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Antifaschismus Law & Order

Offener Brief bezüglich der Linksextremismus-Vorwürfe gegen Verein und Bündnis

+++ Link­sex­trem­is­mus-Vor­würfe seit­ens einzel­ner Stadtverordneter
+++ Spal­tung emanzi­pa­torisch­er Kräfte darf nicht zuge­lassen werden
+++ Offen­er Brief als Antwort gegen Vor­würfe von Vere­in und Bünd­nis verfasst
Die Stadtverord­neten Jür­gen Maresch (partei­los, ehem. Die Linke) und Wolf­gang Bialas (CDU) haben in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Link­sex­trem­is­mus-Vor­würfe gegen den Vere­in für ein
mul­ti­kul­turelles Europa e. V. sowie gegen das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! vorge­bracht. Der Vere­in sah sich daraufhin gezwun­gen, den Antrag für eine jahre­lang gezahlte Unter­stützung vom
Jugen­damt zurück zu ziehen. Maresch fordert des Weit­eren die Stadt dazu auf, die Zusam­me­nar­beit mit dem Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! aufzugeben. Bei­de Ini­tia­tiv­en sollen sich vom
„Link­sex­trem­is­mus“ dis­tanzieren, um Sank­tio­nen zu ver­mei­den. „Wir haben jahre­lang eine finanzielle Unter­stützung für unsere vielfälti­gen Pro­jek­te seit­ens des Jugen­damtes erhal­ten. Durch
die Vor­würfe kön­nen wir diese Pro­jek­te nur noch schw­er ver­wirk­lichen“, so Maria Schnei­der vom Multikulti-Verein.
Das Bünd­nis Cot­tbus Naz­ifrei! und der Vere­in arbeit­en eng zusam­men und sind für die alter­na­tive Jugend­kul­tur in Cot­tbus unverzicht­bar. Im Bezug auf die Arbeit gegen faschis­tis­che Strukturen
kon­nte in Cot­tbus schon viel erre­icht wer­den. Die Proteste am 15. Feb­ru­ar sind dafür beispiel­haft. Die gute Zusam­me­nar­beit mit dem Aktions­bünd­nis Cot­tbuser Auf­bruch und der Stadt ist zudem ein
lan­desweites Vorzeige­pro­jekt. „‘Cot­tbus beken­nt Farbe’ sollte auch weit­er­hin weg­weisend im Kampf gegen Neon­azis und ras­sis­tis­che Het­ze sein. Wir sind froh, dass in Cot­tbus eben keine
Säch­sis­chen Ver­hält­nisse herrschen“, meint Luise Mey­er von Cot­tbus Nazifrei!
Beson­ders in der aktuellen Sit­u­a­tion ein­er erstark­enden Recht­en in Deutsch­land ist es wichtig, diese Zusam­me­nar­beit nicht zu gefährden. Alle demokratis­chen Kräfte müssen im Kampf gegen Organ­i­sa­tio­nen wie Pegi­da, die AfD und ver­meintlich „besorgte und heimatver­bun­dene Bürg­er­be­we­gun­gen“ zusam­men hal­ten und ihre ras­sis­tis­che Het­ze sowie Rück­wärts­ge­wandtheit entkräften und aufdecken.
Anlagen:
Offen­er Brief 
Hin­ter­grund­text zur Entste­hung des Offe­nen Briefs 
Weit­ere Informationen:
www.cottbus-nazifrei.info // fb/­cot­tbus-stellt-sich-quer
www.zelle79.blogspot.de/

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Antifaschismus Law & Order

Die Templiner Polizei und die “Befindlichkeiten” von Nazis

INFORIOT Haupt­sache alles so arrang­ieren, dass sich die NPD wohlfühlt. Dies scheint das Mot­to der Polizei in der Uck­er­mark zu sein. Am ver­gan­genen Sam­stag hielt die Neon­azi­partei eine ras­sis­tis­che Kundge­bung in Tem­plin ab. Von Seit­en der Stadt wurde darum am his­torischen Rathaus Plakate mit der Auf­schrift “Tem­plin bleibt bunt” ange­bracht. Der Polizei war das offen­bar zu viel und zu eskalierend: Sie ließ die Plakate mit Ver­weis auf das Ver­samm­lungs­ge­setz ent­fer­nen, aus “Deeskala­tion­s­grün­den”. Die Auf­schrift sei geeignet gewe­sen “die Befind­lichkeit­en der Ver­anstal­ter zu berühren”, also jene der Neon­azis. Dies berichtet die Tageszeitung Nord­kuri­er.

So berichtet der Nordkurier über das Handeln der Polizei in der Uckermark (Screenshot)
So berichtet der Nord­kuri­er über das Han­deln der Polizei in der Uck­er­mark (Screen­shot)

Von Seit­en Tem­plin­er Stadtverord­neter wird das Polizei­han­deln inzwis­chen als “über­zo­gen” kritisiert.
Es bleibt abzuwarten, ob die uck­er­märkische Polizei weit­er auf solch eine neon­az­ifre­undliche “Deeskala­tion” set­zen wird. Mögliche Ter­mine dafür gibt es gle­ich zwei: Am kom­menden Sonnabend will die Neon­azik­lein­partei “Der III. Weg” auf­marschieren und am Fre­itag, dem 18. März, plant “Tem­plin gegen Asylmiss­brauch” einen ras­sis­tis­chen “Abendspazier­gang” durch die Stadt.
In der Uck­er­mark gibt es immer wieder Vor­fälle, die ein mehr als zweifel­haftes Licht auf die Polizei wer­fen. Um nur einige Beispiele zu nen­nen: In Schwedt ver­hin­derten Polizis­ten die Strafver­fol­gung gegen “Sieg Heil”-rufende Neon­azis. Ein Polizist nahm an einem Nazi-Gedenkmarsch in Seelow selb­st teil. Der Vize-Chef der Polizei­in­spek­tion hat­te als Klin­gel­ton am Handy “Nachricht von der Ost­front” eingestellt. Eine Polizistin ist mit einem Neon­azi ver­heiratet — bei der Hochzeit posierte dieser mit Hakenkreuzarmbinde.
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Antifaschismus Law & Order

