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Sozialismus oder Barbarei – zum Umgang mit der AfD

Die Strate­gie der meis­ten Antifaschist_Innen im Umgang mit Ras­sis­mus war in der Ver­gan­gen­heit vor allem die Skan­dal­isierung. Wir haben ver­sucht zu zeigen, dass Ras­sis­mus eine Ide­olo­gie ist, die nur Hass gegen Men­schen erzeugt und daher abzulehnen ist. Das ist grund­sät­zlich richtig, aber aktuell scheint diese Strate­gie an ihre Gren­zen gekom­men zu sein. Wir plädieren daher für einen anderen Umgang mit der gesamten Problematik!
Die Wahler­folge der AfD in den let­zten Wochen haben erneut bewiesen, dass es ein enormes recht­es Poten­zial in der Bun­desre­pub­lik gibt. Über 24% in Sach­sen-Anhalt sind ein mehr als bedrohlich­es Zeichen. Men­schen die AfD wählen beto­nen oft, dass sie eine grund­sät­zliche Änderung ihrer Leben­sum­stände ver­lan­gen. Es herrschen mas­sive soziale Abstiegsäng­ste. Diese Äng­ste sind berechtigt und es stimmt lei­der, dass sich kein Schwein für diese Äng­ste inter­essiert. Die AfD ist in der Lage diese Äng­ste zu bedi­enen und ras­sis­tisch aufzu­laden. Es sind ange­blich die Frem­den, die auch noch das let­zte Hemd von denen fordern, die so schon viel zu wenig zum Leben haben. Sach­liche Argu­mente gegen solche Behaup­tun­gen greifen meist ins Leere. Diese Men­schen haben sich eine eigene Par­al­lel­welt geschaf­fen, in der sie sich in alte Zeit­en zurück träu­men, in denen noch alles ordentlich deutsch war, in der sie sich gegen­seit­ig in ihrer Iden­tität bestäti­gen kön­nen (denn die eigene Abw­er­tung ist nur durch die der Anderen zu ertra­gen) und die sich effek­tiv gegen Kri­tik abschot­ten kann. Belege für diese Abwehr von Kri­tik sind beispiel­sweise Wörter wie “Gut­men­sch” und “Lügen­presse”. Alles was dem eige­nen Welt­bild im Wege ste­ht kann so ganz ein­fach weggewis­cht werden.
Diese Men­schen glauben tat­säch­lich, dass sie nicht ras­sis­tisch sind. Rassist_Innen sind für sie vielle­icht noch Anhänger von Blut&Boden-Ideologien, tätowierte Hak­enkreuz auf der Stirn oder ähn­lich­es. Sie selb­st sehen ihren Ras­sis­mus als “Kri­tik” an ver­meintlich frem­den Kul­turen und deren Lebensweisen. Sie sind ja keine Nazis, aber… Und über­haupt: Das wird man ja wohl noch mal sagen dür­fen. #Mei­n­ungs­frei­heit
Diese Men­schen sind nicht mehr durch Argu­mente zu erre­ichen. Sie wollen sich nicht in die Lage der Geflüchteten hinein ver­set­zen. Es ist ihnen schlicht egal was für furcht­bare Ereignisse ger­ade tausende Men­schen durch­leben müssen, die in Lagern hausen müssen, die Bombenein­schläge erlebt haben und die ihre Ange­höri­gen und ihren Besitz ver­loren haben oder zurück­lassen mussten. Die einzige Partei die wahrnehm­bar vorgibt die Inter­essen dieser Men­schen zu vertreten ist die AfD. Und genau an diesem Punkt müssen wir ansetzen:
Parteien, die noch einen Restanspruch an “sozialer Ver­ant­wor­tung” an sich selb­st haben wie “DIE LINKE”, die Grü­nen oder die SPD müssen wieder kon­se­quent linke, dass heisst soziale Poli­tik machen! Und das wieder­rum kann nur heis­sen: radikale Umverteilung des gesellschaftlichen Reich­tums! Reiche müssen mas­siv besteuert wer­den. Die Ver­mö­gensverteilung in diesem Land ist grotesk. Ein paar Dutzend Super­re­iche besitzen mehr als die Hälfte der Gesamt­bevölkerung. Es muss wieder ein Sozial­staat aufge­baut wer­den, der in der Lage ist allen Men­schen ein würde­volles Leben zu ermöglichen. Es ist genug Geld da, welch­es die Gesellschaft erar­beit­et hat. Die Gesellschaft hat das getan und nicht etwa die Super­re­ichen, die aber über den geschaf­fe­nen Reich­tum ver­fü­gen können.
Mit diesem Schritt ist es möglich Allen in diesem Land wieder ein gutes Leben zu ermöglichen. Dann ist es nicht mehr notwendig zu beto­nen, dass man Deutsch­er ist und daher ein “genetisch-bed­ingtes Recht” auf Hartz IV hat und der syrische Kriegs­flüchtling – man­gels der “richti­gen Gene” – eben nicht.
Wir müssen den Men­schen, die Illu­sion nehmen, dass die AfD eine Partei ist, die sich für die Belange der Bevölkerung oder umgangssprach­lich des “kleinen Mannes” ein­set­zt. Und am Besten nimmt sich die AfD diesen Schein selb­st: mit dem Entwurf ihres eige­nen Wahl­pro­grammes. Das kann näm­lich nicht anders beze­ich­net wer­den als ein Sah­nebon­bon für die bere­its Wohlhaben­den. Die AfD will beispiel­sweise die Erb­schaftss­teuer abschaf­fen (hey!) und den Spitzen­s­teuer­satz um 20% senken (wuhu!) oder ein ein­heitlichen Einkom­menss­teuer­satz von 25% (oh yeah!). Für min­destens 95% der Men­schen in diesem Land würde das eine deut­liche Ver­schlechterung brin­gen – und die ohne­hin schon Reichen wür­den noch reich­er. Außer­dem will die AfD, dass Kom­munen insol­ven­zfähig wer­den sollen. Gle­ichzeit­ig soll dann aber auch noch die Gewerbesteuer abgeschafft wer­den – unter uns: das ist die Hauptein­nah­me­quelle der meis­ten Städte. Genialer Vorschlag um in kürzester Zeit soziale Katas­tro­phen in ver­schulde­ten Städten zu erzeu­gen. Und das geht ja noch so weit­er! Das ist nicht alles von dem Unfug, den die AfD umset­zen will! Aber ich will euch den Rest dann doch ers­paren… Ihr kön­nt ja selb­st recherchieren!
Fakt ist: Gegen die AfD hil­ft nur Aufk­lärung und soziale Alter­na­tiv­en. Die etablierten Parteien soll­ten sich darauf besin­nen und zu einem eige­nen Umdenken kommen!
Viele von uns haben aber auch gar nichts mit Parteien am Hut, beziehungsweise geht unsere Vorstel­lung von Demokratie darüber hin­aus, dass man nur alle paar Jahre irgend­wo ein Kreuz macht und gut ist. Wir müssen gemein­sam auf die Straße und für ein besseres Leben kämpfen. Wir müssen zusam­men mit den Gew­erkschaften für einen gerecht­en und gle­ichen Lohn und bessere Arbeit­splätze kämpfen. Wir müssen wieder auf­ste­hen gegen Kriege, deutsche Waf­fen­ex­porte, Zeitar­beit und die Sit­u­a­tion auf dem Woh­nungs­markt. Wir müssen unsere Nachbar_Innen unter­stützen, wenn eine Zwangsräu­mung dro­ht und die Schüler_Innen ermuti­gen für ihre Rechte zu streiten.
Denn die meis­ten Prob­leme in diesem Land sind haus­gemacht oder zwangsläu­fige Erschei­n­un­gen ein­er kap­i­tal­is­tis­chen Wirtschaft­sor­d­nung und es bedarf schon ein­er gewis­sen “naiv­en Dümm­lichkeit” um dafür Geflüchtete ver­ant­wortlich machen zu wollen. Oder so zu tun, als wären beispiel­sweise sex­u­al­isierte Über­griffe und Gewalt vor den Ereignis­sen in Köln an Sil­vester let­zten Jahres kein The­ma gewe­sen. Die vie­len Frauen­häuser in diesem Land sprechen eine ganz andere Sprache…
Weltweit befind­en sich faschis­tis­che Bewe­gun­gen wieder im Aufwind. Wir müssen diese Entwick­lung stop­pen! Und an dieser Stelle sei Ross und Reit­er klar benan­nt: Die AfD ist eine faschis­tis­che Partei in der Auf­bauphase, die mit Hass, Angst und Vorurteilen auf Stim­men­fang geht und denen ein anti­sozialer und autoritär­er, völkisch­er Staat vorschwebt. In anderen Staat­en Europas sieht es nicht viel bess­er aus. Die Zukun­ft scheint fin­ster, aber noch ist nichts ver­loren. Und auch wenn es für einige hier pathetisch klin­gen mag: Wir hal­ten es mit Rosa Lux­em­burg, die sagte dass uns das Leben im Kap­i­tal­is­mus nur die Wahl lässt zwis­chen “Sozial­is­mus oder Bar­barei”. Wir wer­den weit­er dafür kämpfen, dass das gute Leben für alle möglich wird. Wir wer­den uns unsere Men­schlichkeit bewahren und den Men­schen­fein­den ent­ge­gen­rufen: Ihr bekommt keine weit­ere Chance auf anderen Men­schen herumzu­tram­peln. Gegen eure Aus­gren­zung stellen wir unsere Solidarität.
Nation­al­is­mus ist keine Alter­na­tive und Ras­sis­mus keine Meinung!
Das schöne Leben wird nicht erbet­telt, son­dern erkämpft! Lasst uns gemein­sam dafür sor­gen, dass es wahr wird!

