sitzende und DVU-Abge­ord­netei m Barn­imer Kreistag, Mike Sandow, als Haus­meis­ter angestellt war. Weßlau tritt trotz seines Amtes als stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der als Einzel­be­wer­ber für den Bun­destag an. Ob ihn interne Stre­it­ereien oder Strate­gie dazu getrieben haben, bleibt erst ein­mal Spekulation.

 

 

Andere auf der Kan­di­daten­liste wie Gün­ther Span­gen­berg, eben­falls aus Eber­swalde, ken­nen den Kreis um Vida und Weßlau seit eini­gen Jahren. Span­gen­berg will allerd­ings nichts mit Recht­en zu tun haben Vielle­icht sollte er dann bei seinen Bünd­nis­part­nern mal genauer hin­schauen und sich ein Beispiel an Mar­tin Lind­st­edt aus Zossen nehmen. Er hat es bere­its vorgemacht und trat aus der Vere­ini­gung aus.

 

 

Das Gen­er­a­tions­bünd­nis 50Plus“

Das Gen­er­a­tions­bünd­nis 50Plus“ ist kein Ver­band von über 50- Jähri­gen, wie der Name vielle­icht ver­muten lässt. „50Plus“ meint hier „langfristig eine Mehrheit von über 50 Prozent“ zu erre­ichen. Im let­zten Jahr trat­en sie zusam­men mit BVB als Lis­ten­vere­ini­gung für die Kom­mu­nal­wahlen an und es gab damals bere­its Diskus­sio­nen um rechte Posi­tio­nen und Akteure.

 

 

Die Akteure von 50Plus: 

Der Vor­standsvor­sitzende von 50Plus, Wern­er Müller, war einst Lan­desvor­sitzen­der der Repub­likan­er (REP) in Berlin. Auf der Kan­di­daten­liste find­et man zwei Mit­glieder der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Frank­furt Oder, Mein­hard Gutows­ki und Wern­er Voigt. Ähn­lich wie die „Unab­hängige Frak­tion“ in Bernau sind sie in der SVV in Frank­furt Oder isoliert und nehmen am par­la­men­tarischen Geschehen kaum teil. Bei­de saßen bere­its vor den let­zten Kom­mu­nal­wahlen im Stadt­par­la­ment — ange­treten waren sie 2003 für die dama­lige Schill­partei. Gutows­ki sorgte 2006 für Auf­se­hen, als er der NPD einen Saal anmi­etete und als Ansprech­part­ner für die NPD- Ver­anstal­tung fungierte. Sabine Pet­zholtz, Lan­dess­chatzmeis­terin von 50Plus, sowie Nicole Driegert, sie trat zu den Kom­mu­nal­wahlen 2008 an, sind Mitar­bei­t­erin­nen ein­er Zeitar­beits­fir­ma des Berlin­er REP-Funk­tionärs Wolf­gang Seifert.

An dieser Stelle müssten auch Vida und Weßlau der Voll­ständigkeit hal­ber nochmal erwäh­nt wer­den. Vida war von 2007 bis 2009 noch stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der von 50Plus und gab u.a. zusam­men mit Weßlau als „Gen­er­a­tions­bünd­nis 50Plus“ die „Unab­hängige Zeitung“ in Bernau heraus.

 

Verbindung und Absprache zwis­chen „Freien Wäh­lern“ (BVB/ FW) und 50Plus 

 

Freie Wäh­ler? Aber die gibt’s doch schon!

Bere­its vor Beste­hen der Freien Wäh­lern um Malirs und Vida gab es einen Bun­des- sowie Lan­desver­band. Let­zter­er beste­ht bere­its seit den Neun­ziger Jahren in Bran­den­burg und hat sich bere­its von den „neuen“ Freien Wäh­lern dis­tanziert. Eine ähn­liche Stel­lung­nahme find­et sich auch beim Bun­desver­band, der den Lan­desver­band um Malirs im Früh­jahr rauswarf, und nun ankündigt wegen „namen­srechtliche Auseinan­der­set­zun­gen vor Gericht“ zu ziehen.

 

 

Hin­ter der Grün­dung der Freien Wäh­ler steckt eine Strate­gie des „zen­tralen Kreis­es“ um Vida, Weßlau, Müller, Malirs und Ehlert. Bewusst wolle man nach den Erfol­gen der Freien Wäh­lern in Bay­ern, auf die „Werbe­mas­chine“ auf­sprin­gen und vom „Hype des Namens Freie Wäh­ler“ prof­i­tieren, so heißt es in E‑Mails. Nicht nur der Name wurde über­nom­men, auch das Logo der Freien Wäh­ler find­et sich in abge­wan­del­ter Form wieder. Sehr aus­führlich berichtete dazu im August die Barn­imer Bürgerpost.