[P] Das Wandern ist des Müllers Lust

Am heuti­gen Mittwoch fand ein weit­er­er unsäglich ras­sis­tis­ch­er Pogi­da-Auf­marsch, wieder angemeldet vom rast­losen Chris­t­ian Müller, am Pots­damer Haupt­bahn­hof statt. Auch wenn im Vor­feld wieder diverse Gerüchte und Aus­sagen wie „Wenn die Gut­men­schen ein weit­eres Asyl­heim am Schlaatz bauen, werde ich dieses abfack­eln und zwar mit Insassen!!!“ kur­sierten, schien es ins­ge­samt, als wäre an alllen Fron­ten Rou­tine in die wöchentlichen Aufmärsche gekehrt.
Noch vor Beginn der Pogi­da-Demon­stra­tion führte eine antifaschis­tis­che Demon­stra­tion von Alt-Nowawes über die Lotte-Pulewka-Straße zum Haupt­bahn­hof. Unter dem Mot­to „Nu Pogo­di, Pogi­da“ liefen 250 Men­schen in Rich­tung des Neon­azi-Auf­marsches, nicht zulet­zt, um diesen zu ver­hin­dern. Außer­dem stell­ten sich bei den angemelde­ten Kundge­bun­gen “Refugees Wel­come” auf der lan­gen Brücke und ein­er Ver­anstal­tung des Bünd­niss­es “Pots­dam beken­nt Farbe” etwa 500 Men­schen dem Irrsinn entgegen.
Als Ver­anstal­ter Chris­t­ian Müller seine Ver­samm­lung eröff­nen wollte, kam es zu ein­er Störung der Ver­anstal­tung durch eine lär­mende Kiste, die am Auf­tak­tort auf einem Fahrrad ange­bracht war. Die Polizei brauchte mehr als zehn Minuten unter­halt­samer Bemühun­gen und einen Bolzen­schnei­der, um den Kas­ten erfol­gre­ich in Gewahrsam nehmen zu kön­nen. Die Neon­azis ent­fer­n­ten sich unter­dessen um hun­dert Meter und bracht­en dort ihre Pro­pa­gan­da unter die anwe­senden knapp 50 Pogi­da-Anhänger_in­nen. Der Dres­d­ner Pogida-“Stargast” Jens Lorek erstat­tete nach eige­nen Aus­sagen später Anzeige gegen die Polizei, da diese die Pläne des Fahrrades nicht schon vorher durch­schaut hatte.
Neben dem bere­its bekan­nten Sebas­tiano Graziani war die Ver­schwörungsszene heute mit Jens Lorek promi­nent vertreten. Lorek erlangte zweifel­hafte Berühmtheit, weil er Mitte der 2000er von Aliens ent­führte Men­schen anwaltlich betreute. In der Neon­aziszene ist er eher bekan­nt, weil er als Anmelder von Aufmärschen in Fre­ital und Hei­de­nau in Aktion trat. Antifaschist_innen, wiederum, dürften Jens Lorek ken­nen, weil er lächer­liche “sta­tis­tis­che Meth­o­d­en” anwandte, um die Teilnehmer_innenzahl von Pegi­da festzustellen.
Ihr kurz­er 400 Meter Marsch führte Pogi­da über die Lange Brücke zum Stadtschloss. Dort hielt Sebas­tiano Graziani dann eine sein­er ewiglich währen­den Reden. In dieser beklagte er wie üblich den Bevölkerungsaus­tausch in Deutsch­land durch die Geflüchteten, den im 2. Weltkrieg an den Deutschen began­genen “Bomben­holo­caust” und ver­stieg sich zudem in einem wirr-ras­sis­tis­chen Ver­gle­ich der Sit­u­a­tion in Maze­donien, (wo Refugees seit langer Zeit unter men­schen­ver­ach­t­en­den Bedin­gun­gen fest­sitzen) mit der Belagerung von Kon­stan­tinopel (durch das Osman­is­che Reich im Jahr 1453). Damit war die Spitze des völkisch-ras­sis­tis­chen Eis­berges aber noch lange nicht erre­icht: Graziani wün­schte sich, dass statt syrischen Geflüchteten Wol­gadeutsche aufgenom­men wür­den (His­torisch­er Fakt: “Deutsch” sind die “Wol­gadeutschen” weil sie vor 1768 im Deutschen Reich lebten, danach zogen sie ins Rus­sis­che Reich).
Der einzige Licht­blick war hier die Aus­dauer der Gegendemonstrant_innen, die die Reden fast rest­los übertönten.
Nach­dem dieses Elend über­standen war, zog der Auf­marsch über seine küm­mer­liche Strecke wieder zurück, sie riefen neben dem üblichen “Wir sind das Volk” auch „Has­ta la vista antifascista“ und „Links­faschis­ten in die Kisten“.
Am Aus­gang­sort wieder angekom­men, nutzte der Auf­marsch-Anmelder Chris­t­ian Müller die Gele­gen­heit, munter Gerüchte unter seine Anhänger_innen zu streuen. Er berichtete, dass ihm berichtet wurde, dass ein Tax­i­fahrer berichtet habe, dass es “neulich” am Rewe­markt im Schlaatz zu ein­er Verge­wal­ti­gung gekom­men sei. Vor dem Markt hät­ten “betrunk­ene Aus­län­der” ges­tanden. Er wisse nicht, ob es einen Zusam­men­hang gäbe, habe aber Angst vor dem Früh­ling und dem Som­mer, weil er sich frage, was dann mit “unseren” Frauen und Kindern passiere. Die Antifa müsse dumm sein und werde außer­dem vom Staat bezahlt — das habe neulich ein Antifa-Aussteiger bei dem Bärgi­da-Auf­marsch berichtet.
Danach ver­streuten sich die Pogi­das, unter denen sich Gäste aus diversen Eck­en Ost­deutsch­land befan­den — so den Vorankündi­gun­gen Glauben geschenkt wer­den will.
Für die näch­ste Woche plant der Pogi­da-Müller (der ankündigte, erst­mal weit­er machen zu wollen) wohl eine Strecke in Babelsberg.
Dann vielle­icht mit 40 Leuten, die Woche darauf mit 30, dann…
Selb­st wenn Podi­ga sich abschafft, heißt das nicht, dass irgen­det­was bess­er ist!
Nur wenige Kilo­me­ter von Pots­dam gibt es Städte, wie Rathenow und Nauen, in denen das Aus­maß an ras­sis­tis­ch­er Moblil­isierung schon lange unerträglich ist.
Noch ein paar Kilo­me­ter weit­er ster­ben Men­schen an Europas Außen­gren­zen, die vor beispiel­losen Men­schen­rechtsver­let­zun­gen und Krieg fliehen.

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Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Opferperspektive verurteilt Abschiebung von Betroffenen rechter Gewalt in Finsterwalde

Anfang März hat der Land­kreis Elbe-Elster mehrere Geflüchtete aus Fin­ster­walde in ein­er Sam­me­lab­schiebung nach Polen abgeschoben. Darunter befan­den sich auch Betrof­fene eines recht­en Angriffes, der am am 12.Dezember 2015 in Fin­ster­walde stat­tfand. Sechs Kriegs­flüchtlinge aus Tschetsche­nien waren auf dem Weg zu ihrer Gemein­schaft­sun­terkun­ft aus einem vor­beifahren­den Auto beschossen wor­den. Die polizeilichen Ermit­tlun­gen zu dem Fall dauern noch an.
„Wir verurteilen die Abschiebung von Betrof­fe­nen rechter Gewalt durch die Aus­län­der­be­hörde des Land­kreis Elbe-Elster. Hier­durch wird den Betrof­fe­nen von ras­sis­tisch motivierten Gewalt­straftat­en die Möglichkeit genom­men, ihre Opfer- und Zeu­gen­schutzrechte wahrzunehmen und zum Beispiel eine Heil­be­hand­lung zu erhal­ten“, so Mar­tin Vese­ly von der Gewal­topfer­ber­atung des Vere­ins Opfer­per­spek­tive e.V.
Das Sozialamt des Land­kreis­es ver­weigerte den trau­ma­tisierten Kriegs­flüchtlin­gen bis Feb­ru­ar 2016 eine psy­chol­o­gis­che Unter­stützung. Nach­dem nun das Sozialamt zusicherte, eine psychologische
Min­destver­sorgung der Betrof­fe­nen erneut zu prüfen, wur­den min­destens zwei der Betrof­fe­nen kurz­er­hand durch die Aus­län­der­be­hörde abgeschoben.
Auch in ander­er Hin­sicht ist der Vor­gang skan­dalös: Durch die Abschiebung fehlen nun wichtige Zeu­gen in einem laufend­en Ermit­tlungsver­fahren. Der Land­kreis schützt somit im Endeffekt
ras­sis­tis­che Gewalt­täter vor Strafver­fol­gung. Dies ste­ht im ein­deuti­gen Wider­spruch zu sämtlichen Ver­sprechun­gen aus der Poli­tik, rechte Straftat­en mit allen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­teln zu verfolgen.
„Aus unser­er Beratung­sprax­is wis­sen wir, dass viele Strafver­fahren eingestellt wer­den oder mit einem Freis­pruch für die Täter_innen enden, wenn die Zeug_innen für Aus­sagen fehlen. Es drängt sich der Ein­druck auf, dass der Land­kreis eine Abschiebung forcierte, nach­dem die Betrof­fe­nen sich Hil­fe suchend an unsere Beratungsstelle wandten. Es ist unerträglich, dass den Betrof­fe­nen nun die Möglichkeit ein­er psy­chol­o­gis­chen Aufar­beitung des Angriffs in Fin­ster­walde genom­men wird.“ erk­lärt Mar­tin Vese­ly von der Opfer­per­spek­tive weiter.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken Law & Order

