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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Gegenkundgebung! gegen das Sommerfest der AfD

Die AfD ver­sucht gar nicht mehr sich das Deck­män­telchen ein­er demokratis­chen Partei überzuw­er­fen. Im bran­den­bur­gis­chen Wahlkampf gibt sie sich keine Mühe, ihre recht­sradikale Gesin­nung zu verstecken.

Für Son­ntag, den 22.08. hat sich auf dem Eber­swalder Mark­t­platz kein gerin­ger­er als der Faschist Björn Höcke, vom recht­sex­tremen „Flügel“ der AfD angekündigt. Begleit­et wird er u.a. von der AfD Polit­promi­nenz wie Alexan­der Gauland aber auch vom Sol­dat­en Hannes Gnauck, der für den Bun­destag antritt und den der mil­itärische Abschir­m­di­enst der Bun­deswehr fehlende Ver­fas­sungstreue attestiert. Jed­er einzelne dieser recht­en Het­zer wäre eine eigene Kundge­bung wert!
Wir hal­ten weit­er daran fest: das Eber­swalde der Zukun­ft soll eine Stadt der Sol­i­dar­ität, der Weltof­fen­heit und ohne Ras­sis­mus und Het­ze sein. Unsere Alter­na­tive heißt Sol­i­dar­ität! Wir tre­f­fen uns ab 10:30 Uhr in Sicht und Hör­weite zum Mark­t­platz am Kirchhang!

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration Law & Order

Stoppt die Inhaftierung Asylsuchender

Fam­i­lie C. floh Anfang Juli 2021 aus der Türkei über die Ukraine nach Berlin. Schlep­per zwan­gen die verzweifel­ten Eltern, ihre 19- und 11-jähri­gen Töchter in Odessa zurück­zu­lassen. Mit den verbleiben­den Kindern – den 16 und 17 Jahre alten Töchtern und ihrem 6‑jährigen Sohn – beantragte die Fam­i­lie bei Ankun­ft am Flughafen BER am 16. Juli Asyl. Der Antrag wurde im Schnel­lver­fahren vier Tage später abgelehnt. Die Fam­i­lie wird seit­dem im Flughafenge­fäng­nis festgehalten.

Der Fam­i­lien­vater wurde in der Türkei Opfer von Folter. Frau C. war bis zu ihrer Flucht in einem poli­tisch exponierten Büro der kur­dis­chen Partei HDP aktiv, deren Par­la­mentsmit­glieder vom Erdo­gan-Regime ver­fol­gt wer­den. Frau C. wurde von den Behör­den observiert und kon­trol­liert und ent­ging Anfang 2021 mit ein­er ihrer Töchter nur knapp einem bewaffneten Angriff auf das Parteibüro.

Die Asyl­be­fra­gung der Fam­i­lie C. wurde ohne Rück­sicht auf die erlit­tene Folter und die psy­chis­che Erkrankung des Vaters durchge­führt. Wed­er fan­den die von ihm vorgelegten Atteste Beach­tung noch wurde ein:e auf die Anhörung von Folteropfern geschulte:r Anhörer:in einge­set­zt. Die Anhörung der Fam­i­lie dauerte ins­ge­samt fast neun Stun­den, Pausen gab es nicht. Die Über­set­zung hat­te erhe­bliche Fehler und Lück­en. Die mehrfache Bitte, eine:n Anwält:in kon­tak­tieren zu dür­fen, wurde der Fam­i­lie ver­wehrt, obwohl nach europäis­chem Recht in allen Phasen des Asylver­fahrens, also auch vor der Anhörung, „effek­tiv Gele­gen­heit“ zu geben ist, ein:e Anwalt:in zu kon­sul­tieren. Ein:e Psychiater:in wurde vor der Asy­lentschei­dung zu keinem Zeit­punkt hinzugezogen.

Erst nach Ablehnung des Asy­lantrags durch das BAMF bekam die Fam­i­lie Kon­takt zu ein­er Anwältin. Einen Eilantrag auf auf­schiebende Wirkung der ein­gere­icht­en Asylk­lage lehnte das Ver­wal­tungs­gericht Pots­dam ohne Anhörung der Betrof­fe­nen im Schnel­lver­fahren am ab.

Als Reak­tion auf die Asy­lablehnung des Gerichts unter­nahm Frau C. einen Suizid­ver­such. Schon am Fol­ge­tag wurde sie anstelle eines zunächst ärztlich anger­ate­nen län­geren Psy­chi­a­trieaufen­thaltes aus dem Klinikum Neukölln in die Haf­tanstalt zurück­ge­bracht, da durch die polizeiliche Auf­sicht erneute Suizid­ver­suche aus­geschlossen seien. Kurz darauf musste sie erneut not­fallmäßig in eine psy­chi­a­trische Klinik aufgenom­men wer­den. Eine nach dem Suizid­ver­such von der Bun­de­spolizei beauf­tragte Ver­tragsärztin erk­lärte bei­de Ehep­art­ner für reise- und flu­gun­fähig. Die Bun­de­spolizei beauf­tragte daraufhin ein­fach einen zweit­en Ver­tragsarzt, der noch am sel­ben Tag wun­schgemäß die Reise­fähigkeit bei­der Ehep­art­ner bescheinigte.

Die Bun­de­spolizei plant nun die Abschiebung der Fam­i­lie am Fre­itag 13. August 2021 mit Ryanair FR 6925 um 6 Uhr ab BER nach Odessa/Ukraine in Begleitung von neun Polizist:innen und einem:r Ärzt:in. Es ist zu ver­muten, dass aus der Ukraine umge­hend eine Abschiebung in die Türkei erfolgt.