 

 

Ein neuer, medi­en­wirk­samer­er Name war da, also musste der alte Name „BVB“ ver­schwinden. Wohl auch um sich von der schlecht­en Presse im let­zten Jahr reinzuwaschen. Die Inter­net­seite www.bvb-50plus.de leit­et nun auf die Seite www.bvb-fw.de weit­er. Dort wiederum wird allein für die Liste „Zusam­men für Bran­den­burg: FREIE WÄHLER“ gewor­ben. Genau wie bei der „Unab­hängi­gen Zeitung“ von 50Plus ste­ht erneut Weßlaus „Roll­bergeck“ im Impres­sum der Inter­net­seite. Wieder ein Briefkästen mehr in seinem Geschäft­shaus. Der Briefkas­ten der „Unab­hängi­gen Zeitung“ ist nach ein­er Anzeige und dem Auf­se­hen um die DVU-Kan­di­dat­en Peg­gy Müller jedoch seit ver­gan­genem Herb­st ver­schwun­den. Bis heute wollen sich Weßlau und Vida nicht zu ihren DVU- und NPD-Kon­tak­ten äußern.

 

 

Ein Spiel mit Namen, Posten und Biografien

 

Klar ist, es geht nicht um Inhalte — diese find­en die Wähler_innen in den Pro­gram­men bei­der Bünd­nisse wenig — son­dern um Täuschung. Täuschung durch ein geschick­tes Spiel mit Namen, Vor­sitzen und Funk­tio­nen. Sitze in Par­la­menten sollen Ser­iösität sug­gerieren, eine Vielzahl von Per­so­n­en, die meist von ein­er Vere­ini­gung zur Näch­sten sprin­gen, sollen Größe und Vielfalt demon­stri­eren. Doch bei genauem Blick ist ein Großteil lediglich Fas­sade, denn der „zen­trale Kreis“ speist sich nur aus eini­gen weni­gen Per­so­n­en. An Peter Vida lässt sich das deut­lich erken­nen: Von 2007 bis 2009 noch stel­lvertre­tender Bun­desvor­sitzen­der von 50Plus, dann Vor­sitzen­der von BVB (auch in der gemein­samen Liste von BVB und 50Plus) musste der Name „BVB“ nun ver­schwinden. Nichts­destotrotz wollte er die „Koor­di­na­tion und Strate­gier­pla­nung“ für die Land­tagswahlen sowohl für 50Plus als auch das neue Pro­jekt „Freie Wäh­ler“ übernehmen.

 

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Mehrere 100 gegen 25 Neonazis in Zossen

Pein­lich­er Auftritt von Neon­azis in Zossen – Erfol­gre­iche und störungs­freie Eröff­nung des „Haus­es für Demokratie“