Auswertung der Kampagene „fighting for 20 years“

Am 07. Novem­ber ver­gan­gen Jahres starteten wir unsere Kam­pagne zum 20. Todestag des alter­na­tiv­en Jugendlichen Sven Beuter in Bran­den­burg an der Hav­el. Das Datum war bewusst gewählt, denn am 07. Novem­ber 1992 ermorde­ten am Kolpin­see bei Lehnin drei Neon­azis den woh­nungslosen Rolf Schulze. Seit dem Jahr 2012 organ­isieren antifaschis­tis­che Grup­pen aus Bran­den­burg an der Hav­el und der Kreisver­band der Partei DIE.LINKE gemein­sam Gedenkver­anstal­tun­gen. Seit ver­gan­genem Novem­ber ist viel passiert: Wir organ­isierten zahlre­iche Abend­ver­anstal­tun­gen, darunter Vorträge, Filmabende und Podi­ums­diskus­sio­nen, wur­den zu etlichen Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen im Land Bran­den­burg, Berlin und Ham­burg ein­ge­laden und sind auf viel pos­i­tives Feed­back gestoßen. Im Fol­gen­den wollen wir primär auf die Demon­stra­tion am 20. Feb­ru­ar einge­hen, denn zu vie­len anderen Ver­anstal­tun­gen und The­men haben wir uns auf dem Blog geäußert und kön­nen dort nach wie vor nachge­le­sen werdeni.
–Antifa in der Krise?–
Wir haben uns in einem unser­er Texte sehr aus­giebig mit dem Ver­hält­nis von Dorf- zu Stad­tan­tifa auseinan­derge­set­zt. Seit der Pub­lika­tion kurz vor Wei­h­nacht­en im ver­gan­genen Jahr ist viel passiert. Andere Grup­pen oder Per­so­n­en haben sich eben­falls zur The­matik geäußert. Es gab eine große Welle der Sol­i­dar­ität von Grup­pen aus Berlin und Pots­dam, die uns nicht nur zu Infover­anstal­tun­gen und Podi­ums­diskus­sio­nen ein­ge­laden haben, son­dern auch Hil­fe bei der Durch­führung der Demon­stra­tion anboten. In diesem Rah­men möcht­en wir uns noch ein­mal bei allen uns unter­stützen­den Grup­pen bedanken.
Nicht nur, dass die Sol­i­dar­ität zwis­chen Stadt und Dorf in den ver­gan­gen Wochen deut­lich spür­bar gewor­den ist, son­dern auch andere Dorf-Grup­pen haben begonnen eigene Ver­anstal­tun­gen zu organ­isieren. So gab es unter anderem in Oranien­burg eine kraftvolle anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion und auch in Neu­rup­pin wird für eine anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion am 12. März gewor­ben. Wir hof­fen, dass das Engage­ment der Dorf- und Stadt­grup­pen kein kurzweiliges ist, son­dern sich neue Syn­ergien ergeben. Denn nur gemein­sam kön­nen wir in den Kle­in­städten und Dör­fern eine neue antifaschis­tis­che Bewe­gung ini­ti­ieren, die den Rassist_innen und Neon­azis vor Ort den momen­tan noch nahrhaften Boden entzieht. Gle­ichzeit­ig eröffnet eine starke Dor­fan­tifa neue Möglichkeit­en und Per­spek­tiv­en für antifaschis­tis­che Grup­pen in den Städten.
Bran­den­burg an der Hav­el gehört zu den Bran­den­bur­gis­chen Städten, die momen­tan nur sehr wenig durch ras­sis­tis­che oder neon­azis­tis­che Grup­pierun­gen fre­quen­tiert wer­den, aus diesem Grund wer­den wir ver­mehrt andere Grup­pen unter­stützen, so zum Beispiel unsere Freund_innen in Rathenow. Dort wollen Per­so­n­en des Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land einen ras­sis­tis­chen Großauf­marsch mit 1.000 Teil­nehmenden durch­führen. Dieses Treiben wollen wir nicht unwider­sprochen hinzunehmen!
–Antifaschis­tis­che Demonstration–
Die Demon­stra­tion startete plan­mäßig nach vier Rede­beiträ­gen. Die erste Zwis­chenkundge­bung fand auf dem Neustädtis­chen Markt statt. Von dort ging es nicht wie geplant zum let­zten Wohnort von Sven Beuter in die Müh­len­torstraße son­dern direkt in die Havel­straße, dem Ort, an dem der bru­tale Angriff 20 Jahre zuvor stat­tfand. An der im Jahr 2007 ver­legten Gedenkplat­te in der Havel­straße angekom­men, the­ma­tisierten ver­schiedene Beiträge den Tod Sven Beuters, aber auch die Ermor­dung zahlre­ich­er ander­er Men­schen aus ras­sis­tis­chen, sozial­dar­win­is­tis­chen und neon­azis­tis­chen Motiv­en. Im Anschluss wur­den jew­eils ein Gebinde der Antifa Jugend Bran­den­burg und der Partei DIE.LINKE niedergelegt, das Zweite vom Vor­sitzen­den des Kreisver­ban­des Bran­den­burg an der Hav­el gemein­sam mit Nor­bert Müller MdB (DIE.LINKE). Im Anschluss stell­ten alte Weggefährt_innen von Sven Beuter einige Flaschen Bier am Gedenkstein hin, um so auf ihre Art an den jun­gen Mann zu erin­nern, war er doch auf dem Weg zum Bier holen, ange­grif­f­en wor­den. Im Anschluss set­zte sich der Demon­stra­tionszug wieder Rich­tung Haupt­bahn­hof in Bewe­gung. Dort wurde die Ver­anstal­tung nach ein­er kurzen Abschlusskundge­bung aufgelöst und für been­det erk­lärt. Fes­t­nah­men, Per­son­alien­fest­stel­lun­gen oder ähn­lich­es waren während des gesamten Ver­laufs nicht zu beobachten.
Die Entschei­dung, die Route abzukürzen hat­te zum Ziel, reise­freudi­gen Antifaschist_innen die Möglichkeit zu geben, im Anschluss an unsere Demon­stra­tion nach Frankfurt/Oder zu fahren und die Men­schen von dort bei den Protesten gegen einen ras­sis­tis­chen Auf­marsch zu unter­stützen. Aus diesem Grund war es wichtig, spätestens um um kurz vor 14 Uhr wieder am Haupt­bahn­hof zu sein. Bei dem Auf­marsch in der Oder­stadt nahm unter anderem auch der Totschläger Sascha L. mit sein­er Fre­undin teil.
–Die Stadt–
Was wurde nicht seit Beginn des Jahres 2016 unter­nom­men um unsere Demon­stra­tion in ein schlecht­es Licht zu rück­en. Lokalpolitiker_innen der SPD, der CDU und der AfD beschwörten Hor­rorszenar­ien von 500 Autonomen her­auf, die die Stadt in Schutt und Asche zer­legen wür­den. Hier­bei tat sich beson­ders der SPD-Poli­tik­er und ehe­ma­lige Polize­ichef Nor­bert Langer­wisch her­vor. So schwadronierte er unter anderem, dass er den seit Jahren andauern­den Ver­such, Sven Beuter zu einem Helden zu stil­isieren ablehneii. Wir stellen hier­mit nochmal in aller Deut­lichkeit dar: Es ging uns und den anderen Organisator_innen der ver­gan­gen Gedenkver­anstal­tun­gen nie darum, Sven Beuter zu einem Helden zu machen, son­dern es ging immer darum, die Hin­ter­gründe seines Todes klar zu benen­nen. Dieser wird jedoch häu­fig ger­ade von den Men­schen aus­ge­blendet, die behaupten, er würde von uns zu einem Helden stil­isiert werden.
Wir find­en es sehr bedauer­lich, dass die Diskri­m­inierung und Ablehnung die Sven Beuter vor seinem Tod erfahren hat, sich heute weit­er fort­set­zt. Beson­ders beschä­mend ist hier­bei die Aus­sage von Wal­ter Paaschen, CDU, dass er unter keinen Umstän­den ein­er „wie auch immer geart­eteten zusät­zlichen Beuter-Ehrung“iii zus­tim­men wird. Paaschen gehört somit auch zu den Men­schen, die nicht ver­ste­hen, dass es in Zeit­en, in denen der Totschläger Beuters wieder in der Stadt wohnt und regelmäßig an neon­azis­tis­chen und ras­sis­tis­chen Kundge­bun­gen und Aufmärschen teil­nimmt, sowie Geflüchtete in der Havel­stadt belei­digt, bedro­ht und ange­grif­f­en wer­den, es einen Bran­dan­schlag auf eine noch nicht bewohnte Geflüchteten­no­tun­terkun­ft gab, genau diesen Rassist_innen und Neon­azis der Rück­en gestärkt. Wir lehnen dieses klas­sis­tis­che Welt­bild klar ab, in dem Men­schen nur auf­grund ihrer Lebensweise, ihrer Klam­ot­ten oder anderen Dinge, die ange­blich von der Norm abwe­ichen, dif­famiert und zu Opfern gemacht wer­den ab.
Die AfD, die seit der Kom­mu­nal­wahl im Jahr 2014 mit drei Abge­ord­neten in der SVV sitzt und ein Bürg­er­büro in der Alt­stadt unter­hält, tat sich durch beson­deres Unken­nt­nis der Gedenken der ver­gan­gen Jahre und reißerische Het­ze her­vor. Hinzu kommt die Stig­ma­tisierung alter­na­tiv­en Lebensweisen durch den AfD-Poli­tik­er Klaus Riedels­dorf, wenn er schreibt, dass Sven Beuter als Punk „sich­er kein ver­di­en­stvoller Bürg­er der Stadt war“iv. Des Weit­eren behauptet er, es würde im Rah­men des Gedenkens immer wieder zu „gewalt­täti­gen, link­sex­trem­istis­chen Ausschreitungen“v kom­men. Wir leug­nen nicht, dass es im Jahre 1997 zu Auss­chre­itun­gen kam, hier gilt es jedoch die Ursachen klar zu benen­nen: Neon­azis provozierten am Rande der Gedenkde­mo und erhiel­ten von den Cops keine Platzver­weise und nur wenige Tage zuvor, am 08. Feb­ru­ar 1997, wurde der Punk Frank Böttch­er im nahegele­ge­nen Magde­burg bru­tal von Neon­azis ermordet. Sei­ther gab es, von link­er Seite, keine Auss­chre­itun­gen oder ähn­lich­es. Gle­ichzeit­ig ver­schweigen Wal­ter Paaschen, Klaus Riedels­dorf und Nor­bert Langer­wis­che jedoch die wieder­holten Pro­voka­tio­nen durch Neon­azis am Rande der Gedenkkundge­bun­gen. So ver­sucht­en 1998 vier Neon­azis mit einem Gewehr auf die Gedenk­enden zu schießen, dies wurde jedoch von den Cops unter­bun­den­vi, 2012 sprayten Neon­azis den Slo­gan „AFN zerschlagen“vii im Umfeld der Gedenkplat­te und beobachteten die Gedenkver­anstal­tungvi­ii und im Jahr 2015 provozierte der Totschläger mit vier weit­eren Neon­azis die Gedenkendenix.
Man muss jedoch Nor­bert Langer­wisch und Klaus Riedels­dorf zu geste­hen, dass sie sich selb­st von dem Geschehen rund um die Demo ein Bild macht­en. Im Gegen­satz zu Nor­bert Langer­wisch, beobachtete Riedels­dorf die Ver­anstal­tung aus der Ferne und suchte, nach dem er erkan­nt wurde, das Weite.
Zusam­men­fassend lässt sich sagen, dass die Erwartun­gen der Lokalpolitiker_innen nicht erfüllt wur­den und die Demon­stra­tion friedlich und kraftvoll durch die Havel­stadt zogen. Selb­st dem SKBx und der MAZxi viel es schw­er, neg­a­tiv über die Ver­anstal­tung zu bericht­en und so mussten einige „Ver­mummte“ her­hal­ten um die Demon­stra­tion als gefährlich zu diskreditieren.
–Die Cops–
Es war für uns von Beginn an sehr schw­er einzuschätzen, wie sich die Cops am 20. Feb­ru­ar ver­hal­ten wer­den, denn ger­ade die Entwick­lun­gen in Pots­dam, wo jeden Mittwoch 1.000 Polizeibe­di­en­stete, Wasser­w­er­fer und Räum­fahrzeuge das Stadt­bild prä­gen, sprach für eine erhöhte Präsenz während unser­er Demon­stra­tion. Als wir jedoch gegen 10.30 Uhr am Ver­samm­lung­sort ein­trafen, waren weit und bre­it keine Polizist_innen zu sehen, erst 15 Minuten später trafen nach und nach sechs Hal­b­grup­penkraft­wa­gen und cir­ca fünf Streifen­wa­gen ein. Während der kom­plet­ten Ver­anstal­tung beschränk­ten sich die Bedi­en­steten auf das Regeln des Verkehrs. Wir sind natür­lich froh, dass es keine Fes­t­nah­men von und Anzeigen gegen die Demon­stri­eren­den gab. Gle­ichzeit­ig sind wir etwas trau­rig, denn wir es wäre eine Ehre für die Antifa Jugend Bran­den­burg gewe­sen, wenn es wenig­stens ein Wasser­w­er­fer, auch wenn es nur ein altes Mod­ell aus Berlin gewe­sen wäre, in die Havel­stadt geschafft hätte.
–Aus­blick–
Wir wer­den uns nicht auf der erfol­gre­ichen Demon­stra­tion aus­ruhen, auch, wenn sie unsere Erwartung weit übertrof­fen hat, son­dern weit­er aktiv sein. Momen­tan ist es in der Havel­stadt rel­a­tiv ruhig, sodass wir die Zeit die und die Kapaz­itäten haben, Struk­turen in anderen Städten, momen­tan beson­ders in Rathenow, zu unter­stützen. Gle­ichzeit­ig war der Rede­beitrag der Antifaschist_innen aus Burg für uns ein klares Sig­nal, den antifaschis­tis­chen Selb­stschutz weit­er auszubauen, um auf Angriffe durch Neon­azis und Rassist_innen reagieren zu können.
Wie schon geschrieben wer­den wir unsere Freund_innen im Land Bran­den­burg in Zukun­ft stärk­er unterstützen:
‑05. März, Rathenow, Rassist_innenaufmarsch entgegentreten
‑09. März, Pots­dam, Rassist_innenaufmarsch entgegentreten
‑12. März, Neu­rup­pin, Anti­ras­sis­tis­che Demonstration
‑17. April, Bran­den­burg an der Hav­el, GAY-Pride
Antifa Jugend Brandenburg
i. http://fightingfor20years.blogsport.de
ii. MAZ, 20. Jan­u­ar 2016.
iii. MAZ, 16. Jan­u­ar 2016.
iv. SVV-Newslet­ter der AfD, 27. Jan­u­ar 2016.
v. SVV-Newslet­ter der AfD, 27. Jan­u­ar 2016.
vi. MAZ, 16. Feb­ru­ar 1998.
vii. AFN – Antifaschis­tis­chen Net­zw­erk Brandenburg-Premnitz-Rathenow.
viii. http://afn.blogsport.de/2012/02/16/gedenkkundgebung-in-brandenburg-an-der-havel/.
ix. https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/16407117008/in/album-72157650926221092/.
x. SKB, 22. Jan­u­ar 2016.
xi. MAZ, 22. Jan­u­ar 2016.

