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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Kundgebung ein Erfolg – Protestierenden wurde Essensausgabe durch Heimbetreiber verweigert

Am 02.09.2016 ver­sam­melten sich etwa 60 Flüchtlinge und Unterstützer_innen zur Kundge­bung „Für Men­schen­würde. Gegen ras­sis­tis­che Gewalt.“ am Bahn­hof in Vetschau. Einige Flüchtlinge berichteten dort öffentlich von ras­sis­tisch motivierten Angrif­f­en auf sie in der Stadt. Ras­sis­tis­che Belei­di­gun­gen bspw. auf dem Weg zum Deutschkurs oder zum Einkaufen in Vetschau wur­den als alltäglich beschrieben. Zudem wurde wieder­holt die Lebenssi­t­u­a­tion im Heim durch die Flüchtlinge als nicht men­schen­würdig kri­tisiert. Während der Kundge­bung sam­melte sich am Rand eine Gruppe von Recht­en, und ver­suchte durch Zwis­chen­rufe zu provozieren. Ihre Anwe­sen­heit machte noch ein­mal deut­lich, welchen ras­sis­tis­chen Anfein­dun­gen die Flüchtlinge in Vetschau in ihrem All­t­ag aus­ge­set­zt sind.
Die Flüchtlinge berichteten weit­er­hin, dass vor dem Besuch der Presse und ein­er erneuten Unter­suchung der Umstände im Heim – nach fast neun­monatigem Betrieb des Heims – nun Verbesserun­gen durch den Betreiber ver­an­lasst wur­den. Dieser ver­fügte allerd­ings, dass im Anschluss an die Kundge­bung keine Besucher_innen mehr die Unterkun­ft betreten durften. Eine Inau­gen­schein­nahme der Sit­u­a­tion vor Ort war daher nicht mehr möglich. Die Flüchtlinge berichteten noch am Abend davon, dass den­jeni­gen, die an der Kundge­bung teilgenom­men hat­ten, die Aus­gabe des Aben­dessens ver­weigert wurde, obwohl sie zur reg­ulären Essen­saus­gabezeit vor Ort waren. Dies zeigt, welch­er Willkür die Flüchtlinge in der Vetschauer Notun­terkun­ft aus­ge­set­zt sind. Das grundge­set­zlich geschützte Recht auf freie Mei­n­ungsäußerung und Ver­samm­lungs­frei­heit gilt selb­stver­ständlich auch für Asyl­suchende, und darf durch den Betreiber nicht sank­tion­iert wer­den. Die Flüchtlinge äußerten noch am Abend, dass sie ihren Protest gegen die Sit­u­a­tion in Vetschau weit­er­führen werden.
Pots­dam, 03. Sep­tem­ber 2016

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Grenzen einreißen, statt sie zu errichten!

Am kom­menden Sam­stag, den 03. Sep­tem­ber, wollen Rassist*innen wieder ein­mal durch Frank­furt marschieren. Wir stellen uns dem entgegen!
“Antifaschis­tisch, laut und entschlossen mit Kreativ­ität, Ein­fall­sre­ich­tum und Tanz wer­den wir klarstellen, für was für eine Gesellschaft wir ste­hen.”, so eine Sprecherin der Street­pa­rade. Wir
wollen, dass Men­schen Schutz suchen kön­nen, ohne im gle­ichen Atemzug entrechtet und stig­ma­tisiert zu wer­den. Wir ste­hen für Mit­ge­fühl, Sol­i­dar­ität und das Recht, den eige­nen Lebensen­twurf selb­st wählen zu kön­nen, statt für Hass und Abschot­tung. “Wir wollen Gren­zen ein­reißen, statt sie zu erricht­en.”, so die Sprecherin weit­er. Die Rassist*innen ste­hen ein­er Gesellschaft, die sich so ver­ste­ht ent­ge­gen — deswe­gen muss ihnen wider­sprochen und Ein­halt geboten werden.
All jene, die sich diesen Gedanken ver­bun­den fühlen, bit­ten wir, sich an unsere Street­pa­rade und anschließen an der Kundge­bung des Bünd­niss­es “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” zu beteiligen.
Start­punkt Street­pa­rade: 13:00 Uhr Bahnhofstr./Spieckerstr. Frank­furt (Oder)
Zugtr­e­ff­punkt in Berlin: 11:45 Alexan­der­platz Gleis 1 — Fahrtzeit ca. 1h Stunde
Außer­dem: Kundge­bung des Bünd­niss­es ?Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” ab 14:00 Uhr an der Slu­bicer Str./Grenzbrücke

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(Anti)militarismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Kein Frieden mit dem Kapitalismus! OSZE? Och Nee!