Am heuti­gen Sam­stag wurde von der Bürg­erini­tia­tive gegen Recht­sex­trem­is­mus „Zossen zeigt Gesicht“ das soge­nan­nte „Haus der Demokratie“ mit einem Fest eröffnet. Mit mehr als 250 Teil­nehmern, diversen Diskus­sion­srun­den und Führun­gen durch das Haus kann die Ver­anstal­tung als voller Erfolg gew­ertet wer­den.
Nach Pla­nung der Organ­isatoren soll das Haus zukün­ftig Anlauf- und Tre­ff­punkt für zivilge­sellschaftlich­es Engage­ment sein und zur Par­tizipa­tion an poli­tis­chen Prozessen ermutigen. 
Seit ger­aumer Zeit ist die Ini­tia­tive daher auch im Fokus der örtlichen Neon­aziszene. In der Ver­gan­gen­heit kam es bere­its mehrfach zu Dro­hun­gen gegen Mit­glieder und recht­en Schmier­ereien.
So ver­sucht­en auch heute die „Freien Kräfte Tel­tow-Fläming“ gegen das Haus zu wet­tern und führten eine großspurig angekündigte Demon­stra­tion mit lediglich 25 Teil­nehmerIn­nen durch. Die mit einem Großaufge­bot angerück­te Polizei machte das Fiasko für die Recht­en kom­plett als sie dafür sorgte, das der Aufzug auf­grund sein­er gerin­gen Größe lediglich auf dem Gehweg stat­tfind­en durfte.
Zu zwei Fes­t­nah­men kam es bei dieser Ver­anstal­tung. Noch am Auf­tak­tort wurde ein Teil­nehmer der Neon­azide­mo festgenom­men, nach­dem er ver­sucht hat­te einen Jour­nal­is­ten zu attack­ieren. Die zweite Fes­t­nahme erfol­gte bei ein­er Zwis­chenkundge­bung am Mark­t­platz, als ein ander­er Neon­azi den zahlre­ich anwe­senden Gegen­demon­stran­ten, die laut­stark gegen die Nazis protestierten, den Hit­ler­gruß entgegnete. 
Tama­ra Levy, Sprecherin der Autonomen Antifa Tel­tow-Fläming [AATF] zum heuti­gen Tag: „Der heutige Tag war aus antifaschis­tis­ch­er Sicht sehr erfol­gre­ich. Die eigentliche Ver­anstal­tung von „Zossen zeigt Gesicht“ kon­nte störungs­frei durchge­führt wer­den und trotz­dem waren am Rande des Nazi­auf­marsches die Gegen­demon­stran­ten sowohl zahlen­mäßig als auch akustisch den Recht­en deut­lich über­legen.“ Die Fes­t­nah­men bei den Neon­azis zeigen Levy zufolge ein­mal mehr, das auch hin­ter ver­meintlich bürg­er­nah auftre­tenden Neon­azis, weit­er­hin die gewalt­tätige, men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie des Nation­al­sozial­is­mus ste­he. Han­delt es sich bei denen, die heute durch Zossens Straßen zogen um diejeni­gen, die den Wahlkampf der NPD in Tel­tow-Fläming machen.
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Bildung & Kultur

Verschwende deine Jugend!

Es ist mor­gens Vier­tel nach sechs und der Weck­er klin­gelt. Mit noch verklebten Augen kriecht man aus der kusche­li­gen Schlum­mer­höh­le, um sich dann tagein, tagaus in das­selbe, fast schon gefäng­nisähn­liche Schul­ge­bäude zu schlep­pen, in dem man von noch müderen Schüler_innen und frus­tri­erten Lehrer_innen erwartet wird. In der ersten Stunde heißt es dann gle­ich: Ger­ade sitzen, artig sein und fleißig mitar­beit­en, damit das Arbeits- und Sozialver­hal­ten, sprich die Kopfnoten1, die später auf der ersten Seite des Zeug­niss­es zu sehen sind, nicht schlecht aus­fall­en. In der näch­sten Stunde gibt es dann den Math­etest zurück und es ist wieder nur eine Vier. Das bedeutet nicht nur jede Menge Ärg­er zu Hause mit den Eltern, son­dern vor allem auch noch mehr Nach­hil­fe am Nach­mit­tag – sofern man sich diese über­haupt leis­ten kann. Und das obwohl die wenige Freizeit, die neben der Schule und Hausauf­gaben am Nach­mit­tag noch bleibt, sowieso schon zukun­ft­sori­en­tiert durchge­plant sein soll: Das heißt Sport im Ver­band, um soziale Fähigkeit­en auszu­bilden und fit zu bleiben, ein Aus­land­s­jahr für bessere Fremd­sprachenken­nt­nisse, frei­willige Hil­fe bei der Organ­i­sa­tion von Schulfesten und selb­st in den Ferien soll man am besten noch ein Prak­tikum machen, um sich schon mal in ver­schiede­nen Berufen auszupro­bieren. Tja. Chillen vorm Fernse­her is nich mehr.

Strenge Lehrpläne, Kopfnoten, blöde Lehrin­halte und autoritäre Lehrer_innen gibt es natür­lich nicht zufäl­lig. Schule ist ein Ort, der nicht los gelöst von der Gesellschaft funk­tion­iert. Die Gesellschaft ist geprägt von Herrschaftsver­hält­nis­sen wie Ras­sis­mus, Kap­i­tal­is­mus und Sex­is­mus. Und deshalb find­en sich diese auch in der Schule wieder. So wird zum Beispiel vom Staat wird bes­timmt was, wie und wo wir ler­nen. Schule soll nur schein­bar in erster Lin­ie Wis­sen ver­mit­teln, in Wirk­lichkeit aber geht es vor allem darum, die Schüler_innen auf das gut vorzu­bere­it­en, was sie später bis zur Rente erwarten wird: die Lohnar­beit und der Kampf auf dem Arbeitsmarkt.