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Arbeit & Soziales Flucht & Migration Law & Order

Geflüchtetenberatung stellt Arbeit bis auf Weiteres ein

Wir haben uns schw­eren Herzens entsch­ieden, die Arbeit der Geflüchteten­ber­atung des Utopia e.V. vorüberge­hend einzustellen. Wir kön­nen unter den momen­ta­nen Bedin­gun­gen keine Beratung, die unseren Ansprüchen genügt, real­isieren. Wir haben diese Arbeit über ein Jahrzehnt ehre­namtlich und unter hohen per­sön­lichem Aufwand gemacht und uns teil­weise bewusst entsch­ieden, in prekären finanziellen Ver­hält­nis­sen zu leben, um die Zeit für die Beratung auf­brin­gen zu kön­nen. Per­sön­liche Umstände führen nun dazu, dass die Ressourcen der Mitarbeiter*innen so knapp sind, dass eine zeit­na­he und qual­i­ta­tiv hochw­er­tige Beratung, die die Klient*innen zu Recht erwarten, nicht mehr möglich ist.
Wir sehen es als eine Voraus­set­zung, um die Arbeit wieder aufnehmen zu kön­nen, dass es min­destens eine haup­tamtliche Per­son­al­stelle gibt. Es braucht eine mit finanziellen und zeitlichen Ressourcen aus­ges­tat­tete Geflüchteten­ber­atung, um die Arbeit angemessen fortzuführen sowie das ehre­namtliche Engage­ment weit­er­er Mitarbeiter*innen zu koor­dinieren. Der Vere­in ist daher um eine Förderung bemüht.
Die Geflüchteten­ber­atung prägte über Jahre die Arbeit des Vere­ins. Die unab­hängige und kosten­lose Begleitung und Beratung Asyl­suchen­der während des Asylver­fahrens, im All­t­ag und bei Fällen von Diskri­m­inierung war bei den Klient*innen gut etabliert. Durch die Ein­stel­lung der ehre­namtlichen Beratungsar­beit wird die psy­chosoziale Ver­sorgung der Stadt weit­er ver­schlechtert. Umso schw­er­er fällt der Abschied auf Zeit. Die Klient*innen wer­den in Zukun­ft an andere Beratungsstellen verwiesen. 