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Antifaschismus Flucht & Migration

III. Weg”-Kundgebung in Templin / Antifa-Demo in Neuruppin

INFORIOT Der 12. März war wieder ein aktion­sre­ich­er Tag in Bran­den­burg: In der Uck­er­mark hielt die Partei „Der III.Weg“ mehrere Kundge­bun­gen ab und in Neu­rup­pin ver­sam­melten sich Antifaschist_innen und Antirassist_innen zu ein­er kraftvollen Demonstration.
Kundge­bungs­tour des „III. Wegs“
Am Vor­mit­tag organ­isierte die Partei „Der III. Weg“ zwei Kundge­bun­gen in Anger­münde und eine Ver­samm­lung in Tem­plin. Die Kundge­bun­gen richtete sich gegen Asyl. Ange­führt wur­den die Ver­samm­lun­gen durch Matthias Fis­ch­er. An der Kundge­bung in Tem­plin nah­men etwa 50 Neon­azis der Partei und örtlichen Neon­azis teil. Die Stadt ist Fis­ch­ers Geburt­sort, derzeit soll er in der Nähe von Anger­münde wohnen. Von hier aus ver­sucht Fis­ch­er einen Stützpunkt des „III. Wegs“ aufzubauen, welch­er am 12. Dezem­ber 2015 gegrün­det wurde. In mehreren Reden het­zten er, Pas­cal Stolle und Robin Liebers gegen Asyl­suchende, die Poli­tik, gegen die USA und Israel.

Der "III. Weg" in Templin. Matthias Fischer hielt dort mehrere Reden. Bild: Ney Sommerfeld.
Der “III. Weg” in Tem­plin. Matthias Fis­ch­er hielt dort mehrere Reden. Bild: Ney Sommerfeld.

Unter­stützen fan­den die Bran­den­burg­er Aktivis­ten um Fis­ch­er durch Neon­azis aus Berlin. Der Berlin­er Stützpunkt der Partei um Franziska Grun­hold waren anwe­send. Zudem nah­men die Mit­glieder des Berlin­er Stützpunk­tes der Kle­in­st­partei „Die Rechte“ um Patrick Krüger und Bodo Dreisch an der Kundge­bung in Tem­plin teil. Tech­nis­che Unter­stützung bekam die Kundge­bung außer­dem von dem Ehep­aar Franziska und Peer Koss. Koss trat sog­ar erst­mals mit ein­er Jacke des „III.Wegs“ auf, was seine Mit­glied­schaft in der Partei nahelegt.
Rechts am Transparent: Peer Koss mit "III. Weg"-Jacke. Bild: Ney Sommerfeld.
Rechts am Trans­par­ent: Peer Koss mit “III. Weg”-Jacke. Bild: Ney Sommerfeld.

Tem­plin ist derzeit nicht nur für Fis­ch­er und seine Kam­eradIn­nen inter­es­sant, erst let­zte Woche Sam­stag ver­anstal­tete die NPD eine Kundge­bung. Und am kom­menden Fre­itag, den 18. März, soll der erste soge­nan­nte „Abendspazier­gang“ in Tem­plin stat­tfind­en. Alle drei Ver­samm­lun­gen richteten bzw. richt­en sich gegen die Asylpolitik.
Bilder: hier und hier.
120 bei antifaschis­tis­ch­er Demon­stra­tion in Neuruppin
An ein­er Demon­stra­tion gegen ras­sis­tis­che Het­ze und rechte Gewalt, die am Sam­sta­gnach­mit­tag in Neu­rup­pin stat­tfand, nah­men knapp 120 Men­schen teil. Unter­stützt wurde die Demon­stra­tion durch das Aktions­bünd­nis „Neu­rup­pin bleibt bunt“. Die Demon­stra­tion führte vor­bei an mehreren Neon­azi-Woh­nun­gen und dem Mak­ler­büro des Rathenow­ers Nico Tews. In einem Rede­beitrag wurde Tews als Organ­isator der ras­sis­tis­chen Aufmärsche in Rathenow the­ma­tisiert. Erst let­zte Woche ver­anstal­tete Tews eine Demon­stra­tion mit etwa 600 Neon­azis und Ras­sistIn­nen durch Rathenow. Sein Ziel war es diverse ras­sis­tis­che „Bürg­erini­tia­tiv­en“ zu vere­inen, aus Bran­den­burg, Sach­sen-Anhalt und Sach­sen waren diverse Organ­i­sa­tio­nen und Vere­ini­gun­gen angereist. Die Demon­stra­tion endete im Wohnge­bi­et um das REIZ-Einkauf­szen­trum, wo es zu ein­er kleinen Pro­voka­tion von zwei mut­maßlichen Neon­azis kam.
Antifaschistische Demonstration in Neuruppin. Bild: Ney Sommerfeld.
Antifaschis­tis­che Demon­stra­tion in Neu­rup­pin. Bild: Ney Sommerfeld.