Wir lehnen die Inhaftierung Schutz­suchen­der am Flughafen und die Durch­führung von Asylver­fahren unter Haftbe­din­gun­gen grund­sät­zlich ab“, sagt Georg Classen vom Flüchtlingsrat Berlin. „Beson­ders zynisch ist, dass im Flughafen Willy Brandt sog­ar Kinder ins Gefäng­nis ges­per­rt werden.“

Men­schen, die gefoltert wur­den, sind in der Asy­lan­hörung häu­fig nicht zu einem den Anforderun­gen genü­gen­den Sachvor­trag in der Lage. Die Ermit­tlung der Asyl­gründe und die gebotene medi­zinis­che Diag­nos­tik ist bei psy­chisch Trau­ma­tisierten nicht im Schnel­lver­fahren möglich, schon gar nicht in ein­er Haf­tanstalt unter Polizeibewachung. Vielmehr fol­gt dann aus dem Asylge­setz in Verbindung mit den Maß­gaben der EU für beson­ders schutzbedürftige Asyl­suchende ein Anspruch auf unmit­tel­bare Ent­las­sung aus der Haft am Flughafen“, sagt Diet­rich Koch von Xenion e.V.

Wir sind entset­zt über die Grausamkeit und die Rechtswidrigkeit, mit der die Bun­de­spolizei und das BAMF gegen Fam­i­lie C. vorge­hen“, so Lot­ta Schwedler vom Flüchtlingsrat Bran­den­burg. „Die Art und Weise der Asy­lan­hörung in der Haf­tanstalt des Flughafens wider­spricht grundle­gen­den rechtsstaatlichen Prinzip­i­en, die etwa auch bei der Vernehmung von Straftäter:innen zu beacht­en sind.“

Die fort­dauernde Inhaftierung der Fam­i­lie C. ist untrag­bar. Die Fam­i­lie wird mit­samt ihren Kindern ein­er unerträglichen psy­chis­chen Belas­tung aus­ge­set­zt. Die Mut­ter ist suizidal, der trau­ma­tisierte Vater lei­det unter nächtlichen Panikat­tack­en und ist psy­chisch nicht in der Lage, sich um die Fam­i­lie zu küm­mern, und die Kinder wer­den durch die Erleb­nisse in der Haft schw­er traumatisiert.
Der Umgang mit Asyl­suchen­den am Flughafen Willy Brandt, dessen Namensge­ber selb­st Asyl vor dem Naziregime suchen musste, ist eine Schande für Berlin und Brandenburg.

Wir fordern die Län­der Berlin und Bran­den­burg auf,
• die Haf­tanstalt für Asyl­suchende am Flughafen Willi Brandt umge­hend aufzulösen.
Wir fordern die Bun­de­spolizei und das BAMF auf,
• Fam­i­lie C. mit sofor­tiger Wirkung aus der Asyl­haf­tanstalt zu ent­lassen, die Ein­reise zu gewähren sowie
• eine Wieder­hol­ung der Asy­lan­hörung unter fairen Bedin­gun­gen und in Frei­heit mit der Möglichkeit ein­er vorheri­gen anwaltlichen Beratung und fachärztlichen Diagnostik.

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Flucht & Migration

Afghanistan Not safe! Keine Abschiebungen nach Afghanistan

Trotz katas­trophaler Sicher­heit­slage schämt sich Deutsch­land nicht, weit­er nach Afghanistan abzuschieben.

Afghanistan ist laut dem Glob­al Peace Index das gefährlich­ste Land der Welt. Seit über 40 Jahren herrscht dort Krieg. Fast 80% der Erwach­se­nen sind physisch oder psy­chisch beein­trächtigt. Mit dem Aus­bruch der Coro­na-Pan­demie hat sich die Lage für die Zivil­bevölkerung drastisch ver­schlechtert: Über ein Drit­tel der Men­schen hungert und der Großteil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu Gesund­heitsver­sorgung.

Dem Abzug der NATO-Trup­pen fol­gte eine mas­sive Offen­sive der Tal­iban: Bis Ende Juli eroberten sie über 200 der ins­ge­samt 388 Dis­trik­te. Sie grif­f­en sog­ar Prov­inzhaupt­städte wie Kan­da­har und Her­at an. Beson­ders eth­nis­che Min­der­heit­en, Frauen und Mäd­chen, Menschenrechtsaktivist*innen, Journalist*innen und Künstler*innen sind von physis­ch­er und sex­u­al­isiert­er Gewalt bis hin zur Ermor­dung bedro­ht. Wenn sie irgen­deine Möglichkeit haben, fliehen sie mit ihren Fam­i­lien. Die Zahl der Bin­nenge­flüchteten und der zivilen Opfer stieg im ersten Hal­b­jahr 2021 drama­tisch an. Die Nach­bar­län­der schließen ihre Gren­zen.

Vor diesem Hin­ter­grund fordert das afghanis­che Min­is­teri­um für Flucht und Wiedere­in­bürgerung einen drei­monati­gen Stopp der Abschiebun­gen. Zeit­gle­ich erk­lärt der Europäis­chen Gericht­shof die Recht­sprechung der deutschen Afghanistan-Abschiebeprax­is für nicht vere­in­bar mit europäis­chem Asylrecht.

Die deutsche Regierung ignori­ert dies alles jedoch und hält an Abschiebun­gen in das Kriegs­land fest.
Ihr aktueller Lage­bericht bein­hal­tet zum Teil ver­al­tete Infor­ma­tio­nen, ver­harm­lost den Vor­marsch der Tal­iban und unter­schlägt zen­trale Quellen wie den aktuellen Zivilopfer­bericht der Vere­in­ten Natio­nen. Pro Asyl liegen zudem Hin­weise vor, dass der deutsche Son­der­beauf­tragte für Afghanistan derzeit Druck auf das afghanis­che Min­is­teri­um ausübt, damit die Abschiebung im August stat­tfind­en kann. Im Gegen­satz zu dieser mas­siv­en Real­itätsver­weigerung der Lage in Afghanistan haben Finn­land, Schwe­den und Nor­we­gen einen Abschiebestopp bis vor­erst 15. Sep­tem­ber beschlossen.

Innen­min­is­ter See­hofer (CSU) und FDP-Chef Lind­ner schä­men sich nicht, das pop­ulis­tis­che Argu­ment der abgeschobe­nen Straftäter für ihren Wahlkampf zu nutzen. Zwar sitzen nicht nur Straftäter in den Abschiebe­flugzeu­gen, aber auch für junge Män­ner, die im Knast sitzen, gilt das Men­schen­recht auf Unversehrtheit!