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Volkstod am Volkspark

Der heutige antifaschis­tis­che Mittwoch startete mit ein­er großen, laut­starken und offen­siv­en Demon­stra­tion unter dem Mot­to “Ras­sis­mus tötet! Die mörderischen Ver­hält­nisse kippen!”.
500 Men­schen liefen vom Lust­garten in Rich­tung Pots­dam Nord, zum Dorint-Hotel. Während dieser Demon­stra­tion wur­den viel­er­lei inhalt­sre­iche Rede­beiträge gehal­ten. Diese set­zten sich mit staatlichem Ras­sis­mus und dem massen­haften Tod von Refugees bei ihrer gefährlichen Flucht auseinan­der, außer­dem wurde die Auseinan­der­set­zung der Pots­damer Presse mit Pogi­da auf­grund ihrer Inhalt­slosigkeit kritisiert.
Um 18.30 Uhr war die Demon­stra­tion been­det. Die Teil­nehmenden begaben sich umge­hend in Rich­tung Born­st­edt, um dort die Neon­azis von Pogi­da gebührend in Emp­fang zu nehmen. Zunächst gab es etwas Ver­wirrung bei den anwe­senden Polizeikräften, ob die Teil­nahme an der von Nor­bert Müller angemelde­ten Demon­stra­tion möglich sei oder nicht. Ein Teil der Demon­stri­eren­den begab sich zu 18.50 Uhr dor­thin, der andere Teil ver­suchte auf dezen­tralem Weg an die Neon­azis heranzukommen.
Pogi­da begann mit einiger Ver­spä­tung um 19.00 Uhr mit der Kundge­bung. Es wur­den ver­schiedene Rede­beiträge ver­lesen. Nach ein­er kurzen Begrüßung durch Chris­t­ian Müller, ergriff der Pots­damer Her­bert Hei­der das Wort, er hat­te in der Ver­gan­gen­heit schon öfter für Pogi­da gesprochen, zumeist im Open­Mic-Teil des Auf­marsches. Mit­tler­weile gehört er zu den plan­mäßi­gen Redner_innen. Das Her­aus­ra­gende bei ihm dürften die sehr aus­giebi­gen Zitate aus den Aufrufen der Gegendemonstrant_innen und von der Antifa gewe­sen sein. Am Ende kri­tisierte er, dass bei den let­zten Pogi­da-Ver­samm­lun­gen alle drei Stro­phen des Deutsch­land­liedes gesun­gen wur­den. Während dieser Auf­tak­tkundge­bung waren die Gegendemonstrant_innen durchgängig sehr gut hör­bar bei Pogi­da. Nach ein­er Stunde lief Pogi­da dann endlich los. Ihre ursprünglich geplante Route, die Kirschallee hin­unter, wurde allerd­ings von engagierten Antifaschist_innen block­iert. So bogen sie in die Erwin-Barth-Straße ein, auf der sich auch eine Block­ade vor­bere­it­ete . Allerd­ings liefen sie nur weit­ere 50 Meter und  dann war auch an diesem Mittwoch wieder Schluß für die 60 Hansel die wenig mehr von sich geben, als dass sie das Volk und Pogi­da seien. Nach kurzem Still­stand lief Pogi­da die Route wieder zurück. Wenn sie auch son­st nichts ler­nen: Nieder­la­gen kön­nen sie mit­tler­weile gut akzep­tieren und entsprechend handeln.
Am Aus­gangspunkt wieder angekom­men erfol­gten weit­ere Reden von Pogi­da. Der Anmelder Müller startete seine, laut Eige­nangaben von Bärgi­da über­nommene Rede, the­ma­tisch sehr reichs­bürg­er­lich. Zitierte seit­en­weise Auszüge aus dem Grundge­setz, der Pots­damer Kon­ferenz und der Kon­ferenz von Jal­ta. Knack­punkt: Deutsch­land sei kein sou­verän­er Staat, son­dern stünde unter der Kon­trolle der Allierten. Diese Macht wiederum solle Putin nutzen um die zum Faschis­mus neigende deutsche Staats­führung abzuset­zen. So oder so ähn­lich ging es weit­er, die geneigten Zuhören­den dürften allerd­ings genau­so wenig Spaß daran gehabt haben ihm zu lauschen wie die weniger geneigten, denn Chris­t­ian Müller las den kom­plet­ten Rede­beitrag ab und dies sehr hol­prig. Am Ende erzählte er noch was zu sein­er krim­inellen Kar­riere und dass er sich bei Pogi­da in Zukun­ft im Hin­ter­grund hal­ten aber trotz­dem weit­er pla­nen möchte.
Als weit­er­er Red­ner trat „Curd Schu­mach­er“ auf, bei dem get­rost bezweifelt wer­den darf, dass er wirk­lich so heißt. „Curd Schu­mach­ers“ Haup­tkri­tikpunkt waren die Gegen­proteste. Diese waren ihm zu laut, zu gewalt­tätig und all­ge­mein habe er solche Zustände bish­er nicht erlebt (außer vielle­icht in Leipzig, wie er ergänzte). Er sah angesichts der über­wälti­gen­den Masse von laut­starken Gegendemonstrant_innen seine Haut in Gefahr und die Abreise gefährdet. Nichts davon trat ein. Leider.
Stattdessen ließ Chris­t­ian Müller noch kurz darüber abstim­men ob nun alle drei Stro­phen des Deutsch­land­liedes gesun­gen wer­den soll­ten (Mehrheit der Neon­azis über­raschen­der­weise dafür) und stimmte dieses dann inbrün­stig an.
Die Abreise der Neon­azis gestal­tete sich dann recht schwierig. Da der Kundge­bung­sort nach wie vor von allen Seit­en von Gegendemonstrant_innen eingekesselt war. Erst 40 Minuten nach Beendi­gung der Gru­selver­anstal­tung kon­nten die Neon­azis den Bus in Rich­tung Pots­damer Innen­stadt nehmen.
Der mehrstündi­ge Gegen­protest wurde durch die Polizei mit dem Ein­satz von Pfef­fer­spray, kör­per­lich­er Gewalt und Fes­t­nah­men erschwert.
Bis zum Ende des Auf­marsches kamen von Chris­t­ian Müller sich mas­siv wider­sprechende Aus­sagen zur Zukun­ft von Pogi­da. Vielle­icht übern­immt Markus Johnke von Legi­da aus Leipzig die offizielle Anmel­dung, vielle­icht aber auch nicht. Unter Umstän­den wird Pogi­da den Wochen­tag in Zukun­ft wech­seln, unter Umstän­den aber auch nicht. Möglicher­weise zieht sich Müller kom­plett aus Pogi­da zurück, oder auch nicht. Denn den näch­sten Auf­marsch am Bass­in­platz wird er wiederum anmelden und anführen. Einen Licht­blick gibt es allerd­ings: Pogi­da soll wohl in Zukun­ft nur noch alle zwei Wochen stat­tfind­en. Glauben tun wir das allerd­ings erst wenn wir es sehen.

