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Anarchistische Tage Potsdam 2019

Was sind die anarchistischen Tage?

In erster Lin­ie eine Gele­gen­heit für Anarchist*innen und Sympathisant*innen, einan­der ken­nen zu ler­nen und sich gegen­seit­ig zu bilden. Dafür haben wir auch ein Pro­gramm mit Vorträ­gen und Diskus­sio­nen ent­wor­fen. Aber natür­lich gibt es an den Woch­enen­den auch einen Ort, an dem wir ein­fach gemein­sam rumhän­gen, reden und essen können.

Wozu sind die anarchistischen Tage gut?

Wir wollen anar­chis­tis­che Per­spek­tiv­en, Hand­lungs- und Organ­isierungsmöglichkeit­en sicht­bar machen. Durch die Ver­anstal­tun­gen soll eine Grund­lage für das Forschen nach herrschafts­freier Prax­is geboten wer­den. Sicht­barkeit und Plat­tfor­men für Anarchist*innen fehlen unserem Ein­druck nach in Pots­dam, dabei bilden sie eine wichtige Voraus­set­zung dafür, dass der Anar­chis­mus irgend­wann mal wieder gesellschaftsverän­dernde Kraft entwick­eln kann. Dieses Jahr inter­essiert uns beson­ders die Frage nach Erfahrun­gen und Ansätzen anar­chis­tis­ch­er Organ­i­sa­tions­bil­dung. Das spiegelt sich im Ver­anstal­tung­spro­gramm wider, aber wir haben auch an ver­schiedene Tre­f­fen zur Net­zw­erk­bil­dung vorge­se­hen, wo konkrete Pläne zur anar­chis­tis­chen Organ­isierung in Pots­dam entwick­elt wer­den können.

Wenn Ihr fra­gen habt oder Pen­nplätze braucht, schreibt uns: atagepdm[ ät ]riseup.net

Programm A‑Tage 2019

Das ist das Pro­gramm für die Anar­chis­tis­chen Tage Pots­dam 2019. Einiges befind­et sich noch in Arbeit, deshalb kön­nen sich Ter­mine auch noch ändern. Wenn Ihr Fra­gen zu Über­set­zung, Bar­ri­ere­frei­heit oder Kinder­be­treu­ung bei einzel­nen Ver­anstal­tun­gen habt, schreibt uns gerne: atagepdm[ ät ]riseup.net.

27.03.2019 20:00 Buch­laden Sputnik
Das Pro­jekt A — Vor­trag und Diskus­sion mit Lou Marin, Marseille
„Anar­chie ist Mach­bar, Frau Nach­bar!“ — diesen Spon­ti-Spruch nahm der Autor und Pub­lizist Horst Stowass­er ernst und legte 1985 mit sein­er Broschüre „Das Pro­jekt A“ einen Entwurf vor, wie eine Kle­in­stadt durch Anarchist*innen über­nom­men und ein Pro­jek­ta­n­ar­chis­mus real­isiert wer­den kann. Die Umset­zung erfol­gte in Neustadt an der Wein­straße. Zur Hochzeit gab es 14 Betriebe, etwa 100 Aktive waren beteiligt. 1994 kam es zum Bruch, Betriebe gin­gen pleite, lösten sich auf oder ver­war­fen das Kollek­tivprinzip. Heute beste­ht noch etwa die Hälfte der Pro­jek­te in Neustadt.
Lou Marin referiert über das Leben und die Strate­giean­sätze Horst Stowassers. Als Beispiel des Pro­jek­ta­n­ar­chis­mus wird das „Pro­jekt A“, dessen Ver­lauf und Scheit­ern vorgestellt. Anhand von anderen Prax­is­beispie­len wollen wir her­aus­find­en, was die Sta­bil­ität eines lan­glebi­gen anar­chis­tis­chen Pro­jek­tes ausmacht.

28.03.2019 19:00 Dortu65
Filmabend Zap­atis­tis­che Bewe­gung — Der Auf­s­tand der Würde
Filmabend mit offe­nen Diskus­sion­srunde zur zap­atis­tis­chen Bewe­gung in Mexiko. Was kommt nach der Rev­o­lu­tion und wie entwick­eln sich selb­st-organ­isierte Struk­turen wer­den wir im Film erfahren. “Die Doku­men­ta­tion bietet eine Ein­führung in das The­ma, anschauliche Ein­blicke in selb­stver­wal­tete Gesundheits‑, Bil­dungs- Land­wirtschafts- und Kollek­tivpro­jek­te, das Poli­tikver­ständ­nis und die inter­na­tionale Bedeu­tung der Bewe­gung.” Der Auf­s­tand der Würde — Mexiko/Deutschland 5/2007

29.03.2019 19:00 frei­Land — hausZwei
Ein­führung in den Anarchismus
Die anar­chis­tis­chen Tage Pots­dam sind in erster Lin­ie eine Gele­gen­heit für Anarchist*innen und (poli­tisch) Inter­essierte, einan­der ken­nen zu ler­nen und sich gegen­seit­ig zu bilden. Dabei soll eine Grund­lage für das Forschen nach herrschafts­freier Prax­is geboten wer­den. Wir wollen anar­chis­tis­che Per­spek­tiv­en, Hand­lungs- und Organ­isierungsmöglichkeit­en sicht­bar machen. Bei der Auf­tak­tver­anstal­tung wollen wir unser Ver­ständ­nis anar­chis­tis­ch­er Poli­tik zur Diskus­sion stellen. Gemein­sam mit Euch möcht­en wir besprechen, wo und wie Anarchist*innen in Pots­dam tätig sind und wie Inter­essierte tätig wer­den kön­nen. Dazu wollen wir auch mit den prak­tis­chen Defiziten und den Schwächen in der Reflex­ion ehrlich umge­hen, die wir in unserem derzeit­gen poli­tis­chen Han­deln iden­ti­fizieren. An die Ergeb­nisse der Diskus­sion kann im Laufe der A‑Tage bei Tre­f­fen zur Net­zw­erk­bil­dung angeknüpft wer­den. So sollen Konzepte zur Organ­isierung anar­chis­tis­ch­er Poli­tik in Pots­dam entstehen.