Bilder: hier und hier.
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Familie Novakovic aus Forst droht die Abschiebung – Minister Schröter missachtet Kinderrechte

Am 29. Feb­ru­ar 2016 hat Innen­min­is­ter Schröter das Ersuchen der Härte­fal­lkom­mis­sion für ein Bleiberecht der Fam­i­lie Novakovic abgelehnt. Vor dreiein­halb Jahren reiste das Ehep­aar Novakovic mit ihren drei Kindern nach Deutsch­land ein und beantragte Asyl. Als Roma sind die Kinder in Ser­bi­en in der Schule immer wieder mas­siv ange­fein­det und ange­grif­f­en wor­den. Auch nach wieder­holten Inter­ven­tio­nen der Eltern hat die Fam­i­lie von Ver­ant­wortlichen jahre­lang keinen Schutz oder Hil­fe erfahren. In der Folge kon­nten die Kinder die Schule nicht mehr besuchen. Um eine Zukun­ft für die Kinder ohne Gewalt und Diskri­m­inierung zu find­en, floh die Fam­i­lie nach Deutschland.
Der neun­jährige Kris­ti­jan ist der jüng­ste der drei Geschwis­ter. Er ist wegen sein­er trau­ma­tisieren­den Erfahrun­gen seit über einem Jahr in jugendpsy­chi­a­trisch­er Behand­lung. Sollte die Fam­i­lie abgeschoben wer­den, wird er die drin­gend notwendi­ge Behand­lung aller Voraus­sicht nach nicht fort­set­zen kön­nen. Roma wer­den in Ser­bi­en grundle­gende soziale Rechte ver­wehrt, viele leben weit unter dem Exis­tenzmin­i­mum. Den Novakovics dro­ht bei Rück­kehr unmit­tel­bar die Obdachlosigkeit. Die Kinder wür­den wieder dem gle­ichen Umfeld und Bedin­gun­gen aus­ge­set­zt sein, die sie bere­its vor ihrer Flucht nach Deutsch­land aus der Schule getrieben haben. Das Recht auf Bil­dung, auf geistige Entwick­lung und eine “nor­male” Kind­heit in einem sicheren Umfeld wären ihnen verwehrt.
Die UN-Kinder­recht­skon­ven­tion – von der Bun­desre­pub­lik im Jahr 2010 rat­i­fiziert — bes­timmt, dass Kinder nicht als Anhängsel ihrer Eltern behan­delt wer­den dür­fen, son­dern eigene Men­schen­rechte haben. Sie
verpflichtet Behör­den, bei jed­er Entschei­dung den Vor­rang des Kindeswohls zu garantieren. Zum Weltkindertag im Sep­tem­ber let­zten Jahres stellte das Deutsche Insti­tut für Men­schen­rechte unmissver­ständlich klar, dass staatlichen Behör­den auf Bun­des- , Lan­des- und kom­mu­naler Ebene zur Beach­tung der Kinder­rechte aus der UN-Kinder­recht­skon­ven­tion verpflichtet sind und dass diese Rechte für
alle Min­der­jähri­gen, unab­hängig von ihrer Staat­sange­hörigkeit, ihrem aufen­thalt­srechtlichen Sta­tus oder dem ihrer Eltern gelten.
Die psy­chis­che Sit­u­a­tion der Geschwis­ter Novakovic hat sich in den Jahren ihres Aufen­thalts in Bran­den­burg sta­bil­isiert und sie haben begonnen Wurzeln zu schla­gen. Die Fam­i­lie hat inzwis­chen viele
Unter­stützerIn­nen, gute Fre­undIn­nen und Nach­barIn­nen gefun­den. Bei­de Eltern arbeit­en ger­ingfügig. Frau Novakovic spricht fünf Sprachen und unter­stützt ehre­namtlich andere Flüchtlinge als Dol­metscherin und Inte­gra­tionslotsin. In Forst sind die Kinder bestens in der Schule inte­gri­ert. Sie gehen motiviert, gerne und regelmäßig zur Schule, so dass eine Lehrerin in einem der vie­len Unter­stützungsaufrufe schrieb: “Soll ihnen das alles wieder genom­men wer­den? Wie lange kann ein Kind eine ’solche Kind­heit’ noch verkraften?”
In diesem Sinne sind zahlre­iche Schreiben von LehrerIn­nen, Nach­barIn­nen, Kirchen­mit­gliedern, der Arbeit­ge­berin, Sozialar­bei­t­erIn­nen und Men­schen aus Ini­tia­tiv­en und Ver­bän­den ver­fasst wor­den. Alle appel­lierten an die Regierung, der Fam­i­lie ein dauer­haftes Bleiberecht zu gewähren, denn in Forst und Umge­bung wer­den sie als Vor­bild für soziale Inte­gra­tion angesehen.
Die Härte­fal­lkom­mis­sion war im Novem­ber 2015 zu dem sehr deut­lichen Ergeb­nis gekom­men, dass im Falle der Fam­i­lie Novakovic drin­gende human­itäre und per­sön­liche Gründe vor­liegen, die – ins­beson­dere im
Inter­esse der Kinder – die weit­ere Anwe­sen­heit im Bun­des­ge­bi­et erforder­lich machen. Innen­min­is­ter Schröter set­zte sich darüber hin­weg und entsch­ied gegen das Ersuchen der Kommission.
“Mit sein­er Entschei­dung sendet Innen­min­is­ter Schröter ein fatales Sig­nal in die Gesellschaft und an all diejeni­gen, die sich für die Auf­nahme und Inte­gra­tion von Fam­i­lie Novakovic und ander­er Flüchtlinge vor Ort engagieren. Die Entschei­dung ist ein Affront gegen die Bemühun­gen der Men­schen in Forst, Fam­i­lie Novakovic in ihrer Mitte aufzunehmen und sie mis­sachtet das Kindeswohl der betrof­fe­nen Kinder” sagte Ivana Domazet vom Flüchtlingsrat Brandenburg.
Der Flüchtlingsrat fordert die Lan­desregierung und den Innen­min­is­ter auf, der Fam­i­lie Novakovic ein dauer­haftes Bleiberecht zu gewähren und sie nicht aus dem Kreis ihrer neuen Fre­undIn­nen und Nach­barIn­nen zu reißen. Die Kinder dür­fen nicht aus der Schule und ihrem gewohn­ten Umfeld genom­men und nach Ser­bi­en ins Elend abgeschoben wer­den, wo sie wieder Diskri­m­inierung und Anfein­dun­gen aus­ge­set­zt wären und ihnen das Recht auf Bil­dung und Entwick­lung ver­wehrt bliebe.

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Opferperspektive verurteilt Abschiebung von Betroffenen rechter Gewalt in Finsterwalde

Anfang März hat der Land­kreis Elbe-Elster mehrere Geflüchtete aus Fin­ster­walde in ein­er Sam­me­lab­schiebung nach Polen abgeschoben. Darunter befan­den sich auch Betrof­fene eines recht­en Angriffes, der am am 12.Dezember 2015 in Fin­ster­walde stat­tfand. Sechs Kriegs­flüchtlinge aus Tschetsche­nien waren auf dem Weg zu ihrer Gemein­schaft­sun­terkun­ft aus einem vor­beifahren­den Auto beschossen wor­den. Die polizeilichen Ermit­tlun­gen zu dem Fall dauern noch an.
„Wir verurteilen die Abschiebung von Betrof­fe­nen rechter Gewalt durch die Aus­län­der­be­hörde des Land­kreis Elbe-Elster. Hier­durch wird den Betrof­fe­nen von ras­sis­tisch motivierten Gewalt­straftat­en die Möglichkeit genom­men, ihre Opfer- und Zeu­gen­schutzrechte wahrzunehmen und zum Beispiel eine Heil­be­hand­lung zu erhal­ten“, so Mar­tin Vese­ly von der Gewal­topfer­ber­atung des Vere­ins Opfer­per­spek­tive e.V.
Das Sozialamt des Land­kreis­es ver­weigerte den trau­ma­tisierten Kriegs­flüchtlin­gen bis Feb­ru­ar 2016 eine psy­chol­o­gis­che Unter­stützung. Nach­dem nun das Sozialamt zusicherte, eine psychologische
Min­destver­sorgung der Betrof­fe­nen erneut zu prüfen, wur­den min­destens zwei der Betrof­fe­nen kurz­er­hand durch die Aus­län­der­be­hörde abgeschoben.
Auch in ander­er Hin­sicht ist der Vor­gang skan­dalös: Durch die Abschiebung fehlen nun wichtige Zeu­gen in einem laufend­en Ermit­tlungsver­fahren. Der Land­kreis schützt somit im Endeffekt
ras­sis­tis­che Gewalt­täter vor Strafver­fol­gung. Dies ste­ht im ein­deuti­gen Wider­spruch zu sämtlichen Ver­sprechun­gen aus der Poli­tik, rechte Straftat­en mit allen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­teln zu verfolgen.
„Aus unser­er Beratung­sprax­is wis­sen wir, dass viele Strafver­fahren eingestellt wer­den oder mit einem Freis­pruch für die Täter_innen enden, wenn die Zeug_innen für Aus­sagen fehlen. Es drängt sich der Ein­druck auf, dass der Land­kreis eine Abschiebung forcierte, nach­dem die Betrof­fe­nen sich Hil­fe suchend an unsere Beratungsstelle wandten. Es ist unerträglich, dass den Betrof­fe­nen nun die Möglichkeit ein­er psy­chol­o­gis­chen Aufar­beitung des Angriffs in Fin­ster­walde genom­men wird.“ erk­lärt Mar­tin Vese­ly von der Opfer­per­spek­tive weiter.