KRIEG IM SCHAFSPELZ
Pressemit­telung des linken Bünd­nis Pots­dam zur heuti­gen antikap­i­tal­is­tis­chen Demonstration
Über 250 Men­schen ver­sam­melten sich heute in Pots­dam, um gegen das OSZE-Tre­f­fen am morgi­gen 1. Sep­tem­ber zum demon­stri­eren. In ver­lese­nen Rede­beiträ­gen wurde auf den Zusam­men­hang zwis­chen kap­i­tal­is­tis­ch­er Ver­w­er­tungslogik und den aktuellen Kriegen ver­wiesen, auch wurde zu eini­gen Mit­gliedsstaat­en über Waf­fen­ex­porte und herrschende autokratis­che Regime informiert.
Laut­stark lief die Demo in die Nähe des Tagung­sortes, an dem sich mor­gen die Außenminister_innen zu informellen Gesprächen inklu­sive aus­gedehn­tem Freizei­tange­bot tre­f­fen wer­den und wurde dabei von einem unver­hält­nis­mäßig großen Polizeiaufge­bot begleit­et. Inter­esse an unser­er Demon­stra­tion zeigten vor Ort außer­dem Mitarbeiter_innen von Ver­fas­sungs- und Staatss­chutz. Offen­bar soll das ganze Tre­f­fen der OSZE ohne Zwis­chen­fälle oder Kri­tik ablaufen.
Aluhutträger_innen, Pogi­das und andere unan­genehme Gestal­ten zeigten sich auch am Rande, wur­den aber von Demon­stri­eren­den auf Abstand gehalten.
Anna Drey­fuß vom linken Bünd­nis war mit der Demon­stra­tion zufrieden: „Mit dem Mot­to: Kein Frieden mit dem Kap­i­tal­is­mus! haben wir zumin­d­est den Potsdamer_innen eine Kri­tik an herrschen­den Ver­hält­nis­sen und der schein­heili­gen Frieden­srhethorik näher gebracht. Jet­zt wollen wir auch mor­gen noch den Mit­gliedern der OSZE mit vielfälti­gen Aktio­nen zeigen, dass wir ihre Poli­tik der Aus­beu­tung, der Kap­i­tal­in­ter­essen und der Waf­fen­liefer­un­gen in aller Her­ren Län­der scheiße find­en. Es bleibt, darauf hinzuweisen, dass das OSZE-Tre­f­fen in Pots­dam nur die Kennlern­fahrt der Außenminister_innen wird. Am 8. und 9. Dezem­ber trifft sich die gesam­melte G‑20-und-OSZE — Bar­gage in Hamburg…“
Pots­dam, 31.08.2016
 
DER AUFRUF
OSZE
Am 1. Sep­tem­ber 2016, dem in Erin­nerung an den Über­fall der deutschen Wehrma­cht auf Polen 1939 zum inter­na­tionalen Antikriegstag ernan­nten Datum, tre­f­fen sich in Pots­dam die Außen­min­is­ter der OSZE (Organ­i­sa­tion für Sicher­heit und Zusam­me­nar­beit in Europa) um „neue Impulse für eine Friedenssicherung in Europa [zu] setzen.“
Den Frieden in Europa und über­haupt sich­ern, das klingt doch erst­mal gut, warum also Kri­tik daran üben? Ein erster Blick auf die Zusam­menset­zung der OSZE dürfte eigentlich schon reichen. Die drei größten Rüs­tung­sex­por­teure der Welt, die USA, Rus­s­land und Deutsch­land sind Mit­glieder in der OSZE. Län­der, die direkt von kriegerischen Auseinan­der­set­zun­gen prof­i­tieren, daneben Län­der wie die Türkei, die seit Jahren einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung führt. Außer­dem dabei, die Dik­tatur Weißrus­s­land und als Part­ner­land Ägypten, das erst vor kurz­er Zeit einen bluti­gen Mil­itär­putsch hin­ter sich gebracht hat und in dem Men­schen gefoltert werden.
Doch für uns ste­ht eine wesentlichere Frage am Anfang der Kri­tik. Warum gibt es in der Welt Kriege? Nach der Auf­gaben­stel­lung der OSZE liegen die Ursachen für kriegerische Auseinan­der­set­zun­gen vor allem in Kor­rup­tion, Geld­wäsche, Finanzierung des Ter­ror­is­mus, organ­isiert­er Krim­i­nal­ität, sowie Inter­netkrim­i­nal­ität, eth­nis­chen Span­nun­gen und unfreien Wahlen.
Für uns sind es knall­harte Inter­es­sen­ge­gen­sätze. Die inter­na­tionalen Beziehun­gen der Län­der sind geprägt von Konkur­renz: dem Kampf um Ein­flussge­bi­ete, Rohstoffe, Absatz- und Finanzmärk­ten, Han­del­srouten, Mil­itärstützpunk­te, Zugang zu bil­li­gen Arbeit­skräften usw. Danach richtet sich die Außen­poli­tik der Natio­nen, danach wer­den Bünd­nisse geschmiedet und dies sind in let­zter Kon­se­quenz die Gründe, die entschei­den über Krieg und Frieden.
Daher richtet sich unsere Kri­tik auch gegen eine Außen­poli­tik der kap­i­tal­is­tis­chen Ver­w­er­tung und Konkur­renz. Die Gründe für Kon­flik­te liegen nicht in der satanis­chen Boshaftigkeit einzel­ner Herrschen­der. Z.B. sind die Kriege im Nahen Osten immer wieder befeuert durch die Inter­es­sen­ge­gen­sätze von Sau­di Ara­bi­en, der Türkei, den USA und dem Iran. Diese Region ist nicht zu ret­ten durch freie Wahlen oder eine freie Presse, solange Grup­pen mit Kalaschnikow und Panz­ern dort Poli­tik im Inter­esse der regionalen und inter­na­tionalen Mächte machen. Es geht den OSZE-Mit­gliedern eben nicht um Men­schen­rechte und Frieden. Ehe­ma­lige Kolo­nial­län­der, wie Frankre­ich und Großbri­tan­nien haben unzäh­lige Kriege ohne Rück­sicht auf Men­schen­leben geführt. Deutsch­land hat Krieg in Jugoslaw­ien geführt, anschließend ein kor­ruptes Regime im Koso­vo mit aufge­baut, in Afghanistan eine Regierung trotz Wahlbe­trug unter­stützt und die USA führen weltweit als stärk­ste Mil­itär­ma­cht Kriege, auch mit dem Wohlwollen ihrer Verbündeten.
Noch immer ster­ben unzäh­lige Men­schen jedes Jahr wegen Flucht und Vertrei­bung und sind zur Migra­tion gezwun­gen, weil die Lebens­be­din­gun­gen in ihren Län­dern auf­grund von Kriegen, Ver­fol­gung, kor­rupter Regime oder fehlen­der Grund­ver­sorgung sowie Hunger ihnen keine lebenswerte Exis­tenz ermöglicht. Weit­ere Beispiele sparen wir uns an dieser Stelle. Die Kon­se­quenz für uns ist die Erken­nt­nis, dass die Struk­tur des Kap­i­tal­is­mus unabläs­sig Kriege befördert, bed­ingt, ja ger­adezu her­aus­fordert. Eine Organ­i­sa­tion wie die OSZE wird daran nichts ändern!
Nur eine Über­win­dung des Sys­tems Kap­i­tal­is­mus und der Nation kann einen dauer­haften Frieden zwis­chen den Men­schen sich­ern, erst eine weltweite Ver­ständi­gung der Men­schen über gemein­same Inter­essen und gerechte und aus­beu­tungs­freie Pro­duk­tion und Verteilung des gesellschaftlichen Reich­tums kann diesen garantieren!
Kommt zur anti­na­tionalen und antikap­i­tal­is­tis­chen Vor­abend­de­mo am 31.8.2016 um 18.00 Uhr auf dem Luisenplatz!
Krieg dem Kriege!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Für Menschenwürde. Gegen rassistische Gewalt.