30.03.2019 14:00 KuZe
Sol­i­darische Landwirtschaft
Vor­trag der Sterngartenodyssee

30.03.2019 16:00 KuZe
FAU — Wie funk­tion­iert das? Vor­trag und Gespräch mit der FAUB Sek­tion Potsdam
Wie ist die FAU – lokal in Berlin, bun­desweit sowie inter­na­tion­al – organ­isiert und ver­net­zt? Was macht eine syn­dikalis­tis­che Gew­erkschaft über­haupt aus? Ein­führung für Interessierte.

30.03.2019 18:00 KuZe
Anar­chis­tis­ch­er Antirassismus
Vor­trag mit Theo

30.03.2019 21:00 Dortu65
Soli­par­ty in der Dortu65 mit DJanes HipHop — Punkrock — 80s. Erlöse gehen an ein selb­stor­gan­isiertes Bil­dung­spro­jekt in Mexiko. Cock­tails gibt’s auch

31.03.2019 15:00 Buch­laden Sputnik
Fem­i­nis­tis­che Hausprojekte
Vor­trag mit Aktivistin­nen* der Liebig 34

31.03.2019 16:00Buchladen Sputnik
Fem­i­nis­tis­che Gewerkschaftsarbeit
Vor­trag der FAUB Sek­tion Potsdam

31.03.2019 17:00Buchladen Sputnik
Möglichkeit­en anar­chafem­i­nis­tis­ch­er Organisierung?
Gespräch­srunde mit anar­chafem­i­nis­tis­chen Aktivist*innen

31.03.2019 19:00 Buch­laden Sputnik
Beziehungsweise Rev­o­lu­tion – für eine bewe­gung­sori­en­tierte The­o­riear­beit!, Vor­trag von Jens Störfried
„Nicht darum, Kap­i­tal­is­mus bess­er zu ver­ste­hen, geht es, son­dern darum, ihn leichter zu verän­dern”, schreibt Bini Adam­czak in ihrem aktuellen The­o­riebuch „Beziehungsweise Rev­o­lu­tion”. Darin the­ma­tisiert sie, wie sich über Rev­o­lu­tion, Utopie und den Kampf gegen Herrschaftver­hält­nisse heute vernün­ftig reden lässt. Sie sucht nach Ansatzpunk­ten für eine emanzi­pa­torische Gesellschaftsverän­derung und strebt danach, ver­schiedene poli­tis­che Strö­mungen ein­er zer­split­terten gesellschaftlichen Linken in ein gemein­sames Pro­jekt zusam­men zu brin­gen. Für rev­o­lu­tionäre Prozesse zen­tral sind dabei inter­es­san­ter­weise Geschlechter­ver­hält­nisse, das Denken von und in Beziehun­gen und die Arbeit an ihnen zur Ver­wirk­lichung von Sol­i­dar­ität. Der Vor­trag gibt einen Ein­stieg in das Buch von Bini Adam­czak, soll Lust auf eine bewe­gung­sori­en­tierte The­o­riear­beit machen und Anstöße für ein Nach­denken über sozial­rev­o­lu­tionäre Trans­for­ma­tio­nen bieten.

01.04.2019 19:00 Café 11-line
Das Ver­hält­nis zwis­chen Indi­vidu­um und Gemein­schaft. Unter­suchung eines zen­tralen Span­nungs­feldes im Anar­chis­mus, Vor­trag von Jens Störfried
Die anar­chis­tis­che Tra­di­tion, The­o­rie und Bewe­gung ist durch­zo­gen von ver­schieden­sten Span­nungs­feldern. Han­delt es sich dabei aber um Wider­sprüche, wenn die Vielfalt ger­ade ein Merk­mal des Anar­chis­mus ist? Wenn nicht, worin beste­ht dann der gemein­same Nen­ner unter­schiedlich­er anar­chis­tis­ch­er Posi­tio­nen? Meine These lautet, dass ein Denken in Para­dox­ien als grundle­gen­des Merk­mal des Anar­chis­mus gel­ten kann. Und dies finde ich dur­chaus begrüßenswert. Mit einem bes­timmten Schema habe ich am Beispiel von zahlre­ichen anar­chis­tis­chen Quel­len­tex­ten unter­sucht, wie sich das span­nungsvolle Ver­hält­nis zwis­chen Kollek­tivis­mus und Indi­vid­u­al­is­mus im Anar­chis­mus gestal­tet. Wann gilt in diesen Kollek­tiv­ität als Zwangs­ge­mein­schaft? Welche Form des Indi­vid­u­al­is­mus beruht let­z­tendlich nur auf einem bürg­er­lichen Ver­ständ­nis? Was gilt Anarchist*innen als ein sin­nvolles Ver­ständis und Ver­hält­nis von Einzel­nen und Gemeinschaft?

02.04.2019 19:00 frei­Land — clubMitte
Ras­sis­mus in der linken Szene
Vor­trag mit Cimot

02.04.2019 ab 20Uhr Olga
Tekchix — Mol­li Tresen
Du willst eine Ver­anstal­tung organ­isieren, aber was ist mit der Tech­nik? Die TCX Crew wird alle eure Fra­gen über Ton und Licht­tech­nik beim Mol­li-Tre­sen in der Olga beant­worten und über ihre Arbeit erzählen. Nur für FLTI*s

03.04.2019 19:00Bar Gelb
Kon­sens­demokratisch wirtschaften — eine prak­tik­able Alter­na­tive?, Vor­trag des Pre­mi­um Kollektivs
20.000 Endkund*innen, 1700 gewerbliche Part­ner, 256 Kollektivist*innen, 25mg Kof­fein, 17 Jahre Wirtschaft hack­en, 4 Getränke, 1 Kollek­tiv, im Kon­sens. Gre­gor May erzählt aus der kollek­tiv­en Zusammenarbeit.

04.04.2019 19:00 Café 11-line
Rad­i­cal Queerness

05.04.2019 19:00 La Datscha
Netzwerkbildung
Hier ist Raum für die gemein­same Über­legung und Arbeit Möglichkeit­en anar­chis­tis­ch­er Organ­isierung in Potsdam!