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Zum internationalen Frauentag fordern wir gemeinsam mit Flüchtlingsfrauen: Frauen und Kinder raus aus den Heimen, Lagern und Massenunterkünften

Zum inter­na­tionalen Frauen­tag fordern wir gemein­sam mit den Flüchtlings­frauen: Frauen und Kinder raus aus den Heimen, Lagern und Massenunterkünften*
Wir fordern die Unter­bringung von geflüchteten Frauen in Woh­nun­gen, um ihren Schutz sowie den Schutz ihrer Kinder zu gewährleisten.
Die Frauen, die in den lagerähn­lichen Unterkün­ften in Stolpe-Süd unterge­bracht sind, sehen sich ständig mit sex­ueller Beläs­ti­gung, Alko­holis­mus, Aggres­sio­nen und Dro­hun­gen durch andere männliche
Mit­be­wohn­er kon­fron­tiert. „Solche Über­griffe passieren auch auf deutschen Straßen und ins­beson­dere in deutschen Haushal­ten. Aber in ein­er Sam­melun­terkun­ft, die eine Zwangswohn­form ist, treten sie
konzen­tri­ert­er und ver­mehrt auf. Denn dort haben Men­schen kaum Rück­zugsmöglichkeit­en und sind häu­fig extremen All­t­agssi­t­u­a­tio­nen, Enge und Stress aus­ge­set­zt“, bericht­en Mit­glieder der Ini­tia­tive Women in Exile. Darüber hin­aus kri­tisieren die Frauen (die Bedro­hung durch das Sicher­heitsper­son­al und) die ständi­ge Kon­trolle ihrer An- und Abwe­sen­heit in den Heimen, durch die sie ein Leben wie auf der Abschieber­ampe führen.
Trotz Anzeigen­er­stat­tung und Hil­fege­such bei Wach­per­son­al und Sozialarbeiter_innen gibt es bish­er kein Konzept zum Schutz von Frauen und Kindern in den Gemein­schaft­sun­terkün­ften. Betrof­fene Frauen fühlen sich nicht aus­re­ichend vor den Tätern geschützt, sodass den Schritt zur Polizei in Zukun­ft nur wenige wagen wer­den. Die europäis­che Richtlin­ie zur Unter­bringung von beson­ders schutzbedürfti­gen Flüchtlin­gen und die Kinderkon­ven­tio­nen der UNO sind in der BRD als Gesetz anerkan­nt. Doch auf den Appell von Frauen aus den Gemein­schaft­sun­terkün­ften sowie der
Ini­tia­tive Willkom­men in Ober­hav­el an die Kreisver­wal­tung, für eine Unter­bringung in abgeschlosse­nen Woh­nun­gen, ist diese nicht ein­mal bere­it, sich auf einen Kom­pro­miss in Form ein­er Unter­bringung in einem geson­derten Haus für Frauen auf dem Gelände in Stolpe-Süd einzu­lassen. Die Argu­men­ta­tion, nach der die wohn­liche „Durch­mis­chung“ in den Heimen „beruhi­gend und aus­gle­ichend“ auf die Män­ner ein­wirke, ist angesichts der Real­ität zynisch und geht nur zu Las­ten der Frauen.
Heute möcht­en wir im Rah­men des Frauen­früh­stücks im Nach­barschaft­str­e­ff in Stolpe-Süd anlässlich des Welt­frauen­tags unsere Sol­i­dar­ität mit den Flüchtlings­frauen aus­drück­en. Die Logik der Ver­wal­tung, Frauen in den Gemein­schaft­sun­terkün­ften als Puffer zwis­chen Män­nern zu platzieren, zeigt, wie wenig Frauen­recht­en Beach­tung geschenkt wird.
*Gemein­sam fordern wir von den Ver­ant­wortlichen in Stadt und Land und in den städtis­chen Woh­nungs­bauge­sellschaften die Bere­it­stel­lung von bezahlbarem Wohn­raum und den (Wieder)einstieg in den Bau von Sozial­woh­nun­gen. Auch in Hen­nigs­dorf fehlt es an preiswerten Woh­nun­gen. *Von der man­gel­haften Ver­sorgung mit bezahlbarem Wohn­raum sind wir alle betroffen.
Wir unter­stützen die Forderun­gen der Flüchtlings­frauen sowie der Ini­tia­tive Women in Exile, die im Rah­men ein­er Tour zu ver­schiede­nen Asyl­heimen einen Halt beim Hen­nigs­dor­fer Frauen­früh­stück ein­legten: Frauen und Kinder müssen raus aus den Lagern und benöti­gen zu ihrem Schutz dezen­trale, zen­trum­sna­he Unter­bringung in Wohnungen.

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Arbeit & Soziales Flucht & Migration Law & Order

Geflüchtetenberatung stellt Arbeit bis auf Weiteres ein

Wir haben uns schw­eren Herzens entsch­ieden, die Arbeit der Geflüchteten­ber­atung des Utopia e.V. vorüberge­hend einzustellen. Wir kön­nen unter den momen­ta­nen Bedin­gun­gen keine Beratung, die unseren Ansprüchen genügt, real­isieren. Wir haben diese Arbeit über ein Jahrzehnt ehre­namtlich und unter hohen per­sön­lichem Aufwand gemacht und uns teil­weise bewusst entsch­ieden, in prekären finanziellen Ver­hält­nis­sen zu leben, um die Zeit für die Beratung auf­brin­gen zu kön­nen. Per­sön­liche Umstände führen nun dazu, dass die Ressourcen der Mitarbeiter*innen so knapp sind, dass eine zeit­na­he und qual­i­ta­tiv hochw­er­tige Beratung, die die Klient*innen zu Recht erwarten, nicht mehr möglich ist.
Wir sehen es als eine Voraus­set­zung, um die Arbeit wieder aufnehmen zu kön­nen, dass es min­destens eine haup­tamtliche Per­son­al­stelle gibt. Es braucht eine mit finanziellen und zeitlichen Ressourcen aus­ges­tat­tete Geflüchteten­ber­atung, um die Arbeit angemessen fortzuführen sowie das ehre­namtliche Engage­ment weit­er­er Mitarbeiter*innen zu koor­dinieren. Der Vere­in ist daher um eine Förderung bemüht.
Die Geflüchteten­ber­atung prägte über Jahre die Arbeit des Vere­ins. Die unab­hängige und kosten­lose Begleitung und Beratung Asyl­suchen­der während des Asylver­fahrens, im All­t­ag und bei Fällen von Diskri­m­inierung war bei den Klient*innen gut etabliert. Durch die Ein­stel­lung der ehre­namtlichen Beratungsar­beit wird die psy­chosoziale Ver­sorgung der Stadt weit­er ver­schlechtert. Umso schw­er­er fällt der Abschied auf Zeit. Die Klient*innen wer­den in Zukun­ft an andere Beratungsstellen verwiesen. 