Das beste Beispiel dafür ist die Bew­er­tung (auswendig) gel­ern­ten Wis­sens durch die Noten von 1–6. Die Idee indi­vidu­elles Kön­nen und qual­i­ta­tive Inhalte durch Zahlen zu beschreiben, ist an und für sich schon ziem­lich bescheuert. Tests, Klasse­nar­beit­en und Klausuren wer­den nicht geschrieben, um zu über­prüfen, wie viel man bere­its ver­standen hat, son­dern um Unter­schiede zwis­chen den Schüler_innen herzustellen. Wenn zum Beispiel ein The­ma in der Klasse beson­ders gut ver­standen wurde und in der Klausur alle nur Ein­sen, Zweien und Dreien schreiben, kann die Lehrkraft eventuell damit rech­nen, von der Bezirksver­wal­tung wegen zu guten Ergeb­nis­sen (ander­sherum geht es natür­lich auch) ermah­nt zu wer­den. Noten bes­tim­men ob man das näch­ste Schul­jahr oder sog­ar das Abitur schafft, ob man auf eine Uni­ver­sität kommt und wer später wie viel arbeit­en muss, um davon gut oder weniger gut leben zu kön­nen. Schule legt also die Grund­struk­tur für den eige­nen sozialen Auf- oder Abstieg fest.

Außer­dem fördert Schule die Anpas­sung von Men­schen an Forderun­gen von außen: durch den steten Druck von Zen­suren, Prü­fun­gen und Aus­sortierung­sprodze­duren, das pas­sive Ler­nen, schlechte Arbeits­be­din­gun­gen (wie Schul­büch­er von 1990), das erzwun­gene Ler­nen von teil­weise dubiosen Din­gen (wen küm­mert es schon im realen Leben was die Vorgänge der Mi-und Meiose sind?), die Repres­sion der Lehrer_innen und Eltern etc. All das führt dazu, dass Leute Sachen nicht in Frage stellen und sich ein­schränken. Unser Selb­st­be­wusst­sein wird Stück für Stück kleingemacht. Gle­ichzeit­ig sollen Schüler_innen aber auch „erwach­sen“ han­deln, da die Zukun­ft ja eigen­ver­ant­wortlich bes­timmt würde. Dieses erwach­sene Han­deln drückt sich dann schlichtweg in Ver­hal­tensweisen aus, die im Kap­i­tal­is­mus wichtig sind: Konkur­ren­zfähigkeit, Belast­barkeit, Ehrgeiz. Zukün­ftige Arbeit­steilun­gen wer­den hier hergestellt und ver­fes­tigt. Schule ori­en­tiert sich also im Kap­i­tal­is­mus zwangsläu­fig an den Bedin­gun­gen kap­i­tal­is­tis­ch­er Pro­duk­tion­sweisen und nicht an den Bedürfnis­sen der Men­schen. Aus diesem Grund ist Schulkri­tik auch immer Kapitalismuskritik.

Aber auch, was Geschlechter­ver­hält­nisse bet­rifft, sieht es in der Schule ganz schön duster aus. Kinder und Jugendliche wer­den in Mäd­chen und Jun­gen eingeteilt und als solche in der Schule unter­schiedlich behan­delt. Von Mäd­chen wird angenom­men, sie seien fleißig, streb­sam und ordentlich. Jun­gen hinge­gen wer­den oft eher als faul und unaufmerk­sam, aber fähig ange­se­hen. Wenn sie schlechte Noten bekom­men sind sie eben ein­fach nur faul gewe­sen, bei Mäd­chen liegt es aber am fehlen­den Kön­nen. Im Unter­richt bekom­men Jun­gen generell mehr Aufmerk­samkeit durch Lob und Tadel als Mäd­chen. Dies führt oft dazu, dass Mäd­chen meist weniger selb­st­be­wusst und stolz auf ihre Leis­tun­gen sind, weil sie häu­fig kein bis wenig Feed­back bekommen.

Außer­dem wer­den schon in der Schule kün­ftige Macht­struk­turen vorgelebt: Je höher die beru­fliche Posi­tion im Schul­be­trieb, desto weniger Frauen üben sie aus. So sind in der Grund­schule die meis­ten Lehren­den weib­lich, die Schulleitun­gen sind in den aller­meis­ten Fällen von Män­nern besetzt.