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Viel los in der Region: Proteste gegen rechte Versammlungen und eine Antifa-Demo

INFORIOT — Ver­schieden­ste Ver­anstal­tun­gen fan­den am ver­gan­genem Woch­enende in Bran­den­burg statt. Rechte Ver­samm­lun­gen in Leege­bruch, Glöwen, Brück, Bad Belzig und Frankfurt/Oder beka­men deut­lichen Gegen­wind. Knapp 250 Antifaschist_innen nah­men an ein­er Gedenkdemon­stra­tion für Sven Beuter, der vor 20 Jahren von dem Neon­azi Sascha Lücke tot­geschla­gen wurde, in Bran­den­burg an der Hav­el teil. In Lübben (Dahme-Spree­wald) marschierten rund 350 Ras­sistIn­nen und Neon­azis für die “Zukun­ft für ihre Heimat”.
Bran­den­burg an der Hav­el — Kraftvolle Antifade­mo erin­nert an Opfer Rechter Gewalt

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Front­trans­par­ent der Demon­stra­tion. Foto: Inforiot.

Am heuti­gen Sam­stag den 20.02.2016 ver­sam­melten sich rund 250 Antifast*innen unter dem Mot­to “fight­ing for 20 years” in Bran­den­burg an der Hav­el, um dem vor 20 Jahren durch den Neon­azi Sascha Lücke ermorde­ten Sven Beuter zu gedenken. Die aus Berlin, Bran­den­burg, Sach­sen und Sach­sen-Anhalt angereis­ten Teil­nehmenden zogen vom Bahn­hof der Stadt über den zen­tralen Mark­t­platz in das Stadtzen­trum. In Rede­beiträ­gen wurde der “Totschlag”, so das dama­lige juris­tis­che Urteil, in Beziehun­gen zu anderen Tötungs­de­lik­ten durch Neon­azis geset­zt. Als Beispiele seien hier die ange­sproch­enen Morde an Dieter Eich (Mai 2000) in Berlin-Buch oder Emil Wend­land (Juli 1992) in Neu­rup­pin genannt.
In verschiedenen Redebeiträgen und auf Transparenten machten Antifaschist_innen Werbung für weitere anstehende Events. Wie hier beispielsweise für die antifaschistische Demonstration am 12. März in Neuruppin. Foto: Inforiot
In ver­schiede­nen Rede­beiträ­gen und auf Trans­par­enten macht­en Antifaschist_innen Wer­bung für weit­ere anste­hende Events. Wie hier beispiel­sweise für die antifaschis­tis­che Demon­stra­tion am 12. März in Neu­rup­pin. Foto: Inforiot

Von dort aus zog die Demon­stra­tion weit­er zu Havel­straße 13, wo es eine Gedenkplat­te für den an diesem Ort tödlich mis­shan­del­ten Sven Beuter gibt. Dort wur­den in Erin­nerung an den Punk Kränze, Kerzen und zwei Flaschen Bier abgelegt, sowie eine Schweigeminute gehal­ten. Die Opfer­per­spek­tive Bran­den­burg erin­nerte dort in einem Rede­beitrag daran, dass neon­azis­tis­che Gewalt nicht nur tödliche Fol­gen hat, son­dern darüber hin­aus viele Men­schen nach Über­grif­f­en durch die erlit­te­nen Ver­let­zun­gen ein eingeschränk­tes und pflegebedürftiges Leben führen.
An der Gedenktafel für Sven Beuter legten Aktivist_innen und Freunde Blumen, Kerzen und als besonderes Andenken mehrere Flaschen Bier nieder. Foto: Ney Sommerfeld.
An der Gedenk­tafel für Sven Beuter legten Aktivist_innen und Fre­unde Blu­men, Kerzen und als beson­deres Andenken mehrere Flaschen Bier nieder. Foto: Ney Sommerfeld.

Abschließend zog die Demon­stra­tion zurück zum Bahn­hof der Stadt um den anwe­senden Antifaschist*innen eine fahrt nach Frank­furt (Oder) zu ermöglichen und das Gedenken mit aktuellen Kämpfen gegen neon­azis­tis­che Struk­turen zu verbinden. Aus diesem Grund wurde spon­tan auch auf einen geplanter Abstech­er zum ehe­ma­li­gen Wohn­haus von Sven Beuter verzichtet.
Weit­ere Bilder: hier, hier, hier und hier
Lübben — Zum drit­ten Mal fordern extreme Rechte aller Couleur eine Zukun­ft für ihre Heimat
In Lübben hinge­gen demon­stri­erte die Ini­tia­tive “Zukun­ft Heimat”. “Für unsere Kinder, für uns, für unsere Heimat” sollte protestiert wer­den — tat­säch­lich ging es um die Het­ze gegen Flüchtlinge. Am Mark­t­platz der Spree­wald­stadt ver­sam­melten sich rund 350 Per­so­n­en. Damit lag die Teilnehmer_innenzahl deut­lich unter jen­er der let­zten Aufla­gen, als im Jan­u­ar rund 700 und im Dezem­ber 2015 500 Per­so­n­en in Lübben zusam­men kamen. Zuvor, Ende Okto­ber, hat­te “Zukun­ft Heimat” im nahen Lübbe­nau sog­ar 900 Per­so­n­en mobil­isiert und im Jan­u­ar erneut 700.
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Ras­sis­tis­che Demon­stra­tion der Ini­tia­tive “Zukun­ft Heimat” in Lübben. Foto: Inforiot.

Am jet­zi­gen Sam­stag sprachen unter anderem Jörg Sobolews­ki von der Berlin­er Recht­saußen-Burschen­schaft Goth­ia, AfDler Jens-Birg­er Lange und Christoph Berndt von “Zukun­ft Heimat”. Nico Tews vom Rathenow­er “Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land” warb für einen anste­hen­den Auf­marsch sein­er Gruppe am 5. März in Rathenow. Zu Wort kam auch ein Vertreter des “Bürg­er­fo­rum Süd­bran­den­burg”, dass sich kür­zlich im Zuge ein­er Serie ras­sis­tis­ch­er Kundge­bun­gen in Bad Lieben­wer­da gegrün­det hat. Fast alle Red­ner beton­ten, dass die hier Ver­sam­melten lediglich “patri­o­tisch” seien und ganz sich­er nicht ras­sis­tisch. Während­dessen wehte die schwarz-weiß-rote Reichs­fahne über dem Mark­t­platz. Die Reden wur­den lediglich von einem etwa 20-minuti­gen “Spazier­gang” durch die Stadt unter­brochen. Mehrere Red­ner grif­f­en die Bezich­ti­gung als Nazis und “Braune” durch Politiker_innen und Journalist_innen auf und bemüht­en sich diese ad absur­dum zu führen. Lange, AfD Kreisvor­sitzen­der im Land­kreis Dahme-Spree, sah “die Braunen” eher bei den Rot-Grü­nen Parteien. Er selb­st sei wed­er rechts, noch links, son­dern gradlin­ig. Die ver­bale Nega­tion half jedoch nichts, erneut befan­den sich Neon­azis unter den Demon­stra­tionsteil­nehmern. Die mögliche Zusam­me­nar­beit der sich betont “bürg­er­lich” geben­den Ini­tia­tive “Zukun­ft Heimat” mit Neon­azis ist seit ger­aumer Zeit The­ma ver­schieden­er Medi­en­berichte gewe­sen.1
Rechte aller Colour trafen sich in Lübben. Foto: Inforiot.
Rechte aller Colour trafen sich in Lübben. Foto: Inforiot.