06,04.2019 16:00 Bar Gelb
„Wer hat uns ver­rat­en?” (Konter–)Revolution 1919 und die Rolle der SPD, Vor­trag mit Felix
Vor hun­dert Jahren war in Deutsch­land eine Rev­o­lu­tion im Gange. Im Win­ter 1918 hat­ten die Kiel­er Matrosen ihren Vorge­set­zten den Gehor­sam ver­weigert, damit den Ersten Weltkrieg been­det und einen Auf­s­tand begonnen. Das Feuer der sozialen Rev­o­lu­tion erstreck­te sich bald auf ganz Deutsch­land, Räte wur­den gegrün­det, der Kaiser musste fliehen, die ganze alte Ord­nung schien dem Unter­gang gewei­ht. Doch die Flamme der Rev­o­lu­tion erlosch so schnell wie sie ent­facht wor­den war: Unter der neuen SPD-geführten Reich­sregierung, die von einem Großteil der Arbeiter*innen gewählt und unter­stützt wor­den war, wur­den die radikalen Bestre­bun­gen eben dieser Arbeiter*innen erstickt und bis aufs Blut bekämpft.Wie kon­nte es dazu kom­men? Wir wollen einen Blick auf die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie wer­fen und ver­suchen zu ver­ste­hen, was vor hun­dert Jahren schief lief. Denn die Rolle, die die SPD in den Rev­o­lu­tion­s­jahren 1918 & 1919 (und davor) spielte, gibt Linken auch heute noch gute Gründe, Parteien nicht über den Weg zu trauen…

06.04.2019 18:00 Bar Gelb
Herrschaft und Aus­beu­tung im Bildungssystem
Vor­trag mit Aktivist*innen von Lern­fab­riken…meutern!

07.04.2019 14:00 Buch­laden Sputnik
Netzwerkbildung
Hier ist Raum für die gemein­same Über­legung und Arbeit Möglichkeit­en anar­chis­tis­ch­er Organ­isierung in Potsdam!

07.04.2019 18:00 Buch­laden Sputnik
(Sprach-)Barrieren ein­reißen — Grün­dung eines anar­chis­tis­chen Übersetzungskollektivs
Lib­ertäre und linksradikale Grup­pen im deutsch- und englis­chsprachi­gen Raum und ihre Analy­sen haben oft einen soziokul­turell auf west­liche Indus­tri­es­taat­en zen­tri­erten Blick. Das liegt nicht zulet­zt daran, dass Texte von lib­ertären Men­schen und Grup­pen aus anderen Erdteilen weniger oft über­set­zt wer­den. Das kön­nen wir ändern, d.h. diejeni­gen von uns, die mehrere Sprachen sprechen und Lust darauf haben, lib­ertäre Doku­mente (Texte, Audios, Videos) zu über­set­zen und damit poten­tiell mehr Men­schen zugänglich zu machen. Über­set­zun­gen wer­den auch in anderen Kon­tex­ten lib­ertär­er Prax­is (Proteste, Aufrufe, Ver­net­zungstr­e­f­fen, Info-Ver­anstal­tun­gen, etc.) benötigt. Dieses Tre­f­fen soll Anarchist*innen zusam­men­brin­gen, die Spaß an Sprachen haben und Lust haben ihre Sprach­fähigkeit­en in die Ver­bre­itung von lib­ertären Gedanken einzubrin­gen. Dabei ist es egal, ob schon Erfahrung mit Über­set­zungs- oder Lek­torat­sar­beit vorhan­den sind. Wir fan­gen bei null an: Ken­nen­ler­nen, Ideen und Zielset­zun­gen aus­tauschen, Net­zw­erke knüpfen, …

08.04.2019 19:00 Café 11-line
Gew­erkschaftliche Organ­isierung in der Schule
Gespräch mit der Anar­chosyn­dikalis­tis­chen Jugend Potsdam

09.04.2019 18:1 5kontet
Der Fem­i­nis­tis­che Lesekreis meets A‑Tage — Gemein­sames Lesen mit dem fem­i­nis­tis­chen Lesekreis Potsdam
Vor Ort wer­den wir einen Text über fem­i­nis­tis­che Organ­isierung außer­halb des Patri­ar­chats zusam­men vor­lesen. Der Lesekreis bringt den Text mit. Welchen, wird noch bekan­nt gegeben. Everybody’s welcome

10.04.2019 19:00 La Leander
Der Fall Oury Jal­loh — Sys­tem­a­tis­ch­er Ras­sis­mus in der Jus­tiz, Vor­trag der Ini­tia­tive in Gedenken an Oury Jalloh
Oury Jal­loh war ein Asyl­suchen­der, der aus dem Bürg­erkrieg in Sier­ra Leone nach Deutsch­land geflüchtet war. Er wurde am 7. Jan­u­ar 2005 nach gerichts­fest rechtswidriger Fes­t­nahme durch Polizeibeamte in Dessau (Sach­sen-Anhalt) in ein­er gefli­esten Gewahrsam­szelle auf eine feuer­feste Matratze 4‑Punkt-fix­iert und dort bis zur Unken­ntlichkeit ver­bran­nt. Seit 2005 kämpft die Ini­tia­tive in Gedenken an Oury Jal­loh für die Aufk­lärung der Brand- und Todesur­sache von Oury Jal­loh. Da Polizei, Jus­tiz und Poli­tik die Aufk­lärungsar­beit boykot­tieren bzw. durch mas­sive Repres­sion gegen die Aktivist*innen und gezielte Manip­u­la­tion der Öffentlichkeit die Wahrheit weit­er ver­tuschen wollen, set­zt die Ini­tia­tive in Gedenken an Oury Jal­loh auf Selb­stor­gan­i­sa­tion. Bere­its in den Jahren 2013 und 2015 hat sie der Öffentlichkeit die Gutacht­en inter­na­tionaler Experten vorgestellt und kon­nte anhand von wis­senschaftlichen Fak­ten beweisen, dass Oury Jal­loh von Polizis­ten im Polizeire­vi­er Dessau angezün­det wurde. Im Jan­u­ar 2018 hat sie nun eine Inter­na­tionale Unab­hängige Kom­mis­sion gegrün­det, mit welch­er die umfan­gre­iche Aufk­lärungsar­beit weit­er fort­ge­set­zt wird. Aktivist*innen der Ini­tia­tive in Gedenken an Oury Jal­loh sprechen bei der Ver­anstal­tung über ihre Erfahrun­gen und die Notwendigkeit von Selb­stor­gan­i­sa­tion, über den aktuellen Stand der staatlich unab­hängi­gen Ermit­tlun­gen und über das aktuelle Repres­sionsver­fahren gegen einen Aktivis­ten der Ini­tia­tive vor dem Amts­gericht Dessau. Nach­dem dieser sym­bol­isch mehrere Feuerzeuge vor die Staat­san­waltschaft Dessau gewor­fen hat­te, wer­fen ihm sechs Polizis­ten ver­suchte gefährliche Kör­per­ver­let­zung vor.