Auch beim The­ma Sprache wer­den Mäd­chen und Frauen in der Schule ver­nach­läs­sigt. Die Rede ist immer nur von „den Schülern“ und „der Schülervertre­tung“. Aus Bequem­lichkeit oder oft auch ganz bewusst, wird also kon­se­quent eine Hälfte der Schüler_innen nicht ange­sprochen. Bei einem Blick in ver­schiedene Schul­büch­er find­et man in vie­len immer noch uralte stereo­type Geschlechter­bilder präsen­tiert. In ihnen wer­den männliche Indi­viduen als Hand­lungsträger dargestellt. Frauen ver­weilen meist nur an deren Seite und sind für den Haushalt, die Kinder und die Gefüh­le zuständig. Von Lehrkräften wird dies nur sel­ten thematisiert.

Das­selbe lässt sich auch in Bezug auf Anti­semitismus in Schul­büch­ern sagen. In dem von ver­schiede­nen Schul­be­hör­den emp­fohle­nen Geschichts­buch „Anno“ aus dem West­er­mann Ver­lag von 1997 wird ohne jegliche Aufk­lärung über Ursachen und geschichtliche Zusam­men­hänge behauptet: „Eine Son­der­rolle spiel­ten die Juden in den mit­te­lal­ter­lichen Städten“, weil sie „hohe Zin­sen“ nah­men: „Für viele Chris­ten waren ihre Schulden bei den Juden erdrück­end. Der Reich­tum weck­te Neid und Haß.“

Die vie­len Progrome an Jüdin­nen und Juden im Spät­mit­te­lal­ter find­en entwed­er über­haupt gar keine Erwäh­nung, oder es wird in diesem Zusam­men­hang von Auswan­derung und Vertrei­bung gesprochen, was nicht nur schlichtweg falsch, son­dern vor allem extrem rel­a­tivierend ist. Auch wis­sen die wenig­sten Schüler_innen, dass Mar­tin Luther anti­semi­tis­che Ver­fol­gun­gen befür­wortete, ja sog­ar forderte. Das liegt wahrschein­lich daran, dass neben dem Kinoaus­flug zu „Luther“ und der Exkur­sion nach Wit­ten­berg ein­fach keine Zeit mehr blieb, ein­mal über Luthers Pam­phlet „Von Juden und ihren Lügen“ (1543) zu sprechen. In diesem ruft er näm­lich zur Ver­bren­nung von Büch­ern und Syn­a­gogen und zur Ver­sklavung der jüdis­chen Bevölkerung auf.

Dies sind nur einige wenige Gründe, warum wir der Mei­n­ung sind, Schule in ihrer jet­zi­gen Form gehört abgeschafft! Bil­dungspoli­tik kann nicht unab­hängig von gesamt­ge­sellschaftlichen Prozessen betra­chtet wer­den. Daher heißt es für uns: Schulkri­tik ist und bleibt Gesellschaftskritik!

Doch wohin mit unser­er Kri­tik und wie damit arbeit­en? Wie kön­nen emanzi­pa­torische Inter­ven­tion­s­möglichkeit­en ausse­hen? Und wie kön­nen wir uns ganz konkret im All­t­ag gegen Ungerechtigkeit­en in Schule und Uni wehren?

Um Antworten auf diese und viele andere Fra­gen zu find­en, laden wir zum bil­dungskri­tis­chen Spek­takel ein. Es hat das Mot­to: „Ver­schwende deine Jugend!“ und find­et vom 7.–9. August auf dem Fusion-Gelände in Lärz bei Berlin statt. Wenn ihr Lust habt auf jede Menge Work­shops, span­nende Diskus­sio­nen und ne fette Par­ty, dann kommt zum Spektakel!

Mehr Infos, Pro­gramm und Anmel­dung zum Spek­takel unter: www.jdjl-brandenburg.de

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Arbeit & Soziales Bildung & Kultur

Studierst du noch oder denkst du schon?

Frank­furt (Oder) — Nach der Medi­en­präsenz zu urteilen, war Frank­furt (Oder) eine Hochburg des Bil­dungsstreiks. Real­is­tisch betra­chtet trifft das sich­er nicht zu, doch auch wenn keine Hun­dertschaften auf die Straße gin­gen, war der Bil­dungsstreik präsent und in viel­er Munde.

In Frank­furt sahen die Organisator_innen von Aktio­nen wie Demo oder Dauer­camp ab und set­zte eher auf kleine Aktio­nen, die die Men­schen aufmerk­sam machen soll­ten, auf die Missstände in der Bil­dung all­ge­mein, aber auch speziell an der Viad­ri­na selb­st. Zwis­chen Flash­mobs am Mon­tag wurde das Bil­dungs­bier unter dem Mot­to: “Bil­dung ist auch dein Bier” als Blick­fang, Fly­er und Frank­furter Forderungskat­a­loge verteilt um mit anderen Studieren­den ins Gespräch zu kom­men und Infor­ma­tio­nen zur Ver­fü­gung zu stellen.