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[ORB] Erfolgreiche Demonstration gegen rechte Kundgebung in Oranienburg

An dem heuti­gen Fre­itagabend fand in Oranien­burg eine anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion mit knapp 250 Teilnehmer_innen statt. Der Anlass der Demon­stra­tion war die anhal­tende ras­sis­tis­che Mobil­isierung in Oranien­burg und die zehnte Ver­samm­lung der RassistInnen.
Unter den Mot­to „Zeit zu Han­deln – Gemein­sam gegen Ras­sis­mus“ ver­sam­melten sich die Demonstrant_innen am Oranien­burg­er Bahn­hof. Nach ein­er kurzen Wartezeit ging die Demon­stra­tion auch schon los und führte über einen kleinen Umweg durch ein Plat­ten­bauge­bi­et in der Sach­sen­hausen­er Straße zum Schloss. Dort wurde eine weit­ere Kundge­bung abgehalten.
Eben­falls am Schloss fand die Kundge­bung des sog. „Abendspazier­gangs“ statt und eine Gegen­ver­anstal­tung des Bürg­er­meis­ters Hand-Joachim Laesicke im Vorhof des Schloss­es. Das als größeres Event angekündigte ras­sis­tis­che Kundge­bung mit dem recht­en Islamhas­s­er und PI-News-Autor „Michael Mannheimer“, alias Karl-Michael Merkle, zog erwartungs­gemäß viele Anhän­gerIn­nen an. Über 500 Per­so­n­en gesell­ten sich zur ras­sis­tis­chen Kundge­bung und lauscht­en der Het­ze von Merkle. Durch unsere laut­starke Kundge­bung wur­den die Reden der Het­zerIn­nen deut­lich übertönt. Allerd­ings wurde die anti­ras­sis­tis­che Kundge­bung auf­grund der Kälte vorzeit­ig been­det. Trotz­dem gab es laut­starken Protest. Anders als die Ver­anstal­tung des Bürg­er­meis­ters im Schlossvorhof, die bere­its bevor der Haupt­gast des recht­en Aufzuges zu reden begann, sich aufgelöst hat­te. Eine reale Auseinan­der­set­zung mit den ver­schwörungs­the­o­retis­chen und anti-mus­lim­is­chen The­sen des Merkle fand durch die Bürg­er­schaft nicht statt. Vere­inzelt rei­ht­en sich jedoch Teilnehmer_innen aus dem Schlossvorhof in die anti­ras­sis­tis­che Kundge­bung ein.
Nach­dem die Gegen­proteste der let­zten recht­en Demon­stra­tio­nen weitest­ge­hend einge­brochen sind, rief der Bürg­er­meis­ter Hans-Joachim Laesicke zusam­men mit dem Pfar­rer Hum­burg und allen Frak­tionsvor­sitzen­den zu ein­er Demon­stra­tion unter den Mot­to „Herz statt Het­ze“ auf. Die Demon­stra­tion zog von der St. Niko­lai-Kirche zum Schlossvorhof. In einem Rede­beitrag auf der antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion in Gedenken an Sven Beuter am ver­gan­genen Sam­stag in Brandenburg/Havel hat­ten wir erörtert, warum eine Teil­nahme für anti­ras­sis­tisch und antifaschis­tisch gesin­nte Men­schen an dieser Demon­stra­tion aus unser­er Sicht nicht möglich seiIn einem Rede­beitrag macht­en wir heute zudem deut­lich, dass wir mit der derzeit­i­gen Ver­schär­fung des Asyl­rechts und vor allem mit den Beschluss des Asyl­pakets II nicht ein­ver­standen sind. Soll­ten die Politiker_innen aber irgend­wann ein­se­hen, dass das Prob­lem Ras­sis­mus heißt, und nicht die Vertei­di­gung „unser­er“ Werte gegen ver­meintliche „Extremist_innen“ ver­schieden­ster Colour ist, dann wäre auch eine gemein­same Ver­anstal­tung möglich.
Dass die Demon­stra­tion des Bürg­er­meis­ters mit 400 Per­so­n­en sehr gut besucht war, war abse­hbar, schließlich hat der „Rit­ter Han­si“ zur Audienz gebeten. Wenn die bloße Ankündi­gung ein­er anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion in der Stadt dafür sorgt, dass die hohe Promi­nenz der Stadt und Poli­tik sich erhebt um auch mal wieder gegen Ras­sis­mus zu demon­stri­eren, dann ist auch dies als Erfolg aus unser­er Sicht zu werten.
Für den heuti­gen Abend ziehen wir eine pos­i­tive Bilanz. Dass sich etwa 250 Antirassist_innen und Antifaschist_innen an einem Fre­itagabend nach Oranien­burg bewegt haben um ein deut­lichen Zeichen gegen die andauernde ras­sis­tis­che Het­ze zu set­zen, werten wir als Erfolg. Obwohl die Demon­stra­tionsstrecke sehr kurz war und die Kundge­bung in Hör- und Sichtweite zu den Ras­sistIn­nen nicht viele Hand­lungsmöglichkeit­en hergegeben hat, wollen wir uns trotz­dem bei all den­jeni­gen bedanken, die den­noch nach Oranien­burg gekom­men und auf unser­er Kundge­bung geblieben sind. Zudem müssen wir lei­der kri­tisch anmerken, dass nicht alle Teilnehmer_innen der anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion sich an den zuvor angekündigten Aktion­skon­sens gehal­ten haben. Wir wür­den uns kün­ftig wün­schen die Antifaschist_innen wür­den sich an die Wün­sche der lokale Engagierten mehr hören.
Unser Ziel den Wider­spruch auf die Straße zu brin­gen wurde erfüllt. Wir haben in alle Deut­lichkeit gezeigt, dass wir den Ras­sistIn­nen den Raum für ihre Het­ze nicht über­lassen wer­den! Es sollte jedoch klar sein, dass es nicht bei einem Zeichen bleiben darf. Wir wer­den die aggres­sive ras­sis­tis­che Het­ze in Oranien­burg nicht weit­er hin­nehmen und kön­nen jet­zt schon sagen: wir kom­men wieder!
Auf diesem Wege wollen wir außer­dem auf weit­ere Ver­anstal­tun­gen in Bran­den­burg, die Unter­stützung bedür­fen, aufmerk­sam machen:

  • 5. März | 12:00 | Bhf. Rathenow: Antifa-Demo gegen Neonazis-Großdemonstration
  • 12. März | 16:00 | Schulplatz Neu­rup­pin: Antifa-Demo: „Es reicht! Ger­ade machen gegen Nazis und Rassisten!“
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Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Volkstod am Volkspark