Zu allem Übel sind Abgeschobene vor Ort beson­ders von Gewalt betrof­fen, wie eine aktuelle Studie zeigt. Auf­grund dessen machen sich die meis­ten von ihnen nach kurz­er Zeit wieder auf die Flucht. Nach unseren Infor­ma­tio­nen sollen bere­its heute afghanis­che Men­schen aus Deutsch­land über Öster­re­ich mit einem Abschiebechar­ter, der in München bere­it­ste­ht, nach Afghanistan abgeschoben wer­den. Das ist nicht nur sieben Tage vor dem geplanten Abschiebe­flug am 10.8. von München aus, son­dern bietet Deutsch­land auch die per­fide „Chance“, vorder­gründig auf die afghanis­che Forderung einzuge­hen und den Abschiebe­flug aus Deutsch­land zu stornieren und trotz­dem weit­er über Öster­re­ich abzuschieben. Egal ob aus Deutsch­land oder Öster­re­ich: Nie­mand darf in ein Kriegs­ge­bi­et abgeschoben werden!

Wir fordern von der Bundesregierung:

  • einen sofor­ti­gen und absoluten Abschiebestopp nach Afghanistan
  • ein Bleiberecht für diejeni­gen afghanis­chen Geflüchteten, die bere­its in Deutsch­land sind
  • die schnelle und unbürokratis­che Evakuierung aller gefährde­ter Per­so­n­en, ins­beson­dere Ort­skräfte, Frauenrechtsaktivist*innen und ihrer Familien
  • die unbürokratis­che und schnelle Ermöglichung des Fam­i­li­en­nachzugs zu afghanis­chen Geflüchteten in Deutschland

Außer­dem fordern wir von den Lan­desregierun­gen, sofort von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, einen sechsmonati­gen Abschiebestopp auf Län­derebene zu erlassen. Keine Lan­desregierung kann sich her­ausre­den und auf Innen­min­is­ter Horst See­hofer ver­weisen und dabei die eige­nen Spiel­räume ignorieren.

Afghanistan ist nicht sicher!

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(Anti-)Rassismus Bildung & Kultur Flucht & Migration

Bustour gegen Lagersystem und Rassismus startet am Mittwoch

Willkom­men zum Auf­takt der Bus­tour in Pots­dam am 21.07. um 11 Uhr vor  dem Bran­den­burg­er Land­tag (Steuben­platz) mit ein­er Kundge­bung. Macht  mit und unter­stützt den Kampf für Bewe­gungs­frei­heit, für die  Abschaf­fung aller Lager und gegen Ras­sis­mus. Wir wis­sen: Sol­i­dar­ität  gewinnt.
Women in Exile & Friends machen seit eini­gen Jahren Som­mer­touren in  ver­schiedene Bun­deslän­der, um sich mit anderen geflüchteten Frauen* zu  ver­net­zen, ins­beson­dere mit denen, die in Lagern leben. Diesen Som­mer  wer­den wir nach Ham­burg, Bre­men und Meck­len­burg-Vor­pom­mern fahren.
Auf Tour wer­den wir als Gruppe von 40 geflüchteten Frauen und Kindern  mit dem Solibus unter­wegs sein (Solibus e.V. Gemein­sam mobil für eine  sol­i­darische Welt). Wir wer­den zel­ten oder bei unseren Gastgeber*innen  schlafen. Wir wer­den Lager besuchen, Demon­stra­tio­nen gegen Ras­sis­mus  und Lager machen, uns gegen­seit­ig ermuti­gen und Empow­er­ment-Work­shops  durch­führen. Wir wer­den die Iso­la­tion, den Ras­sis­mus, den Sex­is­mus,  die Berichte über die Trau­ma­ta der­jeni­gen, die aus Angst vor  Abschiebung schlaflose Nächte erleben, in die Öffentlichkeit tra­gen.  Um dieses ras­sis­tis­che Lager­sys­tem abzuschaf­fen, wer­den wir Gren­zen  brechen, die unsere Teil­habe ver­hin­dern und Brück­en bauen, um uns mit  anderen Gemein­schaften zu verbinden. Damit wir Flüchtlinge die  Möglichkeit bekom­men, selb­st zu wählen, wo wir in Würde leben wollen.
Wir bit­ten um eure finanzielle Unter­stützung und Sol­i­dar­ität für  unsere Tour. Damit wir uns für das Empow­er­ment von geflüchteten  Frauen* ein­set­zen, die sys­tem­a­tis­che Ver­let­zung unser­er Rechte in die  Öffentlichkeit brin­gen und uns gemein­sam mit anderen Com­mu­ni­ties für  eine offene und sol­i­darische Gesellschaft ein­set­zen kön­nen. Schafft  alle Lager ab! Bewe­gungs­frei­heit für Alle!

Join Kick Off of Women in Exile Bus­tour against Lager­sys­tem and racism
Wel­come to the Kick-off of the Bus­tour in Pots­dam on the 21.07. at 11  a.m. in Front of Bran­den­burg Par­lia­ment (Steuben­platz) with a ral­ly.  Join and sup­port the fight for free­dom of move­ment, for the  abol­ish­ment of all Lager and against racism. We know: Sol­i­dar­i­ty wins.
Women in Exile & Friends have been mak­ing sum­mer tours to dif­fer­ent  Ger­man fed­er­al states to con­nect with oth­er refugee women*, espe­cial­ly  those liv­ing in lager. This sum­mer we will move to Ham­burg, Bre­men and  Mecklenburg-Vorpommern.
On tour we will be a group of 40 refugee women and chil­dren with the  Solibus (Solibus e.V. Gemein­sam mobil für eine sol­i­darische Welt). We  will camp or sleep at our hosts. We will vis­it the Lager, do  demon­stra­tions against racism and Lager, encour­age each oth­er and  facil­i­tate empow­er­ment work­shops. We will bring into pub­lic the  iso­la­tion, racism, sex­ism, reports on trau­mas on those expe­ri­enc­ing  sleep­less nights for fear of depor­ta­tion and the effects of the coro­na  pan­dem­ic. To abol­ish this racist Lager­sys­tem, we will break bor­ders  pre­vent­ing our par­tic­i­pa­tion and build bridges to con­nect us to oth­er  com­mu­ni­ties. So that refugees will be giv­en the oppor­tu­ni­ty to choose  where we want to live in dignity.
We ask for your finan­cial sup­port and sol­i­dar­i­ty for our Tour. So that  we can work for the empow­er­ment of refugee women*, bring the  sys­tem­at­ic vio­la­tion of our rights to the pub­lic and work togeth­er  with oth­er com­mu­ni­ties for an open and sol­i­dar­i­ty soci­ety. Abol­ish all  Lager! Free­dom of move­ment is ever­bodys right!