Einige Bewohner_innen aus dem Flüchtlingslager in Vetschau sind ver­gan­gene Woche mit einem Brief an die Öffentlichkeit gegan­gen. Darin beschreiben sie ein Kli­ma in Vetschau, was von All­t­agsras­sis­mus geprägt ist. Flüchtlinge sind ohne ersichtlichen Grund aus dem Super­markt gewor­fen wor­den. Ras­sis­tis­che Belei­di­gun­gen im Ort sind alltäglich. Außer­dem kam es bere­its zu min­destens vier ras­sis­tis­chen Angrif­f­en. Vetschau ist für viele zu einem Angstraum geworden.
Der ehe­ma­lige Gara­genkom­plex am Rand der Stadt wird aktuell von 160 Men­schen bewohnt. Ursprünglich als Notun­terkun­ft ein­gerichtet, dient dieses Lager inzwis­chen zur dauer­haften Unter­bringung von Geflüchteten. Die Flüchtlinge haben in ihrem Brief auf die san­itären und medi­zinis­chen Missstände aufmerk­sam gemacht. Der Land­kreis und der Betreiber haben jedoch bish­er alle Forderun­gen abgewiegelt und bis auf min­i­male Verbesserun­gen nichts unter­nom­men. Für die Flüchtlinge ist klar, dass es so in Vetschau nicht mehr weit­erge­hen kann. Sie wollen in andere Unterkün­fte umverteilt werden.
Zusam­men mit den Geflüchteten und sol­i­darischen Unterstützer_innen rufen die Opfer­per­spek­tive und Flucht und Migra­tion Cot­tbus zu ein­er Kundge­bung am Bahn­hof Vetschau auf. Die Flüchtlinge wollen öffentlich über ihr Leben in Vetschau sprechen. Lasst uns die Ver­ant­wortlichen in die Pflicht nehmen!
Für Menschenwürde.
Gegen ras­sis­tis­che Gewalt.
Kundge­bung in Vetschau [OSL]
Ort: Bahnhof
Fre­itag, 02.09.2016, Beginn 18h (pünk­tlich!)

Vetschau, 30.08.2016

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Antifaschismus Law & Order

Erneuter Schulterschluss polnischer und deutscher Rassist*Innen am 03. September?