Am Rande der Ver­samm­lung protestierten rund 20 Men­schen. In der direkt benach­barten Paul-Ger­hardt-Kirche fand zudem eine “Frieden­san­dacht” statt, bei der Stel­lung gegen “Zukun­ft Heimat” bezo­gen wurde.2
Weit­ere Bilder: hier.
Frank­furt (Oder) — Deutsche und Pol­nis­che Neon­azis gemein­sam gegen Geflüchtete 
"Der III. Weg" waren wieder zahlreich in frankfurt (Oder) vertreten. Neben Pascal Stolle nahm auch Sascha Lüdke (ganz links), der 1996 einen Punk in Brandenburg an der Havel ermordete, am Aufmarsch teil.
“Der III. Weg” waren wieder zahlre­ich in frank­furt (Oder) vertreten. Neben Pas­cal Stolle nahm auch Sascha Lüd­ke (ganz links), der 1996 einen Punk in Bran­den­burg an der Hav­el ermordete, am Auf­marsch teil. Foto: Pressedienst_ffo

In Frank­furt (Oder) demon­stri­erten etwa 100 Neon­azis gegen den soge­nan­nten “Asyl­wahn”. Die Grup­pierung “Frankfurt/Oder wehrt sich” rief erneut zur Demon­stra­tion in die Oder­stadt auf. Bere­its im ver­gan­genen Jahr ver­anstal­teten die Ras­sistIn­nen um das Neon­azi­paar Peer und Franziska Koss hier Demon­stra­tio­nen. Ins­ge­samt sechs Mal gin­gen sie auf die Straße mit jew­eils abnehmender TeilnehmerInnenzahl.
Wie bei nahezu allen Demon­stra­tio­nen der Frank­furter war erneut die neon­azis­tis­che Partei “Der III. Weg” maßge­blich an der Organ­i­sa­tion, wie auch in Per­so­n­en­stärke beteiligt. Pas­cal Stolle, der inzwis­chen in Eisen­hüt­ten­stadt leben soll, war sodann auch der erste Red­ner an dem Tag auf dem Mark­t­platz. Björn Brusak, bekan­nter extrem rechter Lie­der­ma­ch­er und Dauerred­ner auf den neon­azis­tis­chen Ver­anstal­tun­gen in Ost­bran­den­burg, leit­ete die Demon­stra­tion ins­ge­samt. Nach dem Auf­takt marschierten die Nazis, wohl auf­grund ein­er kurzfristi­gen Routenän­derung, über den
Neben Deutschland- und Brandenburgfahne wehte auch die polnische Flagge (oder doch die Fahne Monacos?) in Frankfurt (Oder) auf der Neonazidemonstration.
Neben Deutsch­land- und Bran­den­burgfahne wehte auch die pol­nis­che Flagge (oder doch die Fahne Mona­cos?) in Frank­furt (Oder) auf der Neon­azidemon­stra­tion. Foto: Pressedienst_ffo

Brun­nen­platz zur Karl-Marx-Strasse, wo sie dann auf ihrer etwa 2km lan­gen Route ein­mal quer durch die Innen­stadt zogen. Mit “Wir sind das Volk” und “Wir sagen nein zum Asy­lanten­heim” het­zten sie in gewohn­ter Weise gegen Geflüchtete. Als Novum kann die wohl erst­ma­lige Beteili­gung pol­nis­ch­er Neon­azis an einem deutschen Neon­azi­auf­marsch gese­hen wer­den. “Frankfurt/Oder wehrt sich” hat­te bere­its im Vor­feld die pol­nis­che Bevölkerung dazu aufgerufen eben­falls gegen “Über­frem­dung” und “Geflüchtete” auf die Strasse zu gehen. Diesem Ruf fol­gten etwa 20 Neon­azis aus der Nach­barstadt Slu­bice. Das es wie dort, wie auch im restlichen Teil Polens, vor allem auf­grund der strik­ten Ablehnung von Geflüchteten kaum Asylbewerber_innen gibt, ist da neben­säch­lich. Beson­ders kurios wirk­te dann die mit­ge­brachte pol­nis­che Fahne zwis­chen den Deutsch­land- und Bran­den­burgfah­nen. Noch dazu, dass diese falsch herum getra­gen wurde.
Zum Abschluß zogen etwa 60 Antifaschist_innen spontan durch die Frankfurter Innenstadt.
Zum Abschluß zogen etwa 60 Antifaschist_innen spon­tan durch die Frank­furter Innen­stadt. Foto: Pressedienst_ffo

An den Gegen­protesten, die erneut vom Bünd­nis “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” in Zusam­me­nar­beit mit der Stadt und anderen Ini­tia­tiv­en organ­isiert wur­den, beteiligten sich ins­ge­samt etwa 200 Men­schen. Auf der zen­tralen Kundge­bung direkt vor dem Rathaus nur wenige Meter vom Auf­tak­tort der Neon­azidemon­stra­tion ent­fer­nt forderten u.a. der Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Wilke ein weltof­fenes Frank­furt, welch­es Geflüchtete willkom­men heißt und Het­zerIn­nen die Stirn bietet.
Ein Großaufge­bot der Polizei, u.a. mit Hun­den und Hub­schrauber vor Ort, ver­hin­derte jegliche Block­ade­v­er­suche von Antifaschist_innen. Teil­weise wirk­ten die Polizeikräfte jedoch auch unko­or­diniert. So wor­den Antifaschist_innen nicht zu anderen Gegendemonstrant_innen durchge­lassen und durch eine Polizeikette getren­nt, obwohl die Nazis bere­its ihre Ver­samm­lung been­det hat­ten und nicht mehr in unmit­tel­bar­er Nähe waren.
Weit­ere Bilder aus Frank­furt (Oder) hier und hier.
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Wasserwerfer als Pogida-Fronttranspi

Es schneit, es ist kalt und in Babels­berg tobt es auf den Straßen. Der Kiez ist her­aus­geputzt. Es ist mal wieder Mittwoch in Pots­dam und der Schlangenbeschwör­er Chris­t­ian Müller hat ma wieder eine Ver­anstal­tung des Pegi­da-Ablegers POGIDA angemeldet. Er und ein Sam­mel­suri­um an men­schen­ver­ach­t­en­den Wirrköpfen plante vom Bahn­hof Medi­en­stadt Rich­tung S‑Bahnhof Babels­berg zu marschieren. Es bot sich ein bre­ites Spek­trum an recht­saffinen jun­gen Män­nern und Frauen, kon­ser­v­a­tiv­en und älteren Men­schen, Verschwörungstheoretiker_innen, Putin­ver­liebten und son­sti­gen Mit­laufend­en. Auch Sympathisant_innen der „Iden­titären Bewe­gung“ waren wieder vertreten.
In Babels­berg waren sieben Gegen­ver­anstal­tun­gen angemeldet, u.a. gab es eine Demo des SV Babels­berg 03 mit 300 Teilnehmer_innen. Auf der Kundge­bung des Bünd­niss­es „Pots­dam beken­nt Farbe“ standen zeitweise eben­falls über 300 Men­schen an der geplanten Marschroute von POGIDA. Außer­dem gab es fünf weit­ere Ver­anstal­tun­gen rings um die angekündigte Neonaziroute.
Im Vor­feld des heuti­gen Demoabends waren mehrere Trans­par­ente in und um den Stadt­teil Babels­berg aufge­hangen wor­den, welche sich die früh angereis­ten Polizist_innen zum Anlass ihrer Beschäf­ti­gung nah­men. Über­haupt war dieser Pogi­dauf­marsch schon über Tage dämonisch her­auf­beschworen wor­den. Der Plan, die “Wohn­stube der Linken” (Zitat Chris­t­ian Müller) zu erobern provizierte diverse Krawallvorhersagen.
Geschützt von einem mas­siv­en Polizeiaufge­bot zog der Wan­derkessel um Chris­t­ian Müller zunächst wie geplant die Großbeeren­straße hin­unter. Dabei war die Sit­u­a­tion von Beginn an unüber­sichtlich. Die Pogidist_innen wur­den von allen Seit­en laut­stark übertönt, es kam zu vere­inzel­ten Böller­wür­fen und immer wieder zu hek­tis­chen Polizeibewe­gun­gen. Nach nur 450 Metern musste der Aufzug dann stop­pen. Selb­st diese Strecke kon­nte nur mit Polizes­palier und Wasser­w­er­fer an der Front des Auf­marsches ermöglicht wer­den. Linke Jugendliche hat­ten auf Höhe der Kleinen Straße eine Sitzblock­ade errichtet, die mit 150 Antifaschist_innen begann und auf 500 Men­schen anwuchs. Im Rück­en der Block­ade sorgten ca. 50 Per­so­n­en für eine weit­ere Beschäf­ti­gung der einge­set­zten Polizei­hun­dertschaften aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et. Es wur­den Müll­ton­nen und Teile ein­er Baustelle auf die Straße geräumt.
Auch im Vor­feld dieser bei­den Block­aden kam es im Babels­berg­er Kiez schon zu diversen dezen­tralen Aktio­nen — dies dürfte dazu beige­tra­gen haben, dass die Polizei die Block­ade nicht räu­men ließ und den Neon­azis um Chris­t­ian Müller auch keine Ersatzroute anbot.
Während­dessen gaben die Neon­azis ihren üblichen, ver­schwörungs­the­o­retis­chen Wirrsprech von sich, über “Wir sind das Volk” und “Merkel muss weg” gin­gen ihre Parolen sel­ten hin­aus. Aber auch diese Parolen blieben ihnen im Ver­lauf ihrer “Demon­stra­tion” im Halse steck­en. Nach über ein­er hal­ben Stunde, in der sie sich die Beine in den Bauch standen, kehrten sie zum Bahn­hof Medi­en­stadt zurück. Die dort gehal­te­nen Rede­beiträge lassen sich mit der Wort­gruppe “unter aller Kanone” bestens beschreiben. S. Graziani, Abge­sandter von Legi­da gab unter Applaus der Neon­azis von sich, dass die aktuelle “Völk­er­wan­derung kün­stlich aus­gelöst und von langer Hand geplant” sei, um “Europa zu desta­bil­isieren”. Wer da nicht die Hände überm Kopf zusam­men­schlägt und brül­lend weg ren­nt, kann kein Herz und keinen Ver­stand besitzen.
Übertönt wurde dieses Trauer­spiel von der nur wenige Meter ent­fer­n­ten Kundge­bung von “Pots­dam beken­nt Farbe” durch vielfältige Rufe, Kom­mentare und Musik. Um kurz vor 21.00 Uhr löste Chris­t­ian Müller den Auf­marsch auf, nicht ohne auf seinen näch­sten Ter­min in Pots­dam am 24. Feb­ru­ar sowie den Plan, bald tägliche POGI­DA-Aufmärsche durch­führen zu wollen, hinzuweisen.
Auf dem Heimweg der erfol­gre­ichen Antifaschist_innen kam es immer wieder zu schikanösen Per­son­alien­fest­stel­lun­gen und Fes­t­nah­men durch die Polizei. Die Stadt­teilkneipe “Nowawes” wurde mit dem Hin­ter­grund Straftäter_innen zu suchen, ohne Durch­suchungs­beschluss von Berlin­er Ein­satzhun­dertschaften bru­tal gestürmt.
Die Nach­bere­itung des Abends wird, neben gegen­seit­igem Schul­terk­lopfen, vor allem den Umgang mit Repres­sion und evtl. Gege­nanzeigen umfassen.
Wir lassen uns nicht krim­i­nal­isieren! Nicht heute und nicht in den näch­sten Wochen!