Der Dien­stag wurde von ein­er Podi­ums­diskus­sion bes­timmt, zu der Auswär­tige wie Andreas Keller (GEW) oder Peer Jür­gens (Land­tagsab­ge­ord­neter Links­frak­tion) eben­so geladen waren wie lokal Involvierte, darunter auch die Vizepräsi­dent der Viad­ri­na. Nicht nur das Podi­um sel­ber entspann sich sehr schnell in ein­er leb­haften Diskus­sion, son­dern auch von Seit­en des haupt­säch­lich stu­den­tis­chen Pub­likums wurde mit­disku­tiert und ins­beson­dere auf lokale Mißstände bezüglich der stu­den­tis­chen Mit­sprache Bezug genommen.

Am Mittwoch öffnete spon­tan ein Pro­fes­sor der kul­tur­wis­senschaftlichen Fakultät seine Ver­anstal­tung für eine öffentliche Diskus­sion zu der sich let­zten Endes nicht nur Studierende, son­dern auch eine Rei­he Dozierende ein­fan­den. Zu Mit­tag wurde die Ruhe durch eine sarkastis­che Bach­e­lorver­steigerung gestört getreu dem Gedanken: “Wie würde es wohl ausse­hen, wenn die Ver­w­er­tungslogik des Bil­dungssys­tems kon­se­quent zu Ende gedacht wird?” Den Abschluss bildete die gut besuchte Bil­dungspar­ty, auf der es an allen Eck­en und Enden zu Diskus­sio­nen über die Streik­woche, zukün­ftige Pro­jek­te und Möglichkeit­en und die Aktio­nen in Ffo und Mobil­isier­barkeit der Studieren­den­schaft kam.

Der Bil­dungsstreik hat an der Oder keine Massen mobil­isiert, aber so manche Diskus­sion und Gedanken angeregt und die Beteili­gung stieg von Tag zu Tag. Zudem wird langfristig darüber nachgedacht eine unab­hängige hochschulpoli­tis­che Gruppe einzuricht­en, die weit­er im Sinne des Bil­dungsstreik auf Missstände aufmerk­sam macht, und an Verän­derun­gen arbeit­et. Zum Teil gab es jedoch auch heftige Abwehrreak­tio­nen auf die angestrebten Aktio­nen — sowohl von Dozieren­den als auch von Studieren­den Seite. Es gilt weit­er zu informieren und zu trans­portieren, das Bil­dungsstreik nicht ein­fach ein Nein zu Stu­di­enge­bühren heißt, son­dern ein weites Feld für Kri­tiken an Ver­schu­lung, Unter­fi­nanzierung, Ent­demokratisierung, und allem was damit ver­bun­den ist, auf vielfälti­gen Ebe­nen bedeutet.

Den aus­führlichen Forderungskat­a­log, Fly­er und weit­ere Infos find­et ihr unter: http://bildungsstreikviadrina.wordpress.com/

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Bildung & Kultur

Bildungsstreik in Eberswalde

Am 17.06.09 wer­den bun­desweit tausende Schü­lerIn­nen, Studierende und viele andere auf die Straße gehen um für ein besseres Bil­dungssys­tem zu streiken. Auch in Eber­swalde organ­isiert eine Gruppe von Studieren­den und Schü­lerIn­nen eine Demon­stra­tion für Mittwoch um 12Uhr auf den Eber­swalder Marktplatz.

Auch in Eber­swalde geht es darum ein Zeichen zu set­zen. Allein die Schließung der Albert-Ein­stein-Schule und der Kita im Bran­den­bur­gis­chen Vier­tel sind Gründe genug zu streiken.“ Sagt Sebas­t­ian Wal­ter, Schüler­sprech­er des Gym­na­si­ums Finow und Mit­glied im Bil­dungsstreikkomi­tee, nach sein­er Mei­n­ung gehe es im heuti­gen Bil­dungssys­tem nur noch darum schnell­st­möglich junge Men­schen für die Wirtschaft ver­w­ert­bar zu machen. Begriffe wie „Humankap­i­tal“ seien Aus­druck für die heutige Ver­w­er­tungslogik, der Bil­dungsauf­trag dro­ht immer­mehr in den Hin­ter­grund zu ger­at­en, weil die Lehrer gar keine Zeit haben genug Wis­sen für das alltägliche Leben zu ver­mit­teln, so Wal­ter weiter.