Für den 3. Sep­tem­ber kündi­gen die Rassist*Innen um die Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ eine „län­derüber­greifende“ „Demon­stra­tion an. Nach­dem am 20. Feb­ru­ar diesen Jahres etwa ein Dutzend pol­nis­ch­er Nationalist*Innen an der let­zten asylfeindlichen Demon­stra­tion in Frank­furt (Oder) teil­nah­men, gab es am 7. Mai auch im benach­barten Slu­bice eine von der Face­book­gruppe „Nar­o­dowe Slu­bice“ (Nationales Slu­bice) ini­ti­ierte Demon­stra­tion mit knapp 200 Teil­nehmenden. Dieser blieben jedoch die Frank­furter Neon­azis fern. Ob es am 3. Sep­tem­ber wie angekündigt tat­säch­lich zu einem erneuten Schul­ter­schluss von Rassist*Innen bei­der Seit­en der Oder kommt, scheint unklar. Der­weil kam es in den let­zten Monat­en erneut zu ras­sis­tis­chen Über­grif­f­en in Frank­furt (Oder). Für die Beteili­gung an einem bru­tal­en Über­griff im März ver­gan­genen Jahres muss der Frank­furter Neon­azi Andy Köbke nun wohl hin­ter Gittern.
Unver­hoffte Unter­stützung für Frank­furter Neonazis
Am 20. Feb­ru­ar organ­isierten Neon­azis um die Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ bere­its zum siebten Mal eine Ver­samm­lung in der Gren­zs­tadt. Knapp 120Per­so­n­en nah­men an dem Aufzug teil. Einem pol­nis­chen Aufruf zu der Demon­stra­tion fol­gten 13 Per­so­n­en aus dem benach­barten Slu­bice. Darunter vornehm­lich Unter­stützer des lokalen Fußbal­lvere­ins Polo­nia Slu­bice, als auch der Ini­tia­tor der Face­book­seite „Nar­o­dowe Slu­bice”, Michai? Czer­win­s­ki. Trotz offen­sichtlichen Wider­sprüchen zwis­chen pol­nis­chen Ultranationalist*innen und deutschen Neon­azis war der gemein­same Ras­sis­mus Grund genug, die Dif­feren­zen zumin­d­est vorüberge­hend zu über­winden. Für regionale NPD-Größen wie Manuela Kokott oder Klaus Beier war es dieses Mal jedoch offen­sichtlich ein Anlass, der Ver­samm­lung fernzubleiben. Die Partei der „III. Weg“ lief zwar mit, erwäh­nte jedoch in ihrem Bericht mit keinem Wort die pol­nis­che Beteiligung.
Aus­führlichere Infor­ma­tio­nen zu der Demon­stra­tion am 20. Feb­ru­ar kön­nen unserem Artikel „Alte Feind­schaften, neue Allianzen und schär­fere Töne – Zu den aktuell­sten Entwick­lun­gen der ras­sis­tis­chen Mobil­isierung in Frank­furt (Oder)“ klick­en vom 4. März 2016 ent­nom­men werden.
Fehlende Unter­stützung für pol­nis­che Ultranationalist*Innen
Zu einem Auf­marsch 200 pol­nis­ch­er Nationalist*Innen kam es am 7. Mai diesen Jahres. Zu dem Anlass der Ver­samm­lung äußerte sich Bar­tosz Janow­icz von „Nar­o­dowe Slu­bice“ in einem Inter­view wie fol­gt: „Wir kämpfen gegen die Islamisierung Europas und wollen, dass sich die Kul­turen nicht ver­mis­chen. Polen soll pol­nisch bleiben, die Ukraine ukrainisch, Deutsch­land deutsch“. [1] An dem Auf­marsch beteiligten sich Anhänger*innen der „Allpol­nis­chen Jugend – Lebuser Land“, der bekan­nte pol­nis­che Nation­al­ist und Anti­semit Piotr Rybak4 5sowie der ehe­ma­lige Europa-Abge­ord­neter der nation­al­is­tis­chen katholisch-klerikalen »Liga Pol­nis­ch­er Fam­i­lien« (LPR), Syl­west­er Chruszcz. Inhaltlich wurde gegen eine ver­meintliche Islamisierung, Angela Merkel, die Europäis­che Union und deutsche Hege­mo­ni­al­in­ter­essen mobil gemacht. Trotz der Ankündi­gung auf der Face­book­seite von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, die Aktion in Slu­bice zu unter­stützen, blieb eine Teil­nahme deutsch­er Rassist*Innen aus. Bekan­nte Gesichter um Peer Koss und Romano Gos­da beteiligten sich an diesem Tag lieber an der „Merkel muss weg“-Demonstration in Berlin.
Aus­führlichere Infor­ma­tio­nen zu dem Auf­marsch pol­nis­ch­er Nationalist*innen in Slu­bice am 7. Mai kön­nen unserem Artikel „7. Mai: Zwis­chen Berlin und Slu­bice“ vom 23. Mai 2016 ent­nom­men werden.
Beschränk­ter Nation­al­is­mus ste­ht ras­sis­tis­ch­er Allianz im Weg
Seit dem 12. Juli wird nun auf der Face­book­seite von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ zu ein­er „län­derüber­greifend­en Demon­stra­tion“ auf der Grenzbrücke aufgerufen. Unter dem Mot­to „Gren­ze schließen / Asylflut stop­pen“ wird in einem kurzen Ankündi­gung­s­text zwar darauf ver­wiesen, dass nicht jed­er Moslem ein Islamist sei, jedoch der Islam nicht zu Deutsch­land, Polen und Europa gehöre und die Ausweisung ver­meintlich­er Asylschmarotzer und der Aus­tausch von Politiker*Innen gefordert. Mit der­lei Aus­sagen kön­nen sich sicher­lich auch die pol­nis­chen Nationalist*innen iden­ti­fizieren. Jedoch erschien bish­er kein Aufruf auf pol­nisch, wed­er auf der Frank­furter noch auf der Face­book­seite von „Nar­o­dow Slu­bice“. Eine Teil­nahme von Micha? Czer­win­s­ki scheint nahezu aus­geschlossen. So teilte er am 7. August ein Bild, dass einen stolz aufge­plus­terten pol­nis­chen Adler und einen am Boden zer­störten deutschen Adler darstellen soll. Auf ein­er weit­eren von ihm geposteten Grafik sind die vier Viseg­rád-Staat­en Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn ange­bildet, die eine innige Verbindung bilden, während rund­herum hin­ter Stachel­draht die EU, Rus­s­land und der IS nei­d­voll auf die Runde der V4 blicken.
Zu den Per­so­n­en, die auf Face­book ihre Teil­nahme an der Demon­stra­tion zusagen, gehört ein Quer­schnitt der Frank­furter Neon­aziszene. Mal wieder haben viele junge Rassist*innen ihre Teil­nahme angemeldet. Bis jet­zt gibt es keine nennbare Per­so­nen­zahl, die aus Slu­bice teil­nimmt. Den­noch ist die Zusage auf Face­book kein Garant für diejeni­gen, die tat­säch­lich am 03.09. ihren Ras­sis­mus auf die Straße tra­gen wollen. Jedoch scheint eine organ­isierte und bre­ite Teil­nahme pol­nis­ch­er Rassist*Innen unwahrscheinlich.
Das zivilge­sellschaftliche Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ kündigte bere­its Gegen­proteste in der Nähe zur Grenzbrücke ab 14:00 Uhr an und ruft im Falle ein­er ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion dazu auf, diese mit­tels Men­schen­block­aden zu ver­hin­dern. Zudem soll ab 13:00 Uhr eine antifaschis­tis­che Street­pa­rade vom Bahn­hof Rich­tung Grenzbrücke ziehen.
Ras­sis­tis­che Gewalt bricht nicht ab – Frank­furter Neon­azi zu Haft­strafe verurteilt
Der­weil kam es in Frank­furt (Oder) in den ver­gan­genen Monat­en erneut zu ras­sis­tis­chen Über­grif­f­en. Beson­dere Aufmerk­samkeit erregte ein Fall am 23. Mai im Stadtzen­trum. Nach­dem drei Män­ner ras­sis­tisch beschimpft und bedrängt wur­den, wurde ein­er Per­son auch kör­per­lich ange­grif­f­en. Als die Betrof­fe­nen fliehen woll­ten kam es unter Beifall und „Sieg-Heil“-Rufen von Passant*innen zu weit­eren tätlichen Angrif­f­en. Bei ein­er Kundge­bung gegen ras­sis­tis­che Gewalt am 03. Juni in der Nähe des Tatortes posi­tion­ierte sich eine 15-köp­fige Gruppe auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite und rief ras­sis­tis­che Parolen. In der Nacht zum 25. Juni wur­den zwei Geflüchtete auf der Franz Mehring Straße von ein­er 10-köp­fi­gen Gruppe erst gestellt und dann laut Polizei „zu Boden gebracht“. Die Betrof­fe­nen erlit­ten Schür­fwun­den, ein­er der Angreifer wurde im Nach­gang von der Polizei festgenommen.
Eine Auflis­tung rechter und ras­sis­tis­ch­er Vor­fälle kann der Chronolo­gie auf unser­er Home­page ent­nom­men werden.
Der ras­sis­tis­che Über­griff auf fünf syrische Geflüchtete in der Nacht vom 20. auf den 21. März hat für den stadt­bekan­nten Neon­azi Andy Köbke nun weitre­ichende Kon­se­quen­zen. Er wurde wegen Volksver­het­zung und des Ver­wen­dens von Kennze­ichen ein­er ehe­ma­li­gen nation­al­sozial­is­tis­chen Organ­i­sa­tion, sowie auf­grund mehrerer Vorstrafen zu zehn Monat­en Haft ohne Bewährung verurteilt. Das Urteil ist jedoch noch nicht recht­skräftig. Köbke befand sich an dem Abend vor dem Über­griff auf fünf syrische Geflüchtete in ein­er Shisha-Bar im Frank­furter Stadt­teil Neu­beresinchen. Laut Zeu­ge­naus­sagen soll er dort weit­ere anwe­sende Per­so­n­en aufges­tachelt und zur Gewalt gegen die eben­falls anwe­senden Syr­er aufge­fordert haben. An dem Über­griff selb­st war Köbke jedoch nicht beteiligt. In der anschließen­den Nacht wur­den die fünf Geflüchteten auf ihrem Weg in die Unterkun­ft „Oder­land­kaserne“ ver­fol­gt und in der August-Bebel Straße mit Trit­ten, Schlä­gen und ein­er Eisen­stange von mehreren Per­so­n­en ver­let­zt. Der Prozess gegen die neun Verdächti­gen ste­ht noch aus. [2]
[1] Vgl. rbb aktuell 07.05.2016: Demo gegen Flüchtlinge, https://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/archiv/20160507_1930/demo‑g…, Minute 0:38, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
[2] Vgl. http://www.moz.de/heimat/lokalredaktionen/frankfurt-oder/artikel9/dg/0/1/1494523/, zulet­zt einge­se­hen am 08.08.2016