Seid dabei, am kom­menden Mittwoch um 17 Uhr am Lust­garten. Wir wer­den kraftvoll Rich­tung Born­st­edt demon­stri­eren, wo POGIDA seine näch­ste Ver­anstal­tun­gen angemeldet hat.
Ras­sis­mus tötet!
Aler­ta Antifascista! 

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

POGIDA-Karneval im Industriegebiet

Pots­dam — Auch an diesem Mittwoch fand das wöchentliche Schaulaufen des Pots­damer PEGIDA Ablegers POGIDA statt. Der Ini­tia­tor Chris­t­ian Müller meldete dies­mal südlich von Pots­dam, am Bahn­hof Rehbrücke, seine ras­sis­tisch, völkische Ver­anstal­tung an, welche später nach Alt Drewitz lief. Neben Chris­t­ian Müller und seinen Kam­er­aden waren auch Anhänger_innen der “Iden­titären Bewe­gung“ dabei.
Mal wieder war das Polizeiaufge­bot bemerkenswert, dass für ca. 100 POGI­DA-Sym­pa­thisan­tInnen den Schutz des Ver­samm­lungsrecht­es gewährleis­tete und die Möglichkeit­en für Gegendemonstrant_innen sys­tem­a­tisch ein­schränk­te. Unter anderem war im Vor­feld bekan­nt gewor­den, dass die Polizei die Route der anti­ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion “You´ll nev­er walk alone” vom Mag­nus-Zeller-Platz am Bah­n­damm abschnei­den würde. Auf­grund eines Beschlusses des Ver­wal­tungs­gerichts kon­nte die Demo kurzfristig mit ca. 300 Teilnehmer_innnen nach Rehbrücke geführt wer­den und endete in ein­er Sack­gasse, zur Pogi­da-Route hin abgeschirmt, im Indus­triege­bi­et. Der notwendi­ge und zuläs­sige Gegen­protest wurde so ein­mal mehr durch die Polizei behindert.
An der Kundge­bung des Bünd­niss­es „Pots­dam beken­nt Farbe“ in Rufweite zu den Pogi­da-Nazis nah­men rund 300 Men­schen teil. Eben­so kamen etwa 300 Men­schen zu ein­er Kundge­bung der Ini­tia­tive „Nuthethal beken­nt Farbe“ und demon­stri­erten laut­stark abseits der tat­säch­lichen Marschroute.
Der Demon­stra­tionszug ging an ein­er geplanten Geflüchtete­nun­terkun­ft in einem ehe­ma­li­gen Bau­markt vor­bei und führte nach Alt Drewitz, wo sich die Demo nach ein­er karnevalesken und kru­den Abschlussver­anstal­tung mit einem offen­em Mikro­fon auflöste.
Bere­its ent­lang früher­er Routen lagen Unterkün­fte für Geflüchtete, die Ziel der ras­sis­tis­chen Het­ze des selb­ster­nan­nten Chefs von POGIDA und sein­er Anhänger_innen wur­den. Hier­bei wird ver­sucht an beste­hende Ressen­ti­ments in der örtlichen Bevölkerung anzuknüpfen. So wurde bere­its im Vor­feld bekan­nt, dass sich in Rehbrücke als Reak­tion auf die angekündigte Eröff­nung ein­er Geflüchtete­nun­terkun­ft eine Bürg­er­wehr grün­den wollte — kein Einzelfall von Seit­en organ­isiert­er Rassist_innen in Kalt­land. Die Beiträge einiger Teilnehmer_innen am „open mic“ waren so ver­wor­ren, dass bere­its nach weni­gen Minuten ein Großteil die Demon­stra­tion offen­bar frei­willig ver­ließ und auf der Route über die Nuthewiesen zurück zum Bahn­hof Rehbrücke lief.
Sowohl heute und in Zukun­ft gilt: Störende Aktio­nen gegen aggres­sive Auf­forderun­gen der Ras­sistin­nen um POGIDA sind unab­d­ing­bar. Der antifaschis­tis­che Wider­stand auf der Straße und die aktive Auseinan­der­set­zung gegen POGIDA wird von vie­len ver­schiede­nen Men­schen getra­gen und sie erleben wie der legit­ime und wichtige Protest von der Polizei behin­dert wird. POGIDA wird nicht von alleine ver­schwinden und lei­der auch nicht durch Kundge­bun­gen abseits des Geschehens verhindert.
Am näch­sten Mittwoch will POGIDA ihren kon­ser­v­a­tiv­en, ras­sis­tis­chen und nation­al­is­tis­chen „Abendspazier­gang“ an der Wet­zlaer Straße in Babels­berg starten und zum S‑Bahnhof Babels­berg laufen.
Wir zeigen seit mit­tler­weile fünf Wochen, dass uns unendliche viele PolizistIn­nen nicht davon abhal­ten unseren Protest auf die Straße zu brin­gen. Auch diese Woche waren wieder rund 1000 Men­schen gegen POGIDA auf der Straße. Ras­simus muss benan­nt und bekämpft wer­den! Lasst es nicht zu, dass Rassist_innen und Neon­azis ihre braune Scheiße auf die Straße tragen!
Brin­gen wir den Nudel­topp zum Überkochen! Aler­ta Antifascista!
Seid wieder dabei, wenn es wieder heißt: POGIDA stoppen!
Aktuelle Infos unter www.nopogida.de und @TickerPotsdam
Fotos vom heuti­gen Abend:
https://flic.kr/s/aHskqQBHqn
https://flic.kr/s/aHsku9tJpD

Inforiot