Der Bil­dungsstreik in Eber­swalde richtet sich dage­gen, dass Kitas, Schulen und Unis immer mehr zu Lern­fab­riken wer­den. „Es kann ein­fach nicht sein dass den Banken in kürzester Zeit Mil­lio­nen Beträge zur Ver­fü­gung gestellt wer­den und gle­ichzeit­ig beim Bil­dungssys­tem ges­part wird!“ , heißt es im Eber­swalder Streikaufruf, der vom AstA der FH Eber­swalde, der linksju­gend [’sol­id], Studieren­den­ver­band DieLinke.SDS und ver­schiede­nen Gew­erkschaften unter­stützt wird. Es geht nicht darum, gegen eine einzelne Schule oder gar gegen Lehrer zu demon­stri­eren, son­dern darum ein Zeichen gegen das gesamte Bil­dungssys­tem und die heutige Bil­dungspoli­tik zu set­zen. Deshalb sollen auch Schulleit­er und Lehrer gemein­sam für eine bessere Bil­dung zu demon­stri­eren, so das Streikkomitee.

 

Das Streik­enden ruft alle Schü­lerin­nen, Studieren­den und das Lehrper­son­al dazu auf sich an der Demon­stra­tion am Mittwoch zu beteili­gen, wenn sie auf unter­bezahltes und gestresstes Lehrper­son­al, zu volle Klassen, sub­jek­tive Noten, Stu­di­enge­bühren und Zwei-Klassen-Bil­dung, „keinen Bock haben“.

Für bessere Bildung!

 

Wir fordern:

* mehr Selb­st­bes­tim­mung für Lernende

* die Demokratisierung des Bildungssystems

* die öffentliche Aus­fi­nanzierung aller Bildungseinrichtungen

* die Verbesserung von Lehr- und Lernbedingungen

* die Abschaf­fung aller Bildungsschranken

* eine kosten­freie Bil­dung und gle­iche Chan­cen für alle

 

Gemein­sam für ein bessere Bildungssystem!

Mittwoch – 12 Uhr – Mark­t­platz Eberswalde

 

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Hallo Potsdam” — neues Zeitungsprojekt

Hal­lo Potsdam!

ist der Titel ein­er Zeitung, welche in den let­zten Monat­en von Dutzen­den Pots­damerin­nen und Pots­damern geschrieben, gestal­tet und erar­beit­et wurde. Wir haben die Debat­te über Jugend­kul­tur und Freiräume zum Anlass genom­men, um uns kri­tisch mit der Sit­u­a­tion in der Stadt zu beschäfti­gen, in der wir leben. 

 

Es ist, wie es ist!“

war die Aus­sage eines umfan­gre­ichen Inter­views mit dem Ober­bürg­er­meis­ter, Her­rn Jakobs. Das woll­ten wir gern nach­prüfen. Wie ist es in der Stadt, in den ver­schiede­nen Stadt­teilen? Warum ist Pots­dam zur teuer­sten Stadt der neuen Bun­deslän­der gewor­den, wie leben die Men­schen hier damit? Wir haben ver­sucht, die Struk­turen, Zwänge und Mech­a­nis­men her­auszufind­en, die Pots­dam so gemacht haben, wie es jet­zt ist: Mit ges­per­rten Ufer­we­gen, Parkkon­trollen und geschlosse­nen Jugend­klubs, aber auch mit span­nen­den Kul­tur­pro­jek­ten, alter­na­tiv­en Wohn­pro­jek­ten und sozialem Engage­ment. Wir haben ver­sucht, Freiräume, Moti­va­tion und Ideen zu beschreiben, die dafür sor­gen, dass es bis heute auch das andere Pots­dam gibt: Selb­st­bes­timmt, emanzi­pa­torisch und engagiert.

Natür­lich wollen wir mit der Zeitung vor allem der Aus­sage „Es ist, wie es ist!“ wider­sprechen! Pots­dam ist so, wie wir es wollen. Und wir wollen ein anderes Pots­dam! Kein preußis­ches Dis­ney­land, keine Gate- Com­mu­ni­ty, kein Investi­tion­sob­jekt für Neure­iche. Unser Pots­dam bietet genug Freiräume für die ver­schiedene Kul­turen, unser Pots­dam inte­gri­ert Migran­tInnen, unser Pots­dam lässt ver­schiedene Lebensen­twürfe zu, unser Pots­dam hat Mieto­ber­gren­zen, freie Fahrrad­wege, jede Menge Gemein­schaft­spro­jek­te und ist lebendig, far­ben­froh und offen.