Führer einer extrem rechten Bewegung: Der Antisemit Piotr Rybak auf dem Lautsprecherwagen, u.a. geschmückt mit dem Fantransparent der örtlichen Fussballmannschaft Polonia S?ubice am 7. Mai in Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Führer ein­er extrem recht­en Bewe­gung: Der Anti­semit Piotr Rybak auf dem Laut­sprecher­wa­gen, u.a. geschmückt mit dem Fantrans­par­ent der örtlichen Fuss­ball­mannschaft Polo­nia Slu­bice am 7. Mai in Slu­bice. (Quelle: slubice24.pl)

Am 7. Mai 2016 marschierten etwa 200 polnische NationalistInnen durch Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Am 7. Mai 2016 marschierten etwa 200 pol­nis­che Nation­al­istIn­nen durch S?ubice. (Quelle: slubice24.pl)

Ungewöhnliche Allianz: Polnische Hooligans am 20. Februar 2016 hinter der Deutschlandfahne auf der letzten asylfeindlichen Demonstration in Frankfurt (Oder). (Quelle: pressedienst frankfurt (oder))
Ungewöhn­liche Allianz: Pol­nis­che Hooli­gans am 20. Feb­ru­ar 2016 hin­ter der Deutsch­land­fahne auf der let­zten asylfeindlichen Demon­stra­tion in Frank­furt (Oder). (Quelle: presse­di­enst frank­furt (oder))
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Offener Brief zu den rechten Angriffen in Frankfurt (Oder) im Jahr 2016

In einem offe­nen Brief an den Ober­mürg­er­meis­ter der Stadt Frank­furt (Oder) und weit­ere Akteure aus Poli­tik, Kom­mune und Zivilge­sellschaft macht die Bran­den­burg­er Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt, Opfer­per­spek­tive e.V., heute darauf aufmerk­sam, dass Frank­furt (Oder) ger­ade eine Welle rechter Gewalt erlebt.
Bis zum 31. Juli 2016 reg­istri­erte die Opfer­per­spek­tive e.V. schon zehn gewalt­tätige Angriffe, die auf ein­er recht­en Tat­mo­ti­va­tion beruht­en. Fünf dieser Angriffe müssen als schw­er­wiegend bew­ertet wer­den, weil den Betrof­fe­nen schwere Ver­let­zun­gen zuge­fügt wur­den oder diese Tat­en aus ein­er größeren Täter­gruppe her­aus began­gen wur­den. Mehrere Tat­en ereigneten sich tagsüber bzw. in den frühen Abend­stun­den und im Stadtzen­trum. Diese Entwick­lung ist hochgr­a­dig besorgnis­er­re­gend. Viele poten­tiell Betrof­fene fühlen sich in Frank­furt (Oder) mit­tler­weile nicht mehr sicher.
In ihrer langjähri­gen Beratung­sprax­is hat die Opfer­per­spek­tive e.V. immer wieder fes­t­festellt, dass eine öffentliche Äch­tung der Tat­en, soziale Sank­tio­nen gegen die Täter_innen und das sie unter­stützende Umfeld und eine Sol­i­darisierung mit den Betrof­fe­nen wirk­same Mit­tel sind, um rechte Gewalt und deren Auswirkun­gen zu bekämpfen.
Aus diesem Grund ruft die Opfer­per­spek­tive e.V. die Vertreter_innen der Stadt­ge­sellschaft drin­gend dazu auf, sich dafür einzuset­zen, dass rechte Gewalt in der Frank­furter Bürg­er­schaft und Kom­mu­nalpoli­tik in einem deut­lich stärk­eren Umfange als bish­er the­ma­tisiert wird und Anstren­gun­gen unter­nom­men wer­den, dem Kli­ma, in dem diese Tat­en geschehen ent­ge­gen zu wirken.
Im Anhang find­en Sie den Offe­nen Brief und eine Auflis­tung der von der Opfer­per­spek­tive e.V. in diesem Jahr reg­istri­erten Fälle.