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Arbeit & Soziales Flucht & Migration

Leben im Lager! Nein! Es muss sich etwas ändern!

Werte Vertreter_innen von Presse, Insti­tu­tio­nen und Zivilge­sellschaft in Pots­dam und Bran­de­burg a.d.H.!

Am kom­menden Dien­stag, 13.07.2021 um 15 Uhr wer­den wir Geflüchtete aus den Lagern in der Flämingstraße und der Upstall­straße in Bran­den­burg a.d.H. zum zweit­en Mal mit ein­er Demon­stra­tion gegen unser schlecht­en Lebens­be­din­gun­gen im Lager protestieren.

Bere­its am 30.03.2021 haben wir bei ein­er Kundge­bung auf den Neustädtis­chen Markt über die Mißstände in den Lagern berichtet und uns mit 16 Forderun­gen an die Ver­ant­wortlichen gewandt (1).

Nach unser­er Kundge­bung hat uns Andreas Griebel, Vor­stand des DRK Kreisver­ban­des Bran­den­burg a.d.H. öffentlich unter­stellt, dass wir Unwahrheit­en ver­bre­it­en (2). Er behauptet, es gibt Wifi in der Flämingstraße. Aber das Wifi dür­fen nur diejeni­gen nutzen, die dort arbeit­en. Herr Griebel sagt, es gibt viele Bil­dungsange­bote, aber die meis­ten von uns dür­fen nicht ein­mal einen Deutschkurs besuchen oder eine Aus­bil­dung begin­nen. Er spricht davon, dass Besuche im Lager möglich wären. Aber wegen Coro­na dür­fen die Bewohner*innen von Lagern in Deutsch­land keine Gäste emp­fan­gen. Er spricht von “man­gel­nder Kom­mu­nika­tion“ gegenüber der Heim­leitung. Wir haben aber die Heim­leitun­gen sog­ar schriftlich zu unser­er let­zten Kundge­bung ein­ge­laden und unsere Forderun­gen übersendet.

Nie­mand hat Inter­esse gezeigt mit uns zu sprechen, keine unser­er Forderun­gen wurde erfüllt. Einige von uns leben immer noch getren­nt von ihrer Fam­i­lie im Heim und dür­fen nicht ausziehen. So sagt zum Beispiel F. aus der GU Flämingstraße: „ Mein Kind wohnt mit mein­er Fre­undin im Heim in Hen­nings­dorf. Ich kann nicht mit ihr zusam­men­ziehen, weil meine Umverteilung an den gle­ichen Wohnort nicht genehmigt wird.“ Die Küche in der Upstall­straße schließt weit­er­hin um 22 Uhr. Das ist vor allem für K. ein Prob­lem: „Ich bin Schichtar­beit­er und kann mir nach der Arbeit kein Essen kochen.” Besuch im Heim ist weit­er­hin nicht erlaubt. B. aus der GU sagt: „Meine Kinder, die bei mein­er Fre­undin in der Stadt wohnen, kön­nen mich nicht ein­mal besuchen.”

Wir wer­den weit­er unsere Sit­u­a­tion öffentlich machen. Wir wer­den so lange gegen das Leben im Lager kämpfen, bis wir die uns zuste­hen­den Grun­drechte erhal­ten: Fam­i­lien­leben und soziale Teil­habe, Bewe­gungs­frei­heit und Mobil­ität, Pri­vat­sphäre und Gesund­heit, Bil­dung und Arbeit. Durch das Leben in den Lagern sind wir sys­tem­a­tisch davon aus­geschlossen. Es muss sich etwas ändern! Wir geben nicht auf!

Gerne fol­gen wir allen Ein­ladun­gen zum Gespräch mit Ver­ant­wortlichen. Wir freuen uns über jede*n der/die sich für die Verbesserung unsere Lage ein­set­zen möchte.

(1) facebook.com/WellComeUnitedBerlinBrandenburg
(2) https://meetingpoint-brandenburg.de/neuigkeiten/artikel/74338-Nach_Fluechtlingsdemonstration_DRK_widerspricht_Vorwuerfen_zu_Zustaenden_im_Heim

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Flucht & Migration

Minderjährige Opfer von Menschenhandel haben keine Lobby

Die Antwort der bran­den­bur­gis­chen Lan­desregierung auf eine Kleine Anfrage der Frak­tion DIE LINKE ist alarmierend. Die Abge­ord­neten Andrea Johlige und Isabelle Van­dre erfragten, wie Kinder und Jugendliche in Bran­den­burg vor Men­schen­han­del und Aus­beu­tung geschützt werden.

Laut des zuständi­gen Min­is­teri­ums für Bil­dung, Jugend und Sport wer­den keine Dat­en zu möglichen min­der­jähri­gen Opfern von Men­schen­han­del erfasst. Im Fall von unbe­gleit­eten min­der­jähri­gen Geflüchteten, die beson­ders vul­ner­a­bel sind, existieren bei den Jugendämtern kein­er­lei Sta­tis­tiken, die über einen Ver­dachts­fall Auskun­ft geben kön­nten. Ver­schwinden diese Kinder und Jugendlichen aus ein­er Inob­hut­nahme, so endet die Zuständigkeit der Jugendämter gemäß SGB VIII nach 48 Stun­den; wo der oder die Min­der­jährige sich befind­et, wird dann nicht weiterverfolgt.