11.04.2019 19:00 La Leander
Netzwerkbildung
Hier ist Raum für die gemein­same Über­legung und Arbeit Möglichkeit­en anar­chis­tis­ch­er Organ­isierung in Potsdam!

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

21. März: Internationaler Tag gegen Rassismus

Mit der Ankun­ft in Deutsch­land ist für viele geflüchtete Kinder und Jugendliche die Hoff­nung ver­bun­den, endlich sich­er zu sein, Ruhe zu haben, sich nicht mehr ver­fol­gt zu fühlen. Die neue Broschüre des Flüchtlingsrats Bran­den­burg “Aufwach­sen in Bran­den­burg” zeigt jedoch den man­i­festen und alltäglichen Ras­sis­mus, den junge Geflüchtete in Bran­den­burg erfahren müssen.

In der Schule, bei Behör­den, in öffentlichen Verkehrsmit­teln, auf der Straße: 2017 waren in Bran­den­burg 13% der Men­schen, die von rechter Gewalt betrof­fen waren, Kinder zwis­chen 0 und 13 Jahren.1 Die Auswirkun­gen kön­nen ver­heerend sein: Ras­sis­muser­fahrun­gen lösen Äng­ste aus und kön­nen retrau­ma­tisierend wirken, sie min­dern die Selb­st­wirk­samkeit von Her­anwach­senden, kön­nen anhal­tenden psy­chis­chen Stress verur­sachen und ver­hin­dern Teil­habe und gle­iche Bil­dungschan­cen. Sie bee­in­flussen nach­haltig den weit­eren Lebensweg geflüchteter Kinder und Jugendlich­er. Hinzu kommt die Unter­bringung in Lagern, die in kein­er Weise kind- oder jugendgerecht gestal­tet wer­den kann. Unsichere Zukun­ftsper­spek­tiv­en auf Grund eines selek­tiv­en Asyl- und Aufen­thalt­srecht­es, die trau­ma­tisierende, zum Teil jahre­lange Tren­nung unbe­gleit­eter Min­der­jähriger von ihren Fam­i­lien und die ständi­ge Angst, abgeschoben zu wer­den, behin­dern eine kindgerechte Entwick­lung und ein gesun­des Aufwachsen.

Die Inter­views mit jun­gen Geflüchteten in der Broschüre beziehen sich auf die ver­schiede­nen Leben­sum­felder, in denen sie Ras­sis­mus erleben:

Aus seinem Schu­lall­t­ag in Cot­tbus berichtet Harun, 17 Jahre: “Es gab auch Prob­leme zwis­chen mir und den Lehrern. Wir beka­men Arbeits­blät­ter, die wir lesen soll­ten. Weil ich nicht gut lesen kann, begann der Lehrer, sich über uns lustig zu machen. Er sagte, dass wir alle doch nur hier in Deutsch­land seien wegen des Geldes und der Frauen. Das hat mich beeinflusst.”

Die zwölfjährige K., die mit ihrer Fam­i­lie aus Tschetsche­nien gekom­men ist, erzählt, welchen Ein­fluss die Angst vor ein­er Abschiebung auf ihre Brüder hat­te: “Im Heim habe ich viele Abschiebun­gen gese­hen. … vor dem Kirchenasyl hat [mein Brud­er] fast gar nicht gesprochen. … Nicht nur das. Vor dem Kirchenasyl hat L. auch fast gar nichts gegessen.”

Beson­ders mas­siv und nach­haltig prä­gen das Erleben von direk­ter Gewalt und ras­sis­tis­chen Angrif­f­en. Hannes Püschel, Berater der Opfer­per­spek­tive, schildert in der Broschüre die Auswirkun­gen von zwei Bran­dan­schlä­gen im Jahr 2016 auf ein Heim für unbe­gleit­ete min­der­jährige Geflüchtete in Jüter­bog: “[Die Jugendlichen] beschreiben eine grundle­gende Zer­störung des Sicher­heits­ge­fühls … und damit ver­bun­den die ständi­ge Präsenz von Erin­nerun­gen an die in den Herkun­ft­slän­dern oder auf der Flucht erlebte Gewalt. Schlaflosigkeit, ständi­ge Alp­träume, Panikat­tack­en sind bei den Betrof­fe­nen nicht ungewöhn­lich.” Die erfahrene Gewalt und der damit ver­bun­dene Stress führen dazu, dass die Jugendlichen Angst haben, alleine auf die Straße zu gehen, sie ler­nen schlechter und langsamer Deutsch und viele benöti­gen psy­chother­a­peutis­che Behandlung.

Die All­t­agsre­al­itäten der Jugendlichen zeigen, dass ras­sis­tis­che Zustände nicht nur am Inter­na­tionalen Tag gegen Ras­sis­mus gesellschaftliche Aufmerk­samkeit erfordern. Wir fordern die bre­ite Unter­stützung der anti­ras­sis­tis­chen Kämpfe von durch Geflüchtete selb­stor­gan­isierte Grup­pen in Bran­den­burg und eine ern­sthafte Auseinan­der­set­zung mit struk­turellem Ras­sis­mus in Poli­tik und Behörden.

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Gleich, gleich aber unterschiedlich. — Sind wir Feministinnen?”

Zu unser­er Demon­stra­tion am 08.03.2019 laden wir sie nach Pots­dam ein. Der Tre­ff­punkt ist um 12 Uhr am Hbf Pots­dam, Aus­gang Babels­berg­er­str. – von dort laufen wir über den Alten Markt bis zum Bran­den­burg­er Tor

Wir von Women in Exile haben entsch­ieden uns heute am 8. März 2019 anlässlich des Inter­na­tionalen Frauen*Kampf-Tag, Mil­lio­nen von Frauen* anzuschließen und zusam­men zu streiken und zu feiern — alle auf die gle­iche Weise, gle­ich aber doch unter­schiedlich. Das gesamte Pro­gramm ent­nehmen Sie unseren Flyer

Es gibt viele Gründe für all die ver­schiede­nen Aktio­nen, die heute auf der ganzen Welt real­isiert wer­den – ein­er der wesentlich­sten ist, dass Frauen­rechte Men­schen­rechte sind.