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(Anti-)Rassismus Law & Order

10 Jahre AGG – in Brandenburg ein Diskriminierungsschutz mit Lücken

Am 18. August 2006 trat das All­ge­meine Gle­ich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) in Kraft und markierte damit eine Zeit­en­wende. Basierend auf den EU-Antidiskri­m­inierungsrichtlin­ien schreibt es das Recht auf Gle­ich­be­hand­lung und Men­schen­würde fest und ver­bi­etet Diskri­m­inierung. Zum Anlass des 10. Jahrestages des AGG unter­stre­icht die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg die große Bedeu­tung des Geset­zes und mah­nt zugle­ich Nachbesserun­gen und eine Ver­voll­ständi­gung des Diskri­m­inierungss­chutzes in Bran­den­burg an.
„Das AGG stellt unmissver­ständlich klar: Jed­er Men­sch hat das Recht auf Gle­ich­be­hand­lung. Diskri­m­inierung ist keine Bagatelle, son­dern geset­zlich ver­boten. Aber lei­der stellt es keinen umfassenden Diskri­m­inierungss­chutz dar, denn der Gel­tungs­bere­ich ist eingeschränkt und einige Zugang­shür­den sind für manche Betrof­fene zu hoch“, fasst Ing­mar Pech von der Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg 10 Jahre Praxis­er­fahrun­gen mit dem AGG zusammen.
Diskri­m­inierung ist All­t­ag in Bran­den­burg: Men­schen erhal­ten auf­grund ihres Namens keine Woh­nung, wer­den auf­grund ihrer Haut­farbe nicht in die Diskothek oder einen Fit­ness­club ein­ge­lassen oder wer­den am Arbeit­splatz auf­grund ihres Kopf­tuch­es diskri­m­iniert. Das AGG stärkt die gesellschaftliche Posi­tion Betrof­fen­er und hil­ft ihnen bei der Durch­set­zung ihres Rechts auf Gleichbehandlung.
Es weist jedoch auch Män­gel auf, die drin­gend nachgebessert wer­den müssen: So fehlt es an Ken­nt­nis und Aufk­lärung über das AGG, die Fris­ten zur Gel­tend­machung von Ansprüchen sind zu kurz, es gibt Hür­den in der Rechts­durch­set­zung und der Gel­tungs­bere­ich des AGG ist zu eingeschränkt. Anwend­bar ist das Gesetz auss­chließlich im pri­va­trechtlichen Bere­ich (Arbeits­markt sowie bei Gütern und Dien­stleis­tun­gen). Keinen Schutz vor Diskri­m­inierun­gen bietet es, wenn diese von staatlichen Insti­tu­tio­nen aus­ge­hen. Momen­tan ist es in Bran­den­burg leichter möglich, sich gegen diskri­m­inierende Vermieter_innen oder Arbeitgeber_innen zu wehren, als gegen diskri­m­inierende Lehrer_innen oder Polizeibeamt_innen.
Aktuell beste­ht Anlass zur Hoff­nung, dass Bran­den­burg darauf reagiert und diese rechtliche Schut­zlücke zu schließen ver­sucht: Der Entwurf zu einem Lan­desan­tidiskri­m­inierungs­ge­setz (LADS) ist in den Land­tag einge­bracht wor­den. Bei der Anhörung im Sep­tem­ber wird jedoch erst entsch­ieden, ob er ver­wor­fen wird oder das Gesetz über­haupt real­isiert wer­den soll.
„Ras­sis­mus und Diskri­m­inierung nehmen in Bran­den­burg in erschreck­en­dem Aus­maß zu. Ein nicht uner­he­blich­er Teil der Bevölkerung ist täglich ras­sis­tis­chen Belei­di­gun­gen, Gewalt und Diskri­m­inierung aus­ge­set­zt. Es ist daher drin­gend nötig, dass Bran­den­burg die Anti­ras­sis­mus-Klausel der Lan­desver­fas­sung auch für den Bere­ich Diskri­m­inierung ernst nimmt. Geset­zge­berisch muss mit aller Deut­lichkeit reagiert wer­den, um dieser besorgnis­er­re­gen­den Entwick­lung ent­ge­gen zu wirken,“ stre­icht Ing­mar Pech die rechtliche und poli­tis­che Notwendigkeit eines Lan­desan­tidiskri­m­inierungs­ge­set­zes hervor.
Die Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg der Opfer­per­spek­tive fordert daher den Land­tag und die Lan­desregierung auf, auf Lan­desebene ein Lan­desan­tidiskri­m­inierungs­ge­setz einzuführen und auf der Bun­de­sebene auf die Nov­el­lierung des AGG hinzuwirken.