Der heutige antifaschis­tis­che Mittwoch startete mit ein­er großen, laut­starken und offen­siv­en Demon­stra­tion unter dem Mot­to “Ras­sis­mus tötet! Die mörderischen Ver­hält­nisse kippen!”.
500 Men­schen liefen vom Lust­garten in Rich­tung Pots­dam Nord, zum Dorint-Hotel. Während dieser Demon­stra­tion wur­den viel­er­lei inhalt­sre­iche Rede­beiträge gehal­ten. Diese set­zten sich mit staatlichem Ras­sis­mus und dem massen­haften Tod von Refugees bei ihrer gefährlichen Flucht auseinan­der, außer­dem wurde die Auseinan­der­set­zung der Pots­damer Presse mit Pogi­da auf­grund ihrer Inhalt­slosigkeit kritisiert.
Um 18.30 Uhr war die Demon­stra­tion been­det. Die Teil­nehmenden begaben sich umge­hend in Rich­tung Born­st­edt, um dort die Neon­azis von Pogi­da gebührend in Emp­fang zu nehmen. Zunächst gab es etwas Ver­wirrung bei den anwe­senden Polizeikräften, ob die Teil­nahme an der von Nor­bert Müller angemelde­ten Demon­stra­tion möglich sei oder nicht. Ein Teil der Demon­stri­eren­den begab sich zu 18.50 Uhr dor­thin, der andere Teil ver­suchte auf dezen­tralem Weg an die Neon­azis heranzukommen.
Pogi­da begann mit einiger Ver­spä­tung um 19.00 Uhr mit der Kundge­bung. Es wur­den ver­schiedene Rede­beiträge ver­lesen. Nach ein­er kurzen Begrüßung durch Chris­t­ian Müller, ergriff der Pots­damer Her­bert Hei­der das Wort, er hat­te in der Ver­gan­gen­heit schon öfter für Pogi­da gesprochen, zumeist im Open­Mic-Teil des Auf­marsches. Mit­tler­weile gehört er zu den plan­mäßi­gen Redner_innen. Das Her­aus­ra­gende bei ihm dürften die sehr aus­giebi­gen Zitate aus den Aufrufen der Gegendemonstrant_innen und von der Antifa gewe­sen sein. Am Ende kri­tisierte er, dass bei den let­zten Pogi­da-Ver­samm­lun­gen alle drei Stro­phen des Deutsch­land­liedes gesun­gen wur­den. Während dieser Auf­tak­tkundge­bung waren die Gegendemonstrant_innen durchgängig sehr gut hör­bar bei Pogi­da. Nach ein­er Stunde lief Pogi­da dann endlich los. Ihre ursprünglich geplante Route, die Kirschallee hin­unter, wurde allerd­ings von engagierten Antifaschist_innen block­iert. So bogen sie in die Erwin-Barth-Straße ein, auf der sich auch eine Block­ade vor­bere­it­ete . Allerd­ings liefen sie nur weit­ere 50 Meter und  dann war auch an diesem Mittwoch wieder Schluß für die 60 Hansel die wenig mehr von sich geben, als dass sie das Volk und Pogi­da seien. Nach kurzem Still­stand lief Pogi­da die Route wieder zurück. Wenn sie auch son­st nichts ler­nen: Nieder­la­gen kön­nen sie mit­tler­weile gut akzep­tieren und entsprechend handeln.
Am Aus­gangspunkt wieder angekom­men erfol­gten weit­ere Reden von Pogi­da. Der Anmelder Müller startete seine, laut Eige­nangaben von Bärgi­da über­nommene Rede, the­ma­tisch sehr reichs­bürg­er­lich. Zitierte seit­en­weise Auszüge aus dem Grundge­setz, der Pots­damer Kon­ferenz und der Kon­ferenz von Jal­ta. Knack­punkt: Deutsch­land sei kein sou­verän­er Staat, son­dern stünde unter der Kon­trolle der Allierten. Diese Macht wiederum solle Putin nutzen um die zum Faschis­mus neigende deutsche Staats­führung abzuset­zen. So oder so ähn­lich ging es weit­er, die geneigten Zuhören­den dürften allerd­ings genau­so wenig Spaß daran gehabt haben ihm zu lauschen wie die weniger geneigten, denn Chris­t­ian Müller las den kom­plet­ten Rede­beitrag ab und dies sehr hol­prig. Am Ende erzählte er noch was zu sein­er krim­inellen Kar­riere und dass er sich bei Pogi­da in Zukun­ft im Hin­ter­grund hal­ten aber trotz­dem weit­er pla­nen möchte.
Als weit­er­er Red­ner trat „Curd Schu­mach­er“ auf, bei dem get­rost bezweifelt wer­den darf, dass er wirk­lich so heißt. „Curd Schu­mach­ers“ Haup­tkri­tikpunkt waren die Gegen­proteste. Diese waren ihm zu laut, zu gewalt­tätig und all­ge­mein habe er solche Zustände bish­er nicht erlebt (außer vielle­icht in Leipzig, wie er ergänzte). Er sah angesichts der über­wälti­gen­den Masse von laut­starken Gegendemonstrant_innen seine Haut in Gefahr und die Abreise gefährdet. Nichts davon trat ein. Leider.
Stattdessen ließ Chris­t­ian Müller noch kurz darüber abstim­men ob nun alle drei Stro­phen des Deutsch­land­liedes gesun­gen wer­den soll­ten (Mehrheit der Neon­azis über­raschen­der­weise dafür) und stimmte dieses dann inbrün­stig an.
Die Abreise der Neon­azis gestal­tete sich dann recht schwierig. Da der Kundge­bung­sort nach wie vor von allen Seit­en von Gegendemonstrant_innen eingekesselt war. Erst 40 Minuten nach Beendi­gung der Gru­selver­anstal­tung kon­nten die Neon­azis den Bus in Rich­tung Pots­damer Innen­stadt nehmen.
Der mehrstündi­ge Gegen­protest wurde durch die Polizei mit dem Ein­satz von Pfef­fer­spray, kör­per­lich­er Gewalt und Fes­t­nah­men erschwert.
Bis zum Ende des Auf­marsches kamen von Chris­t­ian Müller sich mas­siv wider­sprechende Aus­sagen zur Zukun­ft von Pogi­da. Vielle­icht übern­immt Markus Johnke von Legi­da aus Leipzig die offizielle Anmel­dung, vielle­icht aber auch nicht. Unter Umstän­den wird Pogi­da den Wochen­tag in Zukun­ft wech­seln, unter Umstän­den aber auch nicht. Möglicher­weise zieht sich Müller kom­plett aus Pogi­da zurück, oder auch nicht. Denn den näch­sten Auf­marsch am Bass­in­platz wird er wiederum anmelden und anführen. Einen Licht­blick gibt es allerd­ings: Pogi­da soll wohl in Zukun­ft nur noch alle zwei Wochen stat­tfind­en. Glauben tun wir das allerd­ings erst wenn wir es sehen.

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Arbeit & Soziales Flucht & Migration

Ostprignitz-Ruppin drangsaliert Flüchtlinge mit illegalen Sozialhilfekürzungen

Seit Novem­ber let­zten Jahres prangt ein Infozettel im Sozialamt Neu­rup­pin. Flüchtlinge, „die in einem anderen Land bere­its einen Asy­lantrag gestellt haben“, sollen weniger Geld bekom­men. Grund sei das vom Bun­destag beschlossene Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz.

Betrof­fen sind alle Flüchtlinge im Land­kreis, die unter die soge­nan­nte Dublin-III-Verord­nung fall­en. Sie sollen in das EU-Land abgeschoben wer­den, in das sie zuerst ein­gereist sind. Nun kürzt ihnen das Sozialamt Neu­rup­pin die Sozialleis­tun­gen um das monatliche Taschen­geld von 143 Euro. Die Fol­gen: Die Betrof­fe­nen kön­nen sich keine Fahrkarten mehr kaufen, keine Handy-Karten, keine beson­deren Lebens­mit­tel, sie kön­nen AnwältIn­nen nicht mehr bezahlen. Es bleibt ihnen nur ein Exis­tenzmin­i­mum, das zum Über­leben aus­re­ichen soll.