Paul Stieber, Lan­desko­or­di­na­tor für den Bun­des­fachver­band unbe­gleit­ete min­der­jährige Flüchtlinge (BumF) für Bran­den­burg, kri­tisiert die fehlende Ver­net­zung der beteiligten Insti­tu­tio­nen und das Desin­ter­esse an ein­er Daten­er­he­bung: „>Nicht erfasst< bedeutet nicht, dass das Phänomen nicht existiert. Mit­ten in Deutsch­land wer­den Kinder und Jugendliche Opfer von Men­schen­han­del und nie­mand schaut hin. Schlim­mer noch: Die zuständi­gen Behör­den haben nicht ein­mal das nötige Wis­sen und Instru­men­tar­i­um, um einzu­greifen. Die Lan­desregierung muss endlich ihrer Ver­ant­wor­tung nachkom­men gegenüber diesen beson­ders ver­let­zlichen und schutzbedürfti­gen Kindern und Jugendlichen. Mitarbeiter*innen in den Jugendämtern, bei Polizei, Gericht­en, Staat­san­waltschaften und in den Ein­rich­tun­gen der Jugend­hil­fe müssen kom­pe­tent geschult und sen­si­bil­isiert wer­den. Außer­dem brauchen wir Runde Tis­che auf Lan­desebene und in den Kommunen.“

Nach erschüt­tern­den Miss­brauchs­fällen in Lügde und Ber­gisch-Glad­bach in NRW wurde die Rolle der Jugendämter auch in Bran­den­burg inten­siv disku­tiert. Der Lan­desregierung liegen jedoch keine Erken­nt­nisse vor, ob daraus konkrete Hand­lungsempfehlun­gen für die hiesi­gen Behör­den erar­beit­et wurden.

Es ist belegt, dass die Pan­demie zu ein­er Zunahme von Gewalt gegen Kinder geführt hat. Bar­bara Eritt vom katholis­chen Ver­band IN VIA, Bera­terin für Frauen, die von Men­schen­han­del betrof­fen sind, ist alarmiert und sieht viele Anze­ichen, dass Miss­brauchs­fälle ver­mehrt verdeckt ablaufen: „Das tat­säch­liche Aus­maß der schw­er­sten Form der Ver­let­zung von Kinder­recht­en ist schw­er einzuschätzen. Die Iden­ti­fizierung von betrof­fe­nen Kindern inner­halb der beste­hen­den Struk­turen ist kaum möglich. In Bran­den­burg ist das Phänomen des Han­dels mit Kindern im öffentlichen Diskurs nicht angekom­men. Auch im poli­tis­chen Spek­trum gibt es hierzu keine Res­o­nanz! Dabei muss der Auf­bau von adäquat­en und bedarf­s­gerecht­en Beratungs- und Unter­stützungsange­boten pri­or­isiert wer­den. Hierzu braucht es unbe­d­ingt die Koop­er­a­tion aller zuständi­gen Akteure und den Auf­bau von nach­halti­gen und insti­tu­tion­al­isierten Strukturen.“

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Flucht & Migration

Nein zur massenhaften Datenspeicherung!

Erk­lärtes Ziel des „Geset­zes zur Weit­er­en­twick­lung des Aus­län­derzen­tral­reg­is­ters“ ist es, die Datenbestände von Nicht­deutschen, ins­beson­dere Geflüchteten, erhe­blich auszuweit­en, zen­tral zu spe­ich­ern und qua­si auf Tas­ten­druck Tausenden von Behör­den zur Ver­fü­gung zu stellen. Die daten­schutzbe­zo­ge­nen Grun­drechte der Betrof­fe­nen wer­den dabei grob über­gan­gen. In der Sachver­ständi­ge­nan­hörung vor dem Innenauss­chuss des Deutschen Bun­destags haben Expert*innen erhe­bliche Daten­schutzbe­denken gel­tend gemacht. Auch PRO ASYL hat­te den Geset­zen­twurf zum Aus­län­derzen­tral­reg­is­ter (AZR) aus­führlich kritisiert.

Inzwis­chen hat die Bun­desregierung zwar einige Verbesserun­gen vorgenom­men, doch diese sind unzure­ichend. Den­noch hat der Geset­zen­twurf am 9. Juni den Bun­destag passiert. Nun ist es an den Län­dern, zu ver­hin­dern, dass hochsen­si­ble Dat­en – etwa über die sex­uelle Ori­en­tierung von Schutz­suchen­den oder die Flucht­geschicht­en der Betrof­fe­nen – ein­er Vielzahl von Aus­län­der­be­hör­den, Polizei­di­en­st­stellen, Sozialämtern, Aus­landsvertre­tun­gen, Auf­nah­meein­rich­tun­gen und weit­eren Behör­den zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Rund 16.500 Behör­den haben Zugriff auf das AZR.

Auch Doku­mente wie Asylbeschei­de und Gericht­sentschei­dun­gen in asyl- und aus­län­der­rechtlichen Ver­fahren sollen kün­ftig im AZR gespe­ichert wer­den. Nach Ansicht von PRO ASYL und den Flüchtlingsräten reicht es nicht aus, dabei bloß einige Pas­sagen zu schwärzen, wie die über­ar­beit­ete Fas­sung es vor­sieht. Nimmt man den grund- und euro­parechtlichen Schutz des Pri­vatlebens ernst, müssten – etwa bei Beschei­den des Bun­de­samts für Migra­tion und Flüchtlinge – sämtliche Absätze gestrichen wer­den, in denen per­sön­liche Angaben gemacht wer­den. Was nach allen notwendi­gen Schwärzun­gen übrig bleibt, dürfte entwed­er vol­lkom­men nut­z­los sein oder ohne­hin über­mit­telt wer­den. Der Ver­wal­tungsaufwand ste­ht also in keinem Ver­hält­nis zum Nutzen. Und mehr noch: Eine Ein­sicht in die (geschwärzten) Doku­mente ist für die Auf­gaben­er­fül­lung der Behör­den schlicht nicht erforder­lich – ihre Spe­icherung ver­fehlt damit eines der wichtig­sten rechtlichen Kri­te­rien für die Zuläs­sigkeit der Datenerhebung. 