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We are the Antifa Potsdam needs – but not the one it deserves

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Eine Pots­damer Stadt­poli­tik, die sich über­fordert sieht im huma­nen Umgang mit Refugees. Regelmäßige Aufmärsche von Neon­azis Seite an Seite mit „besorgten Bürger_innen“ im Land Bran­den­burg. Immer wiederkehrende Pogi­da-Aufmärsche inklu­sive mas­siv­en Polizeiüber­grif­f­en auf Antirassist_innen. Regelmäßige ver­bale oder kör­per­liche Angriffe auf Geflüchtete und Bran­dan­schläge auf die Unterkün­fte. Exor­bi­tante Wahler­folge für die Neon­azis in Nadel­streifen von der AfD und der Ver­such eben dieser, in Pots­dam Fuß zu fassen.
All diese Punk­te und noch viel viel mehr haben uns verdeut­licht, dass Pots­dam auch weit­er­hin eine offen­sive Antifa­gruppe braucht.
Wir wollen gemein­sam nicht nur aktiv auf die Straße gehen, um all den schlecht­en Ismen dieser Welt und dieser Stadt den Kampf anzusagen, son­dern wir wollen darüber hin­aus ver­suchen, das große Ganze zu ver­ste­hen und zu beeinflussen.
Hier­mit sagen wir nicht nur den Neon­azis des neu gegrün­de­ten Pots­damer Flügels der NPD und den alt­bekan­nten autonomen Nation­al­is­ten den Kampf an, auch bei den Neon­azis von Pogi­da und AfD wollen und wer­den wir nicht Halt machen. Der städtis­che Umgang mit Geflüchteten ist genau­so in unserem Fokus wie der Umbau Pots­dams zu einem preußis­chen Hochglanz-Äquiv­a­lent der Potemkinis­chen Dörfer.
Mit ein­er Utopie von einem besseren Leben für alle über­all im Hin­terkopf wer­den wir das schlechte Leben, das viele Men­schen in Pots­dam, in Deutsch­land, in und vor den Gren­zen Europas sowie weltweit führen, kri­tisieren und nach unseren Möglichkeit­en aktiv dage­gen vorgehen.
Wir sind die Antifa die Pots­dam braucht – aber nicht die es verdient
Wir sind die Emanzi­pa­torisch Antifa Potsdam.

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Brandenburg unter Beobachtung

Unter­suchungsauss­chuss zum NSU startet unter kri­tis­ch­er Begleitung von NSU Watch Brandenburg
INFORIOT – Es ist so weit. In Bran­den­burg startet ein par­la­men­tarisch­er Auss­chuss, der die Ver­strick­un­gen von Neon­azis und V‑Leuten aus Bran­den­burg in die Aktiv­itäten und Struk­turen des Nation­al­sozial­is­tis­chen Unter­grun­des (NSU) aufk­lären will. Am Dien­stag fand die erste kon­sti­tu­ierende Sitzung des Unter­suchungsauss­chuss­es im Bran­den­burg­er Land­tag statt – allerd­ings unter Auss­chluss der Öffentlichkeit. Erst im April war die Ein­set­zung des Auss­chuss­es beschlossen worden.
Foto zeigt einen Flyer von NSU Watch Brandenburg im Vordergrund und Personen im Hintergrund
Wenn im Sep­tem­ber nun die zehn Auss­chuss­mit­glieder von SPD, CDU, Linke, Grüne und AfD zur eigentlichen inhaltlichen Arbeit übergeben, geht es an die Sub­stanz: Die zen­trale Frage, ob das Land Bran­den­burg die Tat­en des NSU hätte ver­hin­dern kön­nen, muss im Auss­chuss beant­wortet wer­den. Carsten Szczepan­s­ki alias „Piat­to“, die „Top-Quelle“ des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes hat­te Infor­ma­tio­nen zu Plä­nen des NSU-Kern­trios und gab diese an den Ver­fas­sungss­chutz weit­er. Der Ver­fas­sungss­chutz, so der Vor­wurf, habe die Infor­ma­tio­nen nicht an zuständi­ge Ermit­tlungs­be­hör­den weit­ergeben. Zu ein­er Fes­t­nahme des Trios kam es bekan­ntlich nicht. Zehn Morde, diverse Anschläge und Über­fälle folgten.
Es ist nicht das einzige Fehlver­hal­ten des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzes, das es aufzuar­beit­en gilt. Auch der V‑Mann-Skan­dal um den Guben­er Neon­azi Toni Stadler, die unaufgek­lärte Anschlagsserie der Nationalen Bewe­gung — auch hier war der Ver­fas­sungss­chutz involviert – oder die Nation­al­rev­o­lu­tionären Zellen, ein ter­ror­is­tis­ch­er Zusam­men­schluss von Neon­azis aus Berlin und Bran­den­burg, der auch „Piat­to“ ange­hörte, gehören zu den vie­len The­men, die nach Ein­schätzung der Ini­tia­tive NSU Watch Bran­den­burg zu klären sind.
NSU Watch Bran­den­burg gegründet
Zeit­gle­ich zur kon­sti­tu­ieren­den Sitzung des Unter­suchungsauss­chuss­es, stellte sich NSU Watch Bran­den­burg vor. NSU Watch Bran­den­burg als Teil des bun­desweit­en Net­zw­erkes NSU Watch, hat sich die Auf­gabe gestellt, den Unter­suchungsauss­chuss kri­tisch zu begleit­en. „Der NSU stellt eine Zäsur in der bun­des­deutschen Nachkriegs­geschichte dar“, so Felix Hansen als Vertreter des bun­desweit­en Zusam­men­hanges am Dien­stag bei ein­er Pressekon­ferenz. NSU Watch, ein Zusam­men­schluss aus antifaschis­tis­chen Grup­pen und Einzelper­so­n­en, beobachtet seit 2013 den Straf­prozess gegen Beate Zschäpe und vier weit­ere Angeklagte. Im Prozess in München ist auch Bran­den­burg immer wieder ein The­ma, aktuell geht es um die Zeitschrift „Weißer Wolf“, ein Heft in dem bere­its 2002 ein Hin­weis auf den NSU auf­tauchte. Der „Weiße Wolf“ war in den 90er Jahren in der Bran­den­burg­er JVA hergestellt wor­den – maßge­blich beteiligt war damals Carsten Szczepanski.
Fehlende Aufk­lärungs­bere­itschaft
Aus Sicht der Antifaschist_innen ist es kein Ruhmes­blatt für die Bran­den­burg­er Poli­tik, dass der Unter­suchungss­chuss erst jet­zt, über vier Jahre nach der Selb­stent­tar­nung des NSU, ein­gerichtet wurde. Neben­klagean­wälte im Prozess vor dem Ober­lan­des­gericht in München kri­tisieren schon länger die fehlende Aufk­lärungs­bere­itschaft der Bran­den­burg­er Behör­den, unter anderem, weil sich das Innen­min­is­teri­um weigerte Akten an das Gericht her­auszugeben, und Ver­fas­sungss­chutzmi­tar­beit­er während der Zeu­ge­nan­hörun­gen ver­meintlichen Gedächt­nis­lück­en vorschoben. Für NSU Watch Bran­den­burg ist klar: „Die V‑Mann-Skan­dale im Land Bran­den­burg haben gezeigt, dass das V‑Leute-Sys­tem mehr Schaden als Nutzen gebracht hat“. Durch die Arbeit des Ver­fas­sungss­chutzes wird der Auf­bau mil­i­tan­ter Neon­azistruk­turen gestärkt, denn „hier wer­den Gelder in die Neon­aziszene gepumpt“, sagte ein Sprech­er. Außer­dem hät­ten antifaschis­tis­che und zivilge­sellschaftliche Recherchen mehr zur Aufk­lärung beige­tra­gen, als der Verfassungsschutz.
Logo NSU Watch Brandenburg. Dokumentation und kritische Begleitung des Untersuchungsausschusses
NSU Watch unterstützen