Tat­säch­lich wurde mit dem neuen Gesetz die Sozialleis­tun­gen für bes­timmte Flüchtlinge unter das men­schen­würdi­ge Exis­tenzmin­i­mum gesenkt, nach Ansicht viel­er Exper­tIn­nen ein klar­er Ver­fas­sungs­bruch. Denn das Bun­desver­fas­sungs­gericht hat­te im Jahr 2012 entsch­ieden: „Auch eine kurze Aufen­thalts­dauer oder Aufen­thaltsper­spek­tive in Deutsch­land recht­fer­tigt es im Übri­gen nicht, den Anspruch auf Gewährleis­tung eines men­schen­würdi­gen Exis­tenzmin­i­mums auf die Sicherung der physis­chen Exis­tenz zu beschränken. Die in Art. 1 Abs. 1 Grundge­setz garantierte Men­schen­würde ist migra­tionspoli­tisch nicht zu rel­a­tivieren.“ Doch die Bun­desregierung spielt auf Zeit, bis das Bun­desver­fas­sungs­gericht das ver­fas­sungswidrige Gesetz kassiert.

Dieses ver­fas­sungswidrige Gesetz hat das Sozialamt Neu­rup­pin nun falsch gele­sen und eigen­mächtig noch ein­mal ver­schärft. Denn nach dem Gesetz sollen nicht Flüchtlinge im Dublin-III-Ver­fahren gekürzte Leis­tun­gen erhal­ten, son­dern Flüchtlinge, die nach einem Beschluss der EU in andere Län­der „umge­siedelt“ wur­den und sich der Zwang­sum­sied­lung widersetzen.
Im Sep­tem­ber 2015 hat­te die EU die Umsied­lung von 160.000 Flüchtlin­gen aus Griechen­land und Ital­ien beschlossen, bis Anfang Jan­u­ar wur­den ger­ade ein­mal 272 eritreis­che und syrische Flüchtlinge nach Finn­land, Schwe­den und Lux­em­burg umgesiedelt.

Gegen die rechtswidri­gen Leis­tungskürzun­gen wurde von eini­gen Betrof­fe­nen Wider­spruch ein­gelegt, Kla­gen beim Sozial­gericht sind anhängig. Kay Wen­del vom Flüchtlingsrat kom­men­tiert die Prax­is des Sozialamts: „Die ille­galen Leis­tungskürzun­gen zeigen, welch­er Geist durch die Asyl­rechtsver­schär­fun­gen aus der Flasche ent­lassen wurde:

Drangsalierung und Abwehr von Flüchtlin­gen, Schluss mit der Willkom­men­skul­tur. Dass das Sozialamt das Recht offen­sichtlich beugt, ist eine Folge davon. Sozialmin­is­terin Diana Golze sollte dieser
ille­galen Prax­is umge­hend ein Ende bereiten.“

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Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Viel los in der Region: Proteste gegen rechte Versammlungen und eine Antifa-Demo

INFORIOT — Ver­schieden­ste Ver­anstal­tun­gen fan­den am ver­gan­genem Woch­enende in Bran­den­burg statt. Rechte Ver­samm­lun­gen in Leege­bruch, Glöwen, Brück, Bad Belzig und Frankfurt/Oder beka­men deut­lichen Gegen­wind. Knapp 250 Antifaschist_innen nah­men an ein­er Gedenkdemon­stra­tion für Sven Beuter, der vor 20 Jahren von dem Neon­azi Sascha Lücke tot­geschla­gen wurde, in Bran­den­burg an der Hav­el teil. In Lübben (Dahme-Spree­wald) marschierten rund 350 Ras­sistIn­nen und Neon­azis für die “Zukun­ft für ihre Heimat”.
Bran­den­burg an der Hav­el — Kraftvolle Antifade­mo erin­nert an Opfer Rechter Gewalt

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Front­trans­par­ent der Demon­stra­tion. Foto: Inforiot.

Am heuti­gen Sam­stag den 20.02.2016 ver­sam­melten sich rund 250 Antifast*innen unter dem Mot­to “fight­ing for 20 years” in Bran­den­burg an der Hav­el, um dem vor 20 Jahren durch den Neon­azi Sascha Lücke ermorde­ten Sven Beuter zu gedenken. Die aus Berlin, Bran­den­burg, Sach­sen und Sach­sen-Anhalt angereis­ten Teil­nehmenden zogen vom Bahn­hof der Stadt über den zen­tralen Mark­t­platz in das Stadtzen­trum. In Rede­beiträ­gen wurde der “Totschlag”, so das dama­lige juris­tis­che Urteil, in Beziehun­gen zu anderen Tötungs­de­lik­ten durch Neon­azis geset­zt. Als Beispiele seien hier die ange­sproch­enen Morde an Dieter Eich (Mai 2000) in Berlin-Buch oder Emil Wend­land (Juli 1992) in Neu­rup­pin genannt.
In verschiedenen Redebeiträgen und auf Transparenten machten Antifaschist_innen Werbung für weitere anstehende Events. Wie hier beispielsweise für die antifaschistische Demonstration am 12. März in Neuruppin. Foto: Inforiot
In ver­schiede­nen Rede­beiträ­gen und auf Trans­par­enten macht­en Antifaschist_innen Wer­bung für weit­ere anste­hende Events. Wie hier beispiel­sweise für die antifaschis­tis­che Demon­stra­tion am 12. März in Neu­rup­pin. Foto: Inforiot

Von dort aus zog die Demon­stra­tion weit­er zu Havel­straße 13, wo es eine Gedenkplat­te für den an diesem Ort tödlich mis­shan­del­ten Sven Beuter gibt. Dort wur­den in Erin­nerung an den Punk Kränze, Kerzen und zwei Flaschen Bier abgelegt, sowie eine Schweigeminute gehal­ten. Die Opfer­per­spek­tive Bran­den­burg erin­nerte dort in einem Rede­beitrag daran, dass neon­azis­tis­che Gewalt nicht nur tödliche Fol­gen hat, son­dern darüber hin­aus viele Men­schen nach Über­grif­f­en durch die erlit­te­nen Ver­let­zun­gen ein eingeschränk­tes und pflegebedürftiges Leben führen.
An der Gedenktafel für Sven Beuter legten Aktivist_innen und Freunde Blumen, Kerzen und als besonderes Andenken mehrere Flaschen Bier nieder. Foto: Ney Sommerfeld.
An der Gedenk­tafel für Sven Beuter legten Aktivist_innen und Fre­unde Blu­men, Kerzen und als beson­deres Andenken mehrere Flaschen Bier nieder. Foto: Ney Sommerfeld.

Abschließend zog die Demon­stra­tion zurück zum Bahn­hof der Stadt um den anwe­senden Antifaschist*innen eine fahrt nach Frank­furt (Oder) zu ermöglichen und das Gedenken mit aktuellen Kämpfen gegen neon­azis­tis­che Struk­turen zu verbinden. Aus diesem Grund wurde spon­tan auch auf einen geplanter Abstech­er zum ehe­ma­li­gen Wohn­haus von Sven Beuter verzichtet.
Weit­ere Bilder: hier, hier, hier und hier
Lübben — Zum drit­ten Mal fordern extreme Rechte aller Couleur eine Zukun­ft für ihre Heimat
In Lübben hinge­gen demon­stri­erte die Ini­tia­tive “Zukun­ft Heimat”. “Für unsere Kinder, für uns, für unsere Heimat” sollte protestiert wer­den — tat­säch­lich ging es um die Het­ze gegen Flüchtlinge. Am Mark­t­platz der Spree­wald­stadt ver­sam­melten sich rund 350 Per­so­n­en. Damit lag die Teilnehmer_innenzahl deut­lich unter jen­er der let­zten Aufla­gen, als im Jan­u­ar rund 700 und im Dezem­ber 2015 500 Per­so­n­en in Lübben zusam­men kamen. Zuvor, Ende Okto­ber, hat­te “Zukun­ft Heimat” im nahen Lübbe­nau sog­ar 900 Per­so­n­en mobil­isiert und im Jan­u­ar erneut 700.
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Ras­sis­tis­che Demon­stra­tion der Ini­tia­tive “Zukun­ft Heimat” in Lübben. Foto: Inforiot.