Geset­zes­nov­el­le ver­stößt gegen Ver­fas­sungs- und Europarecht

Beson­ders prob­lema­tisch bleibt die Verknüp­fung von Per­so­n­eniden­tität­snum­mern aus dem Herkun­ft­s­land mit dem AZR-Daten­satz. „Damit geht eine erhe­bliche Miss­brauchs­ge­fahr ein­her“, warnt Andrea Kothen von PRO ASYL. Dies birgt „ins­beson­dere das Risiko, dass die Dat­en von Flüchtlin­gen ohne Ken­nt­nis der Betrof­fe­nen an den Ver­fol­ger­staat gelan­gen und die Per­son selb­st oder ihre im Herkun­ft­s­land leben­den Ange­höri­gen dadurch in Gefahr ger­at­en.“ Die Miss­brauchs­ge­fahr wiegt umso schw­er­er, als es im zen­tral­isierten Spe­ich­er- und Abrufver­fahren des AZR kaum wirk­same Kon­trollmech­a­nis­men gibt. Die Instal­la­tion eines „Daten­cock­pits“ nach dem Vor­bild ander­er Reg­is­ter hätte die Möglichkeit­en der Betrof­fe­nen, ein gewiss­es Maß an Kon­trolle über die eige­nen Dat­en zu behal­ten, gestärkt. Ein entsprechen­der Vorschlag der Grü­nen wurde im Geset­zge­bungsver­fahren jedoch nicht berücksichtigt.

Mit der immer weit­er ausufer­n­den Daten­sam­mel­wut in Bezug auf aus­ländis­che Men­schen wird der Daten­schutz kom­plett aus­ge­höhlt. Für Ausländer*innen gilt nur ein Daten­schutz zweit­er Klasse“, erk­lärt Seán McGin­ley, Geschäfts­führer des Flüchtlingsrats Baden-Würt­tem­berg. Tim­mo Scheren­berg, Geschäfts­führer des Hes­sis­chen Flüchtlingsrates, ergänzt: „Ger­ade hier in Hes­sen haben wir ja lei­der einige Erfahrun­gen damit sam­meln kön­nen, wie gespe­icherte Dat­en miss­bräuch­lich abgerufen wer­den kön­nen, wie beispiel­sweise der Skan­dal um den NSU 2.0 ein­drück­lich zeigt. Jet­zt soll ein Gesetz ver­ab­schiedet wer­den, mit dem sehr viel mehr und sehr viel sen­si­blere Dat­en einem sehr viel größeren Per­so­n­enkreis zugänglich gemacht wer­den sollen.“

In viel­er Hin­sicht ist die Geset­zes­nov­el­le nicht mit Ver­fas­sungs- und Euro­parecht zu vere­in­baren. Darauf hat ins­beson­dere das Net­zw­erk Daten­schutzex­per­tise hingewiesen. PRO ASYL und die Flüchtlingsräte fordern die Län­der daher auf, den Geset­zen­twurf im Bun­desrat abzulehnen. Der Daten­schutz muss auch für Geflüchtete gelten!

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(Anti-)Rassismus (Anti)militarismus Flucht & Migration

Zwei Jubiläen und kein Grund zum Feiern

Welt­flüchtlingstag und Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion: Zwei Jubiläen, aber nicht ein Grund zum Feiern

Am 20. Juni jährt sich der Welt­flüchtlingstag – der inter­na­tionale Gedenk­tag für die Schick­sale aller Asyl­suchen­den, Flüchtlinge, Bin­nen­ver­triebe­nen und staaten­losen Men­schen weltweit – zum zwanzig­sten Mal. Gle­ichzeit­ig feiert die Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion in diesem Jahr 70-jähriges Jubiläum. Grund zum Feiern sieht der Flüchtlingsrat Bran­den­burg aber nicht.

Mehr als 80 Mil­lio­nen Men­schen sind aktuell, an diesem Tag, in diesem Moment auf der Flucht. Das sind so viele wie noch nie. Allein im ver­gan­genen Jahr ist die Zahl der Flüch­t­en­den laut UN-Flüchtling­shil­fe weltweit um fast 15 Prozent gestiegen. Doch statt sich entschlossen für einen besseren Schutz dieser Men­schen einzuset­zen, wer­den alle Anstren­gun­gen unter­nom­men, die eige­nen Gren­zen zu schützen und möglichst viele der Men­schen, die bei uns Zuflucht suchen und sich hier ein neues Leben auf­bauen wollen, wieder loszuw­er­den”, kom­men­tiert Lot­ta Schwedler vom Flüchtlingsrat Bran­den­burg die gegen­wär­ti­gen Entwick­lun­gen. Die Grund­sätze der Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion, einst zurecht als ein völk­er­rechtlich­er Meilen­stein der Nachkriegs­geschichte gefeiert, sieht sie zunehmend aus­ge­höhlt – auch in Bran­den­burg: Immer weniger Geflüchtete erhal­ten einen Schutzs­ta­tus, Bleiberechtsmöglichkeit­en wer­den nicht aus­geschöpft, Ermessensspiel­räume ignori­ert und Abschiebun­gen um jeden Preis und nicht sel­ten unter Anwen­dung von Gewalt durchgesetzt.

Die forcierten Abschiebun­gen aus Bran­den­burg sieht der Flüchtlingsrat ger­ade vor dem Hin­ter­grund der Covid-19-Pan­demie, die im let­zten Jahr beina­he sämtliche Lebens­bere­iche lah­mgelegt hat, beson­ders kri­tisch: Während das Auswär­tige Amt auf­grund der weltweit­en Pan­demie seit über einem Jahr zurecht von Urlaub­sreisen ins Aus­land abrät, wur­den Abschiebun­gen mit Aus­nahme ein­er kurzen Atem­pause im Früh­jahr let­zten Jahres weit­er­hin rig­oros durchge­zo­gen. So beteiligte sich Bran­den­burg an mehr als 20 bun­desweit organ­isierten Sam­me­lab­schiebun­gen in rund 10 Län­der. Hauptziel­län­der der Sam­melchar­ter, an denen Bran­den­burg sich 2020 beteiligte, waren Georgien, Ser­bi­en, Tune­sien und Afghanistan. Hinzu kom­men diverse Abschiebun­gen von Einzelper­so­n­en, unter anderem in andere europäis­che Staat­en auf der Grund­lage der Dublin-Verordnung.

Um die kom­pro­miss­lose Härte zu verdeut­lichen, mit der aus Bran­den­burg abgeschoben wird, ver­weist der Flüchtlingsrat auf jüng­ste Abschiebun­gen nach Afghanistan und Nigeria.