Die Beobach­tung durch NSU Watch Bran­den­burg heißt konkret: Pro­tokolle der Sitzun­gen des Unter­suchungss­chuss­es erstellen, um diese ein­er bre­it­en Öffentlichkeit zugängig zu machen sowie Dossiers und Recherchen zu erstellen, die nach und nach auf der Home­page brandenburg.nsu-watch.info veröf­fentlicht wer­den. Als unab­hängige Ini­tia­tive ist NSU Watch auf Spenden angewiesen.

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Für ein Landesantidiskriminierungsgesetz

Heute haben die Grü­nen auf ihrer Frak­tion­s­pressekon­ferenz erk­lärt, dass sie ein Lan­desan­tidiskri­m­inierungs­ge­setz (LADG) im Land­tag ein­brin­gen wer­den. Der Vere­in Opfer­per­spek­tive fordert ein solch­es schon länger und begrüßt die Geset­zesini­tia­tive, denn diese würde eine wichtige Lücke im Schutz vor Diskri­m­inierung durch staatliche Stellen schliessen.
Im Jahr 2013 hat sich das Land Bran­den­burg die Bekämp­fung von Ras­sis­mus als Staat­sziel in der Lan­desver­fas­sung ver­ankert. Auch europäis­ches Recht und das Grundge­setz verpflicht­en staatliche Stellen, die Bewohner_innen des Lan­des vor Diskri­m­inierun­gen zu schützen. Den­noch gibt es in Bran­den­burg immer noch keinen vollen Rechtss­chutz für Betrof­fene von Diskriminierungen.
Zwar schützt das All­ge­meine Gle­ich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) des Bun­des Betrof­fene auf den Gebi­eten des Arbeits- und Zivil­rechts, die z.B. durch Arbeit­ge­ber oder Ver­mi­eterin­nen diskri­m­iniert wer­den. Doch gegenüber Diskri­m­inierun­gen durch staatliche Stellen, z.B. durch Polizis­ten oder Lehrerin­nen, ist das AGG nicht anwend­bar. Diesen Bere­ich zu regeln ist Auf­gabe der Bundesländer.
Mit der Ein­führung eines LADG würde Bran­den­burg 1.) einen Rechtss­chutz für Betrof­fene von Diskri­m­inierung durch staatlich­es Han­deln ein­führen, 2.) die öffentliche Hand verpflicht­en, konkrete Maß­nah­men gegen Diskri­m­inierung in ihren Insti­tu­tio­nen umzuset­zen und 3.) eine mit umfassenden Kom­pe­ten­zen aus­ges­tat­tete Lan­desan­tidiskri­m­inierungsstelle aufbauen.
Nad­ja Hitzel-Abdel­hamid von der Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg im Vere­in Opfer­per­spek­tive erk­lärt dazu: “Mit einem LADG hört das Land auf, allein von seinen Bürger_innen Fair­ness zu fordern, und fängt vor­bild­haft bei sich selb­st an: Mit einem LADG ver­bi­etet es seinen eige­nen Insti­tu­tio­nen jede Form von Diskri­m­inierung und sorgt damit in den staatlichen Struk­turen dafür, dass alle Men­schen in Bran­den­burg gle­ich behan­delt werden!”
Men­schen, die durch staatliche Insti­tu­tio­nen aus ras­sis­tis­chen Grün­den, wegen ihrer Herkun­ft, Nation­al­ität, Sprache, ihres Geschlechts, ihres Leben­salters, ihrer sex­uellen Iden­tität, religiösen oder weltan­schaulichen Überzeu­gun­gen oder wegen ihres sozialen Sta­tus diskri­m­iniert wer­den, wür­den in ihrer Posi­tion gestärkt, weil ihnen ein Rechtsweg eröffnet würde.
Ein voller Rechtss­chutz ist drin­gend nötig, denn Diskri­m­inierun­gen nehmen in der Gesellschaft ins­ge­samt mas­siv zu. Sie fan­gen an, wenn Witze über Schwule gemacht oder Mus­lime belei­digt wer­den und set­zen sich fort, wenn Polizist_innen Men­schen auf­grund ihrer Haut­farbe als Täter behan­deln oder eine Schü­lerin mit Kopf­tuch bei gle­ich­er Leis­tung schlechtere Noten als ihre Mitschüler_innen erhält. Von Beschw­er­den wegen Diskri­m­inierung prof­i­tiert das Land, denn nur wenn Men­schen sich beschw­eren, wer­den Muster von Diskri­m­inierung sicht­bar und so veränderbar.
Ein LADG sorgt für gle­iche Chan­cen und gle­iche Teil­habe für alle, die in Bran­den­burg leben.

Inforiot