Mit diesen Aus­sagen, ver­mit­telt in ganz unter­schiedlichen und kreativ­en redak­tionellen For­men mis­chen wir uns in die Diskus­sion um die weit­ere Entwick­lung der Stadt Pots­dam ein.

Ab dem 28. Mai 2009 kön­nen sich alle Men­schen dieser Stadt auf eine kosten­los verteilte Zeitung freuen, die für jede/n was bietet: Artikel zum Stad­tum­bau und zur Mieten­twick­lung, Kom­mentare, ein neues Wür­fel­spiel, ein etwas anderes Inte­view mit dem Ober­bürg­er­meis­ter, viele Bilder, die eine neue Sicht auf die Stadt bieten, Karika­turen und die Vorstel­lung der vie­len emanzi­pa­torischen Pro­jek­te dieser Stadt. Dafür haben wir die Zeitung in ein­er Auflage von 40.000 Exem­plaren gedruckt.

An der Diskus­sion, die wir damit anstoßen wollen, kann sich jed­er außer­dem auf fol­gen­der Inter­net­seite beteili­gen: www.hallo-potsdam.org

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(Anti)militarismus Bildung & Kultur

Bernau: Bundeswehr in Gymnasium gestört

Am 15. Mai wurde zum Protest nach Bernau bei Berlin gerufen. In einem dor­ti­gen Gym­na­si­um fand eine Aus­bil­dungs- und Stu­di­en­börse statt, auf der zahlre­iche Aussteller, darunter Rüs­tungskonz­erne, die Polizei und eben auch die Bun­deswehr, Kinder und Jugendliche für sich begeis­tern wollten.

 

Die öffentliche Mobil­isierung in Zeitun­gen (unter anderem taz) und im Inter­net (Indy­media, antimil.blogsport.de) führten dazu, das die Ver­ant­wortlichen unruhig wur­den und schon frühzeit­ig die Polizei ein­schal­teten. Am 15. Mai bot sich dann in und um die Bernauer Lohmüh­len­straße das fol­gende Bild: Es gab eine mas­sive Polizeipräsenz, zahlre­iche Polizeifahrzeuge um das Schul­gelände, zahlre­iche zivile und uni­formierte Polizei in der Schule. Außer­halb des Schul­gelän­des gab es einen kleinen Info­s­tand, auf dem Flug­blät­ter, Zeitun­gen, Broschüren und CDs gegen die Bun­deswehr, gegen deren Rekru­tierungsver­suche und für Musterungsver­weigerung auslagen.

Seit Jahren gibt es Proteste gegen die Bun­deswehr bei dieser Bernauer Ver­anstal­tung. In diesem Jahr war die Bun­deswehr, anders wie ursprünglich vorge­se­hen, nicht mit ihrem Info-Truck vor Ort. Ein­er ihrer Info-Trucks wurde schließlich einige Tage zuvor in Heil­bronn abge­fack­elt. Die Bun­deswehr hat­te Angst und zog sich in einen Klassen­raum zurück, wo sie nur einen Tisch hat­te, zusam­men mit bzw. neben der Bun­de­spolizei. Auf den Tis­chen in den Fluren und im Lichthof der Schule lagen Infor­ma­tions­blät­ter, die sich gegen die Präsenz der Bun­deswehr aussprachen.

Ähn­lich wie bei anderen angekündigten Protesten gegen Bun­deswehr-Rekru­tierungsver­anstal­tun­gen in Arbeit­sämtern beschränk­te die Bun­deswehr ihre Präsenz aufs nötig­ste und verzichtete auf das Brim­bo­ri­um der Vor­jahre. Die Ver­ant­wortlichen hat­ten Bedenken, dass es zu Auss­chre­itun­gen am Stand der Bun­deswehr kommt und auch, dass die Bun­deswehr schlechte Presse erhält.

Wer die Bun­deswehr ein­lädt, muss damit rech­nen, seine Ver­anstal­tun­gen nur mit mas­siv­er Polizeipräsenz durch­führen zu kön­nen. Dass die Bernauer Stu­di­en- und Aus­bil­dungs­börse zu ein­er Polizeimesse wurde — und dies in den näch­sten Jahren bleiben wird — ist Anti­mil­i­taristin­nen und Anti­mil­i­taris­ten zu ver­danken, die es nicht ein­se­hen, dass die Bun­deswehr in Schulen für die Aus­bil­dung zum Krieg wirbt.

Inforiot