Ende Mai wur­den in ein­er Char­ter­mas­chine ab Düs­sel­dorf auch vier Men­schen aus Bran­den­burg nach Nige­ria abgeschoben. Beson­ders erschreck­end ist dabei, wie lange die Per­so­n­en hier lebten, bevor sie jäh aus ihrem Leben­sum­feld geris­sen und aus Deutsch­land aus­ge­flo­gen wur­den: Zwei von ihnen lebten bere­its seit über 20 Jahren hier, ein­er neun und ein­er sieben Jahre. Drei von ihnen hat­ten deutsche Kinder. Obwohl Bran­den­burg seit vie­len Jahren ihre Heimat war, wur­den wed­er Bleiberechtsmöglichkeit­en noch Härte­fall­regelun­gen aus­geschöpft. Dem Flüchtlingsrat liegen außer­dem Infor­ma­tio­nen vor, dass min­destens eine der Per­so­n­en psy­chisch schw­er belastet war – selb­st dies wurde offen­bar nicht als Hin­derungs­grund gewertet.

Auch bei Ahmad A., der am 9. Feb­ru­ar nach Afghanistan abgeschobe­nen wurde, fuhr die Zen­trale Aus­län­der­be­hörde in Bran­den­burg lieber eine harte Lin­ie, statt Spiel­räume auszuschöpfen: Er war aus­ge­bilde­ter San­itäter und hat­te sich um Arbeit und einen Aus­bil­dungsplatz bemüht. Er unter­lag jedoch einem Beschäf­ti­gungsver­bot, weil er in der Erstauf­nahme lebte. Die Entschei­dung fiel auch bei ihm auf Abschiebung. In Kab­ul angekom­men berichtete er von Gewal­tan­wen­dung während sein­er Abschiebung – und von sein­er auswe­glosen Sit­u­a­tion vor Ort: „Wir haben ein biss­chen Geld bekom­men, davon kon­nten wir ein Hotel für eine Woche mieten. Heute ist der let­zte Tag. Ab mor­gen weiß ich nicht, was ich machen soll, denn ich habe hier keine Fam­i­lie und kenne niemanden.”

Wed­er der Welt­flüchtlingstag noch der 70-jährige Geburt­stag der Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion geben uns in diesem Jahr Grund zum Feiern. Die Flüchtlingskon­ven­tion wollte auch eine Antwort auf das Schick­sal viel­er Jüdin­nen und Juden sein, die von den Nazis ver­fol­gt keine Staat­en fan­den, in denen sie Zuflucht find­en kon­nten. Umso schw­er­er wiegt es, wenn Deutsch­land – und Bran­den­burg – siebzig Jahre später Abschiebun­gen in den Fokus ihrer Flüchtlingspoli­tik rück­en, anstatt Auf­nahme, Asyl und Bleiberechte.

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Frontex wegbassen!

FRONTEX WEGBASSEN!
Stoppt die Beteili­gung der Bun­de­spolizei an der tödlichen  EU-Abschottungspolitik!

Im Rah­men der bun­desweit­en Aktion­stage der See­brücke „Wir kla­gen an! —  Men­schen­rechte sind #Unver­han­del­bar“ machen wir Krach gegen Fron­tex  und die Bun­de­spolizei. Wir wollen gle­ichzeit­ig Spenden für  medi­zinis­che Ver­sorgung der Flüch­t­ende auf der Balkan-Route einsammeln.

Kommt zur Kundge­bung mit Konz­ert am Sam­stag, den 19. Juni ab 17 Uhr  zum Bass­in­platz in Pots­dam. Euch erwarten Rede­beiträge, Musik  handgemacht und aus der Dose und viel Aus­tausch darüber, was Pots­dam  mit dem Ster­ben im Mit­telmeer und an den EU-Gren­zen zu tun hat, und  was wir dage­gen machen kön­nen. Bringt eure Sparschweine mit, wir  sam­meln vor Ort Spenden!

An den europäis­chen Außen­gren­zen herrscht Chaos: Brände, Stürme,  Über­schwem­mungen und Polizeige­walt sind All­t­ag für die Men­schen in den  griechis­chen Lagern. Auch neun Monate nach dem Brand in Moria leben  zehn­tausende Men­schen unter unwürdi­gen und lebens­bedrohlichen  Bedin­gun­gen. Hun­derte Geflüchtete sind allein in diesem Jahr bere­its  im Mit­telmeer gestor­ben. Tausende wur­den ille­gal zurück­gewiesen,  sys­tem­a­tisch wird der Zugang zum Ter­ri­to­ri­um der EU und zum Recht auf  Asyl blockiert.

Pots­dam – Mit­ten­drin im Krieg gegen flüch­t­ende Menschen
Mit dem Bun­de­spolizeiprä­sid­i­um der Bun­de­spolizei in Pots­dam, in der  Hein­rich-Mann-Allee 103 und bald mit einem riesi­gen Neubau im  „Horst“weg (sic!), ist Pots­dam ein­er der Aus­gangspunk­te für die  organ­isierte Men­schen­ver­ach­tung an den Gren­zen Europas. Die  Bun­de­spolizei stellt mit 1.200 Polizist*innen den Großteil des  Fron­tex-Per­son­als von momen­tan 6.500 Per­so­n­en¹. Dabei soll Fron­tex  trotz aller Kri­tik weit­er­hin stark wach­sen. Auch reich­lich Aus­rüs­tung  und organ­isatorische Hil­fe für die Fron­tex-Ein­heit­en wer­den von  Schreibtischtäter*innen in der Pots­damer Hauptzen­trale der  Bun­de­spolizei abgewick­elt². Darüber­hin­aus gehören Abschiebun­gen zum  Tages­geschäft der Bundespolizei.

Fron­tex, Bun­de­spolizei und Bun­desregierung: An euren Hän­den klebt Blut!
Erst kür­zlich wur­den Unter­suchun­gen öffentlich³, dass min­destens 2.000  Tote auf ille­gale Push­backs durch EU-Ein­heit­en und Fron­tex  zurück­zuführen sind. Die europäis­chen Mis­sio­nen Fron­tex und IRINI  unter­stützen die soge­nan­nte libysche Küstenwache bei ihren  men­schen­rechtswidri­gen Push­backs, ver­weigern die Ret­tung aus Seenot  und lassen schutz­suchende Men­schen ertrinken. Men­schen­rechte wer­den  mis­sachtet und von europäis­chen und deutschen Politiker*innen als  Ver­hand­lungs­ge­gen­stand missbraucht.
Das nehmen wir nicht länger hin — wir kla­gen diese  Men­schen­rechtsver­let­zun­gen an!