Am jet­zi­gen Sam­stag sprachen unter anderem Jörg Sobolews­ki von der Berlin­er Recht­saußen-Burschen­schaft Goth­ia, AfDler Jens-Birg­er Lange und Christoph Berndt von “Zukun­ft Heimat”. Nico Tews vom Rathenow­er “Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land” warb für einen anste­hen­den Auf­marsch sein­er Gruppe am 5. März in Rathenow. Zu Wort kam auch ein Vertreter des “Bürg­er­fo­rum Süd­bran­den­burg”, dass sich kür­zlich im Zuge ein­er Serie ras­sis­tis­ch­er Kundge­bun­gen in Bad Lieben­wer­da gegrün­det hat. Fast alle Red­ner beton­ten, dass die hier Ver­sam­melten lediglich “patri­o­tisch” seien und ganz sich­er nicht ras­sis­tisch. Während­dessen wehte die schwarz-weiß-rote Reichs­fahne über dem Mark­t­platz. Die Reden wur­den lediglich von einem etwa 20-minuti­gen “Spazier­gang” durch die Stadt unter­brochen. Mehrere Red­ner grif­f­en die Bezich­ti­gung als Nazis und “Braune” durch Politiker_innen und Journalist_innen auf und bemüht­en sich diese ad absur­dum zu führen. Lange, AfD Kreisvor­sitzen­der im Land­kreis Dahme-Spree, sah “die Braunen” eher bei den Rot-Grü­nen Parteien. Er selb­st sei wed­er rechts, noch links, son­dern gradlin­ig. Die ver­bale Nega­tion half jedoch nichts, erneut befan­den sich Neon­azis unter den Demon­stra­tionsteil­nehmern. Die mögliche Zusam­me­nar­beit der sich betont “bürg­er­lich” geben­den Ini­tia­tive “Zukun­ft Heimat” mit Neon­azis ist seit ger­aumer Zeit The­ma ver­schieden­er Medi­en­berichte gewe­sen.1
Rechte aller Colour trafen sich in Lübben. Foto: Inforiot.
Rechte aller Colour trafen sich in Lübben. Foto: Inforiot.

Am Rande der Ver­samm­lung protestierten rund 20 Men­schen. In der direkt benach­barten Paul-Ger­hardt-Kirche fand zudem eine “Frieden­san­dacht” statt, bei der Stel­lung gegen “Zukun­ft Heimat” bezo­gen wurde.2
Weit­ere Bilder: hier.
Frank­furt (Oder) — Deutsche und Pol­nis­che Neon­azis gemein­sam gegen Geflüchtete 
"Der III. Weg" waren wieder zahlreich in frankfurt (Oder) vertreten. Neben Pascal Stolle nahm auch Sascha Lüdke (ganz links), der 1996 einen Punk in Brandenburg an der Havel ermordete, am Aufmarsch teil.
“Der III. Weg” waren wieder zahlre­ich in frank­furt (Oder) vertreten. Neben Pas­cal Stolle nahm auch Sascha Lüd­ke (ganz links), der 1996 einen Punk in Bran­den­burg an der Hav­el ermordete, am Auf­marsch teil. Foto: Pressedienst_ffo

In Frank­furt (Oder) demon­stri­erten etwa 100 Neon­azis gegen den soge­nan­nten “Asyl­wahn”. Die Grup­pierung “Frankfurt/Oder wehrt sich” rief erneut zur Demon­stra­tion in die Oder­stadt auf. Bere­its im ver­gan­genen Jahr ver­anstal­teten die Ras­sistIn­nen um das Neon­azi­paar Peer und Franziska Koss hier Demon­stra­tio­nen. Ins­ge­samt sechs Mal gin­gen sie auf die Straße mit jew­eils abnehmender TeilnehmerInnenzahl.
Wie bei nahezu allen Demon­stra­tio­nen der Frank­furter war erneut die neon­azis­tis­che Partei “Der III. Weg” maßge­blich an der Organ­i­sa­tion, wie auch in Per­so­n­en­stärke beteiligt. Pas­cal Stolle, der inzwis­chen in Eisen­hüt­ten­stadt leben soll, war sodann auch der erste Red­ner an dem Tag auf dem Mark­t­platz. Björn Brusak, bekan­nter extrem rechter Lie­der­ma­ch­er und Dauerred­ner auf den neon­azis­tis­chen Ver­anstal­tun­gen in Ost­bran­den­burg, leit­ete die Demon­stra­tion ins­ge­samt. Nach dem Auf­takt marschierten die Nazis, wohl auf­grund ein­er kurzfristi­gen Routenän­derung, über den
Neben Deutschland- und Brandenburgfahne wehte auch die polnische Flagge (oder doch die Fahne Monacos?) in Frankfurt (Oder) auf der Neonazidemonstration.
Neben Deutsch­land- und Bran­den­burgfahne wehte auch die pol­nis­che Flagge (oder doch die Fahne Mona­cos?) in Frank­furt (Oder) auf der Neon­azidemon­stra­tion. Foto: Pressedienst_ffo

Brun­nen­platz zur Karl-Marx-Strasse, wo sie dann auf ihrer etwa 2km lan­gen Route ein­mal quer durch die Innen­stadt zogen. Mit “Wir sind das Volk” und “Wir sagen nein zum Asy­lanten­heim” het­zten sie in gewohn­ter Weise gegen Geflüchtete. Als Novum kann die wohl erst­ma­lige Beteili­gung pol­nis­ch­er Neon­azis an einem deutschen Neon­azi­auf­marsch gese­hen wer­den. “Frankfurt/Oder wehrt sich” hat­te bere­its im Vor­feld die pol­nis­che Bevölkerung dazu aufgerufen eben­falls gegen “Über­frem­dung” und “Geflüchtete” auf die Strasse zu gehen. Diesem Ruf fol­gten etwa 20 Neon­azis aus der Nach­barstadt Slu­bice. Das es wie dort, wie auch im restlichen Teil Polens, vor allem auf­grund der strik­ten Ablehnung von Geflüchteten kaum Asylbewerber_innen gibt, ist da neben­säch­lich. Beson­ders kurios wirk­te dann die mit­ge­brachte pol­nis­che Fahne zwis­chen den Deutsch­land- und Bran­den­burgfah­nen. Noch dazu, dass diese falsch herum getra­gen wurde.
Zum Abschluß zogen etwa 60 Antifaschist_innen spontan durch die Frankfurter Innenstadt.
Zum Abschluß zogen etwa 60 Antifaschist_innen spon­tan durch die Frank­furter Innen­stadt. Foto: Pressedienst_ffo

An den Gegen­protesten, die erneut vom Bünd­nis “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” in Zusam­me­nar­beit mit der Stadt und anderen Ini­tia­tiv­en organ­isiert wur­den, beteiligten sich ins­ge­samt etwa 200 Men­schen. Auf der zen­tralen Kundge­bung direkt vor dem Rathaus nur wenige Meter vom Auf­tak­tort der Neon­azidemon­stra­tion ent­fer­nt forderten u.a. der Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Wilke ein weltof­fenes Frank­furt, welch­es Geflüchtete willkom­men heißt und Het­zerIn­nen die Stirn bietet.
Ein Großaufge­bot der Polizei, u.a. mit Hun­den und Hub­schrauber vor Ort, ver­hin­derte jegliche Block­ade­v­er­suche von Antifaschist_innen. Teil­weise wirk­ten die Polizeikräfte jedoch auch unko­or­diniert. So wor­den Antifaschist_innen nicht zu anderen Gegendemonstrant_innen durchge­lassen und durch eine Polizeikette getren­nt, obwohl die Nazis bere­its ihre Ver­samm­lung been­det hat­ten und nicht mehr in unmit­tel­bar­er Nähe waren.
Weit­ere Bilder aus Frank­furt (Oder) hier und hier.
Inforiot