Die meis­ten von uns kämpfen schon ihr Leben lang auf­grund unser­er patri­ar­chalen kul­turellen und religiösen Hin­ter­gründe. Wir arbeit­eten dop­pelt so hart wie unsere männlichen Geschwis­ter doch unsere Bemühun­gen wur­den immer noch nicht als gut genug ange­se­hen. Gle­ichzeit­ig mussten wir Dinge wie FGM, sex­uelle Beläs­ti­gung und bergriffe, sowie Gewalt von unseren Fam­i­lien oder Ehemän­nern aushal­ten. Wir kämpften ver­schiedene soziale und poli­tis­che Kämpfe um unsere Würde als Frauen aufrecht zu erhalten.Wir waren nicht froh oder zufrieden über das wenige was wir hat­ten, deshalb haben wir uns entsch­ieden für unsere Rechte zu kämpfen.

Diese Kämpfe und Anstren­gun­gen in unseren Herkun­ft­slän­dern hat­ten Fol­gen, die uns dazu bracht­en das Land zu ver­lassen und eine gefährliche Reise anzutreten. Als Frauen* und Flüchtlinge sind wir in ein­er beson­ders sen­si­blen Sit­u­a­tion wenn wir migri­eren. Oft wer­den wir Opfer von Han­del, Pros­ti­tu­tion, sex­ueller Gewalt und hier in Deutsch­land sind wir dop­pelt Opfer von Diskri­m­inierung: als Asyl­suchende wer­den wir durch ras­sis­tis­che Asyl-Geset­ze aus­ge­gren­zt und eben­so als Frauen* diskriminiert.

Eliz­a­beth Ngari von Women in Exile macht macht es ganz deut­lich: “Diese uns betr­e­f­fend­en Asylge­set­ze ver­schär­fen sich täglich – von der Wiedere­in­führung der Res­i­den­zpflicht, Gutscheinen, etc. zu neuen Masse­nun­terkün­ften wie den Anker-Zen­tren und neuen repres­siv­en Polizei-Geset­zen, bis hin zu dem aktuellen soge­nan­nten “Geord­nete-Rück­kehr-Gesetz” einem Entwurf, erneut von See­hofer, der unter anderem schnelle Abschiebun­gen und die Krim­i­nal­isierung von Unterstützer*innen und der Zivilge­sellschaft vor­sieht. Wir fra­gen uns, was wird Herr See­hofer und diese Regierung dem­nächst noch alles für uns kochen?”

Heute streiken wir und leg­en all unsere unter­schiedlichen Arbeit­en nieder, um glob­al an die his­torischen, kul­turellen und poli­tis­chen Errun­gen­schaften von Frauen* zu erin­nern und die Arbeit von Frauen* in allen Bere­ichen des Lebens sicht­bar zumachen — inner­halb und außer­halb des Haus­es, in urba­nen und ländlichen Regio­nen, bezahlt oder unbezahlt, unab­hängig von unseren Haut­far­ben und unseren Herkün­ften. Unser Ziel ist es einen Fem­i­nis­mus aufzubauen, der inklu­siv und inter­sek­tion­al ist. Einen Fem­i­nis­mus, der allen Frauen* zuhört und ras­sis­tis­che, sex­is­tis­che und diskri­m­inierende Struk­turen been­det. Wir wer­den nicht aufhören Gren­zen aufzubrechen, indem wir ein Bewusst­sein für Kolo­nial­is­mus schaf­fen und dafür, dass es nicht ignori­ert wer­den darf, dass wir ein Recht auf Frieden, soziale Inklu­sion und geteil­ten Wohl­stand haben.

Wir sind Frauen*, die in dieser Gesellschaft leben und damit ein Teil des Kampfes für eine gerechte und inklu­sive Gesellschaft.

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Menschen brauchen sichere Perspektiven

Das Geset­zge­bungsver­fahren zum Fachkräf­teein­wan­derungs­ge­setz und zur Aus­bil­dungs- und Beschäf­ti­gungs­dul­dung ste­ht kurz vor dem Abschluss. Im März wird im Bun­destag voraus­sichtlich die erste Lesung stat­tfind­en, der Bun­desrat hat Empfehlun­gen aus­ge­sprochen. „Wir stellen bedauer­licher­weise fest, dass sich das herrschende Abwehrdenken der Asylpoli­tik im derzeit­i­gen Entwurf durch­set­zt. Statt klar­er Per­spek­tiv­en für alle Arbeits­mark­t­beteiligten schafft das Gesetz neue Hür­den zum Arbeits­mark­tzu­gang von Geflüchteten“ kom­men­tiert P.V. Sonkeng Tegouf­fo vom Flüchtlingsrat Brandenburg.

Zwar sieht eine neu einge­führte Dul­dung vor, dass die Abschiebung zum Zweck der Beschäf­ti­gung aus­ge­set­zt wird. Doch greift das neue Instru­ment nur für eine geringe Anzahl von sehr leis­tungs­fähi­gen, jedoch vol­lziehbar aus­reisepflichti­gen Men­schen. Kaum eine Per­son wird es schaf­fen, 18 Monate vor der Erteilung beschäftigt gewe­sen zu sein und ein Jahr den Leben­sun­ter­halt voll­ständig gesichert zu haben. „Aus der Prax­is erfahren wir eine sehr restrik­tive Hal­tung der Aus­län­der­be­hör­den bei der Erteilung ein­er Beschäf­ti­gungser­laub­nis. Anträge von abgelehn­ten Schutz­suchen­den sind in eini­gen Land­kreisen de fac­to aus­sich­st­los“, berichtet Sonkeng Tegouf­fo. „Von daher ist die Forderung ein­er Leben­sun­ter­haltssicherung von min­destens 12 Monat­en vor Erteilung ein­er Beschäf­ti­gungs­dul­dung real­itäts­fern und verken­nt die Tat­sache, dass nicht jede Beschäf­ti­gung leben­sun­ter­haltssich­ernd ist.“

Beschäftigte, für die der Geset­zge­ber eine Aufen­thaltssicherung ver­weigert, dro­hen ihre Arbeit zu ver­lieren, da den Unternehmen die Sit­u­a­tion ohne die verbindliche Zusage ein­er Aufen­thaltsper­spek­tive zu unsich­er ist. Das ist das Gegen­teil von Beschäf­ti­gungssicherung und Poten­tia­lent­fal­tung. In Bran­den­burg lässt Min­is­ter­präsi­dent Woid­ke ver­laut­en: „Auf kein Fall abschieben, wenn jemand eine feste Arbeitsstelle hat“. Doch das Gegen­teil ist der Fall: Immer wieder wird Geflüchteten die Beschäf­ti­gungser­laub­nis auch nach jahre­langer Tätigkeit ent­zo­gen mit dem Hin­weis auf ihre ver­meintliche Aus­reisepflicht. Zunehmend fordern aber auch zivilge­sellschaftliche Kräfte in den Kom­munen Bran­den­burgs Bleiberecht für Geflüchtete in Arbeit und Aus­bil­dung. Dies bleibt bis jet­zt von der Lan­despoli­tik unbeachtet.