Wir fordern von den Pots­damer Spitzenkandidat*innen Baer­bock und  Scholz klare Unter­stützung für:
•    Schließung der Fron­tex- und Abschiebe­abteilun­gen des  Bun­de­sprä­sid­i­ums der Bun­de­spolizei – Fron­tex raus aus dem Sicheren  Hafen Potsdams!
•    Die sofor­tige Evakuierung aller Lager an den EU-Außen­gren­zen und die  selb­st­bes­timmte Auf­nahme der Men­schen in auf­nah­me­bere­ite Län­der und  Kommunen
•    Das Ende deutsch­er Beteili­gung an allen Fron­tex– und EUNAVFOR MED-Einsätzen
•    Staatlich organ­isierte Seenotret­tung und ein Ende der  Krim­i­nal­isierung zivil­er Seenotrettung
•    Sichere und legale Fluchtwege und die Gewährleis­tung des  indi­vidu­ellen Rechts auf Asyl

Gemein­sam zeigen wir der aktuellen sowie der neuen Bun­desregierung,  dass Menschenrechte
#unver­han­del­bar sind. Komm am 19. Juni zum Bassi! Starte Aktio­nen  gegen Fron­tex , Bun­de­spolizei & Co und gehe der*n (zukün­fti­gen)  Kanzler*in auf die Nerven!

¹  https://www.deutschlandfunk.de/eu-grenzsicherung-und-menschenrechte-frontex-und-die.724.de.html?dram:article_id=491339
²  https://www.bundespolizei.de/Web/DE/03Unsere-Aufgaben/04Internationale-Aufgaben/Frontex.html?nn=6475536
³  https://www.theguardian.com/global-development/2021/may/05/revealed-2000-refugee-deaths-linked-to-eu-pushbacks

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Solidarität mit den Geflüchteten in Kunersdorf in MOL

Am Welt­flüchtlingstag sprechen die Auf­nah­melän­der über ihre Errun­gen­schaften, was sie für ihre neuen Bürger*innen getan haben. Unsere Gedanken und unsere Sol­i­dar­ität an diesem Tag gel­ten jedoch den Geflüchteten in Bran­den­burg, ins­beson­dere denen in Kuners­dorf, denen seit vie­len Jahren grundle­gende Men­schen­rechte voren­thal­ten wer­den, wie z.B. der Zugang zu Kom­mu­nika­tion. Es ist nicht möglich, dort, wo sie leben, einen Anruf zu emp­fan­gen oder zu täti­gen. Sie haben kein Inter­net­zu­gang! Um einen ein­fachen Anruf zu täti­gen, sind sie gezwun­gen, sich viele Kilo­me­ter zu bewegen.
Das ist nicht nur ein Erschw­er­nis eines sehr wichti­gen Kom­mu­nika­tion­di­en­stes, den jed­er Men­sch nutzt, son­dern eine Grun­drechtsver­let­zung! In einem demokratis­chen und soge­nan­nten Erste-Welt-Land wie Deutsch­land wird Men­schen auf­grund ihrer Herkun­ft der ein­fache Zugang zur Kom­mu­nika­tion ver­wehrt! Kuners­dorf ist nur ein Beispiel von vie­len anderen Flüchtlingslagern in Brandenburg.

Keine Möglichkeit­en der Integration
Abge­se­hen von den oben genan­nten Prob­le­men haben die Schutz­suchen­den noch andere schw­er­wiegende Prob­leme: kein Recht auf Arbeit, schwierige Gesund­heitssi­t­u­a­tion, viele Bewohner*innen von Sam­melun­terkün­ften sind in Mehrbettz­im­mer zusam­mengepfer­cht, sog­ar während der Coro­na-Pan­demie. Sie sind gezwun­gen, mehrere Jahre so zu leben, weil viele Aus­län­derämter sich weigern, ihre Ermessensspiel­räume zu nutzen, um ihnen einen legalen Aufen­thalt zu gewähren und ihnen so den Auszug aus den Lagern zu ermöglichen.
Bei unserem let­zten Besuch im Lager Kun­ser­dorf haben wir fest­gestellt, dass die meis­ten von ihnen an psy­chis­chen Prob­le­men lei­den. Die Unter­bringung von Men­schen in Sam­melun­terkün­ften ist in der jet­zi­gen Sit­u­a­tion der Camps ein Ver­stoß gegen die Grun­drechte und macht Men­schen psy­chisch und physisch krank. In sehr vie­len Fällen ver­stößt der von der Poli­tik verord­nete Zwang, in Sam­melun­terkün­ften zu leben, gegen den Infek­tion­ss­chutz während der Coronapandemie.
Deshalb fordern wir die SCHLIESSUNG der derzeit­i­gen Lager!

Wir fordern Woh­nun­gen für alle!
Wir fordern ein Umdenken bei der Woh­nun­ter­bringung und die Erar­beitung neuer Unter­bringungskonzepte unter Beteili­gung der Betrof­fe­nen und der bre­it­en Gesellschaft.
Jedoch um schnell­st­möglich die jet­zige Sit­u­a­tion in Kuners­dorf erträglich­er zu machen, fordern wir als Sofort­maß­nahme einen Inter­ne­tan­schluss für die Sam­melun­terkun­ft. Ohne­hin wird nach unseren Infor­ma­tio­nen ein Glas­faserk­a­belan­schluss in Kuners­dorf ver­legt. Dieser Anschluss muss auch in die Sam­melun­terkun­ft gelegt wer­den! Wir als selb­stor­gan­isiert­er Vere­in aus geflüchteten Men­schen ste­hen bere­it, mit den Bewohner*innen vor Ort ein Inter­net­café aufzubauen – wie wir es schon vielfach in anderen Sam­melun­terkün­ften in Bran­den­burg gemacht haben!

Gemein­sam kön­nen wir eine bessere Gesellschaft in Bran­den­burg aufbauen!

Refugees Eman­ci­pa­tion Team.
Unter­stützt von We’ll Come Unit­ed Berlin/Brandenburg, FEM e.V.

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