Einem unkom­plizierten Arbeits­mark­tzu­gang ste­hen auch die neuen Erteilungsvo­raus­set­zun­gen für die Aus­bil­dungs­dul­dung ent­ge­gen. Unter anderem müssen vol­lziehbar Aus­reisepflichtige bere­its sechs Monate geduldet sein, bevor sie die Aus­bil­dungs­dul­dung beanspruchen kön­nen. „Das heißt im Klar­text käme erst nach ein­er sechsmonati­gen Peri­ode gescheit­ert­er Abschiebev­er­suche eine Aus­bil­dungs­dul­dung in Frage“, so der Flüchtlingsrat Bran­den­burg. „Es ist höch­ste Zeit, Ver­säum­nisse der let­zten Jahrzehnte auszuräu­men und Auszu­bilden­den und Betrieben Pla­nungssicher­heit anzubieten.“

Es ist zudem nicht nachvol­lziehbar, warum der Geset­zge­ber auf ein­er voll­ständi­gen Iden­tität­sklärung behar­ren sollte. Geflüchtete, die ihr Herkun­ft­s­land über­stürzt ver­lassen haben und auf gefahrvollen Wegen nach Deutsch­land geflo­hen sind, haben oft ein großes Prob­lem, wenn es darum geht, einen neuen Pass zu besor­gen. „Es ist völ­lig absurd bei Bemühun­gen zur Iden­tität­sklärung von Men­schen mehr zu ver­lan­gen als das Zumut­bare. Insofern müssen Nach­weise über ergrif­f­ene Maß­nahme aus­re­ichend sein“, fordert der Flüchtlingsrat. Rechtlich frag­würdig ist zudem die geplante Regelung, dass kün­ftig inner­halb von sechs Monat­en nach der Ein­reise die Iden­tität gek­lärt sein muss, um eine Aus­bil­dungs- oder Beschäf­ti­gungs­dul­dung erhal­ten zu kön­nen. Während des Asylver­fahrens darf von den Betrof­fe­nen keine Kon­tak­tauf­nahme mit den Heimat­be­hör­den ver­langt wer­den und nicht wenige Asylver­fahren dauern länger als sechs Monate.

Bere­its im Novem­ber 2018 veröf­fentlicht­en neun Lan­des­flüchtlingsräte, der Par­itätis­che Wohlfahrtsver­band — Gesamtver­band, PRO ASYL, Teile des Bun­desvor­stands des DGB und weit­ere Ver­bän­den und Vere­inen eine umfassende Stellungnahmen.

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Flucht & Migration

Aus den Augen, aus dem Sinn

Der Bran­den­burg­er Innen­min­is­ter kom­men­tierte die gesunkene Zahl neu aufgenommen­er Flüchtlinge in Bran­den­burg im ver­gan­genen Jahr mit der Ein­schätzung, die “Flüchtlingssi­t­u­a­tion [habe sich] im Ver­gle­ich zu den Vor­jahren entspan­nt.” Doch was ist der Preis dafür? Gründe für sink­ende Flüchtlingszahlen sind vor allem die Abschot­tung Europas und mehr Tote und Ver­let­zte auf der Flucht. Flucht­gründe beste­hen weit­er­hin fort.

Ein abgestuftes, vielschichtiges europäis­ches Sys­tem wurde instal­liert, um gezielt (Flucht-)Migration zu ver­hin­dern oder zumin­d­est stark zu ver­min­dern. Mit Konzepten von „Auss­chif­fungsplat­tformern“ und ille­galen „Push-Back-Aktio­nen“ zum Beispiel an den EU-Außen­gren­zen auf dem Balkan will die EU die Ver­ant­wor­tung für Asyl­suchende aus Europa aus­lagern und an Nordafri­ka und andere außereu­ropäis­che Staat­en abgeben. Damit nimmt sie in Kauf, dass Geflüchtete auf immer gefährlicheren Fluchtrouten ihr Leben riskieren. Die zusät­zliche Krim­i­nal­isierung der Seenotret­tung bedeutet unter­lassene Hil­feleis­tung und mün­det in Elend und Tod. Das Resul­tat all dieser Maß­nah­men zur Flucht­bekämp­fung lässt sich an der Zahl der Toten able­sen. Allein in diesem Jahr sind schon 185 Men­schen als tot oder ver­misst zu bekla­gen. Für 2018 hat das UNHCR 2.275 Tote geschätzt. IOM schätzt darüber hin­aus, dass inzwis­chen in der Sahara drei Mal so viele Men­schen ster­ben wie im Mit­telmeer. Wer es trotz EU-Türkei-Deal, ver­hin­dert­er Seenotret­tung und ver­schlossen­er Häfen bis nach Europa schafft, wird sich dort in Lagern wiederfind­en – i.d.R. in den soge­nan­nten Hotspots -, in denen massen­weise Men­schen fern ab der Gesellschaft unter unmen­schlichen Zustän­den und ohne Zugang zu einem fairen Asylver­fahren kaserniert werden.

Die Ein­schätzung des Innen­min­is­teri­ums, die Flüchtlingssi­t­u­a­tion habe sich entspan­nt, ist angesichts des drama­tis­chen Geschehens auf den Fluchtwe­gen und an der EU-Außen­gren­ze zynisch. Es zeigt vor allem eines: Men­schen müssen sich auch weit­er­hin – und abse­hbar lei­der auch zunehmend – auf die Flucht begeben, um Kriegen, Ver­fol­gung, Vere­len­dung oder Umweltzer­störung zu entkom­men. Sie wer­den aber einen immer höheren Preis dafür bezahlen. Und das ist kein Grund für Jubelmeldungen.

Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg fordert ein Ende der men­schen­ver­ach­t­en­den und tödlichen Abschot­tungspoli­tik der Europäis­chen Union an ihr Außen­gren­zen und darüber hin­aus. Bun­des- und Landespolitiker*innen müssen diese als solche deut­lich benen­nen und nicht ver­harm­losen oder ver­schweigen. Die bran­den­burg- und bun­desweit­en See­brück­en-Demon­stra­tio­nen der ver­gan­genen Monate und andere Aktio­nen bre­it­er Bünd­nisse wie „We’ll Come Unit­ed“ und #unteil­bar zeigen, dass wir unser Augen­merk nicht nur auf das richt­en dür­fen, was in unser­er eige­nen Stadt und vor unser­er Haustür passiert – es braucht Sol­i­dar­ität und Wider­stand gegen die Abschot­tung und Aus­gren­zung auch aus Bran­den­burg. Und ein deut­lich­es Sig­nal für die Auf­nahme schutz­suchen­der Menschen.

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Kein Aufnahmestopp in Cottbus!

Der Sprech­er des Ober­bürg­er­meis­ters bew­ertet den Verteilungsstopp von Flüchtlin­gen nach Cot­tbus als ein „richtiges Sig­nal“. Auch 2019 sollen keine Geflüchteten aus der Erstauf­nah­meein­rich­tung nach Cot­tbus verteilt werden.

Aus­sagen von einem “ver­wirk­ten Gas­trecht”, dem ein “Tickt in die Heimat” fol­gen müsse, wie es zulet­zt ein­er Erk­lärung der Stadt Cot­tbus zu ent­nehmen war, kan­nte man früher nur von den Wahlplakat­en rechter Parteien. Heute sind sie Teil der poli­tis­chen All­t­agsrhethorik der bürg­er­lichen Mitte. Äußerun­gen wie diese fördern die gesellschaftliche Entsol­i­darisierung. Sie stig­ma­tisieren Geflüchtete als Sicher­heit­sprob­lem, das es aus der Stadt her­auszuhal­ten gelte. Welchen Effekt diese öffentliche Ablehnung und der Auf­nahmestopp aus der Erstauf­nahme auf die in Cot­tbus leben­den Geflüchteten und Migrant*innen hat, inter­essiert die Entschei­dungsträger offen­sichtlich nicht.

Immer wieder verbleiben Men­schen weit über die rechtlich max­i­mal vorge­se­henen sechs Monate in den isolierten Kaser­nen der Erstauf­nahme, weil sich laut Innen­min­is­teri­um einige Land­kreise weigerten, Flüchtlinge aufzunehmen. In Dober­lug-Krich­hain leben bis zu 1000 Men­schen isoliert und per­spek­tiv­los, der­weil gibt es in Cot­tbus nicht nur Kapaz­itäten zur Auf­nahme, son­dern auch Möglichkeit­en zur Teil­habe und eine Lebensper­spek­tive. Ein Auf­nahmestopp ist absolute Sym­bol­poli­tik und trägt höch­stens dazu bei, dass sich die in Cot­tbus erstark­te AfD und die recht­en Bürg­er­wehren, die die Cot­tbusser Innen­stadt zur Schutz­zone erk­lären, in ihrer Welt­sicht bestätigt fühlen. Ins­beson­dere im Hin­blick auf die anste­hen­den Kom­mu­nal- und die Land­tagswahlen ist das Han­deln der Stadt und des Ober­bürg­er­meis­ters fatal. Anstatt der AfD und anderen recht­en Kräften etwas ent­ge­gen­zuset­zen, ver­wirk­licht er deren poli­tis­che Fantasien.

Das Geflüchteten­net­zw­erk Cot­tbus, die Ini­tia­tive Flu­Mi­Co und der Flüchtlingsrat Bran­den­burg fordern, dass ab sofort wieder Flüchtlinge aus der Erstauf­nahme nach Cot­tbus verteilt wer­den. Die Stadt muss endlich aufhören, sich dem poli­tis­chen Druck von rechts zu beu­gen und Flüchtlinge durch eigenes Ver­wal­tung­shan­deln und öffentliche Aus­sagen als Gefahr zu konstruieren.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Templin: Aufruf zu Protest gegen Neonazi-Demonstration

Anm. d. R.: Es wird eben­falls eine Gegen­de­mo unter dem Mot­to “Es gibt kein ruhiges Hin­ter­land!” geben. Tre­ff­punkt ist 16:30 Uhr am Berlin­er Tor.
Am Mon­tag, 3.12. von 17:00 bis 20:00 wollen Nazis unter dem Mot­to “Asylpoli­tik, Migra­tionspakt, Sys­temter­ror stop­pen” durch Tem­plin laufen. Der Anmelder der Demo kommt vom 3. Weg aus Anger­münde. Es ist unklar wie groß das Mobil­isierungspoten­zial ist.
Es ist eine Gegenkundge­bung ab 17 Uhr auf dem Tem­plin­er Mark­t­platz angemeldet, organ­isiert durch das bunte Bünd­nis Tem­plin. Die Gegenkundge­bung ist angelehnt an die Aktions­form in Wun­siedel: Es han­delt sich um einen unfrei­willi­gen Spenden­lauf, es wer­den im Vor­feld Spenden gesam­melt, die für jeden Meter der Demor­oute der Nazis an soziale Pro­jek­te gespendet wer­den, die den Demoteil­nehmern nicht gefall­en wer­den, dieses Mal sind es der Geflüchteten­vere­in “NeuTem­plin­er e.V.” und die frei­willige Feuer­wehr. Block­ade­v­er­suche sind von dieser Seite aus nicht geplant. Stattdessen gibt es Musik auf dem Marktplatz.
Die Gegenkundge­bung befind­et sich auf dem Mark­t­platz und damit auf der Route der Nazide­mo, die von der Sprint-Tankstelle in der Strahl-Goder-Straße, ein­mal quer durch die Stadt am Mark­t­platz vor­bei bis zur Aral-Tankstelle in der Lych­en­er Straße angemeldet ist.
Wir freuen uns über kreativ­en, selb­stor­gan­isierten Protest auf der Demoroute.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Rathenow: Kundgebung des extrem rechten Bürgerbündnisses gegen den „Migrationspakt“

Am Mon­tagabend set­zte die extrem rechte Vere­ini­gung „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ ihre regelmäßige Kundge­bungsrei­he auf dem Märkischen Platz in Rathenow fort. Die Ver­anstal­tung wurde im Inter­net unter dem Mot­to: „Wir für unser Volk“ bewor­ben und sollte sich gegen den von den Vere­in­ten Natio­nen angestrebten „Glob­alen Pakt für eine sichere, geord­nete und reg­uläre Migra­tion“, umgangssprach­lich: „Migra­tionspakt“ richt­en. An der Ver­anstal­tung nah­men im Kern 15 Per­so­n­en aus Rathenow, Prem­nitz und Berlin teil.
Nach der üblichen Ein­leitung­sproze­dur, dem Abspie­len der umstrit­te­nen, inof­fiziellen Lan­deshymne „Märkische Hei­de“, hielt Vere­insvor­sitzen­der Chris­t­ian Kaiser den ersten Rede­beitrag. Dessen Kern bein­hal­tete allerd­ings fast nur die Ver­lesung von Antworten auf eine offizielle Anfrage des Bürg­er­bünd­niss­es an die Stadtver­wal­tung Rathenow. Entsprechend ihrer üblichen Mei­n­ungskundgaben fragte die flüchtlings­feindliche Vere­ini­gung vor allem zu The­men wie „Zuwan­derung“ und „Asylpoli­tik“. Ins­beson­dere inter­essierte die Ras­sis­ten, wie viele Men­schen „nicht­deutsch­er Herkun­ft“ im Stadt­ge­bi­et gemeldet seien.
Des Weit­eren erkundigte sich das Bürg­er­bünd­nis über ange­blich „zunehmende Krim­i­nal­ität“, „Dro­gen­prob­leme“ oder aber auch wie die Bedin­gun­gen seien, um zur Wahl der Stadtverord­neten im Jahr 2019 zu gelassen zu wer­den. Dabei betonte Kaiser ein­mal mehr seine Absicht­en bei der Kom­mu­nal­wahl anzutreten, um im Stadt­par­la­ment aktiv zu werden.
Anschließend set­zte eine ver­bit­tert und von Hass zer­fressen wirk­ende, ältere Red­ner­in aus Berlin die Ver­lesung der Antworten der Rathenow­er Stadtver­wal­tung auf die Anfra­gen des Bürg­er­bünd­niss­es fort und kom­men­tierte diese in der für sie üblichen, ger­ingschätzen­den Art und Weise.
Auch die anderen drei Red­ner tat­en sich schw­er das Niveau der Ver­anstal­tung zu heben. Ein­er hat­te Prob­leme einen inhaltlich zusam­men­fassenden Beitrag über den Besuch der Bun­deskan­z­lerin in Chem­nitz (Sach­sen) vorzu­tra­gen. Ein Ander­er sprach von seinen Ein­drück­en beim Fack­el­marsch in Magde­burg sowie der Volksver­dum­mung durch Migra­tion, Chem­trails, Alko­hol und Pornos. Und ein weit­er­er Red­ner sin­nierte über wirre Träume sowie den Sturz der Regierung.
So blieb der „Migra­tionspakt“ nur der Aufhänger, um die wahn­haften öffentlichen Auftritte des Bürg­er­bünd­niss­es fortzuset­zen. Eine inhaltliche Auseinan­der­set­zung mit dem 32 seit­i­gen Doku­ment bzw. den darin for­mulierten Zie­len fand nicht statt. Die all­ge­mein gehal­te­nen, polemis­chen State­ments erweck­ten den Ein­druck, dass sich die Reden­den nur ober­fläch­lich mit dem Pakt beschäftigt hatten.
Fotos zur Kundge­bung: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/sets/72157703717882034

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Flucht & Migration

Seebrücke Cottbus — Demo: Schafft sichere Häfen!

Kommt zur See­brück­en-Demo am 20. Okto­ber um 14 Uhr vor dem Staat­sthe­ater am Schillerplatz!
Während Cot­tbus sich weit­er­hin durch den beste­hen­den Zuweisungsstopp von Geflüchteten von der Welt abschot­tet, sind dieses Jahr bere­its über 1500 Men­schen bei der gefährlichen Über­fahrt im Mit­telmeer gestor­ben. Gle­ichzeit­ig wer­den die Men­schen, die auf Hil­f­ss­chif­f­en ver­suchen zu ret­ten, angeklagt und ihnen wird die Weit­er­fahrt oder das Ankom­men in sicheren Häfen unter­sagt. Doch Migra­tion ist und war schon immer Teil unser­er Gesellschaft!
Die SEEBRÜCKE ist eine inter­na­tionale Bewe­gung, getra­gen von ver­schiede­nen Bünd­nis­sen und Akteur*innen der Zivilge­sellschaft. Auch in Cot­tbus sol­i­darisieren wir uns mit allen Men­schen auf der Flucht. Wir fordern, dass Retter*innen auf Hil­f­ss­chif­f­en nicht weit­er mit dem Gefäng­nis rech­nen müssen, dass sichere Fluchtrouten für Geflüchtete geschaf­fen wer­den und dass es in Europa, in Deutsch­land und auch in Cot­tbus sichere Orte zum Ankom­men und zum Bleiben gibt. Unser Protest richtet sich dabei auch gegen die abschot­tende Asylpoli­tik der EU und der Bun­desregierung, die den Tod von so viele Men­schen in Kauf nimmt. Wir wollen Cot­tbus als eine offene und sol­i­darische Stadt für Alle!
See­brücke, schafft sichere Häfen! Auch in Cottbus!
Bitte bringt orange Klei­dung mit. In anderen Städten sind z.B. auch Warn- und Ret­tungswest­en ein gemein­sames Erken­nungsze­ichen. Vom Zeigen von Nation­al- und Partei­flaggen bit­ten wir abzuse­hen. Bis dann!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Die Grenze

In Frank­furt an der Oder ver­bre­it­et eine Gruppe Syr­er Angst. Der linke Bürg­er­meis­ter reagiert mit einem Tabubruch. Das Bild von der weltof­fe­nen Ost­stadt bekommt Risse.
Artikel weit­er­lesen: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018–10/frankfurt-oder-fluechtlinge-ausweisungsbeschluss-gefahr-rechtsextremismus/komplettansicht
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